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Jahresbericht 2009 - Murg Stiftung

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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> des Externen Psychiatrischen Dienstes<br />

Was ist Mobbing?<br />

Dr. med. Violeta Lapadatovic, Assistenzärztin<br />

14 Der Begriff stammt aus dem Englischen<br />

«to mob» und bedeutet soviel<br />

wie ärgern, schikanieren. Massgeblich<br />

geprägt wurde der Ausdruck<br />

durch den Verhaltensforscher Konrad<br />

Lorenz (1963). 1969 verwendete<br />

der schwedische Arzt Heinemann<br />

den Begriff für das Phänomen, dass Gruppen eine sich von<br />

der Norm abweichend verhaltende Person attackieren oder<br />

ausgrenzen. Der schwedische Arzt und Psychologe Heinz<br />

Leymann sprach als Erster von Mobbing am Arbeitsplatz.<br />

Nach 20 Jahren Forschung veröffentlichte er anfangs der<br />

90er-Jahre seine Arbeit.<br />

Seine Definition: Mobbing kann überall vorkommen, wo<br />

Menschen zusammenarbeiten oder zueinander in Beziehungen<br />

stehen. In der Schule, am Arbeitsplatz, in einem Verein,<br />

in der Nachbarschaft oder in der Familie.<br />

Aufgrund einer allgemeinen Unzufriedenheit, die nicht weiter<br />

thematisiert werden kann, wird eine Person oder eine<br />

Personengruppe systematisch, häufig, wiederholt und über<br />

einen längeren Zeitraum (mindestens ein halbes Jahr) schikaniert,<br />

beleidigt, ausgegrenzt, mit kränkenden Arbeitsaufgaben<br />

bedacht sowie blossgestellt. Dies mit der Wirkung,<br />

dass die gemobbte Person mit der Zeit «kaputt geht».<br />

Wenn der Arbeitsplatz zum Albtraum wird<br />

Einstellungsstopp, Kurzarbeit und Stellenabbau sind derzeit<br />

aktuelle Themen in vielen Unternehmen.<br />

Immer häufiger treten als Begleiterscheinung auch Unstimmigkeiten<br />

am Arbeitsplatz auf. Mitarbeiter sind unzufrieden<br />

und haben Angst. Der Druck am Arbeitsplatz nimmt<br />

zu. Mobbing kann eine Antwort auf diesen Druck sein. Solche<br />

permanente Belastungssituationen und persönliche Angriffe<br />

führen zu Atemnot, Nervosität, Erschöpfungsgefühlen,<br />

Schmerzen, Einsamkeit, Ängsten, Medikamentenkonsum,<br />

Schlafstörungen, Appetitminderung, Depressionen, Kreislaufproblemen,<br />

Rückzug, Versagenszuständen. Selten und<br />

höchstens bei schweren Mobbingsituationen, kann es sogar<br />

zu Suizidalitätshandlungen kommen.<br />

Mobbing-Dynamik nach Leymann:<br />

Phase 1, Schlechte Konfliktfähigkeit<br />

Unausgetragene Konflikte<br />

Phase 2, Feindseligkeiten<br />

Gehässigkeiten gegen eine Person (Sündenbock-Phänomen)<br />

Phase 3, Rechts- und Machtübergriffe<br />

Konfrontationen verstärken sich, Ausgrenzung, Isolation,<br />

Respektlosigkeit, Unsicherheit, Nahelegung der Kündigung<br />

Phase 4, Ausschluss aus der Arbeitswelt<br />

Krankschreibung, Frührente, Kündigung, Gewalt<br />

Mobbing-Handlungen nach Leymann<br />

Mobbinghandlungen orientiert sich an fünf Kategorien:<br />

– Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen<br />

Beispiel: Man wird ständig unterbrochen<br />

– Angriffe auf die sozialen Beziehungen<br />

Beispiel: Man wird wie Luft behandelt<br />

– Angriffe auf das soziale Ansehen<br />

Beispiel: Man verbreitet Gerüchte<br />

– Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation<br />

Beispiel: Man gibt sinnlose Arbeitsaufträge<br />

– Angriffe auf die Gesundheit<br />

Beispiel: Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten<br />

Folgen des Mobbings für Betroffene:<br />

Physische, psychische, verhaltensmässige, soziale (auch im<br />

Familien und Freundeskreis) sowie finanzielle Auswirkungen.<br />

Folgen des Mobbings für den Betrieb und die<br />

Volkswirtschaft<br />

Fehlzeiten, Minderproduktion (sowohl bei der betroffenen<br />

Person, wie auch beim Aggressor), Beeinträchtigung des Arbeitsklimas<br />

(Kostenfolge, geringere Lernbereitschaft) und<br />

höhere Kosten für Krankenkassen und Rentenwesen.

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