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Jahresbericht 2009 - Murg Stiftung

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Risikoverhalten<br />

Zu den risikoreichen Verhaltensweisen wie Schule schwänzen,<br />

ohne Erlaubnis der Eltern eine ganze Nacht von zu<br />

Hause fortbleiben, regelmässiger (wöchentlicher) Alkoholkonsum,<br />

sowie der Konsum von Cannabis und harten<br />

Drogen konnte ein klarer Zusammenhang zu delinquentem<br />

Verhalten aufgezeigt werden. Besonders stark ist dieser Zusammenhang<br />

für den Drogenverkauf. Ganze 31 Prozent aller<br />

Jugendlichen, die Cannabis konsumieren, dealen auch mit<br />

Drogen. Ein Viertel aller Jugendlichen haben in den letzten<br />

zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert.<br />

Auffallend ist generell die recht enge Verknüpfung zwischen<br />

Delinquenz und Cannabiskonsum.<br />

SIG OR<br />

Körperverletzung *** 3.3 9.0<br />

kein Cannabiskonsum<br />

24.5<br />

Cannabiskonsum<br />

Gruppenschlägerei *** 3.1<br />

10.3<br />

26.4<br />

Raub *** 4.9<br />

1.6<br />

7.5<br />

sexuelle Gewalt * 2.2 0.6<br />

1.3<br />

Ladendiebstahl *** 5.2<br />

16.1<br />

49.6<br />

sonstiger Diebstahl *** 3.1<br />

16.8<br />

38.4<br />

Velo-/Mofadiebstahl *** 6.4<br />

6.5<br />

30.7<br />

Einbruch *** 8.6<br />

1.0<br />

8.0<br />

Vandalismus *** 6.5<br />

10.5<br />

43.2<br />

Waffentragen *** 5.2<br />

8.3<br />

32.1<br />

Drogenverkauf ***23.6<br />

1.8<br />

30.6<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Jahresprävalenz (in %)<br />

Tatumstände<br />

Es wurde festgestellt, dass am Abend (nach 20 Uhr) oder<br />

nachts nicht nur überproportional mehr Gewaltdelikte<br />

verübt werden, sondern dass sie auch häufiger in Gruppen<br />

und unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen begangen<br />

werden. Auch zeigte sich, dass ein Grossteil der Delikte an<br />

öffentlichen Orten geschehen, wo die Jugendlichen unter<br />

keinerlei Aufsicht von erwachsenen Personen sind. 19 Prozent<br />

aller Raubüberfälle und Körperverletzungen geschehen<br />

während der Schulzeit. 15 Prozent aller Gewaltdelikte werden<br />

aus Langeweile verübt. Bei Gruppendelikten geschieht<br />

die Tat häufiger aus Langeweile als bei Einzeldelikten.<br />

Was ist zu tun<br />

Klare elterliche und schulische Regeln, traditionelle Familienverhältnisse<br />

(zusammen mit Mutter und Vater), familiäre<br />

Freizeitgestaltung, Aufklärung über die Gefahr von Alkoholund<br />

Drogenkonsum und – besonders wichtig – sinnvolle Lebensaufgaben<br />

sind Schutzfaktoren gegen Gewalt für unsere<br />

Jugendlichen. Regeln, deren Nicht-Durchsetzung «normal»<br />

sind, werden nicht ernst genommen und verlieren ihre Wirkung.<br />

Da Gewalt in den Schulen häufig ist (19 Prozent!),<br />

sollte die Schule genügend Erwachsene auf den Schulhof<br />

schicken, um eine gute Aufsicht über die Schüleraktivitäten<br />

zu gewährleisten. Die Erwachsenen müssen auch bereit sein,<br />

in Gewaltsituationen schnell und entschlossen einzugreifen,<br />

und dies auch in Situationen, in denen nur der Verdacht<br />

besteht, dass Gewalt stattfindet. Ein entschlossenes und konsequentes<br />

Eingreifen durch Erwachsene verrät eine wichtige<br />

Einstellung: «Wir akzeptieren Gewalt nicht.» Der weltweit<br />

anerkannte Psychologieprofessor und Gewaltexperte Albert<br />

Bandura schreibt zum Thema Aggression: «Menschen werden<br />

nicht mit einem vorgeformten Repertoire aggressiver<br />

Verhaltensweisen geboren, sie müssen sie auf irgendeine Art<br />

und Weise lernen.» Kinder und Jugendliche lernen demzufolge<br />

aggressives Verhalten von Vorbildern, wie sie ihnen in<br />

Video- und Computerspielen, im Fernsehen und in der Musik<br />

dargeboten werden. Selbst Kinder, die keine Aggressionsbereitschaft<br />

mitbringen, übernehmen Aggressionsverhalten<br />

von Vorbildern (Bandura): «Offensichtlich muss man nicht<br />

emotional gestört oder hyperaggressiv sein, um aggressive<br />

Taktiken durch Beobachtung zu lernen. Sanfte Kinder lernen<br />

genauso viel von einem aggressiven Vorbild wie aggressive<br />

Kinder».<br />

Übrigens kann sich jede interessierte Person den vollständigen<br />

Forschungsbericht unter dem Stichwort «Jugenddelinquenz<br />

im Kanton St. Gallen» im Internet herunterladen.<br />

Quelle:<br />

http://www.rwi.uzh.ch/lehreforschung/alphabetisch/killias/<br />

JugenddelinquenzSG.pdf<br />

■<br />

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