Autorenpapier - Fritz Kuhn MdB
Autorenpapier - Fritz Kuhn MdB
Autorenpapier - Fritz Kuhn MdB
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
dern auch befördert. Er macht die Neuen Bundesländer aber dauerhaft von den Transfers des<br />
Bundes und der westdeutschen Länder abhängig und erschwert die Entstehung einer sich<br />
selbst tragenden wirtschaftlichen Infrastruktur. Zu diesem Kardinalfehler gesellt sich die Verlängerung<br />
der Investitionszulage, einer Förderung unternehmerischer Investitionen mit der<br />
Gießkanne. Hier werden große Summen verschwendet, statt Schwerpunkte bei der Förderung<br />
in den Bereichen zu setzen, die Zukunft haben und eine neue Generation selbst verantwortlicher<br />
Unternehmer fördern. Die Investitionszulage fördert keineswegs das Entstehen so genannter<br />
Zukunftscluster, vielmehr steht sie diesen im Wege.<br />
<br />
Während in den letzten Jahren ein erheblicher Investitionsabfluss aus deutschen Unternehmen<br />
und Anlegervermögen zu beobachten ist, liegt Deutschland bei den ausländischen Direktinvestitionen<br />
weit hinter anderen Ländern, sogar hinter Frankreich. Durch die in ihrer Ausrichtung<br />
verlogene „Heuschreckendebatte“ verschärft sich dieses Problem noch. Einerseits<br />
scheren die Sozialdemokraten alle Fondsgesellschaften in pauschal negativer Weise über einen<br />
Kamm, andererseits machen sie bei Privatisierungen von Bundesbesitz beste Geschäfte<br />
mit ihnen. Die Steuer mindernde Anrechnung von Schuldzinsen hat in Deutschland dazu geführt,<br />
dass sich diese Fondsgesellschaften vor allem dort tummeln, wo aus Unternehmen im<br />
großen Stil Eigenkapital entnommen und durch Fremdkapital ersetzt werden kann. In Zeiten<br />
steigender Zinsen kann das Unternehmen in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Die populistische<br />
Heuschreckendebatte verstellt auch den Blick auf die fundamentalen Risiken, die milliardenschwere<br />
Hedgefonds für Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige darstellen. Eine<br />
sinnvolle Regulierung dieses Marktes ist in diesem Umfeld nur schwer möglich. Es fehlen darüber<br />
hinaus zündende Ideen für Private Equity und Wagniskapital, um die Liquidität Kleinerer<br />
und Mittlerer Unternehmen durch Kapitalzufluss aus dem Ausland zu verbessern.<br />
<br />
Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Das wirkt sich radikal auf die Erwerbsbiographien aus.<br />
Der Wechsel von abhängiger Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Selbstständigkeit, Zeitarbeit etc.<br />
prägt immer mehr Erwerbsverläufe. Heute sind schon ein Drittel der Arbeitsplätze davon betroffen.<br />
Diese Unstetigkeit wird von den sozialen Sicherungssystemen nicht erfasst, sie orientieren<br />
sich nach wie vor am Normalarbeitsverhältnis. Dadurch weist das soziale Netz mehr<br />
und mehr Lücken auf. Konzepte der großen Koalition für eine Anpassung der Systeme an diese<br />
Veränderungen sind Fehlanzeige. Die Weiterentwicklung des Arbeitslosengeldes II in eine<br />
Grundsicherung wird ebenso wenig in Angriff genommen wie die Anpassung sozialer Sicherungssysteme<br />
an unstete Erwerbsbiographien. Der Arbeitsmarkt ist zu undurchlässig. Während<br />
kein Anstoß genommen wird an der subventionsgetriebenen Schaffung von Arbeitsplätzen,<br />
wie zum Beispiel der Standortentscheidung von BMW für Leipzig, versuchen Teile der<br />
großen Koalition staatliche Hilfen für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zu stigmatisieren,<br />
statt diese neue Unternehmerschicht zu fördern.<br />
<br />
Während von den abhängig Beschäftigten mit Hinweis auf den globalisierungsbedingt gestiegenen<br />
Wettbewerbsdruck mehr Flexibilität, höhere Abgabenbelastungen und mehr Eigenvor-<br />
Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag / AutorInnenpapier: Grüne Marktwirtschaft 12 / 43