Z12 Die Frage nach dem Fundament Kostprobe
Welche Werte prägen unsere Gesellschaft und worauf sind diese gegründet. 42 Seiten von 60 als Kostprobe der neuen Ausgabe des Werte-Magazins
Welche Werte prägen unsere Gesellschaft und worauf sind diese gegründet.
42 Seiten von 60 als Kostprobe der neuen Ausgabe des Werte-Magazins
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Testimonial<br />
Foto: © Agentur-PJI/Bundesarchiv_101I-656-6103-07<br />
Bei deinem Namen gerufen<br />
Christa Meves erinnert sich in ihrem langen Leben an einen Moment, in <strong>dem</strong> sie als<br />
19-jährige Studentin, auf einem Gefechtsstand <strong>dem</strong> unaufhörlichen Bombenhagel ausgesetzt,<br />
ihr Ende unmittelbar vor Augen hatte.<br />
Es konnte ja nur eine Feuerpause sein; es<br />
war auch gewiss nicht die letzte Welle der<br />
herandröhnenden Bomber. Ich wusste das;<br />
denn ich saß als Flakwaffenhelferin im Gefechtsstand<br />
einer Flakbatterie in der Nähe von Bitterfeld<br />
und hatte die Aufgabe, in der Deutschlandkarte<br />
kleine Holzflugzeuge anzubringen – die<br />
„roten Enten“ kennzeichneten die angreifenden<br />
Bomber –, je <strong>nach</strong> den mir per Funk übermittelten<br />
Positionsangaben. Draußen, gewissermaßen „auf<br />
der Brücke“, stand der Kommandant der Stellung.<br />
Mit aufmerksamen Augen schaute er durch<br />
einen Sehschlitz in den Bunker hinein und auf diese<br />
Karte, um <strong>nach</strong> diesen Angaben <strong>dem</strong> Ring der<br />
schweren Flakgeschütze seinen Schießbefehl zu<br />
geben, die hier zur Verteidigung des größten Benzinwerkes<br />
Deutschland, der Leuna- und Bunawerke,<br />
aufgestellt waren.<br />
In den Winternächten des Jahres 1945 flogen<br />
meine „roten Enten“ immer seltener irgendwo<br />
anders hin – sie nahmen wieder und wieder Kurs<br />
direkt auf unseren Standort zu. Hölle. Das Zischen<br />
und Pfeifen der Bomben, die Feuervulkane<br />
der Explosionen, das fürchterliche Donnern der<br />
schwersten Flakkanonen – Untergang. Es war sicher:<br />
Heute oder morgen würde unweigerlich das<br />
Ende kommen, wie schon für so viele unserer<br />
Freunde … Es gab kein Entrinnen.<br />
Ich hatte eine kleine Taschenbibel bei mir, und die<br />
schlug ich auf, mit einem Stoßgebet in die unheimliche<br />
Stille der Feuerpause hinein. In dieser Ausgabe<br />
waren die wichtigsten Stellen fettgedruckt, und meine<br />
Augen fielen auf einen Satz bei Jesaja 43:<br />
„Fürchte dich nicht; denn ich<br />
habe dich erlöst. Ich habe dich bei<br />
deinem Namen gerufen; du bist<br />
mein! Denn so du durch Wasser<br />
gehst, will ich bei dir sein, dass dich<br />
die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du<br />
durch Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und<br />
die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin<br />
der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland,<br />
… und ich habe dich lieb. …<br />
So fürchte dich nun nicht; denn ich bin bei dir.“<br />
Ich hatte<br />
eine kleine<br />
Bibel bei mir, in<br />
der Stille der<br />
Feuerpause<br />
schlug ich<br />
sie auf<br />
Z für Zukunft<br />
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