Vom Werden und Vergehen

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In der szenischen Umsetzung muss der Blick der Zuschauer gelenkt werden. Hintergrund ist eine konzeptionelle Entscheidung: Das Material soll mit seinen Geschichten im Vordergrund bleiben. Von einer früheren Arbeit – Aus dem Haus heraus (2003) – berichtet Barbara Kölling: Je mehr Geschichten wir erzählen, umso mehr verschwindet das Material – es ist dann nur Requisite und Bühnenbild. Die Geschichte drängt sich nach vorn. Und das ist unser Untersuchungs-Fokus geworden. Wie kriege ich das Material stark? Wie bringe ich es dazu, dass es seine Geschichten erzählt? Mit dem zweiten Spieler bei Ha zwei oohh kamen mehr spielerische Möglichkeiten auf die Bühne, die aber auch Probleme mit sich brachten. Die beiden wichtigsten Probleme in den Proben waren: Erstens nicht zu sehr in das Spiel miteinander zu verfallen und so das Material und das Publikum aus den Augen zu verlieren; zweitens die Konkurrenz der Spieler um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu verringern. Barbara Kölling musste auf den Proben häufig das Spiel der beiden Männer, die mit Wasser spielen, umlenken: Im Prozess war das manchmal schwierig, weil sich die Beziehungsebenen zwischen den männlichen Spielern nach vorn drängten. Sie sollten nicht die zentrale Rolle spielen. Aber es passiert wahnsinnig schnell – dieses typische Schauspiel sozusagen. Man meint, man hat da irgendwas miteinander, aber darum ging es gar nicht. Wir mussten im Grunde die Situationen immer wieder auf das Material zurückführen. Musik als Mitspieler im Theater für die Allerkleinsten Roman D. Metzner sieht sich in seiner Arbeit im HELIOS Theater mit den elementaren Fragen der Musik konfrontiert: „Fragen wie: Was ist überhaupt Musik? Was ist Klang? Was ist Ton? Was ist Rhythmus?“ Im Zusammenhang mit dem jeweiligen Material spürt er den Antworten auf unterschiedliche Art nach. Er hat bei allen vier Produktionen Musik gemacht oder diese mit verantwortet. Er beschreibt die Bedeutung der Musik bei Ha zwei oohh fogendermaßen: Die Musik ist kaum sichtbar, sie ist unscheinbar. Zentral war die Idee des Fließens. Ich wollte keine Kontraste oder Kontrapunkte zur szenischen Handlung setzen. Ich habe versucht, zu verweben – die Sounds von der Bühne mit denen, die im Zuschauerraum passieren. Es ist logisch, dass man das dann schnell überhört, aber es trägt zur Stimmung bei und zur Aufmerksamkeit. Mir ging es bei dieser Produktion gar nicht darum, Musik zu machen, sondern Sensibilität und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Nur indem ich Musik spiele oder weglasse. 58
Der Weg zur richtigen Musik ist mindestens ebenso schwierig wie das Entwickeln der richtigen szenischen Abläufe. Michael Lurse: Das Finden der richtigen Musik für das Stück Ha zwei oohh war das bislang Schwierigste in unseren Theaterprojekten. Die Frage war: Welchen Impuls gibt sie ins Spiel? Wie ist sie mit dem Wasser verbunden? Bei Erde, Stock und Stein war irgendwann klar: Luft = Trompete. So etwas war beim Wasser viel schwieriger zu finden. Roman D. Metzner zu seiner Konzeption: Ich spiele bei Ha zwei oohh nur Strukturen. Ich wollte auf musikalischer Ebene einen Zugang zum Wasser finden, der dem Verhalten von Wasser entspricht. Aber Wasser kann man nicht 100 Prozent genau lenken, man weiß nie, was passiert. Dieses Problem habe ich versucht, in Musik umzusetzen. Das Grundinstrument ist für mich dabei ein Zufallsgenerator. Der erzeugt gewisse Töne, die ich nur in der Lautstärke und in der Anzahl der Töne steuern kann. Doch nur der Zufallsgenerator entscheidet, wann er welchen Ton spielt. Am Faden entlang, 2013 Lisa Maria Heigl, Anna-Sophia Zimniak, Michael Lurse 59
Seite 1 und 2: Vom Werden und Vergehen Das HELIOS
Seite 3 und 4: Mit Blick auf eine Vorstellung in F
Seite 5 und 6: Dass alle Bühnenräume auf geometr
Seite 7 und 8: Wir haben zuerst überlegt, ob wir
Seite 9: Ha zwei oohh 2010 Matthias Damberg,
Seite 13: Nach und nach wurde für jede Produ

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