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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
www.dasbiber.at<br />
mit scharf<br />
Magazin für<br />
neue Österreicher<br />
<strong>WINTER</strong><br />
20<strong>14</strong>/2<strong>01</strong>5<br />
<strong>WINTER</strong><br />
<strong>BIBER</strong><br />
ZIEH DICH<br />
WARM AN!<br />
CRUISEN MIT HAFTBEFEHL<br />
STRACHES BLACK ARTIST<br />
MEINE ROLLE:<br />
AUSLÄNDER LEICHE<br />
KRIEGSGERICHT IN LINZ
PLAYLIST<br />
3<br />
DIE PLAYLIST VON<br />
SEBASTIAN PRÖDL<br />
& DER ÖSTERREICHISCHEN<br />
NATIONALMANNSCHAFT<br />
INTERVIEW: MAIDA DEDAGIC<br />
Drei beliebte Songs aus<br />
der Kabinen-Playlist?<br />
uDavid Guetta – Dangerous<br />
uJeremih – Don’t tell `em<br />
u Axwell – In my mind<br />
Sebastian Prödl sorgt für die Defensive auf dem Fußballfeld und<br />
für die musikalische Offensive in der Kabine der österreichischen<br />
Nationalmannschaft. Biber wollte es genau wissen: Welche<br />
Musik motiviert die Nationalelf zum aktuellen Erfolg?<br />
u Wie viele Songs stehen in deiner<br />
Playlist zur Auswahl?<br />
Ich hab ca. 4.000 Songs auf meinem iPhone.<br />
Das schließen wir dann in der Kabine an.<br />
u Zuerst hat ja Marko Arnautovic für Musik<br />
gesorgt, aber die Mannschaft hat ihn mit dir<br />
ersetzt. Was hört er denn?<br />
Marko hört Hip-Hop & R’n’B, das trifft halt nicht<br />
jedermanns Geschmack in der Kabine.<br />
u Was ist DER Song der<br />
Nationalmannschaft?<br />
Rainhard Fendrich – I am from Austria!<br />
Damit identifizieren sich alle.<br />
u Welches Lied lief vor dem Sieg<br />
gegen Russland?<br />
Da hatten wir Macklemore & Ryan<br />
Lewis – Can’t hold us.<br />
u Was läuft nach dem Spiel?<br />
Da ist jeder für sich. Ich mag Songs<br />
zum Regenerieren von Coldplay,<br />
Sam Smith oder John Legend.<br />
u Hört ihr Musik beim Training?<br />
Nur beim Krafttraining: Für Power<br />
sorgen elektronische Songs wie der<br />
„Tsunami“-Hit von DVBBS.<br />
u Welcher Fußball-Schlachtruf<br />
feuert auf dem Feld gut an?<br />
„Immer wieder Österreich.“.<br />
„ IMMER WIEDER<br />
ÖSTERREICH.<br />
“<br />
u Deine Lieblingsmusiker privat?<br />
Kings of Leon und 30 Seconds To<br />
Mars zum Beispiel.<br />
u Deine erste CD?<br />
Das war das Doppelalbum von<br />
Michael Jackson: History.<br />
u Mit welchem Mannschaftskollegen<br />
würdest du auf ein Konzert gehen?<br />
Mit meinem ÖFB-Zimmernachbarn Martin<br />
Harnik zu einem Coldplay-Konzert.<br />
u Welcher Weihnachtssong<br />
nervt?<br />
Vor allem „Last Christmas“!<br />
Und eigentlich alle<br />
außer„Driving Home<br />
for Christmas“ von<br />
Chris Rea, wenn ich<br />
zum Weihnachtsurlaub<br />
heimfahre.<br />
u Dein Musiktipp für 2<strong>01</strong>5?<br />
Das Neujahrskonzert der<br />
Wiener Philharmoniker, kein<br />
Scherz. Einmal im Leben<br />
möchte ich da live dabei sein.<br />
ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com<br />
u Apropos Österreich, ein<br />
heimischer Lieblingsact?<br />
Falco ist ein cooler Typ. Und<br />
Klangkarussel höre ich gerne.<br />
SEBASTIAN PRÖDL<br />
Kabinen-DJ Sebastian Prödl ist seit 2007<br />
österreichischer Nationalspieler und als<br />
Abwehrchef bei Werder Bremen verpflichtet.<br />
u Eine nicht-musikalische Frage:<br />
Holt Österreich sich die Euro-Quali?<br />
Wir sind super gestartet und stehen<br />
sehr gut, aber wir wollen uns nicht<br />
zu früh freuen.
4<br />
INHALT<br />
DEZEMBER 20<strong>14</strong>/JÄNNER 2<strong>01</strong>5<br />
3_Am iPod von Sebastian Prödl:<br />
Der Kabinen-DJ verrät, welche Lieder<br />
die österreichische Nationalmannschaft<br />
vor einem Spiel hört.<br />
08_Ivanas Welt<br />
Ivana will ihrer Mutter die Welt zeigen.<br />
POLITIKA<br />
<strong>12</strong>_Bosnisches Kriegsverbrechen<br />
goes Linz: Zum ersten Mal landet ein<br />
derartiger Fall vor einem österreichischen<br />
Gericht.<br />
16_Kenan Güngör: Der Soziologe und<br />
Integrationsexperte im Gespräch über<br />
Turboradikalisierung und warum der<br />
Dschihadismus zum Jugendkult wird.<br />
19_HC kauft mein Bild: Wieso ein<br />
jamaikanischer Künstler Strache-Fan ist.<br />
20_Zocken statt saufen: Der ehemalige<br />
Croupier und Spielsuchtexperte Aron<br />
Kampusch erklärt, warum Migranten<br />
stärker von Spielsucht betroffen sind als<br />
Österreicher.<br />
biber zu Besuch<br />
bei Haftbefehl! Der<br />
deutsch-kurdische<br />
Rapper erzählt im<br />
Interview über seine<br />
Ex-Karriere als<br />
Drogendealer und<br />
warum es keine politischen<br />
Statements mehr<br />
auf seinem neuen<br />
Album gibt.<br />
24<br />
Kriegsgericht in<br />
Österreich: Wegen<br />
der angeblichen<br />
Ermordung von 16<br />
Serben soll einem<br />
eingebürgerten<br />
Bosnier 2<strong>01</strong>5 in Linz<br />
der Prozess gemacht<br />
werden.<br />
<strong>12</strong><br />
RAMBAZAMBA<br />
24_Ein Besuch im Azzlackz-Studio in<br />
Frankfurt: „Baba Haft“ spricht über den<br />
Islam, Kanaken in Deutschland und sein<br />
neues Album.<br />
28_Baking bad! Wir verraten euch wo es<br />
auch nachts den besten und frischesten<br />
Börek Wiens gibt.<br />
32_Nix verstehn: Warum manche<br />
Migranten ihre eigene Muttersprache nicht<br />
sprechen.<br />
Es ist fünf Uhr<br />
morgens, du hast die<br />
ganze Nacht durchgetanzt<br />
und riesigen<br />
Hunger? Auf Seite 28<br />
erfährst du, wo du hin<br />
musst, um auch mitten<br />
in der Nacht den<br />
besten Börek zu essen.<br />
28
5<br />
Hinter jeder Mütze steckt<br />
ein Statement! Egal ob mit<br />
Bommel, bunten Farben<br />
oder Leo-Ohren: Hauben<br />
sind viel mehr als nur<br />
Ohrenwärmer. Wir<br />
haben den ultimativen<br />
biber-Hauben-Guide<br />
zusammengestellt.<br />
50<br />
KARRIERE<br />
36_Biz-News: Alles rund um das<br />
Thema Lehrlinge.<br />
38_Lehrlinge auf Erfolgskurs:<br />
Gehaltsexperte Conrad Pramböck verrät,<br />
wie weit man mit einer Lehre kommen<br />
kann<br />
43_VHS-Geschäftsführer Mario Rieder<br />
über die am besten besuchten VHS-Kurse.<br />
TECHNIK<br />
46_Was gibt‘s Neues? Adam gibt<br />
Tipps wie man Männern die besten<br />
Weihnachtsgeschenke macht.<br />
LIFE & STYLE<br />
48_Lifestyle-Tips: Delna über die perfekte<br />
Wohnung und Spitzenunterwäsche.<br />
50_Unter die Haube! Welche Mütze<br />
steht deinem Kopf?<br />
KULTUR<br />
54_Kultur mit scharf: Guckst du,<br />
hörst du, liest du!<br />
56_Die Rolle als Ausländerleiche:<br />
Migrantische Schauspieler packen aus.<br />
60_FAKEBOOK: Welttorhüter<br />
Manuel Neuer<br />
Gesucht: Junge, hübsche Migrantin. Für welche Rolle?<br />
Die einer Prostituierten. Wir haben mit drei Schauspielern<br />
mit Migrationshintergrund über ihre Erfahrung in der<br />
österreichischen Theater- und Filmwelt gesprochen.<br />
56<br />
62_Die Leiden des jungen Todor:<br />
Bloß nicht beschweren!<br />
Marko Mestrović, Christoph Schlessmann, ODD ANDERSEN / AFP /<br />
picturedesk.com, Christoph Liebentritt
6<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leser und Innen,<br />
Zwei Kernfragen haben uns in dieser Winter-biber-Ausgabe beschäftigt:<br />
1. Warum wollen österreichische Jugendliche in den Jihad nach Syrien?<br />
2. Warum haben manche Menschen Haubengesichter und andere nicht?<br />
Die zweite Frage kann nur Gott oder biber-Stylomat Schadi beantworten.<br />
Für die erste haben wir DEN Experten zu Rat gezogen: Integrationsexperte<br />
und Soziologe Kenan Güngör beschreibt die<br />
syrische Lagerromantik, den jugendlichen Wunsch<br />
nach Ordnung und das neue Wir-Gefühl unter<br />
Muslimen. Und warum Rap so wichtig beim Recruiting<br />
ist.<br />
Apropos böser Rap: biber traf den Babo-Bad Boy<br />
„Haftbefehl“ zum Exklusiv-Interview in Frankfurt.<br />
Unsere biber-Akademie-Stipendiatin Yasmin flog<br />
extra hin und cruiste mit ihm gleich in seinem<br />
Jaguar eine Runde um den Block. Der Ex-Drogendealer<br />
und deutscher Rap-Durchstarter plaudert<br />
bei einer Wurstsemmel über seine schlimme<br />
Yasmin mit Babo: Weil sie das<br />
Exklusiv-Interview ganz alleine klar<br />
gemacht hat, kriegt sie (noch) einen<br />
biber-Orden verliehen.<br />
Vergangenheit und warum er auf seinem neuen Album lieber die Finger von<br />
politischen Statements lässt.<br />
Natürlich haben wir uns noch viel mehr gefragt. Zum Beispiel: Warum<br />
läuft ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher aus dem Bosnienkrieg frei in Linz<br />
herum? Unsere bosnische Investigativ-Redakteurin ist den Dingen auf den<br />
Grund gegangen.<br />
Außerdem beschäftigte uns ein blaues Wunder: FPÖ-Chef Strache kauft<br />
Malerei eines Black Artists in Wien. Wieso warum weshalb lest ihr ein paar<br />
Seiten weiter.<br />
Viel Spaß mit den Antworten!<br />
Die ganze biber-Redaktion wünscht Euch ein wundervolles neues Jahr:<br />
Sretan Božić, Yeni yılınız kutlu olsun, Весела Коледа, Kellemes karácsonyi<br />
ünnepeket kivánunk und Craciun fericit!<br />
Florian Wieser<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />
Delna Antia<br />
ONLINE:<br />
Amar Rajković<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed<br />
Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska,<br />
Ayper Cetin, Amélie Chapalain, Maida Dedagić,<br />
Amra Ducić, Ali Cem Deniz, Nana Egger, Susanne<br />
Einzenberger, Menerva Hammad, Tina Herzl,<br />
Markus Hollo, Mahir Jamal, Lyudmila Gyurova,<br />
Sophie Kirchner, Maria Matthies, Marko Mestrović,<br />
Ivana Martinović, Marie-Noel Ntwa,Anastasia<br />
Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena Pantic, Michele<br />
Pauty, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer,<br />
Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić, Teoman Tiftik,<br />
Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />
LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />
LEKTORAT: Christina Gaal<br />
ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />
KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />
Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070<br />
Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@dasbiber.at<br />
marketing@dasbiber.at<br />
abo@dasbiber.at<br />
INTERNET: www.dasbiber.at<br />
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8 MIT SCHARF<br />
IVANAS WELT<br />
IRGENDWANN ZEIGE ICH MAMA DIE WELT<br />
Foto: Igor Minić<br />
In Ivanas WELT<br />
berichtet biber-<br />
Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
Unzählige Male sah ich Urlaubsfotos anderer Leute<br />
mit ihren Kindern. Eigentlich nichts Außergewöhnliches,<br />
ist es doch das Normalste auf der Welt das eine<br />
oder andere Mal mit den Eltern zu verreisen. Mit Papa<br />
im Meer planschen, Mama an die Hand zu nehmen<br />
und durch eine fremde Stadt zu bummeln. Das Ganze<br />
dann als schöne Erinnerung einrahmen lassen, zuhause<br />
auf die Wand hängen. Das alles war für mich ein<br />
Traum einer perfekten Familie, die ich so nicht hatte.<br />
Umso größer wurde der Wunsch, meiner Mama irgendwann<br />
die Welt zu zeigen. Sie soll endlich Palmen<br />
sehen und barfuß mit mir am Strand spazieren.<br />
Mit meinen 32 Jahren erfüllte sich der Traum und<br />
Mama flog mit ihren zwei Töchtern in die Dominikanische<br />
Republik. Ihre leuchtenden Augen waren ein<br />
unbezahlbarer Moment des puren Glücks und die<br />
Bestätigung mein Ziel erreicht zu haben - inklusive der<br />
Urlaubsfotos, die wir nie hatten.<br />
Manchmal bin ich froh, dass mein Leben so verlaufen<br />
ist, wie es nun mal war. In Österreich angekommen,<br />
dem Krieg in Bosnien entkommen, standen wir wie<br />
viele andere vor dem Nichts. Zielstrebigkeit, Ambitionen,<br />
es mal besser zu haben, haben mich mein<br />
ganzes Leben begleitet, wo ich mich manchmal fragte:<br />
Hätte ich denselben Willen zu kämpfen, wenn ich das<br />
gehabt hätte, was andere haben? Ein existenzsicheres<br />
und behütetes Zuhause, jährliche unbeschwerte<br />
Urlaube in fremden Ländern und nicht den 08<strong>15</strong>-Heimaturlaub<br />
in Bosnien, Oma und Opa besuchen,<br />
solange sie noch leben. Ja, ich bin froh! Es hat mich<br />
geprägt. Schon als Kind entwickelte sich das Ziel mich<br />
so gut es geht zu bilden, einen tollen Job zu bekommen<br />
und dann loszulegen aus Träumen Wirklichkeit zu<br />
machen. Das alles verdanke ich ihr, meiner Mutter, die<br />
uns zuliebe auf so viel verzichtet hat. Ihr ganzes Leben<br />
hat sie für uns gearbeitet, um uns satt zu machen, um<br />
uns bessere Chancen zu geben, die sie niemals hatte.<br />
Wenn ich an ihr Leben zurückdenke, dann sehe ich<br />
einen überarbeiteten Menschen, der heimlich weinte,<br />
weil sie manchmal Schmerzen von der Arbeit hatte<br />
und nur froh war den Tag zu überstehen.<br />
Nun war es soweit. Genug gespart, hart dafür gearbeitet,<br />
sagte ich ihr, dass wir fliegen. Sie wehrte sich,<br />
Geld sollen wir für uns ausgeben, sie sei zufrieden<br />
mit dem was sie hat. Tolle Kinder, die es endlich gut<br />
haben. Gar nicht daran denkend, dass es ihr Verdienst<br />
war und wir ihr zumindest ein Stück davon zurückgeben<br />
wollen, was sie für uns getan hat. Stückchenweise<br />
versuchte ich das stets durch meine Erfolge zu tun. Ihr<br />
ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, wenn ich meine<br />
Zeugnisse und schließlich zwei Titel nachhause brachte.<br />
Aber das war nicht genug. Ich wollte etwas für sie<br />
tun und ließ nicht locker, bis sie im Flugzeug saß.<br />
Und dann kamen Momente, die eigentlich gar nicht<br />
zu beschreiben sind. Sie sah wie gebannt die Wolken<br />
und konnte nicht glauben über dem Ozean zu fliegen.<br />
Dann sah sie auch endlich die Palmen, spürte den<br />
Sand unter den Füßen und war so unbeschwert, wie<br />
ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Stets beobachtete<br />
ich sie dabei heimlich und genoss ihre Freude, wie<br />
das eines Kindes, das über neue aufregende Dinge des<br />
Lebens staunt. Eines Abends, als wir gemütlich beim<br />
Abendessen saßen, sagte sie: “Jetzt begreife ich, was<br />
Urlaub bedeutet!”<br />
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meiner Mutter!<br />
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POLITIKA
<strong>12</strong> POLITIKA<br />
MORGEN<br />
GRAUEN
POLITIKA<br />
13<br />
ERSTMALS WIRD EIN KRIEGS VERBRECHEN AUS DEM BOSNIEN-<br />
KRIEG IN ÖSTERREICH VERHANDELT. WEGEN DER ANGEBLICHEN<br />
ERMORDUNG VON 16 SERBEN SOLL EINEM EINGEBÜRGERTEN<br />
BOSNIER 2<strong>01</strong>5 DER PROZESS IN LINZ GEMACHT WERDEN.<br />
VON MAIDA DEDAGIC<br />
ODD ANDERSEN / AFP / picturedesk.com, Mikkel Ostergaard / Visum / picturedesk.com, EMMANUEL ORTIZ / AFP / picturedesk.com<br />
„I<br />
ch kann es bis heute nicht verstehen. Welches<br />
Motiv hatten unsere Nachbarn uns umbringen<br />
zu wollen? Sie kannten uns doch von früher, viele<br />
Jahre. Wie konnten sie einfach mit Gewehren kommen<br />
und alles töten?“, fragt Dragisa Serdar. Er selbst<br />
ist eine Stunde entfernt, als eine Militärgruppe von<br />
Muslimen und Kroaten das serbische Dorf Serdari<br />
in der Gemeinde Kotor Varos überfällt. Als der<br />
junge Mann zurückkommt, brennt sein Zuhause.<br />
Elf Häuser stehen in Flammen, sein toter Vater und<br />
seine toten Verwandten liegen davor.<br />
GEZIELTER RACHEAKT<br />
Es geschah im Morgengrauen am 17. September<br />
1992. „Sie hatten das Haus umzingelt. Wir konnten<br />
nicht raus, um zu fliehen“, erinnert sich Radmila<br />
Serdar. „Wir versteckten uns unter der Treppe. Sie<br />
warfen eine Bombe in den Eingang. Dann feuerten<br />
sie mit ihren Gewehren.“ Die im fünften Monat<br />
schwangere Frau wird am Bein getroffen und fällt<br />
auf den Boden. „Sie haben nicht geschaut, ob noch<br />
jemand lebt.“ Das jüngste Opfer war ein vierjähriges<br />
Mädchen. „Der Angriff dauerte keine 20 Minuten.“<br />
Tagelang hatten die Kämpfer das Dorf im Vorfeld<br />
ausgespäht. Während andere den Rückzug sicherten,<br />
soll die Einheit, zu welcher der Angeklagte gehörte,<br />
den unmittelbaren Angriff ausgeführt haben.<br />
Das Massaker an den Zivilisten soll ein gezielter<br />
Racheakt für vorangegangene Gewalttaten der<br />
serbischen Armee an Muslimen und Kroaten in<br />
der Gemeinde Kotor Varos gewesen sein. Die Anklage<br />
wirft dem 47-jährigen Mann, der seit Jahren<br />
in Linz-Umgebung lebt, 16-fachen<br />
Mord, 3-fachen Mordversuch und<br />
Brandstiftung vor. Vier mutmaßliche<br />
Mittäter wurden im Jänner 20<strong>14</strong><br />
vom Staatsgerichtshof in Bosnien<br />
zu je 9,5 bis 11,5-jährigen Haftstrafen<br />
verurteilt. Eine Auslieferung des<br />
Angeklagten nach Bosnien kam nie<br />
in Frage, weil der Mann inzwischen<br />
österreichischer Staatsbürger ist.<br />
VERNEHMUNG VON 23 ZEUGEN<br />
Das Verfahren gegen den Austro-<br />
Bosnier soll im Frühjahr 2<strong>01</strong>5 beginnen.<br />
„Der Aufwand ist in diesem Fall<br />
„DIE<br />
PROZESSE<br />
ZIEHEN SICH<br />
EWIG HIN<br />
UND DIE<br />
ANGEKLAGTEN<br />
ALTERN IN<br />
RUHE.„<br />
HÖCHSTSTRAFE 20 JAHRE<br />
Grundsätzlich gilt im internationalen Strafrecht, dass für<br />
die Täter jeweils das mildere Gesetz anzuwenden ist. In<br />
dem Linzer Fall gilt deshalb ein Mix: Das Tatortgesetz, in<br />
dem Fall das ex-jugoslawische Strafgesetzbuch, wird für<br />
die Mindeststrafe und das österreichische für die Höchststrafe<br />
benutzt, weil sie jeweils „milder“ sind. Für den<br />
Angeklagten bedeutet es im Falle einer Verurteilung eine<br />
Mindeststrafe von fünf Jahren. Maximal muss der Mann<br />
20 Jahre hinter Gitter. Da die Tat länger als 20 Jahre zurückliegt,<br />
darf sie nach österreichischem Gesetz nicht mit<br />
einer lebenslangen Haftstrafe geahndet werden.<br />
sicher besonders“, sagt Helmut Katzmayr, Vizepräsident<br />
des Landesgerichts Linz. Ein Kriegsverbrechen<br />
mit so vielen Mordopfern ist da Neuland. In<br />
der über 200 Seiten starken Anklageschrift beantragt<br />
die Staatsanwaltschaft Linz die Vernehmung<br />
von 23 Zeugen, darunter Überlebende und Mittäter.<br />
Ein zweisprachiges, längeres Verfahren steht<br />
bevor. Unklar ist, ob die Mehrheit der Zeugen vor<br />
Gericht erscheinen oder per Video aussagen wird.<br />
Das Gericht kann ausländische Zeugen nur vorladen,<br />
aber nicht zwingen. Der Angeklagte bestreitet<br />
die Vorwürfe und hat Einspruch eingelegt. Die Ermittlungen<br />
gegen ihn laufen bereits seit 2<strong>01</strong>1. Nach<br />
einer kurzen Untersuchungshaft ließ man den Familienvater<br />
wieder frei, da das Gericht weder eine<br />
Flucht-, noch Verdunkelungs- oder Tatbegehungsgefahr<br />
sah.<br />
10.000 EURO FÜR KRIEGSVERBRECHER<br />
„Wollen Sie das wirklich so genau wissen?“, fragt<br />
Philip Christl von der Linzer Staatsanwaltschaft auf<br />
die einfache Frage, nach welchem Gesetz das Verfahren<br />
geführt wird. „Diese Aspekte des internationalen<br />
Strafgesetzes sind auch für erfahrene Juristen<br />
oft nicht so einfach zu verstehen.“ Tatsächlich scheiterten<br />
zuletzt sogar Strafgerichte in Bosnien, die<br />
sich laufend mit Kriegsverbrechen beschäftigen, an<br />
der Rechtsgrundlage. Weil sie ihre Urteile auf dem<br />
2003 neu in Kraft getretenen Strafgesetzbuch Bosniens<br />
begründeten, klagten Kriegsverbrecher, dass<br />
in ihren Verfahren jeweils das alte Recht der Sozialistischen<br />
Föderativen Republik Jugoslawiens von<br />
1976 gelten müsse, weil dieses gültig<br />
war, als die Verbrechen begangen<br />
wurden. Der Europäische Gerichtshof<br />
für Menschenrechte in Straßburg<br />
gab ihnen Recht. Bosnien musste seinen<br />
verurteilten Kriegsverbrechern<br />
10.000 Euro Entschädigung zahlen.<br />
„BLUTIGER MORGEN“<br />
„Leider ist einer der Täter jetzt in Ihrem<br />
Land. Ich hoffe, dass er adäquat<br />
bestraft wird“, sagt uns Obrad Bubic,<br />
der sich seit Kriegsende der Sammlung<br />
von Beweisen über Verbrechen<br />
am serbischen Volk widmet. Teil
<strong>14</strong> POLITIKA<br />
davon ist der umstrittene Dokufilm „Blutiger Morgen<br />
in Serdari“ (Krvava Zora u Serdarima), in der serbische<br />
Überlebende berichten, was damals aus ihrer Sicht passierte.<br />
„Die bewaffneten Muslime und Kroaten haben<br />
an dem Tag alles getötet und verbrannt, was man töten<br />
und verbrennen konnte. Zwei kleine Mädchen, die noch<br />
nicht mal angefangen hatten zu leben. Ein Ehepaar, das<br />
gerade eine Woche verheiratet war“, so Bubic. Der ehemalige<br />
Soldat der serbischen Armee war gerade selbst in<br />
Den Haag, um für den „Schlächter von Bosnien“ Ratko<br />
Mladic auszusagen. Auch dort erzählte er von seiner Ansicht,<br />
in der es nur serbische Opfer zu geben scheint. Mit<br />
dieser Ansicht steht er nicht alleine da.<br />
WAHRHEIT ODER PROPAGANDA?<br />
„Was für eine Propaganda“, heißt es in bosnischen Kommentaren<br />
zu seinem Film. „Wisst ihr, warum wir solche<br />
Videos nicht haben? Weil ihr wirklich alles getötet habt,<br />
was man töten konnte!“ Das Dorf Serdari gehörte zu der<br />
stark umkämpften Gemeinde Kotor Varos, deren Bevölkerungsbild<br />
sich mit dem Krieg dramatisch verändert<br />
hat. Lebten vor der serbischen Machtübernahme 1992<br />
hier rund 11.000 Bosniaken und rund 10.000 Kroaten,<br />
blieben Mitte 1994 nur noch ca. 3.700 Bosniaken und<br />
3.000 Kroaten. „Heute vermissen wir noch über 250 Leichen<br />
hier, auf der muslimischen Seite. Serben machen<br />
heute zwei Drittel der Bevölkerung aus“, sagt Munevera<br />
Avdic, die sich für die Opfer von Kotor Varos einsetzt.<br />
Die meisten Menschen in dem Land leben dort, wo ihre<br />
ethnische Gruppe die Mehrheit stellt.<br />
LANGER UND MÜHSAMER WEG:<br />
DIE VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG IST<br />
KAUM ABGESCHLOSSEN.<br />
LEBEN MIT DEN MÖRDERN<br />
Nicht selten wohnen Opfer und Verbrecher wieder nebeneinander.<br />
„Wenn ich jemanden auf der Straße sehe,<br />
von dem ich denke zu wissen, was er damals getan hat,<br />
versteinere ich nur“, sagt Avdic. Sie hat wenig Verständnis<br />
für die Justiz. „Ich hoffe nur, dass die Verbrecher, egal<br />
auf welcher Seite sie waren, lange genug leben, um noch<br />
verurteilt zu werden. Die Prozesse ziehen sich ewig hin<br />
und die Angeklagten altern in Ruhe. Dann sind sie angeblich<br />
immer krank. Wenn es Rechte für die Verbrecher<br />
gibt, wo sind dann die Rechte für uns Opfer?“, fragt die<br />
Bosnierin.<br />
EIN KRIEG, KEINE TÄTER<br />
Auch 20 Jahre nach dem Krieg ist man mit der Vergangenheitsbewältigung<br />
am Balkan nur bedingt weitergekommen.<br />
„Deshalb ist es wichtig, dass man Täter benennen<br />
kann und sie verurteilt werden, damit die Völker<br />
von der Kollektivschuld befreit werden und die Schuld<br />
einzelnen Tätern angelastet wird“, urteilt Vedran Dzihic,<br />
Politologe am Österreichischen Institut für internationale<br />
Politik (OIIP) und der Uni Wien. „Die gesamtgesellschaftliche<br />
Aufarbeitung steht noch ganz am Anfang.<br />
Jeder ist der Meinung selbst Opfer gewesen zu sein und<br />
verurteilt die jeweils anderen. Täter sucht man vergeblich.“
POLITIKA<br />
<strong>15</strong><br />
„DER BALKAN IST EIN POLITISCHES MINENFELD.“<br />
„Geh bitte, das ist 20 Jahre her. Was interessiert mich die<br />
Vergangenheit?“, fragt ein biber-Kollege.<br />
Der Politologe Vedran Dzihic antwortet.<br />
Dr. Vedran Dzihic ist Politologe am<br />
Österreichischen Institut für internationale<br />
Politik (OIIP) und an der Uni Wien<br />
biber: „Das interessiert mich alles nicht mehr.“<br />
Ist das nicht ein guter Denkansatz?<br />
VEDRAN DZIHIC: Nein, nach vorne schauen<br />
funktioniert hier leider nicht. Man kann das<br />
nicht unter den Teppich kehren, weil es früher<br />
oder später an einem beliebigen anderen Ort<br />
wieder auftritt. Man braucht den Prozess der<br />
Aufklärung, auch wenn er lang und mühsam<br />
ist. Solange die Verarbeitung nicht abgeschlossen<br />
ist, profitiert einzig der Nationalismus. Das<br />
sieht man aktuell an der Freilassung Seseljs,<br />
der seine Giftpfeile in alle Richtungen schießt<br />
und es mühelos schafft Aggressionen zwischen<br />
Serbien, Bosnien und Kroatien, aber auch zwischen<br />
Serben untereinander aufzubauen.<br />
Wie wichtig ist es überhaupt, dass alle Kriegsverbrechen<br />
vor Gericht geklärt werden?<br />
Das ist eine zentrale Dimension beim Prozess<br />
der Aufarbeitung und Grundlage für die Sta-<br />
bilität der Gesellschaft. Es gibt die faktische<br />
Aufarbeitung, also die Sammlung von Daten,<br />
wer in welchem Umfang was gemacht hat.<br />
Und darauf baut der gesellschaftliche Prozess<br />
der Kriegsverarbeitung auf. Das ist der erste<br />
Schritt, der erfolgen muss, um wieder Normalität<br />
herbeizuführen, und davon ist man noch<br />
weit entfernt.<br />
Wenn damalige Kriegsverbrecher neben<br />
Kriegsopfern leben, kann es jemals eine Aussöhnung<br />
am Balkan geben?<br />
Auf dieser individuellen Ebene ist die Stärke zu<br />
verzeihen kaum möglich. Das kann man nicht<br />
aus der Welt kriegen. Für eine gesellschaftliche<br />
Aussöhnung müssten mal wirtschaftliche, politische<br />
und soziale Rahmenbedingungen geschaffen<br />
werden, die den Menschen überhaupt<br />
eine Perspektive im Leben gibt.<br />
Ab 1.1.2<strong>01</strong>5 bekommst du als Handelslehrling deutlich mehr Kohle. Die Gewerkschaft hat<br />
für dich erreicht, dass die Lehrlingsentschädigungen um bis zu 3,29% steigen. Und nach der<br />
Lehre, bekommst du dann mindestens EUR 1.500,– (brutto).<br />
Ein Beispiel:<br />
Julia ist Lehrling im 1. Lehrjahr. Ihre Lehrlingsentschädigung betrug bis jetzt EUR 504 ,–.<br />
Ab Jänner 2<strong>01</strong>5 bekommt sie im 1. Lehrjahr monatlich um EUR <strong>14</strong>,–, im 2. Lehrjahr um<br />
monatlich EUR 20,– und im 3. Lehrjahr um monatlich EUR 30,–<br />
mehr. In Summe steigt ihre Lehrlingsentschädigung also um<br />
EUR 896,– in drei Jahren. Und das nur, weil die Gewerkschaft<br />
das für dich ausverhandelt hat.<br />
Das ist aber nur durch starke Gewerkschaften möglich. Und starke<br />
Gewerkschaften gibt es nur, wenn auch du Mitglied wirst.<br />
ALSO: MACH DICH STARK UND WERDE JETZT<br />
AUF www.jugend.gpa-djp.at/seidabei<br />
GEWERKSCHAFTSMITGLIED.<br />
Du hast Fragen zu deinem Lehrverhältnis? Willst wissen, ob du<br />
bekommst, was dir zusteht? Ruf an für eine kostenlose<br />
Erstberatung oder schick‘ uns ein eMail.<br />
Telefon: 05 03<strong>01</strong>-510 – eMail: jugend@gpa-djp.at<br />
Helmut Gotthartsleitner<br />
Bundesjugendsekretär der GPA-djp
16<br />
„<br />
POLITIKA<br />
DER ISLAM<br />
IST AUCH<br />
TEIL DES<br />
PROBLEMS.<br />
“DER SOZIOLOGE KENAN GÜNGÖR<br />
ÜBER DEN EINSTIEG VON JUGEND-<br />
LICHEN IN DEN JIHAD, „KLEINE<br />
WÜRMCHEN“ VOR GOTT UND<br />
WARUM ES SKURRIL IST, EINER<br />
WELTRELIGION DIE INTERNATIONALE<br />
FINANZIERUNG ZU STREICHEN.<br />
VON DELNA ANTIA, SIMON KRAVAGNA<br />
UND MARKO MESTROVIĆ (FOTOS)<br />
biber: Beschreibe bitte einen typischen Jugendlichen, der sich für<br />
den Jihad interessiert.<br />
KENAN GÜNGÖR: Der deutsche Verfassungsschutz hat ein<br />
Profil der Jihadisten für Deutschland erstellt: Sie sind meist<br />
männlich, zwischen 16 und 24 Jahren alt. Meist kommen die<br />
Jugendlichen aus einem jugendkulturellen Submilieu mit wenig<br />
Bildung, Status und wenig Perspektive. Typisch ist auch eine<br />
starke Rap- bzw. Underdog-Kultur.<br />
Ist Musik für Radikale nicht eigentlich „haram“ – also verboten?<br />
Es gibt eine Grauzeit in der Radikalisierung. Das war etwa auch<br />
beim früheren Rapper und heutigen Jihadisten Deso Dogg so.<br />
Dabei gibt es das Paradox, dass mit einer zutiefst westlichen<br />
Musik- und Lebenskultur antiwestlicher Rap gemacht wird, der<br />
muslimisch oder antisemitisch unterlegt ist. „Gemeinsam ficken<br />
wir die Amerikaner“, singt ein unter muslimischen Jugendlichen<br />
bekannter Rapper aus Graz etwa. Wenn die Jugendlichen in der<br />
Radikalisierung noch weitergehen, hin zur reinen Lehre, kippen<br />
sie irgendwann. Dann hören sie keine oder nur mehr religiöse<br />
Musik.<br />
Welche Beziehungen haben sie zu ihren Eltern?<br />
Diese Jugendlichen sind „Sinnsuchende“ in einer für sie Sinn<br />
und Orientierung entleerten Welt. Sie glauben, dass sie das ab-
POLITIKA<br />
17<br />
solut Richtige tun, weil sie es im Namen Allahs<br />
tun. Sie suchen nach einer einfachen, eindeutigen<br />
Klärung von Welt. Um diese Ordnung hineinzubringen,<br />
grenzen sie sich ab: Von Eltern,<br />
Freunden, der Gesellschaft und vor allem von<br />
den Anders- und Ungläubigen. Bei einem großen<br />
Teil haben die Eltern keinen streng religiösen<br />
Hintergrund. Oft gibt es problematische Väter-<br />
Beziehungen. Aber selbst wenn dem nicht so ist,<br />
verlieren Eltern oft jeden Kontakt zu ihren Kindern.<br />
Das wird in radikalen Kreisen auch so gelehrt: „Vor dem<br />
Wort Gottes ist das Wort deines Vaters, deiner Eltern nichts. Gewinne<br />
sie – wenn du sie nicht gewinnst, trenne dich“.<br />
Was passiert in ihren Freundeskreisen?<br />
Es gibt einen neuen Trend der Vergemeinschaftung. Früher waren<br />
sie Türken, Kurden, Tschetschenen oder Bosnier, jetzt stellen<br />
sie unter dem Motto „Wir Muslime“ eine neue Gruppe dar.<br />
Integrationsminister Sebastian Kurz betont gerne, Religion soll<br />
nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.<br />
Der Islam ist ein Teil der Lösung und auch des Problems. Natürlich<br />
kann man im Koran die humanistischen Seiten sehen<br />
und sogar feministische Aspekte finden. Aber man kann die<br />
immanente Gewalt- und auch Unterwerfungstheologie nicht<br />
wegblenden. Und man muss sehr viel dafür tun, diese Stellen<br />
umzudeuten und die humanistischen Stellen herauszustreichen.<br />
Es gibt wenige Politiker, die sagen würden, dass der Islam ein<br />
Teil des Problems ist.<br />
Das ist eine gut gemeinte, aber sachlich unhaltbare Position. Es<br />
ist gut gemeint, weil man die Leute schützen möchte, denn wir<br />
haben eine sehr große Islamophobie, die mich besorgt. Es bleibt<br />
die Frage, wie gläubige Moslems ihre Lehre auslegen wollen. Das<br />
ist bei Religionen immer so. Im Christentum gibt es den gleichen<br />
Bibeltext, der aber so ausgelegt wurde, dass im Mittelalter<br />
die Religionskriege damit begründet wurden und heute die<br />
Liebe Gottes betont wird. Im Islam würde ich dieses Spektrum<br />
wenn auch nicht gleich, aber ähnlich sehen. Es gibt sehr gläubige<br />
Muslime, die kein Problem haben in einem Staat wie Österreich<br />
zu leben und andere, die diese Gesellschaft als unrein sehen und<br />
sie klar ablehnen.<br />
„ JUGENDLICHE<br />
JIHADISTEN SUCHEN<br />
NACH EINER<br />
EINFACHEN, EIN-<br />
DEUTIGEN KLÄRUNG<br />
VON WELT.<br />
“<br />
zum Teil. Einerseits fungieren diese Organisationen<br />
als Interessensakteure, aber sie agieren<br />
auch vor der eigenen Gruppe wie ein Schutzschild.<br />
Dahinter herrschen zum Teil erzkonservative<br />
Strukturen, die kein Problem hätten, auch<br />
einem Kind mit sechs Jahren ein Kopftuch zu<br />
geben und Kinder ab der Geburt in eine vollislamische<br />
Umgebung zu stecken.<br />
Wir hatten vor Jahren eine Geschichte im biber:<br />
Damals wollte eine Pädagogin mit den Kindern eines islamischen<br />
Kindergartens in den Stephansdom gehen. Doch Eltern<br />
haben das als christliche Missionierung empfunden und es untersagt.<br />
Die erste Generation aus der Türkei war offener. Wie meine<br />
Mutter, die aus den kurdischen Bergen kommt und keine Bildung<br />
bekommen hat. Für sie war es kein Problem, dass wir zum<br />
Beispiel einen Weihnachtsbaum zu Hause hatten. Indem aber<br />
immer mehr geklärt wird, was eindeutig muslimisch ist und was<br />
nicht, habe ich das Gefühl, wird es unflexibler und starrer.<br />
Damit stellt sich die Frage: Was soll man tun? Werden radikale<br />
Tendenzen auch noch durch öffentliche Mittel gefördert?<br />
Es ist wirklich ein ernsthaftes Problem und ich hadere auch damit.<br />
Wir müssen aber akzeptieren, dass moderne und diverse<br />
Gesellschaften mit massiven Zielkonflikten einhergehen. Wenn<br />
der Staat katholische Kindergärten fördert, warum dann nicht<br />
auch islamische Kindergärten? Gleichzeitig wissen wir: Die Förderung<br />
muslimischer Kindergärten ist in ihren Folgewirkungen<br />
in vielerlei Hinsicht problematischer.<br />
Das neue Islamgesetz will Muslimen die Finanzierung aus dem<br />
Ausland verbieten. Die Katholische Kirche finanziert aber in<br />
Afrika ganze Missionsstätten. Ist es nicht skurril, einer Weltreligion<br />
eine internationale Finanzierung zu streichen?<br />
Das würde ich genauso unterschreiben. Es ist unzeitgemäß in<br />
einer Welt, wo alles internationaler wird und wir grenzenlos<br />
kommunizieren können, so etwas zu fordern. Die Lösung kann<br />
nicht darin liegen, dass wir grundsätzlich das Problem in der<br />
Auslandsfinanzierung sehen. Es geht vielmehr um Transparenz<br />
in der Finanzierung und die Frage: Welche Ziele und Werte werden<br />
mit der jeweiligen Finanzierung verfolgt?<br />
Warum wird der Koran nicht einfach „zeitgemäß“ interpretiert?<br />
Weil das für viele streng Religiöse die größte Blasphemie wäre.<br />
Gottes Wort ist absolut. Deswegen löst es Aggressionen aus,<br />
wenn „du kleines Würmchen“ heute daher kommst und Gottes<br />
Wort in Frage stellst. Das Problem ist, dass die Salafisten eine<br />
1:1 Übersetzung von Religion in die Praxis wollen und permanent<br />
diese Suren aufzählen: So steht es, so muss es geschehen. In<br />
Saudi-Arabien wird mit den gleichen Suren eine steinzeitliche<br />
Gesellschaftsordnung begründet. Warum sollen die Jihadisten<br />
das dann nicht auch tun?<br />
Warum ist die radikale Lesart des Korans interessanter als vor<br />
10 Jahren?<br />
Viele Organisationen – wie etwa die Islamische Glaubensgemeinschaft<br />
oder die Muslimische Jugend – begünstigen dies<br />
Zuletzt: Als potenzieller Jihadist ist es aufwändig nach Syrien<br />
zu fahren. Warum sprenge ich mich nicht einfach vor dem Stephansdom<br />
in die Luft?<br />
Weil es in Syrien eine Lagerromantik gibt und sie dort selber<br />
im Kalifat sind. Außerdem haben sie dort Waffen, da spielt auch<br />
eine Martialität hinein. Ich bin eher überrascht, dass hier noch<br />
so wenig passiert ist und befürchte es. Man braucht keine große<br />
Logistik, keine Infrastruktur, um große Anschläge zu machen.<br />
Für den individuellen Jihad ist die Fantasie noch offen, was<br />
möglich ist. Mein Problem ist eher die Frage: Wie werden wir<br />
darauf reagieren? In dieser fragilen und leicht hysterisierbaren<br />
Gesellschaft habe ich Angst, dass wir wie aufgescheuchte Hühner<br />
alle aufeinander losgehen und die Muslime als Sündenböcke<br />
herhalten müssen. So leicht dürfen wir es den Terroristen nicht<br />
machen.
18 MIT SCHARF<br />
MEINUNGSMACHE<br />
EX-YU<br />
HERR SESELJ UND SEINE<br />
ZWEI LEBERMETASTASEN<br />
Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen<br />
im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat den<br />
mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher<br />
Vojislav Seselj Anfang November vorläufig<br />
freigelassen. Grund dafür ist sein voranschreitender<br />
Leberkrebs.<br />
Krank und schwach wirkt der Nationalist bei<br />
seinen Reden, die er kurz nach seiner Entlassung<br />
in Belgrad hält, aber nicht. Reuelos<br />
und selbstgefällig spricht er über das Wiedererwachen<br />
Großserbiens - ist er doch bekannt<br />
für seine Kriegshetze. Mit seiner unveränderten<br />
Einstellung gefährdet der Chauvinist<br />
die Beziehung zu Kroatien und auch die EU-<br />
Beitrittsverhandlungen Serbiens. Auch seine<br />
Idee eines Bündnisses zu Russland rüttelt<br />
an der ohnehin wackeligen Beziehung zum<br />
Westen. Auf die provokanten Auftritte Seseljs<br />
reagierte sowohl das kroatische als auch<br />
das Europaparlament mit einer Resolution.<br />
Serbien wurde ermahnt, die Hassreden des<br />
Kriegsrhetorikers zu unterbinden. Gleichzeitig<br />
stellt sich die Frage, wie viel Schuld man<br />
Serbien geben kann. Immerhin wurde es bei<br />
der Entscheidung der Freilassung nicht mit<br />
einbezogen, das betont der serbische Ministerpräsident<br />
Aleksandar Vucic. Tatsächlich<br />
liegt es eher nahe, dass Seselj sowohl Vucic<br />
als auch dem Staatspräsidenten Tomislav<br />
Nikolic ein Dorn im Auge ist. Die beiden<br />
waren bis vor sieben Jahren noch große<br />
Anhänger Seseljs. Bis sie sich entschlossen,<br />
eine proeuropäische Partei zu gründen. Jede<br />
Erinnerung an ihre nationalistische Vergangenheit<br />
scheint ihnen peinlich zu sein. Sie<br />
arbeiten an ihrer proeuropäischen Haltung,<br />
da passt ihnen Seselj, der sie als Verräter<br />
des serbischen Volks bezeichnet und seine<br />
zwei Lebermetastasen nach ihnen benannt<br />
hat, gar nicht ins Konzept.<br />
Man kann zwar behaupten, dass seine Freilassung<br />
human war, aber strategisch gesehen<br />
war sie ein weitreichender Fehler. Seselj<br />
ist nicht nur ein Risiko für die politische<br />
Situation Serbiens - mit seinem offenen<br />
Nationalismus reißt er alte Wunden auf, die<br />
nur schwer abgeheilt sind.<br />
Alexandra Stanić schreibt regelmäßig über<br />
Nationalismus am Balkan.<br />
stanic@dasbiber.at<br />
SCHALL UND RAUCH<br />
IM NAMEN DER AUSLÄNDER<br />
Da geben sich werdende<br />
Eltern so viel Mühe. Sie<br />
kaufen Namensbücher<br />
und suchen Statistiken darüber<br />
heraus, mit welchen Namen ihre Kinder<br />
bessere Chancen im Leben haben. Nachdem<br />
sie also Kevin und Jennifer aussortiert haben,<br />
suchen sie nach einem Kompromiss mit dem<br />
Namen des Kindes der verstorbenen Uroma zu<br />
gedenken, aber trotzdem auch dem 21. Jahrhundert<br />
gerecht zu werden. Ja, die Namenswahl<br />
sollte gut durchdacht sein, schließlich<br />
begleitet der Vorname einen sein Leben lang<br />
– zumindest die meisten von uns.<br />
Meine Tante Razija (z wird wie das s bei Rose<br />
ausgesprochen) trug ihren Namen nur bis zur<br />
ersten Hälfte ihres Lebens. Denn ihr bosnischer<br />
Name war zu kompliziert für die Österreicher.<br />
Deshalb wurde sie von ihrer Chefin in<br />
„Tina“ umbenannt: „Das können sich dann<br />
auch die Kunden besser merken.“ Eine Frisörin<br />
namens Tina kriegt halt mehr Trinkgeld.<br />
Macht sich auch auf der Tip-Box besser: Tina<br />
Trinkgeld. Tip Tina. Trinkgeld für Tina.<br />
Und weil die Österreicher scheinbar auf kurze<br />
Namen, die mit einem T anfangen, stehen,<br />
wurde mein Bekannter Farhad (h ist nicht<br />
stumm) von seinem Fußballtrainer „Toni“<br />
getauft. Der Name würde ihm viel besser<br />
stehen, meinte der Trainer. Was genau jetzt an<br />
„Farhad“ nicht passt, bleibt offen - vielleicht<br />
war der Mann einfach nur Toni Polster Fan.<br />
Ich selbst habe übrigens einen großartigen<br />
Namen, den man in aller Welt kennt. Ich<br />
heiße Melisa, mit einem s. Mich fragten<br />
Lehrer oft, ob ich wüsste, dass mein Name<br />
falsch geschrieben sei. Einmal wurde mein<br />
Name, händisch von mir selbst im dazu<br />
vorgesehenen Feld eingetragen, mit Rotstift<br />
in „Melissa“ umgebessert. Ich war kurz davor<br />
mich nun selbst mit Doppel-s zu schreiben,<br />
aber ich ließ es dann doch bleiben, ich war<br />
halt ein rebellischer Teenager. Dafür beschloss<br />
ich meine Mutter Senija meinen Lehrern und<br />
Klassenkollegen nur noch als Xenia vorzustellen,<br />
so musste ich ihren Namen nicht auch<br />
noch ständig buchstabieren.<br />
Wenn ich schon beim Thema Schule bin: Eine<br />
Lehrerin erzählte neulich, dass ihr türkischstämmiger<br />
Schüler Can, der Name bedeutet<br />
im Türkischen „Leben“, (C wird wie dsch<br />
in Dschungel ausgesprochen) von anderer<br />
Lehrern Kan genannt wird. Das stört den Bub<br />
schon ziemlich, weil Kan auf Türkisch „Blut“<br />
bedeutet und statt mit Leben eher mit dem<br />
Tod assoziiert wird. Und naja, welches Kind<br />
möchte damit in Verbindung gebracht werden?<br />
Es ist aber auch ungerecht. Da sind die schon<br />
so viele Jahre in Österreich und trotzdem denken<br />
sie nicht daran, dem Nachwuchs anständige<br />
Namen wie Julia, Sieglinde oder Florian<br />
zu geben. Es wird den Ur-Österreichern nichts<br />
anderes übrig bleiben, als sich zu bemühen<br />
die fremden, ausländischen Namen irgendwie<br />
zu akzeptieren. Ein kleiner Tipp, der angeblich<br />
gut zu funktionieren scheint: Fragt die Leute,<br />
wie man ihren Namen korrekt ausspricht und<br />
merkt es euch dann einfach für die Zukunft!<br />
Kopf hoch, bei Chantal und Angelina klappt<br />
es doch auch schon.<br />
Melisa Aljović leitet die Schülerbiber-Redaktion und spricht keinen Namen falsch aus.<br />
aljovic@dasbiber.at<br />
WEITERDENKEN<br />
TUĞÇES TOD DARF NICHT UMSONST<br />
GEWESEN SEIN<br />
Die 23-jährige Tuğçe ist selbstlos eingeschritten, als zwei Mädchen von<br />
einem 18-jährigen Pöbler bedroht wurden. Ihre Zivilcourage hat sie das<br />
Leben gekostet. Ihr Tod sorgt auf der halben Welt für Betroffenheit. Auch<br />
weil man eine Zivilcourage dieser Art von einer Türkin wohl nicht erwartet<br />
hätte. Jetzt wurde sie für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Dabei könnte man Tuğçe<br />
doch würdevoller die Ehre erweisen. Mit ihr ist eine wundervolle, angehende Lehrerin verloren<br />
gegangen. Deutsch und Ethik waren die Fächer der Studentin. Warum verändert man nicht<br />
etwas nachhaltig und bekämpft mit einer Bildungsreform die Ursachen von Jugendkriminalität?<br />
Kinder mit schwachem sozialem Hintergrund wachsen oft in einem bildungsfernen Milieu auf, wo<br />
Perspektivlosigkeit vermittelt wird. Wir brauchen ein einheitliches Ganztagsschulsystem – eine<br />
Gesamtschule – für alle. Warum ist man eigentlich so daran interessiert, dass unsere Kinder auf<br />
unterschiedlichen Levels gebildet werden? Die Starken gehören gefördert und die Schwachen<br />
unterstützt. So soll es sein.<br />
Onur Kas will in der Politik was bewegen.<br />
kas@dasbiber.at<br />
Marko Mestrović, Philipp Tomsich
POLITIKA<br />
19<br />
STRACHES<br />
KÜNSTLER<br />
MODELN FÜR HAIDER, PARTY-SELFIES MIT DEN<br />
GUDENUS-BRÜDERN UND JETZT STRACHE ALS<br />
KÄUFER SEINER KUNST. PATRICK ANTHONY<br />
VINCENT IST JAMAIKANER UND STOLZ DRAUF<br />
VON FPÖ-POLITIKERN GEADELT ZU WERDEN.<br />
VON DELNA ANTIA<br />
„Moonlight by the<br />
Sea“ gehört jetzt<br />
Strache. Den Preis<br />
verrät Künstler Patrick<br />
nicht, aber seine Preise<br />
beginnen bei 2000€.<br />
Zwei Nationalisten und Partytiger: FPÖ-Chef Strache lud den<br />
jamaikanischen Künstler Patrick zu sich ins Parlament.<br />
Patrick Anthony Vincent, bereitgestellt<br />
A<br />
m Morgen des 5. November 20<strong>14</strong> ist<br />
Patrick Anthony Vincent aufgeregt.<br />
Er hat einen Termin im österreichischen<br />
Parlament. FPÖ-Chef Heinz-Christian<br />
Strache hat ihn persönlich eingeladen<br />
seine Kunst zu präsentieren. Am Handy-<br />
Display flippt er durch das Portfolio seiner<br />
Malerei. H.C. zögert nicht lang, er<br />
entscheidet sich für „Moonlight by the<br />
Sea“. Perfekte Wahl: Das Bild ist tiefblau<br />
mit einem gelben Akzent. Nach 20 Minuten<br />
und einem Selfie mit dem Boss ist<br />
der Black-Artist wieder draußen. Strache<br />
kauft.<br />
Am nächsten Morgen, es ist der Tag<br />
der FPÖ-Demonstration gegen die Imam-<br />
Schule, bringt Patrick sein Werk vorbei.<br />
Im Flur begegnet er dem FPÖ-Klubobmann<br />
Johann Gudenus. Sie grüßen sich,<br />
logo, schließlich haben beide letztens<br />
noch miteinander Party gemacht. Es war<br />
nicht das erste Mal, dass der schwarze<br />
Künstler mit blauen Politikern feierte.<br />
Alles begann 2006 in der Passage,<br />
erzählt Patrick. Er war dort als Sänger<br />
gebucht, hatte hübsche Frauen um sich<br />
und so ergab sich das Gespräch mit H.C.<br />
von ganz alleine. Sie redeten über Jamaika.<br />
Hinterher fragten seine Freunde ihn:<br />
„Weißt du denn nicht, dass er ein Rassist<br />
ist?“ Wusste Patrick nicht. „Rassist? Warum<br />
hat er dann mit mir geredet?“<br />
Patrick sagt von sich, dass er Rassismus<br />
ignoriert. Seit <strong>15</strong> Jahren lebt er in<br />
Wien. Er macht Musik, modelt, malt,<br />
moderiert, schreibt Songs und Gedichte.<br />
Auf seiner Website findet man Videos, wo<br />
er Paris Hilton küsst. „Ich bin nicht politisch,<br />
ich bin Künstler!“ Aber politisch<br />
instrumentalisieren lässt er sich dennoch.<br />
Und zwar ironischer Weise von rechts<br />
außen. Ob Strache, die Gudenus-Brüder<br />
oder einst Haider, auf dessen Event er mal<br />
modelte, sie posieren mit ihm lachend auf<br />
Fotos, unterhalten sich in aller Öffentlichkeit<br />
mit ihm und machen damit Politik.<br />
„EINE EHRE, DASS STRACHE<br />
MICH RESPEKTIERT!“<br />
„Diese Männer stehen für Parteien mit<br />
den meisten Rassismen, aber mich haben<br />
sie mit dem größten Respekt behandelt“,<br />
strahlt Patrick. Man spürt, wie stolz er<br />
darauf ist. Andere Ausländer fühlen sich<br />
ja normalerweise nicht so aufgenommen<br />
von der FPÖ, wenn sie Kampagnen sehen<br />
wie „Daham statt Islam“, „Heimatliebe<br />
statt Marokkanerdiebe“ oder „Mehr Mut<br />
für unser Wiener Blut. Zu viel Fremdes<br />
tut niemandem gut.“ Aber Patrick fühlt<br />
sich besonders, ein weißes unter all den<br />
schwarzen Schafen. „I am not another<br />
black guy“, sagt er stolz. – Effektive blaue<br />
Integrationsstrategie! Denn wer, wenn<br />
nicht ein Schwarzer, kann bitteschön beurteilen,<br />
ob wer Rassist ist oder nicht?!<br />
„Für mich ist es eine Ehre, dass Strache<br />
mich respektiert“, so Patrick. Die Frage, ob<br />
er sich nicht bloß von seinem Charisma<br />
einlullen lässt, wischt er vom Tisch: „Charismatic?<br />
So am I.“ Patrick sieht das so:<br />
„Strache hasst weder Schwarze noch Ausländer,<br />
er hat nur etwas gegen diejenigen,<br />
die, wie viele Türken, ins Land kommen,<br />
das Sozialsystem ausnutzen und viele<br />
Kinder bekommen. Er ist ein Nationalist<br />
und das wäre ich in Jamaika auch.“ Für<br />
ihn sind die Stereotypen blanke Tatsache<br />
und Schuld des Systems. Ob er die Blauen<br />
auch wählen würde, wenn er könnte?<br />
Nein! Aber auch nicht die SPÖ oder ÖVP,<br />
die würden ja der „EU den Arsch küssen“.<br />
Nun, Patrick und H.C. sind jedenfalls<br />
auf „Bussi-Bussi“ miteinander. Und jetzt<br />
hat Strache auch noch sein Werk gekauft!<br />
In den Augen seiner Freunde macht das<br />
Patrick zum Magier. In den Augen manch<br />
anderer wohl zum blauen Maskottchen.<br />
Patricks nächste Ausstellung: Im Februar/<br />
März 2<strong>01</strong>5 im 1. Bezirk: www.pvincent.com
20 MIT POLITIKA SCHARF<br />
„SPIELSUCHT<br />
INTERESSIERT<br />
DEN STAAT<br />
NICHT.“<br />
biber: Vor deiner Karriere als Psychologe und<br />
Spielsuchtexperte warst du 16 Jahre lang als<br />
Croupier tätig. Warum hast du dich damals<br />
für diesen Job entschieden?<br />
ARON KAMPUSCH: Mein Großvater hat<br />
schon in der Glücksspielindustrie gearbeitet,<br />
meine Mutter war Barchefin im Casino Velden,<br />
zwei meiner Cousins waren dort als Tischchefs<br />
tätig, und letztendlich kam ich als Croupier<br />
nach. Das war damals ein top bezahlter Job.<br />
Konntest du als Croupier das Spiel beeinflussen?<br />
Ja, das ist keine große Kunst. Angenommen der<br />
Kunde spielt mit 5er Jetons, dann zahle ich ihn<br />
beim Gewinn zusätzlich mit 10er Jetons aus<br />
und verknappe künstlich die Zeit, die diesem<br />
zum Setzen bleibt. Wenn das funktioniert, gebe<br />
ich bei einem Gewinn, der mit 10ern erzielt<br />
wird, 20er dazu. Somit verdopple ich permanent<br />
seinen Einsatz und erhöhe innerhalb kürzester<br />
Zeit das Spielniveau. Es gab jede Menge<br />
Tricks, wie ich die Spieler, beispielsweise durch<br />
die gezielte Wahl der Bargeldscheingrößen bei<br />
einer Auszahlung oder durch Smalltalk, auch<br />
am Automaten manipulieren konnte, indem<br />
ich von erzielten Gewinnen und Gewinnern<br />
berichtete.<br />
Heute bist du selbstständiger Psychologe, spezialisiert<br />
auf Spielsucht. Was war dein Grund,<br />
die Seite zu wechseln?<br />
In den 90er Jahren hat einer meiner Stammkunden<br />
an jenem Tag 10fach so hoch gespielt<br />
als sonst. Er wollte dadurch alles, was er davor<br />
verloren hatte, verdoppelt zurückgewinnen.<br />
Christoph Liebentritt, Oredia / Camera Press / picturedesk.com
POLITIKA<br />
21<br />
16 JAHRE ARBEITETE ARON KAMPUSCH ALS CROUPIER. HEUTE THERAPIERT<br />
ER SPIELSÜCHTIGE. DER EXPERTE ÜBER DAS 7FACH HÖHERE SPIELSUCHT-<br />
RISIKO VON MÄNNLICHEN MIGRANTEN UND WARUM ES TROTZ EINES<br />
VERBOTS IN WIEN WEITER SPIELAUTOMATEN GEBEN WIRD.<br />
VON GIZEM YAZGAN UND CHRISTOPH LIEBENTRITT (FOTO)<br />
Das ist das sogenannte „chasing“. Am Ende des<br />
Abends habe ich ihm sein ganzes Geld abgenommen<br />
- inklusive die Münzen für die Tiefgarage.<br />
Ich ging nach Dienstschluss die ganze<br />
Nacht wie üblich feiern und er ging nachhause<br />
und hat sich erschossen. Das war im Jahr 1990.<br />
Was ist danach passiert?<br />
Am nächsten Tag hatte diese Nachricht außer<br />
mir kaum jemanden berührt. Danach war für<br />
mich klar, dass ich den Spieltisch verlassen<br />
muss. Psychologie hatte mich immer schon interessiert,<br />
somit begann ich mein zweites Studium.<br />
Mit meiner üppigen Abfertigung trennte<br />
ich mich letztendlich von der Glitzerwelt.<br />
Kannst du uns schildern, wie Spielsucht entsteht?<br />
Aus der verhaltenstherapeutischen Sicht lässt<br />
sich erklären: Ich fühle mich schlecht, ich<br />
gehe spielen und fühle mich besser. Oder ich<br />
fühle mich schlecht und gehe spielen. Danach<br />
geht´s mir zwar noch lange nicht gut, aber das<br />
Schlechtfühlen ist weg. Man spielt also entweder<br />
um zu vergessen oder um sich besser zu<br />
fühlen.<br />
Ab wann ist man tatsächlich abhängig?<br />
Wenn das Spielen berufliche und private Probleme<br />
verursacht. Wenn man immer höher<br />
und höher spielt. Wenn ich aggressiv, weinerlich<br />
bin und psychische Entzugserscheinungen<br />
habe. Wenn es aufgrund des Spielens zu Kriminalität<br />
kommt. Wenn ich nicht mehr aufhören<br />
kann, an das Spielen zu denken. Wenn ich einen<br />
Automaten brauche, um mich wieder gut<br />
zu fühlen oder um meine Probleme wenigstens<br />
für kurze Zeit ausblenden zu können.<br />
Wie erklärst du, dass Migranten eher spielsüchtig<br />
werden?<br />
Junge Migranten haben in unserer heutigen<br />
Gesellschaft wenig Chancen, da ihnen viele<br />
Wege versperrt werden. Viele haben dadurch<br />
keine gute Ausbildung oder Jobs. Viel Geld<br />
zeigen und besitzen zu können scheint ihnen<br />
männlicher. Im Bereich eines Casinos können<br />
diese jungen Männer eine Rolle einnehmen,<br />
die sie in der Realität nicht haben.<br />
Warum greifen Migranten lieber zum Automaten<br />
und nicht zu Drogen?<br />
Um Geld, Ruhm und ein „erfülltes Leben“<br />
besitzen zu können, sehen sie das Spielen als<br />
einzigen Weg. Im Casino oder am Automaten<br />
ist man plötzlich Jemand. Das Personal reißt<br />
sich um einen, jeder kennt seinen Namen und<br />
plötzlich hat er einen Status in einer Welt, wo<br />
er sonst seiner Meinung nach relativ egal ist.<br />
Junge Männer mit Migrationshintergrund haben<br />
ein 7fach erhöhtes Risiko spielsüchtig zu<br />
werden.<br />
Welche Migranten sind am Meisten von Spielsucht<br />
betroffen?<br />
Genaue Zahlen gibt es hierzu nicht. Jedoch<br />
kann ich aus meiner Berufserfahrung sagen,<br />
dass viele Türken, Serben und Bosnier die<br />
Spielsuchttherapie in Anspruch genommen<br />
haben.<br />
Ab Jänner 2<strong>01</strong>5 soll das „kleine Glücksspiel“ an<br />
Automaten in Wien verboten werden. Glaubst<br />
du, dass man das durchsetzten wird?<br />
Ich denke, dass kein einziger Automat verschwinden<br />
wird. Im Mai bemerkte der oberste<br />
Gerichtshof, dass sich das Bundesgesetz widerspricht<br />
und nicht EU-konform ist. Die Gesetze<br />
wurden nachlässig konzipiert, deshalb liegen<br />
jede Menge Fehler vor. Weiters hat man in der<br />
Glücksspielnovelle 2<strong>01</strong>3 vergessen, dass das Internet<br />
auch existiert. Man tut so, als würde es<br />
kein Onlinegambling geben.<br />
Hast du konkrete Lösungsvorschläge?<br />
In der Spielerschutzthematik sollten nicht nur<br />
die Glücksspielbetreiber und Politiker zur<br />
Verantwortung gezogen werden. Die Banken<br />
scheinen in der Auffassung der Gesetzgebung<br />
überhaupt kein Teil des Problems zu sein.<br />
Doch Spielen funktioniert nur über Bargeld,<br />
die Banken müssten ebenso zum Spielerschutz<br />
verpflichtet werden. Den Angehörigen von<br />
Spielern, beispielsweise der PartnerIn eines<br />
Spielers, würde ich empfehlen, ein gemeinsames<br />
Konto zu führen, wo nur gemeinsam<br />
Geld behoben werden kann.<br />
Was kann die Politik tun?<br />
Generell scheint Spielsucht den Staat nicht zu<br />
interessieren, obwohl dieser durch pathologische<br />
Spieler viel verdient. Die Institutionen,<br />
die Spielsucht therapieren, werden Großteils<br />
von der Glücksspielindustrie finanziert. Das<br />
bringt uns Therapeuten in eine sehr unangenehme<br />
Situation: „Sie werden doch von der<br />
Firma bezahlt, die mich in den Ruin getrieben<br />
hat. Warum sollte ich Ihnen glauben?“ Um uns<br />
Therapeuten von dieser Belastung freizuspielen,<br />
müsste der Staat seine Verpflichtungen<br />
wahrnehmen und die Spielertherapie selber<br />
bezahlen.<br />
Zur Person:<br />
Name: Aron Kampusch, MMag. Dr.<br />
Alter: 45<br />
Funktion: Klinischer Psychologe,<br />
Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler<br />
Fachgebiet: Spielsucht, war bis<br />
Februar 20<strong>14</strong> der Koordinator für<br />
den Bereich Glücksspiel- und Onlinesucht<br />
im Anton-Proksch-Institut<br />
Herkunft: Kärnten<br />
Besonderes: War 16 Jahre lang<br />
Profi-Croupier
23<br />
Foto von Sebastian Freiler<br />
HAUPTSACHE LÄCHELN.<br />
RAMBAZAMBA
24<br />
RAMBAZAMBA<br />
INTERVIEW MIT HAFTBEFEHL<br />
GESTÖRT<br />
UND<br />
BEHINDERT
RAMBAZAMBA<br />
25<br />
<strong>BIBER</strong> BEI „BABA HAFT“ IN FRANKFURT: DER DEUTSCH-<br />
KURDISCHE RAPPER „HAFTBEFEHL“ MAG WURSTSEMMELN,<br />
DRECKIGEN RAP AUS FRANKREICH UND KEINE POLITISCHEN<br />
STATEMENTS MEHR AUF SEINEM NEUEN ALBUM. AYKUT<br />
ANHAN ÜBER SEINE EX-KARRIERE ALS DROGENDEALER, ÜBER<br />
SÜNDE, RELIGION UND KANAKEN IN DEUTSCHLAND.<br />
VON YASMIN SZARANIEC UND MARKO MESTROVIĆ (FOTO)<br />
enn die Bull’n uns aufhalten, dann heiß ich Omar und nicht Aykut.<br />
„WIch hab’ nämlich keinen Führerschein“, scherzt Aykut Anhan aka<br />
„Haftbefehl“ und tritt voll aufs Gas seines Jaguars. Bei der kleinen Rundfahrt<br />
durchs Frankfurter Industriegebiet zeigt sich der 28-jährige Offenbacher<br />
Rapper ganz von seiner gastfreundlichen Seite.<br />
Wir befinden uns in einem Gewerbepark ein Stück außerhalb Frankfurts.<br />
Der vereinbarte Treffpunkt zum Interview ist Haftbefehls Studio „Azzlack“.<br />
Wir betreten ein baufälliges Bürogebäude. Im ersten Stock sehen wir ein<br />
pinkes Plakat mit der Aufschrift „Orchideen-Massage“. Uns öffnet aber keine<br />
leicht bekleidete Thailänderin die Tür, sondern ein grimmig dreinschauender<br />
Typ mit Vollbart. Er ist ein Homie von Aykut. Das Studio ist karg eingerichtet,<br />
man riecht noch die Farbe der frisch gestrichenen Wände. Rechts ein<br />
Fernseher und eine weiße Ikea-Couch, auf der weitere Homies Fifa <strong>15</strong> zocken.<br />
Aykut macht sich gerade eine Wurstsemmel. „Ich bin gleich bei euch“,<br />
sagt er herzlich lächelnd. An den sonst leeren Wänden prangt die originale<br />
goldene Schallplatte von Nazars Album „Camouflage“.<br />
Den Goldstatus hat Haftbefehl selbst noch nicht erreicht. Dafür prägte<br />
er 2<strong>01</strong>3 das Jugendwort des Jahres „Babo“ – mit seinem Track „Chabos wissen<br />
wer der Babo ist“. Jetzt läuft sein neues Album „Russisch Roulette“ an.<br />
Obwohl mit viel New Yorker Beats unterlegt, will er darin die Drogenszene<br />
nicht glorifizieren, anders als viele amerikanischen Gangster-Rapper. Haftbefehl<br />
weiß aus eigener Erfahrung: Die Szene ist nicht glamourös, sondern<br />
vor allem gewalttätig.<br />
Der 1,96m große Aykut mit kurdisch-zazaischen Wurzeln – die Zazaren<br />
sind eine Volksgruppe in der östlichen Türkei – wirkt locker und entspannt.<br />
Dabei fährt er seit dem Finish von „Russisch Roulette“ nur von einem<br />
Termin zum anderen. „Aufgrund der vielen Termine braucht Aykut einfach<br />
Leute, die ihn bei diesem vollem Terminkalender unterstützen“, verrät uns<br />
Moritz der Presseagent von Universal Urban. „Als er seinen Vertrag mit<br />
Universal unterschreiben sollte, ist er einfach nicht aufgetaucht“, erzählt er<br />
kopfschüttelnd. „Baba Haft“ hat in seinem Leben wenig Disziplin gehabt. Mit<br />
13 verlor er seinen Vater, danach war die Straße sein Leben. Dort verdiente er<br />
sein Geld im Drogengeschäft. Die Schule besuchte er ab dem Zeitpunkt nicht<br />
mehr, die „normale“ Arbeitswelt kennt er so gut wie gar nicht. Trotzdem<br />
können wir ihm keinerlei Unzuverlässigkeit vorwerfen. Wir machen es uns<br />
auf der Couch gemütlich und beginnen fünf Minuten vor der ausgemachten<br />
Zeit mit dem Interview.<br />
biber: Du hast als Jugendlicher Drogen vertickt,<br />
gekifft und die Schule geschmissen. Wann warst<br />
du das erste Mal stolz auf dich?<br />
HAFTBEFEHL: Als das mit der Musik losging<br />
und ich meine erste Überweisung gekriegt habe.<br />
Stolz war ich, als ich meiner Mutter ein Geschenk<br />
machen konnte. Sie hat wirklich viel durchgemacht.<br />
Ich konnte ihr endlich mal was zurückgeben<br />
und tu’s heute noch.<br />
Wie geht es dir heute?<br />
Heute ist mein Leben nicht mehr so ein Hustle<br />
wie damals. Ich wohne in einem Vorort von<br />
Darmstadt und hab’ ein ganz ruhiges Leben. Aber<br />
wenn ich Action suche, finde ich sie.<br />
Du hast kurdische Wurzeln. Bist du eigentlich<br />
praktizierender Moslem?<br />
Leider nicht.<br />
Hast du dich mit dem Islam auseinandergesetzt?<br />
Nein. Mein Vater war Alevite und meine Mutter<br />
ist Sunnitin. Sie ist sehr gläubig und praktizierend.<br />
Mein Vater hat zwar an Gott geglaubt, aber<br />
praktiziert hat er nicht.<br />
Bist du selbst gläubig?<br />
Ja, ich glaube fest. Auch daran, dass der Islam<br />
die richtige Religion ist. Wenn ich mich mit dem<br />
Koran befassen würde, würde ich mit der Musik<br />
aufhören. Da bin ich mir 100%-ig sicher.<br />
„WIR SIND VON<br />
SEBASTIAN KURZ<br />
ENTTÄUSCHT.“<br />
In deinem Track „Seele“ sprichst du das Thema<br />
der Sünde bzw. das Reinwaschen der Seele an.<br />
Etwa: „Wenn du Millionär bist, musst du es mit<br />
Ärmeren teilen.“ Machst du das?<br />
Ja und das sollte man auch. Bloß dann ist irgend-
26 RAMBAZAMBA<br />
BABO–BOX<br />
“Babo” = bosnisch und zazaisch für Vater, bei Haftbefehl: Boss/Anführer<br />
“Chabos wissen wer der Babo ist.” = “Brüder wissen wer der Boss ist.”<br />
“Aso-Style” = asozial und kriminell<br />
“Azzlack” = asozialer Kanake<br />
“Azzlack Stereotyp” = Vorurteile gegenüber Ausländern; Titel seines ersten Albums<br />
“Kanakenzone” = in Offenbach haben 54,3% der Einwohner Migrationshintergrund<br />
“OF” = Offenbach am Main, Haftbefehls Heimatstadt<br />
wann von einer kurdischen Facebook-<br />
Seite ein Post aufgetaucht, wo es hieß,<br />
ich hätte eine halbe Million Euro an die<br />
Kurden in Syrien und im Irak gespendet.<br />
Das ist eine komplette Lüge. So viel hab’<br />
ich nicht gespendet, aber auch wenn, hätte<br />
ich es bestimmt nicht offen preisgegeben.<br />
Man macht es weder für sich, noch<br />
für die Öffentlichkeit, sondern einzig und<br />
allein für die Menschen, die in Not sind.<br />
Man kann nicht heute jemanden umbringen<br />
und morgen glauben, dass man seine<br />
Seele reingewaschen hat, nur weil man<br />
gespendet hat.<br />
Stichwort Syrien und Irak. Bist du eigentlich<br />
ein politischer Mensch?<br />
Nein. Ich halte generell nicht viel vom<br />
Krieg, aber er gehört zum Menschen. Die<br />
Steinzeitmenschen haben mit der Keule<br />
gejagt und etwas umgebracht, um zu essen.<br />
Heute ist es anders. Man trägt Anzug und<br />
schickt irgendwelche Leute in den Krieg,<br />
damit man weiter Anzug tragen kann und<br />
er einem nicht weggenommen wird.<br />
Auch wenn du nicht politisch bist, hast<br />
du dich 20<strong>12</strong> in dem Track „Free Palestina“<br />
politisch geäußert und viel Kritik<br />
geerntet.<br />
Ja und zu dem Song steh’ ich auch nach<br />
wie vor. Damals habe ich Dinge von mir<br />
gelassen wie ,Ich verfluche das Judentum’.<br />
Dazu steh’ ich nicht. Ich hab’ die Politik<br />
Israels und die Juden gleich gesehen, aber<br />
das eine hat mit dem anderen nichts zu<br />
tun. Es gibt viele Juden, die von Israel<br />
nichts halten. Ich halte nichts vom israelischen<br />
Staat und finde, dass er nach wie<br />
vor sehr viel Unrecht tut.<br />
Krieg hat gerade dieser Tage viel mit Religion<br />
zu tun...<br />
Politik und Religion sollte man trennen.<br />
Die meisten Politiker sind Gottlose oder<br />
Leute, die einen auf religiös machen.<br />
Dabei glauben sie meist nur an Geld. Sie<br />
wurden so sehr von der Gier gepackt, dass<br />
sie die Religion vergessen.<br />
Warum sind Politiker gottlos? Ist das im<br />
Rap-Business besser?<br />
Deutschland hat eine falsche Politik. Da<br />
fließen so viele Steuergelder in die Kassen,<br />
die an andere Länder verschenkt werden.<br />
Die Bevölkerung hat kein Recht. Man darf<br />
zwar wählen, aber was bringt das schon,<br />
wenn die Politiker ihre Slogans nicht<br />
einhalten? Das Rap-Geschäft kann auch<br />
falsch sein, wenn man sich Sachen komplett<br />
aus’m Arsch zieht. Natürlich erfinde<br />
auch ich Dinge und übertreibe. Trotzdem<br />
hab’ ich das meiste selbst erlebt.<br />
Wird in Deutschland ein Kanake jemals<br />
so viel wert sein wie ein Deutscher?<br />
„ICH HALTE GENERELL NICHT VIEL VOM<br />
KRIEG, ABER ER GEHÖRT ZUM MENSCHEN.“
RAMBAZAMBA<br />
27<br />
„Russisch Roulette“ erschien am 28.11.20<strong>14</strong> via Universal.<br />
hat etwas Dreckiges. Wenn Schwarze oder<br />
Algerier Französisch sprechen, hört sich<br />
das ganz anders an – gewalttätig und irgendwie<br />
abgefuckt. Die Franzosen reden<br />
immer so ’n bisschen schwul. Als hätten<br />
die ein Baguette im Arsch. Habt ihr das<br />
Album gehört?<br />
Klar. Man kriegt das Gefühl, als wolltest<br />
du darin mit deiner Vergangenheit abschließen?!<br />
Ne, gar nicht. Ich wollte „deepe“ Sachen<br />
machen und werd’ das auch auf den nächsten<br />
Alben machen. Um einen Song wie<br />
„1999“ zu schreiben, muss ich mich in<br />
meine Vergangenheit zurückversetzen.<br />
In diesem Jahr bin ich in die kriminelle<br />
Bahn gerutscht. Es war eine sehr harte<br />
Zeit für mich. Ich hole mir aber auch<br />
Inspiration in Frankfurt. Dort herrscht<br />
ein geiles, gleichzeitig aber trauriges Bild.<br />
Banker laufen an Junkies vorbei. Junkies<br />
gibt’s auch Wien, aber es wird nicht offen<br />
auf der Straße Heroin gespritzt und Crack<br />
geraucht.<br />
2003 bist du wegen eines Haftbefehls in<br />
die Türkei geflohen.<br />
Mit 18 bin ich zu meinem großen Bruder<br />
nach Istanbul gezogen und habe drei Jahre<br />
dort gelebt. Aus Langeweile habe ich<br />
angefangen Texte zu schreiben. Ich hab’<br />
früher viel Azad gehört und Frankfurter<br />
Rapper wie Chabs, Jonesmann, Chaker<br />
oder Bushido. Weil ich dachte, etwas<br />
zu verpassen, bin ich 2006 zurück nach<br />
Deutschland – zur Fußballweltmeisterschaft.<br />
Da war die Hölle los. Ich habe den<br />
größten Umsatz meines Lebens mit Drogen<br />
gemacht, Alter.<br />
„WÄHREND DER WM<br />
2006 HAB ICH DEN<br />
GRÖSSTEN UMSATZ MIT<br />
DROGEN GEMACHT.”<br />
Ja, natürlich. Es kommt ganz drauf an, wo<br />
man ist und wie man sich als Ausländer<br />
verhält. In Offenbachs Innenstadt gibt es<br />
rund 70% Ausländer - 80% davon sind<br />
nicht gut integriert. Wenn ich dort rumlaufe<br />
und ,Scheiß Deutsche!’ schreie, ist es<br />
klar, dass man mich nicht akzeptiert.<br />
Lass uns über dein neues Album „Russisch<br />
Roulette“ reden. Was kriegen wir da<br />
zu hören?<br />
Der Sound ist sehr amerikanisch - eine<br />
Mischung aus New York und Down South.<br />
Die Beats klingen wie Wu Tang und<br />
Mobb Deep. Die Drums sind meistens<br />
trap-lastig mit französischen Einflüssen.<br />
Es ist ein sehr eigener Sound, aber raptechnisch<br />
ist es Haftbefehl pur. Ein bisschen<br />
verstörend, gestörter Rap... Ja, gestört<br />
und behindert.<br />
„WENN ICH MICH MIT DEM KORAN<br />
BEFASSEN WÜRDE, WÜRDE ICH<br />
MIT DER MUSIK AUFHÖREN.”<br />
#WÖÖD<br />
NACHRICHTEN<br />
Der Track „Haram Para“ (dt. „Sündengeld“)<br />
ist eine Kollaboration mit dem<br />
französischen Rapper Kaaris.<br />
Ich liebe französischen Rap. Die Sprache<br />
GUTEN ABEND WIEN<br />
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28<br />
RAMBAZAMBA<br />
Ba king<br />
Br ead<br />
Wohin gehen, wenn der Hunger zur Geisterstunde<br />
zwickt? Türkische Bäckereien<br />
sind längst der Geheimtipp der<br />
Stadt – statt pappigem Cheeseburger<br />
und fettiger Käsekrainer gibt es hier<br />
frisches Lahmaçun, süße Baklava und<br />
heißen Schwarztee.<br />
VON BINU STARNEGG UND CHRISTOPH SCHLESSMANN (FOTO)
RAMBAZAMBA<br />
29<br />
Die Wüste des schlechten Fast Foods kennt<br />
kein Erbarmen. Einen Snackanfall spätnachts<br />
zu erleiden bedeutet oft die Wahl zwischen<br />
dörrem Kebab, Pappkartonpizzaschnitte und<br />
Runzelkäsekrainer. Und als Draufgabe am nächsten<br />
Tag die Ungewissheit, ob man nun einen<br />
Kater oder eine Lebensmittelvergiftung hat. Das<br />
muss aber nicht sein! Türkische Bäckereien mit<br />
ihren langen Öffnungszeiten sind die idealen<br />
Boxenstopps beim nächtlichen Rundendrehen.<br />
Das Biber hat fünf näher betrachtet.<br />
Alser Shop:<br />
klinisch lecker<br />
Hernalser Gürtel 47/U6 Alserstraße<br />
1170 Wien<br />
Vielen noch als Bäckerei Aslan bekannt, ist der Alser Shop<br />
besonders für Nachtschwärmer die Alternative zum Mäcci gegenüber.<br />
Vitrinen voller Börek und Konsorten, ein Kühlregal<br />
mit Schafskäse, Rinderwurst und Cola, aber vor allem frisches<br />
Acma, Pide, Lahmaçun. Durch die Nähe zu den Gürtelbögenlokalen<br />
kommt jeder gern her, wer auf den Durst einen<br />
Hunger hat. Wie der Skater, der sein Longboard vergessen<br />
hatte. Lachend gibt Verkäufer Abdullah ihm sein Deck<br />
zurück und zufrieden rollt er wieder in die Nacht – mit einem<br />
frischen Lahmaçun dazu. Auffällig dabei das Ambiente: der<br />
Alser Shop präsentiert sich von den Fliesen bis zur Decke<br />
in sterilem lazarettweiß – sogar mit einer großen Glaswand,<br />
die den Backbereich wie einen Kreißsaal vom Lokal trennt.<br />
Vermutlich kann man dem Bäckermeister dann auch dabei<br />
zusehen, wie er ein frisches Blech Pogaca entbindet.
30<br />
MIT RAMBAZAMBA<br />
SCHARF<br />
Trabzon Ekmek Firini:<br />
In Holz we trust<br />
Brunnengasse 65, 1160 Wien<br />
Für viele ottakringer Bobos gehört der Gang zum Trabzon<br />
nach einem feuchtfröhlichen Abend dazu wie Aperol<br />
zum weißen Spritzer; gleich nach der Sperrstunde am<br />
Yppenplatz sieht man sie snackend davor stehen. Doch<br />
drinnen ist trotz der Größe des Geschäfts wenig Platz. das<br />
gesamte Geschehen wird von einem riesigen Holzbackofen<br />
dominiert, laut eigenen Angaben der einzige in ganz<br />
Wien. Dessen charakteristischer Geschmack hat schon<br />
viele überzeugt: unter anderem das Kent gleich nebenan.<br />
Ihr Markenzeichen ist das „Trabzon-Brot“, ein achterförmiger<br />
Laib, der locker eine hungrige Familie mehrere Tage<br />
ernähren könnte. Weitere Spezialitäten sind ihr Lepina,<br />
Maisbrot und sogar ganzjährig Vanillekipferl.<br />
Café Konditorei &<br />
Bäckerei 24:<br />
„Kaffee + Kuchen“ von<br />
Früh bis Spät<br />
Neubaugürtel 25, 1<strong>15</strong>0 Wien<br />
Der Frühstücksraum des backshop 24 ist zu (fast) jeder Stunde<br />
von Menschen besetzt, die entweder schon oder noch wach sind.<br />
Vom Frühschichtarbeiter mit der Zeitung unterm Arm zu Jugendlichen<br />
auf Lokaltour, sie alle sitzen (manchmal gleichzeitig) in der<br />
warmen Stube und trinken Schwarztee. Ein Plakat der Grünen,<br />
das eine Diskussionsrunde über „Migration & Mitgestaltung“<br />
bewirbt, lässt auf die geographische Nähe zum 7ten Bezirk schließen.<br />
Empfehlenswert ihre zwei eher ungewöhnlichen Böreksorten:<br />
Gemüse (mit Erdäpfeln, Erbsen, Mais und Karotten) und Fleisch<br />
mit Kartoffel. Wer Spiele mag, kann draußen versuchen, die Rechtschreibfehler<br />
auf den vielen Schildern zu zählen.<br />
Bäckerei Gül:<br />
Integration beginnt<br />
beim Frühstück<br />
Hütteldorferstraße 113, 1<strong>14</strong>0 Wien<br />
Der penzinger Ableger der beliebten Institution am Naschmarkt<br />
ist zwar weniger bekannt als die große Schwester,<br />
aber um kein Stück weniger schmackhaft. Der Duft von frischem<br />
Weißbrot, viel Naturholz und warmem Licht laden ein<br />
auf einen Kaffee mit Baklava im Frühstückseck zu verweilen<br />
und dort in der neuesten „Krone“ zu blättern. Österreichs<br />
beliebteste Tageszeitung ist aber nicht das einzige Zugeständnis<br />
an den Lokalkolorit. Ihr Kühlregal zeigt uns vor, wie<br />
gelebte Integration in der Praxis funktioniert: Ayran, Cockta<br />
und NÖM Vanillemilch harmonisieren dort in brüderlicher<br />
Eintracht. Espressoliebhaber aufgepasst: Ein vollverchromter<br />
Cimbali-Apparat verspricht ein Ausnahme-Kaffeeerlebnis.
RAMBAZAMBA<br />
31<br />
Diwan:<br />
Wer liegt, der siegt<br />
Simmeringer Hauptstr. 110, 1110 Wien<br />
Mit seinem markanten Schachbrettfliesenmuster,<br />
Guckfenstern in den Backraum, warmen Aromen und<br />
überaus freundlichem Personal überzeugt Diwan der<br />
Schmeckliche von Anfang an. Kein Wunder also, dass<br />
schon ab den frühesten Morgenstunden Arbeiter und<br />
Senioren bereits Schlange stehen. Seine Auswahl<br />
würde so manchen Tankstellenmarkt vor Neid erblassen<br />
lassen: allein schon ihr Wurst- und Käsesortiment<br />
könnte ganz Simmering im Falle des Weltuntergangs<br />
durchfüttern. Wie uns der Verkäufer Altay erklärt,<br />
backen sie alles selbst vor Ort; besonders stolz ist man<br />
auf seine Sesamringe und das Blumenbrot; aber auch<br />
ihre österreichischen Schmankerl wie Krapfen und Topfenstrudel<br />
suchen in der Südstadt seinesgleichen.<br />
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wünschen Ihnen Mona, Ariya, Christian, Mia und Ihr Bürgermeister Dr. Michael Häupl.<br />
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32 RAMBAZAMBA<br />
ICH SPRECHE MEINE<br />
MUTTERSPRACHE NICHT!<br />
VON JUSTYNA ZIARKO (TEXT & FOTOS)<br />
SIE KÖNNTEN SPRACHEN WIE ARABISCH<br />
ODER RUSSISCH PERFEKT BEHERRSCHEN.<br />
TUN SIE ABER NICHT. DENN IHRE ELTERN<br />
HABEN AUF DIE MÖGLICHKEIT VERZICHTET<br />
SIE MEHRSPRACHIG ZU ERZIEHEN UND<br />
IHNEN NUR DEUTSCH BEIGEBRACHT.<br />
„Ich bereue es sehr, dass mir meine Muttersprache nicht beigebracht wurde“,<br />
bedauert die 22-jährige Sara, die heute zu gerne Arabisch beherrschen<br />
würde. Ihr geht es wie vielen jungen Menschen aus zweiter und dritter Generation<br />
in Wien: Von den mitgebrachten Sprachen haben die Eltern sie nur auf<br />
Deutsch erzogen.<br />
„Unsicherheit spielt eine große Rolle“, sagt Mika Popovic, Geschäftsführer<br />
der Wiener Sprachschule „Weltakademie“. Da die Eltern ihre Muttersprache<br />
selbst nicht immer perfekt können, befürchten sie ihre sprachlichen Fehler an<br />
die Kinder weiterzugeben. Sie haben Angst, dass das Kind am Ende keine<br />
Sprache perfekt spricht und wollen sichergehen, dass Deutsch auf jeden Fall<br />
perfekt beherrscht wird, damit keine Nachteile entstehen. Biber traf drei junge<br />
Betroffene und einen Experten zum Gespräch.
RAMBAZAMBA<br />
33<br />
NAME: SARA HASSAN<br />
NICHT-SPRACHE: ARABISCH<br />
ALTER: 22<br />
MUTTER: ÖSTERREICHERIN<br />
VATER: IRAKER<br />
BERUF: BÜRGERRECHTSAKTIVISTIN & JUNG-JOURNALISTIN<br />
„Ich war offensichtlich ein hoffnungsloser Fall. Meine Schwester hat als Kind<br />
2–3 Jahre mit meinem Vater Arabisch gesprochen, aber bei mir haben es unsere<br />
Eltern aufgegeben. Ich wurde in Wien geboren und bin auch hier aufgewachsen<br />
und wurde gleich nur auf Deutsch erzogen. Heute versuche ich mich<br />
zu motivieren Arabisch zu lernen, aber es ist in meinem Alter eine wirkliche<br />
Herausforderung und alles andere als einfach. Ein wenig kompensiere ich die<br />
Sprache mit der arabischen Küche: Ich kenne und schätze die traditionellen<br />
Gerichte sehr. Nichtsdestotrotz bereue ich es, dass meine Eltern mir meine<br />
Muttersprache nicht beigebracht haben.<br />
Es ist total komisch, wenn ich mich mit meinen Verwandten auf Englisch<br />
unterhalten muss. Manche Menschen sind sicher auch enttäuscht, dass wir<br />
uns nicht auf Arabisch unterhalten können. Natürlich habe ich mich nach den<br />
Gründen gefragt. Als ich klein war, ging mein Vater für ein Jahr in den Irak,<br />
so hatte ich keinen durchgehenden Zugang zur Sprache. Gelernt hätte ich<br />
Arabisch sicher trotzdem. Durch den Unterricht in der Schule beherrsche<br />
ich Latein und Französisch, aber mit dem Arabischen hätte ich einen zweiten<br />
Kultur-Block mitnehmen können. Das wäre eine andere Liga.<br />
Wenn ich mal Kinder habe, sollten sie zweisprachig aufwachsen. Es muss<br />
nicht die arabische Sprache sein, aber die Kultur möchte ich ihnen auf alle<br />
Fälle weitergeben. Zumindest die soll nicht mit meiner Generation enden.“<br />
NAME: ANDREAS DEOGAREVIC<br />
NICHT-SPRACHE: SERBISCH<br />
ALTER: 23<br />
ELTERN: SERBEN<br />
BERUF: QUALITÄTSMANAGER<br />
„Meine serbischen Freunde aus Wien und ich fahren immer<br />
gleichzeitig runter nach Serbien, unterhalten uns dort aber auf<br />
Deutsch. Das mögen die Landsleute zuhause gar nicht. Aber ich<br />
habe Serbisch nie richtig gelernt. Wir haben zu Hause immer<br />
Vlaski gesprochen. Das ist eine Minderheitensprache in Serbien,<br />
nicht zu verwechseln mit Rumänisch. Das Gebiet der Walachen,<br />
das sich im Osten des Landes erstreckt, hat mit Rumänen nichts zu<br />
tun. Wenn mich Serben als Rumäne bezeichnen, dann ist das eine<br />
Beleidigung! Heute kann ich so zwar eine Minderheitensprache in<br />
Serbien, aber nicht die Landessprache selbst.<br />
Meine Grammatik ist so schlecht, dass es mir als Serbe unangenehm<br />
ist Serbisch zu sprechen. Das klingt seltsam, oder? Ich<br />
glaube meine Eltern waren der Meinung, dass ich irgendwann<br />
schon Serbisch lernen würde. Nur haben sie nicht so weit gedacht,<br />
von wem ich das lernen sollte. Sie taten es wahrscheinlich aus<br />
Bequemlichkeit nicht.<br />
Ob ich meine Kinder zweisprachig erziehen würde? Das wird stark<br />
von der Nation meiner Zukünftigen abhängen. Aber es kann nie<br />
schaden multikulturell aufzuwachsen!“
34 RAMBAZAMBA<br />
NAME: SHERKO-LEW ASINGER<br />
NICHT-SPRACHEN: RUSSISCH, KURDISCH, UKRAINISCH<br />
ALTER: 22<br />
MUTTER: UKRAINERIN<br />
VATER: KURDE<br />
BERUF: JUNIOR-BERATER<br />
„Als Ukrainerin und Kurde unterhalten sich meine Eltern untereinander<br />
oft auf Russisch, weil beide die Sprache gut beherrschen. Vom Zuhören<br />
kann ich Russisch heute zumindest verstehen, aber aktiv sprechen? Nein!<br />
Ich kann keine der drei Sprachen, die meine Eltern mitbringen, weder Kurdisch,<br />
noch Ukrainisch oder Russisch. Mir wurde nur Deutsch beigebracht<br />
und dank des ORF und der ZIB habe ich als Kind schnell ein hohes Niveau<br />
erreicht. Zuhause hat es sich so entwickelt, dass meine Eltern und ich<br />
uns nur auf Deutsch unterhalten haben. Der Reiz heute das Erlernen einer<br />
Muttersprache nachzuholen, ist vorhanden. Nicht unbedingt um mit meinen<br />
Eltern zu reden, aber um mich mit anderen Leuten verständigen zu können.<br />
An der Umsetzung scheitert es aber noch.<br />
Schwer zu sagen, warum meine Eltern mir keine andere Muttersprache<br />
beigebracht haben. Kurdisch, Ukrainisch und Russisch wären nur Zuhause<br />
relevant gewesen. Auf den Straßen Wiens hätten diese Sprachen wohl<br />
keine Wichtigkeit gehabt. Und ich hatte nie Kontakt zu den Heimatländern<br />
meiner Eltern. Ich gebe ihnen keine Schuld, ich bin liberal aufgewachsen.<br />
Und auch wenn meine Mutter mich nicht in ihrer Muttersprache erzogen<br />
hat, tat sie es sehr wohl in ihrem Glauben. Der Ritus ist orthodox. Mein<br />
Vater respektiert zwar die Religion, ist aber nicht wirklich gläubig.“<br />
NACHGEFRAGT:<br />
Robert Fritz<br />
Mag. Mika Popovic ist Geschäftsführer der Sprachschule<br />
„Weltakademie“ im vierten Wiener Bezirk.<br />
Der studierte Dolmetscher verwendet eine Lernmethode,<br />
mit der Kleinkinder Sprachen erlernen.<br />
biber: Was sind die Vorteile zweisprachig aufzuwachsen?<br />
POPOVIC: Da spreche ich aus eigener Erfahrung.<br />
Ich hatte nicht das Glück zweisprachig aufzuwachsen,<br />
aber meine Kinder sehr wohl. Das ist ein Riesenvorteil.<br />
Man lernt nicht nur zwei Sprachen, sondern<br />
auch zwei verschiedene Kulturen und zwei<br />
Mentalitäten. Mehrsprachig aufzuwachsen macht<br />
Kinder meiner Meinung nach aufgeschlossener<br />
und verständnisvoller für andere Kulturen.<br />
Woran liegt es, dass Kinder nicht zwei- oder<br />
mehrsprachig aufwachsen, obwohl sie die<br />
Möglichkeit haben?<br />
Viele Eltern trauen sich wohl nicht ihren Kindern<br />
die Muttersprache beizubringen, weil sie zum Beispiel<br />
die Sprache selbst nicht beherrschen. Sie<br />
haben Angst sprachliche Fehler weiterzugeben<br />
oder den Kindern beide Sprachen nur halb beizubringen.<br />
Sie sind sich unsicher.<br />
Ist das der einzige Grund?<br />
Früher steckte oft Absicht dahinter. Eltern dachten,<br />
dass es den Kindern schaden könnte. Sie wollten<br />
nicht, dass die Kleinen aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit<br />
ausgegrenzt und in der Gesellschaft nicht<br />
akzeptiert werden. Viele haben in Wien besonders<br />
darauf geachtet, dass Kinder auf den Straßen oder<br />
in der U-Bahn ausschließlich Deutsch reden, damit<br />
man nicht merkt, dass sie Ausländer sind. Aber diese<br />
Zeiten sind vorbei, denke ich. Heute schämt sich<br />
niemand eine andere Muttersprache zu sprechen.<br />
Solange sie sie beigebracht bekommen.<br />
Ist die Unsicherheit Kinder zweisprachig zu er-<br />
ziehen denn berechtigt?<br />
Nein. Sprachenvielfalt erweitert immer den Horizont,<br />
fördert die geistige Entwicklung und bietet<br />
mehr Flexibilität beim Denken. Ein Kind wird von<br />
der zweisprachigen Erziehung nicht überfordert<br />
sein. Man sollte darauf achten, dass die Kleinen<br />
die Sprachen trennen können, wenn beide Eltern<br />
aus verschiedenen Ländern kommen. Ein Beispiel:<br />
Wenn der Vater Österreicher und die Mutter Polin<br />
ist, soll das Kind mit dem Vater auf Deutsch und mit<br />
der Mutter Polnisch reden.<br />
Sie haben zwei Kinder. Welche Rolle spielt<br />
Stolz bei der Sprachenvielfalt?<br />
Eine sehr hohe Rolle. Ich vermittle meinen Kindern<br />
ständig, dass sie auf ihre Mehrsprachigkeit und<br />
Kultur stolz sein sollen. Sie werden dadurch nur<br />
Vorteile im Leben haben.<br />
Empfehlen Sie uneingeschränkt mehrsprachige<br />
Erziehung?<br />
Meiner Meinung nach gibt es keinen einzigen Vorteil<br />
einsprachig aufzuwachsen. Aus eigener Erfahrung<br />
weiß ich wie lang und mühsam der Weg ist als<br />
Erwachsener eine Sprache zu erlernen. Ich empfehle<br />
allen Eltern ihre Kinder zwei- oder mehrsprachig<br />
zu erziehen, wenn diese Möglichkeit besteht.
MIT SCHARF<br />
WAS UNS DIE GANZTÄGIGE SCHULE BRINGT:<br />
35<br />
mehr Zeit<br />
füreinander.<br />
mehr Flexibilität<br />
im Job.<br />
mehr Förderung<br />
der Talente.<br />
mehr<br />
Erfolg.<br />
mehr<br />
Spaß.<br />
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / BMBF<br />
Auch für Eltern bedeutet mehr Schule mehr Chancen – sie wissen, dass ihre<br />
Kinder bestens betreut und bei Fragen unterstützt werden. So bleibt zu Hause<br />
mehr Zeit, um nur noch eine Frage zu klären: Was machen wir heute gemeinsam?<br />
Alle Informationen finden Sie auf www.mehrschule-mehrchancen.at
36 KARRIERE<br />
KARRIERE<br />
&Kohle<br />
Studieren statt<br />
Saunieren. Von<br />
Alexandra Stanić<br />
Damit kann man Geld verdienen?<br />
Crowdfunding! Um es ganz einfach darzustellen:<br />
Die „Crowd“, also „viele Leute“, investieren in<br />
ein Projekt. Nicht ein Investor riskiert 100.000<br />
Euro, sondern 100 sogenannte Crowdinvestoren<br />
investieren 1.000 Euro in eine gute Idee. Das kann<br />
alles Mögliche sein: Eine soziale Initiative, Start-up<br />
Unternehmen, Magazine, Filme. Die Investitionsund<br />
Finanzierungsmöglichkeit ist mittlerweile auch<br />
in Österreich angekommen.<br />
ZAHL DES MONATS<br />
5,1 %<br />
so hoch ist die österreichische<br />
Jugendarbeitslosigkeit im<br />
europäischen Vergleich.<br />
Damit haben wir nach Deutschland (5%)<br />
die wenigsten arbeitslosen Jugendlichen.<br />
Meinung:<br />
Ich wäre gerne<br />
Elektromaschinentechnikerin<br />
Ja, wirklich. Ich liebe meinen Job als Journalistin<br />
und ich bin mir sicher, dass ich in dieser<br />
Branche gelandet wäre, auch wenn mein Ausbildungsweg<br />
ein anderer gewesen wäre. Aber statt<br />
dem 08<strong>15</strong>-Schulweg Handelsakademie-Matura<br />
und dann Studium, wäre ich lieber einen anderen<br />
gegangen. Zu meiner Zeit gab es nämlich<br />
noch keine Lehre mit Matura. Wenn ich es mir<br />
jetzt aussuchen könnte, würde ich eine Lehre<br />
im Elektromaschinenbau machen. Ehrlich. Abgesehen<br />
davon, dass ich immer schon so etwas<br />
Nützliches und Handwerkliches erlernen wollte,<br />
klingt es einfach cool. Außerdem sind Frauen<br />
in dieser Branche Gold wert und man verdient<br />
nach Abschluss der Lehre ziemlich gutes Geld.<br />
Trotz meines Lehrgangs hätte ich studiert, aber<br />
vielleicht wäre es eher etwas Technisches geworden.<br />
Damals kam es aber nicht in Frage, dass ich<br />
mich für eine Lehre entscheide, weil ich mich<br />
von klein auf möglichst lange bilden wollte - ein<br />
Studium war deswegen unentbehrlich. Aber wer<br />
weiß, vielleicht mache ich ja doch noch eine<br />
Lehre als Elektromaschinentechnikerin und<br />
schreibe in Zukunft über den Alltag einer Frau<br />
in der Elektrobranche. stanic@dasbiber.at<br />
Ganz schön erfolgreich<br />
Vom Schulabbrecher zum Unternehmer<br />
- Ali Mahlodji ist der<br />
beste Beweis dafür, dass Träume<br />
wahr werden können, wenn man<br />
sich richtig anstrengt. Mit seiner<br />
Videoplattform WATCHADO räumt<br />
er Preise ab - zuletzt einen<br />
Social-Media-Preis in Düsseldorf.<br />
Außerdem versucht Ali die<br />
Welt zu retten. Mehr Infos hier:<br />
www.watchado.com<br />
3 Fragen an Sascha Ernszt,<br />
dem ÖGB-Bundesjugendvorsitzender<br />
Wie kann man die Lehre attraktiver gestalten?<br />
Indem die Unternehmen besser ausbilden!<br />
Ein KFZ-Mechaniker z. B. muss mehr können<br />
als nur das Öl zu wechseln. Die tatsächliche<br />
Ausbildungstätigkeit muss öfter kontrolliert<br />
werden, die LehrausbildnerInnen brauchen<br />
regelmäßige Weiterbildungen.<br />
Welche Vorteile haben Unternehmen, wenn sie<br />
Lehrlinge einstellen?<br />
Sie haben gut ausgebildete Fachkräfte. Davon<br />
gibt es in Österreich ja angeblich zu wenige.<br />
Welche Maßnahmen kann man gegen Jugendarbeitslosigkeit<br />
setzen?<br />
Die Ausbildungsverweigerer unter den<br />
Unternehmen müssen dazu gebracht werden,<br />
wieder mehr Lehrstellen anzubieten.<br />
Fotos: crowdfunding.at, Dominik Vsetecka, Harold Naaijer
ALS LEHRLING BEI SPAR.<br />
Wir zeigen dir, was wir dir bieten können:<br />
• 17 spannende Lehrberufe<br />
• Tolle Ausbildung<br />
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*Dein Gehalt beträgt im ersten Lehrjahr € 504,- (gilt für alle Bundesländer außer Vorarlberg und Salzburg) / € 520,- (gilt für Vorarlberg und Salzburg) brutto pro Monat. Während der drei Jahre<br />
Lehrzeit kannst du dir durch Prämien zusätzlich mehr als 4.500 Euro dazu verdienen. Sehr guten Lehrlingen winkt nach erfolgreichem Lehrabschluss obendrein der Gratis-B-Führerschein.
38 KARRIERE<br />
Lehre oder Uni?<br />
„Bis zur Geschäftsführung stehen alle Türen offen.“<br />
In vielen Köpfen schwebt die Vorstellung,<br />
dass ein Uni-Abschluss<br />
das große Geld bringt. Auf den<br />
Gehaltszetteln steht etwas anderes.<br />
Lehrlinge verdienen bis zum 30.<br />
Lebensjahr das Gleiche wie Akademiker.<br />
Gehaltsexperte Conrad<br />
Pramböck weiß aber, wie es auch<br />
später beim Top-Gehalt und einer<br />
Top-Karriere bleibt.<br />
Von Justyna Ziarko & Maida Dedagic<br />
biber: Sie sind Gehaltsexperte, Herr<br />
Pramböck. Wie kommt man zu dem Titel?<br />
Conrad Pramböck: Den habe ich mir<br />
selbst gegeben. Jeder sollte sich einen Expertentitel<br />
für das verleihen, was er besonders<br />
gut kann.<br />
Und was befähigt Sie beruflich zum Experten?<br />
Ich bin Unternehmensberater für Gehaltsfragen.<br />
Zum Beispiel werde ich von<br />
Chefs beauftragt, die wissen wollen, was<br />
eine angemessene Entlohnung für Mitarbeiter<br />
ist, weil es etwa zu Differenzen<br />
mit Arbeitnehmern kam. Mein Wissen<br />
schöpfe ich aus Gehaltsuntersuchungen<br />
und -studien, für die ich strukturierte Infos<br />
von Firmen und Personalmanagern<br />
einhole.<br />
Gehaltsexperte Conrad Pramböck<br />
ARBEITET ALS PERSONALBERATER BEI<br />
PEDERSEN & PARTNERS<br />
Fotos: Christoph Liebentritt, Lukas Beck, Justyna Ziarko
KARRIERE<br />
39<br />
Ihre letzte Untersuchung dreht sich um<br />
das Gehalt von Lehrlingen. Demnach verdienen<br />
Lehrlinge genauso viel wie Akademiker.<br />
Ja, es ist tatsächlich so, dass in den ersten<br />
fünf Berufsjahren alle das Gleiche verdienen.<br />
Im Schnitt sind das 25.000 Euro<br />
brutto im Jahr, egal ob Lehrling oder Akademiker.<br />
Bis zum 30. Lebensjahr bleibt<br />
das Gehalt in beiden Gruppen gleich. Mit<br />
zunehmendem Alter verdienen die Akademiker<br />
aber mehr, während das Gehalt<br />
von Lehrlingsabsolventen dann nicht<br />
mehr steigt.<br />
Aber bei manchen Gehältern von Lehrabsolventen<br />
werden auch Akademiker über<br />
30 neidisch.<br />
Wichtig ist, dass man mit dem Ende<br />
der Lehre nicht aufhört zu lernen. Sonst<br />
kommt man im Alter jährlich nie über<br />
40.000 Euro brutto hinaus. Mit der Matura<br />
oder Studienberechtigung dazu hat man<br />
mit einer Lehre aber alle Möglichkeiten.<br />
Abgesehen vom Gehalt: Welche Vorteile<br />
und Nachteile hat eine Lehre?<br />
Manuela Gramm, 28 Jahre<br />
MARKTLEITERIN BEI SPAR GOURMET<br />
„Ich bin seit 11 Jahren im Betrieb tätig.<br />
Vor vier Jahren wurde ich Marktleiterin.<br />
Zu meinen Hauptaufgaben gehören die<br />
Betreuung der verschiedenen Abteilungen,<br />
der Mitarbeiter und administrative Tätigkeiten.<br />
Am meisten gefällt mir aber die<br />
Kundenbetreuung: Ich brauche Menschen<br />
um mich herum, ich mag nicht ständig im<br />
Büro sitzen. Spar bietet dazu viele Möglichkeiten,<br />
wie zum Beispiel Seminarangebote,<br />
die ich gerne nutze.<br />
Die Lehre beim Spar hat mich nicht nur<br />
wegen dem Job interessiert, sondern auch<br />
wegen der interessanten „Zuckerln“ dazu,<br />
wie monatliche Prämien und die Finanzierung<br />
des Führerscheins. Als Spar-Lehrling<br />
sollte man unbedingt Engagement zeigen<br />
und offen gegenüber neuen Dingen sein.<br />
Der Verdienst hängt auch davon ab, wie<br />
viele Jahre Erfahrung man hat. Ich würde<br />
sagen, dass mein Gehalt etwas über dem<br />
Einstiegsgehalt eines Akademikers liegt.“<br />
VOM LEHRLING<br />
ZUM VERKAUFSLEITER<br />
Manuel Greiner ist Verkaufsleiter bei der BAWAG P.S.K. in Wien. Der 32-Jährige<br />
ist ein Paradebeispiel dafür, wie weit man mit einer Lehre kommen kann.<br />
BEZAHLTE ANZEIGE<br />
Foto:<br />
MIT 16 JAHREN BEWARB ER SICH<br />
FÜR DIE LEHRE ZUM BANKKAUF-<br />
MANN BEI DER BAWAG: „In der Schule war<br />
ich nie glücklich. Ich bin sicher, dass die Matura<br />
nicht der richtige Weg ist, außer man will<br />
etwas Bestimmtes studieren.“ Als Verkaufsleiter<br />
führt er 70 Mitarbeiter. „An meinem Beruf<br />
liebe ich es mit Menschen zu arbeiten, sie zu<br />
begeistern und zu fördern.“ Er sorgt dafür,<br />
dass die Filialen in seinem Zuständigkeitsbereich<br />
im 6., 7., <strong>14</strong>. und <strong>15</strong>. Bezirk gut funktionieren.<br />
Dazu zählt Personal genauso wie Absatzzahlen.<br />
Pro Tag fährt er in 2-3 Filialen. Der<br />
Ordner in seiner Tasche ist voll mit Tabellen<br />
und Zahlen. In der Position als Verkaufsleiter<br />
verdient man je nach Erfahrung rund 70.000<br />
Euro Brutto im Jahr. Zusätzlich dazu bietet<br />
die BAWAG P.S.K. ein Provisionssystem, das<br />
bereits in der Lehre greift: „Bei erfolgreichem<br />
Abschluss gibt es eine Bargeld-Prämie.“<br />
Im ersten Jahr der Lehrausbildung erlangt<br />
man Basiswissen in der Zentrale. Im 2. und<br />
3. Jahr geht es in die Filialen, wo man das gesamte<br />
Kundengeschäft von Beratung bis zum<br />
Verkauf kennenlernt. „Mit 500 Filialen bietet<br />
die BAWAG P.S.K. alle Chancen sich selbst<br />
zu verwirklichen und karrieretechnisch aufzusteigen“,<br />
sagt Manuel Greiner. „Man muss<br />
nur Spaß am Job haben und engagiert sein.“<br />
Lehrlingen empfiehlt er: „Bleib du selbst, sei<br />
ehrlich, gestehe dir deine Schwächen und<br />
deine Stärken ein, und arbeite an beiden.“<br />
Vom Lehrling zum<br />
Chef: Manuel Greiner<br />
führt 70 Mitarbeiter
40 KARRIERE<br />
Lehre fertig –<br />
was jetzt?<br />
Nach der Lehrabschlussprüfung<br />
im Betrieb übernommen<br />
zu werden, ist<br />
der Standard-Wunsch der<br />
meisten Auszubildenden.<br />
Deshalb sollte man aber<br />
die anderen Möglichkeiten<br />
sich als Lehrling<br />
weiterzubilden nicht außer<br />
Acht lassen. Hier kommt<br />
der Überblick:<br />
Studieren an<br />
der Universität Wien:<br />
Nach erfolgreicher Absolvierung der<br />
Berufsmatura kann man sich auch für<br />
ein ordentliches Studium einschreiben.<br />
Ohne Berufsmatura kann man die<br />
Möglichkeit eines außerordentlichen<br />
Studiums nutzen. Dieser Schritt ist<br />
nur dann zu empfehlen, wenn man die<br />
Berufsreifeprüfung bzw. die Studienberechtigungsprüfung<br />
macht. Die Studienberechtigungsprüfung<br />
(SBP) vermittelt<br />
eine eingeschränkte Berechtigung für<br />
das Studium einzelner oder mehrerer<br />
eng miteinander verwandter Studien. An<br />
der Universität Wien kann die SBP nur<br />
für dort angebotene Studien abgelegt<br />
werden.<br />
Voraussetzungen:<br />
vollendetes 20. Lebensjahr<br />
EU/EWR-Staatsbürgerschaft<br />
Deutschkenntnisse auf B2/2 Niveau<br />
Nachweisen einer beruflichen oder<br />
außerberuflichen Vorbildung<br />
www.studentpoint.at<br />
Selbsterhalter-Stipendium:<br />
Das Stipendium ist für Studierende<br />
vorgesehen, die sich vor dem erstmaligen<br />
Bezug einer Studienbeihilfe vier<br />
Jahre oder länger mit einem Mindesteinkommen<br />
von 7.272 Euro jährlich „selbst<br />
erhalten“ haben. Das Einkommen der<br />
Eltern wird nicht berücksichtigt.<br />
www.stipendium.at<br />
Berufsmatura –<br />
Lehre mit Reifeprüfung:<br />
In Wien gibt es mehrere Institutionen,<br />
um die Berufsmatura zu absolvieren,<br />
etwa bei Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />
wie dem bfi Wien, den Wiener<br />
Volkshochschulen, dem WIFI Wien oder<br />
dem Kultur- und Sportverein der Wiener<br />
Berufsschulen.<br />
Voraussetzungen:<br />
BerufsschülerInnen mit Lehr- oder Ausbildungsvertrag<br />
BerufsschülerInnen ohne Lehrvertrag,<br />
die mehr als die Hälfte der Lehrzeit in<br />
einem Lehrbetrieb absolviert haben<br />
Eine Teilprüfung muss vor Lehrzeitende<br />
absolviert werden.<br />
Ein Beratungsabend findet wieder am<br />
13.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 und am 29.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 statt.<br />
Ort: Hütteldorfer Straße 7-17, 1<strong>15</strong>0 Wien,<br />
1. Stock, Festsaal (www.berufsmaturawien.at)<br />
Studienabschluss-Stipendium:<br />
Hier können berufstätige Studenten<br />
profitieren, die kurz vorm Abschluss<br />
stehen und nur noch wenige Prüfungen<br />
zu absolvieren haben. Das gilt vor allem<br />
für die Zeit kurz vor dem Bachelor- bzw.<br />
dem Diplom- oder Masterabschluss. Zusätzliche<br />
Bezüge (z.B. Arbeitslosengeld,<br />
Weiterbildungsgeld, Praktikumsentgelte<br />
etc.) können die Höhe des Stipendiums<br />
mindern.<br />
Es darf lediglich nur einmal ein Anspruch<br />
für dieses Stipendium gestellt werden.<br />
Die Höhe der Förderung liegt zwischen<br />
€600,- und € 1.040,- im Monat, abhängig<br />
vom Ausmaß der vorangegangenen<br />
Tätigkeit.<br />
www.stipendium.at<br />
waff: Lehrabschluss & Job<br />
Der waff (Wiener ArbeitnehmerInnen<br />
Förderungsfonds) unterstützt beim<br />
Abschluss neben dem Job. Bewerber<br />
sollten über 18 Jahre alt sein und mindestens<br />
1,5 Jahre Berufserfahrung im<br />
ausgewählten Lehrberuf mitbringen bzw.<br />
die Hälfte der Lehrzeit absolviert haben.<br />
Je nach Ausbildungstyp und Institut kann<br />
der Preis bzw. die finanzielle Förderung<br />
vom waff variieren.<br />
Vorbeischauen oder online informieren:<br />
Ort: Nordbahnstraße 36 / Stiege 1 / 3.<br />
Stock<br />
1020 Wien (www.waff.at)<br />
Lehrlinge tun sich viel leichter einen Job<br />
zu finden, weil sie Praxiserfahrung mitbringen.<br />
Und meist müssen sie ja nicht<br />
mal suchen, da sie vom Ausbildungsbetrieb<br />
ohnehin übernommen werden. Eine<br />
Gefahr ist, dass man in den Augen mancher<br />
Arbeitgeber immer als der 16-jährige<br />
Lehrling abgestempelt wird.<br />
Hat die Gesellschaft ein falsches Image<br />
von der Lehre?<br />
Haben Sie schon mal eine Serie gesehen,<br />
in der es um coole Lehrlinge geht? Nein,<br />
in Serien haben alle ihre eigene Agentur<br />
und man könnte denken, das sei der beste<br />
Job der Welt, obwohl man es in der<br />
Realität oft mit furchtbaren Arbeitsbedingungen<br />
und miesem Gehalt zu tun<br />
hat. Es gibt auch Lehrberufe, häufig im<br />
Restaurant- oder Friseurbereich, die mit<br />
ähnlich schlechten Bedingungen kämpfen.<br />
Aber im öffentlichen Image ist noch<br />
nicht angekommen, wie gut es vielen<br />
Lehrberufen geht. Mit einem technischen<br />
Lehrabschluss in der Tasche reißen sich<br />
die Unternehmen um einen. Da stehen<br />
bis hin zur Geschäftsführung alle Türen<br />
offen, wenn es vom Typ her passt.<br />
Stehen Migranten gleichermaßen alle Türen<br />
offen?<br />
Leider zeigt sich, dass Migranten immer<br />
dort überdurchschnittlich präsent sind,<br />
wo schlecht gezahlt wird. Migranten<br />
müssen meist die doppelte und dreifache<br />
Leistung erbringen, um anerkannt zu<br />
werden. Oft geben Eltern ihren Kindern<br />
mit: „Du musst dich mehr anstrengen,<br />
damit du es schaffst!“ Deshalb sind Kinder<br />
von Zuwanderern so häufig die Klassenbesten,<br />
wie Studien belegen. Nur bei<br />
vielen Arbeitgebern ist das noch nicht<br />
angekommen. Dass Bewerber aufgrund<br />
des Namens oder des Aussehens diskriminiert<br />
werden, ist ein großes Thema, das<br />
in Österreich sehr präsent ist.<br />
Wie bekommt man seine Traumlehre?<br />
Es geht immer darum, sich ein persönliches<br />
Netzwerk aufzubauen. Da kann man<br />
nicht früh genug anfangen. Will man eine<br />
Lehre bei Siemens oder bei OMV machen,<br />
sollte man im persönlichen Kreis starten,<br />
bei Freunden und Familie. Irgendjemand<br />
wird jemanden kennen, der dort arbeitet.<br />
Dann ruft man an, bestellt liebe Grüße vom<br />
Bekannten und fragt nach den Infos und<br />
nach einem Kontakt, den man braucht.
KARRIERE<br />
41<br />
Sie empfehlen Lehrlingen zusätzlich die<br />
Matura bzw. die Studienberechtigung, um<br />
langfristig erfolgreich zu bleiben. Sollte<br />
auch jeder eine Lehre machen?<br />
Nein, wenn man vorher weiß, dass man<br />
einen Beruf ergreifen möchte, der eines<br />
akademischen Abschlusses bedarf, ist<br />
man an der Uni bestens aufgehoben.<br />
Nun wissen viele junge Menschen aber<br />
nicht so genau, was sie wollen.<br />
Wenn ich es selbst nicht weiß, dann muss<br />
ich andere fragen, was ich gut kann. Lehrer,<br />
Eltern, Freunde können einem die<br />
eigenen Stärken verraten. Wenn ich mit<br />
Zahlen nicht gut kann, brauche ich kein<br />
Controller werden. Also sammelt man Infos<br />
von sich selbst und von anderen und<br />
macht sich ein Bild darüber, was ich erstens<br />
wahnsinnig gut kann und, was ich<br />
zweitens wahnsinnig gerne mache!<br />
Kevin Jaindl, 22 Jahre<br />
VIZEPOLIER BEI<br />
HAZET BAUUNTERNEHMUNG GMBH<br />
„Für mich war schon immer klar, dass ich Maurer<br />
werden will, zumal mein Vater auch im Baugewerbe<br />
tätig war. Bereits mit <strong>15</strong> Jahren bin ich alleine<br />
vom Burgenland nach Wien angereist und habe<br />
an meinem ersten Tag in der Stadt die Lehre bei<br />
Hazet angefangen. Seitdem bin ich im Betrieb<br />
tätig. Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem<br />
die Beaufsichtigung der Firmen. Ich schaue, dass<br />
alles richtig ausgeführt wird und der Baufortschritt<br />
immer weiter geht. Von meinem eigenen Weg kann<br />
ich sagen, dass man mit einer fertigen Lehrausbildung<br />
sehr weit im Leben kommt.<br />
Mir ist wichtig, dass ich in meinem Job etwas mit<br />
meinen eigenen Händen erschaffen habe. Wenn es<br />
um meine Zukunft geht, könnte ich mir vorstellen<br />
eines Tages zusätzlich den Baumeister zu machen<br />
und mein eigener Chef zu sein, aber dafür lasse<br />
ich mir noch etwas Zeit. Aufgrund der Distanz<br />
zwischen dem Burgenland und Wien habe ich, im<br />
Gegensatz zu manchen Wiener Kollegen, auch<br />
nach Ende der Lehrzeit etwas mehr verdient. Mein<br />
Einstiegsgehalt lag da bei ca. 1.800 Euro netto.<br />
Eigenschaften wie Durchhaltevermögen, Interesse<br />
und Selbstständigkeit beim Arbeiten sind für eine<br />
erfolgreiche Lehre sehr wichtig.“<br />
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LEHRLING<br />
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Lehrlingscasting der Bundesinnung<br />
Bau und des Fachverbandes der Bauindustrie.<br />
Als Maurer, Schalungsbauer<br />
oder Tiefbauer errichtest du dir das<br />
Fundament für deine Zukunft!<br />
AM 24. FEBRUAR 2<strong>01</strong>5 startet bundesweit<br />
an den BAUAkademien erstmals<br />
das Bau-Lehrlings-Casting. Dabei<br />
können die Teilnehmer an fünf Stationen<br />
ihre sportlichen, geistigen und praktischen<br />
Talente zeigen. Der Einsatz lohnt<br />
sich: es winkt die Chance auf eine Lehrstelle<br />
in regionalen Bauunternehmen im<br />
Bundesland.<br />
VIEL SCHOTTER<br />
Maurer-Lehrlinge gehören zu einem der<br />
bestbezahlten Lehrberufe überhaupt.<br />
Schon im ersten Lehrjahr geht’s mit mehr<br />
als 880 Euro pro Monat los und auch<br />
danach geht es steil weiter: im dritten<br />
Lehrjahr landen mehr als <strong>15</strong>00 Euro monatlich<br />
auf dem Konto. Bei einer Doppellehre<br />
(z.B. Maurer und Schalungsbauer)<br />
verdient man im vierten Lehrjahr sogar<br />
bereits mehr als 1600 Euro monatlich!<br />
Davon können andere Berufsgruppen<br />
nur träumen.<br />
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durch die triale Ausbildung (Berufsschule,<br />
Lehrbetrieb + max. 8 Wochen<br />
Spezialtraining auf der BAUAkademie)<br />
angesehene Fähigkeiten: auf dem internationalen<br />
Berufswettbewerb „Euroskills“<br />
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WAS IST IHR LIEBLINGSKURS,<br />
HERR RIEDER?<br />
Als Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen (VHS<br />
Wien) hält Mario Rieder die Fäden von 20.000 Kursen<br />
in der Hand. Biber traf ihn zum Gespräch. von Maida Dedagic<br />
KARRIERE<br />
43<br />
Fotos: Johannes Zinner<br />
biber: Sie sind seit 2008 Geschäftsführer der<br />
VHS Wien, wie sind Sie dahin gekommen?<br />
Ich war zuerst Kursleiter für Deutsch als<br />
Fremdsprache/Zweitsprache vor über 20<br />
Jahren. Nach und nach habe ich in allen<br />
Ecken der VHS unterschiedliche Projekte<br />
umgesetzt, zum Beispiel im Jugend- oder<br />
im Integrationsbereich.<br />
Welche VHS-Kurse werden am besten besucht?<br />
Da stehen zwei Bereiche im Mittelpunkt,<br />
einerseits das Nachholen von Bildungsabschlüssen,<br />
wie der Berufsreife, und andererseits<br />
Sprachen. Da ist Deutsch deutlich<br />
auf Platz 1 mit rund 10.000 Teilnehmern.<br />
Englisch besuchen fast genauso viele. Mit<br />
größerem Abstand danach folgen Spanisch,<br />
Italienisch und Sprachen wie Türkisch<br />
und Slowakisch.<br />
Haben Sie einen Lieblingskurs?<br />
Der Hauptschulabschluss liegt mir am<br />
Herzen. Da kommen oft Jugendliche,<br />
denen erzählt wurde, dass sie keine Perspektive<br />
hätten. Es ist schwer jene zu<br />
erreichen, die einen Kurs tatsächlich<br />
brauchen. Meist besuchen VHS-Kurse<br />
Menschen, die schon eine bessere Bildungsbasis<br />
mitbringen. Wir haben deshalb<br />
unterschiedliche Initiativen, wie<br />
„Gemeindebaukurse“ oder „Sprachkurse<br />
im Park“.<br />
Zeigen solche Zielgruppen-Aktionen auch<br />
Erfolge?<br />
Ja, aber nicht immer die beabsichtigten.<br />
Bei „Deutsch im Park“ wollten wir gezielt<br />
jugendliche Migranten ansprechen. In der<br />
Praxis waren die Kurse bei Senioren beliebt.<br />
Und was war der letzte Kurs, den Sie<br />
selbst besucht haben?<br />
Das ist schon länger her, das waren ein<br />
Türkisch-Kurs und ein Kroatisch-Kurs.<br />
Wir sind früher häufig in die Türkei gefahren<br />
und reisen inzwischen fast jedes<br />
Jahr auf die Insel Silba in Kroatien. Ich<br />
möchte mich immer gerne verständigen<br />
können!<br />
www.wgkk.at<br />
e-card schützt auch im Winterurlaub<br />
Mit der e-card kann man auch im Ski-Urlaub ärztliche Hilfe in<br />
Anspruch nehmen. Das gilt innerhalb Österreichs und in den<br />
meisten europäischen Ländern.<br />
Achtung: Ist nach einem Ski-Unfall ein Abtransport vom Berg<br />
notwendig, kann die WGKK die Kosten laut Gesetz nicht<br />
übernehmen. In diesen Fällen müsste mittels einer privaten<br />
Versicherung Vorsorge geleistet werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.wgkk.at -> Leistungen -> Leistungen von A bis Z -> Transportkosten<br />
www.wgkk.at -> Leistungen -> Versicherungsschutz -><br />
Auslandsbetreuungsschein
46 MIT SCHARF<br />
„Ich möchte in meinem<br />
Job weiterkommen.“<br />
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LIEBE GÜLLÜ,<br />
Wien unterstützt dich dabei, nämlich mit bis zu 2.000 Euro für deine<br />
Weiterbildung. Wer sich weiterbildet, hat es leichter, Berufschancen zu<br />
nutzen und den eigenen Job abzusichern. Am besten gleich beim waff<br />
den doppelten Weiterbildungstausender beantragen. Alle Infos und<br />
Voraussetzungen: www.waff.at<br />
Wofür schlägt Ihr Herz?<br />
www.wienwillswissen.at<br />
WIEN.<br />
DIE STADT<br />
FÜRS LEBEN.
KARRIERE<br />
47<br />
INVESTIEREN<br />
DAS 1 X 1 DER RICHTIGEN FINANZSTRATEGIE<br />
DIESE KOLUMNE WIRD IHR LEBEN ENTSCHEIDEND ÄNDERN.<br />
FINANZ- UND LEBENSBERATER ALI ERALP BESCHREIBT,<br />
WORAUF ES BEIM SPAREN WIRKLICH ANKOMMT.<br />
Vertreiben Sie Ihre Sorgen um die<br />
Rente: Mit Gothaer VarioRent-ReFlex.<br />
Marko Mestrović<br />
Ali Eralp: Finanzplanung ist Lebensplanung<br />
Hier ein kleiner Persönlichkeitstest.<br />
Welcher Spar-Typ sind Sie? gaben: Es macht keinen Sinn in ei-<br />
Zweitens: Machen Sie die Hausauf-<br />
Sie zahlen Ihre Rechnungen, gehen nen Investmentfonds zu investieren,<br />
shoppen und schauen dann, ob noch wenn Sie weder eine Berufsunfähigkeits-,<br />
Unfall- oder Haftpflichtver-<br />
etwas bleibt? Oder überlegen Sie<br />
erst, wie viel Sie sparen wollen und sicherung haben. Sorgen Sie dafür,<br />
entscheiden dann, ob sie sich noch dass Sie abgesichert sind.<br />
Schuhe bei Zalando leisten können? Drittens: Legen Sie zwei bis drei Netto-Monatsgehälter<br />
als SOS-Reserve<br />
Wenn Sie eher Typ 1 sind, sind Sie<br />
nicht alleine. Nur wenige Menschen auf die Seite. Sie wissen nie, ob Sie<br />
haben eine Finanzstrategie. Leider sich nicht bald eine teure Zahnreparatur<br />
haben oder Ihr Auto eingeht.<br />
ist keine Strategie die schlechteste<br />
Strategie.<br />
Viertens: Wenn Sie abgesichert sind<br />
Mein wichtigster Tipp ist daher: und Sie einen finanziellen Polster<br />
Überlegen Sie, was Sie wirklich wollen<br />
und welche finanziellen Mittel Sie, wie viel Sie monatlich ansparen<br />
am Konto haben, dann überlegen<br />
Sie dafür brauchen. Je jünger Sie wollen. Was Sie mit 50, 100 oder 200<br />
sind, desto besser. Zeit ist Ihr wichtigster<br />
Verbündeter. Je länger Sie Zeit das beschreibe ich im Februar. Ha-<br />
Euro pro Monat erreichen können,<br />
haben, desto eher werden Sie auch ben Sie eine Frage? Dann schreiben<br />
mit kleineren Beträgen pro Monat Sie mir: ali.eralp@finum.at<br />
erfolgreich sein.<br />
Zur Person:<br />
Ali Eralp ist Vorstand der FINUM. PRIVATE FINANCE AG, einem Finanzberatungsunternehmen.<br />
Im Februar schreibt Ali Eralp über Anlageformen.<br />
Die neue Generation der Vorsorge:<br />
Sicheres Sparen kombiniert mit Börsenerträgen.<br />
Diese Gothaer Lösung bietet das Beste aus zwei<br />
Welten:<br />
• Maximale Sicherheit und hohe Rendite durch<br />
die intelligente Kombination einer klassischen<br />
Rentenversicherung mit den Ertragschancen<br />
einer fondsgebundenen Anlage<br />
• VarioRent-ReFlex sichert automatisch Jahr für<br />
Jahr die erzielten Renditen ab. Damit steigt das<br />
garantierte Vertragsguthaben bei guter Börsenentwicklung<br />
weiter an<br />
• Die 100 % Beitragsgarantie zum Rentenbeginn<br />
gibt Sicherheit auch in stürmischen Börsenzeiten<br />
• Beim zusätzlichen Ablaufmanagement in den<br />
letzten 5 Vertragsjahren wird das vorhandene<br />
Vertragsguthaben zu 100 Prozent garantiert<br />
• Mit der kostenfreien PflegeRent Option besteht<br />
zum Rentenbeginn die Möglichkeit, eine Zusatzrente<br />
für den Fall der Pflegebedürftigkeit zu vereinbaren.<br />
Die Altersrente wird dann zugunsten<br />
der Pflegerente angepasst.<br />
Weitere Informationen: www.gothaer.at<br />
Gothaer Lebensversicherung AG<br />
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46<br />
TECHNIK<br />
Luftabwehr jagt Santa Claus<br />
1955, mitten im Kalten Krieg druckt eine Handelskette<br />
in den USA im Rahmen einer Werbeaktion<br />
eine Telefonnummer ab. Durch einen Tippfehler<br />
sprechen die Kinder nicht mit Santa Claus, sondern<br />
mit der zentralen US-Luftabwehr. Die Militärs<br />
sind den Kindern aber nicht böse, sondern führen<br />
die Tradition des „Santa Claus-Trackings“ ein. Jedes<br />
Jahr kann man nun live mitverfolgen, wo sich<br />
Santa gerade befindet. http://www.noradsanta.org/<br />
TECHNIK<br />
&Mobil<br />
Alt+F4 und der<br />
Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
Meinung:<br />
Leise rieselt der Skill<br />
Ich war ja lange Zeit überzeugter<br />
PC-Spieler. Mit den Daumen fürs<br />
Gamepad zu ungeschickt, vertraute<br />
ich auf den Skill mit Maus und<br />
Tastatur. Dabei ist eine Konsole die<br />
sinnvollere Alternative für Spieler:<br />
die Hardware bleibt lange Zeit<br />
aktuell, die Spiele entwickeln sich<br />
immer weiter. Schon die Launchtitel<br />
der PlayStation 4 und Xbox One<br />
überzeugten mit schönen Wasser-,<br />
Spiegelungs- und Licht-Effekten.<br />
Arbeitstauglich sind die Konsolen<br />
natürlich nicht – Word- oder Exceldokumente<br />
von der Couch bearbeiten<br />
würde auch keinen Spaß<br />
machen. Bei dem Preisverfall der<br />
Laptops ist dies ohnehin nicht notwendig:<br />
ab 299,- gibt’s schon gute<br />
Geräte mit langen Akku-Laufzeiten<br />
und großen Festplatten, die alle<br />
Stückerln des Büroalltags spielen.<br />
bezeczky@dasbiber.at<br />
Smartphone made in Austria<br />
Ein Spitzenhandy aus Österreich?<br />
Mit dem Linshof i8 soll das möglich werden.<br />
Die Eckdaten klingen spannend: 5” full HD<br />
display, 80 GB Speicher, Achtkern-CPU mit 8<br />
x 2.1 GHz, 3 GB RAM und 13 MP HD Kamera.<br />
Das attraktive Design in Achteck-Form hebt<br />
sich wohltuend von der „rundgelutschten“<br />
Konkurrenz ab. Und das alles für 380 Dollar?<br />
Klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Wir sind<br />
auf jeden Fall gespannt, ob etwas aus dem<br />
vielversprechenden Handy wird, Release ist<br />
im März 2<strong>01</strong>5 geplant.<br />
Wertiger Kartenhalter<br />
Plastic Money ist die Währung des 21. Jahrhunderts.<br />
Für stylische Aufbewahrung sorgt<br />
der Wallum-Kartenhalter aus massivem<br />
Aluminium. Und sicher ist es: RFID-Signale<br />
werden geblockt, die Karten können nicht<br />
aus der Ferne ausgelesen werden. Das ideale<br />
Weihnachtsgeschenk für Geeks und Styler.<br />
Kostenpunkt ab 32.90 Euro. Weitere Infos:<br />
www.wallum.eu<br />
3 Fragen<br />
an Eugen<br />
Knippel, er ist<br />
Senior Marketing<br />
Manager<br />
für Ubisoft und<br />
bringt coole<br />
Games nach<br />
Österreich.<br />
Welches Handy verwenden Sie?<br />
Zur Zeit One M8 von HTC.<br />
Welche App haben Sie zuletzt auf<br />
Ihr Handy geladen und warum?<br />
Gebrauchtwagen.at, als werdender<br />
Papa brauche ich motorisierten<br />
Support.<br />
Welches Gadget haben Sie gekauft,<br />
aber nie verwendet?<br />
Wärmeschublade in der Küche,<br />
Laptop-Maus, Power-Bar (=Ladegerät<br />
für unterwegs).<br />
Foto: Wallum, FAR CRY, bereitgestellt, Dragon Age
TECHNIK<br />
47<br />
GAMES,<br />
GEFECHTE,<br />
GESCHENKE<br />
Weihnachten naht und die Games Publisher<br />
haben sich ins Zeug gelegt, um die Spieler<br />
mit den besten Games zu versorgen. Rechtzeitig<br />
vor den Ferien gibt’s die volle Ladung<br />
an Action-, Renn- und Rollenspielen.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
FarCry 4:<br />
Als ahnungsloser Tourist spaziert Ajay Ghale mitten in den<br />
Bürgerkrieg im fiktiven Staat Kyrat. Wir steuern den mutigen<br />
Einzelkämpfer in einer Vielzahl von Missionen, um den wahnsinnigen<br />
Diktator (und Onkel des Helden) Pagan Min zur Strecke<br />
zu bringen. In der riesigen, stimmungsvollen Außenwelt<br />
am Fuße des Himalayas kämpfen wir nicht nur gegen Pagans<br />
Armee, sondern auch gegen die unerbittliche Natur. Praktisch<br />
alles, was kreucht und fleucht, will uns ans Leder. Der Soundtrack<br />
treibt den Puls in Gefechten in die Höhe, atmosphärisch<br />
ist das Spiel sehr dicht. Auch die KI ist smart genug, sich bei Beschuss<br />
zu verstecken und beschießt uns aus der Deckung heraus.<br />
Mit Jeeps, Booten und Hubschraubern drängen wir die Gegner<br />
zurück und kommen drauf, dass es im Krieg keine Gewinner,<br />
sondern nur Verlierer geben kann.<br />
FarCry 4 ist für PC, PS4 und Xbox One für 59,99 Euro erhältlich.<br />
The Crew:<br />
Egal ob mit oder ohne Führerschein, auf<br />
dem Bildschirm kann man nur ein Bleifuß<br />
sein. In bester „Fast and Furious“-<br />
Manier bauen wir in „The Crew“ unser<br />
Team auf, um zusammen in ganz Nordamerika<br />
Gummi zu geben. Wir pimpen<br />
mit immer besseren Teilen unsere Karre<br />
auf und fahren die Konkurrenz in Grund<br />
und Boden. Das Massive Multiplayer Online<br />
(MMO)-Hatzerl vereint die besten<br />
Teile der Renn- und Onlinespiele der<br />
vergangen Jahre. In der frei erkundbaren<br />
Welt brettern wir durch eine Vielzahl von<br />
Geschicklichkeits- und Speedbewerben<br />
und treiben die Story voran. Erstmals<br />
können wir mit menschlichen Mitspielern<br />
die ganze Kampagne zusammen zocken<br />
und schneller ans Ziel gelangen und<br />
Gegner ausbremsen. The Crew ist für<br />
Xbox One, Xbox 360, PlayStation 4 und<br />
Windows PC erhältlich. Kostenpunkt ab<br />
54 Euro.<br />
Dragon Age: Inquisition<br />
Im neuesten Teil des Rollenspiels Dragon<br />
Age bekämpfen sich Magier und Templer<br />
weiter bis aufs Blut. Durch einen Dimensionsriss<br />
am Himmel fallen Dämonen in die<br />
Dragon Age-Spielwelt ein. Beide Fraktionen<br />
schieben die Schuld für diese Misere<br />
jeweils der anderen in die Schuhe. Klarer<br />
Auftrag für unseren Helden als Inquisitor<br />
da mal aufzuräumen. Als Krieger, Magier<br />
oder Schurke metzeln wir uns durch die<br />
Welt, die randvoll mit Nebenquests und<br />
Zusatzaufgaben ist. Grafisch ist das Spiel<br />
eine Augenweide von Anbeginn an – die<br />
Landschaften verlocken zu Ausflügen abseits<br />
der Hauptstory. Insgesamt ist Dragon<br />
Age eine stimmungsvolle Fortsetzung und<br />
Entwickler BioWare zeigt wieder einmal<br />
wie gut sie das Handwerk des Rollenspiels<br />
beherrschen.<br />
Für PC, PS4 und Xbox One erhältlich.<br />
Ab 59,45 Euro erhältlich.
48 LIFESTYLE<br />
Ayurveda Tipp<br />
MHMMMANDELN!!!<br />
Im Winter trinke ich am liebsten ayurvedische<br />
Mandelmilch: Über Nacht die<br />
Mandeln einweichen, gekochte Milch<br />
am Morgen drüber gießen, pürieren und<br />
Kardamompulver rein. Stärkt die Kräfte<br />
und soll auch verjüngend wirken!<br />
LIFE &<br />
AntiaStyle<br />
Was kost’ schon<br />
die Welt?!<br />
Von Delna<br />
Neujahrs-<br />
Tipp<br />
Träumt schön!<br />
Mein neuestes Hobby möchte ich jedem<br />
wärmstens ans Herz legen. Man braucht<br />
weder Ausrüstung noch Geschick dafür, es<br />
funktioniert immer und überall und ist eines<br />
der besten Mittel gegen Stress: Hingebungsvoll<br />
wegträumen! Handy lautlos, Augen zu<br />
und die Welt draußen Welt sein lassen. Los<br />
geht’s! Ein traumhaftes 2<strong>01</strong>5 euch allen*<br />
3 FRAGEN AN Gudrun Liska,<br />
Head of Marketing von Palmers.<br />
EINRICHTUNGS-<br />
PHILOSOPHIE<br />
Steht dir deine<br />
Wand?<br />
Ich habe eine neue Wohnung.<br />
Die Wand hinter<br />
dem Esstisch habe ich<br />
anthrazit gestrichen. Anthrazit<br />
steht mir. Meine<br />
Kollegin war ganz konsterniert: Sie würde ihre Wandfarbe auf ihr Sofa<br />
abstimmen, aber nicht auf ihren Teint. Wie unreflektiert. Dabei ist auch<br />
sie Single. Es ist doch der erste Gedanke, den ich habe: Sollte ich einmal<br />
Besuch bekommen und sollte dieser Besuch mit mir an meinem<br />
Esstisch sitzen, so will ich doch keinen Brombeerton hinter mir haben,<br />
der mich blass macht, Augenringe hervorhebt und jede Rötung meiner<br />
Wangenäderchen betont. Das ist doch das Einmaleins jeder Farbberatung.<br />
Natürlich „steht“ auch meinem Sofa das Anthrazit, ebenso<br />
wie dem Esstisch und dem Kerzenständer. Aber ich finde: Möbelkauf,<br />
Wandgestaltung, ja selbst Bettwäscheauswahl sollte grundsätzlich wie<br />
Kleider-Shopping ablaufen. Mir mag der Dress in Himbeere gefallen,<br />
aber an Katy Perry und nicht an mir. Und das Kleid mit Rüschen ist<br />
zwar süß, aber wenn ich mich unwohl fühle, ist es nicht „meins“. Nur<br />
logisch, die eigene Wohnung genauso einzukleiden: Ich fühle mich nicht<br />
nur in jeder Ecke pudelwohl, sondern sehe dort auch gut aus. Das finde<br />
ich nicht oberflächlich, sondern ästhetisch raffiniert bzw. nachhaltig.<br />
Schließlich soll der Besuch ja wiederkommen... sofern er mir „steht“.<br />
antia@dasbiber.at<br />
Zu Silvester sollte „frau“ rote<br />
Unterwäsche tragen. Warum<br />
eigentlich?<br />
Man sagt, dass es Glück bringt. In<br />
Italien und Spanien ist der Brauch<br />
sehr verbreitet und bei uns halten<br />
sich auch immer mehr Damen<br />
daran. Rot ist ja zudem auch die<br />
Farbe der Liebe und Verführung!<br />
Welche Trends gibt es im Dessous-Bereich?<br />
Neu ist das Magic Top von Palmers, das ist ein BH mit<br />
einem variablen Spitzentop zum ganz einfach befestigen.<br />
Ideal für tief geschnittene Sakkos und Tops!<br />
Apropos Hingucker: Was gefällt denn den Männern?<br />
Im Allgemeinen sexy Dessous. Natürlich sind Korsagen<br />
und Strumpfband-Sets immer ein Thema und werden<br />
auch gerne für Geschenke gekauft. Und verführerische<br />
Push Up Bustiers are Men´s best friends ;-)<br />
Spitze!<br />
Magic Top von Palmers<br />
Fotos: Tina Herzl, Palmers, Ludwig Schedl, Delna Antia
LIFESTYLE 49<br />
NEU!!!<br />
Werde wie<br />
Top-Model<br />
und Karate-<br />
Meister<br />
Artur<br />
MANN &<br />
Du bist, was<br />
du isst. Von Artur<br />
ZolkiewiczBody<br />
MEINUNG<br />
Kaffee in Muskeln umwandeln!<br />
Der ungarische Mathematiker Paul Erdös sagte einmal: „Mathematiker<br />
sind Geräte, die Kaffee in Behauptungen umwandeln<br />
können.“ Ich sage: Du bist ein Gerät, das Kaffee in Muskeln umwandeln<br />
kann! – Kaffee ist ein echter Wundermacher. Getrunken<br />
kurz vor dem Training, regt er den Stoffwechsel an und hilft uns<br />
dabei, länger und härter trainieren zu können. Nach einer intensiven<br />
Einheit wirkt der davor konsumierte Wundertrank regenerationsfördernd:<br />
Eine amerikanische Studie bewies, dass Athleten,<br />
die Koffein vor dem Training zu sich nahmen, sich danach schneller<br />
regenerieren konnten. Außerdem sind Kaffeebohnen reich an<br />
Antioxidantien – natürliche Inhaltsstoffe, die die Körperzellen vor<br />
schädlichen Einflüssen schützen. Ganz wichtig: Laut einer Studie<br />
der Uni Graz bringt ein schwarzer Kaffee viel mehr Vorteile als einer<br />
mit Milch! Gute News gibt es noch: Die Wissenschaftler der<br />
Universität McKendree konnten einen positiven Zusammenhang<br />
zwischen Koffeinkonsum und sexueller Anziehung nachweisen.<br />
Worauf wartest du noch? Ein doppelter Espresso und ran an die<br />
Arbeit! ;-) zolkiewicz@dasbiber.at<br />
„<br />
DIE NR. 1 SCHAUMCOLORATION **<br />
1.371 Österreicherinnen haben<br />
Perfect Mousse getestet<br />
und waren begeistert. *<br />
Einfache Anwendung,<br />
tolle Farbe, guter<br />
„<br />
Geruch!<br />
Michaela W., 26 Jahre<br />
300 Schwarzbraun<br />
98%<br />
sind von der<br />
einfachen<br />
Anwendung<br />
begeistert *<br />
„ „<br />
Perfektes Ergebnis<br />
ohne Tropfen!<br />
Patrizia H., 38 Jahre<br />
750 Dunkles Goldblond<br />
Fotos: Redkation, Marko Mestrović<br />
ZAHL DES MONATS<br />
656<br />
So viele Muskeln besitzt jeder<br />
gesunde Mensch. Wobei diese<br />
beim Mann etwa 40%, bei der<br />
Frau etwa 23% der Gesamtkörpermasse<br />
ausmachen.<br />
„<br />
MOTIVATIONSSPRUCH<br />
WER IMMER TUT, WAS<br />
ER SCHON KANN, BLEIBT<br />
IMMER DAS, WAS ER<br />
SCHON IST.<br />
“<br />
Henry Ford<br />
Tipp<br />
Keep on rollin‘<br />
Der „Foam Roller“ ist eine Rolle aus<br />
Kunststoff, die man zum sogenannten<br />
"self-myofascial-release" verwenden<br />
kann. Einfach gesagt: Das ‚Rollen‘<br />
fördert die Durchblutung und hilft<br />
die Verspannungen und Verklebungen<br />
in der Muskulatur zu lockern<br />
und aufzulösen. Er kann aber ebenso<br />
zur Trainingsvorbereitung verwendet<br />
werden. Preis: ab 16 Euro.<br />
Einfaches<br />
Auftragen<br />
... und wann<br />
probieren Sie<br />
Perfect Mousse?<br />
Auch am Hinterkopf<br />
– ohne zu tropfen<br />
Einmassieren<br />
wie ein Shampoo<br />
*www.trnd.de, word-of-mouth, Befragung von 1.371 Testpersonen (Österreich 2<strong>01</strong>1)<br />
** Nielsen, Marktanteil Vekäufe Wert und Stück in Österreich, 2<strong>01</strong>1 - P8 20<strong>14</strong>
50 LIFESTYLE<br />
UNTER<br />
DER HAUBE<br />
Sie hält dich warm und verleiht deinem Outfit das<br />
i-Tüpfelchen. Egal, ob simpel gestrickt oder mit<br />
Aufschrift, Plommel oder Leo-Ohren. Hinter jeder<br />
Haube steckt ein Glaube.<br />
Von Schadi Mouhandes und Marko Mestrovic (Fotos) /<br />
Produktion: Delna Antia<br />
Love is in the air<br />
Ihr seid so verliebt! Das soll auch alle<br />
Welt sehen. Händchenhaltend am<br />
Christkindlmarkt reicht nicht, ein<br />
Partner-Mützen-Look ist dabei das<br />
Mindeste. Wenn du der Mann in der<br />
Beziehung bist, hast du die A***karte<br />
gezogen, denn in Sachen Style sucht<br />
die Frau aus, was ihr steht. Also<br />
hoffentlich passen dir bunte Plommel-<br />
Hauben!<br />
London & Tokyo Haube by American<br />
Appareal jeweils 28€
LIFESTYLE<br />
51<br />
Chia und Onur sind seit acht Jahren<br />
unter der Haube. Gut, nicht<br />
verheiratet. Aber die perfekten<br />
Mützengesichter hätten sie<br />
dazu. Egal welcher Style, die Wolle sitzt.<br />
So geht es leider nicht jedem von uns.<br />
Doch glücklicherweise ist die eigentliche<br />
Funktion der Haube, nämlich die Ohren<br />
warm zu halten, längst ein alter Hut. Sie<br />
ist keine bloße Outdoor-Angelegenheit<br />
mehr, sondern das must-have Indoor-<br />
Accessoire. Daher gibt es Hauben in allen<br />
Farben des Regenbogens und allen Formen<br />
des Universums. Somit werden selbst<br />
Mützenmuffel einen Deckel für ihren<br />
Kopf finden. Doch wisse, WELCHE Mütze<br />
du WIE trägst, verrät wie du gestrickt bist.<br />
Der <strong>BIBER</strong>-Hauben-Guide:<br />
Be Playboy<br />
Du bist cool. Damit ist eigentlich<br />
alles gesagt. Du stehst auf<br />
swaggy-chillige Accessoires, die<br />
dich, natürlich unbeabsichtigt,<br />
zum heißen Frauenheld im kalten<br />
Winter machen. Wie deine Beanie.<br />
Die dünne Haube, die drinnen<br />
niemals ausgezogen wird, sitzt<br />
perfekt, wenn sie wie eine Socke<br />
am Hinterkopf herunterhängt.<br />
Falls man Glatzenträger ist, muss<br />
der Ansatz der Glatze zu sehen<br />
sein. Falls man Haare hat, gilt das<br />
gleiche. Darauf stehen die Frauen.<br />
Ein nachdenklicher Beckham-<br />
Blick mit Stirnfalten rundet den<br />
Style perfekt ab.<br />
Masterdis Haube by Snipes 9,99€<br />
Tierisch unterwegs<br />
Egal, ob Küken oder Leopard, diese tierischen Winterhauben werden ausschließlich von Frauen getragen. Damit willst<br />
du den Welpen-Effekt auflösen: Schau, wie süüüüß! Entweder du bist wirklich extrem niedlich oder Fasching-Fan<br />
und/oder nimmst dich selber nicht ganz ernst. Die Aufmerksamkeit, die du suchst, wirst du mit dieser Haube auch<br />
bekommen. Zudem gibt es nette Baumel-Plommel zum Spielen mit anderen Tieren im Großstadt-Dschungel<br />
Küken by Brigitte Bijou <strong>12</strong>,95€ & Leopard by Claires <strong>15</strong>€
52 LIFESTYLE<br />
Auf die Stirn geschrieben!<br />
Du bist launisch, Sportfan oder<br />
Gangster? Dann sind Hauben mit<br />
Motto dein Ding. Ob „Bad Hair<br />
Day“, „San Francisco 49er“ oder ein<br />
Bekenntnis zum Hip-Hop-Style à la<br />
„Karl Kani“. Mit einer Statement-<br />
Mütze drückst du außen aus, was<br />
innen abgeht. Das Statement muss<br />
natürlich riesig groß drauf stehen,<br />
um auch jede Person auf deine weisen<br />
Worte aufmerksam zu machen.<br />
Karl Kani by Snipes für 24,99€ &<br />
San Francisco 49er aus dem SF49er<br />
Store für 22,95$
Love is in the air<br />
Ihr seid so verliebt! Das soll auch alle Welt sehen. Händchenhaltend<br />
am Christkindlmarkt Schlittschuh laufen reicht nicht, ein Partner-<br />
Mützen-Look ist dabei das Mindeste. Wenn du der Mann in der Beziehung<br />
bist, hast du die A***karte gezogen, denn in Sachen Style<br />
sucht die Frau dir aus, was ihr steht. Also hoffentlich passen dir bunte<br />
Plommel-Hauben!<br />
London & Tokyo Haube by American Appareal jeweils 28€<br />
LIFESTYLE<br />
Die Überflieger<br />
Dein Portemonnaie ist nie<br />
leer und du gehst nur in edlen<br />
Restaurants essen? Darüber<br />
hinaus willst du dich abheben<br />
von den anderen mit den billigen<br />
Wollmützen? Dann haben<br />
deine Luxusohren etwas Besseres<br />
verdient: Die Fliegerhaube.<br />
Mit ihr bist du nicht nur gegen<br />
sibirische Wintereinbrüche<br />
geschützt, sondern setzt auch<br />
klare Klassenstatements: Ist ihr<br />
Leder und Fell (etwa Waschbär)<br />
echt, sind St. Moritz und<br />
Kitzbühel deine Heimat. Ist<br />
beides unecht, machst du<br />
immerhin klar: Du orientierst<br />
dich nach oben und weißt, was<br />
Qualität ist.<br />
Fliegermützen by Maurer: gelb<br />
99€, braun 79€<br />
53
54 MIT SCHARF<br />
KULTUR<br />
VERSTAUBTE MUSEEN<br />
WAREN GESTERN<br />
SERBISCHE KUNST IN WIEN<br />
DER SERBISCHE PICASSO, ZERBOMBTE HAUPTSTÄDTE UND NOSTALGIE.<br />
AUF DER AUSSTELLUNG PREMONITION / BLOOD / HOPE IM KÜNSTLERHAUS<br />
BEGEBE ICH MICH DURCH DREI RÄUMLICH UNTERTEILTE EPOCHEN AUF EINE<br />
REISE DURCH 100 JAHRE SERBISCHER GESCHICHTE. BEEINDRUCKEND UND<br />
BEDRÜCKEND. VON JELENA PANTIĆ<br />
ARTOTHEK – KUNST<br />
ZUM AUSBORGEN<br />
VON SCHADI MOUHANDES<br />
Die historische Zeitreise ist so unterteilt: der Erste Weltkrieg bis zum Zerfall Jugoslawiens, die 90er<br />
mit Bürgerkrieg und NATO-Angriff und das zweite Millennium nach dem Fall des Milošević-<br />
Regimes bis heute. Den ersten Abschnitt dominiert „der serbische Picasso“, Milan Konjović. Fast ein<br />
Jahrhundert am Leben, hat er alle jüngsten Kriege miterlebt. What-the-fuck-Fact: Einen Abend vor<br />
dem Zerfall Jugoslawiens „prophezeite“ er mit einem Bild in seiner Ausstellung quasi den Untergang<br />
der SFRJ. Der benachbarte Raum steht ganz im Zeichen von Kommunismus und Nostalgie: roter Hammer<br />
plus Sichel und ein Yugo, aus dem die „Internacionala“, die bekannteste sozialistische Hymne,<br />
dröhnt.<br />
WIDERSTAND GEGEN DAS CHAOS<br />
Ich durchquere den mittleren Raum und finde mich in den 90ern wieder. Während im vorherigen<br />
Raum viele abstrakte Werke zu sehen sind, dominieren hier ganz klar geometrische Formen. Die<br />
Künstler versuchten im Chaos der 90er Jahre zumindest etwas Struktur und Ordnung zu schaffen.<br />
Besonders beeindruckt hat mich Andrej Tišmas Fotomontage „Kollateralschäden“: Er zeigt Bilder von<br />
den Hauptstädten aller Nationen, die am NATO-Bombardement Serbiens beteiligt waren. Die Wahrzeichen<br />
wurden digital so zerstört, wie sie ausgesehen hätten, wenn dort Bomben gefallen wären.<br />
Bei den zeitgenössischen Kunstwerken sticht besonders Goran Despotovskis „Selection“ heraus: weiße<br />
Puppen in schwarzen Anzügen mit Sprüchen an den Jacketts wie „We do not dare to look up.“ Trotz der<br />
vorherrschenden Trostlosigkeit, glaube ich immer wieder einige Hoffnungsschimmer zu entdecken.<br />
Organisiert wurde die Ausstellung gemeinsam mit der Bel Art Gallery aus Novi Sad und ist noch bis<br />
6. Jänner zu besichtigen. Also hopp,hopp!<br />
biber & Künstlerhaus verlosen 10 Goodie-Packages mit je: 2x Eintrittskarten + Führung & Katalog mit<br />
ausführlichen Details.<br />
Schicke eine Mail an redaktion@dasbiber.at, Betreff: „Serbische Kunst“ und ob du die Führung auf Serbisch<br />
oder Deutsch möchtest, srećno!<br />
Schadi mixt in seiner Wohnung muslimische<br />
mit zeitgenössischer österreichischer Kunst.<br />
Weiße, kahle Wände in eurer Wohnung?<br />
Das einzige was eure Wand verziert, ist ein<br />
altes ‘N Sync Poster? Ihr wollt gebildeter<br />
und weltoffener rüberkommen? Hier die<br />
Lösung! Die Wiener Museum Startgalerie<br />
Artothek (MUSA) bietet zeitgenössische<br />
Kunst für jedermann zum Mitnehmen an.<br />
Für einen kleinen Betrag könnt ihr ein oder<br />
mehrere Bilder euer Eigen nennen.<br />
Seit drei Jahren wohne ich nun in Wien und<br />
mein Zimmer ist immer noch langweilig und<br />
kahl. Wenn ich Mädchen zum „Tee trinken“<br />
einlade, fühlen sie sich wie in einem Krankenhaus<br />
und wollen dann anschließend<br />
auch nicht mehr die Briefmarkensammlung<br />
*hust* in meinem Zimmer sehen. Schade.<br />
Übers Internet bin ich auf die MUSA gestoßen,<br />
die zeitgenössische Kunst für € 2,50<br />
pro Bild und Monat verleiht. Bilder unterschiedlichster<br />
Art wie zum Beispiel abstrakte<br />
Kunstwerke kann man sich hier ausborgen.<br />
Darüber hinaus fördert das private<br />
Ausleihen von Kunstwerken das Sammelinteresse<br />
und führt eventuell zum Kauf eines<br />
Bildes. Dadurch werden zeitgenössische<br />
Wiener Künstler gefördert und ich habe<br />
den Vorteil, dass meine Wände nicht mehr<br />
kahl sind und durch wunderschöne Kunstwerke<br />
geschmückt werden. Es fördert mein<br />
Bewusstsein für zeitgenössische Kunst und<br />
die Möglichkeit auch gebildetere Mädchen<br />
zu meiner „Briefmarkensammlung“ zu locken.<br />
Eine absolute Win-Win Situation - und<br />
das zum Preis eines Kaffees.<br />
MUSA Museum Startgalerie Artothek<br />
Felderstraße 6–8, 1<strong>01</strong>0 Wien (neben dem Rathaus)<br />
Justyna Ziarko, Jelena Pantic, Hannibal/NBC
MIT SCHARF<br />
55<br />
KANNIBALEN, TRANSGENDER<br />
& RASSISTISCHE ÄRZTE<br />
BEST OF SERIEN 20<strong>14</strong><br />
VON MUHAMED BEGANOVIĆ<br />
ENTDECKE<br />
Besonderes!<br />
von<br />
DESIGNERINNEN<br />
& DESIGNERN<br />
mehr als<br />
50<br />
-Serien sind wie Kebab-Stände: Es gibt unheimlich viele,<br />
TVaber nur wenige können einen richtig begeistern und zum<br />
wiederholten Konsum verleiten. Man kann mehrere Folgen am<br />
Stück gucken, eine moderne Halb-Krankheit, die man Bingewatching<br />
nennt. Und ja, eh klar, du als Serien-Junkie kennst<br />
ohnehin schon die besten Serien. Ich weiß, dass du Game of<br />
Thrones, House of Cards, Breaking Bad und True Detective an<br />
einem Wochenende gesehen hast. Das habe ich nämlich auch.<br />
Stattdessen hier ein paar sehr gute, neue Serien, die du vielleicht<br />
nicht kennst.<br />
HANNIBAL Die Serie zeigt das Leben des Kannibalen und<br />
Psychomörders Dr. Hannibal Lecter, bevor er vom FBI gefasst<br />
wird. Hannibal wird von James-Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen<br />
gespielt. Womöglich die brutalste Serie im Fernsehen. Die Morde<br />
sind grausam und der Psychoterror gnadenlos. Das Finale der<br />
zweiten Staffel übertrifft sogar „The red wedding“ (Anm.: Massaker<br />
gegen Ende der dritten Game-of-Thrones-Staffel).<br />
TRANSPARENT Ein Vater im Pensionsalter offenbart seinen<br />
drei erwachsenen Kindern sein Geheimnis: Er ist eine Frau.<br />
Spätestens seit dem Film Transamerica liefert das Thema Transgender<br />
Stoff für gute Drama-Comedies, so wie hier der Fall. Sehr<br />
herzige Serie.<br />
THE KNICK Diese Drama-Serie kann man locker als Dr.<br />
House im Jahr 1900 zusammenfassen. Es geht um die progressive<br />
Entwicklung der Medizin, ein Arschloch von einem Chefarzt<br />
und um Rassismus. Ein fein geschriebenes Drama für Genre-<br />
Fans.<br />
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56 MIT SCHARF<br />
VON JELENA PANTIĆ UND YASMIN SZARANIEC,<br />
FOTOS: CHRISTOPH LIEBENTRITT<br />
ROLLE:<br />
NUTTE, TAXIFAHRER ODER AUSLÄNDERLEI-<br />
CHE. SCHAUSPIELER MIT MIGRATIONSHIN-<br />
TERGRUND KÖNNEN OFT NUR ZWISCHEN<br />
KLISCHEEBEHAFTETEN ROLLEN IN DER<br />
ÖSTERREICHISCHEN FILM- UND THEATER-<br />
LANDSCHAFT WÄHLEN. <strong>BIBER</strong> SPRACH MIT<br />
ACHMED, IVANA UND MILINKO ÜBER DEN<br />
GEFRAGTEN ARABER-AKZENT, EINEN MAN-<br />
GEL AN RICHTIGEN DREHBÜCHERN UND<br />
SELBSTVERSCHULDETE KLISCHEEBILDER.<br />
AUSLÄNDERLEICHE<br />
„G<br />
esucht sind hübsche, junge Mädchen mit Migrationshintergrund<br />
und dunklen Haaren, die sich nicht schämen<br />
sich in „Fortgeh-Outfits“ vor der Kamera zu präsentieren.“<br />
So oder ähnlich lauten die Rollenausschreibungen und gemeint<br />
ist: Wer mag eine Nutte spielen? Ivana Stojković war schon<br />
oft das fesche Mädchen im Film, das rauchend an der Wand lehnt<br />
und auf Kunden wartet. Die 21-Jährige erhielt wegen ihres dunklen<br />
Typs, dem attraktiven Äußeren und ihrem rollenden „R“ mehrmals<br />
die Rolle der Prostituierten. Ob ihr das zu schaffen macht?<br />
„Das war mein Start in die Filmwelt. Ich stehe zu meiner Herkunft<br />
und schäme mich überhaupt nicht. Eigentlich find’ ich das gut,<br />
so kann ich meine „Nachteile“ wie das rollende „R“ zu meinem<br />
Vorteil nutzen.“ Dennoch würde Ivana lieber eine Actionheldin<br />
spielen.<br />
Fakt ist: Das Schauspielbusiness ist knallhart - und das für alle.<br />
Aber es scheint, als hätten Migranten noch eine zusätzliche Hürde<br />
zu überwinden. Milinko Ametović-Beganović ist seit drei Jahren<br />
Schauspieler und seine Agentin machte ihm schnell klar, was<br />
sein Nachteil ist. Er hat zwar viel Talent, aber leider keine blonden<br />
Haare und blaue Augen. Tja, leider dumm gelaufen, denn wäre das<br />
so, hätte er viel mehr Möglichkeiten.<br />
Ob er sich für eine „Klischee“-Rolle schon mal geschämt hat?<br />
„So würde ich das nie sagen, aber mir wurden schon allerlei Rollen<br />
unter meinem Niveau angeboten.“ Die Leiche eines drogensüchtigen<br />
Ausländers in „Tatort“ zu spielen, gehört nicht dazu: „Es hat<br />
mich einfach gereizt, eine Leiche zu spielen.“ Milinko möchte aber<br />
nicht in dieser Kategorie bleiben, denn „man bleibt schnell in einer<br />
Schublade gefangen und dann werden einem ständig solche Rollen<br />
angeboten.“ Am liebsten wäre ihm, man würde ihm seine Traumrollen<br />
Arzt oder Soldat vorschlagen.<br />
„GIB JETZT DEN ARABER!“<br />
Achmed Abdel-Salam hingegen war von Anfang an klar, dass der<br />
Migrationshintergrund und sein eher südländisches Aussehen<br />
wahrscheinlich eine Hürde sein könnten. Deshalb begann er sich<br />
seine Rollen einfach selbst zu schreiben. Achmed studiert Drehbuch<br />
an der Filmakademie im Master und hat schon zwei Filme<br />
mit ihm selbst in der Hauptrolle geschrieben und gedreht.<br />
Einmal wurde er als Taxifahrer gecastet und hatte laut Drehbuch<br />
zwei Sätze auf Wienerisch. Am Set lehnte sich der Regisseur<br />
ans Taxifenster und sagte: „Du machst uns jetzt eh irgendeinen<br />
schönen Akzent, irgendwas Arabisches, ge?“ Wenn der 31-Jährige
MIT SCHARF<br />
57<br />
MILINKO SPIELTE<br />
IN TATORT EINE<br />
DROGENSÜCHTIGE<br />
AUSLÄNDERLEICHE.<br />
TROTZDEM BEREUT<br />
ER ES NICHT.
58 MIT SCHARF<br />
das gewusst hätte, hätte er es wahrscheinlich<br />
nicht gemacht. Dass er aus<br />
bestimmten Gründen vorgeschlagen<br />
wird, versetzte ihm manchmal einen<br />
Stich, mittlerweile sieht er es aber einfach<br />
als Erfahrung. Er ist der Meinung:<br />
„Anfangs ist es wichtig auch Rollen anzunehmen,<br />
bei denen man nun einmal<br />
das Klischee bedient.“ Dennoch hatte er<br />
es satt und bei seiner heutigen Casting-<br />
Agentur trifft er auf vollstes Verständnis:<br />
„Meine Agentin und ich haben uns<br />
darauf geeinigt, dass solche Rollen immer<br />
genau besprochen werden und ich<br />
jederzeit sagen kann, wenn ich etwas<br />
nicht spielen möchte. Ich habe immer<br />
die Wahl.“ Er glaubt, in der österreichischen<br />
Filmlandschaft gibt es einfach<br />
zu wenig spannende Drehbücher „und<br />
jene, die für uns ’Migranten’ interessant<br />
wären, werden meistens von Leuten,<br />
die selbst Migrationshintergrund<br />
haben, gemacht.“ Ivana gibt Achmed<br />
Recht: Es fehlen die Stoffe, in die man<br />
Menschen anderer Kulturen einbauen<br />
kann. Es herrscht die Meinung, dass<br />
jemand, der orientalisch aussieht, nicht<br />
den 08/<strong>15</strong>-Wiener spielen kann. „Leider<br />
Gottes, denn das widerspricht sich<br />
eigentlich. Wien hat sich so verändert,<br />
dass nicht nur ein Blauäugiger, Blonder<br />
den Österreicher spielen muss.“<br />
Das beweist auch der Wiener Regisseur<br />
Umut Dağ: Mit seinen Filmen bietet er<br />
Stoffe, mit denen sich Migranten identifizieren<br />
können, ohne dabei in die<br />
Klischee-Falle zu tappen. Das ist auch<br />
notwendig, denn Geschichten über Migranten<br />
gehören mittlerweile zu Wien<br />
dazu wie die Sacher Torte.<br />
„UNSERE LEUTE SIND SCHULD“<br />
Am liebsten würde der Serbe einen Arzt spielen<br />
Die Rolle ihres Lebens? Ivi muss für die Rolle der<br />
Prostituierten herhalten.<br />
Kein Bock auf Taxifahrer: Achmed schreibt sich seine<br />
Rollen jetzt selbst!<br />
Grund für diese Hindernisse sind für<br />
Milinko eindeutig die Vorurteile von<br />
Castern und Medien, aber auch die<br />
eigenen Leute. In den Medien sind<br />
ausländische Namen und Kriminalität<br />
quasi untrennbar. Und da Film ebenfalls<br />
ein Medium ist, wird dieses Bild<br />
einfach übernommen. Doch Milinko<br />
findet: „Die Klischees kommen nicht<br />
von irgendwo her. Es gibt nun mal<br />
schwarze Schafe. Während aber Leute<br />
wie wir daran arbeiten, Kultur zu schaffen<br />
und unser Volk hier in einem besseren<br />
Licht zu repräsentieren, rauben die<br />
anderen Banken aus und überschatten<br />
uns damit. Ich würde sagen, dass unsere<br />
Leute das Problem sind und wir uns<br />
gegen sie durchsetzen müssen.“ Kurz:<br />
Österreichs Migranten müssen sich<br />
ändern. Sie dürfen den Österreichern<br />
keinen Anlass dazu geben, so negativ<br />
über sie zu denken. Der 20-Jährige hat<br />
es geschafft sich durchzusetzen und hat<br />
kürzlich in einem Theaterstück eine<br />
Rolle als Rechtsgehilfe ergattert, wo<br />
sein Migrationshintergrund absolut<br />
keine Rolle spielte.<br />
„ES GEHT BERGAUF!“<br />
Den Versuch migrantischen Schauspielern<br />
den Einstieg ins Theater ohne<br />
Klischeerollen zu erleichtern, gibt es<br />
bereits: Die DiverCITYLab-Akademie<br />
hat es sich zum Ziel gesetzt, ihre Studierenden<br />
sowie die Wiener Theater-<br />
Szene für das post-migrantische 21.<br />
Jahrhundert tauglich zu machen. Nach<br />
zwei Jahren sind den AbsolventInnen<br />
mindestens zwei Theaterproduktionen<br />
auf nationalen oder internationalen<br />
Bühnen sicher. Projektleiterin Aslı Kislal<br />
sieht in der Filmbranche eine große<br />
Zukunft, das Theater wird aber wohl<br />
noch seine Zeit brauchen, bis es sich<br />
in die Gesellschaft integriert. Dennoch<br />
spürt sie, dass es bergauf geht und sagt<br />
klar: „Wir sind im Kommen!“<br />
Achmed glaubt auch, dass sich in<br />
den nächsten 5-10 Jahren einiges in<br />
der österreichischen Film- und Fernsehlandschaft<br />
ändern wird. Es gibt jetzt<br />
eine neue Welle von Filmemachern und<br />
alles wird offener. „Weil man die Augen<br />
nicht mehr vor der Tatsache verschließen<br />
kann, dass Wien eine Mulitkulti-<br />
Stadt ist. Es gibt sehr viele spannende<br />
Schauspieler der zweiten und dritten<br />
Generation, die super sind und denen<br />
man eine Chance geben sollte.“ Zusammenfassend<br />
lässt sich sagen, dass<br />
für den Umbruch genügend Wille und<br />
Talente vorhanden sind. Es fehlen nur<br />
noch die Drehbücher, Stoffe und Formate,<br />
in denen diese Talente entsprechend<br />
eingesetzt werden können.<br />
DiverCITYLab wird von Wien Kultur<br />
gefördert und die zweijährige Ausbildung<br />
ist kostenlos. Die nächste Klasse startet im<br />
Oktober 2<strong>01</strong>5, die Aufnahmephase beginnt<br />
im März. Mehr Infos ab Februar auf www.<br />
divercitylab.at und auf Facebook.
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Manuel „die Mauer“ Neuer<br />
Pinnwand<br />
Info Fotos Videos Gefällt mir<br />
Manuel Neuer schaut gemeinsam mit Hamit Altintop und<br />
Nazan Eckes: „Bu Tarz Benim“ J belustigt<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 21:10 Uhr<br />
Ivana Sert, Gülay Hancer, Demba Ba und Dieter Bohlen, und 35<br />
anderen gefällt das.<br />
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Informationen<br />
Beruf: Weltmeister,<br />
Torwart, Verteidiger<br />
Hobbys: Tennis, Minigolf<br />
Beziehungsstatus: Vielleicht<br />
habe ich gar keine<br />
Freundin sondern einen<br />
Freund.<br />
Lebensweisheit: Wer im<br />
Strafraum sitzt, soll nicht<br />
mit Steinen werfen und<br />
nicht faulen.<br />
Freunde<br />
500.855 Alle anzeigen<br />
Andreas<br />
Herzog<br />
Eko Fresh<br />
David<br />
Alaba<br />
Mesut<br />
Özil<br />
Stefan<br />
Raab<br />
Boris<br />
Becker<br />
Fotos<br />
2 von 3 Alben Alle anzeigen<br />
Auf der Wiesn<br />
vor 5 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Ich in Aktion<br />
vor 45 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Mesut Özil: Ha Ha Ha. Was isn da los?<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 21:<strong>15</strong> Uhr<br />
35 anderen gefällt das<br />
Manuel Neuer: Anscheinend ist diese Show der letzte Schrei bei<br />
euch Türken. Nazan lässt uns nichts anderes schauen =(<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 21:32 Uhr<br />
45 anderen gefällt das<br />
Pep Gurdiola Manuel Neuer<br />
Ich hoffe du bist für das Spiel nächste Woche fit! Todo claro ?<br />
Pippi feino?<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:45 Uhr<br />
Manuel Neuer, Zlatan Ibrahimovic, Messi<br />
und Dante gefällt das.<br />
Manuel Neuer: Coach! Bitte es ist bald Weihnachten! Darf ich<br />
einmal im Sturm spielen?<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:47 Uhr<br />
9.2833 anderen gefällt das<br />
Robert Lewandowski: HA HA HA Sturmpartner Neuer.<br />
Ich bin dafür.<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:48 Uhr<br />
677 anderen gefällt das<br />
Manuel Neuer: Biiiiiiiiiiittttteeeeeeeeeeee?<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:48 Uhr<br />
2 anderen gefällt das<br />
Pep Gurdiola: Estas Chalado! Du bist ja verrückt.<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:52 Uhr<br />
422 anderen gefällt das<br />
Manuel Neuer Ich hatte soeben einen Albtraum!<br />
Ich habe geträumt, dass ich gar nicht<br />
Manuel Neuer, sonder Helene Fischer bin.<br />
Das war schrecklich!<br />
09. Dezember 20<strong>14</strong> um 07:<strong>15</strong> Uhr<br />
Oliver Kahn, Wiener Polizei, Punjabi Mc, und<br />
<strong>12</strong>8 anderen gefällt das.<br />
Gianluigi Buffon Manuel Neuer<br />
Hey Bro ! Ich hoffe du bekommst den Preis<br />
für den besten Spieler der Welt!<br />
08. Dezember 20<strong>14</strong> um 22:45 Uhr<br />
Oliver Kahn, Wiener Polizei, Punjabi Mc, und<br />
<strong>12</strong>8 anderen gefällt das.<br />
Cristiano Ronaldo: Solange es Messi die Rattn<br />
ned bekummt is ma ois recht.<br />
08. Dezember 20<strong>14</strong> um 22:48 Uhr<br />
1.500 anderen gefällt das<br />
Spiderman<br />
Auch wenn du von<br />
Adidas gesponsert wirst.<br />
Komm zu uns!<br />
Schmeckt der ganzen<br />
Mannschaft. Schmeckt<br />
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Hier das „Fakebook“-<br />
Profil des Monats –<br />
voll fake versteht sich.<br />
Schreibt Teoman Tiftik,<br />
wessen Pinnwand<br />
ihr in der nächsten<br />
Ausgabe lesen wollt:<br />
tiftik@dasbiber.at<br />
Hey Manuel! Wir müssen<br />
öffentlich ein Bild<br />
zusammen posten. Die Leute<br />
verdächtigen uns.<br />
Hi Spidy! Wieso denn?<br />
Sie denken, dass wir eine<br />
Person sind.<br />
Fotos: Dennis Van Tine / dpa Picture Alliance / picturedesk.com, Oliver Hausen / Action Press / picturedesk.com, HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com, magics / Action Press / picturedesk.com, Nutella, Wikipedia Commons, bereitgestellt
Natürlich Mediaprint!<br />
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Weil wir in Höchstgeschwindigkeit...<br />
Weil wir in Höchstgeschwindigkeit...<br />
Weil wir in Höchstgeschwindigkeit...<br />
hohe wie kleine Auflagen...<br />
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62 MIT SCHARF<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
doch sicherlich prima?“ Aber die Architektin<br />
muss sie enttäuschen. „Nein, gar nicht“, so Eli.<br />
Neulich fuhr sie nach Israel, um dort ihr Glück<br />
zu versuchen. „Ich lerne die Sprache den ganzen<br />
Tag und habe für nichts anderes Zeit. Es ist sonst<br />
ganz waaaarm“, sagt Eli. Auf ihrem Skypebild<br />
trägt Eli einen Bikini. Die Art wie sie „warm“<br />
ausspricht, lässt erahnen, dass es ihr blendend<br />
geht. M. zittert und kuschelt sich in ihren dicken<br />
Wollschal. „Und dir Kathi, geht es dir besser in<br />
Sofia?“<br />
BLOSS NICHT BESCHWEREN!<br />
W<br />
isst ihr wo sich die Städte Sofia, Freiburg,<br />
Tallinn und Tel-Aviv treffen? In<br />
meinem Zimmer in Wien. Denn hier<br />
sitzt meine Freundin M. und plaudert mit ihren<br />
Freundinnen auf Skype.<br />
Maggie ist eine Kollegin von M., die sie an<br />
der Universität in Sofia kennengelernt hat. Vor<br />
einigen Monaten hat Maggie die bulgarische<br />
Hauptstadt verlassen und ist nach Freiburg zu<br />
ihrem deutschen Freund gezogen. „Es ist so<br />
langweilig in der deutschen Provinz. Alle sprechen<br />
nur über Geld und Arbeit“, erzählt Maggie.<br />
Es wirkt so, als ob sie sich beklagen will, aber ihrer<br />
Tonart nach zu urteilen gibt sie eigentlich ein<br />
bisschen an. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute<br />
hier ständig nur arbeiten und einkaufen, weil<br />
es sonst nichts anderes zu tun gibt. Tom ist ganz<br />
lieb zu mir, gestern hat er mir ein neues Kleid<br />
gekauft und wir gehen jeden Abend in einem<br />
schönen Restaurant essen.“<br />
Villi, die ein Masterstudium in Estland macht,<br />
mischt sich ins Gespräch ein. „Also wenn man<br />
über langweilige Orte spricht, dann ist Tallinn<br />
die langweiligste Stadt der Welt“, beginnt sie<br />
ihre Erzählung. „Alles ist so kalt und erfroren,<br />
ich dachte da steigt die große Party, aber nein,<br />
nur Langeweile und Heavy Metal Konzerte.“<br />
Villi würde niemals ein Konzert verpassen, egal<br />
um welches Genre es geht. Sie hört sich so an,<br />
als hätte sie die ganze Nacht mitgesungen. Ihre<br />
Stimme klingt wie die von Tom Waits.<br />
M. versucht etwas Positives ins Gespräch zu<br />
bringen. „In Tallinn muss es ja auch kalt sein!“,<br />
verteidigt sie Estlands Hauptstadt und stellt Eli<br />
eine suggestive Frage zu Tel Aviv. „Tel Aviv ist<br />
Kathi ist die einzige der Freundinnen, die in<br />
der gemeinsamen Geburtsstadt der vier geblieben<br />
ist. „Oh ja, hier steigt, wie ihr wisst, ständig<br />
eine Riesenparty! Ich habe weiterhin meinen<br />
blöden staatlichen Job. Jeder versucht weiterhin<br />
nichts zu machen und sein miserables Gehalt<br />
zu kassieren!“ Ein Anflug von Stolz ist in ihrer<br />
Stimme zu erkennen - sie ist die einzige, die einen<br />
festen Job hat.<br />
Nur M. sagt nichts. Vielleicht weil ich im<br />
Zimmer bin und ungewollter Zeuge ihrer Skypegespräche<br />
bin. Sie kann weder mit einem neuen<br />
Kleid, noch mit einem Heavy Metal Konzert,<br />
noch mit einem festen Job angeben. Außerdem<br />
ist es bei uns ziemlich kalt, da ich die Heizung<br />
nicht einschalte, um Geld zu sparen. Sie will<br />
nicht erzählen, dass ihr in Wien langweilig ist.<br />
M. unterbricht das Gespräch. „Wir gehen jetzt<br />
auf eine Ausstellung!“ Aus dem anderen Ende<br />
der Leitungen erklingen bewundernde Schreie.<br />
Tallinn, Sofia, Freiburg und Tel Aviv beneiden<br />
M. um ihr interessantes Leben in Wien. Nur<br />
blöd, dass M. statt auf eine Ausstellung zu gehen,<br />
Flyer für eine Ausstellung verteilt.
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