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12/14 - 01/15 WINTER BIBER

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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />

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mit scharf<br />

Magazin für<br />

neue Österreicher<br />

<strong>WINTER</strong><br />

20<strong>14</strong>/2<strong>01</strong>5<br />

<strong>WINTER</strong><br />

<strong>BIBER</strong><br />

ZIEH DICH<br />

WARM AN!<br />

CRUISEN MIT HAFTBEFEHL<br />

STRACHES BLACK ARTIST<br />

MEINE ROLLE:<br />

AUSLÄNDER LEICHE<br />

KRIEGSGERICHT IN LINZ


PLAYLIST<br />

3<br />

DIE PLAYLIST VON<br />

SEBASTIAN PRÖDL<br />

& DER ÖSTERREICHISCHEN<br />

NATIONALMANNSCHAFT<br />

INTERVIEW: MAIDA DEDAGIC<br />

Drei beliebte Songs aus<br />

der Kabinen-Playlist?<br />

uDavid Guetta – Dangerous<br />

uJeremih – Don’t tell `em<br />

u Axwell – In my mind<br />

Sebastian Prödl sorgt für die Defensive auf dem Fußballfeld und<br />

für die musikalische Offensive in der Kabine der österreichischen<br />

Nationalmannschaft. Biber wollte es genau wissen: Welche<br />

Musik motiviert die Nationalelf zum aktuellen Erfolg?<br />

u Wie viele Songs stehen in deiner<br />

Playlist zur Auswahl?<br />

Ich hab ca. 4.000 Songs auf meinem iPhone.<br />

Das schließen wir dann in der Kabine an.<br />

u Zuerst hat ja Marko Arnautovic für Musik<br />

gesorgt, aber die Mannschaft hat ihn mit dir<br />

ersetzt. Was hört er denn?<br />

Marko hört Hip-Hop & R’n’B, das trifft halt nicht<br />

jedermanns Geschmack in der Kabine.<br />

u Was ist DER Song der<br />

Nationalmannschaft?<br />

Rainhard Fendrich – I am from Austria!<br />

Damit identifizieren sich alle.<br />

u Welches Lied lief vor dem Sieg<br />

gegen Russland?<br />

Da hatten wir Macklemore & Ryan<br />

Lewis – Can’t hold us.<br />

u Was läuft nach dem Spiel?<br />

Da ist jeder für sich. Ich mag Songs<br />

zum Regenerieren von Coldplay,<br />

Sam Smith oder John Legend.<br />

u Hört ihr Musik beim Training?<br />

Nur beim Krafttraining: Für Power<br />

sorgen elektronische Songs wie der<br />

„Tsunami“-Hit von DVBBS.<br />

u Welcher Fußball-Schlachtruf<br />

feuert auf dem Feld gut an?<br />

„Immer wieder Österreich.“.<br />

„ IMMER WIEDER<br />

ÖSTERREICH.<br />

“<br />

u Deine Lieblingsmusiker privat?<br />

Kings of Leon und 30 Seconds To<br />

Mars zum Beispiel.<br />

u Deine erste CD?<br />

Das war das Doppelalbum von<br />

Michael Jackson: History.<br />

u Mit welchem Mannschaftskollegen<br />

würdest du auf ein Konzert gehen?<br />

Mit meinem ÖFB-Zimmernachbarn Martin<br />

Harnik zu einem Coldplay-Konzert.<br />

u Welcher Weihnachtssong<br />

nervt?<br />

Vor allem „Last Christmas“!<br />

Und eigentlich alle<br />

außer„Driving Home<br />

for Christmas“ von<br />

Chris Rea, wenn ich<br />

zum Weihnachtsurlaub<br />

heimfahre.<br />

u Dein Musiktipp für 2<strong>01</strong>5?<br />

Das Neujahrskonzert der<br />

Wiener Philharmoniker, kein<br />

Scherz. Einmal im Leben<br />

möchte ich da live dabei sein.<br />

ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com<br />

u Apropos Österreich, ein<br />

heimischer Lieblingsact?<br />

Falco ist ein cooler Typ. Und<br />

Klangkarussel höre ich gerne.<br />

SEBASTIAN PRÖDL<br />

Kabinen-DJ Sebastian Prödl ist seit 2007<br />

österreichischer Nationalspieler und als<br />

Abwehrchef bei Werder Bremen verpflichtet.<br />

u Eine nicht-musikalische Frage:<br />

Holt Österreich sich die Euro-Quali?<br />

Wir sind super gestartet und stehen<br />

sehr gut, aber wir wollen uns nicht<br />

zu früh freuen.


4<br />

INHALT<br />

DEZEMBER 20<strong>14</strong>/JÄNNER 2<strong>01</strong>5<br />

3_Am iPod von Sebastian Prödl:<br />

Der Kabinen-DJ verrät, welche Lieder<br />

die österreichische Nationalmannschaft<br />

vor einem Spiel hört.<br />

08_Ivanas Welt<br />

Ivana will ihrer Mutter die Welt zeigen.<br />

POLITIKA<br />

<strong>12</strong>_Bosnisches Kriegsverbrechen<br />

goes Linz: Zum ersten Mal landet ein<br />

derartiger Fall vor einem österreichischen<br />

Gericht.<br />

16_Kenan Güngör: Der Soziologe und<br />

Integrationsexperte im Gespräch über<br />

Turboradikalisierung und warum der<br />

Dschihadismus zum Jugendkult wird.<br />

19_HC kauft mein Bild: Wieso ein<br />

jamaikanischer Künstler Strache-Fan ist.<br />

20_Zocken statt saufen: Der ehemalige<br />

Croupier und Spielsuchtexperte Aron<br />

Kampusch erklärt, warum Migranten<br />

stärker von Spielsucht betroffen sind als<br />

Österreicher.<br />

biber zu Besuch<br />

bei Haftbefehl! Der<br />

deutsch-kurdische<br />

Rapper erzählt im<br />

Interview über seine<br />

Ex-Karriere als<br />

Drogendealer und<br />

warum es keine politischen<br />

Statements mehr<br />

auf seinem neuen<br />

Album gibt.<br />

24<br />

Kriegsgericht in<br />

Österreich: Wegen<br />

der angeblichen<br />

Ermordung von 16<br />

Serben soll einem<br />

eingebürgerten<br />

Bosnier 2<strong>01</strong>5 in Linz<br />

der Prozess gemacht<br />

werden.<br />

<strong>12</strong><br />

RAMBAZAMBA<br />

24_Ein Besuch im Azzlackz-Studio in<br />

Frankfurt: „Baba Haft“ spricht über den<br />

Islam, Kanaken in Deutschland und sein<br />

neues Album.<br />

28_Baking bad! Wir verraten euch wo es<br />

auch nachts den besten und frischesten<br />

Börek Wiens gibt.<br />

32_Nix verstehn: Warum manche<br />

Migranten ihre eigene Muttersprache nicht<br />

sprechen.<br />

Es ist fünf Uhr<br />

morgens, du hast die<br />

ganze Nacht durchgetanzt<br />

und riesigen<br />

Hunger? Auf Seite 28<br />

erfährst du, wo du hin<br />

musst, um auch mitten<br />

in der Nacht den<br />

besten Börek zu essen.<br />

28


5<br />

Hinter jeder Mütze steckt<br />

ein Statement! Egal ob mit<br />

Bommel, bunten Farben<br />

oder Leo-Ohren: Hauben<br />

sind viel mehr als nur<br />

Ohrenwärmer. Wir<br />

haben den ultimativen<br />

biber-Hauben-Guide<br />

zusammengestellt.<br />

50<br />

KARRIERE<br />

36_Biz-News: Alles rund um das<br />

Thema Lehrlinge.<br />

38_Lehrlinge auf Erfolgskurs:<br />

Gehaltsexperte Conrad Pramböck verrät,<br />

wie weit man mit einer Lehre kommen<br />

kann<br />

43_VHS-Geschäftsführer Mario Rieder<br />

über die am besten besuchten VHS-Kurse.<br />

TECHNIK<br />

46_Was gibt‘s Neues? Adam gibt<br />

Tipps wie man Männern die besten<br />

Weihnachtsgeschenke macht.<br />

LIFE & STYLE<br />

48_Lifestyle-Tips: Delna über die perfekte<br />

Wohnung und Spitzenunterwäsche.<br />

50_Unter die Haube! Welche Mütze<br />

steht deinem Kopf?<br />

KULTUR<br />

54_Kultur mit scharf: Guckst du,<br />

hörst du, liest du!<br />

56_Die Rolle als Ausländerleiche:<br />

Migrantische Schauspieler packen aus.<br />

60_FAKEBOOK: Welttorhüter<br />

Manuel Neuer<br />

Gesucht: Junge, hübsche Migrantin. Für welche Rolle?<br />

Die einer Prostituierten. Wir haben mit drei Schauspielern<br />

mit Migrationshintergrund über ihre Erfahrung in der<br />

österreichischen Theater- und Filmwelt gesprochen.<br />

56<br />

62_Die Leiden des jungen Todor:<br />

Bloß nicht beschweren!<br />

Marko Mestrović, Christoph Schlessmann, ODD ANDERSEN / AFP /<br />

picturedesk.com, Christoph Liebentritt


6<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leser und Innen,<br />

Zwei Kernfragen haben uns in dieser Winter-biber-Ausgabe beschäftigt:<br />

1. Warum wollen österreichische Jugendliche in den Jihad nach Syrien?<br />

2. Warum haben manche Menschen Haubengesichter und andere nicht?<br />

Die zweite Frage kann nur Gott oder biber-Stylomat Schadi beantworten.<br />

Für die erste haben wir DEN Experten zu Rat gezogen: Integrationsexperte<br />

und Soziologe Kenan Güngör beschreibt die<br />

syrische Lagerromantik, den jugendlichen Wunsch<br />

nach Ordnung und das neue Wir-Gefühl unter<br />

Muslimen. Und warum Rap so wichtig beim Recruiting<br />

ist.<br />

Apropos böser Rap: biber traf den Babo-Bad Boy<br />

„Haftbefehl“ zum Exklusiv-Interview in Frankfurt.<br />

Unsere biber-Akademie-Stipendiatin Yasmin flog<br />

extra hin und cruiste mit ihm gleich in seinem<br />

Jaguar eine Runde um den Block. Der Ex-Drogendealer<br />

und deutscher Rap-Durchstarter plaudert<br />

bei einer Wurstsemmel über seine schlimme<br />

Yasmin mit Babo: Weil sie das<br />

Exklusiv-Interview ganz alleine klar<br />

gemacht hat, kriegt sie (noch) einen<br />

biber-Orden verliehen.<br />

Vergangenheit und warum er auf seinem neuen Album lieber die Finger von<br />

politischen Statements lässt.<br />

Natürlich haben wir uns noch viel mehr gefragt. Zum Beispiel: Warum<br />

läuft ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher aus dem Bosnienkrieg frei in Linz<br />

herum? Unsere bosnische Investigativ-Redakteurin ist den Dingen auf den<br />

Grund gegangen.<br />

Außerdem beschäftigte uns ein blaues Wunder: FPÖ-Chef Strache kauft<br />

Malerei eines Black Artists in Wien. Wieso warum weshalb lest ihr ein paar<br />

Seiten weiter.<br />

Viel Spaß mit den Antworten!<br />

Die ganze biber-Redaktion wünscht Euch ein wundervolles neues Jahr:<br />

Sretan Božić, Yeni yılınız kutlu olsun, Весела Коледа, Kellemes karácsonyi<br />

ünnepeket kivánunk und Craciun fericit!<br />

Florian Wieser<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

STV. CHEFREDAKTEURIN:<br />

Delna Antia<br />

ONLINE:<br />

Amar Rajković<br />

KOLUMNIST/INNEN:<br />

Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Muhamed<br />

Beganović, Adam Bezeczky, Milena Borovska,<br />

Ayper Cetin, Amélie Chapalain, Maida Dedagić,<br />

Amra Ducić, Ali Cem Deniz, Nana Egger, Susanne<br />

Einzenberger, Menerva Hammad, Tina Herzl,<br />

Markus Hollo, Mahir Jamal, Lyudmila Gyurova,<br />

Sophie Kirchner, Maria Matthies, Marko Mestrović,<br />

Ivana Martinović, Marie-Noel Ntwa,Anastasia<br />

Osipova, Todor Ovtcharov, Jelena Pantic, Michele<br />

Pauty, Marian Smetana, Vanessa Spanbauer,<br />

Daniel Spreitzer, Alexandra Stanić, Teoman Tiftik,<br />

Aleksandra Tulej, Artur Zolkiewicz<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />

LEKTORAT: Christina Gaal<br />

ANZEIGEN: Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />

BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4, 1070<br />

Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

marketing@dasbiber.at<br />

abo@dasbiber.at<br />

INTERNET: www.dasbiber.at<br />

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8 MIT SCHARF<br />

IVANAS WELT<br />

IRGENDWANN ZEIGE ICH MAMA DIE WELT<br />

Foto: Igor Minić<br />

In Ivanas WELT<br />

berichtet biber-<br />

Redakteurin<br />

Ivana Martinović<br />

über ihr daily life.<br />

Unzählige Male sah ich Urlaubsfotos anderer Leute<br />

mit ihren Kindern. Eigentlich nichts Außergewöhnliches,<br />

ist es doch das Normalste auf der Welt das eine<br />

oder andere Mal mit den Eltern zu verreisen. Mit Papa<br />

im Meer planschen, Mama an die Hand zu nehmen<br />

und durch eine fremde Stadt zu bummeln. Das Ganze<br />

dann als schöne Erinnerung einrahmen lassen, zuhause<br />

auf die Wand hängen. Das alles war für mich ein<br />

Traum einer perfekten Familie, die ich so nicht hatte.<br />

Umso größer wurde der Wunsch, meiner Mama irgendwann<br />

die Welt zu zeigen. Sie soll endlich Palmen<br />

sehen und barfuß mit mir am Strand spazieren.<br />

Mit meinen 32 Jahren erfüllte sich der Traum und<br />

Mama flog mit ihren zwei Töchtern in die Dominikanische<br />

Republik. Ihre leuchtenden Augen waren ein<br />

unbezahlbarer Moment des puren Glücks und die<br />

Bestätigung mein Ziel erreicht zu haben - inklusive der<br />

Urlaubsfotos, die wir nie hatten.<br />

Manchmal bin ich froh, dass mein Leben so verlaufen<br />

ist, wie es nun mal war. In Österreich angekommen,<br />

dem Krieg in Bosnien entkommen, standen wir wie<br />

viele andere vor dem Nichts. Zielstrebigkeit, Ambitionen,<br />

es mal besser zu haben, haben mich mein<br />

ganzes Leben begleitet, wo ich mich manchmal fragte:<br />

Hätte ich denselben Willen zu kämpfen, wenn ich das<br />

gehabt hätte, was andere haben? Ein existenzsicheres<br />

und behütetes Zuhause, jährliche unbeschwerte<br />

Urlaube in fremden Ländern und nicht den 08<strong>15</strong>-Heimaturlaub<br />

in Bosnien, Oma und Opa besuchen,<br />

solange sie noch leben. Ja, ich bin froh! Es hat mich<br />

geprägt. Schon als Kind entwickelte sich das Ziel mich<br />

so gut es geht zu bilden, einen tollen Job zu bekommen<br />

und dann loszulegen aus Träumen Wirklichkeit zu<br />

machen. Das alles verdanke ich ihr, meiner Mutter, die<br />

uns zuliebe auf so viel verzichtet hat. Ihr ganzes Leben<br />

hat sie für uns gearbeitet, um uns satt zu machen, um<br />

uns bessere Chancen zu geben, die sie niemals hatte.<br />

Wenn ich an ihr Leben zurückdenke, dann sehe ich<br />

einen überarbeiteten Menschen, der heimlich weinte,<br />

weil sie manchmal Schmerzen von der Arbeit hatte<br />

und nur froh war den Tag zu überstehen.<br />

Nun war es soweit. Genug gespart, hart dafür gearbeitet,<br />

sagte ich ihr, dass wir fliegen. Sie wehrte sich,<br />

Geld sollen wir für uns ausgeben, sie sei zufrieden<br />

mit dem was sie hat. Tolle Kinder, die es endlich gut<br />

haben. Gar nicht daran denkend, dass es ihr Verdienst<br />

war und wir ihr zumindest ein Stück davon zurückgeben<br />

wollen, was sie für uns getan hat. Stückchenweise<br />

versuchte ich das stets durch meine Erfolge zu tun. Ihr<br />

ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, wenn ich meine<br />

Zeugnisse und schließlich zwei Titel nachhause brachte.<br />

Aber das war nicht genug. Ich wollte etwas für sie<br />

tun und ließ nicht locker, bis sie im Flugzeug saß.<br />

Und dann kamen Momente, die eigentlich gar nicht<br />

zu beschreiben sind. Sie sah wie gebannt die Wolken<br />

und konnte nicht glauben über dem Ozean zu fliegen.<br />

Dann sah sie auch endlich die Palmen, spürte den<br />

Sand unter den Füßen und war so unbeschwert, wie<br />

ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Stets beobachtete<br />

ich sie dabei heimlich und genoss ihre Freude, wie<br />

das eines Kindes, das über neue aufregende Dinge des<br />

Lebens staunt. Eines Abends, als wir gemütlich beim<br />

Abendessen saßen, sagte sie: “Jetzt begreife ich, was<br />

Urlaub bedeutet!”<br />

Auf viele weitere Male und das strahlende Gesicht<br />

meiner Mutter!<br />

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11<br />

Foto von Amélie Chapalain<br />

NACH DEM SPIEL IST VOR DEM SPIEL.<br />

POLITIKA


<strong>12</strong> POLITIKA<br />

MORGEN<br />

GRAUEN


POLITIKA<br />

13<br />

ERSTMALS WIRD EIN KRIEGS VERBRECHEN AUS DEM BOSNIEN-<br />

KRIEG IN ÖSTERREICH VERHANDELT. WEGEN DER ANGEBLICHEN<br />

ERMORDUNG VON 16 SERBEN SOLL EINEM EINGEBÜRGERTEN<br />

BOSNIER 2<strong>01</strong>5 DER PROZESS IN LINZ GEMACHT WERDEN.<br />

VON MAIDA DEDAGIC<br />

ODD ANDERSEN / AFP / picturedesk.com, Mikkel Ostergaard / Visum / picturedesk.com, EMMANUEL ORTIZ / AFP / picturedesk.com<br />

„I<br />

ch kann es bis heute nicht verstehen. Welches<br />

Motiv hatten unsere Nachbarn uns umbringen<br />

zu wollen? Sie kannten uns doch von früher, viele<br />

Jahre. Wie konnten sie einfach mit Gewehren kommen<br />

und alles töten?“, fragt Dragisa Serdar. Er selbst<br />

ist eine Stunde entfernt, als eine Militärgruppe von<br />

Muslimen und Kroaten das serbische Dorf Serdari<br />

in der Gemeinde Kotor Varos überfällt. Als der<br />

junge Mann zurückkommt, brennt sein Zuhause.<br />

Elf Häuser stehen in Flammen, sein toter Vater und<br />

seine toten Verwandten liegen davor.<br />

GEZIELTER RACHEAKT<br />

Es geschah im Morgengrauen am 17. September<br />

1992. „Sie hatten das Haus umzingelt. Wir konnten<br />

nicht raus, um zu fliehen“, erinnert sich Radmila<br />

Serdar. „Wir versteckten uns unter der Treppe. Sie<br />

warfen eine Bombe in den Eingang. Dann feuerten<br />

sie mit ihren Gewehren.“ Die im fünften Monat<br />

schwangere Frau wird am Bein getroffen und fällt<br />

auf den Boden. „Sie haben nicht geschaut, ob noch<br />

jemand lebt.“ Das jüngste Opfer war ein vierjähriges<br />

Mädchen. „Der Angriff dauerte keine 20 Minuten.“<br />

Tagelang hatten die Kämpfer das Dorf im Vorfeld<br />

ausgespäht. Während andere den Rückzug sicherten,<br />

soll die Einheit, zu welcher der Angeklagte gehörte,<br />

den unmittelbaren Angriff ausgeführt haben.<br />

Das Massaker an den Zivilisten soll ein gezielter<br />

Racheakt für vorangegangene Gewalttaten der<br />

serbischen Armee an Muslimen und Kroaten in<br />

der Gemeinde Kotor Varos gewesen sein. Die Anklage<br />

wirft dem 47-jährigen Mann, der seit Jahren<br />

in Linz-Umgebung lebt, 16-fachen<br />

Mord, 3-fachen Mordversuch und<br />

Brandstiftung vor. Vier mutmaßliche<br />

Mittäter wurden im Jänner 20<strong>14</strong><br />

vom Staatsgerichtshof in Bosnien<br />

zu je 9,5 bis 11,5-jährigen Haftstrafen<br />

verurteilt. Eine Auslieferung des<br />

Angeklagten nach Bosnien kam nie<br />

in Frage, weil der Mann inzwischen<br />

österreichischer Staatsbürger ist.<br />

VERNEHMUNG VON 23 ZEUGEN<br />

Das Verfahren gegen den Austro-<br />

Bosnier soll im Frühjahr 2<strong>01</strong>5 beginnen.<br />

„Der Aufwand ist in diesem Fall<br />

„DIE<br />

PROZESSE<br />

ZIEHEN SICH<br />

EWIG HIN<br />

UND DIE<br />

ANGEKLAGTEN<br />

ALTERN IN<br />

RUHE.„<br />

HÖCHSTSTRAFE 20 JAHRE<br />

Grundsätzlich gilt im internationalen Strafrecht, dass für<br />

die Täter jeweils das mildere Gesetz anzuwenden ist. In<br />

dem Linzer Fall gilt deshalb ein Mix: Das Tatortgesetz, in<br />

dem Fall das ex-jugoslawische Strafgesetzbuch, wird für<br />

die Mindeststrafe und das österreichische für die Höchststrafe<br />

benutzt, weil sie jeweils „milder“ sind. Für den<br />

Angeklagten bedeutet es im Falle einer Verurteilung eine<br />

Mindeststrafe von fünf Jahren. Maximal muss der Mann<br />

20 Jahre hinter Gitter. Da die Tat länger als 20 Jahre zurückliegt,<br />

darf sie nach österreichischem Gesetz nicht mit<br />

einer lebenslangen Haftstrafe geahndet werden.<br />

sicher besonders“, sagt Helmut Katzmayr, Vizepräsident<br />

des Landesgerichts Linz. Ein Kriegsverbrechen<br />

mit so vielen Mordopfern ist da Neuland. In<br />

der über 200 Seiten starken Anklageschrift beantragt<br />

die Staatsanwaltschaft Linz die Vernehmung<br />

von 23 Zeugen, darunter Überlebende und Mittäter.<br />

Ein zweisprachiges, längeres Verfahren steht<br />

bevor. Unklar ist, ob die Mehrheit der Zeugen vor<br />

Gericht erscheinen oder per Video aussagen wird.<br />

Das Gericht kann ausländische Zeugen nur vorladen,<br />

aber nicht zwingen. Der Angeklagte bestreitet<br />

die Vorwürfe und hat Einspruch eingelegt. Die Ermittlungen<br />

gegen ihn laufen bereits seit 2<strong>01</strong>1. Nach<br />

einer kurzen Untersuchungshaft ließ man den Familienvater<br />

wieder frei, da das Gericht weder eine<br />

Flucht-, noch Verdunkelungs- oder Tatbegehungsgefahr<br />

sah.<br />

10.000 EURO FÜR KRIEGSVERBRECHER<br />

„Wollen Sie das wirklich so genau wissen?“, fragt<br />

Philip Christl von der Linzer Staatsanwaltschaft auf<br />

die einfache Frage, nach welchem Gesetz das Verfahren<br />

geführt wird. „Diese Aspekte des internationalen<br />

Strafgesetzes sind auch für erfahrene Juristen<br />

oft nicht so einfach zu verstehen.“ Tatsächlich scheiterten<br />

zuletzt sogar Strafgerichte in Bosnien, die<br />

sich laufend mit Kriegsverbrechen beschäftigen, an<br />

der Rechtsgrundlage. Weil sie ihre Urteile auf dem<br />

2003 neu in Kraft getretenen Strafgesetzbuch Bosniens<br />

begründeten, klagten Kriegsverbrecher, dass<br />

in ihren Verfahren jeweils das alte Recht der Sozialistischen<br />

Föderativen Republik Jugoslawiens von<br />

1976 gelten müsse, weil dieses gültig<br />

war, als die Verbrechen begangen<br />

wurden. Der Europäische Gerichtshof<br />

für Menschenrechte in Straßburg<br />

gab ihnen Recht. Bosnien musste seinen<br />

verurteilten Kriegsverbrechern<br />

10.000 Euro Entschädigung zahlen.<br />

„BLUTIGER MORGEN“<br />

„Leider ist einer der Täter jetzt in Ihrem<br />

Land. Ich hoffe, dass er adäquat<br />

bestraft wird“, sagt uns Obrad Bubic,<br />

der sich seit Kriegsende der Sammlung<br />

von Beweisen über Verbrechen<br />

am serbischen Volk widmet. Teil


<strong>14</strong> POLITIKA<br />

davon ist der umstrittene Dokufilm „Blutiger Morgen<br />

in Serdari“ (Krvava Zora u Serdarima), in der serbische<br />

Überlebende berichten, was damals aus ihrer Sicht passierte.<br />

„Die bewaffneten Muslime und Kroaten haben<br />

an dem Tag alles getötet und verbrannt, was man töten<br />

und verbrennen konnte. Zwei kleine Mädchen, die noch<br />

nicht mal angefangen hatten zu leben. Ein Ehepaar, das<br />

gerade eine Woche verheiratet war“, so Bubic. Der ehemalige<br />

Soldat der serbischen Armee war gerade selbst in<br />

Den Haag, um für den „Schlächter von Bosnien“ Ratko<br />

Mladic auszusagen. Auch dort erzählte er von seiner Ansicht,<br />

in der es nur serbische Opfer zu geben scheint. Mit<br />

dieser Ansicht steht er nicht alleine da.<br />

WAHRHEIT ODER PROPAGANDA?<br />

„Was für eine Propaganda“, heißt es in bosnischen Kommentaren<br />

zu seinem Film. „Wisst ihr, warum wir solche<br />

Videos nicht haben? Weil ihr wirklich alles getötet habt,<br />

was man töten konnte!“ Das Dorf Serdari gehörte zu der<br />

stark umkämpften Gemeinde Kotor Varos, deren Bevölkerungsbild<br />

sich mit dem Krieg dramatisch verändert<br />

hat. Lebten vor der serbischen Machtübernahme 1992<br />

hier rund 11.000 Bosniaken und rund 10.000 Kroaten,<br />

blieben Mitte 1994 nur noch ca. 3.700 Bosniaken und<br />

3.000 Kroaten. „Heute vermissen wir noch über 250 Leichen<br />

hier, auf der muslimischen Seite. Serben machen<br />

heute zwei Drittel der Bevölkerung aus“, sagt Munevera<br />

Avdic, die sich für die Opfer von Kotor Varos einsetzt.<br />

Die meisten Menschen in dem Land leben dort, wo ihre<br />

ethnische Gruppe die Mehrheit stellt.<br />

LANGER UND MÜHSAMER WEG:<br />

DIE VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG IST<br />

KAUM ABGESCHLOSSEN.<br />

LEBEN MIT DEN MÖRDERN<br />

Nicht selten wohnen Opfer und Verbrecher wieder nebeneinander.<br />

„Wenn ich jemanden auf der Straße sehe,<br />

von dem ich denke zu wissen, was er damals getan hat,<br />

versteinere ich nur“, sagt Avdic. Sie hat wenig Verständnis<br />

für die Justiz. „Ich hoffe nur, dass die Verbrecher, egal<br />

auf welcher Seite sie waren, lange genug leben, um noch<br />

verurteilt zu werden. Die Prozesse ziehen sich ewig hin<br />

und die Angeklagten altern in Ruhe. Dann sind sie angeblich<br />

immer krank. Wenn es Rechte für die Verbrecher<br />

gibt, wo sind dann die Rechte für uns Opfer?“, fragt die<br />

Bosnierin.<br />

EIN KRIEG, KEINE TÄTER<br />

Auch 20 Jahre nach dem Krieg ist man mit der Vergangenheitsbewältigung<br />

am Balkan nur bedingt weitergekommen.<br />

„Deshalb ist es wichtig, dass man Täter benennen<br />

kann und sie verurteilt werden, damit die Völker<br />

von der Kollektivschuld befreit werden und die Schuld<br />

einzelnen Tätern angelastet wird“, urteilt Vedran Dzihic,<br />

Politologe am Österreichischen Institut für internationale<br />

Politik (OIIP) und der Uni Wien. „Die gesamtgesellschaftliche<br />

Aufarbeitung steht noch ganz am Anfang.<br />

Jeder ist der Meinung selbst Opfer gewesen zu sein und<br />

verurteilt die jeweils anderen. Täter sucht man vergeblich.“


POLITIKA<br />

<strong>15</strong><br />

„DER BALKAN IST EIN POLITISCHES MINENFELD.“<br />

„Geh bitte, das ist 20 Jahre her. Was interessiert mich die<br />

Vergangenheit?“, fragt ein biber-Kollege.<br />

Der Politologe Vedran Dzihic antwortet.<br />

Dr. Vedran Dzihic ist Politologe am<br />

Österreichischen Institut für internationale<br />

Politik (OIIP) und an der Uni Wien<br />

biber: „Das interessiert mich alles nicht mehr.“<br />

Ist das nicht ein guter Denkansatz?<br />

VEDRAN DZIHIC: Nein, nach vorne schauen<br />

funktioniert hier leider nicht. Man kann das<br />

nicht unter den Teppich kehren, weil es früher<br />

oder später an einem beliebigen anderen Ort<br />

wieder auftritt. Man braucht den Prozess der<br />

Aufklärung, auch wenn er lang und mühsam<br />

ist. Solange die Verarbeitung nicht abgeschlossen<br />

ist, profitiert einzig der Nationalismus. Das<br />

sieht man aktuell an der Freilassung Seseljs,<br />

der seine Giftpfeile in alle Richtungen schießt<br />

und es mühelos schafft Aggressionen zwischen<br />

Serbien, Bosnien und Kroatien, aber auch zwischen<br />

Serben untereinander aufzubauen.<br />

Wie wichtig ist es überhaupt, dass alle Kriegsverbrechen<br />

vor Gericht geklärt werden?<br />

Das ist eine zentrale Dimension beim Prozess<br />

der Aufarbeitung und Grundlage für die Sta-<br />

bilität der Gesellschaft. Es gibt die faktische<br />

Aufarbeitung, also die Sammlung von Daten,<br />

wer in welchem Umfang was gemacht hat.<br />

Und darauf baut der gesellschaftliche Prozess<br />

der Kriegsverarbeitung auf. Das ist der erste<br />

Schritt, der erfolgen muss, um wieder Normalität<br />

herbeizuführen, und davon ist man noch<br />

weit entfernt.<br />

Wenn damalige Kriegsverbrecher neben<br />

Kriegsopfern leben, kann es jemals eine Aussöhnung<br />

am Balkan geben?<br />

Auf dieser individuellen Ebene ist die Stärke zu<br />

verzeihen kaum möglich. Das kann man nicht<br />

aus der Welt kriegen. Für eine gesellschaftliche<br />

Aussöhnung müssten mal wirtschaftliche, politische<br />

und soziale Rahmenbedingungen geschaffen<br />

werden, die den Menschen überhaupt<br />

eine Perspektive im Leben gibt.<br />

Ab 1.1.2<strong>01</strong>5 bekommst du als Handelslehrling deutlich mehr Kohle. Die Gewerkschaft hat<br />

für dich erreicht, dass die Lehrlingsentschädigungen um bis zu 3,29% steigen. Und nach der<br />

Lehre, bekommst du dann mindestens EUR 1.500,– (brutto).<br />

Ein Beispiel:<br />

Julia ist Lehrling im 1. Lehrjahr. Ihre Lehrlingsentschädigung betrug bis jetzt EUR 504 ,–.<br />

Ab Jänner 2<strong>01</strong>5 bekommt sie im 1. Lehrjahr monatlich um EUR <strong>14</strong>,–, im 2. Lehrjahr um<br />

monatlich EUR 20,– und im 3. Lehrjahr um monatlich EUR 30,–<br />

mehr. In Summe steigt ihre Lehrlingsentschädigung also um<br />

EUR 896,– in drei Jahren. Und das nur, weil die Gewerkschaft<br />

das für dich ausverhandelt hat.<br />

Das ist aber nur durch starke Gewerkschaften möglich. Und starke<br />

Gewerkschaften gibt es nur, wenn auch du Mitglied wirst.<br />

ALSO: MACH DICH STARK UND WERDE JETZT<br />

AUF www.jugend.gpa-djp.at/seidabei<br />

GEWERKSCHAFTSMITGLIED.<br />

Du hast Fragen zu deinem Lehrverhältnis? Willst wissen, ob du<br />

bekommst, was dir zusteht? Ruf an für eine kostenlose<br />

Erstberatung oder schick‘ uns ein eMail.<br />

Telefon: 05 03<strong>01</strong>-510 – eMail: jugend@gpa-djp.at<br />

Helmut Gotthartsleitner<br />

Bundesjugendsekretär der GPA-djp


16<br />

„<br />

POLITIKA<br />

DER ISLAM<br />

IST AUCH<br />

TEIL DES<br />

PROBLEMS.<br />

“DER SOZIOLOGE KENAN GÜNGÖR<br />

ÜBER DEN EINSTIEG VON JUGEND-<br />

LICHEN IN DEN JIHAD, „KLEINE<br />

WÜRMCHEN“ VOR GOTT UND<br />

WARUM ES SKURRIL IST, EINER<br />

WELTRELIGION DIE INTERNATIONALE<br />

FINANZIERUNG ZU STREICHEN.<br />

VON DELNA ANTIA, SIMON KRAVAGNA<br />

UND MARKO MESTROVIĆ (FOTOS)<br />

biber: Beschreibe bitte einen typischen Jugendlichen, der sich für<br />

den Jihad interessiert.<br />

KENAN GÜNGÖR: Der deutsche Verfassungsschutz hat ein<br />

Profil der Jihadisten für Deutschland erstellt: Sie sind meist<br />

männlich, zwischen 16 und 24 Jahren alt. Meist kommen die<br />

Jugendlichen aus einem jugendkulturellen Submilieu mit wenig<br />

Bildung, Status und wenig Perspektive. Typisch ist auch eine<br />

starke Rap- bzw. Underdog-Kultur.<br />

Ist Musik für Radikale nicht eigentlich „haram“ – also verboten?<br />

Es gibt eine Grauzeit in der Radikalisierung. Das war etwa auch<br />

beim früheren Rapper und heutigen Jihadisten Deso Dogg so.<br />

Dabei gibt es das Paradox, dass mit einer zutiefst westlichen<br />

Musik- und Lebenskultur antiwestlicher Rap gemacht wird, der<br />

muslimisch oder antisemitisch unterlegt ist. „Gemeinsam ficken<br />

wir die Amerikaner“, singt ein unter muslimischen Jugendlichen<br />

bekannter Rapper aus Graz etwa. Wenn die Jugendlichen in der<br />

Radikalisierung noch weitergehen, hin zur reinen Lehre, kippen<br />

sie irgendwann. Dann hören sie keine oder nur mehr religiöse<br />

Musik.<br />

Welche Beziehungen haben sie zu ihren Eltern?<br />

Diese Jugendlichen sind „Sinnsuchende“ in einer für sie Sinn<br />

und Orientierung entleerten Welt. Sie glauben, dass sie das ab-


POLITIKA<br />

17<br />

solut Richtige tun, weil sie es im Namen Allahs<br />

tun. Sie suchen nach einer einfachen, eindeutigen<br />

Klärung von Welt. Um diese Ordnung hineinzubringen,<br />

grenzen sie sich ab: Von Eltern,<br />

Freunden, der Gesellschaft und vor allem von<br />

den Anders- und Ungläubigen. Bei einem großen<br />

Teil haben die Eltern keinen streng religiösen<br />

Hintergrund. Oft gibt es problematische Väter-<br />

Beziehungen. Aber selbst wenn dem nicht so ist,<br />

verlieren Eltern oft jeden Kontakt zu ihren Kindern.<br />

Das wird in radikalen Kreisen auch so gelehrt: „Vor dem<br />

Wort Gottes ist das Wort deines Vaters, deiner Eltern nichts. Gewinne<br />

sie – wenn du sie nicht gewinnst, trenne dich“.<br />

Was passiert in ihren Freundeskreisen?<br />

Es gibt einen neuen Trend der Vergemeinschaftung. Früher waren<br />

sie Türken, Kurden, Tschetschenen oder Bosnier, jetzt stellen<br />

sie unter dem Motto „Wir Muslime“ eine neue Gruppe dar.<br />

Integrationsminister Sebastian Kurz betont gerne, Religion soll<br />

nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein.<br />

Der Islam ist ein Teil der Lösung und auch des Problems. Natürlich<br />

kann man im Koran die humanistischen Seiten sehen<br />

und sogar feministische Aspekte finden. Aber man kann die<br />

immanente Gewalt- und auch Unterwerfungstheologie nicht<br />

wegblenden. Und man muss sehr viel dafür tun, diese Stellen<br />

umzudeuten und die humanistischen Stellen herauszustreichen.<br />

Es gibt wenige Politiker, die sagen würden, dass der Islam ein<br />

Teil des Problems ist.<br />

Das ist eine gut gemeinte, aber sachlich unhaltbare Position. Es<br />

ist gut gemeint, weil man die Leute schützen möchte, denn wir<br />

haben eine sehr große Islamophobie, die mich besorgt. Es bleibt<br />

die Frage, wie gläubige Moslems ihre Lehre auslegen wollen. Das<br />

ist bei Religionen immer so. Im Christentum gibt es den gleichen<br />

Bibeltext, der aber so ausgelegt wurde, dass im Mittelalter<br />

die Religionskriege damit begründet wurden und heute die<br />

Liebe Gottes betont wird. Im Islam würde ich dieses Spektrum<br />

wenn auch nicht gleich, aber ähnlich sehen. Es gibt sehr gläubige<br />

Muslime, die kein Problem haben in einem Staat wie Österreich<br />

zu leben und andere, die diese Gesellschaft als unrein sehen und<br />

sie klar ablehnen.<br />

„ JUGENDLICHE<br />

JIHADISTEN SUCHEN<br />

NACH EINER<br />

EINFACHEN, EIN-<br />

DEUTIGEN KLÄRUNG<br />

VON WELT.<br />

“<br />

zum Teil. Einerseits fungieren diese Organisationen<br />

als Interessensakteure, aber sie agieren<br />

auch vor der eigenen Gruppe wie ein Schutzschild.<br />

Dahinter herrschen zum Teil erzkonservative<br />

Strukturen, die kein Problem hätten, auch<br />

einem Kind mit sechs Jahren ein Kopftuch zu<br />

geben und Kinder ab der Geburt in eine vollislamische<br />

Umgebung zu stecken.<br />

Wir hatten vor Jahren eine Geschichte im biber:<br />

Damals wollte eine Pädagogin mit den Kindern eines islamischen<br />

Kindergartens in den Stephansdom gehen. Doch Eltern<br />

haben das als christliche Missionierung empfunden und es untersagt.<br />

Die erste Generation aus der Türkei war offener. Wie meine<br />

Mutter, die aus den kurdischen Bergen kommt und keine Bildung<br />

bekommen hat. Für sie war es kein Problem, dass wir zum<br />

Beispiel einen Weihnachtsbaum zu Hause hatten. Indem aber<br />

immer mehr geklärt wird, was eindeutig muslimisch ist und was<br />

nicht, habe ich das Gefühl, wird es unflexibler und starrer.<br />

Damit stellt sich die Frage: Was soll man tun? Werden radikale<br />

Tendenzen auch noch durch öffentliche Mittel gefördert?<br />

Es ist wirklich ein ernsthaftes Problem und ich hadere auch damit.<br />

Wir müssen aber akzeptieren, dass moderne und diverse<br />

Gesellschaften mit massiven Zielkonflikten einhergehen. Wenn<br />

der Staat katholische Kindergärten fördert, warum dann nicht<br />

auch islamische Kindergärten? Gleichzeitig wissen wir: Die Förderung<br />

muslimischer Kindergärten ist in ihren Folgewirkungen<br />

in vielerlei Hinsicht problematischer.<br />

Das neue Islamgesetz will Muslimen die Finanzierung aus dem<br />

Ausland verbieten. Die Katholische Kirche finanziert aber in<br />

Afrika ganze Missionsstätten. Ist es nicht skurril, einer Weltreligion<br />

eine internationale Finanzierung zu streichen?<br />

Das würde ich genauso unterschreiben. Es ist unzeitgemäß in<br />

einer Welt, wo alles internationaler wird und wir grenzenlos<br />

kommunizieren können, so etwas zu fordern. Die Lösung kann<br />

nicht darin liegen, dass wir grundsätzlich das Problem in der<br />

Auslandsfinanzierung sehen. Es geht vielmehr um Transparenz<br />

in der Finanzierung und die Frage: Welche Ziele und Werte werden<br />

mit der jeweiligen Finanzierung verfolgt?<br />

Warum wird der Koran nicht einfach „zeitgemäß“ interpretiert?<br />

Weil das für viele streng Religiöse die größte Blasphemie wäre.<br />

Gottes Wort ist absolut. Deswegen löst es Aggressionen aus,<br />

wenn „du kleines Würmchen“ heute daher kommst und Gottes<br />

Wort in Frage stellst. Das Problem ist, dass die Salafisten eine<br />

1:1 Übersetzung von Religion in die Praxis wollen und permanent<br />

diese Suren aufzählen: So steht es, so muss es geschehen. In<br />

Saudi-Arabien wird mit den gleichen Suren eine steinzeitliche<br />

Gesellschaftsordnung begründet. Warum sollen die Jihadisten<br />

das dann nicht auch tun?<br />

Warum ist die radikale Lesart des Korans interessanter als vor<br />

10 Jahren?<br />

Viele Organisationen – wie etwa die Islamische Glaubensgemeinschaft<br />

oder die Muslimische Jugend – begünstigen dies<br />

Zuletzt: Als potenzieller Jihadist ist es aufwändig nach Syrien<br />

zu fahren. Warum sprenge ich mich nicht einfach vor dem Stephansdom<br />

in die Luft?<br />

Weil es in Syrien eine Lagerromantik gibt und sie dort selber<br />

im Kalifat sind. Außerdem haben sie dort Waffen, da spielt auch<br />

eine Martialität hinein. Ich bin eher überrascht, dass hier noch<br />

so wenig passiert ist und befürchte es. Man braucht keine große<br />

Logistik, keine Infrastruktur, um große Anschläge zu machen.<br />

Für den individuellen Jihad ist die Fantasie noch offen, was<br />

möglich ist. Mein Problem ist eher die Frage: Wie werden wir<br />

darauf reagieren? In dieser fragilen und leicht hysterisierbaren<br />

Gesellschaft habe ich Angst, dass wir wie aufgescheuchte Hühner<br />

alle aufeinander losgehen und die Muslime als Sündenböcke<br />

herhalten müssen. So leicht dürfen wir es den Terroristen nicht<br />

machen.


18 MIT SCHARF<br />

MEINUNGSMACHE<br />

EX-YU<br />

HERR SESELJ UND SEINE<br />

ZWEI LEBERMETASTASEN<br />

Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen<br />

im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat den<br />

mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher<br />

Vojislav Seselj Anfang November vorläufig<br />

freigelassen. Grund dafür ist sein voranschreitender<br />

Leberkrebs.<br />

Krank und schwach wirkt der Nationalist bei<br />

seinen Reden, die er kurz nach seiner Entlassung<br />

in Belgrad hält, aber nicht. Reuelos<br />

und selbstgefällig spricht er über das Wiedererwachen<br />

Großserbiens - ist er doch bekannt<br />

für seine Kriegshetze. Mit seiner unveränderten<br />

Einstellung gefährdet der Chauvinist<br />

die Beziehung zu Kroatien und auch die EU-<br />

Beitrittsverhandlungen Serbiens. Auch seine<br />

Idee eines Bündnisses zu Russland rüttelt<br />

an der ohnehin wackeligen Beziehung zum<br />

Westen. Auf die provokanten Auftritte Seseljs<br />

reagierte sowohl das kroatische als auch<br />

das Europaparlament mit einer Resolution.<br />

Serbien wurde ermahnt, die Hassreden des<br />

Kriegsrhetorikers zu unterbinden. Gleichzeitig<br />

stellt sich die Frage, wie viel Schuld man<br />

Serbien geben kann. Immerhin wurde es bei<br />

der Entscheidung der Freilassung nicht mit<br />

einbezogen, das betont der serbische Ministerpräsident<br />

Aleksandar Vucic. Tatsächlich<br />

liegt es eher nahe, dass Seselj sowohl Vucic<br />

als auch dem Staatspräsidenten Tomislav<br />

Nikolic ein Dorn im Auge ist. Die beiden<br />

waren bis vor sieben Jahren noch große<br />

Anhänger Seseljs. Bis sie sich entschlossen,<br />

eine proeuropäische Partei zu gründen. Jede<br />

Erinnerung an ihre nationalistische Vergangenheit<br />

scheint ihnen peinlich zu sein. Sie<br />

arbeiten an ihrer proeuropäischen Haltung,<br />

da passt ihnen Seselj, der sie als Verräter<br />

des serbischen Volks bezeichnet und seine<br />

zwei Lebermetastasen nach ihnen benannt<br />

hat, gar nicht ins Konzept.<br />

Man kann zwar behaupten, dass seine Freilassung<br />

human war, aber strategisch gesehen<br />

war sie ein weitreichender Fehler. Seselj<br />

ist nicht nur ein Risiko für die politische<br />

Situation Serbiens - mit seinem offenen<br />

Nationalismus reißt er alte Wunden auf, die<br />

nur schwer abgeheilt sind.<br />

Alexandra Stanić schreibt regelmäßig über<br />

Nationalismus am Balkan.<br />

stanic@dasbiber.at<br />

SCHALL UND RAUCH<br />

IM NAMEN DER AUSLÄNDER<br />

Da geben sich werdende<br />

Eltern so viel Mühe. Sie<br />

kaufen Namensbücher<br />

und suchen Statistiken darüber<br />

heraus, mit welchen Namen ihre Kinder<br />

bessere Chancen im Leben haben. Nachdem<br />

sie also Kevin und Jennifer aussortiert haben,<br />

suchen sie nach einem Kompromiss mit dem<br />

Namen des Kindes der verstorbenen Uroma zu<br />

gedenken, aber trotzdem auch dem 21. Jahrhundert<br />

gerecht zu werden. Ja, die Namenswahl<br />

sollte gut durchdacht sein, schließlich<br />

begleitet der Vorname einen sein Leben lang<br />

– zumindest die meisten von uns.<br />

Meine Tante Razija (z wird wie das s bei Rose<br />

ausgesprochen) trug ihren Namen nur bis zur<br />

ersten Hälfte ihres Lebens. Denn ihr bosnischer<br />

Name war zu kompliziert für die Österreicher.<br />

Deshalb wurde sie von ihrer Chefin in<br />

„Tina“ umbenannt: „Das können sich dann<br />

auch die Kunden besser merken.“ Eine Frisörin<br />

namens Tina kriegt halt mehr Trinkgeld.<br />

Macht sich auch auf der Tip-Box besser: Tina<br />

Trinkgeld. Tip Tina. Trinkgeld für Tina.<br />

Und weil die Österreicher scheinbar auf kurze<br />

Namen, die mit einem T anfangen, stehen,<br />

wurde mein Bekannter Farhad (h ist nicht<br />

stumm) von seinem Fußballtrainer „Toni“<br />

getauft. Der Name würde ihm viel besser<br />

stehen, meinte der Trainer. Was genau jetzt an<br />

„Farhad“ nicht passt, bleibt offen - vielleicht<br />

war der Mann einfach nur Toni Polster Fan.<br />

Ich selbst habe übrigens einen großartigen<br />

Namen, den man in aller Welt kennt. Ich<br />

heiße Melisa, mit einem s. Mich fragten<br />

Lehrer oft, ob ich wüsste, dass mein Name<br />

falsch geschrieben sei. Einmal wurde mein<br />

Name, händisch von mir selbst im dazu<br />

vorgesehenen Feld eingetragen, mit Rotstift<br />

in „Melissa“ umgebessert. Ich war kurz davor<br />

mich nun selbst mit Doppel-s zu schreiben,<br />

aber ich ließ es dann doch bleiben, ich war<br />

halt ein rebellischer Teenager. Dafür beschloss<br />

ich meine Mutter Senija meinen Lehrern und<br />

Klassenkollegen nur noch als Xenia vorzustellen,<br />

so musste ich ihren Namen nicht auch<br />

noch ständig buchstabieren.<br />

Wenn ich schon beim Thema Schule bin: Eine<br />

Lehrerin erzählte neulich, dass ihr türkischstämmiger<br />

Schüler Can, der Name bedeutet<br />

im Türkischen „Leben“, (C wird wie dsch<br />

in Dschungel ausgesprochen) von anderer<br />

Lehrern Kan genannt wird. Das stört den Bub<br />

schon ziemlich, weil Kan auf Türkisch „Blut“<br />

bedeutet und statt mit Leben eher mit dem<br />

Tod assoziiert wird. Und naja, welches Kind<br />

möchte damit in Verbindung gebracht werden?<br />

Es ist aber auch ungerecht. Da sind die schon<br />

so viele Jahre in Österreich und trotzdem denken<br />

sie nicht daran, dem Nachwuchs anständige<br />

Namen wie Julia, Sieglinde oder Florian<br />

zu geben. Es wird den Ur-Österreichern nichts<br />

anderes übrig bleiben, als sich zu bemühen<br />

die fremden, ausländischen Namen irgendwie<br />

zu akzeptieren. Ein kleiner Tipp, der angeblich<br />

gut zu funktionieren scheint: Fragt die Leute,<br />

wie man ihren Namen korrekt ausspricht und<br />

merkt es euch dann einfach für die Zukunft!<br />

Kopf hoch, bei Chantal und Angelina klappt<br />

es doch auch schon.<br />

Melisa Aljović leitet die Schülerbiber-Redaktion und spricht keinen Namen falsch aus.<br />

aljovic@dasbiber.at<br />

WEITERDENKEN<br />

TUĞÇES TOD DARF NICHT UMSONST<br />

GEWESEN SEIN<br />

Die 23-jährige Tuğçe ist selbstlos eingeschritten, als zwei Mädchen von<br />

einem 18-jährigen Pöbler bedroht wurden. Ihre Zivilcourage hat sie das<br />

Leben gekostet. Ihr Tod sorgt auf der halben Welt für Betroffenheit. Auch<br />

weil man eine Zivilcourage dieser Art von einer Türkin wohl nicht erwartet<br />

hätte. Jetzt wurde sie für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Dabei könnte man Tuğçe<br />

doch würdevoller die Ehre erweisen. Mit ihr ist eine wundervolle, angehende Lehrerin verloren<br />

gegangen. Deutsch und Ethik waren die Fächer der Studentin. Warum verändert man nicht<br />

etwas nachhaltig und bekämpft mit einer Bildungsreform die Ursachen von Jugendkriminalität?<br />

Kinder mit schwachem sozialem Hintergrund wachsen oft in einem bildungsfernen Milieu auf, wo<br />

Perspektivlosigkeit vermittelt wird. Wir brauchen ein einheitliches Ganztagsschulsystem – eine<br />

Gesamtschule – für alle. Warum ist man eigentlich so daran interessiert, dass unsere Kinder auf<br />

unterschiedlichen Levels gebildet werden? Die Starken gehören gefördert und die Schwachen<br />

unterstützt. So soll es sein.<br />

Onur Kas will in der Politik was bewegen.<br />

kas@dasbiber.at<br />

Marko Mestrović, Philipp Tomsich


POLITIKA<br />

19<br />

STRACHES<br />

KÜNSTLER<br />

MODELN FÜR HAIDER, PARTY-SELFIES MIT DEN<br />

GUDENUS-BRÜDERN UND JETZT STRACHE ALS<br />

KÄUFER SEINER KUNST. PATRICK ANTHONY<br />

VINCENT IST JAMAIKANER UND STOLZ DRAUF<br />

VON FPÖ-POLITIKERN GEADELT ZU WERDEN.<br />

VON DELNA ANTIA<br />

„Moonlight by the<br />

Sea“ gehört jetzt<br />

Strache. Den Preis<br />

verrät Künstler Patrick<br />

nicht, aber seine Preise<br />

beginnen bei 2000€.<br />

Zwei Nationalisten und Partytiger: FPÖ-Chef Strache lud den<br />

jamaikanischen Künstler Patrick zu sich ins Parlament.<br />

Patrick Anthony Vincent, bereitgestellt<br />

A<br />

m Morgen des 5. November 20<strong>14</strong> ist<br />

Patrick Anthony Vincent aufgeregt.<br />

Er hat einen Termin im österreichischen<br />

Parlament. FPÖ-Chef Heinz-Christian<br />

Strache hat ihn persönlich eingeladen<br />

seine Kunst zu präsentieren. Am Handy-<br />

Display flippt er durch das Portfolio seiner<br />

Malerei. H.C. zögert nicht lang, er<br />

entscheidet sich für „Moonlight by the<br />

Sea“. Perfekte Wahl: Das Bild ist tiefblau<br />

mit einem gelben Akzent. Nach 20 Minuten<br />

und einem Selfie mit dem Boss ist<br />

der Black-Artist wieder draußen. Strache<br />

kauft.<br />

Am nächsten Morgen, es ist der Tag<br />

der FPÖ-Demonstration gegen die Imam-<br />

Schule, bringt Patrick sein Werk vorbei.<br />

Im Flur begegnet er dem FPÖ-Klubobmann<br />

Johann Gudenus. Sie grüßen sich,<br />

logo, schließlich haben beide letztens<br />

noch miteinander Party gemacht. Es war<br />

nicht das erste Mal, dass der schwarze<br />

Künstler mit blauen Politikern feierte.<br />

Alles begann 2006 in der Passage,<br />

erzählt Patrick. Er war dort als Sänger<br />

gebucht, hatte hübsche Frauen um sich<br />

und so ergab sich das Gespräch mit H.C.<br />

von ganz alleine. Sie redeten über Jamaika.<br />

Hinterher fragten seine Freunde ihn:<br />

„Weißt du denn nicht, dass er ein Rassist<br />

ist?“ Wusste Patrick nicht. „Rassist? Warum<br />

hat er dann mit mir geredet?“<br />

Patrick sagt von sich, dass er Rassismus<br />

ignoriert. Seit <strong>15</strong> Jahren lebt er in<br />

Wien. Er macht Musik, modelt, malt,<br />

moderiert, schreibt Songs und Gedichte.<br />

Auf seiner Website findet man Videos, wo<br />

er Paris Hilton küsst. „Ich bin nicht politisch,<br />

ich bin Künstler!“ Aber politisch<br />

instrumentalisieren lässt er sich dennoch.<br />

Und zwar ironischer Weise von rechts<br />

außen. Ob Strache, die Gudenus-Brüder<br />

oder einst Haider, auf dessen Event er mal<br />

modelte, sie posieren mit ihm lachend auf<br />

Fotos, unterhalten sich in aller Öffentlichkeit<br />

mit ihm und machen damit Politik.<br />

„EINE EHRE, DASS STRACHE<br />

MICH RESPEKTIERT!“<br />

„Diese Männer stehen für Parteien mit<br />

den meisten Rassismen, aber mich haben<br />

sie mit dem größten Respekt behandelt“,<br />

strahlt Patrick. Man spürt, wie stolz er<br />

darauf ist. Andere Ausländer fühlen sich<br />

ja normalerweise nicht so aufgenommen<br />

von der FPÖ, wenn sie Kampagnen sehen<br />

wie „Daham statt Islam“, „Heimatliebe<br />

statt Marokkanerdiebe“ oder „Mehr Mut<br />

für unser Wiener Blut. Zu viel Fremdes<br />

tut niemandem gut.“ Aber Patrick fühlt<br />

sich besonders, ein weißes unter all den<br />

schwarzen Schafen. „I am not another<br />

black guy“, sagt er stolz. – Effektive blaue<br />

Integrationsstrategie! Denn wer, wenn<br />

nicht ein Schwarzer, kann bitteschön beurteilen,<br />

ob wer Rassist ist oder nicht?!<br />

„Für mich ist es eine Ehre, dass Strache<br />

mich respektiert“, so Patrick. Die Frage, ob<br />

er sich nicht bloß von seinem Charisma<br />

einlullen lässt, wischt er vom Tisch: „Charismatic?<br />

So am I.“ Patrick sieht das so:<br />

„Strache hasst weder Schwarze noch Ausländer,<br />

er hat nur etwas gegen diejenigen,<br />

die, wie viele Türken, ins Land kommen,<br />

das Sozialsystem ausnutzen und viele<br />

Kinder bekommen. Er ist ein Nationalist<br />

und das wäre ich in Jamaika auch.“ Für<br />

ihn sind die Stereotypen blanke Tatsache<br />

und Schuld des Systems. Ob er die Blauen<br />

auch wählen würde, wenn er könnte?<br />

Nein! Aber auch nicht die SPÖ oder ÖVP,<br />

die würden ja der „EU den Arsch küssen“.<br />

Nun, Patrick und H.C. sind jedenfalls<br />

auf „Bussi-Bussi“ miteinander. Und jetzt<br />

hat Strache auch noch sein Werk gekauft!<br />

In den Augen seiner Freunde macht das<br />

Patrick zum Magier. In den Augen manch<br />

anderer wohl zum blauen Maskottchen.<br />

Patricks nächste Ausstellung: Im Februar/<br />

März 2<strong>01</strong>5 im 1. Bezirk: www.pvincent.com


20 MIT POLITIKA SCHARF<br />

„SPIELSUCHT<br />

INTERESSIERT<br />

DEN STAAT<br />

NICHT.“<br />

biber: Vor deiner Karriere als Psychologe und<br />

Spielsuchtexperte warst du 16 Jahre lang als<br />

Croupier tätig. Warum hast du dich damals<br />

für diesen Job entschieden?<br />

ARON KAMPUSCH: Mein Großvater hat<br />

schon in der Glücksspielindustrie gearbeitet,<br />

meine Mutter war Barchefin im Casino Velden,<br />

zwei meiner Cousins waren dort als Tischchefs<br />

tätig, und letztendlich kam ich als Croupier<br />

nach. Das war damals ein top bezahlter Job.<br />

Konntest du als Croupier das Spiel beeinflussen?<br />

Ja, das ist keine große Kunst. Angenommen der<br />

Kunde spielt mit 5er Jetons, dann zahle ich ihn<br />

beim Gewinn zusätzlich mit 10er Jetons aus<br />

und verknappe künstlich die Zeit, die diesem<br />

zum Setzen bleibt. Wenn das funktioniert, gebe<br />

ich bei einem Gewinn, der mit 10ern erzielt<br />

wird, 20er dazu. Somit verdopple ich permanent<br />

seinen Einsatz und erhöhe innerhalb kürzester<br />

Zeit das Spielniveau. Es gab jede Menge<br />

Tricks, wie ich die Spieler, beispielsweise durch<br />

die gezielte Wahl der Bargeldscheingrößen bei<br />

einer Auszahlung oder durch Smalltalk, auch<br />

am Automaten manipulieren konnte, indem<br />

ich von erzielten Gewinnen und Gewinnern<br />

berichtete.<br />

Heute bist du selbstständiger Psychologe, spezialisiert<br />

auf Spielsucht. Was war dein Grund,<br />

die Seite zu wechseln?<br />

In den 90er Jahren hat einer meiner Stammkunden<br />

an jenem Tag 10fach so hoch gespielt<br />

als sonst. Er wollte dadurch alles, was er davor<br />

verloren hatte, verdoppelt zurückgewinnen.<br />

Christoph Liebentritt, Oredia / Camera Press / picturedesk.com


POLITIKA<br />

21<br />

16 JAHRE ARBEITETE ARON KAMPUSCH ALS CROUPIER. HEUTE THERAPIERT<br />

ER SPIELSÜCHTIGE. DER EXPERTE ÜBER DAS 7FACH HÖHERE SPIELSUCHT-<br />

RISIKO VON MÄNNLICHEN MIGRANTEN UND WARUM ES TROTZ EINES<br />

VERBOTS IN WIEN WEITER SPIELAUTOMATEN GEBEN WIRD.<br />

VON GIZEM YAZGAN UND CHRISTOPH LIEBENTRITT (FOTO)<br />

Das ist das sogenannte „chasing“. Am Ende des<br />

Abends habe ich ihm sein ganzes Geld abgenommen<br />

- inklusive die Münzen für die Tiefgarage.<br />

Ich ging nach Dienstschluss die ganze<br />

Nacht wie üblich feiern und er ging nachhause<br />

und hat sich erschossen. Das war im Jahr 1990.<br />

Was ist danach passiert?<br />

Am nächsten Tag hatte diese Nachricht außer<br />

mir kaum jemanden berührt. Danach war für<br />

mich klar, dass ich den Spieltisch verlassen<br />

muss. Psychologie hatte mich immer schon interessiert,<br />

somit begann ich mein zweites Studium.<br />

Mit meiner üppigen Abfertigung trennte<br />

ich mich letztendlich von der Glitzerwelt.<br />

Kannst du uns schildern, wie Spielsucht entsteht?<br />

Aus der verhaltenstherapeutischen Sicht lässt<br />

sich erklären: Ich fühle mich schlecht, ich<br />

gehe spielen und fühle mich besser. Oder ich<br />

fühle mich schlecht und gehe spielen. Danach<br />

geht´s mir zwar noch lange nicht gut, aber das<br />

Schlechtfühlen ist weg. Man spielt also entweder<br />

um zu vergessen oder um sich besser zu<br />

fühlen.<br />

Ab wann ist man tatsächlich abhängig?<br />

Wenn das Spielen berufliche und private Probleme<br />

verursacht. Wenn man immer höher<br />

und höher spielt. Wenn ich aggressiv, weinerlich<br />

bin und psychische Entzugserscheinungen<br />

habe. Wenn es aufgrund des Spielens zu Kriminalität<br />

kommt. Wenn ich nicht mehr aufhören<br />

kann, an das Spielen zu denken. Wenn ich einen<br />

Automaten brauche, um mich wieder gut<br />

zu fühlen oder um meine Probleme wenigstens<br />

für kurze Zeit ausblenden zu können.<br />

Wie erklärst du, dass Migranten eher spielsüchtig<br />

werden?<br />

Junge Migranten haben in unserer heutigen<br />

Gesellschaft wenig Chancen, da ihnen viele<br />

Wege versperrt werden. Viele haben dadurch<br />

keine gute Ausbildung oder Jobs. Viel Geld<br />

zeigen und besitzen zu können scheint ihnen<br />

männlicher. Im Bereich eines Casinos können<br />

diese jungen Männer eine Rolle einnehmen,<br />

die sie in der Realität nicht haben.<br />

Warum greifen Migranten lieber zum Automaten<br />

und nicht zu Drogen?<br />

Um Geld, Ruhm und ein „erfülltes Leben“<br />

besitzen zu können, sehen sie das Spielen als<br />

einzigen Weg. Im Casino oder am Automaten<br />

ist man plötzlich Jemand. Das Personal reißt<br />

sich um einen, jeder kennt seinen Namen und<br />

plötzlich hat er einen Status in einer Welt, wo<br />

er sonst seiner Meinung nach relativ egal ist.<br />

Junge Männer mit Migrationshintergrund haben<br />

ein 7fach erhöhtes Risiko spielsüchtig zu<br />

werden.<br />

Welche Migranten sind am Meisten von Spielsucht<br />

betroffen?<br />

Genaue Zahlen gibt es hierzu nicht. Jedoch<br />

kann ich aus meiner Berufserfahrung sagen,<br />

dass viele Türken, Serben und Bosnier die<br />

Spielsuchttherapie in Anspruch genommen<br />

haben.<br />

Ab Jänner 2<strong>01</strong>5 soll das „kleine Glücksspiel“ an<br />

Automaten in Wien verboten werden. Glaubst<br />

du, dass man das durchsetzten wird?<br />

Ich denke, dass kein einziger Automat verschwinden<br />

wird. Im Mai bemerkte der oberste<br />

Gerichtshof, dass sich das Bundesgesetz widerspricht<br />

und nicht EU-konform ist. Die Gesetze<br />

wurden nachlässig konzipiert, deshalb liegen<br />

jede Menge Fehler vor. Weiters hat man in der<br />

Glücksspielnovelle 2<strong>01</strong>3 vergessen, dass das Internet<br />

auch existiert. Man tut so, als würde es<br />

kein Onlinegambling geben.<br />

Hast du konkrete Lösungsvorschläge?<br />

In der Spielerschutzthematik sollten nicht nur<br />

die Glücksspielbetreiber und Politiker zur<br />

Verantwortung gezogen werden. Die Banken<br />

scheinen in der Auffassung der Gesetzgebung<br />

überhaupt kein Teil des Problems zu sein.<br />

Doch Spielen funktioniert nur über Bargeld,<br />

die Banken müssten ebenso zum Spielerschutz<br />

verpflichtet werden. Den Angehörigen von<br />

Spielern, beispielsweise der PartnerIn eines<br />

Spielers, würde ich empfehlen, ein gemeinsames<br />

Konto zu führen, wo nur gemeinsam<br />

Geld behoben werden kann.<br />

Was kann die Politik tun?<br />

Generell scheint Spielsucht den Staat nicht zu<br />

interessieren, obwohl dieser durch pathologische<br />

Spieler viel verdient. Die Institutionen,<br />

die Spielsucht therapieren, werden Großteils<br />

von der Glücksspielindustrie finanziert. Das<br />

bringt uns Therapeuten in eine sehr unangenehme<br />

Situation: „Sie werden doch von der<br />

Firma bezahlt, die mich in den Ruin getrieben<br />

hat. Warum sollte ich Ihnen glauben?“ Um uns<br />

Therapeuten von dieser Belastung freizuspielen,<br />

müsste der Staat seine Verpflichtungen<br />

wahrnehmen und die Spielertherapie selber<br />

bezahlen.<br />

Zur Person:<br />

Name: Aron Kampusch, MMag. Dr.<br />

Alter: 45<br />

Funktion: Klinischer Psychologe,<br />

Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler<br />

Fachgebiet: Spielsucht, war bis<br />

Februar 20<strong>14</strong> der Koordinator für<br />

den Bereich Glücksspiel- und Onlinesucht<br />

im Anton-Proksch-Institut<br />

Herkunft: Kärnten<br />

Besonderes: War 16 Jahre lang<br />

Profi-Croupier


23<br />

Foto von Sebastian Freiler<br />

HAUPTSACHE LÄCHELN.<br />

RAMBAZAMBA


24<br />

RAMBAZAMBA<br />

INTERVIEW MIT HAFTBEFEHL<br />

GESTÖRT<br />

UND<br />

BEHINDERT


RAMBAZAMBA<br />

25<br />

<strong>BIBER</strong> BEI „BABA HAFT“ IN FRANKFURT: DER DEUTSCH-<br />

KURDISCHE RAPPER „HAFTBEFEHL“ MAG WURSTSEMMELN,<br />

DRECKIGEN RAP AUS FRANKREICH UND KEINE POLITISCHEN<br />

STATEMENTS MEHR AUF SEINEM NEUEN ALBUM. AYKUT<br />

ANHAN ÜBER SEINE EX-KARRIERE ALS DROGENDEALER, ÜBER<br />

SÜNDE, RELIGION UND KANAKEN IN DEUTSCHLAND.<br />

VON YASMIN SZARANIEC UND MARKO MESTROVIĆ (FOTO)<br />

enn die Bull’n uns aufhalten, dann heiß ich Omar und nicht Aykut.<br />

„WIch hab’ nämlich keinen Führerschein“, scherzt Aykut Anhan aka<br />

„Haftbefehl“ und tritt voll aufs Gas seines Jaguars. Bei der kleinen Rundfahrt<br />

durchs Frankfurter Industriegebiet zeigt sich der 28-jährige Offenbacher<br />

Rapper ganz von seiner gastfreundlichen Seite.<br />

Wir befinden uns in einem Gewerbepark ein Stück außerhalb Frankfurts.<br />

Der vereinbarte Treffpunkt zum Interview ist Haftbefehls Studio „Azzlack“.<br />

Wir betreten ein baufälliges Bürogebäude. Im ersten Stock sehen wir ein<br />

pinkes Plakat mit der Aufschrift „Orchideen-Massage“. Uns öffnet aber keine<br />

leicht bekleidete Thailänderin die Tür, sondern ein grimmig dreinschauender<br />

Typ mit Vollbart. Er ist ein Homie von Aykut. Das Studio ist karg eingerichtet,<br />

man riecht noch die Farbe der frisch gestrichenen Wände. Rechts ein<br />

Fernseher und eine weiße Ikea-Couch, auf der weitere Homies Fifa <strong>15</strong> zocken.<br />

Aykut macht sich gerade eine Wurstsemmel. „Ich bin gleich bei euch“,<br />

sagt er herzlich lächelnd. An den sonst leeren Wänden prangt die originale<br />

goldene Schallplatte von Nazars Album „Camouflage“.<br />

Den Goldstatus hat Haftbefehl selbst noch nicht erreicht. Dafür prägte<br />

er 2<strong>01</strong>3 das Jugendwort des Jahres „Babo“ – mit seinem Track „Chabos wissen<br />

wer der Babo ist“. Jetzt läuft sein neues Album „Russisch Roulette“ an.<br />

Obwohl mit viel New Yorker Beats unterlegt, will er darin die Drogenszene<br />

nicht glorifizieren, anders als viele amerikanischen Gangster-Rapper. Haftbefehl<br />

weiß aus eigener Erfahrung: Die Szene ist nicht glamourös, sondern<br />

vor allem gewalttätig.<br />

Der 1,96m große Aykut mit kurdisch-zazaischen Wurzeln – die Zazaren<br />

sind eine Volksgruppe in der östlichen Türkei – wirkt locker und entspannt.<br />

Dabei fährt er seit dem Finish von „Russisch Roulette“ nur von einem<br />

Termin zum anderen. „Aufgrund der vielen Termine braucht Aykut einfach<br />

Leute, die ihn bei diesem vollem Terminkalender unterstützen“, verrät uns<br />

Moritz der Presseagent von Universal Urban. „Als er seinen Vertrag mit<br />

Universal unterschreiben sollte, ist er einfach nicht aufgetaucht“, erzählt er<br />

kopfschüttelnd. „Baba Haft“ hat in seinem Leben wenig Disziplin gehabt. Mit<br />

13 verlor er seinen Vater, danach war die Straße sein Leben. Dort verdiente er<br />

sein Geld im Drogengeschäft. Die Schule besuchte er ab dem Zeitpunkt nicht<br />

mehr, die „normale“ Arbeitswelt kennt er so gut wie gar nicht. Trotzdem<br />

können wir ihm keinerlei Unzuverlässigkeit vorwerfen. Wir machen es uns<br />

auf der Couch gemütlich und beginnen fünf Minuten vor der ausgemachten<br />

Zeit mit dem Interview.<br />

biber: Du hast als Jugendlicher Drogen vertickt,<br />

gekifft und die Schule geschmissen. Wann warst<br />

du das erste Mal stolz auf dich?<br />

HAFTBEFEHL: Als das mit der Musik losging<br />

und ich meine erste Überweisung gekriegt habe.<br />

Stolz war ich, als ich meiner Mutter ein Geschenk<br />

machen konnte. Sie hat wirklich viel durchgemacht.<br />

Ich konnte ihr endlich mal was zurückgeben<br />

und tu’s heute noch.<br />

Wie geht es dir heute?<br />

Heute ist mein Leben nicht mehr so ein Hustle<br />

wie damals. Ich wohne in einem Vorort von<br />

Darmstadt und hab’ ein ganz ruhiges Leben. Aber<br />

wenn ich Action suche, finde ich sie.<br />

Du hast kurdische Wurzeln. Bist du eigentlich<br />

praktizierender Moslem?<br />

Leider nicht.<br />

Hast du dich mit dem Islam auseinandergesetzt?<br />

Nein. Mein Vater war Alevite und meine Mutter<br />

ist Sunnitin. Sie ist sehr gläubig und praktizierend.<br />

Mein Vater hat zwar an Gott geglaubt, aber<br />

praktiziert hat er nicht.<br />

Bist du selbst gläubig?<br />

Ja, ich glaube fest. Auch daran, dass der Islam<br />

die richtige Religion ist. Wenn ich mich mit dem<br />

Koran befassen würde, würde ich mit der Musik<br />

aufhören. Da bin ich mir 100%-ig sicher.<br />

„WIR SIND VON<br />

SEBASTIAN KURZ<br />

ENTTÄUSCHT.“<br />

In deinem Track „Seele“ sprichst du das Thema<br />

der Sünde bzw. das Reinwaschen der Seele an.<br />

Etwa: „Wenn du Millionär bist, musst du es mit<br />

Ärmeren teilen.“ Machst du das?<br />

Ja und das sollte man auch. Bloß dann ist irgend-


26 RAMBAZAMBA<br />

BABO–BOX<br />

“Babo” = bosnisch und zazaisch für Vater, bei Haftbefehl: Boss/Anführer<br />

“Chabos wissen wer der Babo ist.” = “Brüder wissen wer der Boss ist.”<br />

“Aso-Style” = asozial und kriminell<br />

“Azzlack” = asozialer Kanake<br />

“Azzlack Stereotyp” = Vorurteile gegenüber Ausländern; Titel seines ersten Albums<br />

“Kanakenzone” = in Offenbach haben 54,3% der Einwohner Migrationshintergrund<br />

“OF” = Offenbach am Main, Haftbefehls Heimatstadt<br />

wann von einer kurdischen Facebook-<br />

Seite ein Post aufgetaucht, wo es hieß,<br />

ich hätte eine halbe Million Euro an die<br />

Kurden in Syrien und im Irak gespendet.<br />

Das ist eine komplette Lüge. So viel hab’<br />

ich nicht gespendet, aber auch wenn, hätte<br />

ich es bestimmt nicht offen preisgegeben.<br />

Man macht es weder für sich, noch<br />

für die Öffentlichkeit, sondern einzig und<br />

allein für die Menschen, die in Not sind.<br />

Man kann nicht heute jemanden umbringen<br />

und morgen glauben, dass man seine<br />

Seele reingewaschen hat, nur weil man<br />

gespendet hat.<br />

Stichwort Syrien und Irak. Bist du eigentlich<br />

ein politischer Mensch?<br />

Nein. Ich halte generell nicht viel vom<br />

Krieg, aber er gehört zum Menschen. Die<br />

Steinzeitmenschen haben mit der Keule<br />

gejagt und etwas umgebracht, um zu essen.<br />

Heute ist es anders. Man trägt Anzug und<br />

schickt irgendwelche Leute in den Krieg,<br />

damit man weiter Anzug tragen kann und<br />

er einem nicht weggenommen wird.<br />

Auch wenn du nicht politisch bist, hast<br />

du dich 20<strong>12</strong> in dem Track „Free Palestina“<br />

politisch geäußert und viel Kritik<br />

geerntet.<br />

Ja und zu dem Song steh’ ich auch nach<br />

wie vor. Damals habe ich Dinge von mir<br />

gelassen wie ,Ich verfluche das Judentum’.<br />

Dazu steh’ ich nicht. Ich hab’ die Politik<br />

Israels und die Juden gleich gesehen, aber<br />

das eine hat mit dem anderen nichts zu<br />

tun. Es gibt viele Juden, die von Israel<br />

nichts halten. Ich halte nichts vom israelischen<br />

Staat und finde, dass er nach wie<br />

vor sehr viel Unrecht tut.<br />

Krieg hat gerade dieser Tage viel mit Religion<br />

zu tun...<br />

Politik und Religion sollte man trennen.<br />

Die meisten Politiker sind Gottlose oder<br />

Leute, die einen auf religiös machen.<br />

Dabei glauben sie meist nur an Geld. Sie<br />

wurden so sehr von der Gier gepackt, dass<br />

sie die Religion vergessen.<br />

Warum sind Politiker gottlos? Ist das im<br />

Rap-Business besser?<br />

Deutschland hat eine falsche Politik. Da<br />

fließen so viele Steuergelder in die Kassen,<br />

die an andere Länder verschenkt werden.<br />

Die Bevölkerung hat kein Recht. Man darf<br />

zwar wählen, aber was bringt das schon,<br />

wenn die Politiker ihre Slogans nicht<br />

einhalten? Das Rap-Geschäft kann auch<br />

falsch sein, wenn man sich Sachen komplett<br />

aus’m Arsch zieht. Natürlich erfinde<br />

auch ich Dinge und übertreibe. Trotzdem<br />

hab’ ich das meiste selbst erlebt.<br />

Wird in Deutschland ein Kanake jemals<br />

so viel wert sein wie ein Deutscher?<br />

„ICH HALTE GENERELL NICHT VIEL VOM<br />

KRIEG, ABER ER GEHÖRT ZUM MENSCHEN.“


RAMBAZAMBA<br />

27<br />

„Russisch Roulette“ erschien am 28.11.20<strong>14</strong> via Universal.<br />

hat etwas Dreckiges. Wenn Schwarze oder<br />

Algerier Französisch sprechen, hört sich<br />

das ganz anders an – gewalttätig und irgendwie<br />

abgefuckt. Die Franzosen reden<br />

immer so ’n bisschen schwul. Als hätten<br />

die ein Baguette im Arsch. Habt ihr das<br />

Album gehört?<br />

Klar. Man kriegt das Gefühl, als wolltest<br />

du darin mit deiner Vergangenheit abschließen?!<br />

Ne, gar nicht. Ich wollte „deepe“ Sachen<br />

machen und werd’ das auch auf den nächsten<br />

Alben machen. Um einen Song wie<br />

„1999“ zu schreiben, muss ich mich in<br />

meine Vergangenheit zurückversetzen.<br />

In diesem Jahr bin ich in die kriminelle<br />

Bahn gerutscht. Es war eine sehr harte<br />

Zeit für mich. Ich hole mir aber auch<br />

Inspiration in Frankfurt. Dort herrscht<br />

ein geiles, gleichzeitig aber trauriges Bild.<br />

Banker laufen an Junkies vorbei. Junkies<br />

gibt’s auch Wien, aber es wird nicht offen<br />

auf der Straße Heroin gespritzt und Crack<br />

geraucht.<br />

2003 bist du wegen eines Haftbefehls in<br />

die Türkei geflohen.<br />

Mit 18 bin ich zu meinem großen Bruder<br />

nach Istanbul gezogen und habe drei Jahre<br />

dort gelebt. Aus Langeweile habe ich<br />

angefangen Texte zu schreiben. Ich hab’<br />

früher viel Azad gehört und Frankfurter<br />

Rapper wie Chabs, Jonesmann, Chaker<br />

oder Bushido. Weil ich dachte, etwas<br />

zu verpassen, bin ich 2006 zurück nach<br />

Deutschland – zur Fußballweltmeisterschaft.<br />

Da war die Hölle los. Ich habe den<br />

größten Umsatz meines Lebens mit Drogen<br />

gemacht, Alter.<br />

„WÄHREND DER WM<br />

2006 HAB ICH DEN<br />

GRÖSSTEN UMSATZ MIT<br />

DROGEN GEMACHT.”<br />

Ja, natürlich. Es kommt ganz drauf an, wo<br />

man ist und wie man sich als Ausländer<br />

verhält. In Offenbachs Innenstadt gibt es<br />

rund 70% Ausländer - 80% davon sind<br />

nicht gut integriert. Wenn ich dort rumlaufe<br />

und ,Scheiß Deutsche!’ schreie, ist es<br />

klar, dass man mich nicht akzeptiert.<br />

Lass uns über dein neues Album „Russisch<br />

Roulette“ reden. Was kriegen wir da<br />

zu hören?<br />

Der Sound ist sehr amerikanisch - eine<br />

Mischung aus New York und Down South.<br />

Die Beats klingen wie Wu Tang und<br />

Mobb Deep. Die Drums sind meistens<br />

trap-lastig mit französischen Einflüssen.<br />

Es ist ein sehr eigener Sound, aber raptechnisch<br />

ist es Haftbefehl pur. Ein bisschen<br />

verstörend, gestörter Rap... Ja, gestört<br />

und behindert.<br />

„WENN ICH MICH MIT DEM KORAN<br />

BEFASSEN WÜRDE, WÜRDE ICH<br />

MIT DER MUSIK AUFHÖREN.”<br />

#WÖÖD<br />

NACHRICHTEN<br />

Der Track „Haram Para“ (dt. „Sündengeld“)<br />

ist eine Kollaboration mit dem<br />

französischen Rapper Kaaris.<br />

Ich liebe französischen Rap. Die Sprache<br />

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28<br />

RAMBAZAMBA<br />

Ba king<br />

Br ead<br />

Wohin gehen, wenn der Hunger zur Geisterstunde<br />

zwickt? Türkische Bäckereien<br />

sind längst der Geheimtipp der<br />

Stadt – statt pappigem Cheeseburger<br />

und fettiger Käsekrainer gibt es hier<br />

frisches Lahmaçun, süße Baklava und<br />

heißen Schwarztee.<br />

VON BINU STARNEGG UND CHRISTOPH SCHLESSMANN (FOTO)


RAMBAZAMBA<br />

29<br />

Die Wüste des schlechten Fast Foods kennt<br />

kein Erbarmen. Einen Snackanfall spätnachts<br />

zu erleiden bedeutet oft die Wahl zwischen<br />

dörrem Kebab, Pappkartonpizzaschnitte und<br />

Runzelkäsekrainer. Und als Draufgabe am nächsten<br />

Tag die Ungewissheit, ob man nun einen<br />

Kater oder eine Lebensmittelvergiftung hat. Das<br />

muss aber nicht sein! Türkische Bäckereien mit<br />

ihren langen Öffnungszeiten sind die idealen<br />

Boxenstopps beim nächtlichen Rundendrehen.<br />

Das Biber hat fünf näher betrachtet.<br />

Alser Shop:<br />

klinisch lecker<br />

Hernalser Gürtel 47/U6 Alserstraße<br />

1170 Wien<br />

Vielen noch als Bäckerei Aslan bekannt, ist der Alser Shop<br />

besonders für Nachtschwärmer die Alternative zum Mäcci gegenüber.<br />

Vitrinen voller Börek und Konsorten, ein Kühlregal<br />

mit Schafskäse, Rinderwurst und Cola, aber vor allem frisches<br />

Acma, Pide, Lahmaçun. Durch die Nähe zu den Gürtelbögenlokalen<br />

kommt jeder gern her, wer auf den Durst einen<br />

Hunger hat. Wie der Skater, der sein Longboard vergessen<br />

hatte. Lachend gibt Verkäufer Abdullah ihm sein Deck<br />

zurück und zufrieden rollt er wieder in die Nacht – mit einem<br />

frischen Lahmaçun dazu. Auffällig dabei das Ambiente: der<br />

Alser Shop präsentiert sich von den Fliesen bis zur Decke<br />

in sterilem lazarettweiß – sogar mit einer großen Glaswand,<br />

die den Backbereich wie einen Kreißsaal vom Lokal trennt.<br />

Vermutlich kann man dem Bäckermeister dann auch dabei<br />

zusehen, wie er ein frisches Blech Pogaca entbindet.


30<br />

MIT RAMBAZAMBA<br />

SCHARF<br />

Trabzon Ekmek Firini:<br />

In Holz we trust<br />

Brunnengasse 65, 1160 Wien<br />

Für viele ottakringer Bobos gehört der Gang zum Trabzon<br />

nach einem feuchtfröhlichen Abend dazu wie Aperol<br />

zum weißen Spritzer; gleich nach der Sperrstunde am<br />

Yppenplatz sieht man sie snackend davor stehen. Doch<br />

drinnen ist trotz der Größe des Geschäfts wenig Platz. das<br />

gesamte Geschehen wird von einem riesigen Holzbackofen<br />

dominiert, laut eigenen Angaben der einzige in ganz<br />

Wien. Dessen charakteristischer Geschmack hat schon<br />

viele überzeugt: unter anderem das Kent gleich nebenan.<br />

Ihr Markenzeichen ist das „Trabzon-Brot“, ein achterförmiger<br />

Laib, der locker eine hungrige Familie mehrere Tage<br />

ernähren könnte. Weitere Spezialitäten sind ihr Lepina,<br />

Maisbrot und sogar ganzjährig Vanillekipferl.<br />

Café Konditorei &<br />

Bäckerei 24:<br />

„Kaffee + Kuchen“ von<br />

Früh bis Spät<br />

Neubaugürtel 25, 1<strong>15</strong>0 Wien<br />

Der Frühstücksraum des backshop 24 ist zu (fast) jeder Stunde<br />

von Menschen besetzt, die entweder schon oder noch wach sind.<br />

Vom Frühschichtarbeiter mit der Zeitung unterm Arm zu Jugendlichen<br />

auf Lokaltour, sie alle sitzen (manchmal gleichzeitig) in der<br />

warmen Stube und trinken Schwarztee. Ein Plakat der Grünen,<br />

das eine Diskussionsrunde über „Migration & Mitgestaltung“<br />

bewirbt, lässt auf die geographische Nähe zum 7ten Bezirk schließen.<br />

Empfehlenswert ihre zwei eher ungewöhnlichen Böreksorten:<br />

Gemüse (mit Erdäpfeln, Erbsen, Mais und Karotten) und Fleisch<br />

mit Kartoffel. Wer Spiele mag, kann draußen versuchen, die Rechtschreibfehler<br />

auf den vielen Schildern zu zählen.<br />

Bäckerei Gül:<br />

Integration beginnt<br />

beim Frühstück<br />

Hütteldorferstraße 113, 1<strong>14</strong>0 Wien<br />

Der penzinger Ableger der beliebten Institution am Naschmarkt<br />

ist zwar weniger bekannt als die große Schwester,<br />

aber um kein Stück weniger schmackhaft. Der Duft von frischem<br />

Weißbrot, viel Naturholz und warmem Licht laden ein<br />

auf einen Kaffee mit Baklava im Frühstückseck zu verweilen<br />

und dort in der neuesten „Krone“ zu blättern. Österreichs<br />

beliebteste Tageszeitung ist aber nicht das einzige Zugeständnis<br />

an den Lokalkolorit. Ihr Kühlregal zeigt uns vor, wie<br />

gelebte Integration in der Praxis funktioniert: Ayran, Cockta<br />

und NÖM Vanillemilch harmonisieren dort in brüderlicher<br />

Eintracht. Espressoliebhaber aufgepasst: Ein vollverchromter<br />

Cimbali-Apparat verspricht ein Ausnahme-Kaffeeerlebnis.


RAMBAZAMBA<br />

31<br />

Diwan:<br />

Wer liegt, der siegt<br />

Simmeringer Hauptstr. 110, 1110 Wien<br />

Mit seinem markanten Schachbrettfliesenmuster,<br />

Guckfenstern in den Backraum, warmen Aromen und<br />

überaus freundlichem Personal überzeugt Diwan der<br />

Schmeckliche von Anfang an. Kein Wunder also, dass<br />

schon ab den frühesten Morgenstunden Arbeiter und<br />

Senioren bereits Schlange stehen. Seine Auswahl<br />

würde so manchen Tankstellenmarkt vor Neid erblassen<br />

lassen: allein schon ihr Wurst- und Käsesortiment<br />

könnte ganz Simmering im Falle des Weltuntergangs<br />

durchfüttern. Wie uns der Verkäufer Altay erklärt,<br />

backen sie alles selbst vor Ort; besonders stolz ist man<br />

auf seine Sesamringe und das Blumenbrot; aber auch<br />

ihre österreichischen Schmankerl wie Krapfen und Topfenstrudel<br />

suchen in der Südstadt seinesgleichen.<br />

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wünschen Ihnen Mona, Ariya, Christian, Mia und Ihr Bürgermeister Dr. Michael Häupl.<br />

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32 RAMBAZAMBA<br />

ICH SPRECHE MEINE<br />

MUTTERSPRACHE NICHT!<br />

VON JUSTYNA ZIARKO (TEXT & FOTOS)<br />

SIE KÖNNTEN SPRACHEN WIE ARABISCH<br />

ODER RUSSISCH PERFEKT BEHERRSCHEN.<br />

TUN SIE ABER NICHT. DENN IHRE ELTERN<br />

HABEN AUF DIE MÖGLICHKEIT VERZICHTET<br />

SIE MEHRSPRACHIG ZU ERZIEHEN UND<br />

IHNEN NUR DEUTSCH BEIGEBRACHT.<br />

„Ich bereue es sehr, dass mir meine Muttersprache nicht beigebracht wurde“,<br />

bedauert die 22-jährige Sara, die heute zu gerne Arabisch beherrschen<br />

würde. Ihr geht es wie vielen jungen Menschen aus zweiter und dritter Generation<br />

in Wien: Von den mitgebrachten Sprachen haben die Eltern sie nur auf<br />

Deutsch erzogen.<br />

„Unsicherheit spielt eine große Rolle“, sagt Mika Popovic, Geschäftsführer<br />

der Wiener Sprachschule „Weltakademie“. Da die Eltern ihre Muttersprache<br />

selbst nicht immer perfekt können, befürchten sie ihre sprachlichen Fehler an<br />

die Kinder weiterzugeben. Sie haben Angst, dass das Kind am Ende keine<br />

Sprache perfekt spricht und wollen sichergehen, dass Deutsch auf jeden Fall<br />

perfekt beherrscht wird, damit keine Nachteile entstehen. Biber traf drei junge<br />

Betroffene und einen Experten zum Gespräch.


RAMBAZAMBA<br />

33<br />

NAME: SARA HASSAN<br />

NICHT-SPRACHE: ARABISCH<br />

ALTER: 22<br />

MUTTER: ÖSTERREICHERIN<br />

VATER: IRAKER<br />

BERUF: BÜRGERRECHTSAKTIVISTIN & JUNG-JOURNALISTIN<br />

„Ich war offensichtlich ein hoffnungsloser Fall. Meine Schwester hat als Kind<br />

2–3 Jahre mit meinem Vater Arabisch gesprochen, aber bei mir haben es unsere<br />

Eltern aufgegeben. Ich wurde in Wien geboren und bin auch hier aufgewachsen<br />

und wurde gleich nur auf Deutsch erzogen. Heute versuche ich mich<br />

zu motivieren Arabisch zu lernen, aber es ist in meinem Alter eine wirkliche<br />

Herausforderung und alles andere als einfach. Ein wenig kompensiere ich die<br />

Sprache mit der arabischen Küche: Ich kenne und schätze die traditionellen<br />

Gerichte sehr. Nichtsdestotrotz bereue ich es, dass meine Eltern mir meine<br />

Muttersprache nicht beigebracht haben.<br />

Es ist total komisch, wenn ich mich mit meinen Verwandten auf Englisch<br />

unterhalten muss. Manche Menschen sind sicher auch enttäuscht, dass wir<br />

uns nicht auf Arabisch unterhalten können. Natürlich habe ich mich nach den<br />

Gründen gefragt. Als ich klein war, ging mein Vater für ein Jahr in den Irak,<br />

so hatte ich keinen durchgehenden Zugang zur Sprache. Gelernt hätte ich<br />

Arabisch sicher trotzdem. Durch den Unterricht in der Schule beherrsche<br />

ich Latein und Französisch, aber mit dem Arabischen hätte ich einen zweiten<br />

Kultur-Block mitnehmen können. Das wäre eine andere Liga.<br />

Wenn ich mal Kinder habe, sollten sie zweisprachig aufwachsen. Es muss<br />

nicht die arabische Sprache sein, aber die Kultur möchte ich ihnen auf alle<br />

Fälle weitergeben. Zumindest die soll nicht mit meiner Generation enden.“<br />

NAME: ANDREAS DEOGAREVIC<br />

NICHT-SPRACHE: SERBISCH<br />

ALTER: 23<br />

ELTERN: SERBEN<br />

BERUF: QUALITÄTSMANAGER<br />

„Meine serbischen Freunde aus Wien und ich fahren immer<br />

gleichzeitig runter nach Serbien, unterhalten uns dort aber auf<br />

Deutsch. Das mögen die Landsleute zuhause gar nicht. Aber ich<br />

habe Serbisch nie richtig gelernt. Wir haben zu Hause immer<br />

Vlaski gesprochen. Das ist eine Minderheitensprache in Serbien,<br />

nicht zu verwechseln mit Rumänisch. Das Gebiet der Walachen,<br />

das sich im Osten des Landes erstreckt, hat mit Rumänen nichts zu<br />

tun. Wenn mich Serben als Rumäne bezeichnen, dann ist das eine<br />

Beleidigung! Heute kann ich so zwar eine Minderheitensprache in<br />

Serbien, aber nicht die Landessprache selbst.<br />

Meine Grammatik ist so schlecht, dass es mir als Serbe unangenehm<br />

ist Serbisch zu sprechen. Das klingt seltsam, oder? Ich<br />

glaube meine Eltern waren der Meinung, dass ich irgendwann<br />

schon Serbisch lernen würde. Nur haben sie nicht so weit gedacht,<br />

von wem ich das lernen sollte. Sie taten es wahrscheinlich aus<br />

Bequemlichkeit nicht.<br />

Ob ich meine Kinder zweisprachig erziehen würde? Das wird stark<br />

von der Nation meiner Zukünftigen abhängen. Aber es kann nie<br />

schaden multikulturell aufzuwachsen!“


34 RAMBAZAMBA<br />

NAME: SHERKO-LEW ASINGER<br />

NICHT-SPRACHEN: RUSSISCH, KURDISCH, UKRAINISCH<br />

ALTER: 22<br />

MUTTER: UKRAINERIN<br />

VATER: KURDE<br />

BERUF: JUNIOR-BERATER<br />

„Als Ukrainerin und Kurde unterhalten sich meine Eltern untereinander<br />

oft auf Russisch, weil beide die Sprache gut beherrschen. Vom Zuhören<br />

kann ich Russisch heute zumindest verstehen, aber aktiv sprechen? Nein!<br />

Ich kann keine der drei Sprachen, die meine Eltern mitbringen, weder Kurdisch,<br />

noch Ukrainisch oder Russisch. Mir wurde nur Deutsch beigebracht<br />

und dank des ORF und der ZIB habe ich als Kind schnell ein hohes Niveau<br />

erreicht. Zuhause hat es sich so entwickelt, dass meine Eltern und ich<br />

uns nur auf Deutsch unterhalten haben. Der Reiz heute das Erlernen einer<br />

Muttersprache nachzuholen, ist vorhanden. Nicht unbedingt um mit meinen<br />

Eltern zu reden, aber um mich mit anderen Leuten verständigen zu können.<br />

An der Umsetzung scheitert es aber noch.<br />

Schwer zu sagen, warum meine Eltern mir keine andere Muttersprache<br />

beigebracht haben. Kurdisch, Ukrainisch und Russisch wären nur Zuhause<br />

relevant gewesen. Auf den Straßen Wiens hätten diese Sprachen wohl<br />

keine Wichtigkeit gehabt. Und ich hatte nie Kontakt zu den Heimatländern<br />

meiner Eltern. Ich gebe ihnen keine Schuld, ich bin liberal aufgewachsen.<br />

Und auch wenn meine Mutter mich nicht in ihrer Muttersprache erzogen<br />

hat, tat sie es sehr wohl in ihrem Glauben. Der Ritus ist orthodox. Mein<br />

Vater respektiert zwar die Religion, ist aber nicht wirklich gläubig.“<br />

NACHGEFRAGT:<br />

Robert Fritz<br />

Mag. Mika Popovic ist Geschäftsführer der Sprachschule<br />

„Weltakademie“ im vierten Wiener Bezirk.<br />

Der studierte Dolmetscher verwendet eine Lernmethode,<br />

mit der Kleinkinder Sprachen erlernen.<br />

biber: Was sind die Vorteile zweisprachig aufzuwachsen?<br />

POPOVIC: Da spreche ich aus eigener Erfahrung.<br />

Ich hatte nicht das Glück zweisprachig aufzuwachsen,<br />

aber meine Kinder sehr wohl. Das ist ein Riesenvorteil.<br />

Man lernt nicht nur zwei Sprachen, sondern<br />

auch zwei verschiedene Kulturen und zwei<br />

Mentalitäten. Mehrsprachig aufzuwachsen macht<br />

Kinder meiner Meinung nach aufgeschlossener<br />

und verständnisvoller für andere Kulturen.<br />

Woran liegt es, dass Kinder nicht zwei- oder<br />

mehrsprachig aufwachsen, obwohl sie die<br />

Möglichkeit haben?<br />

Viele Eltern trauen sich wohl nicht ihren Kindern<br />

die Muttersprache beizubringen, weil sie zum Beispiel<br />

die Sprache selbst nicht beherrschen. Sie<br />

haben Angst sprachliche Fehler weiterzugeben<br />

oder den Kindern beide Sprachen nur halb beizubringen.<br />

Sie sind sich unsicher.<br />

Ist das der einzige Grund?<br />

Früher steckte oft Absicht dahinter. Eltern dachten,<br />

dass es den Kindern schaden könnte. Sie wollten<br />

nicht, dass die Kleinen aufgrund ihrer Mehrsprachigkeit<br />

ausgegrenzt und in der Gesellschaft nicht<br />

akzeptiert werden. Viele haben in Wien besonders<br />

darauf geachtet, dass Kinder auf den Straßen oder<br />

in der U-Bahn ausschließlich Deutsch reden, damit<br />

man nicht merkt, dass sie Ausländer sind. Aber diese<br />

Zeiten sind vorbei, denke ich. Heute schämt sich<br />

niemand eine andere Muttersprache zu sprechen.<br />

Solange sie sie beigebracht bekommen.<br />

Ist die Unsicherheit Kinder zweisprachig zu er-<br />

ziehen denn berechtigt?<br />

Nein. Sprachenvielfalt erweitert immer den Horizont,<br />

fördert die geistige Entwicklung und bietet<br />

mehr Flexibilität beim Denken. Ein Kind wird von<br />

der zweisprachigen Erziehung nicht überfordert<br />

sein. Man sollte darauf achten, dass die Kleinen<br />

die Sprachen trennen können, wenn beide Eltern<br />

aus verschiedenen Ländern kommen. Ein Beispiel:<br />

Wenn der Vater Österreicher und die Mutter Polin<br />

ist, soll das Kind mit dem Vater auf Deutsch und mit<br />

der Mutter Polnisch reden.<br />

Sie haben zwei Kinder. Welche Rolle spielt<br />

Stolz bei der Sprachenvielfalt?<br />

Eine sehr hohe Rolle. Ich vermittle meinen Kindern<br />

ständig, dass sie auf ihre Mehrsprachigkeit und<br />

Kultur stolz sein sollen. Sie werden dadurch nur<br />

Vorteile im Leben haben.<br />

Empfehlen Sie uneingeschränkt mehrsprachige<br />

Erziehung?<br />

Meiner Meinung nach gibt es keinen einzigen Vorteil<br />

einsprachig aufzuwachsen. Aus eigener Erfahrung<br />

weiß ich wie lang und mühsam der Weg ist als<br />

Erwachsener eine Sprache zu erlernen. Ich empfehle<br />

allen Eltern ihre Kinder zwei- oder mehrsprachig<br />

zu erziehen, wenn diese Möglichkeit besteht.


MIT SCHARF<br />

WAS UNS DIE GANZTÄGIGE SCHULE BRINGT:<br />

35<br />

mehr Zeit<br />

füreinander.<br />

mehr Flexibilität<br />

im Job.<br />

mehr Förderung<br />

der Talente.<br />

mehr<br />

Erfolg.<br />

mehr<br />

Spaß.<br />

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / BMBF<br />

Auch für Eltern bedeutet mehr Schule mehr Chancen – sie wissen, dass ihre<br />

Kinder bestens betreut und bei Fragen unterstützt werden. So bleibt zu Hause<br />

mehr Zeit, um nur noch eine Frage zu klären: Was machen wir heute gemeinsam?<br />

Alle Informationen finden Sie auf www.mehrschule-mehrchancen.at


36 KARRIERE<br />

KARRIERE<br />

&Kohle<br />

Studieren statt<br />

Saunieren. Von<br />

Alexandra Stanić<br />

Damit kann man Geld verdienen?<br />

Crowdfunding! Um es ganz einfach darzustellen:<br />

Die „Crowd“, also „viele Leute“, investieren in<br />

ein Projekt. Nicht ein Investor riskiert 100.000<br />

Euro, sondern 100 sogenannte Crowdinvestoren<br />

investieren 1.000 Euro in eine gute Idee. Das kann<br />

alles Mögliche sein: Eine soziale Initiative, Start-up<br />

Unternehmen, Magazine, Filme. Die Investitionsund<br />

Finanzierungsmöglichkeit ist mittlerweile auch<br />

in Österreich angekommen.<br />

ZAHL DES MONATS<br />

5,1 %<br />

so hoch ist die österreichische<br />

Jugendarbeitslosigkeit im<br />

europäischen Vergleich.<br />

Damit haben wir nach Deutschland (5%)<br />

die wenigsten arbeitslosen Jugendlichen.<br />

Meinung:<br />

Ich wäre gerne<br />

Elektromaschinentechnikerin<br />

Ja, wirklich. Ich liebe meinen Job als Journalistin<br />

und ich bin mir sicher, dass ich in dieser<br />

Branche gelandet wäre, auch wenn mein Ausbildungsweg<br />

ein anderer gewesen wäre. Aber statt<br />

dem 08<strong>15</strong>-Schulweg Handelsakademie-Matura<br />

und dann Studium, wäre ich lieber einen anderen<br />

gegangen. Zu meiner Zeit gab es nämlich<br />

noch keine Lehre mit Matura. Wenn ich es mir<br />

jetzt aussuchen könnte, würde ich eine Lehre<br />

im Elektromaschinenbau machen. Ehrlich. Abgesehen<br />

davon, dass ich immer schon so etwas<br />

Nützliches und Handwerkliches erlernen wollte,<br />

klingt es einfach cool. Außerdem sind Frauen<br />

in dieser Branche Gold wert und man verdient<br />

nach Abschluss der Lehre ziemlich gutes Geld.<br />

Trotz meines Lehrgangs hätte ich studiert, aber<br />

vielleicht wäre es eher etwas Technisches geworden.<br />

Damals kam es aber nicht in Frage, dass ich<br />

mich für eine Lehre entscheide, weil ich mich<br />

von klein auf möglichst lange bilden wollte - ein<br />

Studium war deswegen unentbehrlich. Aber wer<br />

weiß, vielleicht mache ich ja doch noch eine<br />

Lehre als Elektromaschinentechnikerin und<br />

schreibe in Zukunft über den Alltag einer Frau<br />

in der Elektrobranche. stanic@dasbiber.at<br />

Ganz schön erfolgreich<br />

Vom Schulabbrecher zum Unternehmer<br />

- Ali Mahlodji ist der<br />

beste Beweis dafür, dass Träume<br />

wahr werden können, wenn man<br />

sich richtig anstrengt. Mit seiner<br />

Videoplattform WATCHADO räumt<br />

er Preise ab - zuletzt einen<br />

Social-Media-Preis in Düsseldorf.<br />

Außerdem versucht Ali die<br />

Welt zu retten. Mehr Infos hier:<br />

www.watchado.com<br />

3 Fragen an Sascha Ernszt,<br />

dem ÖGB-Bundesjugendvorsitzender<br />

Wie kann man die Lehre attraktiver gestalten?<br />

Indem die Unternehmen besser ausbilden!<br />

Ein KFZ-Mechaniker z. B. muss mehr können<br />

als nur das Öl zu wechseln. Die tatsächliche<br />

Ausbildungstätigkeit muss öfter kontrolliert<br />

werden, die LehrausbildnerInnen brauchen<br />

regelmäßige Weiterbildungen.<br />

Welche Vorteile haben Unternehmen, wenn sie<br />

Lehrlinge einstellen?<br />

Sie haben gut ausgebildete Fachkräfte. Davon<br />

gibt es in Österreich ja angeblich zu wenige.<br />

Welche Maßnahmen kann man gegen Jugendarbeitslosigkeit<br />

setzen?<br />

Die Ausbildungsverweigerer unter den<br />

Unternehmen müssen dazu gebracht werden,<br />

wieder mehr Lehrstellen anzubieten.<br />

Fotos: crowdfunding.at, Dominik Vsetecka, Harold Naaijer


ALS LEHRLING BEI SPAR.<br />

Wir zeigen dir, was wir dir bieten können:<br />

• 17 spannende Lehrberufe<br />

• Tolle Ausbildung<br />

• Lehre und Matura<br />

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• Gratis B-Führerschein<br />

u.v.m.<br />

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*Dein Gehalt beträgt im ersten Lehrjahr € 504,- (gilt für alle Bundesländer außer Vorarlberg und Salzburg) / € 520,- (gilt für Vorarlberg und Salzburg) brutto pro Monat. Während der drei Jahre<br />

Lehrzeit kannst du dir durch Prämien zusätzlich mehr als 4.500 Euro dazu verdienen. Sehr guten Lehrlingen winkt nach erfolgreichem Lehrabschluss obendrein der Gratis-B-Führerschein.


38 KARRIERE<br />

Lehre oder Uni?<br />

„Bis zur Geschäftsführung stehen alle Türen offen.“<br />

In vielen Köpfen schwebt die Vorstellung,<br />

dass ein Uni-Abschluss<br />

das große Geld bringt. Auf den<br />

Gehaltszetteln steht etwas anderes.<br />

Lehrlinge verdienen bis zum 30.<br />

Lebensjahr das Gleiche wie Akademiker.<br />

Gehaltsexperte Conrad<br />

Pramböck weiß aber, wie es auch<br />

später beim Top-Gehalt und einer<br />

Top-Karriere bleibt.<br />

Von Justyna Ziarko & Maida Dedagic<br />

biber: Sie sind Gehaltsexperte, Herr<br />

Pramböck. Wie kommt man zu dem Titel?<br />

Conrad Pramböck: Den habe ich mir<br />

selbst gegeben. Jeder sollte sich einen Expertentitel<br />

für das verleihen, was er besonders<br />

gut kann.<br />

Und was befähigt Sie beruflich zum Experten?<br />

Ich bin Unternehmensberater für Gehaltsfragen.<br />

Zum Beispiel werde ich von<br />

Chefs beauftragt, die wissen wollen, was<br />

eine angemessene Entlohnung für Mitarbeiter<br />

ist, weil es etwa zu Differenzen<br />

mit Arbeitnehmern kam. Mein Wissen<br />

schöpfe ich aus Gehaltsuntersuchungen<br />

und -studien, für die ich strukturierte Infos<br />

von Firmen und Personalmanagern<br />

einhole.<br />

Gehaltsexperte Conrad Pramböck<br />

ARBEITET ALS PERSONALBERATER BEI<br />

PEDERSEN & PARTNERS<br />

Fotos: Christoph Liebentritt, Lukas Beck, Justyna Ziarko


KARRIERE<br />

39<br />

Ihre letzte Untersuchung dreht sich um<br />

das Gehalt von Lehrlingen. Demnach verdienen<br />

Lehrlinge genauso viel wie Akademiker.<br />

Ja, es ist tatsächlich so, dass in den ersten<br />

fünf Berufsjahren alle das Gleiche verdienen.<br />

Im Schnitt sind das 25.000 Euro<br />

brutto im Jahr, egal ob Lehrling oder Akademiker.<br />

Bis zum 30. Lebensjahr bleibt<br />

das Gehalt in beiden Gruppen gleich. Mit<br />

zunehmendem Alter verdienen die Akademiker<br />

aber mehr, während das Gehalt<br />

von Lehrlingsabsolventen dann nicht<br />

mehr steigt.<br />

Aber bei manchen Gehältern von Lehrabsolventen<br />

werden auch Akademiker über<br />

30 neidisch.<br />

Wichtig ist, dass man mit dem Ende<br />

der Lehre nicht aufhört zu lernen. Sonst<br />

kommt man im Alter jährlich nie über<br />

40.000 Euro brutto hinaus. Mit der Matura<br />

oder Studienberechtigung dazu hat man<br />

mit einer Lehre aber alle Möglichkeiten.<br />

Abgesehen vom Gehalt: Welche Vorteile<br />

und Nachteile hat eine Lehre?<br />

Manuela Gramm, 28 Jahre<br />

MARKTLEITERIN BEI SPAR GOURMET<br />

„Ich bin seit 11 Jahren im Betrieb tätig.<br />

Vor vier Jahren wurde ich Marktleiterin.<br />

Zu meinen Hauptaufgaben gehören die<br />

Betreuung der verschiedenen Abteilungen,<br />

der Mitarbeiter und administrative Tätigkeiten.<br />

Am meisten gefällt mir aber die<br />

Kundenbetreuung: Ich brauche Menschen<br />

um mich herum, ich mag nicht ständig im<br />

Büro sitzen. Spar bietet dazu viele Möglichkeiten,<br />

wie zum Beispiel Seminarangebote,<br />

die ich gerne nutze.<br />

Die Lehre beim Spar hat mich nicht nur<br />

wegen dem Job interessiert, sondern auch<br />

wegen der interessanten „Zuckerln“ dazu,<br />

wie monatliche Prämien und die Finanzierung<br />

des Führerscheins. Als Spar-Lehrling<br />

sollte man unbedingt Engagement zeigen<br />

und offen gegenüber neuen Dingen sein.<br />

Der Verdienst hängt auch davon ab, wie<br />

viele Jahre Erfahrung man hat. Ich würde<br />

sagen, dass mein Gehalt etwas über dem<br />

Einstiegsgehalt eines Akademikers liegt.“<br />

VOM LEHRLING<br />

ZUM VERKAUFSLEITER<br />

Manuel Greiner ist Verkaufsleiter bei der BAWAG P.S.K. in Wien. Der 32-Jährige<br />

ist ein Paradebeispiel dafür, wie weit man mit einer Lehre kommen kann.<br />

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Foto:<br />

MIT 16 JAHREN BEWARB ER SICH<br />

FÜR DIE LEHRE ZUM BANKKAUF-<br />

MANN BEI DER BAWAG: „In der Schule war<br />

ich nie glücklich. Ich bin sicher, dass die Matura<br />

nicht der richtige Weg ist, außer man will<br />

etwas Bestimmtes studieren.“ Als Verkaufsleiter<br />

führt er 70 Mitarbeiter. „An meinem Beruf<br />

liebe ich es mit Menschen zu arbeiten, sie zu<br />

begeistern und zu fördern.“ Er sorgt dafür,<br />

dass die Filialen in seinem Zuständigkeitsbereich<br />

im 6., 7., <strong>14</strong>. und <strong>15</strong>. Bezirk gut funktionieren.<br />

Dazu zählt Personal genauso wie Absatzzahlen.<br />

Pro Tag fährt er in 2-3 Filialen. Der<br />

Ordner in seiner Tasche ist voll mit Tabellen<br />

und Zahlen. In der Position als Verkaufsleiter<br />

verdient man je nach Erfahrung rund 70.000<br />

Euro Brutto im Jahr. Zusätzlich dazu bietet<br />

die BAWAG P.S.K. ein Provisionssystem, das<br />

bereits in der Lehre greift: „Bei erfolgreichem<br />

Abschluss gibt es eine Bargeld-Prämie.“<br />

Im ersten Jahr der Lehrausbildung erlangt<br />

man Basiswissen in der Zentrale. Im 2. und<br />

3. Jahr geht es in die Filialen, wo man das gesamte<br />

Kundengeschäft von Beratung bis zum<br />

Verkauf kennenlernt. „Mit 500 Filialen bietet<br />

die BAWAG P.S.K. alle Chancen sich selbst<br />

zu verwirklichen und karrieretechnisch aufzusteigen“,<br />

sagt Manuel Greiner. „Man muss<br />

nur Spaß am Job haben und engagiert sein.“<br />

Lehrlingen empfiehlt er: „Bleib du selbst, sei<br />

ehrlich, gestehe dir deine Schwächen und<br />

deine Stärken ein, und arbeite an beiden.“<br />

Vom Lehrling zum<br />

Chef: Manuel Greiner<br />

führt 70 Mitarbeiter


40 KARRIERE<br />

Lehre fertig –<br />

was jetzt?<br />

Nach der Lehrabschlussprüfung<br />

im Betrieb übernommen<br />

zu werden, ist<br />

der Standard-Wunsch der<br />

meisten Auszubildenden.<br />

Deshalb sollte man aber<br />

die anderen Möglichkeiten<br />

sich als Lehrling<br />

weiterzubilden nicht außer<br />

Acht lassen. Hier kommt<br />

der Überblick:<br />

Studieren an<br />

der Universität Wien:<br />

Nach erfolgreicher Absolvierung der<br />

Berufsmatura kann man sich auch für<br />

ein ordentliches Studium einschreiben.<br />

Ohne Berufsmatura kann man die<br />

Möglichkeit eines außerordentlichen<br />

Studiums nutzen. Dieser Schritt ist<br />

nur dann zu empfehlen, wenn man die<br />

Berufsreifeprüfung bzw. die Studienberechtigungsprüfung<br />

macht. Die Studienberechtigungsprüfung<br />

(SBP) vermittelt<br />

eine eingeschränkte Berechtigung für<br />

das Studium einzelner oder mehrerer<br />

eng miteinander verwandter Studien. An<br />

der Universität Wien kann die SBP nur<br />

für dort angebotene Studien abgelegt<br />

werden.<br />

Voraussetzungen:<br />

vollendetes 20. Lebensjahr<br />

EU/EWR-Staatsbürgerschaft<br />

Deutschkenntnisse auf B2/2 Niveau<br />

Nachweisen einer beruflichen oder<br />

außerberuflichen Vorbildung<br />

www.studentpoint.at<br />

Selbsterhalter-Stipendium:<br />

Das Stipendium ist für Studierende<br />

vorgesehen, die sich vor dem erstmaligen<br />

Bezug einer Studienbeihilfe vier<br />

Jahre oder länger mit einem Mindesteinkommen<br />

von 7.272 Euro jährlich „selbst<br />

erhalten“ haben. Das Einkommen der<br />

Eltern wird nicht berücksichtigt.<br />

www.stipendium.at<br />

Berufsmatura –<br />

Lehre mit Reifeprüfung:<br />

In Wien gibt es mehrere Institutionen,<br />

um die Berufsmatura zu absolvieren,<br />

etwa bei Erwachsenenbildungseinrichtungen<br />

wie dem bfi Wien, den Wiener<br />

Volkshochschulen, dem WIFI Wien oder<br />

dem Kultur- und Sportverein der Wiener<br />

Berufsschulen.<br />

Voraussetzungen:<br />

BerufsschülerInnen mit Lehr- oder Ausbildungsvertrag<br />

BerufsschülerInnen ohne Lehrvertrag,<br />

die mehr als die Hälfte der Lehrzeit in<br />

einem Lehrbetrieb absolviert haben<br />

Eine Teilprüfung muss vor Lehrzeitende<br />

absolviert werden.<br />

Ein Beratungsabend findet wieder am<br />

13.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 und am 29.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5 statt.<br />

Ort: Hütteldorfer Straße 7-17, 1<strong>15</strong>0 Wien,<br />

1. Stock, Festsaal (www.berufsmaturawien.at)<br />

Studienabschluss-Stipendium:<br />

Hier können berufstätige Studenten<br />

profitieren, die kurz vorm Abschluss<br />

stehen und nur noch wenige Prüfungen<br />

zu absolvieren haben. Das gilt vor allem<br />

für die Zeit kurz vor dem Bachelor- bzw.<br />

dem Diplom- oder Masterabschluss. Zusätzliche<br />

Bezüge (z.B. Arbeitslosengeld,<br />

Weiterbildungsgeld, Praktikumsentgelte<br />

etc.) können die Höhe des Stipendiums<br />

mindern.<br />

Es darf lediglich nur einmal ein Anspruch<br />

für dieses Stipendium gestellt werden.<br />

Die Höhe der Förderung liegt zwischen<br />

€600,- und € 1.040,- im Monat, abhängig<br />

vom Ausmaß der vorangegangenen<br />

Tätigkeit.<br />

www.stipendium.at<br />

waff: Lehrabschluss & Job<br />

Der waff (Wiener ArbeitnehmerInnen<br />

Förderungsfonds) unterstützt beim<br />

Abschluss neben dem Job. Bewerber<br />

sollten über 18 Jahre alt sein und mindestens<br />

1,5 Jahre Berufserfahrung im<br />

ausgewählten Lehrberuf mitbringen bzw.<br />

die Hälfte der Lehrzeit absolviert haben.<br />

Je nach Ausbildungstyp und Institut kann<br />

der Preis bzw. die finanzielle Förderung<br />

vom waff variieren.<br />

Vorbeischauen oder online informieren:<br />

Ort: Nordbahnstraße 36 / Stiege 1 / 3.<br />

Stock<br />

1020 Wien (www.waff.at)<br />

Lehrlinge tun sich viel leichter einen Job<br />

zu finden, weil sie Praxiserfahrung mitbringen.<br />

Und meist müssen sie ja nicht<br />

mal suchen, da sie vom Ausbildungsbetrieb<br />

ohnehin übernommen werden. Eine<br />

Gefahr ist, dass man in den Augen mancher<br />

Arbeitgeber immer als der 16-jährige<br />

Lehrling abgestempelt wird.<br />

Hat die Gesellschaft ein falsches Image<br />

von der Lehre?<br />

Haben Sie schon mal eine Serie gesehen,<br />

in der es um coole Lehrlinge geht? Nein,<br />

in Serien haben alle ihre eigene Agentur<br />

und man könnte denken, das sei der beste<br />

Job der Welt, obwohl man es in der<br />

Realität oft mit furchtbaren Arbeitsbedingungen<br />

und miesem Gehalt zu tun<br />

hat. Es gibt auch Lehrberufe, häufig im<br />

Restaurant- oder Friseurbereich, die mit<br />

ähnlich schlechten Bedingungen kämpfen.<br />

Aber im öffentlichen Image ist noch<br />

nicht angekommen, wie gut es vielen<br />

Lehrberufen geht. Mit einem technischen<br />

Lehrabschluss in der Tasche reißen sich<br />

die Unternehmen um einen. Da stehen<br />

bis hin zur Geschäftsführung alle Türen<br />

offen, wenn es vom Typ her passt.<br />

Stehen Migranten gleichermaßen alle Türen<br />

offen?<br />

Leider zeigt sich, dass Migranten immer<br />

dort überdurchschnittlich präsent sind,<br />

wo schlecht gezahlt wird. Migranten<br />

müssen meist die doppelte und dreifache<br />

Leistung erbringen, um anerkannt zu<br />

werden. Oft geben Eltern ihren Kindern<br />

mit: „Du musst dich mehr anstrengen,<br />

damit du es schaffst!“ Deshalb sind Kinder<br />

von Zuwanderern so häufig die Klassenbesten,<br />

wie Studien belegen. Nur bei<br />

vielen Arbeitgebern ist das noch nicht<br />

angekommen. Dass Bewerber aufgrund<br />

des Namens oder des Aussehens diskriminiert<br />

werden, ist ein großes Thema, das<br />

in Österreich sehr präsent ist.<br />

Wie bekommt man seine Traumlehre?<br />

Es geht immer darum, sich ein persönliches<br />

Netzwerk aufzubauen. Da kann man<br />

nicht früh genug anfangen. Will man eine<br />

Lehre bei Siemens oder bei OMV machen,<br />

sollte man im persönlichen Kreis starten,<br />

bei Freunden und Familie. Irgendjemand<br />

wird jemanden kennen, der dort arbeitet.<br />

Dann ruft man an, bestellt liebe Grüße vom<br />

Bekannten und fragt nach den Infos und<br />

nach einem Kontakt, den man braucht.


KARRIERE<br />

41<br />

Sie empfehlen Lehrlingen zusätzlich die<br />

Matura bzw. die Studienberechtigung, um<br />

langfristig erfolgreich zu bleiben. Sollte<br />

auch jeder eine Lehre machen?<br />

Nein, wenn man vorher weiß, dass man<br />

einen Beruf ergreifen möchte, der eines<br />

akademischen Abschlusses bedarf, ist<br />

man an der Uni bestens aufgehoben.<br />

Nun wissen viele junge Menschen aber<br />

nicht so genau, was sie wollen.<br />

Wenn ich es selbst nicht weiß, dann muss<br />

ich andere fragen, was ich gut kann. Lehrer,<br />

Eltern, Freunde können einem die<br />

eigenen Stärken verraten. Wenn ich mit<br />

Zahlen nicht gut kann, brauche ich kein<br />

Controller werden. Also sammelt man Infos<br />

von sich selbst und von anderen und<br />

macht sich ein Bild darüber, was ich erstens<br />

wahnsinnig gut kann und, was ich<br />

zweitens wahnsinnig gerne mache!<br />

Kevin Jaindl, 22 Jahre<br />

VIZEPOLIER BEI<br />

HAZET BAUUNTERNEHMUNG GMBH<br />

„Für mich war schon immer klar, dass ich Maurer<br />

werden will, zumal mein Vater auch im Baugewerbe<br />

tätig war. Bereits mit <strong>15</strong> Jahren bin ich alleine<br />

vom Burgenland nach Wien angereist und habe<br />

an meinem ersten Tag in der Stadt die Lehre bei<br />

Hazet angefangen. Seitdem bin ich im Betrieb<br />

tätig. Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem<br />

die Beaufsichtigung der Firmen. Ich schaue, dass<br />

alles richtig ausgeführt wird und der Baufortschritt<br />

immer weiter geht. Von meinem eigenen Weg kann<br />

ich sagen, dass man mit einer fertigen Lehrausbildung<br />

sehr weit im Leben kommt.<br />

Mir ist wichtig, dass ich in meinem Job etwas mit<br />

meinen eigenen Händen erschaffen habe. Wenn es<br />

um meine Zukunft geht, könnte ich mir vorstellen<br />

eines Tages zusätzlich den Baumeister zu machen<br />

und mein eigener Chef zu sein, aber dafür lasse<br />

ich mir noch etwas Zeit. Aufgrund der Distanz<br />

zwischen dem Burgenland und Wien habe ich, im<br />

Gegensatz zu manchen Wiener Kollegen, auch<br />

nach Ende der Lehrzeit etwas mehr verdient. Mein<br />

Einstiegsgehalt lag da bei ca. 1.800 Euro netto.<br />

Eigenschaften wie Durchhaltevermögen, Interesse<br />

und Selbstständigkeit beim Arbeiten sind für eine<br />

erfolgreiche Lehre sehr wichtig.“<br />

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AUSTRIAS<br />

NEXT TOP-<br />

LEHRLING<br />

Finde deinen Ausbildungsplatz beim<br />

Lehrlingscasting der Bundesinnung<br />

Bau und des Fachverbandes der Bauindustrie.<br />

Als Maurer, Schalungsbauer<br />

oder Tiefbauer errichtest du dir das<br />

Fundament für deine Zukunft!<br />

AM 24. FEBRUAR 2<strong>01</strong>5 startet bundesweit<br />

an den BAUAkademien erstmals<br />

das Bau-Lehrlings-Casting. Dabei<br />

können die Teilnehmer an fünf Stationen<br />

ihre sportlichen, geistigen und praktischen<br />

Talente zeigen. Der Einsatz lohnt<br />

sich: es winkt die Chance auf eine Lehrstelle<br />

in regionalen Bauunternehmen im<br />

Bundesland.<br />

VIEL SCHOTTER<br />

Maurer-Lehrlinge gehören zu einem der<br />

bestbezahlten Lehrberufe überhaupt.<br />

Schon im ersten Lehrjahr geht’s mit mehr<br />

als 880 Euro pro Monat los und auch<br />

danach geht es steil weiter: im dritten<br />

Lehrjahr landen mehr als <strong>15</strong>00 Euro monatlich<br />

auf dem Konto. Bei einer Doppellehre<br />

(z.B. Maurer und Schalungsbauer)<br />

verdient man im vierten Lehrjahr sogar<br />

bereits mehr als 1600 Euro monatlich!<br />

Davon können andere Berufsgruppen<br />

nur träumen.<br />

AUSGEZEICHNETE AUSBILDUNG<br />

Lehrlinge aus der Sparte Bau erlernen<br />

durch die triale Ausbildung (Berufsschule,<br />

Lehrbetrieb + max. 8 Wochen<br />

Spezialtraining auf der BAUAkademie)<br />

angesehene Fähigkeiten: auf dem internationalen<br />

Berufswettbewerb „Euroskills“<br />

räumen österreichische Teilnehmer<br />

regelmäßig Gold ab und setzen sich<br />

gegen 450 Konkurrenten durch. Sicher<br />

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Joseph an der Tür.<br />

Ohne Maria.<br />

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WAS IST IHR LIEBLINGSKURS,<br />

HERR RIEDER?<br />

Als Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen (VHS<br />

Wien) hält Mario Rieder die Fäden von 20.000 Kursen<br />

in der Hand. Biber traf ihn zum Gespräch. von Maida Dedagic<br />

KARRIERE<br />

43<br />

Fotos: Johannes Zinner<br />

biber: Sie sind seit 2008 Geschäftsführer der<br />

VHS Wien, wie sind Sie dahin gekommen?<br />

Ich war zuerst Kursleiter für Deutsch als<br />

Fremdsprache/Zweitsprache vor über 20<br />

Jahren. Nach und nach habe ich in allen<br />

Ecken der VHS unterschiedliche Projekte<br />

umgesetzt, zum Beispiel im Jugend- oder<br />

im Integrationsbereich.<br />

Welche VHS-Kurse werden am besten besucht?<br />

Da stehen zwei Bereiche im Mittelpunkt,<br />

einerseits das Nachholen von Bildungsabschlüssen,<br />

wie der Berufsreife, und andererseits<br />

Sprachen. Da ist Deutsch deutlich<br />

auf Platz 1 mit rund 10.000 Teilnehmern.<br />

Englisch besuchen fast genauso viele. Mit<br />

größerem Abstand danach folgen Spanisch,<br />

Italienisch und Sprachen wie Türkisch<br />

und Slowakisch.<br />

Haben Sie einen Lieblingskurs?<br />

Der Hauptschulabschluss liegt mir am<br />

Herzen. Da kommen oft Jugendliche,<br />

denen erzählt wurde, dass sie keine Perspektive<br />

hätten. Es ist schwer jene zu<br />

erreichen, die einen Kurs tatsächlich<br />

brauchen. Meist besuchen VHS-Kurse<br />

Menschen, die schon eine bessere Bildungsbasis<br />

mitbringen. Wir haben deshalb<br />

unterschiedliche Initiativen, wie<br />

„Gemeindebaukurse“ oder „Sprachkurse<br />

im Park“.<br />

Zeigen solche Zielgruppen-Aktionen auch<br />

Erfolge?<br />

Ja, aber nicht immer die beabsichtigten.<br />

Bei „Deutsch im Park“ wollten wir gezielt<br />

jugendliche Migranten ansprechen. In der<br />

Praxis waren die Kurse bei Senioren beliebt.<br />

Und was war der letzte Kurs, den Sie<br />

selbst besucht haben?<br />

Das ist schon länger her, das waren ein<br />

Türkisch-Kurs und ein Kroatisch-Kurs.<br />

Wir sind früher häufig in die Türkei gefahren<br />

und reisen inzwischen fast jedes<br />

Jahr auf die Insel Silba in Kroatien. Ich<br />

möchte mich immer gerne verständigen<br />

können!<br />

www.wgkk.at<br />

e-card schützt auch im Winterurlaub<br />

Mit der e-card kann man auch im Ski-Urlaub ärztliche Hilfe in<br />

Anspruch nehmen. Das gilt innerhalb Österreichs und in den<br />

meisten europäischen Ländern.<br />

Achtung: Ist nach einem Ski-Unfall ein Abtransport vom Berg<br />

notwendig, kann die WGKK die Kosten laut Gesetz nicht<br />

übernehmen. In diesen Fällen müsste mittels einer privaten<br />

Versicherung Vorsorge geleistet werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.wgkk.at -> Leistungen -> Leistungen von A bis Z -> Transportkosten<br />

www.wgkk.at -> Leistungen -> Versicherungsschutz -><br />

Auslandsbetreuungsschein


46 MIT SCHARF<br />

„Ich möchte in meinem<br />

Job weiterkommen.“<br />

Bezahlte Anzeige<br />

LIEBE GÜLLÜ,<br />

Wien unterstützt dich dabei, nämlich mit bis zu 2.000 Euro für deine<br />

Weiterbildung. Wer sich weiterbildet, hat es leichter, Berufschancen zu<br />

nutzen und den eigenen Job abzusichern. Am besten gleich beim waff<br />

den doppelten Weiterbildungstausender beantragen. Alle Infos und<br />

Voraussetzungen: www.waff.at<br />

Wofür schlägt Ihr Herz?<br />

www.wienwillswissen.at<br />

WIEN.<br />

DIE STADT<br />

FÜRS LEBEN.


KARRIERE<br />

47<br />

INVESTIEREN<br />

DAS 1 X 1 DER RICHTIGEN FINANZSTRATEGIE<br />

DIESE KOLUMNE WIRD IHR LEBEN ENTSCHEIDEND ÄNDERN.<br />

FINANZ- UND LEBENSBERATER ALI ERALP BESCHREIBT,<br />

WORAUF ES BEIM SPAREN WIRKLICH ANKOMMT.<br />

Vertreiben Sie Ihre Sorgen um die<br />

Rente: Mit Gothaer VarioRent-ReFlex.<br />

Marko Mestrović<br />

Ali Eralp: Finanzplanung ist Lebensplanung<br />

Hier ein kleiner Persönlichkeitstest.<br />

Welcher Spar-Typ sind Sie? gaben: Es macht keinen Sinn in ei-<br />

Zweitens: Machen Sie die Hausauf-<br />

Sie zahlen Ihre Rechnungen, gehen nen Investmentfonds zu investieren,<br />

shoppen und schauen dann, ob noch wenn Sie weder eine Berufsunfähigkeits-,<br />

Unfall- oder Haftpflichtver-<br />

etwas bleibt? Oder überlegen Sie<br />

erst, wie viel Sie sparen wollen und sicherung haben. Sorgen Sie dafür,<br />

entscheiden dann, ob sie sich noch dass Sie abgesichert sind.<br />

Schuhe bei Zalando leisten können? Drittens: Legen Sie zwei bis drei Netto-Monatsgehälter<br />

als SOS-Reserve<br />

Wenn Sie eher Typ 1 sind, sind Sie<br />

nicht alleine. Nur wenige Menschen auf die Seite. Sie wissen nie, ob Sie<br />

haben eine Finanzstrategie. Leider sich nicht bald eine teure Zahnreparatur<br />

haben oder Ihr Auto eingeht.<br />

ist keine Strategie die schlechteste<br />

Strategie.<br />

Viertens: Wenn Sie abgesichert sind<br />

Mein wichtigster Tipp ist daher: und Sie einen finanziellen Polster<br />

Überlegen Sie, was Sie wirklich wollen<br />

und welche finanziellen Mittel Sie, wie viel Sie monatlich ansparen<br />

am Konto haben, dann überlegen<br />

Sie dafür brauchen. Je jünger Sie wollen. Was Sie mit 50, 100 oder 200<br />

sind, desto besser. Zeit ist Ihr wichtigster<br />

Verbündeter. Je länger Sie Zeit das beschreibe ich im Februar. Ha-<br />

Euro pro Monat erreichen können,<br />

haben, desto eher werden Sie auch ben Sie eine Frage? Dann schreiben<br />

mit kleineren Beträgen pro Monat Sie mir: ali.eralp@finum.at<br />

erfolgreich sein.<br />

Zur Person:<br />

Ali Eralp ist Vorstand der FINUM. PRIVATE FINANCE AG, einem Finanzberatungsunternehmen.<br />

Im Februar schreibt Ali Eralp über Anlageformen.<br />

Die neue Generation der Vorsorge:<br />

Sicheres Sparen kombiniert mit Börsenerträgen.<br />

Diese Gothaer Lösung bietet das Beste aus zwei<br />

Welten:<br />

• Maximale Sicherheit und hohe Rendite durch<br />

die intelligente Kombination einer klassischen<br />

Rentenversicherung mit den Ertragschancen<br />

einer fondsgebundenen Anlage<br />

• VarioRent-ReFlex sichert automatisch Jahr für<br />

Jahr die erzielten Renditen ab. Damit steigt das<br />

garantierte Vertragsguthaben bei guter Börsenentwicklung<br />

weiter an<br />

• Die 100 % Beitragsgarantie zum Rentenbeginn<br />

gibt Sicherheit auch in stürmischen Börsenzeiten<br />

• Beim zusätzlichen Ablaufmanagement in den<br />

letzten 5 Vertragsjahren wird das vorhandene<br />

Vertragsguthaben zu 100 Prozent garantiert<br />

• Mit der kostenfreien PflegeRent Option besteht<br />

zum Rentenbeginn die Möglichkeit, eine Zusatzrente<br />

für den Fall der Pflegebedürftigkeit zu vereinbaren.<br />

Die Altersrente wird dann zugunsten<br />

der Pflegerente angepasst.<br />

Weitere Informationen: www.gothaer.at<br />

Gothaer Lebensversicherung AG<br />

Goldschmiedgasse 2 · 1<strong>01</strong>0 Wien · Telefon <strong>01</strong> 877 26 36


46<br />

TECHNIK<br />

Luftabwehr jagt Santa Claus<br />

1955, mitten im Kalten Krieg druckt eine Handelskette<br />

in den USA im Rahmen einer Werbeaktion<br />

eine Telefonnummer ab. Durch einen Tippfehler<br />

sprechen die Kinder nicht mit Santa Claus, sondern<br />

mit der zentralen US-Luftabwehr. Die Militärs<br />

sind den Kindern aber nicht böse, sondern führen<br />

die Tradition des „Santa Claus-Trackings“ ein. Jedes<br />

Jahr kann man nun live mitverfolgen, wo sich<br />

Santa gerade befindet. http://www.noradsanta.org/<br />

TECHNIK<br />

&Mobil<br />

Alt+F4 und der<br />

Tag gehört dir.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

Meinung:<br />

Leise rieselt der Skill<br />

Ich war ja lange Zeit überzeugter<br />

PC-Spieler. Mit den Daumen fürs<br />

Gamepad zu ungeschickt, vertraute<br />

ich auf den Skill mit Maus und<br />

Tastatur. Dabei ist eine Konsole die<br />

sinnvollere Alternative für Spieler:<br />

die Hardware bleibt lange Zeit<br />

aktuell, die Spiele entwickeln sich<br />

immer weiter. Schon die Launchtitel<br />

der PlayStation 4 und Xbox One<br />

überzeugten mit schönen Wasser-,<br />

Spiegelungs- und Licht-Effekten.<br />

Arbeitstauglich sind die Konsolen<br />

natürlich nicht – Word- oder Exceldokumente<br />

von der Couch bearbeiten<br />

würde auch keinen Spaß<br />

machen. Bei dem Preisverfall der<br />

Laptops ist dies ohnehin nicht notwendig:<br />

ab 299,- gibt’s schon gute<br />

Geräte mit langen Akku-Laufzeiten<br />

und großen Festplatten, die alle<br />

Stückerln des Büroalltags spielen.<br />

bezeczky@dasbiber.at<br />

Smartphone made in Austria<br />

Ein Spitzenhandy aus Österreich?<br />

Mit dem Linshof i8 soll das möglich werden.<br />

Die Eckdaten klingen spannend: 5” full HD<br />

display, 80 GB Speicher, Achtkern-CPU mit 8<br />

x 2.1 GHz, 3 GB RAM und 13 MP HD Kamera.<br />

Das attraktive Design in Achteck-Form hebt<br />

sich wohltuend von der „rundgelutschten“<br />

Konkurrenz ab. Und das alles für 380 Dollar?<br />

Klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Wir sind<br />

auf jeden Fall gespannt, ob etwas aus dem<br />

vielversprechenden Handy wird, Release ist<br />

im März 2<strong>01</strong>5 geplant.<br />

Wertiger Kartenhalter<br />

Plastic Money ist die Währung des 21. Jahrhunderts.<br />

Für stylische Aufbewahrung sorgt<br />

der Wallum-Kartenhalter aus massivem<br />

Aluminium. Und sicher ist es: RFID-Signale<br />

werden geblockt, die Karten können nicht<br />

aus der Ferne ausgelesen werden. Das ideale<br />

Weihnachtsgeschenk für Geeks und Styler.<br />

Kostenpunkt ab 32.90 Euro. Weitere Infos:<br />

www.wallum.eu<br />

3 Fragen<br />

an Eugen<br />

Knippel, er ist<br />

Senior Marketing<br />

Manager<br />

für Ubisoft und<br />

bringt coole<br />

Games nach<br />

Österreich.<br />

Welches Handy verwenden Sie?<br />

Zur Zeit One M8 von HTC.<br />

Welche App haben Sie zuletzt auf<br />

Ihr Handy geladen und warum?<br />

Gebrauchtwagen.at, als werdender<br />

Papa brauche ich motorisierten<br />

Support.<br />

Welches Gadget haben Sie gekauft,<br />

aber nie verwendet?<br />

Wärmeschublade in der Küche,<br />

Laptop-Maus, Power-Bar (=Ladegerät<br />

für unterwegs).<br />

Foto: Wallum, FAR CRY, bereitgestellt, Dragon Age


TECHNIK<br />

47<br />

GAMES,<br />

GEFECHTE,<br />

GESCHENKE<br />

Weihnachten naht und die Games Publisher<br />

haben sich ins Zeug gelegt, um die Spieler<br />

mit den besten Games zu versorgen. Rechtzeitig<br />

vor den Ferien gibt’s die volle Ladung<br />

an Action-, Renn- und Rollenspielen.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

FarCry 4:<br />

Als ahnungsloser Tourist spaziert Ajay Ghale mitten in den<br />

Bürgerkrieg im fiktiven Staat Kyrat. Wir steuern den mutigen<br />

Einzelkämpfer in einer Vielzahl von Missionen, um den wahnsinnigen<br />

Diktator (und Onkel des Helden) Pagan Min zur Strecke<br />

zu bringen. In der riesigen, stimmungsvollen Außenwelt<br />

am Fuße des Himalayas kämpfen wir nicht nur gegen Pagans<br />

Armee, sondern auch gegen die unerbittliche Natur. Praktisch<br />

alles, was kreucht und fleucht, will uns ans Leder. Der Soundtrack<br />

treibt den Puls in Gefechten in die Höhe, atmosphärisch<br />

ist das Spiel sehr dicht. Auch die KI ist smart genug, sich bei Beschuss<br />

zu verstecken und beschießt uns aus der Deckung heraus.<br />

Mit Jeeps, Booten und Hubschraubern drängen wir die Gegner<br />

zurück und kommen drauf, dass es im Krieg keine Gewinner,<br />

sondern nur Verlierer geben kann.<br />

FarCry 4 ist für PC, PS4 und Xbox One für 59,99 Euro erhältlich.<br />

The Crew:<br />

Egal ob mit oder ohne Führerschein, auf<br />

dem Bildschirm kann man nur ein Bleifuß<br />

sein. In bester „Fast and Furious“-<br />

Manier bauen wir in „The Crew“ unser<br />

Team auf, um zusammen in ganz Nordamerika<br />

Gummi zu geben. Wir pimpen<br />

mit immer besseren Teilen unsere Karre<br />

auf und fahren die Konkurrenz in Grund<br />

und Boden. Das Massive Multiplayer Online<br />

(MMO)-Hatzerl vereint die besten<br />

Teile der Renn- und Onlinespiele der<br />

vergangen Jahre. In der frei erkundbaren<br />

Welt brettern wir durch eine Vielzahl von<br />

Geschicklichkeits- und Speedbewerben<br />

und treiben die Story voran. Erstmals<br />

können wir mit menschlichen Mitspielern<br />

die ganze Kampagne zusammen zocken<br />

und schneller ans Ziel gelangen und<br />

Gegner ausbremsen. The Crew ist für<br />

Xbox One, Xbox 360, PlayStation 4 und<br />

Windows PC erhältlich. Kostenpunkt ab<br />

54 Euro.<br />

Dragon Age: Inquisition<br />

Im neuesten Teil des Rollenspiels Dragon<br />

Age bekämpfen sich Magier und Templer<br />

weiter bis aufs Blut. Durch einen Dimensionsriss<br />

am Himmel fallen Dämonen in die<br />

Dragon Age-Spielwelt ein. Beide Fraktionen<br />

schieben die Schuld für diese Misere<br />

jeweils der anderen in die Schuhe. Klarer<br />

Auftrag für unseren Helden als Inquisitor<br />

da mal aufzuräumen. Als Krieger, Magier<br />

oder Schurke metzeln wir uns durch die<br />

Welt, die randvoll mit Nebenquests und<br />

Zusatzaufgaben ist. Grafisch ist das Spiel<br />

eine Augenweide von Anbeginn an – die<br />

Landschaften verlocken zu Ausflügen abseits<br />

der Hauptstory. Insgesamt ist Dragon<br />

Age eine stimmungsvolle Fortsetzung und<br />

Entwickler BioWare zeigt wieder einmal<br />

wie gut sie das Handwerk des Rollenspiels<br />

beherrschen.<br />

Für PC, PS4 und Xbox One erhältlich.<br />

Ab 59,45 Euro erhältlich.


48 LIFESTYLE<br />

Ayurveda Tipp<br />

MHMMMANDELN!!!<br />

Im Winter trinke ich am liebsten ayurvedische<br />

Mandelmilch: Über Nacht die<br />

Mandeln einweichen, gekochte Milch<br />

am Morgen drüber gießen, pürieren und<br />

Kardamompulver rein. Stärkt die Kräfte<br />

und soll auch verjüngend wirken!<br />

LIFE &<br />

AntiaStyle<br />

Was kost’ schon<br />

die Welt?!<br />

Von Delna<br />

Neujahrs-<br />

Tipp<br />

Träumt schön!<br />

Mein neuestes Hobby möchte ich jedem<br />

wärmstens ans Herz legen. Man braucht<br />

weder Ausrüstung noch Geschick dafür, es<br />

funktioniert immer und überall und ist eines<br />

der besten Mittel gegen Stress: Hingebungsvoll<br />

wegträumen! Handy lautlos, Augen zu<br />

und die Welt draußen Welt sein lassen. Los<br />

geht’s! Ein traumhaftes 2<strong>01</strong>5 euch allen*<br />

3 FRAGEN AN Gudrun Liska,<br />

Head of Marketing von Palmers.<br />

EINRICHTUNGS-<br />

PHILOSOPHIE<br />

Steht dir deine<br />

Wand?<br />

Ich habe eine neue Wohnung.<br />

Die Wand hinter<br />

dem Esstisch habe ich<br />

anthrazit gestrichen. Anthrazit<br />

steht mir. Meine<br />

Kollegin war ganz konsterniert: Sie würde ihre Wandfarbe auf ihr Sofa<br />

abstimmen, aber nicht auf ihren Teint. Wie unreflektiert. Dabei ist auch<br />

sie Single. Es ist doch der erste Gedanke, den ich habe: Sollte ich einmal<br />

Besuch bekommen und sollte dieser Besuch mit mir an meinem<br />

Esstisch sitzen, so will ich doch keinen Brombeerton hinter mir haben,<br />

der mich blass macht, Augenringe hervorhebt und jede Rötung meiner<br />

Wangenäderchen betont. Das ist doch das Einmaleins jeder Farbberatung.<br />

Natürlich „steht“ auch meinem Sofa das Anthrazit, ebenso<br />

wie dem Esstisch und dem Kerzenständer. Aber ich finde: Möbelkauf,<br />

Wandgestaltung, ja selbst Bettwäscheauswahl sollte grundsätzlich wie<br />

Kleider-Shopping ablaufen. Mir mag der Dress in Himbeere gefallen,<br />

aber an Katy Perry und nicht an mir. Und das Kleid mit Rüschen ist<br />

zwar süß, aber wenn ich mich unwohl fühle, ist es nicht „meins“. Nur<br />

logisch, die eigene Wohnung genauso einzukleiden: Ich fühle mich nicht<br />

nur in jeder Ecke pudelwohl, sondern sehe dort auch gut aus. Das finde<br />

ich nicht oberflächlich, sondern ästhetisch raffiniert bzw. nachhaltig.<br />

Schließlich soll der Besuch ja wiederkommen... sofern er mir „steht“.<br />

antia@dasbiber.at<br />

Zu Silvester sollte „frau“ rote<br />

Unterwäsche tragen. Warum<br />

eigentlich?<br />

Man sagt, dass es Glück bringt. In<br />

Italien und Spanien ist der Brauch<br />

sehr verbreitet und bei uns halten<br />

sich auch immer mehr Damen<br />

daran. Rot ist ja zudem auch die<br />

Farbe der Liebe und Verführung!<br />

Welche Trends gibt es im Dessous-Bereich?<br />

Neu ist das Magic Top von Palmers, das ist ein BH mit<br />

einem variablen Spitzentop zum ganz einfach befestigen.<br />

Ideal für tief geschnittene Sakkos und Tops!<br />

Apropos Hingucker: Was gefällt denn den Männern?<br />

Im Allgemeinen sexy Dessous. Natürlich sind Korsagen<br />

und Strumpfband-Sets immer ein Thema und werden<br />

auch gerne für Geschenke gekauft. Und verführerische<br />

Push Up Bustiers are Men´s best friends ;-)<br />

Spitze!<br />

Magic Top von Palmers<br />

Fotos: Tina Herzl, Palmers, Ludwig Schedl, Delna Antia


LIFESTYLE 49<br />

NEU!!!<br />

Werde wie<br />

Top-Model<br />

und Karate-<br />

Meister<br />

Artur<br />

MANN &<br />

Du bist, was<br />

du isst. Von Artur<br />

ZolkiewiczBody<br />

MEINUNG<br />

Kaffee in Muskeln umwandeln!<br />

Der ungarische Mathematiker Paul Erdös sagte einmal: „Mathematiker<br />

sind Geräte, die Kaffee in Behauptungen umwandeln<br />

können.“ Ich sage: Du bist ein Gerät, das Kaffee in Muskeln umwandeln<br />

kann! – Kaffee ist ein echter Wundermacher. Getrunken<br />

kurz vor dem Training, regt er den Stoffwechsel an und hilft uns<br />

dabei, länger und härter trainieren zu können. Nach einer intensiven<br />

Einheit wirkt der davor konsumierte Wundertrank regenerationsfördernd:<br />

Eine amerikanische Studie bewies, dass Athleten,<br />

die Koffein vor dem Training zu sich nahmen, sich danach schneller<br />

regenerieren konnten. Außerdem sind Kaffeebohnen reich an<br />

Antioxidantien – natürliche Inhaltsstoffe, die die Körperzellen vor<br />

schädlichen Einflüssen schützen. Ganz wichtig: Laut einer Studie<br />

der Uni Graz bringt ein schwarzer Kaffee viel mehr Vorteile als einer<br />

mit Milch! Gute News gibt es noch: Die Wissenschaftler der<br />

Universität McKendree konnten einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen Koffeinkonsum und sexueller Anziehung nachweisen.<br />

Worauf wartest du noch? Ein doppelter Espresso und ran an die<br />

Arbeit! ;-) zolkiewicz@dasbiber.at<br />

„<br />

DIE NR. 1 SCHAUMCOLORATION **<br />

1.371 Österreicherinnen haben<br />

Perfect Mousse getestet<br />

und waren begeistert. *<br />

Einfache Anwendung,<br />

tolle Farbe, guter<br />

„<br />

Geruch!<br />

Michaela W., 26 Jahre<br />

300 Schwarzbraun<br />

98%<br />

sind von der<br />

einfachen<br />

Anwendung<br />

begeistert *<br />

„ „<br />

Perfektes Ergebnis<br />

ohne Tropfen!<br />

Patrizia H., 38 Jahre<br />

750 Dunkles Goldblond<br />

Fotos: Redkation, Marko Mestrović<br />

ZAHL DES MONATS<br />

656<br />

So viele Muskeln besitzt jeder<br />

gesunde Mensch. Wobei diese<br />

beim Mann etwa 40%, bei der<br />

Frau etwa 23% der Gesamtkörpermasse<br />

ausmachen.<br />

„<br />

MOTIVATIONSSPRUCH<br />

WER IMMER TUT, WAS<br />

ER SCHON KANN, BLEIBT<br />

IMMER DAS, WAS ER<br />

SCHON IST.<br />

“<br />

Henry Ford<br />

Tipp<br />

Keep on rollin‘<br />

Der „Foam Roller“ ist eine Rolle aus<br />

Kunststoff, die man zum sogenannten<br />

"self-myofascial-release" verwenden<br />

kann. Einfach gesagt: Das ‚Rollen‘<br />

fördert die Durchblutung und hilft<br />

die Verspannungen und Verklebungen<br />

in der Muskulatur zu lockern<br />

und aufzulösen. Er kann aber ebenso<br />

zur Trainingsvorbereitung verwendet<br />

werden. Preis: ab 16 Euro.<br />

Einfaches<br />

Auftragen<br />

... und wann<br />

probieren Sie<br />

Perfect Mousse?<br />

Auch am Hinterkopf<br />

– ohne zu tropfen<br />

Einmassieren<br />

wie ein Shampoo<br />

*www.trnd.de, word-of-mouth, Befragung von 1.371 Testpersonen (Österreich 2<strong>01</strong>1)<br />

** Nielsen, Marktanteil Vekäufe Wert und Stück in Österreich, 2<strong>01</strong>1 - P8 20<strong>14</strong>


50 LIFESTYLE<br />

UNTER<br />

DER HAUBE<br />

Sie hält dich warm und verleiht deinem Outfit das<br />

i-Tüpfelchen. Egal, ob simpel gestrickt oder mit<br />

Aufschrift, Plommel oder Leo-Ohren. Hinter jeder<br />

Haube steckt ein Glaube.<br />

Von Schadi Mouhandes und Marko Mestrovic (Fotos) /<br />

Produktion: Delna Antia<br />

Love is in the air<br />

Ihr seid so verliebt! Das soll auch alle<br />

Welt sehen. Händchenhaltend am<br />

Christkindlmarkt reicht nicht, ein<br />

Partner-Mützen-Look ist dabei das<br />

Mindeste. Wenn du der Mann in der<br />

Beziehung bist, hast du die A***karte<br />

gezogen, denn in Sachen Style sucht<br />

die Frau aus, was ihr steht. Also<br />

hoffentlich passen dir bunte Plommel-<br />

Hauben!<br />

London & Tokyo Haube by American<br />

Appareal jeweils 28€


LIFESTYLE<br />

51<br />

Chia und Onur sind seit acht Jahren<br />

unter der Haube. Gut, nicht<br />

verheiratet. Aber die perfekten<br />

Mützengesichter hätten sie<br />

dazu. Egal welcher Style, die Wolle sitzt.<br />

So geht es leider nicht jedem von uns.<br />

Doch glücklicherweise ist die eigentliche<br />

Funktion der Haube, nämlich die Ohren<br />

warm zu halten, längst ein alter Hut. Sie<br />

ist keine bloße Outdoor-Angelegenheit<br />

mehr, sondern das must-have Indoor-<br />

Accessoire. Daher gibt es Hauben in allen<br />

Farben des Regenbogens und allen Formen<br />

des Universums. Somit werden selbst<br />

Mützenmuffel einen Deckel für ihren<br />

Kopf finden. Doch wisse, WELCHE Mütze<br />

du WIE trägst, verrät wie du gestrickt bist.<br />

Der <strong>BIBER</strong>-Hauben-Guide:<br />

Be Playboy<br />

Du bist cool. Damit ist eigentlich<br />

alles gesagt. Du stehst auf<br />

swaggy-chillige Accessoires, die<br />

dich, natürlich unbeabsichtigt,<br />

zum heißen Frauenheld im kalten<br />

Winter machen. Wie deine Beanie.<br />

Die dünne Haube, die drinnen<br />

niemals ausgezogen wird, sitzt<br />

perfekt, wenn sie wie eine Socke<br />

am Hinterkopf herunterhängt.<br />

Falls man Glatzenträger ist, muss<br />

der Ansatz der Glatze zu sehen<br />

sein. Falls man Haare hat, gilt das<br />

gleiche. Darauf stehen die Frauen.<br />

Ein nachdenklicher Beckham-<br />

Blick mit Stirnfalten rundet den<br />

Style perfekt ab.<br />

Masterdis Haube by Snipes 9,99€<br />

Tierisch unterwegs<br />

Egal, ob Küken oder Leopard, diese tierischen Winterhauben werden ausschließlich von Frauen getragen. Damit willst<br />

du den Welpen-Effekt auflösen: Schau, wie süüüüß! Entweder du bist wirklich extrem niedlich oder Fasching-Fan<br />

und/oder nimmst dich selber nicht ganz ernst. Die Aufmerksamkeit, die du suchst, wirst du mit dieser Haube auch<br />

bekommen. Zudem gibt es nette Baumel-Plommel zum Spielen mit anderen Tieren im Großstadt-Dschungel<br />

Küken by Brigitte Bijou <strong>12</strong>,95€ & Leopard by Claires <strong>15</strong>€


52 LIFESTYLE<br />

Auf die Stirn geschrieben!<br />

Du bist launisch, Sportfan oder<br />

Gangster? Dann sind Hauben mit<br />

Motto dein Ding. Ob „Bad Hair<br />

Day“, „San Francisco 49er“ oder ein<br />

Bekenntnis zum Hip-Hop-Style à la<br />

„Karl Kani“. Mit einer Statement-<br />

Mütze drückst du außen aus, was<br />

innen abgeht. Das Statement muss<br />

natürlich riesig groß drauf stehen,<br />

um auch jede Person auf deine weisen<br />

Worte aufmerksam zu machen.<br />

Karl Kani by Snipes für 24,99€ &<br />

San Francisco 49er aus dem SF49er<br />

Store für 22,95$


Love is in the air<br />

Ihr seid so verliebt! Das soll auch alle Welt sehen. Händchenhaltend<br />

am Christkindlmarkt Schlittschuh laufen reicht nicht, ein Partner-<br />

Mützen-Look ist dabei das Mindeste. Wenn du der Mann in der Beziehung<br />

bist, hast du die A***karte gezogen, denn in Sachen Style<br />

sucht die Frau dir aus, was ihr steht. Also hoffentlich passen dir bunte<br />

Plommel-Hauben!<br />

London & Tokyo Haube by American Appareal jeweils 28€<br />

LIFESTYLE<br />

Die Überflieger<br />

Dein Portemonnaie ist nie<br />

leer und du gehst nur in edlen<br />

Restaurants essen? Darüber<br />

hinaus willst du dich abheben<br />

von den anderen mit den billigen<br />

Wollmützen? Dann haben<br />

deine Luxusohren etwas Besseres<br />

verdient: Die Fliegerhaube.<br />

Mit ihr bist du nicht nur gegen<br />

sibirische Wintereinbrüche<br />

geschützt, sondern setzt auch<br />

klare Klassenstatements: Ist ihr<br />

Leder und Fell (etwa Waschbär)<br />

echt, sind St. Moritz und<br />

Kitzbühel deine Heimat. Ist<br />

beides unecht, machst du<br />

immerhin klar: Du orientierst<br />

dich nach oben und weißt, was<br />

Qualität ist.<br />

Fliegermützen by Maurer: gelb<br />

99€, braun 79€<br />

53


54 MIT SCHARF<br />

KULTUR<br />

VERSTAUBTE MUSEEN<br />

WAREN GESTERN<br />

SERBISCHE KUNST IN WIEN<br />

DER SERBISCHE PICASSO, ZERBOMBTE HAUPTSTÄDTE UND NOSTALGIE.<br />

AUF DER AUSSTELLUNG PREMONITION / BLOOD / HOPE IM KÜNSTLERHAUS<br />

BEGEBE ICH MICH DURCH DREI RÄUMLICH UNTERTEILTE EPOCHEN AUF EINE<br />

REISE DURCH 100 JAHRE SERBISCHER GESCHICHTE. BEEINDRUCKEND UND<br />

BEDRÜCKEND. VON JELENA PANTIĆ<br />

ARTOTHEK – KUNST<br />

ZUM AUSBORGEN<br />

VON SCHADI MOUHANDES<br />

Die historische Zeitreise ist so unterteilt: der Erste Weltkrieg bis zum Zerfall Jugoslawiens, die 90er<br />

mit Bürgerkrieg und NATO-Angriff und das zweite Millennium nach dem Fall des Milošević-<br />

Regimes bis heute. Den ersten Abschnitt dominiert „der serbische Picasso“, Milan Konjović. Fast ein<br />

Jahrhundert am Leben, hat er alle jüngsten Kriege miterlebt. What-the-fuck-Fact: Einen Abend vor<br />

dem Zerfall Jugoslawiens „prophezeite“ er mit einem Bild in seiner Ausstellung quasi den Untergang<br />

der SFRJ. Der benachbarte Raum steht ganz im Zeichen von Kommunismus und Nostalgie: roter Hammer<br />

plus Sichel und ein Yugo, aus dem die „Internacionala“, die bekannteste sozialistische Hymne,<br />

dröhnt.<br />

WIDERSTAND GEGEN DAS CHAOS<br />

Ich durchquere den mittleren Raum und finde mich in den 90ern wieder. Während im vorherigen<br />

Raum viele abstrakte Werke zu sehen sind, dominieren hier ganz klar geometrische Formen. Die<br />

Künstler versuchten im Chaos der 90er Jahre zumindest etwas Struktur und Ordnung zu schaffen.<br />

Besonders beeindruckt hat mich Andrej Tišmas Fotomontage „Kollateralschäden“: Er zeigt Bilder von<br />

den Hauptstädten aller Nationen, die am NATO-Bombardement Serbiens beteiligt waren. Die Wahrzeichen<br />

wurden digital so zerstört, wie sie ausgesehen hätten, wenn dort Bomben gefallen wären.<br />

Bei den zeitgenössischen Kunstwerken sticht besonders Goran Despotovskis „Selection“ heraus: weiße<br />

Puppen in schwarzen Anzügen mit Sprüchen an den Jacketts wie „We do not dare to look up.“ Trotz der<br />

vorherrschenden Trostlosigkeit, glaube ich immer wieder einige Hoffnungsschimmer zu entdecken.<br />

Organisiert wurde die Ausstellung gemeinsam mit der Bel Art Gallery aus Novi Sad und ist noch bis<br />

6. Jänner zu besichtigen. Also hopp,hopp!<br />

biber & Künstlerhaus verlosen 10 Goodie-Packages mit je: 2x Eintrittskarten + Führung & Katalog mit<br />

ausführlichen Details.<br />

Schicke eine Mail an redaktion@dasbiber.at, Betreff: „Serbische Kunst“ und ob du die Führung auf Serbisch<br />

oder Deutsch möchtest, srećno!<br />

Schadi mixt in seiner Wohnung muslimische<br />

mit zeitgenössischer österreichischer Kunst.<br />

Weiße, kahle Wände in eurer Wohnung?<br />

Das einzige was eure Wand verziert, ist ein<br />

altes ‘N Sync Poster? Ihr wollt gebildeter<br />

und weltoffener rüberkommen? Hier die<br />

Lösung! Die Wiener Museum Startgalerie<br />

Artothek (MUSA) bietet zeitgenössische<br />

Kunst für jedermann zum Mitnehmen an.<br />

Für einen kleinen Betrag könnt ihr ein oder<br />

mehrere Bilder euer Eigen nennen.<br />

Seit drei Jahren wohne ich nun in Wien und<br />

mein Zimmer ist immer noch langweilig und<br />

kahl. Wenn ich Mädchen zum „Tee trinken“<br />

einlade, fühlen sie sich wie in einem Krankenhaus<br />

und wollen dann anschließend<br />

auch nicht mehr die Briefmarkensammlung<br />

*hust* in meinem Zimmer sehen. Schade.<br />

Übers Internet bin ich auf die MUSA gestoßen,<br />

die zeitgenössische Kunst für € 2,50<br />

pro Bild und Monat verleiht. Bilder unterschiedlichster<br />

Art wie zum Beispiel abstrakte<br />

Kunstwerke kann man sich hier ausborgen.<br />

Darüber hinaus fördert das private<br />

Ausleihen von Kunstwerken das Sammelinteresse<br />

und führt eventuell zum Kauf eines<br />

Bildes. Dadurch werden zeitgenössische<br />

Wiener Künstler gefördert und ich habe<br />

den Vorteil, dass meine Wände nicht mehr<br />

kahl sind und durch wunderschöne Kunstwerke<br />

geschmückt werden. Es fördert mein<br />

Bewusstsein für zeitgenössische Kunst und<br />

die Möglichkeit auch gebildetere Mädchen<br />

zu meiner „Briefmarkensammlung“ zu locken.<br />

Eine absolute Win-Win Situation - und<br />

das zum Preis eines Kaffees.<br />

MUSA Museum Startgalerie Artothek<br />

Felderstraße 6–8, 1<strong>01</strong>0 Wien (neben dem Rathaus)<br />

Justyna Ziarko, Jelena Pantic, Hannibal/NBC


MIT SCHARF<br />

55<br />

KANNIBALEN, TRANSGENDER<br />

& RASSISTISCHE ÄRZTE<br />

BEST OF SERIEN 20<strong>14</strong><br />

VON MUHAMED BEGANOVIĆ<br />

ENTDECKE<br />

Besonderes!<br />

von<br />

DESIGNERINNEN<br />

& DESIGNERN<br />

mehr als<br />

50<br />

-Serien sind wie Kebab-Stände: Es gibt unheimlich viele,<br />

TVaber nur wenige können einen richtig begeistern und zum<br />

wiederholten Konsum verleiten. Man kann mehrere Folgen am<br />

Stück gucken, eine moderne Halb-Krankheit, die man Bingewatching<br />

nennt. Und ja, eh klar, du als Serien-Junkie kennst<br />

ohnehin schon die besten Serien. Ich weiß, dass du Game of<br />

Thrones, House of Cards, Breaking Bad und True Detective an<br />

einem Wochenende gesehen hast. Das habe ich nämlich auch.<br />

Stattdessen hier ein paar sehr gute, neue Serien, die du vielleicht<br />

nicht kennst.<br />

HANNIBAL Die Serie zeigt das Leben des Kannibalen und<br />

Psychomörders Dr. Hannibal Lecter, bevor er vom FBI gefasst<br />

wird. Hannibal wird von James-Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen<br />

gespielt. Womöglich die brutalste Serie im Fernsehen. Die Morde<br />

sind grausam und der Psychoterror gnadenlos. Das Finale der<br />

zweiten Staffel übertrifft sogar „The red wedding“ (Anm.: Massaker<br />

gegen Ende der dritten Game-of-Thrones-Staffel).<br />

TRANSPARENT Ein Vater im Pensionsalter offenbart seinen<br />

drei erwachsenen Kindern sein Geheimnis: Er ist eine Frau.<br />

Spätestens seit dem Film Transamerica liefert das Thema Transgender<br />

Stoff für gute Drama-Comedies, so wie hier der Fall. Sehr<br />

herzige Serie.<br />

THE KNICK Diese Drama-Serie kann man locker als Dr.<br />

House im Jahr 1900 zusammenfassen. Es geht um die progressive<br />

Entwicklung der Medizin, ein Arschloch von einem Chefarzt<br />

und um Rassismus. Ein fein geschriebenes Drama für Genre-<br />

Fans.<br />

alles in einem<br />

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56 MIT SCHARF<br />

VON JELENA PANTIĆ UND YASMIN SZARANIEC,<br />

FOTOS: CHRISTOPH LIEBENTRITT<br />

ROLLE:<br />

NUTTE, TAXIFAHRER ODER AUSLÄNDERLEI-<br />

CHE. SCHAUSPIELER MIT MIGRATIONSHIN-<br />

TERGRUND KÖNNEN OFT NUR ZWISCHEN<br />

KLISCHEEBEHAFTETEN ROLLEN IN DER<br />

ÖSTERREICHISCHEN FILM- UND THEATER-<br />

LANDSCHAFT WÄHLEN. <strong>BIBER</strong> SPRACH MIT<br />

ACHMED, IVANA UND MILINKO ÜBER DEN<br />

GEFRAGTEN ARABER-AKZENT, EINEN MAN-<br />

GEL AN RICHTIGEN DREHBÜCHERN UND<br />

SELBSTVERSCHULDETE KLISCHEEBILDER.<br />

AUSLÄNDERLEICHE<br />

„G<br />

esucht sind hübsche, junge Mädchen mit Migrationshintergrund<br />

und dunklen Haaren, die sich nicht schämen<br />

sich in „Fortgeh-Outfits“ vor der Kamera zu präsentieren.“<br />

So oder ähnlich lauten die Rollenausschreibungen und gemeint<br />

ist: Wer mag eine Nutte spielen? Ivana Stojković war schon<br />

oft das fesche Mädchen im Film, das rauchend an der Wand lehnt<br />

und auf Kunden wartet. Die 21-Jährige erhielt wegen ihres dunklen<br />

Typs, dem attraktiven Äußeren und ihrem rollenden „R“ mehrmals<br />

die Rolle der Prostituierten. Ob ihr das zu schaffen macht?<br />

„Das war mein Start in die Filmwelt. Ich stehe zu meiner Herkunft<br />

und schäme mich überhaupt nicht. Eigentlich find’ ich das gut,<br />

so kann ich meine „Nachteile“ wie das rollende „R“ zu meinem<br />

Vorteil nutzen.“ Dennoch würde Ivana lieber eine Actionheldin<br />

spielen.<br />

Fakt ist: Das Schauspielbusiness ist knallhart - und das für alle.<br />

Aber es scheint, als hätten Migranten noch eine zusätzliche Hürde<br />

zu überwinden. Milinko Ametović-Beganović ist seit drei Jahren<br />

Schauspieler und seine Agentin machte ihm schnell klar, was<br />

sein Nachteil ist. Er hat zwar viel Talent, aber leider keine blonden<br />

Haare und blaue Augen. Tja, leider dumm gelaufen, denn wäre das<br />

so, hätte er viel mehr Möglichkeiten.<br />

Ob er sich für eine „Klischee“-Rolle schon mal geschämt hat?<br />

„So würde ich das nie sagen, aber mir wurden schon allerlei Rollen<br />

unter meinem Niveau angeboten.“ Die Leiche eines drogensüchtigen<br />

Ausländers in „Tatort“ zu spielen, gehört nicht dazu: „Es hat<br />

mich einfach gereizt, eine Leiche zu spielen.“ Milinko möchte aber<br />

nicht in dieser Kategorie bleiben, denn „man bleibt schnell in einer<br />

Schublade gefangen und dann werden einem ständig solche Rollen<br />

angeboten.“ Am liebsten wäre ihm, man würde ihm seine Traumrollen<br />

Arzt oder Soldat vorschlagen.<br />

„GIB JETZT DEN ARABER!“<br />

Achmed Abdel-Salam hingegen war von Anfang an klar, dass der<br />

Migrationshintergrund und sein eher südländisches Aussehen<br />

wahrscheinlich eine Hürde sein könnten. Deshalb begann er sich<br />

seine Rollen einfach selbst zu schreiben. Achmed studiert Drehbuch<br />

an der Filmakademie im Master und hat schon zwei Filme<br />

mit ihm selbst in der Hauptrolle geschrieben und gedreht.<br />

Einmal wurde er als Taxifahrer gecastet und hatte laut Drehbuch<br />

zwei Sätze auf Wienerisch. Am Set lehnte sich der Regisseur<br />

ans Taxifenster und sagte: „Du machst uns jetzt eh irgendeinen<br />

schönen Akzent, irgendwas Arabisches, ge?“ Wenn der 31-Jährige


MIT SCHARF<br />

57<br />

MILINKO SPIELTE<br />

IN TATORT EINE<br />

DROGENSÜCHTIGE<br />

AUSLÄNDERLEICHE.<br />

TROTZDEM BEREUT<br />

ER ES NICHT.


58 MIT SCHARF<br />

das gewusst hätte, hätte er es wahrscheinlich<br />

nicht gemacht. Dass er aus<br />

bestimmten Gründen vorgeschlagen<br />

wird, versetzte ihm manchmal einen<br />

Stich, mittlerweile sieht er es aber einfach<br />

als Erfahrung. Er ist der Meinung:<br />

„Anfangs ist es wichtig auch Rollen anzunehmen,<br />

bei denen man nun einmal<br />

das Klischee bedient.“ Dennoch hatte er<br />

es satt und bei seiner heutigen Casting-<br />

Agentur trifft er auf vollstes Verständnis:<br />

„Meine Agentin und ich haben uns<br />

darauf geeinigt, dass solche Rollen immer<br />

genau besprochen werden und ich<br />

jederzeit sagen kann, wenn ich etwas<br />

nicht spielen möchte. Ich habe immer<br />

die Wahl.“ Er glaubt, in der österreichischen<br />

Filmlandschaft gibt es einfach<br />

zu wenig spannende Drehbücher „und<br />

jene, die für uns ’Migranten’ interessant<br />

wären, werden meistens von Leuten,<br />

die selbst Migrationshintergrund<br />

haben, gemacht.“ Ivana gibt Achmed<br />

Recht: Es fehlen die Stoffe, in die man<br />

Menschen anderer Kulturen einbauen<br />

kann. Es herrscht die Meinung, dass<br />

jemand, der orientalisch aussieht, nicht<br />

den 08/<strong>15</strong>-Wiener spielen kann. „Leider<br />

Gottes, denn das widerspricht sich<br />

eigentlich. Wien hat sich so verändert,<br />

dass nicht nur ein Blauäugiger, Blonder<br />

den Österreicher spielen muss.“<br />

Das beweist auch der Wiener Regisseur<br />

Umut Dağ: Mit seinen Filmen bietet er<br />

Stoffe, mit denen sich Migranten identifizieren<br />

können, ohne dabei in die<br />

Klischee-Falle zu tappen. Das ist auch<br />

notwendig, denn Geschichten über Migranten<br />

gehören mittlerweile zu Wien<br />

dazu wie die Sacher Torte.<br />

„UNSERE LEUTE SIND SCHULD“<br />

Am liebsten würde der Serbe einen Arzt spielen<br />

Die Rolle ihres Lebens? Ivi muss für die Rolle der<br />

Prostituierten herhalten.<br />

Kein Bock auf Taxifahrer: Achmed schreibt sich seine<br />

Rollen jetzt selbst!<br />

Grund für diese Hindernisse sind für<br />

Milinko eindeutig die Vorurteile von<br />

Castern und Medien, aber auch die<br />

eigenen Leute. In den Medien sind<br />

ausländische Namen und Kriminalität<br />

quasi untrennbar. Und da Film ebenfalls<br />

ein Medium ist, wird dieses Bild<br />

einfach übernommen. Doch Milinko<br />

findet: „Die Klischees kommen nicht<br />

von irgendwo her. Es gibt nun mal<br />

schwarze Schafe. Während aber Leute<br />

wie wir daran arbeiten, Kultur zu schaffen<br />

und unser Volk hier in einem besseren<br />

Licht zu repräsentieren, rauben die<br />

anderen Banken aus und überschatten<br />

uns damit. Ich würde sagen, dass unsere<br />

Leute das Problem sind und wir uns<br />

gegen sie durchsetzen müssen.“ Kurz:<br />

Österreichs Migranten müssen sich<br />

ändern. Sie dürfen den Österreichern<br />

keinen Anlass dazu geben, so negativ<br />

über sie zu denken. Der 20-Jährige hat<br />

es geschafft sich durchzusetzen und hat<br />

kürzlich in einem Theaterstück eine<br />

Rolle als Rechtsgehilfe ergattert, wo<br />

sein Migrationshintergrund absolut<br />

keine Rolle spielte.<br />

„ES GEHT BERGAUF!“<br />

Den Versuch migrantischen Schauspielern<br />

den Einstieg ins Theater ohne<br />

Klischeerollen zu erleichtern, gibt es<br />

bereits: Die DiverCITYLab-Akademie<br />

hat es sich zum Ziel gesetzt, ihre Studierenden<br />

sowie die Wiener Theater-<br />

Szene für das post-migrantische 21.<br />

Jahrhundert tauglich zu machen. Nach<br />

zwei Jahren sind den AbsolventInnen<br />

mindestens zwei Theaterproduktionen<br />

auf nationalen oder internationalen<br />

Bühnen sicher. Projektleiterin Aslı Kislal<br />

sieht in der Filmbranche eine große<br />

Zukunft, das Theater wird aber wohl<br />

noch seine Zeit brauchen, bis es sich<br />

in die Gesellschaft integriert. Dennoch<br />

spürt sie, dass es bergauf geht und sagt<br />

klar: „Wir sind im Kommen!“<br />

Achmed glaubt auch, dass sich in<br />

den nächsten 5-10 Jahren einiges in<br />

der österreichischen Film- und Fernsehlandschaft<br />

ändern wird. Es gibt jetzt<br />

eine neue Welle von Filmemachern und<br />

alles wird offener. „Weil man die Augen<br />

nicht mehr vor der Tatsache verschließen<br />

kann, dass Wien eine Mulitkulti-<br />

Stadt ist. Es gibt sehr viele spannende<br />

Schauspieler der zweiten und dritten<br />

Generation, die super sind und denen<br />

man eine Chance geben sollte.“ Zusammenfassend<br />

lässt sich sagen, dass<br />

für den Umbruch genügend Wille und<br />

Talente vorhanden sind. Es fehlen nur<br />

noch die Drehbücher, Stoffe und Formate,<br />

in denen diese Talente entsprechend<br />

eingesetzt werden können.<br />

DiverCITYLab wird von Wien Kultur<br />

gefördert und die zweijährige Ausbildung<br />

ist kostenlos. Die nächste Klasse startet im<br />

Oktober 2<strong>01</strong>5, die Aufnahmephase beginnt<br />

im März. Mehr Infos ab Februar auf www.<br />

divercitylab.at und auf Facebook.


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Startseite Profil Konto<br />

Manuel „die Mauer“ Neuer<br />

Pinnwand<br />

Info Fotos Videos Gefällt mir<br />

Manuel Neuer schaut gemeinsam mit Hamit Altintop und<br />

Nazan Eckes: „Bu Tarz Benim“ J belustigt<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 21:10 Uhr<br />

Ivana Sert, Gülay Hancer, Demba Ba und Dieter Bohlen, und 35<br />

anderen gefällt das.<br />

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Informationen<br />

Beruf: Weltmeister,<br />

Torwart, Verteidiger<br />

Hobbys: Tennis, Minigolf<br />

Beziehungsstatus: Vielleicht<br />

habe ich gar keine<br />

Freundin sondern einen<br />

Freund.<br />

Lebensweisheit: Wer im<br />

Strafraum sitzt, soll nicht<br />

mit Steinen werfen und<br />

nicht faulen.<br />

Freunde<br />

500.855 Alle anzeigen<br />

Andreas<br />

Herzog<br />

Eko Fresh<br />

David<br />

Alaba<br />

Mesut<br />

Özil<br />

Stefan<br />

Raab<br />

Boris<br />

Becker<br />

Fotos<br />

2 von 3 Alben Alle anzeigen<br />

Auf der Wiesn<br />

vor 5 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Ich in Aktion<br />

vor 45 Tagen<br />

aktualisiert<br />

Mesut Özil: Ha Ha Ha. Was isn da los?<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 21:<strong>15</strong> Uhr<br />

35 anderen gefällt das<br />

Manuel Neuer: Anscheinend ist diese Show der letzte Schrei bei<br />

euch Türken. Nazan lässt uns nichts anderes schauen =(<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 21:32 Uhr<br />

45 anderen gefällt das<br />

Pep Gurdiola Manuel Neuer<br />

Ich hoffe du bist für das Spiel nächste Woche fit! Todo claro ?<br />

Pippi feino?<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:45 Uhr<br />

Manuel Neuer, Zlatan Ibrahimovic, Messi<br />

und Dante gefällt das.<br />

Manuel Neuer: Coach! Bitte es ist bald Weihnachten! Darf ich<br />

einmal im Sturm spielen?<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:47 Uhr<br />

9.2833 anderen gefällt das<br />

Robert Lewandowski: HA HA HA Sturmpartner Neuer.<br />

Ich bin dafür.<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:48 Uhr<br />

677 anderen gefällt das<br />

Manuel Neuer: Biiiiiiiiiiittttteeeeeeeeeeee?<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:48 Uhr<br />

2 anderen gefällt das<br />

Pep Gurdiola: Estas Chalado! Du bist ja verrückt.<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 19:52 Uhr<br />

422 anderen gefällt das<br />

Manuel Neuer Ich hatte soeben einen Albtraum!<br />

Ich habe geträumt, dass ich gar nicht<br />

Manuel Neuer, sonder Helene Fischer bin.<br />

Das war schrecklich!<br />

09. Dezember 20<strong>14</strong> um 07:<strong>15</strong> Uhr<br />

Oliver Kahn, Wiener Polizei, Punjabi Mc, und<br />

<strong>12</strong>8 anderen gefällt das.<br />

Gianluigi Buffon Manuel Neuer<br />

Hey Bro ! Ich hoffe du bekommst den Preis<br />

für den besten Spieler der Welt!<br />

08. Dezember 20<strong>14</strong> um 22:45 Uhr<br />

Oliver Kahn, Wiener Polizei, Punjabi Mc, und<br />

<strong>12</strong>8 anderen gefällt das.<br />

Cristiano Ronaldo: Solange es Messi die Rattn<br />

ned bekummt is ma ois recht.<br />

08. Dezember 20<strong>14</strong> um 22:48 Uhr<br />

1.500 anderen gefällt das<br />

Spiderman<br />

Auch wenn du von<br />

Adidas gesponsert wirst.<br />

Komm zu uns!<br />

Schmeckt der ganzen<br />

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Profil des Monats –<br />

voll fake versteht sich.<br />

Schreibt Teoman Tiftik,<br />

wessen Pinnwand<br />

ihr in der nächsten<br />

Ausgabe lesen wollt:<br />

tiftik@dasbiber.at<br />

Hey Manuel! Wir müssen<br />

öffentlich ein Bild<br />

zusammen posten. Die Leute<br />

verdächtigen uns.<br />

Hi Spidy! Wieso denn?<br />

Sie denken, dass wir eine<br />

Person sind.<br />

Fotos: Dennis Van Tine / dpa Picture Alliance / picturedesk.com, Oliver Hausen / Action Press / picturedesk.com, HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com, magics / Action Press / picturedesk.com, Nutella, Wikipedia Commons, bereitgestellt


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62 MIT SCHARF<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

doch sicherlich prima?“ Aber die Architektin<br />

muss sie enttäuschen. „Nein, gar nicht“, so Eli.<br />

Neulich fuhr sie nach Israel, um dort ihr Glück<br />

zu versuchen. „Ich lerne die Sprache den ganzen<br />

Tag und habe für nichts anderes Zeit. Es ist sonst<br />

ganz waaaarm“, sagt Eli. Auf ihrem Skypebild<br />

trägt Eli einen Bikini. Die Art wie sie „warm“<br />

ausspricht, lässt erahnen, dass es ihr blendend<br />

geht. M. zittert und kuschelt sich in ihren dicken<br />

Wollschal. „Und dir Kathi, geht es dir besser in<br />

Sofia?“<br />

BLOSS NICHT BESCHWEREN!<br />

W<br />

isst ihr wo sich die Städte Sofia, Freiburg,<br />

Tallinn und Tel-Aviv treffen? In<br />

meinem Zimmer in Wien. Denn hier<br />

sitzt meine Freundin M. und plaudert mit ihren<br />

Freundinnen auf Skype.<br />

Maggie ist eine Kollegin von M., die sie an<br />

der Universität in Sofia kennengelernt hat. Vor<br />

einigen Monaten hat Maggie die bulgarische<br />

Hauptstadt verlassen und ist nach Freiburg zu<br />

ihrem deutschen Freund gezogen. „Es ist so<br />

langweilig in der deutschen Provinz. Alle sprechen<br />

nur über Geld und Arbeit“, erzählt Maggie.<br />

Es wirkt so, als ob sie sich beklagen will, aber ihrer<br />

Tonart nach zu urteilen gibt sie eigentlich ein<br />

bisschen an. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute<br />

hier ständig nur arbeiten und einkaufen, weil<br />

es sonst nichts anderes zu tun gibt. Tom ist ganz<br />

lieb zu mir, gestern hat er mir ein neues Kleid<br />

gekauft und wir gehen jeden Abend in einem<br />

schönen Restaurant essen.“<br />

Villi, die ein Masterstudium in Estland macht,<br />

mischt sich ins Gespräch ein. „Also wenn man<br />

über langweilige Orte spricht, dann ist Tallinn<br />

die langweiligste Stadt der Welt“, beginnt sie<br />

ihre Erzählung. „Alles ist so kalt und erfroren,<br />

ich dachte da steigt die große Party, aber nein,<br />

nur Langeweile und Heavy Metal Konzerte.“<br />

Villi würde niemals ein Konzert verpassen, egal<br />

um welches Genre es geht. Sie hört sich so an,<br />

als hätte sie die ganze Nacht mitgesungen. Ihre<br />

Stimme klingt wie die von Tom Waits.<br />

M. versucht etwas Positives ins Gespräch zu<br />

bringen. „In Tallinn muss es ja auch kalt sein!“,<br />

verteidigt sie Estlands Hauptstadt und stellt Eli<br />

eine suggestive Frage zu Tel Aviv. „Tel Aviv ist<br />

Kathi ist die einzige der Freundinnen, die in<br />

der gemeinsamen Geburtsstadt der vier geblieben<br />

ist. „Oh ja, hier steigt, wie ihr wisst, ständig<br />

eine Riesenparty! Ich habe weiterhin meinen<br />

blöden staatlichen Job. Jeder versucht weiterhin<br />

nichts zu machen und sein miserables Gehalt<br />

zu kassieren!“ Ein Anflug von Stolz ist in ihrer<br />

Stimme zu erkennen - sie ist die einzige, die einen<br />

festen Job hat.<br />

Nur M. sagt nichts. Vielleicht weil ich im<br />

Zimmer bin und ungewollter Zeuge ihrer Skypegespräche<br />

bin. Sie kann weder mit einem neuen<br />

Kleid, noch mit einem Heavy Metal Konzert,<br />

noch mit einem festen Job angeben. Außerdem<br />

ist es bei uns ziemlich kalt, da ich die Heizung<br />

nicht einschalte, um Geld zu sparen. Sie will<br />

nicht erzählen, dass ihr in Wien langweilig ist.<br />

M. unterbricht das Gespräch. „Wir gehen jetzt<br />

auf eine Ausstellung!“ Aus dem anderen Ende<br />

der Leitungen erklingen bewundernde Schreie.<br />

Tallinn, Sofia, Freiburg und Tel Aviv beneiden<br />

M. um ihr interessantes Leben in Wien. Nur<br />

blöd, dass M. statt auf eine Ausstellung zu gehen,<br />

Flyer für eine Ausstellung verteilt.


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