Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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Medizinische Kurzmeldungen<br />
Weniger schmerzlindernde Mittel<br />
für Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>?<br />
Weil Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
ihre Schmerzen weniger und<br />
nicht so schnell äußern, kann dies zur<br />
Folge haben, dass sie im Falle eines Falles<br />
nicht genug schmerzlindernde Mittel<br />
erhalten, fand eine neue Studie heraus,<br />
und deswegen unnötig mehr Schmerzen<br />
ausgesetzt sind.<br />
Die Studie untersuchte das sensorische<br />
Empfinden bei Kindern und Erwachsenen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und<br />
stellte fest, dass sie Schmerzgefühle<br />
zwar wahrnahmen, aber Schmerz und<br />
Unwohlsein erst <strong>mit</strong> großer Verzögerung<br />
im Vergleich zu der Kontrollgruppe<br />
kundtaten.<br />
Die französische Studie hat bedeutende<br />
Folgen für die Behandlung von<br />
Patienten <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>, die bekanntlich<br />
viel häufiger von schmerzhaften<br />
Erkrankungen betroffen sind, wie<br />
u.a. von Mittelohrentzündungen, Leukämien,<br />
Hüft- oder Hautprobleme, so die<br />
Autoren.<br />
Dies beinhaltet, dass das medizinische<br />
Team, das diesen Personenkreis zu<br />
betreuen hat, auch dann an eine<br />
Schmerzbehandlung denken muss,<br />
wenn der Patient offenbar kein<br />
Schmerzempfinden zeigt.<br />
Die Forscher untersuchten das sensorische<br />
Empfinden von 26 Personen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> und verglichen es<br />
<strong>mit</strong> einer Kontrollgruppe von 75 anderen<br />
Personen, alles Patienten einer französischen<br />
Zahnklinik.<br />
Um die Schmerzwahrnehmung zu<br />
testen, wurde den Testpersonen ein eingewickelter<br />
Eiswürfel an die Schläfe und<br />
an das Handgelenk gedrückt. Die Ergebnisse<br />
zeigen deutlich, dass Menschen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> länger brauchten,<br />
um auf den Schmerz zu reagieren,<br />
als die Kontrollgruppe. Beide Gruppen<br />
reagierten schneller beim Schmerz an<br />
der Stirn als am Puls und Frauen in beiden<br />
Gruppen hatten eine signifikant<br />
niedrigere Schmerzschwelle als Männer.<br />
Bei einem zweiten Test, der darauf<br />
zielte, die Fähigkeit, Schmerz zu lokalisieren,<br />
zu erfassen, wurde ein Watte-<br />
bausch in Ethylchlorid getränkt und auf<br />
Hände, Gesicht und Mund gehalten. Die<br />
Studie zeigte, dass Menschen <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> weniger genau angeben konnten,<br />
wo die kalte Stimulanz herkam.<br />
Die Forscher meinen, dass die höhere<br />
Schmerzschwelle und die Unfähigkeit,<br />
den Schmerz genau zu lokalisieren,<br />
verursacht werden durch eine verzögerte<br />
Schmerztransmission, eine Verzögerung<br />
im Schmerzintegrationsprozess,<br />
eine verzögerte motorische Verarbeitung<br />
oder ein Zusammenspiel dieser<br />
Faktoren.<br />
Egal welche Hypothese die richtige<br />
ist, die <strong>Leben</strong>squalität von Menschen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> ist betroffen, wenn<br />
sie nicht adäquat behandelt werden,<br />
weil sie auf Schmerzen nur <strong>mit</strong> Verzögerung<br />
reagieren können.<br />
Quelle:<br />
Lancet, 2000; 356: 1882-87<br />
Alopecia areata bei Kindern<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
Alopecia areata ist eine Komplikation,<br />
die bei Kindern <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
öfter auftritt als in der Gesamtbevölkerung.<br />
Einige von den angenommenen<br />
Ursachen sind ein Mangel an Vitamin<br />
A und Zink oder eine Schilddrüsenunterfunktion,<br />
aber bei den meisten Fällen<br />
vermutet man, dass eine Autoimmun-Erkrankung<br />
vorliegt. Unter den<br />
731 Patienten, die unsere Vorsorgeklinik<br />
für Kinder <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> (bis<br />
zum Alter von 18 Jahren) besuchten,<br />
hatten 17 (2,3 %) Alopecia areata. Bei<br />
zwei der Patienten konnte ein Zusammenhang<br />
festgestellt werden <strong>mit</strong> Zöliakie<br />
oder als Folge einer Leukämiebehandlung.<br />
Bei 15 Patienten lag keine<br />
eindeutige Ursache vor. Immerhin konnten<br />
13 Patienten erfolgreich behandelt<br />
werden, der Patient <strong>mit</strong> Zöliakie durch<br />
eine glutenfreie Ernährung und 12 Patienten<br />
durch eine homöopathische Behandlung.<br />
Quelle:<br />
Abstract von Wolfgang Storm für die<br />
„International Conference on Chromosome 21<br />
and Medical Research on <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e“,<br />
die am 6. und 7. April 2001<br />
in Barcelona stattfand<br />
MEDIZIN<br />
Eine Tretmühle zum Laufenlernen<br />
Dale Ulrich, Direktor des „Center for<br />
Motor Behaviour in <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e“<br />
an der Universität Michigan, USA<br />
hat untersucht, ob Babys <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
früher laufen können, wenn sie<br />
regelmäßig auf einer Tretmühle, einer<br />
Art Laufband, üben. Diese Nachricht<br />
konnte man vor einiger Zeit in dem Magazin<br />
„Spiegel“ lesen, der sich wiederum<br />
auf einen Artikel in dem Fachblatt<br />
„Pediatrics“ stützte.<br />
Was genau ist gemeint? Wir wissen<br />
alle, dass Kinder <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> im<br />
Durchschnitt ein Jahr später anfangen<br />
zu laufen als andere Kinder. Diese Verzögerung<br />
wirkt sich auch auf die kognitive<br />
Entwicklung des Kindes aus. Je eher<br />
das Kind laufen kann, mobil wird, desto<br />
besser kann es die Welt entdecken, so<br />
Ulrich. Wenn das Kind lange nur liegt<br />
oder sitzt, bekommt es weniger Anregungen,<br />
macht weniger Erfahrungen<br />
und lernt deshalb auch langsamer.<br />
Deshalb hat man im Center for Motor<br />
Behaviour in <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e eine<br />
Art Laufband entwickelt, eine „Tretmühle“,<br />
auf der das Kleinkind nun das<br />
Laufen trainiert. Ein regelmäßiges Training<br />
von acht Minuten am Tag an fünf<br />
Tagen pro Woche brachte die Kleinen<br />
mehr als 100 Tage, also dreieinhalb<br />
Monate früher, zum Laufen als diejenigen,<br />
die nicht auf einem Laufband übten.<br />
Nicht nur ist dies bedeutsam für die<br />
Entwicklung des Kindes, auch der Stress<br />
der Mütter nehme ab, wenn das Kind<br />
endlich selbst gehen kann. Außerdem<br />
bestehe bei Kindern <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />
die Gefahr, eher Übergewicht zu bekommen,<br />
u.a. nämlich weil sie sich zu<br />
wenig bewegen.<br />
Das Training auf dem Laufband<br />
stärkt die Kraft in den Beinen und hilft<br />
den Kindern, die aufeinander folgenden<br />
Beinbewegungen richtig einzuüben. Angefangen<br />
wird das Training, sobald das<br />
Baby über genügend Kopfkontrolle verfügt.<br />
Wer mehr über diese Methode lesen<br />
will, findet Informationen bei:<br />
www.umich.edu/–cmbds.<br />
Im Internet wurde schon heftig über<br />
das Für und Wider dieser Art der Förderung<br />
diskutiert. Interessant vielleicht<br />
eine Bemerkung von Professor Sue<br />
Buckley aus Portsmouth hierzu: Sie unterstützt<br />
die Idee, weil dieses Training<br />
auch zu einem besseren Laufen führen<br />
kann.<br />
<strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 40, Mai 2002 23