Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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FÖRDERUNG<br />
Phase 3: Einfache Grammatik<br />
Das Kind ist nun auf dem Weg zu einfachen<br />
Sätzen und seine Kommunikation<br />
ist gekoppelt an seine eigenen Erfahrungen<br />
und konkrete Dinge im Hier und<br />
Jetzt. Das Ziel ist es, nun eine mehr differenzierte<br />
Kommunikation <strong>mit</strong> Hilfe<br />
von Sprache, Zeichen, Gebärden, Piktogrammen,<br />
Symbollesen und Schreiben<br />
zu entwickeln. Es soll dem Kind ermöglicht<br />
werden, seiner Phantasie Ausdruck<br />
zu geben, Informationen auszutauschen,<br />
Wissen entgegenzunehmen und<br />
eigene Gedanken und Meinungen formulieren<br />
zu können.<br />
Die zwölf Lerneinheiten im dritten<br />
Teil des Programms enthalten jeweils<br />
ein Lexikon <strong>mit</strong> Wörtern und Wort-Kategorien<br />
und unterschiedliche Materialien,<br />
um die Aussprache, den Satzbau<br />
und die Grammatik zu üben, dazu verschiedene<br />
Themenbücher.<br />
Phase 4: Erweiterte Grammatik<br />
Das Ziel in dieser Phase ist es, dem Kind<br />
die Möglichkeit zu geben, seine Sprache<br />
ständig weiterzuentwickeln, sodass es<br />
lernt, sich immer nuancierter auszudrücken,<br />
und ein besserer Gesprächspartner<br />
wird. Die Sprache wird von dem<br />
„Hier und Jetzt“ abgekoppelt und beginnt<br />
ein „Eigenleben“. Das Kind kann<br />
allmählich Sprache unabhängig von<br />
Personen, Zeit und Situationen benutzen.<br />
Dies bedeutet, dass das Kind die<br />
Perspektive anderer übernehmen und<br />
verschiedene Gesprächsrollen ausfüllen<br />
kann, was eine gewisse soziale Kompe-<br />
44 <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 40, Mai 2002<br />
Fühlteppich, Fühlbuch<br />
Fingerbuchstaben und<br />
Stoffbuchstaben sind<br />
einige der Materialien,<br />
die zum Karlstad-<br />
Modell gehören und<br />
von einer speziellen<br />
Werkstatt angeboten<br />
werden<br />
tenz voraussetzt.<br />
Das Material dieses Buches besteht u.a.<br />
aus mehreren Papierpuppen <strong>mit</strong> Kleidern<br />
und Ausstattung sowie einer Menge<br />
Kulissen, in denen die Puppen sich<br />
bewegen. Die Idee dabei ist, dass das<br />
Kind verschiedene Rollen spielen und<br />
unterschiedliche Positionen einnehmen<br />
kann. Diese Phase ist erreicht, wenn das<br />
Kind spontan Dreiwortsätze äußert.<br />
Phase 5: Lese- und Schreibprozess<br />
Lesen ist eine sprachliche Aktivität <strong>mit</strong><br />
dem Ziel, Informationen über Schrift<br />
oder taktile Symbole zu sammeln und<br />
Texte zu verstehen. Buch fünf des<br />
Sprachförderprogramms von Iréne Johansson<br />
bietet zwölf Übungspakete <strong>mit</strong><br />
Memorys, phonologische und graphomotorische<br />
Übungen, Leseübungen<br />
(Analyse sowie Synthese), Schreibhefte,<br />
Wort- und Bildkarten, Rätsel, Satzübungen<br />
und Lesebücher. Der Inhalt der<br />
Übungen im Lesepaket bildet eine systematische<br />
Vorbereitung auf die Lesebücher,<br />
die zu diesem Programm <strong>mit</strong>geliefert<br />
werden.<br />
Kirstin Bergem, Wenche Rognlid,<br />
Sörlandet kompetansesenter<br />
Serviceboks 430<br />
4604 Kristiansand, Norwegen<br />
www.statped.no/sorlandet<br />
Übersetzung aus dem<br />
Norwegischen: Angelika Holte,<br />
Arendal, Norwegen<br />
Karlstad-Modell in Vergleich<br />
Die fünf Bücher von Iréne Johansson<br />
sind in verschiedene Sprachen übersetzt,<br />
leider jedoch nicht ins Deutsche.<br />
Man könnte das Programm in etwa vergleichen<br />
<strong>mit</strong> dem Frühförderprogramm<br />
Kleine Schritte, wobei diese Methode<br />
Übungen zu allen Entwicklungsbereichen<br />
enthält und es beim Karlstad-Modell<br />
hauptsächlich um die Sprachentwicklung<br />
geht.<br />
Ich möchte auf einige interessante<br />
Aspekte dieser Karlstad-Methode eingehen.<br />
Obwohl vieles <strong>mit</strong> den uns bekannten<br />
Sprachfördermethoden vergleichbar<br />
ist, weicht Iréne Johanssons Programm<br />
doch in einigen Punkten wesentlich davon<br />
ab.<br />
1. Strukturierte Sprachanbahnung<br />
von Anfang an<br />
Interessant ist der frühe Anfang der gezielten,<br />
strukturierten Sprachanbahnung.<br />
Schon von Geburt an soll <strong>mit</strong> dem<br />
Kind z.B. das Lallen regelrecht geübt<br />
werden. Da man festgestellt hat, dass<br />
die Variation der Lalllaute bei Kindern<br />
<strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> viel weniger groß<br />
ist als bei anderen Kindern, spricht man<br />
dem Kind die Laute immer wieder vor –<br />
mal lang und dehnend, mal kurz und<br />
schnell – und regt das Kind so zum<br />
Nach- und Mitsprechen an. Dieses Spielen<br />
<strong>mit</strong> den Silben sollte mehrmals am<br />
Tag in bestimmten Situationen, z.B.<br />
beim Wickeln, durchgeführt werden.<br />
In den Übungsplänen wird genau die<br />
Reihenfolge angegeben, in der man die<br />
Lalllaute einführt. Man folgt dabei dem<br />
normalen Entwicklungsmuster. Bei diesen<br />
gemeinsamen Sprachspielen wird<br />
das Hinhören – das Lauschen – geübt<br />
und spielen außerdem Blickkontakt, I<strong>mit</strong>ation<br />
und Turntaking (interaktives<br />
Handeln) eine wichtige Rolle. Die gemeinsamen<br />
Handlungen sind die wesentliche<br />
Voraussetzung des Spracherwerbs.<br />
Das Kind genießt diese Interaktion,<br />
es erwartet die „Gespräche“ meist<br />
schon freudig. Erst nach ca. neun Monaten<br />
werden dann auch gezielt bestimmte<br />
Wörter zum Mit- und Nachsprechen<br />
angeboten.<br />
Wir finden diese Art von I<strong>mit</strong>ationsübungen<br />
zwar auch in Kleine Schritte,<br />
(Buch 3 Expressive Sprache), allerdings<br />
wird hier längst nicht so detailliert beschrieben,<br />
wie man das Kind Schritt für<br />
Schritt begleiten und führen kann.