Leben mit - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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PSYCHOLOGIE<br />
schwer, sich in unserer Gesellschaft zu<br />
behaupten. Ein Zeitkonzept zu haben,<br />
ist die Voraussetzung, um <strong>mit</strong> der Zeit<br />
klarzukommen.<br />
Ohne ein solches Zeitkonzept zu leben,<br />
kann eine ständige Verunsicherung<br />
bedeuten. Das Kind hat keine Kontrolle<br />
über die Ereignisse, kann sie nicht steuern.<br />
Und es wird dauernd überrannt<br />
von Dingen, die es nicht vorhergesehen<br />
hat.<br />
Die Folgen sind verständlich: Aus<br />
Angst vor all dem Unbekannten, das auf<br />
einen einstürmen kann, muss man sich<br />
wehren, muss man Strategien, die einem<br />
Halt geben, entwickeln; z.B. wehrt<br />
sich das Kind, indem es sich stur stellt,<br />
sich nicht bewegen lässt, dies oder jenes<br />
zu tun oder etwas Neues, anderes zu<br />
tun. Man weiß ja nie, was da auf einen<br />
zukommt.<br />
Oder das Kind regelt seinen Alltag<br />
auf seine Art und Weise, indem es z.B.<br />
ganz strikte Rituale einhält, alles nach<br />
einem bestimmten Schema macht. Sein<br />
Tag ist eben eingeteilt in: Aufstehen, anziehen,<br />
frühstücken … Seine Woche in:<br />
Montag dies und Dienstag das: Und bitte<br />
ja nichts umstellen oder weglassen<br />
oder gar neue Termine dazwischenschmuggeln!<br />
Manchmal auch stellt das Kind eine<br />
eigene Art von Kontrolle über die Zeit<br />
her, indem es z.B. jeden vergangenen<br />
Tag im Kalender durchstreicht.<br />
Manche Kinder reagieren anders, sie<br />
flippen aus, werden unruhig oder entwickeln<br />
unterschiedliche problematische<br />
Verhaltensweisen, weil sie <strong>mit</strong> den<br />
ständig neuen, nicht vorhersehbaren<br />
Dingen nicht zurechtkommen.<br />
Verhaltensauffälligkeiten wie Sturheit,<br />
Verweigerung, Routinehandlungen<br />
und Unruhe lassen sich also manchmal<br />
aus dieser Angst ableiten, sein <strong>Leben</strong><br />
nicht unter Kontrolle zu haben.<br />
Nebenstehende Strategien können<br />
vielleicht helfen, ein Zeitkonzept zu entwickeln:<br />
Quellen:<br />
Monique Gillessen:<br />
„Behaviour Management:<br />
Time Concepts Revisted“<br />
in Understanding Behaviour – Guide for<br />
Parents and Caregivers, <strong>Down</strong> <strong>Syndrom</strong>e<br />
Society of South Australia, 1999<br />
„Das Kind <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> in der<br />
Regelschule“<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>InfoCenter</strong>, 2002<br />
30 <strong>Leben</strong> <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 40, Mai 2002<br />
Strategien<br />
• Ein strukturierter Tagesablauf bringt Sicherheit.<br />
• Mit einem übersichtlichen Kalender lässt sich der Monat<br />
strukturieren.<br />
• Ein Tagesplan gliedert den Schultag (alle Fixpunkte eintragen,<br />
dann <strong>mit</strong> einer anderen Farbe die einmaligen Ereignisse<br />
und, sobald sie bekannt sind, auch die Änderungen eintragen<br />
und besprechen).<br />
• Hängen Sie ein Tagesprogramm auf oder aufschreiben (eventuell<br />
auch <strong>mit</strong> Symbolen gestaltet) oder schreiben Sie und geben<br />
Sie dem Kind eine solche Übersicht. Das Kind bekommt so<br />
wieder „Kontrolle“ über den Tagesablauf.<br />
• Benutzen Sie technische Hilfs<strong>mit</strong>tel wie die „Viertel-Stunden-<br />
Uhr“ oder eine Übersichtstafel <strong>mit</strong> Leuchtpunkten für die verschiedenen<br />
Programmpunkte.<br />
• Und immer wieder: Kündigen Sie Veränderungen, Neuigkeiten<br />
usw. rechtzeitig an.<br />
• Die große Kunst besteht darin – und das kann zu einem<br />
schwierigen Balanceakt werden –, bei aller Struktur doch auch<br />
flexibel zu bleiben. Zu viel Struktur, zu viel Gleichmäßigkeit<br />
ist nicht gerade förderlich für die Flexibilität! Bauen Sie in die<br />
Pläne gezielt immer wieder Umstellungen ein. Spontane Einfälle<br />
des Kindes sollten ebenfalls umgesetzt werden.<br />
Text entnommen aus der neuen Broschüre „Das Kind <strong>mit</strong> <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> in der<br />
Regelschule“. In einem Kapitel werden dort die Probleme <strong>mit</strong> der Zeit angesprochen.<br />
Besseres Zeitgefühl <strong>mit</strong> der<br />
Viertel-Stunden-Uhr<br />
Die Viertel-Stunden-Uhr ist eine<br />
Neuentwicklung für Personen ohne<br />
Zeitverständnis/-gefühl. Durch eine andere<br />
Darstellung von Zeit ermöglicht<br />
man ihnen, ein Zeitgefühl zu entwickeln.<br />
Wie funktioniert diese Uhr?<br />
Ereignisse/Termine werden durch Bilder,<br />
Fotos und/oder Schrift leicht verständlich<br />
dargestellt. Diese Bilder werden<br />
in die Viertel-Stunden-Uhr eingelegt.<br />
Die Zeit bis zum Ereignis wird<br />
durch dunkle Punkte wiedergegeben,<br />
wobei ein Punkt einer Viertelstunde entspricht.<br />
Es werden maximal acht Punkte<br />
angezeigt. Ist der Zeitpunkt erreicht,<br />
ertönt ein Signal. Die Punkte laufen<br />
rückwärts und zeigen dadurch an, dass<br />
das Ereignis überschritten ist.<br />
Die Viertel-Stunden-Uhr ist handlich,<br />
robust und batteriebetrieben, sie<br />
kann überall hin <strong>mit</strong>genommen werden.<br />
Die Bildträger (ähnlich wie ein Diarähmchen)<br />
sind aus festem Plastik, der<br />
Anwender selbst, seine Familie oder Betreuer<br />
können die Bilder, Fotos oder<br />
Schrift selbst anfertigen. In die Rückseite<br />
des Bildträgers wird eine Zeitcodekarte<br />
eingelegt, die einem Zifferblatt<br />
ähnelt und in einfacher Weise auf die<br />
gewünschte Zeit programmiert wird.<br />
Mit der Viertel-Stunden-Uhr ist es<br />
erstmals möglich, Zeitmenge sichtbar<br />
zu machen, und sie ermöglicht Personen<br />
ohne Zeitverständnis, Zeitquantität<br />
zu erfahren und ein Zeitgefühl zu entwickeln.<br />
Information<br />
Die Viertel-Stunden-Uhr ist ein Produkt<br />
der „Handitek Foundation Schweden“.<br />
Größe: 130 x 80 x 30 mm, Gewicht: 225 g<br />
Mehr Informationen bei:<br />
Epitech GmbH, Kommunikationshilfen<br />
Postfach 1542, 32113 Hiddenhausen