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Das Kongressheft Orthopädie 2009 zum Download - Vinzenz Gruppe

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Medizin mit Qualität und Seele<br />

www.vinzenzgruppe.at<br />

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KONGRESSTAGE | Orthopädie<br />

Workshop „Skoliose“<br />

Kongress KONGRESSTAGE „Kinderorthopädie“<br />

| Orthopädie | Orthopädie<br />

Workshop Fußchirurgie „Skoliose“ – Handchirurgie<br />

Kongress „Kinderorthopädie“<br />

Einladung Schnittstellen | 14. und zur 15. Rheumatologie<br />

November 2008<br />

Orthopädisches Spital Speising, Wien<br />

Einladung | 14. und 15. November 2008<br />

Orthopädisches<br />

6. und 7. November<br />

Spital Speising,<br />

<strong>2009</strong>Wien<br />

Orthopädisches Spital Speising, Wien


Inhalt<br />

EDITORIAL 4<br />

VERANSTALTER 5<br />

PROGRAMM 6, 7<br />

IMPRESSUM 11<br />

ABSTRACTS (Freitag, 6.11.09) 8<br />

ABSTRACTS (Samstag, 7.11.09) 22<br />

3


editorial<br />

Kongresstage Orthopädie<br />

Fußchirurgie und Handchirurgie als<br />

Schnittstelle zwischen Orthopädie<br />

und Rheumatologie sind das Thema<br />

des 8. Orthopädietages der <strong>Vinzenz</strong>-<br />

<strong>Gruppe</strong>, der am 6. und 7. November<br />

<strong>2009</strong> im Kongresszentrums des Orthopädischen<br />

Spitals Wien-Speising<br />

stattfindet.<br />

Hand und Fuß als komplexe anatomische<br />

Funktionseinheiten ermöglichen<br />

es uns, durch Mobilität und Begreifen Tätigkeiten, die<br />

für unser tägliches Leben notwendig sind, durchzuführen.<br />

Funktion und Form von Fuß- und Handgelenk können durch<br />

rheumatische Krankheiten verändert und massiv deformiert<br />

werden. Es muss daher erklärtes Ziel sein, durch eine rechtzeitige<br />

Diagnose, die sich auf den klinischen Befund, gesicherte<br />

Laborparameter und bildgebende Verfahren stützt,<br />

rechtzeitig medikamentöse Maßnahmen zu setzen, um<br />

die Progredienz rheumatischer Manifestationen am Bewegungsapparat<br />

zu stoppen. Durch bewährte und neue Medikationen,<br />

die von nichtsteroidalen Antirheumatika über Corticoide<br />

und Methothrexat bis zu den Biologica reichen, ist es<br />

heute möglich, in Form einer Stufentherapie beim Rheumatiker<br />

in vielen Fällen eine Ausheilung zu erreichen. Zusätzlich<br />

kann durch die Setzung operativer Maßnahmen eine Verbesserung<br />

von Funktion und Lebensqualität erzielt werden.<br />

In den Referaten der Kongresstage Orthopädie der <strong>Vinzenz</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> werden bekannte nationale und internationale Referenten<br />

über Indikation und Möglichkeiten der operativen<br />

Behandlung rheumatischer Veränderungen der Hand, über<br />

Erfahrungen mit der Handgelenksendoprothetik und über<br />

die Ergebnisse der operativen Behandlung der Rizarthrose<br />

sprechen.<br />

Highlight der Tagung wird traditionell wieder die Professor<br />

Spitzy Gedächtnisvorlesung sein. Sie wird diesmal von Herr<br />

Prof. Wyss aus Freiburg (Schweiz) gehalten. Er wird <strong>zum</strong><br />

Thema „Haben computergestützte Simulationsmodelle einen<br />

Einfluss auf orthopädische Diagnostik und Therapie“<br />

referieren. Die moderne Ganganalyse ist heute in der Lage<br />

Funktionsstörungen nicht nur an den großen Gelenken,<br />

sondern auch an der Fußwurzel und im Rück- und Vorfuß<br />

darzustellen, was besonders für das Verständnis von Funktionsstörungen<br />

und für die Indikation und Evaluierung von<br />

Operationsverfahren von großer Bedeutung ist. Herr Prof.<br />

Wyss wird in seinem Referat über den letzten Stand der<br />

Forschung auf diesem Gebiet berichten. Die rekonstruktiven<br />

operativen Maßnahmen bei Vorfußdeformitäten sind ein<br />

Herzstück der Fuß- und Sprunggelenks chirurgie.<br />

Im Rahmen des Kongresses wird auf gängige Operationsverfahren<br />

und ebenso auf Neuerungen in der Osteosynthese<br />

eingegangen. In den vergangenen Jahren haben sich<br />

gravierende Verbesserungen durch die Entwicklung neuer<br />

Osteosynthese-Materialien wie es <strong>zum</strong> Beispiel winkelstabile<br />

Plattensysteme sind, ergeben. Hierdurch lässt sich eine<br />

frühzeitige Mobilisation bei gleichzeitiger Verringerung der<br />

postoperativen Morbidität erreichen.<br />

Rekonstruktive Verfahren <strong>zum</strong> Gelenkserhalt und zur Funktionswiederherstellung<br />

des Fußes sind zwar der „Golden<br />

Standard“ in der Orthopädie, alternativ ist es in den letzten<br />

Jahren zur Entwicklung der Großzehengrundgelenksendoprothese<br />

gekommen, die vorwiegend bei der operativen<br />

Versorgung des fortgeschrittenen Hallux rigidus <strong>zum</strong> Einsatz<br />

kommen. Die Endoprothetik des Großzehengrundgelenks<br />

wird sicherlich interessant diskutiert werden.<br />

Degenerative Erkrankungen des Mittel- und Rückfußes sind<br />

Folge von angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen,<br />

Verletzungen oder Entzündungen, können aber auch idiopathisch<br />

vorkommen. In Abhängigkeit von den Anforderungen<br />

an die Belastung des Fußes entstehen Schmerzen und<br />

Funktionseinschränkungen.<br />

Maßnahmen am Konfektionsschuh oder die Verordnung<br />

von orthopädischem Schuhwerk sind konservative Behandlungsmaßnahmen.<br />

Im operativen Spektrum dominieren isolierte<br />

bzw. kombinierte Arthrodesen, deren Technik ausführlich<br />

dargestellt wird.<br />

Eine Schlüsselrolle kommt dem Talonaviculargelenk zu,<br />

dass als erstes dekompensiert und nach plantar und medial<br />

einbricht. Ursache dafür kann eine degenerative Ruptur<br />

der Tibialis-Posteriorsehne sein oder ein rheumatisches<br />

Geschehen. <strong>Das</strong> Talonaviculargelenk ist insgesamt das<br />

Schlüsselgelenk der Fußwurzel. Kommt es zu einer idiopathischen<br />

Arthrose dieses Gelenks, dann ist der gesamte<br />

Bewegungsablauf im Bereich der Fußwurzel und im Bereich<br />

des Rückfußes gestört, da alle Bewegungen im Fußwurzelbereich<br />

eine Bewegung des Talonaviculargelenks einschließen.<br />

Durch eine Arthrodese kann eine schmerzfreie Belastungsfunktion<br />

wieder hergestellt werden.<br />

Gesunde, schmerzfreie, belastbare Füße sind Voraussetzung<br />

für eine Mobilität, wie sie heute für jedes Lebensalter<br />

von Patienten gefordert wird. Die höheren Ansprüche der<br />

Patienten verlangen eine individuelle Diagnostik, Beratung<br />

und Therapieplanung für den Einzelnen sowie die Anwendung<br />

modernster Behandlungsverfahren. Ziel ist es den Erwartungen<br />

des Patienten gerecht zu werden.<br />

Nicht immer kann dieses Ziel erreicht werden. Die Differenz<br />

zwischen Erwartungshaltung des Patienten und der Zufriedenheit<br />

mit dem Behandlungsergebnis hat vor allem im<br />

Bereich der Fußorthopädie zu einer deutlichen Zunahme an<br />

Klagen geführt. Eine genaue dokumentierte präoperative<br />

Aufklärung ist daher das Gebot der Stunde für jeden Fußchirurgen.<br />

Prim. Univ. Prof. Dr. Franz Grill,<br />

Orthopädisches Spital Speising, Wien<br />

4


editorial<br />

Herzlich Willkommen zu den Kongresstagen<br />

der <strong>Vinzenz</strong> <strong>Gruppe</strong> <strong>2009</strong> Orthopädie<br />

Bedingt durch demographische<br />

Entwicklung und Lebensstil sind Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparates<br />

auf dem Vormarsch. Mit den<br />

sich daraus ergebenden Herausforderungen<br />

sind wir in der täglichen<br />

Praxis konfrontiert:<br />

Als eine der größten privaten Trägerorganisationen<br />

im österreichischen<br />

Gesundheitswesen betreibt<br />

die <strong>Vinzenz</strong> <strong>Gruppe</strong> sieben Krankenhäuser. In vielen<br />

davon ist die Orthopädie ein wesentlicher Kompetenzschwerpunkt:<br />

Insgesamt ist jedes fünfte der über 2200<br />

Spitalsbetten der <strong>Vinzenz</strong> <strong>Gruppe</strong> den Fachabteilungen<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie zuzuzählen. Der<br />

diesjährige Orthopädietag wird vom Herz-Jesu Krankenhaus<br />

organisiert, das zu den anerkannten Kompetenzzentren<br />

in der Hand- und Fußchirurgie zählt. Veranstaltungsort<br />

bleibt unser Orthopädisches Spital Speising in Wien, das<br />

als „center of excellence“ in ganz Zentraleuropa geschätzt<br />

wird.<br />

Im Gleichschritt mit der Zunahme der Fallzahlen wird die<br />

Bedeutung der Vernetzung von Fachkompetenzen wachsen.<br />

Es lag daher auf der Hand, die Schnittstellen von orthopädischer<br />

Chirurgie und Rheumatologie zu einem zentralen<br />

Thema unserer Kongresstage <strong>2009</strong> zu machen. Es<br />

ist uns gelungen, nationale und internationale Kapazitäten<br />

aus diesen Bereichen zu einem hoch informativen zweitägigen<br />

wissenschaftlichen Vortragsprogramm zu gewinnen.<br />

Medizin mit Qualität und Seele ist das Credo der <strong>Vinzenz</strong><br />

<strong>Gruppe</strong>. Fachliche und menschliche Kompetenz ist die solide<br />

Basis dafür. In diesem Sinne heißen wir alle interessierten<br />

Mediziner, Mitarbeiter der Pflege und Verwaltungskräfte<br />

aus der <strong>Vinzenz</strong> <strong>Gruppe</strong>, anderen Krankenhäusern und<br />

dem niedergelassenen Bereich bei unseren Kongresstagen<br />

<strong>2009</strong> herzlich willkommen und freuen uns auf einen spannenden,<br />

intensiven und anregenden Meinungsaustausch.<br />

Dr. Michael Heinisch<br />

Geschäftsführer <strong>Vinzenz</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

5


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong><br />

zeit programm REFERENTEN<br />

12.45 – 13.00 Registrierung<br />

13.00 Eröffnung: Bundesminister Alois Stöger Michael Heinisch<br />

1. Sitzung, Vorsitz: L. Erlacher, E. Cauza<br />

13.10 – 13.30 Die rheumatoide Arthritis: Klinische Diagnostik Ludwig Erlacher (SMZ-Süd, Wien)<br />

Diskussion<br />

13.35 – 13.55 Labordiagnostik rheumatischer Erkrankungen: Heinrich Resch<br />

was ist sinnvoll im niedergelassenen Bereich, (Krankenhaus Barmherzige Schwestern, Wien)<br />

was in der Spezialambulanz<br />

Diskussion<br />

14.00 – 14.20 Medikamentöse Stufentherapie beim Rheumatiker: Edmund Cauza (Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

von NSAR über Corticoide und MTX zu Biologicals<br />

Diskussion<br />

14.25 – 14.45 Bildgebende Diagnostik rheumatischer Martin Breitenseher<br />

Erkrankungen an Hand und Fuß<br />

(Landesklinikum Waldviertel, Horn)<br />

Diskussion<br />

14.50 – 15.35 Pause und Besuch der Industrieausstellung<br />

2. Sitzung, Vorsitz: N. Borisch, M. Chochole<br />

15.35 – 15.55 Hand und Rheuma - Indikationen und Möglichkeiten Nicola Borisch (DRK-Klinik Baden-Baden / D)<br />

der operativen Behandlung<br />

Diskussion<br />

16.00 – 16.15 Erfahrungen mit der Handgelenksendoprothetik Georg Weber<br />

(Krankenhaus Barmherzige Schwestern, Linz)<br />

Diskussion<br />

16.20 – 16.35 Die operative Behandlung der Rhizarthrose Norbert Freund<br />

(Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Ried)<br />

Diskussion<br />

16.40 – 17.00 Technik und Möglichkeiten arthroskopischer Martin Chochole (Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

Eingriffe an Ellbogen und Hand<br />

Diskussion<br />

17.05 – 17.25 Vermeidung von Komplikationen Alberto Lluch Homedes (Institut Kaplan,Barcelona /E)<br />

bei der operativen Sanierung des CTS<br />

Diskussion<br />

17.30 – 17.50 Konservativ – operativ: die interdisziplinäre Georg Gonda, Martin Chochole<br />

Rheumambulanz anhand von Fallbeispielen<br />

(Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

Diskussion<br />

17.55 – 18.15 Zeitgemäße operative Therapie der Epicondylitis Matthias Wlk (Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

Diskussion<br />

18.20 – 18.40 Nicht-rheumatisch bedingte Hand-Reformitäten Werner Girsch (Orthopäd. Spital Speising, Wien)<br />

Diskussion<br />

18.40 – 19.00 Besuch der Industrieausstellung<br />

6 Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

zeit programm REFERENTEN<br />

ab 08.15<br />

Registrierung, Fühstück und Besuch der Industrieausstellung<br />

09.00 – 09.15 Eröffnung und Begrüßung Wolfgang Schneider, Franz Grill<br />

09.15 – 09.45 Prof. Spitzy - Gedächtnisvorlesung: Christian Wyss (Kantonsspital Aarau / CH))<br />

Haben computergestützte Simulationsmodelle einen<br />

Einfluss auf orthopädische Diagnostik und Therapie<br />

Diskussion<br />

1. Sitzung, R. Fuhrmann, W. Schneider<br />

09.50 – 10.05 Der Stellenwert der Radiosynoviorthese Kathrin Sekyra (Universitätsklinik Innsbruck)<br />

bei rheumatoider Arthritis<br />

Diskussion<br />

10.10 – 10.30 Operative Behandlung von Fehlstellungen Hans-Jörg Trnka (Fußzentrum Wien)<br />

im Rückfuß-Bereich<br />

Diskussion<br />

10.35 – 10.55 Die endoprothetische Versorgung Renee Fuhrmann<br />

des Sprunggelenkes – wo stehen wir heute (Klinik für Orthopädie, Eisenberg / D)<br />

Diskussion<br />

11.00 – 11.10 Erfahrungen mit der zementfreien Florian Kissler<br />

Großzehengrundgelenks-Hemiprothese<br />

(Orthopädisches Spital Speising, Wien)<br />

11.10 – 11.20 Erfahrungen mit der zementierten Alexander Zembsch<br />

Großzehengrundgelenks-Hemiprothese<br />

(Krankenhaus Barmherzige Schwestern, Wien)<br />

Diskussion<br />

11.25 – 12.10 Pause und Besuch der Industrieausstellung<br />

2. Sitzung, Vorsitz: H.J. Trnka, A. Wanivenhaus<br />

12.10 – 12.30 Operative Möglichkeiten beim Hallux Rigidus Wolfgang Schneider (Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

Diskussion<br />

12.35 – 12.50 Stufenregime in der Behandlung der Hammerzehe Dieter Mattausch<br />

Diskussion<br />

(Krankenhaus Barmherzige Schwestern, Linz)<br />

12.55 – 13.15 Differenziertes Behandlungskonzept Florian Gruber (Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

der Metatarsalgie<br />

Diskussion<br />

13.20 – 13.40 Haben neue Techniken und Medizinprodukte in der Wolfgang Schneider (Herz-Jesu Krankenhaus, Wien)<br />

Fußchirurgie Vorteile für den Patienten gebracht<br />

Diskussion<br />

13.45 – 14.05 Hallux Valgus: der Behandlungs-Algorithmus der Axel Wanivenhaus (Univ. Klinik für Orthopädie, Wien)<br />

Österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie<br />

Diskussion<br />

14.05 Besuch der Industrieausstellung, Veranstaltungsende<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

7


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Die rheumatoide Arthritis: Klinische Diagnose<br />

L. Erlacher – SMZ Süd<br />

Die ersten Symptome der rheumatoiden<br />

Arthritis werden vom Haus- oder<br />

Facharzt leider manchmal nicht schnell<br />

genug richtig gedeutet: Bei einer synovitischen<br />

Gelenksschwellung sollte man<br />

prinzipiell an eine entzündlich rheumatische<br />

Gelenkserkrankung denken. Jedes<br />

geschwollene Gelenk ist verdächtig,<br />

wenn nicht eine Verletzung vorliegt.<br />

Morgensteifigkeit von mehr als 30 Minuten<br />

ist ebenso ein Hinweis auf eine entzündlich-rheumatische<br />

Gelenkserkrankung wie der Kompressionsschmerz<br />

der Fingergrundgelenke. Wichtig ist zu wissen, dass nicht<br />

nur alte Leute rheumatoide Arthritis haben können. Eher<br />

sind es sogar Patienten mittleren Alters, vor allem sind<br />

Frauen betroffen. Bei Unklarheit sollte nicht abgewartet<br />

werden, sondern ein Rheumatologe zur Abklärung zugezogen<br />

werden<br />

Die Klassifikationskriterien des American College of Rheumatology<br />

(ACR) sind für die Frühdiagnostik der rheumatoiden<br />

Arthritis nicht hilfreich, weil sie von vielen Patienten<br />

nicht erfüllt werden.<br />

Auch die röntgenologische Untersuchung hat im Anfangsstadium<br />

wenig Aussagekraft: Ein unauffälliges Röntgen<br />

schließt eine rheumatoide Arthritis ebenso wenig aus, wie<br />

der fehlende Nachweis der Rheumafaktoren.<br />

Bei klinischem Hinweis auf synovitisch geschwollene Gelenke<br />

ist eine weiterführende Abklärung mit Bestimmung<br />

von Antikörpern gegen cyclische citrullinierte Peptide (CCP)<br />

sowie der Einsatz moderner Bildgebung sinnvoll: Ein negativer<br />

CCP-Antikörper-Befund schließt aber ebenso hier eine<br />

Erkrankung nicht aus.<br />

Diagnostisch nützlich sind die MRT mit Kontrastmittel oder<br />

eine hochauflösende Gelenksultraschalluntersuchung.<br />

Da der Faktor Zeit eine so wichtige Rolle spielt ist es sinnvoll,<br />

innerhalb von vier Monaten nach Auftreten der Beschwerden<br />

mit einer immunmodulatorischen Basistherapie<br />

zu beginnen. Von der ausschließlichen Schmerzbehandlung<br />

mit NSAR (ohne vorherige Diagnosesicherung) wird daher<br />

abgeraten, da der Krankheitsverlauf nicht beeinflusst werden<br />

kann. Kortikosteroide können im Einzelfall – vor allem<br />

bei ausgeprägten Gelenksschwellungen – nützlich sein,<br />

sollten allerdings idealerweise nur bis <strong>zum</strong> Wirkungsbeginn<br />

der Basistherapie verordnet werden.<br />

Die effektive Basistherapie der rheumatoiden Arthritis beginnt<br />

mit der Gabe von Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid.<br />

Es sprechen allerdings nur etwa 40 Prozent der<br />

Patienten auf Methotrexat mit einer 50-prozentigen Verbesserung<br />

an und nur zehn bis 15 Prozent erreichen eine<br />

Remission.<br />

Bevorzugt werden heute kombinierte Therapien eingesetzt,<br />

wobei hier vor allem die Kombination von Methotrexat mit<br />

Biologicals den Quantensprung in der Behandlung der entzündlich<br />

rheumatischen Gelenkserkrankung darstellt.<br />

Etwa 40 Prozent der Patienten sprechen auch auf die Behandlung<br />

mit TNF-alpha-Blockern nicht ausreichend an.<br />

Für diese Patienten gibt es jetzt die weiterführenden Therapien<br />

der sogenannten „neuen“ Biologicals wie Abatacept,<br />

Rituximab oder Tozilicumab. TNF-alpha-Blocker sind<br />

jedoch derzeit weiterhin der Goldstandard. Neue Studiendaten<br />

weisen darauf hin, dass der unmittelbare Einsatz<br />

einer Basistherapie zu Krankheitsbeginn den Krankheitsverlauf<br />

soweit verbessern kann, dass bei bis zu 10% der<br />

Patienten/innen keine lebenslange Therapie erforderlich ist.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

8 Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Labordiagnostik in der Rheumatologie –<br />

Was ist sinnvoll in der Praxis<br />

Was in der Spezialambulanz<br />

D. Stanek, H. Resch – KH Barmherzige Schwestern, Wien<br />

• cave: Leuko-/Thrombozytopenie möglich (v.a. bei SLE,<br />

Sjögren, Felty-Syndrom)<br />

Die rheumatologische Forschung hat gerade auf immunologischem<br />

Gebiet eine Reihe sehr sensitiver Parameter entwickelt,<br />

die uns eine bessere Diagnostik erlauben. Die klinische<br />

Erfahrung kann jedoch nach wie vor dadurch nicht<br />

ersetzt werden. Auf Grund der hohen Kosten der immunologischen<br />

Diagnostik sollte man diese aber trotzdem nur<br />

sehr gezielt einsetzen.<br />

Unterschiedliche Ziele der Rheumalabordiagnostik<br />

• DD nichtentzündliches vs. Entzündliches Rheuma<br />

• Bestimmung der Entzündungsaktivität<br />

• Hinweise auf Ätiologie und Pathogenese<br />

• Beurteilung einer Krankheitsprädisposition<br />

• Abschätzung der Krankheitsprognose<br />

• Nachweis von Organbeteiligungen<br />

• Therapie Monitoring<br />

Labordiagnostik in der Rheumatologie<br />

• Entzündungsparameter BSG, CRP (entzündl. Rheuma)<br />

• Autoantikörper Rheumafaktor (RA)<br />

Antinukleäre Antikörper<br />

(Kollagen)<br />

ANCA (Vaskulitiden)<br />

• Komplementfakoren C3 und C4 (SLE, Vaskulitiden)<br />

• Prädispositonsmarker HLA-B27<br />

(Spondylarthropathien)<br />

• Synoviaanalyse Leukozyten (Infektion, RA)<br />

Kristalle (Gicht)<br />

• Mikrobiologie<br />

direkter und indirekter<br />

Keimnachweis<br />

(Infektion, reaktive Arthritis)<br />

Blutbild<br />

• Anämie<br />

Mechanismus: Eisenverwertungsstörung<br />

DD: Eisenmangel, Immunhämolyse, Blutung (Therapiefolge)<br />

• Leukozytose<br />

v.a. bei rheumatoider Arthritiis, Vaskulitits, Infektion<br />

• Thrombozytose<br />

v.a. bei rheumatoider Arthritis<br />

Blutsenkung (BSG)<br />

• Unspezifischer Hinweis auf Entzündungsprozess<br />

• Normalwerte bei degenerativem Rheuma und Tendinopathien<br />

• Billiges und verlässliches Aktivitätskriterium bei entzündlichem<br />

Rheuma<br />

• Einflußfaktoren: Hämatokrit, Dysproteinämie<br />

• Normalwerte schließen entzündliches Rheuma nicht aus<br />

Normalwert nach 1. Stunde: < 15 mm (M), < 20 mm (F)<br />

C-reaktives Protein (CRP)<br />

• Diagnostisch wichtigstes Akutphase-Protein der Leber<br />

• Funktion: Aktivierung von Komplement/Makrophagen<br />

• Hohe Empfindlichkeit bei systemischer Entzündung<br />

• Zeitnaher Anstieg und Abfall aufgrund kurzer Halbwertzeit<br />

• Normalwert:


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

dem Schweregrad der RA<br />

• Korrelation mit Krankheitsaktivität<br />

Serumeiweißelektrophorese<br />

• Erfassung der Akuität bzw. Chronizität der Entzündung<br />

• Erkennung einer Hypergammaglobulinämie<br />

• Hinweise auf Krankheitsursache möglich<br />

ANA – diagnostischer Wert<br />

• diagnostischer Marker bei SLE und anderen Kollagenosen<br />

• hohe Sensitivität für aktiven SLE (ca. 98 %)<br />

• aktiver SLE bei ANA-Negativität sehr unwahrscheinlich<br />

• fehlende Spezifität für SLE<br />

• ANA-Differenzierung zur DD der Kollagenosen hilfreich<br />

• Cave: ANA-Titer als Aktivitätsmarker ungeeignet<br />

• Cave: bei Älteren in 5 – 10 % nachweisbar ohne Krankheitswert<br />

SLE – Aktivitätsmarker<br />

• anti-dsDNA Titer korrelieren meist mit der Krankheitsaktivität<br />

• Steigende Titer gehen Rezidiv voraus<br />

• Durch Immunkomplexvaskulitis bedingter Komplementverbrauch<br />

• Monitoring durch Bestimmung der Komplementfaktoren<br />

C3 und C4<br />

ANA – Differenzierung<br />

Antigen Krankheit prävalenz diagnostischer Wert<br />

dsDNA SLE 70 – 95 % Spezifität,<br />

Aktivitätsmarker<br />

Sm SLE 30 % Spezifität<br />

U1-RNP Mischkollagenose 95 – 100 % Sensitivität<br />

SLE 30 – 40 %<br />

SS-A/Ro Sjögren-Syndrom 40 – 95 % Sensitivität<br />

SLE 20 – 60 %<br />

SS-B/LA Sjögren-Syndrom 40 – 95 % Sensitivität<br />

SLE 10 – 20 %<br />

Scl-70 Sklerodermie 40 % Spezifität<br />

Centrometer CREST-Syndrom 70 % Spezifität<br />

Jo-1 Poly-/Dermatomyositis 5 – 30 % Spezifität<br />

Erkrankung<br />

% RF positiv<br />

RA 80<br />

SLE 40<br />

Sjögren 90<br />

Kryoglobulinämie > 90<br />

Endocarditis 60<br />

Hepatitis 15 – 20<br />

Lues 10 – 15<br />

Tbc 15<br />

Pneumokoniose 10 – 15<br />

Sarkoidose 10<br />

Gesunde < 60 J 1 – 4<br />

Gesunde > 60 J 5 – 12<br />

HLA-B27 als genetischer Risikofaktor<br />

Erkrankung<br />

% HLA-B27 positiv<br />

M.Bechterew 95<br />

M.Reiter 85<br />

Reaktive Arthritis 80<br />

Arthritis bei M. Crohn 70<br />

Arthritis bei C. ulcerosa 70<br />

Psoriasis-Arthropathie 60<br />

Rheumatoide Arthritis 8<br />

Gesunde 6<br />

• hohe Assoziation des HLA-B27 spricht für pathogenetische<br />

Bedeutung<br />

• Hypothetische Modelle: molekulare Mimikry oder<br />

Kreuztoleranz<br />

AK gegen Salmonellen, Chlamydien, Borrelien oder<br />

Titerbestimmung einer Parvovirusinfektion<br />

• Bei Verdachtsdiagnose einer reaktiver Arthritis<br />

Entscheidend für die rheumatologische Labordiagnostik ist<br />

eine differenzierte Anamnese, eine klinische Untersuchung<br />

und danach eine gezielte Laborzuweisung.<br />

<strong>Das</strong> Wichtigste vor der speziellen Labordiagnostik ist die<br />

klinische Untersuchung- die Entscheidung- Arthrose oder<br />

Arthritis- danach Basisdiagnostik (BB, Skg, NFP, LFP, RF,<br />

Harnsed.) und gegebenenfalls die Zuweisung <strong>zum</strong> Rheumatologen.<br />

Impressum:<br />

kongresstage der vinzenz gruppe orthopädie<br />

Verlag: ADJUTUM Verlag, 1230 Wien · Fröhlichgasse 10 · Tel./Fax: +43-1-890 48 78 -15<br />

Projektleitung: Michaela Haubl · E-Mail: michaela.haubl@adjutum.at · Tel: +43 (0)676 / 848 966 200<br />

Redaktion: Andrea Anna Schranz · E-Mail: verkauf@adjutum.at · Tel: +43 (0)676 / 848 966 202<br />

layout & Produktion: Gradwohl Printproduktionen · Alserstraße 34/39 · 1090 Wien<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong><br />

11


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Medikamentöse Stufentherapie beim<br />

Rheumatiker: von NSAR über Corticoide<br />

und MTX zu Biologicals<br />

E. Cauza – Herz-Jesu KH, Wien<br />

Die Behandlung von entzündlichen<br />

rheumatischen Erkrankungen (v.a.<br />

Rheumatoide Arthritis) hat in den letzten<br />

Jahren einen Paradigmen-Wechsel<br />

erfahren.<br />

Dies geschah einerseits aufgrund des<br />

Wissenszuwachses hinsichtlich der<br />

möglichen Progression und Pathogenese<br />

der Erkrankungen, andererseits<br />

vor allem durch die Entwicklung von<br />

neuen innovativen Medikamenten in der Rheumatologie.<br />

Folgende Empfehlungen, belegt durch zahlreiche medizinische<br />

wissenschaftliche Studien, haben sich in den letzten<br />

Jahren herauskristallisiert:<br />

A: Eine sehr frühe (d.h. innerhalb von 3 Monaten nach<br />

Krankheitsausbruch)<br />

und auch aggressive Behandlung zeigt sich sehr vorteilhaft,<br />

v.a. in Bezug auf den weiteren Verlauf der Erkrankung.<br />

Dies ist vor allem durch sogenannte klassische DMARD`s<br />

(disease-modifiing anti-rheumatic drugs) möglich. Als<br />

„Goldstandard“ dient die schon seit längerer Zeit<br />

am Markt befindliche Substanz Methotrexat. Besonders<br />

am Anfang ist eine überlappende Therapie mit Cortison<br />

und NSAR sinnvoll.<br />

B: <strong>Das</strong> Ziel jeglicher Behandlung sollte das Erreichen einer<br />

langfristigen Remission (d.h. Krankheitsstillstand definiert<br />

durch verschiedene Scores) sein.<br />

C: Durch die Kombination der etablierten DMARD´s mit sogenannten<br />

Biologika wie TNF-Blocker (neben den drei etablierten<br />

TNF-Blockern Infliximab, Adalimumab, Etanercept<br />

dürften sich unter den nachkommenden TNF-Blockern vor<br />

allem Certoli<strong>zum</strong>ab und Golimumab bestätigen) Zytokine<br />

wie IL1 und IL 6 (Tocili<strong>zum</strong>ab), der Costimulationsblocker-<br />

Abatacept (durch Hemmung der T-Zelle) und auch Medikamente<br />

(Monoklonale AK) die eine B-Zell Depletion bewirken<br />

(Rituximab) kann die Remission häufiger und vor allem<br />

schneller erreicht werden.<br />

Weiters beeindruckend ist bei diesen Kombinationen, dass<br />

vor allem auch die radiologisch nachweisbare Gelenkszerstörung<br />

deutlich besser gebremst werden kann, als dies<br />

mit älteren Therapien möglich war.<br />

Selbstverständlich sollte der Einsatz aller antirheumatischen<br />

Medikamente gut durchdacht und genau gewählt werden,<br />

ebenso ist bei allen Therapien eine Basisdiagnostik und ein<br />

engmaschiges Therapiemonitoring durch einen erfahrenen<br />

Rheumatologen wünschenswert.<br />

Bildgebende Diagnostik rheumatischer<br />

Erkrankungen an Hand und FuSS<br />

M. Breitenseher – Landesklinikum Waldviertel, Horn<br />

Die Rheumatologie stellt an die Bildgebende<br />

Diagnostik unterschiedliche<br />

Anforderungen. Dazu zählt 1. die Frühbzw.<br />

Erstdiagnose, 2. die Differenzialdiagnose<br />

unter den verschiedenen rheumatologischen<br />

Erkrankungen, 3. die<br />

Therapiebeurteilung und 4. die Diagnose<br />

von Komplikationen.<br />

Zur Erstdiagnose dient die Kombination<br />

verschiedener Parameter. Diese Parameter beinhalten<br />

bildgebende und klinische Faktoren. Zu den bildgebenden<br />

Faktoren gehören radiologisches Erscheinungsbild und<br />

Verteilungsmuster, zu den klinischen Faktoren gehören Alter,<br />

Geschlecht, Verteilungsmuster und Laborwerte. Besonders<br />

im Anfangsstadium kann die bildgebende Diagnose<br />

wegen eines noch monarthritischen Erscheinungsbildes,<br />

wie es auch bei Gicht, nach Trauma, Infektion und Arthrose<br />

auftritt, erschwert sein.<br />

Die Diagnose einer rheumatischen Erkrankung ist im Stadium<br />

einer chirurgischen Indikationsstellung meist eindeutig,<br />

eine exakte Kenntnis der „regionalen Situation“ ist aber<br />

für die Art und Ausmaß des chirurgischen Eingriffes sowie<br />

für eine prognostische Beurteilung sehr wichtig. Auf chirurgische<br />

Therapiekonzepte abgestimmte Klassifikationen in<br />

der Bildgebung sind oft jüngeren Datums und sowohl orthopädisch<br />

als auch radiologisch nicht so geläufig.<br />

12 Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

In der bildgebenden Diagnostik zeigt sich das Paradoxon,<br />

daß bei der rheumatischen Arthritis primär als auch bei<br />

späten Problemen hautsächlich Weichteilstrukturen (Synovia,<br />

Gelenkknorpel, Bänder und Sehnen) betroffen sind,<br />

daß aber die zur Zeit noch wichtigste Bildgebung, nämlich<br />

das konventionelle Röntgen, hautsächlich das knöcherne<br />

Handskelett darstellt. Aus diesem Widerspruch heraus<br />

werden die Möglichkeiten der Bildgebung im Folgenden<br />

dargestellt, wobei sich diese Ausführung an die klassische<br />

Einteilung: Methoden der Bildgebung, Untersuchungstechnik,<br />

Bildanalyse-Morphologie und Differentialdiagnose hält.<br />

Bildgebende Methoden:<br />

Die bildgebende Routinediagnostik rheumatischer Erkrankungen<br />

beruht trotz Magnetresonanztomographie<br />

(MRT), Sonographie (US) und Computertomographie<br />

(CT) nach wie vor auf den Aussagen des Nativröntgens.<br />

Unter anderem liegt es daran, daß die Diagnose<br />

vieler rheumatischer Erkrankungen eine „Mosaikdiagnose“<br />

ist. Typisches Beispiel sind die etablierten<br />

ARA-Kriterien zur Diagnose der Rheumatoide Arthritis<br />

(RA). Dazu wurden Parameter wie Erosionen oder gelenknahen<br />

Demineralisationen aufgenommen, die nur<br />

mit dem Nativröntgen faßbar sind. Der systemische<br />

Charakter vieler rheumatischer Erkrankungen erfordert<br />

aber auch eine übersichtliche Dokumentation. Nativradiologische<br />

Untersuchungsprogramme sind dazu exzellent<br />

geeignet.<br />

Hand und Rheuma - Indikationen und<br />

möglichkeiten der operativen behandlung<br />

N. Borisch – DRK-Klinik, Baden-Baden, Deutschland<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

Erfahrungen mit der HandgelenksendoproTHetik<br />

G. Weber – KH Barmherzige Schwestern, Linz<br />

Seit 2004 haben wir an unserer Abteilung<br />

insgesamt 12 UNI2 Handprothesen<br />

implantiert an 11 Patienten. Die<br />

Geschlechtsaufteilung ist 7 Frauen, 4<br />

Männer, das Durchschnittsalter 59,9<br />

Jahre.<br />

Die Indikation war bei 4 Pat. eine rheumatoide<br />

Arthritis, 1 posttraumatische<br />

Arthrose, 1 Silikonspacer bei Lunatummalacie,<br />

der Rest Handgelenksarthrosen. Die durchschnittlliche<br />

Standzeit ist 33,5 Monate.<br />

Die postoperative Beweglichkeit zeigte im Schnitt 27° Dorsalflexion,<br />

15° Palmarflexion, die Radialabduktion 7°, die<br />

Ulnarabduktion 6°. An Komplikationen zeigte sich<br />

• eine schlechte Beweglichkeit postop, die eine Arthrolyse<br />

notwendig machte und trotzdem die Beweglichkeit aber<br />

nur marginal verbesserte.<br />

• ein nicht Einwachsen des distalen Gelenkanteils, die Revision<br />

erfolgte 5 Monate nach der Erstimplantation, der<br />

Gelenksanteil integrierte nach der Revision ein,<br />

• 1 Patient zeigt schon einen deutlichen Polyäthylenabrieb.<br />

Die Patientenzufriedenheit ist bei 7 Sehr zufrieden, bei 4<br />

zufrieden. Alle Paienten würden sich nochmals operieren<br />

lassen.<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong><br />

13


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Die operative Behandlung der Rhizarthrose<br />

N. Freund – KH Barmherzige Schwestern, Ried<br />

Von allen Fingergelenken ist das Daumensattelgelenk<br />

am häufigsten von arthrotischen<br />

Veränderungen betroffen.<br />

<strong>Das</strong> ist insofern von Bedeutung da es<br />

sich um das wohl wichtigste und am<br />

meisten beanspruchte Fingergelenk<br />

handelt. 10 % der Bevölkerung sind<br />

betroffen (nach Wagenhauser 1969),<br />

30 % aller Frauen über 50, das Verhältnis<br />

Männer zu Frauen beträgt 1:10.<br />

Aus ätiologischer Sicht werden eine idiopathische, eine<br />

posttraumatische und eine postentzündliche Form unterschieden.<br />

Die Klassifikation erfolgt nach Eaton (1987) und<br />

Dell (1978).<br />

Nach Versagen der konservativen Therapie gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten der operativen Behandlung. Die<br />

Arthrodese des Carpometacarpalgelenkes I ist vorwiegend<br />

bei posttraumatischen Arthrosen bei jüngeren Patienten<br />

mit stärkerer manueller Belastung indiziert. Die Umstellungsosteotomie<br />

(1973 Wilson) mit basisnaher Osteotomie<br />

und Entnahme eines Keiles von 30° lateralseitig wirkt der<br />

Subluxation entgegen und korrigiert im Sinne von Abduktion<br />

und Opposition. Die Trapezektomie wird am häufigsten<br />

angewandt und ist besonders bei der Pantrapezial Arthrose<br />

indiziert. Beweglichkeit und Beschwerden werden verbessert.<br />

Zur Verhinderung der Verkürzung des I. Fingerstrahles mit<br />

Instabilität und Kraftverlust wurden zahlreiche operative<br />

Maßnahmen entwickelt:<br />

1. Interposition von Sehnengewebe durch die Palmaris longus<br />

oder Flexor carpi radialis Sehne (Anchovis-Plastik<br />

Froimson 1970, Buck Gramcko 1972)<br />

2. Interposition von körperfremdem Material Swanson<br />

Spacer (Swanson 1970, Niebauer)<br />

3. Bandplastik/Aufhängeplastik zur Stabilisierung des 1. an<br />

den 2. Mittelhandknochen.<br />

Zahlreiche Modifikationen sind bekannt geworden:<br />

• Eaton, Gschwend und Razavi 1971<br />

• Epping 1983, Martini 1985, Weilby 1988, Sigfussen und<br />

Lundborg 1991, Brunelli 1989<br />

Die endoprothetische Versorgung wurde 1973 von De la<br />

Caffiniere entwickelt. Es folgte die Guepar Prothese um die<br />

<strong>Gruppe</strong> von Alnot 1982. In der Folge kam es zu einer Weiterentwicklung<br />

von zementfreien hydroxylapatitbeschichteten<br />

Implantaten. Die Vorteile des endoprothetischen Ersatzes<br />

des Carpometacarpalgelenks I wurden bislang nicht<br />

nachgewiesen. Eine Sammelstudie der Französischen<br />

Gesellschaft für Handchirurgie hat bisher 400 Fälle erfasst<br />

mit einer 10 Jahres Standzeit von 90 %. Eine Überlegenheit<br />

bezüglich Funktion, Rehabilitation und sozialer Reintegration<br />

wurde in kleineren Studien (Stephan/Preissler DAH<br />

2008) für ein zementfreies, hydroxylapatitbeschichtetes Implantat<br />

gefunden. Die für den jeweiligen Patienten beste Indikation<br />

ist individuell abhängig von der zugrundeliegenden<br />

Pathologie, anatomischen Situation, vom Stadium der Erkrankung<br />

und entsprechend den funktionellen Ansprüchen<br />

des Patienten zu stellen.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

14 Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Möglichkeiten der ASK bei rheumatischem<br />

Ellbogen und Handgelenk<br />

M. Chochole – Orthopädische Abteilung Herz-Jesu KH, Wien<br />

Die Synovektomie an Ellbogen und<br />

Handgelenk ist zur Domäne der Arthroskopie<br />

geworden. Die Indikation<br />

zur Synovektomie stellt sich in Abstimmung<br />

mit dem internistischen Rheumatologen.<br />

Die Literatur gibt nur vage<br />

Anhaltspunkte zu Zeitpunkt und Dringlichkeit<br />

des Eingriffes. Generell kann<br />

gesagt werden, dass bei Bestehenbleiben<br />

der Synovitis unter einer an anderen Gelenken wirksamen<br />

antirheumatischen Therapie die Indikation zu stellen<br />

ist. Enge anatomische Verhältnisse, hohe Gelenkskonformität,<br />

straffe Bandsituation und Naheverhältnis zu neurovaskulären<br />

Strukturen sind jene Faktoren, die die arthroskopische<br />

Chirurgie an Ellbogen und Handgelenk erschweren.<br />

Genau jene Punkte sprechen aber für die arthroskopische<br />

Synovektomie am rheumatischen Gelenk, bedenkt man die<br />

aufwändigen und risikoreichen Zugänge und die Notwendigkeit<br />

großer Arthrotomien bei ausgedehnten Eingriffen an<br />

Ellbogen und Handgelenk.<br />

Ellbogen<br />

Die offene Synovektomie am Ellbogen bedarf ausgedehnter<br />

Weichteilinzisionen. Neben dem bilateralen medio-ulnaren<br />

Zugang <strong>zum</strong> Ellbogen stehen ein sogenannter ausgedehnter<br />

Kocher Zugang (Abb. 1) und ein dorsaler Zugang zur<br />

Verfügung. Jeder der genannten bedarf neben großflächiger<br />

Weichteilablösung auch des Releases von <strong>zum</strong>indest<br />

dem äußeren Bandursprung, wie in der Abb. 1 zu<br />

sehen. Eingriffe dieser Größe sind nur bei gleichzeitig geplanter<br />

Interpositionsarthroplastik gerechtfertigt.<br />

Die Arthroskopie bietet im Vergleich dazu Übersicht in allen<br />

Gelenksabschnitten, Zugang zu allen synovialen und<br />

knorpeligen Flächen über zwei ventrale, einen direkten lateralen<br />

und zwei dorsale Stichinzisionen. Da im Rahmen<br />

der rheumatoiden Arthritis die Gelenkskapsel praktisch immer<br />

ausgeweitet ist, sind die neurovaskulären Strukturen<br />

besonders nach Auffüllen des Gelenkes ausreichend entfernt,<br />

sodass ein relevantes neurovaskuläres Risiko nur für<br />

den Nervus ulnaris besteht. Für eine radikale Synovektomie<br />

auch im ulnaren Rezessus stehen Retraktoren zur Verfügung.<br />

In unseren Händen hat sich die in situ Dekompression<br />

des Nervus ulnaris und der direkte digitale Schutz des<br />

Nervens bewährt (Abb. 2 + 3).<br />

Abb. 1: Kocher Zugang<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong><br />

Abb. 2 + 3: Dekompression des Nervus ulnaris <br />

Handgelenk<br />

Die Synovektomie am Handgelenk soll Schmerzreduktion<br />

bringen und die Funktion verbessern. Bei Durchsicht<br />

der Literatur findet man deutliche Hinweise, dass eine<br />

Schmerzreduktion und teilweise eine Funktionsverbesserung<br />

erreicht werden können. Jedenfalls können nachteilige<br />

Effekte in der Regel ausgeschlossen werden. Die offene<br />

Synovektomie am Handgelenk bedarf ebenfalls eines<br />

ausgedehnten ventralen oder dorsalen Zuganges. Trotz<br />

15


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Abb. 4: Diffuse Synovitis<br />

Radiocarpal<br />

großzügiger Ablösung der<br />

Weichteile ist die komplette<br />

oder radikale Synovektomie<br />

unmöglich. Eine<br />

gewissenhafte Wiederherstellung<br />

der Kapsel wird<br />

dabei teils als unerlässlich<br />

gefordert. Andere Autoren<br />

empfehlen das Offenlassen<br />

der dorsalen Kapsel.<br />

Eine sechswöchige Schienenbehandlung<br />

post-OP<br />

wird empfohlen.<br />

Der Nutzen der Synovektomie<br />

alleine kann jedoch<br />

nur schwer oder nicht abgeschätzt<br />

werden. Schließlich wird der Eingriff häufig mit<br />

Tenosynovektomien streck- oder beugeseitig, Gelenkstoilette<br />

oder Resektionsarthroplastik am distalen Radioulnargelenk<br />

oder fusionierenden Eingriffen kombiniert.<br />

Die arthroskopische Synovektomie am Handgelenk erfolgt<br />

in der Standardtechnik mit Traction Tower und <strong>zum</strong>indest<br />

je zwei Zugängen radiocarpal und midcarpal. Die Synovitis<br />

ist radiocarpal (Abb. 4) vor allem im scapholunären Intervall,<br />

im radialen Rezessus und im ulnaren Gelenksabschnitt<br />

zu finden. Midcarpal liegt der Focus volar und dorsoulnar<br />

sowie im Bereich des STT Gelenkes. Im Anschluss ist keine<br />

äußere Stabilisierung erforderlich, im Gegenteil, sie wäre<br />

kontraproduktiv. Studien dazu gibt es nicht. Erfahrungsberichte<br />

sprechen von guter Schmerzreduktion, Verbesserung<br />

der Beweglichkeit und der Griffkraft.<br />

Literatur:<br />

Articular Injuries in the Athlete, Elbow Arthroscopy James. B. Benett and Thomas<br />

L. Mehlhoff in The Elbow and its Disorders Morrey, Third Edition<br />

Lars Adolfsson, Open versus arthroscopic synovectomy of the wrist; International<br />

Congress Series 1295 FESSH Instructional Course Book Surgery of the<br />

Rheumatoid hand and Wrist, Editors: Ian Trail and Michael Hayton<br />

HOW TO AVOID COMPLICATIONS IN THE SURGICAL<br />

TREATMENT FOR CARPAL TUNNEL SYNDROME<br />

A. Lluch – Institut Kaplan Barcelona, Spain<br />

Several complications can occur after<br />

the surgical treatment of a median nerve<br />

compression at the carpal tunnel.<br />

Some of them are nonspecific, as they<br />

can occur after any surgical procedure,<br />

such as hematoma, infection or NVRD.<br />

Others are secondary to technical errors,<br />

and two of them are inherent to<br />

the division of the flexor retinaculum.<br />

The following are consequences of technical errors:<br />

1. Scar retraction when the incision does not cross obliquely<br />

over the flexion creases of the wrist<br />

2. Injury to the thenar sensory branch of the median nerve<br />

when the incision crosses the wrist flexion creases on its<br />

radial side<br />

3. Injury to the thenar motor branch of the median nerve<br />

when the flexor retinaculum is divided on its radial side<br />

4. Injury to the median nerve. This is more likely to occur<br />

after an endoscopic release<br />

5. Injury to the ulnar nerve<br />

6. Sectioning of the superficial arterial palmar arch when<br />

the longitudinal division is done too distally<br />

7. Persistence of symptoms after incomplete sectioning of<br />

the flexor retinaculum, usually the most distal fibers<br />

8. Recurrence of symptoms from postsurgical fibrosis entrapping<br />

the median nerve.<br />

Palmar scar pain and loss of finger flexion strength are inherent<br />

to the division of the flexor retinaculum. A painful<br />

palmar scar can last from a few weeks to several months<br />

after the procedure. The exact cause is not well known,<br />

although neuroma formation and piso-triquetral instability<br />

have been suggested. From our studies, palmar scar<br />

pain is secondary to excessive fibroblastic activity at the<br />

divided edges of the flexor retinaculum. There is a loss of<br />

17 to 24% of finger flexion strength after surgery, whether<br />

the measuring is done with the wrist in extension or flexion.<br />

The loss of grip strength is the consequence of dividing<br />

the flexor retinaculum, which serves the purpose of a<br />

flexor tendon pulley. Both complications can be avoided<br />

if the flexor retinaculum is repaired in a lengthened position<br />

using the following technique. A short palmar incision is<br />

done following the mid-longitudinal axis of the ring finger.<br />

After longitudinally dividing the roof of Guyon’s compartment,<br />

the ulnar artery and nerve are retracted towards the<br />

ulnar side. The distal flexor retinaculum is first divided at its<br />

insertion into the hook of the hamate, and later about 45º<br />

obliquely in a proximal direction towards the pisiform. The<br />

longer proximal-radial flap of the flexor retinaculum is then<br />

anchored to the hook of the hamate with one suture. The<br />

wrist should be immobilized in extension for 3 weeks after<br />

the procedure.<br />

Conclusions.<br />

The main purpose for treating CTS is to increase the quality<br />

of life and we should be extremely careful to avoid postoperative<br />

complications. Dividing and later reconstructing<br />

the flexor retinaculum on its ulnar border will decrease palmar<br />

scar pain, preserve finger flexion strength, as well as<br />

avoiding recurrences.<br />

16 Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Konservativ-operativ: Die interdisziplinäre<br />

Rheumaambulanz anhand von Fallbeispielen<br />

G. Gonda, M. Chochole, H. Wöhrle – Herz-Jesu KH, Wien<br />

Einleitung:<br />

Ziel der interdisziplinären Rheuma-Ambulanz ist die Erstellung<br />

eines umfassenden Therapiekonzeptes für Rheuma<br />

Patienten in internistischer und orthopädisch- chirurgischer<br />

Hinsicht. Die Zuweisungen erfolgen einerseits über die internistische<br />

Ambulanz bei konservativ an- und ausbehandelten<br />

Patienten, andererseits über die orthopädischen<br />

Ambulanzen und Ordinationen.<br />

Methodik:<br />

Essentiell ist das frühest mögliche Einsetzen einer Rheuma-Basis-Therapie<br />

beim Rheumapatienten, da die radiographische<br />

Progression der Gelenksdestruktion innerhalb<br />

der ersten beiden Jahre nach Krankheitsausbruch am meisten<br />

ausgeprägt ist. Dies begründet eine aggressive Therapie<br />

auch bei Krankheitsverdacht, sowie das rechtzeitige<br />

Vorstellen des Patienten in der interdisziplinären Ambulanz<br />

zur ev. weiteren operativen Sanierung. Die bisher gebräuchlichen<br />

Kriterien zur Klassifikation der RA werden in<br />

unserem Therapiekonzept nicht mehr herangezogen. Ein<br />

unnötiges Switchen bzw. Swappen der medikamentösen<br />

Therapie soll vermieden werden. Bleibt der gewünschte<br />

Erfolg unter Basistherapie und Hinzugabe eines Biologicals<br />

nach zusätzlicher intraartikulärer Gelenksinfiltration<br />

mit Cortison aus, so stellt sich die Indikation zur Operation:<br />

Rheuma-Patienten mit kurzer Krankheitsdauer und<br />

schlechten konservativen Therapieerfolgen sowie Patienten<br />

mit langer Krankheitsdauer, beginnender Gelenksdestruierung,<br />

Deviationen, persistierende Gelenksschwellungen,<br />

Tenosynovitiden und Subluxationen werden zur genauen<br />

Planung des chirurgisch-orthopädischen Eingriffes in der<br />

Ambulanz vorgestellt. Oft stellt sich die Indikation zur Synovektomie,<br />

Arthrodese oder <strong>zum</strong> Gelenksersatz unter<br />

Berücksichtigung der Weichteilsituation. Ein Optimum an<br />

Bewegungserhaltung, Schmerzreduktion und Limitierung<br />

des destruierenden Effektes wird durch das erstellte Behandlungskonzept<br />

angestrebt. Nach dem operativen Eingriff<br />

wird die interdisziplinäre Therapie-Begleitung weitergeführt.<br />

So können Destruktionen an Gelenken möglichst<br />

im Rahmen gehalten werden.<br />

Zusammenfassung:<br />

<strong>Das</strong> interdisziplinäre Zusammenspiel von Rheumatologen,<br />

chirurgischen Orthopäden, Physiotherapie und Ergotherapie<br />

spielen eine wichtige Rolle. Hauptaugenmerk liegt in<br />

der zeitlichen Koordination von medikamentöser Therapie,<br />

Schienenanpassung, Physiotherapie, geeignetem Operationsverfahren<br />

und Nachbehandlung.<br />

Die Darstellung erfolgt anhand von Fallbeispielen.<br />

Tabelle 1<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

18<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


ZeitgemäSSe operative Therapie<br />

der Epikondylitis<br />

M. Wlk – Herz-Jesu KH, Wien<br />

Laterale Epikondylitis (EHR) ist eine<br />

der häufigsten Arbeitsdiagnosen unter<br />

dem Bild der speichenseitigen Ellbogenschmerzen.<br />

Weitaus seltener trifft<br />

man auf das klinische Bild einer medialen<br />

Epikondylitis (EHM). Bei beiden<br />

Krankheitsbilder kommt es anfänglich<br />

zu einer Veränderung des muskulotendinösen<br />

Übergangs im Sinne einer<br />

„angiofibroblastischen Tendinose“ nach<br />

Nirschl, bedingt durch Überlastung, Mikrotraumen und<br />

anatomischen Faktoren. Weiters muss eine ganze Palette<br />

an Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden um<br />

dem Patienten eine suffiziente Therapie zu ermöglichen.<br />

Bei Therapieresistenz kommen verschiedene Operationsmethoden<br />

zur Anwendung.<br />

Bis zu 3% der Bevölkerung können mit einer Episode einer<br />

EHR während ihres Lebens rechnen. Die Ext. carp.<br />

rad. brev. (ECRB) und Ext. dig. com. Ansätze sind am häufigsten<br />

betroffen, bedingt durch hohe exzentrische und<br />

konzentrische Belastung in Verbindung mit einem verminderten<br />

Heilungspotenzial bedingt durch Hypovaskularität<br />

und vaskulärer Dysfunktion. Es entwickelt sich das histologische<br />

Bild der angiofibroblastischenTendinose ohne inflammatorische<br />

Zeichen.<br />

Die Patienten klagen über typischen Druckschmerz und<br />

Schmerzen bei Handgelenksextension und Ellbogenextension<br />

gegen Widerstand. Nirschl und Ashman haben hierfür<br />

eine klinische Phaseneinteilung (I-V) entworfen. Schmerzen<br />

bei Supination und Langfingerstreckung gegen Widerstand<br />

weisen auf eine eventuell selten begleitende Neuropathie<br />

des N. interosseus post. (Supinatorschlitzsyndrom, Radial<br />

Tunnel Syndrom) hin. Nativröntgen, MRT und NLG sind<br />

wichtige diagnostische Hilfsmittel. Als Differentialdiagnosen<br />

müssen Bandinstabilitäten, Tricepstendinitis bzw. Schnappen,<br />

intraartikuläre Problematik (Arthrose, Osteochondritis<br />

dissecans, Freie Körper), Plicasyndrom, Schultergelenk-,<br />

Handgelenk- und HWS-Probleme in Betracht gezogen<br />

werden.<br />

An konservativer Therapie stehen uns „see and wait“,<br />

Stretching/Strengthening Programme, Friktionsmassagen,<br />

Ruhigstellung, Bandagen, physikalische Therapie, Kryotherapie,<br />

NSAR topisch und oral, Injektionstherapien (Cortison,<br />

Botox, Platelet-rich Plasma), Laser, Akupunktur, extrakorporelle<br />

Stosswellentherapie etc. und Prophylaxe durch<br />

Technikverbesserung im Sport zur Verfügung. Wobei gewisse<br />

Therapieformen (Cortison, ESWT, Laser) immer kritischer<br />

betrachtet werden. Sollte nach min. 6-12 Monaten<br />

intensiver Therapie keine Besserung eingetreten sein, kann<br />

dem Patienten ein chirurgischer Eingriff angeboten werden.<br />

Prinzipiell wird zwischen offenen, perkutanen und arthroskopischen<br />

Techniken unterschieden. Allein schon die<br />

Vielzahl an Möglichkeiten demonstriert die Schwäche jeder<br />

einzelnen Technik: Release n. Hohmann, Denervierung n.<br />

Wilhelm, Debridement n. Nirschl, Anconeusschwenklappenplastik,<br />

V-Y-Common Extensor Slide, percutanes Release<br />

und arthroskopisches ECRB-Release. Die angegeben<br />

Erfolgraten in der Literatur bewegen sich zwischen 50 % und<br />

97%.<br />

Bei der EHM, ist die Flexor-Pronator-<strong>Gruppe</strong> betroffen und<br />

zeichnet sich durch lokalen Druckschmerz und Schmerzen<br />

bei Handgelenksflexion und Pronation gegen Widerstand<br />

aus. Häufig ist eine Begleitschädigung des N. ulnaris, welche<br />

sich durch ein positives Tinel-Zeichen und positiven<br />

Nervenkompressionstest zeigt, vorhanden. Folglich wird<br />

diese Entität in 2 Typen unterteilt: Typ 1: die einfache mediale<br />

Epikondylitis, Typ 2: die Epikondylitis in Kombination<br />

mit einer N. ulnaris Neuropathie (2A geringe, 2B schwere<br />

Neuropathie). Nativröntgen, MRT und NLG sind wichtige<br />

diagnostische Hilfsmittel. In weiterer Folge sollten eine mediale<br />

Instabilität, Subluxation des medialen Tricepskopfes<br />

und eine N. cutaneus antebrachii Neuropathie ausgeschlossen<br />

werden. Die konservative Therapie gleicht dem<br />

bereits oben erwähnten EHR-Regime. Bei Therapieversagen<br />

(mind. 6-12 Monate bei Typ 1, bei Typ 2 eher früher),<br />

wird bei Typ 1 ein Debridement nach Gabel der MCT (medial<br />

conjointtendon) nach vorangegangener Identifizierung<br />

des Lig. ant. obliqu. durchgeführt. Bei Typ 2 wird zusätzlich<br />

je nach Schweregrad der Ulnarisschädigung entweder eine<br />

„in situ“ Dekompression oder eine submuskuläre Transposition<br />

empfohlen. Die Erfolgsrate beträgt in der Literatur<br />

50% – 90%.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong><br />

19


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

NICHT-RHEUMATISCH BEDINGTE DEFORMITÄTEN<br />

DER HAND<br />

W. Girsch – Orthopädisches Spital Speising, Wien<br />

Angeborene Deformitäten der Hand<br />

sind meist nicht nur bei Kindern sondern<br />

auch bei Erwachsenen relativ einfach<br />

als solche zu identifizieren. Es finden<br />

sich aber vor allem in der <strong>Gruppe</strong><br />

der “skeletären Deformitäten“ (englisch<br />

präziser “ soft tissue deformities“ – also<br />

Weichteildeformitäten) einige Formen,<br />

die durchaus schwierig zu diagnostizieren<br />

sind, im Besonderen wenn<br />

es sich um unbehandelte Deformitäten bei Erwachsenen<br />

handelt. Der Pollex Flexus Congenitus (PFC) weist zwar ein<br />

typisches Erscheinungsbild auf, wird aber oft nicht erkannt,<br />

einerseits bei Kindern, weil er niemals bei der Geburt sondern<br />

erst später auftritt, <strong>zum</strong> anderen weil der unbehandelte<br />

PFC zwar eine deutliche Deformität des Daumens aber<br />

keinerlei Funktionsdefizit verursacht. Die “Wind-Blown-<br />

Hand“ ist als Teil einer voll ausgeprägten Arthrogrypose<br />

(AMC) eindeutig zu identifizieren. Isoliert findet sich eine Ulnardrift<br />

der Langfinger mit negativen Folgen für die Streckfunktion,<br />

also eine Deformität die einer PCP nicht unähnlich<br />

ist.<br />

Posttraumatische Deformitäten der Hand, die Schwierigkeiten<br />

in der Abgrenzung zu anderen Diagnosen bereiten<br />

können, entstehen am wachsenden Skelett vor allem aus<br />

Narben, bedingt durch Verbrennungen aber auch Traumata<br />

und Operationen, wobei an dieser Stelle die Epidermiolysis<br />

bullosa nicht unerwähnt bleiben soll.<br />

Denervationsbedingte Deformitäten der Hand sind, so eine<br />

Verletzung eines peripheren Nervs vorliegt, unter Kenntnis<br />

der Anamnese relativ einfach zu diagnostizieren. Es ist aber<br />

darauf hinzuweisen, dass die „klassischen“ Deformitäten<br />

wie Schwur- und Krallenhand meist nicht in der vollen Ausprägung<br />

bestehen, da eine gute konservative Behandlung<br />

das Vollbild der Deformität erst gar nicht entstehen lässt.<br />

Die Denervationszeichen bei heriditären sensomotorischen<br />

Polyneuropathien leiten über zu den<br />

Erkrankungsbedingten Deformitäten der Hand: Neben den<br />

bekannten, durch Erkrankungen aus dem rheumatischen<br />

Formenkreis verursachten Deformitäten können auch<br />

Psoriasisarthritis und Gicht – in der unbehandelten Form<br />

– Handdeformitäten verursachen. Haupt- und häufigster<br />

Grund für Deformitäten an der Hand des Erwachsenen ist<br />

die Dupuytrensche Kontraktur, Die Differenzialdiagnose ist<br />

vor allem dann erschwert, wenn nicht das „klassische“ Erscheinungsbild<br />

mit Strängen in der Hohlhand vorliegt, sondern<br />

isolierte Stränge Kontrakturen an den Langfingern zur<br />

Folge haben.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

20<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

22 Freitag, 6. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

Freitag, 6. November <strong>2009</strong><br />

23


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Haben Computergestützte Simulationsmodelle<br />

einen Einfluss auf orthopädische Diagnostik<br />

und Therapie<br />

Ch. Wyss – Kantonsspital Aarau/CH<br />

Einleitung<br />

Die orthopädische Fusschirurgie korrigiert<br />

in erster Linie mechanische Fussprobleme.<br />

Liegen keine mechanischen<br />

Probleme vor müssen andere Spezialitäten<br />

zur Behandlung zugezogen werden.<br />

Die Diagnose eines mechanischen<br />

Problems hat für den Fussspezialisten<br />

daher höchste Priorität. Klinische Untersuchungsmethoden<br />

versagen aber<br />

häufig bei der Diagnose von mechanischen Problemen,<br />

insbesondere bei Pathologien im Gehen. Es wird deshalb<br />

eine Untersuchungsmethode vorgestellt, die quantifizierbar<br />

und reproduzierbar ist und auch der Klinik verborgene mechanische<br />

Pathologien <strong>zum</strong> Vorschein bringen kann.<br />

Methode<br />

Die angewendeten Messmethoden gliedern sich in sechs<br />

einzelne Schritte: 1. die Messung der Kinetik, 2. die Messung<br />

der Kinematik und 3. die Messung der elektrischen<br />

Muskelaktivitäten im Gehen mit der Elektromyographie. Der<br />

4. Schritt der Methode ist die Modellrechnung mit den erhobenen<br />

Daten aus den Schritten 1-3. Es werden Muskelkräfte,<br />

gesamtresultierende Kräfte und intraartikuläre Kräfte<br />

berechnet. Als 5. Schritt werden postinterventionelle Situationen<br />

mit neuronalen Netzwerken simuliert. Damit können<br />

postoperativ zu erwartende Zustände annäherungsweise<br />

berechnet werden. Als 6. Schritt werden diese errechneten<br />

und simulierten Randbedingungen der prä- und postinterventionellen<br />

Situation zur Erstellung von Finiten Element<br />

Modellen (FEM) gebraucht, mit denen die durch die Operation<br />

hervorgerufenen Veränderungen der Belastungen von<br />

Knochen, Knorpel, Muskeln und Sehnen dargestellt werden<br />

können.<br />

1. Kinetik<br />

Die kinetische Untersuchung besteht aus einer Druckmessung<br />

auf der Druckmessplatte und der 3D Kraftmessung<br />

mit der Kraftmessplatte.<br />

2. Kinematik<br />

Die Bewegungsanalyse wird mit einem 3D Bewegungsanalysesystem<br />

(Vicon MX ® , Oxford Metrics) mit 6 Kameras<br />

durchgeführt. <strong>Das</strong> Marker Setup umfasst für die<br />

Standarduntersuchung 5 Segmente, wobei das Vorfuss<br />

und Mittelfuss Segment gemeinsame Marker besitzen.<br />

3. Die Elektromyographie<br />

Für die Elektromyographie wird ein ME6000-T4 System<br />

von MegaWin benutzt. Es kommen Oberflächenelektroden<br />

an den Muskeln M.tibialis anterior, M.gastrocnemius<br />

medialis., M.tibialis posterior, M.peroneii <strong>zum</strong> Einsatz.<br />

Die Aufnahmefrequenz beträgt 2400Hz.<br />

4. Die Modellrechnungen<br />

Im Wesentlichen kommt das Vorfussmodell von Jacob<br />

(2001) zur Anwendung. Dieses Modell wurde etwas weiter<br />

ausgebaut für den 3.,4. und 5. Strahl (Wyss, 2005).<br />

Ebenfalls benützen wir ein Muskelmodelling mit ANYBO-<br />

DY® Technology, wobei hier vorwiegend das Modell von<br />

Vaughan zur Anwendung kommt.<br />

5. Die neuronalen Netzwerke<br />

Die von uns benützten Netzwerke sind 5 schichtige<br />

Backpropagation Netzwerke (RPROP), welche mit Hilfe<br />

eines resilienten Trainingsmodus trainiert werden. Die<br />

Auswahl der Netze erfolgt mit einem speziellen Postprocessing.<br />

Mit diesen Netzen können postoperativ zu<br />

erwartende Parameter, wie z.B. die gesamtresultierende<br />

Kraft am Metatarsale2 Köpfchen usw., berechnet werden.<br />

6. Finite Element Modelle<br />

Die Finiten Element Modelle werden in ANSYS ® erstellt.<br />

Die Randbedingungen erhält man aus den Schritten<br />

1-5. <strong>Das</strong> Modell selber wird auf der Basis von Röntgenbildern<br />

resp. CT Daten hergestellt. Stets wird ein quasistatischer<br />

Zustand untersucht.<br />

Schlussbemerkung<br />

Unsere Beobachtung, dass mit der klinischen Untersuchung<br />

allein nur in 14%(13/95) die Diagnose richtig gestellt<br />

wurde, zeigt bereits die Wertigkeit der ganganalytischen<br />

Untersuchungstechnik. <strong>Das</strong>s in 79% der Fälle eine andere<br />

Therapie vorgeschlagen wurde und von diesen die Hälfte<br />

weniger operiert wurde, unterstreicht die Wichtigkeit der<br />

hier vorgestellten Untersuchung nicht nur in diagnostischer,<br />

sondern auch in therapeutischer Hinsicht.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

24 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Stellenwert der Radiosynoviorthese bei<br />

entzündlichen Gelenkserkrankungen<br />

K. Sekyra – Orthopädische Univ.-Klinik, Innsbruck<br />

Die Radiosynoviorthese (RSO) ist eine<br />

minimal invasive Therapie zur erfolgreichen<br />

Behandlung von entzündlichen<br />

Gelenkserkrankungen. Früher wurden<br />

Zytostatika und Osmiumsäure verwendet.<br />

Die Radiosynoviothese seit den<br />

80iger Jahren eine Standardverfahren<br />

zur Behandlung von chronischen Arthritiden.<br />

Bei dieser Therapieform werden<br />

Radiopharmazeutika in Gelenke<br />

appliziert, um eine Reduktion von Schwellungen, Ergüssen<br />

und vor allem von Schmerzen zu erzielen. Die Radiopharmazeutika<br />

werden in Art und Dosis dem jeweiligen Gelenk<br />

angepasst und mit einer standardisierten Injektionsfolge<br />

verabreicht. Als Faustregel wird angeben, dass Yttrium für<br />

große, Rhenium für mittlere und Erbium für kleine Gelenke<br />

angewendet wird.<br />

Indikation<br />

Die Radiosynoviorthese kann bei allen entzündlichen Gelenkserkrankungen,<br />

die mit einer Synovitis, Schwellungen,<br />

Schmerzen und Funktionsverlust einhergehen angewandt<br />

werden. Es wurden vor allem bei chronisch rezidivierenden<br />

Monoarthritiden wie reaktiver Arthritis, Spondylitis ankylosans,<br />

chronisch rezidivierenden Synovitiden bei Arthrose<br />

und Chondroklazinose gute Erfolge im Sinne von Schmerzund<br />

Schwellungsverminderung erzielt.<br />

Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie<br />

chronische Polyarthritis, Psoriasisarthropathien und Polyarthrosen<br />

ergibt sich ein breites Anwendungsgebiet, vor<br />

allem wenn trotz erfolgreicher Basistherapie noch Restschwellungen<br />

verbleiben. Die Radiosynoviorthese kann<br />

auch nach operativer Synovektomie sechs Wochen postoperativ<br />

angewandt werden, um die noch bestehenden<br />

Restsynovitis zu entfernen.<br />

Eine weitere Indikation zur Durchführung der RSO besteht<br />

in der postoperativen Nachsorge bei polyvillonodulärer Synovitis<br />

(PVNS). Durch dieses Behandlungskonzept kann<br />

die Rezidivhäufigkeit der PVNS entscheidend gesenkt, und<br />

auch gleichzeitig die postoperative Ergussbildung reduziert<br />

werden. Die Radiosynoviorthese stellt auch eine gute Alternative<br />

für Patienten dar, die auf Grund von internistischen<br />

Problemen nicht operiert werden können.<br />

Planung und Durchführung<br />

Vor jeder Applikation des Radiopharmazeutikums in das<br />

betroffene Gelenk sollte eine ausführliche Anamnese und<br />

Untersuchung des Patienten erfolgen. Bei Patienten mit<br />

chronischer Polyarthritis sollte vor jeder Applikation eine<br />

Basistherapie für sechs Monate erfolgen. Erst wenn diese<br />

keinen Erfolg, im Sinne einer Schmerz- und Schwellungsreduktion,<br />

zeigt kann an eine RSO gedacht werden. Von or-<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

thopädischer Seite erfolgt eine klinische Untersuchung zur<br />

genauen Beurteilung der Schwellung, des Ergusses und<br />

des Bewegungsumfanges des betroffenen Gelenkes. Bei<br />

bestehender Synovitis wird weiters eine radiologische Abklärung<br />

durchgeführt, um die Dicke der Gelenksbinnenhaut<br />

zu bestimmen. Diese Untersuchungen sind auch bei ausreichender<br />

Klinik indiziert, da jedes Radiopharmazeutikum<br />

nur eine bestimmte Eindringtiefe besitzt. Wenn jedoch die<br />

Synovitis eine bestimmte Dicke überschritten haben sollte,<br />

muss primär an eine chirurgische Maßnahme im Sinne einer<br />

operativen Synovektomie gedacht werden.<br />

Die Applikation des entsprechenden Radiopharmazeutikums<br />

erfolgt immer streng unter sterilen Bedingungen.<br />

Nach sterilem Waschen und Abdecken werden die Gelenke<br />

in der Zweikanaltechnik infiltriert.<br />

Post infiltrationem wird für die obere Extremität eine Ruhigstellung<br />

mittels Gipsverband für das betroffene Gelenk vorgenommen.<br />

Der Gips kann nach zwei Tagen vom Patienten<br />

selbst zu Hause entfernt werden.<br />

Bei Applikationen an der unteren Extremität wird eine strenge<br />

Bettruhe im Rahmen eines stationären Aufenthaltes für<br />

ebenfalls zwei Tage empfohlen, um einen Abfluss des Radionuklids<br />

in die regionalen Lymphknoten zu minimieren.<br />

Eine weitere ambulante Kontrolle erfolgt drei bis vier Wochen<br />

nach der Infiltration zur Beurteilung des Therapieerfolges.<br />

Ein endgültiger Therapieerfolg kann erst 3 Monate<br />

nach Infiltration erfolgen.<br />

Kontraindikationen und Nebenwirkungen<br />

Als Kontraindikationen für die Radiosynoviorthese werden<br />

in der Literatur septische Arthritiden, Schwangerschaft, gekammerte<br />

Gelenke und Bakerzyste mit Ventil angegeben.<br />

Als Kontraindikation gilt auch das Larsen Stadium III- IV<br />

bei Patienten mit chronischer Polyarthritis. In diesen Stadien<br />

der Gelenkszerstörung kommt es zur Subluxation und<br />

kompletten Gelenksdestruktion.<br />

Als Nebenwirkungen der Radiosynoviorthese gelten Fieber,<br />

lokale Schmerzen, Reizergüsse (2%), Strahlenkater (2%),<br />

und genetisches Strahlenrisiko (0,00001%).<br />

Komplikationen durch die Applikation an sich sind identisch<br />

zu jeder anderen intraartikulären Infiltration im Sinne<br />

von Infektion. Selten treten auch Gewebenekrosen auf, die<br />

durch die korrekte Infiltrationstechnik minimiert werden.<br />

Ergebnisse<br />

In der wissenschaftlichen Literatur der letzten Jahre wurden<br />

in erster Linie Ergebnisse nach Applikation von Radiopharmazeutika<br />

für Knie-, Schulter-, und Handgelenke veröffentlicht.<br />

Für das nuklearmedizinische Präparat Yttrium 90 gab<br />

Alfes et al eine 85 %ige Besserung des Schmerzens, der<br />

Schwellung und der Funktionalität. Für Rhenium 186 ergab<br />

(Gamps et al) sich eine Verbesserung von 63%- 67%. Die<br />

25


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

prozentuale Besserung für Erbium veröffentlichte Boussina<br />

et al mit 50%- 70% für die oben genannten Faktoren.<br />

An unserer Abteilung für Orthopädie und orthopädischen<br />

Chirurgie an der Universitätsklinik Innsbruck mit enger Zusammenarbeit<br />

mit der Klinik für Nuklearmedizin wurden seit<br />

dem Jahre 2004 über 190 Radiosynoviorthesen durchgeführt.<br />

Wir wenden diese Therapieform sowohl ohne primäre<br />

operative Versorgung, als auch postoperativ an.<br />

Conclusio<br />

Die Radiosynoviorthese ist eine einfache lokale Therapie<br />

bei entzündlichen Veränderungen der Gelenke. Durch die<br />

intraartikuläre Verabreichung des Radiopharmazeutikums<br />

kann eine deutliche Schmerzreduktion und ein Sistieren<br />

eines destruktiven Prozesses erzielt werden.<br />

Durch das minimal invasive Vorgehen, der geringen Strahlenbelastung<br />

sowie den oft nur tagesklinischen Aufenthalt<br />

ist eine Wiederholung der Therapie möglich. Falls jedoch<br />

die radiologische Untersuchung eine zu massive Synoviahyperthrophie<br />

oder zeigt, sollte primär eine operative<br />

Synovektomie durchgeführt werden. Erst sechs Wochen<br />

postoperativ erfolgt eine Radiosynoviorthese für das entsprechende<br />

Gelenk. Dadurch kann nochmals eine Verbesserung<br />

der Schwellung und vor allem der Funktionalität erzielt<br />

werden.<br />

Operative Behandlung von Fehlstellungen<br />

im RückfuSS-Bereich<br />

H.J. Trnka – KH Göttlicher Heiland, Wien<br />

Prinzipiell werden die Rückfußfehlstellungen<br />

entsprechend den Ebenen im<br />

Raum eingeteilt.<br />

In der Sagittalebene entspricht eine<br />

vermehrte Dorsalflexion dem Hackenfuß,<br />

eine vermehrte Plantarflexion dem<br />

Spitzfuß. In der Frontalebene entspricht<br />

eine fixierte Eversion dem Rückfußvalgus,<br />

eine vermehrte Inversion dem<br />

Rückfußvarus. In der Transversalebene wird die vermehrte<br />

Adduktion pes adductus oder Sichelfuß genannt, eine vermehrte<br />

Abduktion ist Bestandteil der Plattfußfehlstellung.<br />

Die Fehlstellungen können sowohl angeboren (Klumpfuß,<br />

Hackenfuß, etc.) aber auch erworben (erworbener Plattfuß,<br />

erworbener Klumpfuß) sein.<br />

Die Indikationsstellung für eine eventuelle operative Behandlung<br />

ist ohne sorgfältige Diagnostik nicht möglich.<br />

Als erster Schritt sollte eine ausführliche klinische Untersuchung<br />

durchgeführt werden. Dies bedeutet, dass der<br />

entkleidete Patient beim Gehen beobachtet und auch eine<br />

ausführliche klinische Untersuchung durchgeführt wird.<br />

Zusätzlich sind als diagnostische Möglichkeiten Röntgenbilder<br />

(in 2 Ebenen im Stehen), Pedobarographie und<br />

Ganganalyse hilfreich.<br />

Bei posttraumatischen Fehlstellungen<br />

der distalen Tibia hat die Umstellungsosteotomie<br />

zunehmend an<br />

Popularität gewonnen. Dies gilt sowohl<br />

für die aufklappende als auch<br />

die zuklappende Osteotomie. In der<br />

Behandlung der Osteochondritis<br />

disscecans sollte ebenfalls an eine<br />

Umstellungsosteotomie der distalen<br />

Tibia gedacht werden. Sowohl Literaturangaben<br />

als auch eigene Erfahrungen haben gezeigt,<br />

dass es durch Umstellungsosteotomien zu einer deutlichen<br />

Verbesserung der Symptomatik kommt.<br />

Calcaneusostetomien werden<br />

bei Varus bzw. Valgusfehlstellungen<br />

des Rückfußes<br />

bei intaktem unteren<br />

Sprunggelenk angewandt.<br />

Bei chronischer Peronaeussehnenläsion<br />

kombiniert mit<br />

Rückfußvarus Fehlstellung<br />

wird die valgisierende Calcaneusosteotomie (Dwyer) eingesetzt.<br />

Die Vorfußsupination kann durch eine Elevationsosteotomie<br />

am Metatarsale 1 korrigiert werden.<br />

Die varisierende Calcaneusosteotomie hat ihren Stellenwert<br />

bei der Korrektur des erworbenen Plattfußes.<br />

Die subtalare Arthrodese ist<br />

das Mittel der Wahl wenn<br />

das Subtalargelenk pathologisch<br />

verändert ist, und eine<br />

Valgus oder Varusfehlstellung<br />

unterhalb des oberen<br />

Sprunggelenkes vorhanden<br />

ist. Eine fixierte Pronation<br />

oder Supination ist eine Kontraindikation für eine isolierte<br />

Subtalararthrodese.<br />

Kombinierte Rückfußfehlstellungen<br />

mit fixierter Fehlstellung<br />

in der Chopart´schen<br />

Gelenkslinie oder massiven<br />

Arthrosen in diesem Bereich<br />

bedürfen einer ausgedehnten<br />

26 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Korrektur. Hier muss zusätzlich <strong>zum</strong> Subtalargelenk noch<br />

das Talonaviculargelenk und meist auch des Calcaneocuboidgelenk<br />

in die Korrektur einbezogen werden, Da es sich<br />

um eine Fusion dreier Gelenke handelt wird dies mit Triple<br />

Arthrodese bezeichnet. Auf Grund des hohen Korrekturpotentials<br />

hat diese Operationstechnik auch einen hohen<br />

Stellenwert bei neurologischen Erkrankungen.<br />

Zusätzlich zu den knöchernen Korrekturen kann man am<br />

Rückfuß mit einem Sehnentransfer Fehlstellungen korrigieren.<br />

Die Flexor digitorum longus Sehne dient als Ersatz der<br />

Tibialis posterior Sehne bei erworbenem Plattfuß. Einen<br />

Transfer der Tibialis posterior Sehne verwendet man bei einer<br />

Läsion des Nervus peronaeus um den Fallfuß und die<br />

Supinationsstellung zu korrigieren. Auch ein Split Transfer<br />

der Tibialis anterior Sehne<br />

wird bei neurologischen<br />

Fehlstellungen am Fuß angewandt.<br />

Die am schwierigsten zu korrigierenden<br />

Fehlstellungen<br />

des Rückfuß entstehen bei<br />

der Charcot Arthropathie. Die Destruktion mehreren Knochen<br />

und Gelenk führt zu schwersten Verformungen am<br />

Rückfuß. In solchen Fällen kommen Kombinationen aus<br />

Arthrodesen und Korrekturosteotomien bzw. Keilentnahmen<br />

zur Anwendung. <strong>Das</strong> Ziel in diesen Fällen ist es einen<br />

orthograd belastbaren Fuß zu erzielen.<br />

Die endoprothetische versorgung des sprunggelenkes<br />

- wo stehen wir heute<br />

R. A. Fuhrmann – FSU Jena Rudolf-Elle-Krankenhaus, Eisenberg<br />

Die therapeutische Palette zur Behandlung<br />

lokalisierter Knorpelschäden<br />

am oberen Sprunggelenk reicht vom<br />

arthroskopischen Débridement über<br />

das retrograde Anbohren der osteochondralen<br />

Läsion und die Mikrofrakturierung<br />

bis zu Knorpelersatzverfahren<br />

(osteochondrale Allografts, Chondrozytentransplantation).<br />

Die Behandlung der fortgeschrittenen Arthrose am oberen<br />

Sprunggelenk erfordert hingegen resezierende Verfahren.<br />

Gerade im letzten Jahrzehnt ist der bis dahin unbestrittene<br />

Behandlungsstandard, die Sprunggelenksarthrodese,<br />

durch die Sprunggelenksendoprothese zunehmend in den<br />

Hintergrund getreten. Dies ist aus funktioneller Sicht auch<br />

nachvollziehbar, da durch eine endoprothetische Versorgung<br />

die weitgehende Wiederherstellung der “normalen”<br />

Biomechanik bei gleichzeitiger Protektion der angrenzenden<br />

Gelenke möglich ist.<br />

Allerdings werden gerade in den letzten zwei Jahren immer<br />

wieder Behandlungsergebnisse der Sprunggelenksendoprothetik<br />

dargestellt, die die Euphorie früherer Jahre in<br />

einem getrübten Licht erscheinen lassen.<br />

So weisen die bislang etablierten nationalen Endoprothesenregister<br />

für die Sprunggelenks-Endoprothetik eine<br />

5-Jahres-Überlebensrate zwischen 78% und 89% auf. Damit<br />

liegt die zu erwartende Standzeit deutlich unter den Ergebnissen<br />

der Hüft- und Kniegelenksendoprothetik.<br />

Zudem ist bekannt, dass im zeitlichen Verlauf nach der<br />

Implantation (> 5 Jahre) mit steigenden Revisionsraten<br />

(bis 23%!) gerechnet werden muss. Die Gründe dafür liegen<br />

<strong>zum</strong> Teil in einem implantatspezifischen Versagen<br />

(Bruch des Inlays, Lockerung). Häufiger ist allerdings ein<br />

extrinsisch verursachtes Implantatversagen, das durch ein<br />

primär unberücksichtigtes oder sekundär entstandenes<br />

Malalignment des Rückfußes (vor allem eine varische Fehlstellung)<br />

verursacht wird.<br />

Bei Berücksichtigung der Literatur ist heute davon auszugehen,<br />

dass bei etwa 30% aller Endoprothesen Zusatzeingriffe<br />

(Sehnentransfers, Längenkorrektur der Fibula bzw.<br />

des Innenknöchels, reorientierende Rückfußeingriffe) erforderlich<br />

sind. Die Operationsplanung als auch das operationstechnische<br />

Vorgehen erfordern deshalb eine ausgewiesene<br />

fußchirurgische Expertise des Behandlers.<br />

Ähnlich wie bei anderen Medizinprodukten hat auch die<br />

Endoprothetik des oberen Sprunggelenks durch gezielte<br />

Marketingstrategien, kommerzielle Interessen der Leistungserbringer<br />

und gestiegene Anspruchshaltung der Patienten<br />

zu unerwartet hohen Implantationszahlen geführt.<br />

Erst die jetzt “anrollende Welle” der Revisionseingriffe war<br />

der Anlass, die Indikationsstellung zur Endoprothesenimplantation<br />

kritischer zu beleuchten und vor allem auch die<br />

Differenzialindikation zur Arthrodese anhand medizinisch<br />

nachvollziehbarer Kriterien abzuwägen. Nur auf diese Weise<br />

werden Behandlungsergebnisse zu erzielen sein, die<br />

letztendlich für alle Beteiligten zufriedenstellend sind.<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

27


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Erfahrungen mit der unzementierten<br />

GroSSzehengrundgelenks – Hemiprothese<br />

F. Kissler – Orthopädisches Spital Speising, Wien<br />

Einleitung<br />

Die Implantation einer phalangealen<br />

Hemiprothese stellt eine Möglichkeit<br />

der operativen Therapie des fortgeschrittenen<br />

Hallux rigidus dar. Ziel dieser<br />

Studie war die Erfassung und Beurteilung<br />

der mittelfristigen Resultate der<br />

zementfreien Arthrex Anatoemic Hemiprothese.<br />

Patienten und Methodik<br />

63 Füße von 55 Patienten (18 männlich, 37 weiblich) mit<br />

einem mittleren Alter von 60,4 Jahren (von 36 bis 77 Jahre)<br />

wurden an unserer Abteilung mittels Implantation einer zementfreien<br />

Arthrex Anatoemic Hemiprothese behandelt.<br />

Einschlusskriterium stellte der trotz erfolgter konservativer<br />

Therapiemaßnahmen schmerzhaft bewegungseingeschränkte<br />

Hallux rigidus (Grad 3 – 4 nach Coughlin) mit<br />

entsprechendem Leidensdruck seitens des Patienten dar.<br />

Als Ausschlusskriterien galten der Hallux rigidus im Rahmen<br />

einer rheumatischen Grundkrankheit, geringe Anforderung<br />

an die postoperative Funktion, ausgeprägte Osteoporose,<br />

sowie massive Fehlstellung im Großzehengrundgelenk. Zur<br />

Beurteilung des Ergebnisses wurden der AOFAS- Vorfuß-<br />

Score, die Beweglichkeit (ROM) des Großzehengrundgelenkes,<br />

sowie Röntgenbilder des Vorfußes stehend d.p.<br />

und schräg seitlich herangezogen. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum<br />

betrug 16,1 Monate (12 bis 36 Monate).<br />

Resultate (Tab. 1)<br />

Wir beobachteten einen durchschnittlichen Anstieg des<br />

AOFA-Scores <strong>zum</strong> Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung<br />

von 28 Punkten (von 53 auf 81 Punkte). In der Kategorie<br />

„Schmerz“ konnte der durchschnittliche Wert von 15 auf<br />

32 Punkte gehoben werden, in der Untergruppe „Funktion“<br />

von 15 auf 34 Punkte. Im Hinblick auf die „Gelenkstellung“<br />

konnte eine durchschnittliche Steigerung von präoperativen<br />

13 auf postoperative 15 Punkte erreicht werden. Durchschnittlich<br />

kam es im Nachuntersuchungszeitraum zu einer<br />

Besserung des ROM um 16° (von 29 auf 45°).<br />

Komplikationen<br />

7 Füße mussten einer Revisionsoperation unterzogen werden.<br />

Revisionsgründe waren in 3 Fällen eine Arthrofibrose,<br />

in 2 Fällen die Lockerung des Implantates und in jeweils<br />

einem Fall Schmerzpersistenz unklarer Ursache beziehungsweise<br />

eine symptomatische Osteonekrose des ersten<br />

Metatarsalköpfchens. Aufgrund einer schmerzhaft<br />

eingeschränkten Beweglichkeit musste an 4 Füßen eine<br />

Mobilisierung des Gelenkes in Knöchelblockanästhesie<br />

durchgeführt werden. In 2 Fällen kam es postoperativ zu<br />

Beschwerden im Sinne einer Metatarsalgie des 2. bzw. 3.<br />

Mittelfußköpfchens. Seltene Komplikationen stellten oberflächliche<br />

Infekte (2 Fälle) bzw. Wundheilungsstörungen (1<br />

Fall) dar.<br />

Radiologische Ergebnisse (Tab. 2)<br />

In den Röntgenbildern <strong>zum</strong> Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung<br />

fanden sich häufig Zeichen der Implantatlockerung:<br />

Eine deutliche Saumbildung zeigte sich in 59% der<br />

Fälle, in 48 % kam es <strong>zum</strong> Einsinken der Prothese in das<br />

Grundglied, teilweise mit plantarem Ausschneiden des Prothesenschaftes.<br />

All diese Zeichen konnten allerdings schon<br />

in frühen postoperativen Röntgenaufnahmen festgestellt<br />

werden und zeigten in weiterer Folge keine wesentliche<br />

Progredienz. Weitere, deutlich seltenere pathologische<br />

Röntgenzeichen waren partielle Osteonekrosen des ersten<br />

Metatarsalköpfchens (19%), sowie Gelenksfehlstellung (1<br />

Fall von mildem Hallux valgus).<br />

Tabelle 1: Klinische Ergebnisse<br />

Tabelle 2: Radiologische Ergebnisse<br />

Schlussfolgerung/ Konsequenzen<br />

Aus unserer Sicht stellt die Implantation einer phalangealen<br />

Hemiprothese eine grundsätzlich sehr vielversprechende<br />

therapeutische Option in der operativen Therapie<br />

des Hallux rigidus dar, und erfüllt einen besonderen Nutzen<br />

bei jungen, aktiven Patienten beziehungsweise bei Patien-<br />

28 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

tinnen mit dem Wunsch postoperativ Schuhwerk mit variablen<br />

Absatzhöhen tragen zu können. Ob der Lockerungstendenz<br />

mittels Hydroxylapatitbeschichtung der Implantate<br />

entgegenzuwirken ist, wird Gegenstand zukünftiger Untersuchungen<br />

sein. Zur Verbesserung der postoperativen<br />

Beweglichkeit und des Gangbildes werden wir in Zukunft<br />

noch mehr Augenmerk auf eine frühfunktionelle Nachbehandlung<br />

sowie Gangschulung legen.<br />

Erfahrungen mit der zementierten<br />

GroSSzehengrundgelenks-Hemiprothese<br />

A. Zembsch, B. Zillner, B. Laky, W. Anderl – KH Barmherzige Schwestern, Wien<br />

Fragestellung<br />

In dieser prospektiven Untersuchung<br />

wurden die kurzfristigen klinischen und<br />

radiologischen Ergebnisse der operativen<br />

Therapie des Hallux rigidus mit<br />

einer Großzehengrundgelenks-Hemiprothese<br />

(GZGGHP) bei den ersten 39<br />

Patienten (42 Hemiprothesen) analysiert.<br />

Methode<br />

Klinisch und radiologisch wurden insgesamt 42 Füße von<br />

39 Patienten (21 Frauen, 18 Männer) mit einem Durchschnittsalter<br />

von 60 Jahren (44 -79 Jahre) vor und nach<br />

Implantation einer Großzehengrundgelenks-Hemiprothese<br />

(GZGGHP) in die Basis des Großzehengrundgliedes evaluiert.<br />

Drei Patienten wurden beidseits operiert. Die Indikation<br />

zur Operation stellte der schmerzhafte, therapieresistente<br />

Hallux rigidus mittleren und schweren Grades dar (Grad II<br />

bis IV). Den ersten 12 Patienten wurde die Prothese zementfrei<br />

implantiert. Aufgrund von zwei aseptischen Prothesenlockerungen,<br />

welche durch Revisionsoperationen<br />

verifiziert wurden, erfolgte bei den weiteren 27 Patienten<br />

die Implantation der Hemiprothese mit Knochenzement.<br />

Der Nachuntersuchungszeitraum betrug durchschnittlich<br />

28 Monate (3 bis 46 Monate postoperativ). Die Ergebnisse<br />

wurden prä-und postoperativ anhand des AOFAS-HMI-<br />

Score sowie Standröntgen des Vorfußes beurteilt. Eine etwaige<br />

fehlende Osteointegration der Hemiprothese wurde<br />

radiologisch untersucht. Zusätzlich wurde die subjektive<br />

Zufriedenheit der Patienten <strong>zum</strong> Nachuntersuchungszeitpunkt<br />

evaluiert.<br />

Ergebnisse<br />

Wir fanden 32 subjektiv sehr zufriedene und zufriedene<br />

Patienten (82 %) und 4 (10 %) weniger zufriedene Pat. 3<br />

unzufriedenen Patienten (8 %) wurde wegen Schmerzen<br />

und oder Bewegungseinschränkung die Prothese operativ<br />

entfernt und eine Resektionsarthroplastik oder Arthrodese<br />

durchgeführt. Bei den Revisionsoperationen an zwei Patienten<br />

zeigte sich eine primär fehlende Osteointegration<br />

der zementfrei implantierten Hemiprothese. Der AOFAS-<br />

HMI-Score von 35 Patienten wurde von durchschnittlich 47<br />

(von 100 Punkten) präoperativ auf 89 Punkte <strong>zum</strong> Nachuntersuchungszeitpunkt<br />

verbessert. Der Vergleich der zementfreien<br />

mit der zementierten <strong>Gruppe</strong> zeigte hinsichtlich<br />

des klinischen Ergebnisses und der Zufriedenheit keinen<br />

statistisch signifikanten Unterschied. Eine radiologisch erkennbare<br />

Saumbildung am Prothesen-Knochen Interface<br />

trat bei allen zementfreien Implantaten bei der Letztuntersuchung<br />

auf. Bei 9 zementierten Prothesen zeigte sich eine<br />

geringfügige nicht progrediente Distanz zwischen Knochen<br />

und Prothese, die wir auf die Zementierung zurückführen.<br />

Der Bewegungsumfang im ersten Metatarsophalangealgelenk<br />

konnte von präop. durchschnittlich 28° auf postop.<br />

53° gesteigert werden. Die weniger zufriedenen Patienten<br />

(3 Pat., 8%) wiesen eine reduzierte Gelenksbeweglichkeit<br />

auf.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die ersten kurzfristigen Ergebnisse zeigen, dass die Implantation<br />

einer GZGGHP eine suffiziente Therapie des<br />

Hallux rigidus ist. Diese Operationsmethode ermöglicht<br />

eine annähernd anatomische Rekonstruktion des Grosszehengrundgelenkes<br />

mit Verbesserung des Bewegungsausmaßes<br />

und Erhalt der biomechanischen Kraftübertragung<br />

bei Belastung. Günstig ist die operative Rückzugsmöglichkeit<br />

zur Arthrodese oder Resektionsarthroplastik bei Verfehlung<br />

des Therapieziels. Ein Nachteil ist die unsichere<br />

Osteointegration der Prothese mit konsekutiver Auslockerung.<br />

Dies könnte durch das Einkleben mit Knochenzement<br />

vermieden werden.<br />

Hauptaugenmerk sollte auch auf eine gezielte frühfunktionelle<br />

Bewegungstherapie und Gangschulung gelegt<br />

werden, um ein Optimum an Gelenksbeweglichkeit zu erreichen.<br />

Weitere mittel-und langfristige Untersuchungen<br />

sind notwendig, um die Standzeiten der Hemiprothese zu<br />

validieren und um eine mögliche Überlegenheit gegenüber<br />

den Methoden wie Resektionsarthroplastik und Arthrodese<br />

zu bestätigen.<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

29


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Operative Möglichkeiten beim Hallux Rigidus<br />

W. Schneider – Herz-Jesu KH, Wien<br />

Ziel der operativen Therapie beim Hallux<br />

rigidus ist primär die Reduktion der<br />

Schmerzbelastung und des Schuhkonfliktes<br />

und erst sekundär die Verbesserung<br />

der Beweglichkeit.<br />

Je nach dem Grad der degenerativen<br />

Veränderungen, der Ausprägung der<br />

einzelnen Krankheitssymptome und<br />

dem Patientenwunsch stehen eine Vielzahl<br />

an operativen Verfahren zur Auswahl.<br />

Folgende Entscheidungskriterien müssten in der Auswahl<br />

des geeigneten Verfahrens beachtet werden:<br />

Bei Beurteilung der subjektiven Symptomatik ist zu unterscheiden,<br />

ob die Probleme des Patienten nur durch einen<br />

Schuhdruck im Bereich einer meist dorsal oder dorso-medial<br />

am MTK I gelegenen Exostose auftreten, durch<br />

ein dorsales Impingement während des Abrollvorganges<br />

oder durch eine arthrotisch-arthritische Reizung des Gelenkes<br />

selbst. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden,<br />

ob die Beschwerden nur durch Veränderungen am Großzehengrundgelenk<br />

selbst bestehen oder durch eventuelle<br />

begleitende Veränderungen (insbesondere im Bereich des<br />

Interphalangealgelenkes der 1. Zehe) oder durch biomechanische<br />

Fehlstellungen im Bereich des gesamten Fußskelettes.<br />

Ein weiteres Entscheidungskriterium stellt sicher<br />

das radiologische Ausmaß der Arthrose dar: hier hat sich<br />

die vierstufige Einteilung nach Regnauld bewährt. Die benachbarten<br />

Gelenke (Interphalangealgelenk, Tarsometatarsalgelenk<br />

, Grundgelenke der Zehen II-V) sind ebenso in<br />

die Überlegungen einzubeziehen.<br />

<strong>Das</strong> Alter des Patienten spielt insofern eine Rolle, als<br />

bei jeder Überlegung einerseits das potentielle Risiko von<br />

Langzeitkomplikationen – insbesondere bei jüngeren Patienten<br />

– beachtet werden muss, andererseits korreliert das<br />

Alter des Patienten oft auch mit dem Ausmaß an orthopädischen<br />

oder nicht orthopädischen Begleiterkrankungen<br />

und der Qualität des Knochens (insbesondere Osteoporose).<br />

Besonders wichtig in der Auswahl eines operativen Verfahrens<br />

stellt die Einschätzung der Erwartungshaltung des<br />

Patienten dar, insbesondere die erwünschte potentielle<br />

Belastbarkeit (allgemeine körperliche Belastung, gewünschte<br />

postoperative sportliche Aktivitäten).<br />

Zuletzt muss mit dem Patienten über den postoperativ zu<br />

erwartenden Bewegungsumfang des Großzehengrundgelenks<br />

nach einer Operation (gewünschte Absatzhöhe!) gesprochen<br />

werden.<br />

Sind konservative Maßnahmen (physikalische Therapie,<br />

Einlagenversorgung, orthopädische Schuhzurichtungen,<br />

gegebenenfalls orthopädische Maßschuhe, intraartikuläre<br />

Infiltrationsstherapie) ausgeschöpft, so ist gemeinsam mit<br />

dem Patienten unter Einbeziehung aller oben erwähnten<br />

Entscheidungskriterien ein operatives Verfahren zu wählen.<br />

In weiterer Folge werden gängige Verfahren nach ihrem<br />

Einsatz bei zunehmendem Schweregrad der degenerativen<br />

und klinischen Veränderungen besprochen:<br />

Gelenkserhaltende Verfahren<br />

Ziel der gelenkserhaltenden Verfahren ist es, den durch<br />

schmerzhafte Exostosen verursachten Schuhkonflikt zu<br />

beheben, die Beweglichkeit des Großzehengrundgelenkes<br />

entweder zu verbessern oder die vorhandene Beweglichkeit<br />

zu optimieren:<br />

Reine Exostosenabtragung<br />

Hier werden lediglich die meist dorsal oder dorso-medial<br />

gelegenen Exostosen abgetragen. Dies führt zu einer Reduktion<br />

des Schuhdruckes, fallweise gleichzeitig auch zur<br />

Verringerung eines knöchernen Impingements im dorsalen<br />

Bereich des Metatarsalköpfchen.<br />

Cheilektomie<br />

Hier werden nicht nur Osteophyten an der dorsalen Begrenzung<br />

des Metatarsalköpfchens, sondern auch ca. 1/4<br />

bis 1/3 des dorsalen Anteils des Metatarsalköpfchens abgetragen.<br />

Dies reduziert das knöcherne Impingement der<br />

Grundphalanx gegen den dorsalen Anteil des Metatarsalköpfchens<br />

und verbessert die Beweglichkeit in Extension.<br />

Diese Operation kann bei entsprechender Erfahrung und<br />

Ausrüstung auch in arthroskopischer Technik durchgeführt<br />

werden. <strong>Das</strong> Verfahren der Cheilektomie führt zu einer geringgradigen<br />

Besserung des Bewegungsumfanges, zu einer<br />

Reduktion der Schmerzintensität und eignet sich insbesondere<br />

in Frühstadien des Hallux rigidus als sehr gute<br />

Interimslösung, da nach durchgeführter Cheilektomie alle<br />

Rückzugsmöglichkeiten auf nicht gelenkserhaltende Verfahren<br />

uneingeschränkt gegeben sind.<br />

Verkürzungsosteotomie<br />

Durch eine knöcherne Verkürzung im Bereich des 1.<br />

Strahles soll durch Reduktion des intraartikulären Druckes<br />

eine Verbesserung der Beweglichkeit erzielt werden. Jede<br />

Verkürzung im Bereich des Metatarsale soll jedoch durch<br />

eine gezielte Plantarisierung ergänzt werden – dies ist insbesondere<br />

in der Methode nach Youngswick (modifizierte<br />

Chevron-Osteotomie) möglich. Auch hier stehen im Prinzip<br />

alle Rückzugsmöglichkeiten für weitere operative Maßnahmen<br />

offen. Verkürzungsosteotomien an der Grundphalanx<br />

in der Technik nach Regnauld haben aufgrund hoher post-<br />

30 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

operativer Komplikationsraten heute ihre Bedeutung verloren.<br />

Keilosteotomie<br />

Durch gelenksnahe Entnahme eines Keils mit dorsaler Basis<br />

aus der Grundphalanx (Technik nach Moberg) oder dem<br />

Metatarsale (Technik nach Watermann) wird der vorhandene<br />

Bewegungsumfang in Richtung einer verbesserten<br />

Dorsalextension zulasten der Plantarflexion optimiert. <strong>Das</strong><br />

Abrollverhalten soll damit verbessert werden, die Technik<br />

nach Moberg stellt entsprechend der Literatur ein gutes<br />

Verfahren für Frühstadien des Hallux rigidus dar, für subcapitale<br />

Osteotomien nach Watermann wurden in der Literatur<br />

einerseits hohe Raten von avaskulären Nekrosen des<br />

Metatarsalköpfchen I, andererseits Metatarsalgiebeschwerden<br />

mit Stressfrakturen am Metatarsale II durch die Elevation<br />

des 1. Strahles beschrieben.<br />

Nicht gelenkserhaltende Operationsverfahren<br />

Ist die Erhaltung des Gelenks aufgrund fortgeschrittener<br />

degenerativer Veränderungen nicht sinnvoll, so stehen die<br />

Möglichkeiten der Resektionsarthroplastik, des partiellen<br />

oder totalen Gelenksersatzes, sowie der Arthrodese des<br />

Gelenkes zur Verfügung:<br />

Resektionsarthroplastik<br />

Die Resektion der Basis der Grundphalanx (Technik nach<br />

Keller-Brandes) erzielt ähnlich der Verkürzungsosteotomie<br />

eine Druckentlastung des Gelenkes, gleichzeitig jedoch<br />

eine Reduktion der Flexionskraft der Großzehe durch Ablösung<br />

des Ansatzes des M. flex. hall. brevis. Dies führt zu<br />

einer Reduktion der Flexionskraft der Großzehe während<br />

des Abrollvorganges, in Extremfällen auch zu einer Extensionsfehlstellung<br />

der Großzehe („cock up deformity“) mit<br />

Standunsicherheit und Schuhkonflikt. Generell ist jedoch<br />

die subjektive Zufriedenheit mit dieser Operationstechnik<br />

hoch, die Komplikations- und Revisionsrate auch nach langer<br />

Zeit im Vergleich zu konkurrierenden Verfahren relativ<br />

gering. Insbesondere bei Patienten mit geringerer funktioneller<br />

Erwartungshaltung und fortgeschrittenen Stadien des<br />

Hallux rigidus stellt die Resektionsarthroplastik auch heute<br />

noch ein akzeptables Verfahren dar. Weiterentwicklung<br />

dieser Technik (z.B. nach Valenti oder Hamilton) brachten<br />

keine grundlegenden Verbesserungen der klinischen Resultate.<br />

Notwendige Revisionen können je nach Ausmaß der<br />

knöchernen Resektion in manchen Fällen sehr aufwändige<br />

und komplikationsbehaftete Interpositionsarthrodesen notwendig<br />

machen.<br />

Endoprothetischer Gelenksersatz<br />

Der endoprothetische Gelenksersatz versucht die Funktion<br />

des Großzehengrundgelenkes durch beidseitigen oder<br />

einseitigen Ersatz der Gelenksfläche bei gleichzeitiger<br />

Schmerzreduktion wiederherzustellen. Silikonimplantate<br />

sind heute aufgrund der Desintegration der Prothesenbestandteile<br />

mit Ausbildung massiver Fremdkörpergranulome<br />

und Osteolysen als gescheitert zu betrachten. Ebenso<br />

zeigten aktuellere Keramik-Endoprothesen nur sehr unbefriedigende<br />

Ergebnisse.<br />

Metallische Totalendoprothesen für das Großzehengrundgelenk<br />

zeigen insbesondere Probleme mit der Implantatverankerung<br />

im Metatarsalköpfchen, im Fall einer häufig<br />

notwendigen Revision besteht auch hier das große Problem<br />

einer sehr aufwändigen Interpositionsarthrodese. Die<br />

besten Langzeitergebnisse sind zur Zeit mit Hemiprothesen<br />

mit Ersatz der Gelenksfläche der Basis der Grundphalanx<br />

beschrieben, insbesondere neue Designs mit sparsamer<br />

Resektion lassen nahezu sämtliche Rückzugsmöglichkeiten<br />

offen. In letzter Zeit scheinen sich Hinweise für bessere Ergebnisse<br />

zementierter Hemiprothesen abzuzeichnen. Für<br />

neuere Verfahren mit hemiprothetischem Ersatz der Gelenksfläche<br />

des Metatarsalköpfchens liegen zur endgültigen<br />

Beurteilung noch zu wenige Daten vor.<br />

Generell ist der endoprothetische Ersatz des Großzehengrundgelenkes<br />

nur bei höhergradigen Stadien des Hallux<br />

rigidus indiziert, es sollten keine wesentlichen Destruktionen<br />

und Deformierungen des Metatarsalköpfchens (insbesondere<br />

beim hemiprothetischen Ersatz) vorliegen,<br />

ebenso sind Versorgungen bei gleichzeitig bestehender<br />

Hallux Valgus-Fehlstellung kritisch zu betrachten. Die prothetische<br />

Versorgung des Großzehengelenkes bietet sich<br />

insbesondere in jenen Fällen an, in denen eine Versteifung<br />

des Großzehengrundgelenkes nicht erwünscht oder kontraindiziert<br />

ist.<br />

Die Arthrodese des Großzehengrundgelenkes stellt<br />

eine hoch belastbare Sanierung fortgeschrittener Stadien<br />

des Hallux rigidus dar. <strong>Das</strong> Verfahren ist operationstechnisch<br />

anspruchsvoll und kann bei inkorrekter Einstellung<br />

der Arthrodese massive Schuhdruckprobleme verursachen.<br />

Durch moderne Osteosyntheseverfahren ist das Risiko einer<br />

Pseudarthrosenbildung im Vergleich zur älteren Literatur<br />

geringer geworden. Die korrekte Indikation zur Großzehengrundgelenksarthrodese<br />

bei fortgeschrittenem Hallux<br />

rigidus setzt jedoch ein intaktes Interphalangealgelenk der<br />

Großzehe voraus.<br />

In der operativen Sanierung des Hallux rigidus ist somit<br />

nicht nur die optimale Durchführung des Operationsverfahrens<br />

zur Erzielung eines guten Ergebnisses maßgeblich,<br />

sondern insbesondere auch die korrekte Indikationsstellung<br />

mit Auswahl eines an die Bedürfnisse des Patienten<br />

angepassten Verfahrens.<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

31


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Stufenregime in der Behandlung<br />

der Hammerzehe<br />

D. Mattausch – KH Barmherzigen Schwestern, Linz<br />

Obwohl diese Deformität, die meist<br />

erworben und nur selten angeboren<br />

ist, oft als sehr geringfügiges Problem<br />

eingestuft wird, kann diese dennoch<br />

äußerst schmerzhaft sein und die Betroffenen<br />

deutlich beeinträchtigen. Definitionsgemäß<br />

liegt bei einer Hammerzehe<br />

bei vorhandener Überstreckung<br />

im MTP-Gelenk gleichzeitig eine Hyperflexion<br />

im PIP-Gelenk vor. Fließende<br />

Übergänge zur Krallenzehe, bei der zusätzlich noch eine<br />

Hyperflexion im DIP-Gelenk vorliegt, sind häufig.<br />

Neben schlecht sitzendem Schuhwerk, das bei der Entstehung<br />

begünstigend wirkt, sind es vor allem statische<br />

Fehlstellungen des Fußes aber auch Traumata mit Schädigungen<br />

von Weichteilen und Muskellogen, die neben Systemerkrankungen<br />

und neurologischen Affektionen oder<br />

aber auch rheumatischen Veränderungen als Ursache für<br />

diese Fehlform in Frage kommen.<br />

Pathophysiologisch besteht eine muskuläre Dysbalance,<br />

welche schlussendlich oft mit einer Schädigung der plantaren<br />

Platte, die eine stabilisierende Wirkung für die MTP-<br />

Gelenke darstellt, assoziiert ist.<br />

Typischerweise führt diese Kleinzehendeformität zu<br />

schmerzhafter Clavusbildung über dem PIP-Gelenk oder<br />

auch an der Zehenspitze, verursacht Schmerzen im Grundgelenk<br />

und stellt eine häufige Ursache für die typische Metatarsalgie<br />

dar.<br />

Die klinische Untersuchung erlaubt gemeinsam mit der radiologischen<br />

Abklärung die Unterscheidung, ob eine Hammerzehe<br />

flexibel oder kontrakt ist, ob Achsdeviationen<br />

vorliegen oder Subluxationen bzw. Luxationen der MTP-<br />

Gelenke bestehen. – Dies ist für die korrekte Wahl der notwendigen<br />

therapeutischen Maßnahme entscheidend.<br />

Bei Patienten mit noch geringem Beschwerdebild kann mittels<br />

orthopädietechnischer Hilfsmittel Verbesserung erzielt<br />

und eine weitere Progredienz hinausgezögert werden.<br />

Bei stärkeren Deformitäten ist aber eine chirurgische Intervention<br />

zur dauerhaften Korrektur nicht vermeidbar. In Abhängigkeit<br />

von der Gesamtsituation am Fuß, dem Alter und<br />

Aktivitätsradius des Patienten stehen dazu verschiedene<br />

Techniken zur Verfügung:<br />

Bei flexibler Hammerzehenfehlstellung kommen Weichteiltechniken<br />

wie Strecksehnenverlängerung, dorsales Kapselrelease<br />

am MTP-Gelenk sowie lange Beugesehnentenotomie<br />

mit PIP-Redressement und eventueller passagerer<br />

Bohrdrahtfixation <strong>zum</strong> Einsatz.<br />

Die rigide Fehlstellung bei einem jungen Patienten mit<br />

hohem Aktivitätsanspruch stellt die Indikation zur PIP-<br />

Arthrodese dar, während beim älteren Patienten mit eingeschränktem<br />

Aktivitätsradius eine rigide Hammerzehenfehlstellung<br />

in erster Linie mittels Trochlearesektion am<br />

Grundglied korrigiert wird.<br />

Bei vorliegendem Hallux valgus und gleichzeitiger Hammerzehenfehlstellung<br />

an der 2. Zehe wird im Regelfall die<br />

Hallux valgus-Korrektur mit einer PIP-Arthrodese kombiniert,<br />

um die mögliche Gefahr einer Rezidiv-Hallux valgus-<br />

Entwicklung in Folge fehlender lateralseitiger Abstützung zu<br />

minimieren.<br />

Die Verkürzungsosteotomie am Os metatarsale im Sinne<br />

einer Operation nach Weil bei vorliegender Hammerzehenfehlstellung<br />

wird durchgeführt, wenn eine Luxation oder<br />

höhergradige Subluxation im Metatarsophalangealgelenk<br />

vorliegt.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

32 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

differenziertes behandlungskonzept<br />

der metatarsalgie<br />

F. Gruber – Herz-Jesu KH, Wien<br />

Ziel:<br />

Stellen der korrekten Differentialindikation<br />

für konservative/operative Therapie<br />

Definition:<br />

Schmerz unter den Metatarsalköpfchen<br />

des lateralen Mittelfußes (Stahlen II-V)<br />

Einteilung:<br />

Primäre Metatarsalgie (anatomisch bedingt):<br />

• Instabilität I. Strahl (MT – Index, Metatarsus primus elevatus,<br />

Instabilität TMT I)<br />

• steilgestellte Metatarsalia (Hohlfuß) / Überlänge einzelner<br />

Strahlen (Alignement, MT Index)<br />

• plantare ossäre Prominenzen (rheumatisch, postinfektiös,<br />

Tumor, congenital)<br />

• Spitzfuß (pes cavus, Gastroc-Soleus Verkürzung)<br />

Sekundäre Metatarsalgie:<br />

• Metabolisch (Gicht)<br />

• Rheumatoide Arthritis<br />

• Arthrose MTP<br />

• Trauma<br />

• Neurogen (Morton Neurom, Tarsaltunnel syndrom, PNP)<br />

• M. Köhler-Freiberg<br />

Iatrogene Metatarsalgie:<br />

• Hallux Valgus OP (Verkürzung, Elevation, AVN, Instabilität<br />

nach Resektionsarthroplastik<br />

• Fehlpositionierte oder pseudoarthrotische MTP I-Arthrodese<br />

• nach Metatarsalosteotomien (Indikation/OP)<br />

Diagnose:<br />

1. Klinisch<br />

a. Anamnese: Schmerz bei Abrollen/Stehen, Schmerz<br />

barfuß oder im Schuh, Morgenschmerz, Abrollschmerz,<br />

Parästhesien, Besserung auf Schuheausziehen<br />

b. Inspektion: Fußform, Rückfußachse, Gangbild, transversales<br />

Alignement des MTK (=Metatarsalköpfchen)<br />

c. Untersuchung: ROM OSG , ROM der MTP (=Metatarsophalangeal<br />

gelenke)<br />

Beschwielung und Druckschmerzen (plantar oder distal<br />

des MTK)<br />

Plantarer Weichteilpolster, Bursitis, Ulcera, palpabe oss.<br />

Prominenzen,<br />

(Sub)luxation MTP Gelenke und konsekutives Tiefer treten<br />

der MTK<br />

Abschätzen von Überlängen einzelner MT<br />

Neurologischer Status<br />

ev. Pedobarografie / Ganganalyse<br />

2. Radiologisch<br />

a. Röntgen (Vorfuß d.p. stehend, VF schräg, Fuß seitl. stehend,<br />

ev. Vorfuß tangential)<br />

b. Szintigraphie (TU, Ermüdungsfraktur, Entzündung)<br />

c. MRT (TU, Ermüdungsfraktur, Entzündung), Morton <br />

d. CT (Ermüdungsfraktur)<br />

Therapie:<br />

1. Konservativ (Indikation und Ergebnisse)<br />

a. Dehnungsübungen/Gangschulung<br />

b. Einlagenversorgung, Schuhzurichtung<br />

c. Keratosenabtragung<br />

2. Operativ (Indikation, Technik, Ergebnisse)<br />

a. Plantare Kondylektomie (Du Vries)<br />

b. Distale schräge Metatarsalosteotomien<br />

(nach Weil, Maceira)<br />

c. Metaphysäre Metatarsalosteotomien (Helal)<br />

d. Proximale Metatarsalosteotomien (BRT )<br />

e. Metatarsalköpfchenresektion<br />

f. Korrektur der MTP Instabilität (Kapsulotomie, Strecksehnenverlängerung,<br />

Flexor pro Extensor Transfer, Rekonstruktion<br />

der plantaren Platte <br />

Algorithmus zu Differentialdiagnose und –indikation<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

33


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Haben neue Techniken und Medizinprodukte in<br />

der FuSSchirurgie Vorteile für den Patienten<br />

gebracht<br />

W. Schneider – Herz-Jesu KH, Wien<br />

Fortschritte in der Diagnostik sind insbesondere<br />

durch neuere bildgebende<br />

Verfahren wie z.B. Magnetresonanztomographie<br />

oder hoch auflösende Ultraschalltechniken<br />

erreicht worden. Hier<br />

ist es möglich Frühveränderungen z.B.<br />

bei Knochenmarksödemen, Osteonekrosen,<br />

Sehnenpathologien und entzündlichen<br />

Erkrankungen zu erfassen,<br />

die früher erst in wesentlich späteren<br />

Stadien erfassbar und behandelbar waren.<br />

Weiterentwicklungen der Pedoparographie brachten die<br />

Möglichkeit, nicht nur statische Veränderungen, sondern<br />

auch das dynamische Abrollen des Fußes auch in Verbindung<br />

mit 3-D-Videoanalysen des gesamten Schrittablaufes<br />

in Kombination mit elektromyographischen Einzelmuskeltests<br />

zu analysieren.<br />

Minimal invasive Verfahren erlebten im Bereich der Fußchirurgie<br />

erstmals Mitte Ende der 1980er Jahre einen Höhepunkt.<br />

Es wurde versucht, den operativen Eingriff durch<br />

– teils röntgenkontrollierte – Frästechniken zu vereinfachen<br />

(Operation nach New, Modifikation der Kramer-Osteotomie<br />

nach Bösch, minimal invasive Variante der Helal-Osteotomien,<br />

etc.). Viele dieser Techniken wurden aufgrund<br />

der schweren Reproduzierbarkeit der Ergebnisse wieder<br />

verlassen, die Technik nach Bösch hat seit damals jedoch<br />

einen festen Platz innerhalb der Operationsverfahren des<br />

Hallux valgus gefunden. In einer zweiten Welle wurden die<br />

minimal invasiven Verfahren am Fuß gleichzeitig mit der<br />

weiten Verbreitung minimal invasiver Techniken in der Hüftund<br />

Knieendoprothetik wieder verstärkt angewandt. Insbesondere<br />

in Italien und den Vereinigten Staaten kam es zu<br />

einer Renaissance dieser Verfahren, wobei diese Techniken<br />

jedoch im Prinzip keine Neuerungen der seit Mitte der 80er<br />

Jahre beschriebenen Techniken brachten.<br />

Neue Osteotomieformen in der Hallux Chirurgie brachten<br />

stabilere Fixationsmöglichkeiten, auch mit minimalem<br />

Osteosynthesematerialaufwand (Austin- bzw. Chevron-Osteotomie)<br />

bzw. mit sehr sicherer Osteosynthese<br />

(Scarf-Osteotomie), sodass die Mobilisierung nach Hallux-<br />

Operationen in den letzen Jahrzehnten für den Patienten<br />

deutlich einfacher durchgeführt werden kann. Sofortmobilisierungen<br />

nach Metatarsalosteotomien (wie in letzter Zeit<br />

vielfach propagiert) sind jedoch auch heute noch äußerst<br />

kritisch zu betrachten. Neue Osteotomieformen im Bereich<br />

der Metatarsalia II-IV wie z.B. die Weil-Osteotomie oder<br />

in neuester Zeit die BRT-Osteotomie brachten neue Therapieansätze<br />

in die operative Behandlung der Metatarsalgie.<br />

Anfangs euphorische Berichte der Weil-Osteotomie<br />

wurden jedoch durch ernüchternde Studien wieder in Frage<br />

gestellt. Für bestimmte Erkrankungen, wie z.B. luxierte<br />

Hammerzehen, ist die Weil-Osteotomie jedoch heutzutage<br />

eine wichtige Therapieoption. „Neuentdeckungen“ alter Osteotomieformen<br />

wie z.B. die Ludloff-Osteotomie brachten<br />

jedoch nicht die gewünschten Resultate, hier konnten die<br />

theoretischen Überlegungen auch mit aufwendigen Osteosyntheseverfahren<br />

nicht in eine praktische Überlegenheit<br />

umgewandelt werden.<br />

Generell haben jedoch verbesserte Osteosynthesematerialien<br />

zu vorhersehbareren Operationsergebnissen<br />

und auch zu einer Vereinfachung und Verkürzung<br />

der Operationen geführt. Kanülierte, selbstbohrende und<br />

selbstschneidende Schrauben (für die leichtere Osteosynthesematerialentfernung<br />

auch rückwärts-schneidende<br />

Schrauben) erbrachten insbesondere in der Mittel- und<br />

Rückfußchirurgie eine deutliche Erleichterung mit Verkürzung<br />

der Operationszeit, Verbesserung der Möglichkeit<br />

der Schraubenpositionierung und auch schonendere Operationstechniken<br />

(durch die Verwendung kleinerer Zugänge<br />

und die Vermeidung von Fehlplazierungen). Die prominenten<br />

Schraubenköpfe wurden durch die Entwicklung<br />

von Doppelgewindeschrauben (z.B. Herbertschraube,<br />

Scarfschraube, etc.) entbehrlich, diese Schrauben bieten<br />

in der Regel auch ein besseres Kompressionsverhalten,<br />

die Osteosynthesematerialentfernung kann in vielen Fällen<br />

entfallen. Die Entwicklung von selbstschneidenden und<br />

selbstbohrenden Twist-off Schrauben hat vor allem in<br />

der Behandlung der Metatarsalgie (Weil-Osteotomie, etc.)<br />

eine deutliche Erleichterung für den Operateur und Verbesserung<br />

für den Patienten (Vermeidung der Bohrdrahtmigration)<br />

gebracht.<br />

Durch die generelle Verwendung von Titan oder Titanlegierungen<br />

als Schraubenmaterial kann jetzt auch von Seiten<br />

der verwendeten Legierung die Osteosynthesematerialentfernung<br />

oft entfallen.<br />

Diesbezüglich die neuesten Entwicklungen stellen resorbierbare<br />

Materialien dar, hier bestehen jedoch nach<br />

wie vor Probleme in der mechanischen Belastbarkeit von<br />

Schrauben und Bohrdrähten, sowie in der noch nicht<br />

100%ig geklärten Reaktion des umgebenden Gewebes auf<br />

das selbstresorbierende Material mit der Gefahr der Ausbildung<br />

von Fremdkörpergranulationsgewebe.<br />

Nachdem das Prinzip der winkelstabilen Implantate aus<br />

der Traumatologie für Platten mittlerweile jeder Form und<br />

Größe auch für die Fußchirurgie umgesetzt wurde, ergab<br />

sich hier ein komplett neues Anwendungsgebiet für die<br />

winkelstabile Osteosynthese auch kleiner Knochen. Generell<br />

muss aber auch hier davon ausgegangen werden, dass<br />

34 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

die knöcherne Heilung einer Osteotomie auch bei Verwendung<br />

einer winkelstabilen Platte ihre Zeit braucht, und dass<br />

sofortige Belastungsversuche oft mit Implantatlockerungen<br />

bzw. Plattenausrissen bestraft werden.<br />

In der Rückfußchirurgie konnten retrograde Marknägel,<br />

die früher aus dem traumatologischen Repertoire für die<br />

Fußchirurgie zweckentfremdet wurden, jetzt soweit modifiziert<br />

werden, dass sie ideal insbesondere für schwierige<br />

Sprunggelenksarthrodesen geeignet sind.<br />

Staples ermöglichten früher nur eine in situ Fixation ohne<br />

wesentliche Kompression, heute ermöglichen Klammersysteme<br />

aus „memory metal“ bzw. Klammern, die durch ihr<br />

Design die Osteotomie unter Druck bringen können, theoretisch<br />

bessere Operationsergebnisse.<br />

Auch in der Sehnenchirurgie konnten durch verbesserte Fixationsmöglichkeiten<br />

Erleichterungen und Verbesserungen<br />

der Operationstechnik erzielt werden. Durch cork screws<br />

ist es möglich, sehr stabile Knochenanker zur Fixation von<br />

Sehnen und Bändern zu schaffen. Die Technik der Interferenzschraube<br />

(insbes. aus der Kreuzbandchirurgie)<br />

ermöglicht auch im Fußbereich eine wesentliche Vereinfachung<br />

der Operationstechnik.<br />

In der Endoprothetik kann die Verwendung von Silikonprothesen<br />

in verschiedensten Ausführungen <strong>zum</strong> Ersatz<br />

des Großzehengrundgelenkes heute als gescheitert betrachtet<br />

werden, im Bereich der Grundgelenke II-V ist sie<br />

<strong>zum</strong>indest äußerst umstritten. Andere Varianten der Endoprothetik<br />

am Großzehengrundgelenk liefern zwar in<br />

Einzelpublikationen auch über längere Zeiträume gute Ergebnisse,<br />

generell hat sich diese Technik aufgrund der<br />

durchschnittlich schlechten klinischen Ergebnisse jedoch<br />

immer noch nicht durchgesetzt, dies auch weitgehend unabhängig<br />

vom Material (Metall oder Keramik) und der Lokalisation<br />

(Hemiprothese distal oder proximal, Totalendoprothese).<br />

Im Bereich des oberen Sprunggelenkes erscheint die Endoprothetik<br />

eine zusätzliche Therapieoption eröffnet zu<br />

haben. Hier ist die Datenlage aber immer noch unbefriedigend,<br />

sodass von einer Überlegenheit der Endoprothetik<br />

am oberen Sprunggelenk im Vergleich zur Arthrodese<br />

noch nicht ausgegangen werden kann. Sie ist <strong>zum</strong>indest<br />

bei einem ausgewählten Patientenkollektiv eine sehr gute<br />

Alternative zur Arthrodese.<br />

Sonstige Implantate:<br />

in der Behandlung des Knick-Plattfußes konnten verschiedene<br />

Implantate, die in den Sinus tarsi eingebracht werden,<br />

die Fehlstellung im Jugendalter korrigieren, diese<br />

Implantate werden überwiegend in Italien, Frankreich und<br />

Spanien implantiert, die darüber berichteten Ergebnisse<br />

werden als gut dargestellt, saubere Vergleichstudien fehlen<br />

jedoch bislang. Im deutschsprachigen Raum werden diese<br />

Implantate nur in Einzelfällen bei schmerzhaften Formen<br />

von Knick-Plattfüßen angewandt.<br />

Knochenersatzmaterialien (z.B. Calciumtriphosphat)<br />

werden in der Fußchirurgie selten eingesetzt, hier ist, wenn<br />

irgendwie möglich, autologem Knochen der Vorrang zu geben<br />

da die Inkorporation von Knochenersatzmaterialien im<br />

Fuß als sehr kritisch zu beurteilen ist.<br />

Im Bereich der Nachbehandlung wurden in den letzten<br />

Jahrzehnten verschiedenste Nachbehandlungsschuhe<br />

entwickelt, diese zeigten jedoch bei genaueren biomechanischen<br />

Studien oft eine paradoxe Wirkung mit Überlastung<br />

gerade im Bereich der zu entlastenden Region. Aufgrund<br />

der Veränderung des normalen Abrollens ist in jedem Fall<br />

auch zu überlegen, ob – wenn eine Entlastung oder Ruhigstellung<br />

erforderlich ist – nicht ein konventioneller Gips, gegebenenfalls<br />

mit Gehstoppel oder Abrollwiege das bessere<br />

Ergebnis bringt.<br />

Generell konnten durch die Entwicklung innovativer Medizinprodukte<br />

bekannte Operationstechniken verbessert bzw.<br />

neue Operationstechniken entwickelt werden. In jedem<br />

Falle ist jedoch bei Innovationen die Verträglichkeit mit biomechanischen<br />

Regeln und Prinzipien zu überprüfen. Dies<br />

erfordert auch die Durchführung exakter biomechanischer<br />

und klinischer Vergleichsstudien und ungeschönter Anwendungsbeobachtungen.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

35


kongresstage der <strong>Vinzenz</strong> gruppe orthopädie<br />

Hallux valgus: der Behandlungsagorithmus<br />

der Österreichischen Gesellschaft<br />

für FuSSchirurgie<br />

A. Wanivenhaus – Univ. Klinik für Orthopädie<br />

Die Vielzahl von Operationsverfahren<br />

für die Behandlung des Hallux valgus-<br />

Komplexes und der oft nicht vergleichbare<br />

Anspruch unterschiedlicher Operationstechniken<br />

führen <strong>zum</strong> Wunsch<br />

einer schematischen Erfassung von<br />

Deformität und Indikation zu operativem<br />

Vorgehen. Die Subjektivität, die<br />

jeden mit Fußchirurgie Beschäftigten<br />

unweigerlich mit den Jahren der Erfahrung<br />

umgibt, erscheint nur durch eine konsensuelle Diskussion<br />

objektivierbar. Die Vielzahl von Operationsverfahren<br />

für die Behandlung des Hallux valgus-Komplexes und der<br />

oft nicht vergleichbare Anspruch unterschiedlicher Operationstechniken<br />

führen <strong>zum</strong> Wunsch einer schematischen<br />

Erfassung von Deformität und Indikation zur Wahl des operativen<br />

Vorgehens.<br />

Durch Berücksichtigung des Gelenkszustandes und der<br />

Beweglichkeit im Großzehengrundgelenk und im Tarsometatarsal-I-Gelenk,<br />

durch Feststellung des Ausmaßes der<br />

Fehlstellung im Großzehengrundgelenk und Erkennung des<br />

Intermetatarsalwinkels, durch Erfassung und Einschätzung<br />

der Kongruenz oder Inkongruenz der Fehlstellung im Großzehengrundgelenk<br />

kann eine Limitationen für gewisse Verfahren<br />

definiert werden.<br />

Die über Jahrzehnte dominierende Methode der Basisresektion<br />

erscheint hingegen nur noch in Ausnahmefällen<br />

indiziert, die Berücksichtigung der Deformitäten jeweils<br />

schweregradabhängig durch distale, diaphysäre oder proximale<br />

Osteotomien sowie TMT-Arthrodesen korrigierbar.<br />

Vorraussetzung bei allen Verfahren ist die Verwendung einer<br />

subtilen Weichteiloperation, die in Rezentrierung der<br />

Sehnen und Raffung der medialen Kapsel sowie des Abductor<br />

Hallucis und einem Release der lateralen Kapsel besteht.<br />

Die checklistenartige Analyse der Hallux valgus-Deformität<br />

soll das Idealverfahren jeweils aufzeigen und damit eine<br />

Unter- oder Überbehandlung im Sinne einer optimalen Patientenversorgung<br />

vermeiden helfen.<br />

raum für Anmerkungen und notizen<br />

36 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>


aum für Anmerkungen und notizen<br />

Samstag, 7. November <strong>2009</strong><br />

37


kontaktdaten der Vorsitzenden und referenten<br />

PD Dr. Nicola Borisch<br />

DRK-Klinik Baden-Baden<br />

Abteilung für Handchirurgie<br />

Lilienmattstrasse 5<br />

D-76530 Baden-Baden<br />

Tel.: 0049/7221358218<br />

E-Mail: nicola.borisch@drk-klinikbb.de<br />

Prim. Prof. Dr. Martin Breitenseher<br />

Landesklinikum Waldviertel, Horn<br />

Abteilung für Radiologie<br />

Spitalgasse 10<br />

3580 Horn<br />

Tel.: 02982/26610<br />

E-Mail: martin.breitenseher@horn.lknoe.at<br />

Prim. Doz. Dr. Edmund Cauza<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Innere Medizin<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 712 26 84 4430<br />

E-Mail: susanne.klein@kh-herzjesu.at<br />

Univ. Doz. Dr. Ludwig Erlacher<br />

SMZ-Süd 2. Med. Abteilung<br />

Kundratstrasse 3<br />

1100 Wien<br />

Tel.: 01/ 601910<br />

E-Mail: ludwig.erlacher@wienkav.at<br />

OA Dr. Martin Chochole<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 71226844235<br />

E-Mail: martin.cochole@kh-herzjesu.at<br />

Prim. Dr. Norbert Freund<br />

KH Barmherzige Schwestern Ried<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Schlossberg 10<br />

4910 Ried im Innkreis<br />

Tel.: 07752/602/84037<br />

E-Mail: norbert.freund@bhs.at<br />

PD Dr. Reneé Fuhrmann<br />

Klinik für Orthopädie, Eisenberg<br />

Klosterlausnitzer Str. 1<br />

D-7607 Eisenberg<br />

Tel.: 0049/3669180<br />

E-Mail: fuhrmann@fuss-chirurgie.de<br />

Univ. Doz. Dr. Werner Girsch<br />

Orthopädisches Spital Speising<br />

Speisinger Straße 109<br />

1130 Wien<br />

Tel.: 01/ 80 1 82/509<br />

E-Mail: werner.girsch@oss.at<br />

OA Dr. Georg Gonda<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Innere Medizin<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 712 26 84<br />

E-Mail: georg.gonda@kh-herzjesu.at<br />

Prim. Univ. Prof. Dr. Franz Grill<br />

Orthopädisches Spital Speising<br />

Ärztl. Direktor, Leit. Kinderorth.<br />

Speisinger Straße 109<br />

1130 Wien<br />

Tel.: 01/ 80 1 82/217<br />

E-Mail: waltraud.krutzler@oss.at<br />

OA Dr. Florian Gruber<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 712 26 84<br />

E-Mail: florian.gruber@kh-herzjesu.at<br />

Dr. Florian Kissler<br />

Orthopädisches Spital Speising<br />

1. Orthopädische Abteilung<br />

Speisinger Straße 109<br />

1130 Wien<br />

Tel.: 01/ 80 1 82<br />

E-Mail: florian.kissler@oss.at<br />

Prof. Alberto Lluch Homedes<br />

MD, PhD; Institut Kaplan<br />

E-8022 Barcelona<br />

Passeig de la Bonanova 9<br />

Tel.: 0093/417-8484<br />

E-Mail: albertolluch@institut-kaplan.com<br />

OA Dr. Dietmar Mattausch<br />

KH Barmherzige Schwestern Linz<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Seilerstätte 4<br />

4010 Linz<br />

Tel.: 0732/7677-4670<br />

E-Mail: dietmar.mattausch@bhs.at<br />

Prim. Prof. Dr. Heinrich Resch<br />

KH Barmherzige Schwestern Wien<br />

2. Med. Abteilung<br />

Stumpergasse 13<br />

1060 Wien<br />

Tel.: 01/ 599880<br />

E-Mail: heinrich.resch@bhs.at<br />

Prim. Univ. Doz. Dr. W. Schneider MSc, MBA<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 712 26 84-4235<br />

E-Mail: wolfgang.schneider@kh-herzjesu.at<br />

Dr. Karthrin Sekyra<br />

Universitätsklinik Innsbruck<br />

Univ. Klinik für Orthopädie<br />

Anichstrasse 35<br />

6020 Innsbruck<br />

Tel.: 0435/125040<br />

E-Mail: kathi.sekyra@gmx.at<br />

Univ. Doz. Dr. Hans-Jörg Trnka<br />

Fußzentrum Wien<br />

Alserstrasse 43/8D<br />

1080 Wien<br />

Tel.: 01/ 40 85 993<br />

E-Mail: trnka@fusszentrum.at<br />

Prim. Univ. Prof. Dr. Axel Wanivenhaus<br />

Univ.-Klinik für Orthopädie<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

1090 Wien<br />

Tel.: 01/ 40 400-4083<br />

E-Mail: hugo.wanivenhaus@meduniwien.ac.at<br />

OA Dr. Georg Weber<br />

KH der Barmherzige Schwestern Linz<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Seilerstätte 4<br />

4010 Linz<br />

Tel.: 0732/7677-4756<br />

E-Mail: georg.weber@bhs.at<br />

OA Dr. Mathias Wlk<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 712 26 84<br />

E-Mail: matthias.wlk@kh-herzjesu.at<br />

Dr. Heidrun Wöhrle<br />

Herz-Jesu Krankenhaus<br />

Abteilung für Innere Medizin<br />

Baumgasse 20a<br />

1030 Wien<br />

Tel.: 01/ 712 26 84<br />

E-Mail: heidrun.woehrle@kh-herzjesu.at<br />

Dr. Christian Wyss<br />

Kantonsspital Aarau AG<br />

Fusszentrum Orthopädische Klinik<br />

Tellstraße<br />

CH-5001 Aarau<br />

Tel.: 0041/628389608<br />

E-Mail: christian.wyss@ksa.ch<br />

OA Dr. Alexander Zembsch<br />

KH Barmherzige Schwestern Linz<br />

Abteilung für Orthopädie<br />

Stumpergasse 13<br />

1060 Wien<br />

Tel.: 01/ 599880-2108<br />

E-Mail: alexander.zembsch@bhs.at<br />

38 Samstag, 7. November <strong>2009</strong>

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