Kreuz&Quer - Leben im Neuwiedenthal
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Seite 4 Kreuz&<strong>Quer</strong><br />
Ausgabe 13 Sommer / Herbst 2007<br />
Eine türkische Familie aus <strong>Neuwiedenthal</strong><br />
In <strong>Neuwiedenthal</strong> ist eine Vielzahl<br />
unterschiedlicher Kulturen vertreten.<br />
Unser neues Redaktionsmitglied,<br />
Frauke Rinsch, sprach mit<br />
Berrin Tokdemir über ihr <strong>Leben</strong> und<br />
die Sitten und Gebräuche ihres He<strong>im</strong>atlandes.<br />
„Der Name Tokdemir bedeutet sinngemäß<br />
übersetzt ‚Stabilität’“, erklärt<br />
Berrin Tokdemir. Sie wurde 1962 in<br />
der türkischen Stadt Adana geboren<br />
und zog mit 14 Jahren nach Hamburg-E<strong>im</strong>sbüttel.<br />
Ihr Vater war Buchbinder<br />
und seine Arbeiten waren sehr<br />
gefragt. Vor rund zehn Jahren zog<br />
Berrin Tokdemir nach Neugraben-<br />
Fischbek, seit gut einem Jahr lebt sie<br />
mit ihrer Familie in <strong>Neuwiedenthal</strong>.<br />
Sie hat fünf Kinder <strong>im</strong> Alter von sieben<br />
bis 26 Jahren, ist schon zweifache<br />
Großmutter und das dritte Enkelkind<br />
ist unterwegs. Leider bleibt ihr für die<br />
Familie oftmals wenig Zeit, da sie als<br />
selbstständige Transportunternehmerin<br />
beruflich stark eingespannt ist.<br />
Vor dieser Tätigkeit arbeitete sie über<br />
16 Jahre lang bei der Evangelischen<br />
Stiftung Alsterdorf.<br />
Türkische und religiöse Feste sind für die<br />
Familie Tokdemir sehr wichtig. Während<br />
Foto: PQ<br />
Rezeptvorschlag: Baklava<br />
Zutaten:<br />
200 g Mandeln<br />
100 g Walnüsse<br />
100 g Pistazien, 2 TL Z<strong>im</strong>tpulver<br />
3 zerstoßenen Gewürznelken<br />
16 Blätter Filoteig (türkischer<br />
Supermarkt)<br />
200 g zerlassene Butter<br />
500 g Zucker, 300 ml Wasser<br />
1 Zitrone, 100 g Honig<br />
Zubereitung:<br />
Mandeln, Walnüsse und Pistazien in der<br />
Küchenmaschine grob hacken und mit<br />
dem Z<strong>im</strong>tpulver und den Gewürznelken<br />
mischen. Eine eckige Auflaufform<br />
(30 × 32 cm) mit der zerlassenen Butter<br />
auspinseln.<br />
Die 16 Teigblätter auf das Format der<br />
Auflaufform zuschneiden und acht<br />
Länderinfo: Die Türkei<br />
Geographisch und kulturell stellt die<br />
Türkei eine Brücke zwischen der europäischen,<br />
traditionell christlichen Welt<br />
und dem orientalischen Islam dar. Dieser<br />
Gegensatz zeigt sich besonders in<br />
der Metropole Istanbul, die auf beiden<br />
Seiten des Bosporus – der Meerenge<br />
zwischen Europa und Asien – liegt. Etwa<br />
3 % des türkischen Staatsgebiets liegen<br />
Selbständige Transportunternehmerin: Berrin Tokdemir mit ihrem Enkel Emre<br />
des Ramadans fastet in der Familie aber<br />
nur, wer will. Berrin Tokdemir erinnert<br />
sich gern an eine Episode aus ihrer Kindheit,<br />
als man ihr zum anschließenden<br />
in Europa, 97 % in Kleinasien. Die Fläche<br />
beträgt rund 780.000 Quadratkilometer,<br />
die Türkei ist damit mehr als doppelt so<br />
groß wie Deutschland.<br />
Auf Grund der geografischen Lage hat<br />
die Türkei sehr unterschiedliche Kl<strong>im</strong>azonen<br />
mit subtropischem Kl<strong>im</strong>a an der<br />
türkischen Riviera bis hin zu extrem<br />
Zuckerfest neue Schuhe schenkte. Sie<br />
bekam so selten etwas Neues, dass sie<br />
die Schuhe vor Stolz unter ihr Kopfkissen<br />
legte und damit einschlief.<br />
davon nacheinander in die Auflaufform<br />
legen und jeweils mit<br />
flüssiger Butter bestreichen. Die<br />
Hälfte der Pistazien-Nuss-Mandelmischung<br />
aufstreichen, zwei<br />
weitere Teigblätter auflegen, jeweils<br />
buttern und die restliche Mischung<br />
darauf verteilen. Dann die<br />
übrigen Filoteigblätter wie gehabt<br />
auflegen. Danach die Teigplatten<br />
leicht andrücken. Noch vor dem<br />
Backen die Baklava mit einem<br />
scharfen Messer in circa 5 × 5<br />
gleichgroße Stücke schneiden.<br />
Die restliche Butter auf der Oberfläche<br />
verstreichen. Bei 150° C <strong>im</strong><br />
vorgeheizten Backofen 45 Minuten<br />
backen bis die obere Schicht<br />
goldgelb ist.<br />
Das Zuckerwasser 20 Minuten einkochen<br />
bis ein dicklicher Sirup entsteht.<br />
Zitronensaft und Honig zufügen und<br />
weitere fünf Minuten köcheln lassen.<br />
Nach dem Backen die noch heiße Baklava<br />
nachschneiden und gleichmäßig<br />
mit dem Sirup übergießen. Einige<br />
Stunden durchziehen lassen.<br />
schwankenden Temperaturen<br />
<strong>im</strong> Landesinneren<br />
von 40 °C <strong>im</strong> Sommer bis<br />
zu -28 °C <strong>im</strong> Winter.<br />
Rund 62,9 Millionen Menschen<br />
leben in der Türkei, davon 3,6<br />
Millionen in der Hauptstadt Ankara und<br />
9,1 Millionen in Istanbul. Die Amtssprache<br />
ist Türkisch, <strong>im</strong> Südosten des Landes<br />
wird teilweise kurdisch gesprochen, was<br />
inzwischen als Umgangssprache gestat-<br />
Foto: PQ<br />
Zirka zweieinhalb Monate nach dem<br />
Zuckerfest findet das Opferfest statt,<br />
auf Türkisch „Kurban Bayrame“. Traditionell<br />
wird aus diesem Anlass ein Schaf<br />
geschlachtet und an die Armen verteilt.<br />
Wie viele andere Familien überweist<br />
Familie Tokdemir Geld an Verwandte in<br />
der Türkei, die dann dort diese religiöse<br />
Pflicht übernehmen. Ein weiteres wichtiges<br />
Fest für die Familie ist das Beschneidungsfest.<br />
Es findet bei Jungen <strong>im</strong> Alter<br />
zwischen fünf und sechs Jahren statt.<br />
Berrin Tokdemir fühlt sich in <strong>Neuwiedenthal</strong><br />
sehr wohl. Besonders das Angebot<br />
an Spielplätzen <strong>im</strong> Stadtteil weiß<br />
sie zu schätzen. Allerdings würde sie sich<br />
ein größeres Angebot an Cafés, Eisdielen<br />
und anderen Treffpunkten <strong>im</strong> Freien<br />
wünschen, an denen man andere Menschen<br />
treffen kann. FR<br />
Süßes Fest:<br />
Das Zuckerfest<br />
Das Zuckerfest ist eines der wichtigsten<br />
Feste <strong>im</strong> Islam. Es bildet den feierlichen<br />
Abschluss des Fastenmonats<br />
Ramadan. Während des Ramadans<br />
dürfen Musl<strong>im</strong>e von Sonnenaufgang<br />
bis Sonnenuntergang nicht<br />
essen, trinken, rauchen, keinen Geschlechtsverkehr<br />
haben und keine<br />
Wohlgerüche genießen. Nur Kranke,<br />
Schwangere und Reisende sind von<br />
diesen Vorschriften ausgenommen.<br />
Der Ramadan soll den Moslems<br />
vergegenwärtigen, wie es ist, als<br />
armer Mensch zu leben und Hunger<br />
zu leiden.<br />
Ähnlich wie be<strong>im</strong> „christlichen“ Karneval<br />
– der bekanntermaßen allerdings<br />
vor der Fastenzeit stattfindet<br />
– wird drei Tage lang gefeiert. Zum<br />
Zuckerfest trägt man mindestens ein<br />
neues Kleidungsstück. Nach dem<br />
Gebet verteilt der Vorbeter als Belohnung<br />
für das lange Durchhalten<br />
Bonbons an die Kinder. Anschließend<br />
wird zu Hause mit der Familie gefeiert.<br />
Vor allem das erste Frühstück<br />
wird über Stunden zelebriert. Man<br />
macht sich gegenseitig Geschenke,<br />
oftmals auch an Bedürftige.<br />
Beginn und Ende des Fastenmonats<br />
Ramadan richten sich nach dem<br />
Mondkalender. Damit verändert sich<br />
auch der Termin für das Zuckerfest<br />
von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr beginnt<br />
der Ramadan am 13. September<br />
und endet am 13. Oktober. DK<br />
tet ist. Die größten ethnoreligiösen<br />
Gruppen bilden<br />
Türken mit zirka 70 % und<br />
Kurden mit rund 20 %. Die<br />
wichtigsten Minderheiten<br />
sind Araber, Tscherkessen,<br />
Georgier und Armenier. 99,8 % der<br />
Türken sind Musl<strong>im</strong>e, darunter rund<br />
80 % Sunniten sowie 20 % Aleviten<br />
und Schiiten. Außerdem gibt es zirka<br />
130.000 christliche, 25.000 jüdische und<br />
yezidische Türken. FR