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310 B Aufbau von PC-Bildverarbeitungssystemen<br />
B.5 Frei programmierbare Systeme<br />
Eines der größten Hindernisse der PC-basierten Bildverarbeitung ist der Transfer der<br />
Bilddaten vom Bildspeicher auf das PC-Memory. Deshalb ist die Integration eines frei<br />
programmierbaren Graphikprozessors auf der Bildspeicherkarte ein wesentlicher Fortschritt.<br />
Die erste Karte, auf der dieses Konzept realisiert wurde, war die Vista-Karte<br />
mit dem Graphikprozessor TMS 34010 von Texas Instruments. Der TMS 34010 ist<br />
ein allgemein verwendbarer 32-Bit-Prozessor, der einen umfangreichen Befehlssatz für<br />
die Pixelverarbeitung hat. Mit diesen Befehlen können Pixel von zwei Fenstern mit<br />
arithmetischen und logischen Operationen verknüpft werden.<br />
Mit einem ANSI C-Crosscompiler und den dazugehörigen Entwicklungswerkzeugen<br />
können C-Programme für den TMS 34010 auf dem PC entwickelt und dann in die auf die<br />
Bildspeicherkarte ladbare Programmbibliothek integriert werden. Bedingt durch den<br />
großen linear-adressierbaren Bildspeicher der Vista-Karte (4 MBytezur Bilddarstellung<br />
und weitere bis zu 10 MByte für Programme und Bilddaten), ist ein komfortables<br />
Arbeiten möglich. Bilder für Zwischenrechnungen können dynamisch angelegt werden,<br />
und man kann Bilder mit gängigen C-Datentypen benutzen.<br />
Der Nachfolgeprozessor des TMS 34010, der TMS 34020, verfügt neben einem 32<br />
Bit breiten Datenbus über eine Schnittstelle zu einem numerischen Koprozessor, dem<br />
TMS 34082 mit einer Spitzenrechenleistung von 20 Millionen Gleitkommaoperationen<br />
(20MFLOPS) pro Sekunde. Der TMS 34020 ist zum Beispiel auf dem Modular Frame<br />
Grabher von Imaging Technology integriert (Abb. B.3). Diese Karte zeichnet sich auch<br />
durch austauschbare Videoeingangsteile (Abb. B.4) und einen 24 Bit tiefen Videobus<br />
(Abb. B.3) aus, über den Bilddaten in Videoechtzeit von und zu weiteren Karten transferiert<br />
werden können.<br />
Sehr interessant für die digitale Bildverarbeitung sind auch moderne RISC-Prozessoren<br />
wie der Intel i860 oder der Motorola 88110. Beide Prozessoren haben bei 50<br />
MHzTaktrate eine Spitzenleistung von 100 MFLOPS. Mit einem speziellen Grafikbefehlssatz<br />
lassen sich Operationen mit mehreren Pixeln gleichzeitig durchführen. Die<br />
Firma Hyperspeed (San Diego, USA) bietet zum Beispiel i860-Prozessorkarten mit AToder<br />
EISA-Bus und einer direkten Schnittstelle zum Visionbus für die Bildspeicherkarten<br />
von Imaging Technology (Abb. B.3). Damit können Einzelbilder und Bildfolgen in<br />
Videoechtzeit zwischen dem i860 und dem Bildspeicher transferiert werden. Typischerweise<br />
sind die Rechenzeiten in Gleitkommaarithmetik auf diesem System nochmals um<br />
einen Faktor 4 bis 20 gegenüber einem 80486 PC beschleunigt (Tabelle B.3).<br />
Es ist zu erwarten, daß in naher Zukunft weitere leistungsfähige Bildverarbeitungssysteme<br />
mit solchen Prozessoren auf den Markt kommen. Generell zeichnet sich der<br />
Trend ab, daß Bildverarbeitung und Computergrafik integraler Bestandteil zukünftiger<br />
Mikrorechnersysteme werden. Damit sind entscheidende Vorteile verbunden wie komfortable<br />
Entwicklungsumgebung, standardisierte grafische Benutzeroberflächen, leichte<br />
Übertragbarkeit von Bildverarbeitungssoftwarepaketen auf neue Rechnersysteme und<br />
nicht zuletzt günstigere Preise.