Download [pdf | 1.3 MB] - Region Stuttgart
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Wissenschaft<br />
erforschen<br />
16<br />
Energie aus Biomüll<br />
Wissenschaftler aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
suchen gleich in zwei Projekten nach<br />
Möglichkeiten, Energie aus Bioabfällen<br />
zu gewinnen. Das <strong>Stuttgart</strong>er Fraunhofer-<br />
Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />
IGB will mit Großmarktmüll<br />
Autos antreiben. Christian Alber,<br />
Absolvent der Hochschule Esslingen,<br />
hingegen nutzt altes Brot zum Backen<br />
neuen Brotes.<br />
Das Augenmerk der Forschungspartner<br />
um das Fraunhofer IGB liegt auf der Verwertung<br />
nasser Biomasse, Abfällen aus<br />
der Lebensmittelindustrie beispielsweise<br />
oder vom Großmarkt. Aufgrund ihres<br />
geringen Gehalts an schwer abbaubaren<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />
holzigen Anteilen sind gerade diese Ab-<br />
fälle optimal zur Vergärung geeignet.<br />
Dabei entsteht Methangas. „Biomethan<br />
kann wie Erdgas über das bestehende<br />
Netz transportiert werden. Oder wie in<br />
unserem Demonstrationsprojekt CNG-<br />
Fahrzeuge (Compressed Natural Gas)<br />
antreiben“, erklärt Walter Trösch vom<br />
Fraunhofer IGB. Allein aus den kommunalen<br />
Bioabfällen <strong>Stuttgart</strong>s könnte<br />
genug Methan für eine kleine Flotte<br />
von Müllfahrzeugen mit Erdgasantrieb<br />
erzeugt werden.<br />
Christian Alber (Foto) indessen hat es<br />
auf trockenen Müll abgesehen: Altbrot,<br />
von dem alleine in Südwürttemberg<br />
jährlich rund 10.000 Tonnen anfallen.<br />
Zerfallende Familien – dicke Kinder?<br />
Zu viel, zu fett, zu süß, zu wenig Bewegung<br />
– auf diese Formel verkürzten<br />
bislang viele Forscher die Ursachen von<br />
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen.<br />
Wissenschaftler des Instituts für<br />
Sozialwissenschaften der Universität<br />
<strong>Stuttgart</strong> haben den Bogen jetzt weiter<br />
gespannt. In einer auf fünf Jahre angelegten<br />
Studie ermittelten sie die sozialen<br />
Ursachen von Fettleibigkeit. Dicke Kinder,<br />
so das Ergebnis, seien eine Folge der<br />
gesellschaftlichen Modernisierung. Der<br />
Strukturwandel seit den 1970er-Jahren<br />
habe zu Erziehungsdefiziten geführt,<br />
etwa durch auseinanderfallende Familien,<br />
weil die Kinder berufstätiger Eltern sich<br />
selbst überlassen seien oder auch nur<br />
durch unterschiedliche Tagesabläufe der<br />
einzelnen Familienmitglieder. „In den<br />
betroffenen Familien isst jeder, salopp<br />
gesagt, wann, wo und was er will, und<br />
die Freizeitgestaltung folgt demselben<br />
Muster“, so der <strong>Stuttgart</strong>er Sozialwissenschaftler<br />
Michael Zwick.<br />
Die Forscher fordern ein radikales Umdenken<br />
in der Behandlung des Problems.<br />
Statt Kindern und Jugendlichen meist<br />
DLR<br />
Auf der Suche nach Alternativen zum<br />
Erdöl erforscht das <strong>Stuttgart</strong>er DLR-<br />
Institut für Verbrennungstechnik neue<br />
synthetische Treibstoffe für den Luftverkehr.<br />
Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass<br />
die zukünftigen Treibstoffe dem Kerosin<br />
sogar überlegen sein können.<br />
Erfolgreich getestet ist bereits der synthetische<br />
Treibstoff Gas to Liquid (GtL).<br />
Dabei wird Erdgas zu flüssigen Kohlenwasserstoffen<br />
umgewandelt. GtL ist<br />
nach Ansicht der Forscher eine wichtige<br />
Brücke zu alternativen Treibstoffen auf<br />
Basis von Biomasse. Aktuelle Messungen<br />
belegen zudem, dass der Rußanteil bei<br />
GtL-Treibstoffen im Vergleich zum her-<br />
Albers Abschlussarbeit an der Hochschule<br />
Esslingen zeigt, dass Großbäckereien den<br />
Energiebedarf ihrer Backöfen zum Teil mit<br />
diesem Altbrot decken könnten. In einer<br />
Backofenanlage kann es zentral verbrannt<br />
werden und mittels eines Ölkreislaufs<br />
mehrere Öfen beheizen. Christian Alber:<br />
„Erste Emissionsmessungen lassen uns<br />
sehr zuversichtlich sein, nun suchen wir<br />
noch einen Investor für die Pilotanlage.“<br />
(tos)<br />
erfolglos Verhaltensänderungen aufzuzwingen,<br />
sollte den Rahmenbedingungen<br />
für passive Freizeitgestaltung und Überernährung<br />
entgegengewirkt werden. So<br />
fordern sie etwa, dass Wohngebiete umgestaltet<br />
werden zugunsten von Aktivitäten<br />
im Freien. Zudem treten sie für die<br />
Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln<br />
ein. In Ländern wie Großbritannien habe<br />
sich gezeigt, dass dies den Handel und<br />
die Hersteller ermutige, auf gesündere<br />
Nahrungsmittel umstellen. (tos)<br />
Nachhaltig in die Luft gehen<br />
kömmlichen Kerosin deutlich geringer<br />
ausfällt – das verbessert auch die Luftqualität<br />
in Flughafennähe.<br />
Dabei liegt der Einsatz der neuen Treibstoffe<br />
in greifbarer Nähe. Ein erster<br />
kommerzieller Linienflug mit einer<br />
50-prozentigen Beimischung von GtL<br />
fand im Oktober 2009 statt. Manfred<br />
Aigner vom DLR prognostiziert: „In den<br />
nächsten zehn Jahren ist eine allmähliche<br />
Einführung als Beimischung zum<br />
herkömmlichen Kerosin zu erwarten.<br />
Bis zum Jahr 2030 erwarten wir einen<br />
weitgehenden Ersatz des Kerosins<br />
durch biomassebasierte Treibstoffe.<br />
Dies wird dann eine klimaneutrale<br />
Luftfahrt ermöglichen.“ (red)<br />
Andrea Kaminski