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Weltbaumeister<br />

179<br />

Das Standortmagazin<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Ausgabe 1/2010<br />

Architekten und Bauingenieure<br />

aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> überzeugen<br />

international mit Maßarbeit<br />

Das Suhrkamp-Archiv<br />

ist in Marbach angekommen<br />

Beste Balance<br />

auf Gibbon Slacklines<br />

Zirkeltraining für die Sicherheit


Mannschaftsspieler<br />

Betreten der Baustelle erwünscht: Auf der Jugendfarm Möhringen-Vaihingen toben sich Jungs und<br />

Mädels zwischen sieben und zwölf Jahren gründlich aus – und lernen nebenbei Grundtechniken<br />

des Bauens. Neben Werkstatt und Ställen mit Hühnern, Ziegen, Eseln und Pferden lädt ein riesiger<br />

Hüttenbaubereich ein zum kreativen Bauen, Spielen, Klettern und Experimentieren. Mit rund 40<br />

vergleichbaren Einrichtungen hat die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ungewöhnlich viele betreute Aktivspielplätze.


aumzeit3 | Judith Schenten<br />

Matthias Hangst<br />

Editorial Inhalt<br />

Solides Fundament<br />

Im Schlepptau der Wirtschaftskrise ist ein vermeintlich<br />

altmodischer Begriff wieder zu neuen Ehren gekommen:<br />

Solidität. Solides Wirtschaften mit einem echten Gegenwert,<br />

langfristig orientiertes Handeln statt Schielen nach<br />

dem schnellen Euro sind wieder salonfähig geworden.<br />

Viele, vor allem viele Mittelständler machen es vor,<br />

dass es sich auf Dauer lohnt, verantwortungsvoll zu<br />

wirtschaften.<br />

Für solide Fundamente sorgen auch Architekten und<br />

Bauingenieure aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>. An unserem<br />

Standort finden sich ungewöhnlich viele herausragende<br />

Persönlichkeiten, die das Gesicht der Welt prägen, sei<br />

es am Potsdamer Platz in Berlin, in den Fußballstadien<br />

Südafrikas oder an den heiligen Stätten islamischer<br />

Länder. Die Verbindung von Kreativität und Ingenieurskunst<br />

hat sich geradezu als Markenzeichen der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> herauskristallisiert. Unser Titelthema belegt dies<br />

mit vielen Beispielen und zeigt auch, wie sehr andere<br />

Branchen – vom Hersteller von Bauprodukten bis zum<br />

Maschinen- und Anlagenbau – von den exzellenten<br />

Leistungen der hiesigen Planer profitieren.<br />

Damit rückt eine Branche ins Rampenlicht, die mehr<br />

Aufmerksamkeit verdient, weil sie – siehe <strong>Stuttgart</strong> 21 –<br />

für kräftige wirtschaftliche Impulse sorgt und markante<br />

Bauwerke hervorgebracht hat, die als Wahrzeichen für<br />

Städte oder ganze Länder gelten.<br />

Wirtschaft wird immer von Menschen gemacht.<br />

Diesen wollen wir mehr Raum geben und freuen uns<br />

sehr darüber, dass wir mit Michael Ohnewald einen der<br />

profiliertesten deutschen Journalisten für unser Heft<br />

gewinnen konnten. Er wird ab sofort außergewöhnliche<br />

Unternehmer der <strong>Region</strong> für 179 porträtieren.<br />

Dr. Walter Rogg<br />

Geschäftsführer<br />

Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH (WRS)<br />

willkommen<br />

Aktuell 4<br />

Neuigkeiten aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> /<br />

Wussten Sie schon, …?<br />

Neu in der <strong>Region</strong> 5<br />

Das Suhrkamp-Archiv ist im Deutschen<br />

Literaturarchiv Marbach angekommen<br />

Branchenfokus 6<br />

Milla und Partner bringen Deutschland nach<br />

China / Mit einem Klick 1.000 Leute treffen /<br />

Mechatronik aus einem Guss<br />

Titelthema: 8 –15<br />

Architekten und Bauingenieure<br />

Weltbaumeister 8<br />

Architekten und Bauingenieure aus der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> überzeugen international<br />

mit Maßarbeit<br />

Im Gespräch: Jörg Schlaich 10<br />

Sommers Zeit 14<br />

Michael Ohnewald porträtiert Hans Sommer,<br />

Mitbegründer des Projektsteuerers<br />

Drees & Sommer<br />

Wissenschaft 16<br />

Energie aus Biomüll / Zerfallende Familien –<br />

dicke Kinder? / Nachhaltig in die Luft gehen<br />

Innovation 17<br />

Mit Wonne in die Wanne / Wer hat‘s<br />

erfunden…?!<br />

Existenzgründung 18<br />

Alles in bester Balance<br />

Fachkräfte 20<br />

Gelebte Unternehmenswerte fördern das<br />

Engagement der Mitarbeiter / Zirkeltraining<br />

für die Sicherheit<br />

Freizeit 21<br />

Kunst am Faden / Kalender / Tipps<br />

Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 22<br />

Aktuell<br />

CWF diskutiert neue Wege zum Produkt /<br />

Termine / Meldungen<br />

Impressum 23<br />

179 Kommunen – ein Standort.<br />

Böblingen<br />

Ludwigsburg<br />

<strong>Stuttgart</strong><br />

Esslingen<br />

Rems-Murr<br />

Göppingen<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

3


Aktuell<br />

kompakt<br />

wussten Sie schon, ...<br />

4<br />

Tritonus<br />

Mit der S-Bahn bis<br />

unter die Teck<br />

Die S-Bahn der Linie 1 fährt jetzt vom<br />

Neckartal bis unter die Teck. Bislang war<br />

in Plochingen Endstation, nun hat der<br />

Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> als Träger der<br />

S-Bahn die Strecke über Wernau und<br />

Wendlingen bis nach Kirchheim/Teck verlängert.<br />

Dies ermöglicht rund 130.000<br />

Menschen aus dem unmittelbaren<br />

Einzugsgebiet eine bessere Anbindung<br />

an <strong>Stuttgart</strong> und die <strong>Region</strong>. In der<br />

Gegenrichtung ist das UNESCO-Biosphärengebiet<br />

Schwäbische Alb näher an<br />

<strong>Stuttgart</strong> herangerückt. 32,5 Millionen<br />

Euro haben Gemeinden, Landkreis<br />

Esslingen, Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> und<br />

das Land Baden-Württemberg für die<br />

zusätzlichen rund 13 S-Bahn-Kilometer<br />

aufgebracht.<br />

Weitere Erweiterungen des S-Bahn-<br />

Netzes sind im Bau oder in Planung. So<br />

wird derzeit die S 60 von Böblingen<br />

nach Renningen als Querverbindung im<br />

Südwesten der <strong>Region</strong> gebaut. Im<br />

Norden plant der Verband die Verlängerung<br />

der S 4 als Ringschluss von<br />

Marbach nach Backnang.<br />

www.s-bahn-region-stuttgart.de<br />

... dass die Tritonus Musikproduktion<br />

aus <strong>Stuttgart</strong> meisterhaft im Abstauben<br />

von Grammys ist?<br />

Für exzellente Klassikeinspielungen hat<br />

Tritonus bislang insgesamt 18 Grammy<br />

Awards bekommen. Allein im Jahr 2010<br />

gingen gleich mehrere „Oscars der Musik“<br />

nach Bad Cannstatt: Die National Academy<br />

of Recording Arts and Sciences mit Sitz<br />

in Los Angeles befand eine von Tritonus<br />

aufgezeichnete Gustav-Mahler-CD mit der<br />

San Francisco Symphony unter Dirigent<br />

Michael Tilson Thomas so meisterhaft,<br />

dass sie den <strong>Stuttgart</strong>er Tonmeistern drei<br />

vergoldete Grammophone zuerkannte.<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Baustart<br />

für <strong>Stuttgart</strong> 21<br />

Anfang Februar haben die Bauarbeiten<br />

für das Projekt <strong>Stuttgart</strong> 21 offiziell begonnen.<br />

Mit dem Ausbau des Prellbocks<br />

49 von Gleis 4 starteten die Vorarbeiten<br />

im Gleisvorfeld des <strong>Stuttgart</strong>er Hauptbahnhofs.<br />

Bis 2012 wird unter anderem<br />

zunächst der bestehende Querbahnsteig<br />

um 120 Meter in Richtung Bad Cannstatt<br />

verlegt, um Platz für die eigentliche Baugrube<br />

zu schaffen.<br />

„<strong>Stuttgart</strong> 21 bringt einen enormen<br />

Schub für die Stadt- und <strong>Region</strong>alentwicklung“,<br />

sagte <strong>Region</strong>aldirektorin<br />

Jeannette Wopperer anlässlich des Baubeginns.<br />

„Das Projekt überzeugt durch<br />

handfeste Vorteile für den regionalen<br />

Nahverkehr und setzt positive Impulse für<br />

unseren Wirtschaftsstandort.“ Bis 2019<br />

soll <strong>Stuttgart</strong> 21 abgeschlossen sein.<br />

www.das-neue-herz-europas.de<br />

Windenergie<br />

aus dem Südwesten<br />

Die Wetfeet Offshore Windenergy GmbH<br />

aus Wolfschlugen realisiert in der Nordsee<br />

den größten deutschen Offshore-Windpark.<br />

Er wird ab 2012 saubere Energie für<br />

mehr als eine Million Menschen liefern.<br />

80 Windkraftanlagen mit einer Leistung<br />

von je fünf Megawatt werden 1,6 Milliarden<br />

Kilowattstunden pro Jahr produzieren.<br />

Wetfeet rechnet damit, dass mit dem<br />

Windpark jährlich über 1,4 Millionen<br />

Tonnen CO 2 eingespart werden und rund<br />

1.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze<br />

entstehen.<br />

Mehrere Unternehmen aus der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> sind als Zulieferer an dem<br />

Großprojekt beteiligt, darunter Festo<br />

aus Esslingen. „Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> und<br />

Baden-Württemberg als Hochtechnologie-Standort<br />

bieten hervorragende Bedingungen<br />

für dieses ehrgeizige Projekt“,<br />

sagte Eberhard Veit, Vorstandsvorsitzender<br />

von Festo.<br />

www.wetfeet.de<br />

Sprecherbüro Bahnprojekt <strong>Stuttgart</strong>-Ulm<br />

Daimler<br />

Esslingen ist beliebteste<br />

Hochschule<br />

Genau 9.127 Bewerbungen gingen im<br />

Wintersemester 2009/10 an der Hochschule<br />

Esslingen ein – so viele, wie<br />

an keiner anderen Fachhochschule in<br />

Baden-Württemberg. Das macht sie zur<br />

beliebtesten Fachhochschule im Land.<br />

Das Studium in Esslingen hat bundesweit<br />

einen exzellenten Ruf. Die Ausbildung<br />

auf hohem wissenschaftlichem Niveau<br />

gilt als besonders gut am Arbeitsmarkt<br />

orientiert. Praxissemester und Gastdozenten<br />

aus Unternehmen und Verbänden<br />

sorgen für Praxisnähe. Mehr als 30 Prozent<br />

der Absolventen verbringen zudem<br />

einen Teil des Studiums im Ausland.<br />

www.hs-esslingen.de<br />

Automobilmuseen<br />

locken Besucher<br />

Über 530.000 Besucher aus aller Welt,<br />

2.555 Führungen und 14.326 gegrillte<br />

Steaks im Restaurant Christophorus – das<br />

Porsche-Museum in <strong>Stuttgart</strong> kann genau<br />

ein Jahr nach seiner Eröffnung auf eine<br />

positive Bilanz zurückblicken. „Unser<br />

Museum hat sich in den ersten 365 Tagen<br />

zu einer lebendigen Einrichtung entwickelt.<br />

In vielerlei Hinsicht wurden unsere<br />

Erwartungen deutlich übertroffen“, sagte<br />

Museumsleiter Achim Stejskal.<br />

Ähnliche Erfolge meldet auch das nur<br />

wenige Kilometer entfernte Mercedes-<br />

Benz Museum: Mehr als 2,8 Millionen Besucher<br />

haben seit der Eröffnung im Mai<br />

2006 das Haus besucht. Allein im Jahr<br />

2009 waren etwa 630.000 Menschen zu<br />

Gast. „Mit unseren Sonderausstellungen<br />

und zahlreichen Veranstaltungen haben<br />

wir auch im vierten Jahr nach Eröffnung<br />

Tausende Besucher überzeugt und<br />

gehören nach wie vor zu den besucherstärksten<br />

Museen Deutschlands“, sagte<br />

Michael Bock, Geschäftsführer der<br />

Mercedes-Benz Museum GmbH. Rund<br />

15 Prozent der Besucher kamen aus dem<br />

Ausland – aus mehr als 150 Ländern.<br />

www.porsche.de/museum<br />

www.mercedes-benz.de/museum


DLA Marbach<br />

Die Freude des Auspackens<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Neu in der <strong>Region</strong><br />

Das Suhrkamp-Archiv ist im Deutschen Literaturarchiv Marbach angekommen<br />

Umzug im XXL-Format: 2.600 Kisten mit 20.000 Ordnern<br />

und 25.000 Büchern lagern jetzt in Marbach am Neckar<br />

und werden im Laufe der nächsten fünf Jahre ausgepackt.<br />

Mit dem Archiv der Verlage Suhrkamp und Insel erhält<br />

das Deutsche Literaturarchiv, das bereits heute über eine<br />

der bedeutendsten Sammlungen deutschsprachiger<br />

Literatur und Philosophie des 20. Jahrhunderts verfügt,<br />

eine weitere Kostbarkeit.<br />

Als „Glücksfall, der einem Archiv nur einmal im Jahrhundert<br />

passiert“ wertet Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen<br />

Literaturarchivs, den Neuzugang, der Manuskripte<br />

und Korrespondenzen von Autoren wie Max Frisch,<br />

Theodor W. Adorno, Ingeborg Bachmann, Paul Celan,<br />

Peter Handke oder Niklas Luhmann enthält. Vergleiche<br />

mit der Übernahme des wichtigsten Archivs des 19. Jahrhunderts,<br />

dem der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung<br />

im Jahr 1952, drängen sich auf.<br />

Die Verlagsleitung von Suhrkamp hatte sich für Marbach<br />

entschieden, weil die Stadt am Neckar die<br />

einzigartige Verbindung eines forschungsstarken Archivs<br />

mit gleich zwei Literaturmuseen vorweisen kann: Das<br />

Schiller-Nationalmuseum sowie das Literaturmuseum<br />

der Moderne (LiMo) sind die weltweit einzigen, ausschließlich<br />

für die Ausstellung von Literatur genutzten<br />

Häuser. Bundesweit nimmt das Deutsche Literatur-<br />

archiv eine herausragende Stellung ein und genießt<br />

auch international eine hohe Reputation als Ort geistes-<br />

wissenschaftlicher Forschung.<br />

Rund 1.200 Autorennachlässe, 800.000 Bücher,<br />

200.000 Kunstgegenstände, Fotos und Erinnerungsstücke<br />

lagern im Marbacher Archiv, dessen Bestände<br />

von Hölderlin bis Hofmannsthal, von Kästner bis<br />

Kafka, von Rilke bis Ringelnatz reichen. Im Literaturmuseum<br />

der Moderne, das in einem ebenso schlichten<br />

wie monumentalen Neubau von David Chipperfield in<br />

direkter Nachbarschaft untergebracht ist, wird in<br />

wechselnden Ausstellungen dieses überlieferte Gedächtnis<br />

der literarischen Moderne ausgebreitet.<br />

Das neu hinzugewonnene Archiv der Verlage Suhrkamp<br />

und Insel ist eine ergiebige Quelle wenn es<br />

darum geht, in die Literatur- und Ideengeschichte sowie<br />

die Buchhandels- und Wirtschaftsgeschichte nach<br />

1945 einzutauchen. Es ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

des geistigen Erbes der Bundesrepublik Deutschland<br />

und dokumentiert unter dem neuen Namen Siegfried<br />

Unseld Archiv auch das Leben und Wirken des Verlegers<br />

(1924-2002) mit seiner Kindheit in Ulm, der<br />

Buchhandelslehre sowie seiner richtungweisenden<br />

Begegnung mit Hermann Hesse. Unseld hat die Autoren<br />

sehr stark in seine Arbeit einbezogen und gilt als<br />

bedeutendster Verleger deutscher Nachkriegsliteratur.<br />

Bereits im Juni wird die Öffentlichkeit mit der Ausstellungsreihe<br />

Suhrkamp-Insel erste Kostproben zu sehen<br />

bekommen. In der Folge werde in Marbach alle vier<br />

Monate ein neues Thema aufgefächert, sagt Archiv-<br />

Direktor Ulrich Raulff. „Wir wollen so auch die Freude<br />

des Auspackens etwas teilen.”<br />

Astrid Schlupp-Melchinger<br />

abgestaubt<br />

DLA Marbach<br />

5<br />

DLA Marbach


Ausstellung: Milla & Partner / Architektur: Schmidhuber + Kaindl<br />

Branchenfokus<br />

kreativwirtschaft<br />

6<br />

Milla und Partner bringen Deutschland<br />

nach China<br />

Der Deutsche Expo-Pavillon 2010 in Shanghai blickt<br />

in die Zukunft des urbanen Lebens<br />

Die Eventagentur Milla und Partner hat Deutschland eingepackt<br />

und mitsamt seinen Menschen, <strong>Region</strong>en, Unternehmen<br />

und Ideen nach Shanghai gebracht. Am 1. Mai<br />

öffnet auf der Expo 2010 der Deutsche Pavillon seine<br />

Türen, den die <strong>Stuttgart</strong>er Experten für Kommunikation<br />

im Raum konzipiert und mit mehreren Projektpartnern<br />

realisiert haben. Damit kommt neben der spektakulären<br />

Überdachung des Eingangsbereichs des Expo-Geländes<br />

(vgl. S. 13) auch der offizielle Auftritt Deutschlands im<br />

Wesentlichen aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Getreu dem Expo-2010-Motto „Better City, Better Life“<br />

nimmt der Deutsche Pavillon namens Balancity seine<br />

Besucher mit auf eine Reise in die Zukunft der modernen<br />

Stadtentwicklung. „Balancity zeigt eine futuristische<br />

Stadt, in der Erneuerung und Tradition, Urbanität und<br />

Natur, Arbeit und Freizeit eine harmonische Verbindung<br />

eingehen und so die Lebensqualität steigern“, erklärt<br />

Peter Redlin, Kreativdirektor und Geschäftsführer von<br />

Milla und Partner, den Kerngedanken des Pavillons.<br />

Wie in einer realen Stadt bewegen sich die Besucher zu<br />

Fuß, auf Rollbändern und Rolltreppen durch die Ausstellungsräume<br />

und erkunden typische städtische Szenarien:<br />

Hafen, Fabrik, Depot, Park, Platz, Energiezentrale. Eine<br />

Besonderheit sind die beiden zunächst nur virtuell auftretenden<br />

Begleiter, der deutsche Student Jens und die<br />

chinesische Gaststudentin Yanyan. Gemeinsam stellen<br />

sie in gedruckten, Audio- und Videokommentaren<br />

Lösungen made in Germany zur Gestaltung des urbanen<br />

Lebens der Zukunft vor. „Mit den Dialogen des deutschchinesischen<br />

Duos wollen wir aber nicht nur deutsche<br />

Technik präsentieren. Uns ist es genauso wichtig, ein<br />

authentisches Bild vom Leben in Deutschland zu vermitteln<br />

und auf spielerische, leicht verständliche Art inter-<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Nationen<br />

zu überbrücken“, erklärt Redlin die Rolle der Figuren.<br />

Der Pavillon präsentiert Deutschland auch als Land der<br />

Hochtechnologie: In der Fabrik der Innovationen und im<br />

Depot erleben die Besucher zukunftsweisende Produkte<br />

und Verfahren deutscher Unternehmen und Institutionen.<br />

Unter anderem präsentiert Daimler das Mobilitätskonzept<br />

car2go, während die Esslinger Festo AG den nach neuesten<br />

Erkenntnissen der Bionik entworfenen Roboterpinguin<br />

AquaPenguin vorstellt. Weitere Exponate stammen von<br />

den Firmen Kärcher, Stihl, Eisfink, Walter Knoll und WMF.<br />

Den Höhepunkt des Pavillons bildet die Energiezentrale<br />

am Ende des Rundgangs. In der Mitte des Raumes hängt<br />

eine Kugel mit einem Durchmesser von drei Metern, besetzt<br />

mit 400.000 LED-Leuchten. Animiert von den nun<br />

als echte Menschen auftretenden Protagonisten Jens<br />

und Yanyan können die Pavillonbesucher die Kugel durch<br />

Geräusche und Bewegungen zum Schwingen bringen.<br />

Auf ihrer Oberfläche beginnt eine spannungsgeladene<br />

Lichtchoreografie mit Bildern und Impressionen, die ein<br />

sympathisches und modernes Bild von Deutschland und<br />

seinen Menschen vermittelt. Antrieb und Regelung der<br />

Kugel wurden von der Universität <strong>Stuttgart</strong> entwickelt.<br />

Mit rund 6.000 Quadratmetern ist der Pavillon in Shanghai<br />

die bisher größte deutsche Expo-Präsenz. Verantwortlich<br />

für die Realisierung war eine Arbeitsgemeinschaft<br />

aus Milla und Partner, Schmidhuber + Kaindl (Architektur<br />

und Generalplanung) sowie Nüssli Deutschland (Bauausführung).<br />

An den 184 Ausstellungstagen rechnen die<br />

Organisatoren mit über neun Millionen Besuchern.<br />

Entsprechend bewertet Peter Redlin den Stellenwert des<br />

Projekts: „Für Milla und Partner war die Konzeption und<br />

Realisierung des deutschen Expo-Beitrags eines der bisher<br />

spannendsten Sonderprojekte, verbunden mit vielen<br />

Unwägbarkeiten und interkulturellen Herausforderungen.“<br />

Die Erfahrungen für diese Kür schöpfen Milla und Partner<br />

freilich aus ihrem Kerngeschäft, der Inszenierung von<br />

Veranstaltungen und Messeauftritten vor allem auch für<br />

kleine und mittlere Unternehmen. Denise Nüssle<br />

www.expo2010-germany.de<br />

Milla und Partner GmbH<br />

Gründungsjahr: 1989<br />

Sitz: <strong>Stuttgart</strong><br />

Mitarbeiter: 35 Festangestellte<br />

Umsatz: 10 Mio. Euro<br />

www.milla.de


elektronikindustrie<br />

Mit einem Klick 1.000 Leute treffen<br />

Die <strong>Stuttgart</strong>er Struktur AG hat großen Erfolg mit Webmeetings, für die ein Browser<br />

mit Internetzugang genügt<br />

Mal schnell ein Meeting einberufen?<br />

So praktisch eine Online-Konferenz auch<br />

sein mag – üblicherweise muss erst<br />

eine Software heruntergeladen und ein<br />

Benutzerkonto angelegt werden, bis<br />

E-Mail-Einladungen samt Hyperlink und<br />

Zugangscode verschickt werden können.<br />

Wenn sich das Schiebedach im Auto<br />

öffnet oder das Stabilitätsprogramm<br />

die Fahrzeugkontrolle regelt, dann sind<br />

oft Bauteile der Firma 2E mechatronic<br />

aus Kirchheim unter Teck im Spiel. Das<br />

Unternehmen mit 60 Mitarbeitern ist sehr<br />

erfolgreich in den Bereichen Sensorik,<br />

Steckverbinder und Medizintechnik. Bei<br />

der zukunftsträchtigen MID-Technologie<br />

ist 2E mechatronic einer der führenden<br />

Anbieter.<br />

MID (Molded Interconnect Devices) ist<br />

eine Methode, bei der nicht mehr eine<br />

Leiterplatte mit Komponenten bestückt<br />

wird, sondern die mechanischen und<br />

elektrischen Funktionen in ein Spritzgussbauteil<br />

integriert sind.<br />

Struktur AG<br />

Viel schneller und einfacher geht es mit<br />

der Konferenzlösung „spreed“, die von<br />

der Struktur AG in <strong>Stuttgart</strong> entwickelt<br />

wurde. Das Kunstwort spreed setzt<br />

sich aus den englischen Worten spread<br />

(Streuung) und speed (Geschwindigkeit)<br />

zusammen. „Ein Webbrowser und ein<br />

Klick auf den entsprechenden Link von<br />

spreed.com genügen, um jederzeit eine<br />

Konferenz zu beginnen“, erläutert Niels<br />

Mache, Vorstand und Gründer der<br />

Struktur AG das einfache Bedienkonzept.<br />

Das Angebot gibt es seit Dezember 2004;<br />

über 150.000 Anwender nutzen bereits<br />

spreed-Webmeetings. Jeder Nutzer kann<br />

eine Konferenz mit bis zu drei Teilnehmern<br />

kostenlos in Anspruch nehmen. Die<br />

Meetings sind gleichermaßen Mac- und<br />

PC-kompatibel und funktionieren auch<br />

unter Linux.<br />

Im Juli 2009 startete spreed auch im<br />

XING-Netzwerk – ein Marketingcoup, da<br />

XING mit rund acht Millionen Mitgliedern<br />

in Europa zu den bedeutendsten Online-<br />

Businessnetzwerken gehört.<br />

Mechatronik aus einem Guss<br />

Damit einher gehen viele Vorteile: weniger<br />

Material, geringere Fertigungskosten<br />

sowie deutlich kleinere elektronische<br />

Schaltungen. 2004 startete das Unternehmen<br />

die Serienproduktion der weltweit<br />

ersten für die Automobilindustrie zugelassenen<br />

MID-Baugruppe.<br />

Derzeit besonders erfolgreich sind die<br />

Kirchheimer mit einem neu entwickelten<br />

360-Grad-Neigungssensor. Er steckt in<br />

Laser-Distanz-Messgeräten, die in Sekundenschnelle<br />

verschiedene Parameter wie<br />

Entfernungen, Flächen oder Volumen<br />

unter Berücksichtigung eventueller<br />

Winkelfehler ermitteln. Mit der Technik<br />

lassen sich auch Solaranlagen optimal<br />

ausrichten.<br />

Fügt man die spreed-Applikation<br />

seinem dortigen Profil hinzu, ist es als<br />

Premium-Mitglied möglich, bis zu fünf<br />

weitere Kontakte – auch Nicht-XING-<br />

Mitglieder – kostenlos zu einer Web-<br />

und Telefonkonferenz einzuladen, um<br />

sich auszutauschen.<br />

Sind alle Teilnehmer in der Konferenz<br />

zugeschaltet, bietet spreed sämtliche<br />

Optionen eines herkömmlichen Online-<br />

Meetings, darunter Chats, Präsentationen,<br />

gemeinsam nutzbares Whiteboard<br />

oder ein Umfragemodul. Weitere<br />

Optionen sind Webcams und Telefonkonferenzen.<br />

Ob Projektmeeting oder<br />

Webinar, Kundensupport oder Jobinterview<br />

– „die spreed-Applikation wird den<br />

unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht”,<br />

sagt Niels Mache. „Unsere Kunden veranstalten<br />

Meetings von wenigen bis hin<br />

zu weit über 1.000 Teilnehmern und<br />

sind begeistert.” (asm)<br />

www.spreed.com<br />

2E mechatronic integriert mechanische und elektrische Funktionen in Spritzgussteile<br />

Rund 25.000 Teile hat das Unternehmen<br />

bereits an Leica Geosystems verkauft,<br />

einen der weltweit führenden Hersteller<br />

von Vermessungsinstrumenten. (asm)<br />

www.2e-mechatronic.de<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Branchenfokus<br />

informationstechnologie<br />

7<br />

2E mechatronic


Titelthema: Überschrift des Titelthemas<br />

Wegweisend: Familienunternehmen sind<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> fest verankert und<br />

bilden eine entscheidende Säule ihres<br />

wirtschaftlichen Erfolgs. Ihre Standorttreue<br />

und ihre verantwortliche Unternehmensführung<br />

werden geschätzt und von den<br />

Heimatkommunen honoriert.<br />

Dass Fernsehkameras und Fans bei der Fußball-WM in Südafrika nicht im Regen stehen, ist einer<br />

Firma aus dem <strong>Stuttgart</strong>er Süden zu verdanken: Das Bauingenieurbüro Schlaich Bergermann<br />

und Partner GmbH (SBP) hat Stadien rund um den Globus mit Hightech-Konstruktionen bedacht,<br />

so auch die WM-Stadien in Johannesburg (Bild), Kapstadt, Port Elizabeth und Durban.


Grinaker-LTA<br />

Architekten und Bauingenieure aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

überzeugen international mit Maßarbeit<br />

Weltbaumeister<br />

Der Wispelwald ist ein Forst am Ortsrand von Oberaichen,<br />

einem Stadtteil Leinfelden-Echterdingens. Etwas versteckt<br />

zwischen hohen Kiefern steht ein ungewöhnliches Haus,<br />

gebaut in den frühen 1950ern vom <strong>Stuttgart</strong>er Bauhaus-<br />

Architekten Bodo Rasch senior. „An so einem Platz dürfte<br />

man heute gar nicht mehr bauen“, sagt Günther Schnell.<br />

„Die Arbeitsatmosphäre hier im Wald, weit weg vom<br />

Trubel der Stadt, ist phänomenal – und trotzdem sind<br />

wir in 20 Minuten mitten in <strong>Stuttgart</strong>.“<br />

Günther Schnell ist Mitarbeiter der SL Rasch GmbH, die<br />

Bodo Rasch junior in den 1980er-Jahren im Haus seines<br />

Vaters gegründet hat. Von Oberaichen aus lenkt die<br />

heute rund 80 Mitarbeiter starke Firma Aufsehen erregende<br />

Bauprojekte im gesamten arabischen Raum.<br />

„SL“ steht für „Special and Lightweight Structures“;<br />

Leichtbau-Konstruktionen wie zum Beispiel riesige faltbare<br />

Sonnenschirme (Foto) und wandelbare Dächer<br />

aus Hightech-Membranen sind das Spezialgebiet des<br />

Architektur- und Ingenieurbüros.<br />

Eines der spektakulärsten Projekte: Die Vorhöfe der<br />

Moschee im saudi-arabischen Medina überdachte Rasch<br />

mit 27 verschiebbaren Kuppeln, jeweils 18 mal 18 Meter<br />

groß und 80 Tonnen schwer. Tagsüber schützen sie die<br />

vielen hunderttausend Pilger, die Jahr für Jahr an diesen<br />

zweitheiligsten Ort des Islam kommen, vor der Gluthitze<br />

der Wüstensonne. In der Nacht können die geöffneten<br />

Vorhöfe auf natürliche Weise auskühlen.<br />

Derzeit konstruiert Raschs Büro für den Vorplatz der<br />

Moschee eine ganze Phalanx Sonnenschirme – mit<br />

28 Metern Kantenlänge die größten faltbaren Schirme<br />

der Welt. Auch wenn es den Kuppeln, Sonnenschirmen<br />

und anderen Konstruktionen von „Allahs Schattenmann“,<br />

wie ihn das Magazin Der Spiegel tituliert hat,<br />

äußerlich kaum anzusehen ist: In ihnen steckt Hightech,<br />

oft an der Grenze des Machbaren.<br />

Das gilt auch für die Arbeiten eines anderen Bauingenieurbüros<br />

aus der <strong>Region</strong>, der Schlaich Bergermann und<br />

Partner GmbH (SBP). Das <strong>Stuttgart</strong>er Büro konstruierte<br />

jüngst unter anderem das neue Dach des Johannes-<br />

Titelthema: Architekten und Bauingenieure<br />

Stadiendächer und Moscheekuppeln, Fabrikgebäude und Villensiedlungen, Bürobauten, Bahnhöfe, Botschaften oder<br />

Bibliotheken: Bauingenieur- und Architektenbüros aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> verbinden Kreativität mit technischem<br />

Know-how und setzen rund um den Globus mit intelligenten und ästhetisch anspruchsvollen Bauwerken Maßstäbe.<br />

Davon profitieren auch andere Branchen der <strong>Region</strong>.<br />

SL Rasch, Special and Lightweight Structures GmbH<br />

burger Fußballstadions: 27.000 Quadratmeter einer<br />

textilen Membran spannen sich in 40 Metern Höhe über<br />

den Zuschauerrängen, 36 Meter frei überhängend und<br />

mit 320 Metern Durchmesser – Maßarbeit und technisch<br />

eine Meisterleistung.<br />

International gefragtes Projektmanagement<br />

Hightech verknüpft mit guter Gestaltung, Perfektion<br />

bis in die Details in Verbindung mit großer Kreativität:<br />

SL Rasch und SBP sind nur zwei Beispiele für die Leistungen<br />

der Bauingenieure und Architekten aus der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>. „Egal wo man auf Baustellentafeln schaut,<br />

man stößt immer wieder auf Büros aus dem Großraum<br />

<strong>Stuttgart</strong>“, sagt Manuel Schupp. Schupp, Jahrgang 1959,<br />

ist Geschäftsführer der Wilford Schupp Architekten<br />

GmbH. Ursprünglich das Tochterbüro von James Stirling<br />

und Michael Wilford, den britischen Erbauern der Neuen<br />

Staatsgalerie in <strong>Stuttgart</strong>, hat das heute eigenständige<br />

Büro mit Sitz im Herzen der Landeshauptstadt 20 Mitarbeiter.<br />

Das Architekturbüro baut vor allem öffentliche<br />

Einrichtungen und Firmengebäude, die allermeisten<br />

davon im Ausland. Dabei eilt Schupp und seinen Kollegen<br />

der Ruf als zuverlässige Planer meist schon weit voraus.<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

titelthema<br />

9


Titelthema: Architekten und Bauingenieure<br />

Jörg Schlaich<br />

im gespräch<br />

10<br />

179: Herr Schlaich, gehen Sie selbst<br />

ins Stadion zum Fußballgucken?<br />

Schlaich: Ehrlich gesagt selten, aber<br />

wenn eines unserer Stadien eingeweiht<br />

wird, bin ich möglichst dabei. Ich bin kein<br />

so großer Fußballfan, dass es sich wegen<br />

mir lohnen würde, Stadien zu bauen.<br />

Schlaich-Bauwerke stehen in der<br />

ganzen Welt, Ihre Dächer, Türme und<br />

Brücken sind legendär. Was machen<br />

Sie besser als andere Bauingenieure?<br />

Eigentlich nichts. Wichtig ist es einfach,<br />

zu erkennen, dass der Bauingenieur nicht<br />

der Statiker ist, sondern dass er eine gestalterische<br />

Aufgabe hat, genauso wie der<br />

Architekt. Bei einer Brücke sind wir nicht<br />

nur dafür verantwortlich, dass sie stehen<br />

bleibt und wirtschaftlich ist, sondern auch,<br />

dass sie sich in ihr Umfeld einfügt. Vielleicht<br />

bin ich mir etwas mehr als manche<br />

meiner Kollegen dieser kulturellen Verantwortung<br />

bewusst.<br />

Denn nicht nur bei Autos, Maschinen und anderen<br />

Produkten ist die Qualitätsarbeit aus dem Südwesten<br />

berühmt in der Welt. „Manchmal belächelte Werte der<br />

Schwaben wie Fleiß und Zuverlässigkeit bewähren sich<br />

auch im Planungsprozess“, schmunzelt Schupp. Carmen<br />

Mundorff von der Architektenkammer Baden-Württemberg<br />

bestätigt: An den hiesigen Planern werde neben der<br />

Entwurfsarbeit besonders die Organisationsfähigkeit in<br />

der Projektabwicklung geschätzt. Nicht umsonst kommt<br />

der Marktführer in Sachen Projektsteuerung, das Büro<br />

Drees & Sommer (S. 14), ebenfalls aus der <strong>Region</strong>.<br />

Das Rüstzeug für eine gute Ausführungsplanung bekommen<br />

die Planer bereits in der Ausbildung verpasst.<br />

Einmalig ist in der <strong>Region</strong> auch das Miteinander der Bauingenieure<br />

und Architekten: Schon in der Ausbildung<br />

erproben die künftigen Planer beider Disziplinen die<br />

Zusammenarbeit, etwa im gemeinsamen Institut für Entwerfen<br />

und Konstruieren (IEK) der Universität <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Heiß begehrt sind auch die Architektur- und Bauingenieur-<br />

Studienplätze an der Staatlichen Akademie der Bildenden<br />

Künste und der Hochschule für Technik. Allein an der Universität<br />

bewerben sich Jahr für Jahr fast 900 junge Leute<br />

auf einen der gut 200 Architektur-Studienplätze. Viele<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Warum wird so viel gedankenlos<br />

gebaut?<br />

Einerseits aus Bequemlichkeit der Entwerfenden,<br />

andererseits aus der falsch<br />

verstandenen Sparsamkeit der Bauherren.<br />

Wir haben vor einiger Zeit ein paar<br />

Brücken der Deutschen Bahn gestalterisch<br />

überarbeitet. Die sind sogar billiger<br />

geworden. Einfach weil wir alles Unnötige<br />

wie Lager und Fugen weggelassen haben.<br />

Und Teile, die weggelassen werden,<br />

muss man am Ende auch nicht warten.<br />

Sie sagen, dass das Bauen immer auch<br />

soziale Gesichtspunkte berücksichtigen<br />

muss. Wie kann gesellschaftlich verantwortungsvolles<br />

Bauen aussehen?<br />

Ich wurde 1970 gebeten, in Kalkutta<br />

die damals größte Schrägseilbrücke der<br />

Welt zu entwerfen – und zwar unter<br />

der Bedingung, dass die Inder sie selbst<br />

bauen können. Damit bekam die Brücke<br />

eine doppelte Wirkung: Als Verbindung<br />

über den Fluss und um Arbeitsplätze<br />

zu schaffen. Die Brücke hat mindestens<br />

5.000 Menschen vor Ort Arbeit und Brot<br />

gegeben. Einige haben sich hinterher<br />

selbstständig gemacht mit dem, was sie<br />

gelernt haben.<br />

Können Bauingenieure und Architekten<br />

aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> auch vor Ort<br />

zeigen, was sie drauf haben?<br />

Ja, es gibt hier eine große Offenheit für<br />

neue Ideen. Gerade mit dem Tiefbauamt<br />

<strong>Stuttgart</strong> haben wir großes Glück, es war<br />

bei Projekten unseres Büros immer sehr<br />

begeisterungsfähig für neue Ideen. So<br />

konnten wir hier viele Sachen machen, die<br />

woanders nicht möglich gewesen wären.<br />

Warum ist denn gerade hier in<br />

der <strong>Region</strong> Ihr Berufsstand so gut<br />

vertreten?<br />

Weil die Schwaben schon immer Tüftler<br />

und Bastler waren. Aber es hat auch<br />

mit der Tradition und der guten Ausbildung<br />

zu tun. Leute wie Fritz Leonhardt<br />

haben immer wieder engagierte Schüler<br />

angezogen. Außerdem hat die Hochschule<br />

immer großen Wert darauf gelegt,<br />

dass die angehenden Architekten und<br />

Bauingenieure engen Kontakt haben<br />

und zusammenarbeiten, die „<strong>Stuttgart</strong>er<br />

Schule“.<br />

große Vertreter der Zunft haben hier gelernt und später<br />

selbst ihr Wissen weitergegeben. Die „<strong>Stuttgart</strong>er Schule“,<br />

verbunden mit Namen wie Paul Bonatz (Hauptbahnhof<br />

<strong>Stuttgart</strong>), Fritz Leonhardt (<strong>Stuttgart</strong>er Fernsehturm),<br />

Frei Otto und Günter Behnisch (Olympiapark München),<br />

Jörg Schlaich (Brücken, Türme, Dächer) oder Werner<br />

Sobek (experimentelle Wohnhäuser), ist in der ganzen<br />

Welt ein Begriff.<br />

Die ganze Welt als Baustelle<br />

Dem guten Ruf der <strong>Stuttgart</strong>er Ausbildungseinrichtun-<br />

gen ist es auch zu verdanken, dass die <strong>Region</strong> heute die<br />

höchste Architektendichte Deutschlands hat: Auf 137<br />

<strong>Stuttgart</strong>er kommt ein Architekt, rund 10.000 Planer sind<br />

es in der <strong>Region</strong>, in Baden-Württemberg mehr als in<br />

ganz Frankreich.<br />

So entsteht aus Konkurrenzdruck der Zwang zur Qualität<br />

und zum Blick über den Tellerrand. „Es gibt hier nicht<br />

zu viele Architekten. Es gibt zu viele, die nicht genug Geld<br />

verdienen, weil sie sich zu sehr auf den lokalen Markt<br />

fokussieren“, meint Manuel Schupp. Der deutsche Markt<br />

schrumpfe, schon allein aufgrund der demografischen<br />

Julia Grudda/MFG<br />

titelthema


Entwicklung. Aber global gesehen wachse das Volumen:<br />

„Es gibt so viel zu planen in der Welt, wir müssen nur<br />

schauen, dass wir uns etwas von dem Kuchen holen“,<br />

sagt er.<br />

Eine Einschätzung der Architektenkammer bestätigt:<br />

Die Architekten und Bauingenieure des Südwestens sind<br />

im Bundesvergleich schon jetzt besonders exportorientiert.<br />

Dennoch: Die Büros, die ihre Geschäfte vorwiegend<br />

im Ausland machen, sind eher in der Minderzahl. Die<br />

Chance, die eine größere Internationalisierung bietet,<br />

sieht auch die Kammer und unterstützt ihre Mitglieder<br />

beim Gang ins Ausland.<br />

Türöffner für andere Branchen der <strong>Region</strong><br />

Wären noch mehr Planungsbüros international aktiv,<br />

hätten davon auch andere Branchen einen Nutzen. Denn<br />

die Architekten und Bauingenieure tragen nicht nur ihre<br />

eigenen Dienstleistungen in die Welt, sondern haben<br />

auch Bauprodukte aus dem Südwesten im Gepäck. „Wir<br />

sind die Türöffner für die ausländischen Märkte. Ein<br />

Architekt oder Bauingenieur, der im Ausland ein Projekt<br />

plant, empfiehlt seinem dortigen Bauherrn nur Produkte,<br />

Seit fast 30 Jahren beschäftigen Sie<br />

sich mit dem Aufwindkraftwerk ...<br />

Ich bin davon überzeugt, dass wir Solarkraftwerke<br />

in der Wüste bauen müssen,<br />

und zwar so, dass die Menschen vor Ort<br />

sie bauen können. Damit hat man eine<br />

doppelte Wirkung: Energie und Arbeitsplätze.<br />

Das wäre die Chance für sie, aus<br />

der Armut zu kommen. Es ist unsinnig,<br />

hier in Mitteleuropa aus der Sonne Strom<br />

zu erzeugen, wenn man’s in der Wüste<br />

viel billiger haben könnte.<br />

... aber bislang wurde nur eine kleinere<br />

Testanlage Ihres Aufwindkraftwerks<br />

gebaut. Wo liegen die Schwierigkeiten?<br />

Es fehlt einfach der Wille, etwas umzusetzen.<br />

Wir haben ein solches Kraftwerk<br />

in Spanien gebaut und einige Jahre erfolgreich<br />

betrieben. Seitdem versuchen mein<br />

Partner Rudolf Bergermann und ich, noch<br />

erfolglos, die Leute von der Idee zu überzeugen.<br />

Natürlich geht man ein gewisses<br />

Risiko ein. Bei allem, was man das erste<br />

Mal macht, kann auch irgendwas schiefgehen.<br />

Aber wenn wir den Mut nicht<br />

haben, können wir gleich zurück in die<br />

Höhlen.<br />

Das Interview führte Tobias Schiller<br />

Titelthema: Architekten und Bauingenieure<br />

Jörg Schlaich<br />

Bauingenieur<br />

Jörg Schlaich, 1934 in Stetten im Rems-<br />

tal geboren, ist emeritierter Professor der<br />

Universität <strong>Stuttgart</strong> und Mitinhaber des<br />

Ingenieurbüros Schlaich Bergermann<br />

und Partner (SBP). Weltweit ist der Bauingenieur<br />

ein anerkannter Fachmann für<br />

unkonventionelle Bauwerke. Bekannt ist<br />

er unter anderem durch seine filigranen<br />

Fußgängerbrücken, hohen Türme und<br />

leichten Seilnetzkonstruktionen, mit denen<br />

er oft architektonisches Neuland betrat.<br />

Er gestaltete unter anderem in Zusammenarbeit<br />

mit Günter Behnisch und Frei<br />

Otto das Dach des Münchner Olympiaparks.<br />

1980 gründete Schlaich zusammen<br />

mit Rudolf Bergermann sein Ingenieurbüro<br />

mit Sitz in <strong>Stuttgart</strong>, Berlin und New York<br />

und heute rund 90 Mitarbeitern.<br />

Eine viel beachtete Idee des Bauingenieurs<br />

ist das Aufwindkraftwerk, bei dem<br />

die Sonne die Luft unter einem riesigen<br />

lichtdurchlässigen Dach aufheizt. Die<br />

erwärmte Luft steigt durch einen hohen<br />

Kamin in der Mitte der Anlage nach<br />

oben. Dieser künstliche Aufwind kann in<br />

Strom umgewandelt werden. Eine von<br />

Jörg Schlaich und seinem Team geplante<br />

Versuchsanlage in Spanien zeigte über<br />

mehrere Jahre die technische Realisierbarkeit<br />

im praktischen Betrieb.<br />

von denen er weiß, dass sie gut funktionieren“, sagt<br />

Manuel Schupp. „Und das sind dann eben die Teppiche<br />

von Object Carpet aus Denkendorf, Fensterbeschläge<br />

von Roto aus Leinfelden-Echterdingen oder Türschließer<br />

von Geze aus Leonberg“, zählt der Architekt auf. Derzeit<br />

baut sein Büro die britische Botschaft in der georgischen<br />

Hauptstadt Tiflis. „Obwohl das ein britisches Gebäude ist,<br />

verbauen wir viele deutsche Produkte“, berichtet Schupp.<br />

„Wir haben einfach auf dem Weltmarkt keine besseren<br />

gefunden.“<br />

Auch SL Rasch setzt auf Firmen aus dem Südwesten.<br />

Die spektakulären Sonnenschirme für Medina etwa lässt<br />

das Büro vom Kranbauer Liebherr aus Biberach fertigen.<br />

Ehningen, Geislingen, Jettingen, Leinfelden-Echterdingen,<br />

Steinenbronn, Süßen – das Adressbuch von Raschs<br />

Zulieferern liest sich wie ein Ortsverzeichnis der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>. Dennoch: Vieles ertüfteln die Ingenieure im<br />

Wispelwald und in einem alten Fabrikgebäude wenige<br />

Straßen weiter selbst. Da steht dann mitten im Großraumbüro<br />

zwischen den Rechnern der vor sich hin klickenden<br />

Ingenieure schon mal ein Teststand, der die Festigkeit<br />

einer neuen Membran für ein Zeltdach auslotet.<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

11


Joi Ito<br />

Titelthema: Architekten und Bauingenieure<br />

12<br />

Forschen für die Zukunft des Bauens<br />

Innovationskraft im Bereich des Bauens beweisen auch<br />

die vielen Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong>. Das<br />

Institut für Textil- und Verfahrenstechnik (ITV) Denkendorf<br />

etwa forscht zu textilen Leichtbaumaterialien, die<br />

Gewichtsreduzierung und Energieeinsparung versprechen.<br />

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik<br />

(IBP) sind gefragte Experten für Wärme und Energie,<br />

Schall und Brandschutz, Licht und Raumklima. Das<br />

Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau (IRB)<br />

erschließt das internationale Fachwissen für alle Gebiete<br />

des Planens und Bauens. Der Lehrstuhl für Bauphysik<br />

der Universität <strong>Stuttgart</strong> ist unter anderem bekannt für<br />

seine ganzheitliche Betrachtung von Ingenieurbauten,<br />

insbesondere mit Blick darauf, wie sich Menschen darin<br />

wohlfühlen. Und, und, und: Die Liste ließe sich lange<br />

fortsetzen.<br />

Forschungseinrichtungen und renommierte Ausbildungsstätten,<br />

eine große Zahl an Architekten, Bauingenieuren<br />

und Fachplanern, Hersteller und Zulieferer von Bauprodukten<br />

und -maschinen, aber auch weltweit tätige Bauunternehmen<br />

wie Ed. Züblin, Leonhard Weiss oder Wolff<br />

& Müller und Verbände wie die Deutsche Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen: Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> verfügt<br />

über alle Elemente eines regelrechten Clusters der Bauwirtschaft.<br />

Nur: Nutzen das die Beteiligten?<br />

Individualisten vernetzen sich<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Weltmeister im Betonpumpen<br />

Auch der Maschinenbau aus der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> ist in internationale Großprojekte<br />

der Bauwirtschaft involviert. Das<br />

Paradebeispiel ist Putzmeister: Das Unternehmen<br />

aus Aichtal ist überall dort, wo<br />

Beton im Spiel ist, zuverlässig am Werk.<br />

Putzmeister schreibt mit spektakulären<br />

Einsätzen immer wieder Technikgeschichte,<br />

sei es beim Bau des Eurotunnels, des<br />

Tschernobyl-Sarkophags oder in China,<br />

wo seit Mitte 2008 die Sutong-Brücke<br />

den bis zu 14 Kilometer breiten Jangtse<br />

unweit seiner Mündung überspannt.<br />

Sich zu Netzwerken zusammenzuschließen und zu kooperieren,<br />

das scheint gerade für die Architekten und<br />

Bauingenieure oft noch ein relativ neues Feld zu sein.<br />

„Wie die Ärzte waren auch Architekten bis vor wenigen<br />

Jahren eher Einzelkämpfer“, sagt Carmen Mundorff von<br />

der Architektenkammer. Doch mehr und mehr würde<br />

auch ihr Berufsstand die Zeichen der Zeit erkennen.<br />

Der bislang spektakulärste Coup: Für den<br />

im Januar eröffneten Superwolkenkratzer<br />

Burdsch Chalifa in Dubai, mit 828 Metern<br />

das höchste Gebäude der Welt, pumpte<br />

Putzmeister den Beton mit rund 200 bar<br />

Druck bis in eine Förderhöhe von 606<br />

Metern.<br />

Das war ein Weltrekord und technisch<br />

eine Meisterleistung. Pro Kolbenhub<br />

lasteten 26 Tonnen Gewicht auf der Pumpe,<br />

die gesamte Konstruktion erzitterte<br />

unter den Riesenschlägen. Das speziell<br />

entwickelte System zur Lagerung und<br />

Befestigung des Steigrohrs ist inzwischen<br />

zum Patent angemeldet.<br />

Die Kammer wirbt aktiv für die Kooperation in Netzwerken.<br />

„Wenn man sich zusammentut, hat man<br />

durch die gebündelten Kompetenzen mehr Kraft und<br />

kann sich so am Markt besser positionieren“, sagt sie.<br />

Auch Manuel Schupp fordert: „Wir müssen versuchen<br />

im Schulterschluss zu arbeiten. Jeder hat sein eigenes<br />

Marketing, seinen eigenen Großplotter, seine eigene<br />

Produktbibliothek. Das ist Quatsch. Wir müssen uns zusammentun,<br />

um international erfolgreich zu sein. Wir<br />

müssen uns des Clusters in der <strong>Region</strong> bewusst sein<br />

und uns vernetzen, genauso wie es der Automobil- und<br />

der Maschinenbau schon macht.“<br />

Schupp selbst ist mit seinem Büro bereits ein Vorreiter<br />

in Sachen Kooperation: Zusammen mit fünf weiteren<br />

Architekturbüros, vier davon aus der <strong>Region</strong>, hat er das<br />

Netzwerk European Network Architecture (ENA) ins<br />

Leben gerufen, ein Zusammenschluss mit insgesamt<br />

mehr als 200 Mitarbeitern. Die Büros haben sich vernetzt<br />

mit Ingenieuren, Fachplanern und Herstellern von<br />

Bauprodukten. In Kooperation mit der Außenhandelskammer<br />

und Deutschen Botschaften organisiert ENA<br />

beispielsweise Veranstaltungen in ausländischen<br />

Wachstumsmärkten, bei denen die Beteiligten ihre<br />

planerische Kompetenz zeigen, mit ausländischen Investoren<br />

ins Gespräch kommen und so letztlich Projekte<br />

an Land ziehen. „Wir haben uns vorgenommen, dass<br />

idealerweise immer zwei Architekten gemeinsam an<br />

einem ENA-Projekt arbeiten“, erzählt Schupp, „so<br />

lernen wir zu kooperieren – und erschließen<br />

uns neue Märkte im Ausland.“


titelthema<br />

Herausragende Bauwerke in der <strong>Region</strong><br />

Auch in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> selbst gibt<br />

es zahlreiche Architektur-Ikonen – gebaut<br />

von eigenen Gewächsen wie auch Baumeistern<br />

aus aller Welt. Der <strong>Stuttgart</strong>er<br />

Hauptbahnhof, errichtet in den Jahren<br />

1914 bis 1928 nach Plänen von Paul<br />

Bonatz, ist da nur ein Beispiel.<br />

Geradezu ein Wettstreit der Architekturelite<br />

– unter ihnen Le Corbusier, Walter<br />

Gropius und Hans Scharoun – spielte<br />

sich Ende der 1920er-Jahre in <strong>Stuttgart</strong><br />

ab: Unter der Leitung von Ludwig Mies<br />

van der Rohe errichteten die führenden<br />

Vertreter des Neuen Bauens in nur<br />

21 Wochen die 21 Musterhäuser der<br />

Weißenhofsiedlung.<br />

Der <strong>Stuttgart</strong>er Fernsehturm war weltweit<br />

der erste seiner Art, errichtet Ende<br />

der 1950er-Jahre nach Plänen von Fritz<br />

Leonhardt. Das Konzept war ein solcher<br />

Erfolg, dass Leonhardt zusammen mit<br />

Wolfhart Andrä in der Folge fast alle<br />

Doch nicht nur neue Märkte im Ausland, auch neue<br />

Geschäftsfelder müssen die hiesigen Planer auftun, um<br />

weiterhin gute Geschäfte zu machen. Für den Ingenieurbau<br />

ist das zum Beispiel der Bereich erneuerbare Energien.<br />

Auch hier gibt es in der <strong>Region</strong> gute Beispiele, wie<br />

dies erfolgreich gelingen kann. Das <strong>Stuttgart</strong>er Bauunternehmen<br />

Ed. Züblin etwa, gegründet 1898 und heute<br />

nach eigener Aussage die Nummer eins im deutschen<br />

Hoch- und Ingenieurbau, ist sehr aktiv auf diesem Gebiet<br />

und hat beispielsweise innovative Fundamente für<br />

Offshore-Windkraftanlagen und kostengünstige Solarwärmespeicher<br />

aus Beton entwickelt. Anlagenbauer<br />

wie M+W Zander, weltweit bekannt für schlüsselfertige<br />

Hightech-Fabriken, nutzen ihr Know-how für Fotovoltaik<br />

und Solarthermie. Auch das ist Ingenieurskunst<br />

aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Innovationsstärke, Qualitätsbewusstsein, Zuverlässigkeit,<br />

zunehmende Kooperationsbereitschaft und Internationalisierung:<br />

Kann da dem Erfolg der Planer aus der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> noch irgendetwas in die Quere kommen? Es<br />

kann. Vergangenes Jahr hat die Wirtschaftskrise auch<br />

in der <strong>Region</strong> an so manche Tür eines Architekten- und<br />

Ingenieurbüros geklopft. Gerade im Südwesten schwappt<br />

die Krise der Automobilindustrie in die Bauwirtschaft.<br />

Fernsehtürme in Deutschland baute,<br />

so auch in Hamburg, Mannheim, Köln,<br />

Nürnberg und Frankfurt.<br />

Die Neue Staatsgalerie in <strong>Stuttgart</strong>, von<br />

den britischen Architekten James Stirling<br />

und Michael Wilford erbaut und 1984<br />

eröffnet, gilt heute als eines der bedeutendsten<br />

Werke der Postmoderne.<br />

Für ambitionierte moderne Architektur<br />

stehen zahlreiche weitere Ausstellungsbauten<br />

der letzten Jahre: die transparente<br />

Galerie Stihl in Waiblingen, das kantige<br />

Museum Ritter in Waldenbuch (Foto<br />

unten), das würfelförmige Kunstmuseum<br />

am <strong>Stuttgart</strong>er Schlossplatz, der „Flieger“<br />

des Porsche-Museums, die Doppelhelix<br />

des Mercedes-Benz-Museums, die gen<br />

Himmel strebenden Ausstellungshallen<br />

der Messe am Flughafen (Foto oben) und<br />

auch das Literaturmuseum der Moderne<br />

hoch über dem Neckar in Marbach.<br />

Titelthema: Architekten und Bauingenieure<br />

Viele Büros hätten Projekte verloren, gerade die großen,<br />

berichtet Manuel Schupp. „Wir werden uns dieses Jahr<br />

ziemlich warm anziehen müssen. Aber es gab nicht<br />

so katastrophale Entlassungen, wie wir alle befürchtet<br />

haben.“ Zukunftschancen sieht er beispielsweise in China,<br />

das der Einschätzung vieler Experten zufolge recht<br />

schnell wieder auf die Beine kommen könnte.<br />

Da trifft es sich gut, dass gerade dort dieses Jahr die<br />

Weltausstellung stattfindet, auf der auch Vertreter der<br />

hiesigen Branche ihr Können beweisen. So werden<br />

beispielsweise die erwarteten 70 Millionen Besucher das<br />

Expo-Gelände durch die zentrale Expo Axis betreten, dem<br />

neben dem chinesischen Pavillon größten Bauwerk auf<br />

dem Gelände. Beschirmt werden sie dabei von einer der<br />

weltweit größten Membranüberdachungen, die mit<br />

65.000 Quadratmetern und einer freien Spannweite von<br />

fast 100 Metern einmal mehr die Grenzen des technisch<br />

Machbaren auslotet. Entwurf der Gesamtanlage: Hong<br />

Li und Bianca Nitsch, zwei Absolventen der Universität<br />

<strong>Stuttgart</strong>, die heute gemeinsam das Architekturbüro SBA<br />

in Shanghai und <strong>Stuttgart</strong> leiten. Die Konstruktion des<br />

Dachtragwerkes kommt vom Büro Knippers Helbig –<br />

Sitz: <strong>Stuttgart</strong>. Tobias Schiller<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

13<br />

<strong>Stuttgart</strong>-Marketing GmbH Landesmesse <strong>Stuttgart</strong> GmbH


Titelthema: Architekten und Bauingenieure<br />

14<br />

Sommers Zeit<br />

Fast vierzig Jahre ist es her, dass Hans Sommer ein kleines Ingenieurbüro mit aus der Taufe<br />

gehoben hat. Heute ist Drees & Sommer der Branchenprimus im Projektmanagement und zählt<br />

weltweit mehr als 1.000 Mitarbeiter. Von Michael Ohnewald<br />

Sein Haar ist pfeffergrau wie der Nachmittag in <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Ein Vorhang aus feinen Regentropfen hängt über der<br />

Stadt. Draußen ist Winter, drinnen ist Sommer, Vorname<br />

Hans, ein fröhlicher Abendländer, 68 Jahre und kein<br />

bisschen müde.<br />

Ein Espresso, bevor er seine Geschichte erzählt. Die<br />

Geschichte eines Mannes, der klein angefangen hat und<br />

jetzt Aufsichtsratsvorsitzender einer weltweit agierenden<br />

Unternehmensgruppe ist, deren Zahlen für sich sprechen.<br />

Betreutes Jahres-Bauvolumen 6,6 Milliarden Euro,<br />

1.050 Mitarbeiter, 137 Millionen Euro Konzernumsatz.<br />

„Ich bin nach wie vor von <strong>Stuttgart</strong> 21 begeistert.<br />

Die Vorteile werden im Ausland ganz anders<br />

gesehen als bei uns. Das ist ein Geniestreich.“<br />

China, Russland, Türkei, Vietnam, Spanien, Italien<br />

Deutschland – das Leben von Hans Sommer ist konserviert<br />

in vielen Mauern und Großbauten. Aqua City<br />

Palace in Moskau, Silver Star Tower in Dubai, Potsdamer<br />

Platz in Berlin, Daimler in Möhringen.<br />

Den Anfang macht <strong>Stuttgart</strong>. Hans Sommer wird 1941<br />

geboren. Sein Vater ist Beamter beim Autobahnamt in<br />

der Jägerstraße. Der Bub treibt sich am Bahnhof auf<br />

ungenutzten Gleisen herum. Dort verhilft er nicht nur<br />

seinen Lederhosen zu speckig glänzender Patina,<br />

sondern sich selbst auch zur Erkenntnis, dass <strong>Stuttgart</strong><br />

ein Tor zur Welt ist, wenn man es bloß richtig anstellt.<br />

Beide Eltern sterben früh, weshalb die Gebrüder Sommer<br />

sechs Jahre auf dem Internat der evangelischen Brüdergemeinde<br />

in Korntal verbringen. Mit 15 Halbwüchsigen<br />

teilen sich die beiden einen Schlafsaal. Hans Sommer,<br />

der ein schlechter Schüler ist, lernt eine wichtige Lektion:<br />

„Gemeinschaft macht stark.“ Die Erzieher in Korntal<br />

sind hart und streng. Bei Verstößen verlangen sie von<br />

der Gruppe, den Übeltäter zu verraten. Ansonsten<br />

werden alle bestraft. Die Burschen im Internat halten<br />

in der Not zusammen.<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Nach dem Abitur wird Sommer Bauingenieur und<br />

Architekt. Eher zufällig stößt er 1971 auf ein kleines<br />

Planungsbüro, in dem sich Gerhard Drees mit zwei<br />

Kollegen darauf spezialisiert hat, die Struktur von<br />

Bauabläufen zu entschlüsseln und genaue Terminpläne<br />

für Großprojekte zu erstellen. Netzplantechnik nennt<br />

sich die aus der Raumfahrt stammende Methode.<br />

Bei Polieren und Bauleitern kommt sie anfangs nicht<br />

gut an. Die ständigen Nachfragen kosten Zeit und<br />

überhaupt: Was soll das neumodische Zeugs?<br />

Hans Sommer lernt schnell. Es dauert nicht lang, bis<br />

in ihm der Gedanke an ein anderes Problem aufsteigt,<br />

das einer Lösung harrt: die Kosten. Immer öfter liest<br />

er in der Zeitung von explodierenden Ausgaben bei<br />

Großbauten. Viele Architekten taxieren den Preis ihrer<br />

Gewerke über die Maßeinheit Kubikmeter umbauter<br />

Raum. Zwischen theoretischem Aufmaß und tatsächlichen<br />

Ausgaben liegen Welten.<br />

Der Laden brummt, der Laden wächst. Das <strong>Stuttgart</strong>er<br />

Ingenieurbüro übernimmt Aufgaben von Bauherren<br />

in ganz Deutschland. Termine einhalten, Kosten überwachen.<br />

Projektmanagement wird salonfähig, und<br />

Hans Sommer ist in vielen Salons unterwegs. Als sich<br />

die Wende ankündigt, gerät in Berlin ein Platz in den<br />

Fokus, welcher den Geist der Geschichte atmet.<br />

Was den Londonern in den goldenen Zwanzigern ihr<br />

Piccadilly Circus, war den Berlinern der „Potsdamer“.<br />

Viel ist nicht übrig von ihm. Wer sich im Herbst 1989<br />

auf dem Areal am Rand der Berliner Mauer umsieht,<br />

benötigt reichlich Fantasie, um sich vorzustellen, was<br />

hier früher war und mehr noch, was hier künftig sein<br />

könnte. Hans Sommer hat diese Fantasie.<br />

Die <strong>Stuttgart</strong>er Unternehmensgruppe wird Teil eines<br />

gigantischen Projekts. Es geht um das neue Herz Berlins,<br />

und es geht um zwei Milliarden Euro. Zeitweise überwachen<br />

bis zu 200 Mitarbeiter die Bauleistungen am<br />

Potsdamer Platz. Sommer ist oft sieben Tage pro Woche<br />

unterwegs. Seine Frau, die sich um die beiden Söhne<br />

kümmert, sieht ihren Mann selten. Sie plant zu Hause<br />

die gemeinsamen Urlaube. „Manchmal habe ich erst<br />

am Flughafen erfahren, wohin die Reise geht“, sagt<br />

Hans Sommer und grinst. Einmal schließt sie im Hotel<br />

sein Geschäftshandy in den Safe. Die Zahlenkombination<br />

behält Inge Sommer für sich.


Es sind bewegte Zeiten. Eines Abends fliegt er von Berlin<br />

zurück ins Ländle, als zufällig ein hagerer Landsmann<br />

neben ihm sitzt. Gestatten Heinz Dürr, Bahnchef. „Was<br />

schaffet Sie?“, fragt er. Sommer erzählt von seinem Auftrag<br />

und hat wenig später den nächsten. Wieder geht<br />

es um Milliarden, und zwar dort, wo er als Kind gespielt<br />

hat. Am Bahnhof in <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Sommer wird Mitgesellschafter der DB Projekt GmbH<br />

<strong>Stuttgart</strong> 21 und einer der intimsten Kenner des<br />

milliardenschweren Bauvorhabens. „Das Ding war voll<br />

auf der Schiene“, sagt er im Rückblick. Bis der spätere<br />

Bahnchef Johannes Ludewig die Notbremse zieht und<br />

eine jahrelange Hängepartie beginnt. 2001 verkauft<br />

Sommer seine Anteile zurück an die Bahn. Im Gegenzug<br />

setzt er sich dafür ein, dass die Planer auch weiter in<br />

der Landeshauptstadt bleiben.<br />

Lange her. <strong>Stuttgart</strong> 21 ist jetzt wieder auf dem Gleis,<br />

aber Sommer fährt nicht mehr mit. „Ich bin nach wie<br />

vor von <strong>Stuttgart</strong> 21 begeistert. Die Vorteile werden im<br />

Ausland ganz anders gesehen als bei uns. Das ist ein<br />

Geniestreich“, sagt er. Seine Firma ist als Projektsteuerer<br />

engagiert, er selbst hat andere Pläne. In Zeiten der Erderwärmung<br />

und sich zu Ende neigender Ölreserven<br />

reizt es ihn, ältere Bürogebäude zu sanieren und wieder<br />

marktfähig zu machen. „Ökonomie und Ökologie unter<br />

einem Dach“, sagt er als wäre es das elfte Gebot.<br />

Seine Augen glänzen, wenn er davon schwärmt. Ein<br />

neues Thema. Wie früher kniet er sich hinein, auch wenn<br />

die Knie jetzt aus Titan sind. Was soll’s? Für vorauseilende<br />

Befunde vom Altwerden ist Hans Sommer nicht zu haben.<br />

Als Freunde neulich bei einem Geburtstag erzählten,<br />

dass sie sich in der Seniorenresidenz Augustinum eingekauft<br />

haben, wäre er am liebsten davongerannt. Seine<br />

Frau hat die Situation gerettet. „Wenn es bei uns soweit<br />

ist“, sagte sie, „dann kriegt er eine polnische Pflegerin<br />

und ich einen italienischen Chauffeur!“<br />

Es ist spät geworden über der Geschichte von Hans<br />

Sommer. Sein nächster Termin steht an. Bevor er hinauf<br />

in sein Büro geht, trägt er die leere Espressotasse hinüber<br />

zur Spülmaschine der Cafeteria von Drees & Sommer.<br />

Einige Kollegen haben auf der Anrichte ihr dreckiges Geschirr<br />

stehen lassen. Hans Sommer räumt es ein. Wahre<br />

Größe offenbart sich im Kleinen.<br />

Michael Ohnewald<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Titelthema<br />

portrait<br />

Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald<br />

mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden,<br />

die im deutschen Journalismus vergeben werden.<br />

Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor ab sofort<br />

herausragende Unternehmer aus der <strong>Region</strong>.<br />

15


Wissenschaft<br />

erforschen<br />

16<br />

Energie aus Biomüll<br />

Wissenschaftler aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

suchen gleich in zwei Projekten nach<br />

Möglichkeiten, Energie aus Bioabfällen<br />

zu gewinnen. Das <strong>Stuttgart</strong>er Fraunhofer-<br />

Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />

IGB will mit Großmarktmüll<br />

Autos antreiben. Christian Alber,<br />

Absolvent der Hochschule Esslingen,<br />

hingegen nutzt altes Brot zum Backen<br />

neuen Brotes.<br />

Das Augenmerk der Forschungspartner<br />

um das Fraunhofer IGB liegt auf der Verwertung<br />

nasser Biomasse, Abfällen aus<br />

der Lebensmittelindustrie beispielsweise<br />

oder vom Großmarkt. Aufgrund ihres<br />

geringen Gehalts an schwer abbaubaren<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

holzigen Anteilen sind gerade diese Ab-<br />

fälle optimal zur Vergärung geeignet.<br />

Dabei entsteht Methangas. „Biomethan<br />

kann wie Erdgas über das bestehende<br />

Netz transportiert werden. Oder wie in<br />

unserem Demonstrationsprojekt CNG-<br />

Fahrzeuge (Compressed Natural Gas)<br />

antreiben“, erklärt Walter Trösch vom<br />

Fraunhofer IGB. Allein aus den kommunalen<br />

Bioabfällen <strong>Stuttgart</strong>s könnte<br />

genug Methan für eine kleine Flotte<br />

von Müllfahrzeugen mit Erdgasantrieb<br />

erzeugt werden.<br />

Christian Alber (Foto) indessen hat es<br />

auf trockenen Müll abgesehen: Altbrot,<br />

von dem alleine in Südwürttemberg<br />

jährlich rund 10.000 Tonnen anfallen.<br />

Zerfallende Familien – dicke Kinder?<br />

Zu viel, zu fett, zu süß, zu wenig Bewegung<br />

– auf diese Formel verkürzten<br />

bislang viele Forscher die Ursachen von<br />

Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen.<br />

Wissenschaftler des Instituts für<br />

Sozialwissenschaften der Universität<br />

<strong>Stuttgart</strong> haben den Bogen jetzt weiter<br />

gespannt. In einer auf fünf Jahre angelegten<br />

Studie ermittelten sie die sozialen<br />

Ursachen von Fettleibigkeit. Dicke Kinder,<br />

so das Ergebnis, seien eine Folge der<br />

gesellschaftlichen Modernisierung. Der<br />

Strukturwandel seit den 1970er-Jahren<br />

habe zu Erziehungsdefiziten geführt,<br />

etwa durch auseinanderfallende Familien,<br />

weil die Kinder berufstätiger Eltern sich<br />

selbst überlassen seien oder auch nur<br />

durch unterschiedliche Tagesabläufe der<br />

einzelnen Familienmitglieder. „In den<br />

betroffenen Familien isst jeder, salopp<br />

gesagt, wann, wo und was er will, und<br />

die Freizeitgestaltung folgt demselben<br />

Muster“, so der <strong>Stuttgart</strong>er Sozialwissenschaftler<br />

Michael Zwick.<br />

Die Forscher fordern ein radikales Umdenken<br />

in der Behandlung des Problems.<br />

Statt Kindern und Jugendlichen meist<br />

DLR<br />

Auf der Suche nach Alternativen zum<br />

Erdöl erforscht das <strong>Stuttgart</strong>er DLR-<br />

Institut für Verbrennungstechnik neue<br />

synthetische Treibstoffe für den Luftverkehr.<br />

Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass<br />

die zukünftigen Treibstoffe dem Kerosin<br />

sogar überlegen sein können.<br />

Erfolgreich getestet ist bereits der synthetische<br />

Treibstoff Gas to Liquid (GtL).<br />

Dabei wird Erdgas zu flüssigen Kohlenwasserstoffen<br />

umgewandelt. GtL ist<br />

nach Ansicht der Forscher eine wichtige<br />

Brücke zu alternativen Treibstoffen auf<br />

Basis von Biomasse. Aktuelle Messungen<br />

belegen zudem, dass der Rußanteil bei<br />

GtL-Treibstoffen im Vergleich zum her-<br />

Albers Abschlussarbeit an der Hochschule<br />

Esslingen zeigt, dass Großbäckereien den<br />

Energiebedarf ihrer Backöfen zum Teil mit<br />

diesem Altbrot decken könnten. In einer<br />

Backofenanlage kann es zentral verbrannt<br />

werden und mittels eines Ölkreislaufs<br />

mehrere Öfen beheizen. Christian Alber:<br />

„Erste Emissionsmessungen lassen uns<br />

sehr zuversichtlich sein, nun suchen wir<br />

noch einen Investor für die Pilotanlage.“<br />

(tos)<br />

erfolglos Verhaltensänderungen aufzuzwingen,<br />

sollte den Rahmenbedingungen<br />

für passive Freizeitgestaltung und Überernährung<br />

entgegengewirkt werden. So<br />

fordern sie etwa, dass Wohngebiete umgestaltet<br />

werden zugunsten von Aktivitäten<br />

im Freien. Zudem treten sie für die<br />

Ampel-Kennzeichnung von Lebensmitteln<br />

ein. In Ländern wie Großbritannien habe<br />

sich gezeigt, dass dies den Handel und<br />

die Hersteller ermutige, auf gesündere<br />

Nahrungsmittel umstellen. (tos)<br />

Nachhaltig in die Luft gehen<br />

kömmlichen Kerosin deutlich geringer<br />

ausfällt – das verbessert auch die Luftqualität<br />

in Flughafennähe.<br />

Dabei liegt der Einsatz der neuen Treibstoffe<br />

in greifbarer Nähe. Ein erster<br />

kommerzieller Linienflug mit einer<br />

50-prozentigen Beimischung von GtL<br />

fand im Oktober 2009 statt. Manfred<br />

Aigner vom DLR prognostiziert: „In den<br />

nächsten zehn Jahren ist eine allmähliche<br />

Einführung als Beimischung zum<br />

herkömmlichen Kerosin zu erwarten.<br />

Bis zum Jahr 2030 erwarten wir einen<br />

weitgehenden Ersatz des Kerosins<br />

durch biomassebasierte Treibstoffe.<br />

Dies wird dann eine klimaneutrale<br />

Luftfahrt ermöglichen.“ (red)<br />

Andrea Kaminski


Mit Wonne in die Wanne<br />

Repabad aus Wendlingen bringt weltweit<br />

Innovationen in die Badezimmer<br />

Eine bequem begehbare, großzügige<br />

Duschwanne, die sich per Knopfdruck zur<br />

Badewanne schließen lässt, ohne dass ein<br />

Tropfen durchdringt? Bei Repabad geht<br />

das. Der neueste Clou der innovationsfreudigen<br />

Firma aus Wendlingen heißt<br />

„Easy-In“ und „ist so dicht wie jede Badewanne“,<br />

zerstreut Juniorchef Gunther<br />

Stolz die üblichen Bedenken. Ein automatisches<br />

Stoppsystem sorgt dafür, dass<br />

sich niemand die Finger einklemmt, und<br />

es verhindert, dass sich bei voller Wanne<br />

die Türe öffnet. Mit dem Produkt ist das<br />

Unternehmen seit mehreren Monaten erfolgreich<br />

am Markt. Die Idee, die Funktion<br />

und Design ideal verbindet, hat Repabad<br />

zudem schon mehrere Preise eingebracht,<br />

darunter den iF product design award<br />

2009 und den Design Plus. Aktuell ist<br />

„Easy-In“ für den Designpreis Deutschland<br />

nominiert.<br />

Immer wieder machte Repabad mit<br />

intelligenten Badelösungen auf sich aufmerksam.<br />

Seniorchef Kurt Stolz gründete<br />

1963 mit zwei Partnern, von denen einer<br />

nicht mehr im Unternehmen und der<br />

andere im Ruhestand ist, eine Firma, um<br />

die damals üblichen, aber schlagempfindlichen<br />

Emailbadewannen auszubessern.<br />

Der Durchbruch gelang den Jungunternehmern,<br />

als sie 1968 mit der Idee<br />

reüssierten, alte Badewannen mit einer<br />

wer<br />

hat‘s erfunden?<br />

Der Rechner<br />

Wilhelm Schickard aus Herrenberg konstruierte<br />

1623 die erste Rechenmaschine<br />

der Welt – er ist damit gewissermaßen<br />

der Ur-Ur-Urgroßvater des Computers.<br />

Schickards Maschine basierte auf dem<br />

Zusammenspiel von Zahnrädern und<br />

konnte bis zu sechsstellige Zahlen addieren<br />

und subtrahieren; zum Multiplizieren<br />

und Dividieren nutzte sie Rechenstäbchen.<br />

Wo Taschenrechner heute bei<br />

einer zu großen Zahl ein „E“ anzeigen,<br />

machte sich Schickards Maschine mit<br />

einem Glöckchen bemerkbar. Eingesetzt<br />

wurde die Maschine vornehmlich für<br />

die astronomischen Berechnungen eines<br />

neuen Acrylwanne zu erneuern, ohne<br />

die Fliesen anzugreifen. Die preisgünstige<br />

Wanne-auf-Wanne-Technik bemäntelte<br />

über Jahre hinweg in deutschen Badezimmern<br />

gnädig die Farbwahl einer Zeit,<br />

die Moosgrün, Currygelb oder leuchtendes<br />

Orange zu den Favoriten im Nassbereich<br />

erklärt hatte. Auch Juniorchef<br />

Gunther Stolz erzählt grinsend, dass er<br />

als Steppke noch in olivgrünem Wasser<br />

plantschte.<br />

Mit der Wanne-auf-Wanne-Technik<br />

begann der Aufstieg des Unternehmens.<br />

Noch heute lässt Repabad mehr als<br />

1.000 Mal im Jahr alte Badewannen unter<br />

einem modernen und körperwärmeren<br />

Acryldeckmantel verschwinden. Doch<br />

spätestens seit in den 1990er-Jahren die<br />

Wellness-Kultur in die Badezimmer Einzug<br />

gehalten hat, sind die Ansprüche der<br />

Verbraucher enorm gestiegen. Repabad<br />

hat sich früh darauf eingestellt. Whirlpools<br />

in vielerlei Ausführungen gehören<br />

zum Sortiment ebenso wie Duschkabinen,<br />

die sich als Dampfbad nutzen lassen.<br />

Mit Nebeldüsen und Regenkaskade,<br />

MP-3-Dockingstation, dampftauglichen<br />

Lautsprechern oder Licht- und Klanginstallationen,<br />

die auch über die hauseigene<br />

Stereoanlage angesteuert werden<br />

können, bietet Repabad vielfältige Möglichkeiten,<br />

den privaten Wellnessbereich<br />

innovativ und luxuriös zu gestalten.<br />

Repabad<br />

„Wir bieten natürlich alle gewünschten<br />

Sonderanfertigungen und sehen uns als<br />

Vorreiter neuer Ideen rund um das<br />

hochwertige Bad“, sagt Gunther Stolz.<br />

In Wendlingen sind Verwaltung und<br />

Entwicklung zu Hause, im benachbarten<br />

Kirchheim unter Teck wird produziert.<br />

Die Wirtschaftskrise sieht der Juniorchef<br />

gelassen. „2009 hatten wir erstmals in<br />

der 45-jährigen Firmengeschichte ein<br />

leichtes Minus zu verzeichnen – unsere<br />

Mitbewerber mussten 20 bis 30 Prozent<br />

Einbrüche hinnehmen.“ Derzeit sucht<br />

Repabad wieder neue Mitarbeiter, die<br />

das 60 Köpfe starke Team verstärken<br />

sollen. (asm)<br />

www.repabad.de<br />

großen Zeitgenossen: Johannes Kepler<br />

aus dem benachbarten Weil der Stadt.<br />

Als alltagstauglich allerdings gilt erst ein<br />

Rechner von 1770, konstruiert vom<br />

Pfarrer und „Uhrmacher Gottes“ Philipp<br />

Matthäus Hahn aus Scharnhausen.<br />

Hahns Modell in Dosenform mit einer<br />

zentralen Antriebskurbel konnte von<br />

jedem Uhrmacher repariert werden. Ein<br />

funktionstüchtiges Originalexemplar<br />

steht im Württembergischen Landesmuseum<br />

in <strong>Stuttgart</strong>; Schickards Maschine<br />

hingegen ist nicht erhalten, erst<br />

1960 wurde sie nach Zeichnungen rekonstruiert.<br />

(tos)<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Innovation<br />

entwickeln<br />

Herbert Klaeren<br />

17


Existenzgründung<br />

Gibbon Slacklines aus <strong>Stuttgart</strong> versprechen nicht nur jede Menge Spaß: Beim Balancieren<br />

auf den bis zu 25 Meter langen Bändern werden Gleichgewichtssinn und Beweglichkeit trainiert.<br />

18<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010


ID Sports GmbH<br />

ID Sports feiert mit Gibbon Slacklines Erfolge rund um den Globus<br />

Alles in bester Balance<br />

Gibbons leben in Südostasien und sind die kleinsten<br />

Menschenaffen. Als einzige ihrer Gattung bleiben sich<br />

Gibbon-Pärchen ein Leben lang treu. Auf vergleichbare<br />

Treue ihrer Kunden hofft die <strong>Stuttgart</strong>er ID Sports<br />

GmbH. Seit 2007 entwickelt und vertreibt das Team<br />

um Gründer Robert Kaeding unter dem Markennamen<br />

Gibbon so genannte Slacklines: Bis zu 25 Meter<br />

lange Bänder, die in Kniehöhe zwischen Bäumen oder<br />

Laternenmasten gespannt werden, um auf ihnen zu<br />

balancieren und allerhand Kunststücke zu machen.<br />

Die Balancebewegungen sind dabei dem Bewegungsmuster<br />

der Gibbons nicht unähnlich.<br />

Die Grünphase einer Fußgängerampel an <strong>Stuttgart</strong>s<br />

viel befahrener Theodor-Heuss-Straße sollte reichen,<br />

um eine Slackline zwischen den Ampelpfosten<br />

aufzubauen, die Strecke zu überqueren und wieder<br />

abzubauen.<br />

Ein Schlüssel zum Erfolg der Marke Gibbon liegt in<br />

der vereinfachten Montage der Slacklines – womit sie<br />

für eine breitere Käuferschicht attraktiv wurden.<br />

Denn als ursprüngliches Beiprodukt des Klettersports<br />

wurden Slacklines seit den 1980er-Jahren umständlich<br />

mittels Knoten, Karabinern und Flaschenzügen befestigt.<br />

„Unser Gedanke war ‚Plug and Play’“, sagt<br />

Kaeding. Wenige Handgriffe genügen jetzt, um die<br />

Slackline per eingebauter Rätsche in Sekundenschnelle<br />

aufzuspannen.<br />

Um dies der Welt zu zeigen, bedienten sich Kaeding<br />

und Konsorten des Videoportals YouTube. Ihre Idee:<br />

Die Grünphase einer Fußgängerampel an <strong>Stuttgart</strong>s viel<br />

befahrener Theodor-Heuss-Straße sollte reichen, um<br />

eine Slackline zwischen den Ampelpfosten aufzubauen,<br />

die Strecke zu überqueren und wieder abzubauen.<br />

„Wir hatten einen Riesenspaß und selbst die Autofahrer<br />

fanden das witzig“, berichtet Kaeding von der<br />

nächtlichen Aktion.<br />

Die Marketingidee ging auf: Das Video entwickelte sich<br />

regelrecht zum Selbstläufer. Fernsehauftritte folgten<br />

und täglich tauchen seither neue Clips auf, in denen<br />

Fans auf der ganzen Welt ihre neuesten Slackline-Tricks<br />

zeigen. Die Belohnung waren 64.000 verkaufte Slacklines<br />

gleich im ersten Jahr nach der Gründung – damit<br />

war Gibbon Weltmarktführer, nicht zuletzt auch dank<br />

der Aufnahme in den Miles & More-Prämienkatalog<br />

der Lufthansa.<br />

Den Anstoß zur Firmengründung bekam Kaeding im<br />

Jahr 2007. Ein Freund brachte ihm eine Slackline<br />

aus dem Urlaub mit. „Am Anfang dachte ich: Nicht<br />

schon wieder ein neues Trend-Produkt“, schmunzelt<br />

Kaeding, der selbst leidenschaftlich Snowboard und<br />

Skateboard fährt und früher als Leistungssportler<br />

Volleyball spielte. Dennoch spannte der 32-Jährige<br />

den Gurt im Garten auf – „und dann hat mich dieser<br />

Wurm gepackt. Ich habe geübt und geübt und nach<br />

einer halben Stunde konnte ich mich drauf halten,<br />

nach zwei Stunden konnte ich die ersten Schritte,<br />

am nächsten Tag konnte ich rüberlaufen.“<br />

Sein damaliger Chef Stefan Lippert vom <strong>Stuttgart</strong>er<br />

Dienstleistungsunternehmen für Produktentwicklung<br />

und -design IPDD ließ sich von der Begeisterung<br />

anstecken und unterstützte Kaedings Idee, selbst Slacklines<br />

zu entwickeln und in Eigenregie auf den Markt<br />

zu bringen. Für dieses Vorhaben gründeten sie eine<br />

eigene Firma – ID Sports war geboren. Mittlerweile<br />

elf festangestellte Mitarbeiter steuern von <strong>Stuttgart</strong> aus<br />

Entwicklung, Produktion, Marketing und Vertrieb<br />

in 37 Länder.<br />

Mit unterschiedlich gestalteten und TÜV-geprüften<br />

Produkten für die Altersgruppen fünf bis 99 bedient<br />

ID Sports dabei eine breite Zielgruppe vom Spielzeug-<br />

bis in den Sportgerätemarkt. Neuerdings erobert das<br />

junge Unternehmen auch den Therapiebereich. Für<br />

Gleichgewichtsschulung und Muskulaturtraining an<br />

Knöchel, Knie und Hüfte ist die dreidimensionale<br />

Wackelbewegung beim Slacklining ideal. Der Schwäbische<br />

Turnerbund und der FC Bayern München setzen<br />

Gibbon Slacklines bereits im Training ein.<br />

Tobias Schiller<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Existenzgründung<br />

gründen<br />

ID Sports GmbH<br />

Gründungsjahr: 2007<br />

Sitz: <strong>Stuttgart</strong><br />

Mitarbeiter: 11<br />

verkaufte Slacklines: 100.000 (2009)<br />

www.gibbon-slacklines.de<br />

19


Fachkräfte<br />

arbeiten<br />

20<br />

Gelebte Unternehmenswerte fördern<br />

das Engagement der Mitarbeiter<br />

Klaus Ensinger, Geschäftsführer des Herstellers technischer Kunststoffe Ensinger GmbH<br />

in Nufringen, über unternehmerische Verantwortung<br />

179: Herr Ensinger, was bedeutet<br />

verantwortungsvolle Unternehmensführung<br />

für Sie?<br />

Ensinger: Verantwortung heißt, die<br />

Konsequenzen des eigenen Handelns<br />

abzuschätzen und für die Folgen einzustehen.<br />

Im unternehmerischen Kontext<br />

heißt dies, das Handeln und die erbrachten<br />

Leistungen auf das Wohl der<br />

Anspruchsgruppen wie etwa Kunden,<br />

Mitarbeiter, Gesellschaft auszurichten<br />

und negative Folgen für alle zu vermeiden.<br />

Zirkeltraining für die Sicherheit<br />

Das <strong>Stuttgart</strong>er Bauunternehmen<br />

Rommel lässt für die Mitarbeiterschulung<br />

seine Baustellen ruhen. Im Januar gab<br />

Firmenchef Eberhard Rommel seiner<br />

160-köpfigen Rohbau-Belegschaft einen<br />

Tag baustellenfrei und lud sie stattdessen<br />

erstmals zu einer ganztägigen Mitarbeiterschulung<br />

ein, die als Arbeitszeit vergütet<br />

wurde. „Viele würden sich wünschen,<br />

dass man sich so um sie kümmert“, sagte<br />

Vorarbeiter Erich Romminger.<br />

Bei dem Schulungstag an der Carl-Stahl-<br />

Akademie in Süßen absolvierten die Mitarbeiter<br />

eine Art Zirkeltraining mit zwölf<br />

Themenstationen. Die Palette reichte von<br />

Schutzausrüstung über Ladungssicherung,<br />

den Umgang mit Gefahrstoffen und<br />

Motorsägen bis hin zu Tipps zur gesunden<br />

Ernährung sowie einer praktischen<br />

Rückenschule.<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

ENSINGER GmbH<br />

Wie gelingt es, die Werte eines Leitbilds<br />

im Unternehmensalltag mit Leben zu<br />

füllen?<br />

Entscheidend sind die Leute, die kritische<br />

Entscheidungen treffen und durch diese<br />

beweisen, welch Geistes Kind sie sind.<br />

Somit stehen natürlich die Führungskräfte<br />

im Blickfeld. Wenn Sie sich Führungskräfte<br />

zusammenfinden, die die gleichen<br />

Grundsätze teilen und auch harte, aber<br />

wertkonforme Entscheidungen treffen,<br />

wird sich die entsprechende Kultur einstellen.<br />

Deswegen ist auch die Auswahl<br />

der Führungskräfte – und ihre Entfernung<br />

im Konflikt – besonders wichtig.<br />

Wie kommt ethische Unternehmenskultur<br />

in konkreten Maßnahmen zum<br />

Ausdruck?<br />

Die ethische Dimension wird spürbar,<br />

wenn etwas getan wird, obwohl es nicht<br />

getan werden müsste. Eben nur, weil man<br />

es für richtig und geboten findet. Wenn<br />

wir zum Beispiel in der Krise etwas für die<br />

Arbeitssicherheit tun, was wir angesichts<br />

knapper Kassen noch verschieben könn-<br />

Georg Peschel, Leiter der Abteilung Umwelttechnik,<br />

machte zum Beispiel seinen<br />

Kollegen anhand von Fotos klar, wie man<br />

bei Sanierungs- und Abrissmaßnahmen<br />

Asbest, PCB und Schimmelpilz erkennt<br />

und sich davor schützt. Gerhard Hery,<br />

Sicherheitsberater bei der Carl-Stahl-<br />

Akademie, verriet, wie sich Ladung auf<br />

Lastwagen mit Antirutschmatten einfach<br />

und wirkungsvoll sichern lässt. Gleich<br />

mehrere Stationen widmeten sich der<br />

richtigen Schutzkleidung.<br />

Prokurist Rainer Alber betont: „Wir streben<br />

eine langjährige und vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern<br />

an, aber auch mit unseren Bauherren,<br />

Architekten, Nachunternehmern und<br />

Lieferanten. Voraussetzung dafür ist,<br />

dass wir es auch zukünftig schaffen, bei<br />

gleicher Qualität noch produktiver und<br />

kostengünstiger zu arbeiten.“<br />

ten. Wenn wir einen notorisch rüpelhaften<br />

Vorgesetzten entfernen, der „sonst”<br />

einen guten Job macht. Wenn wir einer<br />

alleinerziehenden Mutter den Job geben,<br />

obwohl sie nicht die beste Bewerberin<br />

ist, aber das Einkommen am nötigsten<br />

braucht. Man kann das nicht immer tun.<br />

Aber manchmal tun wir es, weil wir<br />

denken, es ist richtig so.<br />

Auf welche Weise zahlt sich ethisches<br />

Handeln für ein Unternehmen aus?<br />

Ich glaube, dass ethische Werte ihre Bedeutung<br />

verlieren, wenn sie für Gewinne<br />

instrumentalisiert werden. Wie gesagt,<br />

man trifft ethische Entscheidungen unabhängig<br />

vom Ertrag und akzeptiert, dass<br />

sie etwas kosten. Auf die Zufriedenheit<br />

und damit indirekt das Engagement der<br />

Mitarbeiter haben gelebte Werte aber<br />

einen wichtigen Einfluss.<br />

Die Fragen stellte Monika Nill<br />

www.ensinger-online.com<br />

Ein Teil des Tages widmete sich deshalb<br />

der Vertiefung der hauseigenen Standards<br />

für Ordnung und planvolles Vorgehen<br />

auf Baustellen. Dazu gehören etwa klar<br />

definierte Lagerflächen und Verkehrswege,<br />

um Stolperfallen zu vermeiden, eine detaillierte<br />

Termin- und Ausführungsplanung<br />

sowie eine umfassende Dokumentation<br />

der Arbeitsfortschritte. (red)<br />

Rommel


Kunst am Faden<br />

Das Literarische Marionettentheater in Esslingen:<br />

Die kleinste Bühne der <strong>Region</strong> führt klassische Dramen auf<br />

Das wohl kleinste Theater in der <strong>Region</strong><br />

begeht seinen 25. Geburtstag. Das Literarische<br />

Marionettentheater, kurz LIMA genannt,<br />

liegt versteckt in der malerischen<br />

Esslinger Altstadt. Im weinberankten<br />

alten Zunfthaus der Schuhmacher in der<br />

Landolinsgasse zieht Andreas Weiner die<br />

Fäden der Marionetten und bringt<br />

Dramen der Weltliteratur auf die kleine<br />

Guckkastenbühne. Darüber spannt sich<br />

ein gotisches Kreuzgewölbe.<br />

Die Zuschauer sitzen in der ehemaligen<br />

Hauskapelle der Schuhmacherzunft. In<br />

dieser einzigartigen und sehr intimen<br />

Atmosphäre – gerade einmal 25 Personen<br />

fasst das Miniaturtheater – entdecken<br />

die Besucher Dramen der Weltliteratur<br />

auf ganz neue Weise, sei es Shakespeare,<br />

Goethe oder aktuell „Taminos Traum”,<br />

eine Wortoper, die auf Mozarts Zauberflöte<br />

basiert.<br />

20. März 2010<br />

Lange Nacht der Museen<br />

Die Bustour zu Kunst, Kultur und<br />

Partys als stadtweites Happening. Zehntausende<br />

Nachtschwärmer besuchen<br />

Museen, Galerien und Kultureinrichtungen<br />

in ganz <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Ort: <strong>Stuttgart</strong><br />

www.lange-nacht.de<br />

28. März bis 11. Juli 2010<br />

„Gefühle, wo man schwer<br />

beschreiben kann.“<br />

Die vom Haus der Geschichte Baden-<br />

Württemberg organisierte große<br />

Landesausstellung widmet sich im<br />

WM-Jahr dem Fußball im Südwesten.<br />

Ort: Kunstgebäude am Schlossplatz,<br />

<strong>Stuttgart</strong><br />

www.hdgbw.de<br />

29. April bis 2. Mai 2010<br />

<strong>Stuttgart</strong> Barock<br />

Verschiedene Ensembles verhelfen<br />

vergessenen Werken in historischer<br />

Aufführungspraxis zu neuer Beachtung.<br />

Das traditionsreiche Festival steht dieses<br />

Jahr unter dem Motto „The Tempest –<br />

Musik nach William Shakespeare“.<br />

Ort: <strong>Stuttgart</strong><br />

www.stuttgart-barock.de<br />

„Die Intimität ist ideal für das Anliegen<br />

des Marionettentheaters“, sagt Weiner,<br />

„da das Phänomen der Verwandlung<br />

auf der Theaterbühne mit den indirekt<br />

geführten Marionetten einfacher funktioniert<br />

als mit menschlichen Schauspielern.<br />

Die Zuschauer lassen sich schneller auf<br />

die Figuren ein.“ Dabei ist die technische<br />

Beherrschung des Marionettenspiels nur<br />

ein Teil der Sache. Der andere besteht<br />

darin, auf dem Umweg über die Fäden<br />

den Charakter der Rolle in die starre<br />

Spielfigur fließen zu lassen. Und zu alledem<br />

benötigen die Spieler eine gehörige<br />

Portion körperliche Kraft. „Es ist ein fortgesetzter<br />

Kampf gegen die Schwerkraft“,<br />

bestätigt Weiner.<br />

Das Bühnenbild und die Gestaltung der<br />

Marionetten sind auf das Wesentliche<br />

reduziert und lassen den Besuchern viel<br />

Raum, dem Spiel zu folgen. So wird ein<br />

Klassiker wie „Faust” zu einem völlig anderen,<br />

berührenderen Erlebnis als es eine<br />

übliche Bühneninszenierung vermag.<br />

30. April 2010<br />

Fellbacher Hopf<br />

Lange Live-Musiknacht für musikbegeisterte<br />

Nachtschwärmer in vielen<br />

Lokalen und Lokalitäten. „Gehopft“<br />

wird mit Shuttle-Bussen bis zum Frühstück<br />

der Fellbacher Weingärtner eG<br />

in der Neuen Kelter.<br />

Ort: Fellbach<br />

www.fellbach.de<br />

24. Mai 2010<br />

Vaihinger Maientag<br />

Eines der ältesten Kinder- und Heimatfeste<br />

des Landes mit großem Festumzug<br />

und Flößertanz in der Enz-Aue.<br />

Ort: Vaihingen an der Enz<br />

www.vaihingen.de<br />

bis 30. Mai 2010<br />

Mäuse, Menschen, Mausefallen!<br />

Die Ausstellung im Museum im Schlössle<br />

in Freiberg-Geisingen zeigt die Kulturgeschichte<br />

der Maus-Mensch-Beziehung:<br />

vom religiösen Mäusekult über die<br />

raffiniertesten Fangapparate bis zu den<br />

Artgenossen aus der Comic- und<br />

Computerwelt.<br />

Ort: Museum im Schlössle,<br />

Freiberg am Neckar<br />

www.freiberg-an.de<br />

Lahoti<br />

Taminos Traum läuft noch bis einschließlich<br />

Juli 2010. Darüber hinaus werden in<br />

den Räumen des LIMA weitere Veranstaltungen<br />

angeboten: In der Reihe „Bödiger<br />

liest!“ stellt der Berliner Schauspieler und<br />

Rundfunkmoderator Wolfgang Bödiger<br />

in loser Folge seine Lieblingsautoren vor.<br />

Im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe<br />

„magic moments“ steht die Zauberkunst.<br />

(asm)<br />

www.lima-theater.de<br />

tipps<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

Freizeit<br />

erleben<br />

Fortschritt in Kuchen<br />

Eine „Mikrowelle“ von anno dazumal, um<br />

das mitgebrachte Essen aufzuwärmen,<br />

oder ein Bade- und Waschhaus – keine<br />

Selbstverständlichkeit für Arbeiter des<br />

19. Jahrhunderts. Um zuverlässige Arbeitskräfte<br />

zu halten, ließ der Textilindustrielle<br />

Arnold Staub im Filstal eine beispielhafte<br />

Siedlung anlegen. Zu den Einrichtungen<br />

gehörten Schule, Spital und Apotheke,<br />

Bibliothek, Kaufladen sowie Speise- und<br />

Festsäle. Die historische Arbeitersiedlung<br />

in Kuchen zählt zu den interessantesten<br />

Anlagen dieser Art in Mitteleuropa. Das<br />

Gelände ist frei zugänglich, Führungen<br />

auf Vereinbarung.<br />

www.kuchen.de<br />

Klitzekleines Kunst-Stück<br />

Die Theatergalerie in Neckartailfingen<br />

ist eine winzige Bühne in einem denkmalgeschützten<br />

ehemaligen Bauernhaus aus<br />

dem 17. Jahrhundert. Hier haben multimediale<br />

Inszenierungen, Schauspielstücke<br />

und Tanzabende ein besonderes Zuhause<br />

gefunden. Die charmante Kleinbühne mit<br />

60 Plätzen strahlt mit besonderem Flair,<br />

dazu gibt es einen Biergarten mit Holzofen<br />

und ein gemütliches Kaminzimmer.<br />

www.theatergalerie.net<br />

21


Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> Aktuell<br />

service<br />

22<br />

„Träume, aber schlafe nicht“<br />

Fachforum der regionalen Wirtschaftsförderung zeigte beim<br />

Creativity World Forum neue Wege zur Produktentwicklung<br />

Kreativität und Ideen sind die wichtigsten<br />

Wirtschaftsgüter des 21. Jahrhunderts.<br />

Diese Erkenntnis stand im Zentrum des<br />

Creativity World Forum (CWF) in Ludwigsburg.<br />

Zwei Tage lang haben mehr als<br />

1.000 internationale Vertreter aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Politik diskutiert,<br />

wie sie neue Ideen entwickeln und Innovationen<br />

auf den Weg bringen. Am<br />

dritten Tag der Konferenz standen zudem<br />

Touren in drei kreative <strong>Region</strong>en Baden-<br />

Württembergs auf dem Programm.<br />

Das CWF ist die Hauptveranstaltung der<br />

Districts of Creativity, ein Netzwerk der<br />

zwölf innovativsten <strong>Region</strong>en derWelt.<br />

Die WRS als Programmpartner des CWF<br />

2009 organisierte außer einer Rundfahrt<br />

durch die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> auch ein Fachforum<br />

zum Thema „Engineering Creativity<br />

– Creative Engineering“. Dabei wurde<br />

deutlich, dass Kreativwirtschaft und Industrie<br />

stark voneinander profitieren können,<br />

etwa in den Bereichen Produktdesign,<br />

Architektur oder Computersimulation.<br />

Podiumsgäste und Publikum diskutierten<br />

zudem über das Open-Innovation-Konzept,<br />

also die Öffnung des bislang meist<br />

abgeschotteten Innovationsprozesses<br />

von Unternehmen und die strategische<br />

Nutzung der Außenwelt für Neuentwicklungen.<br />

Open-Source-Software ist ein<br />

besonders markantes Beispiel für diesen<br />

neuen Ansatz, der aber auch in der Industrie<br />

an Bedeutung gewinnt.<br />

Bauingenieur Jörg Schlaich (siehe auch<br />

Interview S. 10) forderte eine nachhaltige<br />

Symbiose zwischen Ingenieuren und<br />

Designern, wie es in der Bauwirtschaft<br />

zwischen Architekten und Bauingenieuren<br />

schon lange üblich ist. Das Zusammenspiel<br />

von Form und Funktion verdeutlichte<br />

er in seinem Vortrag über die gute<br />

Gestaltung von Brücken. Sein Credo: Mit<br />

nur sehr wenig Veränderung und der<br />

Verknüpfung von Gestaltung und technischer<br />

Innovation könnten nützlichere und<br />

bessere Bauwerke errichtet werden.<br />

Über 500 Angestellte hat das von Produktdesigner<br />

Hartmut Esslinger (Foto)<br />

gegründete Büro frog design mit Sitz<br />

unter anderem in San Francisco und<br />

Herrenberg. Seine Arbeiten prägten die<br />

Konsumgüterwelt nachhaltig. So hat<br />

er am Aufstieg Apples zur Kultmarke<br />

entscheidenden Anteil.<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010<br />

In Analogie zum Erfolg von Open-Source-<br />

Software vertrat Esslinger beim CWF<br />

den Ansatz eines Open-Source-Designs.<br />

Er machte deutlich: Nur ein Prozent des<br />

Erfolgs eines Designprodukts sei der<br />

eigentlichen Idee geschuldet, neun Prozent<br />

dem Glück, 90 Prozent aber den<br />

kreativen Menschen eines Teams. Sein<br />

Aufruf an das Publikum: „Träume, aber<br />

schlafe nicht!“<br />

Bereits umgesetzt ist das Open-Innovation-Konzept<br />

am High Tech Campus<br />

des niederländischen Elektronikkonzerns<br />

Philips in Eindhoven. Der Geschäftsführer<br />

Frans Schmetz gab in seinem Vortrag<br />

Einblicke in diesen neuen Ansatz der<br />

Zusammenarbeit. Vor wenigen Jahren ersetzte<br />

Philips seine Entwicklungsabteilung<br />

durch einen völlig neuartigen Organisationsrahmen.<br />

Statt einer abgeschotteten<br />

Entwicklungsabteilung etabliert und<br />

pflegt Philips seitdem ein dezentrales,<br />

offenes „Ökosystem“ eigenständiger<br />

Forschungsunternehmen auf dem eigens<br />

dafür geschaffenen Gelände.<br />

90 Firmen mit rund 7.000 Mitarbeitern<br />

haben sich mittlerweile auf diesem<br />

„schlausten Quadratkilometer der Welt“<br />

(Schmetz) angesiedelt. Sie treffen sich,<br />

tauschen sich aus, inspirieren und<br />

motivieren sich gegenseitig. Die Unternehmen<br />

verpflichten sich im Gegenzug,<br />

allen anderen Firmen auf dem Campus<br />

Nutzungsrechte an den Patenten einzuräumen.<br />

Davon profitiert auch Philips.<br />

Das Konzept hat durchschlagenden Erfolg:<br />

Rund 50 Prozent aller in den Niederlanden<br />

angemeldeten Patente kommen<br />

mittlerweile aus Eindhoven. Philips hat<br />

damit den Wandel von einem geschlossenen<br />

Innovationssystem zu einem<br />

offenen bereits erfolgreich vollzogen.<br />

Tobias Schiller<br />

Julia Grudda/MFG<br />

termine<br />

der Wirtschaftsförderung<br />

<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

31. März 2010<br />

Wirtschaftsimpulse am Neckarknie<br />

Erstes gemeinsames Unternehmerforum<br />

von sechs Kommunen am<br />

Neckarknie zusammen mit dem BdS<br />

und der Wirtschaftsförderung des<br />

Landkreises Esslingen.<br />

Ort: Stadthalle Plochingen<br />

www.wirtschaftsimpulseneckarknie.de<br />

13. bis 14. April 2010<br />

6. Deutsches CSR-Forum<br />

Mit der WRS als Partner unterstützt<br />

der Kongress die Entwicklung von<br />

Nachhaltigkeitsstrategien in großen,<br />

mittleren und kleinen Unternehmen.<br />

Ort: Haus der Wirtschaft, <strong>Stuttgart</strong><br />

www.envicomm.org<br />

19. bis 23. April 2010<br />

WRS auf der Hannover Messe<br />

Am Gemeinschaftsstand von Baden-<br />

Württemberg International in Halle 4<br />

informiert die WRS auf der weltgrößten<br />

Industriemesse über den Standort, die<br />

regionalen Netzwerkinitiativen und<br />

Berufschancen in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Ort: Deutsche Messe, Hannover<br />

www.hannover-messe.de<br />

20. April 2010<br />

Seminarreihe Immobilienwirtschaft<br />

Christiane Stoye-Benk referiert zum<br />

Thema Baurecht. Die Reihe richtet sich<br />

an Bürgermeister, Wirtschaftsförderer<br />

und mit Immobilienthemen befasste<br />

Mitarbeiter der Kommunen und Landkreise<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Ort: WRS, <strong>Stuttgart</strong><br />

immo.region-stuttgart.de<br />

1. bis 9. Mai 2010<br />

Kreativraum <strong>Stuttgart</strong><br />

Eine Woche der Kreativwirtschaft, unter<br />

anderem mit der Animationskonferenz<br />

FMX und dem vom Popbüro organisierten<br />

Branchentreffen der Musikwirtschaft<br />

„Kessel Kongress“. Während des Internationalen<br />

Trickfilmfestivals lädt die Film<br />

Commission zum Werkstattgespräch<br />

bei einem Animationsstudio.<br />

Ort: <strong>Stuttgart</strong><br />

www.kreativraum-stuttgart.de<br />

16. bis 17. Juni 2010<br />

Mittelstands-Messe b2d<br />

Die WRS ist Partner der Messe „b2d<br />

<strong>Stuttgart</strong> und <strong>Region</strong> 2010“, die<br />

Mittelständlern verschiedener<br />

Branchen eine Plattform zum Aufbau<br />

regionaler Beziehungen bietet.<br />

Ort: Hanns-Martin-Schleyer-Halle,<br />

<strong>Stuttgart</strong><br />

www.dialogmesse.de


service<br />

Neuer Vorsitz des<br />

WRS-Aufsichtsrats<br />

Claus J. Paal ist zum neuen Vorsitzenden<br />

des WRS-Aufsichtsrats gewählt worden.<br />

Der Unternehmer war seit 2004 für den<br />

Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> Mitglied des<br />

Aufsichtsrats, seit 2009 wird er vom Gesellschafter<br />

IHK <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> entsendet.<br />

Neben seiner beruflichen Tätigkeit<br />

als Geschäftsführer der Paal Verpackungsmaschinen<br />

GmbH in Remshalden übt<br />

der Maschinenbauingenieur zahlreiche<br />

Ehrenämter aus. So ist er unter anderem<br />

Präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-<br />

Murr. Zu Paals Stellvertreter wurde <strong>Region</strong>alrat<br />

Michael Lateier (Bündnis 90/Die<br />

Grünen) gewählt. Die Amtszeit der WRS-<br />

Aufsichtsräte beträgt zwei Jahre.<br />

wrs.region-stuttgart.de<br />

Mit Mechatronik aus<br />

der Krise<br />

Das enge Zusammenspiel von Mechanik,<br />

Elektrotechnik und Software macht die<br />

Mechatronik zu einer Schlüsseldisziplin<br />

bei Entwicklung und Produktion von Elektromotoren.<br />

Über aktuelle Trends dieses<br />

Technikfelds informierten sich Ende Januar<br />

rund 80 Unternehmer beim Cluster-Workshop<br />

Mechatronik in Göppingen. Einig<br />

waren sich die Referenten, dass die <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> eine gute Basis zur Entwicklung<br />

von Elektroantrieben biete. Es müsse<br />

aber auch sichergestellt werden, dass in<br />

Deutschland nicht nur entwickelt, sondern<br />

auch produziert werde. Organisiert hatte<br />

die Veranstaltung das Kompetenznetzwerk<br />

Mechatronik gemeinsam mit dem<br />

Land Baden-Württemberg und dem<br />

Steinbeis-Europa-Zentrum.<br />

www.mechatronik-ev.de<br />

VDC Fellbach bei den<br />

Besten Deutschlands<br />

Das Virtual Dimension Center in Fellbach<br />

gehört zu den besten Technologie-Netzwerken<br />

in Deutschland. Das hat eine<br />

Vergleichsstudie der Initiative Kompetenznetze<br />

Deutschland ergeben. Bei sechs von<br />

sieben Kriterien schneidet das regionale<br />

Kompetenzzentrum überdurchschnittlich<br />

ab. Die Studie kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass das VDC im Vergleich mit anderen<br />

deutschen Netzwerken „äußerst gut<br />

strukturiert und gesteuert“ ist. Das VDC<br />

ist eines von 13 Kompetenz- und Innovationszentren<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, die<br />

von der WRS ins Leben gerufen wurden<br />

und deren Arbeit sie koordiniert und<br />

unterstützt. Vor allem kleine und mittelständische<br />

Unternehmen nutzen die<br />

Angebote dieser Einrichtungen.<br />

www.vdc-fellbach.de<br />

Industrielle Dienstleistungen<br />

als Strategie<br />

Viele Maschinenbaufirmen in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> setzen im globalen Wettbewerb<br />

auf hochqualifizierte industrielle Dienstleistungen.<br />

Wie eine Umfrage der WRS<br />

unter mittelständischen Unternehmen ergeben<br />

hat, sehen hier zahlreiche Firmen<br />

Chancen, sich gegenüber Anbietern aus<br />

Niedriglohnländern neue Wachstumsfelder<br />

zu erschließen. Ein Ergebnis der<br />

Befragung im Rahmen der neuen WRS-<br />

Initiative „Industrielle Dienstleistungen<br />

im Maschinenbau“ ist aber auch, dass<br />

die Firmen bei der Umsetzung einer<br />

solchen Strategie hohen Informations-<br />

und Beratungsbedarf haben. Die regionale<br />

Wirtschaftsförderung wird nun<br />

geeignete Instrumente für den Erfahrungsaustausch<br />

der Firmen entwickeln,<br />

damit die Unternehmen voneinander<br />

lernen und profitieren können.<br />

wrs.region-stuttgart.de<br />

Grundlagenstudie zur<br />

Elektromobilität<br />

Baden-Württemberg ist als Forschungs-<br />

und Entwicklungsstandort für Elektromobilität<br />

sehr gut aufgestellt und muss<br />

dieses Potenzial auch für die Entwicklung<br />

zum Produktionsstandort nutzen. Das<br />

geht aus einer Strukturstudie hervor, die<br />

das <strong>Stuttgart</strong>er Fraunhofer IAO im Auftrag<br />

des Wirtschaftsministeriums Baden-<br />

Württemberg und der WRS erstellt hat.<br />

Demnach wird sich die Wertschöpfungsarchitektur<br />

des Automobils tiefgreifend<br />

ändern, mit starken Konsequenzen für<br />

die meist mittelständischen Zulieferunternehmen.<br />

Die Studie bildet den Grundstein<br />

zur strategischen Ausrichtung der<br />

regionalen Wirtschaft auf dem Weg<br />

zur Elektromobilität und ist ein Beispiel<br />

für die enge Zusammenarbeit von Land<br />

und <strong>Region</strong>.<br />

cars.region-stuttgart.de<br />

Bosch Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> Aktuell<br />

Virtuelle Realitäten<br />

Virtuelle Realität (VR) ist aus<br />

Industrie und Bauwirtschaft nicht<br />

mehr wegzudenken. In der Entwicklung<br />

sind dreidimensionale<br />

digitale Produktmodelle bereits<br />

Stand der Technik, aber auch<br />

Produktionsplanung, Marketing<br />

und Werbung setzen zunehmend<br />

auf VR. In der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

treffen Entwickler, Anbieter und<br />

Anwender von VR-Technologien<br />

aufeinander. Zudem ist die <strong>Region</strong><br />

weltweit bekannt für ausgefeilte<br />

Computeranimationen in Filmen<br />

und Spielen.<br />

Die nächste 179-Ausgabe<br />

erscheint im Juni 2010.<br />

Herausgeber<br />

Wirtschaftsförderung<br />

<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH (WRS)<br />

Friedrichstraße 10<br />

70174 <strong>Stuttgart</strong><br />

Telefon 0711-2 28 35-0<br />

info@region-stuttgart.de<br />

wrs.region-stuttgart.de<br />

Geschäftsführer<br />

Dr. Walter Rogg<br />

Verantwortlich<br />

Helmuth Haag<br />

Redaktion<br />

Tobias Schiller<br />

tobias.schiller@region-stuttgart.de<br />

impressum<br />

Autoren diese Ausgabe<br />

Helmuth Haag (hel), Monika Nill (nil), Denise<br />

Nüssle (nüs), Michael Ohnewald (moh), Tobias<br />

Schiller (tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm)<br />

Gestaltung<br />

Projektgruppe Visuelle<br />

Kommunikation, Ludwigsburg<br />

Erscheinungsweise<br />

Quartalsweise<br />

Abonnement/Abbestellung<br />

179@region-stuttgart.de<br />

179.region-stuttgart.de<br />

Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise<br />

auf die weibliche Form verzichtet.<br />

Gedruckt auf Papier mit<br />

FSC-Zertifizierungssiegel<br />

www.fsc.org<br />

Die Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

GmbH ist eine Tochter des Verband <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>. Das Infomagazin „<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

aktuell” können Sie auf der Website des<br />

Verbandes einsehen und bestellen:<br />

www.region-stuttgart.org<br />

www.region-stuttgart.de<br />

nächste ausgabe<br />

179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2010 23


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STZ_FachAZ_Babies_210x210 05.03.10 16:54 Seite 1<br />

Quellen: IVW II/2009; MA 2009<br />

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