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2 Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort ... - Region Stuttgart

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Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

<strong>Inhaltsverzeichnis</strong><br />

<strong>1.</strong> <strong>Vorwort</strong> .................................................................................................................... 4<br />

2. Zur Notwendigkeit der Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs ................................. 5<br />

2.<strong>1.</strong> Die Bedeutung von Qualifizierung.............................................................................. 5<br />

2.2. Bedarf und Bedarfsermittlung.................................................................................... 8<br />

2.3. Die Ebene der <strong>Region</strong>............................................................................................. 10<br />

3. Instrumente und Verfahren der regionalen Bedarfsermittlung......................................... 13<br />

3.<strong>1.</strong> Analyse ................................................................................................................ 14<br />

3.2. Prognose.............................................................................................................. 21<br />

4. Anwendungsfelder regionaler Bedarfsermittlung .......................................................... 24<br />

4.<strong>1.</strong> Die Nachfrageseite: Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarf ........................................ 24<br />

4.2. Die Angebotsseite: Arbeitskräfte- und Qualifikationsangebot....................................... 29<br />

4.4. Zusammenfassung................................................................................................. 33<br />

5. Umsetzungsorientierte und integrierte Ansätze regionaler Bedarfsermittlung.................... 34<br />

5.<strong>1.</strong> QBW-Projekt 2000: „Qualifizierungsbedarf Weiterbildung“......................................... 34<br />

5.2. BIQ: „Betriebe investieren in Qualifizierung“ ............................................................. 35<br />

5.3. AIS: „<strong>Region</strong>ales Arbeitsmarkt-Informations-System“ ................................................. 37<br />

5.4. Dialogisches Arbeitsmarkt-Monitoring „Prospect“...................................................... 40<br />

6. Ergänzende Ansätze zur Deckung regionalen Qualifizierungsbedarfs ............................... 49<br />

6.<strong>1.</strong> Mismatch reduzieren durch gezielte Vermittlung und Qualifizierung............................. 49<br />

6.2. Strukturen schaffen zur Verbesserung über-/betrieblicher Qualifizierungspolitik.............. 53<br />

7. Förderinstrumentarium.............................................................................................. 55<br />

7.<strong>1.</strong> Die neue Förderperiode des Europäischen Sozialfonds (ESF)......................................... 55<br />

7.2. Die europäische Gemeinschaftsinitiative EQUAL ......................................................... 57<br />

7.3. Das Bundesprogramm "Lernende <strong>Region</strong>en – Förderung von Netzwerken" ................... 58<br />

8. Eine Strategie für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>? ....................................................................... 59<br />

8.<strong>1.</strong> Resümee der Studie ............................................................................................... 59<br />

8.2. Hintergrund der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>............................................................................. 60<br />

8.3. Politikempfehlungen .............................................................................................. 62<br />

Anhang ...................................................................................................................... 66<br />

Quellen ...................................................................................................................... 66<br />

Abkürzungen .............................................................................................................. 69<br />

Literatur...................................................................................................................... 70<br />

2


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Tabellen:<br />

Tabelle 1: Stärken und Schwächen regionaler Ansätze<br />

Tabelle 2: Bedarfsermittlung durch Weiterbildungsträger<br />

Schaubilder:<br />

Abbildung 1:<br />

Abbildung 2:<br />

Abbildung 3:<br />

Abbildung 4:<br />

Abbildung 5:<br />

Abbildung 6:<br />

Politikbereiche, Handlungsfelder und Instrumente regionaler Weiterbildungspolitik<br />

Interviewschwerpunkte der Qualifizierungsbedarfsanalyse Bonn/ Rhein-Sieg<br />

Struktur des Arbeitsmarkt-Informations-Systems AIS<br />

Prospect-Methode in Twente, Niederlande<br />

Prospect in Nordrhein-Westfalen<br />

<strong>Region</strong>ales Branchenportfolio<br />

3


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

<strong>1.</strong> <strong>Vorwort</strong><br />

Im Januar 2000 stellte die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Parlament des Verbands <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> den Antrag, ein Konzept zur Ermittlung branchen- und zielgruppenspezifischen Weiterbildungsbedarfs<br />

für die <strong>Region</strong> zu entwickeln. Bei der Umsetzung dieser Konzeption sollen<br />

die regionalen Akteure der Wirtschaftsförderung, der Arbeitsmarktpolitik und die Träger der<br />

Weiterbildung zusammenwirken. Der vorliegende Bericht soll als Diskussionsgrundlage und Entscheidungshilfe<br />

bei der konzeptionellen Ausarbeitung dienen.<br />

Der Strukturwandel zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft, technologische, arbeitsorganisatorische<br />

und ökonomische Entwicklungen bedingen neue Qualifizierungsfelder. Vor<br />

diesem Hintergrund lässt sich mit zielgenauer Qualifizierung die Position arbeitsloser und von<br />

Arbeitslosigkeit bedrohter Menschen auf dem Arbeitsmarkt verbessern – und so mittelbar auch<br />

ihre gesellschaftliche Teilhabe sichern. Für die Unternehmen ist es gleichermaßen wichtig, mit<br />

einem Pool passgenau qualifizierter Mitarbeiter/innen die Herausforderungen sich wandelnder<br />

Arbeitsprozesse und eines verstärkten internationalen und interregionalen Wettbewerbs zu bewältigen.<br />

Nicht zuletzt bildet eine erfolgreiche Qualifizierungspolitik deshalb auch einen Standortfaktor<br />

für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Eine Herausforderung wird sein, durch die Koppelung von<br />

betrieblicher Weiterbildung und aktiver Arbeitsmarktpolitik Arbeitslosigkeit gar nicht erst entstehen<br />

zu lassen.<br />

In dieser Bestandsaufnahme werden unterschiedliche Instrumente und Verfahren zur Ermittlung<br />

von Qualifizierungsbedarf zusammengetragen, die teils "klassischer" sozialwissenschaftlicher<br />

Provenienz sind, teils neuere Ansätze darstellen. Sie setzen an der Angebots- oder Nachfrageseite<br />

des Arbeitsmarktes an, auf der Makroebene regionaler Arbeitsmarktstrukturen, der Mesoebene<br />

von Branchen oder der betrieblichen Mikroebene. Manche sind eher geeignet, gegenwärtigen<br />

Qualifizierungsbedarf zu erfassen, andere versuchen auch künftigen zu prognostizieren.<br />

Verfahren, die direkt auf regionaler Ebene anwendbar sind, bilden den Schwerpunkt der Darstellung.<br />

Es werden Instrumente, die auf nationaler Ebene bereits eingesetzt werden, im Hinblick<br />

auf eine mögliche Übertragung auf die <strong>Region</strong> betrachtet.<br />

Auch Ansätze, die andere Länder praktizieren, werden berücksichtigt. Schließlich soll neben den<br />

Methoden selbst auch ihre pragmatische Durchführbarkeit und politische Umsetzung thematisiert<br />

werden. Dazu gehört unter anderem die Frage der Förderwürdigkeit einer Qualifizierungsbedarfsanalyse<br />

durch Landes-, Bundes- oder EU-Mittel. Nach der Sichtung der unterschiedlichen<br />

Instrumente und Verfahren wird der integrierte, dialogische Ansatz der Prospect-Methode als<br />

interessante Perspektive für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> skizziert.<br />

4


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

2. Zur Notwendigkeit der Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Warum ist es sinnvoll, regionalen Qualifizierungsbedarf zu analysieren? Hinter dieser scheinbar<br />

schlichten Frage verbergen sich gleich mehrere Fragen:<br />

<strong>1.</strong> Worin liegt die Bedeutung von Qualifizierung?<br />

2. Was ist Bedarf, woraus resultiert er und warum soll er zentral ermittelt werden?<br />

3. Warum interessiert dabei die Ebene der <strong>Region</strong>?<br />

Antworten auf diese Fragenkomplexe können einerseits die Relevanz, andererseits die Fallstricke<br />

von Qualifizierungsbedarfsanalysen verdeutlichen.<br />

2.<strong>1.</strong> Die Bedeutung von Qualifizierung<br />

Qualifizierung kann als der Prozess verstanden werden, in dem sich eine Person bestimmte Qualifikationen,<br />

d.h. ein System von berufsbezogenen Fertigkeiten, Fähigkeiten und Wissensbeständen<br />

aneignet bzw. diese vermittelt bekommt. Qualifikation hat dabei nicht nur die formale Dimension<br />

von Fachwissen, sondern umfasst auch soziale und methodische Kompetenzen. Gerade<br />

solche sogenannten "Schlüsselqualifikationen" (Mertens 1974) – Teamfähigkeit, selbstständige<br />

Aneignung neuer Kenntnisse etc. – gelten in Anbetracht des schnellen technischen, organisatorischen<br />

und (welt-)wirtschaftlichen Wandels sowie der zunehmenden Heterogenität von Tätigkeitsprofilen<br />

als immer wichtiger. Vor dem Hintergrund sich auflösender tayloristischer Arbeitsstrukturen<br />

1 und einer sinkenden "Halbwertszeit" von fachlichen Inhalten ermöglichen Schlüsselqualifikationen<br />

die eigenständige Aktualisierung von Fachwissen. Eine Hinwendung zu kontinuierlicher<br />

Weiterbildung (idealiter "lebenslanges Lernen") wird darüber hinaus für nötig erachtet.<br />

Qualifizierung in Form von beruflicher Weiterbildung ist in unterschiedliche Politikzusammenhänge<br />

wie die Strukturpolitik, Wirtschaftsförderung, Arbeitsmarkt- oder Bildungspolitik eingebettet,<br />

in denen ihr auch je unterschiedliche Funktionen zuwachsen (vgl. Gnahs 1995: 23ff).<br />

• Struktur- und <strong>Region</strong>alpolitik<br />

Im Rahmen der Struktur- und <strong>Region</strong>alpolitik gilt der Auf- und Ausbau einer umfassenden<br />

Qualifizierungs-Infrastruktur als Mittel, Strukturwandel zu fördern bzw. seine negativen Folgen<br />

abzufedern und regionale Disparitäten zu mindern. Die Prognose künftiger Beschäftigungs-<br />

und Qualifizierungsbedarfe führt zu einer Erhöhung der regionalen Reaktionsfähigkeit.<br />

Diesen Annahmen liegt eine Vorstellung über die Aktivierung sogenannter endogener<br />

Potentiale zugrunde, die am Politikfeld der Wirtschaftsförderung näher erläutert wird.<br />

1 Tayloristische Arbeitsstrukturen zeichnen sich durch eine Teilung der Arbeit in kleinste Einheiten aus.<br />

Mit solchen Kleinsteinheiten, die durch minimale Denkleistung und schnell wiederholbare Bewegungen<br />

zu bewältigen sind, soll die Produktivität menschlicher Arbeit gesteigert werden.<br />

5


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Wirtschaftsförderung<br />

Auch im Politikfeld der Wirtschaftsförderung ist Qualifizierung als eine Strategie von Interesse,<br />

die endogene Entwicklungspotenziale stärken soll. Gegenüber klassischen Wirtschaftsförderkonzeptionen,<br />

die eher auf die Ansiedlung "von außen" kommender Investoren abzielten,<br />

gehen neuere Ansätze dazu über, die lokal/regional vorhandenen Potenziale zu fördern.<br />

Arbeitslose sind in dieser Perspektive nicht als sozialpolitische Belastung, sondern als<br />

brachliegende Aktivposten an Kenntnissen und Fähigkeiten zu betrachten. Qualifizierungsmaßnahmen<br />

werden explizit auf regionale Bedarfe zugeschnitten. Im Idealfall führt Weiterbildung<br />

zu Produkt- und Verfahrensinnovationen, die die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen<br />

Betriebe stärken, bestehende Arbeitsplätze stabilisieren oder neue schaffen.<br />

Als Zielgruppe stehen Beschäftigte und Betriebsinhaber im Vordergrund. Gut qualifizierte<br />

(Führungs-) Kräfte sind eher in der Lage, technische oder organisatorische Neuerungen und<br />

Innovationsmöglichkeiten aufzugreifen und umzusetzen, sie bilden den Motor für Existenzgründungen<br />

und erhöhen die regionale Attraktivität für Neuansiedlungen. Nicht zuletzt stellt<br />

ein gut ausgebautes Qualifizierungssystem auch einen eigenen Wirtschaftsfaktor dar. Mittelund<br />

unmittelbar trägt ein gutes Weiterbildungssystem damit zum Strukturwandel einer <strong>Region</strong><br />

bei.<br />

• Arbeitsmarktpolitik<br />

Im Zusammenhang mit der Arbeitsmarktpolitik wird Qualifizierung als – meist reaktives, zunehmend<br />

aber auch präventives – Instrument im Kampf gegen Arbeitslosigkeit eingesetzt.<br />

Zielgruppe arbeitsmarktpolitisch ausgerichteter Qualifizierungspolitik sind Arbeitslose und<br />

von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen, insbesondere sogenannte Problemgruppen 2 . Ausgangspunkt<br />

für Weiterbildung ist dabei die Beobachtung, dass trotz langer Schlangen auf<br />

den Arbeitsämtern offene Stellen in bestimmten Branchen oder Tätigkeitsfeldern nicht besetzt<br />

werden können. Diese sogenannte Mismatch-Arbeitslosigkeit resultiert aus den<br />

"Schwierigkeiten, kurz- und mittelfristig Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt auszugleichen,<br />

weil die Flexibilität von Arbeitgebern und Arbeitnehmern oder ihre Information<br />

über die andere Marktseite nicht ausreichen, die vorhandenen offenen Stellen mit registrierten<br />

Arbeitslosen zu besetzen" (Rudolph 1994: III). Als Ursachen werden in erster Linie abweichende<br />

Strukturen bei Qualifikationen und Berufen und mangelnde Mobilität von Arbeit<br />

und Kapital in regionaler Hinsicht benannt. Möglichkeiten zur Überwindung dieses makro-<br />

2 Damit sind z.B. Frauen, Jugendliche, ältere Beschäftigte, Ausländer/innen und Behinderte gemeint, d.h.<br />

Gruppen, die auf dem Arbeitsmarkt mit erschwerten Bedingungen kämpfen.<br />

6


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

ökonomischen Problems werden außer auf der Ebene der Arbeitsmarktpolitik 3 auch in der<br />

betrieblichen Personalwirtschaft 4 gesehen (Pfliegner 1994: 71-96). Blendet man die Frage<br />

der regionalen Mobilität aus und beschränkt sich auf den Qualifizierungsaspekt, so können<br />

Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen oder auch Trainingssubventionen 5 im Feld<br />

der unterbesetzten Branchen und Tätigkeiten die Chancen von Arbeitslosen auf Wiedereingliederung<br />

erhöhen. Beschäftigungsmaßnahmen (ABM, Hilfe zur Arbeit) und Eingliederungsbeihilfen<br />

(Lohnkostenzuschüsse etc.) mögen bereits in gewissem Umfang qualifizieren,<br />

können aber noch um Weiterbildungsbausteine ergänzt werden, um die Wiedereingliederungschancen<br />

zu verbessern. Erwünscht sind betriebsnahe Qualifizierungsmaßnahmen. 6 Um<br />

künftigen Mismatch zu verhindern, gilt es Beschäftigte frühzeitig im Hinblick auf neue Technologien,<br />

Fertigungsverfahren und Organisationsformen weiterzubilden (Anpassungsfortbildung)<br />

bzw. mittels sozialer und methodischer Qualifikationen ihre Lernkompetenz zu<br />

verbessern. Arbeitsmarktpolitik und betriebliche Weiterbildung sind hierfür besser miteinander<br />

zu koppeln. Dabei bedingt die Dauer einzelner Weiterbildungsmaßnahmen, dass Qualifizierungsbedarfe<br />

frühzeitig erkannt werden müssen, oder dass zumindest mit Instrumenten<br />

wie Job-Rotation langfristige Ausfallzeiten für den Betrieb überbrückt werden.<br />

Arbeitsmarktpolitisch motivierte Qualifizierung wird im Spannungsfeld von steigenden Qualifikationsanforderungen<br />

und sinkendem Arbeitskräftebedarf künftig vor allem einer Polarisierung<br />

des Arbeitsmarktes entgegen wirken müssen: der Polarisierung in eine kleine Gruppe<br />

hochqualifizierter Beschäftigter in gesicherten Arbeitsverhältnissen und eine wachsende Zahl<br />

von Personen ohne Zugang zu regelmäßiger, gesicherter Beschäftigung und systematischer<br />

Qualifizierung (Fischer/Vogl 1998: 2). Auch wird es zunehmend darum gehen, mittels "justin-time-Qualifizierung"<br />

Arbeitslosigkeit und damit Dequalifizierungsprozessen vorzubeugen.<br />

• Bildungs- und Kulturpolitik<br />

In der Bildungs- und Kulturpolitik steht die individuelle Entfaltung von Bürgern und Bürgerinnen<br />

im Vordergrund. Die bildungspolitische Perspektive relativiert eine bloße Ausrichtung<br />

von Weiterbildung auf die aktuellen Verwendungszusammenhänge der Betriebe und betont<br />

die Interessen der Teilnehmer/innen sowie die ganzheitliche Entwicklung ihres Wissens und<br />

ihrer Kompetenzen. Hier werden die Themen Qualitätssicherung, Validierung, Zertifizierung<br />

3 Erhöhung der Arbeitsmarkttransparenz durch Vermittlung und Beratung, Verbesserung der beruflichen<br />

Mobilität durch Qualifizierung, Verringerung von Langzeit- und Altersarbeitslosigkeit, regionale Beschäftigungspolitik<br />

und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.<br />

4 Hier wird angesetzt bei Personalbeschaffung und Personalauswahl, Personalentwicklung und Personalplanung<br />

sowie zielgruppenspezifischer Personalpolitik (Altersarbeitslosigkeit und Frauenförderung).<br />

5 Dabei handelt es sich um die geförderte Integration Arbeitsloser in betriebliche Qualifizierungsprogramme.<br />

Große Praxisnähe der Weiterbildung wird mit der Hoffnung verknüpft, dass der betreffende<br />

Betrieb den/die Arbeitslose/n übernehmen könnte.<br />

7


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

und Anerkennung von Weiterbildungsbausteinen berührt (Heidemann 1995: 20). Im Feld<br />

der Bildungspolitik wird der Doppelcharakter von Weiterbildung als öffentlichem und privatem<br />

Gut am besten deutlich.<br />

Qualifizierungsstrategien im dargestelltem Zusammenhang von Strukturpolitik, Wirtschaftsförderung,<br />

Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik setzen eine tragfähige Datengrundlage voraus.<br />

Wo besteht heute schon Bedarf an Weiterbildung, wo ist er in Zukunft zu erwarten? Zunächst<br />

einige Worte zur Problematik des Begriffs und der Ermittlung von Bedarf.<br />

2.2. Bedarf und Bedarfsermittlung<br />

Qualifizierungsbedarf ist keine unmittelbar einsichtige, ablesbare und statische Größe. Auf analytischer<br />

Ebene lässt sich zwischen verschiedenen Bedarfsbegriffen unterscheiden, die mit je unterschiedlichen<br />

Ansätzen der Bedarfsermittlung einhergehen (vgl. Weil/Zarth 1993: 7f). 7<br />

Die Ursachen von Qualifizierungsbedarf lassen sich analytisch trennen in strukturwandelbedingte<br />

quantitative Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt – Verschiebungen zwischen Sektoren, Berufen,<br />

Tätigkeiten – und qualitative Entwicklungen veränderter Qualifikationsanforderungen.<br />

Auch sie gehen letztlich auf Strukturwandel zurück.<br />

Warum nun soll Qualifizierungsbedarf ermittelt werden? Man könnte ja annehmen, dass die<br />

"unsichtbare Hand" (A. Smith) auf dem Arbeitsmarkt ganz von selbst Angebot und Nachfrage<br />

ausgleicht und die Arbeitskräfte den entsprechenden Stellen oder Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zuleitet. Dies würde aber eine Markttransparenz voraussetzen, die in mehrfacher Hinsicht nicht<br />

gegeben ist: Weder besteht auf dem Arbeitsmarkt vollständiges Wissen über Angebot und<br />

Nachfrage, 8 noch existiert in den Unternehmen ein systematisches Wissen über künftigen (oft<br />

schon nicht über gegenwärtigen) Qualifizierungsbedarf, und schließlich ist auch die Angebotssituation<br />

auf dem institutionell zersplitterten Weiterbildungsmarkt unübersichtlich. 9<br />

Der Zugriff auf vorhandene Daten ist im Bereich Qualifizierungsbedarf ebenfalls problematisch:<br />

Die nötigen Arbeitsmarktdaten lassen sich lediglich aus einem Sammelsurium verschiedener Statistiken<br />

puzzleartig zusammentragen, was ihre quantitative und qualitative Aussagekraft be-<br />

6 Bei zu betriebsnaher Qualifizierung können sich zwei Probleme ergeben: die Mobilitätseinschränkung<br />

für den/die Beschäftigte/n, und Status Quo-Zementierung statt vorausschauender Qualifizierung.<br />

7 Weil/Zarth (1993: 7f) unterscheiden den "bedürfnisbedingten" Bedarfsbegriff, den "zweckbedingten"<br />

und den Begriff des "entwickelten Bedarfs". Letzterer betont das Zustandekommen einer Bedarfsdefinition<br />

durch Aushandlungsprozesse zwischen Gruppen, und erkennt somit auch die Möglichkeit an, dass<br />

die Interessen bestimmter Gruppen systematisch unterberücksichtigt bleiben bzw. dass Bedarfe in erster<br />

Linie dann berücksichtigt werden, wenn sie ökonomisch verwertbar sind (Fischer/Vogl 1998: 6ff).<br />

8 Selbst zu Zeiten des Vermittlungsmonopols der Arbeitsämter umfasste die "Einschaltquote" der Arbeitsämter<br />

nur rund ein Drittel des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots (Pfliegner 1994: 33).<br />

9 Um auf dem Weiterbildungsmarkt Transparenz herzustellen, eignen sich Instrumente wie Weiterbildungsdatenbanken,<br />

Weiterbildungsberichte oder auch Weiterbildungsbörsen. Die institutionelle Zersplit-<br />

8


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

grenzt. Auch einheitliche Weiterbildungsstatistiken mit klar definierten Erhebungseinheiten und<br />

Erhebungsmerkmalen existieren weder auf nationaler noch auf regionaler Ebene. Um eine systematische<br />

Bedarfsermittlung kommt man also nicht herum, will man – wegen nicht oder nur<br />

unvollkommen bekannter Qualifikationsbedarfe – Fehlqualifizierung und Ressourcenverschwendung<br />

vermeiden.<br />

Jenseits der theoretischen Schwierigkeiten, Bedarf zu definieren, ergeben sich eine Reihe praktischer<br />

Schwierigkeiten bei der Bedarfsermittlung. Am gravierendsten ist das Problem, dass Bedarf<br />

nicht "einfach" abgefragt werden kann. Die wenigsten Betriebe verfügen über eine systematische<br />

Personalentwicklungsplanung; häufig wird Weiterbildung nicht an die Investitionsplanung<br />

gekoppelt oder wird gar als Bringschuld der Arbeitnehmer/innen betrachtet (Gallwitz 1995: 1).<br />

Es besteht aber auch das methodische Problem, dass künftige Arbeitsplatzanforderungen wegen<br />

sich wandelnder Technologien und Verfahren nur schwer mittelfristig bestimmbar sind. Bedarfsermittlung<br />

gerät damit, so warnt Bosch (1993: 71), leicht zur Methode "Blinde fragen Blinde<br />

nach dem Weg in die Zukunft". Bildungsbedarfe, schließt er, sind bei Individuen und Unternehmen<br />

nicht einfach erfragbar, sie müssen vielmehr erarbeitet, d.h. durch Information, Beratung<br />

und Anreize "ans Tageslicht" geholt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass lediglich manifester,<br />

nicht aber latenter Bedarf berücksichtigt wird. Im ungünstigsten Fall wird dann lediglich<br />

der Status quo bestätigt, aber es werden keine Potenziale erschlossen.<br />

Grenzen der Bedarfsanalyse ergeben sich auch daraus, dass die Ermittlung von Bedarf, der sich<br />

ja stets wandelt, nur eine Momentaufnahme sein kann und deshalb eigentlich in einem kontinuierlichen<br />

Prozess erfolgen muss. Darüber hinaus, so Bosch (1993), erschweren die unterschiedlichen<br />

Interessen der am Weiterbildungsprozess beteiligten Individuen, Träger, Betriebe und finanzierenden<br />

Institutionen die Bedarfsermittlung. Auch können betrieblicher und regionaler<br />

Bedarf auseinander klaffen, da Großbetriebe nur teilweise auf ein regionales Angebot an Weiterbildung<br />

angewiesen sind. Schließlich existieren unterschiedliche Zeithorizonte zwischen<br />

Marktprozessen (kurzfristige Verwertbarkeit) und Bildungsprozessen (zukunftsbezogen) sowie<br />

zwischen relevanten Politikfeldern (z.B. Wirtschaftsförderung vs. Technologiepolitik).<br />

Gelingt der Prozess der Bedarfsermittlung, so muss anschließend das Problem gelöst werden, die<br />

ermittelten Bedarfe sowohl betriebs- als auch möglichst zeitnah umzusetzen. Dabei stellen die<br />

Curriculumsentwicklung und Qualitätssicherung von Weiterbildungsmaßnahmen weitere wichtige<br />

Etappen dar. Gnahs (1995: 24ff) und Richter/Schultze (1998: 12) weisen darauf hin, dass<br />

Bedarfsanalysen in eine übergreifende Strategie regionaler Qualifizierungs- und Arbeitsmarktpolitik<br />

einzubetten sind. Über die erwähnten Handlungsfelder hinaus zählen hierzu Inforterung<br />

kann auch z.T. durch Formen der Kooperation und Planung überwunden werden (Bosch 1993:<br />

72).<br />

9


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

mation, Beratung und Moderation. Dafür können Instrumente wie Weiterbildungsdatenbanken,<br />

-beratungsstellen oder <strong>Region</strong>alkonferenzen eine Hilfe sein.<br />

Abb. 1: Politikbereiche, Handlungsfelder und Instrumente regionaler Weiterbildungspolitik<br />

Quelle: Gnahs (1995: 24)<br />

Darüber hinaus ist die stärkere Vernetzung von Akteuren aus den Bereichen Weiterbildung,<br />

Wirtschaftsförderung, Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik wichtige Voraussetzung einer umfassenden<br />

Qualifizierungsstrategie. Kommunen oder <strong>Region</strong>alverbände können Verantwortung<br />

übernehmen und durch den Aufbau regionaler Weiterbildungsberatungsstellen, das Erstellen<br />

von Weiterbildungsberichten oder die institutionelle Zusammenlegung von Arbeitsmarktpolitik<br />

und Wirtschaftsförderung aktiv werden (Bosch 1993: 73ff).<br />

2.3. Die Ebene der <strong>Region</strong><br />

<strong>Region</strong>en als Einheiten politischen und wirtschaftlichen Handelns, aber auch als erstrebte Kristallisationspunkte<br />

von Identität haben in den letzten Jahren einen rasanten Bedeutungszuwachs<br />

erlebt. Dafür gibt es mehrere Gründe (vgl. v.a. Hübner/Bentrup 1995: 7ff):<br />

• Grundsätzlich bietet sich eine regionale Orientierung von Wirtschafts- und Strukturpolitik<br />

schon deswegen an, weil die gesamtwirtschaftliche Ebene für steuernde Eingriffe zu stark<br />

aggregiert ist, die Kommune in ihren Handlungsmöglichkeiten aber zu sehr beschränkt (Baden/Gaß/Schmid:<br />

3). Eine "Kirchturmpolitik" läuft der Tatsache zuwider, dass Wirtschaftstätigkeit<br />

nicht an den Grenzen der Kommune oder des Arbeitsamtbezirkes endet.<br />

10


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Im Zuge der europäischen Integration erlebte der Subsidiaritätsgedanke eine Renaissance,<br />

und auch der Strukturwandel der Weltwirtschaft führte zu zunehmender theoretischer wie<br />

praktischer Aufwertung der <strong>Region</strong> (Stichwort "Glokalisierung", Robertson 1998). 10 Im<br />

Kielwasser dieser Entwicklungen folgten zwei weitere Richtungsänderungen: Zum einen<br />

setzten sich <strong>Region</strong>alisierungsstrategien einzelner Politiken durch – so bei der Weiterbildung<br />

11 und ansatzweise in der Arbeitsmarktpolitik, deren bereits früher angeregte <strong>Region</strong>alisierung<br />

(vgl. Garlichs et al. 1983) in den 1990er Jahren in einigen Bundesländern auf eine<br />

institutionalisierte Basis gestellt wurde. Den Hintergrund bildete das Aufkommen des endogenen<br />

Entwicklungsgedankens, nachdem bereits in den 1980er Jahren Innovations- und<br />

Qualifikationsdefizite als Ursache regionaler Disparitäten ausgemacht worden waren (z.B.<br />

Derenbach 1984) und die Einsicht, dass in der <strong>Region</strong> mit knappen Mitteln ein größerer Wirkungsgrad<br />

zu erzielen sei (Gnahs 1995: 5). Zum anderen erschien der regionale Ansatz angesichts<br />

des gestiegenen ökonomischen und sozialen Problemdrucks der 1990er Jahre auch<br />

geeignet, verschiedene Politiken (Wirtschafts-, Arbeitsmarkt-, Struktur-, Technologie-, Bildungspolitik)<br />

im Hinblick auf Synergieeffekte zu konzertieren. In diesem Sinn ist z.B. gemäß<br />

dem Konzept der "Lernenden <strong>Region</strong>" Qualifikationsentwicklung als Bestandteil regionaler<br />

Wirtschafts- und Beschäftigungsentwicklung zu gestalten, indem regionale Netze zwischen<br />

Betrieben, Bildungsträgern, öffentlichen Behörden und Beratungsdiensten geknüpft werden<br />

(Tuschke 1994). 12 Netzwerkstrukturen spielen gerade in neueren regionalwissenschaftlichen<br />

Ansätzen (z.B. Grabher 1994) als Steuerungsform neben Markt und Hierarchie zunehmend<br />

eine Rolle, auch für die Verbesserung von Struktur und Funktionsweise regionaler Arbeitsmärkte.<br />

13<br />

10 Dabei gilt es mit dem Missverständnis aufzuräumen, dass <strong>Region</strong>alisierung eine "Gegenstrategie" zu<br />

Globalisierung bilden könnte. Im Gegenteil stellt die zunehmende regionalpolitische "Aufrüstung", das<br />

wettbewerbsorientierte Standortbewusstsein der <strong>Region</strong>en einen Antriebsmoment von Globalisierung<br />

dar.<br />

11 Brinkmann 1994, Gnahs 1995, Alt et al. 1995. Dabei wurden aber auch skeptische Stimmen laut:<br />

"Zum einen lässt sich berufliche Weiterbildung innerhalb einer <strong>Region</strong> wegen der institutionellen Vielfalt<br />

und der unterschiedlichen Eigeninteressen der verschiedenen Träger nicht einfach koordinieren. Zum<br />

anderen sind langfristige Bildungsziele (Erweiterung der individuellen Handlungskompetenz, größere<br />

Beweglichkeit auf dem Arbeitsmarkt insgesamt – auch auf dem überregionalen etc.) nicht ohne weiteres<br />

mit häufig nur kurzfristig absehbaren wirtschaftlichen Anforderungen kompatibel zu gestalten." (Bosch<br />

1993: 65).<br />

12 Ganz ähnlich funktioniert "<strong>Region</strong>ales Change-Management" (Neumann 1996), das den Erfolg regionaler<br />

Entwicklung an die Prinzipien Dezentralisierung, Entgrenzung der Politikbereiche, kooperative Arbeitsformen,<br />

Projektorientierung sowie das Erarbeiten eines regionalen Leitbildes koppelt.<br />

13 Für Netzwerke sind folgende Eigenschaften konstitutiv: der Modus des Verhandelns und kooperativen<br />

Aushandelns, Reziprozität und Vertrauen, Dauerhaftigkeit der Beziehungen, zunehmende Bedeutung der<br />

informellen Regelungen gegenüber vertraglichen Regelungen, eine Balance zwischen Prozess und Struktur<br />

bzw. eine gewisse Offenheit der Interaktionsbeziehungen, die Entwicklung interaktiver Lernprozesse<br />

und/oder gemeinsamer Handlungsmuster sowie die Bedeutung personeller Beziehungen (Schmid 2000).<br />

11


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Wichtig erscheint dennoch eine differenzierte Betrachtung des <strong>Region</strong>alisierungsansatzes,<br />

die berücksichtigt, dass bestimmte arbeitsmarkt- und weiterbildungspolitische Aktivitäten<br />

auf einer lokalen oder regionalen Ebene sinnvoll sind, andere hingegen überregional gesteuert<br />

werden sollten (Sauter 1993: 47). Je nach Maßnahme innerhalb einer umfassenderen<br />

Strategie sind Stärken und Schwächen regionaler Ansätze abzuwägen.<br />

Tabelle 1: Mögliche Stärken und Schwächen regionaler Ansätze<br />

Mögliche Stärken<br />

• Praxisnähe<br />

• bedarfsgerechte Lösung<br />

• Identifikation der Akteure mit den Lösungen<br />

• Transparenz<br />

• Experimentierfreude und Pioniergeist<br />

• gute Kooperationsmöglichkeiten zwischen<br />

Anbietern<br />

• Integration verschiedener Politikbereiche leichter<br />

Quelle: vgl. Gnahs (1995: 20)<br />

Mögliche Schwächen<br />

• fehlende Kompetenz<br />

• eingeengte Verwertbarkeit der vermittelten<br />

Qualifikation<br />

• Instabilität der Regelung<br />

• ggf. Abhängigkeit von wenigen Akteuren<br />

• schlechte Finanzausstattung<br />

• regionaler "Egoismus"<br />

• Doppelarbeit<br />

• schlechte Datenlage<br />

So kann ein ausschließlich lokal oder kleinräumig-regional agierendes Weiterbildungssystem "zu<br />

einer Segmentierung von Qualifikationen und stärkeren Begrenzungen der beruflichen Mobilität<br />

führen" (Bosch 1993: 76), wenn nicht Rahmenvorgaben auf nationaler Ebene gesteckt werden.<br />

Die regionale Ebene eignet sich aufgrund ihrer in der Tabelle zusammen gefassten Stärken jedoch<br />

für konkrete Entscheidungen: für die Planung, Abstimmung und Durchführung von Bildungsangeboten,<br />

für vorherige Bedarfsanalysen, die Herstellung von Angebotstransparenz etc.<br />

(Sauter: ebd.).<br />

<strong>Region</strong>ale Bedarfsermittlung stellt sowohl vor dem Hintergrund regionaler Strategien als auch im<br />

Bereich der arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten des Bundes (Dritter Teil des Sozialgesetzbuchs,<br />

SGB III) ein wichtiges Aufgabenfeld dar. Die Stoßrichtung der europäischen Beschäftigungspolitik<br />

(Europäischer Sozialfonds ESF) läuft auf eine weitere Stärkung dieses Instruments hinaus.<br />

Aktualität hat das Thema Bedarfsermittlung auch durch jüngere Entwicklungen in der Bundesrepublik<br />

gewonnen:<br />

• So setzen in Nordrhein-Westfalen zur Zeit sechs Modellregionen ein System regionalen Arbeitsmarktmonitorings<br />

("Prospect") um, bei dem der Ermittlung von Qualifizierungsbedarf<br />

ein zentraler Stellenwert zukommt (Mertens 1999, MASSKS 1999). Das Projekt baut auf der<br />

Aktion "Qualifizierungsfelder der Zukunft" – 1995 vom Arbeitsministerium NRW initiiert –<br />

12


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

auf, das regionale Untersuchungsvorhaben und die dialogische Entwicklung von Qualifizierungsstrategien<br />

zum Ziel hatte (Molitor 1997).<br />

• Verschiedene Bundesländer riefen in den 1990er Jahren Qualifizierungsoffensiven ins Leben.<br />

Exemplarisch sei hier Hessen genannt, wo der Großteil der beteiligten <strong>Region</strong>en – meist<br />

branchenorientiert – Bedarfsanalysen durchgeführt hat. Bis Ende 2000 werden darüber hinaus<br />

regionale Pilotprojekte, Netzwerke und konkrete Qualifizierungsmaßnahmen gefördert<br />

(HLT 1999).<br />

• Das Bundesforschungsministerium (BMBF) initiierte Ende der 1990er Jahre das Projekt<br />

"Früherkennung von Qualifikationserfordernissen – FreQueNz". Hierbei arbeiten das<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und weitere Institute 14 gemeinsam am Aufbau eines<br />

Frühwarnsystems: Ergänzend zu bereits vorhandenen, auf Makroebene operierenden Instrumenten<br />

soll der Wandel von Qualifikationsanforderungen und Tätigkeitsprofilen auf<br />

Mikro-, d.h. betrieblicher Ebene, erkannt und rasch in zukunftsorientierte Aus- und Weiterbildungsangebote<br />

umgesetzt werden (Alex/Bau 1999, FhIAO 1999, Bullinger 2000). Wenngleich<br />

"FreQueNz" ohne spezifisch regionale Fragestellung konzipiert ist, können einzelne<br />

Pilotprojekte auch für eine regionale Analyse interessant sein; nur diese sollen im folgenden<br />

Kapitel näher erläutert werden.<br />

3. Instrumente und Verfahren der regionalen Bedarfsermittlung<br />

Der Werkzeugkasten der Ermittlung von Qualifizierungsbedarf umfasst zu einem Großteil Methoden<br />

der empirischen Sozialforschung, wie sie hinreichend bekannt sind. Neben solchen Instrumenten<br />

(i.S.v. forschungsbasierten Methoden) existiert eine Reihe von Verfahren (nichtforschungsbasierter<br />

Prozeduren) der Bedarfsermittlung, die meist kombiniert eingesetzt werden<br />

(vgl. G.I.B. 1998: 20f). Beide sollen hier eher knapp und im Sinne eines Ideeninputs skizziert<br />

werden. 15 Die "<strong>Region</strong>alität" der Bedarfsermittlung ergibt sich natürlich nicht aus den Methoden<br />

selbst, sondern aus der Erhebungsgrundlage (z.B. Betriebe der <strong>Region</strong>) und dem Gegenstand<br />

(z.B. regional wichtige Branche).<br />

Die Gliederung der teils quantitativen, teils qualitativen Instrumente und Verfahren erfolgt grob<br />

nach ihrem Potenzial, gegenwärtigen Bedarf festzustellen (Analyse) oder künftigen vorherzusagen<br />

(Prognose); die Übergänge sind dabei allerdings oft fließend. Eine weitere Differenzierung,<br />

die quer dazu verläuft, sollte im Blick bleiben. Es ist die analytische Unterscheidung der Ursachen<br />

von Qualifizierungsbedarf: resultiert er aus strukturwandelbedingten quantitativen Entwick-<br />

14 FhIAO, INFAS, ISW, WZB, IBS, KWB.<br />

15 Die Darstellung ist angelehnt an Gerhard (1992), GIB (1998) und Weil/Zarth (1993).<br />

13


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

lungen auf dem Arbeitsmarkt – Verschiebungen zwischen Sektoren, Berufen, Tätigkeiten –<br />

oder aus qualitativen Entwicklungen veränderter Qualifikationsanforderungen?<br />

3.<strong>1.</strong> Analyse<br />

Wissenschaftsanalyse, Literaturauswertung<br />

Ein allererster Zugriff zu Fragen der Arbeitsmarktentwicklung – sektorale Verschiebungen, Branchenentwicklungen<br />

etc. – oder zu sich wandelnden Tätigkeitsprofilen kann über die Auswertung<br />

von Forschungsliteratur und Fachzeitschriften erfolgen. Neben der Ermittlung neuer fachlich-inhaltlicher<br />

Erkenntnisse können Literaturanalysen auch der Auswahl von Expert/innen für<br />

spätere informelle Gespräche oder strukturierte Befragungen dienen. Unverzichtbare Literatur<br />

stellen die Publikationen des IAB und BIBB dar, aber auch aktuelle Analysen der einschlägigen<br />

wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Institute sowie praxisbezogene Branchen- und Verbandsliteratur.<br />

Angebotsanalyse<br />

Die Analyse des regionalen Weiterbildungs-Angebots kann zwei Ziele verfolgen: Zum einen die<br />

eigentliche Ermittlung des regionalen Angebots, um den Matching-Prozess zwischen einem bereits<br />

erhobenen regionalen Qualifizierungsbedarf und dem Angebot zu befördern bzw. Lücken<br />

durch Programmentwicklung zu schließen. Zum anderen kann Angebotsanalyse auch als grobes<br />

Instrument einer prospektiven Bedarfsermittlung dienen: Die Untersuchung von Zielen, Inhalten,<br />

Zielgruppen und curricularem Aufbau des Qualifizierungsangebots von Weiterbildungsanbietern<br />

in <strong>Region</strong>en, die einen ähnlichen Strukturwandel wie die Bezugsregion durchmachen oder bereits<br />

abgeschlossen haben, kann auf mögliche regionale Defizite aufmerksam machen und innovative<br />

Konzepte liefern.<br />

Eine Erschließung des Weiterbildungsmarktes erfolgt am einfachsten über elektronische Datenbanken<br />

(s.u.). Aber auch die Hefte "Bildung und Beruf <strong>Region</strong>al" der Bundesanstalt für Arbeit<br />

(BA) liefern regional differenzierte Informationen über Angebote inklusive Rahmenlehrplänen<br />

und Fördermöglichkeiten.<br />

Datenbankrecherche<br />

Datenbanken sind lediglich ein Hilfsinstrument für Literatur-, Angebotsauswertungen oder statistische<br />

Sekundäranalysen.<br />

Für die Literaturrecherche bieten sich an: SOLIS (sozialwissenschaftliche Literatur), FORIS (sozialwissenschaftliche<br />

Forschungsprojekte), ECONIS, HWWA- und IFO-Datenbank (wirtschaftswissenschaftliche<br />

Literatur), die "Literaturdatenbank Berufliche Bildung" des BIBB sowie "ProArbeit",<br />

die Datenbank des IAB, in der Arbeits- und Berufsbildungsprojekte des IAB dokumentiert<br />

werden.<br />

14


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Weiterbildungsangebote können über die Datenbank KURS DIREKT der Berufsinformationszentren<br />

recherchiert werden, in der auch online (www.kursdirekt.de) und u.a. nach Bildungsbereich<br />

und Veranstaltungsort aufgeschlüsselt recherchiert werden kann. Weitere Datenbanken<br />

stellen WIS der Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern, STUB der Bundesanstalt<br />

für Arbeit (BA) oder regionale Weiterbildungsdatenbanken dar. Eine solche ist in Baden-<br />

Württemberg der "Marktplatz für berufliche Fortbildung" (www.fortbildung.bw) beim Landesgewerbeamt.<br />

Zu den erfassten rund 20.000 Kursen von <strong>1.</strong>200 Anbietern wird im Jahr 2000 eine<br />

frauenspezifische Unterdatenbank aufgebaut.<br />

Zu Datenbanken für sekundärstatistisiche Auswertungen siehe den Abschnitt "Sekundäranalysen"<br />

weiter unten bzw. den Anhang.<br />

Rechtsanalyse<br />

Rechtsetzung, die den Produktions-, Organisationsprozess oder Produkte selbst reguliert, ruft<br />

akuten Weiterbildungsbedarf hervor. Eine Rechtsanalyse hat deshalb die Sichtung und Auswertung<br />

von Gesetzen, Verordnungen und Durchführungsbestimmungen auf EU-, Bundes- und<br />

Landesebene zum Ziel, sofern diese für die regionale Wirtschaftsstruktur relevant sind. Möglichst<br />

noch im Gesetzgebungsprozess sollte die Tragweite der Novelle abgeschätzt und für die – zielgruppendifferenzierte<br />

– Planung von Weiterbildungsangeboten genutzt werden. Anders als die<br />

bisherigen Instrumente ist hierfür ein kontinuierlicher Beobachtungsprozess sowie juristisch geschultes<br />

Personal nötig (Gerhard 1992: 35ff).<br />

Stellenanzeigenanalyse<br />

Die Auswertung von Stellenanzeigen liefert ebenfalls erste Hinweise auf branchen-, berufs- oder<br />

tätigkeitsbezogene Qualifikationsanforderungen an Bewerber/innen. Insbesondere für innovative,<br />

leitende Tätigkeiten und neue Anforderungen aufgrund technisch-organisatorischer Entwicklung<br />

(EDV-, CAD-Kenntnisse etc.) lassen sich Ergebnisse erzielen: hier entstehen Qualifizierungsbedarfe,<br />

für die es kaum aktuelle, geregelte Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt (Gerhard<br />

1992: 38ff). Insofern haben die aus Stellenanzeigen gewonnenen Informationen auch bereits<br />

Prognosecharakter (Dietzen/Kloas 1999: 15). Als methodische Schwierigkeit erweist sich<br />

aber, dass in Stellenanzeigen häufig nicht alle der erwünschten Kenntnisse aufgeführt sind.<br />

Eine Stellenanzeigenanalyse ist wegen des problemlosen Zugangs zu Informationen vergleichsweise<br />

einfach und kostengünstig. Sie kann mit Hilfe von regionalen Tages-, Wochen- und Fachzeitschriften,<br />

Online-Medien und EDV-basierten Stellenanzeigen der örtlichen Arbeitsämter auch<br />

"regionalisiert" durchgeführt werden. Es wird allerdings darauf hinwiesen, dass der Stellenmarkt<br />

gerade für innovative und leitende Tätigkeiten überwiegend auf überregionaler Ebene angesie-<br />

15


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

delt ist (Gerhard 1992: 40). In Betracht zu ziehen ist deshalb auch der Weg, nationale Medien<br />

speziell im Hinblick auf regional relevante Branchen, Berufe oder Tätigkeiten auszuwerten.<br />

Interessante Kriterien einer Analyse können sein: gesuchtes Alter, Geschlecht, Beruf/Tätigkeit,<br />

Qualifikationsstufe, weitere vorausgesetzte Kenntnisse, Un-/Befristetheit der angebotenen Stelle,<br />

Status, Teil- oder Vollzeit (vgl. Groß 1995: 36ff).<br />

Statt der Durchführung eigener Analysen kann auf Anfrage auch auf BIBB-Analysen zurückgegriffen<br />

werden: Seit dem Jahr 2000 erfasst das Institut jährlich rund 50 000 regionale und überregionale<br />

Stellenanzeigen, die quantitativ ausgewertet werden, und analysiert rund 5 000 mit<br />

qualitativen Verfahren computerisierter Text- und Inhaltsanalyse (zur Methode: Dietzen/Kloas<br />

1999, Werner 1999; zu aktuellen Ergbnissen: Bott 2000).<br />

Gewerbegebietsanalyse<br />

Neu erschlossene Gewerbegebiete in einer <strong>Region</strong> induzieren üblicherweise eine Nachfrage nach<br />

Arbeitskräften. Im Hinblick auf Qualifizierungsbedarfe ist der Abgleich von vorhandenem Arbeitskräftepotenzial<br />

und gesuchten Qualifikationsprofilen entscheidend. In einem ersten Schritt<br />

können Gewerbegebietspässe, wie sie z.B. in Brandenburg vorhanden sind, nach branchen- und<br />

arbeitsplatzrelevanten Daten ausgewertet werden; vertiefend sind Interviews vor Ort nötig – mit<br />

den Kreisen und Kommunen, der Wirtschaftsförderung, den Bauträgern und, sofern nach Bebauungszustand<br />

bereits möglich, in den Gewerbegebieten selbst (Groß 1995: 26ff). Eine Gewerbegebietsanalyse<br />

erbringt eher grobgerasterte Informationen. Sie eignet sich besonders für<br />

<strong>Region</strong>en mit einem hohen Anteil von Neuansiedlungen.<br />

Sekundäranalyse und sekundärstatistische Auswertung<br />

Durch die Auswertung vorhandener Statistiken, Prognosen oder Untersuchungen können Bedarfsbereiche<br />

identifiziert werden, die dann einer vertiefenden Analyse bedürfen. Im Zusammenhang<br />

mit der Qualifizierungsbedarfsermittlung sind Quellen aus den Bereichen Arbeitsmarkt<br />

(Arbeitskräfteangebot/-nachfrage, Wirtschaftsentwicklung), Qualifikationsentwicklung und Weiterbildungsangebot/-nachfrage<br />

von Interesse. Im Anhang finden sich einige relevante Quellen<br />

wie amtliche und nicht-amtliche Statistik, Mikrozensus, SOEP, IAB-Betriebspanel oder die<br />

IAB/Prognos-Projektion "Arbeitslandschaft bis 2010" kurz kommentiert, aber ohne Anspruch<br />

auf Vollständigkeit zusammengestellt. 16<br />

Methodisch sind bei Sekundäranalysen mögliche Fehlschlüsse und die grundlegende Schwierigkeit<br />

zu bedenken, dass häufig unterschiedliche Datenquellen versatzstückhaft kombiniert und<br />

16 Eine hervorragende Analyse der Verwertbarkeit von Mikrozensus, IAB-Betriebspanel und SOEP, den<br />

nationalen Wirtschaftsprognosen und der IAB/Prognos-Projektion für regionale Bedarfsermittlung finden<br />

sich in G.I.B. (1998: 49-61).<br />

16


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

auf eine neue Fragestellung übertragen werden. Darüber hinaus bergen Sekundäranalysen das<br />

Problem, dass sich die meisten der tiefergreifenden Erhebungen nicht auf <strong>Region</strong>en beziehen.<br />

Vor allem Prognosen liegen für <strong>Region</strong>en kaum vor. Auf Bundes- oder Landesebene erhobene<br />

Daten können für die regionale Ebene zwar Anhaltspunkte für regionale Fragestellungen und<br />

Hinweise auf generelle Trends liefern. Da für eine Bedarfsermittlung in der <strong>Region</strong> aber gerade<br />

das regionale Profil von Beschäftigung und Arbeitsmarkt, mithin regionale Besonderheiten ausschlaggebend<br />

sind, reichen übergeordnete Trendaussagen nicht aus.<br />

Damit stellt sich die Frage nach einer möglichen "<strong>Region</strong>alisierung" überregionaler Informations-<br />

und Prognoseinstrumente. Schultze/Richter-Witzgall skizzieren in G.I.B. (1998: 60ff) drei<br />

mögliche Wege:<br />

• <strong>Region</strong>ale Aufgliederung der Daten (Disaggregierung): Es stellt sich das Problem, dass die<br />

regional verfügbaren Fallzahlen oft zu gering sind, um verlässliche Aussagen abzuleiten. O-<br />

der aber die regionale Auswahl ist nicht für die <strong>Region</strong> repräsentativ, sondern nur in der Gesamtheit<br />

mit anderen <strong>Region</strong>en.<br />

• Analoge Durchführung der Studien in der <strong>Region</strong>, d.h. Adaption der entwickelten Methoden-<br />

und Instrumentensets: Hiergegen spricht v.a. der große Ressourcenaufwand.<br />

• <strong>Region</strong>ale Projektion mittels der Shiftshare-Methode: Shift-Analysen schließen mit Hilfe regions-externer<br />

Branchenprognosen und dem bisherigen Erfolg der regionalen Branchen auf<br />

künftige Entwicklungen. Die Crux dieser Methode liegt allerdings darin, dass sich Trendänderungen<br />

in der bisher beobachteten Wachstumsdynamik ergeben können, die sich nicht<br />

auf einzelne Branchen beschränken (vgl. ebd.: 27).<br />

An ergänzenden quantitativen oder qualitativen, explizit regionsbezogenen Analysen scheint<br />

also kein Weg vorbeizuführen.<br />

Unternehmensbefragung<br />

Die mündliche oder schriftliche Befragung von Unternehmen und Beschäftigten dient der Gewinnung<br />

einer breiten empirischen Daten- und Informationsbasis und der Erhärtung oder<br />

Widerlegung einer wie auch immer gewonnenen Bedarfshypothese (Gerhard 1992: 51). Mit Unternehmensbefragungen<br />

können die beiden Hauptauslöser für Qualifizierungsbedarf – Verschiebungen<br />

der Nachfrage nach Arbeitskräften und der nach Qualifikationen – zugleich erfasst werden<br />

(Feijen et al. 1996: 26).<br />

Bei Unternehmensbefragungen geht es einerseits darum, Felder zu ermitteln, in denen Arbeitskräftemangel<br />

besteht oder Arbeitsplätze aufgrund fehlender Eignungspotenziale nicht besetzt<br />

werden können. Andererseits sollen Qualifizierungsbedarfe präventiv zur Sicherstellung bestehender<br />

Arbeitsplätze festgestellt werden. Darüber hinaus können Beschäftigungspotenziale für<br />

Zielgruppen, erwartete Arbeitsnachfrageeffekte von technischen und organisatorischen Neue-<br />

17


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

rungen (z.B. flexible Arbeitszeiten) und zusätzliche Handlungsbedarfe der regionalen Wirtschafts-<br />

und Strukturpolitik ermittelt werden.<br />

Bei der Befragung sind die gängigen methodischen Aspekte empirischer Sozialforschung zu beachten,<br />

von der Größe und Struktur der Unternehmensauswahl (Repräsentativität, regionale<br />

Branchen-/Betriebsgrößenverteilung) über die inhaltliche Präzisierung der Fragen, die auf Qualifizierungsbedarfe<br />

abzielen, bis hin zur Gestaltung des Fragebogens/Interviews (vgl. Friedrichs<br />

1973). Mündliche, i.d.R. telefonische Befragung wird bei der Ermittlung von Qualifizierungsbedarf<br />

für ergiebiger erachtet als die schriftliche Befragung, bei der die Rücklaufquote geringer ist<br />

und unklare Angaben – vor allem bei offenen Fragen – nicht durch Rückfragen spezifiziert werden<br />

können. Besonders die Schwierigkeit, latente Bedarfe abzufragen, setzt oftmals Nachhaken<br />

oder Strategien des indirekte Fragens – und damit auch eine intensive Kenntnis der Branche/Tätigkeit<br />

beim Interviewer – voraus. Abschließend sind Befragungsergebnisse kritisch zu<br />

prüfen, um Inkonsistenzen aufzudecken: So artikulieren Betriebe häufig Bedarf, ohne dass dem<br />

Qualifizierungsaktivitäten gegenüber stehen würden (Geier 1997: 26). In solchen Fällen muss<br />

nach Ursachen geforscht werden.<br />

Befragt werden im Betrieb üblicherweise Personalleitung/ Weiterbildungszuständige und Geschäftsführung.<br />

Darüber hinaus werden teils Arbeitskräfte, Betriebsräte oder andere Funktionsgruppen<br />

hinzugezogen (vgl. auch Stichpunkt "Betriebliche Qualifikationsanalysen"). Gelegentlich<br />

ist mit den (relativ aufwendigen) Befragungen auch eine Rückkoppelung und Diskussion von<br />

Maßnahmevorschlägen verbunden. Eine Verstetigung der Unternehmensbefragung im Sinne<br />

einer regelmäßigen Befragung der stets gleichen Betriebe (Betriebspanel) ist denkbar; dann muss<br />

aber bei der Stichprobe ein branchenübergreifender Ansatz und nicht etwa die Fokussierung auf<br />

Aufsteiger-/Absteigerbranchen gewählt werden.<br />

Teilnehmer/innen-, Absolvent/innenbefragung und Verbleibsstudien<br />

Bedarfsermittlung kann auch am Weiterbildungsmarkt ansetzen, wenn Teilnehmer/innen von<br />

Qualifizierungsmaßnahmen während/am Ende des Kurses oder in einem gewissen zeitlichen<br />

Abstand (mündlich/schriftlich) zur Bedarfsnähe des Qualifizierungsangebotes befragt werden.<br />

Auch anhand ihres weiteren beruflichen Werdegangs kann auf die Verwertbarkeit der vermittelten<br />

Inhalte geschlossen werden. Allerdings können die gewonnenen Erkenntnisse über Bedarfe<br />

tendenziell erst in künftige Angebote einfließen. Auch beschränken sich Revisionsanregungen<br />

primär auf das thematische Umfeld des bestehenden Angebots, erschließen also keine neuen<br />

inhaltlichen Bereiche. Üblicherweise dienen Teilnehmer/innenbefragungen daher eher der eigenen<br />

Evaluation von Trägern, Absolvent/innenbefragungen und Verbleibsstudien der ex post-<br />

Gewinnung von Planungsdaten für die Programmentwicklung.<br />

18


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Expert/inneninterviews<br />

Zur qualitativen Vertiefung von Daten, die aus Literatur- oder sekundärstatistischen Analysen<br />

gewonnen wurden, bieten sich Expert/inneninterviews an. Üblich sind strukturierte Leitfadeninterviews<br />

mit mehr oder weniger offenen Fragestellungen.<br />

Expert/innen im Bereich Qualifizierungsbedarfe können zunächst Wissenschaftler/innen sein,<br />

Verbands-, Kammer- oder Gewerkschaftsvertreter/innen, aber auch Betroffene – d.h. Organisations-<br />

oder Unternehmensmitarbeiter/innen verschiedener Funktionen – als "Expert/innen ihrer<br />

Arbeitsstätte". Strukturierte Interviews sollten den jeweiligen Stellungen und Aufgabenbereichen<br />

der Gesprächspartner/innen angepasst sein. Die Auswahl der Expert/innen und die Gültigkeit<br />

der Daten, die ja nicht repräsentativ sind, können methodische Probleme aufwerfen. Dennoch<br />

liefern die Interviews empirisch abgesicherte Aussagen über aktuelle Entwicklungen und<br />

eignen sich für deskriptive Zwecke sehr gut (Wilm 1997). Als Instrument der Arbeitsmarktforschung<br />

hat sich diese Art der Primärerhebung bewährt (Brinkmann et al. 1995).<br />

Betriebliche Qualifikationsanalyse<br />

In ihrer Reichweite sind betriebliche Qualifikationsanalysen eigentlich nicht regional ausgerichtet;<br />

sie gehen kaum über den einzelbetrieblichen, organisations- oder berufsfeldbezogenen Bereich<br />

hinaus (Gerhard 1992: 45). Für die regionale Perspektive werden sie dann interessant, wenn sie<br />

"flächendeckend" durchgeführt werden oder wenn Betriebe mit Trendsetterfunktion für die<br />

regionale Wirtschaft untersucht werden, die aufgrund ihres Entwicklungsvorsprungs neuartigen<br />

Qualifizierungsbedarf eher verspüren als Konkurrenten. 17<br />

Im Rahmen betrieblicher Qualifikationsanalysen werden unterschiedliche Instrumente eingesetzt,<br />

von der teilnehmenden oder verdeckten Beobachtung, schriftlichen oder mündlichen Befragung<br />

(Experten-, Einzel-, Gruppeninterviews) über Mitarbeiterbeurteilung bis hin zur moderierten<br />

Gruppenarbeit. Im Mittelpunkt steht dabei meist ein Soll-Ist-Abgleich von Arbeitsplatzanforderungen<br />

und Entwicklungszielen des Betriebs (Soll) und den vorhandenen Qualifikationen der<br />

Mitarbeiter (Ist) (Witzgall 1995: 2ff, vgl. Richter/Schultze 1997: 14). Beteiligungsorientierte,<br />

kommunikative Ansätze, die Beschäftigte in die Ermittlung und Auswertung des Bedarfs sowie<br />

in die Planung von Qualifizierungsmaßnahmen einbeziehen, fördern individuelle Lernbereitschaft<br />

und die Entwicklung des Betriebes zu einer "Lernenden Organisation" (Heidemann/Jasper/Kraak<br />

1995). Ein ausgebautes betriebliches Weiterbildungsmanagement und Kontinuität der Analysen<br />

sind weitere Voraussetzungen für den Erfolg von Bedarfsermittlung.<br />

17 In diese Richtung geht eines der FreQueNz-Projekte: das ISW untersucht Trendqualifikationen, die sich<br />

bei innovativen Unternehmen oder via Schlüssellieferanten herauskristallisieren. Schlüssellieferanten<br />

schaffen als Hersteller technischer Ausrüstungen Voraussetzungen für Innovationen, die in den An-<br />

19


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Analyse tätigkeitsspezifischer Qualifikationsentwicklung<br />

Arbeitsplatzanalysen, Action Research, tätigkeitsfeldbezogene Expert/inneninterviews oder die<br />

Konferenzmethode (Feijen et al. 1996) sind Instrumente, die originär aus der Qualifikationsentwicklungs-<br />

und Berufsforschung stammen. Zwar überfordern sie in ihrer Analysetiefe zum Teil<br />

die eher kurz- bis mittelfristig ausgerichtete arbeitsmarktorientierte Bedarfsermittlung. Dennoch<br />

kann auch im regionalen Kontext auf Erkenntnisse aus dieser Form der Bedarfsermittlung zurückgegriffen<br />

werden, wenn der Informationsfluss zwischen Forschungsinstituten und regionalen<br />

Weiterbildungsträgern bzw. betrieblichen Weiterbildungsabteilungen zum Beispiel im Rahmen<br />

von Qualifizierungsnetzwerken organisiert wird.<br />

Neuere Ansätze zur Früherkennung von Qualifikationsentwicklung, wie sie zur Zeit im Rahmen<br />

von Pilotprojekten der FreQueNz-Initiative erprobt werden, sind "ADeBar" (Fraunhofer IAO) und<br />

der Scouting-Ansatz (ISW). Im Rahmen von ADeBar werden zweitägige Intensiv-Fallstudien in<br />

Unternehmen durchgeführt. Sie umfassen leitfadengestützte Beobachtungsinterviews mit mehreren<br />

Gesprächsparter/innen je Unternehmen, 18 eine Arbeitsaufgaben-, Arbeitssystem- und Geschäftsprozessanalyse<br />

sowie die Analyse arbeitsspezifischer und betrieblicher Dokumente (FhIAO<br />

1999: 15ff). 19 "Scouting" ist eine Methode aus der Marktforschung, die vom ISW auf Qualifikationsentwicklung<br />

übertragen wurde: "Scouts" sind Szene-Insider, die Trends nicht durch die<br />

Abfrage bestimmter Indikatoren erkunden, sondern über eine ganzheitliche, auch intuitive Erfassung.<br />

Als Scouts werden freiberufliche Betriebs- und Führungspädagogen eingesetzt, die in<br />

Trendsetter-Unternehmen oder bei Schlüssellieferanten Trendqualifikationen ermitteln (FhIAO<br />

1999: 31ff).<br />

Projektbezogene und institutionalisierte kooperative Bedarfsermittlung<br />

Unter die kommunikativen Verfahren der Bedarfsermittlung fallen zunächst projektbezogene,<br />

d.h. befristete Workshops, Tagungen, regionale Gremien (Arbeitskreise, Fachgruppen), Branchendialoge<br />

und Ähnliches (Gerhard 1992: 78). Sie eignen sich zur Klärung offener Fragen von<br />

eher grundsätzlichem Charakter. Neben der unsystematischen Gewinnung betriebsnaher Informationen<br />

zu branchenspezifischem Weiterbildungsbedarf sollen sie Betriebe für Qualifizierungserfordernisse<br />

im Strukturwandel überhaupt erst sensibilisieren und aktivieren, Umsetzungsprobwenderbetrieben<br />

Tätigkeitsprofile und Qualifikationsanforderungen verändern (Abicht/Bärwald 1999:<br />

31ff).<br />

18 Fachkraft plus Vorgesetzte, Kolleginnen, Betriebsratsmitglied, Bildungsexperte etc.<br />

19 Um zu vermeiden, dass es sich bei den identifizierten Entwicklungen lediglich um betriebsspezifische<br />

Besonderheiten handelt, folgt im Rahmen von FreQueNz auf die qualitativen FhIAO-Fallstudien eine quantitative<br />

Überprüfung durch Infratest Burke Sozialforschung mittels mündlicher Interviews an 100 Arbeitsstätten<br />

(FhIAO 1999: 20ff).<br />

20


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

leme bei betrieblicher Weiterbildung thematisieren, Lücken im regionalen Weiterbildungsangebot<br />

identifizieren und die solchermaßen unsystematisch ermittelten Bedarfe anschließend in die<br />

Angebotsentwicklung einfließen lassen.<br />

Kooperative Formen der Bedarfsermittlung können auch in fest institutionalisiertem Rahmen<br />

stattfinden, in unbefristeten Gremien (Kommissionen, Beiräte, regionale Wirtschaftsforen etc.)<br />

oder auf der Basis von Kooperationsverträgen. Dann tragen sie zur fortgesetzten Vernetzung<br />

relevanter Akteure, zu kontinuierlichem Informationsfluss und zur dialogischen Überwindung<br />

von Interessensgegensätzen bei (Weil/Zarth 1992: 87).<br />

3.2. Prognose<br />

Die längerfristige Antizipation von Entwicklungspfaden des Arbeitsmarktes und von Qualifikationen<br />

gehört zu den vorrangigen Zielen von Bedarfsermittlung. Prognosen befinden sich allerdings<br />

in einem "Trilemma" (Mertens 1988: 173ff) von sich gegenseitig beeinflussenden Größen:<br />

So sinkt z.B. bei großem Prognosezeitraum der Grad der Zuverlässigkeit und der Informationsgehalt<br />

der Vorhersage.<br />

Einfache Prognoseverfahren und ökonometrische Modellierung<br />

Quantitativ orientierte Bedarfsermittlung, die an der Arbeitsmarktentwicklung und damit auf<br />

makroökonomischer Ebene ansetzt, kann entweder auf datenorientierte Prognoseverfahren ohne<br />

detaillierte Kausalmodelle 20 oder auf hypothesengestützte ökonometrische Modelle zurückgreifen<br />

(Knepel 1995, Hujer 1995). Ökonometrische Verfahren liefern über Prognosen hinaus<br />

auch Simulationen von Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung, die je nach Ansatz nach Sektoren,<br />

Branchen oder auch Berufen/Tätigkeitsfeldern aufschlüsselbar sind. Hinweise auf Qualifizierungsbedarf<br />

entstehen durch den Abgleich des vorhandenen Arbeitskräfte- bzw. Qualifikationspotenzials<br />

mit der prognostizierten sektoralen oder Branchenentwicklung.<br />

Auf ein für unsere Zwecke interessantes Schätzverfahren wurde bereits im Abschnitt "Sekundäranalyse"<br />

bzw. im Anhang hingewiesen: die IAB/Prognos-Projektion zur Arbeitsmarktlandschaft<br />

2010 ist eine der bedeutendsten und meist ausgewerteten Prognosen. 21 Sie basiert auf einem<br />

offenen ökonometrischen Modell, das qualitativ durch Expert/innenratings ergänzt wird und<br />

quantitativ durch Szenarien. Dabei handelt es sich um mögliche Ausprägungen der Wirt-<br />

20 Indikatorensysteme, Regressions- und Faktorenmodelle, Zeitreihenanalysen, Trendexplorationen etc.<br />

21 Die Datengrundlage der IAB/Prognos-Studie wird aus datenschutzrechtlichen Gründen allerdings lediglich<br />

über IAB-Auswertungen zur Verfügung gestellt.<br />

21


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

schafts-/Arbeitsmarktentwicklung und des Wandels der Tätigkeitsstruktur, die als ein optimistisches,<br />

ein mittleres und ein pessimistisches Szenario ausgemalt werden (G.I.B. 1998: 58f). Die<br />

IAB/Prognos-Studie hat wie andere Prognoseinstrumente, die in der Bundesrepublik eingesetzt<br />

werden, den entscheidenden Nachteil, nur unter methodischen Vorbehalten "regionalisierbar"<br />

zu sein (s.o.). Explizit regionale ökonometrische Modelle werden in der Bundesrepublik nicht<br />

angewandt, wenngleich das IAB mit dem Projekt "<strong>Region</strong>ales Arbeitsmarkt-Informationssystem"<br />

(REGARIS) einen ersten Schritt machte. 22 REGARIS stand jedoch als zentrale Datenquelle nie zur<br />

Verfügung und ist mittlerweile in einem anderen Projekt (ABIS bzw. ABIS.REG) aufgegangen,<br />

das sich noch in der Testphase befindet.<br />

Ein Blick über den nationalen Tellerrand soll Einblicke in mögliche Anwendungen ökonometrischer<br />

Methoden in regionalem Kontext gewähren. Bei den beiden folgenden Beispielen aus Dänemark<br />

und Kanada handelt sich jeweils um umfassendere Konzepte, in denen ökonometrische<br />

Modellierung nur ein Element darstellt.<br />

• In Dänemark wurde vor dem Hintergrund regionalisierter Arbeitsmarktpolitik das computergestütztes<br />

Simulationsmodell RIMO (<strong>Region</strong>ales Interaktives Modell) entwickelt, das auf<br />

einem ökonometrischen Modell (ADAM) basiert. Mit RIMO als leicht handhabbarer, jährlich<br />

aktualisierter PC-Software lassen sich auf nationaler wie regionaler Ebene Prognosen der Bevölkerungs-,<br />

Wirtschafts-, Beschäftigungs- und Baubedarfsentwicklung von den entsprechenden<br />

Planungsbehörden erstellen. Für die Anwender/innen in der regionalen Arbeitsmarktplanung<br />

lassen sich so u.a. verschiedene Entwicklungsszenarien von branchendifferenzierter<br />

Beschäftigung, Arbeitsangebot und Arbeitslosigkeit bis auf die Ebene von "workforce<br />

districts" (realen regionalen Arbeitsmärkten) berechnen. RIMO-Einjahresprognosen bilden<br />

die Grundlage für die sogenannten Quartalsausblicke. Dabei handelt es sich um vierteljährliche<br />

arbeitsmarktpolitische Berichte der <strong>Region</strong>en, die auf der Basis von sekundärstatistischen<br />

Analysen erstellt und anschließend – bottom-up – zur Nationalprognose aggregiert werden.<br />

Neben den RIMO-Daten fließen qualitative Informationen aus regionalen Unternehmenspanels<br />

und regelmäßigen Betriebsbefragungen der lokalen Arbeitsämter ein (G.I.B. 1998: 44ff,<br />

Hilbert at al. 2000: 175ff).<br />

• Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Kanada, wo Prognosen zum Qualifikationsbedarf weitgehend<br />

auf regionaler Ebene – nach einheitlichem Ansatz – erfolgen und anschließend auf nationaler<br />

Ebene zusammengefasst werden. Mit dem Instrument der "Canadian Occupational<br />

22 REGARIS umfasste eine regionale Datenbank, Modellrechnungen, <strong>Region</strong>alprofile, Nachfrage- und<br />

Angebotsprognosen, Arbeitsmarktsimulationen, auf die mit Hilfe des Softwareprogramms "Geographisches<br />

Informationssystem" GIS zugegriffen werden sollte (G.I.B. 1998: 59f).<br />

22


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Projection System" (COPS) werden Arbeitsmarktchancen für unterschiedliche Berufsgruppen<br />

in Abhängigkeit von der ökonomischen Entwicklung betrachtet und können in Szenarien<br />

durchgespielt werden (Hilbert et al. 2000: 166ff).<br />

Szenarien<br />

Szenarien sind verdichtete, komplexe Prognosen, die mehrere Variablen und deren Abhängigkeit<br />

zu Randbedingungen beinhalten. Während Prognosen quantifizierte Aussagen über einen künftigen<br />

Zeitpunkt machen, wobei der als linear erachtete Entwicklungsweg bis zu diesem Zeitpunkt<br />

im Dunkeln verbleibt, lässt die Szenariomethode mehr interpretative Freiheit zu. Sie geht<br />

zwar ebenfalls davon aus, dass es unter zu erwartenden Bedingungen Entwicklungstrends mit<br />

hoher Plausibilität gibt, zieht dann jedoch in Betracht, dass Alternativentwicklungen möglich<br />

sind. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Technik-, Gesellschafts-, <strong>Region</strong>alentwicklungen zu<br />

einem gewissen Grad politisch gestaltbar sind. Aus diesem Grund bietet sich die Szenariomethode<br />

auch besonders für beteiligungsorientierte Ansätze an.<br />

Für die Frage regionalen Qualifizierungsbedarfs heißt das: Hat ein wissenschaftliches Institut<br />

Szenarien z.B. zur Entwicklung des Konsumsektors in einer <strong>Region</strong> (vgl. Joussen 1997) erstellt,<br />

so sind anschließend die Folgen der skizzierten Entwicklungen für die Qualifizierung der Beschäftigten<br />

zu untersuchen. Welche Kompetenzen – fachliche, technische, soziale, Informationskompetenz<br />

– für einzelne Segmente an Bedeutung gewinnen werden, kann allerdings nur<br />

grobrastrig und trendmäßig im Sinne eines längerfristigen regionalen Leitbildes ermittelt werden.<br />

Delphi-Methode<br />

Delphi ist eine Prognosetechnik, bei der Aussagen über die Zukunft mit Hilfe von Expert/innenbefragungen<br />

gewonnen werden sollen. Im Kontext der Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

kann die Delphi-Methode z.B. Trendaussagen zu Entwicklungen in regionalen<br />

Wirtschaftszweigen liefern.<br />

Anders als bei einem individuellen Expert/innen-Interview werden beim Delphi-Verfahren Informationen<br />

anonymisiert in mehreren Befragungsrunden gewonnen. Dabei werden die Expert/innen<br />

mit den Einschätzungen ihrer Kolleg/innen konfrontiert und können ihre eigenen<br />

Prognosen korrigieren. Es wird davon ausgegangen, dass mit zunehmender Einheitlichkeit der<br />

Urteile die Treffsicherheit der Vorhersage steigt. Die Zielgenauigkeit von Delphi-Prognosen ist<br />

umstritten; der Vorteil der Methode wird aber darin gesehen, eine größere Gruppe von Expert/innen<br />

mit einem ökonomisch handhabbaren Befragungs- und Feedbackverfahren in einen<br />

systematischen Beratungsprozess einzubinden (Brosi et al 1999).<br />

23


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Zukunftskonferenzen und -werkstätten<br />

Wie die oben erwähnten Formen projektbezogener Kooperation setzen Zukunftskonferenzen<br />

und -werkstätten auf die Zusammenführung relevanter Akteure und auf diskursive Bedarfsermittlung.<br />

Dabei wird die prospektive Zielsetzung noch stärker betont – teilweise werden Szenarien<br />

diskutiert und dialogisch ausgewertet, die nach gemeinsamer Absprache in Auftrag gegeben<br />

wurden (Joussen 1997). Zukunftskonferenzen stehen auch interessierten Bürger/innen offen.<br />

4. Anwendungsfelder regionaler Bedarfsermittlung<br />

Die beschriebenen Instrumente und Verfahren der Bedarfsermittlung werden üblicherweise<br />

kombiniert und in unterschiedlichen Anwendungsfeldern, d.h. aus unterschiedlichen Zielsetzungen<br />

und Perspektiven heraus eingesetzt. So werden die Nachfrage- oder die Angebotsseite von<br />

Arbeitskräften/Qualifikationen beschrieben, die Vermittlungsebene des Qualifizierungsangebots<br />

oder es wird zielgruppenspezifischer Bedarf ermittelt. Einige Fallbeispiele sollen nun die vorangegangene<br />

Analyse konkretisieren.<br />

4.<strong>1.</strong> Die Nachfrageseite: Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarf<br />

Makroebene: <strong>Region</strong>ale Wirtschafts- und Arbeitsmarktanalysen<br />

Um Ungleichgewichte von angebotener und nachgefragter Qualifikation (Mismatch) abzubauen,<br />

muss zunächst das Informationsdefizit im Bereich der Nachfrage nach Arbeitskräften abgebaut<br />

werden. Für Untersuchungen der regionalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation bildet die<br />

Nachfrageseite daher einen Schwerpunkt. 23 Entwicklungen der Arbeitsmarktregion werden mit<br />

Landes- und Bundestrends verglichen, um regionale Besonderheiten des strukturellen Wandels<br />

herauszufiltern. Üblicherweise wird die Entwicklung nach Sektoren, Branchen, Tätigkeiten und<br />

Qualifikationsstrukturen aufgeschlüsselt. Qualifizierungsbedarfe werden aus Strukturverschiebungen<br />

der Sektoren und Branchenkonstellation abgeleitet, von denen angenommen wird, dass<br />

sie zu beruflichen "Wanderungsbewegungen" von Arbeitskräften führen, und aus der unterstellten<br />

Veränderung von Tätigkeiten durch technologische oder organisatorische Neuerungen<br />

(Krippendorf 1988). Teils werden über die Bestandsaufnahme hinaus Prognosen gemacht.<br />

Eine klassische Wirtschafts- und Arbeitsmarktanalyse stellt der Strukturbericht der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

dar (Batz et al. 1999). Im Bereich der Arbeitskräfte-Nachfrage umfasst er eine sekundärstatistische<br />

Auswertung der Wirtschaftskraft Baden-Württembergs im Vergleich zum Bund, 24 sowie<br />

23 Die Angebotsseite stellt den zweiten Schwerpunkt dar, der allerdings unter Kap. 4.2. behandelt wird.<br />

24 Einkommensentwicklung, Bruttoinlandsprodukt, Investitionsquoten, Arbeitslosenquoten, offene Stellen.<br />

24


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Analysen der wirtschaftlichen und der Beschäftigungsentwicklung im Verarbeitenden Gewerbe<br />

und im Dienstleistungssektor, bei denen v.a. die einzelnen Landkreise der <strong>Region</strong> untereinander<br />

verglichen werden. 25<br />

Noch stärker auf die Nachfrage nach Qualifikationen ist die IMU-Studie "Qualifizierung in polarisierten<br />

Arbeitsmärkten" (Fischer/Vogl 1998) für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> zugeschnitten. Methodisch<br />

umfasst sie:<br />

• Sekundäranalysen v.a. der Beschäftigtenstatistik: <strong>Region</strong>ale Veränderung der Beschäftigungsanteile<br />

zwischen Sektoren und innerhalb von relevanten Branchen werden mit den<br />

Landes- und Bundesentwicklungen verglichen.<br />

• Sekundäranalysen aktueller Prognosen, 26 auf denen aufbauend Einflussfaktoren (struktureller/technischer<br />

Wandel, Internationalisierung, neue Formen der Arbeitsorganisation, sinkender<br />

Arbeitskräftebedarf etc.) auf den Wandel von Qualifikationsanforderungen diskutiert<br />

werden.<br />

• Expert/innen-Interviews zu veränderten Qualifikationsanforderungen.<br />

• Über die Analyse der Qualifikationsnachfrage bzw. ihrer prospektiven Entwicklung hinaus<br />

werden der rechtliche Rahmen betrieblicher Bedarfsermittlung und Qualifizierung (Tarifvertrag,<br />

ISO 9000 etc.), das regionale Weiterbildungsangebot und die Trägerstruktur dargestellt.<br />

Mesoebene: Branchenanalysen<br />

Auch bei Branchenanalysen stehen Strukturschwächen und -stärken im Vordergrund. Es wird<br />

auf die ökonomisch-technische Entwicklung der Branche eingegangen, auf arbeitsorganisatorische<br />

Anforderungen – insbesondere neue Anorderungsprofile –, auf die erwartete Entwicklung<br />

der Beschäftigtenstruktur im Kontext des Strukturwandels, zum Teil auf die Beschäftigungssituation<br />

spezifischer Zielgruppen. Dabei werden neben Primärerhebungen über Unternehmensbefragungen<br />

oft auch vorliegende Studien (z.B. IAB/Prognos-Projektion, Verbandsumfragen) zur<br />

25 Umsatz- und Exportentwicklung, Gründungsmeldungen und Insolvenzen, Auftragseingänge, Beschäftigtenstatistik<br />

– inkl. Frauenbeschäftigung, Geringqualifizierte –, Analyse von Beschäftigungspotenzialen<br />

im Bereich "einfacher Dienstleistungen".<br />

26 Deutschlandreport von Prognos von 1993, die IAB/Prognos-Projektionen des Arbeitskräftebedarfs bis<br />

2010, deren 1994er Aktualisierung und die Fortschreibung von 1996 sowie zwei badenwürttembergische<br />

Studien ("Qualifikationsbedarf 2000" des Wirtschaftsministeriums Baden-<br />

Württemberg und IAW/ZEW 1993).<br />

25


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Sekundäranalyse herangezogen, oder aber die branchen- und tätigkeitsspezifische Untersuchung<br />

lehnt sich an die IAB/Prognos-Studie an. Teils werden Vorschläge für betriebliche Qualifizierung<br />

und außerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen entworfen.<br />

Bei der diesjährigen Untersuchung der IT-Branche in der <strong>Region</strong> Karlsruhe wurden 650 Betriebe<br />

von der IHK angeschrieben. Im Zentrum des Interesses standen die Fragen, wie groß der beklagte<br />

IT-Fachkräftemangel konkret sei und welche Auswirkungen er auf die <strong>Region</strong> habe, wie Betriebe<br />

mit Kapazitätsengpässen umgingen, wie sich die Ausbildungsplatzlage gestalte, welche<br />

Qualifikationsprofile die Firmen benötigten und welche Konsequenzen die Situation für Forschung<br />

und Lehre habe. Einen eher untypischen Zugang einer Branchenanalyse wählte das Institut<br />

für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung Halle-Leipzig (isw) in seiner Studie zu Trendqualifikationen<br />

in der IT-Branche. Das isw untersuchte neun stark expandierende (Trendsetter-) Unternehmen,<br />

zunächst anhand eines schriftlichen Fragebogens zu den Personalbedarfen und den<br />

erwünschten fachlichen und sozialen Kompetenzen von Bewerber/innen. Daran knüpften intensive<br />

Interviews der bereits in Kapitel 3.<strong>1.</strong> erwähnten Trend-Scouts vor Ort an, z.T. direkt am Arbeitsplatz<br />

von Mitarbeiter/innen. Auf dieser Grundlage konnte eine Diskrepanz zwischen den<br />

betrieblichen Qualifikationsbedarfen und den Qualifikationsfächern der neuen Ausbildungsberufe<br />

ermittelt werden. 27<br />

Mikroebene: Betriebsbezogene Bedarfsermittlung<br />

Das Methodenspektrum betriebsbezogener Bedarfsermittlung umfasst Unternehmensbefragungen,<br />

Expert/innengespräche zu Qualifizierungs- und Personalbeschaffungsstrategien (z.B. Interviews<br />

mit Ausbildungs- und Personalleiter/innen, der Befragung von Beschäftigten/Betriebsrät/innen)<br />

und betriebliche Qualifikationsanalysen, die auf funktions- und aufgabenbezogene<br />

Qualifizierung im Unternehmen abheben (G.I.B. 1998: 17; G.I.B. 1997: 14). Wei-tere<br />

Möglichkeiten, die Nachfrageseite des Arbeitskräfte- und Qualifikationsbedarfs auf Mikroebene<br />

abzubilden, stellen Unternehmenspanels dar, die z.B. analog zum IAB-Betriebspanel gestaltet<br />

sein können.<br />

Mögliche Stoßrichtungen betrieblicher Bedarfsermittlung werden nun exemplarisch an der Unternehmensbefragung<br />

in der <strong>Region</strong> Bonn/Rhein-Sieg dargestellt: Knapp 150 Unternehmen aus<br />

27 Die Bereitschaft der IT-Unternehmen, an der erwähnten isw-Studie teilzunehmen, knüpften diese übrigens<br />

an die Bedingung, dass das isw einen Beitrag zur Lösung ihres Personalproblems leiste. Daraufhin<br />

organisierte das isw unter Einbezug der einschlägigen arbeitsmarktpolitischen Akteure die Anwerbung<br />

von zunächst 40 Bewerber/innen, die in einem Assessment-Center auf soziale Kompetenzen (2 Wochen)<br />

und Fachkompetenzen (2 Wochen) geprüft wurden. Vor eine Übernahme oder Qualifizierung durch den<br />

Betrieb wurden noch vierwöchige Betriebspraktika geschaltet. Die unmittelbar an den betrieblichen Bedarfen<br />

und den persönlichen Voraussetzungen und Interessen der Bewerber/innen orientierte Vorgehensweise<br />

erwies sich als sehr erfolgreich.<br />

26


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Schwerpunktsektoren des regionalen Strukturwandels wurden befragt. Neben der Erfassung des<br />

Arbeitskräftebestands und der Qualifikationsstruktur (u.a. Anteil von gering qualifizierten Männern/Frauen)<br />

ging es um die Analyse der Entwicklung betrieblicher Personalstruktur, die Personalfluktuation<br />

der letzten Jahre und aktuelle Engpässe bei der Personalrekrutierung. Veränderte<br />

aktuelle und künftige Personalanforderungen und der diesbezügliche Qualifikationsbedarf sollten<br />

abgeschätzt und interne wie externe Weiterbildungsstrategien dargelegt werden. Es wurden<br />

der Arbeitsmarkt für Frauen beleuchtet, der Bedarf an Teilzeitarbeit, Beschäftigungspotenziale<br />

durch neue Arbeitsformen und Arbeitszeitflexibilisierung, ebenso wie Erfahrungen mit Bewerber/innen<br />

aus öffentlich geförderten Weiterbildungsmaßnahmen. Schließlich wurde gefragt, mit<br />

welchen Aktivitäten die Akteure der Arbeitsmarktpolitik und Wirtschaftsförderung die Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze unterstützen könnten (G.I.B. 1999: 9). Die Qualifizierungsbedarfsanalyse<br />

Bonn/Rhein-Sieg zeichnet sich darüber hinaus durch einen beteiligungs-orientierten Ansatz aus:<br />

bereits in die Konzeptionalisierung des Projektes wurden die wichtigen regionalen Akteure eingebunden,<br />

was den ermittelten Ergebnissen eine hohe Akzeptanz sicherte und zu einer Reihe<br />

ideenreicher Umsetzungsprojekte führte. Sie reichen von der Durchführung branchenspezifischer<br />

Job-Börsen über gezielte Beratung zu neuen Arbeitszeitmodellen bis hin zur Einrichtung<br />

branchenspezifischer Arbeitskreise von Unternehmen, Arbeitsamt, Weiterbildungsträgern und<br />

<strong>Region</strong>alsekretariat, mit dem Ziel der bedarfsnahen Qualifizierung von Arbeitssuchenden<br />

(Schönborn-Waldorf et al. 1998: 38).<br />

27


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Abb. 2: Interviewschwerpunkte der Qualifizierungsbedarfsanalyse Bonn/Rhein-Sieg<br />

Quelle: G.I.B. (Hg.) (1999): S. 1<strong>1.</strong><br />

Ein besonderes Augenmerk auf die Qualifikationsentwicklung wurde in einer Pilot-<br />

Unternehmensbefragung des BIBB (Bardeleben et al. 1999) gerichtet. Mit Fragen nach erwarteten<br />

Prozess- und Produktinnovationen, nach dem Einsatz neuer Techniken und Technologien,<br />

Veränderungen der Organisations- und Unternehmensstruktur, Anpassungen an Marktveränderungen<br />

und die Internationalisierung der Märkte, rechtlichen Änderungen, Verrechtlichung oder<br />

Zertifizierung lassen sich z.T. auch latente Bedarfe abfragen.<br />

Bedarfsermittlung aus Sicht von Weiterbildungsanbietern<br />

28


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Eine genaue Kenntnis der Weiterbildungsbedarfe von betrieblichen und individuellen Nachfrager/innen<br />

bei den Weiterbildungseinrichtungen kann zur Reduktion von Mismatch durch die<br />

Angebotsentwicklung der Träger selbst beitragen. Auf die Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs<br />

aus der Sicht der Weiterbildungseinrichtungen als eine Form nachfrageseitiger Bedarfsanalysen<br />

sei nur kursorisch verwiesen (G.I.B. 1998: 18). Angebotsentwicklung erfolgt bei den Bildungseinrichtungen<br />

häufig eher unsystematisch und beiläufig (Merk 1992: 114). Wenn ein systematisches<br />

Vorgehen gewählt wird, so wird zum Großteil auf die in Kapitel 3 dargestellten Instrumente<br />

zurückgegriffen, die je nach Kosten-Nutzen-Erwägung vor dem Hintergrund der finanziellen<br />

und personellen Ausstattung der Einrichtung eingesetzt werden. Einen Überblick gewährt die<br />

Systematik in Anlehnung an Gerhard (1992):<br />

Tabelle 2: Bedarfsermittlung durch Weiterbildungsträger<br />

Methoden der Bedarfsermittlung<br />

Sichtung und Auswertung von:<br />

• allgemeinen Zeitschriften und audiovisuellen<br />

Medien<br />

• gesellschaftlichen/wirtschaftspolitischen Diskussionen<br />

und Programme<br />

• Fachzeitschriften und Forschungsliteratur<br />

• Weiterbildungsprogrammen ähnlicher Zielrichtung<br />

Verfahren der Bedarfsermittlung<br />

• informelle Kontakte mit Praxis- und Fachvertreter/innen<br />

• informelle Gespräche mit Dozent/innen, Referent/innen<br />

und Teilnehmer/innen<br />

• Expert/innenratings<br />

• formalisierte/institutionalisierte oder projektbezogene<br />

Kontakte mit Einrichtungen, Organisationen,<br />

Verbänden<br />

• Statistiken<br />

• Seminardaten<br />

• Angaben von TeilnehmerInnnen- und Absolvent/innen<br />

Ermittlung von:<br />

• Qualifikations- und Arbeitsplatzprofilen im<br />

Betrieb (Soll-ist-Abgleich)<br />

• berufsbezogenen Anforderungen<br />

Quelle: Gerhard (1992)<br />

4.2. Die Angebotsseite: Arbeitskräfte- und Qualifikationsangebot<br />

Voraussetzung für die Unterstützung von "Matching" ist neben der Kenntnis der Nachfrageseite<br />

des Arbeitsmarktes auch die der Angebotsseite, d.h. letztlich des endogenen Potenzials einer<br />

<strong>Region</strong>. Das Angebot umfasst neben den Erwerbstätigen die Summe der gemeldeten Arbeitslosen,<br />

Teilnehmer/innen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (ABM, FbW) und die versteckten<br />

Arbeitslosen (stille Reserve). Quer dazu sind spezifische Zielgruppen zu betrachten.<br />

29


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Arbeitskräftepotenzialanalyse<br />

Informationen über Umfang und Struktur des Erwerbspersonenpotenzials – Daten zum Niveau<br />

von Bildung und Ausbildung, zur Beteiligung an allgemeiner und beruflicher Weiterbildung oder<br />

der Funktion im Betrieb – liegen auf regionaler Ebene kaum vor (G.I.B. 1998: 40).<br />

Analysen des Arbeitsangebots erfolgen häufig als ein Teilbereich in den oben bereits erwähnten<br />

Wirtschafts- und Arbeitsmarktstudien, in Qualifikationsbedarfsprognosen, in eigenständigen<br />

Arbeitskräftepotenzialanalysen und Erwerbspersonenpanels. Zum Teil konzentrieren sie sich auf<br />

registrierte Arbeitslose und Maßnahmenteilnehmer/innen.<br />

Als Beispiel für die erste Kategorie – Wirtschafts- und Arbeitsmarktanalysen – sei nochmals der<br />

Strukturbericht der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> (Batz et al. 1999) herangezogen. In ihm erfolgt die Angebotsanalyse<br />

sehr grobgerastert durch die sekundäre Auswertung der Arbeitsmarktstatistik der<br />

Bundesanstalt für Arbeit. Dabei wird schwerpunktmäßig die Struktur der Arbeitslosigkeit betrachtet,<br />

d.h. es wird nach Geschlecht, Dauer, Nationalität und Alter differenziert. Darüber hinaus<br />

wird auf Kurzarbeit, Ausbildungsplatzsituation, auf die Maßnahmen und den Umfang aktiver<br />

Arbeitsförderung eingegangen.<br />

Über diese Basisinformationen hinaus wird in einer Studie zum Qualifikationsbedarf der <strong>Region</strong><br />

Nürnberg (Krippendorf 1988) auf demographische Entwicklungstendenzen eingegangen und<br />

auf die erwartete Relation der aus dem Arbeitsprozess ausscheidenden zu den neu eintretenden<br />

Personen. Krippendorf betrachtet die Entwicklung des Angebots spezifischer Zielgruppen (Frauen,<br />

Ausländer), untersucht das Erwerbspersonenpotenzial nach Qualifikationsstruktur, betrachtet<br />

Ausbildungsquoten und Teilnahmequoten für FbW- und Reha-Maßnahmen. Aus dem Vergleich<br />

mit Daten der Landes- und Bundesebene wird auf Nachholbedarf bei der beruflichen<br />

Qualifizierung geschlossen. In der baden-württembergischen Studie "Qualifikationsbedarf<br />

2000" wird die quantitative und qualitative Entwicklung des Arbeitskräfteangebots mit Hilfe von<br />

Prognosen über die Entwicklung der Erwerbspersonen (Gesamtzahl, Frauenerwerbsquote, Altersstruktur),<br />

die Absolventenzahlen (Schule, Berufsausbildung, Hochschule) und mit Analysen<br />

zum Berufswahlverhalten (Ausbildungsstellen, Berufswünsche) projiziert.<br />

Noch detaillierter versucht eine Studie zum Arbeitskräftepotenzial in der <strong>Region</strong> Oder-Spree<br />

(Groß 1995) die quantitative und qualitative Struktur des Potenzials von Arbeitslosen und Maßnahmeteilnehmer/innen<br />

nach Kriterien zu erfassen, die für regionale Wirtschaftsförderung relevant<br />

sind. An Strukturdaten der Arbeitslosen interessierten die berufliche Ausgangsqualifikationen<br />

nach Berufsgruppe, Dauer der Arbeitslosigkeit, Geschlecht, Altersgruppe und angestrebter<br />

Zielberuf. Bei Teilnehmer/innen von Arbeitsamtmaßnahmen wurde darüber hinaus das Maßnahmeziel<br />

(Fortbildung oder Umschulung) erfasst bzw. das inhaltliche Profil der ABM und die<br />

Frage, ob eine Qualifizierung damit einhergeht. Nach einer Analyse der Arbeitskräftenachfrage<br />

30


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

und einer Untersuchung von Quantität und Struktur der regionalen Arbeitsvermittlung wurden<br />

Qualifikationsangebot und -nachfragestruktur einander gegenübergestellt und Handlungsempfehlungen<br />

abgeleitet.<br />

Erwerbspersonenpanels sind Befragungen einer repräsentativen Stichprobe von Erwerbstätigen<br />

und Erwerbslosen in meist jährlichem Abstand. Eine Stichprobe sollte, um verlässliche Ergebnisse<br />

zu liefern, mindestens 2% der Erwerbsbevölkerung umfassen. Wenn nicht auf vorhandene Panels<br />

zurückgegriffen werden kann, ist dies bereits bei einmaliger Durchführung sehr zeit- und<br />

kostenaufwendig.<br />

Zielgruppenbezogene Analyse des Beschäftigungs- und Qualifizierungsbedarfs<br />

Frauen, Niedrigqualifizierte, Ausländer/innen, behinderte Menschen, ältere Erwerbspersonen<br />

und Jugendliche tragen ein erhöhtes Arbeitsmarktrisiko. Ein wesentlicher Faktor dafür scheint ihr<br />

systematisch schlechterer Zugang zu beruflicher Weiterbildung zu sein. Von den erwähnten<br />

Gruppen stehen vor allem Frauen im Blickpunkt zielgruppenspezifischer Bedarfsanalysen. 28<br />

Diese umfassen meist eine geschlechtsspezifische Analyse des regionalen Arbeitsmarkts, die wie<br />

allgemeine Strukturanalysen auf sekundärstatistischen Auswertungen und einem Vergleich mit<br />

Landes- und Bundesdaten beruht (Hermann et al. 1992). Dabei stellen sich allerdings<br />

Datenprobleme: bestimmte Daten werden nicht geschlechtsspezifisch erfasst, andere zwar<br />

schon, werden aber nicht auf regionaler/Landkreis-Ebene veröffentlicht (z.B.<br />

Teilzeitbeschäftigung), dritte werden insgesamt unzureichend erfasst (z.B. geringfügige<br />

Beschäftigung) (Helfrich-Koesling/Gordner 1997: 3f). Auch die Qualifikationssituation von<br />

Frauen lässt sich aus dem Datenmaterial der amtlichen Statistik kaum erschließen. 29 So kann<br />

Qualifizierungsbedarf nur sehr undifferenziert im Hinblick auf zukunftsträchtige<br />

Beschäftigungspotenziale und -felder abgeleitet werden (G.I.B. 1998: 17). Manche<br />

Untersuchungen spezifizieren jedoch über die Strukturanalyse hinaus die geschlechtsspezifische<br />

Betrachtung von Beschäftigungs- und Weiterbildungssituation durch<br />

Unternehmensbefragungen (Fritz/Reuschl 1996). Auch solche Studien sind jedoch oft weniger<br />

auf die Identifizierung von inhaltlichen Qualifizierungsbedarfen hin ausgelegt als auf die Analyse<br />

von Benachteiligung im Qualifizierungsbereich und die Identifizierung von defizitären<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Das Fallbeispiel einer umfassenderen Studie aus dem Landkreis Saarlouis (Fritz/Reuschl 1996)<br />

illustriert mögliche Untersuchungsschwerpunkte. In der Strukturanalyse wurden zunächst die<br />

28 Geschlechtsspezifische Daten werden zunehmend auch in allgemeinen Arbeitsmarktanalysen berücksichtigt,<br />

so z.B. im Strukturbericht der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

29 Dies gilt zumindest jenseits des Ausbildungsstands arbeitslos gemeldeter Frauen, der wiederum mit der<br />

für eine Tätigkeit notwendigen Qualifikation nicht kongruent sein muss.<br />

31


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

wirtschaftliche und die Beschäftigungs-Entwicklung 30 sowie die Arbeitsmarktdaten 31 so weit wie<br />

möglich geschlechtsspezifisch aufgeführt. Nach explorativen Expert/inneninterviews wurden<br />

schriftliche Befragungen von KMU und mündliche Interviews in Großbetrieben durchgeführt. Im<br />

Vordergrund standen die Themenkomplexe Weiterbildung von Frauen, Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf sowie Maßnahmen der Frauenförderung. Konkret wurden die betriebliche Qualifikationsstruktur,<br />

das Ausbildungsverhalten und Arbeitszeiten erfasst. Die Teilnahme von Männern<br />

und Frauen an betrieblicher Weiterbildung wurde nach Gründen, Inhalten und Auswirkungen<br />

aufgeschlüsselt, es wurde nach Maßnahmen für gering qualifizierte Frauen bzw. ausschließlich<br />

für Frauen gefragt und nach Form, Ort bzw. Rahmenbedingungen von Maßnahmen. Bei der<br />

branchendifferenzierten Befragung zu Maßnahmen zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf bildete sich ein Schwerpunkt im Bereich Arbeitszeit/Zeiteinteilung, 32 gefolgt von<br />

indirekten Angeboten zur Organisation von Kinderbetreuung und Familienaufgaben, 33 während<br />

direkte Hilfestellungen ganz hinten lagen. 34 Schließlich wurden betriebliche Frauenfördermaßnahmen<br />

bzw. die Ursachen für ihr Fehlen analysiert.<br />

Die Vermittlungsebene: Das Weiterbildungsangebot<br />

Nach der Analyse der Qualifikationsbedarfe der Nachfrageseite und der Qualifikationspotenziale<br />

bzw. Qualifizierungsanforderungen der Arbeitskräfte fehlt schließlich die Übersicht über die verfügbaren<br />

Weiterbildungsangebote in der <strong>Region</strong>. In Weiterbildungsangebots-Analysen wird die<br />

Passgenauigkeit des Angebots von Weiterbildungsträgern 35 hinsichtlich betrieblicher und individueller<br />

Qualifizierungsbedarfe untersucht, Angebotsschwerpunkte und vernachlässigte Bereiche<br />

sollen identifiziert werden. Eher selten sind Untersuchungen, die die qualitative Dimension des<br />

Weiterbildungsangebots unter die Lupe nehmen und über leicht quantifizierbare Informationen<br />

wie den Anteil von Weiterbildungsgängen mit berufsqualifizierendem Abschluss oder den Anteil<br />

qualitätszertifizierter Bildungseinrichtungen (ISO 9000 ff) auch qualitative Daten berücksichtigen<br />

wie z.B. die materielle und personelle Ausstattung der Träger, die Modernität der Übungsma-<br />

30 Nach Sektoren, Branchen, Beschäftigungsanteilen, Stellung im Beruf, Voll-/Teilzeit.<br />

31 Arbeitslosigkeit inklusive Herkunftsberufe, offene Stellen, Vermittlungen, Maßnahmen.<br />

32 Teilzeit, Gleitzeit, individuell vereinbarte Arbeitszeit, Freistellungen von Überstunden wegen<br />

Kinderbetreuung und Familienaufgaben, Job-Sharing.<br />

33 Soforturlaub bei Erkrankung von Kindern, Beurlaubung zur Pflege erkrankter Familienmitglieder, Beurlaubung<br />

über das gesetzliche Maß des Erziehungsurlaubs hinaus, Verlängerung des Erziehungsurlaubs<br />

mit Arbeitsplatzgarantie.<br />

34 Kinderbetreuungsangebot bei Fortbildungen außerhalb der üblichen Arbeitszeit, Reservierung von<br />

Kindertagesstättenplätzen, Betriebskindergarten, betrieblicher Sozialdienst.<br />

35 Das betriebsinterne Qualifizierungsangebot geht nicht in die Untersuchungen ein; es kann nur über<br />

Unternehmensbefragungen eruiert werden, welche üblicherweise im Kontext der nachfrageorientierten<br />

Bedarfsermittlung durchgeführt werden.<br />

32


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

schinen, Qualität von Lehr- und Lernmaterialien, fachliche und pädagogische Kompetenz der<br />

Dozenten oder Abbruchquoten und -gründe.<br />

Speziell mit Blick auf die Qualifizierungsbedarfe kleiner und mittlerer Unternehmen wurden<br />

1999 die Angebotsprofile brandenburgischer Bildungsträger untersucht (Schuldt 1999). Methodisch<br />

beinhaltet die Studie eine Auswertung der regionalen Weiterbildungsdatenbank (regionale<br />

Verteilung des Angebots, thematische Schwerpunkte, KMU-relevante Angebote) und eine repräsentative<br />

schriftliche Befragung von rund 400 Bildungseinrichtungen. Analysiert wurde,<br />

• inwieweit die Bildungsträger ein auf die spezifischen Weiterbildungsbedürfnisse und Problemwahrnehmungen<br />

von KMU ausgerichtetes, transparentes und zielgruppenorientiert vermarktetes<br />

Weiterbildungsangebot präsentierten; und<br />

• inwieweit die angebotenen Lehr- und Lernformen organisatorisch, curricular und räumlich/zeitlich<br />

flexibel auf die Bedürfnisse der KMU zugeschnitten waren.<br />

Dabei stellte sich heraus, dass sowohl das inhaltlich-thematische Angebotsprofil als auch die<br />

Lehrgangs- und Organisationsformen häufig nicht passgenau und selten so strukturiert waren,<br />

dass von ihnen Impulse für Weiterbildungsaktivitäten der regionalen KMU ausgingen.<br />

Maßnahmen, die das Angebot zwar nicht systematisch erfassen, aber zu einer erhöhten Angebotstransparenz<br />

führen, sind Weiterbildungsdatenbanken, Weiterbildungsmessen, -börsen und -<br />

berichte. Dabei hat sich in der Praxis erwiesen, dass solche Informationssysteme für Nutzer/innen<br />

nur dann attraktiv sind, wenn sie zugleich mit Orientierungshilfen oder Beratungen verbunden<br />

sind (Weil/Zarth 1993: 66, 78).<br />

4.4. Zusammenfassung<br />

Die Instrumente, Verfahren und Anwendungsfelder regionaler Qualifizierungsbedarfserhebungen<br />

bewegen sich in unterschiedlichen Spannungsfeldern. In Anlehnung an Mertens (1997: 6)<br />

lassen sich folgende Pole skizzieren:<br />

• gegenwartsnah – prospektiv: Analyse vs. Prognose<br />

• defizitorientiert – potenzialorientiert: Nachfrage vs. Angebot von Arbeitskräften und Qualifikationen<br />

• angebotsorientiert – bedarfsorientiert: Weiterbildungsbedarf vs. -angebot<br />

• flächendeckend – schwerpunktsetzend: allgemeine Strukturanalysen vs. Branchen, Zielgruppen<br />

etc.<br />

• arbeitsmarktorientiert – qualifikationsorientiert: Entwicklung des Arbeitsmarktes vs. Entwicklung<br />

von Qualifikationsanforderungen<br />

Nachdem die dargestellten Bedarfsanalysen<br />

33


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• die Form von Studien besaßen – d.h. extern anzufertigen sind, einen langen Weg bis zur<br />

Umsetzung von Erkenntnissen durchlaufen und schnell veralten – und<br />

• schwerpunktmäßig eine Perspektive (Qualifikations-Angebot/Nachfrage, Weiterbildung,<br />

Zielgruppen) besetzten, maximal Angebots- und Nachfrageseite nach Arbeitskräften (Strukturanalysen)<br />

kombinierten,<br />

werden im Folgenden integrierte Ansätze dargestellt, die<br />

• zeitnäher und umsetzungsorientierter vorgehen und<br />

• mehrere Perspektiven vereinigen.<br />

5. Umsetzungsorientierte und integrierte Ansätze regionaler Bedarfsermittlung<br />

5.<strong>1.</strong> QBW-Projekt 2000: „Qualifizierungsbedarf Weiterbildung“<br />

Ein erster Schritt, Bedarfsermittlung lösungs- und damit umsetzungsorientierter als in den konventionellen<br />

Betriebs- und Branchenbefragungen auszurichten, wird im QBW-Projekt 2000 verwirklicht,<br />

einer Unternehmensbefragung im Landkreis Rems-Murr. Ende 1999 hatte sich dort<br />

eine Gemeinschaftsinitiative des Arbeitsamts Waiblingen, der IHK, der Kreishandwerkerschaft<br />

und des Verbands der Metallindustrie mit dem Ziel gebildet, den Qualifizierungsbedarf der Betriebe<br />

transparenter zu machen, um so das regionale Weiterbildungsangebot und das Leistungsangebot<br />

des Arbeitsamts bedarfsgerechter aufeinander abzustimmen: das QBW-Projekt 2000<br />

wurde aus der Taufe gehoben.<br />

Ein Projektbeauftragter führte in einer ersten Befragungsrunde anhand des gemeinsam entwickelten<br />

Fragebogens face-to-face-Interviews mit Geschäftsführer/innen und/oder Personalleiter/innen<br />

von rund sechzig Betrieben aus Industrie, Handel und Handwerk durch. Eine zweite<br />

Befragungsrunde wird nochmals so viele Betriebe abdecken. Der Interviewer ermittelt dabei<br />

nicht bloß den aktuellen und künftigen Arbeitskräfte- und Qualifizierungsbedarf im Betrieb,<br />

sondern informiert bei Bedarf beispielsweise über das Förderinstrumentarium des Arbeitsamts,<br />

Angebote von Weiterbildungsträgern und Dienstleistungen der Kammern. Falls gewünscht, leitet<br />

er betrieblichen ad-hoc-Bedarf oder weitergehenden Beratungsbedarf unmittelbar an das<br />

Arbeitsamt bzw. die anderen Projektpartner weiter. Ansonsten werden die Befragungsergebnisse<br />

in neutralisierter Form zusammengefasst.<br />

Die bisherigen Erfahrungen sind positiv: Bei zehn bis zwölf jeweils rund neunzigminütigen Gesprächen<br />

pro Woche erwies sich die Bereitschaft der Betriebe zur Mitarbeit als hoch, und das<br />

Angebot eines Ansprechpartners wird aktiv genutzt. Aufgrund der Umfrageergebnisse erkennbare<br />

Bedarfsschwerpunkte gehen in die Planungen des Arbeitsamtes Waiblingen und seiner<br />

Geschäftsstellen ein und sollen eine schnelle, flexible und bedarfsorientierte Anpassung des dortigen<br />

Maßnahmenangebots bewirken. Der Projekt-Abschlussbericht, der die Befragungsergeb-<br />

34


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

nisse zusammenfasst, soll auch der regionalen Arbeitsgemeinschaft für berufliche Fortbildung<br />

präsentiert werden, die öffentliche und seit kurzem auch private Bildungsträger vernetzt. Bislang<br />

zeichnen sich Anpassungsnotwendigkeiten vor allem im fertigungstechnischen Bereich, bei der<br />

elektronischen Datenverarbeitung (EDV) und im Themenfeld Kunden- und Serviceorientierung<br />

ab.<br />

Das Projekt zeigt unterschiedliche regionale Feed-Back-Mechanismen auf. Deren Vernetzung<br />

ermöglicht eine bedarfsnahe Maßnahmen- und Angebotsplanung, betriebliche Qualifizierungsberatung<br />

und eine unmittelbare Deckung von Arbeitskräftemangel unmittelbarer, als dies mittels<br />

einer "umsetzungsfernen" empirischen Studie der Fall wäre, die den langen Weg von der<br />

Erhebung bis zur Umsetzung abgeleiteter Handlungsempfehlungen durchläuft.<br />

5.2. BIQ: „Betriebe investieren in Qualifizierung“<br />

Das Projekt BIQ "Betriebe investieren in Qualifizierung" ist Teil der Qualifizierungsoffensive Hessen,<br />

die 1999 vom hessischen Wirtschaftsministerium initiiert und aus Mitteln des Europäischen<br />

Sozialfonds (ESF) kofinanziert wurde. Im Rahmen der konzeptionellen Steuerung des Landes<br />

erfolgt die konkrete Ziel- und Umsetzung regionalspezifisch. BIQ wurde von der Wirtschaftsförderung<br />

Frankfurt GmbH in Kooperation mit dem Frauenreferat der Stadt entwickelt und soll<br />

Unternehmen dabei unterstützen, durch Personalentwicklung ihre Marktposition zu sichern.<br />

Zielgruppe sind also Erwerbstätige – nicht Arbeitslose –, deren Beschäftigung v.a. mittels Anpassungsqualifizierungen<br />

präventiv gesichert werden soll. Der Blick wird zum einen auf die pragmatische<br />

Ermittlung – und Aktivierung – von Qualifizierungsnachfrage, zum anderen auf das Weiterbildungsangebot<br />

gerichtet. Das Projekt, dem sekundärstatistische Auswertungen 36 des regionalen<br />

Qualifizierungsbedarfs und Expert/innengespräche vorausgingen, umfasst vier Bausteine:<br />

• Sechs Gewerbeberater der Wirtschaftsförderung Frankfurt versuchen seit Anfang 2000 im<br />

Rahmen ihrer regulären Unternehmenskontakte auch Informationen zum betrieblichen Qualifizierungsbedarf<br />

und Weiterbildungsverhalten zu erfragen. Die Ermittlung soll jedoch nur<br />

dann erfolgen, wenn sich im Laufe des üblichen Service-Kontakts eine günstige Gelegenheit<br />

dazu ergibt. Erst im Anschluss an das Betriebsgespräch werden die (eher allgemeinen) Informationen<br />

auf Dokumentationsbögen festgehalten. Bei Interesse bieten die Gewerbeberater<br />

auch Beratungen zu Qualifizierungsfragen oder zur Ermittlung des betriebli-<br />

36 Dabei lagen die seit 1995 jährlich durchgeführten Unternehmensbefragungen des Frankfurter Instituts<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) zur regionalen Arbeitsmarktsituation im Rhein-Main-Gebiet<br />

zugrunde .<br />

35


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

chen Bedarfs an, führen Angebotsrecherchen durch und vermitteln ggf. externe Beratung.<br />

Gleichzeitig versuchen sie, Ausbildungsplätze, Praktika oder Stellen zu akquirieren. In Absprache<br />

mit dem Frankfurter Arbeitsamt verfügen die Gewerbeberater über einen Pool von<br />

arbeitslosen und SGB III-geförderten Bewerbern, aus dem sie eine Vorauswahl treffen, um<br />

dann den Kontakt zum Betrieb herzustellen. Dieser für die Mismatch-Frage interessante Aspekt<br />

gehört allerdings zur regulären Aufgabe der Gewerbeberater und ist nicht Teil des BIQ-<br />

Projektes.<br />

Über die unsystematische Erkundung von Qualifizierungsbedarf hinaus sollen die Gespräche<br />

auch eine Sensibilisierung für Weiterbildungsfragen im Betrieb bewirken. Befragt werden<br />

neben Betrieben auch die von den Gewerbeberatern aufgesuchten Institutionen (Verbände,<br />

Innungen etc.). Als Ergebnisse der Kontakte kristallisierte sich bisher heraus:<br />

- Den Gewerbeberatern gelang es nicht immer, ihr Service-Angebot einer Unterstützung<br />

in Weiterbildungsfragen zu präsentieren. Unter Verweis auf produktbezogene Herstellerseminare<br />

oder Angebote der Kammern und Verbände wurde weitergehender Qualifizierungsbedarf<br />

verneint. Gründe hierfür scheinen außerdem die Kosten, Personalausfallzeiten<br />

und mangelnde Wahrnehmung von Qualifizierungsbedarf im Bereich nichtfachbezogener<br />

Kompetenzen zu liegen.<br />

- Der Grundgedanke, die besondere Betriebsnähe der Gewerbeberater zu nutzen, erwies<br />

sich jedoch als richtig. Ausgehend von den Betriebsgesprächen konnte mit der Entwicklung<br />

einiger modellhafter Weiterbildungsangebote begonnen werden.<br />

• Zweiter Baustein des BIQ-Konzeptes ist die Ausrichtung von Branchengesprächen. Gemeinsam<br />

mit Kammern, Verbänden und Weiterbildungsträgern sollen im Rahmen der Gespräche<br />

– d.h. auf den Konferenzen selbst und vorab durch eine schriftliche Befragung eingeladener<br />

Betriebe – Weiterbildungsbedarfe systematisch und betriebsnah ermittelt werden.<br />

Darüber hinaus geht es auch hier darum, für Qualifizierungserfordernisse zu sensibilisieren,<br />

Umsetzungsprobleme zu thematisieren und die Bedarfsorientierung des lokalen Weiterbildungsangebots<br />

positiv zu beeinflussen.<br />

Das erste bisher durchgeführte Branchengespräch (Juni 2000) wandte sich an Zulieferer,<br />

Subunternehmer und unternehmensnahe Dienstleister im Elektro- und Metallhandwerk und<br />

wurde mit der Akademie des Handwerks veranstaltet. Fragebögen gingen vorher an 120 geeignete,<br />

überwiegend von der Akademie ausgewählte Betriebe. Die Diskussionsergebnis-se<br />

der Konferenz werden in die gemeinschaftliche Entwicklung von Seminaren durch BIQ und<br />

die Akademie des Handwerks fließen, und sollen außerdem im Rahmen einer Veranstaltung<br />

an interessierte Weiterbildungsträger weitergeleitet werden.<br />

• Als drittes Element versucht BIQ in Zusammenarbeit mit interessierten Weiterbildungsanbietern<br />

Qualitätsstandards in der beruflichen Fort- und Weiterbildung zu verankern. Ziel ist<br />

36


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

dabei, die Praxis- und Bedarfsorientierung des Weiterbildungsangebots zu sichern und<br />

transparenter zu machen, welche Anbieter kompetente Partner für Unternehmen sind. Angedacht<br />

ist ein Prozess, in dem in moderierten Workshops gemeinsam mit Anbietern betrieblicher<br />

Weiterbildung Qualitätsstandards und Instrumente zur Selbstevaluation entwickelt<br />

werden – mit Blick auf professionelles Marketing, Dienstleistungsorientierung und flexible<br />

Reaktion auf konkreten betrieblichen Bedarf. Am Ende kann die Selbstverpflichtung möglichst<br />

vieler Anbieter auf ein beschriebenes Qualitätsmanagement stehen.<br />

• Schließlich will BIQ mit geeigneten Weiterbildungsanbietern modellhaft Qualifizierungsmaßnahmen<br />

entwickeln, wenn einem durch die Gewerbeberater und Branchengespräche<br />

eruierten Bedarf kein passendes Angebot gegenübersteht. Das erste Qualifizierungsprojekt –<br />

Deutschkurse in der Altenpflege – stieß in eine Marktlücke und wurde ein Erfolg. Geplant<br />

sind über die Verarbeitung der Branchengesprächsresultate hinaus IT-Seminare in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesinnungsverband der Steinmetze und Steinbildhauer. Angedacht<br />

ist außerdem der Bereich IT-Kompetenzen speziell für Frauen.<br />

Das Projektvolumen von BIQ umfasst 570 000 DM, in der die Finanzierung einer Projektstelle<br />

beinhaltet ist. Eine Überführung in die Regelarbeit der Wirtschaftsförderung mittels degressiver<br />

Personalzuschüsse wird angestrebt. Für eine abschließende Evaluation von BIQ ist es noch zu<br />

früh. Im Auge zu behalten ist, dass kein umfassend-systematisches Bedarfsmonitoring beabsichtigt<br />

ist: Bei den in Umfang und Zielsetzung nicht repräsentativen Informationen der Gewerbeberater<br />

werden betriebspezifische Bedarfe erfasst, auf die kundenorientiert reagiert wird, nicht<br />

allgemeine Trends. Die systematischen, aber immer noch partiellen Analysen durch Branchenbefragung<br />

können aufgrund der eingeschränkten personellen Ausstattung keinen umfassenden,<br />

im Zeitablauf verstetigten Überblick gewährleisten. Bei einer Übertragung dieses für eine Großstadt<br />

konzipierten Modells stellt sich die Frage, ob alle BIQ-Elemente in einer größeren <strong>Region</strong><br />

realisierbar sind. Insgesamt bietet das Projekt mit seinem handlungs- und umsetzungsorientierten<br />

Ansatz jedenfalls interessante Anregungen.<br />

5.3. AIS: „<strong>Region</strong>ales Arbeitsmarkt-Informations-System“<br />

Das Konzept eines regionalen Arbeitsmarkt-Informations-Systems (AIS) entstand in Rheinland-<br />

Pfalz vor dem Hintergrund der Strukturprobleme von Konversionsgebieten. AIS ist noch im konzeptionellen<br />

Stadium. Es soll in der <strong>Region</strong> Hahn zur Anwendung kommen, wo es in Kooperation<br />

eines Standortvermarkters (Holding Unternehmen Hahn GmbH) und einer Consulting-Firma 37<br />

entwickelt wurde. Das mit regionalen Wirtschafts- und Arbeitsmarktakteuren abgestimmte Informationssystem<br />

ist stark auf Standortmarketing ausgerichtet, hat also eher einen wirtschafts-<br />

37 Arbeitsmarkt- und Organisationsberatung Gettmann, Schweich.<br />

37


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

fördernden als arbeitsmarktpolitischen Hintergrund. Alle drei Perspektiven der Arbeitskräfte-<br />

/Qualifikations-Nachfrage, des entsprechenden Angebots und der Weiterbildungslage werden<br />

einem Monitoring unterzogen. Dies soll in erster Linie möglichen Investoren und ansässigen Betrieben<br />

dienen. Zielgruppen sind sowohl Beschäftigte mit Qualifizierungsbedarf als auch Arbeitslose.<br />

Das EDV-gestützte Informationssystem soll Daten zum Standort und zur Branchenentwicklung,<br />

zum Arbeitskräftepotenzial und zum Weiterbildungsangebot und damit eine fundierte<br />

Informationsbasis für regionale Arbeitsmärkte schaffen:<br />

• <strong>Region</strong>ales Standortprofil/Arbeitskräftenachfrage: Auf der Basis von statistischen Auswertungen<br />

und Marketingunterlagen sollen zunächst Informationen über die regional dominierenden<br />

Wirtschaftszweige und die Beschäftigungsentwicklung aufbereitet werden. Jährliche<br />

schriftliche Befragungen der Unternehmen am Standort sowie Stellenanzeigenanalysen und<br />

Expert/innengespräche zu einzelnen Tätigkeiten dienen der Erhebung des qualitativen Arbeitskräftebedarfs,<br />

der Personalanforderungen sowie der Erfassung der Tätigkeiten. Zentrales<br />

Gliederungskriterium von AIS ist nicht die Branche, sondern die Tätigkeit, die gemäß der<br />

amtlichen Berufsklassifikation (3-Steller) eingeteilt wird.<br />

• Arbeitskräftepotenzial: Nach der Abgrenzung des Standorts mittels einer Pendleranalyse<br />

wird das Erwerbspersonenpotenzial analysiert. Zugrundegelegt werden die Beschäftigtenund<br />

Arbeitslosenstatistik. Die Auswertung erfolgt auf aggregierter Ebene hauptsächlich nach<br />

Strukturmerkmalen wie Alter, Wohnort und Tätigkeit. Eine Auswertung der bei einem Jobcenter<br />

erfassten aktiv suchenden Personen vervollständigt die Arbeitskräftepotenzialanalyse.<br />

Das Jobcenter wird von Arbeitsamt und Kreisverwaltung finanziert.<br />

• Weiterbildung: Erfasst werden sollen die regionalen Weiterbildungsangebote nach Tätigkeitsfeldern,<br />

Trägern, Dauer der Seminare etc.<br />

38


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Abb. 3: Struktur des Arbeitsmarkt-Informationssystems AIS<br />

Arbeitsmarkt-Informations-System Flughafen Hahn<br />

Unternehmensbefragung<br />

Auswertung Statistik LAA<br />

Arbeitslose, Einzugsgebiet<br />

• Altersstruktur<br />

• Geschlecht<br />

• Arbeitslosendauer<br />

• Berufsausbildung<br />

• AA-Bezirk<br />

Standortprofil Hahn<br />

• Beschäftigungsentwicklung<br />

• Probleme Personalsuche<br />

• Erwartete Entwicklung<br />

• Anforderungsprofile<br />

Tätigkeiten<br />

Jobcenter<br />

Bewerberpool<br />

• Altersstruktur, Geschlecht<br />

• Interessentenstatus<br />

• Ausbildung<br />

• Sprachkenntnisse<br />

• Suche Vollzeit, Teilzeit<br />

Auswertung Statistik LAA<br />

Weiterbildungsangebote<br />

Beschäftigte, Einzugsgebiet<br />

• Altersstruktur<br />

• Geschlecht<br />

• Berufsausbildung<br />

• Maßnahmetitel<br />

• Anbieter<br />

• Maßnahmedauer<br />

• Durchführungsort<br />

• Vollzeit, Teilzeit<br />

eigene<br />

Recherche<br />

Quelle: Arbeitsmarkt- und Organisationsberatung Gettmann<br />

Die Aufbereitung der Informationen in einer Datenbank schafft Transparenz auf dem Arbeitsund<br />

Weiterbildungsmarkt. Ein potenzieller Investor aus dem Logistikbereich kann sich über den<br />

Standortvermarkter die Informationen aus AIS besorgen: Zum Beispiel über arbeitslose, beschäftigte<br />

und sich aktiv bewerbende Lager- und Transportarbeiter in der <strong>Region</strong>, über Weiterbildungsangebote<br />

und die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Qualifizierungs- bzw. Beschäftigungssegment.<br />

Das auf eine Laufzeit von rund 2 Jahren veranschlagte Projekt setzt auf die Lösung von Mismatch<br />

durch Transparenz und verbesserte Information. Die Konzeptentwickler sehen einen Vorteil<br />

darin, dass AIS nicht "kommunikativ überstrukturiert" ist, d.h. nicht auf institutionalisierte<br />

Weise in regionale Kooperationsgremien eingebettet ist, die die Gefahr von Interessenskollision<br />

39


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

und Handlungsunfähigkeit bergen würden. Da andererseits die dialogische Aufarbeitung der<br />

Ergebnisse aus den Bedarfsermittlungen durch die betreffenden Akteure (z.B. Rückkoppelung an<br />

Weiterbildungsanbieter) auch die Chance zu vielfältigen Anstößen für regionale Wirtschaftsund<br />

Arbeitsmarktpolitik, zu einer synergetischen Verknüpfung dieser beiden Bereiche beinhaltet,<br />

wäre die Weiterentwicklung von AIS in diese Richtung in Betracht zu ziehen. Eine stärkere institutionelle<br />

Vernetzung wäre hierfür Voraussetzung. 38 Für eine Übertragung des Modells auf <strong>Region</strong>en,<br />

die nicht durch die Spezifika von Konversionsgebieten geprägt sind, muss in Betracht<br />

gezogen werden, dass es weniger um die Ansiedlung neuer Investoren als um eine Stärkung des<br />

vorhandenen endogenen Potenzials geht. Im Sinne einer präventiven Arbeitsmarkpolitik muss es<br />

über eine verbesserte Transparenz von Angebot und Nachfrage hinaus um die frühzeitige Weiterentwicklung<br />

der Qualifikationen gehen, wofür auf eine hinreichende Tiefenschärfe bei den<br />

Unternehmensbefragungen zu achten ist. Nichtsdestotrotz bietet AIS mit seinem systematischen,<br />

methodisch vielfältigen und regelmäßig aktualisierten Monitoring der drei relevanten<br />

Perspektiven einen vielversprechenden Ansatz.<br />

5.4. Dialogisches Arbeitsmarkt-Monitoring „Prospect“<br />

Das umfassendste und systematischste Modell regionaler Bedarfsermittlung ist die Prospect-<br />

Methode. Sie integriert die drei Bereiche Beschäftigung, Arbeitskräftepotenzial und Weiterbildung,<br />

ist umsetzungsorientiert, zeitnah bis antizipativ und bündelt Akteure. Entwickelt im niederländischen<br />

Enschede der <strong>Region</strong> Twente, wurde der explizit beteiligungsorientierte Ansatz<br />

mittlerweile erfolgreich in unterschiedliche EU-Staaten "exportiert". Auch in Nordrhein-<br />

Westfalen setzen zur Zeit sechs Modellregionen die Methode um (G.I.B. 1998, Mertens 1999).<br />

Das niederländische Modell<br />

Die Textilkrise der 1980er Jahren löste in der <strong>Region</strong> Twente die Hinwendung zu einer "stimulierenden"<br />

Arbeitsmarktpolitik aus, die das ineffektive Nebeneinander von Behörden, Arbeitgeberverbänden<br />

und Bildungsanstalten aufbrechen sollte. Als ihr Träger entstand 1994 ACTIVA, eine<br />

rund 100 Mitarbeiter/innen große Arbeitsmarktagentur. Sie wurde zur alleinigen Institution der<br />

Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, führte Arbeitsmarktstudien ebenso durch wie Qualifizierungsmaßnahmen<br />

und vermittelte Arbeitskräfte. Von ACTIVA wurde schließlich die Prospect-<br />

Methode entwickelt. In deren umfassendem Design werden Informationen zur Ar-<br />

38 Bei der geplanten Übertragung von AIS auf eine andere <strong>Region</strong> ist eine Einbindung in regionale Arbeitsmarkt-<br />

und Wirtschaftsförderpolitik über einen regionalen Beirat vorgesehen. AIS soll dort der Ausrichtung<br />

von Förderpolitik und Qualifizierungsstrategien dienen.<br />

40


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

beitsnachfrage der Unternehmen, zum Arbeitsangebot der Erwerbspersonen und zum Matching<br />

durch Qualifizierung und Vermittlung modulweise erhoben und ausgewertet (vgl.<br />

G.I.B. 1998: 36ff). 39<br />

Abb. 4: Prospect-Methode in Twente, Niederlande<br />

Quelle: G.I.B. (1998: 37)<br />

Die Informationen aus den einzelnen Modulen werden miteinander verknüpft, so dass entscheidungsrelevante<br />

Aussagen abgeleitet werden können. An der Abwicklung des Prospect-<br />

Verfahrens arbeiten bei ACTIVA ca. 5-6 Personen.<br />

39 Die einzelnen Module werden hier nicht erschöpfend dargestellt. Dies folgt im Abschnitt zur Modelladaption<br />

in NRW.<br />

41


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Drei Aspekte von Prospect verdienen eine Hervorhebung:<br />

• Erstens ist Prospect ein Monitoring-Verfahren. Durch die periodische Wiederholung von Datenerhebung<br />

und -analyse wird eine Dauerbeobachtung angestrebt, die die frühe Identifizierung<br />

von Trends ermöglicht. Die prognostischen Module, aber auch die Analysetiefe stärken<br />

die vorausschauende Abschätzung künftiger Entwicklungen und ermöglichen frühzeitiges<br />

Reagieren.<br />

• Zweitens ist Prospect ein handlungsorientierter und aktivierender Ansatz. Insbesondere die<br />

Betriebsinterviews dienen nicht nur der Informationsgewinnung, sondern sind Ansatzpunkte<br />

für konkrete Vereinbarungen zur Unterstützung der Firmen bei Rekrutierungsproblemen,<br />

Qualifizierungen oder Outplacement-Maßnahmen. So nutzt ACTIVA z.B. die Informationen<br />

über offene Stellen und Praktikumsplätze für die Vermittlung von Arbeitslosen. Handlungsorientiert<br />

ist auch die enge Verknüpfung von Forschung und politischen Entscheidungen in<br />

Kooperationsgremien aus öffentlichen und privaten Akteuren.<br />

• Drittens schließlich ist Prospect in einen dialogischen Prozess eingebunden. Beginnend mit<br />

der Problemanalyse, der Fokussierung auf bestimmte Branchen und der Festlegung der weiteren<br />

Vorgehensweise bis hin zur Diskussion der Ergebnisse und Planung konkreter Aktivitäten<br />

sitzen die relevanten Entscheidungsträger/innen an einem Tisch. Dies führt nicht nur zu<br />

einer effektiven strategischen und operationalen Abstimmung, sondern vereinfacht die koordinierte<br />

Durchführung von Maßnahmen erheblich. Schließlich erhöht der konsensuale<br />

Modus die Akzeptanz des Vorgehens.<br />

Ein Beispiel für erfolgreiches Agieren im Rahmen von Prospect ist die Analyse der Arbeitsmarktperspektiven<br />

von niedrig qualifizierten Kräften im Verwaltungs- und Bürobereich, die zu einer<br />

Neuausrichtung der Aus- und Weiterbildung der Branche führte. Im Bereich des Straßenbaus<br />

wurde aufgrund des regionalen Mangels an Kanalarbeitern ein entsprechendes Qualifizierungsmodul<br />

entwickelt, das im modularen Ausbildungssystem der Niederlande ein Viertel des Curriculums<br />

ihrer Berufsausbildung abdeckt.<br />

Umsetzung in Nordrhein-Westfalen<br />

Die Erfolge der Prospect-Methode und ihr spezifisch regionaler Ansatz machten sie für Nordrhein-Westfalen<br />

interessant, 40 so dass die Übertragung von Prospect im Sinne einer Weiterentwicklung<br />

der regionalisierten Arbeitsmarktpolitik NRWs angestrebt wurde. Voraussetzung war<br />

40 Besonders die drei Bereiche instrumentelles Management (flexible Methodenauswahl und -<br />

weiterentwicklung), Informationsmanagement (Rückkoppelung an Politik) und Qualifizierungsmanagement<br />

(direkte Umsetzung in Weiterbildungsmaßnahmen) wurden für Stärken befunden (G.I.B. 1998: 43)<br />

42


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

eine Analyse der Erfolgsbedingungen von Prospect, die dann mit den eigenen regionalen Gegebenheiten<br />

und Potenzialen abzugleichen waren. Dabei ergab sich folgendes Bild (G.I.B. 1998:<br />

43):<br />

• Institutionelle Dimension: Die Erfolge von Prospect sind nicht unabhängig von der Durchführungsinstanz<br />

ACTIVA zu betrachten. ACTIVA bündelt Arbeitsmarktforschung und praktische<br />

Entwicklung, Implementation und Durchführung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen<br />

sowie Beratung, Vermittlung und Betreuung von Arbeitslosen. Damit ist ACTIVA zentraler<br />

Ansprechpartner aller arbeitsmarktpolitischen Akteure in allen Belangen, was den Aufbau<br />

eines Kontaktnetzes und Vertrauensverhältnisses insbesondere zu Unternehmen und Weiterbildungsträgern<br />

erleichtert. Im Verbund mit dem direkten Zugriff auf Adressdaten und Informationen<br />

über Arbeitsuchende und Interessent/innen an Qualifizierung – durch die eigene<br />

Vermittlungstätigkeit – werden Kooperation, Reaktionsfähigkeit und Flexibilität der Arbeitsmarktpolitik<br />

in solch hohem Maße erst ermöglicht.<br />

Ein weiterer positiver institutioneller Faktor ist die handliche Anzahl der in den Dialog einbezogenen<br />

arbeitsmarktpolitischen Akteure, der aus der vergleichsweise geringen Größe der<br />

<strong>Region</strong> Twente resultiert.<br />

• Strukturelle Dimension: <strong>Region</strong>ale Bedarfsermittlung und Qualifizierungsstrategien finden<br />

in den Niederlanden vor dezentralem Hintergrund statt. Zum einen sind Entscheidungskompetenzen<br />

und finanzielle Ressourcen in der Arbeitsmarktpolitik stark regionalisiert, zum anderen<br />

erlaubt der modulare Aufbau der beruflichen Aus- und Weiterbildung die Entwicklung<br />

regionaler Module, die auch auf nationaler Ebene anerkannt werden.<br />

Die andersartigen Vorbedingungen in Nordrhein-Westfalen stellten jedoch keine gravierenden<br />

Probleme dar: Was die institutionelle Dimension betrifft, so kann NRW auf ausgeprägte Kooperationsstrukturen<br />

zurückgreifen, die sich im Rahmen der seit rund zehn Jahren regionalisierten<br />

Arbeitsmarktpolitik herausgebildet haben. Und durch die geringe (zentral-)staatliche Regulierung<br />

in der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist in Deutschland ohnehin eine recht große regionale<br />

Flexibilität – zum Teil als unkoordiniertes Nebeneinander kritisiert – in der Weiterbildung vorhanden.<br />

Die Umsetzung von Prospect erfolgt in NRW zur Zeit im Rahmen eines Modellvorhabens. Es ist<br />

inhaltlich stark an die Version von Twente angelehnt und betont die Unterscheidung einer strategischen<br />

Ebene und einer operativen Ebene konkreter Aktivitäten. Anfang 1999 richtete das<br />

Arbeitsministerium einen "<strong>Region</strong>alen Wettbewerb Arbeitsmarktmonitoring" aus, bei dem sich<br />

zunächst drei <strong>Region</strong>en (später wurden weitere <strong>Region</strong>en einbezogen) für die weitgehend lan-<br />

43


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

desfinanzierte, ESF-bezuschusste Erprobung von Prospect qualifizieren konnten. 41 Voraussetzung<br />

für die Teilnahme war ein Umsetzungsvorschlag, der die regionale Anbindung des Projektträgers,<br />

die regionalen Kooperationsvereinbarungen und Kompetenzen klärt und der vom Konsens<br />

der regionalen Arbeitsmarktkonferenz (ESF-Beirat) getragen wird. Für eine 24-monatige<br />

Laufzeit werden Sach- und Personalressourcen 42 sowie fachliche Beratung und Fachkräfteschulungen<br />

durch die Landesgesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) und<br />

ACTIVA zur Verfügung gestellt.<br />

Abb. 5: Prospect in Nordrhein-Westfalen<br />

Quelle: G.I.B.-Info (2/1999: 13)<br />

Die Projektauflagen umfassen einen für alle <strong>Region</strong>en verbindlichen Kern und einen regional frei<br />

zu gestaltenden Bereich. Der Kernbereich bezieht sich auf die Arbeitsnachfrage und beinhaltet<br />

schrittweise tiefergehende Analysen:<br />

• Auf strategischer Ebene: Alle ein bis zwei Jahre soll eine pragmatisch ausgerichtete Be-<br />

41 Für die ersten drei Modellregionen stellte das Land NRW rund 2 Mio. DM zur Verfügung. Später stiegen<br />

ein: Hamm/Kreis Unna, Kreis Wesel/Kreis Kleve, Bonn/Rhein-Sieg sowie Köln, Siegen-<br />

Wittgenstein/Olpe und Bielefeld/Gütersloh/Herford/Minden-Lübbecke. Die folgenden Angaben sind ü-<br />

berwiegend den Wettbewerbsunterlagen entnommen.<br />

42 Gefördert werden konkret die Personalkosten für zwei wissenschaftliche Fachkräfte und eine Verwaltungskraft,<br />

wobei sich die <strong>Region</strong>en mit 10% an den Personal- und Sachkosten zu beteiligen haben.<br />

44


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

schäftigungsanalyse mit Hilfe der sog. Portfoliomethode 43 die regionale Beschäftigungsentwicklung<br />

in den drei relevantesten Branchen nachzeichnen. Weitere Instrumente, z.B. Expert/innenbefragungen,<br />

sind fakultativ. Mit dem ermittelten Wissen um Entwicklungstrends,<br />

Wachstums- und Schrumpfungsbereiche sollen Handlungsfelder frühzeitig erkannt und das<br />

regionale Arbeitsmarktkonzept fortgeschrieben werden.<br />

• Auf operativer Ebene:<br />

- In den identifizierten Schlüsselbereichen wird, ebenfalls in ein bis zweijährigem Abstand,<br />

ein Branchenmonitoring durchgeführt. Obligatorisch ist eine breit angelegte telefonische<br />

Unternehmensbefragung zu Personal- und Qualifikationsentwicklungen, um Branchentrends<br />

festzustellen und um Unternehmen mit besonderem Handlungsbedarf zu identifizieren.<br />

44 Darüber hinaus können auch Expert/inneninterviews oder Branchenworkshops<br />

für die zeitnahe Angebotsplanung herangezogen werden.<br />

- Rund 10-20% der telefonisch befragten Unternehmen werden anschließend persönlich<br />

aufgesucht. Leitfadengestützte Intensivinterviews mit den Personalverantwortlichen sollen<br />

die konkreten Personal- und Qualifizierungsbedarfe aufdecken. Nach Feststellung der<br />

Arbeitsplatz- bzw. Qualifikationsprofile wird versucht, Arbeitslose unmittelbar in Vakanzen,<br />

Ausbildungsstellen oder Praktika zu vermitteln. Bei Bedarf können unternehmensbezogene<br />

Workshops, beispielsweise zur Jobrotation, oder Jobtransferaktivitäten initiiert<br />

werden.<br />

-<br />

Die Bereiche Arbeitskräftepotenzial und Qualifizierung/Vermittlung unterliegen der Gestaltung<br />

durch die <strong>Region</strong>en. Wie Arbeitsmarktengpässe bestimmt, regionale Zielgruppen identifiziert<br />

werden und welche Strategien und Maßnahmen der Qualifizierung entwickelt werden,<br />

bleibt den Akteuren vor Ort überlassen. Es können neue Module entwickelt werden, an bestehende<br />

Verfahren und anschlussfähige Projekte, je nach Akzentuierung, angeknüpft werden. Als<br />

Orientierungshilfe werden Module in Anlehnung an das niederländische Prospect skizziert.<br />

43 Die Portfolioanalyse ist ein Klassifikationsschema, bei dem Aufstiegs- und Abstiegstrends in einer Vierfeldermatrix<br />

festgehalten werden. Auf die <strong>Region</strong>alanalyse übertragen kann man mit dem ursprünglich<br />

finanzwissenschaftlichen Instrument z.B. aufsteigende und niedergehende regionale Branchen kontrastieren.<br />

Anhand von Wachstumsrate und Marktanteil eines Wirtschaftszweigs (Branchengewicht) können so<br />

Annahmen über entstehende und bedrohte Arbeitsplätze getroffen werden. Hierauf können wiederum<br />

Qualifizierungsstrategien aufgebaut werden.<br />

44 Die Telefonbefragung wird durch ein von der G.I.B. beauftragtes professionelles Marktforschungsinstitut<br />

durchgeführt. Die Kosten trägt das Land NRW.<br />

45


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Im Bereich Arbeitskräftepotenzial:<br />

• Auf strategischer Ebene werden Arbeitsmarkt- und Mismatchanalysen sowie Expert/innenbefragungen<br />

angeraten. Die resultierende Ermittlung des regionalen Qualifikationsprofils<br />

und die Identifizierung von Zielgruppen bilden die Basis für die Strategie und Programmplanung<br />

und die Fortschreibung des regionalen Arbeitsmarktkonzeptes.<br />

• Auf operativer Ebene kann ein Zielgruppenmonitoring erfolgen. Neben telefonischen Zielgruppenbefragungen<br />

umfasst es auch Expert/inneninterviews und eine arbeitsmarktpolitische<br />

Datenbank. Im Vordergrund stehen die Identifizierung von Qualifizierungs- und Vermittlungshemmnissen,<br />

von Beratungs- und Orientierungsbedarfen und die Evaluation der<br />

Wirksamkeit bisheriger Maßnahmen. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse können einzelne Maßnahmen<br />

bewertet, verbessert und zielgruppenspezifisch ausgerichtet werden.<br />

Im Bereich Qualifizierung und Vermittlung:<br />

• Weiterbildungsmarktanalysen (Portfolioanalysen des Angebots, Trägerbefragungen) werden<br />

als ein mögliches Element der strategischen Ebene vorgestellt. Hierauf können Stärken-<br />

Schwächen-Profile aufgebaut und Qualifizierungsfelder der Zukunft bestimmt werden.<br />

• Auf operativer Ebene, wenn es um die Koordinierung von Qualifizierung und Vermittlung<br />

geht, werden die Auswertung des Branchen- und Zielgruppenmonitorings und eine Stichprobenbefragung<br />

von Teilnehmer/innen vorgeschlagen. Der schnelle Informationstransfer<br />

kann für die Schwachstellenanalyse laufender Maßnahmen und für Impulse zu neuen Weiterbildungsmodulen<br />

oder Verbundprojekten genutzt werden.<br />

Die institutionelle Einbettung von Prospect sattelt auf vorhandenen Kooperationsstrukturen der<br />

Modellregionen auf. Die in jeder <strong>Region</strong> NRW´s bestehende Arbeitsmarktkonferenz (ESF-Beirat)<br />

bildet einen Ausschuss, der als Steuerungsgruppe die konzeptionelle Projektsteuerung übernimmt.<br />

Die operationelle Durchführung wird einem regionalen Projektträger, meist einer spezialisierten<br />

Beratungsorganisation, 45 übertragen. Sie führt die Intensivinterviews in den Unternehmen<br />

und wertet die Ergebnisse aus, die dann, mit Empfehlungen versehen, an Steuerungsgruppe<br />

und Arbeitsmarktkonferenz zurückgekoppelt werden. Der Projektträger ist auf die Unterstützung<br />

der regionalen Akteure, v.a. des Arbeitsamtes und der Kammern, angewiesen. An sie leitet<br />

er kurzfristige Personal- und Qualifizierungsbedarfe unmittelbar weiter. Runde Tische, Foren,<br />

Workshops und Informationsfluss via Inter- und Intranet stellen den Transfer der Gesamtergeb-<br />

45 Die Projektträger werden von den <strong>Region</strong>en bestimmt. Neben der Wahl externer Consultings wurde<br />

die Trägerschaft auch bei der Wirtschaftsförderung oder einer IHK-Transferstelle angesiedelt. Ebenso wie<br />

die Trägerschaften regional variieren, sind auch die Steuerungsstrukturen nicht identisch, sondern den<br />

gewachsenen Kooperationsstrukturen angepasst.<br />

46


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

nisse zu den Trägern der regionalen Arbeitsmarktpolitik 46 her. An dieser Stelle werden die Ergebnisse<br />

in konkrete arbeitsmarktpolitische Aktivitäten und strategische Planungen umgesetzt.<br />

Auf Landesebene erfolgt die prozessbegleitende Steuerung und der Erfahrungsaustausch zwischen<br />

den Modellregionen durch die G.I.B. und eine zentrale Lenkungsgruppe aus Arbeitsministerium,<br />

G.I.B., ACTIVA, den Kammern, dem Landesgewerbeamt und den Vertretern der regionalen<br />

Projektträger. Das Landesarbeitsamt und die Arbeitgeberorganisationen unterstützen das<br />

Projekt.<br />

Evaluation<br />

Die Umsetzung von Prospect begann im September 1999, bis Mitte 2000 war die erste von drei<br />

Befragungswellen abgeschlossen. Im Herbst 2000 soll mit der Vorlage einer ersten wissenschaftlichen<br />

Evaluation Zwischenbilanz gezogen werden. Einige Schwierigkeiten und Erfolge zeichnen<br />

sich aber bereits jetzt ab: 47<br />

• Zu den Schwierigkeiten zählt das bekannte Problem, mit Befragungen prospektiven und<br />

latenten Bedarf tatsächlich zu ermitteln. 48 Dennoch wird die dialogorientierte Methode, der<br />

direkte Kontakt als vielversprechendster Ansatz zur Bedarfsermittlung überhaupt betrachtet.<br />

Durch sie ergibt sich die Möglichkeit, Unternehmen für Qualifizierungsbelange zu sensibilisieren,<br />

weitere Impulse aktiver Arbeitsmarktpolitik in die Betriebe hereinzutragen und auch<br />

das Arbeitsamt besser ins Spiel zu bringen.<br />

• Was die Implementierung der von den <strong>Region</strong>en frei gestaltbaren Elemente (Arbeitskräftepotenzial,<br />

Qualifizierung) betrifft, so gab es offenbar die größten Transferschwierigkeiten mit<br />

dem Zielgruppen-Monitor. Eine Umsetzung ist bisher nicht erfolgt.<br />

• Dem steht eine insgesamt positive Bewertung gegenüber. Auf der Branchenebene sei es<br />

gelungen, effiziente Informationen über die Beschäftigungs- und Qualifikationsentwicklung<br />

zu gewinnen: Der Rücklauf bei den rund 15-minütigen Telefonbefragungen war mit durchschnittlich<br />

50-60% gut, ganze 20-30% der Betriebe wünschten einen Betriebsbesuch. 49 Die<br />

Datenerhebung und die Informationsvermittlung wurden als schnell gelobt.<br />

46 Unternehmen, Arbeitsamt, Kommunen/Kreis, Wirtschaftsförderung, Kammern, Gewerkschaften, Bildungsträger,<br />

<strong>Region</strong>alstelle Frau und Beruf etc.<br />

47 Für die freundlichen Auskünfte danke ich Barbara Molitor (Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung,<br />

Kultur und Sport NRW), Andreas Richter (G.I.B.), Jürgen Schultze und Gudrun Richter-<br />

Witzgall (Sozialforschungsstelle Dortmund).<br />

48 Zurückgeführt wird er auf den Mangel an längerfristiger Personalentwicklung, auf fehlendes Problembewusstsein<br />

im Bereich Qualifizierung und an geringem Wissen über die Marktentwicklung. Konstatiert<br />

wird auch die Schwierigkeit der Unternehmen, qualifizierte Stellenprofile zu erstellen.<br />

49 Ursachen: offene Stellen, Weiterbildungsbedarf, Personalabbau, Fragen bezüglich Beratungs- und<br />

Unterstützungsmöglichkeiten, Jobtransfer, Beschäftigungsgesellschaften.<br />

47


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Offene Stellen und Ausbildungsplätze konnten in beachtlichem Maße identifiziert werden. In<br />

der <strong>Region</strong> Bonn/Rhein-Sieg wurde das Interviewteam direkt von einem Jobvermittler des<br />

Arbeitsamtes zu den Betriebsbesuchen begleitet.<br />

• Die Etablierung der Begleitstrukturen wird als gelungen betrachtet. In diesem Kontext habe<br />

sich auch die Ausschreibung durch einen Wettbewerb, die den regionalen Konsens ja voraussetzte,<br />

bewährt. Reibungen (z.B. Arbeitsamt vs. Kammern) lassen sich dennoch nicht<br />

gänzlich vermeiden. Wichtig sei, dass die Steuerungsgruppe hochkarätig besetzt sei und in<br />

engen Abständen tage.<br />

• Die schnelle Rückvermittlung von Erhebungsresultaten an die Gremien habe funktioniert. Zu<br />

früh sei es allerdings für die Beurteilung der Frage, in welchem Ausmaß diese tatsächlich in<br />

die strategische Ausrichtung regionaler Arbeitsmarkt- und Qualifizierungspolitik eingeflossen<br />

sind.<br />

Kann nach Abschluss der Projekte 2001 eine befriedigende Schlussbilanz gezogen werden, so<br />

wird eine – für die <strong>Region</strong>en optionale – Institutionalisierung von Prospect in NRW erwogen.<br />

Zusammenfassend ist Prospect als attraktive Methode regionaler Bedarfsermittlung zu bezeichnen:<br />

• sie ist umfassend, systematisch und auf Kontinuität angelegt;<br />

• sie zielt sowohl auf Arbeitslose wie auf Beschäftigte;<br />

• sie besitzt neben einer kurzfristig-handlungsorientierten Komponente auch eine längerfristig-strategische<br />

Ausrichtung;<br />

• sie setzt auf Aktivierung und Dialog;<br />

• sie führt durch die notwendigen engen Absprachen der Akteure zu einer Verzahnung von<br />

Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs-, Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung.<br />

Eine mögliche Adaption in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> wirft insbesondere die Frage nach ihrer institutionellen<br />

Einbindung auf. In Baden-Württemberg wurde Arbeitsmarktpolitik bislang nicht<br />

regionalisiert. Dies führt unter anderem dazu, dass eine Kooperationskultur nicht in dem Maße<br />

verfestigt ist wie in NRW. Auch existiert für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> bislang kein regionales Entwicklungsleitbild,<br />

das als Hintergrundfolie für eine zukunftsweisende Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsstrategie<br />

dienen könnte. Grundsätzlich ist die Frage zu stellen, ob anstelle eines externen<br />

Monitorings oder ergänzend dazu nicht der Aufbau von innerbetrieblichen "Monitoring"-<br />

Strukturen zu einem nachhaltig verbesserten Weiterbildungsmanagement im Betrieb führen<br />

könnte. Die Förderung von Personalentwicklungsstrategien setzt allerdings nur an der Seite der<br />

Beschäftigten an, nicht bei der Vermittlung von Arbeitslosen.<br />

48


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

6. Ergänzende Ansätze zur Deckung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Eine systematische Ermittlung von Weiterbildungsbedarf ist die Grundlage der strategischen<br />

Ausrichtung von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungspolitik in der <strong>Region</strong>. Die Notwendigkeit von<br />

Bedarfsermittlung soll mit diesem Kapitel also keineswegs relativiert werden. Systematische Bedarfsanalyse<br />

lässt sich aber auf einer operativen Ebene mit umsetzungsorientierten, unmittelbar<br />

an einem konkreten Qualifizierungs- oder Vermittlungsproblem ansetzenden Instrumenten ergänzen.<br />

Sie greifen zwar kürzer, sind aber meist mit geringerem Aufwand zu implementieren.<br />

Einige solcher Ansätze sollen hier überblicksartig vorgestellt werden. Sie werden gegliedert in<br />

Instrumente, die Mismatch durch verbesserte Vermittlungstätigkeit und Qualifizierung mindern<br />

und in Ansätze, die Strukturen zur Verbesserung betrieblicher Qualifizierungspolitik schaffen.<br />

6.<strong>1.</strong> Mismatch reduzieren durch gezielte Vermittlung und Qualifizierung<br />

Passgenaue Vermittlung von Arbeitslosen<br />

Hierbei geht es nicht um Qualifizierung, wohl aber um das Schließen der Lücke zwischen Qualifikationsnachfrage<br />

und -angebot. Ziel passgenauer Vermittlung ist die Integration von Arbeitslosen<br />

in den Arbeitsmarkt durch die zielgerichtete Zusammenführung von Arbeitssuchenden und<br />

Arbeitgeber/innen. Passgenauigkeit zwischen Arbeitsangebot und -nachfage wird durch ein<br />

Matching von Bewerberprofil auf der einen Seite und Arbeitsplatzprofil auf der anderen Seite<br />

ermittelt. Ein/e speziell geschulte/r Arbeitsvermittler/in erstellt in mehreren Beratungsgesprächen<br />

ein Persönlichkeitsprofil und eine Kompetenzanalyse der/s Arbeitslosen. Anschließend werden<br />

mittels Telefonakquise und Betriebsbesuchen passende Betriebe gesucht und ein Anforderungsprofil<br />

erstellt. Wurden die Arbeitsplatzinformationen und die Erwartungen der/s Arbeitssuchenden<br />

miteinander abgeglichen und sind Vermittler/in und Suchende/r von der Passgenauigkeit<br />

überzeugt, findet ein gemeinsames Bewerbungsgespräch statt. Auch nach gelungener Vermittlung<br />

– z.T. nach vorgeschaltetem Praktikum – stehen die Arbeitsvermittler/innen den Beteiligten<br />

weiterhin beratend zur Seite (Broer et al. 1999: 4f).<br />

Passgenaue Vermittlung kann als Vorstufe zu passgenauer Qualifizierung – Qualifizierung am<br />

Arbeitsplatz (s.u.) – betrachtet werden; wie letzteres Instrument trägt es zwar nicht zu einer<br />

regionalen Qualifizierungsstrategie mit ihren Innovationspotenzialen bei, leistet aber einen Beitrag<br />

zur Minderung von Mismatch.<br />

Qualifizierung am Arbeitsplatz (QaA): Der Jobmanager<br />

49


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

"Arbeit durch kooperative Qualifizierung" 50 ist die Idee, die hinter dem Konzept des Jobmanagers<br />

steht. Es wurde in Göppingen gemeinsam von der IHK und dem Arbeitsamt aus der Mismatch-Problematik<br />

heraus entwickelt und zielt auf die Deckung kurzfristiger und manifester<br />

Personalbedarfe.<br />

Kann das Arbeitsamt auf das Stellenprofil eines suchenden Betriebes niemanden direkt vermitteln,<br />

so werden Arbeitssuchende im "Göppinger Modell" mit Förderung und Betreuung des<br />

Arbeitsamtes direkt im Betrieb eingearbeitet und geschult. Ein sogenannter Jobmanager, der bei<br />

einem Bildungszentrum der IHK 51 angesiedelt ist, hat die Aufgabe, Arbeitsuchende mit Grundqualifikationen<br />

in entsprechende suchende Betriebe zu vermitteln. Er führt eine Defizitanalyse<br />

durch und entwickelt gemeinsam mit dem/der Arbeitslosen und dem künftigen Vorgesetzten ein<br />

individuelles Schulungsprogramm zur Qualifizierung am Arbeitsplatz (QaA-Plan), um den/die<br />

Mitarbeiter/in für den speziellen Arbeitsplatz fit zu machen. Bei Bedarf werden externe Einzelschulungen<br />

oder Kurzlehrgänge ermöglicht. Über Fachkompetenz hinaus sollen Sozial- und Methodenkompetenz<br />

vermittelt werden. Im Rahmen einer fast täglichen Betreuung durch den<br />

Jobmanager werden die Fortschritte der Einarbeitung/Qualifizierung auch mit dem Betrieb besprochen.<br />

Durchschnittlich fallen in der maximal achtwöchigen QaA-Phase Kosten zwischen<br />

2.000 und 4.500 DM an, die das Arbeitsamt im Rahmen der freien Förderung (§10 SGB III) ü-<br />

bernimmt.<br />

Der Jobmanager-Ansatz reduziert den Mismatch zwischen Qualifikationsanforderungen und<br />

Arbeitskräftepotenzial, und zwar mit einer wesentlich höheren Vermittlungsquote als bei herkömmlichen<br />

Qualifizierungsmaßnahmen. So amortisieren sich auch die relativ hohen Kosten.<br />

QaA ist ein verhältnismäßig unkomplizierter Ansatz, der jedoch eine gute Zusammenarbeit von<br />

IHK und Arbeitsamt voraussetzt: Verfügt das Arbeitsamt über die persönlichen Daten und beruflichen<br />

Kenntnisse des/der Arbeitslosen, so kennen die IHK-Berater/innen die individuellen Anforderungen<br />

der jeweiligen Arbeitsplätze. Prospektive und latente Qualifikationsbedarfe stehen<br />

nicht im Zielkatalog von QaA. Allerdings könnte die Betriebsnähe des Jobmanagers dazu genutzt<br />

werden, die Betriebe vor Ort in Sachen Qualifizierung, Personalentwicklung und Fördermaßnahmen<br />

zu informieren und beraten.<br />

Qualifizierungskoordinatoren<br />

Ein weiterer Ansatz zur Reduzierung von Mismatch sind Qualifizierungskoordinatoren. So reagierte<br />

beispielsweise das Arbeitsministerium Thüringen 1998 auf den Mismatch im Bereich von<br />

Fachkräften mit der Einrichtung entsprechender Projektstellen. Die bei Industrie- und Handelskammern,<br />

Handwerkskammern und dem VMI angesiedelten Koordinatoren sollen Fachkräfte-<br />

50 So auch der Titel eines Workshops auf der "Pro Arbeit '99" in <strong>Stuttgart</strong> (vgl. Pro Arbeit '99: 112ff).<br />

50


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Angebot und -Nachfrage in Deckung bringen, indem sie branchenübergreifend Unternehmen<br />

gezielt ansprechen, beraten und ihren Qualifizierungsbedarf ermitteln. Die Betriebe können<br />

auch von sich aus "Aufträge" für die Qualifizierung spezieller Fachkräfte entsprechend ihrem<br />

Bedarf abgeben. Ist der Fachkräftebedarfs der Unternehmen hinreichend erfasst, werden die<br />

Durchführung von Weiterbildungsmaßnahmen für Beschäftigte, von Fortbildungsmaßnahmen<br />

für Arbeitslose und die Vermittlung von geeigneten Personen, die sich bereits in Maßnahmen<br />

befinden und diese bald abschließen, koordiniert. Die Qualifizierungskoordinatoren fassen außerdem<br />

die möglichen Fördermaßnahmen von Arbeitsverwaltung und Land zusammen und<br />

ordnen die Teilnehmer/innen den passenden Maßnahmen zu.<br />

Das Instrument des Qualifizierungsbeauftragten kann einen Beitrag zur Zusammenführung von<br />

Arbeitsnachfrage und -angebot und zur Effektivierung des Fördermitteleinsatzes leisten. An Zielgenauigkeit<br />

ist es dem Jobmanager vermutlich unterlegen.<br />

Jobrotation<br />

Mit dem aus Dänemark stammenden "Stellvertretermodell" können zwei Fliegen mit einer<br />

Klappe gefangen werden: Jobrotation verbindet die Qualifizierung von Beschäftigten mit der<br />

befristeten Beschäftigung arbeitsloser Menschen. Besonders kleinen und mittleren Betrieben<br />

wird die Freistellung von Mitarbeiter/innen für längerfristige Weiterbildungsmaßnahmen durch<br />

die vorübergehende Einstellung von Stellvertreter/innen erleichtert, die kurzfristig auf die Stelle<br />

qualifiziert werden. Und den in den Betrieb "hereinrotierenden" Arbeitslosen wird durch die<br />

Praxis und Berufserfahrung häufig wieder zu einem Job verholfen.<br />

Die Erfahrungen mit einem dreijährigen Modellprojekt zur Jobrotation in NRW fielen positiv aus:<br />

Knapp 60% der Stellvertreter/innen, die zunächst für ca. 4 Wochen geschult wurden, bekamen<br />

später einen neuen Arbeitsplatz. Dabei gelang auch die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen<br />

ausgesprochen gut. Das latente Misstrauen gegen sogenannte Problemgruppen des Arbeitsmarktes<br />

wird bei befristeten Stellen offenbar leichter überwunden. 52<br />

Jobrotation kann von der Arbeitsverwaltung gefördert werden. Einige Länder legen darüber<br />

hinaus Förderprogramme auf. In Baden-Württemberg übernimmt das Arbeitsamt die Kosten der<br />

Qualifizierung und die der Beschäftigung des/der Arbeitslosen (bis zu zwölf Monaten). 53 Eine<br />

Verankerung von Jobrotation im SGB III ist geplant. Das Instrument ist zum einen geeignet, die<br />

Entwicklungspotenziale regionaler Unternehmen zu erhöhen – insbesondere in Zusammenhang<br />

mit dem beklagten Fachkräftemangel. Zum anderen stellt es eine interessante Option dar, spezi-<br />

51 GARP Bildungszentrum für die IHK <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> e.V.<br />

52 Pressemitteilung des Arbeitsministeriums NRW vom 30. März 2000.<br />

51


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

fische Zielgruppen in den Arbeitsmarkt zu reintegrieren. Bei Unternehmensbefragungen im<br />

Rahmen regionaler Bedarfsanalysen sollten die Betriebe dementsprechend auch zu den Einsatzmöglichkeiten<br />

von Jobrotation befragt werden.<br />

Frühzeitige betriebliche Krisenintervention und Beschäftigtentransfer<br />

Präventive Arbeitsmarktpolitik setzt idealerweise vor dem betrieblichen Personalabbau ein, wo<br />

sie gemeinhin noch als Wirtschaftsförderung wahrgenommen wird. Sie umfasst unterschiedliche<br />

Instrumente, beginnend mit der Unternehmensberatung und Mitarbeiterqualifizierung bei Krisenansätzen.<br />

Unter präventive Arbeitsmarktpolitik fällt aber auch noch die Unterstützung beim<br />

Beschäftigtentransfer direkt nach Entlassungen. Transfergesellschaften und –agenturen bemühen<br />

sich um die Vermittlung in neue Arbeitsplätze, organisieren Qualifizierungsmaßnahmen mit<br />

dem Ziel der Vermittlung und fördern Existenzgründungen (Herrmann/Kratz 2000).<br />

Eine Initiative aus diesem Schnittbereich von Wirtschaftsförderung und Arbeitsmarktpolitik ist<br />

das Personal-Entwicklungs-Netzwerk Dortmund (pendo). Es organisiert im Rahmen des Lokalen<br />

Kompetenznetzwerks Dortmund seit 1999 den Transfer von Beschäftigten innerhalb eines<br />

Netzwerks kleiner und mittlerer Unternehmen. Zielgruppen des eng in die lokalen Kooperationsstrukturen<br />

eingebundenen Projektes sind Unternehmen mit geplantem Stellenabbau, expandierende<br />

Firmen, die bei einem Transfer Beschäftigte aufnehmen, und Unternehmen mit Interesse<br />

an professioneller Unterstützung bei ihrer Personal- und Organisationsentwicklung. Pendo arbeitet<br />

an einem betrieblichen Frühwarnsystem, das Qualifizierungs- und Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

frühzeitig "auslösen" soll. Auch im Fall von Stellenabbau nehmen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

einen besonderen Stellenwert ein. Pendo liefert sowohl mit präventiven Sanierungsmodellen<br />

als auch mit Transfermaßnahmen einen Beitrag zur Stabilisierung der Beschäftigung.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> existiert mit der <strong>Region</strong>alen Beschäftigungsagentur "Rebag" ebenfalls<br />

ein Ansatz für präventives Krisenmanagement bei Umstrukturierungen. Der Schwerpunkt liegt<br />

hier nicht auf der tatsächlichen Organisation von Beschäftigtentransfer, sondern auf Information,<br />

Beratung und Wissenstransfer sowie auf der Übernahme von Schnittstellenaufgaben.<br />

Ein regionaler Ansatz des Jobtransfers, der an die Prospect-Methode angelehnt ist, wird im<br />

Schweizer Kanton Solothurn umgesetzt. Das Projekt VISIO SO versucht, ein Frühwarnsystem zur<br />

Erkennung von Unternehmenskrisen und dem präventiven Einsatz betriebsnaher Interventionsinstrumente<br />

zu installieren. Das regionale Monitoring baut auf der Analyse relevanter Daten und<br />

auf kontinuierlichen Unternehmensbefragungen auf (Kratz 1999: 35).<br />

53 In Baden-Württemberg bemüht sich das Landesarbeitsamt momentan darum, dass künftig das Wirtschaftsministerium<br />

den Qualifizierungsteil im Job-Rotations-Modell übernimmt und aus ESF-Mitteln finanziert<br />

(vgl. Pressemitteilung des Landtags vom 20. 07. 2000 zur Mittelstands-Enquête).<br />

52


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Frühzeitige betriebsnahe Intervention kann Arbeitslosigkeit mit Hilfe des Schlüsselinstruments<br />

Qualifizierung verhindern. Transfermaßnahmen sind insbesondere auf die Vermeidung von<br />

Mismatch-Arbeitslosigkeit angelegt. Die Ermittlung von Qualifikationsbedarfen für neue Arbeitsplätze,<br />

wie auch die Ermittlung von regionalen Innovationspotenzialen können immanente Strategien<br />

einer regionalen Koordinierungs- und Beratungsorganisation sein.<br />

6.2. Strukturen schaffen zur Verbesserung über-/betrieblicher Qualifizierungspolitik<br />

Qualifizierungsnetzwerke<br />

<strong>Region</strong>ale Qualifizierungsnetzwerke sind mehr oder weniger formalisierte Zusammenschlüsse<br />

von Betrieben, Bildungsträgern, Kammern etc., die regionale Weiterbildungsressourcen gemeinsam<br />

nutzen. Dadurch können sie Leistungen anbieten, die bei Einzelkämpfer-Strategien nicht zu<br />

erbringen sind: z.B. die Aus- und Weiterbildung im Verbund, den zwischenbetrieblichen Transfer<br />

von Weiterbildungsleistungen, eine gemeinsame Qualifizierung von Ausbilder/innen bei unternehmensorientierten<br />

Verbundmodellen oder die Bereitstellung von Informationssystemen, trägerübergreifender<br />

Beratung, größerer Angebotsflexibilität und Bedarfsnähe – u.a. maßgeschneiderte<br />

Angebote –, sowie Kostensenkung, bessere Kursauslastung oder Teilung der Investitionskosten<br />

von Übungsmaschinen bei trägerorientierten Qualifizierungsnetzwerken (vgl.<br />

Bosch/Dobischat/Husemann 1997: 95f). 54 In die von ihrer Zusammensetzung meist gemischten<br />

Netzwerke sind z.T. auch regionale Wirtschafts- und Arbeitsmarktakteure eingebunden.<br />

Insbesondere KMU sind in ihrer Innovationsfähigkeit stark von der Struktur des regionalen Umfelds<br />

abhängig, weil sie – anders als Großbetriebe – für ihre Mitarbeiter/innenqualifizierung wenig<br />

Alternativen zum regionalen Weiterbildungsangebot haben. Dieses kann durch Qualifizierungsnetzwerke<br />

zwischen KMU, die ihren besonderen Bedürfnissen gerecht werden, entscheidend<br />

verbessert werden. 55 So ergab eine Evaluation des "Innovations- und Qualifizierungsnetzwerks<br />

Gronau", dass gerade die Unterstützung bei der Ermittlung von Qualifizierungsbedarfen<br />

und deren Umsetzung in Maßnahmen als besondere Erfolge des Netzwerks empfunden wurden.<br />

54 Eine Projektgruppe des baden-württembergischen Landesarbeitskreises für berufliche Fortbildung plant<br />

z.Zt. eine Veröffentlichung zu verschiedenen Formen der Kooperation von Bildungsträgern.<br />

55 Ein Qualifizierungsnetzwerk in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, das die Form eines eigenständigen Bildungsträgers<br />

angenommen hat, ist der Gemeinnützige Verein Gemeinschaftsausbildungsstätten Ruit-Plochingen<br />

(GARP). Der Impuls für die Gründung von GARP 1969 waren die finanziellen und personellen Schwierigkeiten<br />

der regionalen KMU, qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildungen durchzuführen. Die Gemeinschaftsausbildungsstätten,<br />

an denen mittlerweile rund hundert Mitgliedsbetriebe und die IHK beteiligt<br />

sind, sind auf die Ausrichtung von Qualifizierungsmaßnahmen verpflichtet, die sich eng am betrieblichen<br />

Bedarf orientieren. Die Bedarfsermittlung erfolgt dabei überwiegend pragmatisch durch den engen<br />

Kontakt zur betrieblichen Praxis. Der Anteil von Nicht-Mitgliedern, die auf das Angebot von GARP zurückgreifen,<br />

ist kontinuierlich gestiegen (Gnahs 1995: 68ff).<br />

53


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Die Betriebe erkannten Fortschritte bei der Personal- und Organisationsentwicklung an, und die<br />

Teilnehmer/innen der Qualifizierungsmaßnahmen konnten besonders hoch motiviert werden. 56<br />

Die (finanzielle/infrastrukturelle) Förderung und die Initiierung bzw. Moderierung von Qualifizierungsnetzwerken<br />

als "Selbsthilfeeinrichtungen" durch regionale Instanzen stärken endogene<br />

Potenziale. Durch vorausschauende Qualifizierung und Organisationsentwicklung mindern sie<br />

präventiv die Gefahr von Arbeitsplatzverlusten (vgl. Wacker/Stuhldreier 1997: 13). Qualifizierungsnetzwerke<br />

sind ESF-förderfähig.<br />

Zielgruppenspezifisches Mentoring<br />

Ein präventiver zielgruppenspezifischer Ansatz, der vom Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> und der Wirtschaftsförderung<br />

<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH (WRS) entwickelt wurde, ist das Mentoring-Projekt für<br />

gering qualifizierte Frauen. In Anlehnung an Mentoring-Ansätze für weibliche Führungskräfte<br />

geht es um die Schaffung von Unterstützungsstrukturen, die die Qualifizierung von gering qualifizierten<br />

Frauen begleiten und ihren Erfolg absichern sollen. Ziel ist es, die Weiterbildungsbarrieren,<br />

die für Frauen ohne abgeschlossene Berufsausbildung aus verschiedenen Gründen existieren,<br />

57 zu durchbrechen.<br />

Parallel werden eine betriebsinterne und eine externe Mentoring-Beziehung aufgebaut. Ist die<br />

interne Mentorin Ansprechpartnerin für betriebliche und private Probleme, so soll die externe<br />

Mentorin, eine geschulte Beraterin, zur Teilnahme motivieren, bei der Berufswegeplanung unterstützen<br />

und über das Projekt hinaus beratend zur Seite stehen. Das Unterstützungssystem soll<br />

weitere förderliche Rahmenbedingungen umfassen, wie z.B. Kinderbetreuung, Sensibilisierung<br />

des familiären Umfelds und finanzielle Absicherung. Nach einer Phase von Beratungsgesprächen<br />

und einer Vorfeldqualifizierung folgt die betriebsinterne oder -externe Anpassungs- oder Aufstiegsmaßnahme.<br />

Das Spektrum möglicher Maßnahmen reicht von mehrtägigen Kursen bis hin<br />

zu einer zweijährigen Berufsausbildung. Eine Koordinierungsstelle übernimmt die Qualifizierungsbedarfsanalysen<br />

und die allgemeine Prozesssteuerung, inklusive Akquise von Betrieben<br />

und geeigneten Weiterbildungsträgern, sowie die Evaluation. Im Anschluss an die Qualifizierung<br />

können weitere Maßnahmen ergriffen werden.<br />

Mentoring-Strukturen sind geeignet, prophylaktisch und zielgruppenorientiert den steigenden<br />

Qualifikationsbedarf für Individuen bewältigbar zu machen und damit einen Beitrag zur Beschäf-<br />

56 Sie lobten das Zusammenkommen von Teilnehmer/innen aus verschiedenen Betrieben, das Kennenlernen<br />

neuer Anwendungsfelder, die dadurch gesteigerte Bandbreite an Methoden und die Überwindung<br />

der engen Grenzen der etablierten seminarförmigen Weiterbildung. Dies führte zu überraschenden<br />

Lernerfolgen (vgl. Internetseite des "Forum Forschung '99" der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg).<br />

57 Zum einen berücksichtigen Unternehmen diese Zielgruppe bei betrieblicher Weiterbildung kaum, zum<br />

andern existieren bei den gering Qualifizierten selbst erhebliche Barrieren (Existenzsorgen durch einen<br />

Beschäftigungsrückgang, soziale und psychische Belastungen).<br />

54


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

tigungssicherung zu leisten. Betrieben erleichtern sie durch eine perspektivische Personalplanung<br />

Umstrukturierungs- und Reorganisationsprozesse im Strukturwandel.<br />

7. Förderinstrumentarium<br />

Drei Förderinstrumente spielen im Kontext regionaler Qualifizierungsstrategien und Bedarfsermittlung<br />

eine herausgehobene Rolle: Der Europäische Sozialfonds (ESF), die Gemeinschaftsinitiative<br />

EQUAL und das Bundesprogramm "Lernende <strong>Region</strong>en – Förderung von Netzwerken". Ihre<br />

Förderrichtlinien oder Rahmenkonzeptionen, sofern Förderrichtlinien noch nicht vorliegen, sollen<br />

hier dargestellt werden und im nächsten Kapitel mit möglichen Politiken für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

in Verbindung gebracht werden.<br />

7.<strong>1.</strong> Die neue Förderperiode des Europäischen Sozialfonds (ESF) 58<br />

Baden-Württemberg bezieht ESF-Mittel im Rahmen des Förderziels 3 (Entwicklung der Humanressourcen).<br />

Für die Förderperiode 2000-2006 umfassen diese 230 Mio Euro. Die Themenbereiche<br />

Qualifizierung und berufliche Weiterbildung fallen unter folgende Förderbereiche:<br />

Schwerpunkt A: Aktive und präventive Arbeitsmarkpolitik<br />

Hierauf entfallen 37% der baden-württembergischen ESF-Mittel. Förderfähig sind insbesondere<br />

Qualifizierungsmaßnahmen zur Verringerung von Jugend- und Langzeitarbeitslosigkeit. Im letzteren<br />

Bereich scheinen als Förderbereiche interessant: die Entwicklung von Qualifikationsbausteinen<br />

für Betriebe und die Nutzung von Kurzarbeitsphasen für Qualifizierungsmaßnahmen;<br />

gezielte und möglichst berufsbegleitende Maßnahmen für un- und angelernte Frauen und Männer;<br />

die Minderung von Fachkräftebedarf durch die Förderung von Arbeitslosen und Rückkehrwilligen<br />

mittels Beratung, (Teilzeit-)Qualifizierung und Teilzeitarbeit im Vorfeld.<br />

Schwerpunkt B: Gesellschaft ohne Ausgrenzung (15%)<br />

Gruppen mit erhöhtem Arbeitsmarktrisiko 59 sollen mit Qualifizierungsmaßnahmen, Förderketten<br />

und teilweise spezifischen Integrationsmaßnahmen fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht<br />

werden. Das Ulmer Modellprojekt "Sibille" zur beruflichen Integration junger ausländischer<br />

Frauen wird beispielhaft erwähnt.<br />

58 Quelle: "Gemeinsamer Leitfaden des Sozialministeriums, des Wirtschaftsministeriums und des Kulturministeriums<br />

[Baden-Württemberg] für die Förderung aus dem Europäischen Sozialfonds – Ziel 3 – in der<br />

Förderperiode 2000 bis 2006".<br />

59 Angeführt werden Ausländer/innen, Aussiedler/innen, ältere Arbeitslose sowie sozial, psychisch und<br />

physisch benachteiligte Personen.<br />

55


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Schwerpunkt C: Berufliche und allgemeine Bildung, Lebenslanges Lernen (9%)<br />

Neben der qualitativen Verbesserung von Schul- und Ausbildungssystemen steht hier ein zielgruppen-<br />

und bedarfsgerechtes Weiterbildungsangebot im Vordergrund. Im Bereich der beruflichen<br />

Bildung wird die Erhebung von Bildungsbedarf und Bildungsverhalten ausdrücklich als<br />

Schwerpunktthema des Wirtschaftsministeriums benannt. Weitere interessante Schwerpunkte<br />

sind:<br />

• die Verbesserung des Bildungsangebots im Hinblick auf Bedarfsgerechtigkeit, Angebotstransparenz<br />

und Marketing;<br />

• Systemergänzungen im Qualifizierungsbereich durch Qualifizierungsgesellschaften, Bündnisse<br />

und Initiativen;<br />

• Kooperation von Bildungsanbietern mit Unternehmen und weiteren Akteuren (Qualifizierungsnetzwerke);<br />

• Qualifizierungsberatung, z.B. für bestimmte Zielgruppen;<br />

• neue Formen und Methoden der Vermittlung beruflicher Bildung;<br />

• systemergänzende Qualifizierungskonzepte, von Qualifizierungsmodulen über Zertifizierungskonzepte<br />

bis hin zur Verbindung von Aus- und Weiterbildung.<br />

Schwerpunkt D: Anpassungsfähigkeit und Unternehmergeist (24%)<br />

Hier wird die Qualifizierung von Arbeitskräften, v.a. Un- und Angelernten, als ein Faktor von<br />

Unternehmenserfolg gefördert. Fördergegenstand sind Projekte mit Zielrichtung auf das Erreichen<br />

von Berufsabschlüssen und Fachqualifizierungsstufen, den Erwerb von Qualifikationen im<br />

Bereich IT- und Dienstleistungsgesellschaft, Querschnittskompetenzen etc. Neben Existenzgründungen<br />

soll die Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit von KMU unterstützt werden, und<br />

zwar mit Projekten in den Bereichen<br />

• Qualifizierungskultur: Organisation von Qualifizierungsprozessen, Qualifikationsbedarf, Personalentwicklung,<br />

lernende Unternehmen, Beratung von KMU, Schulung von Betriebsräten<br />

in Weiterbildungsfragen,<br />

• Arbeitsorganisation (Jobrotation, Arbeitszeitmodelle etc.), Organisationsentwicklung, Unternehmensentwicklung<br />

und Markterkennung/-orientierung.<br />

Schwerpunkt E: Chancengleichheit von Frauen und Männern (10%)<br />

An förderfähigen Maßnahmen, die den Bereich Qualifizierung tangieren, werden genannt: Förderung<br />

von Frauen in Führungs- und Verantwortungsbereichen und Mentoring/Coaching im<br />

öffentlichen Sektor; Förderung des Wiedereinstiegs; Erschließung neuer Beschäftigungsfelder für<br />

Frauen; frauenfördernde Personalentwicklungsstrategien. Für alle anderen Politikbereiche gilt<br />

56


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

gemäß dem Prinzip des "gender mainstreamings", dass Frauen mindestens ihrem Anteil entsprechend<br />

an den Arbeitslosen (ca. 45%) zu beteiligen sind.<br />

Fazit:<br />

Die Ermittlung von regionalem Weiterbildungsbedarf, der Aufbau von Netzwerken für regionale<br />

Qualifizierungsstrategien, aber auch Projekte zur Personalentwicklung und innerbetrieblichen<br />

Qualifizierungspolitik sind mit ESF-Mitteln aus den Politikfeldern C und D förderfähig.<br />

7.2. Die europäische Gemeinschaftsinitiative EQUAL<br />

EQUAL löst die beiden Gemeinschaftsinitiativen ADAPT und BESCHÄFTIGUNG ab, die bis 1999<br />

liefen. Ziel ist die Förderung neuer Methoden zur Bekämpfung von Diskriminierungen und Ungleichheiten<br />

jeglicher Art im Kontext des Arbeitsmarktes. Länderübergreifende Zusammenarbeit<br />

und ein Partnerschaftsansatz kennzeichnen EQUAL. Thematisch sind bisher folgende Felder grob<br />

abgesteckt:<br />

• Beschäftigungsfähigkeit: Erleichterung des Zugangs zum oder der Rückkehr auf den Arbeitsmarkt<br />

für benachteiligte Gruppen; Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit<br />

auf dem Arbeitsmarkt;<br />

• Unternehmergeist: Förderung von Existenzgründungen und Stärkung der Sozialwirtschaft<br />

(Dritter Sektor);<br />

• Anpassungsfähigkeit: Förderung der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen und Arbeitnehmer/innen<br />

gegenüber dem strukturellen wirtschaftlichen Wandel und neuen Techniken<br />

(inkl. IT); Förderung lebenslangen Lernens und einer integrationsfördernden Arbeitsgestaltung;<br />

• Chancengleichheit von Frauen und Männern: Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf, der Wiedereingliederung und flexibler Arbeitsorganisation; Abbau der Geschlechtertrennung<br />

im Beruf.<br />

Die Mitgliedsstaaten bereiten zur Zeit die nationalen Förderprogramme vor; es wird erwartet,<br />

dass der erste Aufruf für Projektvorschläge Anfang 2001 ergeht.<br />

Fazit:<br />

Der Themenbereich "Anpassungsfähigkeit" mit seinem Aspekt des strukturellen Wandels<br />

scheint geeignet, um Projekte im Bereich "regionale Qualifizierungsstrategien" einzubringen,<br />

insbesondere für die sogenannten Problemgruppen des Arbeitsmarktes. Sie sollten möglichst mit<br />

einem präventiven Ansatz der Gefährdung von Arbeitsplätzen zuvorkommen.<br />

57


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

7.3. Das Bundesprogramm "Lernende <strong>Region</strong>en – Förderung von Netzwerken" 60<br />

Das BMBF-Programm "Lernende <strong>Region</strong>en" ist Teil des Aktionsprogramms "Lebensbegleitendes<br />

Lernen für alle". Es zielt auf die Zusammenführung von Bildungsanbietern und -nachfragern<br />

(Individuen, Betrieben etc.) und anderen interessierten Akteuren zu "lernenden <strong>Region</strong>en". Darunter<br />

werden bildungsbereichs- und trägerübergreifende Netzwerke im Bereich lebensbegleitenden<br />

Lernens verstanden. Konkret kommen als Kooperationspartner die öffentlichen und freien<br />

Bildungsträger, 61 Unternehmen, Verwaltungen, Kammern, Gewerkschaften, die Wirtschaftsförderung,<br />

Jugend- und Arbeitsämter, Beschäftigungsgesellschaften, Bildungsberatungsstellen,<br />

selbstorganisierte Lernergruppen sowie kulturelle und soziokulturelle Einrichtungen in Frage. Die<br />

Netzwerke sollen die Bildungsnachfrage und Nutzer/innenorientierung stärken und gezielt Personen,<br />

die bisher bildungsfern und benachteiligt waren, mobilisieren. Förderungsfähig sind der<br />

Neuaufbau bildungsbereichs- und trägerübergreifender Netzwerke, die Weiterentwicklung bestehender<br />

Kooperationen sowie die Ergänzung des Aufgabenspektrums bestehender Netzwerke.<br />

Die Netzwerke sollen grundsätzlich auf Dauer angelegt sein. 62<br />

Für unsere Zwecke interessante förderfähige Profile bzw. Schwerpunkte beziehen sich auf:<br />

• die bessere Verzahnung von Bildungs-, Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik zur Förderung<br />

der Handlungs- und Beschäftigungsfähigkeit der Menschen;<br />

• die Erhöhung der Qualität und der Transparenz der Bildungsangebote (z.B. Bündelung der<br />

Informations-, Beratungs- und Vermittlungsangebote, neue Serviceleistungen).<br />

Weitere Auswahlkriterien für die Förderung sind die Stärkung der Bildungsnachfrage und der<br />

Nutzerorientierung, die gezielte Mobilisierung bisher bildungsferner Personen sowie die Beteiligung<br />

der Netzwerke an trägerübergreifenden Werbekampagnen und am überregionalen Erfahrungsaustausch.<br />

Eine zusätzliche Voraussetzung ist, dass die Netzwerke die tatsächliche Durchsetzung<br />

der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Bildungs- und Beschäftigungssystem<br />

fördern.<br />

Zwischen 2000 und 2004 stehen für das Programm voraussichtlich rund 138 Mio. an Bundesund<br />

ESF-Mitteln zur Verfügung. Die Antragsfrist endet am 3<strong>1.</strong> Januar 200<strong>1.</strong><br />

60 Quelle: Bekanntmachung von Förderrichtlinien für das Programm «Lernende <strong>Region</strong>en – Förderung<br />

von Netzwerken», Bundesanzeiger Nr. 203 vom 27. 10. 2000. Weitere Informationen und Förderanträge<br />

sind beim Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. erhältlich bzw. unter<br />

<br />

61 Allgemein- und berufsbildende Schulen, Hochschulen, Träger und Einrichtungen der außerschulischen<br />

und der außer- bzw. überbetrieblichen Bildung, gewerkschaftliche Bildungswerke und Bildungswerke der<br />

Wirtschaft, Volkshochschulen, kirchliche Bildungsträger, kommerzielle Anbieter, Fernlehrinstitute und<br />

Sonstige.<br />

62 Die degressive und auf fünf Jahre beschränkte Förderung kann sich auf die Planungs- und/ oder die<br />

Durchführungsphase innovativer Projekte beziehen, wobei Personal- und Sachmittel, die Kosten der Organisation<br />

und des Managements der Netzwerk sowie Öffentlichkeitsarbeit, Investitionskosten aber nur<br />

in Ausnahmefällen finanziert werden.<br />

58


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Fazit:<br />

Der Netzwerkansatz der "Lernende <strong>Region</strong>" ermöglicht die Förderung umfassender Kooperationsstrukturen,<br />

die wirtschaftsfördernde, arbeitsmarkt- und bildungspolitische Akteure zusammenbringen.<br />

Innerhalb solcher Strukturen wäre die dialogische und insofern nachhaltige Entwicklung<br />

von regionalen Qualifizierungsstrategien zu gestalten. Förderfähig sind auch die in<br />

Kap. 6.2. beschriebenen Qualifizierungsnetzwerke, die z.B. KMU in strukturwandelgeschwächten<br />

regionalen Branchen mit Bildungsträgern unter dem Blickwinkel bedarfsgerechter, betriebsnaher<br />

Weiterbildung verbinden könnten.<br />

8. Eine Strategie für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>?<br />

8.<strong>1.</strong> Resümee der Studie<br />

Qualifizierung von Mitarbeiter/innen ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Anpassung<br />

eines Betriebes an den rapiden ökonomischen, technischen und organisatorischen Wandel in der<br />

Arbeitswelt. Die Ausschöpfung von qualifikatorischen Potenzialen fördert regionale Innovation<br />

und Entwicklung, so dass die Ermittlung von unmittelbaren, besser noch von künftigen Weiterbildungs-<br />

und Personalbedarfen zu einem regionalpolitischen Anliegen wird. Gleichzeitig entscheidet<br />

Weiterbildung – in Form von Qualifizierung „on the job“, dem Training von Schlüsselqualifikationen,<br />

lebenslangem Lernen – über die Beschäftigungschancen und Beschäftigungssicherung<br />

von Menschen, insbesondere bei Gruppen mit erhöhtem Arbeitsmarktrisiko.<br />

Im Rahmen dieser Studie wurden Instrumente und Verfahren der Ermittlung von Qualifizierungsbedarf<br />

vorgestellt, die zum Teil schon lange erprobt sind, zum Teil vor dem Hintergrund<br />

der aktuellen Umbrüche in den Wirtschaftsstrukturen und Arbeitsprozessen neu entwickelt wurden.<br />

Gegenüber den klassischen, eher "theoretischen" Methoden zeichnen sich die neueren<br />

Ansätze oft dadurch aus, dass sie über die analytische Dimension hinaus eine pragmatische,<br />

umsetzungsorientierte besitzen und auf mehreren Ebenen zugleich ansetzen: auf der Ebene des<br />

Arbeitskräfteangebots, der -nachfrage, und an der Vermittlungsdimension des Qualifizierungsangebots.<br />

Solche umfassenderen und handlungsorientierten Ansätze können am ehesten dem<br />

Problem gerecht werden, sowohl Arbeitslose als auch Beschäftigte, sowohl Fachkräftemangel<br />

(Hochqualifizierte) als auch die Zielgruppen der gering Qualifizierten zu berücksichtigen. Jenseits<br />

systematischer Bedarfsermittlung können Instrumente "kürzerer Reichweite" die Probleme von<br />

Mismatch, passgenauer Qualifizierung und betrieblicher Personalentwicklung auch ohne den<br />

Zwischenschritt einer Analyse ergänzen.<br />

Über die reine Deskription unterschiedlicher Methoden hinaus wurde in der Studie versucht, die<br />

Umsetzungsfrage – von rein praktischen Schwierigkeiten bis hin zum Förderinstrumentarium –<br />

nicht zu vernachlässigen. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen wäre es für eine "an-<br />

59


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

packende" <strong>Region</strong>alpolitik unbefriedigend, bei der bloßen Bedarfsermittlung stehen zu bleiben.<br />

Interessant wäre vielmehr die Kombination von Bedarfsermittlung mit konkreten beratungs- und<br />

umsetzungsorientierten Ansätzen kürzerer Reichweite und ihre Einbettung in eine umfassende<br />

Strategie. Mit dem QBW-Projekt 2000, mit BIQ, dem Arbeitsmarkt-Informations-System und<br />

schließlich Prospect wurden einige pragmatische Ansätze geschildert.<br />

8.2. Hintergrund der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

Der wirtschaftliche und politisch-institutionelle Kontext, in dem ein Verfahren der Bedarfsermittlung<br />

oder eine umfassende Qualifizierungsstrategie umgesetzt werden, darf nicht ausgeblendet<br />

werden. Allerdings kann hier nur eine oberflächliche Skizze gezeichnet werden.<br />

Wirtschaft & Arbeitsmarkt<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ist durch das Verarbeitende Gewerbe geprägt, das auf den Schultern des<br />

Straßenfahrzeugbaus, Maschinenbaus und der Elektrotechnik trotz Ausdehnung des Dienstleistungssektors<br />

nach wie vor den stärksten Wirtschaftszweig darstellt. Im tertiären Sektor dominieren<br />

Handel und haushaltsbezogene Dienstleistungen (die aber deutlich unter Bundes- und Landesschnitt<br />

liegen), gefolgt von einem überproportionalen Anteil unternehmensbezogener<br />

Dienstleistungen. Die letzte Dekade brachte – trotz des Aufschwungs Ende der 1990er Jahre –<br />

einen überproportionalen Beschäftigungsabbau im Verarbeitenden Gewerbe (v.a. in den Funktionsbereichen<br />

Fertigung und Distribution), der durch einen unterproportionalen Zuwachs bei den<br />

Dienstleistungen nicht kompensiert wurde. Der Konjunkturaufschwung Ende der 90er Jahre<br />

stabilisierte die Beschäftigung und überdeckte den Strukturwandel durch ein auf das Verarbeitende<br />

Gewerbe konzentrierte Wachstum.<br />

Eine positive Beschäftigungsentwicklung erlebte 1998/99 in der <strong>Region</strong> neben dem Straßenfahrzeugbau<br />

vor allem der Maschinenbau. Problembranchen waren die elektrotechnische und die<br />

Textilindustrie, der Druckerei- und der Holzbearbeitungsbereich. Im Dienstleistungssektor werden<br />

Beschäftigungspotenziale vor allem im Bereich der haushaltsbezogenen Dienstleistungen<br />

vorhergesagt. In technischen Berufen fehlen akut Fachkräfte; bei den unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen wird mit einer ähnlichen Entwicklung gerechnet. Als (weiterhin) zukunftsträchtige<br />

Wirtschaftsbereiche gelten neben Automobilwirtschaft und Maschinenbau die Medienwirtschaft,<br />

Umwelttechnologie und Telekommunikation, IT-Services und E-Business (Batz et al.<br />

1999).<br />

Die Qualifikationsstruktur in der <strong>Region</strong> zeichnet sich gegenüber dem Bund durch einen überdurchschnittlich<br />

hohen Beschäftigtenanteil ohne Berufsausbildung, gleichzeitig aber einem signifikant<br />

höheren Anteil von Beschäftigten mit hoher Qualifikation (Fachhochschul- oder Universitätsabschluss)<br />

aus. Diese polarisierte Qualifikationsstruktur kann innerbetriebliche Segmentie-<br />

60


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

rungstendenzen verstärken (Fischer/Vogl 1998: 30). Vom Beschäftigungsabbau waren und sind<br />

insbesondere An- und Ungelernte, unter denen der Frauen- und Ausländer/innenanteil hoch<br />

liegt, betroffen. Gering Qualifizierte und insbesondere Frauen waren auch die Verlierer/innen<br />

der Beschäftigungsentwicklung des Verarbeitenden Gewerbes. Trotz des Fachkräftebedarfs finden<br />

selbst qualifizierte Frauen nach der Familienpause nur schwer einen Wiedereinstieg in den<br />

Arbeitsmarkt.<br />

Vor diesem Hintergrund sollten Qualifizierungsmaßnahmen nicht nur bei Fachkräften ansetzen,<br />

sondern darüber hinaus auf die Zielgruppen gering Qualifizierte und – querschnittsmäßig – auf<br />

Frauen und Ausländer/innen mit ihren spezifischen Bedürfnissen ausgerichtet sein.<br />

Institutionelle Dimensionen der <strong>Region</strong><br />

Für die Frage der Umsetzung einer nicht nur punktuell angelegten Qualifizierungspolitik stellt<br />

sich die Frage nach möglichen Trägerstrukturen, nach vorhandenen Institutionen und einer Kooperationskultur<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

Zu Beginn der 90er Jahre wurde von der Landesregierung von Baden-Württemberg eine <strong>Region</strong>alkonferenz<br />

für die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> einberufen. In einer Reihe von Arbeitssitzungen wurden<br />

die zentralen Aufgabenstellungen für den Ballungsraum <strong>Stuttgart</strong> erörtert und Lösungsvorschläge<br />

formuliert. Ein Ergebnis hiervon war die Neugründung des Verbands <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> mit<br />

erweiterten Kompetenzen. Dies wurde im "Gesetz über die Errichtung des Verbands <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>" vom 7. Februar 1994 verankert. Bundesweit einzigartig ist das eigene, direkt gewählte<br />

<strong>Region</strong>alparlament.<br />

Eine dem Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> per Gesetz übertragene Aufgabe ist die regional bedeutsame<br />

Wirtschaftsförderung. Ihr institutioneller Ort ist die Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />

GmbH (WRS), deren Gesellschafter neben dem Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> der Kommunale Pool<br />

e.V. (Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>), Kammern, die IG Metall, die LBBW und die<br />

Landesentwicklungsgesellschaft sind. Bei der WRS ist auch die <strong>Region</strong>ale Beschäftigungsagentur<br />

Rebag angesiedelt. Der Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> gibt gemeinsam mit IHK und IGM <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong> alle zwei Jahre einen Strukturbericht heraus, in dem sektorale Verschiebungen, Branchenentwicklungen,<br />

Arbeitsplatzzuwächse etc. in der <strong>Region</strong> analysiert werden.<br />

Eine unmittelbare Vernetzung der regionalen Akteure aus Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik<br />

ist mit dem erst im Mai 2000 konstituierten Arbeitskreis Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik<br />

beabsichtigt, bestehend aus Arbeitsamtsdirektor/innen, Kammern, Gewerkschaften, Arbeitgeberverband,<br />

Trägern der freien Wohlfahrtspflege, Sozialdezernent/innen und den <strong>Region</strong>alfraktionen.<br />

61


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Eine ähnliche Runde kommt in den neuen ESF-Arbeitskreisen auf Ebene der Stadt- und Landkreise,<br />

teils der Kammerbezirke zusammen: Das künftige ESF-Förderverfahren macht die Projektförderung<br />

abhängig von der Zustimmung von Arbeitskreisen.<br />

Die Weiterbildungsträger in der <strong>Region</strong> haben sich bereits vor über 30 Jahren in allen Stadt- und<br />

Landkreisen zu vernetzenden Arbeitsgemeinschaften für berufliche Fortbildung zusammengeschlossen.<br />

Im unternehmensorientierten Bereich wird in den letzen Jahren verstärkt ein Augenmerk<br />

auf Kooperationen und regionale Kompetenzzentren gerichtet, zuletzt durch einen Wettbewerb<br />

von <strong>Region</strong>alverband und WRS. 63<br />

Es existieren also in der <strong>Region</strong> einige Ansätze der Kooperation, auf die eine dialogische regionale<br />

Qualifizierungspolitik gegründet werden kann.<br />

8.3. Politikempfehlungen<br />

Verfahren regionaler Bedarfsermittlung sollten einige methodische und politische Bedingungen<br />

erfüllen (vgl. G.I.B. 1998: 8ff):<br />

• Das Instrumentarium der Bedarfsermittlung sollte zum einen differenziert genug sein, um<br />

verlässliche Ergebnisse hervorzubringen, zum anderen verschiedene Seiten der Problematik<br />

(Arbeitsangebot, Arbeitsnachfrage, Weiterbildungsangebot) beleuchten.<br />

• Die Verfahren der Bedarfsermittlung sollten in eine übergreifende Strategie regionaler Arbeitsmarkt-<br />

und Weiterbildungspolitik eingebunden sein.<br />

• Sie sollten sowohl präventiv im Betrieb, d.h. an Beschäftigten ansetzen als auch versuchen,<br />

Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen. Insbesondere benachteiligte Zielgruppen gilt<br />

es zu fördern.<br />

• Erkenntnisse sollten rasch umgesetzt werden, oder die Bedarfsermittlung sollte direkt mit<br />

Umsetzungsansätzen (Beratung, Vermittlung etc.) verknüpft sein.<br />

• Die Einbettung in einen institutionellen Kontext 64 fördert Kontinuität und Transparenz und<br />

erleichtert Umsetzungsmaßnahmen.<br />

• Möglichkeiten regionaler Kooperation zwischen Weiterbildungsanbietern, Unternehmen und<br />

arbeitsmarktpolitischen Entscheidungsträger/innen sollten für die Konzeptionalisierung der<br />

Bedarfsermittlung genutzt oder ggf. geschaffen werden. So können Ziele und Inhalte auf<br />

den Bedarf vor Ort ausgerichtet, die Akzeptanz für die Ergebnisse erhöht und abgestimmte<br />

Konzepte entwickelt werden.<br />

63 Wichtige Initiativen, die auf die bessere Vernetzung der Akteure in der <strong>Region</strong> abzielen, sind BioRegio,<br />

Mobilist, Medien<strong>Region</strong> und PUSH.<br />

64 Was nicht gleichzusetzen ist mit dem Aufbau bürokratischer Strukturen.<br />

62


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Vor diesem Hintergrund ist ein Konzept zurückzuweisen, das lediglich auf die einmalige empirische<br />

Erhebung regionalen Qualifizierungsbedarfs abhebt und Schritte der Umsetzung im Unklaren<br />

belässt.<br />

Von den dargestellten integrierten und umsetzungsorientierten Verfahren der Bedarfsermittlung<br />

erscheint Prospect besonders geeignet, die Anforderungen zu erfüllen.<br />

Eine Adaption auf die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> würde jedoch bestimmte Voraussetzungen nahe legen:<br />

• Kooperation: Die oben dargestellten Kooperationsstrukturen gilt es auszubauen. Eine wichtige<br />

Rolle kann der bei der WRS angesiedelte Arbeitskreis Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik<br />

spielen, der als Forum und große Steuerungsgruppe fungieren könnte. Das<br />

setzt allerdings gerade bei einem solchen relativ jungen Gremium einen längeren Prozess des<br />

"Zusammenraufens" voraus; alle Akteure müssen einen konkreten Nutzen in der Kooperation<br />

sehen können.<br />

• Umsetzungsstrukturen: Aus dem Arbeitskreis lässt sich eine zweite, kleinere Steuerungsgruppe<br />

auskoppeln.<br />

• Konzeptentwicklung: Das konkrete Konzept soll gemeinsam entworfen werden, wobei<br />

die Erfahrungen aus NRW nutzbar gemacht werden sollten. Auch über den Zielgruppenschwerpunkt<br />

muss Einigkeit erzielt werden.<br />

• Branchenübergreifende Bedarfsermittlung: Beispielweise kann die branchenübergreifende,<br />

aktivierende Betriebsbefragung des QBW-Projekts von Rems-Murr – möglichst auf einer<br />

verstetigten Basis – als Modell für die <strong>Region</strong> dienen. Über QBW hinaus sollte das Qualifizierungsangebot<br />

erfasst und mit dem Bedarf abgeglichen werden.<br />

• Branchenspezifische Ansätze: Auch eine fokussierte Bedarfsermittlung in relevanten<br />

Branchen oder Qualifizierungsfeldern - z.B. dem Fahrzeugbau - wäre vorstellbar. Als Beispiel<br />

eines solchen Verfahrens sei die Qualifizierungsbedarfsanalyse Bonn/Rhein-Sieg genannt<br />

(G.I.B. 1999). Über die dialogische Einbindung in Umsetzungsstrukturen hinaus, wie sie in<br />

Bonn/Rhein-Sieg praktiziert wurde, stellt auch hier ein beratender, aktivierender Teil eine<br />

sinnvolle Ergänzung dar.<br />

• Integrierte Modelle: Ideen aus den beiden integrierten und handlungsorientierten Ansätze<br />

von BIQ (Frankfurt) und AIS (Hahn) können ebenfalls übernommen werden, so z.B. die Branchendialoge.<br />

• Betriebliche Bedarfsermittlung: Zu fördern wären auch dezentrale Ansätze betrieblicher<br />

Bedarfsermittlung, an denen die Beschäftigten beteiligt werden (vgl. Heidemann et al.<br />

1995).<br />

• Integration vorhandener Instrumente: Darüber hinaus sollten vorhandene Potenziale<br />

besser genutzt werden: Der Strukturbericht von IMU und IAW liefert eine zweijährliche Wirt-<br />

63


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

schafts- und Arbeitsmarktanalyse, die mit Handlungsempfehlungen verbunden ist. Dieses<br />

Wissen könnte noch konsequenter berücksichtigt und umgesetzt werden. Wichtig wäre eine<br />

noch tiefenschärfere Betrachtung des Qualifizierungsaspekts im Strukturbericht der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>.<br />

Einbettung in eine umfassende Strategie<br />

Eingangs ist darauf hingewiesen worden, dass eine regionale Weiterbildungsstrategie über die<br />

Bedarfsanalyse hinaus die Handlungsfelder Information/Transparenz, Beratung, Moderation,<br />

Qualitätssicherung und Curriculumentwicklung im Blick behalten sollte (Gnahs 1995). Ergänzen<br />

lassen sich aus arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischer Perspektive die Felder individuelle<br />

Vermittlung, betriebliche Personalentwicklung und (über-)betriebliche Qualifizierung, Vernetzung<br />

und Zielgruppenorientierung. Unabhängig davon, ob ein an Prospect angelehntes Arbeitsmarktmonitoring<br />

oder ein weniger umfassender Ansatz gewählt wird, können folgende<br />

Aspekte berücksichtigt werden:<br />

• Bestandsaufnahme: Sinnvoll wäre zunächst eine systematische gemeinsame Bestandsaufnahme<br />

der Aktivitäten, die in den unterschiedlichen Politikbereichen, Handlungsfeldern, Institutionen<br />

und Kreisen der <strong>Region</strong> laufen. Die Studie hat einige Ansätze, die innerhalb der<br />

<strong>Region</strong> bereits praktiziert werden, berücksichtigt. Eine umfangreichere Zusammenschau ist<br />

Voraussetzung dafür, dass Potenziale und Defizite ausgelotet werden, ausbaufähige Ansätze<br />

geprüft werden und überlegt wird, welche Aktivitäten z.B. noch besser miteinander verknüpft<br />

werden können und welche förderfähig sind.<br />

• Vermittlung: Der Erfolg von Arbeitsvermittlung lässt sich über aktive Arbeitsvermittler/innen<br />

("passgenaue Vermittlung"), Jobmanager oder branchenspezifische Jobbörsen erhöhen.<br />

• Betriebliche Qualifizierungspolitik: Ansätze zu einer effizienteren Personal- und Qualifizierungspolitik<br />

von Unternehmen könnten über Modellprojekte, Wettbewerbe oder eine<br />

verbesserte Infrastruktur gefördert werden:<br />

- Mit Blick auf die oben erwähnten Zielgruppen kann z.B. ein Coaching-Programm für ausländische<br />

Unternehmer/innen in der <strong>Region</strong> gezielt deren Qualifikationen verbessern und<br />

gleichzeitig bei den Betriebsleitungen für betriebliche Qualifizierungsstrategien werben.<br />

- Eine ebenfalls zielgruppenorientierte Maßnahme wäre die Sensibilisierung von Betrieben<br />

für die verstärkte Weiterbildung von Frauen, z.B. auch während Erziehungsurlaub 65 oder<br />

Familienphase. Die hohe Betriebstreue von Frauen macht solche Investitionen rentabel.<br />

Auf ein entsprechende Flankierung des Qualifizierungsangebots – Kinderbetreuung, Ortsnähe<br />

etc. – ist zu achten.<br />

64


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

- Weiterhin gilt es das Modell der Jobrotation – auch gegenüber den Belegschaften – zu<br />

propagieren und entsprechende Fördermaßnahmen der Arbeitsämter bekannter zu machen.<br />

• Betriebsorientierte Arbeitsmarktpolitik: Die Integration von Arbeitslosen in den ersten<br />

Arbeitsmarkt und die Flankierung von Strukturwandel gehören ins Zentrum einer regionalen<br />

Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. Unterstützenswert sind z.B. Projekte, in denen Arbeitskräfte<br />

– besonders in KMU – mit Qualifizierungsprogrammen frühzeitig auf Veränderungen<br />

der Produktionssysteme, Organisationsformen oder Umweltstandards vorbereitet<br />

werden. Unternehmensübergreifende Kooperationen, aber auch intelligente und arbeitnehmer/innenfreundliche<br />

Arbeitszeitmodelle (zu flankieren durch Arbeitszeitberatung) sichern<br />

und schaffen Beschäftigung. Sie könnten mit ESF-Mitteln finanziert werden.<br />

• Weiterbildungsbereich: Weiterbildungsträger sind bei der Entwicklung zeitnaher, strukturund<br />

arbeitsmarktrelevanter Angebote zu unterstützen. Insbesondere sollten Weiterbildungseinrichtungen<br />

für die speziellen inhaltlich-organisatorischen Bedürfnisse von KMU sensibilisiert<br />

werden (organisatorisch und zeitlich variable Angebote, Bündelung von Angeboten für<br />

mehrere Betriebe, curriculare Flexibilität durch Module usw.). Auch zielgruppenspezifische<br />

Bedürfnisse – z.B. die Organisation von Kinderbetreuung – sollten in den Blick gerückt werden.<br />

• Qualifizierungsnetzwerke: Ansätze, die Weiterbildungs- und Personalentwicklungsprobleme<br />

kooperativ und "von unten" zu lösen versuchen, oder die auf eine Kräftebündelung<br />

von Weiterbildungsträgern zielen, sollten gefördert werden. Qualifizierungsnetzwerke bieten<br />

hier einen wichtigen (und förderfähigen) Ansatz.<br />

• Frauen: Sicherung und Erhalt von Frauenarbeitsplätzen kann verbunden werden mit gezielter<br />

Beratung von Betrieben zu neuen Formen der Arbeitszeitgestaltung. Auch das beschriebene<br />

Mentoring-Projekt verfolgt einen nachhaltigen Ansatz.<br />

Eine energische Hinwendung zu den Themen Bedarfsermittlung und regionale Qualifizierungsstrategie<br />

scheint vor den Herausforderungen des regionalen Strukturwandels – z.B. der Gleichzeitigkeit<br />

von Fachkräftemangel und einer hohen Zahl Niedrigqualifizierter – einerseits und vor<br />

dem skizzierten Hintergrund von Kooperationspotenzialen andererseits nicht nur wünschenswert,<br />

sondern durchaus möglich.<br />

65 Sofern Erziehungsurlaub von Männern genommen wird, sind selbstverständlich auch diese in die betriebliche<br />

Weiterbildung einzuziehen.<br />

65


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Anhang<br />

Quellen<br />

Arbeitsmarkt: Arbeitskräfteangebot/-nachfrage, Wirtschaftsentwicklung:<br />

• Mikrozensus: laufende Repräsentativstatistik über Wohnbevölkerung und Arbeitsmarkt<br />

• Volkszählung: Vollerhebung zur Ermittlung der Größe und Struktur der Bevölkerung, aktualisiert<br />

durch den Mikrozensus (Stichprobe)<br />

• Daten der Bundesanstalt für Arbeit, der Landes- und lokalen Arbeitsämter (z.B. Statistik der<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, <strong>Region</strong>ale Beschäftigungsprojektion des IAB (sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte, Kreisebene, branchendifferenziert, Projektionshorizont<br />

2-3 Jahre), "Jahreszahlen des Arbeitsmarktes" der BA, Statistisch-Prognostischer Bericht des<br />

Statistischen Landesamts Baden-Württemberg<br />

• Publikationen des Statistischen Bundesamts (z.B. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik,<br />

Zeitschrift "Wirtschaft und Statistik"); Industriestatistik, aber keine Dienstleistungsstatistik<br />

• Veröffentlichungen und Datenbanken der statistischen Landesämter (z.B. "Baden-<br />

Württemberg in Wort und Zahl", Struktur- und <strong>Region</strong>aldaten des badenwürttembergischen<br />

Landesinformationssystems LIS online unter www.statistik.badenwuerttemberg.de/kontakt/lis.htm;<br />

regionalstatistische Datenbanken der Bundesländer online<br />

auch über den DIW-STATFINDER: http://statfinder.diw-berlin.de). Problem: insgesamt wenig<br />

Daten auf den unteren Ebenen der Gebietskörperschaften<br />

• Bundesbank-Publikationen (z.B. Monatsberichte), Landesbank-Berichte<br />

• Statistiken der Ministerien zu ausgewählten Fragestellungen<br />

• Nichtamtliche Statistik, Studien und Umfragen der Wirtschaftsforschungsinstitute, Meinungsforschungsinstitute,<br />

des Sachverständigenrats, der Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften<br />

und Kammern (z.B. IHK <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>: "Statistik 99. Die Wirtschaft Baden-<br />

Württembergs und der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>")<br />

• Sozio-Ökonomisches Panel (SOEP): Jährliche Wiederholungsbefragung von in Deutschland<br />

lebenden Personen (6.600 Haushalte mit mehr als 12.700 Personen) seit 1984. Themenschwerpunkte<br />

sind unter anderem Haushaltszusammensetzung, Erwerbs- und Familienbiographie,<br />

Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität, Einkommensverläufe, Gesundheit und<br />

Lebenszufriedenheit.<br />

• IAB-Betriebspanel: Jährliche repräsentative Erhebung zur Nachfrage nach Arbeit, alle Branchen<br />

und Betriebsklassengrößen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen können die erhobe-<br />

66


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

nen Daten Wissenschaftler/innen außerhalb des IAB nicht direkt zur Verfügung gestellt werden;<br />

Auswertungswünsche werden aber entgegen genommen.<br />

• Mannheimer Unternehmenspanel (MUP): Auf der Basis einer repräsentativ geschichteten<br />

Stichprobe von ca. 12.000 westdeutschen Unternehmen wird versucht, die Dynamik der Arbeitskräftenachfrage<br />

zu erfassen<br />

• IAB/Prognos-Projektionen: Die Projektionen gehören zu den wichtigsten Prognosen der Arbeitsmarkt-<br />

und Berufsforschung; sie bieten nach Sektoren untergliederte Daten und Erklärungsmuster<br />

zur Entwicklung der Tätigkeitsstruktur, wobei die Ergebnisse in drei alternativen<br />

Szenarios projiziert werden. Die Prognosen erfolgen in unregelmäßigen Abständen, mindestens<br />

alle fünf Jahre. Grundstudien und Aktualisierungen sind:<br />

- "Arbeitslandschaft bis 2010 nach Umfang und Tätigkeitsprofilen" (BeitrAB 13<strong>1.</strong><strong>1.</strong>):<br />

Grundlegende Studie zum Wandel des quantitativen Bedarfs verschiedener Qualifikationsstufen<br />

von 1989; Umbrüche der frühern 90er Jahre gingen naturgemäß in die Prognosemodelle<br />

nicht ein<br />

- "Arbeitslandschaft der Zukunft: Quantitative Projektion der Tätigkeiten" (BeitrAB 213):<br />

Auswirkungen des technischen und wirtschaftlichen Wandels auf Inhalte der Qualifikation<br />

- "Quantitative Projektion des Qualifikationsbedarfs bis 2010" (BeitrAB 221): Projektion<br />

der Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen Westdeutschlands; methodische Neuerungen<br />

gegenüber älteren IAB/Prognos-Studien (Erweiterung der Qualifikationsnomenklatur,<br />

Modellkonstruktion, neue Einflussgrößen bzgl. qualifikatorischen Wandels)<br />

- "Arbeitslandschaft 2010 nach Tätigkeiten und Tätigkeitsniveau" (BeitrAB 227)<br />

• Nationale Wirtschafts- und Arbeitsmarktprognosen:<br />

- Jahreswirtschaftsbericht und Fünf-Jahres-Projektion der Bundesregierung<br />

- Gemeinschaftsgutachten zur gesamtwirtschaftlichen Lage der sechs großen wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Institute<br />

- Bundesbankbericht<br />

- Jahresgutachten der "Fünf Weisen"<br />

- Memorandum der AG Alternative Wirtschaftspolitik, WSI-, DIHT-Prognosen<br />

• "Strukturbericht zur wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Lage in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>" von IMU und IAW<br />

67


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Qualifikationsentwicklung:<br />

• IAB/Prognos-Projektionen (s.o.)<br />

• Qualifikationsstrukturbericht von BIBB, IAB, DIW und WZB: generelle Trends der Arbeitswelt<br />

und Qualifikationsentwicklung in Form einer Zusammenschau von Mikrozensus, Beschäftigtenstatistik,<br />

BIBB/IAB-Erhebungen, SOEP u.a. (ab 2000)<br />

• Qualifikationsreport des BIBB: Publikation von Detailergebnissen zum Qualifikationsbedarf<br />

aus den FreQueNz-Früherkennungsprojekten<br />

• BIBB-Informationssystem Qualifikationsentwicklung "quo" (online): Quintessenzen empirischer<br />

Studien des BIBB und anderer Institutionen<br />

Weiterbildungsangebot und -nachfrage:<br />

• "Berichtssystem Weiterbildung" des BMBF: Repräsentativbefragung zur Weiterbildungsnachfrage<br />

im Dreijahresturnus<br />

• Berufsbildungsbericht des BMBF: enthält ein Kapitel zur beruflichen Weiterbildung (quantitative<br />

und qualitative/neue Entwicklungen, Strukturen und Rahmenbedingungen, Zielgruppen,<br />

Programme)<br />

• Berufsbildungsstatistik des BIBB<br />

• BIBB-Analyse von Weiterbildungsangeboten in ausgewählten <strong>Region</strong>en (Vorstudie im Rahmen<br />

von FreQueNz)<br />

• regionale Träger-Statistiken zu Veranstaltungszahlen, Unterrichtsstunden, Belegungen, Teilnahme-<br />

oder Abbruchsmotive etc.<br />

68


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Abkürzungen<br />

ABM<br />

AFG<br />

BA<br />

BeitrAB<br />

BIBB<br />

BMBF<br />

BWP<br />

DIW<br />

ESF<br />

FhIAO<br />

FreQueNz<br />

FbW<br />

G.I.B.<br />

HWK<br />

IAB<br />

IBS<br />

ibv<br />

IHK<br />

Infas<br />

ISW<br />

KMU<br />

KWB<br />

MittAB<br />

SGB III<br />

VMI<br />

WRS<br />

WSI<br />

WZB<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

Arbeitsförderungsgesetz<br />

Bundesanstalt für Arbeit<br />

Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung des IAB<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (Zeitschrift des BIBB)<br />

Deutsches Institut für Berufsforschung<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

Fraunhofer Institut Arbeitswirtschaft und Organisation<br />

BMBF-Initiative "Früherkennung von Qualifikationserfordernissen"<br />

Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />

Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung NRW<br />

Handwerkskammer<br />

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA<br />

Infratest Burke Sozialforschung<br />

Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der BA<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

Institut für angewandte Sozialwissenschaft<br />

Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung Halle-Leipzig<br />

Kleine und mittlere Unternehmen<br />

Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung<br />

Mitteilungen zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung des IAB<br />

Dritter Teil des Sozialgesetzbuchs (Bereich Arbeitsförderung)<br />

Verband der Metallindustrie<br />

Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (Hans Böckler Stiftung)<br />

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

69


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

Literatur<br />

• Abicht, Lothar/Bärwald, Horst (1999): Trendqualifikationen als Basis zur Früherkennung von<br />

Qualifikationsentwicklungen. In: FhIAO (Hg.) (1999), S. 31-35.<br />

• Alex, Laszlo/Bau, Henning (Hg.) (1999): Qualifikationsreport 1: Wandel beruflicher Anforderungen.<br />

Der Beitrag des BIBB zum Aufbau eines Früherkennungssystems Qualifikationsentwicklung.<br />

• Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hg.): Berufliche Weiterbildung als Faktor<br />

der <strong>Region</strong>alentwicklung. Hannover.<br />

• Alt, Christel/Holz, Heinz/Scholz, Dietrich (Hg.) (1995): Entwicklung und Umsetzung regionaler<br />

Qualifizierungsstrategien. Reader zum BIBB-Workshop am 2<strong>1.</strong> 02. 1994 in Berlin. Bielefeld.<br />

• Baden, Christian/Gaß, Gerald/Schmid, Alfons (1996): Arbeitsmarkt und Qualifikation in der<br />

<strong>Region</strong> Rhein/Main. Frankfurt.<br />

• Bardeleben, Richard von/Höcke, Gustav/Troltsch, Klaus (1999): Unternehmensbefragung als<br />

Instrument zur Früherkennung. In: Alex/Bau (Hg.) (1999), S. 73-116.<br />

• Batz, Ulrike/Caspar, Siegrid/Dispan, Jürgen/Grammel, Ralf/Iwer, Frank/Volkert, Jürgen (1999):<br />

Strukturbericht 1998/99 – Zur wirtschaftlichen und beschäftigungspolitischen Lage in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Stuttgart</strong>. Hg. vom Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, IHK <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, IGM <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>.<br />

<strong>Stuttgart</strong>/Tübingen 1999.<br />

• Bayer, Mechthild (1997): <strong>Region</strong>alisierung ersetzt nicht Regulierung. In: Rolf Dobischat/Rudolf<br />

Husemann (Hg.) (1997), S.227-24<strong>1.</strong><br />

• Blien, Uwe/Herrmann, H./Koller, W. (Hg.) (1994): <strong>Region</strong>alentwicklung und regionale Arbeitsmarktpolitik<br />

– Konzepte zur Lösung regionaler Arbeitsmarktprobleme? BeitrAB 184.<br />

Nürnberg.<br />

• BMBF (1998): Berufsbildungsbericht 1998. Magdeburg.<br />

• BMBF (1999): Berichtssystem Weiterbildung VII. Bonn.<br />

• Bosch, Gerhard (1993): <strong>Region</strong>ale Entwicklung und Weiterbildung. In: Akademie für Raumforschung<br />

und Landesplanung (Hg.) (1993), S. 63-80.<br />

• Bosch, Gerhard/Dobischat, Rolf/Husemann, Rudolf (1997): Berufliche Weiterbildung und<br />

regionale Innovation. In: Dobischat/Husemann (Hg.) (1997), S. 87-103.<br />

• Bott, Peter (2000): Ergebnisse der ersten Welle der Stellenanzeigenanalysen im Rahmen des<br />

Früherkennungssystems Qualifikationsentwicklung. Zwischenbericht zum Vorhaben 2.050<strong>1.</strong><br />

Bundesinstitut für Berufsbildung.<br />

• Brinkmann, Christian (1994): Berufliche Weiterbildung in der <strong>Region</strong>. In: ibv, Nr. 3 (Januar<br />

1994), S. 117-130.<br />

70


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Brinkmann, Christian/Deeke, Axel/Völkel, Brigitte (1995): Experteninterviews in der Arbeitsmarktforschung.<br />

BeitrAB 19<strong>1.</strong> Nürnberg.<br />

• Broer, Wicher/Schniteck, Frank/Seligmann, Seligmann (1999): Passgenaue Vermittlung von<br />

Arbeitslosen. Hg. von G.I.B./Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, Arbeitspapiere<br />

7, Bottrop.<br />

• Brosi, Walter/Krekel, Elisabeth/Ulrich, Joachim (1999): Delphi als Planungsinstrument in der<br />

Berufsbildungsforschung? In: BWP 6/1999, S. 11-16.<br />

• Bullinger, Hans-Jörg (Hg.) (2000): Qualifikationen erkennen, Berufe gestalten. Bielefeld.<br />

• Dietzen, Agnes/Kloas, Hans-Peter (1999): Stellenanzeigenanalyse - eine effektive Methode<br />

zur Früherkennung des Qualifikationsbedarfs. In: Alex/Bau (Hg.), S. 13-32.<br />

• Derenbach, Rolf (1984): Berufliche Kompetenz und selbsttragende regionalwirtschaftliche<br />

Entwicklung. Plädoyer für eine qualitative <strong>Region</strong>alpolitik auf der Grundlage von Qualifikation<br />

und Innovation. In: Informationen zur Raumentwicklung (IzR), Heft 1/2, S. 79-95.<br />

• Dobischat, Rolf/Husemann, Rudolf (Hg.) (1997): Berufliche Bildung in der <strong>Region</strong>. Zur Neubewertung<br />

einer bildungspolitischen Gestaltungsdimension. Berlin.<br />

• Feijen, Toos/Reubsaet, Theo/Ootegem, Luc von (1996): Instruments, tools and policies to<br />

anticipate the effects of industrial change on employment and vocational qualification. Study<br />

for the European Commission. Nijmegen.<br />

• FhIAO/Fraunhofer Institut Arbeitswirtschaft und Organisation (Hg.) (1999): BMBF-Initiative<br />

"Früherkennung von Qualifikationserfordernissen". Darstellung der Ergebnisse der Pilotprojekte.<br />

<strong>Stuttgart</strong>.<br />

• Fischer, Alrun/Vogl, Gerlinde (1998): Qualifizierung in polarisierten Arbeitsmärkten: Qualifikation<br />

- ein Privileg? Endbericht zum Projekt '<strong>Region</strong>aler Qualifikationsbedarf und Qualifizierung<br />

im strukturellen Wandel'. Hg. vom IMU-Institut, <strong>Stuttgart</strong>.<br />

• Friedrichs, Jürgen (1973): Methoden empirischer Sozialforschung. Reinbek.<br />

• Fritz, Liliana/Reuschl, Susanne (1996): Geschlechtsspezifische Strukturanalyse und Analyse zur<br />

Weiterbildungs- und Beschäftigungssituation im Landkreis Saarlouis. Hg. von der<br />

GbF/Gemeinnützigen Gesellschaft für berufliche Frauenförderung mbh, Saarbrücken.<br />

• Flick, Uwe (1995): Qualitative Forschung. Reinbek.<br />

• Garlichs, Dietrich/Maier, Friederike/Semlinger, Klaus (Hg) (1983): <strong>Region</strong>alisierte Arbeitsmarktund<br />

Beschäftigungspolitik. Frankfurt/New York.<br />

• Geier, Andreas (1997): Logistik-Qualifizierung Duisburg-Niederrhein. In: G.I.B. (Hg.) (1997), S.<br />

24-28.<br />

• Gerhard, Rolf (1992): Bedarfsermittlung in der Weiterbildung - Beispiele und Erfahrungen.<br />

Hannover.<br />

71


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• G.I.B./Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hg.) (1997): Qualifizierungsfelder<br />

der Zukunft. Methoden der Bedarfsermittlung. Workshop-Dokumentation, Bottrop.<br />

• G.I.B./Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hg.) (1998): Verfahren zur Ermittlung<br />

des regionalen Qualifizierungsbedarfs. Ergebnisbericht, Bottrop.<br />

• G.I.B./Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (Hg.) (1999): Qualifikationsbedarf<br />

in der <strong>Region</strong> Bonn/Rhein-Sieg. Ergebnisbericht, Bottrop.<br />

• Gnahs, Dieter (1995): <strong>Region</strong>alisierung in der beruflichen Weiterbildung. IES-Bericht 122/94.<br />

Hannover.<br />

• Grabher, Gernot (1994): Lob der Verschwendung: Redundanz in der <strong>Region</strong>alforschung; ein<br />

sozioökonomisches Plädoyer, Berlin.<br />

• Groß, Steffen (1995): Arbeitsmarkttendenzen in der Wirtschaftsregion Oder-Spree. Analyse<br />

der Strukturen der Humanressourcen der registrierten Arbeitslosen und des öffentlich finanzierten<br />

Arbeitsmarktes. Hrsg. von der Landesagentur für Struktur und Arbeit (LASA) GmbH<br />

Brandenburg, Teltow.<br />

• Heidemann, Winfried (1995): Strukturkrisen und Folgen für die Bildungsinfrastruktur in der<br />

<strong>Region</strong>. In: Alt/Holz/Scholz (Hg.) (1995), S. 17-20.<br />

• Heidemann, Winfried/Jasper, Theo/Kraak, Ralf (1995): Kommunikative Methode der Ermittlung<br />

des Weiterbildungsbedarfs. Ein Handbuch für betriebliche Interessenvertretungen. Hg.<br />

von der Hans Böckler Stiftung, Düsseldorf.<br />

• Helfrich-Koesling, Cornelia/Gordner, Sabine (1997): Verminderung des Arbeitsmarktrisikos<br />

von Frauen. Eine Studie zur Beschäftigung und Qualifizierung von Frauen in der Stadt Homburg.<br />

Hg. von der GbF/Gemeinnützigen Gesellschaft für berufliche Frauenförderung mbh,<br />

Saarbrücken.<br />

• Hermann, Heidemarie/Hurrle, Brigitte/Kopel, Mechthild (1992): <strong>Region</strong>ale Strukturpolitik und<br />

Frauenförderung in NRW - Leitfaden für die Erarbeitung geschlechtsspezifischer Strukturanalysen.<br />

Hg. vom Ministerium für die Gleichstellung von Frau und Mann des Landes NRW, Dokumente<br />

und Berichte 20, Düsseldorf.<br />

• Herrmann, Gerhard/Kratz, Arnold (2000): Arbeitsmarktpolitische Instrumente zum Beschäftigtentransfer.<br />

Hg. von G.I.B./Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung, Arbeitspapiere<br />

8, Bottrop.<br />

• Hilbert, Christoph/Haak, Carroll/Schömann, Klaus (2000): Lässt sich Qualifikationsbedarf<br />

prognostizieren? Ergebnisse und Verfahren aus OECD-Ländern. In: Bullinger (Hg.) (2000), S.<br />

161-186.<br />

• HLT/Gesellschaft für Forschung Planung Entwicklung (1999): Stand der Umsetzung und erste<br />

Erfahrungen aus der Qu@lifizierungsoffensive Hessen im Juni 1999. HLT-Report Nr. 589,<br />

Wiesbaden.<br />

72


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Hübner, Werner/Bentrup, Uwe (1995): <strong>Region</strong>alisierung von Weiterbildungsprozessen. Ergebnisse<br />

von BMBF-Projekten zur Entwicklung regionaler Weiterbildungsinfrastrukturen in<br />

den neuen Ländern. QUEM-Report, Heft 35. Berlin.<br />

• Hujer, Reinhard (1995): Modelle zur Prozess- und Strukturanalyse. In: Erwin Roth (Hg.): Sozialwissenschaftliche<br />

Methoden. München/Wien, S. 642-656.<br />

• IAW (Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung)/ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung)<br />

(1993): Perspektiven des Arbeitsmarktes in Baden-Württemberg. Gutachten<br />

für das Staatsministerium Baden-Württemberg. Mannheim/Tübingen.<br />

• Joussen, Wolfgang (1997): Informierte <strong>Region</strong> Aachen. In: G.I.B. (Hg.) (1997), S. 29-34.<br />

• Kamstra, Frederik (1997): Die Prospect-Methode - ein Instrument zur Steuerung des Arbeitsmarktes.<br />

In: G.I.B. (Hg.) (1997), S. 41-44.<br />

• Knepel, Helmut (1995): Datenorientierte Analyse ökonomischer Systeme. In: Erwin Roth<br />

(Hg.): Sozialwissenschaftliche Methoden. München/Wien, S. 624-64<strong>1.</strong><br />

• Kratz, Arnold (1999): Lohnhallengespräch "Jobtransfer" - Neue Strategien zur Begleitung<br />

von Unternehmenskrisen. In: G.I.B.-Info 1/99, S. 35-36.<br />

• Krippendorf, Walter (1988): Beruflicher Qualifikationsbedarf in der <strong>Region</strong> Nürnberg. IMU-<br />

Informationsdienst Nr. 8/1988. München.<br />

• MASSKS/Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport NRW<br />

(1999): Prospect - <strong>Region</strong>ales Arbeitsmarktmonitoring. MASSKS 1149. Düsseldorf.<br />

• Mantz, Renate/Scharpf, Fritz W. (Hg.) (1995): Gesellschaftliche Selbstregelung und politische<br />

Steuerung. Frankfurt a.M./New York.<br />

• Mertens, Dieter (1974): Schlüsselqualifikationen. In: MittAB (1974), 36-43.<br />

• Mertens, Dieter (Hg.) (1988): Konzepte der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Eine Forschungsinventur<br />

des IAB, BeitrAB 70, Nürnberg.<br />

• Merk, Richard (1992): Weiterbildungsmanagement: Bildung innovativ und erfolgreich managen.<br />

Neuwied/Kriftel/Berlin.<br />

• Mertens, Andreas (1999): Arbeitsmarktmonitoring - Verfahren und Methoden in der aktuellen<br />

Diskussion und Praxis. In: GIB-Info 2/99, S. 12-18.<br />

• Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Baden-Württemberg<br />

(Hg.) (1991): Qualifikationsbedarf 2000. Endbericht des Arbeitskreises beim Ministeriums für<br />

Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Baden-Württemberg, <strong>Stuttgart</strong>.<br />

• Molitor, Barbara (1997): Ziele und Intentionen der Aktion "Qualifizierungsfelder der Zukunft".<br />

In: G.I.B. (Hg.) (1997), S. 9-1<strong>1.</strong><br />

• Neumann, Godehard (1996): <strong>Region</strong>ales Change-Management. Das Nürnberger Programm -<br />

Ein exemplarischer Ansatz zur Verknüpfung von <strong>Region</strong>al-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.<br />

In: WSI-Mitteilungen 12/1996, S. 754-763.<br />

73


Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Ochs, Christiane (1995): Präsentation des WSI-Gutachtens. In: Weiterbildungszeit - Arbeitszeit<br />

oder Freizeit? Tagungsdokumentation. Hg. vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und<br />

Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Erkrath. S. 17-28.<br />

• Pfliegner, Kerstin (1994): Mismatch-Arbeitsmaßnahmen aus arbeitsmarktpolischer und personalwirtschaftlicher<br />

Sicht. BeitrAB 185, Nürnberg.<br />

• Popper, Karl (1989): Logik der Forschung. Tübingen.<br />

• Pro Arbeit '99 (1999): Öffentlich geförderte Beschäftigung als Chance für Arbeitslose und<br />

Wirtschaft. <strong>Stuttgart</strong>.<br />

• Reich, Robert (1996): Die neue Weltwirtschaft. Das Ende der nationalen Ökonomie. Frankfurt<br />

a.M.<br />

• Richter, Gudrun/Schultze, Jürgen (1998): Überblick über die Methoden der Bedarfsermittlung.<br />

In: G.I.B. (Hg.) (1998), S. 11-17.<br />

• Robertson, Roland (1998): Glokalisierung: Homogenität und Heterogenität in Raum und Zeit.<br />

In: Ulrich Beck (Hg.): Politik der Globalisierung. Frankfurt a.M., S. 192-217.<br />

• Rudolph, Helmut (1994): <strong>Vorwort</strong>. In: Kerstin Pfliegner: Mismatch-Arbeitsmaßnahmen aus<br />

arbeitsmarktpolischer und personalwirtschaftlicher Sicht. BeitrAB 185, Nürnberg, S. III-IV.<br />

• Sauter, Edgar (1993): Handlungsebenen der Weiterbildung. Überregionale Ordnungselemente<br />

für eine regionale Gestaltung der beruflichen Weiterbildung. In: Akademie für Raumforschung<br />

und Landesplanung (Hg.) (1993), S. 44-62.<br />

• Scharpf, Fritz W. (1991): Die Handlungsfähigkeit des Staates am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts.<br />

In: Politische Viertesjahresschrift Jg. 32, S. 62-64.<br />

• Schmid, Alfons/Krömmelbein, Silvia (Hg.) (2000): <strong>Region</strong> und Arbeitsmarktpolitik. Frankfurt.<br />

• Schmid, Alfons (2000): Konzeptionelle Gedanken über eine regionale Arbeitsmarktpolitik am<br />

Beispiel des Rhein-Main-Gebiets. In: Schmid/Krömmelbein (Hg.) (2000).<br />

• Schmitz, Enno (1978): Leistung und Loyalität. <strong>Stuttgart</strong>.<br />

• Schönborn-Waldorf, Martina/Hilgenstock, Ralf/Höller, Bernd (1998): Qualifizierungsbedarfsanalyse<br />

Bonn/Rhein-Sieg: Mit Beteiligung zum Erfolg. In: G.I.B.-info 3+4/1998, S. 36-38.<br />

• Schuldt, Karsten (1999): Vernachlässigte Märkte? Eine Analyse der Angebotsprofile Brandenburger<br />

Bildungsträger zur Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen. Hg. von der Landesagentur<br />

für Struktur und Arbeit (LASA) GmbH Brandenburg, Großräschen.<br />

• Schüssler, Reinhard/Spiess, Katharina/Wendland, Daniela/Kukuk, Martin (1999): Quantitative<br />

Projektion des Qualifikationsbedarfs bis 2010. In: BeitrAB 221, Nürnberg.<br />

• Stuhldreier, Jens/Wacker, Michael (1997): <strong>1.</strong> Zwischenbericht des QUATRO-Projektes Pro-<br />

FiT/Projektorientierte Fortbildung im Trägerverbund: Innovative Unterstützung klein- und mittelständischer<br />

Unternehmen durch Beratung und Qualifizierung. Unna.<br />

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Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs<br />

• Weber, Max (1973): Die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis. In: Ders.: Soziologie,<br />

Universalgeschichtliche Analysen, Politik. Hg. von Johannes Winckelmann, <strong>Stuttgart</strong>.<br />

• Weil, Stefan/Zarth, Michael (1993): Formen und Methoden der Ermittlung des Bedarfs an<br />

berufsbezogener wissenschaftlicher Weiterbildung. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Wissenschaft. Hg. vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung,<br />

Tübingen.<br />

• Werner, Rudolf (1999): Untersuchungen der Stellenanzeigen mit Methoden der Text- und<br />

Inhaltsanalyse. In: Alex/Bau (Hg.) (1999), S. 61-72.<br />

• Wilm, Burkhard (1997): Der Gesundheitssektor im Umbruch: Qualifikationsanforderungen<br />

und neue Qualifizierungsfelder für Beschäftigte in der Gesundheitsregion Ostwestfalen-Lippe.<br />

In: G.I.B. (Hg.) (1997), S. 18-23.<br />

• Witzgall, Elmar (1995): Qualifizierungsbedarfanalyse. In: Abschlußbericht des Modellversuchs<br />

"Weiterbildung von an- und ungelernten Mitarbeitern in kleinen und mittleren Betrieben der<br />

<strong>Region</strong> Bergische Großstädte" im Auftrag des BIBB. Kapitel 3.<br />

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