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Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs 6. Ergänzende Ansätze zur Deckung regionalen Qualifizierungsbedarfs Eine systematische Ermittlung von Weiterbildungsbedarf ist die Grundlage der strategischen Ausrichtung von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungspolitik in der Region. Die Notwendigkeit von Bedarfsermittlung soll mit diesem Kapitel also keineswegs relativiert werden. Systematische Bedarfsanalyse lässt sich aber auf einer operativen Ebene mit umsetzungsorientierten, unmittelbar an einem konkreten Qualifizierungs- oder Vermittlungsproblem ansetzenden Instrumenten ergänzen. Sie greifen zwar kürzer, sind aber meist mit geringerem Aufwand zu implementieren. Einige solcher Ansätze sollen hier überblicksartig vorgestellt werden. Sie werden gegliedert in Instrumente, die Mismatch durch verbesserte Vermittlungstätigkeit und Qualifizierung mindern und in Ansätze, die Strukturen zur Verbesserung betrieblicher Qualifizierungspolitik schaffen. 6.1. Mismatch reduzieren durch gezielte Vermittlung und Qualifizierung Passgenaue Vermittlung von Arbeitslosen Hierbei geht es nicht um Qualifizierung, wohl aber um das Schließen der Lücke zwischen Qualifikationsnachfrage und -angebot. Ziel passgenauer Vermittlung ist die Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt durch die zielgerichtete Zusammenführung von Arbeitssuchenden und Arbeitgeber/innen. Passgenauigkeit zwischen Arbeitsangebot und -nachfage wird durch ein Matching von Bewerberprofil auf der einen Seite und Arbeitsplatzprofil auf der anderen Seite ermittelt. Ein/e speziell geschulte/r Arbeitsvermittler/in erstellt in mehreren Beratungsgesprächen ein Persönlichkeitsprofil und eine Kompetenzanalyse der/s Arbeitslosen. Anschließend werden mittels Telefonakquise und Betriebsbesuchen passende Betriebe gesucht und ein Anforderungsprofil erstellt. Wurden die Arbeitsplatzinformationen und die Erwartungen der/s Arbeitssuchenden miteinander abgeglichen und sind Vermittler/in und Suchende/r von der Passgenauigkeit überzeugt, findet ein gemeinsames Bewerbungsgespräch statt. Auch nach gelungener Vermittlung – z.T. nach vorgeschaltetem Praktikum – stehen die Arbeitsvermittler/innen den Beteiligten weiterhin beratend zur Seite (Broer et al. 1999: 4f). Passgenaue Vermittlung kann als Vorstufe zu passgenauer Qualifizierung – Qualifizierung am Arbeitsplatz (s.u.) – betrachtet werden; wie letzteres Instrument trägt es zwar nicht zu einer regionalen Qualifizierungsstrategie mit ihren Innovationspotenzialen bei, leistet aber einen Beitrag zur Minderung von Mismatch. Qualifizierung am Arbeitsplatz (QaA): Der Jobmanager 49
Die Ermittlung regionalen Qualifizierungsbedarfs "Arbeit durch kooperative Qualifizierung" 50 ist die Idee, die hinter dem Konzept des Jobmanagers steht. Es wurde in Göppingen gemeinsam von der IHK und dem Arbeitsamt aus der Mismatch-Problematik heraus entwickelt und zielt auf die Deckung kurzfristiger und manifester Personalbedarfe. Kann das Arbeitsamt auf das Stellenprofil eines suchenden Betriebes niemanden direkt vermitteln, so werden Arbeitssuchende im "Göppinger Modell" mit Förderung und Betreuung des Arbeitsamtes direkt im Betrieb eingearbeitet und geschult. Ein sogenannter Jobmanager, der bei einem Bildungszentrum der IHK 51 angesiedelt ist, hat die Aufgabe, Arbeitsuchende mit Grundqualifikationen in entsprechende suchende Betriebe zu vermitteln. Er führt eine Defizitanalyse durch und entwickelt gemeinsam mit dem/der Arbeitslosen und dem künftigen Vorgesetzten ein individuelles Schulungsprogramm zur Qualifizierung am Arbeitsplatz (QaA-Plan), um den/die Mitarbeiter/in für den speziellen Arbeitsplatz fit zu machen. Bei Bedarf werden externe Einzelschulungen oder Kurzlehrgänge ermöglicht. Über Fachkompetenz hinaus sollen Sozial- und Methodenkompetenz vermittelt werden. Im Rahmen einer fast täglichen Betreuung durch den Jobmanager werden die Fortschritte der Einarbeitung/Qualifizierung auch mit dem Betrieb besprochen. Durchschnittlich fallen in der maximal achtwöchigen QaA-Phase Kosten zwischen 2.000 und 4.500 DM an, die das Arbeitsamt im Rahmen der freien Förderung (§10 SGB III) ü- bernimmt. Der Jobmanager-Ansatz reduziert den Mismatch zwischen Qualifikationsanforderungen und Arbeitskräftepotenzial, und zwar mit einer wesentlich höheren Vermittlungsquote als bei herkömmlichen Qualifizierungsmaßnahmen. So amortisieren sich auch die relativ hohen Kosten. QaA ist ein verhältnismäßig unkomplizierter Ansatz, der jedoch eine gute Zusammenarbeit von IHK und Arbeitsamt voraussetzt: Verfügt das Arbeitsamt über die persönlichen Daten und beruflichen Kenntnisse des/der Arbeitslosen, so kennen die IHK-Berater/innen die individuellen Anforderungen der jeweiligen Arbeitsplätze. Prospektive und latente Qualifikationsbedarfe stehen nicht im Zielkatalog von QaA. Allerdings könnte die Betriebsnähe des Jobmanagers dazu genutzt werden, die Betriebe vor Ort in Sachen Qualifizierung, Personalentwicklung und Fördermaßnahmen zu informieren und beraten. Qualifizierungskoordinatoren Ein weiterer Ansatz zur Reduzierung von Mismatch sind Qualifizierungskoordinatoren. So reagierte beispielsweise das Arbeitsministerium Thüringen 1998 auf den Mismatch im Bereich von Fachkräften mit der Einrichtung entsprechender Projektstellen. Die bei Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und dem VMI angesiedelten Koordinatoren sollen Fachkräfte- 50 So auch der Titel eines Workshops auf der "Pro Arbeit '99" in Stuttgart (vgl. Pro Arbeit '99: 112ff). 50
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