01.01.2015 Aufrufe

Kompetenz im ländlichen - Waldkulturerbe.de

Kompetenz im ländlichen - Waldkulturerbe.de

Kompetenz im ländlichen - Waldkulturerbe.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Arbeitskreis 2<br />

Finanzielle Absicherung <strong>de</strong>s Forstbetriebes nach Kalamität<br />

Waldbrand- und<br />

Wald-Sturmversicherung<br />

Von Andreas Wiese, Köln<br />

Die in <strong>de</strong>r letzten Zeit häufig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Sturmscha<strong>de</strong>nereignisse<br />

und Hitzeperio<strong>de</strong>n sowie die Prognosen <strong>de</strong>r Kl<strong>im</strong>aentwicklung erfor<strong>de</strong>rn<br />

vom Waldbesitzer, sich mit <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>r Absicherung gegen<br />

diese Naturgefahren ernsthaft zu beschäftigen, zumal För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>r nur<br />

in Abhängigkeit von politischer St<strong>im</strong>mungslage und Ausstattung <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen Haushalte fließen. Die Versicherungsstelle Deutscher Wald<br />

hält Versicherungslösungen bereit und sorgt für bedarfsorientierte Weiterentwicklung<br />

<strong>de</strong>r Versicherungsprodukte für Waldbesitzer und forstliche<br />

Zusammenschlüsse.<br />

Das Waldbrandrisiko in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

Deutschland zeichnet beson<strong>de</strong>rs die<br />

nördlichen, kieferbetonten Regionen aus.<br />

Dagegen sind die überwiegend mit Fichte<br />

bestockten Mittelgebirgslagen von Mittelund<br />

Süd<strong>de</strong>utschland beson<strong>de</strong>rs sturmgefähr<strong>de</strong>t.<br />

Vergleicht man die Gefährdungspotenziale<br />

nach Alter <strong>de</strong>r Waldbestän<strong>de</strong>,<br />

sind Jungbestän<strong>de</strong> feuer- dagegen Altbestän<strong>de</strong><br />

eher sturmgefähr<strong>de</strong>t.<br />

Waldbrandversicherung<br />

Das Scha<strong>de</strong>nrisiko hängt vor allem vom Alter<br />

und <strong>de</strong>r Baumart ab. Das unterschiedliche<br />

Brandgefahrenpotenzial spiegelt sich<br />

dann auch <strong>im</strong> Versicherungsbeitrag wi<strong>de</strong>r.<br />

• Ein beson<strong>de</strong>rs hohes Brandrisiko besteht bei<br />

<strong>de</strong>r Kiefer (Abb. 1). Einerseits resultiert dieses<br />

aus <strong>de</strong>r allgemeinen Trockenheit von Kiefernstandorten,<br />

an<strong>de</strong>rerseits aus <strong>de</strong>r lichten<br />

Bestockung und <strong>de</strong>r leicht entflammbaren<br />

üppigen Bo<strong>de</strong>nvegetation in <strong>de</strong>n Kiefernbestän<strong>de</strong>n<br />

über alle Altersklassen hinweg.<br />

Lediglich die Bo<strong>de</strong>nbearbeitung (Umbruch)<br />

dämmt die Brandgefahr direkt nach <strong>de</strong>r Kulturbegründung<br />

etwas ein.<br />

• Waldbestän<strong>de</strong> aus Laubholz und Fichte sind<br />

beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n ersten Jahren (bis zur Schließung<br />

<strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s) gefähr<strong>de</strong>t. Die stark vergrasten,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>im</strong> Frühjahr trockenen<br />

Kulturflächen (Frühjahrstrockenheit) sowie<br />

die <strong>im</strong> ersten Wachstumsstadium verstärkten<br />

waldbaulichen Aktivitäten (Kulturpflege,<br />

Jungbestandspflege, Jungdurchforstung) sorgen<br />

für erhöhte Gefahr. Erschwerend kommt<br />

oftmals die Fahrlässigkeit be<strong>im</strong> Verbrennen<br />

von Reisig und Restholz hinzu.<br />

Weitere risikobeeinflussen<strong>de</strong> Faktoren sind:<br />

• die geografische Lage (großräumig) <strong>de</strong>s Risikos<br />

<strong>im</strong> Wuchsgebiet bzw. Wuchsbezirk;<br />

• die forstlichen Standortverhältnisse (kleinörtlich)<br />

mit Kl<strong>im</strong>a (Temperaturen, Nie<strong>de</strong>rschlagsmenge,<br />

Blitzhäufigkeit), Substrat,<br />

Bo<strong>de</strong>nstruktur (Rohhumusauflage, Wasserspeicherkapazität),<br />

Relief und Exposition;<br />

• Waldaufbau mit Baumartenmischung, Altersverteilung,<br />

räumliche Ordnung, Streulage<br />

<strong>de</strong>r Waldflächen sowie Größe <strong>de</strong>r Einheit,<br />

• forstlicher Pflegezustand;<br />

• Erschließungssituation (Grob- und Feinerschließung),<br />

die <strong>im</strong> hohen Maße die Zugänglichkeit<br />

<strong>de</strong>s Waldbestan<strong>de</strong>s <strong>im</strong> Scha<strong>de</strong>nfall<br />

beeinflusst.<br />

Umfang <strong>de</strong>s<br />

Versicherungsschutzes<br />

Der Scha<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n vom Waldbrand betroffenen<br />

Waldbesitzer entsteht durch<br />

1) Vermögensverlust aufgrund <strong>de</strong>s Sachscha<strong>de</strong>ns<br />

am vernichteten Waldbestand:<br />

Die Versicherungsgesellschaft leistet <strong>im</strong> Scha<strong>de</strong>nfall<br />

die vereinbarte Versicherungssumme<br />

für <strong>de</strong>n durch Brand vernichteten Waldbestand<br />

als Ausgleich <strong>de</strong>s Vermögensverlustes. 1)<br />

2) Kosten für die Wie<strong>de</strong>raufforstung <strong>de</strong>r<br />

Scha<strong>de</strong>nflächen: Der Begriff „Kulturkosten“<br />

in <strong>de</strong>r Waldbrandversicherung entstammt<br />

1)<br />

Unter Vermögensverlust ist hier <strong>de</strong>r nicht realisierte<br />

Gewinn aus <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Vergangenheit eingesetzten Kapital<br />

zu verstehen. Dies sind die kapitalisierten früheren<br />

Kulturkosten, Kosten für sonstige waldbauliche Maßnahmen,<br />

Holzzuwachs (Verzinsung). Vereinfacht gesagt:<br />

<strong>de</strong>r Waldbesitzer hat in <strong>de</strong>r Vergangenheit sein<br />

Geld nicht zur Bank gebracht, son<strong>de</strong>rn in eine Forstkultur<br />

investiert. Im Scha<strong>de</strong>nfall (beispielsweise nach 20<br />

Jahren) ist die damalige Investition und die erhoffte Verzinsung<br />

verloren. Den auf das Alter <strong>de</strong>s vernichteten<br />

Waldbestan<strong>de</strong>s bezogenen Erwartungswert spiegelt die<br />

vereinbarte Versicherungssumme wi<strong>de</strong>r.<br />

Dipl.-Forstwirt A. Wiese<br />

ist Mitarbeiter <strong>de</strong>r Versicherungsstelle<br />

Deutscher<br />

Wald.<br />

Andreas Wiese<br />

Andreas Wiese<br />

andreas.wiese@vsdw.<strong>de</strong><br />

forstfachlich <strong>de</strong>r Waldbewertung (anerkannte<br />

Waldwertrechnungsverfahren) und bezieht<br />

sich <strong>im</strong>mer auf <strong>de</strong>n real bestehen<strong>de</strong>n bzw. vor<br />

<strong>de</strong>r Schädigung bestan<strong>de</strong>nen (hier: versicherten)<br />

Waldbestand, nicht aber auf die Zukunft<br />

(Wie<strong>de</strong>raufforstung bzw. Verjüngung). Der<br />

Ausgleich <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufforstungskosten ist<br />

i.d.R. nicht Gegenstand einer Waldbrandversicherung.<br />

Die Wie<strong>de</strong>raufforstung kann somit<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Entschädigung <strong>de</strong>r Versicherung<br />

(falls die von <strong>de</strong>r Bewilligungsbehör<strong>de</strong><br />

gefor<strong>de</strong>rten Auflagen erfüllt sind) über die För<strong>de</strong>rung<br />

(teil-)finanziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Entschädigungsleistung ergibt sich<br />

aus <strong>de</strong>n vertraglich vereinbarten Versicherungssummen,<br />

die nach einem Wertermittlungsverfahren<br />

bei Vertragsabschluss<br />

festgelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Pauschalversicherung: Den Grundversicherungsschutz<br />

erreicht <strong>de</strong>r Waldbesitzer<br />

mit <strong>de</strong>r so genannten Kulturkostenversicherung<br />

mit pauschaler Versicherungssumme<br />

in Höhe <strong>de</strong>r vereinbarten<br />

Kulturkosten. Im Scha<strong>de</strong>nfall wird bei<br />

Vollbestockung (unabhängig vom Bestan<strong>de</strong>salter)<br />

die Versicherungssumme fällig,<br />

Anteil<br />

in %<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1 -<br />

10 11 -<br />

20 21 -<br />

30 31 -<br />

40<br />

Altersklasse<br />

41 -<br />

60 über<br />

60<br />

Kiefer<br />

Fichte<br />

Laubholz<br />

Abb. 1: Brandflächenanteile nach Baumart und<br />

Altersklasse von 1986 bis 2007<br />

www.afz-<strong>de</strong>rwald.<strong>de</strong> 3/2009 AFZ-DerWald 113

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!