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Was Sie über Orientteppiche wichtigsten Provenienzen iranischen ...

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<strong>Was</strong> <strong>Sie</strong> <strong>über</strong> <strong>Orientteppiche</strong><br />

und die<br />

<strong>wichtigsten</strong> <strong>Provenienzen</strong><br />

der<br />

<strong>iranischen</strong> Teppichknüpfkunst<br />

wissen sollten.


Einführung<br />

Grundsätzliches:<br />

Bei den <strong>Orientteppiche</strong>n unterscheidet man grundsätzlich zwischen den klassischen<br />

Ursprungsländern und allen anderen. Klassische Ursprungsländer sind jene, in<br />

welchen <strong>Orientteppiche</strong> seit vielen Jahrhunderten geknüpft werden, und zwar primär<br />

für den eigenen Bedarf und nicht für den Verkauf bzw. Export.<br />

Die klassischen Teppichländer sind: Iran, Türkei, das Kaukasusgebiet, Afghanistan,<br />

Turkestan, Ostturkestan und China (mit traditionellem Muster).<br />

Zu den nicht klassischen Gebieten wo heute Teppiche geknüpft werden gehören:<br />

Indien, Pakistan, Tibet, Nepal, Vietnam und China (mit nachgemachten persischen<br />

Mustern); die nordafrikanischen Länder wie Tunesien, Algerien; und die Länder des<br />

Balkans.<br />

Geschichte:<br />

Warum ist der Teppich gerade im Orient und nicht in Europa, in Nord- oder<br />

Südamerika, in Afrika etc. entstanden? Überall auf der Welt gibt es Stoffe und<br />

Textilien. Diese wurden jedoch primär als Decken oder für Kleidung verwendet. Der<br />

„geknüpfte“ Teppich jedoch hat seine Wurzeln ausschließlich im Orient.<br />

Ein Blick auf die Klima- und Vegetationskarte der Erde genügt, um diese Tatsache<br />

schlüssig zu klären: Überall dort, wo der Mensch "sesshaft" leben kann, ob in einem<br />

Blockhaus oder Schilfhütte, <strong>über</strong>all wo es durch Jagd, Fischfang oder Ackerbau<br />

genügend Nahrung gibt, werden keine Teppiche benötigt.<br />

Dort hingegen, wo sowohl die Vegetation als auch das Klima den Menschen<br />

zwingen, ständig für sich und seine Herde auf Nahrungssuche unterwegs zu sein,<br />

schaut es ganz anders aus. Nomaden müssen alles was sie zum Leben brauchen<br />

aus ihrer eigenen Herde beziehen. Der ständige Ortwechsel verlangt eine<br />

Behausung, die denkbar einfach und transportabel sein muss.<br />

Felle von Tieren -<br />

vor allem aus der<br />

eigenen Herde -<br />

wurden schon<br />

sehr früh verwendet.<br />

Doch jedes<br />

Fell bedeutete ein<br />

totes Tier. Der<br />

Wunsch einen<br />

Ersatz für das Fell<br />

zu finden führte<br />

zur "Erfindung"<br />

einer Wollmatte,<br />

eines Teppichs.<br />

Seite 2


Wolle ist erneuerbar, wird quasi „geerntet“ und als „Baumaterial“ verarbeitet: Alles ist<br />

bei den Nomaden aus Wolle: die Zelte (Wand, Dach, Boden), aber auch Tisch, Bett,<br />

Sitzgelegenheiten, Vorratstaschen, Zeltbänder, Pferdedecken etc.<br />

Die Geschichte des Orientteppichs entwickelte sich wie sich<br />

die Fertigkeiten mit Wolle umzugehen entwickelten. Erst<br />

kam der Filz, dann der Kelim und schließlich der Knüpfteppich.<br />

Filz und Kelim, tauchen an vielen Stellen der Welt<br />

auf, der Knüpfteppich bzw. die Anwendung aller drei Techniken<br />

ist das Charakteristikum jener Klimazone, in der der<br />

Mensch nur als Nomade und nicht sesshaft leben kann;<br />

nämlich in den Hochländern und Wüstenrändern des<br />

Orients, die genau diese Erfordernisse erfüllen.<br />

Nun bleibt die Frage, wann Teppiche entstanden sind und<br />

wie sie anfänglich aussahen. Der älteste erhaltene Teppich,<br />

der "Pazyryk-Teppich", ist rund 2.500 Jahre alt. Er wurde bei einer Expedition von<br />

1947-49 im Altaigebiet an der Grenze zur Äußeren Mongolei entdeckt und ist heute<br />

in der Eremitage in St. Petersburg zu besichtigen.<br />

Die <strong>über</strong> Jahrhunderte und Jahrtausende nur geometrischen und durchgemusterten<br />

Teppiche zeigten starke Merkmale des jeweiligen Klimas, sowie Gedankengut aus<br />

Mythologie und Religion, aber auch aus dem täglichen Erfahrungs- und Lebensbereich.<br />

Für den schriftlosen Nomaden wird der Teppich mehr und mehr zum lesbaren<br />

Piktogramm, zum Kultobjekt oder Kulturgegenstand, weit <strong>über</strong> den rein dekorativen<br />

Herzeige- oder Verkaufsgegenstand hinaus. Ursprünglich wurden Teppiche nur für<br />

den Eigenbedarf geknüpft. Die Vielfalt an Muster und Motiven, die Vernetzung vieler<br />

Kulturen, die ethnologischen, aber auch die klimatischen Eigenheiten führten zur<br />

traditionellen Verwendung bestimmter Farben und Motive.<br />

Um 1500 n. Chr. erfolgte die erste große Wende. Sowohl<br />

die Dynastie der Safawiden in Persien als auch die<br />

Osmanen in Anatolien produzierten erstmals höfische<br />

Teppiche auf Bestellung. Völlig neue Designs zum Teil<br />

aus der Buchmalerei und Keramik hielten ihren Einzug:<br />

Der florale, höfische Prunkteppich war geboren. Die<br />

Rosette der Moscheekuppel oder die Gebetsnische<br />

Richtung Mekka wurden auf Millimeterpapier gezeichnet<br />

und auf den Teppich <strong>über</strong>tragen. Ebenso entstanden<br />

erste Jagd-, Garten- und Vasenteppiche. Erstmals wurden<br />

nicht nur die dem Nomaden zur Verfügung stehenden<br />

Materialien (Schafwolle, Kamel- und Ziegenhaar),<br />

sondern auch Baumwolle und Seide verwendet. Auch<br />

die kleinen, typischen Zeltformate wurden zum Teil<br />

durch riesige Palastformate ersetzt. Beispiele dafür sind<br />

der berühmte "Wiener Jagdteppich" oder der "Seidenmameluk".<br />

Beide sind im Museum für Angewandte<br />

Kunst in Wien zu sehen. Ein weiteres Beispiel ist der<br />

"Ardebil-Teppich" im Victoria & Albert Museum in London.<br />

Seite 3


In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam es zu weiteren großen<br />

politischen und wirtschaftlichen Umstellungen, insbesondere in den für die Nomaden<br />

wichtigen Staaten. Sowohl die russische Revolution als auch die Bestrebungen des<br />

Hauses Pahlewi im Iran sowie jene von Kemal Atatürk in der Türkei führten zur<br />

weitgehenden „Sesshaftmachung“ der Nomaden. Das erleichterte einerseits die<br />

Abgrenzung von Territorien, die Einführung der Schulpflicht und die Einhebung von<br />

Steuern, andererseits hatte das aber auch mehr oder weniger das Ende des<br />

Nomadentums zur Folge. Manufakturbestellungen hatten in den zwanziger und<br />

dreißiger Jahren die ursprüngliche Teppichkultur bereits weitgehend verändert,<br />

große Wellen von Massenbestellungen in der Zwischen- und Nachkriegszeit trugen<br />

das Ihre bei.<br />

Ab 1960 entstanden Kopien traditioneller Muster auch in europäischen Drittländern<br />

wie Rumänien und Bulgarien, etwas später, cirka ab 1970, in orientalischen<br />

Drittländern, wie Pakistan und Indien und noch später auch in China.<br />

Somit stand und steht neuen Entwicklungen an Muster und Farbe nichts mehr im<br />

Wege. Mittlerweile entstehen alljährlich neue Teppicharten mit dem Versuch,<br />

Marktnischen zu nutzen und dem Kundengeschmack zu entsprechen. Wer heute gut<br />

informiert sein möchte, muss ständig Messen und Märkte besuchen, um am Teppich<br />

(Ball) zu bleiben. Die mit dem Modewort "Globalisierung" gemeinte Veränderung von<br />

Technik, Kommunikation und Wirtschaft ist auch am Teppichsektor nicht spurlos<br />

vor<strong>über</strong>gegangen. Die Veränderungen des 20. Jahrhunderts<br />

• das Aussterben des Nomadentums und das Sesshaftwerden,<br />

• die Bestellungen für den europäischen und amerikanischen Markt,<br />

• das Weichen von Wolle auf weitgehend Baumwolle in der Struktur und<br />

• das Entstehen von Manufakturen in den ursprünglichen Teppichzentren und auch<br />

in Drittländern<br />

sind insgesamt größer als die Veränderungen und Entwicklungen der belegbaren,<br />

zweitausendfünfhundert Jahre alten Teppichtradition davor. Und wenn man das 20.<br />

Jahrhundert herausgreift, so scheint in den letzten zehn bis zwanzig Jahren<br />

wiederum mehr passiert zu sein als im vorangehenden Teil des genannten<br />

Jahrhunderts. Durch die moderne Kommunikation und Marktvernetzung entstehen<br />

immer schneller neue Produktionen.<br />

Gerade durch das Aufkommen von Modetrends - neue Gabbeh Teppiche sind ein<br />

typisches Beispiel dafür - gewinnt der traditionelle Perserteppich wieder deutlich an<br />

Wertschätzung. Und schöne antike Stücke erzielen bei Auktionen astronomische<br />

Preise.<br />

Seite 4


Die Herstellung von A - Z<br />

Das Rohmaterial<br />

Der Orientteppich ist wohl der am stärksten beanspruchte<br />

Kunstgegenstand. Daher ist die Qualität des Materials, sowohl<br />

auf Widerstands- und Strapazierfähigkeit, als auch auf<br />

Ausstrahlung und Schönheit zu prüfen. Für die Herstellung<br />

spielt Schafsschurwolle eine große Rolle. Die Haltbarkeit eines<br />

Teppichs wird in erster Linie durch die Wollqualität bestimmt.<br />

Schafwolle<br />

Das beste Material für den Flor, also den sichtbaren, aus der Summe der Knoten<br />

bestehenden Teil eines Teppichs, ist die Schafwolle, ein Naturprodukt mit<br />

außergewöhnlichen Eigenschaften: Schafwolle nimmt 30 % ihres Eigengewichts an<br />

Feuchtigkeit auf, ohne sich feucht anzufühlen, sie ist schwer entflammbar,<br />

schmutzabweisend, antistatisch, isoliert gegen Kälte und Erdstrahlung und ist extrem<br />

langlebig. Es gibt bis heute keine synthetische Faser, die all diese Vorteile in sich<br />

vereint.<br />

Ein hoher Fettgehalt wirkt als Schutzschicht vor Verunreinigungen. Außerdem bewirkt<br />

er, dass die Faser elastisch bleibt; sie knickt und bricht weniger. Schurwolle, mit<br />

Kapillarfett ist lebendig und hat ihren eigenen Glanz.<br />

Aufgrund der strengen und stark schwankenden klimatischen<br />

Bedingungen im <strong>iranischen</strong> Hochgebirge entwickeln<br />

die dortigen Schafsrassen eine für <strong>Orientteppiche</strong><br />

geradezu perfekt geeignete Wolle. Bei sehr feinen<br />

Teppichen fällt häufig der Begriff Korkwolle, dessen Herkunft<br />

allerdings nicht endgültig geklärt ist. In Fachkreisen<br />

hat man sich jedoch darauf geeinigt damit die erste<br />

Schur von jungen Schafen zu bezeichnen. Nur mit dieser Wolle sind Knüpfdichten<br />

von <strong>über</strong> 1 Millionen Knoten pro qm zu erreichen. Besondere Qualität haben auch<br />

die Vliesteile der Schultern und Seiten.<br />

Neben Wolle kommt auch Seide für den Flor eines Teppichs in Frage. Seide ist der<br />

edelste der natürlichen textilen Rohstoffe. <strong>Sie</strong> entsteht in den Kokons der<br />

Seidenraupen. <strong>Sie</strong> wird als Flormaterial und Grundgewebe in edel glänzenden<br />

Seidenbrücken verwendet und als Verzierung in Wollteppichen eingesetzt. Seide<br />

hebt die Muster hervor und verleiht dem Teppich einen besonderen Glanz.<br />

Scheren<br />

Die richtige Zeit für die Schur ist klimaabhängig: ist es zu warm,<br />

können sich kleine Verletzungen leicht entzünden, ist es zu kalt,<br />

friert das nun ungeschützte Schaf. Meist wird deshalb im<br />

Frühjahr geschoren.<br />

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<strong>Was</strong>chen<br />

Die mühsamste Art der Wäsche ist das<br />

händische <strong>Was</strong>chen ohne <strong>Was</strong>chmittel im<br />

Gebirgsbach (man benötigt dafür 2 bis 3<br />

Stunden je kg). Gleichzeitig ist dies auch<br />

die beste Methode, um das natürliche<br />

Wollfett, das für die Langlebigkeit eines<br />

Teppichs mit entscheidend ist, zu erhalten.<br />

Ob die Wolle eines fertigen Teppichs mit<br />

viel oder wenig <strong>Was</strong>chmittel gewaschen<br />

wurde, ist kaum nachvollziehbar. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Wolle, die<br />

später pflanzlich (statt synthetisch) gefärbt und von Hand (statt maschinell)<br />

versponnen werden soll, besonders schonend gewaschen wird und außerdem meist<br />

von höherer Qualität ist.<br />

Kämmen, Kardieren<br />

Im nächsten Arbeitsschritt müssen die Fasern gleichmäßig<br />

ausgerichtet und kurze Fasern und Schmutzpartikel aussortiert<br />

werden. Das heute kaum noch gebräuchliche händische<br />

Kämmen beansprucht zwei bis drei Tage je Kilogramm Wolle.<br />

Meist wird die Wolle jedoch gekardet, eine Technik, die händisch<br />

ein bis zwei Tage je kg dauert und maschinell in weniger als<br />

einem Tag zu bewältigen ist. Beim Kämmen bzw. Karden gehen<br />

je nach Technik zwischen 40 und 70 % der Wolle verloren, nur<br />

die besten Fasern bleiben übrig.<br />

Verspinnen<br />

Erst wenn die Wollfasern durch Kämmen oder Kardieren<br />

gleichmäßig ausgerichtet sind, kann man die Wolle verspinnen.<br />

Im Gegensatz zur Spinnmaschine führt das händische Verspinnen<br />

zu einem Faden von ungleichmäßiger Stärke. Diese<br />

Ungleichmäßigkeit der Knotenfäden verleiht dem fertigen Teppich<br />

ein sanfteres, lebendigeres Bild. Mit der aufliegenden Handspindel<br />

benötigt die geübte Fachfrau einen Tag je Kilogramm Wolle.<br />

Mit der Maschine erhält man binnen Minuten einen gleichmäßig<br />

dicken, dafür nicht so "interessanten" Wollfaden.<br />

Verzwirnen<br />

Mehrere versponnene Wollfäden werden zu einem Garnfaden verzwirnt. Nun ist das<br />

Garn fertig und bereit, gefärbt zu werden. Je nach Intensität der Zwirnung entstehen<br />

dünne reißfeste Garne für das Grundgewebe (Kette und Schuss) oder voluminöse<br />

Garne für den Flor.<br />

Seite 6


Färben<br />

Im nächsten Schritt wird das Garn gefärbt. Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts. gelang es erstmals, synthetische Farbstoffe<br />

herzustellen. Diese sind preiswert und<br />

einfach anzuwenden und haben die<br />

traditionellen Pflanzenfarbstoffe bereits<br />

vor Jahrzehnten verdrängt. Anfänglich<br />

waren <strong>Sie</strong> noch recht unbeständig in<br />

der Lichtechtheit und lange gab es Streit in der Frage, ob<br />

Naturfarben einem Teppich ein harmonischeres Aussehen<br />

verleihen als synthetische Farben. Mittlerweile haben die<br />

Kunstfarben hinsichtlich Leuchtkraft, Lichtechtheit und Beständigkeit<br />

die Naturfarben <strong>über</strong>holt und in der Fachwelt ist man<br />

sich einig, dass synthetische Farben in jeder Hinsicht den<br />

Erfordernissen entsprechen. Allerdings ist anzumerken, dass<br />

es eine völlig beständige Lichtechtheit von gefärbten Textilien nicht gibt.<br />

Seit einigen Jahren erleben Pflanzenfarben jedoch ein Comeback. Denn Pflanzenfarben<br />

sind ökologisch unbedenklich und verleihen dem Teppich einen wärmeren<br />

Ton, da sie aus vielen Farbstoffen bestehen. So setzt sich beispielsweise das Rot<br />

der Krappwurzel (Foto links unten) aus <strong>über</strong> 20 verschiedenen Farbkomponenten<br />

zusammen. Pflanzenfarben können beinahe wahllos miteinander<br />

kombiniert werden und wirken stets harmonisch.<br />

Außerdem erhalten pflanzlich gefärbte Teppiche im Laufe der<br />

Jahrzehnte eine schöne Patina, sie altern mit Würde. Für die<br />

verschiedenen Farben werden unterschiedliche Pflanzen<br />

verwendet:<br />

Zu den bekanntesten natürlichen Farbstoffen zählen Berberritze, Curcuma, Eicheln,<br />

Färberginster, Färberkamille, Fayulbaumrinde, Gallapfel, Gelbholz, Granatapfelrinde,<br />

Henna, Indigo, Isperek, Krappwurzel, Kreuzbeere, Kreuzdorn, Rebenblätter, Saflor,<br />

Safran, Sumachstrauch, Tamariskenblüten, Walnussschalen, Zwiebelschalen<br />

Das Färben gehört zu den schwierigsten<br />

Schritten in der Herstellung eines Teppichs<br />

und bedarf langjähriger Erfahrung. Bevor die<br />

Wolle in das Farbbad getaucht wird, muss<br />

sie - bei Verwendung von Pflanzenfarben -<br />

mit Alaun gebeizt werden. Geschickte Färber<br />

können mit nur einer Färbepflanze wie z. B. der Krappwurzel<br />

verschiedenste Ergebnisse erzielen.<br />

In Zusammenhang mit den Farben fällt oft der Ausdruck "Abrasch".<br />

Darunter versteht man leichte Farbdifferenzen in Teppichteilen<br />

gleicher Farbe. Diese entstehen, wenn nicht genügend Wolle zur Fertigstellung einer<br />

Farbpartie vorhanden ist und mitten im Knüpfvorgang eine neue Wollpartie mit<br />

leichter Farbabweichung eingesetzt wird. Bei Nomadenteppichen kommt dies häufig<br />

vor. Immer öfter wird ein Abrasch auch als Effekt absichtlich eingesetzt<br />

Seite 7


Das Knüpfen<br />

Ein Teppich besteht aus einem Grundgewebe, das durch einfaches Verkreuzen von<br />

Kette und Schuss entsteht, sowie dem Flor, der durch die in das Grundgewebe<br />

eingearbeiteten Knoten gebildet wird.<br />

Geknüpft wird an einem Knüpfstuhl. In seiner einfachsten Form<br />

besteht dieser aus einem Holzrahmen in dem 2 Querbalken befestigt<br />

sind. Um diese Balken werden dann die Kettfäden gespannt, immer<br />

so viele wie für die gewünschte Teppichbreite notwendig sind. Die<br />

Länge der Kettfäden bestimmen die Länge des Teppichs. Als<br />

nächstes wird das Webfach gebildet: zwischen den Kettfäden wird<br />

alternierend ein Zwischenraum geschaffen, um das einbringen der<br />

Schussfäden nach jeder Knotenreihe zu erleichtern.<br />

Zu Beginn jedes Teppichs werden einige Schussfäden<br />

hintereinander eingebracht, es entsteht ein schmaler Webstreifen, der Kelim, am<br />

unteren Ende des Teppichs. Dann beginnt das eigentliche Knüpfen, bei dem von<br />

einer Seite zur anderen um zwei oder mehr Kettfäden ein Knoten befestigt wird. Das<br />

<strong>über</strong>flüssige Material wird mit dem Knüpfhaken abgeschnitten bevor der nächste<br />

Knoten geknüpft wird. Ist eine Reihe komplett wird sie mit einem kammartigen Werkzeug<br />

kräftig angeschlagen, danach werden ein oder mehrere Schussfäden eingebracht.<br />

Sind mehrere Reihen fertig geknüpft werden diese mit einer Spezialschere<br />

auf eine vorläufige Florhöhe geschnitten, so dass das Muster besser zu erkennen ist.<br />

Auf diese Weise entsteht der Teppich Reihe für Reihe. Am Ende werden wiederum<br />

einige Schussfäden eingebracht wodurch der Abschlusskelim<br />

entsteht. Nun wird der Teppich aus dem Knüpfstuhl geschnitten.<br />

Aus technischer Sicht gibt es zwei Knotenarten: den türkischen oder<br />

Gördesknoten und den persischen oder Sennehknoten. Geographisch<br />

gesehen sind die beiden Knotenarten gleichmäßig <strong>über</strong> die<br />

Knüpfgebiete Türkei und Persien verteilt. Mit beiden Knotenarten<br />

sind sehr feine Teppiche möglich, wobei der türkische Knoten von<br />

Bauern und Nomaden für etwas gröbere Teppiche bevorzugt wird.<br />

Um dem Teppich eine stärkere Festigkeit zu geben werden die Kettfäden häufig<br />

gestaffelt sodass auf der Rückseite nur ein Knotenhöcker zu sehen ist, obwohl zwei<br />

Kettfäden umschlungen sind. Dies ist wichtig, um bei der Bestimmung der<br />

Knüpfdichte durch Abzählen der Knotenhöcker auf der Rückseite nicht zu viele bzw.<br />

zu wenige Knoten zu zählen.<br />

Die Feinheit wird oft in Knoten/qm angegeben, wobei es hier auch anderer<br />

Maßeinheiten gibt. Ein durchschnittlicher Knüpfer schafft ungefähr 9.000 bis 14.000<br />

Knoten am Tag. Ein persischer Nain oder Täbris kann bis zu <strong>über</strong> 1.000.000 Knoten<br />

pro qm besitzen! Der handgeknüpfte Knoten ist maschinell nicht anzufertigen. Es ist<br />

bis heute nicht gelungen seine Form und seine Fähigkeiten nachzuahmen. Dies<br />

betrifft besonders seine federartige Form und Funktion. Denn an der Sprüngigkeit<br />

des Materials (unabhängig von der Feinheit) liegt es, dass ein Orientteppich beim<br />

Betreten elastisch nachgibt und danach seine Form wieder annimmt. Damit ist auch<br />

die hohe Lebensdauer eines echten Orientteppichs zu erklären<br />

Seite 8


Der eigentliche Knüpfvorgang beginnt am unteren Ende der Kettfäden. Die Knüpferin<br />

oder der Knüpfer umschlingt jeweils zwei Kettfäden mit<br />

entweder einer asymmetrischen oder einer symmetrischen<br />

Masche (je nach Gebiet), genannt persischer bzw. türkischer<br />

Knoten. Die zwei Knotenarten unterscheiden sich qualitativ<br />

nicht. Nach dem Fertigstellen einer Reihe von Knoten, wird<br />

diese mit einem Kamm fest niedergeschlagen. Dann werden<br />

ein oder mehrere Schüsse eingezogen. Die Schussfäden werden zwischen die<br />

Kettfäden durchgeschlängelt und geben dem Teppich die nötige Festigkeit. Dann<br />

folgt die nächste Reihe von Knoten. So wächst der Teppich langsam, Reihe um<br />

Reihe, von unten nach oben. Die Gesamtheit der Knoten bildet das Muster und wird<br />

Flor genannt. Die Knoten ragen beim liegenden Teppich nach oben heraus. Nach<br />

vollendeter Knüpfung werden die Seitenränder verstärkt, um den Teppich gegen die<br />

bevorstehenden Strapazen besser zu schützen.<br />

Abhängig von der Zahl der Kettfäden und der Schüsse beträgt die Knotendichte<br />

eines Teppichs zwischen 40.000 und weit <strong>über</strong> 1 Mio. Knoten je Quadratmeter, dies<br />

entspricht 4 bis weit <strong>über</strong> 100 Knoten je Quadratzentimeter (Fingernagelgröße). Eine<br />

hohe Knotendichte macht einen Teppich nicht besser, sondern ermöglicht lediglich<br />

die Darstellung detailreicher Muster.<br />

Das Muster<br />

In den städtischen Manufakturen ist meist ein eigener Designer für<br />

den Entwurf des im regional typischen Stil gehaltenen, meist<br />

floralen Musters zuständig. Dieses Muster wird auf Millimeterpapier<br />

gebracht und die Knüpferin oder der Knüpfer muss sich Knoten für<br />

Knoten an diese Vorlage halten. Das Muster eines Bauern- oder<br />

Nomadenteppichs hingegen ist meist seit Generationen <strong>über</strong>liefert,<br />

sodass die Knüpferin es im Schlaf beherrscht und keine Vorlage benötigt. <strong>Sie</strong> kann<br />

das Muster nach ihren Vorstellungen variieren. Es dauert wesentlich länger, einen<br />

Teppich frei, also ohne Vorlage zu knüpfen<br />

Nach dem Knüpfen<br />

Nach Beendigung der Knüpfarbeit wird der Teppich geschoren,<br />

gewaschen und gespannt. Durch das Scheren ergibt sich die<br />

Florhöhe des Teppichs, also ob er dick oder dünn wird. Durch<br />

Zusätze beim <strong>Was</strong>chen können das Farbbild, der Glanz und die<br />

Weichheit der Wolle nachträglich beeinflusst werden.<br />

Der Verkauf<br />

Nach Fertigstellung des Teppichs gelangen die prachtvollen<br />

Stücke meist <strong>über</strong> den Bazar in den Verkauf.<br />

Das Bild rechts zeigt den Teppichbazar von Täbriz, einem der<br />

<strong>wichtigsten</strong> Umschlagplätze für Perserteppiche.<br />

Seite 9


Die persische Teppichknüpfkunst<br />

Der Iran (Persien) ist seit alters her das klassische Ursprungsland für<br />

<strong>Orientteppiche</strong>. Lange Zeit wurde der Begriff „Perserteppich“ als Synonym für alle<br />

<strong>Orientteppiche</strong> verwendet.<br />

Der Perserteppich bleibt beständig und<br />

unverändert modern, fügt sich aufgrund<br />

seiner Vielfalt in jedes Wohnbild. Er<br />

macht das Kalte warm, das Farblose<br />

farbig, er schenkt Stimmung, er schenkt<br />

Atmosphäre. Es scheiterten bisher auch<br />

alle Versuche, ihn vollwertig<br />

nachzuahmen, für Originalität gibt es<br />

keinen Ersatz. In der Kunst ist das<br />

Original unersetzlich, weil es bis ins<br />

letzte hinein des Meisters Willen und<br />

Können ausdrückt.<br />

Unter allen Ursprungsländern ist in<br />

Persien das weltweit kontinuierlichste<br />

Knüpfhandwerk, sowie das bedeutendste und abwechslungsreichste<br />

Knüpfaufkommen zu finden: Bereits seit einigen Jahrtausenden werden hier<br />

Teppiche geknüpft, und die Stückzahlen steigen seit nunmehr 150 Jahren fast stetig<br />

an, produziert von einer sehr gut organisierten Knüpfindustrie. Aufgrund der<br />

außerordentlich umfangreichen, nahezu un<strong>über</strong>sehbaren Variationsbreite an<br />

<strong>Provenienzen</strong> ist es mehr als gerechtfertigt, die Knüpf- und Webteppichproduktion im<br />

Iran als Volkskunst zu bezeichnen.<br />

Nach Angaben des<br />

Statistischen Amtes<br />

werden pro Jahr rund<br />

200.000 qm Teppiche im<br />

Wert von fast 20 Mio.€<br />

aus dem Iran nach<br />

Österreich importiert.<br />

Die Menge schrumpfte<br />

dabei gegen <strong>über</strong><br />

früheren Jahren um bis<br />

zu 25 %.Der Wert dieser<br />

geringeren Anzahl von<br />

Teppichen stieg jedoch<br />

umrund 1% an.<br />

Diese doch sehr große<br />

Diskrepanz zwischen<br />

der mengenmäßigen<br />

und der wertmäßigen Entwicklung weist auf ein stark steigendes Interesse der<br />

Teppichliebhaber an qualitativ und handwerklich sehr hochwertiger Ware hin.<br />

Seite 10


Die derzeit beliebtesten persischen<br />

<strong>Provenienzen</strong> sind Bidjar, Moudh, Nain (selbst<br />

aus Produktionen in Tabas und Kaschmar),<br />

Sarough, Keschan, Täbriz (insbesondere<br />

Benam) sowie Woll- und Seidenteppiche aus<br />

Ghoum mit Nebenproduktionen in Marageh<br />

und Sandjan.<br />

Aber auch die farbenprächtigen Heris,<br />

wunderbar rote Trukemans und auch andere<br />

persische <strong>Provenienzen</strong> haben zahlreiche<br />

Liebhaber in Europa und den USA.<br />

Die persischen Teppiche werden teils mit<br />

persischem und teils mit türkischem Knoten<br />

sowohl geschichtet als auch ungeschichtet<br />

geknüpft. Auf die Qualität und den Wert des<br />

Teppichs hat die Knotenart keinen Einfluss.<br />

In der Regel hält der Iran unbeirrt an seinen<br />

traditionellen Designs fest. Dennoch tauchen immer wieder neue durchaus<br />

interessante und erfolgreiche Entwicklungen auf.<br />

In den 50er und 60er Jahren stießen zum Beispiel neue Designs der Nain-Teppiche<br />

mit vorherrschend beige-blauen Kolorits auf großes Interesse bei europäischen<br />

Kunden. Eine absolute Neuheit waren Anfang der 90er Jahre auch die modernen<br />

Gabbeh mit ihren einfachen Mustern. <strong>Sie</strong> kamen einfach dem europäischen Zeitgeist<br />

sehr entgegen. In der Zwischenzeit ist diese Trend aber schon wieder leicht<br />

rückläufig. In den letzten Jahren wurde jedoch das Benam-Design - das seit ca. 1995<br />

geknüpft wird - bei den Teppichen aus Täbriz<br />

immer beliebter.<br />

Bemerkenswert ist, dass sich andere Knüpfländer<br />

stark am klassischen Musterportfolio der Perser<br />

orientierten. Insbesondere Mahi-Muster sowie<br />

typisch orientalische Pflanzenmotive und<br />

Arabesken werden in ihrer klassischen Konzeption<br />

mit Medaillon und ausgestaltetem zweier- oder<br />

Vierersymmetrischem Innenfeld <strong>über</strong>nommen. Die<br />

Farbenwerden jedoch meist variiert. Auch<br />

Neuentwicklungen werden oftmals umgehend<br />

kopiert. In Anlehnung an die Originale werden die<br />

Kopien zumeist sogar nach <strong>iranischen</strong><br />

<strong>Provenienzen</strong> benannt – was zu Verwirrung der<br />

Kunden führt – oder tragen einen entsprechenden<br />

Doppelnamen, beispielsweise Indo-Gabbeh.<br />

Seite 11


Allein in Persien gibt es <strong>über</strong> 60 Teppichprovenienzen. Die wesentlichsten davon<br />

finden <strong>Sie</strong> in der nachstehenden Aufstellung:<br />

Abadeh Ilam Nain<br />

Afschar Isfahan Nasrabad<br />

Arak Karadja Rafsandjan<br />

Ardebil Kaschmar Sabol<br />

Ardekan Kashkuli Sabsewar<br />

Armenibaf Kelardascht Sarab<br />

Bachtiar Keschan Sarab-Madjajech<br />

Belutsch Kirman Sarough<br />

Bidgene Lilian Schasavan<br />

Bidjar Lovi Schiras<br />

Bordjalou Loribaf Seistan<br />

Bowenant Mahal Senneh<br />

Dardjasin Malayer Serapi<br />

Gabbeh Mehraban Songhour<br />

Gaschgai Mesched Tabriz<br />

Ghom Mobareke Tafresch<br />

Ghoutschan Moschkabad Turkeman<br />

Goltogh Moud Tuysserkan<br />

Hamadan Nadjafabad Weramin<br />

Hamadan-Scharbaff Nahawand Yallameh<br />

Heris Nehavandan Yazd<br />

.<br />

Auf den folgenden Seiten finden <strong>Sie</strong> einige der <strong>wichtigsten</strong> und bekanntesten<br />

<strong>Provenienzen</strong> im Detail beschrieben.<br />

Seite 12


Ardebil Teppiche<br />

Der Name Ardebil ist immer mit<br />

einem der berühmtesten Teppiche<br />

der Welt verbunden. Dieser wurde<br />

in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

für den Hof der<br />

Safawiden geknüpft und kann<br />

heute im Victoria Museum in<br />

London besichtigt werden.<br />

Ardebil ist die Hauptstadt der<br />

Provinz Ardebil und eine sehr<br />

berühmte Teppichprovenienz.<br />

Die Teppiche die in Arbebil geknüpft<br />

werden sind meist kleinere<br />

Stücke und Läufer. Die Muster sind geometrisch geprägt und zeigen ganz deutlich<br />

den kaukasischen Einfluss. <strong>Sie</strong> sind jedoch sehr einfach und klar von ihrem „Paten“<br />

zu unterschieden, weil zum Einen die Ardebil Bordüren sehr viel feiner gemustert<br />

sind, und zum Anderen die Farben viel leuchtender und freundlicher sind, als jene<br />

der kaukasischen Teppiche.<br />

Das für die Ardebils verwendete Material ist Baumwolle für das Grundgewebe (Kette<br />

und Schuss) und feinste Hochlandschafschurwolle für den Flor. Seit ca. 30 Jahren<br />

wird auch immer öfter Seide mitgeknüpft. Das verleiht den Ardebil Teppichen einen<br />

ganz besonderen Ausdruck.<br />

Ausschnitt aus dem berühmten Ardebil<br />

Teppich aus 1539. Größe: 11,52x5,34 m<br />

(Victoria und Albert Museum, London UK)<br />

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Bidjar Teppiche<br />

(Bijar)<br />

Welcher Teppichliebhaber schwört nicht auf<br />

Bidjar? <strong>Sie</strong> sind extrem strapazfähig und<br />

die meisten Bidjars halten wohl einige<br />

Generationen. Der Bidjar ist mit seinem<br />

extrem dicken und steil stehendem Flor ein<br />

absolutes „Schwergewicht“.<br />

Bidjar selbst ist ein verträumter Provinzflecken<br />

im Nordwesten des Iran. Die Bidjar<br />

Teppiche werden von Männern mit<br />

besonders kraftvollen Anschlägen geknüpft.<br />

Oft wird auch noch nasse Wolle verwendet,<br />

was die Teppiche noch dichter macht.<br />

Bidjars werden von den Kurden meist mit<br />

türkischen Knoten, von den Afscharis mit<br />

persischem Knoten geknüpft. Die Art des Knotens hat jedoch keinen Einfluss auf die<br />

Qualität. Bidjars werden auf vertikalen Knüpfstühlen in Manufakturen, Ateliers und im<br />

Haushalt geknüpft.<br />

Das Material ist reine Schurwolle für den Flor mit Baumwolle für Kette und Schuss.<br />

Neuerdings wird für die Kette wegen der starken Beanspruchung (kraftvoller<br />

Anschlag) auch Acrylgarn verwendet. Die Musterstruktur ist meist geometrisch, sehr<br />

selten floral. Sehr häufig findet man das Herati Muster<br />

Es gibt 4 Kategorien von Bidjar Teppichen:<br />

1) Gerus Bidjar<br />

Diese sind - von Kurden geknüpft - die traditionellsten,<br />

heute jedoch fast nur mehr als Altware erhältlich.<br />

2) Halva-i-Bidjar<br />

Diese sind von Kurden und ausschließlich mit türki-schem<br />

Knoten geknüpft. Er unterscheidet sich von den anderen<br />

durch das Muster und die rotbetonte Farb-gebung.<br />

Schussfaden und Knotenreihen sind nicht ganz so stramm<br />

wie beim Aschar-Bidjar.<br />

3) Afschar-Bidjar<br />

Der in Europa mit Abstand beliebteste Bidjar Teppich, wird<br />

vorwiegend von Afscharis geknüpft. Afschar Bidjars sind<br />

extrem stramm geknüpft und darum meist mit Ausgleichsstreifen hinternäht.<br />

4) Sandjan-Bidjar<br />

Diese wurden früher bekennend nur unter diesem Namen gehandelt, sie haben aber<br />

nie einen eigenen Stil entwickelt und sind den Afschar Bidjars sehr ähnlich und<br />

standen daher immer etwas im Schatten des großen Bruders.<br />

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Gabbeh Teppiche<br />

(Gabbé)<br />

Gabbeh Teppiche gibt es seit <strong>über</strong> 200<br />

Jahren, aber erst in den letzten 20 Jahren<br />

sind sie im Westen populär geworden, weil<br />

sie dem modernen Geschmack nahe<br />

kommen. Ursprünglich wurden Gabbeh<br />

Teppiche von den Nomaden im Süden des<br />

Iran und ausschließlich zum eigenen<br />

Gebrauch geknüpft. <strong>Sie</strong> dienten primäre als<br />

Bodenbeläge. Die weichen Produkte<br />

wurden jedoch auch als Decken verwendet.<br />

Da sich die Nomaden stets fortbewegen,<br />

werden eben vorwiegend nur kleinere<br />

Stücke auf horizontalen Knüpfstühlen<br />

gefertigt. Traditionelle Gabbehs sind grob<br />

geknüpfte Teppiche mit teilweise bei zu 2<br />

cm langem Flor. Dadurch werden manchmal<br />

bis zu 14 Schussfäden eingezogen.<br />

Gabbehs werden Wolle auf Wolle geknüpft. Es wird ausschließlich Hochlandschafschurwolle<br />

verwendet. Die Qualität dieser Wolle ist ausgezeichnet. <strong>Sie</strong> ist extrem<br />

weich und rein pflanzlich gefärbt. Da die Nomaden ihre Wolle immer nur in sehr<br />

kleinen Mengen färben, kommt es oft vor, dass die Farbtöne innerhalb eines<br />

Teppichs unterschiedlich ausfallen (Abrasch). Dies ergibt eine glänzende<br />

Schattierung, die den besonderen Charme dieser Gabbeh Teppiche ausmacht.<br />

Gabbehs werden ohne Mustervorlage, einfach nach Lust und Laune geknüpft. So<br />

kann man aus den Grundfarben erkennen, welche Laune der Knüpfter bei seiner<br />

Arbeit verspürt hat. Jedes verwendete Symbol hat bei den Nomaden eine ganz<br />

bestimmte Bedeutung.<br />

Die Verwendung der Symbole erlaubt sogar<br />

Rückschlüsse auf den Knüpfer.<br />

� Gelb steht für Sonne und Licht<br />

� Löwe steht für Kraft und Stärke<br />

� Hund steht meist für Wächter<br />

� Schaf und Stier stehen für Fruchtbarkeit<br />

� Der Zedernbaum steht für gute Freunde<br />

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Ghom Teppiche<br />

(Kum, Qum, Qom, Qhoum)<br />

Ghom liegt am gleichnamigen Fluss im Iran<br />

ca. 1.000 Meter <strong>über</strong> dem Meer. In der<br />

landwirtschaftlich genutzten Umgebung<br />

wird Getreide, Baumwolle, Obst, Nüsse und<br />

Mohn angebaut.<br />

Ghom ist ein bedeutender Wallfahrtsort und<br />

die Grabstätte zahlreicher Könige und<br />

Heiliger. Berühmt ist die Grabmoschee für<br />

Fatima, der Schwester des Imam Reza.<br />

Ghom war bis 1938 Hauptstadt der gleichnamigen<br />

Provinz.<br />

Ghom ist eine bedeutende Stadt und neben Maschhad eine der beiden heiligsten<br />

Orte im Iran. Es liegt ca. 150 km von Teherenan in Richtung Isfahan entfernt in<br />

einem relativ fruchtbaren Teil des <strong>iranischen</strong> Hochlandes.<br />

Die ersten Webstühle wurden in Qom erst um ca. 1930 eingesetzt, und zwar auf<br />

Grund einer Initiative einer Gruppe von Händlern aus Kaschan. Trotz dieses späten<br />

Starts haben sich Ghom-Teppiche mittlerweile einen festen Platz unter den<br />

bekanntesten Perserteppichen gesichert, was sie dem hohen Niveau der angewandten<br />

Technik und dem weiten Spektrum an Formen zu verdanken haben. Dieser<br />

rasche Erfolg ist nicht in geringem Maße den<br />

ersten Zeichnern zu verdanken, die viele<br />

persische Teppichornamente aufgriffen, um auf<br />

deren Grundlage ihre Formen zu entwickeln.<br />

Ein Motiv zum Beispiel, das den Mir-Teppichen<br />

entstammt, wird nun gerne mit Qom in<br />

Zusammenhang gebracht und gilt als klassische<br />

Form aus Ghom. Dar<strong>über</strong> hinaus werden das<br />

Blumendesign von Isfahan und das mittige<br />

Medaillon von Kaschan sehr viel verwendet. Der<br />

Saum, in der Regel aus drei Streifen bestehend,<br />

ist eher klein im Verhältnis zu der Größe des<br />

Teppichs. Der mittlere Streifen wird häufig mit<br />

dem Grundmotiv geschmückt. Für Ghom-<br />

Teppiche wird ein enormes Spektrum an Farben<br />

eingesetzt: Weiß und Elfenbein sind die<br />

vorrangigen Flächenfarben, während die<br />

Verzierung oftmals in sehr lebendigen Farbtönen<br />

erscheint.<br />

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Ghoutschan Teppiche<br />

(Kordy-Ghoutschan, Ghutjan, Ghoutjan, Kutschan)<br />

Ghoutschan Teppiche werden im<br />

Nordosten des Iran in der Nähe der<br />

Stadt Maschad geknüpft. Typisch für<br />

diese Teppiche ist, dass dabei alte<br />

kurdische Muster mit geometrischer<br />

Ausprägung zur Anwendung kommen.<br />

Die verwendeten Farben ganz<br />

unterschiedlich und in der Regel sehr<br />

bunt und freundlich.<br />

Als Material wird sowohl für Kette und<br />

Schuss als auch für den Flor feinste<br />

Hochlandschafschurwolle aus der<br />

Gegend verwendet.<br />

Geknüpft wird vorwiegend mit dem symmetrischen türkischen Knoten. Die Knotendichte<br />

variiert zwischen 200.000 und 300.000.<br />

Die Ghoutschan Teppichknüpfer sind<br />

kurdische Nomaden, die in zwei<br />

Gruppen (Safranlu und Shadlu) durch<br />

den ostpakistanischen Krieg in die<br />

Gegend von Maschad verschlagen<br />

wurden.<br />

Wenn man heute mit dem Auto von<br />

Teheran in Richtung Maschad<br />

unterwegs ist, so kann man diese<br />

Nomaden mit Ihren Schafherden und<br />

Kamelen entlang der Strasse<br />

beobachten. Durch ihre bunte Kurdentracht sind sie sehr leicht zu erkennen.<br />

Es waren die Teppichhändler<br />

von Täbriz, die den Ghoutschan<br />

Teppichen zum Erfolg<br />

verhalfen. <strong>Sie</strong> kauften diese<br />

Teppiche in Maschhad und<br />

<strong>über</strong> den Bazar von Täbriz<br />

gelangten sie dann in den<br />

Export nach Europa und die<br />

USA.<br />

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Goltogh Teppiche<br />

(Goltuk, Goltok, Koltuk)<br />

Das in der Näher der Großstadt<br />

Zanjan - auf halbem Weg zwischen<br />

Teheran und Täbriz - gelegene<br />

Dörfchen ist die Heimat jener<br />

Teppiche die unter dem Namen<br />

Goltogh bekannt sind.<br />

In der Qualität kommen sie den berühmteren<br />

Bidjar Teppichen in etwa<br />

gleich. Jedoch werden Goltogh<br />

Teppiche immer nur im Brückenformat,<br />

und niemals im Teppichformat<br />

geknüpft.<br />

Die Muster sind mehr stammesbezogen<br />

und geometrisch gehalten,<br />

als jene der Bidjar Teppiche. Aufgrund ihres immer sehr ähnlichen Musters sind<br />

Goltogh-Teppiche immer relativ einfach als solche zu erkennen.<br />

Ebenso wie die Bidjars sind die Goltogh sehr fest und langflorig geknüpft. Es ist<br />

schon ein besonderes Gefühl am Morgen barfuss aus dem Bett auf eine Goltogh<br />

Brücke zu steigen.<br />

Die dominierenden Farben sind rostrot und<br />

dunkelblau.<br />

Das verwendete Material ist Baumwolle für Kette<br />

und Schuss, und Schafschurwolle für den Flor.<br />

Kurdische Nomadin mit einem<br />

horizontalen Knüpfstuhl<br />

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Heris Teppiche<br />

(Heriz)<br />

Die Heris Teppiche werden im Bezirk<br />

Heris im Zentrum Ost-Azerbeijans im<br />

Nordosten von Täbriz geknüpft. Der<br />

bedeutendste Ort an dem Heris<br />

Teppiche geknüpft werden ist neben<br />

Heris vor allem Gorawan. Aber auch die<br />

Nachbarorte Mehrawan, Serap, Garajeh<br />

und Bagkhschajesch.<br />

Durch die Musterung und die herzberaubenden<br />

Farben, hat sich Heris<br />

gegen<strong>über</strong> anderen Knüpfzentren dieser<br />

Gegend durchgesetzt. Heris verfügt<br />

<strong>über</strong> eine Jahrhunderte alte Knüpftradition<br />

und hat durch seine bewundernswerten<br />

Mustern und seine leuchtenden<br />

Farben Weltberühmtheit erlangt.<br />

Obwohl die Produktion von Heris Teppichen letzten Jahren etwas zurück gegangen<br />

ist, ist die Bedeutung der Heris Teppiche gleich geblieben und sie zählen nach wie<br />

vor zu den absolut besten dieser Provinz.<br />

Die am meisten verwendete Grundfarbe ist rostrot, die anderen meist dunkelblau und<br />

weiß. Die glänzende Wolle in Kombination mit diesen Farben, verleiht diesen<br />

Teppichen ihre berühmte Leuchtkraft.<br />

Das für Heris Teppiche verwendete<br />

Material ist Schafschurwolle für den<br />

Flor und Baumwolle für Schuss und<br />

Kette. Die Muster, die Heris so bekannt<br />

gemacht haben sind geometrisch.<br />

<strong>Sie</strong> bestehen aus einem<br />

Medaillon in der Mitte und in die<br />

Bordüre sind sehr oft Pflanzenmuster<br />

eingeknüpft.<br />

Heris Teppiche werden ausschließlich<br />

mit bloßen Händen, ohne Verwendung<br />

von Knüpfzangen, geknüpft.<br />

Zur Anwendung kommt der<br />

türkische Knoten. Bei Heris Teppichen wird nach jeder Knüpfreihe ein doppelter<br />

Schuss gezogen. Das macht die Teppiche sehr strapazfähig und sie bleiben<br />

dennoch flauschig.<br />

Die Knotendichte beträgt zwischen 60.000 und 150.000 je Quadratmeter.<br />

Seite 20


Isfahan Teppiche<br />

(Isphahan, Ispahan, Eshahan, Esphahan)<br />

Isfahan (persisch Esfahan) ist eine<br />

Oasenstadt in Zentraliran und Hauptstadt<br />

der gleichnamigen Provinz.<br />

Isfahan ist heute die zweitgrößte Stadt<br />

im Iran und eine der schönsten. In der<br />

Umgebung der Stadt wird hauptsächlich<br />

Landwirtschaft betrieben: Baumwolle,<br />

Getreide und Tabak werden hier<br />

angebaut. Traditionelles Handwerk,<br />

Textilindustrie und Fremdenverkehr sind<br />

die <strong>wichtigsten</strong> Stützen der Wirtschaft.<br />

Als Produktionsstätte für Teppiche ist<br />

Isfahan vergleichsweise neu. Im 17.<br />

Jahrhundert jedoch, unter der Herrschaft<br />

von Schah Abbas dem Großen,<br />

zählten Teppiche aus Isfahan zu den feinsten der Welt.<br />

Isfahan-Teppiche waren die ersten Perserteppiche,<br />

die in Europa zu Bekanntheit und<br />

Anerkennung gelangten. Die Isfahan-Teppiche<br />

von heute haben erneut ihren Platz unter den<br />

besten im Iran hergestellten Teppichen<br />

eingenommen, was auf ihre beachtliche Feinheit<br />

zurückzuführen ist.<br />

<strong>Sie</strong> zeichnen sich aus durch ein konstant gutes<br />

Design und harmonische Farben aus. Verwendet<br />

wir ein vertikaler Knüpfstuhl, und vorwiegend in<br />

Privathäusern in der Stadt. Die Rückseite ist aus<br />

Baumwolle, der Flor aus sehr knapp geschnittener<br />

Schurwolle und manchmal aus Seide. Es wird mit<br />

persischem Knoten und mit teilweise sehr hoher<br />

Dichte geknüpft. Alle Isfahan-Teppiche haben ein<br />

florales Design, in der Regel mit einem Medaillon<br />

in der Mitte eines Bereiches, der von einem Motiv<br />

ineinander verflochtener Blumenzweige<br />

geschmückt ist. Der Saum von Isfahan-Teppichen<br />

besteht in der Regel aus einem großen mittleren<br />

Streifen, der von zwei schmalen Sicherheitsstreifen umgeben ist.<br />

Eine breite Farbpalette findet bei Isfahan-Teppichen Verwendung, und ihre Knüpfer<br />

sind Meister im Gestalten harmonischer Kombinationen aus Untergrund und Design,<br />

wobei sie mit hellen und dunklen Farben zu variieren wissen<br />

Seite 21


Karadja Teppiche<br />

(Garajeh)<br />

Diese Teppiche werden von Nomaden im<br />

Ort Garajeh (Karadja) und Umgebung im<br />

Nordosten der persischen Provinz Ost-<br />

Azerbeijan geknüpft.<br />

Die Hauptstadt von Ost-Azerbeijan ist<br />

Täbris, eine alte Handelsstadt und die<br />

Hochburg der Teppichknüpfkunst, ca. 650<br />

km nordöstlich von Teheran gelegen. Der<br />

Bazar von Täbriz ist heute noch ein<br />

Mekka der persischen Teppichhändler.<br />

Das besondere Klima Azerbeijans - heiße<br />

Sommer und kalte Winter - ist ideal für die<br />

Schafzucht und damit auch für die<br />

Qualität der Wolle.<br />

Die Teppiche sind aus reiner Schurwolle geknüpft, die vom lebenden Schaf<br />

geschoren wird. Dadurch enthält die Wolle mehr Fett und wirkt somit auch im<br />

Teppich noch besonders schmutzabweisend. Kette und Schuss dieser Teppiche sind<br />

aus Baumwolle.<br />

Die Karadja Teppiche werden von durch das<br />

Land ziehenden Nomaden geknüpft. Da sich<br />

die Nomadenständig weiter bewegen, müssen<br />

auch die Knüpfstühle immer wieder auf- und<br />

abgebaut werden. Daher werden meist auch<br />

nur kleinere Stücke und Läufer geknüpft, die<br />

leichter zu transportieren sind. Außerdem wird<br />

die Wolle immer nur in kleinen Mengen<br />

gefärbt. Es kommt daher bei echten<br />

Nomadenteppichen vor, dass die Färbung der<br />

Wolle <strong>über</strong> den gesamten Teppich leicht<br />

unterschiedlich (Ambrasch genannt) ist.<br />

Obwohl Garajeh mitten im wesentlich<br />

berühmteren Heris (Teppich) Gebiet liegt,<br />

haben sich die Karakdja Teppiche dennoch<br />

unbeschränkt ihre Eigenständigkeit bewahrt.<br />

Rostrot und blau sind die zumeist verwendeten<br />

Farben. Die Musterung ist immer geometrisch.<br />

Besonders gefragt und berühmt sind Karadja<br />

Läufer, die sehr dicht mit nur einem Schuss<br />

geknotet sind.<br />

Seite 22


Kashkuli Teppiche<br />

(Kasch-Ghuli, Gaschquai)<br />

Die Kashkulis sind ein Stamm, der aus ca.<br />

5.500 Familien besteht und zur Gruppe<br />

der „Qashqais“ Nomaden gehört. Bei den<br />

Qashqais handelt es sich um<br />

Halbnomaden in der Provinz Fars im<br />

Südwesten des Irans leben.<br />

Die Qashqais sind nach den Azerbeijanern<br />

die zweitgrößte Turkbevölkerungsgruppe.<br />

<strong>Sie</strong> bewegen sich zwischen dem Hochland<br />

von Shiraz (Sommerquartiere) und<br />

den ca. 300 km südwärts gelegenem<br />

Flachland (Winterquartier) nördlich des<br />

Persischen Golfs.<br />

Die Kashkuli Männer sind bekannt für ihre Fähigkeiten als Reiter und Hirten und<br />

tragen den für sie typischen Filzhut mit hoch aufgestellter Krempe.<br />

Die Frauen wiederum sind für Ihre außerordentlichen Fähigkeiten beim Knüpfen von<br />

Teppichen bekannt. <strong>Sie</strong> benutzen<br />

ausschließlich natürliche Farbstoffe von<br />

Pflanzen und Insekten, die sie<br />

unterwegs sammeln, um ihre Wolle zu<br />

färben. Verwendet wird eigene<br />

Schafschurwolle von bester Qualität.<br />

Kette und Schuss sind wie üblich aus<br />

Baumwolle. Die Farben sind leuchtend<br />

und die Muster komplex und sehr<br />

trickreich.<br />

Geknüpft wird nicht nur im Sommeroder<br />

Winterquartier, sondern auch<br />

unterwegs. Dabei verwenden die<br />

Kashkuli Frauen Knüpfstühle, die sie<br />

innerhalb einer Stunde ab- und wieder<br />

aufbauen können.<br />

Innerhalb ihrer eigenen Lager<br />

(Camps)tragen diese Frauen keinen<br />

Chador. Diesen<br />

tragen sie nur, wenn sie mal kurz eine<br />

Stadt besuchen.<br />

Seite 23


Kerman Teppiche<br />

(Kirman)<br />

Kerman, auch Kirman, Hauptstadt<br />

der gleichnamigen Provinz im Iran.<br />

Kerman liegt 1076 km südöstlich von<br />

Tehran und 370 Kilometer südöstlich<br />

von Yazd entfernt. Die Stadt wurde<br />

von Ardashir I. (224 - 241) gegründet<br />

und liegt im Zentraliran. Kerman<br />

wurde durch Turkmans, Araber und<br />

Mongolen nach dem 7. Jahrhundert<br />

eingenommen. Kerman wurde für<br />

seine Teppiche berühmt, nachdem<br />

Marco Polo es entdeckt hatte.<br />

Kerman erweiterte schnell seine<br />

Exporte. Während der Dynastie von<br />

Safaviden wurden Teppiche und<br />

Wolldecken nach England und<br />

Deutschland exportiert. Die seldschukische Königsmoschee aus dem 11. Jahrhundert,<br />

eine Zitadelle sowie die Festungsanlagen gehören zu den Sehenswürdigkeiten<br />

der Stadt.<br />

Die Einwohnerzahl beträgt etwa 310.000. Die durchschnittliche Jahrestemperatur<br />

liegt bei 21,3 °C. Es ist zumeist trocken und im Sommer sehr heiß. Im Frühjahr gibt<br />

es gelegentlich Stürme und Regen. Ideal für die Schafzucht und beste Voraussetzung<br />

für ausgezeichnete Wollqualitäten.<br />

Seit dem 16. Jh. werden dort Teppiche geknüpft,<br />

wobei feinste Knüpfungen eine Knotenzahl von<br />

250.000 -500.000 Knoten pro m2 aufweisen.<br />

Palmetten, Rosetten, Rauten und anderen Motiven<br />

in meist floraler Form in hellen Farben bewirken<br />

ein zart und freundlich wirkendes Gesamtcolorit.<br />

Gute Kerman-Teppiche sind sehr teuer. Doch die<br />

seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts eingeführte<br />

Dschuftiknüpfung und die Anwendung einfacher,<br />

offener Schlingen für das Florgarn wirkte sich sehr<br />

negativ auf den Ruf dieser Teppiche aus.<br />

In der Zwischenzeit ist man weitgehend wieder zu<br />

der normalen persischen Knüpfung zurückgekehrt.<br />

Seite 24


Keschan Teppiche<br />

(Keshan, Kaschan, Kashan)<br />

Die Stadt Keschan liegt am Rande der<br />

großen Salzwüste "Dascht-e-Kawir", ca.<br />

260 km südöstlich von Teheran und zählt<br />

60.000 Einwohner. Keschan liegt an der<br />

alten Karawanenstrasse, die von Teheran<br />

<strong>über</strong> Ghom, Keschan, Yazd und Kirman<br />

nach Pakistan und Indien führt. Die meist<br />

in eingeschossigen Häusern (die weiteren<br />

Geschosse befinden sich wegen der<br />

großen Hitze unterirdisch) leben. Die<br />

wasserarmen Bäche sind zum Schutz<br />

gegen die Verdunstung kanalisiert.<br />

Keschans Teppichproduktion wurde nach<br />

200 jähriger Unterbrechung wieder<br />

aufgenommen. Das hohe Niveau der Knüpfkunst konnte trotz des Produktionsstillstandes<br />

gehalten werden und führt bis heute die anspruchsvolle Tradition.<br />

Keschans werden mit bester persischer Schurwolle auf Baumwollketten und<br />

-Schuss geknüpft.<br />

Die Farbpalette des Keschan-Teppichs reicht von Rot bis Lilarot; auch Blau und<br />

Creme sind dominierende Farben. Der Fond des Teppichs ist mit unzähligen<br />

Ornamenten, wie Palmetten, Rosetten oder Blumenranken ausgefüllt. Ein typisches<br />

Kennzeichen für einen Keschan-Teppich sind die Bordüren, die im gleichen<br />

Grundton wie der Fond gehalten werden und in der Hauptbordüre die Innen- bzw.<br />

Außenpalmettenmusterung<br />

aufweisen. Die Knotendichte<br />

ist vor allem bei<br />

Seidenknüpfungen sehr<br />

hoch (<strong>über</strong> eine Million<br />

Knoten per Quadratmeter).<br />

Der Ruf der Keschan<br />

Teppiche ließ in der<br />

2.Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts etwas nach,<br />

doch zählen auch diese<br />

heute noch zu den<br />

allerbesten<br />

<strong>Orientteppiche</strong>n.<br />

Neben den klassischen rot- oder blau-grundigen Medaillonteppichen werden heute<br />

auch zunehmend Stücke mit hell-beigem oder pistaziengrünem Grundton hergestellt.<br />

Seite 25


Nain Teppiche<br />

(Naihn, Na-in)<br />

Nain ist eine kleinere Stadt in der Provinz<br />

Isfahan. <strong>Sie</strong> liegt ca. 150 km von Isfahan<br />

entfernt am Rande des zentral<strong>iranischen</strong><br />

Wüstenhochlandes. Nichts desto trotz zieht<br />

es in vielfacher Hinsicht die Aufmerksamkeit<br />

auf sich, ganz besonders wegen der<br />

eindruckvollen Freitagsmoschee, die aus<br />

dem Jahre 960 stammt.<br />

Nain-Teppiche verdanken, ebenso wie die<br />

Kaschan-Teppiche, ihren Ursprung dem<br />

Niedergang anderer Handwerksbereiche.<br />

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

bestand das primäre Handwerk in Nain aus<br />

dem Weben kostbarer Textilien aus Wolle.<br />

Als die Weber von Nain feststellen mussten, dass die Umsätze ihrer eigenen<br />

Produkte aufgrund der Einfuhr von Textilien aus dem Westen stark zurück gingen,<br />

begannen sie sich der Teppichproduktion anzunehmen und sicherten sich innerhalb<br />

kürzester Zeit einen fixen Platz unter den qualitätsorientierten Teppichknüpfern<br />

Persiens. Die Musterung der Nain-Teppiche ähnelt jener, die auch in Isfahan<br />

Verwendung findet. Auch hier sind die Flächen mit ineinander verflochtenen Formen<br />

aus Blumenzweigen geschmückt.<br />

Viele Nain-Teppiche besitzen eine aus Pflanzen und Tieren bestehende Musterung.<br />

Der Saum ist traditionell und besteht aus einem breiteren mittleren Streifen, der von<br />

zwei begrenzenden Streifen umgeben ist. Alle<br />

Streifen sind mit floralen Motiven dekoriert und<br />

oftmals den Hauptstreifen entlang in<br />

Kartuschen eingesäumt.<br />

Das Farbschema ist typisch für die Region. Für<br />

den Hintergrund und die Verzierung werden in<br />

meist sehr helle Farben verwendet: Beige,<br />

Elfenbein und Weiß, häufig in Kombination mit<br />

Grün und Azur, welches auch eine alternative<br />

Hintergrundfarbe darstellt.<br />

Zu den besten Nain-Designern und<br />

-Herstellern muss man Hrn. Habibian zählen,<br />

der sich durch seine extrem feine Knüpfung in<br />

der ganzen Welt einen Namen gemacht hat.<br />

Habibian ist einer der ersten Knüpfer, die<br />

durch ihre brillanten Arbeiten den Nain-<br />

Teppich zu einem Begriff in der Welt der<br />

<strong>Orientteppiche</strong> gemacht haben.<br />

Seite 26


Täbris Teppiche<br />

(Tabriz)<br />

Schon durch die geographische Lage war<br />

der Stadt Täbris in der nordwestlichen Ecke<br />

Persiens eine besondere Bedeutung zugesichert.<br />

Im Westen bildet sie das Einfallstor<br />

zur Türkei und im Norden zum Kaukasus.<br />

In Friedenszeiten war Täbris ein günstig<br />

gelegenes Handelszentrum und im Krieg<br />

eine wichtige Bastion.<br />

Als die Sedschuken Persien im 11. Jahrhundert<br />

eroberten ließen sie sich in der<br />

Provinz Aserbeijan nieder und führten<br />

Türkisch als Amtssprache ein. Noch heute<br />

wird hier ein türkischer Dialekt gesprochen.<br />

Im 13. Jahrhundert wurde Täbris zur<br />

Hauptstadt der Mongolen. Dreihundert Jahre <strong>über</strong>stand danach Täbriz alle<br />

kriegerischen Attacken, bis schließlich Schah Abbas die Hauptstadt nach Isfahan,<br />

einer Stadt in der Landesmitte, verlegt.<br />

Durch den Export blühte Täbris wieder auf. Die Händler brachten ihre Waren aus<br />

dem Landesinneren nach Täbris und von dort gelangten sie nach Konstantinopel und<br />

in andere ferne Länder. Als es üblich wurde, Teppiche für Exportmärkte auf<br />

Bestellung zu knüpfen, entfalteten die Teppichmanufakturen in Täbriz wieder eine<br />

lebhafte Tätigkeit. Dabei ist es bis heute geblieben. Durch die große Nachfrage hat<br />

jedoch mitunter die Qualität gelitten. Auch wenn grundsätzlich in Täbriz hochqualitative<br />

Teppiche geknüpft werden, so ist es gelegentlich schon vorgekommen, dass<br />

Qualität dem Kommerz hintangestellt wurde.<br />

Die Teppichknüpfer von Täbriz arbeiten im Unter-schied zu jenen im restlichen<br />

Persien nicht mit der Hand, sondern mit einem Messer an dessen Ende sich ein<br />

Haken befindet. So kann man mit einem einzigen Werkzeug knüpfen und schneiden.<br />

Täbriz ist die einzige Stadt, die mit Farben und Mustern spielt. Für die<br />

Teppichknüpfkunst von Täbriz wurde ein eigener drehender vertikaler Knüpfstuhl<br />

entwickelt, der bis zum heutigen Tag ausschließlich in Täbriz verwendet wird. In<br />

Täbriz wird mit türkischen<br />

Doppelknoten, meist mit Seide und<br />

ganz feiner Korkwolle (ausschließlich<br />

erste Schur und von der Brust der<br />

Schafe) geknüpft. Ein ganz<br />

wesentlicher Preisfaktor bei den Täbris<br />

Teppichen ist die Anzahl der Knoten.<br />

Nicht umsonst kommen die schönsten<br />

Teppiche der Welt aus Täbriz.<br />

Seite 27


Turkeman Teppiche<br />

(Turkmene, Türkmen, Gorgan-Buchara)<br />

Die Turkeman Teppiche stammen aus<br />

dem Gebiet östlich des Kaspischen<br />

Meeres entlang der Grenze zu<br />

Turkmenistan bis hin zur Grenze mit<br />

Afghanistan. Es sind vor allem drei<br />

Stämme (Guglane, Tekkehn, Jamuten),<br />

die in dieser Gegend leben.<br />

Die Gegend ist sehr grün und fruchtbar<br />

und ist eine Mischung von Gebirge und<br />

flachem Land. Es wird <strong>über</strong>wiegend<br />

Landwirtschaft und Viehzucht betrieben.<br />

Es sind vor allem die Frauen, welche die<br />

Teppichkunst seit Jahrhunderten hoch<br />

halten. Die verwendeten Farben sind<br />

dunkelblau, rostrot und kamelbraun.<br />

Die für die Teppiche verwendete Wolle stammt von den eigenen Schafherden. Das<br />

Scheren, Spinnen und Färben der Wolle, sowie das Knüpfen der Teppiche erfolgt<br />

fast ausschließlich durch die turkmenischen Frauen<br />

Die Muster der Turkeman Teppiche stammen aus der Natur und der Umgebung. Es<br />

sind jedoch vorwiegend geometrische Ausprägungen dieser Muster, die ohne<br />

Vorlage geknüpft werden.<br />

Die verwendeten Knüpfstühle sind von horizontaler Bauart. Über die Knüpftechnik –<br />

ob türkischer oder persischer Knoten – entscheidet die Knüpferin. Auf die Qualität<br />

des Teppichs hat die Art des<br />

Knotens keinen Einfluss.<br />

geknüpften Teppiche.<br />

.<br />

Weil diese Teppiche ohne<br />

Vorlage nur aus dem Kopf<br />

geknüpft werden, sind sie<br />

durch kleine Feinheiten<br />

relativ leicht zu unterscheiden.<br />

Sehr oft prägt<br />

auch der Glaube der<br />

Knüpferin die Farben und<br />

Muster der von ihr<br />

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Einige Tipps<br />

<strong>Was</strong> man beim Kauf von <strong>Orientteppiche</strong>n beachten sollte.<br />

<strong>Sie</strong> sollten beim Ankauf von <strong>Orientteppiche</strong>n auf<br />

einige wenige Dinge achten. Sofern <strong>Sie</strong> dieses tun,<br />

kann eigentlich gar nicht mehr viel schief gehen.<br />

Dennoch sollten <strong>Sie</strong> vorsichtig sein, wo <strong>Sie</strong> diese<br />

Teppiche kaufen. Suchen <strong>Sie</strong> Geschäfte, die <strong>Sie</strong><br />

kennen und von denen <strong>Sie</strong> wissen, dass sie schon<br />

einige Jahre existieren.<br />

Folgende ganz einfache Dinge können <strong>Sie</strong> beim Kauf<br />

beachten:<br />

Machart<br />

Echte <strong>Orientteppiche</strong> sind von Hand geknüpft und nicht maschinengewebt. Einen<br />

maschinengewebten Teppich erkennen <strong>Sie</strong> am einfachsten daran, dass <strong>Sie</strong> ihn nicht<br />

zusammenlegen können, da er auf der Rückseite verleimt ist. Einen geknüpften<br />

Teppich können <strong>Sie</strong> unabhängig von dessen Größe immer leicht zusammenlegen.<br />

Materialien:<br />

<strong>Orientteppiche</strong> sind entweder aus Schafschurwolle oder Seide oder aus einer<br />

Kombination Wolle mit Seide. Baumwolle kommt nur für Kette und Schuss zum<br />

Einsatz. Schafschurwolle enthält einen hohen Fettanteil, der stark schmutzabweisend<br />

wirkt. Auch ist die Schurwolle viel strapazfähiger als Baumwolle.<br />

Wie kann man die Echtheit der Materialen am leichtesten testen.?<br />

Werfen <strong>Sie</strong> zum Beispiel eine brennende Zigarette auf<br />

den Teppich. Wenn der Händler dabei nervös wird, dann<br />

ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass synthetische Fasern<br />

anstatt von Wolle oder Seide verwendet wurden.<br />

Wenn <strong>Sie</strong> Wolle oder Seide anzünden (schneiden <strong>Sie</strong><br />

ruhig einige Fasern vom Teppich ab), dann entsteht ein<br />

federleichter Flaum als Verbrennungsrückstand.<br />

Entstehen jedoch kleine schwarze Klumpen, dann haben<br />

<strong>Sie</strong> synthetische Fasern und nicht Naturfasern verbrannt.<br />

Ausschließlich bei extrem fest geknüpften Teppichen<br />

(z.B. Bidjars) wird für die Kette Acryl verwendet, weil es<br />

deutlich reißfester ist, als Baumwolle.<br />

Die Schirazi<br />

Achten <strong>Sie</strong> darauf, ob die Schirazi, das ist die Längsrandbefestigung am Teppich in<br />

Form eines wollummantelten Seitenstranges, sauber verarbeitet ist.<br />

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Rückseite und Knotendichte:<br />

Es ist immer gut wenn man auch die Rückseite des Teppichs genau betrachtet.<br />

Wertvolle Teppiche sehen auch von hinten gut aus. Das hängt<br />

einerseits mit der Knotendichte, und andererseits mit der Qualität<br />

der Verarbeitung zusammen. Die Anzahl der Knoten je Einheit sagt<br />

zwar einiges <strong>über</strong> die Qualität des Teppichs aus, ist jedoch lange<br />

nicht der einzige Maßstab.<br />

In der Abbildung rechts sieht man zwei Gabbeh Teppiche von der<br />

Rückseite. Der blaue ist ein hochwertiges Produkt eines erfahrenen<br />

Knüpfers, der lachsfärbige wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von<br />

einem schnell angelernten Flüchtling aus Afghanistan geknüpft.<br />

Antike und alte Teppiche:<br />

Seien <strong>Sie</strong> vorsichtig, wenn Ihnen antike Stücke angeboten werden. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass diese künstlich „antik“ gemacht wurden ist sehr hoch. Man<br />

sieht dies am besten auf der Rückseite. Diese ist dann meist nicht so blass, wie die<br />

Vorderseite.<br />

Ein anderes Merkmal ist der Flor. Antike Teppiche sind von der Farbe blass und der<br />

Flor ist bereits abgetreten. Wenn nur die Farbe blass, der Flor jedoch noch<br />

vorhanden ist, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um keinen antiken<br />

Teppich.<br />

Altersskala:<br />

� bis zu 20 Jahre gelten <strong>Orientteppiche</strong> als „neu“<br />

� 20- bis 50 jährige Teppiche gelten als „alt“<br />

� 50- bis 75 jährige Teppiche gelten als „semi-antik“<br />

� alle älteren Stücke gelten als „antik“.<br />

Rabatte und Abverkäufe:<br />

Es ist ein häufiges Übel, dass Teppiche viel zu hoch angepriesen und dann im<br />

Rahmen eines „Totalabverkaufes“ mit großzügigen Rabatten angeboten werden.<br />

Kaum ein Käufer ist Experte und nicht wenige Teppiche wurden trotz 70% Rabatt viel<br />

zu teuer eingekauft. Kaufen <strong>Sie</strong> Teppiche aus dem Kofferraum eines Autos nur dann,<br />

wenn <strong>Sie</strong> den Verkäufer „persönlich“ kennen.<br />

Warum sollten <strong>Sie</strong> Teppiche nicht im Urlaub<br />

direkt im Ursprungsland kaufen?<br />

An sich spricht sachlich wenig dagegen, und wer sich<br />

auskennt kann <strong>über</strong>all einkaufen. Allerdings werden sehr<br />

häufig Touristen nicht zu jenen Läden geführt, wo die<br />

Teppiche am günstigsten sind, sondern wo die Provision am<br />

höchsten ist. Reklamationen sind im Ausland meist sehr<br />

schwer und nur aufwendig durchzusetzen. Daran sollten <strong>Sie</strong><br />

denken, wenn <strong>Sie</strong> ein Teppichland bereisen.<br />

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Teppichpflege<br />

Viele Menschen, die einen wertvollen Orientteppich erstanden haben, machen sich<br />

große Sorgen welchen Aufwand denn die Pflege dieses Teppichs bedeutet, bzw. wie<br />

empfindlich diese wertvollen Stücke sind.<br />

Echte Perserteppiche sind extrem strapazfähig und halten meist mehrere<br />

Generationen. Gute Teppiche sind aus Schurwolle, die vom lebenden Schaf<br />

geschoren wird. Das Klima in großen Teilen Persiens - heiße Sommer und kalte<br />

Winter - begünstigt eine qualitativ hochwertige Schurwolle mit hohem Fettanteil.<br />

Durch diesen Fettanteil wird das Eindringen von Schmutz in das Teppichgewebe<br />

weitgehend verhindert und die Reinigung entsprechend erleichtert.<br />

Baumwolle enthält kein Fett und Baumwollteppiche reagieren daher anders als<br />

Teppiche aus reiner Schafschurwolle. Baumwollteppiche sind in der Regel ohnehin<br />

nur nachgeknüpfte Plagiate und daher wird hier darauf nicht eingegangen.<br />

Generell können <strong>Sie</strong> Ihre wertvollen Perserteppiche ganz normal mit dem<br />

Staubsauger reinigen.<br />

Alle 3 - 4 Jahre - je nach Beanspruchung und Verschmutzungsgrad - sollte der<br />

Teppich in die Reinigung. Doch Vorsicht, Reinigung ist nicht gleich Reinigung, und<br />

dies gilt besonders für Perserteppiche. Die Reinigungsfirma sollte genau wissen<br />

worauf es bei Perserteppichen ankommt:<br />

• keine maschinelle, sondern ausschließlich Handwäsche<br />

• keine chemischen Reinigungsmittel<br />

• der Staub muss durch Klopfen entfernt werden<br />

• danach mit reinem <strong>Was</strong>ser und einer Teppichschaufel in der richtigen Richtung<br />

schrubben<br />

• bei Bedarf milde Naturseife oder feine Sägespäne verwenden<br />

• hängend – gegebenenfalls im richtig temperierten Trockenraum - antrocknen.<br />

Der Teppich wird zuerst aufgehängt um die meiste Flüssigkeit zu verlieren. Die<br />

wirkliche Trocknung darf nur im Liegen stattfinden, da der Teppich sonst die Form<br />

verlieren könnte.<br />

Sollte der Teppich dennoch aus irgendeinem Grund die Spannung verloren haben,<br />

so kann er fachmännisch wieder verspannt werden. Das ist eine eher komplizierte<br />

Aufgabe, die ausschließlich ein Fachmann verrichten sollte.<br />

Bei der Reinigung zu sehr den Sparstift anzusetzen wäre die falsche Strategie.<br />

Fragen <strong>Sie</strong> den Teppichhändler ihres Vertrauens nach einer erfahrenen guten<br />

Teppichreinigung.<br />

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Entfernen von Schmutzflecken<br />

Sollte einmal das Missgeschick passieren, dass etwas auf den Teppich verschüttet<br />

wird, so brauchen <strong>Sie</strong> sich auch darum keine großen Sorgen machen.<br />

Nehmen <strong>Sie</strong> ganz einfach ein Messer (bei<br />

einem Fleck aus festerem Material z.B.<br />

Marmelade) oder einen Löffel (bei einem rein<br />

feuchten Fleck z.B. Wein oder Kaffee) und<br />

schieben damit <strong>über</strong> den Teppich um das<br />

Verschmutzungsmaterial zu entfernen. Bei<br />

stark färbigen Flecken (z.B. Rotwein oder<br />

Ketchup) empfiehlt es sich, wieder löffelweise<br />

kaltes <strong>Was</strong>ser darauf zu schütten und wie<br />

oben beschrieben wieder zu entfernen. Den<br />

Vorgang so lange wiederholen, bis vom Fleck<br />

nur mehr die Feuchtigkeit sichtbar ist.<br />

Wenn auf diese Art und Weise die meiste<br />

Flüssigkeit aus dem Teppich entfernt wurde,<br />

dann nehmen <strong>Sie</strong> bitte ein sauberes Tuch und<br />

wischen kräftig <strong>über</strong> die zuvor verschmutzte<br />

Stelle.<br />

Bitte niemals im Kreis wischen, sondern nur in geraden<br />

Zügen vor und zurück. Bei einer kreisenden Bewegung<br />

besteht das Risiko, dass Spuren vom Fleck als Ränder<br />

zurück bleiben.<br />

Bei einem echten Teppich, dessen<br />

Wolle mit guten Farben gefärbt wurde,<br />

dürfen <strong>Sie</strong> danach keinerlei<br />

Teppichfarben auf dem Abwischtuch<br />

wiederfinden.<br />

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