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Musik › JAHRESRÜCKBLICK<br />
MEINE<br />
5TOP<br />
A Year In Music<br />
AUDIO-Redakteure und -Autoren halten<br />
Rückschau – und verraten ihre CD-, SACD- und<br />
Blu-ray-Favoriten aus Pop, Jazz und Klassik.<br />
Meine Top 5:<br />
Wild Beasts: Present Tense<br />
Wye Oak: Shriek<br />
Cold Specks: Neuroplasticity<br />
Jungle: Jungle<br />
Hozier: Hozier<br />
GEHEIMTIPPS GEGEN TOPSTARS: 5:0!<br />
Zum Finale dominierten große Namen von Prince über Pink Floyd bis U2 – doch die Highlights im<br />
Jahrgang 2014 setzen früh im Jahr eher unbekanntere Acts: Die englischen Elektropopper Wild<br />
Beasts mischten einmal mehr genau das rechte Maß an Avantgarde in ihren Sound und<br />
präsentierten eine Disc wie ein perfekter Gin-Cocktail: klassisch, modern, zeitlos elegant.<br />
Ebenfalls elektronisch(er) kam das dritte Album von Wye Oak daher. Das Duo aus Baltimore<br />
verdichtete Indierock und kantige bis sphärische Keyboardsounds zu hochästhetischen Songs<br />
für moderne Großstadtmelancholiker. Und für das, was Al Spx als Cold Specks auf<br />
„Neuroplasti city“ collagierte, braucht es fast schon neue Genre-Begriffe wie Doom Soul, Gothic<br />
Jazz oder Electro Gospel – PJ Harvey, Moby und Feist lassen grüßen. Wenn’s ein wenig<br />
hedonistischer sein soll: Die mitreißendste Clubmusic- /Dancefloor-Platte kam im Frühsommer<br />
vom britischen Projekt Jungle: Disco, House, Synthie-Funk und Ambient-Pop, stilvoll verzahnt<br />
und mit immens hoher Ohrwurmquote – der ideale Soundtrack für Partynächte. Den Punkt zum<br />
5:0-Sieg für die Geheimtipp-Fraktion macht schließlich der Ire<br />
Andrew Hozier mit Songs zwischen Folk, Blues, Soul und<br />
Rumpel-Rock – Van Morrison meets Black Keys sozusagen.<br />
Christof Hammer<br />
AUDIO-Redakteur<br />
Meine Top 5:<br />
Angus & Julia Stone: Angus & Julia Stone<br />
Caribou: Our Love<br />
Damien Jurado: Brothers And Sisters Of The Eternal Son<br />
Neneh Cherry: Blank Project<br />
Diverse Interpreten: Hyperdub 10.1 bis 10.4<br />
Meine Top 5:<br />
Dean Blunt: Black Metal<br />
Liars: Mess<br />
Wild Beats: Present Tense<br />
Magic Numbers: Alias<br />
Marialy Pacheco: Introducing<br />
FÜR BABY & SOUL; VOL. II<br />
„Black Metal“ von Dean Blunt ist alles, nur kein Metal. Aber was genau<br />
Phantastisch edles Songwriting jedenfalls, mit viel Psychedelik und<br />
innerer Ruhe. Eine Weile lief „Present Tense“ von den Wild Beasts fast<br />
täglich, dank raffinierten und unheimlich satt aufgenommenen<br />
Elektropop-Tracks, die auf Anhieb packen, jeder auf seine Weise. Ganz<br />
groß, aber auch anstrengend und nur bei vollständigem Durchhören<br />
wirklich erfassbar: „Mess“, das harte, elektrisch pulsierende Album der<br />
ewig unberechenbaren Liars. Wer von der aktuellen Pink Floyd<br />
enttäuscht und auf der Suche nach einem richtig raffinierten Breitwand-<br />
Rock-Kunstwerk ist, wird mit „Alias“ von den Magic Numbers glücklich.<br />
Jazzfans werden die fabelhaft spritzige, auch als HiRes-Download<br />
erhältliche „Introducing“ der Pianistin<br />
Marialy Pacheco rauf und runter hören.<br />
Bernhard Rietschel<br />
AUDIO-Redakteur<br />
DAS JAHR DER ROUTINIERS<br />
Aufgrund ausgeprägter Begeisterungsfähigkeit bin ich jederzeit bereit,<br />
interessante Newcomer sehr schnell sehr hart zu feiern – 2014 etwa<br />
FKA Twigs, SOHN, Young Fathers oder Die Nerven. Jene Alben aber,<br />
die ich für reinen Genuss-Hören auflege, kommen allesamt von<br />
etablierten Acts. Angus & Julia Stone etwa mussten erst von Produzent<br />
Rick Rubin überredet werden, sich wieder zusammenzuraufen.<br />
Danken Sie ihm: Das Geschwisterpaar fand genau die richtige Balance<br />
zwischen harmonischem Soft-Pop und zickigem Indie-Rock. Dan<br />
Snaith von Caribou machte dagegen da weiter, wo er mit „Swim“<br />
aufgehört hatte: „Our Love“ ist euphorische Rave-Bombe und perfektes<br />
Pop-Album zugleich. Wer die Zerbrechlichkeit eines Nick Drake<br />
mag, der sollte, nein, muss sich Damien Jurados psychedelischen<br />
Westcoast-Folk anhören. Der US-Songwriter präsentierte sich hier in<br />
der Form seines Lebens. Mit 50 holte Neneh Cherry zum großen Coup<br />
aus: Noise Rock, Elektronik-Geballer, Stimmakrobatik, gefühlvoller<br />
Soul – die Überraschung des Jahres. Und die Compilations des<br />
britischen Labels Hyperdub zeichnen den<br />
Weg der Firma von Dubstep bis Footwork<br />
nach, inklusive sphärischer Illbient-<br />
Soundscapes oder Leftfield-HipHop.<br />
Michael Sohn<br />
AUDIO-Mitarbeiter<br />
64<br />
www.audio.de ›01 /2015