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Lehrergesundheit - Schule & Gesundheit - Hessen

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<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Netzwerkzeitung 2007


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Editorial<br />

Leitgedanken der diesjährigen<br />

Ausgabe der Netzwerkzeitung<br />

<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />

Eine gute <strong>Gesundheit</strong> wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv in der <strong>Schule</strong> aus:<br />

Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit sind stärker ausgeprägt, Herausforderungen<br />

werden leichter bewältigt und die Leistungsfähigkeit steigt. Dies gilt für<br />

Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte gleichermaßen.<br />

<strong>Schule</strong> ist somit ausdrücklich gefordert, <strong>Gesundheit</strong>svorsorge<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sförderung zu gewährleisten.<br />

Dies setzt eine dauerhafte Entwicklungsaufgabe voraus, auf<br />

die die <strong>Schule</strong> vorbereiten sollte. Lehrerinnen und Lehrer<br />

müssen Schlüsselkompetenzen für den professionellen<br />

und sorgsamen Umgang mit eigenen und mit den fremden<br />

Bedürfnissen erwerben.<br />

Gerade im Bereich der <strong>Schule</strong> ist es wichtig, nicht nur mit<br />

den Stärken, sondern auch mit den Grenzen aller in diesem<br />

Umfeld Tätigen adäquat umzugehen.<br />

Der schulische Alltag von Schülerinnen und Schülern und<br />

Lehrerinnen und Lehrern ist durch zunehmende Mehrbelastung<br />

gekennzeichnet – die wünschenswerte Balance zwischen negativen<br />

und positiven Erlebnissen verringert sich.<br />

<strong>Gesundheit</strong>liche Auswirkungen zeigen sich bei Kindern und<br />

Jugendlichen vermehrt in körperlichen Beeinträchtigungen,<br />

Fehlsteuerungen des Immunsystems, Störungen des<br />

Ernährungsverhaltens und des Bewegungshandelns, unzureichender<br />

Bewältigung psychischer Beanspruchungen und<br />

erhöhter sozialer Anforderderungen. Als Folgen des veränderten<br />

Schülerverhaltens sind Motivations-, Konzentrations-<br />

und Disziplinprobleme beobachtbar.<br />

Diese zusätzliche Belastung im schulischen Umfeld<br />

und eine teilweise mangelnde Wertschätzung scheinen<br />

Hauptbelastungsfaktor für die <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen<br />

und Lehrern zu sein. Entscheidende Hilfe kann das Erlernen<br />

des angemessenen Umgangs mit Stress-Faktoren sein.<br />

„<strong>Gesundheit</strong> wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt<br />

geschaffen und gelebt, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten<br />

und lieben“ (Ottawa-Charta, WHO 1986).<br />

Zentrales Anliegen und Ziel muss es also sein, mit Hilfe<br />

geeigneter Maßnahmen eine nachweisbar gesteigerte<br />

<strong>Gesundheit</strong>squalität zu erreichen.<br />

Die <strong>Gesundheit</strong> der Lehrerinnen und Lehrer und die<br />

Steigerung und Erhaltung der berufl ichen Leistungsfähigkeit<br />

tragen nachweislich zum Wohle der Schülerinnen und Schüler<br />

bei.<br />

Die vorgestellten Beiträge dieser Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong><br />

& <strong>Gesundheit</strong> geben Anregungen und zeigen Möglichkeiten<br />

auf, den inneren Ressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zu vertrauen und externe Ressourcen wahrzunehmen, um<br />

<strong>Gesundheit</strong> nachweislich zu fördern.<br />

Karin Wolff<br />

Hessische Kultusministerin<br />

3


Editorial<br />

4<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Die Potsdamer Lehrerstudie im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong> stärken – Coachinggruppen für Lehrer nach dem „Freiburger Modell“ . . . . . . . . . . . . 11<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung an einer berufl ichen <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

Regionale Fachtagung zum Thema: „<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Bildung, <strong>Gesundheit</strong> und Entspannung gehören zusammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Fortbildungsangebot: „Wie kann ich in einem stressigen Berufsalltag für mich selbst sorgen?“ . . . . . . 25<br />

Achtsamkeit in der Erziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Arbeitsschutz & Arbeitssicherheit<br />

Schulsanitätsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Brandschutz in der <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Brandschutzerziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Verkehrserziehung & Mobilitätsbildung<br />

Die Fahrradwerkstatt in der <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

Inline-Projekt einer Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Sicher und selbständig zur <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

Inhalt<br />

Erstellen eines Schulwegeplanes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

5


Die Potsdamer<br />

Lehrerstudie im Überblick<br />

Lehrerinnen und Lehrer sind keineswegs beneidenswerte<br />

Halbtagsjobber. Vielmehr üben sie einen der anstrengendsten<br />

Berufe aus. Das betrifft speziell die psychischen Belastungen,<br />

die dieser Beruf mit sich bringt. Mit der Potsdamer<br />

Lehrerstudie, die wir im Auftrag und mit Unterstützung des<br />

Deutschen Beamtenbundes und seiner Lehrergewerkschaften<br />

durchführten, sollten Beiträge zur Verbesserung der<br />

Belastungssituation und damit vor allem der psychischen<br />

<strong>Gesundheit</strong> in dieser Berufsgruppe geleistet werden (vgl. auch<br />

www.dbb.de (Lehrerbelastungsstudie)).<br />

Die Arbeiten, die im Dezember 2006 abgeschlossen wurden,<br />

gliederten sich in zwei Etappen. Die erste Etappe<br />

(2000-2003) galt der differenzierten Analyse der vorgefunden<br />

Belastungssituation und der dafür verantwortlichen<br />

Bedingungen. In die Analyse war auch der Vergleich mit<br />

anderen Berufen eingeschlossen. Aufbauend auf diesen<br />

Ergebnissen ging es in der zweiten Etappe (2003-2006)<br />

darum, Maßnahmen zu erproben und darauf gegründete<br />

Unterstützungsangebote auszuarbeiten, die zu einer<br />

Belastungsreduktion führen können.<br />

6<br />

Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt,<br />

Universität Potsdam<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Insgesamt nahmen an beiden Abschnitten der Studie<br />

rund 16000 Lehrerinnen und Lehrer aus dem gesamten<br />

Bundesgebiet sowie ca. 2500 Lehramtsstudierende und<br />

Referendare teil. Darüber hinaus waren (in der ersten<br />

Etappe) etwa 1500 Lehrerinnen und Lehrer aus anderen<br />

Ländern sowie annähernd 8000 Vertreter anderer Berufe zu<br />

Vergleichszwecken mit einbezogen.<br />

Ergebnisse der ersten Etappe<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Die Analyse wurde auf der Grundlage einer umfassenden, in<br />

anonymisierter Form durchgeführten Fragebogenerhebung erstellt.<br />

Es wurden dabei Einschätzungen zu unterschiedlichen<br />

Aspekten der Arbeit und Belastungsindikatoren auf mehreren<br />

Ebenen erfasst. Insbesondere galt es, ein differenziertes Bild<br />

der psychischen <strong>Gesundheit</strong> der Lehrerinnen und Lehrer zu<br />

erhalten. Als die wichtigsten Indikatoren dienten uns dabei<br />

die persönlichen Muster des arbeitsbezogenen Verhaltens<br />

und Erlebens. Sie zeigen an, ob und in welchem Ausmaße die<br />

Auseinandersetzung mit den Arbeitsanforderungen in gesundheitsförderlicher<br />

oder gesundheitsgefährdender Art und Weise


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

geschieht. Es werden vier Muster unterschieden (Näheres<br />

dazu vgl. Schaarschmidt, 2005):<br />

Muster G<br />

Dieses Muster ist Ausdruck von <strong>Gesundheit</strong> und Hinweis<br />

auf ein gesundheitsförderliches Verhältnis gegenüber der<br />

Arbeit. Es ist durch stärkeres, doch nicht exzessives berufliches<br />

Engagement, höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />

Belastungen und positive Emotionen gekennzeichnet.<br />

Es steht außer Frage, dass Lehrer mit diesem Muster über<br />

die günstigsten Voraussetzungen verfügen, um erworbenes<br />

Wissen und Können sowie pädagogische Überzeugungen und<br />

Absichten wirksam umzusetzen.<br />

Muster S<br />

Hier charakterisiert die Schonung das Verhältnis gegenüber<br />

der Arbeit (als ein möglicher Hinweis auf ungenügende<br />

Herausforderungen und/oder berufl iche Unzufriedenheit).<br />

Charakteristisch ist geringes Engagement bei wenig<br />

Auffälligkeiten in den übrigen Bereichen. Zwar zeigt dieses<br />

Muster in der Regel kein gesundheitliches Risiko an, doch im<br />

Lehrerberuf dürfte es (mehr als in manch anderen Berufen)<br />

ein ernstes Hindernis für erfolgreiche Arbeit sein, kommt es<br />

hier doch verstärkt auf eigenaktives und engagiertes Handeln<br />

an.<br />

Risikomuster A<br />

Entscheidend ist hier, dass hohe Anstrengung keine<br />

Entsprechung in einem positiven Lebensgefühl fi ndet: Das<br />

Bild ist durch überhöhtes Engagement bei verminderter<br />

Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und eher negative<br />

Emotionen gekennzeichnet. Das <strong>Gesundheit</strong>srisiko besteht<br />

in der Selbstüberforderung. Lehrer dieses Typs sind oftmals<br />

ihrer hohen Einsatzbereitschaft wegen besonders geschätzt.<br />

Doch ist abzusehen, dass auf Dauer die Kraft nicht ausreicht,<br />

den Belastungen des Berufs standzuhalten. Nicht selten ist<br />

mit dem Übergang zum folgenden Risikomuster B zu rechnen<br />

(Burnout-Prozess).<br />

Risikomuster B<br />

Bei diesem zweifellos problematischsten Muster sind permanentes<br />

Überforderungserleben, Erschöpfung und Resignation<br />

vorherrschend. Das Profi l weist überwiegend geringe<br />

Ausprägungen in den Merkmalen des Arbeitsengagements,<br />

deutliche Einschränkungen in der Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />

Belastungen und (stark) negative Emotionen aus.<br />

In seinem Erscheinungsbild entspricht dieses Muster den<br />

Symptomen in den letzten Stadien eines Burnout-Prozesses.<br />

Klar ist, dass bei stärkerer Ausprägung des Musters B der<br />

Betroffene kaum (noch) ein guter Lehrer sein kann. Die verbliebene<br />

Kraft reicht dazu nicht aus. Sie wird aufgewendet,<br />

um irgendwie „über die Runden“ zu kommen.<br />

Wie stellt sich nun die Situation im Lehrerberuf dar? Sie lässt<br />

sich zusammenfassend in folgenden Punkten beschreiben:<br />

� Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen zeigt sich, dass<br />

für die Lehrerschaft die ungünstigste Musterkonstellation<br />

besteht. Auf der einen Seite ist der Anteil des wünschenswerten<br />

G-Musters sehr gering (17%), auf der anderen<br />

kommen die Risikomuster A und B außerordentlich häufi<br />

g vor (mit je 30%). Vor allem mit dem hohen Anteil des<br />

durch Resignation und Erschöpfung gekennzeichneten<br />

B-Musters hebt sich die Berufsgruppe der Lehrer deutlich<br />

von den anderen ab.<br />

� Ein Vergleich nach den Regionen innerhalb Deutschlands<br />

lässt erkennen, dass landesweit kritische Beanspruchungsverhältnisse<br />

vorliegen, d.h. regionale Unterschiede nur<br />

wenig zu Buche schlagen.<br />

�<br />

Auch für die Schulformen können keine nennenswerten<br />

Unterschiede ausgemacht werden.<br />

� Sehr deutlich treten allerdings Abhängigkeiten vom<br />

Geschlecht hervor. Die Geschlechtsunterschiede fallen<br />

dabei immer zum Nachteil der Frauen aus. Für sie liegen<br />

durchgehend die höheren Anteile in den Risikomustern<br />

vor (sowohl in A als auch in B).<br />

� Eine Betrachtung nach dem Alter lässt erkennen,<br />

dass eine progressive Verschlechterung der<br />

Beanspruchungssituation über die Berufsjahre stattfi ndet,<br />

wobei diese Tendenz noch sehr viel mehr für die Frauen<br />

als für die Männer gilt.<br />

� Einbezogen wurden auch Lehramtsstudierende und<br />

Referendare (Anwärter auf das Lehramt). Für beide<br />

Gruppen gilt, dass der Anteil des Risikomusters<br />

B (je 25%), vor allem aber der des S-Musters (mit<br />

7


8<br />

31 bzw. 29%) hoch ist. Damit zeigen sich ungünstige<br />

Voraussetzungen bereits vor Berufsbeginn.<br />

� Als die am stärksten belastenden Bedingungen werden<br />

von den Lehrkräften aller Schulformen problematisches<br />

Schülerverhalten, zu große Klassen und eine zu hohe<br />

Stundenzahl genannt.<br />

� Mit ebenso großer Übereinstimmung sehen die<br />

Lehrerinnen und Lehrer das Erleben sozialer<br />

Unterstützung im Kollegium und durch die Schulleitung<br />

als die wichtigste entlastende Bedingung.<br />

Einen umfassenden Überblick zum ersten Abschnitt der<br />

Studie gibt die folgende Publikation: Schaarschmidt, U.<br />

(Hrsg.) (2005). Halbtagsjobber? Psychische <strong>Gesundheit</strong><br />

im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungsbedürftigen<br />

Zustandes. Weinheim. Beltz-Verlag.<br />

Ergebnisse der zweiten Etappe<br />

Generell weisen also die in der ersten Arbeitsetappe gewonnenen<br />

Ergebnisse auf eine problematische <strong>Gesundheit</strong>ssituation<br />

hin. Wir wollten und konnten uns jedoch nicht damit begnügen,<br />

eine prekäre Situation aufzuzeigen. Angezielt war nun<br />

im Weiteren, Unterstützungsangebote auszuarbeiten, die<br />

geeignet sind, den als veränderungsbedürftig erkannten<br />

Zustand überwinden zu helfen. Diese Bemühungen machten<br />

den Inhalt der Arbeiten in der zweiten Etappe aus. Konkret<br />

ging es uns dabei um die Entwicklung und Erprobung von<br />

Interventionsprogrammen und Erfassungsinstrumenten sowie<br />

die Ableitung und Begründung von Gestaltungsempfehlungen.<br />

Insgesamt handelt es sich also um Leistungen im Interesse<br />

der Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung. Sie wurden als<br />

Angebote so konkret und praxisnah aufbereitet, dass sie in der<br />

Organisation der schulischen Arbeit, der Lehrerausbildung,<br />

der Lehrer- und Schulleiterfortbildung, der Berufsorientierung<br />

für Abiturienten und nicht zuletzt der psychologischen und<br />

medizinischen Betreuung von Lehrerinnen und Lehrern unmittelbar<br />

umgesetzt werden können.<br />

Im Wesentlichen lassen sich diese Leistungen in folgenden 4<br />

Schwerpunkten zusammenzufassen:<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

1. Analyse und Gestaltung von Arbeitsbedingungen<br />

und Arbeitsabläufen<br />

Es werden hier Empfehlungen abgeleitet, die insbesondere<br />

das Ziel verfolgen, über eine veränderte Gestaltung und<br />

Organisation der schulischen Arbeitsbedingungen und des<br />

Lehrerarbeitstages bessere Voraussetzungen für Entspannung<br />

und Regeneration der Kräfte zu schaffen. Grundlage der<br />

Aussagen ist u. a. ein Vergleich des <strong>Gesundheit</strong>sstatus von<br />

Lehrerinnen und Lehrern aus verschiedenen schulischen<br />

Organisationsformen (u. a. Vormittagsschule - Ganztagsschule)<br />

und die Erfassung von Beanspruchungsverläufen über den<br />

Tag und die Woche mittels einer zusätzlich eingesetzten<br />

Tagebuchmethodik.<br />

Um die Lehrerinnen und Lehrer an den <strong>Schule</strong>n zu befähigen,<br />

die Analyse und Bewertung ihrer Arbeitsbedingungen<br />

vor Ort vorzunehmen und daraus Schlussfolgerungen für die<br />

Gestaltung und Organisation des schulischen Alltags abzuleiten,<br />

wird im Weiteren ein dafür geeignetes Verfahren vorgestellt<br />

(ABC-L = Arbeitsbewertungs-Check für Lehrerinnen<br />

und Lehrer). Dieses Instrument ist von uns in den letzten<br />

drei Jahren entwickelt und erprobt worden. Es kann an jeder<br />

beliebigen <strong>Schule</strong> aus eigener Kraft eingesetzt werden. Das<br />

Verfahren ermöglicht es, die erhaltenen Einschätzungen mit<br />

Normen zu vergleichen, die für die jeweilige Schulform gewonnen<br />

wurden. Somit ist eine solide Basis für die Ableitung<br />

und Begründung von Veränderungsnotwendigkeiten gegeben.<br />

2. Unterstützung der Teamentwicklung und<br />

Führungsarbeit an der <strong>Schule</strong><br />

Die Ergebnisse der ersten Etappe ließen einen engen<br />

Zusammenhang von gesundheitlicher Situation und sozialem<br />

Klima im Kollegium erkennen. Dort, wo wir<br />

die günstigeren Beanspruchungsverhältnisse feststellten,<br />

fanden wir fast ausnahmslos auch ein gutes soziales<br />

Klima vor. Die Einfl ussnahme auf die Teamentwicklung<br />

und das Teamklima an der <strong>Schule</strong> war deshalb ein weiterer<br />

Schwerpunkt unserer Arbeiten. Es wurde zu diesem<br />

Zweck ein Interventionsprogramm entwickelt, das im Kern<br />

eine Veranstaltung mit dem Kollegium vorsieht, in der das<br />

Arbeitsklima und Fragen der täglichen Zusammenarbeit in<br />

einer moderierten Diskussion und in Gruppenarbeit erörtert<br />

werden. Im Ergebnis werden Schlussfolgerungen zur<br />

Teamentwicklung und Führungstätigkeit festgehalten, deren<br />

Umsetzung in weiterführenden Beratungsgesprächen mit der


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Schulleitung unterstützt wird. Die Evaluation des Modells erbrachte<br />

Resultate, die einen klaren Nutzen im Sinne gesundheitsförderlicher<br />

Entwicklungen innerhalb der betreffenden<br />

Kollegen ausweisen. Das Modell kann in der erprobten und<br />

evaluierten Form zur Umsetzung empfohlen werden. Es<br />

setzt die Zusammenarbeit über die Dauer eines halben Jahres<br />

voraus.<br />

Unter dem Gesichtspunkt des sozialen Klimas und der<br />

Teamentwicklung ist der Dreh- und Angelpunkt die Tätigkeit<br />

der Schulleitung. Es ist demzufolge zu erwarten, dass über<br />

die Qualifi zierung der Schulleitungen in ihrer Führungsarbeit<br />

eine wesentliche Ressource der Beanspruchungsoptimierung<br />

und <strong>Gesundheit</strong>sförderung erschlossen werden kann. Deshalb<br />

haben wir auch ein Trainingsprogramm für Schulleiter entwickelt.<br />

Es soll zwei Zielstellungen genügen: Die Schulleiter<br />

sollen zum einen bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben in der<br />

Personal- und Teamentwicklung, zum anderen aber auch in<br />

Bezug auf ihre eigene Person (i. S. eines gesundheits- und<br />

persönlichkeitsförderlichen Verhaltens) unterstützt werden. Es<br />

bietet sich an, dieses Programm in der Aus- und Fortbildung<br />

der Schulleiter, aber auch bei deren individueller Betreuung<br />

zu nutzen.<br />

3. Berufsbegleitende und -vorbereitende Intervention<br />

durch Gruppentraining und individuelle<br />

Beratung<br />

Bereits im Ergebnis der ersten Arbeitsetappe wurde aufgezeigt,<br />

dass über die Intervention durch Training und<br />

individuelle Beratung <strong>Gesundheit</strong>, Leistungsfähigkeit<br />

und Leistungsbereitschaft gefördert werden konnten.<br />

Zugleich wurde deutlich, dass in Bezug auf derartige<br />

Interventionsmaßnahmen ein sehr differenziertes Angebot<br />

gefordert ist, das unterschiedlichen Problemlagen und<br />

Bedürfnissen Rechnung trägt. Von dieser Erkenntnis ausgehend<br />

wurde bei der Fortführung der Arbeiten besondere<br />

Aufmerksamkeit der Entwicklung eines modular aufgebauten<br />

Trainingsprogramms geschenkt, das es ermöglicht, entsprechend<br />

den Bedürfnissen und Erwartungen der Teilnehmer<br />

differenzierte Schwerpunkte zu setzen. Es kann damit<br />

der spezifi schen Situation unterschiedlicher Zielgruppen<br />

Rechnung getragen werden. Demzufolge wurde es sowohl<br />

bei Lehramtsstudierenden als auch bei Referendaren und<br />

Lehrern erprobt. Dabei erwies sich das Training als geeignete<br />

Möglichkeit, die Widerstandsfähigkeit gegenüber den berufsspezifi<br />

schen Belastungen sowie die Problembewältigungs-<br />

und sozial-kommunikativen Kompetenzen nachhaltig zu verbessern.<br />

Es kann damit ein wirksames Interventionsprogramm<br />

zur Stärkung des gesundheitsförderlichen Umgangs mit beruflichen<br />

Anforderungen übergeben werden.<br />

Im Sinne der Forderung nach einem differenzierten<br />

Interventionsangebot wurde auch die Arbeit an dem<br />

Konzept für die individuelle Beratung weitergeführt. Unsere<br />

Erfahrungen hatten immer wieder gezeigt, dass bei stark ausgeprägten<br />

Risikokonstellationen die individuelle Beratung gegenüber<br />

dem Training in einer Gruppe vorzuziehen ist. Auch<br />

für diese Fälle kann nun ein Programm bereitgestellt werden.<br />

Es unterstützt die betreffenden Personen dabei, sich ihrer<br />

Kompetenzen und Ressourcen (wieder) bewusst zu werden,<br />

Selbstvertrauen neu zu gewinnen und Anforderungen nicht<br />

nur als Probleme, sondern auch als bewältigbare Aufgaben zu<br />

erleben und in Angriff zu nehmen.<br />

4. Unterstützung bei der Gewinnung geeigneten<br />

Lehrernachwuchses<br />

Unsere bisherigen Ergebnisse ließen auch erkennen, dass<br />

bei einem nicht geringen Teil der Lehramtsstudierenden<br />

problematische Eignungsvoraussetzungen vorliegen (z. B.<br />

Einschränkungen in der Widerstandskraft, Defi zite in der<br />

sozial-kommunikativen Kompetenz und Beeinträchtigung<br />

des Selbstvertrauens). Klar ist, dass derartige Handicaps<br />

während der Ausbildung nicht oder kaum wettgemacht werden<br />

können. Es muss bereits vor Aufnahme des Studiums die<br />

Entsprechung von Eignungs- und Anforderungsprofi l stärkere<br />

Berücksichtigung fi nden. Das ist sowohl unter dem Aspekt<br />

des berufl ichen Erfolgs als auch unter dem der <strong>Gesundheit</strong><br />

unabdingbar. Beides gehört unlösbar zusammen. Als vom<br />

Kandidaten einzubringende Basisvoraussetzungen sind neben<br />

emotionaler Stabilität und einer aktiv-offensiven Haltung<br />

den Lebensanforderungen gegenüber vor allem Stärken im<br />

sozial-kommunikativen Bereich gefordert. Wichtig ist weiterhin,<br />

mehr Augenmerk auf die berufsspezifi sche Motivation<br />

zu richten. Ausgehend von diesen Voraussetzungen entwickelten<br />

wir ein diagnostisches Verfahren, das es Interessenten<br />

für ein Lehramtsstudium ermöglichen soll, sich selbst auf<br />

ihre Eignung hin zu beurteilen und die nötigen Schlüsse daraus<br />

zu ziehen (Self-Assessment-Verfahren). Das Instrument<br />

vermittelt Informationen über die Anforderungen, die<br />

der Lehrerberuf an eine Person stellt, und ermöglicht es,<br />

die eigenen Voraussetzungen und Erwartungen mit dem<br />

Anforderungsprofi l abzugleichen. Es soll als Refl exionshilfe<br />

9


Abiturienten bei der Entscheidung für oder gegen den<br />

Lehrerberuf unterstützen.<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Es werden nun im<br />

Ergebnis der zweiten (und letzten) Etappe der Studie weitreichende<br />

Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer<br />

und darüber hinaus für Lehramtsstudierende, Referendare und<br />

Schulleitungen unterbreitet, die der Erhaltung und Förderung<br />

von <strong>Gesundheit</strong> und Leistungsfähigkeit zugute kommen können.<br />

Sie fi nden ihren Niederschlag in einem zweiten Buch:<br />

Schaarschmidt U. & Kieschke, U. (Hrsg.) (2007). Gerüstet für<br />

den Schulalltag. Psychologische Unterstützungsangebote für<br />

Lehrerinnen und Lehrer. Weinheim: Beltz-Verlag.<br />

Die beiden oben erwähnten Erfassungs- und Beurteilungsinstrumente<br />

sind online zu bearbeiten: das Self-Assessment-<br />

Verfahren für Interessenten am Lehramtsstudium unter www.<br />

10<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

fi t-fuer-den-lehrerberuf.de, der Arbeitsbewertungscheck für<br />

Lehrkräfte unter www.abc-l.de.<br />

Abschließend sei angemerkt, dass wir interessierte <strong>Schule</strong>n<br />

und für die <strong>Schule</strong> zuständige Institutionen und Personen gern<br />

dabei beraten, die von uns unterbreiteten Angebote aufzugreifen<br />

und umzusetzen. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich<br />

bitte an den Autor.<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt, Projektleiter<br />

em. Professor für Persönlichkeits- und Differentielle<br />

Psychologie an der Universität Potsdam<br />

E-Mail: uwe.schaarschmidt@uni-potsdam.de<br />

� www.fi t-fuer-den-lehrerberuf.de<br />

� www.abc-l.de<br />

�<br />

www.dbb.de


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

<strong>Lehrergesundheit</strong> stärken –<br />

Coachinggruppen für Lehrer<br />

nach dem „Freiburger Modell“<br />

Ohne gesunde Lehrer kann keine <strong>Schule</strong> leisten, wozu sie da ist: Kinder<br />

im Bildungsprozess zu fördern und zu fordern. Da sich die <strong>Lehrergesundheit</strong><br />

in den letzten Jahren zu einem signifi kanten Problembereich<br />

entwickelt hat, musste sich – neben der Medizin – auch die Kultusbürokratie,<br />

die Politik und die Öffentlichkeit dem Problem stellen.<br />

Lehrerbelastung: Die neurobiologische<br />

Perspektive<br />

Schulische Lehrkräfte erkranken, wie Studien zeigen,<br />

mehrheitlich an <strong>Gesundheit</strong>sstörungen, die neuerdings<br />

als „Stress- Related Diseases“ bezeichnet werden, d. h. an<br />

psychosomatischen oder psychischen Störungen. Erst die<br />

moderne Neurobiologie ist in der Lage zu erklären, warum<br />

der Lehrerberuf, jedenfalls so wie er sich heute darstellt, ein<br />

besonders hohes Risiko für Stress-Erkrankungen in sich<br />

birgt. Anders als ein stabiler PC, dessen „Hardware“ durch<br />

die Programme, die auf ihm laufen, in der Regel nicht zu zerstören<br />

ist, sind das menschliche Gehirn und der menschliche<br />

Körper biologische Strukturen, die sich unter dem Einfl uss der<br />

„Programme“, die auf ihnen „gespielt“ werden, ändern. Das<br />

Gehirn verwandelt psychische Erlebniseindrücke in bioelektrische<br />

und biochemische Signale, es macht aus Psychologie<br />

sozusagen Biologie. Prominente amerikanische Forscher<br />

sprechen angesichts der nachgewiesenen neurobiologischen<br />

Effekte sozialer Erfahrungen inzwischen vom „Social Brain“.<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Bauer<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Wie das Gehirn aus Psychologie Biologie<br />

werden lässt<br />

Psychische Erlebniseindrücke haben Einfl uss auf die körperliche<br />

<strong>Gesundheit</strong>. Neurobiologische Studien zeigen:<br />

Die Motivationssysteme des Gehirns und ihre gesundheitsfördernden<br />

Botenstoffe werden dadurch aktiviert, dass<br />

Menschen durch Andere Beachtung und Anerkennung erfahren.<br />

Bedrohung, Kontrollverlust oder Überforderung<br />

führen dagegen zu einer Hochregulierung des neurobiologischen<br />

Stress-Systems. Gegen eine kurzfristige Aktivierung<br />

der Stressbiologie ist nichts einzuwenden. Prekär wird die<br />

Situation jedoch dort, wo Stressquellen vom betroffenen<br />

Individuum auf Dauer nicht zu bewältigen sind und die<br />

„Stressachse“ dauerhaft aktiviert bleibt. Folgen sind dann verminderte<br />

allgemeine Krankheitsresistenz, ein geschwächtes<br />

Immunsystem, eine Erhöhung des Risikos für Herz- oder<br />

Kreislauferkrankungen und depressive Störungen.<br />

Studien meiner Arbeitsgruppe und solche anderer<br />

Arbeitsgruppen zeigen: Erfahrungen von Kontrollverlust<br />

und Überforderung auf der einen, fehlende Anerkennung<br />

auf der anderen Seite sind zum Kennzeichen der Arbeit<br />

11


vieler Lehrerinnen und Lehrer geworden. Wir mussten<br />

z. B. feststellen, dass im Hauptschulbereich – alleine innerhalb<br />

eines einzigen Jahres – etwa die Hälfte aller Lehrkräfte<br />

im Unterricht zum Adressaten schwerer Beleidigungen,<br />

Verhöhnungen und anderen Formen verbaler Aggressivität<br />

werden. Destruktives Schülerverhalten und zu große Klassen<br />

werden von Lehrkräften, wie wir und Andere zeigen konnten,<br />

als mit Abstand führende berufl iche Belastungsfaktoren<br />

genannt. Fehlende Unterstützung durch Eltern, permanente<br />

Neuerungen im Lehrbetrieb, Probleme in der innerschulischen<br />

Zusammenarbeit und öffentliche Kampagnen gegen<br />

die Lehrerschaft kommen hinzu. Stressoren dieser Art haben<br />

auf die Dauer gesundheitliche Auswirkungen. Zwanzig<br />

Prozent der im Dienst befi ndlichen (nicht krankgeschriebenen!)<br />

Lehrerinnen und Lehrer leiden, wie wir in zwei unabhängig<br />

voneinander durchgeführten Studien zeigen konnten,<br />

an einer medizinisch relevanten, behandlungsbedürftigen<br />

stressbedingten Symptomatik.<br />

Ohne Effekt: Ein „Lob der Disziplin“ und<br />

„Programme alter Art“<br />

Vor dem Hintergrund der geschilderten Lage wird klar, dass<br />

dem Problem der beeinträchtigten <strong>Lehrergesundheit</strong> weder mit<br />

einem „Lob der Disziplin“ noch mit <strong>Gesundheit</strong>sprogrammen<br />

alter Art beizukommen ist. Was immer mehr schulische<br />

Lehrkräfte krank werden lässt, ist ein Aspekt des Lehrerberufs,<br />

der außerhalb der <strong>Schule</strong> – auch von Schulbehörden und<br />

Politikern – gerne unterschätzt oder übersehen wird, nämlich<br />

die anstrengende Aufgabe, Beziehung zu gestalten. Kinder<br />

und Jugendliche haben sich unter dem Einfl uss der gesellschaftlichen<br />

Entwicklung verändert – vor allem die neuen<br />

Medien, die berüchtigten Killerspiele eingeschlossen, spielen<br />

hier ohne Frage eine besondere Rolle. Eine geordnete<br />

Unterrichtssituation ist heute meistens nicht mehr gegeben<br />

und sie ist, anders als früher, auch nicht mehr durch Appelle<br />

oder notfalls Disziplinierung herzustellen. Viele Lehrkräfte<br />

verschleißen daher heute einen Großteil ihrer Kraft damit, im<br />

Unterricht erst einmal eine Situation zu schaffen, in der Lehren<br />

und Lernen überhaupt beginnen kann. Hier liegt eine Quelle<br />

für jene belastenden Faktoren, welche die <strong>Lehrergesundheit</strong><br />

in Gefahr bringen.<br />

12<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

„Coachinggruppen für Lehrer nach dem<br />

Freiburger Modell“<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong> vorsorgend zu stärken, heißt unter den derzeitigen<br />

Bedingungen,<br />

� in einem Hochleistungsberuf wie dem des Pädagogen<br />

gesundheitsdienliche persönliche Einstellungen und<br />

Haltungen zu fördern;<br />

� Lehrer in ihrer Kompetenz zu stärken, Beziehung mit einer<br />

zunehmend schwierigen Schüler-Klientel zu gestalten<br />

(Beziehungspsychologie, Körpersprache, Stimme);<br />

� Lehrern Wege aufzuzeigen, wie sich bei (teils in<br />

Erziehungsdingen hilfl osen, teils kooperationsunwilligen)<br />

Eltern Zusammenarbeit und erzieherische Verantwortung<br />

einfordern lassen und<br />

� die Fähigkeit von Lehrkräften (und Schulleitungen)<br />

zu verbessern, Spaltungstendenzen innerhalb des<br />

Kollegiums zu erkennen, Spaltung zu verhindern und<br />

sich untereinander sowohl in professioneller wie auch in<br />

persönlicher Hinsicht zu unterstützen.<br />

Meine Freiburger Arbeitsgruppe hat ein Programm entwickelt,<br />

das – auf der Basis moderner neurobiologischer<br />

und psychosomatischer Erkenntnisse – die genannten vier<br />

Themenbereiche abdeckt und als fünftes Element ein<br />

Entspannungstraining vermittelt. Das Programm wird in Form<br />

von „Lehrer-Coachinggruppen“ angeboten, die aus jeweils<br />

bis zu 12 Lehrkräften und einem medizinischen oder psychologischen<br />

Experten als externen/r Moderator/in bestehen.<br />

Die Gruppenarbeit geht über zehn Doppelstunden (je zwei<br />

Doppelstunden für jedes der fünf thematischen Module).<br />

Das Freiburger Modell der Lehrer-Coachinggruppen sieht<br />

fünf thematische Module vor, denen jeweils zwei der insgesamt<br />

zehn Doppelstunden gewidmet sind. In der jeweils ersten<br />

Doppelstunde soll das Thema des jeweiligen Moduls vom/<br />

von der Moderator/ Moderatorin mit einem Inputreferat oder<br />

im Konversationsstil eröffnet werden (ca. 20-30 Minuten),<br />

gefolgt von einer Dialogrunde, in der der Moderator aktiv<br />

bleibt und die aus einer Diskussion und Erweiterung der<br />

vom Moderator angesprochenen Aspekte besteht. Zweck des<br />

vom Moderator eingebrachten Inputs ist es, die Erinnerung<br />

und Phantasie der Teilnehmer – mit Blick auf ihre konkreten<br />

berufl ichen Erfahrungen – anzuregen und so ein ergiebiges


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Gruppengespräch vorzubereiten. In der jeweils zweiten<br />

Doppelstunde soll eine Balint-ähnliche Arbeit stattfi nden, wobei<br />

möglichst ein/e Teilnehmer/in über etwa 15-30 Minuten<br />

einen Fall berichtet, der dann von den anderen Teilnehmern –<br />

unter Leitung des/der Moderators/in gespiegelt und miteinander<br />

refl ektiert wird (15). In der zweiten Doppelstunde bleibt<br />

der Moderator selbst zurückhaltend, unterstützt jedoch das<br />

Ingangkommen gegenseitiger verstehender und ergänzender<br />

Refl exion zwischen den Teilnehmern.<br />

Die fünf Module sind nicht das Ergebnis einer Schreibtisch-<br />

Entscheidung, sondern haben sich nach qualitativer<br />

Inhaltsanalyse von thematisch offenen Lehrergruppen als die<br />

am häufi gsten wiederkehrenden Themen herausgestellt. Die<br />

Module widmen sich also genuin den von Lehrern/innen als<br />

am bedeutendsten eingeschätzten Themen:<br />

� Modul 1: <strong>Gesundheit</strong>sinformationen. Informationen<br />

über die Zusammenhänge von zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen und neurobiologischen Systemen<br />

(Motivationssystem, Stresssystem). Erlernung eines<br />

Entspannungstrainings (z. B. nach Jacobsen).<br />

� Modul 2: Persönliche Einstellungen. Balance zwischen<br />

berufl icher Rolle und persönlicher Identität. Balance<br />

zwischen zu wenig und einem Zuviel an Identifi kation<br />

mit der berufl ichen Aufgabe.<br />

� Modul 3: Beziehungsgestaltung mit Schülern/innen: Das<br />

Finden einer Balance zwischen verstehender Zuwendung<br />

und Führung.<br />

� Modul 4: Beziehungsgestaltung mit Eltern. Überwindung<br />

von gegenseitigem Misstrauen. Einforderung von<br />

Mitverantwortung.<br />

� Modul 5: Beziehungsgestaltung im Kollegium und mit<br />

der Schulleitung. Erkennen und Vermeiden von Spaltung.<br />

Besondere Beachtung der Spaltung zwischen pädagogisch<br />

strikten und eher liberalen Pädagogen („Es gibt<br />

mehrere Arten ein guter Lehrer zu sein“).<br />

Für „Coachinggruppen für Lehrer nach dem Freiburger<br />

Modell“ existiert ein von uns entwickeltes Manual, welches<br />

in einem „Compact“-Sonderheft von „Psychologie Heute“<br />

zum Thema <strong>Schule</strong> sowie als Broschüre im Rahmen des<br />

Projektes „Lange Lehren“ (Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin, Berlin) publiziert wurde. Nach diesem<br />

Manual führen wir inzwischen auch Moderatorentrainings<br />

für psychologische und ärztliche Kollegen durch, die Lehrer-<br />

Coachinggruppen leiten wollen. „Coachinggruppen für Lehrer“<br />

nach unserem Modell wurden im Rahmen eines Projektes der<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (einer<br />

Behörde des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales)<br />

evaluiert und haben sich als wirksam erwiesen: Sie sind in der<br />

Lage, verschiedene Kennwerte zu verbessern, mit denen sich<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong> erfassen und beschreiben lässt.<br />

So früh als möglich ansetzen: Arbeit mit<br />

Studenten<br />

Defi zite, die viele Lehrerinnen und Lehrer mit Blick auf die<br />

Beziehungsaspekte ihres Berufs erleben, haben ihre Ursache<br />

zu einem wesentlichen Teil darin, dass das Studium den<br />

Lehramtsstudenten in der Regel zwar eine gute fachliche<br />

Ausbildung vermittelt, sich im Bereich Psychologie aber<br />

auf die Vermittlung theoretischer Kenntnisse – z. B. auf<br />

Unterricht in Entwicklungspsychologie u. Ä. – beschränkt.<br />

Was Lehramtsstudenten im Studium aber vermissen, ist nach<br />

den Ergebnissen einer Umfrage, die wir bei mehreren hundert<br />

Studenten an der Universität Freiburg durchgeführt haben, die<br />

Vermittlung von Fertigkeiten, wie man in der „Manege“ des<br />

Klassenzimmers bestehen kann.<br />

Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für<br />

Lehrerbildung der Universität Freiburg inzwischen begonnen,<br />

Lehramtsstudenten im Rahmen von Eintages-Intensivtrainings<br />

für die Bedeutung der Aspekte „Beziehungspsychologie“,<br />

„Körpersprache“ und „Stimme“ im Lehrerberuf zu sensibilisieren<br />

und – soweit dies im Rahmen eines solchen viel zu kurzen<br />

Zeitraumes möglich ist – zu trainieren. Wir halten dieses<br />

Angebot vor allem für jene Studentinnen und Studenten sinnvoll,<br />

die vor dem Praxissemester, d. h. unmittelbar vor ihrer<br />

ersten Praxisphase stehen. Wir gestalten ein solches Eintages-<br />

Training so, dass wir vormittags ein Impulsreferat zum Thema<br />

„Beziehungsaspekte in der <strong>Schule</strong>“ unter Einbeziehung<br />

neurobiologischer Erkenntnisse halten mit anschließender<br />

Diskussion. Nachmittags bieten wir Workshops an zu den<br />

Themen „Beziehung“ (Leitung durch Psychologen oder psychologisch<br />

geschulte Mediziner), „Körpersprache“ (Leitung<br />

durch Schauspiellehrer) und „Stimme“ (Leitung durch<br />

Sprecherzieher oder Gesangspädagogen). Die Evaluation<br />

eines solchen Tagesangebotes hat uns gezeigt, dass Studenten<br />

13


nicht nur einen hohen Bedarf für diese Art Kompetenztraining<br />

sehen, sondern von einem solchen Angebot nach eigenen<br />

Aussagen profi tieren.<br />

Zusammenfassung<br />

„Coachinggruppen nach dem Freiburger Modell“ sind ein über<br />

insgesamt zehn Doppelstunden gehendes, durch externe psychologische<br />

Experten geleitetes, an einem publizierten Manual<br />

orientiertes Kompetenztraining für schulische Lehrkräfte.<br />

Die Arbeit in der Gruppe konzentriert sich auf jene thematischen<br />

Bereiche, die für die Erhaltung der <strong>Lehrergesundheit</strong><br />

eine herausragende Rolle spielen und sich als Quelle gefährdender<br />

Belastungen im Lehrerberuf erwiesen haben: 1.<br />

Persönliche Einstellungen und Haltungen, 2. Auftreten und<br />

Beziehungsgestaltung im Unterricht, 3. Einforderung von elterlicher<br />

Kooperation und Mitverantwortung und 4. Abwehr<br />

kollegialer Spaltungsprozesse und Stärkung gegenseitiger<br />

sozialer Unterstützung. Als fünftes Element kommt ein<br />

Entspannungstraining hinzu. „Coachinggruppen nach dem<br />

Freiburger Modell“ sind wirksam und verbessern objektive<br />

Kennwerte, mit denen sich <strong>Lehrergesundheit</strong> erfassen und beschreiben<br />

lässt. Kompetenztrainings dieser und ähnlicher Art<br />

sollten ihren Platz bereits im Lehramtsstudium haben.<br />

14<br />

Literatur<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

� Joachim Bauer: Beziehungen gestalten, Konfl ikte entschärfen.<br />

Coaching für Lehrergruppen. Ein Manual.<br />

Psychologie Heute Compact. „<strong>Schule</strong> verändern“. Beltz<br />

Verlag, 2007.<br />

� Joachim Bauer: Lob der <strong>Schule</strong> – Sieben Perspektiven für<br />

Schüler, Lehrer und Eltern. Hoffmann und Campe Verlag,<br />

2007.<br />

Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von<br />

�<br />

Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe Verlag,<br />

2006.


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung an<br />

einer berufl ichen <strong>Schule</strong><br />

Von der Bedeutung eines Tages zur „<strong>Gesundheit</strong> von<br />

Lehrerinnen und Lehrern“ (5. Februar 2007) für das<br />

Kollegium der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar<br />

Die Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar ist eine berufl iche<br />

<strong>Schule</strong> mit mehr als 1500 Schülerinnen und Schülern. Neben<br />

der Qualifi zierung in den einschlägigen Ausbildungsberufen<br />

der Fachrichtungen Ernährung, Hauswirtschaft, <strong>Gesundheit</strong><br />

und Körperpfl ege werden die Schülerinnen und Schüler in<br />

den unterschiedlichsten Vollzeitschulformen unterrichtet.<br />

Der Unterricht in den Besonderen Bildungsgängen, dem<br />

Berufsgrundbildungsjahr, der Zweijährigen Berufsfachschule,<br />

der Höheren Berufsfachschule, der Fachschule und der<br />

Fachoberschule erfordert von den Lehrkräften neben dem<br />

fachlichen Können abhängig von der Schulform sowohl hohes<br />

pädagogisches Geschick als auch personelle Kompetenz.<br />

Der schulische Alltag unserer Kolleginnen und Kollegen<br />

ist durch zunehmende Mehrbelastung gekennzeichnet.<br />

Subjektive Überlastungsgefühle, Auffälligkeiten bei unseren<br />

Schülerinnen und Schülern, die Arbeit am Schulprogramm<br />

und vor allem Kenntnis des Konzeptes von <strong>Schule</strong> &<br />

<strong>Gesundheit</strong> im Hessischen Kultusministerium – dies sind<br />

nur einige Gründe, die uns dazu veranlasst haben, die<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung an unserer <strong>Schule</strong> stärker ins Blickfeld<br />

rücken zu lassen und sie gezielter voran zu bringen.<br />

Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Im Frühherbst letzten Jahres erging eine erste Einladung<br />

an alle Kolleginnen und Kollegen, sich an der Etablierung<br />

einer <strong>Gesundheit</strong>sgruppe zu beteiligen, um ein längerfristiges<br />

Konzept zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung zu erarbeiten.<br />

Vorangegangen war ein Beschluss der Gesamtkonferenz,<br />

den Aspekt der <strong>Gesundheit</strong>sförderung verstärkt in das<br />

Schulkonzept zu integrieren. Als Ziel wurde die Erhaltung<br />

der <strong>Gesundheit</strong> aller in <strong>Schule</strong> Beteiligten, trotz zum Teil<br />

defi niert. Eine solche <strong>Gesundheit</strong>sgruppe, sollte vorhandene<br />

Aktivitäten bündeln, neue Ideen entwickeln und Hilfestellung<br />

geben bei der Umsetzung in konkrete, auf Dauer wirksame<br />

Maßnahmen.<br />

Im Mittelpunkt des ersten Treffens stand die<br />

Bestandsaufnahme. Welche gesundheitlichen Belastungen<br />

bestehen an unserer <strong>Schule</strong>? Welche gesundheitsfördernden<br />

Maßnahmen/Aktivitäten sind bereits vorhanden? Welche<br />

Wünsche/Ideen gibt es?<br />

Die visualisierten Antworten auf diese Fragen wurden dem<br />

Gesamtkollegium zur Ergänzung zur Verfügung gestellt.<br />

15


Wichtigstes Ergebnis und zur obersten Priorität erklärt war<br />

jedoch der Gedanke, zunächst einen pädagogischen Tag<br />

zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern durchzuführen.<br />

In dieser Idee schien sich nur Positives zu bündeln: Die<br />

Möglichkeit, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für<br />

die verschiedenen Aspekte und Betrachtungsmöglichkeiten<br />

zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern zu sensibilisieren<br />

und zur längerfristigen Weiterarbeit zu motivieren, das<br />

Kennenlernen konkreter Ansätze bzw. Möglichkeiten für gesundheitsförderliche<br />

Aktivitäten oder Maßnahmen bzw. konkreter<br />

Entlastungsmöglichkeiten und vor allem auch das gemeinsame<br />

Heraustreten aus dem Schulalltag, fernab jeglicher<br />

Arbeitsgruppen.<br />

Der Vorschlag eines solchen Tages fand dann auch im<br />

Gesamtkollegium eine große Zustimmung. Einigkeit bestand<br />

zudem darin, den Tag professionell begleiten zu lassen.<br />

Das Grundkonzept des pädagogischen Tages beruhte von<br />

Anfang an auf zwei wesentliche Säulen:<br />

1. Er sollte einerseits Impulsveranstaltung sein, um längerfristig<br />

und nachhaltig Veränderungsprozesse in Gang zu<br />

setzten und somit die Integration der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />

im Sinne von <strong>Schule</strong>ntwicklung mit dem Ziel, strukturelle<br />

Veränderungen des Schulbetriebs zu bewirken, voran zu<br />

bringen.<br />

2. Um die Lehrkräfte unserer <strong>Schule</strong> zu befähigen, ihren<br />

Beruf gesünder, zufriedener und erfolgreicher ausüben<br />

zu können, sollte der pädagogische Tag aber andererseits im<br />

Bereich der persönlichen Prävention gewinnbringend sein.<br />

Jede Lehrkraft sollte die Möglichkeit erhalten, sich individuell<br />

für einen die eigene <strong>Gesundheit</strong> betreffenden Aspekt entscheiden<br />

und konkret erfahren bzw. ausprobieren zu können.<br />

Auf diesen Grundgedanken basierte die gesamte weitere<br />

Planung. Um die oben dargestellten Ziele erreichen zu können,<br />

wurde zunächst der grobe Rahmen festgelegt: Einem<br />

Einführungsvortrag sollten verschiedene Workshops und zum<br />

Abschluss und Ausblick ein Plenum folgen.<br />

Für die Auswahl der später angebotenen Workshops wurden<br />

zunächst die Wünsche und Bedürfnisse des Kollegiums erfragt.<br />

Die Planungsgruppe erstellte dann eine Liste mit möglichen<br />

Themenschwerpunkten, die unterschiedliche Bereiche<br />

umfasste, z. B. Kollegiale Fallberatung, Stressbewältigung,<br />

16<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Stimmtraining, rückengerechtes Verhalten, Zeitmanagement<br />

und anderes mehr.<br />

Jede Kollegin und jeder Kollege hatte dann im Folgenden<br />

die Möglichkeit, sich individuell einen der Workshops<br />

auszuwählen.<br />

Zur Durchführung und Gestaltung des pädagogischen<br />

Tages konnten wir auf zwei externe Expertengruppen<br />

zurückgreifen:<br />

Ein glücklicher Umstand für unseren pädagogischen Tag war,<br />

dass wir mit Herrn Prof. Dr. Krause aus der Schweiz und einer<br />

seiner Mitarbeiterinnen eine professionelle Begleitung für<br />

diesen Tag gewinnen konnten.<br />

Herr Prof. Dr. Krause ist seit 2006 als Dozent und Professor<br />

für Angewandte Psychologie an der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz, Institut Mensch in komplexen Systemen<br />

tätig. Er beschäftigt sich bereits seit längerem mit den<br />

Zusammenhängen von Arbeit und <strong>Gesundheit</strong>. Für den<br />

Schulbereich hat er mehrere Verfahren entwickelt, um psychosoziale<br />

Belastungen und Ressourcen messbar zu machen.<br />

Herr Prof. Dr. Krause hat sein Engagement an diesem Tag vorwiegend<br />

dem <strong>Schule</strong>ntwicklungsaspekt gewidmet. In seinem<br />

ausgesprochen anregenden und kompetenten Vortrag wurde<br />

ein Phasenmodell vorgestellt, das <strong>Schule</strong>n durchlaufen sollten,<br />

um gesundheitsförderliche <strong>Schule</strong>ntwicklung erfolgreich<br />

zu betreiben. Es wurde deutlich, dass für eine Optimierung<br />

der Arbeitsorganisation und zur Entlastung des Kollegiums<br />

das gesamte Kollegium und die Schulleitung aktiviert werden<br />

müssen. Mögliche Schwierigkeiten und Widerstände wurden<br />

anschließend diskutiert. Im Rahmen des Vortrags fand<br />

zudem eine schriftliche Befragung statt, um die Sichtweise<br />

des gesamten Kollegiums diesbezüglich zu erfahren. Die<br />

Bögen wurden noch im Verlauf des Tages ausgewertet und im<br />

Abschlussplenum erste zentrale Ergebnisse zurückgemeldet.<br />

Herr Prof. Dr. Krause hat weiterhin einen Workshop mit dem<br />

Titel „Managementgruppe“ geleitet. In diesem Workshop<br />

wurde in einem ersten Teil, unter Beteiligung der Schulleitung<br />

und über die Fachbereichsgrenzen hinaus, über den Stand und<br />

das weitere Vorgehen in Richtung einer gesundheitsförderlichen<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung und in einem zweiten Teil auch über<br />

Ergebnisse der Befragung nachgedacht bzw. diskutiert. Das<br />

Ziel seiner Arbeit war, dem Kollegium zu ermöglichen, eine


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Entscheidung darüber zu treffen, inwieweit eine gesundheitsförderliche<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung gemeinsam angestrebt werden<br />

soll bzw. Ideen für ein erstes Vorgehen zu entwickeln.<br />

In einem weiteren Workshop wurde die Problematik „Jüngere<br />

und Ältere im Kollegium: Arbeitsgerechte Arbeitsorganisation<br />

an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong>“, eines von vielen schulspezifi<br />

schen Themen, aufgegriffen. Des Weiteren konnten wir<br />

auf das Angebot des Medical Airport Service GmbH (MAS)<br />

zurückgreifen. Der MAS ist im Rahmen der arbeitsmedizinischen<br />

Betreuung auch für die <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen<br />

und Lehrern zuständig. Die verantwortlichen Betriebsärzte<br />

sind verstärkt in das Projekt „<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong>“ eingebunden.<br />

Darüber hinaus bietet der MAS Vorträge und Workshops<br />

zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern an.<br />

Im Rahmen dieses pädagogischen Tages bot der MAS einen<br />

Kurzvortrag zum Thema „Weniger Stress durch kompetentes<br />

Zeitmanagement“ sowie drei weitere Workshops an. Die<br />

Zusammenarbeit sowohl mit Prof. Krause und seiner<br />

Mitarbeiterin, als auch mit dem MAS erwies sich als sehr positiv.<br />

An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass wir in<br />

die Planung und Organisation des Tages zwei unserer<br />

Lehrerinnen/Lehrer im Vorbereitungsdienst eingebunden<br />

haben. Im Verlauf ihres Vorbereitungsdienstes haben die<br />

Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) ein Pfl ichtmodul<br />

mit dem Titel „<strong>Schule</strong> mitgestalten und entwickeln“ zu belegen.<br />

In diesem Rahmen gilt es, sich an der Planung und<br />

Umsetzung von schulischen Projekten und Vorhaben zu beteiligen.<br />

Unsere „LiVs“ haben sich mit großem Interesse<br />

und sehr viel Engagement an den vielfältigen Aufgaben<br />

bei der Planung und Durchführung des pädagogischen<br />

Tages beteiligt: am Auswahl- und Einwahlverfahren für die<br />

Workshops, beim Einholen von Angeboten bzw. der Auswahl<br />

der Catering-Unternehmen, bei der Raumplanung, bei der<br />

Bereitstellung der technischen Notwendigkeiten und vieler<br />

anderer logistischer Aufgaben. Auch am Tag selber haben sie<br />

z. B. zum Teil die Betreuung der Referentinnen/Referenten<br />

oder die Funktion von Ansprechpartnern bei Fragen und<br />

Wünschen übernommen. Schließlich wurde von ihnen neben<br />

den Evaluationsinstrumenten des IQ (für die Teilnahme am<br />

pädagogischen Tag wurden den teilnehmenden Kolleginnen<br />

und Kollegen 10 Fortbildungspunkte erteilt) ein eigener<br />

Feedback-Bogen entwickelt. Von der Zusammenarbeit haben<br />

letztlich alle profi tiert. Neben der Entlastung für die anderen<br />

Mitglieder der Planungsgruppe sahen sich unsere LiVs da-<br />

Teilnehmerinnen des Workshops zum Stressmanagement<br />

durch bereichert, dass sie Kontakte zu vielen Kolleginnen und<br />

Kollegen erhalten haben, die sie über ihre Fachzugehörigkeit<br />

kaum kennen gelernt hätten, dass sie über die <strong>Schule</strong> insgesamt<br />

besser Bescheid wissen – wo sind welche Materialien,<br />

wer ist für was zuständig – und schließlich gab es trotz einiger<br />

Überstunden auch viel Freude bei der Arbeit und am Ende<br />

sehr viel Lob.<br />

Am Ende des pädagogischen Tages stand ein zufriedenes<br />

Kollegium. Der Ablauf gestaltete sich reibungslos und<br />

das vielleicht zunächst wichtigste Ergebnis war bereits im<br />

Abschlussplenum für alle seh- und hörbar: Die deutliche<br />

Mehrheit des Kollegiums hat eine hohe Bereitschaft, die<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung an unserer <strong>Schule</strong> weiter zu betreiben<br />

und weitere Maßnahmen (zum Teil bereits am Tag angedacht)<br />

in die Wege zu leiten. Das Ziel ist, diese Maßnahmen in eine<br />

langfristige Planung einzubinden und dadurch spürbar Erfolge<br />

zu erzielen.<br />

Gut eine Woche nach dem pädagogischen Tag erhielten wir<br />

aus der Schweiz ein ausführliches Ergebnisprotokoll sowie<br />

eine Fotodokumentation der wichtigsten visualisierten<br />

Aussagen innerhalb der Managementgruppe.<br />

Das Kollegium der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar hat beschlossen,<br />

den mit dem Tag zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen<br />

und Lehrern eingeschlagenen Weg fortzusetzen, um unseren<br />

Schulalltag mittel- und langfristig gesünder und zufriedener<br />

leben zu können. Dabei ist für uns jede Zeit, die unseren<br />

einzelnen Lehrkräften individuelle Möglichkeiten zur<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung und unserem Schulbetrieb gesundheitsförderliche<br />

Arbeitsbedingungen schafft, sinnvoll angelegt!<br />

Autorin<br />

Angelika Breuker<br />

Studienrätin an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar<br />

17


Regionale Fachtagung zum Thema:<br />

„<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern“<br />

18<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Am 11.11.2004 veranstaltete das Staatliche Schulamt für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis im<br />

Bürgerhaus Mörlenbach seine erste Regionale Fachtagung mit dem Thema: „<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und<br />

Lehrern“. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter aus allen <strong>Schule</strong>n der beiden Kreise.<br />

Das Programm gliederte sich in drei Teile:<br />

� Vormittag: Vorträge zu <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> allgemein<br />

und zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation<br />

der Lehrerinnen und Lehrer. Aufgelockert wurden die<br />

Vorträge durch Bewegungspausen, die von Referendaren<br />

der beiden Studienseminare (Grund-, Haupt- und<br />

Realschule sowie der Gymnasien mit Unterstützung der<br />

beiden zuständigen Ausbildungsleiter Sport) gestaltet<br />

wurden.<br />

� Mittagspause (vor (!) und während): Informationsmarkt<br />

mit 17 Kooperationspartnern zu den Bereichen Sicherheit,<br />

gesunde Ernährung, Erziehungsberatung, Ausstellung<br />

verschiedener <strong>Schule</strong>n mit beispielhaften Projekten.<br />

� Nachmittag: Angebot von neun Workshops von zweieinhalb<br />

Stunden Dauer zu unterschiedlichen Themen.<br />

Über 150 Lehrkräfte aus beiden Kreisen nahmen das Angebot<br />

an.<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Nach der Begrüßung durch den Landrat des Kreises<br />

Bergstraße, Herrn Wilkes, den Bürgermeister der Gemeinde<br />

Mörlenbach, Herrn Knopf, den Leiter des Staatlichen<br />

Schulamtes Dr. Roghé stellte eine Vertreterin des Hessischen<br />

Kultusministeriums das Arbeitsfeld <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> mit<br />

seinen Zielen und Arbeitsbereichen in einem PowerPoint-<br />

Vortrag vor.<br />

In einer 15 minütigen Bewegungspause wurden anschließend<br />

in Kleingruppen Bewegungselemente aus und für den<br />

Unterricht unter Anleitung der Studienreferendarinnen und<br />

-referendare der Studienseminare Bensheim und Heppenheim<br />

vorgestellt und ausgeführt.<br />

Der Vortrag von Frau Dr. Rauch vom Betriebsärztlichen<br />

Dienst stellte die „<strong>Gesundheit</strong> und Gesunderhaltung des<br />

Erwachsenen“ mit vielen Informationen und Tipps für<br />

<strong>Gesundheit</strong>svorsorge durch bedürfnisgerechte Ernährung und<br />

Bewegung in den Mittelpunkt.<br />

Eine zweite Bewegungspause erhöhte die Konzentrationsfähigkeit<br />

der Teilnehmer, so dass Frau Dr. Giebeler vom<br />

Betriebsärztlichen Dienst in Offenbach bei ihrem Vortrag zu


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

den „Belastungsfaktoren im Lehrerberuf“ wieder aufnahmefähige<br />

Zuhörer hatte. Schwerpunkte waren die Stressbelastungen<br />

im Lehrerberuf. Die Art und Weise, wie die Lehrkräfte mit<br />

Stress umgehen, entscheidet darüber, ob er krank macht oder<br />

zur Leistungserhöhung beiträgt. Einige Lösungsansätze zur<br />

Bewältigung des negativen Stresses wurden aufgezeigt.<br />

Mit der folgenden Kaffeepause wurde die Möglichkeit<br />

eröffnet, sich eine Stunde bis zum Mittagessen im<br />

Informationsmarkt über ein breites Spektrum von Angeboten<br />

informieren zu lassen:<br />

„Mit allen Sinnen genießen und entspannen“ (ket-concepts)<br />

über „Yoga für Kinder und Erwachsene“ (Fr. Jöst-Steinwald,<br />

Grundschule Bad König) und „gesunder Schulkiosk“<br />

(<strong>Gesundheit</strong>samt Heppenheim) bis zur richtigen „Erste Hilfe<br />

Ausstattung in <strong>Schule</strong>n – Einrichtung eines Sanitätsraums“<br />

(DRK) gab es wertvolle Hinweise. Die Unfallkasse <strong>Hessen</strong><br />

informierte über ihre Unterstützungsangebote für <strong>Schule</strong>n<br />

ebenso wie die DAK. Die Verbraucherzentrale <strong>Hessen</strong> stellte<br />

ihre Lernmediothek vor, die Fachambulanz für Suchtkranke<br />

in Heppenheim und die Fachstellen für Suchtprävention in<br />

Erbach und Lampertheim wiesen auf ihre Angebote u. a. zur<br />

Raucherentwöhnung hin. Die Erziehungsberatungsstelle für<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Odenwaldkreises<br />

stellte sich vor, ebenso die Jugendämter beider Kreise mit<br />

ihren Hilfsangeboten und die Schwerbehindertenbeauftragte<br />

des Gesamtpersonalrates der Lehrkräfte. Die Theodor-Litt-<br />

<strong>Schule</strong> Michelstadt berichtete von ihrem Projekt „Integrative<br />

Erziehungshilfe“, die Konrad-Adenauer-<strong>Schule</strong> Heppenheim<br />

über ein „Entspannungsprojekt für Lehrkräfte“. Die<br />

Schlossbergschule Bensheim-Auerbach stellte ihr ganzheitliches<br />

Schulprogramm zur Stärkung der Persönlichkeit der<br />

Schülerinnen und Schüler vor.<br />

Das vollwertige Mittagessen der Schulküche der<br />

Odenwaldschule in Oberhambach stieß auf große<br />

Anerkennung. Die Zahl der Essen stieg im Laufe der<br />

Vorbereitung der Veranstaltung immer weiter an, was der<br />

Küche dann einige Kapazitätsprobleme verursachte. Neben<br />

den über 150 Lehrerinnen und Lehrer, kamen noch dazu<br />

Referenten, Aussteller, Workshopleiter und Tagungsbegleitung<br />

durch Fremdsprachensekretärinnenklasse der Berufl ichen<br />

<strong>Schule</strong> Bensheim, insgesamt über 260 Personen für das<br />

Mittagessen.<br />

Die Workshops am Nachmittag fanden in der benachbarten<br />

Weschnitztalschule statt, die freundlicherweise Klassenräume<br />

zur Verfügung stellte. Die Themen umfassten ein breites<br />

Spektrum:<br />

� Kollegiale Fallberatung<br />

� Minutenentspannung im Schulalltag<br />

� Krisen- und Konfl iktmanagement<br />

� Praktische Hilfen für den Umgang mit verhaltensschwierigen<br />

Schülerinnen und Schülern in der Regelschule<br />

� Zeitmanagement<br />

� Stimmgesundheit<br />

� Gesunde Schulverpfl egung<br />

� Entspannungs- und Lockerungsübungen für die Pause<br />

� Prävention von und Intervention bei Abhängigkeit von<br />

Lehrkräften<br />

Die Kolleginnen und Kollegen hatten sich bei der Anmeldung<br />

mit Erst- und Zweitwahl eingewählt und fanden ihre Wünsche<br />

weitgehend berücksichtigt. Es wurde in den zweieinhalb<br />

Stunden intensiv gearbeitet.<br />

Am Ende der Workshopsitzungen wurde ein Fragebogen zur<br />

Evaluation ausgeteilt. Die Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

sehen Sie in der Abbildung.<br />

Auf eine Schlussrunde im Gesamtplenum wurde absichtlich<br />

verzichtet, denn die Themen waren zu vielseitig und die<br />

Dauer der Veranstaltung ohnehin schon sehr lang. Der ursprünglich<br />

geplante Reader mit Kurzfassungen der Inhalte<br />

von Vorträgen und Workshops konnte leider nicht zusammengestellt<br />

werden.<br />

Die professionelle Tagungsvorbereitung und -begleitung<br />

übernahm die Fremdsprachensekretärinnenklasse 12FS des<br />

berufl ichen Zweiges der Karl-Kübel-<strong>Schule</strong> in Bensheim mit<br />

den beiden Lehrkräften Frau Pillas und Frau Brandl.<br />

Die Evaluation der Veranstaltung zeigte eine Zufriedenheit<br />

von 97% der Teilnehmer. Während die beiden allgemeinen<br />

Einführungsvorträge nicht auf ungeteilte Zustimmung trafen,<br />

fanden 92% die Belastungsfaktoren im Lehrerberuf als interessant.<br />

Für die Workshops gab es sehr positive Resonanz in<br />

allen Fällen.<br />

19


Auch der Informationsmarkt und die Bewegungspausen wurden<br />

mit großer Zustimmung bewertet. Gleiches gilt für das<br />

Mittagessen und die Tagungsbegleitung.<br />

An einer Wiederholung der Veranstaltung zeigten sich 97% der<br />

Befragten interessiert, davon zwei Drittel an neuen Inhalten.<br />

Durch Veränderungen in der personellen Situation konnte<br />

bisher eine Folgeveranstaltung bedauerlicherweise nicht organisiert<br />

werden. Die Vorbereitung der Tagung forderte die<br />

Arbeitskraft der Hauptverantwortlichen, die Schulpsychologin<br />

Daniela Nothstein und den Fachberater <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />

Michael Paret sowie die Sportkoordinatorin Tanja Keller über<br />

ein halbes Jahr fast vollständig.<br />

Fortsetzungen gab es im Laufe der folgenden 3 Jahre in Form<br />

mehrerer Angebote: Workshops zur „Stimmgesundheit“,<br />

zur „Stressbewältigung im Schulalltag“ (s. Bericht von<br />

Frau Anja Keinath), „Praktische Hilfen für den Umgang<br />

mit verhaltensschwierigen Schülerinnen und Schülern“,<br />

„Supervisionsangeboten“, von der Unfallkasse <strong>Hessen</strong> fi -<br />

nanzierte anderthalbtägige Seminare „Kommunikation“ und<br />

„Konfl iktlösung durch Kommunikation“ sowie Angeboten zur<br />

Sucht- und Gewaltprävention, die alle rege genutzt wurden.<br />

Die Nachfrage überstieg in der Mehrzahl der Fälle die angebotenen<br />

Plätze.<br />

Autor<br />

Michael Paret<br />

Fachberater <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> am Staatlichen Schulamt<br />

für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis<br />

20<br />

Gesamtzufriedenheit<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

sehr groß<br />

groß<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

mittel<br />

gering<br />

Die Evaluation zeigt eine hohe Zufriedenheit<br />

der Tagungsteilnehmer.<br />

sehr gering


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Bildung, <strong>Gesundheit</strong> und<br />

Entspannung gehören zusammen<br />

Die medinet Spessart-Klinik Bad Orb verfolgt zusammen mit ihrer hauseigenen, staatlich anerkannten<br />

Comeniusschule, dem Heilpädagogischen Zentrum und Seminaren für Erwachsene ein ganzheitliches <strong>Gesundheit</strong>skonzept.<br />

Die Behandlung psychisch kranker und adipöser Kinder und Jugendlicher unter Einbeziehung<br />

der Eltern sowie Regenerationsangebote für Lehrer bilden den Schwerpunkt der Klinik in Bad Orb. Junge<br />

Menschen und deren Eltern bzw. Erzieher in ihrem Interaktionsverständnis wahrzunehmen und das Ungleichgewicht<br />

von Körper, Geist und Seele auszubalancieren, das ist das Ziel der von Ärzten und Therapeuten<br />

gemeinsam für jeden Patienten und Gast individuell erstellten Therapie. Hier gibt es durchaus Parallelen zu<br />

den Ideen der Erziehungsvereinbarungen – wie sie bei der Bonner Erklärung formuliert wurden – dass nämlich<br />

Kinder, Eltern und Pädagogen gemeinsam für die <strong>Gesundheit</strong>sentwicklung verantwortlich sind.<br />

In der Rehabilitationsklinik für Kinder, Jugendliche und<br />

junge Erwachsene werden vor allem Stoffwechselstörungen<br />

wie Adipositas und Diabetes mellitus sowie psychosomatische<br />

Erkrankungen und Verhaltensstörungen, Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislaufsystems<br />

behandelt.<br />

Die Klinik verfügt im Kinder- und Jugendlichenbereich über<br />

160 stationäre Behandlungsplätze. Die Qualität der medizinischen,<br />

diagnostischen und therapeutischen Ausstattung<br />

ermöglicht es dabei auch, Anschlussheilbehandlungen<br />

durchzuführen.<br />

Chronische Erkrankungen werden durch ein Rehateam,<br />

bestehend aus Fachärzten, Dipl. Psychologen, Dipl.<br />

Pädagogen, Sozialpädagogen, Kinderkrankenschwestern,<br />

Ergotherapeuten, Musiktherapeuten, Krankengymnasten,<br />

Sporttherapeuten und Ernährungsfachkräften behandelt. Die<br />

Dauer der Rehabilitation orientiert sich an den gesetzlichen<br />

Grundlagen und dem Schweregrad der Erkrankungen sowie<br />

an den individuellen Bedürfnissen der Patienten. Sie beträgt<br />

in der Regel vier bis sechs Wochen, wobei auch eine längere<br />

Therapie möglich ist. Bei Kindern im Vorschulalter wird in<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

der Regel eine Begleitperson mit aufgenommen. Bei älteren<br />

Kindern ist dies auch möglich, sofern es zur Durchführung<br />

einer adäquaten Therapie erforderlich ist.<br />

Die Behandlung der chronisch erkrankten Kinder und<br />

Jugendlichen basiert auf dem Wissen, dass diese Patienten zusätzlich<br />

zu den körperlichen Störungen unter gesellschaftlicher<br />

Ausgrenzung leiden. Auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

sind durch die chronische Erkrankung deutlich reduziert.<br />

Selbst im Elternhaus gibt es häufi g Konfl ikte bezüglich der<br />

Therapiemitarbeit. Dazu kommen Leistungseinschränkungen<br />

unterschiedlichen Ausmaßes. Dies bedeutet, dass den jungen<br />

Patienten während des Aufenthaltes in der Spessart-Klinik<br />

handlungsrelevante Fähigkeiten und Fertigkeiten in einer<br />

Gruppe Gleichaltriger zur späteren Anwendung im eigenen<br />

sozialen Kontext vermittelt werden müssen. Bei psychischen<br />

Störungen und psychosomatischen Erkrankungen arbeiten<br />

die Ärzte und Therapeuten mit der Klinik für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, in Herborn zusammen. Adipösen Kindern<br />

wird in Kochkursen und beim gemeinsamen Einkauf von<br />

Lebensmitteln ein selbständiger Umgang mit gesundem<br />

Essen auch für das Leben nach dem Klinikaufenthalt vermittelt.<br />

Verstärkt soll dies werden durch ein Teletherapieprojekt<br />

21


„Chat statt Chips“, das bei diesen Kindern und Jugendlichen<br />

(„Generation Chips“), deren Bewegungsmangel oft seine<br />

Ursache in zuviel Medienkonsum und ungesunder Ernährung<br />

hat, hohes Interesse fi ndet.<br />

Während der stationären Rehabilitation besuchen die jungen<br />

Patienten die hauseigene, private und staatlich anerkannte<br />

Comenius-<strong>Schule</strong>, in der die Klassenstufen 1-13 abgedeckt<br />

werden. Derzeit vierzehn Lehrkräfte unterrichten<br />

hauptsächlich Kinder und Jugendliche aus der Klinik. Für<br />

jeden Schüler/jede Schülerin erarbeiten die Lehrer verschiedener<br />

Bildungsrichtungen individuelle Entwicklungsziele.<br />

Unterrichtsinhalte werden zu Wochenthemen zusammengefasst<br />

und die Eltern in die schulische Arbeit einbezogen.<br />

Nach Abschluss der Rehabilitation kehren die Schüler übergangslos<br />

in ihre Stammschule zurück und haben häufi g sogar<br />

mitgebrachte Defi zite ausgeglichen, neue Motivation<br />

für das Lernen gefunden und spezielle Problemfelder wie<br />

Legasthenie und Dyskalkulie gezielt bearbeitet. Zusätzlich<br />

zum Regelunterricht wird Kreativunterricht für z. B. Töpfern,<br />

Seidenmalerei, Keyboard oder Gitarre angeboten.<br />

Elternarbeit ist einer der wichtigsten<br />

Ansätze der medinet Spessart Klinik<br />

Die Erkenntnis, dass Adipositas bei Kindern und<br />

Jugendlichen vielfach ein familiäres Problem darstellt und<br />

Erwachsene vorsorgen sollten, war Anlass für die Initiierung<br />

des Adipositasnetzwerk <strong>Hessen</strong> e. V. Im Jahr 2005 wurde<br />

die fachübergreifende Zusammenarbeit aller Personen und<br />

Institutionen, die an der Prävention und Rehabilitation adipöser<br />

Kinder, Jugendlicher und Erwachsener in <strong>Hessen</strong> beteiligt<br />

sind, ausgebaut. Dabei konnten die vorhandenen guten<br />

Ansätze vernetzt und Synergien genutzt werden. Mittlerweile<br />

zählt das Netzwerk, schon rund 80 aktive Mitglieder. Weitere<br />

Infos unter www.adipositas-hessen.de.<br />

Vernetzung und eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung der<br />

<strong>Gesundheit</strong>sentwicklung bedeutet für die Therapeuten und<br />

Pädagogen der medinet Spessart-Klinik aber auch, dass sie in<br />

Seminaren für Erwachsene dazu anregen, alte Gewohnheiten<br />

zu überdenken und neue Wege einzuschlagen. Das jüngste<br />

Projekt ist ein Wellness- und Seminarangebot für Lehrer mit<br />

dem Ziel, die Anforderungen des Berufs nach einer Phase der<br />

Erschöpfung oder des Stillstands wieder positiv anzugehen<br />

und dem Körper Vitalität zurück zu geben. „Vorläufer“ waren<br />

22<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

seit 2005 dreitägige Seminare mit dem Titel „<strong>Gesundheit</strong> &<br />

Lernen“, welche die Ideen von „<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong>“ in der<br />

Fortbildung umsetzten.<br />

Rechtzeitige Vorbeugung vor Burnouteffekten und die Freude<br />

am Beruf wieder zu entdecken, das sind die Schwerpunkte<br />

der Fortbildungsseminare, in denen zwei Bereiche der<br />

Lehrperson angesprochen werden: Einmal der Umgang mit<br />

sich selbst in Unterricht und <strong>Schule</strong> („Psychohygiene“) und<br />

zum zweiten die Vermittlung von wirksamen Strategien<br />

bei Verhaltensauffälligkeiten in der Klasse. Hierzu werden<br />

„Personale Interventionen“ vorgestellt und geübt, die<br />

Stabilisierung und Schutz geben. Konkretes und gut erlernbares<br />

Handwerkszeug versetzen in die Lage, die personenbezogene<br />

berufl iche Kompetenz weiterzuentwickeln.<br />

Im zweiten Teil werden „Pädagogische Interventionen“ trainiert,<br />

mit deren Hilfe auf das Verhalten der Schüler eingewirkt<br />

wird. Methoden, die das sozial-emotionale Verhalten der<br />

Schüler im Unterricht fördern und der konstruktive Umgang<br />

mit Verhaltensauffälligkeiten stehen hier unter anderem auf<br />

dem Programm. Mit dieser zweifachen Blickrichtung des<br />

Seminars hat die Lehrperson die Möglichkeit vom Stadium<br />

des Verstehens des Schutzbefohlenen zum Stadium des<br />

Handelns überzugehen – aktiv, präventiv, planvoll und nicht<br />

reaktiv, wie es in der Praxis heute oft üblich ist, wenn es um<br />

Verhaltensauffälligkeit geht.<br />

Die Seminare beinhalten auch Angebote zur körperlichen<br />

Regenerierung wie sie im Therapie- und Wellnesszentrum<br />

der medinet Spessart-Klinik von Patienten im Rahmen einer<br />

Physiotherapie wahrgenommen werden. Vielfältige<br />

Möglichkeiten wie Krankengymnastik, Massagen, Hydro-,<br />

Kryo- und Thermotherapie werden von den Gästen ebenso<br />

gerne angenommen wie die Schwimmhalle im halbolympischen<br />

Ausmaß. Akupunktur, Chirotherapie, Neuraltherapie,<br />

therapeutische Lokalanästhesie sowie transkutane elektrische<br />

Nervenstimulationen ergänzen die klassischen Maßnahmen<br />

im Sinne einer ausgewogenen und gezielten Behandlung. Um<br />

den Heilungserfolg der Rehapatienten zu optimieren, werden<br />

diese Therapien an sechs Tagen in der Woche durchgeführt.<br />

Zum weiteren Programm gehört die Teilnahme an indikationsbezogenen<br />

Sportgruppen (Herz- und Gefäßsport), die von<br />

speziell ausgebildeten Sporttherapeuten durchgeführt werden.<br />

Die <strong>Gesundheit</strong>sprogramme der Klinik stehen immer auch<br />

für Prävention. Sie leiten die Patienten an, die alltäglichen<br />

Lebensgewohnheiten umzustellen und tragen damit dazu bei,


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

den <strong>Gesundheit</strong>szustand wieder langfristig zu verbessern, zu<br />

stabilisieren und Folgekrankheiten zu vermeiden.<br />

Die Regenerationsangebote gehen bei Bedarf einher mit<br />

Entspannungsübungen und psychologischen Gesprächen,<br />

welche den Patienten in kleinen Schritten auf eine<br />

Lebensumstellung vorbereiten, z. B. Raucherentwöhnung<br />

oder Prophylaxe. Eine herausragende Rolle spielt die fettarme,<br />

vitaminreiche und ausgewogene Mischkost, die in der<br />

Klinik als Wegbereiter gesunder Ernährung selbstverständlich<br />

ist. Ernährungskurse sowie Diabetikerberatungen nach<br />

den Richtlinien der Deutschen Diabetesgesellschaft werden<br />

von den Gästen und der interessierten Bevölkerung gerne<br />

angenommen. Das Kochbuch der Spessart-Klinik fi ndet immer<br />

wieder mediale Beachtung und wird von ehemaligen<br />

Patienten noch lange nach dem Klinikaufenthalt für Familie<br />

und Bekannte nachgefragt. Diagnostisch verfügt die Klinik<br />

über eine umfassende Herz-/Kreislaufdiagnostik, Diagnostik<br />

der Atemwege und des Bewegungsapparates und bei<br />

Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen. Zusätzlich ist eine<br />

pädagogische Förderdiagnostik wie auch eine testgestützte<br />

psychologische Diagnostik möglich.<br />

Im Sinne des gesamtgesellschaftlichen Ansatzes widmet sich<br />

das Heilpädagogische Zentrum der Betreuung von Kindern<br />

und Jugendlichen im Alter von acht bis zwölf Jahren, die<br />

unter Lernschwächen und Konzentrationsproblemen leiden,<br />

denen individuell entgegengewirkt wird. Vermittelt werden<br />

zudem Handlungskompetenzen für ein häufi g krisenhaftes<br />

familiäres Umfeld bei zudem psychosomatischen oder chronischen<br />

Erkrankungen. Das Heilpädagogische Zentrum arbeitet<br />

bei der Aufnahme eng mit Sonderschulen für Lernhilfe<br />

und Beratungs- und Förderzentren zusammen. Im Rahmen<br />

von Hilfeplan- und Runde-Tisch-Gesprächen sowie in regionalen<br />

Arbeitsgruppen werden auch die Eltern einbezogen und<br />

weitergehende Hilfe initiiert und koordiniert.<br />

Ein medizinisches Bildungszentrum zur Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung rundet das dargestellte breite Leistungsspektrum<br />

ab. Die Vision der Klinik ist es, dass durch ihre Arbeit<br />

Menschen „gesünder und gesundheitsbewusster werden“. Mit<br />

diesem Gesamtkonzept hat sich die medinet Spessart-Klinik<br />

kontinuierlich auf der Grundlage ihrer Kernkompetenz, der<br />

Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen weiterentwickelt.<br />

Aus der im Jahr 1884 als Kinderheilanstalt mit zunächst<br />

6 Betten gegründeten Klinik wurde ein deutschlandweit beachtetes<br />

therapeutisches Zentrum. Mit der 1978 in Betrieb<br />

genommenen Comenius-<strong>Schule</strong> und vielfältigen kulturellen<br />

Angeboten ist das Haus heute ein kompetenter <strong>Gesundheit</strong>s-<br />

Partner in der Rhein-Main-Region.<br />

Die Verbundenheit mit dem traditionsreichen Spessart-<br />

Kurort und die gemeinsam mit der Rhein-Main-Region angestrebten<br />

Entwicklung der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft bestimmen<br />

die Außenbeziehungen der Klinik. Teil eines großen<br />

Ganzen zu sein und den Zusammenhalt der Interakteure zu<br />

fördern, ist damit nicht nur das therapeutische, sondern auch<br />

das wirtschaftliche Leitbild des Bad Orber <strong>Gesundheit</strong>s- und<br />

Bildungszentrums.<br />

Die medinet Spessart-Klinik ist Teil der medinet-Gruppe.<br />

Zu ihr gehören in Sachsen-Anhalt noch zwei weitere<br />

Rehabilitationseinrichtungen für Abhängigkeits- und psychosomatische<br />

Erkrankungen.<br />

Was Lehrer stark macht<br />

Unter diesem Titel bietet die medinet Comenius-<strong>Schule</strong> Bad<br />

Orb GmbH seit geraumer Zeit ein Fortbildungsseminar an,<br />

das Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten sehr effektiv<br />

einsetzbare Methoden zur Stabilisierung der eigenen Person<br />

und Erweiterung der psycho-sozialen Kompetenz vermittelt.<br />

Im Folgenden wird dieses Seminarangebot beschrieben:<br />

Ich stehe im Flur meiner <strong>Schule</strong>, habe noch drei Stunden<br />

Unterricht, aber eigentlich will ich nicht mehr. Ich fühle mich<br />

fertig, ausgelaugt und lustlos. Bin schon einige Jahre im<br />

Schuldienst und habe meinen Beruf bewusst gewählt; weil ich<br />

Kindern und Jugendlichen Wichtiges vermitteln wollte. Doch<br />

die Zeit des Idealismus ist vorbei. Gerade habe ich versucht in<br />

meiner Klasse einen Streit zu schlichten; die Ruhe wird nicht<br />

lange halten. Denn irgendeiner, meiner nicht ganz so einfachen<br />

Schüler, „tickt“ bald wieder aus. Ich komme mir seit einiger<br />

Zeit ziemlich hilfl os vor. Die Verhaltensschwierigkeiten<br />

nehmen zu. Nur noch selten gibt es mal eine Sternstunde,<br />

in der störungsfrei gelernt wird. Dann ahne ich wieder, wie<br />

schön Unterricht eigentlich sein könnte. Ich bräuchte dringend<br />

eine Neuorientierung für mich selbst, um aufzutanken.<br />

Wenn ich morgens in die <strong>Schule</strong> komme, ist es so, als würde<br />

ich meine Persönlichkeit an der Garderobe abgeben und sie<br />

nach dem Unterricht wieder abholen. Wie lange kann ich das<br />

noch überstehen?<br />

23


Ziele<br />

Die Ziele der Fortbildung lassen sich folgendermaßen<br />

zusammenfassen:<br />

�<br />

�<br />

24<br />

in Bezug auf die Lehrperson<br />

� Die Lehrperson lernt in Kontakt zu sein mit sich und<br />

lernt Unterricht als einen persönlich bedeutsamen<br />

Entwicklungsprozess zu sehen, der zu mehr<br />

Professionalität führt.<br />

� Sie lernt auf die eigene Person ausgerichtete<br />

Handlungsstrategien (Personale Interventionen)<br />

kennen und anwenden, die eine erhebliche Stärkung<br />

der personalen Kompetenz bedeuten und drohendem<br />

Burnout entgegenwirken.<br />

in Bezug auf die Schüler<br />

� Der Lehrperson werden Handlungsstrategien<br />

(Pädagogische Interventionen) vermittelt, um<br />

�<br />

Verhalten im Unterricht zu steuern.<br />

Sie lernt Gruppenprozesse besser wahrzunehmen<br />

und zu strukturieren.<br />

� Einzelne Schüler im Verhalten zu unterstützen.<br />

� Die sozial-emotionale Kompetenz der Schüler zu<br />

fördern.<br />

Geleitet wird das Seminar vom Schulleiter der Comenius-<br />

<strong>Schule</strong>, Dipl.-Päd. Norbert Seeger. Das Fortbildungsseminar<br />

wird regelmäßig in Bad Orb angeboten kann aber auch in<br />

Form Pädagogischer Tage von einem Schulkollegium gebucht<br />

werden.<br />

Literatur<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

� Norbert Seeger / Rita Seeger, Was Lehrer stark macht.<br />

Donauwörth, 2007 (Auer Verlag).<br />

� Edmund Fröhlich, Susanne Finsterer, „GENERATION<br />

CHIPS Computer und Fastfood – was unsere Kinder<br />

in die Fettsucht treibt!“ (Hubert Krenn Verlag, Wien,<br />

2007).<br />

� Dr. Gerd Claußnitzer, Dr. Rüdiger Nübling,<br />

„Realisierung von Ausbildungs- und Berufswünschen<br />

adipöser Jugendlicher“ in DRV-Schriften, 16.<br />

Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium 2007.<br />

Autoren und Kontakt<br />

von Dr. med. Gerd Claußnitzer, Edmund Fröhlich und Norbert<br />

Seeger<br />

medinet Spessart-Klinik Bad Orb GmbH<br />

Würzburger Straße 7-11<br />

63619 Bad Orb<br />

Telefon: (0 60 52) 87-423<br />

Telefax: (0 60 52) 87-500<br />

E-Mail info@spessartklinik.de<br />

Internet www.spessartklinik.de<br />

medinet Comenius-<strong>Schule</strong> Bad Orb GmbH<br />

Würzburger Straße 7-11<br />

63619 Bad Orb<br />

Telefon: (0 60 52) 87-562<br />

Telefax: (0 60 52) 87-100<br />

E-Mail: n.seeger@comeniusschule.de<br />

Internet: www.comeniusschule.de


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Seinen Ausgang nahm dieses Fortbildungsangebot auf der<br />

regionalen Fachtagung „<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und<br />

Lehrern“, die das Staatliche Schulamt für den Kreis Bergstraße<br />

und den Odenwaldkreis im Rahmen des Projekts „<strong>Schule</strong> &<br />

<strong>Gesundheit</strong>“ am 11.11.2004 veranstaltet hatte. Dort wurde unter<br />

anderem ein Workshop „Kollegiale Fallberatung“ von mir,<br />

der Frauenbeauftragten des Staatlichen Schulamts, und meiner<br />

Stellvertreterin, Frau Blitz, einer Lehrerin der Berufl ichen<br />

<strong>Schule</strong>n, angeboten, der bei den Teilnehmenden auf positives<br />

Echo stieß. Dies führte bei meiner Kollegin und mir<br />

zu dem Entschluss, im darauf folgenden Schulhalbjahr eine<br />

feste Gruppe „Kollegiale Fallberatung“ im Odenwaldkreis<br />

anzubieten.<br />

Zu Beginn fand sich jedoch nur eine kleine Teilnehmerzahl<br />

zusammen was wir auf von unserer Seite mangelnde Werbung<br />

zurückführten. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

war diese Gruppengröße von 6 Personen angenehm und<br />

wir als Leiterinnen wollten nicht warten, bis eine größere<br />

Teilnehmerzahl zusammengekommen wäre, da wir förmlich<br />

darauf brannten, praktische Erfahrungen zu sammeln. Die positive<br />

Rückmeldung der Gruppe am Ende des Schulhalbjahr<br />

bestärkte uns, auf diesem Feld fortzufahren. Zunächst<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Fortbildungsangebot: „Wie kann ich in einem<br />

stressigen Berufsalltag für mich selbst sorgen?“<br />

Bericht über ein Fortbildungsangebot von „<strong>Schule</strong> und <strong>Gesundheit</strong>“ im Staatlichen Schulamt Heppenheim<br />

war unser Engagement etwas gebremst, da die beiden<br />

Entlastungsstunden für meine Stellvertreterin wegfi elen und<br />

die Aufl ösung des HelP einschließlich der Umstrukturierung<br />

des gesamten Fortbildungsbereichs neue Modalitäten auf<br />

Seiten der Fortbildungsanbieterinnen und -anbieter zur Folge<br />

hatten.<br />

Die Idee, gezielt ein Seminar „Anti-Stress-Strategien“ anzubieten,<br />

kam dadurch zustande, dass wir selbst auf unterschiedlichen<br />

Ebenen uns mit dieser Thematik befassten und<br />

feststellten, dass wir allmählich unser früher manchmal geradezu<br />

selbstschädigendes berufl iches „Aufopferungsbedürfnis“<br />

und unserem Streben nach Perfektionismus, bezüglich<br />

Unterrichtsvorbereitung und Korrektur (wir sind bzw. waren<br />

beide Deutschlehrerinnen), auf ein zwar immer noch<br />

hohes, aber nicht übertriebenes Maß reduziert hatten, sprich<br />

zu einer selbstfürsorglichen Grundhaltung gekommen waren.<br />

Das war nicht „vom Himmel gefallen“, sondern das Resultat<br />

der Beschäftigung mit alternativen Handlungsstrategien<br />

in unterschiedlichen Fortbildungskontexten. Wir hatten<br />

schlussendlich die Erfahrung gemacht, dass die stete intensive<br />

Auseinandersetzung mit dem eigenen professionellen<br />

25


Handeln nach einem gewissen Zeitraum tatsächlich „befreiende“<br />

Wirkung haben kann.<br />

So hatte Frau Blitz in den letzten Jahren eine Ausbildung<br />

in Themenzentrierter Interaktion (TZI) und als Klippert-<br />

Trainerin absolviert und ihren Unterricht auf die weitgehende<br />

Eigentätigkeit der Schülerinnen und Schüler umgestellt. Dies<br />

entsprach und entspricht den heutigen Qualitätsansprüchen an<br />

einen modernen Unterricht, hatte aber auch zur Folge, dass<br />

sie als Lehrkraft stressfreier ihrem Beruf nachgehen konnte.<br />

Ich selbst habe gezielt „Anti-Stress“-Fortbildungen besucht,<br />

aber auch ein Zertifi kat in Gruppenleitung erworben und<br />

Erfahrungen als Mitleiterin in Orientierungsseminaren für<br />

angehende Schulleitungsinteressenten und -interessentinnen<br />

gesammelt, in denen es unter anderem auch um Konfl iktlöse-<br />

und Gesprächsstrategien ging.<br />

In die Erarbeitung unseres Konzepts fl ossen somit die eigenen<br />

Erfahrungen als Fortbildungsteilnehmerin, aber auch als<br />

Fortbildnerin ein.<br />

Im Rahmen dieses Konzepts sahen wir mehrere Schwerpunkte<br />

als wichtig an:<br />

So ist bekannt, dass ein gutes Sozialklima im Kollegium, in<br />

den Klassen und auch in der Elternarbeit ein wichtiger Faktor<br />

innerhalb der Stressbelastung von Lehrerinnen und Lehrern<br />

darstellt und sowohl die gegenseitige Wertschätzung als auch<br />

bestimmte Kommunikationsstrategien dazu beitragen, hier<br />

Stress mindernd entgegen zu wirken.<br />

Einen anderen Schwerpunkt wollten wir in dem Bereich,<br />

der gemeinhin mit „Selbstmanagement“ umschrieben wird,<br />

setzen. Hierbei ging es uns um eine Beschäftigung mit dem<br />

eigenen Umgang mit der Zeit unter Berücksichtigung einer<br />

„Work-Life-Balance“ und um die bewusste Setzung eigener<br />

Ziele, anstelle eines mehr oder weniger fremdbestimmten<br />

Reagierens.<br />

Zunächst boten wir im Schuljahr 2005/2006 ein dreitägiges<br />

Seminar – verteilt auf drei Monate mit dem Thema „Wie kann ich<br />

in einem stressigen Berufsalltag für mich selbst sorgen?“ –<br />

an. Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (17 Frauen und<br />

3 Männer) waren hoch motiviert, zumal sie es schon als<br />

Erholung ansahen, mal drei Tage von der <strong>Schule</strong> nichts sehen<br />

und hören zu müssen. Sie bestanden etwa zu einem Drittel<br />

aus Schulleitungsmitgliedern, zu zwei Dritteln aus „ein-<br />

26<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

fachen“ Lehrkräften, eine Mischung, die zu keinem Zeitpunkt<br />

Probleme aufwarf.<br />

In der Umsetzung ging es bei der Frage der Zeiteinteilung<br />

unter dem Gesichtspunkt „Wie sorge ich für mich?“ um<br />

die Auseinandersetzung mit den „Inneren Antreibern“<br />

(Transaktionsanalyse) und generell um die Suche nach solchen<br />

Verhaltenskonzepten, die Stress im Vorfeld schon<br />

verhindern oder minimieren könnten. So wurde beispielsweise<br />

in Übungen auf die Bedeutung der wertschätzenden<br />

Grundhaltung eingegangen. Wir haben uns mit theoretischen<br />

Positionen zum Thema Stressbewältigung (z.B. Linnewehs<br />

Thesen zur „Stresskompetenz“) und mit eigenen Anti-Stress-<br />

Strategien befasst. Als körperliche Entspannungsmöglichkeit<br />

führten wir einerseits „Progressive Muskelentspannung“<br />

durch, anderseits auch andere entspannend wirkende<br />

Körperübungen.<br />

Die Fortbildung war interaktiv aufgebaut. Einzel-, Paar-,<br />

Gruppen- und Plenumsarbeit wechselten einander ab.<br />

Am Schluss stand für jede/n ein wichtiges Ziel in der<br />

Selbstfürsorge, das vorher in einer intensiven Zielvision erarbeitet<br />

worden war.<br />

Durch die Einführung der Unterrichtsgarantie für die gesamte<br />

Schullandschaft auf war es im Schuljahr 2006/2007<br />

nicht möglich, Fortbildungsveranstaltungen anzubieten, für<br />

die Kolleginnen und Kollegen komplett freigestellt würden.<br />

Da aber meine Co-Leiterin und ich das Bedürfnis<br />

hatten, diese Fortbildung bestehen zu lassen, stellten wir<br />

das Programm um und verteilten es auf 5 ca. dreistündige<br />

Nachmittagsveranstaltungen. Aufgrund der überraschend<br />

großen Nachfrage (40 Anmeldungen) mussten wir zwei Kurse<br />

bilden.<br />

Zu Beginn hatten wir als Leiterinnen Bedenken, die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach einem stressigen<br />

Schulvormittag noch intensiv mit „Anti-Stress-Strategien“ zu<br />

beschäftigen. Erst nach Ablegen diesbezüglicher Hemmungen,<br />

verlief das Seminar zur allgemeinen Zufriedenheit.<br />

Bei der zweiten Gruppe, die sich etwas zeitversetzt auch<br />

an 5 Nachmittagen traf, gelang es uns noch besser, auf die<br />

Teilnehmererwartungen einzugehen. Das lag zum einen daran,<br />

dass uns das positive Feedback der ersten Gruppe lockerer<br />

und deshalb fl exibler machte und wir natürlich auch<br />

Erfahrungen mit dem Programm in der ersten Gruppe hier


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

einbauen und somit das Programm selbst variieren und auf<br />

die Bedürfnislage der Teilnehmenden stärker zuschneiden<br />

konnten.<br />

Natürlich spielt bei so einem sensiblen Thema auch die<br />

Gruppendynamik eine große Rolle. Nur in einem von Offenheit<br />

und Vertrauen geprägten Klima ist ein Austausch über eigene<br />

Defi zite in der Selbstfürsorge oder eigene Unzulänglichkeiten<br />

im Zeitmanagement, um Beispiele zu nennen, möglich.<br />

„Heikle“ Themen wie z.B. die eigenen Stressoren und die körperlichen<br />

Symptome im eigenen Stresserleben, haben wir in<br />

der Regel in Kleinst- und Kleingruppen besprechen lassen.<br />

Eine Technik wie Reframing (durch eine andere Sichtweise<br />

zu einer anderen Einstellung und Bewertung zu gelangen)<br />

war aber durchaus an Einzelbeispielen in der Großgruppe<br />

anwendbar.<br />

Das verbale Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

aus beiden Gruppen lief am Ende der jeweiligen Veranstaltung<br />

darauf hinaus, dass die Mehrheit sich Dinge, die mal bekannt,<br />

aber inzwischen verschüttet waren, durch die gemeinsame<br />

Arbeit wieder ins Bewusstsein gehoben, aber auch neue<br />

Handlungsstrategien erlernt haben. Hier wurde an erster Stelle<br />

der Mut zur Selbstfürsorge in der Gestaltung des Tagesablaufs<br />

und das positive Spekulieren (nicht negativ, sondern positiv<br />

voreingenommen den Mitmenschen gegenüber zu treten) einschließlich<br />

des Reframing genannt.<br />

Autorin<br />

Anja Keinath<br />

Frauenbeauftragte für Lehrkräfte am Staatlichen Schulamt für<br />

den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis<br />

27


Achtsamkeit in der Erziehung<br />

„Bling“. Zwei Zimbeln erklingen. „Lauschen Sie dem Ton.<br />

Schließen Sie die Augen und kommen Sie zur Ruhe. Achten<br />

Sie auf Ihren Atem, wie er ein- und ausströmt.“<br />

Ein Kongress für pädagogische Wissenschaftler,<br />

Multiplikatoren aus dem Schulbereich, Lehrerinnen und<br />

Lehrer. Eine Aula in einer Highschool in San Francisco<br />

im Februar 2007. Die Teilnehmer sind aus den USA und<br />

Kanada angereist und schließen jetzt um zehn Uhr morgens<br />

bereitwillig die Augen und folgen den Anweisungen von Dr.<br />

Amy Salzmann, die den Kongress so eröffnet. Während ich<br />

spüre, wie das Eintauchen in die Ruhe gut tut nach der hektischen<br />

Fahrt hier in einen Vorort von San Francisco, nach<br />

den üblichen Akkreditierungsformalitäten und interessanten<br />

Gesprächen, frage ich mich, wie so ein Anfangsritual auf einer<br />

Tagung von Wissenschaftlern in Deutschland wirken würde,<br />

und ich komme zu dem Ergebnis, dass es sicherlich ein<br />

Augenverdrehen gäbe oder ein unwilliges Aufstöhnen von einigen,<br />

die hier esoterische Aberrationen wittern, dass es aber<br />

doch keinen Aufstand gäbe und sich alle Teilnehmer auf diese<br />

Einstimmung sicherlich einließen.<br />

28<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

<strong>Lehrergesundheit</strong><br />

Wenn im Juli 07 ein Kongress mit dem Thema „Wissenschaft<br />

und Spiritualität“ zur 550-Jahr-Feier der Freiburger<br />

Universität stattfand, wenn der Dalai Lama dazu eingeladen<br />

war und wenn im Veranstaltungsprogramm namhafte<br />

Wissenschaftler wie Prof. Gerald Hüther und Prof. Joachim<br />

Bauer Vorträge darüber hielten, wie wichtig Kontemplation<br />

und Achtsamkeitsübungen heute für die Erziehung sind und<br />

was die Gründe dafür sind, dann deutet diese thematische<br />

Ausrichtung auf eine Hinwendung zu Bereichen der Erziehung,<br />

die bislang in der hektischen Reaktion auf PISA vernachlässigt<br />

wurden und in ihrer Bedeutung zunehmend erkannt<br />

werden. Bei all dem Bestreben, immer mehr Fachwissen in<br />

immer kürzerer Zeit an die Schüler zu bringen, bei all dem<br />

Optimieren, Evaluieren, Modularisieren sind wesentliche<br />

Bereiche des Lehrens und Lernens aus dem Blickfeld geraten,<br />

die derzeit von manchen Wissenschaftlern und Pädagogen<br />

wieder oder vielleicht auch erstmals auf die Agenda gebracht<br />

werden: Wie wichtig die Persönlichkeit des Lehrers für den<br />

Lernprozess ist, wie wichtig Freude und Entspannung für<br />

das Lernen sind, dass differenzierte Selbstwahrnehmung<br />

gelehrt werden kann und dass dem Körper im Lernprozess<br />

eine Schlüsselrolle zukommt, dass Stille und Langsamkeit<br />

wichtige Rahmenbedingungen im Lernprozess sind – all die-


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

se Aspekte treten derzeit bei pädagogischen Diskussionen in<br />

den Vordergrund. Dass es überhaupt in Akademikerkreisen<br />

hoffähig geworden ist, sich mit Meditation oder fernöstlichem<br />

Wissen um Körperübungen, die dort immer schon<br />

in einen geistigen Kontext gestellt wurden, zu beschäftigen,<br />

ist interessanterweise der Tatsache zu verdanken, dass<br />

neuerdings die Hirnforschung hier mit wissenschaftlich<br />

fundierten Argumenten Absolution zu erteilen scheint. Dies<br />

wiederum zeigt, dass naturwissenschaftliche Messmethoden,<br />

wie z.B. bildgebende Verfahren offensichtlich nach wie vor<br />

mehr Akzeptanz genießen als Erkenntnisse, die ein erfahrener<br />

Pädagoge aus seiner Praxis deduziert.<br />

Ich fi nde übrigens, wir sollten uns hüten, hier eine<br />

Frontstellung aufzubauen, die entlang der alten Grenzen<br />

zwischen Natur- und Geisteswissenschaften verläuft und<br />

letztlich die Descartsche Trennung zwischen Körper und<br />

Geist abbildet. Die Erkenntnis des Hirnforschers Damasio,<br />

wie wichtig zum Beispiel Emotionen für jede einzelne unserer<br />

Handlungen sind, wie sie unsere Wahrnehmung färben<br />

und unsere Gedächtnisleistung beeinfl ussen, legitimiert die<br />

Wahl entsprechender Unterrichtsmethoden. Das szenische<br />

Interpretieren kann so zum Beispiel gegen jene legitimiert<br />

werden, die diese Art der Literaturrezeption als „unwissenschaftlich“<br />

ablehnen.<br />

„Was den Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und Daten,<br />

sondern Gefühle und Geschichten und vor allem Menschen“<br />

(Spitzer, 2002, a.a.O.S. 160).<br />

Manfred Spitzer und Gerald Hüther haben in ihren Büchern<br />

eindrucksvoll und anschaulich formuliert, wie das Gehirn<br />

funktioniert und was beim Lernen förderlich ist und was<br />

es erschwert. Sie werden auch von vielen Lehrerinnen und<br />

Lehrern begeistert rezipiert, wohl auch deshalb, weil vieles,<br />

was sie über die Arbeitsweise des Gehirns erläutern, einem erfahrenen<br />

Pädagogen schon immer intuitiv vertraut war. Wenn<br />

wir den jüngsten Ergebnissen der Hirnforschung Beachtung<br />

schenken und sie zum Teil auch als Basis für Veränderungen<br />

in der Praxis nehmen, heißt das ja nicht, dass wir zu einem<br />

kruden Naturalismus oder Materialismus zurückkehren. Die<br />

großen erkenntnistheoretischen Fragen bleiben weiterhin eine<br />

Herausforderung.<br />

Zurück nach San Francisco: Das Thema des Kongresses<br />

in San Francisco lautete „Mindfulness as a Foundation<br />

for Teaching and Learning“. Die Eintrittsvorlesung hielt<br />

Saki Santorelli, Direktor des „Center for Mindfulness“ und<br />

Professor an der medizinischen Fakultät der Universität von<br />

Massachusetts. Zusammen mit Prof. Kabat-Zinn, der auch<br />

unter den Teilnehmern war, gründete er vor 25 Jahren das<br />

Institut, das wegweisend auf dem Gebiet der Stressforschung<br />

wurde und – ausgehend von den wissenschaftlichen Studien<br />

zur Entstehung von Stress, seiner physischen und psychischen<br />

Auswirkung auf das Individuum – ein Programm zur<br />

Stressreduktion entwickelte. Dieses achtwöchige Programm<br />

(Mindfulness-Based-Stress-Reduction, MBRS) ist inzwischen<br />

weltweit anerkannt und erprobt. Die Teilnehmer lernen<br />

hier, in ihren Körper hineinzuspüren, Spannung wahrzunehmen,<br />

auf ihre Gefühle und ihr inneres Selbstgespräch zu achten,<br />

ohne es zu bewerten (non-judgemental awareness). Sie<br />

verpfl ichten sich neben dem Besuch der dreistündigen wöchentlichen<br />

Seminare in ihrem häuslichen Umfeld jeden Tag<br />

45 Minuten der Meditation und dem Yoga zu widmen. Das<br />

Programm wurde in klinischen Studien untersucht mit dem<br />

Ergebnis, dass bei den Probanden signifi kante Veränderungen<br />

im körperlichen und psychischen Bereich eintraten: Positive<br />

Veränderungen von Blutdruck und Herzschlag, Senkung des<br />

Stress-Hormons Cortisol, Nachlassen chronischer Schmerzen,<br />

Stimmungsaufhellung. Viele Teilnehmer des Programms berichten,<br />

dass sie besonders das Gefühl, selbstwirksam sein zu<br />

können als positiv genießen. Sie hätten gelernt, selbsttätig<br />

Spannung zu lösen und das innere Selbstgespräch positiv zu<br />

beeinfl ussen.<br />

Das zunächst für Schmerzpatienten entwickelte Programm<br />

wurde zunehmend auch im außerklinischen Bereich eingesetzt,<br />

denn die Wirksamkeit bei der Stressreduktion und<br />

Prävention wurde in mehreren Studien bewiesen.<br />

Welche Relevanz können diese Erkenntnisse nun für den<br />

schulischen Unterricht haben?<br />

In seinem Vortrag hob Santorelli hervor, wie wichtig<br />

die Präsenz des Lehrers für den Lernprozess sei. Seine<br />

Vorbereitungen mögen noch so ausgefeilt sein, was zählt<br />

sei die Fähigkeit im Hier und Jetzt eine Beziehung zu den<br />

Schülern aufzunehmen und ein Klima der Begeisterung<br />

und Motivation zu schaffen. Dazu gehöre, dass der Lehrer<br />

sich in einem umfassenden und differenzierten Maße seiner<br />

selbst bewusst sei. Sein Fachwissen sei natürlich unbedingt<br />

Vorrausetzung, auch ein Wissen um die unterschiedlichsten<br />

Lehrmethoden – aber was den erfolgreichen Lehrer<br />

ausmache, das sei diese ganz persönliche eigene Mischung,<br />

29


sein Gespür für den richtigen Zeitpunkt, für den Fluss des<br />

Unterrichtsgeschehens. Dazu bedürfe es eines Trainings der<br />

Selbsterfahrung und einer kontinuierlichen Schulung der<br />

Achtsamkeit.<br />

Santorelli geht davon aus, dass das Training in „Mindfulness“<br />

tägliche Meditation und Innenschau erfordert, dieser „Muskel“<br />

müsse trainiert werden. Diese Metapher spielt darauf an, dass<br />

Meditation eine Schulung der Disziplin und eine ausgefeilte<br />

Fähigkeit zur Impulskontrolle voraussetzt, aber auch schafft.<br />

In den östlichen Traditionen des Yoga oder QiGong wird<br />

hier vom „Inneren Zeuge“ gesprochen – einer Instanz, die<br />

dem einzelnen die Freiheit der Option gibt. Dieser Schulung<br />

werde leider in der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung<br />

zu wenig Rechnung getragen. Im Hinblick auf die deutschen<br />

Verhältnisse stimmt das ja genauso, dabei bietet die<br />

Ausbildung von Fähigkeiten zur Entspannung, Meditation,<br />

Introspektion und Achtsamkeit eine wirksame Burn-Out-<br />

Prophylaxe und erhöht signifi kant die Berufszufriedenheit<br />

der Lehrer (vgl. Altner 2006 und Freiburger Modell – Prof.<br />

Joachim Bauer).<br />

Für Referendare und Lehrer gibt es auch bei uns kaum institutionalisierte<br />

Angebote in dieser Richtung.<br />

Santorellis Ausführungen zur Lehrerpersönlichkeit waren gewiss<br />

nicht „neu“. Selbstrefl exion des Lehrers und Supervision<br />

seiner Tätigkeit sind Standardforderungen im pädagogischen<br />

Bereich. Wo aber ist bei uns im schulischen Alltag<br />

Raum dafür und wie ernst wird in diesem Zusammenhang<br />

das Wissen um die enge Verfl ochtenheit zwischen Körper<br />

und Geist genommen? Basis des Programmes Mindfulness-<br />

Based-Stress-Reduction ist tägliche Meditation verbunden<br />

mit Körperübungen aus dem Yoga und eine von Prof. Kabat-<br />

Zinn entwickelte Methode „Body-Scan“, mit der man in den<br />

Körper hineinzuspüren lernt.<br />

Die enge Verbindung zwischen Körper und Geist, auf die ja<br />

die Hirnforschung immer wieder hinweist, wird bei uns erst<br />

allmählich explizit zum Thema gemacht, noch weniger wird<br />

sie produktiv praktisch genutzt.<br />

Wieder zurück zu dem Kongress in San Francisco: Was<br />

mich fasziniert hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der<br />

in den Arbeitsgruppen im Gespräch zwischen Lehrern und<br />

Wissenschaftlern die Notwendigkeit eines Lernens mit allen<br />

Sinnen postuliert wurde. Nun könnte man einwenden, dass auf<br />

30<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

einem Kongress mit einer solchen Themenstellung ohnehin<br />

ein in dieser Richtung sensibilisiertes Publikum zu erwarten<br />

ist, aber es hat mich überrascht, wie vielfältig die Forschung<br />

zu „Mindfulness in Education“ in den USA schon ist und wie<br />

verankert Methoden der Kontemplation, Selbstwahrnehmung<br />

und der Selbstwirksamkeit im Schulalltag bereits sind. Nun<br />

kann das amerikanische Schulsystem uns gewiss in seiner<br />

Struktur nicht als Vorbild dienen, aber im Hinblick auf die Art,<br />

wie Persönlichkeitsbildung in den schulischen Unterricht integriert<br />

werden kann, könnten wir eine Reihe von Anregungen<br />

bekommen.<br />

„Mindfulness-Based-Education“ kann übrigens als Gegenbewegung<br />

zu der von den meisten Lehrern beklagten, von<br />

Georg W. Bush angestoßenen Politik des NCLB angesehen<br />

werden: NCLB – No Child Left Behind – die Antwort der<br />

amerikanischen Regierung auf die Qualitätsmängel in der<br />

schulischen Ausbildung der USA. Während die Forderung,<br />

dass „kein Kind zurückgelassen“ werden sollte, ja sicherlich<br />

von jedem Lehrer unterschrieben werden kann, scheiden sich<br />

die Geister (man denke nur an die Reaktion auf PISA hierzulande)<br />

an der Art, wie das zu geschehen habe. Die amerikanische<br />

Regierung sieht die Antwort in einem engmaschigen<br />

Testsystem mit Zusatzangeboten für „Underachievers“, also<br />

für Kinder, die schlecht abschneiden, einem Testsystem, das<br />

von der Grundschule (manchmal schon im Kindergarten)<br />

die Schulkarriere eines Kindes mit Tests dokumentiert. Die<br />

Initiative „Mindfulness-based-Education“ sieht hier eine<br />

fatale Verengung des Bildungsbegriffes auf abfragbares<br />

Wissen.<br />

„MBE legt den Fokus auf die Fähigkeit des Menschen, sich<br />

seiner selbst bewusst zu sein. Achtsamkeit (mindfulness) bezeichnet<br />

die Fähigkeit, sich seiner Gedanken und Gefühle,<br />

seiner Körperwahrnehmungen und Sinne bewusst zu sein –<br />

von Augenblick zu Augenblick – ohne zu bewerten“ (Auszug<br />

aus den Kongressunterlagen, vgl. auch www.mindfuleducation.org).<br />

Es wurden verschiedene Ansätze vorgestellt, wie Phasen der<br />

Achtsamkeit in den Unterricht integriert werden. Allen gemeinsam<br />

ist das Ziel, dass die Schüler sich ihrer selbst bewusst<br />

werden, d.h. ihre Selbstwahrnehmung schulen, und zwar im<br />

Hinblick auf eine Wahrnehmung der eigenen Gedanken und<br />

Gefühle und auch im Hinblick auf ihre Körperwahrnehmung.<br />

Um entsprechende Phasen der Stille anzuleiten, bedarf es einer<br />

Lehrerpersönlichkeit, die „am eigenen Leib“ Erfahrungen


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

mit solchen Wahrnehmungsübungen hat. Aus Büchern kann<br />

man derlei nur schwer lernen. Es gibt in den USA Angebote<br />

der Fortbildung in diesem Bereich, die von vielen Lehrern<br />

wahrgenommen werden.<br />

Die Wirksamkeit von MBE wurde in mehreren Studien getestet<br />

und evaluiert (vgl. Link-Hinweise).<br />

Für mich waren die Diskussionen mit den amerikanischen<br />

Kollegen auch deshalb sehr interessant, weil ich ihre<br />

Erkenntnisse mit meinen eigenen Erfahrungen vergleichen<br />

konnte, die ich im Rahmen der Erprobung meines Konzeptes<br />

„Achtsamkeit in der Erziehung“ im schulischen Bereich<br />

(Unterricht und Lehrerfortbildung) machen konnte.<br />

Das Konzept beinhaltet QiGong-Übungen und Übungen<br />

aus MBSR (Mindfulness-Based-Stress-Reduction), aber<br />

auch Phasen, in denen Schüler sich über ihre Erfahrungen<br />

austauschen und ihre Wahrnehmungen verbalisieren. Qi-<br />

Gong ist ein Oberbegriff für eine vielfältig differenzierte<br />

Übungsdisziplin aus China mit einer langen Tradition.<br />

Geistige Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit wird<br />

über das Hineinspüren in den Körper, durch das Ausführen<br />

bestimmter Bewegungen und das Achten auf den Atem erreicht.<br />

Gerade weil hier über den Körper Einfl uss auf geistige<br />

Prozesse genommen werden kann, lernen die Schüler eine<br />

Möglichkeit kennen, wie sie selbsttätig sich in einen ausgeglichenen<br />

Zustand versetzen können. Der Lehrer entscheidet,<br />

wann er diese Achtsamkeitsphasen in den Fachunterricht<br />

einbaut. Nach einer Eingewöhnungszeit genügen manchmal<br />

wenige Minuten der Stille, in denen die Schüler sich in einen<br />

aufnahmebereiten, konzentrierten und gleichzeitig entspannten<br />

Zustand versetzen. Die regelmäßige Wiederholung<br />

der Übungsphasen verfeinert die Selbstwahrnehmung, eröffnet<br />

das Gespür für Spannung und Entspannung und bahnt so<br />

den Weg zur Selbstkompetenz. Schüler merken eher, was<br />

ihnen gut tut und was ihr Wohlbefi nden beeinträchtigt.<br />

Auf diese Weise sind solche Achtsamkeitsphasen im Unterricht<br />

Prävention im besten Sinne. Die Ausbildung der Fähigkeit,<br />

sich selbst zu beobachten, erhöht die Selbstrefl exion und<br />

schafft im Gehirn synaptische Verbindungen und habitualisiert<br />

so diese Haltung des Beobachtens. Die Achtsamkeitsphasen<br />

wirken dann über die direkte Übungszeit hinaus. Die Schüler<br />

lernen so auch, nicht jedem Impuls gleich nachzugeben. Sie<br />

bekommen die Option zu wählen, wie sie sich verhalten wollen.<br />

Insofern können solche Achtsamkeitsphasen auch gewalt-<br />

präventiv sein. Wenn der Schüler lernt, seinen Ärger wahrzunehmen,<br />

dann muss er nicht gleich losschlagen, sondern kann<br />

andere Wege der Auseinandersetzung wählen.<br />

Die permanente Reizüberfl utung, der Schüler ausgesetzt<br />

sind und der sie sich aussetzen, oft gepaart mit motorischer<br />

Passivität verhindert geradezu die Ausbildung einer differenzierten<br />

Wahrnehmungsfähigkeit und das selbsttätige<br />

Erschaffen innerer Bilder. Insofern gedeiht auf dem Boden<br />

der Achtsamkeit auch die Kreativität und die Schulung der<br />

ästhetischen Kompetenz.<br />

Die Fähigkeit zu Selbstwahrnehmung und Selbstrefl exion<br />

kann „trainiert“ werden, sie kann aber auch verkümmern,<br />

wenn sie nicht geschult wird. In seinem jüngsten Buch „The<br />

Mindful Brain“ (New York 2007) erläutert der Neurologe<br />

und Psychiater Dan Siegel, welche Auswirkungen Übungen<br />

zur Achtsamkeit auf die Entwicklung des Gehirns und<br />

die Ausbildung von Fähigkeiten wie Impulskontrolle,<br />

Selbstverantwortung und Empathie haben.<br />

Nils Altner hat in seiner umfassenden Dissertation<br />

„Achtsamkeit und <strong>Gesundheit</strong> – Auf dem Weg zu einer achtsamen<br />

Pädagogik“ einen weiten Bogen gespannt und unter<br />

anderem die Bedeutung von Achtsamkeit für die Persönlichkeitsentwicklung<br />

ausführlich untersucht.<br />

Es bleibt zu wünschen, dass für Forschungsprojekte auf diesem<br />

Gebiet Mittel bereitgestellt werden und dass erkannt<br />

wird, wie bereichernd eine in den Unterricht integrierte<br />

Achtsamkeitsschulung für Lehrer und Schüler ist.<br />

31


Literatur<br />

32<br />

Nils Altner<br />

Achtsamkeit und <strong>Gesundheit</strong>, Immenhausen 2006<br />

Bauer, Joachim<br />

Lob der <strong>Schule</strong>, Hoffmann und Campe, Hamburg 2007<br />

Das Gedächtnis des Körpers, München 2004/2007<br />

Die Freiburger Schulstudie (<strong>Lehrergesundheit</strong>sprävention),<br />

Schulverwaltung Baden-Württemberg, 12.259-264<br />

Bühler/Heppekausen<br />

<strong>Gesundheit</strong>sförderung durch Lebenskompetenzprogramme,<br />

in: <strong>Gesundheit</strong>sförderung konkret, BzgA, Band 6, Köln<br />

2005<br />

Damasio, Antonio R.<br />

Descartes’ Error, NY 1994<br />

Der Spinoza-Effekt, List, Berlin 2005<br />

Hüther, Gerald<br />

Die Macht der inneren Bilder, Göttingen 2006<br />

Hurrelmann, Klaus<br />

Gewalt an <strong>Schule</strong>n, Weinheim, Beltz 2007<br />

Kabat-Zinn, Jon<br />

Gesund durch Meditation, (1991, 2006) Otto Barth<br />

Verlag<br />

Kabat-Zinn, Jon<br />

Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit<br />

(1999) Buch-CD, Arbor Verlag<br />

Kabat-Zinn, Jon<br />

Zur Besinnung kommen, Arbor Verlag, 2006<br />

Achtsamkeitsbasierte Interventionen im Kontext:<br />

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, In Achtsamkeit<br />

und Akzeptanz in der Psychotherapie, dgvt-Verlag. 2004<br />

Kaltwasser, Vera<br />

Der sanfte Weg zum Nichtrauchen (Achtsamkeit und<br />

QiGong in der Raucherentwöhnung), knaur 2002/2005<br />

QiGong in der <strong>Schule</strong>, in: <strong>Schule</strong> und <strong>Gesundheit</strong>,<br />

Zeitschrift des Hessischen Kultusministeriums, 2004<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Santorelli, Saki<br />

Zerbrochen und doch ganz: Die heilende Wirkung der<br />

Achtsamkeit, Freiamt 2006<br />

Manfred Spitzer<br />

Lernen, Gehirnforschung und die <strong>Schule</strong> des Lebens,<br />

Heidelberg 2002<br />

Selbstbestimmen, 2004<br />

Siegel, Dan<br />

The Mindful Brain, NY 2007<br />

Stoevhase, Dorit<br />

Stressbewältigung durch QiGong, Immenhausen 2006<br />

Winston, Diana<br />

Wide Awake (ein Leitfaden zum Meditieren für Teens),<br />

erscheint bei Fischer im September 07 unter dem Titel<br />

„Siddharta wird erwachsen“.<br />

Autorin<br />

Vera Kaltwasser, Oberstudienrätin<br />

� www.mbsr-verband.de<br />

� www.qigong-gesellschaft.de<br />

� www.umassmed.edu/cfm<br />

� www.MARC.ucla.edu<br />

� www.InnerKids.org<br />

�<br />

www.erziehungs-perspektiven.de


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Schulsanitätsdienste<br />

In der Bundesrepublik Deutschland erleidet jährlich jeder 12.<br />

Schüler einen anzeigepfl ichtigen Schulunfall, der eine ärztliche<br />

Versorgung notwendig macht. Die akuten Erkrankungen,<br />

die durch Hausärzte behandelt werden, kommen in dieser<br />

Statistik nicht vor. Sie sind jedoch im Schulalltag existent.<br />

Seit einigen Jahren gibt es in manchen <strong>Schule</strong>n das Bestreben,<br />

diese offenkundige Lücke im Bereich der Erstversorgung<br />

dieser Schüler zu schließen. So entstanden die ersten<br />

Schulsanitätsdienste. Wie alle Pioniere mussten sie sich ins<br />

Neuland vortasten, ohne auf bereits bestehende Erfahrungen<br />

anderer zurückgreifen zu können.<br />

Unsere <strong>Schule</strong> gehörte dazu: Seit dem Jahr 2000 besteht ein<br />

Schulsanitätsdienst an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar.<br />

Im ersten Jahr musste sehr viel improvisiert werden, da weder<br />

Räumlichkeiten noch Materialien zur Verfügung standen.<br />

Durch die Unterstützung der Schulleitung und des<br />

Hausmeisters konnte dies geändert werden: So steht uns<br />

beispielsweise seit einigen Jahren ein gut ausgestatteter<br />

Sanitätsraum zu Verfügung. Aber auch der gute Wille und<br />

die Zuversicht der Schüler in der Sanitätsgruppe trugen dazu<br />

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />

In jedem größeren Betrieb gibt es Sanitätsbeauftragte. Doch wer kümmert sich in unseren <strong>Schule</strong>n um eine<br />

adäquate Versorgung von erkrankten oder verletzten Schülern?<br />

bei einige Anfangsprobleme zu meistern. Die Motivation<br />

der Schüler war vom ersten Tag an sehr hoch und ist in den<br />

vergangenen Jahren konstant geblieben. Es besteht nach wie<br />

vor großes Interesse an der Mitarbeit im Schulsanitätsdienst.<br />

Dieser wird alljährlich zu Beginn des Schuljahres durch<br />

eine konstituierende Sitzung neu gebildet. Alle Schüler, die<br />

teilnehmen möchten, brauchen eine gute Ausbildung in der<br />

Ersten Hilfe. Wenn die Leitung einer Schulsanitätsgruppe<br />

Ausbilder bei einer der Hilfsorganisationen ist, kann diese<br />

Ausbildung in der <strong>Schule</strong> erfolgen. Dies erwies sich als sehr<br />

sinnvoll, da die Ausbildungszeit das Kennenlernen erleichtert<br />

und so schon sehr früh Vertrauen entsteht. Auch können die<br />

Ausbildungsinhalte für die Arbeit des Schulsanitätsdienstes<br />

modifi ziert werden. Diese Tatsache erleichtert die spätere<br />

Arbeit im Alltag der Sanitätsdienste immens.<br />

Bei der ersten Sitzung wird der Dienstplan für das laufende<br />

Schuljahr erstellt, alle Aufgaben und Ämter werden verteilt<br />

und schriftlich festgehalten. Die Zeiten für regelmäßige<br />

Treffen und die Fortbildungen werden ebenfalls festgelegt.<br />

33


Die Gruppe besteht jährlich aus 16 bis 18 Schülern und der<br />

anleitenden Lehrkraft. Die Vertretung übernimmt jeweils der<br />

dienstälteste Schüler. So entsteht Kontinuität in der Arbeit.<br />

An den Tagen, an denen die Schüler Dienst haben, tragen alle<br />

eine rote Jacke und sind bei Unfällen in den Pausen sofort zu<br />

identifi zieren. Während des Unterrichts werden sie durch eine<br />

Lautsprecherdurchsage informiert. Die Versorgung erfolgt<br />

dann entweder vor Ort oder, wenn der Transport möglich<br />

ist, in unserem Sanitätsraum. Der Unterricht in den Klassen<br />

kann ungestört weiter gehen und die einzelnen Lehrkräfte<br />

sind durch die Erstversorgung der Schulsanitätsgruppe entlastet.<br />

Alle Lehrkräfte, die unsere Sanitätsgruppe im Einsatz<br />

erlebt haben, begrüßen diese Einrichtung sehr und betonen<br />

immer wieder unsere gute Arbeit. Das Vertrauen in die<br />

diensthabenden Schüler ist von Jahr zu Jahr größer geworden.<br />

Auch bei den Mitschülern ist dies festzustellen, da sie sich<br />

häufi g ganz autonom und ohne Vermittlung durch den Lehrer<br />

direkt an den Sanitätsdienst wenden. Die Mitarbeiter im<br />

Schulsanitätsdienst arbeiten alle völlig eigenständig, verantwortungsvoll,<br />

mit großer Umsicht und Einfühlungsvermögen<br />

bei den unterschiedlichen Einsätzen, die sie im Schulalltag zu<br />

bewältigen haben.<br />

34<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Der Schulsanitätsdienst ist an unserer <strong>Schule</strong> eine feste<br />

Institution geworden und wichtiger Bestandteil des<br />

Schulprogramms und unserer Schulkultur.<br />

Die Unfallkasse <strong>Hessen</strong> veranstaltet seit einigen Jahren<br />

Fortbildungsseminare für Schulsanitätsdienstleiter. Einige<br />

Teilnehmer dieser Seminare haben den Arbeitskreis<br />

„Schulsanitätsdienste <strong>Hessen</strong>“ gegründet, der sich einmal im<br />

Jahr trifft. Inhaltlich werden Themen wie die Anerkennung<br />

und die Öffentlichkeitsarbeit der Schulsanitätsdienste diskutiert,<br />

um diese voran zu bringen. So plant dieser Arbeitskreis<br />

für das Schuljahr 2007/08 einen Aktionstag für alle<br />

Schulsanitätsdienste in <strong>Hessen</strong>.<br />

Autorin<br />

Traudel Herrmann<br />

Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> Wetzlar


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Brandschutz in der <strong>Schule</strong><br />

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />

Alle Angehörigen einer <strong>Schule</strong> sind verpfl ichtet, sich so zu verhalten, dass das Entstehen von Bränden<br />

verhindert wird bzw. dass nach Ausbruch eines Brandes eine schnelle und wirksame Rettung und Schadensbegrenzung<br />

gewährleistet ist. Die Schulleiterinnen und Schulleiter sind für die ordnungsgemäße Durchführung<br />

aller Maßnahmen zum Brandschutz verantwortlich. Dabei müssen bauliche Bedingungen, organisatorische<br />

Maßnahmen und das Verhalten im Brandfall berücksichtigt werden.<br />

Bauliche Maßnahmen zum Brandschutz<br />

Alle <strong>Schule</strong>n sind mit einer Alarmeinrichtung auszustatten.<br />

In der Regel ist dies eine Brandmeldeanlage mit Sirene.<br />

Das Alarmsignal muss von allen Räumen aus gut hörbar<br />

sein. Das Signal muss so lange ertönen, bis alle Schüler/innen<br />

und Lehrer/innen in Sicherheit sind. Für den Fall, dass<br />

die elektrische Alarmeinrichtung versagt, ist ein handbetriebenes<br />

Alarmgerät bereit zu halten. Ist eine Brandmeldeanlage<br />

vorhanden, ist eine direkte Verbindung zur Feuerwehr anzustreben.<br />

Ist dies nicht möglich, muss die Alarmierung fremder<br />

Hilfe über ein Telefon möglich sein. Die Alarmanlage ist<br />

monatlich außerhalb der Unterrichtszeit auf ihre Funktion<br />

zu überprüfen. Der Schulträger prüft im Benehmen mit<br />

der Feuerwehr, welche Selbsthilfeeinrichtungen an welchen<br />

Stellen erforderlich sind. Insbesondere sind auf<br />

Fluren, in Schulküchen, Werkräumen, Physik- und Chemie-<br />

und Biologieräumen sowie in Brennstoffl agerräumen<br />

Trockenfeuerlöscher (Pulver- oder Kohlendioxidlöscher) vorzusehen.<br />

Alle Fachräume sind zusätzlich mit einer Löschdecke<br />

und Löschsand auszustatten. Wird in anderen Bereichen<br />

(Kunst u.a.) z.B. mit leicht entzündlichen Lösemitteln umgegangen,<br />

so ist auch hier ein Feuerlöscher empfehlenswert.<br />

Alle Selbsthilfeeinrichtungen müssen sich stets in einwandfreiem<br />

Zustand befi nden. Feuerlöscher und lüftungstechnische<br />

Anlagen müssen alle zwei Jahre geprüft werden, alle<br />

weiteren Einrichtungen (Notbeleuchtung, Notschalter...)<br />

einmal jährlich. Fluchtwege werden häufi g durch Tische,<br />

Schränke und Gegenstände eingeengt. Fluchtwege sind im<br />

Ernstfall lebenswichtig. Sie sollten daher regelmäßig mit<br />

größter Sorgfalt überprüft werden. Dabei ist auf die ausreichende<br />

Kennzeichnung, die auch bei Dunkelheit zu erkennen<br />

sein sollte, zu achten. Fluchttüren müssen in Fluchtrichtung<br />

öffnen. Sie dürfen niemals verschlossen sein oder müssen<br />

über ein Panikschloss, das jederzeit ohne Schlüssel zu öffnen<br />

ist, verfügen. Für jeden Unterrichtsraum müssen zwei<br />

getrennte Fluchtwege vorhanden sein. Der Fluchtplan muss<br />

in jedem Raum ausgehängt werden. Unterrichtsräume mit<br />

erhöhter Brandgefahr (Schulküchen, naturwissenschaftliche<br />

Fachräume, Werkräume...) müssen zwei günstig gelegene<br />

Ausgänge haben. Brand- und Rauchschutztüren (dies sind insbesondere<br />

Flurtüren) dürfen keinesfalls durch Keile o.ä. offen<br />

gehalten werden. Diese Türen sind Öffnungen zwischen<br />

Brandwänden und verhindern ein Ausbreiten des giftigen und<br />

u.U. sehr schnell tödlich wirkenden Brandrauchs. Einzige<br />

35


Ausnahme bilden Türen, die sich im Brandfall automatisch<br />

schließen.<br />

Organisatorische Maßnahmen zum<br />

Brandschutz<br />

Alle Brände sind zunächst Entstehungsbrände. Daher gilt<br />

es, Entstehungsbränden vorzubeugen und die Brandlast,<br />

d.h. die Menge aller brennbaren Stoffe, so gering wie möglich<br />

zu halten. So ist für jeden Raum zu prüfen, in welchen<br />

Mengen leicht entfl ammbare Stoffe (Vorhänge, Bodenbeläge,<br />

Polstermöbel, Lösemittel, Lacke, Papier uvm.) vorhanden<br />

sind. Nichtbenötigtes Material sollte ausgelagert oder entsorgt<br />

werden. Leicht entfl ammbare Stoffe sollten gegen schwer<br />

entfl ammbare Stoffe ausgetauscht werden (Prüfzertifi kat des<br />

Herstellers). Mit Lösemitteln darf nur in den erforderlichen<br />

Mengen, d.h. in Gebinden mit maximal 1 Liter Inhalt, umgegangen<br />

werden. Für die Aufbewahrung von Lösemitteln<br />

gelten im Übrigen besondere Vorschriften. Besondere<br />

Brandgefahren gehen auch von elektrischen Geräten aus. Alle<br />

elektrischen Geräte müssen mit den einschlägigen Prüfzeichen<br />

ausgestattet sein. Elektrische Heizgeräte, die nicht über eine<br />

automatische Temperaturregelung verfügen (Wasserkocher,<br />

Kaffeemaschinen, Kochplatten, Heizstrahler...) sind verboten.<br />

Kaffeemaschinen müssen auf einer feuerfesten Unterlage stehen.<br />

Generell ist zu prüfen, in wie weit die Benutzung zu untersagen<br />

ist. “Vergessene” Kaffeemaschinen stellen eine ernst<br />

zu nehmende Brandgefahr dar. Lüftungsgitter elektrischer<br />

Geräte (z.B. Computermonitore) dürfen auf keinen Fall abgedeckt<br />

werden. Einmal jährlich sollte eine Sicherheitsbegehung<br />

stattfi nden. An dieser Begehung nehmen neben dem/<br />

der Schulleiter/in auch der/die Sicherheitsbeauftragte,<br />

der Hausmeister und bei Bedarf Mitarbeiter/innen des<br />

Schulträgers und der Feuerwehr teil. Über das Ergebnis wird<br />

ein Protokoll angefertigt, in dem eventuelle Mängel sowie<br />

Vereinbarungen zur Abhilfe vermerkt werden.<br />

Unterweisung: Lehrerinnen und Lehrer sind regelmäßig<br />

über Standort, Anordnung und ggf. Gebrauch der vorhandenen<br />

Selbstschutzeinrichtungen (z.B. Feuerlöscher) zu<br />

unterweisen. Zweimal jährlich fi ndet ein Probealarm statt.<br />

Empfehlenswert ist dabei die Zusammenarbeit und die<br />

Anwesenheit der Feuerwehr. Im Anschluss sind die Schüler/<br />

innen über Zweck und Ziel der Übungen zu belehren. Das<br />

Ergebnis der Alarmproben ist aktenkundig zu machen,<br />

Mängel sind mit Nachdruck zu beanstanden und unverzüg-<br />

36<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

lich abzustellen. Im Falle eines Alarms sind für die Schüler/<br />

innen außerhalb der Gebäude Sammelstellen zu bestimmen.<br />

Diese müssen so gewählt werden, dass keine Gefährdung<br />

durch Feuerwehr- und Rettungsmannschaften eintritt. Jede<br />

<strong>Schule</strong> hat einen Alarmplan zu erstellen, in dem genau geregelt<br />

wird, was im Ernstfall zu tun ist. Dazu zählen in erster<br />

Linie Fluchtwegepläne und Alarmierungspläne, aber auch das<br />

Wissen über besondere Gefahrenquellen im Brandfall wie beispielsweise<br />

Lagerorte von Druckgasfl aschen und brennbaren<br />

Flüssigkeiten. Diese müssen in einem Gebäudeplan gekennzeichnet<br />

werden. Außerdem sollten Personen mit besonderen<br />

Aufgaben benannt werden.<br />

Verhalten bei Ausbruch eines Brandes<br />

Bei einem Brand – auch bei einem scheinbar kleinen Brand<br />

– ist unverzüglich Alarm zu geben. Erst dann sind eigene<br />

Löschversuche zu unternehmen. Es gilt der Grundsatz:<br />

Personenschutz geht vor Sachschutz. Der Alarm muss so lange<br />

tönen, bis alle in Sicherheit sind. Das Schulgebäude wird<br />

zügig verlassen. Fenster und Türen werden geschlossen aber<br />

nicht verschlossen. Elektrische Geräte werden abgeschaltet,<br />

Gas- und Druckluftzufuhr abgestellt. Der Lehrer bzw. die<br />

Lehrerin überzeugt sich, dass niemand zurück geblieben ist<br />

(Nebenräume, Toiletten...). Die Schüler/innen treffen sich am<br />

Sammelort. Dort wird die Vollzähligkeit festgestellt. Ist die<br />

Benutzung der Fluchtwege nicht mehr möglich, so bleiben<br />

die Schüler/innen (sofern nicht andere Maßnahmen geboten<br />

sind) in ihrem Raum bzw. begeben sich in einen Raum,<br />

der von der Gefahr möglichst weit entfernt liegt und für die<br />

Rettungsarbeiten zweckmäßig ist. Die Türen sind zu schließen<br />

und – nur in diesem Fall – die Fenster zu öffnen. Anschließend<br />

macht sich die Gruppe durch Rufen bemerkbar. Die Schüler/<br />

innen sind vor unüberlegten Schritten zurück zu halten.


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Rechtliche Regelungen<br />

� Richtlinien für die brandschutztechnische Ausstattung<br />

von <strong>Schule</strong>n und das Verhalten bei Ausbruch eines<br />

Brandes und bei sonstigen Gefahren (Brandschutzerlass),<br />

ABl 6/2003<br />

� Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des<br />

Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des<br />

<strong>Gesundheit</strong>sschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit<br />

(Arbeitsschutzgesetz): http://bundesrecht.juris.de/arbschg/index.html<br />

�<br />

Arbeitsstättenverordnung: http://bundesrecht.juris.de/<br />

arbst_ttv_2004/index.html<br />

� Verordnung über die Prüfung technischer Anlagen und<br />

Einrichtungen in Gebäuden: http://www.hessenrecht.<br />

hessen.de/gesetze/361_Baurecht/361-115-TPruefVO/<br />

TPruefVO.htm<br />

�<br />

DIN 14096 Teile 1-3 Brandschutzordnung<br />

� Sicherheits- und <strong>Gesundheit</strong>sschutzkennzeichnung am<br />

Arbeitsplatz, GUV-V A8: http://regelwerk.unfallkassen.<br />

de/regelwerk/data/regelwerk/m_uvv/V_A8.pdf<br />

� Feueralarm in der <strong>Schule</strong>, GUV-SI 8051: http://regelwerk.unfallkassen.de/regelwerk/data/regelwerk/s_inform/SI_8051.pdf<br />

Autor<br />

Landesfeuerwehrverband <strong>Hessen</strong><br />

Kölnische Straße 44-46<br />

34117 Kassel<br />

Tel: (0561) 78 89 63 08<br />

info@feuerwehr-hessen.de<br />

� lfv.feuerwehr-hessen.de<br />

�<br />

www.ukh.de<br />

37


Brandschutzerziehung<br />

Brandschutzerziehung ist ein wichtiges Anliegen der<br />

schulischen Bildung, denn die Folgen von falschem<br />

Umgang mit Feuer und Unwissenheit über richtiges<br />

Verhalten bei einem Brand führen leider immer wieder<br />

zu teilweise schwerwiegenden oder gar tödlichen<br />

Unfällen. Daher muss die Aufklärung, die im Kindergarten<br />

beginnt, in allen Schulstufen altersgemäß<br />

weitergeführt werden.<br />

Ziel der Brandschutzerziehung ist es auch, das Interesse<br />

von Schülerinnen und Schülern für die Feuerwehr und das<br />

Engagement in der Jugendfeuerwehr zu wecken.<br />

Verankerung der Brandschutzerziehung<br />

in den Lehrplänen (Stand: Juni 2007)<br />

Grundschule<br />

Der Rahmenplan für die Grundschule nennt im Teil A<br />

(Übergreifende Orientierungen) unter „Erfahrung mit Natur<br />

und Technik“ das „Erkunden von technischen Einrichtungen<br />

und Anlagen im Schulgebäude und in der Nachbarschaft“.<br />

Dort wird u.a. explizit auf Feuermelder verwiesen.<br />

Für den Sachunterricht (1.-4. Klasse) wird unter dem Stichwort<br />

„Außerschulische Aktivitäten“ auch der Besuch der Feuerwehr<br />

genannt. Für die Klassenstufen 1 und 2 werden beim Lernfeld<br />

„Material/Materialeigenschaften“ der verantwortungsvolle<br />

Gebrauch von Streichhölzern und Feuerzeugen sowie die<br />

Gefahren von Feuer aufgeführt. In den Klassenstufen 3 und<br />

38<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />

4 kommt dann das Kennenlernen von brennbaren und nicht<br />

brennbaren Stoffen sowie die Geschichte des Feuers hinzu.<br />

Für das fächerübergreifende Aufgabengebiet „<strong>Gesundheit</strong>serziehung“<br />

wird unter dem Thema „Gefahren erkennen, vermeiden,<br />

verhindern“ ausdrücklich der Umgang mit Feuer<br />

genannt.<br />

Hauptschule<br />

Im Bildungsgang der Hauptschule taucht die Brandschutzerziehung<br />

in den Fächern Deutsch, Ethik und Chemie auf.<br />

Im Fach Deutsch (Jg. 6) wird im Bereich „Texte und Medien“<br />

Verhaltensregeln bei Feueralarm als Beispiel für Sach- und<br />

Gebrauchstexte genannt. Im Fach Ethik (Jg. 5) wird unter<br />

der Überschrift „Verantwortung übernehmen“ bei den<br />

verbindlichen Inhalten unter dem Thema „Verantwortung<br />

für andere übernehmen“ die Jugendfeuerwehr benannt.<br />

Im Chemieunterricht (Jg. 8) wiederum sollen unter der<br />

Unterrichtseinheit „Stoffe und ihre Eigenschaften“ u.a. die


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Brennbarkeit behandelt werden. Dabei können auch Hinweise<br />

zu Brandverhütung und Brandbekämpfung gegeben werden.<br />

In der Einheit „Luft und Verbrennung“ fi nden sich die<br />

Stichworte Feuer, Gefahren des Feuers und Brandbekämpfung.<br />

In diesem Kontext steht der Hinweis: Motivation zum<br />

Engagement bei der Jugendfeuerwehr schaffen.<br />

Realschule<br />

Im Bildungsgang für den mittleren Abschluss fi nden sich<br />

konkrete Bezüge in den Fächern Englisch und Chemie. Im<br />

Englischunterricht (Jg. 6) sollen öffentliche Einrichtungen<br />

wie z.B. die Feuerwehr behandelt werden. In Chemie (Jg. 8)<br />

wird in der Unterrichtseinheit „Luft – ein lebensnotwendiges<br />

Stoffgemisch“ „Brandverhütung und Brandbekämpfung“ als<br />

verbindlicher Inhalt benannt. Bei den Arbeitsmethoden fi nden<br />

sich die Hinweise: Brandschutzpraktikum in Zusammenarbeit<br />

mit der örtlichen Feuerwehr und Rollenspiel: Luft und<br />

Luftverschmutzung.<br />

Gymnasium (9 Jahre)<br />

Im G9 Bildungsgang ist das Thema ebenfalls im<br />

Chemieunterricht (Jg. 8) vorgesehen. In der Unterrichtseinheit<br />

„Die chemische Reaktion – Stoffumsatz und Energieumsatz“<br />

sollen verschiedene Arten der Brandbekämpfung behandelt<br />

werden. Im Unterpunkt „Verbrennungsvorgänge in Alltag und<br />

Umwelt“ sollen die Bedingungen für Verbrennungen/Brände;<br />

Explosionen sowie Feuerlöschen und Brandschutz erarbeitet<br />

werden.<br />

Gymnasium (8 Jahre)<br />

Im (neueren) Lehrplan für das 8-jährige Gymnasium wird<br />

die Brandschutzerziehung im Chemieunterricht (Jg. 7) etwas<br />

differenzierter dargestellt. In der Unterrichtseinheit „Stoffe<br />

werden verändert/Die chemische Reaktion“ werden im<br />

Teilaspekt „Verbrennungsvorgänge in Alltag und Umwelt“<br />

Bedingungen für Verbrennungen/Brände/Explosionen, technische<br />

Vorkehrungen zum Feuerlöschen und Brandschutz sowie<br />

Beurteilen geeigneter Löschmaßnahmen genannt.<br />

In diesem Kontext wird der Besuch der Feuerwehr vorgeschlagen.<br />

Bei den Hinweisen zu den Arbeitsmethoden werden<br />

als Referatsthemen Gefährliche Brände und Brandklassen<br />

benannt.<br />

Als Thema für einen Stationenlauf wird Bedingungen für die<br />

Brandentstehung genannt.<br />

Materialien für die Brandschutzerziehung<br />

Der hessische Landesfeuerwehrverband (LFV) hat den<br />

Ordner „Feuer und Flamme“ für die Brandschutzerziehung<br />

in der Grundschule herausgegeben. Der Ordner enthält neben<br />

Sachinformationen und Experimentiervorschlägen auch fertige<br />

Arbeitsblätter für den Unterricht. Der Ordner kann über<br />

das Projektbüro <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> bezogen werden.<br />

Autor<br />

Landesfeuerwehrverband <strong>Hessen</strong><br />

Kölnische Straße 44-46<br />

34117 Kassel<br />

Tel: (0561) 78 89 63 08<br />

info@feuerwehr-hessen.de<br />

� lfv.feuerwehr-hessen.de<br />

�<br />

www.ukh.de<br />

39


Die Fahrradwerkstatt in der <strong>Schule</strong><br />

Das Bertha-Bike-Center der Bertha-von-Suttner-<strong>Schule</strong> in Nidderau<br />

Eine schuleigene Fahrradwerkstatt fungiert als Ausgangspunkt für ein<br />

breites Spektrum von fahrradbezogenen Aktivitäten und Projekten. Je<br />

nach ihrer spezifi schen Einbindung ins Schulprogramm kann sie darüber<br />

hinaus auch zum Motor weiterer Aspekte der Mobilitätserziehung<br />

werden.<br />

Die Möglichkeiten reichen vom handwerklichen<br />

Werkstattbetrieb bis zu mehrtägigen Fahrradtouren, vom<br />

Geschicklichkeitsparcours bis zu gemeinsamen Projekten mit<br />

Grundschulen oder Jugendzentren, von Inlinerprojekten bis<br />

zur Entwicklung von Konzepten für eine fahrradfreundliche<br />

Infrastruktur in der Gemeinde.<br />

Einrichtung und Betrieb einer Fahrradwerkstatt tragen einerseits<br />

der zunehmenden Beliebtheit des Fahrrads bei<br />

Jugendlichen Rechnung, sie sind andererseits auch dazu<br />

prädestiniert, die Forderung nach projektorientierten<br />

Arbeitsformen mit unmittelbarem Bezug zur Lebenswelt der<br />

Schüler zu realisieren. Für die Öffnung von <strong>Schule</strong> kann die<br />

Fahrradwerkstatt eine Schlüsselstellung einnehmen.<br />

Starthilfe in Form einer Erstausstattung mit Geräten und<br />

Werkzeugen gewährt die Landesverkehrswacht <strong>Hessen</strong><br />

e.V. auf Vermittlung der zuständigen Fachberater für<br />

Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung.<br />

Als erfolgreiches Beispiel wird im Folgenden das Bertha-<br />

Bike-Center vorgestellt. Dies ist die vor 15 Jahren gegründete<br />

Fahrradwerkstatt an der Bertha-von-Suttner-<strong>Schule</strong><br />

40<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung<br />

in Nidderau (Main-Kinzig-Kreis), einer integrierten<br />

Gesamtschule von Kl. 5 – 10. Die dargestellten Aktivitäten<br />

können als Anregung für die Entwicklung eigener Vorhaben<br />

dienen und je nach Zielsetzung und Rahmenbedingungen<br />

variiert bzw. ergänzt werden. Nicht jedes Rad muss neu erfunden<br />

werden, aber es lohnt sich auch, an der Verbesserung<br />

bereits rollender Räder zu basteln!<br />

Genutzt wird die Fahrradwerkstatt sowohl im<br />

Wahlpfl ichtbereich als auch im Rahmen der pädagogischen<br />

Nachmittagsbetreuung (Arbeitsgemeinschaften)<br />

von Schülerinnen und Schülern aller Jahrgänge. Indem hier<br />

„Lehrlinge“ aus den 5. Klassen mit „Gesellen“ aus den älteren<br />

Jahrgängen gemeinsam arbeiten, realisiert der Betrieb<br />

eine der wenigen Gelegenheiten, soziales Lernen über die<br />

Altersgrenzen hinweg zu praktizieren.<br />

Der Werkstattbetrieb kreist um 4 Arbeitsschwerpunkte:<br />

1. Reparatur von Fahrrädern aus dem gesamten Bereich der<br />

Schulgemeinde, teilweise auch darüber hinaus.


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

2. Instandsetzung gebrauchter Räder (Herkunft: Spenden,<br />

Fundbüro, Bauhof). Der Verkauf dieser „Billigräder“ sichert<br />

die materielle Basis der Werkstatt.<br />

3. Entsorgung von Altfahrrädern in Kooperation mit<br />

der Stadt Nidderau: Alte Räder wandern nicht zum<br />

Sperrmüll, sondern werden im Bertha-Bike-Center restlos<br />

zerlegt, wobei eine saubere Wertstofftrennung erfolgt:<br />

Metallschrott, Restmüll und Ersatzteile. Im Gegenzug<br />

hält der Bauhof kostenlos einen Schrottcontainer vor, der<br />

vor der Werkstatt steht und auf Abruf geleert wird.<br />

4. Konstruktion und Bau von allerhand nützlichen Geräten<br />

aus alten Fahrradteilen, z.B. Anhänger, Werkstattsitz,<br />

Kurbelfußbank u.v.m.<br />

Alljährlich vor den Osterferien, also um den Frühlingsanfang<br />

herum, organisiert das Bertha-Bike-Center die „Nidderauer<br />

Fahrradbörse“ mit zwei wesentlichen Schwerpunkten:<br />

1. Verkauf der Fahrräder, die in der Werkstatt hergerichtet<br />

wurden. Die Renner sind dabei Kinderfahrräder und<br />

das so genannte „Bahnhofsrad“, das Zweitrad für den<br />

Bahnpendler.<br />

2. Flohmarkt „Privat an Privat“ mit Provision an das Bertha-<br />

Bike-Center.<br />

Diese Veranstaltung leistet einen wesentlichen Beitrag zur fi -<br />

nanziellen Unabhängigkeit der Einrichtung.<br />

Workshops<br />

Für Viertklässler der umliegenden Grundschulen wurde ein<br />

Fahrrad-Workshop mit 7 Lernstationen konzipiert und mehrfach<br />

erprobt, der die Fahrradausbildung in der Grundschule<br />

sinnvoll ergänzt. Auch am alljährlichen „Tag der offenen Tür“<br />

erfreut sich dieses Angebot eines regen Zuspruchs.<br />

Bertha-Runde: Diese nach Art eines Volksradfahrens organisierte<br />

Veranstaltung wird nicht nur von Schülern, Eltern und<br />

Kollegen bestritten, sondern nimmt mittlerweile einen festen<br />

Platz im Veranstaltungsprogramm der Stadt Nidderau ein.<br />

Bei passenden Gelegenheiten (Schulfeste, Sporttage,<br />

Fahrradbörse usw.) wird ein Fahrrad-Parcours aufgebaut, des-<br />

sen Stationen nach dem Vorbild der Jugendverkehrsschule<br />

bzw. des ADAC-Parcours von den Schülern der Fahrrad-AG<br />

selbst gebaut wurden. Auch im Programm der Mobilitätstage<br />

„Munter & Mobil“ für die 5. Klassen hat der Parcours seinen<br />

festen Platz.<br />

Das Bertha-Bike-Center unterhält einen Pool mit<br />

Leihfahrrädern und -helmen, die gegen geringe Gebühren<br />

an Mitglieder der Schulgemeinde, aber auch an externe<br />

Jugendgruppen oder Nachbarschulen ausgeliehen werden.<br />

Die Mittel für die Anschaffung stammen größtenteils aus<br />

den Prämien für die dreimalige erfolgreiche Teilnahme am<br />

Wettbewerb „Fahrradfreundliche <strong>Schule</strong>“.<br />

Mit Einführung der Projektprüfung für den<br />

Hauptschulabschluss ist der Fahrradwerkstatt ein weiteres<br />

Arbeitsfeld zugewachsen:<br />

� Bau eines Lastendreirads,<br />

� Umbau eines Vorderrads mit Nabendynamo zum<br />

Windkraftwerksmodell,<br />

� Verkaufsfertige Instandsetzung eines Tourenrads,<br />

� Auswertung einer Statistik von Unfällen mit<br />

Radfahrerbeteiligung<br />

sind nur einige Beispiele erfolgreicher Projekte aus den letzten<br />

Jahren.<br />

Öffnung von <strong>Schule</strong>: Einige der vorgenannten Aktivitäten<br />

sind Musterbeispiele für die Einbindung der <strong>Schule</strong> in ihr<br />

kommunales Umfeld: Fahrradbörse, Bertha-Runde und das<br />

Entsorgungsprojekt sind aber noch nicht alles. Eine enge<br />

Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe des ADFC (die auf<br />

Initiative des Bertha-Bike-Centers gegründet wurde) zeigt sich<br />

41


etwa in der Durchführung von Pannenkursen für Freizeitradler<br />

oder im Angebot eines Codierservice bei der Fahrradbörse.<br />

Im städtischen Arbeitskreis „Radwegeplanung“ ist der<br />

Vertreter des Bertha-Bike-Center ein gern gesehener<br />

Dauergast.<br />

Bei Veranstaltungen wie dem Regionalfest zur Einweihung<br />

der „Hohen Straße“ betreibt das Bertha-Bike-Center einen<br />

„Mobilen Pannendienst“.<br />

42<br />

Fahrradtouren<br />

Unterstützung<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Ohne breite Akzeptanz und tatkräftige Unterstützung aus allen<br />

in Frage kommenden Bereichen ist ein derartig erfolgreicher<br />

Betrieb undenkbar:<br />

Schulleitung und Kollegium, Elternbeirat und Förderverein,<br />

städtische Gremien und nicht zuletzt die örtlichen<br />

Fahrradläden zeigten von Anfang an ihr Wohlwollen und halfen,<br />

jeder auf seine Weise, das Bertha-Bike-Center zu einem<br />

Erfolgsmodell werden zu lassen, das aus dem Schulprogramm<br />

kaum noch wegzudenken ist.<br />

Autor & Kontakt<br />

Die Fahrradwerkstatt in der<br />

<strong>Schule</strong><br />

Reparaturen<br />

Fahrradparcours Workshops<br />

Fahrradwerkstatt<br />

Projekte<br />

Werner Fröhlich<br />

Physik- und Chemielehrer<br />

der Bertha-von-Suttner-<strong>Schule</strong> Nidderau bis Februar 2005<br />

seitdem in der Freistellungsphase der Altersteilzeit.<br />

Er betreibt aber weiterhin die Fahrradwerkstatt der <strong>Schule</strong>.<br />

E-Mail: froehlich-oberau@t-online.de<br />

� www.radfi t.de<br />

Fahrradbörse<br />

Rad- und Helmverleih Fahrrad-Infothek


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Verkerserziehung/Mobilitätsbildung<br />

Inline-Projekt einer Grundschule<br />

Inline-Skating hat sich vor rund 10 Jahren von einer Trendsportart zu<br />

einem Massenphänomen entwickelt. Die positiven Wirkungen für die<br />

<strong>Gesundheit</strong> und Fitness sind offenkundig. Dazu kommt, dass Geräte<br />

und Zubehör erschwinglich sind und die Grundzüge sich relativ leicht<br />

erlernen lassen.<br />

Mit steigender Verbreitung rücken jedoch auch die Schattenseiten in den<br />

Blickpunkt: Die Unfallgefahr ist hoch. Oft sind Verletzungen sehr schwer,<br />

besonders dann, wenn keine ausreichende Schutzkleidung getragen wird<br />

oder der Skater seine Fähigkeiten überschätzte.<br />

Hier setzt die Intention der Keltenbergschule Glauburg an, einer<br />

Grundschule im Wetteraukreis. Ich nahm als Sportlehrerin<br />

Mitte der 90er Jahre an dem hessenweiten Projekt von K2 und<br />

der Sporthochschule Köln teil. Die <strong>Schule</strong> erhielt damals eine<br />

Grundausstattung mit Inline-Skates, Helmen und Protektoren<br />

für Knie und Ellenbogen. Später konnte ich meine Kenntnisse<br />

in Seminaren der Deutschen Verkehrswacht mit Eric Bayer<br />

vervollkommnen.<br />

So ist das Inline-Skating bei uns schon lange zu einem festen<br />

Bestandteil des Sportunterrichts in den 4. Klassen geworden.<br />

Hier werden alle Schüler/innen des Jahrgangs ein Halbjahr<br />

lang in je einer Stunde pro Woche in die Grundkenntnisse des<br />

Inline-Skatings eingewiesen.<br />

Ziele sind:<br />

� Sicherheitserziehung (Helm, Protektoren...)<br />

� Stärkung der Ich-Kompetenz<br />

� Gleichgewichts-Schulung<br />

� Spielräume und öffentlichen Verkehr unterscheiden<br />

lernen.<br />

Weiter stehen Bremsübungen im Vordergrund der<br />

Übungsstunden.<br />

Im Folgenden wird des Projekt einer 3. Klasse dokumentiert,<br />

die sich, gegen Ende des Winters, also rechtzeitig vor<br />

der neuen Saison im Frühjahr, während einer einwöchigen<br />

Sportfreizeit im Sportzentrum Ronneburg im Main-Kinzig-<br />

Kreis zum Teil erstmals mit Inlinern beschäftigten.<br />

Abfolge der Übungen:<br />

1. Fallübungen ohne Inline-Skates, aber mit Knie- und<br />

Ellenbogenprotektoren.<br />

2. Fallübungen mit Inline-Skates.<br />

3. Übungen zum Aufstehen und Gleiten.<br />

4. Gleichgewichtsübungen:<br />

� auf einem Bein stehen<br />

� Fahren mit Partner<br />

� Fahren ohne Partner<br />

5. Gewichtsverlagerung beim Fahren von einer Seite der<br />

Turnhalle zur anderen.<br />

6. In Gruppen fahren und anhalten<br />

43


7. Übungen mit dem großen Schwungtuch mit und ohne<br />

Ball.<br />

8. Kreise fahren.<br />

9. Slalomfahren (Hütchen bzw. halbe Tennisbälle)<br />

10. Hüpfübungen über Stangen (verschiedene Höhe)<br />

11. Hüpfübungen über das große Schwungseil.<br />

12. Für Fortgeschrittene:<br />

� Kreuzübungen<br />

� Spitzenfahren<br />

� Ramp befahren<br />

Den Kinder hat das großen Spaß gemacht. Besonders stolz<br />

waren diejenigen, die vorher noch nicht Inline-Skaten konnten.<br />

Die Kinder haben sich gegenseitig geholfen und aufeinander<br />

Rücksicht genommen. Einen großen Raum hat die<br />

Erarbeitung der möglichen Spielräume eingenommen. Keines<br />

der Kinder wird ohne Protektoren fahren oder mit Inlinern<br />

im Straßenverkehr unterwegs sein. Dies bewirkt die gegenseitige<br />

soziale Kontrolle in den Wohnorten der Schüler/innen<br />

und das langjährige „stille Übereinkommen“ innerhalb der<br />

Schulgemeinde.<br />

Autorin<br />

Christa Reichert<br />

Sportlehrerin der Keltenbergschule Glauburg<br />

Tel: 06041-1844<br />

Fachberaterin für Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung<br />

im Hochtaunus- und Wetteraukreis.<br />

44<br />

Literatur<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

� Skate & Roll, Inline-Projekte für die Sekundarstufe I,<br />

Deutsche Verkehrswacht e.V.<br />

� Inline Skating Tipps, Tricks, Know-How für Anfänger<br />

und Fortgeschrittene. Spielzeit ca. 40 Min. actiVideo von<br />

Carolyn Bradley<br />

� Sebastian Baumgartner: Inline-Skaten: Bremstechnik<br />

und Sicherheit, BLV-Verlagsgesellschaft<br />

� Gudrun Schlichte: Inline-Skaten lernen – aber sicher,<br />

Verlag an der Ruhr<br />

�<br />

Könemann: Inline-Skating; VHS und buch, Köln 2001


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung<br />

Sicher und selbständig zur <strong>Schule</strong><br />

Schulwegtraining der zukünftigen Erstklässler<br />

Seit vielen Jahren gibt es das Programm „Kind und Verkehr“<br />

(KuV) des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), das in<br />

erster Linie Eltern<br />

�<br />

�<br />

�<br />

zur Verkehrserziehung ihrer Kinder,<br />

zur Beaufsichtigung und<br />

zur Festlegung sicherer Spielbereiche befähigen will.<br />

Die Landesverkehrswacht <strong>Hessen</strong> hat dieses Programm um<br />

einen wichtigen Baustein erweitert: Das Schulwegetraining<br />

für zukünftige Erstklässler. Zum Ende des KuV-Elternabends<br />

in der Kindertagesstätte oder Kindergarten bietet der/die<br />

Moderator/in ein spezielles Vorbereitungstraining für die<br />

Kinder an, die zu Beginn des folgenden Schuljahres die<br />

Grundschule besuchen werden.<br />

Wie läuft das ab?<br />

�<br />

Die Eltern der „Schulkinder“ erhalten einen „Schulweg-<br />

Diagnosebogen“.<br />

� Sie gehen mögliche Schulwege Ihres Kindes ab und stellen<br />

fest, welche Verkehrssituationen Ihr Kind bewältigen<br />

muss. Dies kreuzen Sie auf dem Diagnosebogen an.<br />

� Die Eltern beobachten ihr Kind bei verschiedenen Wegen<br />

(einkaufen, Spaziergang, Kindergartenweg) und stellen<br />

fest, welche Situationen es bereits sicher, einigermaßen<br />

oder gar nicht bewältigen kann.<br />

� Bei einer weiteren Elternveranstaltung im Kindergarten<br />

werden alle mit dem Schulweg und deren Vorbereitung<br />

verbundenen Fragen behandelt und danach weiter eifrig<br />

trainiert.<br />

� Als Erfolgskontrolle legen die Kinder zu einem vereinbarten<br />

Termin eine Wegstrecke mit verschiedenen<br />

Aufgaben selbständig zurück. Eltern und Erzieherinnen<br />

beobachten die Kinder an den einzelnen Stationen und<br />

sichern die Problemstellen ab.<br />

Diese Wegstrecke beginnt zweckmäßigerweise an der<br />

Kindertagesstätte/dem Kindergarten und endet möglichst an<br />

der später zu besuchenden <strong>Schule</strong> bzw. an der Bushaltestelle,<br />

45


von der die Kinder später zur <strong>Schule</strong> fahren. Am Ziel werden<br />

die Kinder nacheinander z.B. von der späteren Klassenlehrerin<br />

empfangen, in einer Schulklasse beschäftigt bis alle Kinder<br />

da sind und der/die Moderator/in mit den Eltern die beobachteten<br />

Verhaltensweisen besprochen hat.<br />

Zum Schluss erhalten alle teilnehmenden „Schulkinder“ einen<br />

Schulwegepass und ggf. ein kleines Geschenk. Dieses<br />

Training ist – dort wo es bisher durchgeführt wurde – von den<br />

Eltern und den Erzieherinnen positiv bewertet worden.<br />

Autor<br />

Heinrich Euler<br />

Fachberater für Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung<br />

beim HKM<br />

Beisitzer im Landesvorstand der Verkehrswacht <strong>Hessen</strong><br />

Glauberger Str. 28 A<br />

63695 Glauburg<br />

Tel.: 06041-339<br />

E-Mail: Euler-Glauburg@t-online.de<br />

Beispiel für eine Schulweg-Scheckliste, mit der<br />

Eltern an einem der ausgewählten Kontroll-Punkte<br />

die Kinder in der Reihenfolge, in der sie alleine den<br />

vorher festgelegten Weg gehen, beurteilen.<br />

Schulweg-Checkliste<br />

Standort: Ampel an der Sparkasse<br />

Name: …………………………………………<br />

Auf dem Straße Sicher an<br />

Gehweg an einer der Haupt-<br />

gehen Ampel str. weiter<br />

überque- gehen<br />

ren<br />

Janis<br />

Lisa Marie<br />

Julius<br />

Scarlett<br />

Julien<br />

Darwin<br />

Bewertung: + oder –<br />

Bei – auch den Fehler angeben<br />

46<br />

Schulweg-Diagnose<br />

� www.dvr.de<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

Liebe Eltern!<br />

Bitte gehen Sie den künftigen Schulweg (bzw. Weg<br />

zur Bushaltestelle) Ihres Kindes ab.<br />

Kreuzen Sie dabei auf dem Bogen jede Art der<br />

Verkehrsteilnahme einmal an, so wie sie Ihr Kind<br />

bewältigen muss.<br />

Bringen Sie den Bogen dann zum Elternabend mit.<br />

� Auf dem Gehweg gehen<br />

� Auf dem Gehweg mit Hindernissen gehen (z.B.<br />

Baustelle, Mülltonnen,..)<br />

� Eine Fahrbahn überqueren<br />

� an der Ampel<br />

� am Zebrastreifen<br />

� an der Verkehrsinsel<br />

� an einer ungesicherten aber ruhigen Straße<br />

� an einer ungesicherten, lebhaft befahrenen<br />

Straße<br />

� an einer ungesicherten Hauptverkehrsstraße<br />

� Eine Straße ohne Gehweg gehen<br />

� Einen Fußgängerweg ohne Kraftfahrzeugverkehr<br />

gehen (z.B. im Park, im Wald, zwischen<br />

Hausfluchten,...)<br />

� Mit einem Schulbus fahren<br />

� Mit einem Linienbus fahren<br />

� Weiteres?………………<br />

Was mein Kind schon gut kann:<br />

……………………………………………………………<br />

……………………………………………………………<br />

……………………………………………………………<br />

Was mein Kind noch nicht so gut kann:<br />

……………………………………………………………<br />

……………………………………………………………<br />

……………………………………………………………<br />

� www.verkehrswachthessen.de


Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />

Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung<br />

Erstellen eines Schulwegeplanes<br />

Im Folgenden werden Hilfen zur Erstellung eines Schulwegeplanes so gegeben, dass es für jede <strong>Schule</strong><br />

möglich ist, einen aussagekräftigen und aktuellen Schulwegeplan zu erstellen.<br />

1. Grundlage<br />

Erlass v. 15.07.2003 „Sicherung der Schülerinnen und Schüler<br />

auf dem Schulweg“ (Abl. 8/03 Seite 571).<br />

„Die Sicherung der Schulwege ist gemeinsame Aufgabe<br />

der Straßenverkehrs-, Polizei- und der allgemeinen<br />

Ordnungsbehörde. In der Ausführung ist sie Angelegenheit<br />

der Straßenbaulastträger. Schulaufsichtsbehörden, Schulträger,<br />

<strong>Schule</strong>n und Eltern stehen beratend und unterstützend<br />

zur Seite. Die Schulleitung arbeitet zumindest für die<br />

Jahrgänge 1 bis 7 einen Schulwegplan aus. Schulwegpläne<br />

sind Darstellungen, in denen die sichersten Wege zur <strong>Schule</strong><br />

empfohlen werden.“<br />

2. Planungsraster<br />

Schritt 1<br />

�<br />

Sammlung von Informationen<br />

Schritt 2<br />

� Gemeinsame Konferenz mit Vertreter/innen aller<br />

Institutionen<br />

� zur Analyse und Erstellung des Plans unter<br />

Berücksichtigung von Änderungswünschen bzw.<br />

Notwendigkeiten in Bezug auf verkehrsregelnde<br />

Maßnahmen bzw. beim Straßennetz<br />

Schritt 3<br />

�<br />

Zustimmung der Schulkonferenz<br />

Schritt 4<br />

Verteilung an<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Eltern (z.B. vor der Einschulung)<br />

Presse<br />

Kommune<br />

Veröffentlichung auf der Homepage der <strong>Schule</strong><br />

47


3. Hilfe zur Informationsgewinnung<br />

Beispiel: Fragebogen für Schüler/innen<br />

Aus der Arbeitsanweisung, der Gefahrenliste wird ein<br />

Fragebogen erstellt. Auf die Rückseite des Fragebogen wird<br />

ein Stadtplan kopiert, es bleibt Platz für Erläuterungen.<br />

Arbeitsanweisung<br />

� Bitte deine Eltern eventuell um Hilfe.<br />

� Trage in der Karte ein, wo genau du morgens und mittags<br />

gehst und auf welcher Straßenseite.<br />

� Zeichne ein, wo du die Straße überquerst.<br />

� Überlege, wo Gefahrenpunkte sind, und trage sie in der<br />

Karte mit einem roten Kringel ein.<br />

� Schreibe zu jedem einzelnen Gefahrpunkt auf, welcher<br />

Art die Gefahr ist.<br />

Die folgende Liste kann dabei helfen.<br />

Mögliche Gefahren auf dem Schulweg<br />

48<br />

� Gehweg<br />

� mit Fahrradverkehr<br />

� nicht vorhanden/zu schmal, auf Fahrbahn ausweichen<br />

� zu schmal, bezogen auf die vielen Fußgänger<br />

� blockiert (parkende Autos, Müllautos)<br />

� dunkel (Laternen fehlen), unübersichtlich (Bäume/<br />

Büsche)<br />

� an einer Straße mit vielem Verkehr/ mit hohem<br />

Tempo<br />

� Grundstückseinfahrt<br />

� hier rangieren Busse/ Lkw<br />

� uneinsehbar/ stark befahren/ Lkw-Verkehr<br />

� Überqueren der Straße zwischen geparkten Autos<br />

hindurch<br />

� bei Ampel/ Zebrastreifen, aber die Autos stoppen<br />

nicht<br />

� an ungesicherter/ dunkler/ schattiger Stelle<br />

� bei schnellem, starken Verkehrsaufkommen<br />

� Bus-, Bahnfahrt<br />

� Wartestelle ungesichert an/ auf der Straße, zu klein<br />

� Schubsen/ Drängeln bei Einfahrt, beim Ein-/<br />

Aussteigen<br />

� Überfüllter Bus, stehen während der Fahrt<br />

� ruckartig fahrender Bus (stoppt/ beschleunigt<br />

plötzlich)<br />

www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />

� Fahrradfahrt<br />

� fehlender Fahrradweg<br />

� entlang einer Straße mit vielen Lkws/ starkem<br />

Verkehr<br />

� Hindernisse, unbeleuchtete Stellen, Schlaglöcher<br />

� Autotüren schlagen plötzlich auf (Elterntaxis)<br />

� Elterntaxi<br />

� Aussteigen auf die Straße/ an der <strong>Schule</strong><br />

� Überqueren der Fahrbahn direkt nach dem<br />

Aussteigen<br />

Was geschieht mit dem Plan und den Anmerkungen<br />

und Einzeichnungen?<br />

� Alle so eingegangenen Informationen werden ausgewertet,<br />

sowie weitere Informationen z.B. bei den<br />

Busbetrieben eingeholt.<br />

� In einer Besprechung mit der SV, mit Lehrern, Eltern,<br />

der Straßenverkehrsbehörde, dem Ordnungsamt und der<br />

Polizei werden alle Informationen gesammelt und ein<br />

Schulwegeplan erstellt.<br />

� Dieser zeigt den empfohlenen Schulweg aus den<br />

Stadtteilen bzw. dem Bereich, in dem du wohnst.<br />

4. Hilfe zur Auswertung<br />

Die einzelnen Gefahrenstellen werden zusammengetragen<br />

und in einem Übersichtsplan eingezeichnet. Für jede einzelne<br />

Gefahrenstelle kann jetzt in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen<br />

Beteiligten eine Lösung gefunden werden, diese<br />

Maßnahmen werden dann festgehalten.<br />

Einige Beispiele:<br />

�<br />

Eine Hausecke reicht bis an die Straße heran. Die Schüler<br />

weichen deshalb auf die Fahrbahn aus.:<br />

Maßnahme:<br />

�<br />

Bau eines ausreichend breiten Bürgersteiges<br />

� Der Weg <strong>Schule</strong> – Bahnhof führt entlang einer<br />

Bundesstraße. Vor und nach der <strong>Schule</strong> werden<br />

Bürgersteig und Radweg für jeweils etwa 15 min über<br />

die gesamte Breite bis dicht an die Fahrbahn von einer


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mehr als 800 Schüler umfassenden Kolonne genutzt.<br />

Es herrscht hier großes Gedränge, jedoch fehlt eine<br />

Absicherung zur Fahrbahn. Stolpernde, gerempelte oder<br />

entgegenkommende Fußgänger stürzen leicht auf die<br />

Fahrbahn. Sie sind dort in unmittelbarer Lebensgefahr.<br />

Maßnahmen:<br />

� zusätzliche Sicherung dieses ca. 500 m langen<br />

Bürgersteiges zur Straße hin durch Geländer.<br />

� Bau eines zusätzlichen Schul-Haltestopps der Bahn<br />

und Verlegung dieses Schulweges von der Straße<br />

weg.<br />

� Unübersichtliche Verkehrslage durch Parken der Eltern,<br />

Ein- bzw. Aussteigen der Kinder und ungesichertes<br />

Queren vieler Schüler. Hier befi ndet sich ein breiter<br />

Ausgang vom Schulhof direkt auf die Bundesstraße, der ein<br />

Betreten der Straße ohne jede Barriere zulässt. Gegenüber<br />

der großen Schulhofeinfahrt befi ndet sich ein Bäckerladen,<br />

eine Eisdiele und ein Dönerlokal, Elterntaxis halten hier.<br />

Maßnahmen:<br />

� Halteverbot<br />

� Schülerlotsendienst<br />

� Verlegen der Fußgängerampel zur Schulhofeinfahrt<br />

� Gefahr durch Queren der Fahrbahn ohne geregelten<br />

Übergang. Die Kinder verlassen den Bus<br />

und überqueren sofort die Straße, um durch einen<br />

anderen Weg zur <strong>Schule</strong> zu gelangen.<br />

Maßnahme:<br />

� Diese Schüler sollen den ampelgesicherten<br />

Übergang an einer anderen Straßenecke nutzen.<br />

Daraus kann dann ein „Empfohlener Schulweg“ erstellt und<br />

an Eltern, Schülerinnen und Schüler verteilt werden.<br />

5. Hilfen<br />

Neben den Fachberater/innen für Verkehrserziehung und<br />

Mobilitätsbildung geben auch die örtlichen Verkehrswachten<br />

Hilfen bei der Erstellung des Schulwegeplanes.<br />

Kartenmaterial ist erhältlich vom „Hessischen<br />

Landesvermessungsamt“ und der CD-ROM „DATAstreet<br />

<strong>Hessen</strong>“.<br />

6. Literatur<br />

Planerheft „Schulwegsicherung“, Verkehrstechnisches Institut<br />

der Deutschen Versicherer, Berlin.<br />

Schulwegsicherung – Information für Eltern, Verkehrstechnisches<br />

Institut der Deutschen Versicherer, Berlin.<br />

Ansprechpartner<br />

Dietlind Finn, Fachberaterin für Verkehrserziehung und<br />

Mobilitätsbildung im Schulamt Bergstraße/Odenwald<br />

Studienrätin an der Martin-Luther-<strong>Schule</strong> Rimbach<br />

Staatsstraße 6<br />

64668 Rimbach<br />

Tel.: 06251 – 63453<br />

E-Mail: hdfi nn@t-online.de<br />

49


Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />

Hessisches Kultusministerium<br />

Luisenplatz 10<br />

65185 Wiesbaden<br />

Verantwortlich<br />

B. Zelazny<br />

Redaktionsteam<br />

E. Hilft-Seibring, M. Melcher, R. Weißgraeber<br />

Layout und Titelgestaltung<br />

R. Weißgraeber<br />

robert@weissgraeber.info<br />

Druckerei<br />

Druckerei Zeidler GmbH & Co KG, Mainz-Kastel<br />

Titelbild<br />

istockphoto.com<br />

Erscheinungsweise: 1x jährlich<br />

1. Aufl age: 6000 Exemplare<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

wieder.<br />

50<br />

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