Lehrergesundheit - Schule & Gesundheit - Hessen
Lehrergesundheit - Schule & Gesundheit - Hessen
Lehrergesundheit - Schule & Gesundheit - Hessen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Netzwerkzeitung 2007
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Editorial<br />
Leitgedanken der diesjährigen<br />
Ausgabe der Netzwerkzeitung<br />
<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />
Eine gute <strong>Gesundheit</strong> wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv in der <strong>Schule</strong> aus:<br />
Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit sind stärker ausgeprägt, Herausforderungen<br />
werden leichter bewältigt und die Leistungsfähigkeit steigt. Dies gilt für<br />
Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte gleichermaßen.<br />
<strong>Schule</strong> ist somit ausdrücklich gefordert, <strong>Gesundheit</strong>svorsorge<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sförderung zu gewährleisten.<br />
Dies setzt eine dauerhafte Entwicklungsaufgabe voraus, auf<br />
die die <strong>Schule</strong> vorbereiten sollte. Lehrerinnen und Lehrer<br />
müssen Schlüsselkompetenzen für den professionellen<br />
und sorgsamen Umgang mit eigenen und mit den fremden<br />
Bedürfnissen erwerben.<br />
Gerade im Bereich der <strong>Schule</strong> ist es wichtig, nicht nur mit<br />
den Stärken, sondern auch mit den Grenzen aller in diesem<br />
Umfeld Tätigen adäquat umzugehen.<br />
Der schulische Alltag von Schülerinnen und Schülern und<br />
Lehrerinnen und Lehrern ist durch zunehmende Mehrbelastung<br />
gekennzeichnet – die wünschenswerte Balance zwischen negativen<br />
und positiven Erlebnissen verringert sich.<br />
<strong>Gesundheit</strong>liche Auswirkungen zeigen sich bei Kindern und<br />
Jugendlichen vermehrt in körperlichen Beeinträchtigungen,<br />
Fehlsteuerungen des Immunsystems, Störungen des<br />
Ernährungsverhaltens und des Bewegungshandelns, unzureichender<br />
Bewältigung psychischer Beanspruchungen und<br />
erhöhter sozialer Anforderderungen. Als Folgen des veränderten<br />
Schülerverhaltens sind Motivations-, Konzentrations-<br />
und Disziplinprobleme beobachtbar.<br />
Diese zusätzliche Belastung im schulischen Umfeld<br />
und eine teilweise mangelnde Wertschätzung scheinen<br />
Hauptbelastungsfaktor für die <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen<br />
und Lehrern zu sein. Entscheidende Hilfe kann das Erlernen<br />
des angemessenen Umgangs mit Stress-Faktoren sein.<br />
„<strong>Gesundheit</strong> wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt<br />
geschaffen und gelebt, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten<br />
und lieben“ (Ottawa-Charta, WHO 1986).<br />
Zentrales Anliegen und Ziel muss es also sein, mit Hilfe<br />
geeigneter Maßnahmen eine nachweisbar gesteigerte<br />
<strong>Gesundheit</strong>squalität zu erreichen.<br />
Die <strong>Gesundheit</strong> der Lehrerinnen und Lehrer und die<br />
Steigerung und Erhaltung der berufl ichen Leistungsfähigkeit<br />
tragen nachweislich zum Wohle der Schülerinnen und Schüler<br />
bei.<br />
Die vorgestellten Beiträge dieser Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong><br />
& <strong>Gesundheit</strong> geben Anregungen und zeigen Möglichkeiten<br />
auf, den inneren Ressourcen, Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
zu vertrauen und externe Ressourcen wahrzunehmen, um<br />
<strong>Gesundheit</strong> nachweislich zu fördern.<br />
Karin Wolff<br />
Hessische Kultusministerin<br />
3
Editorial<br />
4<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Die Potsdamer Lehrerstudie im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong> stärken – Coachinggruppen für Lehrer nach dem „Freiburger Modell“ . . . . . . . . . . . . 11<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung an einer berufl ichen <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
Regionale Fachtagung zum Thema: „<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Bildung, <strong>Gesundheit</strong> und Entspannung gehören zusammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Fortbildungsangebot: „Wie kann ich in einem stressigen Berufsalltag für mich selbst sorgen?“ . . . . . . 25<br />
Achtsamkeit in der Erziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Arbeitsschutz & Arbeitssicherheit<br />
Schulsanitätsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Brandschutz in der <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Brandschutzerziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Verkehrserziehung & Mobilitätsbildung<br />
Die Fahrradwerkstatt in der <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Inline-Projekt einer Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
Sicher und selbständig zur <strong>Schule</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
Inhalt<br />
Erstellen eines Schulwegeplanes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
5
Die Potsdamer<br />
Lehrerstudie im Überblick<br />
Lehrerinnen und Lehrer sind keineswegs beneidenswerte<br />
Halbtagsjobber. Vielmehr üben sie einen der anstrengendsten<br />
Berufe aus. Das betrifft speziell die psychischen Belastungen,<br />
die dieser Beruf mit sich bringt. Mit der Potsdamer<br />
Lehrerstudie, die wir im Auftrag und mit Unterstützung des<br />
Deutschen Beamtenbundes und seiner Lehrergewerkschaften<br />
durchführten, sollten Beiträge zur Verbesserung der<br />
Belastungssituation und damit vor allem der psychischen<br />
<strong>Gesundheit</strong> in dieser Berufsgruppe geleistet werden (vgl. auch<br />
www.dbb.de (Lehrerbelastungsstudie)).<br />
Die Arbeiten, die im Dezember 2006 abgeschlossen wurden,<br />
gliederten sich in zwei Etappen. Die erste Etappe<br />
(2000-2003) galt der differenzierten Analyse der vorgefunden<br />
Belastungssituation und der dafür verantwortlichen<br />
Bedingungen. In die Analyse war auch der Vergleich mit<br />
anderen Berufen eingeschlossen. Aufbauend auf diesen<br />
Ergebnissen ging es in der zweiten Etappe (2003-2006)<br />
darum, Maßnahmen zu erproben und darauf gegründete<br />
Unterstützungsangebote auszuarbeiten, die zu einer<br />
Belastungsreduktion führen können.<br />
6<br />
Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt,<br />
Universität Potsdam<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Insgesamt nahmen an beiden Abschnitten der Studie<br />
rund 16000 Lehrerinnen und Lehrer aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet sowie ca. 2500 Lehramtsstudierende und<br />
Referendare teil. Darüber hinaus waren (in der ersten<br />
Etappe) etwa 1500 Lehrerinnen und Lehrer aus anderen<br />
Ländern sowie annähernd 8000 Vertreter anderer Berufe zu<br />
Vergleichszwecken mit einbezogen.<br />
Ergebnisse der ersten Etappe<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Die Analyse wurde auf der Grundlage einer umfassenden, in<br />
anonymisierter Form durchgeführten Fragebogenerhebung erstellt.<br />
Es wurden dabei Einschätzungen zu unterschiedlichen<br />
Aspekten der Arbeit und Belastungsindikatoren auf mehreren<br />
Ebenen erfasst. Insbesondere galt es, ein differenziertes Bild<br />
der psychischen <strong>Gesundheit</strong> der Lehrerinnen und Lehrer zu<br />
erhalten. Als die wichtigsten Indikatoren dienten uns dabei<br />
die persönlichen Muster des arbeitsbezogenen Verhaltens<br />
und Erlebens. Sie zeigen an, ob und in welchem Ausmaße die<br />
Auseinandersetzung mit den Arbeitsanforderungen in gesundheitsförderlicher<br />
oder gesundheitsgefährdender Art und Weise
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
geschieht. Es werden vier Muster unterschieden (Näheres<br />
dazu vgl. Schaarschmidt, 2005):<br />
Muster G<br />
Dieses Muster ist Ausdruck von <strong>Gesundheit</strong> und Hinweis<br />
auf ein gesundheitsförderliches Verhältnis gegenüber der<br />
Arbeit. Es ist durch stärkeres, doch nicht exzessives berufliches<br />
Engagement, höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />
Belastungen und positive Emotionen gekennzeichnet.<br />
Es steht außer Frage, dass Lehrer mit diesem Muster über<br />
die günstigsten Voraussetzungen verfügen, um erworbenes<br />
Wissen und Können sowie pädagogische Überzeugungen und<br />
Absichten wirksam umzusetzen.<br />
Muster S<br />
Hier charakterisiert die Schonung das Verhältnis gegenüber<br />
der Arbeit (als ein möglicher Hinweis auf ungenügende<br />
Herausforderungen und/oder berufl iche Unzufriedenheit).<br />
Charakteristisch ist geringes Engagement bei wenig<br />
Auffälligkeiten in den übrigen Bereichen. Zwar zeigt dieses<br />
Muster in der Regel kein gesundheitliches Risiko an, doch im<br />
Lehrerberuf dürfte es (mehr als in manch anderen Berufen)<br />
ein ernstes Hindernis für erfolgreiche Arbeit sein, kommt es<br />
hier doch verstärkt auf eigenaktives und engagiertes Handeln<br />
an.<br />
Risikomuster A<br />
Entscheidend ist hier, dass hohe Anstrengung keine<br />
Entsprechung in einem positiven Lebensgefühl fi ndet: Das<br />
Bild ist durch überhöhtes Engagement bei verminderter<br />
Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und eher negative<br />
Emotionen gekennzeichnet. Das <strong>Gesundheit</strong>srisiko besteht<br />
in der Selbstüberforderung. Lehrer dieses Typs sind oftmals<br />
ihrer hohen Einsatzbereitschaft wegen besonders geschätzt.<br />
Doch ist abzusehen, dass auf Dauer die Kraft nicht ausreicht,<br />
den Belastungen des Berufs standzuhalten. Nicht selten ist<br />
mit dem Übergang zum folgenden Risikomuster B zu rechnen<br />
(Burnout-Prozess).<br />
Risikomuster B<br />
Bei diesem zweifellos problematischsten Muster sind permanentes<br />
Überforderungserleben, Erschöpfung und Resignation<br />
vorherrschend. Das Profi l weist überwiegend geringe<br />
Ausprägungen in den Merkmalen des Arbeitsengagements,<br />
deutliche Einschränkungen in der Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />
Belastungen und (stark) negative Emotionen aus.<br />
In seinem Erscheinungsbild entspricht dieses Muster den<br />
Symptomen in den letzten Stadien eines Burnout-Prozesses.<br />
Klar ist, dass bei stärkerer Ausprägung des Musters B der<br />
Betroffene kaum (noch) ein guter Lehrer sein kann. Die verbliebene<br />
Kraft reicht dazu nicht aus. Sie wird aufgewendet,<br />
um irgendwie „über die Runden“ zu kommen.<br />
Wie stellt sich nun die Situation im Lehrerberuf dar? Sie lässt<br />
sich zusammenfassend in folgenden Punkten beschreiben:<br />
� Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen zeigt sich, dass<br />
für die Lehrerschaft die ungünstigste Musterkonstellation<br />
besteht. Auf der einen Seite ist der Anteil des wünschenswerten<br />
G-Musters sehr gering (17%), auf der anderen<br />
kommen die Risikomuster A und B außerordentlich häufi<br />
g vor (mit je 30%). Vor allem mit dem hohen Anteil des<br />
durch Resignation und Erschöpfung gekennzeichneten<br />
B-Musters hebt sich die Berufsgruppe der Lehrer deutlich<br />
von den anderen ab.<br />
� Ein Vergleich nach den Regionen innerhalb Deutschlands<br />
lässt erkennen, dass landesweit kritische Beanspruchungsverhältnisse<br />
vorliegen, d.h. regionale Unterschiede nur<br />
wenig zu Buche schlagen.<br />
�<br />
Auch für die Schulformen können keine nennenswerten<br />
Unterschiede ausgemacht werden.<br />
� Sehr deutlich treten allerdings Abhängigkeiten vom<br />
Geschlecht hervor. Die Geschlechtsunterschiede fallen<br />
dabei immer zum Nachteil der Frauen aus. Für sie liegen<br />
durchgehend die höheren Anteile in den Risikomustern<br />
vor (sowohl in A als auch in B).<br />
� Eine Betrachtung nach dem Alter lässt erkennen,<br />
dass eine progressive Verschlechterung der<br />
Beanspruchungssituation über die Berufsjahre stattfi ndet,<br />
wobei diese Tendenz noch sehr viel mehr für die Frauen<br />
als für die Männer gilt.<br />
� Einbezogen wurden auch Lehramtsstudierende und<br />
Referendare (Anwärter auf das Lehramt). Für beide<br />
Gruppen gilt, dass der Anteil des Risikomusters<br />
B (je 25%), vor allem aber der des S-Musters (mit<br />
7
8<br />
31 bzw. 29%) hoch ist. Damit zeigen sich ungünstige<br />
Voraussetzungen bereits vor Berufsbeginn.<br />
� Als die am stärksten belastenden Bedingungen werden<br />
von den Lehrkräften aller Schulformen problematisches<br />
Schülerverhalten, zu große Klassen und eine zu hohe<br />
Stundenzahl genannt.<br />
� Mit ebenso großer Übereinstimmung sehen die<br />
Lehrerinnen und Lehrer das Erleben sozialer<br />
Unterstützung im Kollegium und durch die Schulleitung<br />
als die wichtigste entlastende Bedingung.<br />
Einen umfassenden Überblick zum ersten Abschnitt der<br />
Studie gibt die folgende Publikation: Schaarschmidt, U.<br />
(Hrsg.) (2005). Halbtagsjobber? Psychische <strong>Gesundheit</strong><br />
im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungsbedürftigen<br />
Zustandes. Weinheim. Beltz-Verlag.<br />
Ergebnisse der zweiten Etappe<br />
Generell weisen also die in der ersten Arbeitsetappe gewonnenen<br />
Ergebnisse auf eine problematische <strong>Gesundheit</strong>ssituation<br />
hin. Wir wollten und konnten uns jedoch nicht damit begnügen,<br />
eine prekäre Situation aufzuzeigen. Angezielt war nun<br />
im Weiteren, Unterstützungsangebote auszuarbeiten, die<br />
geeignet sind, den als veränderungsbedürftig erkannten<br />
Zustand überwinden zu helfen. Diese Bemühungen machten<br />
den Inhalt der Arbeiten in der zweiten Etappe aus. Konkret<br />
ging es uns dabei um die Entwicklung und Erprobung von<br />
Interventionsprogrammen und Erfassungsinstrumenten sowie<br />
die Ableitung und Begründung von Gestaltungsempfehlungen.<br />
Insgesamt handelt es sich also um Leistungen im Interesse<br />
der Prävention und <strong>Gesundheit</strong>sförderung. Sie wurden als<br />
Angebote so konkret und praxisnah aufbereitet, dass sie in der<br />
Organisation der schulischen Arbeit, der Lehrerausbildung,<br />
der Lehrer- und Schulleiterfortbildung, der Berufsorientierung<br />
für Abiturienten und nicht zuletzt der psychologischen und<br />
medizinischen Betreuung von Lehrerinnen und Lehrern unmittelbar<br />
umgesetzt werden können.<br />
Im Wesentlichen lassen sich diese Leistungen in folgenden 4<br />
Schwerpunkten zusammenzufassen:<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
1. Analyse und Gestaltung von Arbeitsbedingungen<br />
und Arbeitsabläufen<br />
Es werden hier Empfehlungen abgeleitet, die insbesondere<br />
das Ziel verfolgen, über eine veränderte Gestaltung und<br />
Organisation der schulischen Arbeitsbedingungen und des<br />
Lehrerarbeitstages bessere Voraussetzungen für Entspannung<br />
und Regeneration der Kräfte zu schaffen. Grundlage der<br />
Aussagen ist u. a. ein Vergleich des <strong>Gesundheit</strong>sstatus von<br />
Lehrerinnen und Lehrern aus verschiedenen schulischen<br />
Organisationsformen (u. a. Vormittagsschule - Ganztagsschule)<br />
und die Erfassung von Beanspruchungsverläufen über den<br />
Tag und die Woche mittels einer zusätzlich eingesetzten<br />
Tagebuchmethodik.<br />
Um die Lehrerinnen und Lehrer an den <strong>Schule</strong>n zu befähigen,<br />
die Analyse und Bewertung ihrer Arbeitsbedingungen<br />
vor Ort vorzunehmen und daraus Schlussfolgerungen für die<br />
Gestaltung und Organisation des schulischen Alltags abzuleiten,<br />
wird im Weiteren ein dafür geeignetes Verfahren vorgestellt<br />
(ABC-L = Arbeitsbewertungs-Check für Lehrerinnen<br />
und Lehrer). Dieses Instrument ist von uns in den letzten<br />
drei Jahren entwickelt und erprobt worden. Es kann an jeder<br />
beliebigen <strong>Schule</strong> aus eigener Kraft eingesetzt werden. Das<br />
Verfahren ermöglicht es, die erhaltenen Einschätzungen mit<br />
Normen zu vergleichen, die für die jeweilige Schulform gewonnen<br />
wurden. Somit ist eine solide Basis für die Ableitung<br />
und Begründung von Veränderungsnotwendigkeiten gegeben.<br />
2. Unterstützung der Teamentwicklung und<br />
Führungsarbeit an der <strong>Schule</strong><br />
Die Ergebnisse der ersten Etappe ließen einen engen<br />
Zusammenhang von gesundheitlicher Situation und sozialem<br />
Klima im Kollegium erkennen. Dort, wo wir<br />
die günstigeren Beanspruchungsverhältnisse feststellten,<br />
fanden wir fast ausnahmslos auch ein gutes soziales<br />
Klima vor. Die Einfl ussnahme auf die Teamentwicklung<br />
und das Teamklima an der <strong>Schule</strong> war deshalb ein weiterer<br />
Schwerpunkt unserer Arbeiten. Es wurde zu diesem<br />
Zweck ein Interventionsprogramm entwickelt, das im Kern<br />
eine Veranstaltung mit dem Kollegium vorsieht, in der das<br />
Arbeitsklima und Fragen der täglichen Zusammenarbeit in<br />
einer moderierten Diskussion und in Gruppenarbeit erörtert<br />
werden. Im Ergebnis werden Schlussfolgerungen zur<br />
Teamentwicklung und Führungstätigkeit festgehalten, deren<br />
Umsetzung in weiterführenden Beratungsgesprächen mit der
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Schulleitung unterstützt wird. Die Evaluation des Modells erbrachte<br />
Resultate, die einen klaren Nutzen im Sinne gesundheitsförderlicher<br />
Entwicklungen innerhalb der betreffenden<br />
Kollegen ausweisen. Das Modell kann in der erprobten und<br />
evaluierten Form zur Umsetzung empfohlen werden. Es<br />
setzt die Zusammenarbeit über die Dauer eines halben Jahres<br />
voraus.<br />
Unter dem Gesichtspunkt des sozialen Klimas und der<br />
Teamentwicklung ist der Dreh- und Angelpunkt die Tätigkeit<br />
der Schulleitung. Es ist demzufolge zu erwarten, dass über<br />
die Qualifi zierung der Schulleitungen in ihrer Führungsarbeit<br />
eine wesentliche Ressource der Beanspruchungsoptimierung<br />
und <strong>Gesundheit</strong>sförderung erschlossen werden kann. Deshalb<br />
haben wir auch ein Trainingsprogramm für Schulleiter entwickelt.<br />
Es soll zwei Zielstellungen genügen: Die Schulleiter<br />
sollen zum einen bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben in der<br />
Personal- und Teamentwicklung, zum anderen aber auch in<br />
Bezug auf ihre eigene Person (i. S. eines gesundheits- und<br />
persönlichkeitsförderlichen Verhaltens) unterstützt werden. Es<br />
bietet sich an, dieses Programm in der Aus- und Fortbildung<br />
der Schulleiter, aber auch bei deren individueller Betreuung<br />
zu nutzen.<br />
3. Berufsbegleitende und -vorbereitende Intervention<br />
durch Gruppentraining und individuelle<br />
Beratung<br />
Bereits im Ergebnis der ersten Arbeitsetappe wurde aufgezeigt,<br />
dass über die Intervention durch Training und<br />
individuelle Beratung <strong>Gesundheit</strong>, Leistungsfähigkeit<br />
und Leistungsbereitschaft gefördert werden konnten.<br />
Zugleich wurde deutlich, dass in Bezug auf derartige<br />
Interventionsmaßnahmen ein sehr differenziertes Angebot<br />
gefordert ist, das unterschiedlichen Problemlagen und<br />
Bedürfnissen Rechnung trägt. Von dieser Erkenntnis ausgehend<br />
wurde bei der Fortführung der Arbeiten besondere<br />
Aufmerksamkeit der Entwicklung eines modular aufgebauten<br />
Trainingsprogramms geschenkt, das es ermöglicht, entsprechend<br />
den Bedürfnissen und Erwartungen der Teilnehmer<br />
differenzierte Schwerpunkte zu setzen. Es kann damit<br />
der spezifi schen Situation unterschiedlicher Zielgruppen<br />
Rechnung getragen werden. Demzufolge wurde es sowohl<br />
bei Lehramtsstudierenden als auch bei Referendaren und<br />
Lehrern erprobt. Dabei erwies sich das Training als geeignete<br />
Möglichkeit, die Widerstandsfähigkeit gegenüber den berufsspezifi<br />
schen Belastungen sowie die Problembewältigungs-<br />
und sozial-kommunikativen Kompetenzen nachhaltig zu verbessern.<br />
Es kann damit ein wirksames Interventionsprogramm<br />
zur Stärkung des gesundheitsförderlichen Umgangs mit beruflichen<br />
Anforderungen übergeben werden.<br />
Im Sinne der Forderung nach einem differenzierten<br />
Interventionsangebot wurde auch die Arbeit an dem<br />
Konzept für die individuelle Beratung weitergeführt. Unsere<br />
Erfahrungen hatten immer wieder gezeigt, dass bei stark ausgeprägten<br />
Risikokonstellationen die individuelle Beratung gegenüber<br />
dem Training in einer Gruppe vorzuziehen ist. Auch<br />
für diese Fälle kann nun ein Programm bereitgestellt werden.<br />
Es unterstützt die betreffenden Personen dabei, sich ihrer<br />
Kompetenzen und Ressourcen (wieder) bewusst zu werden,<br />
Selbstvertrauen neu zu gewinnen und Anforderungen nicht<br />
nur als Probleme, sondern auch als bewältigbare Aufgaben zu<br />
erleben und in Angriff zu nehmen.<br />
4. Unterstützung bei der Gewinnung geeigneten<br />
Lehrernachwuchses<br />
Unsere bisherigen Ergebnisse ließen auch erkennen, dass<br />
bei einem nicht geringen Teil der Lehramtsstudierenden<br />
problematische Eignungsvoraussetzungen vorliegen (z. B.<br />
Einschränkungen in der Widerstandskraft, Defi zite in der<br />
sozial-kommunikativen Kompetenz und Beeinträchtigung<br />
des Selbstvertrauens). Klar ist, dass derartige Handicaps<br />
während der Ausbildung nicht oder kaum wettgemacht werden<br />
können. Es muss bereits vor Aufnahme des Studiums die<br />
Entsprechung von Eignungs- und Anforderungsprofi l stärkere<br />
Berücksichtigung fi nden. Das ist sowohl unter dem Aspekt<br />
des berufl ichen Erfolgs als auch unter dem der <strong>Gesundheit</strong><br />
unabdingbar. Beides gehört unlösbar zusammen. Als vom<br />
Kandidaten einzubringende Basisvoraussetzungen sind neben<br />
emotionaler Stabilität und einer aktiv-offensiven Haltung<br />
den Lebensanforderungen gegenüber vor allem Stärken im<br />
sozial-kommunikativen Bereich gefordert. Wichtig ist weiterhin,<br />
mehr Augenmerk auf die berufsspezifi sche Motivation<br />
zu richten. Ausgehend von diesen Voraussetzungen entwickelten<br />
wir ein diagnostisches Verfahren, das es Interessenten<br />
für ein Lehramtsstudium ermöglichen soll, sich selbst auf<br />
ihre Eignung hin zu beurteilen und die nötigen Schlüsse daraus<br />
zu ziehen (Self-Assessment-Verfahren). Das Instrument<br />
vermittelt Informationen über die Anforderungen, die<br />
der Lehrerberuf an eine Person stellt, und ermöglicht es,<br />
die eigenen Voraussetzungen und Erwartungen mit dem<br />
Anforderungsprofi l abzugleichen. Es soll als Refl exionshilfe<br />
9
Abiturienten bei der Entscheidung für oder gegen den<br />
Lehrerberuf unterstützen.<br />
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Es werden nun im<br />
Ergebnis der zweiten (und letzten) Etappe der Studie weitreichende<br />
Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer<br />
und darüber hinaus für Lehramtsstudierende, Referendare und<br />
Schulleitungen unterbreitet, die der Erhaltung und Förderung<br />
von <strong>Gesundheit</strong> und Leistungsfähigkeit zugute kommen können.<br />
Sie fi nden ihren Niederschlag in einem zweiten Buch:<br />
Schaarschmidt U. & Kieschke, U. (Hrsg.) (2007). Gerüstet für<br />
den Schulalltag. Psychologische Unterstützungsangebote für<br />
Lehrerinnen und Lehrer. Weinheim: Beltz-Verlag.<br />
Die beiden oben erwähnten Erfassungs- und Beurteilungsinstrumente<br />
sind online zu bearbeiten: das Self-Assessment-<br />
Verfahren für Interessenten am Lehramtsstudium unter www.<br />
10<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
fi t-fuer-den-lehrerberuf.de, der Arbeitsbewertungscheck für<br />
Lehrkräfte unter www.abc-l.de.<br />
Abschließend sei angemerkt, dass wir interessierte <strong>Schule</strong>n<br />
und für die <strong>Schule</strong> zuständige Institutionen und Personen gern<br />
dabei beraten, die von uns unterbreiteten Angebote aufzugreifen<br />
und umzusetzen. Für weitere Auskünfte wenden Sie sich<br />
bitte an den Autor.<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Uwe Schaarschmidt, Projektleiter<br />
em. Professor für Persönlichkeits- und Differentielle<br />
Psychologie an der Universität Potsdam<br />
E-Mail: uwe.schaarschmidt@uni-potsdam.de<br />
� www.fi t-fuer-den-lehrerberuf.de<br />
� www.abc-l.de<br />
�<br />
www.dbb.de
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
<strong>Lehrergesundheit</strong> stärken –<br />
Coachinggruppen für Lehrer<br />
nach dem „Freiburger Modell“<br />
Ohne gesunde Lehrer kann keine <strong>Schule</strong> leisten, wozu sie da ist: Kinder<br />
im Bildungsprozess zu fördern und zu fordern. Da sich die <strong>Lehrergesundheit</strong><br />
in den letzten Jahren zu einem signifi kanten Problembereich<br />
entwickelt hat, musste sich – neben der Medizin – auch die Kultusbürokratie,<br />
die Politik und die Öffentlichkeit dem Problem stellen.<br />
Lehrerbelastung: Die neurobiologische<br />
Perspektive<br />
Schulische Lehrkräfte erkranken, wie Studien zeigen,<br />
mehrheitlich an <strong>Gesundheit</strong>sstörungen, die neuerdings<br />
als „Stress- Related Diseases“ bezeichnet werden, d. h. an<br />
psychosomatischen oder psychischen Störungen. Erst die<br />
moderne Neurobiologie ist in der Lage zu erklären, warum<br />
der Lehrerberuf, jedenfalls so wie er sich heute darstellt, ein<br />
besonders hohes Risiko für Stress-Erkrankungen in sich<br />
birgt. Anders als ein stabiler PC, dessen „Hardware“ durch<br />
die Programme, die auf ihm laufen, in der Regel nicht zu zerstören<br />
ist, sind das menschliche Gehirn und der menschliche<br />
Körper biologische Strukturen, die sich unter dem Einfl uss der<br />
„Programme“, die auf ihnen „gespielt“ werden, ändern. Das<br />
Gehirn verwandelt psychische Erlebniseindrücke in bioelektrische<br />
und biochemische Signale, es macht aus Psychologie<br />
sozusagen Biologie. Prominente amerikanische Forscher<br />
sprechen angesichts der nachgewiesenen neurobiologischen<br />
Effekte sozialer Erfahrungen inzwischen vom „Social Brain“.<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Bauer<br />
Universitätsklinikum Freiburg<br />
Wie das Gehirn aus Psychologie Biologie<br />
werden lässt<br />
Psychische Erlebniseindrücke haben Einfl uss auf die körperliche<br />
<strong>Gesundheit</strong>. Neurobiologische Studien zeigen:<br />
Die Motivationssysteme des Gehirns und ihre gesundheitsfördernden<br />
Botenstoffe werden dadurch aktiviert, dass<br />
Menschen durch Andere Beachtung und Anerkennung erfahren.<br />
Bedrohung, Kontrollverlust oder Überforderung<br />
führen dagegen zu einer Hochregulierung des neurobiologischen<br />
Stress-Systems. Gegen eine kurzfristige Aktivierung<br />
der Stressbiologie ist nichts einzuwenden. Prekär wird die<br />
Situation jedoch dort, wo Stressquellen vom betroffenen<br />
Individuum auf Dauer nicht zu bewältigen sind und die<br />
„Stressachse“ dauerhaft aktiviert bleibt. Folgen sind dann verminderte<br />
allgemeine Krankheitsresistenz, ein geschwächtes<br />
Immunsystem, eine Erhöhung des Risikos für Herz- oder<br />
Kreislauferkrankungen und depressive Störungen.<br />
Studien meiner Arbeitsgruppe und solche anderer<br />
Arbeitsgruppen zeigen: Erfahrungen von Kontrollverlust<br />
und Überforderung auf der einen, fehlende Anerkennung<br />
auf der anderen Seite sind zum Kennzeichen der Arbeit<br />
11
vieler Lehrerinnen und Lehrer geworden. Wir mussten<br />
z. B. feststellen, dass im Hauptschulbereich – alleine innerhalb<br />
eines einzigen Jahres – etwa die Hälfte aller Lehrkräfte<br />
im Unterricht zum Adressaten schwerer Beleidigungen,<br />
Verhöhnungen und anderen Formen verbaler Aggressivität<br />
werden. Destruktives Schülerverhalten und zu große Klassen<br />
werden von Lehrkräften, wie wir und Andere zeigen konnten,<br />
als mit Abstand führende berufl iche Belastungsfaktoren<br />
genannt. Fehlende Unterstützung durch Eltern, permanente<br />
Neuerungen im Lehrbetrieb, Probleme in der innerschulischen<br />
Zusammenarbeit und öffentliche Kampagnen gegen<br />
die Lehrerschaft kommen hinzu. Stressoren dieser Art haben<br />
auf die Dauer gesundheitliche Auswirkungen. Zwanzig<br />
Prozent der im Dienst befi ndlichen (nicht krankgeschriebenen!)<br />
Lehrerinnen und Lehrer leiden, wie wir in zwei unabhängig<br />
voneinander durchgeführten Studien zeigen konnten,<br />
an einer medizinisch relevanten, behandlungsbedürftigen<br />
stressbedingten Symptomatik.<br />
Ohne Effekt: Ein „Lob der Disziplin“ und<br />
„Programme alter Art“<br />
Vor dem Hintergrund der geschilderten Lage wird klar, dass<br />
dem Problem der beeinträchtigten <strong>Lehrergesundheit</strong> weder mit<br />
einem „Lob der Disziplin“ noch mit <strong>Gesundheit</strong>sprogrammen<br />
alter Art beizukommen ist. Was immer mehr schulische<br />
Lehrkräfte krank werden lässt, ist ein Aspekt des Lehrerberufs,<br />
der außerhalb der <strong>Schule</strong> – auch von Schulbehörden und<br />
Politikern – gerne unterschätzt oder übersehen wird, nämlich<br />
die anstrengende Aufgabe, Beziehung zu gestalten. Kinder<br />
und Jugendliche haben sich unter dem Einfl uss der gesellschaftlichen<br />
Entwicklung verändert – vor allem die neuen<br />
Medien, die berüchtigten Killerspiele eingeschlossen, spielen<br />
hier ohne Frage eine besondere Rolle. Eine geordnete<br />
Unterrichtssituation ist heute meistens nicht mehr gegeben<br />
und sie ist, anders als früher, auch nicht mehr durch Appelle<br />
oder notfalls Disziplinierung herzustellen. Viele Lehrkräfte<br />
verschleißen daher heute einen Großteil ihrer Kraft damit, im<br />
Unterricht erst einmal eine Situation zu schaffen, in der Lehren<br />
und Lernen überhaupt beginnen kann. Hier liegt eine Quelle<br />
für jene belastenden Faktoren, welche die <strong>Lehrergesundheit</strong><br />
in Gefahr bringen.<br />
12<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
„Coachinggruppen für Lehrer nach dem<br />
Freiburger Modell“<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong> vorsorgend zu stärken, heißt unter den derzeitigen<br />
Bedingungen,<br />
� in einem Hochleistungsberuf wie dem des Pädagogen<br />
gesundheitsdienliche persönliche Einstellungen und<br />
Haltungen zu fördern;<br />
� Lehrer in ihrer Kompetenz zu stärken, Beziehung mit einer<br />
zunehmend schwierigen Schüler-Klientel zu gestalten<br />
(Beziehungspsychologie, Körpersprache, Stimme);<br />
� Lehrern Wege aufzuzeigen, wie sich bei (teils in<br />
Erziehungsdingen hilfl osen, teils kooperationsunwilligen)<br />
Eltern Zusammenarbeit und erzieherische Verantwortung<br />
einfordern lassen und<br />
� die Fähigkeit von Lehrkräften (und Schulleitungen)<br />
zu verbessern, Spaltungstendenzen innerhalb des<br />
Kollegiums zu erkennen, Spaltung zu verhindern und<br />
sich untereinander sowohl in professioneller wie auch in<br />
persönlicher Hinsicht zu unterstützen.<br />
Meine Freiburger Arbeitsgruppe hat ein Programm entwickelt,<br />
das – auf der Basis moderner neurobiologischer<br />
und psychosomatischer Erkenntnisse – die genannten vier<br />
Themenbereiche abdeckt und als fünftes Element ein<br />
Entspannungstraining vermittelt. Das Programm wird in Form<br />
von „Lehrer-Coachinggruppen“ angeboten, die aus jeweils<br />
bis zu 12 Lehrkräften und einem medizinischen oder psychologischen<br />
Experten als externen/r Moderator/in bestehen.<br />
Die Gruppenarbeit geht über zehn Doppelstunden (je zwei<br />
Doppelstunden für jedes der fünf thematischen Module).<br />
Das Freiburger Modell der Lehrer-Coachinggruppen sieht<br />
fünf thematische Module vor, denen jeweils zwei der insgesamt<br />
zehn Doppelstunden gewidmet sind. In der jeweils ersten<br />
Doppelstunde soll das Thema des jeweiligen Moduls vom/<br />
von der Moderator/ Moderatorin mit einem Inputreferat oder<br />
im Konversationsstil eröffnet werden (ca. 20-30 Minuten),<br />
gefolgt von einer Dialogrunde, in der der Moderator aktiv<br />
bleibt und die aus einer Diskussion und Erweiterung der<br />
vom Moderator angesprochenen Aspekte besteht. Zweck des<br />
vom Moderator eingebrachten Inputs ist es, die Erinnerung<br />
und Phantasie der Teilnehmer – mit Blick auf ihre konkreten<br />
berufl ichen Erfahrungen – anzuregen und so ein ergiebiges
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Gruppengespräch vorzubereiten. In der jeweils zweiten<br />
Doppelstunde soll eine Balint-ähnliche Arbeit stattfi nden, wobei<br />
möglichst ein/e Teilnehmer/in über etwa 15-30 Minuten<br />
einen Fall berichtet, der dann von den anderen Teilnehmern –<br />
unter Leitung des/der Moderators/in gespiegelt und miteinander<br />
refl ektiert wird (15). In der zweiten Doppelstunde bleibt<br />
der Moderator selbst zurückhaltend, unterstützt jedoch das<br />
Ingangkommen gegenseitiger verstehender und ergänzender<br />
Refl exion zwischen den Teilnehmern.<br />
Die fünf Module sind nicht das Ergebnis einer Schreibtisch-<br />
Entscheidung, sondern haben sich nach qualitativer<br />
Inhaltsanalyse von thematisch offenen Lehrergruppen als die<br />
am häufi gsten wiederkehrenden Themen herausgestellt. Die<br />
Module widmen sich also genuin den von Lehrern/innen als<br />
am bedeutendsten eingeschätzten Themen:<br />
� Modul 1: <strong>Gesundheit</strong>sinformationen. Informationen<br />
über die Zusammenhänge von zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen und neurobiologischen Systemen<br />
(Motivationssystem, Stresssystem). Erlernung eines<br />
Entspannungstrainings (z. B. nach Jacobsen).<br />
� Modul 2: Persönliche Einstellungen. Balance zwischen<br />
berufl icher Rolle und persönlicher Identität. Balance<br />
zwischen zu wenig und einem Zuviel an Identifi kation<br />
mit der berufl ichen Aufgabe.<br />
� Modul 3: Beziehungsgestaltung mit Schülern/innen: Das<br />
Finden einer Balance zwischen verstehender Zuwendung<br />
und Führung.<br />
� Modul 4: Beziehungsgestaltung mit Eltern. Überwindung<br />
von gegenseitigem Misstrauen. Einforderung von<br />
Mitverantwortung.<br />
� Modul 5: Beziehungsgestaltung im Kollegium und mit<br />
der Schulleitung. Erkennen und Vermeiden von Spaltung.<br />
Besondere Beachtung der Spaltung zwischen pädagogisch<br />
strikten und eher liberalen Pädagogen („Es gibt<br />
mehrere Arten ein guter Lehrer zu sein“).<br />
Für „Coachinggruppen für Lehrer nach dem Freiburger<br />
Modell“ existiert ein von uns entwickeltes Manual, welches<br />
in einem „Compact“-Sonderheft von „Psychologie Heute“<br />
zum Thema <strong>Schule</strong> sowie als Broschüre im Rahmen des<br />
Projektes „Lange Lehren“ (Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />
und Arbeitsmedizin, Berlin) publiziert wurde. Nach diesem<br />
Manual führen wir inzwischen auch Moderatorentrainings<br />
für psychologische und ärztliche Kollegen durch, die Lehrer-<br />
Coachinggruppen leiten wollen. „Coachinggruppen für Lehrer“<br />
nach unserem Modell wurden im Rahmen eines Projektes der<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (einer<br />
Behörde des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales)<br />
evaluiert und haben sich als wirksam erwiesen: Sie sind in der<br />
Lage, verschiedene Kennwerte zu verbessern, mit denen sich<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong> erfassen und beschreiben lässt.<br />
So früh als möglich ansetzen: Arbeit mit<br />
Studenten<br />
Defi zite, die viele Lehrerinnen und Lehrer mit Blick auf die<br />
Beziehungsaspekte ihres Berufs erleben, haben ihre Ursache<br />
zu einem wesentlichen Teil darin, dass das Studium den<br />
Lehramtsstudenten in der Regel zwar eine gute fachliche<br />
Ausbildung vermittelt, sich im Bereich Psychologie aber<br />
auf die Vermittlung theoretischer Kenntnisse – z. B. auf<br />
Unterricht in Entwicklungspsychologie u. Ä. – beschränkt.<br />
Was Lehramtsstudenten im Studium aber vermissen, ist nach<br />
den Ergebnissen einer Umfrage, die wir bei mehreren hundert<br />
Studenten an der Universität Freiburg durchgeführt haben, die<br />
Vermittlung von Fertigkeiten, wie man in der „Manege“ des<br />
Klassenzimmers bestehen kann.<br />
Wir haben in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für<br />
Lehrerbildung der Universität Freiburg inzwischen begonnen,<br />
Lehramtsstudenten im Rahmen von Eintages-Intensivtrainings<br />
für die Bedeutung der Aspekte „Beziehungspsychologie“,<br />
„Körpersprache“ und „Stimme“ im Lehrerberuf zu sensibilisieren<br />
und – soweit dies im Rahmen eines solchen viel zu kurzen<br />
Zeitraumes möglich ist – zu trainieren. Wir halten dieses<br />
Angebot vor allem für jene Studentinnen und Studenten sinnvoll,<br />
die vor dem Praxissemester, d. h. unmittelbar vor ihrer<br />
ersten Praxisphase stehen. Wir gestalten ein solches Eintages-<br />
Training so, dass wir vormittags ein Impulsreferat zum Thema<br />
„Beziehungsaspekte in der <strong>Schule</strong>“ unter Einbeziehung<br />
neurobiologischer Erkenntnisse halten mit anschließender<br />
Diskussion. Nachmittags bieten wir Workshops an zu den<br />
Themen „Beziehung“ (Leitung durch Psychologen oder psychologisch<br />
geschulte Mediziner), „Körpersprache“ (Leitung<br />
durch Schauspiellehrer) und „Stimme“ (Leitung durch<br />
Sprecherzieher oder Gesangspädagogen). Die Evaluation<br />
eines solchen Tagesangebotes hat uns gezeigt, dass Studenten<br />
13
nicht nur einen hohen Bedarf für diese Art Kompetenztraining<br />
sehen, sondern von einem solchen Angebot nach eigenen<br />
Aussagen profi tieren.<br />
Zusammenfassung<br />
„Coachinggruppen nach dem Freiburger Modell“ sind ein über<br />
insgesamt zehn Doppelstunden gehendes, durch externe psychologische<br />
Experten geleitetes, an einem publizierten Manual<br />
orientiertes Kompetenztraining für schulische Lehrkräfte.<br />
Die Arbeit in der Gruppe konzentriert sich auf jene thematischen<br />
Bereiche, die für die Erhaltung der <strong>Lehrergesundheit</strong><br />
eine herausragende Rolle spielen und sich als Quelle gefährdender<br />
Belastungen im Lehrerberuf erwiesen haben: 1.<br />
Persönliche Einstellungen und Haltungen, 2. Auftreten und<br />
Beziehungsgestaltung im Unterricht, 3. Einforderung von elterlicher<br />
Kooperation und Mitverantwortung und 4. Abwehr<br />
kollegialer Spaltungsprozesse und Stärkung gegenseitiger<br />
sozialer Unterstützung. Als fünftes Element kommt ein<br />
Entspannungstraining hinzu. „Coachinggruppen nach dem<br />
Freiburger Modell“ sind wirksam und verbessern objektive<br />
Kennwerte, mit denen sich <strong>Lehrergesundheit</strong> erfassen und beschreiben<br />
lässt. Kompetenztrainings dieser und ähnlicher Art<br />
sollten ihren Platz bereits im Lehramtsstudium haben.<br />
14<br />
Literatur<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
� Joachim Bauer: Beziehungen gestalten, Konfl ikte entschärfen.<br />
Coaching für Lehrergruppen. Ein Manual.<br />
Psychologie Heute Compact. „<strong>Schule</strong> verändern“. Beltz<br />
Verlag, 2007.<br />
� Joachim Bauer: Lob der <strong>Schule</strong> – Sieben Perspektiven für<br />
Schüler, Lehrer und Eltern. Hoffmann und Campe Verlag,<br />
2007.<br />
Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von<br />
�<br />
Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe Verlag,<br />
2006.
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung an<br />
einer berufl ichen <strong>Schule</strong><br />
Von der Bedeutung eines Tages zur „<strong>Gesundheit</strong> von<br />
Lehrerinnen und Lehrern“ (5. Februar 2007) für das<br />
Kollegium der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar<br />
Die Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar ist eine berufl iche<br />
<strong>Schule</strong> mit mehr als 1500 Schülerinnen und Schülern. Neben<br />
der Qualifi zierung in den einschlägigen Ausbildungsberufen<br />
der Fachrichtungen Ernährung, Hauswirtschaft, <strong>Gesundheit</strong><br />
und Körperpfl ege werden die Schülerinnen und Schüler in<br />
den unterschiedlichsten Vollzeitschulformen unterrichtet.<br />
Der Unterricht in den Besonderen Bildungsgängen, dem<br />
Berufsgrundbildungsjahr, der Zweijährigen Berufsfachschule,<br />
der Höheren Berufsfachschule, der Fachschule und der<br />
Fachoberschule erfordert von den Lehrkräften neben dem<br />
fachlichen Können abhängig von der Schulform sowohl hohes<br />
pädagogisches Geschick als auch personelle Kompetenz.<br />
Der schulische Alltag unserer Kolleginnen und Kollegen<br />
ist durch zunehmende Mehrbelastung gekennzeichnet.<br />
Subjektive Überlastungsgefühle, Auffälligkeiten bei unseren<br />
Schülerinnen und Schülern, die Arbeit am Schulprogramm<br />
und vor allem Kenntnis des Konzeptes von <strong>Schule</strong> &<br />
<strong>Gesundheit</strong> im Hessischen Kultusministerium – dies sind<br />
nur einige Gründe, die uns dazu veranlasst haben, die<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung an unserer <strong>Schule</strong> stärker ins Blickfeld<br />
rücken zu lassen und sie gezielter voran zu bringen.<br />
Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Im Frühherbst letzten Jahres erging eine erste Einladung<br />
an alle Kolleginnen und Kollegen, sich an der Etablierung<br />
einer <strong>Gesundheit</strong>sgruppe zu beteiligen, um ein längerfristiges<br />
Konzept zur <strong>Gesundheit</strong>sförderung zu erarbeiten.<br />
Vorangegangen war ein Beschluss der Gesamtkonferenz,<br />
den Aspekt der <strong>Gesundheit</strong>sförderung verstärkt in das<br />
Schulkonzept zu integrieren. Als Ziel wurde die Erhaltung<br />
der <strong>Gesundheit</strong> aller in <strong>Schule</strong> Beteiligten, trotz zum Teil<br />
defi niert. Eine solche <strong>Gesundheit</strong>sgruppe, sollte vorhandene<br />
Aktivitäten bündeln, neue Ideen entwickeln und Hilfestellung<br />
geben bei der Umsetzung in konkrete, auf Dauer wirksame<br />
Maßnahmen.<br />
Im Mittelpunkt des ersten Treffens stand die<br />
Bestandsaufnahme. Welche gesundheitlichen Belastungen<br />
bestehen an unserer <strong>Schule</strong>? Welche gesundheitsfördernden<br />
Maßnahmen/Aktivitäten sind bereits vorhanden? Welche<br />
Wünsche/Ideen gibt es?<br />
Die visualisierten Antworten auf diese Fragen wurden dem<br />
Gesamtkollegium zur Ergänzung zur Verfügung gestellt.<br />
15
Wichtigstes Ergebnis und zur obersten Priorität erklärt war<br />
jedoch der Gedanke, zunächst einen pädagogischen Tag<br />
zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern durchzuführen.<br />
In dieser Idee schien sich nur Positives zu bündeln: Die<br />
Möglichkeit, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen für<br />
die verschiedenen Aspekte und Betrachtungsmöglichkeiten<br />
zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern zu sensibilisieren<br />
und zur längerfristigen Weiterarbeit zu motivieren, das<br />
Kennenlernen konkreter Ansätze bzw. Möglichkeiten für gesundheitsförderliche<br />
Aktivitäten oder Maßnahmen bzw. konkreter<br />
Entlastungsmöglichkeiten und vor allem auch das gemeinsame<br />
Heraustreten aus dem Schulalltag, fernab jeglicher<br />
Arbeitsgruppen.<br />
Der Vorschlag eines solchen Tages fand dann auch im<br />
Gesamtkollegium eine große Zustimmung. Einigkeit bestand<br />
zudem darin, den Tag professionell begleiten zu lassen.<br />
Das Grundkonzept des pädagogischen Tages beruhte von<br />
Anfang an auf zwei wesentliche Säulen:<br />
1. Er sollte einerseits Impulsveranstaltung sein, um längerfristig<br />
und nachhaltig Veränderungsprozesse in Gang zu<br />
setzten und somit die Integration der <strong>Gesundheit</strong>sförderung<br />
im Sinne von <strong>Schule</strong>ntwicklung mit dem Ziel, strukturelle<br />
Veränderungen des Schulbetriebs zu bewirken, voran zu<br />
bringen.<br />
2. Um die Lehrkräfte unserer <strong>Schule</strong> zu befähigen, ihren<br />
Beruf gesünder, zufriedener und erfolgreicher ausüben<br />
zu können, sollte der pädagogische Tag aber andererseits im<br />
Bereich der persönlichen Prävention gewinnbringend sein.<br />
Jede Lehrkraft sollte die Möglichkeit erhalten, sich individuell<br />
für einen die eigene <strong>Gesundheit</strong> betreffenden Aspekt entscheiden<br />
und konkret erfahren bzw. ausprobieren zu können.<br />
Auf diesen Grundgedanken basierte die gesamte weitere<br />
Planung. Um die oben dargestellten Ziele erreichen zu können,<br />
wurde zunächst der grobe Rahmen festgelegt: Einem<br />
Einführungsvortrag sollten verschiedene Workshops und zum<br />
Abschluss und Ausblick ein Plenum folgen.<br />
Für die Auswahl der später angebotenen Workshops wurden<br />
zunächst die Wünsche und Bedürfnisse des Kollegiums erfragt.<br />
Die Planungsgruppe erstellte dann eine Liste mit möglichen<br />
Themenschwerpunkten, die unterschiedliche Bereiche<br />
umfasste, z. B. Kollegiale Fallberatung, Stressbewältigung,<br />
16<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Stimmtraining, rückengerechtes Verhalten, Zeitmanagement<br />
und anderes mehr.<br />
Jede Kollegin und jeder Kollege hatte dann im Folgenden<br />
die Möglichkeit, sich individuell einen der Workshops<br />
auszuwählen.<br />
Zur Durchführung und Gestaltung des pädagogischen<br />
Tages konnten wir auf zwei externe Expertengruppen<br />
zurückgreifen:<br />
Ein glücklicher Umstand für unseren pädagogischen Tag war,<br />
dass wir mit Herrn Prof. Dr. Krause aus der Schweiz und einer<br />
seiner Mitarbeiterinnen eine professionelle Begleitung für<br />
diesen Tag gewinnen konnten.<br />
Herr Prof. Dr. Krause ist seit 2006 als Dozent und Professor<br />
für Angewandte Psychologie an der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz, Institut Mensch in komplexen Systemen<br />
tätig. Er beschäftigt sich bereits seit längerem mit den<br />
Zusammenhängen von Arbeit und <strong>Gesundheit</strong>. Für den<br />
Schulbereich hat er mehrere Verfahren entwickelt, um psychosoziale<br />
Belastungen und Ressourcen messbar zu machen.<br />
Herr Prof. Dr. Krause hat sein Engagement an diesem Tag vorwiegend<br />
dem <strong>Schule</strong>ntwicklungsaspekt gewidmet. In seinem<br />
ausgesprochen anregenden und kompetenten Vortrag wurde<br />
ein Phasenmodell vorgestellt, das <strong>Schule</strong>n durchlaufen sollten,<br />
um gesundheitsförderliche <strong>Schule</strong>ntwicklung erfolgreich<br />
zu betreiben. Es wurde deutlich, dass für eine Optimierung<br />
der Arbeitsorganisation und zur Entlastung des Kollegiums<br />
das gesamte Kollegium und die Schulleitung aktiviert werden<br />
müssen. Mögliche Schwierigkeiten und Widerstände wurden<br />
anschließend diskutiert. Im Rahmen des Vortrags fand<br />
zudem eine schriftliche Befragung statt, um die Sichtweise<br />
des gesamten Kollegiums diesbezüglich zu erfahren. Die<br />
Bögen wurden noch im Verlauf des Tages ausgewertet und im<br />
Abschlussplenum erste zentrale Ergebnisse zurückgemeldet.<br />
Herr Prof. Dr. Krause hat weiterhin einen Workshop mit dem<br />
Titel „Managementgruppe“ geleitet. In diesem Workshop<br />
wurde in einem ersten Teil, unter Beteiligung der Schulleitung<br />
und über die Fachbereichsgrenzen hinaus, über den Stand und<br />
das weitere Vorgehen in Richtung einer gesundheitsförderlichen<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung und in einem zweiten Teil auch über<br />
Ergebnisse der Befragung nachgedacht bzw. diskutiert. Das<br />
Ziel seiner Arbeit war, dem Kollegium zu ermöglichen, eine
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Entscheidung darüber zu treffen, inwieweit eine gesundheitsförderliche<br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung gemeinsam angestrebt werden<br />
soll bzw. Ideen für ein erstes Vorgehen zu entwickeln.<br />
In einem weiteren Workshop wurde die Problematik „Jüngere<br />
und Ältere im Kollegium: Arbeitsgerechte Arbeitsorganisation<br />
an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong>“, eines von vielen schulspezifi<br />
schen Themen, aufgegriffen. Des Weiteren konnten wir<br />
auf das Angebot des Medical Airport Service GmbH (MAS)<br />
zurückgreifen. Der MAS ist im Rahmen der arbeitsmedizinischen<br />
Betreuung auch für die <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen<br />
und Lehrern zuständig. Die verantwortlichen Betriebsärzte<br />
sind verstärkt in das Projekt „<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong>“ eingebunden.<br />
Darüber hinaus bietet der MAS Vorträge und Workshops<br />
zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern an.<br />
Im Rahmen dieses pädagogischen Tages bot der MAS einen<br />
Kurzvortrag zum Thema „Weniger Stress durch kompetentes<br />
Zeitmanagement“ sowie drei weitere Workshops an. Die<br />
Zusammenarbeit sowohl mit Prof. Krause und seiner<br />
Mitarbeiterin, als auch mit dem MAS erwies sich als sehr positiv.<br />
An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass wir in<br />
die Planung und Organisation des Tages zwei unserer<br />
Lehrerinnen/Lehrer im Vorbereitungsdienst eingebunden<br />
haben. Im Verlauf ihres Vorbereitungsdienstes haben die<br />
Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) ein Pfl ichtmodul<br />
mit dem Titel „<strong>Schule</strong> mitgestalten und entwickeln“ zu belegen.<br />
In diesem Rahmen gilt es, sich an der Planung und<br />
Umsetzung von schulischen Projekten und Vorhaben zu beteiligen.<br />
Unsere „LiVs“ haben sich mit großem Interesse<br />
und sehr viel Engagement an den vielfältigen Aufgaben<br />
bei der Planung und Durchführung des pädagogischen<br />
Tages beteiligt: am Auswahl- und Einwahlverfahren für die<br />
Workshops, beim Einholen von Angeboten bzw. der Auswahl<br />
der Catering-Unternehmen, bei der Raumplanung, bei der<br />
Bereitstellung der technischen Notwendigkeiten und vieler<br />
anderer logistischer Aufgaben. Auch am Tag selber haben sie<br />
z. B. zum Teil die Betreuung der Referentinnen/Referenten<br />
oder die Funktion von Ansprechpartnern bei Fragen und<br />
Wünschen übernommen. Schließlich wurde von ihnen neben<br />
den Evaluationsinstrumenten des IQ (für die Teilnahme am<br />
pädagogischen Tag wurden den teilnehmenden Kolleginnen<br />
und Kollegen 10 Fortbildungspunkte erteilt) ein eigener<br />
Feedback-Bogen entwickelt. Von der Zusammenarbeit haben<br />
letztlich alle profi tiert. Neben der Entlastung für die anderen<br />
Mitglieder der Planungsgruppe sahen sich unsere LiVs da-<br />
Teilnehmerinnen des Workshops zum Stressmanagement<br />
durch bereichert, dass sie Kontakte zu vielen Kolleginnen und<br />
Kollegen erhalten haben, die sie über ihre Fachzugehörigkeit<br />
kaum kennen gelernt hätten, dass sie über die <strong>Schule</strong> insgesamt<br />
besser Bescheid wissen – wo sind welche Materialien,<br />
wer ist für was zuständig – und schließlich gab es trotz einiger<br />
Überstunden auch viel Freude bei der Arbeit und am Ende<br />
sehr viel Lob.<br />
Am Ende des pädagogischen Tages stand ein zufriedenes<br />
Kollegium. Der Ablauf gestaltete sich reibungslos und<br />
das vielleicht zunächst wichtigste Ergebnis war bereits im<br />
Abschlussplenum für alle seh- und hörbar: Die deutliche<br />
Mehrheit des Kollegiums hat eine hohe Bereitschaft, die<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung an unserer <strong>Schule</strong> weiter zu betreiben<br />
und weitere Maßnahmen (zum Teil bereits am Tag angedacht)<br />
in die Wege zu leiten. Das Ziel ist, diese Maßnahmen in eine<br />
langfristige Planung einzubinden und dadurch spürbar Erfolge<br />
zu erzielen.<br />
Gut eine Woche nach dem pädagogischen Tag erhielten wir<br />
aus der Schweiz ein ausführliches Ergebnisprotokoll sowie<br />
eine Fotodokumentation der wichtigsten visualisierten<br />
Aussagen innerhalb der Managementgruppe.<br />
Das Kollegium der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar hat beschlossen,<br />
den mit dem Tag zur <strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen<br />
und Lehrern eingeschlagenen Weg fortzusetzen, um unseren<br />
Schulalltag mittel- und langfristig gesünder und zufriedener<br />
leben zu können. Dabei ist für uns jede Zeit, die unseren<br />
einzelnen Lehrkräften individuelle Möglichkeiten zur<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung und unserem Schulbetrieb gesundheitsförderliche<br />
Arbeitsbedingungen schafft, sinnvoll angelegt!<br />
Autorin<br />
Angelika Breuker<br />
Studienrätin an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar<br />
17
Regionale Fachtagung zum Thema:<br />
„<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und Lehrern“<br />
18<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Am 11.11.2004 veranstaltete das Staatliche Schulamt für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis im<br />
Bürgerhaus Mörlenbach seine erste Regionale Fachtagung mit dem Thema: „<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und<br />
Lehrern“. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter aus allen <strong>Schule</strong>n der beiden Kreise.<br />
Das Programm gliederte sich in drei Teile:<br />
� Vormittag: Vorträge zu <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> allgemein<br />
und zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation<br />
der Lehrerinnen und Lehrer. Aufgelockert wurden die<br />
Vorträge durch Bewegungspausen, die von Referendaren<br />
der beiden Studienseminare (Grund-, Haupt- und<br />
Realschule sowie der Gymnasien mit Unterstützung der<br />
beiden zuständigen Ausbildungsleiter Sport) gestaltet<br />
wurden.<br />
� Mittagspause (vor (!) und während): Informationsmarkt<br />
mit 17 Kooperationspartnern zu den Bereichen Sicherheit,<br />
gesunde Ernährung, Erziehungsberatung, Ausstellung<br />
verschiedener <strong>Schule</strong>n mit beispielhaften Projekten.<br />
� Nachmittag: Angebot von neun Workshops von zweieinhalb<br />
Stunden Dauer zu unterschiedlichen Themen.<br />
Über 150 Lehrkräfte aus beiden Kreisen nahmen das Angebot<br />
an.<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Nach der Begrüßung durch den Landrat des Kreises<br />
Bergstraße, Herrn Wilkes, den Bürgermeister der Gemeinde<br />
Mörlenbach, Herrn Knopf, den Leiter des Staatlichen<br />
Schulamtes Dr. Roghé stellte eine Vertreterin des Hessischen<br />
Kultusministeriums das Arbeitsfeld <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> mit<br />
seinen Zielen und Arbeitsbereichen in einem PowerPoint-<br />
Vortrag vor.<br />
In einer 15 minütigen Bewegungspause wurden anschließend<br />
in Kleingruppen Bewegungselemente aus und für den<br />
Unterricht unter Anleitung der Studienreferendarinnen und<br />
-referendare der Studienseminare Bensheim und Heppenheim<br />
vorgestellt und ausgeführt.<br />
Der Vortrag von Frau Dr. Rauch vom Betriebsärztlichen<br />
Dienst stellte die „<strong>Gesundheit</strong> und Gesunderhaltung des<br />
Erwachsenen“ mit vielen Informationen und Tipps für<br />
<strong>Gesundheit</strong>svorsorge durch bedürfnisgerechte Ernährung und<br />
Bewegung in den Mittelpunkt.<br />
Eine zweite Bewegungspause erhöhte die Konzentrationsfähigkeit<br />
der Teilnehmer, so dass Frau Dr. Giebeler vom<br />
Betriebsärztlichen Dienst in Offenbach bei ihrem Vortrag zu
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
den „Belastungsfaktoren im Lehrerberuf“ wieder aufnahmefähige<br />
Zuhörer hatte. Schwerpunkte waren die Stressbelastungen<br />
im Lehrerberuf. Die Art und Weise, wie die Lehrkräfte mit<br />
Stress umgehen, entscheidet darüber, ob er krank macht oder<br />
zur Leistungserhöhung beiträgt. Einige Lösungsansätze zur<br />
Bewältigung des negativen Stresses wurden aufgezeigt.<br />
Mit der folgenden Kaffeepause wurde die Möglichkeit<br />
eröffnet, sich eine Stunde bis zum Mittagessen im<br />
Informationsmarkt über ein breites Spektrum von Angeboten<br />
informieren zu lassen:<br />
„Mit allen Sinnen genießen und entspannen“ (ket-concepts)<br />
über „Yoga für Kinder und Erwachsene“ (Fr. Jöst-Steinwald,<br />
Grundschule Bad König) und „gesunder Schulkiosk“<br />
(<strong>Gesundheit</strong>samt Heppenheim) bis zur richtigen „Erste Hilfe<br />
Ausstattung in <strong>Schule</strong>n – Einrichtung eines Sanitätsraums“<br />
(DRK) gab es wertvolle Hinweise. Die Unfallkasse <strong>Hessen</strong><br />
informierte über ihre Unterstützungsangebote für <strong>Schule</strong>n<br />
ebenso wie die DAK. Die Verbraucherzentrale <strong>Hessen</strong> stellte<br />
ihre Lernmediothek vor, die Fachambulanz für Suchtkranke<br />
in Heppenheim und die Fachstellen für Suchtprävention in<br />
Erbach und Lampertheim wiesen auf ihre Angebote u. a. zur<br />
Raucherentwöhnung hin. Die Erziehungsberatungsstelle für<br />
Kinder, Jugendliche und Erwachsene des Odenwaldkreises<br />
stellte sich vor, ebenso die Jugendämter beider Kreise mit<br />
ihren Hilfsangeboten und die Schwerbehindertenbeauftragte<br />
des Gesamtpersonalrates der Lehrkräfte. Die Theodor-Litt-<br />
<strong>Schule</strong> Michelstadt berichtete von ihrem Projekt „Integrative<br />
Erziehungshilfe“, die Konrad-Adenauer-<strong>Schule</strong> Heppenheim<br />
über ein „Entspannungsprojekt für Lehrkräfte“. Die<br />
Schlossbergschule Bensheim-Auerbach stellte ihr ganzheitliches<br />
Schulprogramm zur Stärkung der Persönlichkeit der<br />
Schülerinnen und Schüler vor.<br />
Das vollwertige Mittagessen der Schulküche der<br />
Odenwaldschule in Oberhambach stieß auf große<br />
Anerkennung. Die Zahl der Essen stieg im Laufe der<br />
Vorbereitung der Veranstaltung immer weiter an, was der<br />
Küche dann einige Kapazitätsprobleme verursachte. Neben<br />
den über 150 Lehrerinnen und Lehrer, kamen noch dazu<br />
Referenten, Aussteller, Workshopleiter und Tagungsbegleitung<br />
durch Fremdsprachensekretärinnenklasse der Berufl ichen<br />
<strong>Schule</strong> Bensheim, insgesamt über 260 Personen für das<br />
Mittagessen.<br />
Die Workshops am Nachmittag fanden in der benachbarten<br />
Weschnitztalschule statt, die freundlicherweise Klassenräume<br />
zur Verfügung stellte. Die Themen umfassten ein breites<br />
Spektrum:<br />
� Kollegiale Fallberatung<br />
� Minutenentspannung im Schulalltag<br />
� Krisen- und Konfl iktmanagement<br />
� Praktische Hilfen für den Umgang mit verhaltensschwierigen<br />
Schülerinnen und Schülern in der Regelschule<br />
� Zeitmanagement<br />
� Stimmgesundheit<br />
� Gesunde Schulverpfl egung<br />
� Entspannungs- und Lockerungsübungen für die Pause<br />
� Prävention von und Intervention bei Abhängigkeit von<br />
Lehrkräften<br />
Die Kolleginnen und Kollegen hatten sich bei der Anmeldung<br />
mit Erst- und Zweitwahl eingewählt und fanden ihre Wünsche<br />
weitgehend berücksichtigt. Es wurde in den zweieinhalb<br />
Stunden intensiv gearbeitet.<br />
Am Ende der Workshopsitzungen wurde ein Fragebogen zur<br />
Evaluation ausgeteilt. Die Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
sehen Sie in der Abbildung.<br />
Auf eine Schlussrunde im Gesamtplenum wurde absichtlich<br />
verzichtet, denn die Themen waren zu vielseitig und die<br />
Dauer der Veranstaltung ohnehin schon sehr lang. Der ursprünglich<br />
geplante Reader mit Kurzfassungen der Inhalte<br />
von Vorträgen und Workshops konnte leider nicht zusammengestellt<br />
werden.<br />
Die professionelle Tagungsvorbereitung und -begleitung<br />
übernahm die Fremdsprachensekretärinnenklasse 12FS des<br />
berufl ichen Zweiges der Karl-Kübel-<strong>Schule</strong> in Bensheim mit<br />
den beiden Lehrkräften Frau Pillas und Frau Brandl.<br />
Die Evaluation der Veranstaltung zeigte eine Zufriedenheit<br />
von 97% der Teilnehmer. Während die beiden allgemeinen<br />
Einführungsvorträge nicht auf ungeteilte Zustimmung trafen,<br />
fanden 92% die Belastungsfaktoren im Lehrerberuf als interessant.<br />
Für die Workshops gab es sehr positive Resonanz in<br />
allen Fällen.<br />
19
Auch der Informationsmarkt und die Bewegungspausen wurden<br />
mit großer Zustimmung bewertet. Gleiches gilt für das<br />
Mittagessen und die Tagungsbegleitung.<br />
An einer Wiederholung der Veranstaltung zeigten sich 97% der<br />
Befragten interessiert, davon zwei Drittel an neuen Inhalten.<br />
Durch Veränderungen in der personellen Situation konnte<br />
bisher eine Folgeveranstaltung bedauerlicherweise nicht organisiert<br />
werden. Die Vorbereitung der Tagung forderte die<br />
Arbeitskraft der Hauptverantwortlichen, die Schulpsychologin<br />
Daniela Nothstein und den Fachberater <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />
Michael Paret sowie die Sportkoordinatorin Tanja Keller über<br />
ein halbes Jahr fast vollständig.<br />
Fortsetzungen gab es im Laufe der folgenden 3 Jahre in Form<br />
mehrerer Angebote: Workshops zur „Stimmgesundheit“,<br />
zur „Stressbewältigung im Schulalltag“ (s. Bericht von<br />
Frau Anja Keinath), „Praktische Hilfen für den Umgang<br />
mit verhaltensschwierigen Schülerinnen und Schülern“,<br />
„Supervisionsangeboten“, von der Unfallkasse <strong>Hessen</strong> fi -<br />
nanzierte anderthalbtägige Seminare „Kommunikation“ und<br />
„Konfl iktlösung durch Kommunikation“ sowie Angeboten zur<br />
Sucht- und Gewaltprävention, die alle rege genutzt wurden.<br />
Die Nachfrage überstieg in der Mehrzahl der Fälle die angebotenen<br />
Plätze.<br />
Autor<br />
Michael Paret<br />
Fachberater <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> am Staatlichen Schulamt<br />
für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis<br />
20<br />
Gesamtzufriedenheit<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
sehr groß<br />
groß<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
mittel<br />
gering<br />
Die Evaluation zeigt eine hohe Zufriedenheit<br />
der Tagungsteilnehmer.<br />
sehr gering
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Bildung, <strong>Gesundheit</strong> und<br />
Entspannung gehören zusammen<br />
Die medinet Spessart-Klinik Bad Orb verfolgt zusammen mit ihrer hauseigenen, staatlich anerkannten<br />
Comeniusschule, dem Heilpädagogischen Zentrum und Seminaren für Erwachsene ein ganzheitliches <strong>Gesundheit</strong>skonzept.<br />
Die Behandlung psychisch kranker und adipöser Kinder und Jugendlicher unter Einbeziehung<br />
der Eltern sowie Regenerationsangebote für Lehrer bilden den Schwerpunkt der Klinik in Bad Orb. Junge<br />
Menschen und deren Eltern bzw. Erzieher in ihrem Interaktionsverständnis wahrzunehmen und das Ungleichgewicht<br />
von Körper, Geist und Seele auszubalancieren, das ist das Ziel der von Ärzten und Therapeuten<br />
gemeinsam für jeden Patienten und Gast individuell erstellten Therapie. Hier gibt es durchaus Parallelen zu<br />
den Ideen der Erziehungsvereinbarungen – wie sie bei der Bonner Erklärung formuliert wurden – dass nämlich<br />
Kinder, Eltern und Pädagogen gemeinsam für die <strong>Gesundheit</strong>sentwicklung verantwortlich sind.<br />
In der Rehabilitationsklinik für Kinder, Jugendliche und<br />
junge Erwachsene werden vor allem Stoffwechselstörungen<br />
wie Adipositas und Diabetes mellitus sowie psychosomatische<br />
Erkrankungen und Verhaltensstörungen, Erkrankungen<br />
des Bewegungsapparates und des Herz-Kreislaufsystems<br />
behandelt.<br />
Die Klinik verfügt im Kinder- und Jugendlichenbereich über<br />
160 stationäre Behandlungsplätze. Die Qualität der medizinischen,<br />
diagnostischen und therapeutischen Ausstattung<br />
ermöglicht es dabei auch, Anschlussheilbehandlungen<br />
durchzuführen.<br />
Chronische Erkrankungen werden durch ein Rehateam,<br />
bestehend aus Fachärzten, Dipl. Psychologen, Dipl.<br />
Pädagogen, Sozialpädagogen, Kinderkrankenschwestern,<br />
Ergotherapeuten, Musiktherapeuten, Krankengymnasten,<br />
Sporttherapeuten und Ernährungsfachkräften behandelt. Die<br />
Dauer der Rehabilitation orientiert sich an den gesetzlichen<br />
Grundlagen und dem Schweregrad der Erkrankungen sowie<br />
an den individuellen Bedürfnissen der Patienten. Sie beträgt<br />
in der Regel vier bis sechs Wochen, wobei auch eine längere<br />
Therapie möglich ist. Bei Kindern im Vorschulalter wird in<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
der Regel eine Begleitperson mit aufgenommen. Bei älteren<br />
Kindern ist dies auch möglich, sofern es zur Durchführung<br />
einer adäquaten Therapie erforderlich ist.<br />
Die Behandlung der chronisch erkrankten Kinder und<br />
Jugendlichen basiert auf dem Wissen, dass diese Patienten zusätzlich<br />
zu den körperlichen Störungen unter gesellschaftlicher<br />
Ausgrenzung leiden. Auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
sind durch die chronische Erkrankung deutlich reduziert.<br />
Selbst im Elternhaus gibt es häufi g Konfl ikte bezüglich der<br />
Therapiemitarbeit. Dazu kommen Leistungseinschränkungen<br />
unterschiedlichen Ausmaßes. Dies bedeutet, dass den jungen<br />
Patienten während des Aufenthaltes in der Spessart-Klinik<br />
handlungsrelevante Fähigkeiten und Fertigkeiten in einer<br />
Gruppe Gleichaltriger zur späteren Anwendung im eigenen<br />
sozialen Kontext vermittelt werden müssen. Bei psychischen<br />
Störungen und psychosomatischen Erkrankungen arbeiten<br />
die Ärzte und Therapeuten mit der Klinik für Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie, in Herborn zusammen. Adipösen Kindern<br />
wird in Kochkursen und beim gemeinsamen Einkauf von<br />
Lebensmitteln ein selbständiger Umgang mit gesundem<br />
Essen auch für das Leben nach dem Klinikaufenthalt vermittelt.<br />
Verstärkt soll dies werden durch ein Teletherapieprojekt<br />
21
„Chat statt Chips“, das bei diesen Kindern und Jugendlichen<br />
(„Generation Chips“), deren Bewegungsmangel oft seine<br />
Ursache in zuviel Medienkonsum und ungesunder Ernährung<br />
hat, hohes Interesse fi ndet.<br />
Während der stationären Rehabilitation besuchen die jungen<br />
Patienten die hauseigene, private und staatlich anerkannte<br />
Comenius-<strong>Schule</strong>, in der die Klassenstufen 1-13 abgedeckt<br />
werden. Derzeit vierzehn Lehrkräfte unterrichten<br />
hauptsächlich Kinder und Jugendliche aus der Klinik. Für<br />
jeden Schüler/jede Schülerin erarbeiten die Lehrer verschiedener<br />
Bildungsrichtungen individuelle Entwicklungsziele.<br />
Unterrichtsinhalte werden zu Wochenthemen zusammengefasst<br />
und die Eltern in die schulische Arbeit einbezogen.<br />
Nach Abschluss der Rehabilitation kehren die Schüler übergangslos<br />
in ihre Stammschule zurück und haben häufi g sogar<br />
mitgebrachte Defi zite ausgeglichen, neue Motivation<br />
für das Lernen gefunden und spezielle Problemfelder wie<br />
Legasthenie und Dyskalkulie gezielt bearbeitet. Zusätzlich<br />
zum Regelunterricht wird Kreativunterricht für z. B. Töpfern,<br />
Seidenmalerei, Keyboard oder Gitarre angeboten.<br />
Elternarbeit ist einer der wichtigsten<br />
Ansätze der medinet Spessart Klinik<br />
Die Erkenntnis, dass Adipositas bei Kindern und<br />
Jugendlichen vielfach ein familiäres Problem darstellt und<br />
Erwachsene vorsorgen sollten, war Anlass für die Initiierung<br />
des Adipositasnetzwerk <strong>Hessen</strong> e. V. Im Jahr 2005 wurde<br />
die fachübergreifende Zusammenarbeit aller Personen und<br />
Institutionen, die an der Prävention und Rehabilitation adipöser<br />
Kinder, Jugendlicher und Erwachsener in <strong>Hessen</strong> beteiligt<br />
sind, ausgebaut. Dabei konnten die vorhandenen guten<br />
Ansätze vernetzt und Synergien genutzt werden. Mittlerweile<br />
zählt das Netzwerk, schon rund 80 aktive Mitglieder. Weitere<br />
Infos unter www.adipositas-hessen.de.<br />
Vernetzung und eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung der<br />
<strong>Gesundheit</strong>sentwicklung bedeutet für die Therapeuten und<br />
Pädagogen der medinet Spessart-Klinik aber auch, dass sie in<br />
Seminaren für Erwachsene dazu anregen, alte Gewohnheiten<br />
zu überdenken und neue Wege einzuschlagen. Das jüngste<br />
Projekt ist ein Wellness- und Seminarangebot für Lehrer mit<br />
dem Ziel, die Anforderungen des Berufs nach einer Phase der<br />
Erschöpfung oder des Stillstands wieder positiv anzugehen<br />
und dem Körper Vitalität zurück zu geben. „Vorläufer“ waren<br />
22<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
seit 2005 dreitägige Seminare mit dem Titel „<strong>Gesundheit</strong> &<br />
Lernen“, welche die Ideen von „<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong>“ in der<br />
Fortbildung umsetzten.<br />
Rechtzeitige Vorbeugung vor Burnouteffekten und die Freude<br />
am Beruf wieder zu entdecken, das sind die Schwerpunkte<br />
der Fortbildungsseminare, in denen zwei Bereiche der<br />
Lehrperson angesprochen werden: Einmal der Umgang mit<br />
sich selbst in Unterricht und <strong>Schule</strong> („Psychohygiene“) und<br />
zum zweiten die Vermittlung von wirksamen Strategien<br />
bei Verhaltensauffälligkeiten in der Klasse. Hierzu werden<br />
„Personale Interventionen“ vorgestellt und geübt, die<br />
Stabilisierung und Schutz geben. Konkretes und gut erlernbares<br />
Handwerkszeug versetzen in die Lage, die personenbezogene<br />
berufl iche Kompetenz weiterzuentwickeln.<br />
Im zweiten Teil werden „Pädagogische Interventionen“ trainiert,<br />
mit deren Hilfe auf das Verhalten der Schüler eingewirkt<br />
wird. Methoden, die das sozial-emotionale Verhalten der<br />
Schüler im Unterricht fördern und der konstruktive Umgang<br />
mit Verhaltensauffälligkeiten stehen hier unter anderem auf<br />
dem Programm. Mit dieser zweifachen Blickrichtung des<br />
Seminars hat die Lehrperson die Möglichkeit vom Stadium<br />
des Verstehens des Schutzbefohlenen zum Stadium des<br />
Handelns überzugehen – aktiv, präventiv, planvoll und nicht<br />
reaktiv, wie es in der Praxis heute oft üblich ist, wenn es um<br />
Verhaltensauffälligkeit geht.<br />
Die Seminare beinhalten auch Angebote zur körperlichen<br />
Regenerierung wie sie im Therapie- und Wellnesszentrum<br />
der medinet Spessart-Klinik von Patienten im Rahmen einer<br />
Physiotherapie wahrgenommen werden. Vielfältige<br />
Möglichkeiten wie Krankengymnastik, Massagen, Hydro-,<br />
Kryo- und Thermotherapie werden von den Gästen ebenso<br />
gerne angenommen wie die Schwimmhalle im halbolympischen<br />
Ausmaß. Akupunktur, Chirotherapie, Neuraltherapie,<br />
therapeutische Lokalanästhesie sowie transkutane elektrische<br />
Nervenstimulationen ergänzen die klassischen Maßnahmen<br />
im Sinne einer ausgewogenen und gezielten Behandlung. Um<br />
den Heilungserfolg der Rehapatienten zu optimieren, werden<br />
diese Therapien an sechs Tagen in der Woche durchgeführt.<br />
Zum weiteren Programm gehört die Teilnahme an indikationsbezogenen<br />
Sportgruppen (Herz- und Gefäßsport), die von<br />
speziell ausgebildeten Sporttherapeuten durchgeführt werden.<br />
Die <strong>Gesundheit</strong>sprogramme der Klinik stehen immer auch<br />
für Prävention. Sie leiten die Patienten an, die alltäglichen<br />
Lebensgewohnheiten umzustellen und tragen damit dazu bei,
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
den <strong>Gesundheit</strong>szustand wieder langfristig zu verbessern, zu<br />
stabilisieren und Folgekrankheiten zu vermeiden.<br />
Die Regenerationsangebote gehen bei Bedarf einher mit<br />
Entspannungsübungen und psychologischen Gesprächen,<br />
welche den Patienten in kleinen Schritten auf eine<br />
Lebensumstellung vorbereiten, z. B. Raucherentwöhnung<br />
oder Prophylaxe. Eine herausragende Rolle spielt die fettarme,<br />
vitaminreiche und ausgewogene Mischkost, die in der<br />
Klinik als Wegbereiter gesunder Ernährung selbstverständlich<br />
ist. Ernährungskurse sowie Diabetikerberatungen nach<br />
den Richtlinien der Deutschen Diabetesgesellschaft werden<br />
von den Gästen und der interessierten Bevölkerung gerne<br />
angenommen. Das Kochbuch der Spessart-Klinik fi ndet immer<br />
wieder mediale Beachtung und wird von ehemaligen<br />
Patienten noch lange nach dem Klinikaufenthalt für Familie<br />
und Bekannte nachgefragt. Diagnostisch verfügt die Klinik<br />
über eine umfassende Herz-/Kreislaufdiagnostik, Diagnostik<br />
der Atemwege und des Bewegungsapparates und bei<br />
Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen. Zusätzlich ist eine<br />
pädagogische Förderdiagnostik wie auch eine testgestützte<br />
psychologische Diagnostik möglich.<br />
Im Sinne des gesamtgesellschaftlichen Ansatzes widmet sich<br />
das Heilpädagogische Zentrum der Betreuung von Kindern<br />
und Jugendlichen im Alter von acht bis zwölf Jahren, die<br />
unter Lernschwächen und Konzentrationsproblemen leiden,<br />
denen individuell entgegengewirkt wird. Vermittelt werden<br />
zudem Handlungskompetenzen für ein häufi g krisenhaftes<br />
familiäres Umfeld bei zudem psychosomatischen oder chronischen<br />
Erkrankungen. Das Heilpädagogische Zentrum arbeitet<br />
bei der Aufnahme eng mit Sonderschulen für Lernhilfe<br />
und Beratungs- und Förderzentren zusammen. Im Rahmen<br />
von Hilfeplan- und Runde-Tisch-Gesprächen sowie in regionalen<br />
Arbeitsgruppen werden auch die Eltern einbezogen und<br />
weitergehende Hilfe initiiert und koordiniert.<br />
Ein medizinisches Bildungszentrum zur Aus-, Fort- und<br />
Weiterbildung rundet das dargestellte breite Leistungsspektrum<br />
ab. Die Vision der Klinik ist es, dass durch ihre Arbeit<br />
Menschen „gesünder und gesundheitsbewusster werden“. Mit<br />
diesem Gesamtkonzept hat sich die medinet Spessart-Klinik<br />
kontinuierlich auf der Grundlage ihrer Kernkompetenz, der<br />
Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen weiterentwickelt.<br />
Aus der im Jahr 1884 als Kinderheilanstalt mit zunächst<br />
6 Betten gegründeten Klinik wurde ein deutschlandweit beachtetes<br />
therapeutisches Zentrum. Mit der 1978 in Betrieb<br />
genommenen Comenius-<strong>Schule</strong> und vielfältigen kulturellen<br />
Angeboten ist das Haus heute ein kompetenter <strong>Gesundheit</strong>s-<br />
Partner in der Rhein-Main-Region.<br />
Die Verbundenheit mit dem traditionsreichen Spessart-<br />
Kurort und die gemeinsam mit der Rhein-Main-Region angestrebten<br />
Entwicklung der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft bestimmen<br />
die Außenbeziehungen der Klinik. Teil eines großen<br />
Ganzen zu sein und den Zusammenhalt der Interakteure zu<br />
fördern, ist damit nicht nur das therapeutische, sondern auch<br />
das wirtschaftliche Leitbild des Bad Orber <strong>Gesundheit</strong>s- und<br />
Bildungszentrums.<br />
Die medinet Spessart-Klinik ist Teil der medinet-Gruppe.<br />
Zu ihr gehören in Sachsen-Anhalt noch zwei weitere<br />
Rehabilitationseinrichtungen für Abhängigkeits- und psychosomatische<br />
Erkrankungen.<br />
Was Lehrer stark macht<br />
Unter diesem Titel bietet die medinet Comenius-<strong>Schule</strong> Bad<br />
Orb GmbH seit geraumer Zeit ein Fortbildungsseminar an,<br />
das Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten sehr effektiv<br />
einsetzbare Methoden zur Stabilisierung der eigenen Person<br />
und Erweiterung der psycho-sozialen Kompetenz vermittelt.<br />
Im Folgenden wird dieses Seminarangebot beschrieben:<br />
Ich stehe im Flur meiner <strong>Schule</strong>, habe noch drei Stunden<br />
Unterricht, aber eigentlich will ich nicht mehr. Ich fühle mich<br />
fertig, ausgelaugt und lustlos. Bin schon einige Jahre im<br />
Schuldienst und habe meinen Beruf bewusst gewählt; weil ich<br />
Kindern und Jugendlichen Wichtiges vermitteln wollte. Doch<br />
die Zeit des Idealismus ist vorbei. Gerade habe ich versucht in<br />
meiner Klasse einen Streit zu schlichten; die Ruhe wird nicht<br />
lange halten. Denn irgendeiner, meiner nicht ganz so einfachen<br />
Schüler, „tickt“ bald wieder aus. Ich komme mir seit einiger<br />
Zeit ziemlich hilfl os vor. Die Verhaltensschwierigkeiten<br />
nehmen zu. Nur noch selten gibt es mal eine Sternstunde,<br />
in der störungsfrei gelernt wird. Dann ahne ich wieder, wie<br />
schön Unterricht eigentlich sein könnte. Ich bräuchte dringend<br />
eine Neuorientierung für mich selbst, um aufzutanken.<br />
Wenn ich morgens in die <strong>Schule</strong> komme, ist es so, als würde<br />
ich meine Persönlichkeit an der Garderobe abgeben und sie<br />
nach dem Unterricht wieder abholen. Wie lange kann ich das<br />
noch überstehen?<br />
23
Ziele<br />
Die Ziele der Fortbildung lassen sich folgendermaßen<br />
zusammenfassen:<br />
�<br />
�<br />
24<br />
in Bezug auf die Lehrperson<br />
� Die Lehrperson lernt in Kontakt zu sein mit sich und<br />
lernt Unterricht als einen persönlich bedeutsamen<br />
Entwicklungsprozess zu sehen, der zu mehr<br />
Professionalität führt.<br />
� Sie lernt auf die eigene Person ausgerichtete<br />
Handlungsstrategien (Personale Interventionen)<br />
kennen und anwenden, die eine erhebliche Stärkung<br />
der personalen Kompetenz bedeuten und drohendem<br />
Burnout entgegenwirken.<br />
in Bezug auf die Schüler<br />
� Der Lehrperson werden Handlungsstrategien<br />
(Pädagogische Interventionen) vermittelt, um<br />
�<br />
Verhalten im Unterricht zu steuern.<br />
Sie lernt Gruppenprozesse besser wahrzunehmen<br />
und zu strukturieren.<br />
� Einzelne Schüler im Verhalten zu unterstützen.<br />
� Die sozial-emotionale Kompetenz der Schüler zu<br />
fördern.<br />
Geleitet wird das Seminar vom Schulleiter der Comenius-<br />
<strong>Schule</strong>, Dipl.-Päd. Norbert Seeger. Das Fortbildungsseminar<br />
wird regelmäßig in Bad Orb angeboten kann aber auch in<br />
Form Pädagogischer Tage von einem Schulkollegium gebucht<br />
werden.<br />
Literatur<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
� Norbert Seeger / Rita Seeger, Was Lehrer stark macht.<br />
Donauwörth, 2007 (Auer Verlag).<br />
� Edmund Fröhlich, Susanne Finsterer, „GENERATION<br />
CHIPS Computer und Fastfood – was unsere Kinder<br />
in die Fettsucht treibt!“ (Hubert Krenn Verlag, Wien,<br />
2007).<br />
� Dr. Gerd Claußnitzer, Dr. Rüdiger Nübling,<br />
„Realisierung von Ausbildungs- und Berufswünschen<br />
adipöser Jugendlicher“ in DRV-Schriften, 16.<br />
Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium 2007.<br />
Autoren und Kontakt<br />
von Dr. med. Gerd Claußnitzer, Edmund Fröhlich und Norbert<br />
Seeger<br />
medinet Spessart-Klinik Bad Orb GmbH<br />
Würzburger Straße 7-11<br />
63619 Bad Orb<br />
Telefon: (0 60 52) 87-423<br />
Telefax: (0 60 52) 87-500<br />
E-Mail info@spessartklinik.de<br />
Internet www.spessartklinik.de<br />
medinet Comenius-<strong>Schule</strong> Bad Orb GmbH<br />
Würzburger Straße 7-11<br />
63619 Bad Orb<br />
Telefon: (0 60 52) 87-562<br />
Telefax: (0 60 52) 87-100<br />
E-Mail: n.seeger@comeniusschule.de<br />
Internet: www.comeniusschule.de
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Seinen Ausgang nahm dieses Fortbildungsangebot auf der<br />
regionalen Fachtagung „<strong>Gesundheit</strong> von Lehrerinnen und<br />
Lehrern“, die das Staatliche Schulamt für den Kreis Bergstraße<br />
und den Odenwaldkreis im Rahmen des Projekts „<strong>Schule</strong> &<br />
<strong>Gesundheit</strong>“ am 11.11.2004 veranstaltet hatte. Dort wurde unter<br />
anderem ein Workshop „Kollegiale Fallberatung“ von mir,<br />
der Frauenbeauftragten des Staatlichen Schulamts, und meiner<br />
Stellvertreterin, Frau Blitz, einer Lehrerin der Berufl ichen<br />
<strong>Schule</strong>n, angeboten, der bei den Teilnehmenden auf positives<br />
Echo stieß. Dies führte bei meiner Kollegin und mir<br />
zu dem Entschluss, im darauf folgenden Schulhalbjahr eine<br />
feste Gruppe „Kollegiale Fallberatung“ im Odenwaldkreis<br />
anzubieten.<br />
Zu Beginn fand sich jedoch nur eine kleine Teilnehmerzahl<br />
zusammen was wir auf von unserer Seite mangelnde Werbung<br />
zurückführten. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
war diese Gruppengröße von 6 Personen angenehm und<br />
wir als Leiterinnen wollten nicht warten, bis eine größere<br />
Teilnehmerzahl zusammengekommen wäre, da wir förmlich<br />
darauf brannten, praktische Erfahrungen zu sammeln. Die positive<br />
Rückmeldung der Gruppe am Ende des Schulhalbjahr<br />
bestärkte uns, auf diesem Feld fortzufahren. Zunächst<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Fortbildungsangebot: „Wie kann ich in einem<br />
stressigen Berufsalltag für mich selbst sorgen?“<br />
Bericht über ein Fortbildungsangebot von „<strong>Schule</strong> und <strong>Gesundheit</strong>“ im Staatlichen Schulamt Heppenheim<br />
war unser Engagement etwas gebremst, da die beiden<br />
Entlastungsstunden für meine Stellvertreterin wegfi elen und<br />
die Aufl ösung des HelP einschließlich der Umstrukturierung<br />
des gesamten Fortbildungsbereichs neue Modalitäten auf<br />
Seiten der Fortbildungsanbieterinnen und -anbieter zur Folge<br />
hatten.<br />
Die Idee, gezielt ein Seminar „Anti-Stress-Strategien“ anzubieten,<br />
kam dadurch zustande, dass wir selbst auf unterschiedlichen<br />
Ebenen uns mit dieser Thematik befassten und<br />
feststellten, dass wir allmählich unser früher manchmal geradezu<br />
selbstschädigendes berufl iches „Aufopferungsbedürfnis“<br />
und unserem Streben nach Perfektionismus, bezüglich<br />
Unterrichtsvorbereitung und Korrektur (wir sind bzw. waren<br />
beide Deutschlehrerinnen), auf ein zwar immer noch<br />
hohes, aber nicht übertriebenes Maß reduziert hatten, sprich<br />
zu einer selbstfürsorglichen Grundhaltung gekommen waren.<br />
Das war nicht „vom Himmel gefallen“, sondern das Resultat<br />
der Beschäftigung mit alternativen Handlungsstrategien<br />
in unterschiedlichen Fortbildungskontexten. Wir hatten<br />
schlussendlich die Erfahrung gemacht, dass die stete intensive<br />
Auseinandersetzung mit dem eigenen professionellen<br />
25
Handeln nach einem gewissen Zeitraum tatsächlich „befreiende“<br />
Wirkung haben kann.<br />
So hatte Frau Blitz in den letzten Jahren eine Ausbildung<br />
in Themenzentrierter Interaktion (TZI) und als Klippert-<br />
Trainerin absolviert und ihren Unterricht auf die weitgehende<br />
Eigentätigkeit der Schülerinnen und Schüler umgestellt. Dies<br />
entsprach und entspricht den heutigen Qualitätsansprüchen an<br />
einen modernen Unterricht, hatte aber auch zur Folge, dass<br />
sie als Lehrkraft stressfreier ihrem Beruf nachgehen konnte.<br />
Ich selbst habe gezielt „Anti-Stress“-Fortbildungen besucht,<br />
aber auch ein Zertifi kat in Gruppenleitung erworben und<br />
Erfahrungen als Mitleiterin in Orientierungsseminaren für<br />
angehende Schulleitungsinteressenten und -interessentinnen<br />
gesammelt, in denen es unter anderem auch um Konfl iktlöse-<br />
und Gesprächsstrategien ging.<br />
In die Erarbeitung unseres Konzepts fl ossen somit die eigenen<br />
Erfahrungen als Fortbildungsteilnehmerin, aber auch als<br />
Fortbildnerin ein.<br />
Im Rahmen dieses Konzepts sahen wir mehrere Schwerpunkte<br />
als wichtig an:<br />
So ist bekannt, dass ein gutes Sozialklima im Kollegium, in<br />
den Klassen und auch in der Elternarbeit ein wichtiger Faktor<br />
innerhalb der Stressbelastung von Lehrerinnen und Lehrern<br />
darstellt und sowohl die gegenseitige Wertschätzung als auch<br />
bestimmte Kommunikationsstrategien dazu beitragen, hier<br />
Stress mindernd entgegen zu wirken.<br />
Einen anderen Schwerpunkt wollten wir in dem Bereich,<br />
der gemeinhin mit „Selbstmanagement“ umschrieben wird,<br />
setzen. Hierbei ging es uns um eine Beschäftigung mit dem<br />
eigenen Umgang mit der Zeit unter Berücksichtigung einer<br />
„Work-Life-Balance“ und um die bewusste Setzung eigener<br />
Ziele, anstelle eines mehr oder weniger fremdbestimmten<br />
Reagierens.<br />
Zunächst boten wir im Schuljahr 2005/2006 ein dreitägiges<br />
Seminar – verteilt auf drei Monate mit dem Thema „Wie kann ich<br />
in einem stressigen Berufsalltag für mich selbst sorgen?“ –<br />
an. Die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (17 Frauen und<br />
3 Männer) waren hoch motiviert, zumal sie es schon als<br />
Erholung ansahen, mal drei Tage von der <strong>Schule</strong> nichts sehen<br />
und hören zu müssen. Sie bestanden etwa zu einem Drittel<br />
aus Schulleitungsmitgliedern, zu zwei Dritteln aus „ein-<br />
26<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
fachen“ Lehrkräften, eine Mischung, die zu keinem Zeitpunkt<br />
Probleme aufwarf.<br />
In der Umsetzung ging es bei der Frage der Zeiteinteilung<br />
unter dem Gesichtspunkt „Wie sorge ich für mich?“ um<br />
die Auseinandersetzung mit den „Inneren Antreibern“<br />
(Transaktionsanalyse) und generell um die Suche nach solchen<br />
Verhaltenskonzepten, die Stress im Vorfeld schon<br />
verhindern oder minimieren könnten. So wurde beispielsweise<br />
in Übungen auf die Bedeutung der wertschätzenden<br />
Grundhaltung eingegangen. Wir haben uns mit theoretischen<br />
Positionen zum Thema Stressbewältigung (z.B. Linnewehs<br />
Thesen zur „Stresskompetenz“) und mit eigenen Anti-Stress-<br />
Strategien befasst. Als körperliche Entspannungsmöglichkeit<br />
führten wir einerseits „Progressive Muskelentspannung“<br />
durch, anderseits auch andere entspannend wirkende<br />
Körperübungen.<br />
Die Fortbildung war interaktiv aufgebaut. Einzel-, Paar-,<br />
Gruppen- und Plenumsarbeit wechselten einander ab.<br />
Am Schluss stand für jede/n ein wichtiges Ziel in der<br />
Selbstfürsorge, das vorher in einer intensiven Zielvision erarbeitet<br />
worden war.<br />
Durch die Einführung der Unterrichtsgarantie für die gesamte<br />
Schullandschaft auf war es im Schuljahr 2006/2007<br />
nicht möglich, Fortbildungsveranstaltungen anzubieten, für<br />
die Kolleginnen und Kollegen komplett freigestellt würden.<br />
Da aber meine Co-Leiterin und ich das Bedürfnis<br />
hatten, diese Fortbildung bestehen zu lassen, stellten wir<br />
das Programm um und verteilten es auf 5 ca. dreistündige<br />
Nachmittagsveranstaltungen. Aufgrund der überraschend<br />
großen Nachfrage (40 Anmeldungen) mussten wir zwei Kurse<br />
bilden.<br />
Zu Beginn hatten wir als Leiterinnen Bedenken, die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach einem stressigen<br />
Schulvormittag noch intensiv mit „Anti-Stress-Strategien“ zu<br />
beschäftigen. Erst nach Ablegen diesbezüglicher Hemmungen,<br />
verlief das Seminar zur allgemeinen Zufriedenheit.<br />
Bei der zweiten Gruppe, die sich etwas zeitversetzt auch<br />
an 5 Nachmittagen traf, gelang es uns noch besser, auf die<br />
Teilnehmererwartungen einzugehen. Das lag zum einen daran,<br />
dass uns das positive Feedback der ersten Gruppe lockerer<br />
und deshalb fl exibler machte und wir natürlich auch<br />
Erfahrungen mit dem Programm in der ersten Gruppe hier
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
einbauen und somit das Programm selbst variieren und auf<br />
die Bedürfnislage der Teilnehmenden stärker zuschneiden<br />
konnten.<br />
Natürlich spielt bei so einem sensiblen Thema auch die<br />
Gruppendynamik eine große Rolle. Nur in einem von Offenheit<br />
und Vertrauen geprägten Klima ist ein Austausch über eigene<br />
Defi zite in der Selbstfürsorge oder eigene Unzulänglichkeiten<br />
im Zeitmanagement, um Beispiele zu nennen, möglich.<br />
„Heikle“ Themen wie z.B. die eigenen Stressoren und die körperlichen<br />
Symptome im eigenen Stresserleben, haben wir in<br />
der Regel in Kleinst- und Kleingruppen besprechen lassen.<br />
Eine Technik wie Reframing (durch eine andere Sichtweise<br />
zu einer anderen Einstellung und Bewertung zu gelangen)<br />
war aber durchaus an Einzelbeispielen in der Großgruppe<br />
anwendbar.<br />
Das verbale Feedback der Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus beiden Gruppen lief am Ende der jeweiligen Veranstaltung<br />
darauf hinaus, dass die Mehrheit sich Dinge, die mal bekannt,<br />
aber inzwischen verschüttet waren, durch die gemeinsame<br />
Arbeit wieder ins Bewusstsein gehoben, aber auch neue<br />
Handlungsstrategien erlernt haben. Hier wurde an erster Stelle<br />
der Mut zur Selbstfürsorge in der Gestaltung des Tagesablaufs<br />
und das positive Spekulieren (nicht negativ, sondern positiv<br />
voreingenommen den Mitmenschen gegenüber zu treten) einschließlich<br />
des Reframing genannt.<br />
Autorin<br />
Anja Keinath<br />
Frauenbeauftragte für Lehrkräfte am Staatlichen Schulamt für<br />
den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis<br />
27
Achtsamkeit in der Erziehung<br />
„Bling“. Zwei Zimbeln erklingen. „Lauschen Sie dem Ton.<br />
Schließen Sie die Augen und kommen Sie zur Ruhe. Achten<br />
Sie auf Ihren Atem, wie er ein- und ausströmt.“<br />
Ein Kongress für pädagogische Wissenschaftler,<br />
Multiplikatoren aus dem Schulbereich, Lehrerinnen und<br />
Lehrer. Eine Aula in einer Highschool in San Francisco<br />
im Februar 2007. Die Teilnehmer sind aus den USA und<br />
Kanada angereist und schließen jetzt um zehn Uhr morgens<br />
bereitwillig die Augen und folgen den Anweisungen von Dr.<br />
Amy Salzmann, die den Kongress so eröffnet. Während ich<br />
spüre, wie das Eintauchen in die Ruhe gut tut nach der hektischen<br />
Fahrt hier in einen Vorort von San Francisco, nach<br />
den üblichen Akkreditierungsformalitäten und interessanten<br />
Gesprächen, frage ich mich, wie so ein Anfangsritual auf einer<br />
Tagung von Wissenschaftlern in Deutschland wirken würde,<br />
und ich komme zu dem Ergebnis, dass es sicherlich ein<br />
Augenverdrehen gäbe oder ein unwilliges Aufstöhnen von einigen,<br />
die hier esoterische Aberrationen wittern, dass es aber<br />
doch keinen Aufstand gäbe und sich alle Teilnehmer auf diese<br />
Einstimmung sicherlich einließen.<br />
28<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
<strong>Lehrergesundheit</strong><br />
Wenn im Juli 07 ein Kongress mit dem Thema „Wissenschaft<br />
und Spiritualität“ zur 550-Jahr-Feier der Freiburger<br />
Universität stattfand, wenn der Dalai Lama dazu eingeladen<br />
war und wenn im Veranstaltungsprogramm namhafte<br />
Wissenschaftler wie Prof. Gerald Hüther und Prof. Joachim<br />
Bauer Vorträge darüber hielten, wie wichtig Kontemplation<br />
und Achtsamkeitsübungen heute für die Erziehung sind und<br />
was die Gründe dafür sind, dann deutet diese thematische<br />
Ausrichtung auf eine Hinwendung zu Bereichen der Erziehung,<br />
die bislang in der hektischen Reaktion auf PISA vernachlässigt<br />
wurden und in ihrer Bedeutung zunehmend erkannt<br />
werden. Bei all dem Bestreben, immer mehr Fachwissen in<br />
immer kürzerer Zeit an die Schüler zu bringen, bei all dem<br />
Optimieren, Evaluieren, Modularisieren sind wesentliche<br />
Bereiche des Lehrens und Lernens aus dem Blickfeld geraten,<br />
die derzeit von manchen Wissenschaftlern und Pädagogen<br />
wieder oder vielleicht auch erstmals auf die Agenda gebracht<br />
werden: Wie wichtig die Persönlichkeit des Lehrers für den<br />
Lernprozess ist, wie wichtig Freude und Entspannung für<br />
das Lernen sind, dass differenzierte Selbstwahrnehmung<br />
gelehrt werden kann und dass dem Körper im Lernprozess<br />
eine Schlüsselrolle zukommt, dass Stille und Langsamkeit<br />
wichtige Rahmenbedingungen im Lernprozess sind – all die-
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
se Aspekte treten derzeit bei pädagogischen Diskussionen in<br />
den Vordergrund. Dass es überhaupt in Akademikerkreisen<br />
hoffähig geworden ist, sich mit Meditation oder fernöstlichem<br />
Wissen um Körperübungen, die dort immer schon<br />
in einen geistigen Kontext gestellt wurden, zu beschäftigen,<br />
ist interessanterweise der Tatsache zu verdanken, dass<br />
neuerdings die Hirnforschung hier mit wissenschaftlich<br />
fundierten Argumenten Absolution zu erteilen scheint. Dies<br />
wiederum zeigt, dass naturwissenschaftliche Messmethoden,<br />
wie z.B. bildgebende Verfahren offensichtlich nach wie vor<br />
mehr Akzeptanz genießen als Erkenntnisse, die ein erfahrener<br />
Pädagoge aus seiner Praxis deduziert.<br />
Ich fi nde übrigens, wir sollten uns hüten, hier eine<br />
Frontstellung aufzubauen, die entlang der alten Grenzen<br />
zwischen Natur- und Geisteswissenschaften verläuft und<br />
letztlich die Descartsche Trennung zwischen Körper und<br />
Geist abbildet. Die Erkenntnis des Hirnforschers Damasio,<br />
wie wichtig zum Beispiel Emotionen für jede einzelne unserer<br />
Handlungen sind, wie sie unsere Wahrnehmung färben<br />
und unsere Gedächtnisleistung beeinfl ussen, legitimiert die<br />
Wahl entsprechender Unterrichtsmethoden. Das szenische<br />
Interpretieren kann so zum Beispiel gegen jene legitimiert<br />
werden, die diese Art der Literaturrezeption als „unwissenschaftlich“<br />
ablehnen.<br />
„Was den Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und Daten,<br />
sondern Gefühle und Geschichten und vor allem Menschen“<br />
(Spitzer, 2002, a.a.O.S. 160).<br />
Manfred Spitzer und Gerald Hüther haben in ihren Büchern<br />
eindrucksvoll und anschaulich formuliert, wie das Gehirn<br />
funktioniert und was beim Lernen förderlich ist und was<br />
es erschwert. Sie werden auch von vielen Lehrerinnen und<br />
Lehrern begeistert rezipiert, wohl auch deshalb, weil vieles,<br />
was sie über die Arbeitsweise des Gehirns erläutern, einem erfahrenen<br />
Pädagogen schon immer intuitiv vertraut war. Wenn<br />
wir den jüngsten Ergebnissen der Hirnforschung Beachtung<br />
schenken und sie zum Teil auch als Basis für Veränderungen<br />
in der Praxis nehmen, heißt das ja nicht, dass wir zu einem<br />
kruden Naturalismus oder Materialismus zurückkehren. Die<br />
großen erkenntnistheoretischen Fragen bleiben weiterhin eine<br />
Herausforderung.<br />
Zurück nach San Francisco: Das Thema des Kongresses<br />
in San Francisco lautete „Mindfulness as a Foundation<br />
for Teaching and Learning“. Die Eintrittsvorlesung hielt<br />
Saki Santorelli, Direktor des „Center for Mindfulness“ und<br />
Professor an der medizinischen Fakultät der Universität von<br />
Massachusetts. Zusammen mit Prof. Kabat-Zinn, der auch<br />
unter den Teilnehmern war, gründete er vor 25 Jahren das<br />
Institut, das wegweisend auf dem Gebiet der Stressforschung<br />
wurde und – ausgehend von den wissenschaftlichen Studien<br />
zur Entstehung von Stress, seiner physischen und psychischen<br />
Auswirkung auf das Individuum – ein Programm zur<br />
Stressreduktion entwickelte. Dieses achtwöchige Programm<br />
(Mindfulness-Based-Stress-Reduction, MBRS) ist inzwischen<br />
weltweit anerkannt und erprobt. Die Teilnehmer lernen<br />
hier, in ihren Körper hineinzuspüren, Spannung wahrzunehmen,<br />
auf ihre Gefühle und ihr inneres Selbstgespräch zu achten,<br />
ohne es zu bewerten (non-judgemental awareness). Sie<br />
verpfl ichten sich neben dem Besuch der dreistündigen wöchentlichen<br />
Seminare in ihrem häuslichen Umfeld jeden Tag<br />
45 Minuten der Meditation und dem Yoga zu widmen. Das<br />
Programm wurde in klinischen Studien untersucht mit dem<br />
Ergebnis, dass bei den Probanden signifi kante Veränderungen<br />
im körperlichen und psychischen Bereich eintraten: Positive<br />
Veränderungen von Blutdruck und Herzschlag, Senkung des<br />
Stress-Hormons Cortisol, Nachlassen chronischer Schmerzen,<br />
Stimmungsaufhellung. Viele Teilnehmer des Programms berichten,<br />
dass sie besonders das Gefühl, selbstwirksam sein zu<br />
können als positiv genießen. Sie hätten gelernt, selbsttätig<br />
Spannung zu lösen und das innere Selbstgespräch positiv zu<br />
beeinfl ussen.<br />
Das zunächst für Schmerzpatienten entwickelte Programm<br />
wurde zunehmend auch im außerklinischen Bereich eingesetzt,<br />
denn die Wirksamkeit bei der Stressreduktion und<br />
Prävention wurde in mehreren Studien bewiesen.<br />
Welche Relevanz können diese Erkenntnisse nun für den<br />
schulischen Unterricht haben?<br />
In seinem Vortrag hob Santorelli hervor, wie wichtig<br />
die Präsenz des Lehrers für den Lernprozess sei. Seine<br />
Vorbereitungen mögen noch so ausgefeilt sein, was zählt<br />
sei die Fähigkeit im Hier und Jetzt eine Beziehung zu den<br />
Schülern aufzunehmen und ein Klima der Begeisterung<br />
und Motivation zu schaffen. Dazu gehöre, dass der Lehrer<br />
sich in einem umfassenden und differenzierten Maße seiner<br />
selbst bewusst sei. Sein Fachwissen sei natürlich unbedingt<br />
Vorrausetzung, auch ein Wissen um die unterschiedlichsten<br />
Lehrmethoden – aber was den erfolgreichen Lehrer<br />
ausmache, das sei diese ganz persönliche eigene Mischung,<br />
29
sein Gespür für den richtigen Zeitpunkt, für den Fluss des<br />
Unterrichtsgeschehens. Dazu bedürfe es eines Trainings der<br />
Selbsterfahrung und einer kontinuierlichen Schulung der<br />
Achtsamkeit.<br />
Santorelli geht davon aus, dass das Training in „Mindfulness“<br />
tägliche Meditation und Innenschau erfordert, dieser „Muskel“<br />
müsse trainiert werden. Diese Metapher spielt darauf an, dass<br />
Meditation eine Schulung der Disziplin und eine ausgefeilte<br />
Fähigkeit zur Impulskontrolle voraussetzt, aber auch schafft.<br />
In den östlichen Traditionen des Yoga oder QiGong wird<br />
hier vom „Inneren Zeuge“ gesprochen – einer Instanz, die<br />
dem einzelnen die Freiheit der Option gibt. Dieser Schulung<br />
werde leider in der Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung<br />
zu wenig Rechnung getragen. Im Hinblick auf die deutschen<br />
Verhältnisse stimmt das ja genauso, dabei bietet die<br />
Ausbildung von Fähigkeiten zur Entspannung, Meditation,<br />
Introspektion und Achtsamkeit eine wirksame Burn-Out-<br />
Prophylaxe und erhöht signifi kant die Berufszufriedenheit<br />
der Lehrer (vgl. Altner 2006 und Freiburger Modell – Prof.<br />
Joachim Bauer).<br />
Für Referendare und Lehrer gibt es auch bei uns kaum institutionalisierte<br />
Angebote in dieser Richtung.<br />
Santorellis Ausführungen zur Lehrerpersönlichkeit waren gewiss<br />
nicht „neu“. Selbstrefl exion des Lehrers und Supervision<br />
seiner Tätigkeit sind Standardforderungen im pädagogischen<br />
Bereich. Wo aber ist bei uns im schulischen Alltag<br />
Raum dafür und wie ernst wird in diesem Zusammenhang<br />
das Wissen um die enge Verfl ochtenheit zwischen Körper<br />
und Geist genommen? Basis des Programmes Mindfulness-<br />
Based-Stress-Reduction ist tägliche Meditation verbunden<br />
mit Körperübungen aus dem Yoga und eine von Prof. Kabat-<br />
Zinn entwickelte Methode „Body-Scan“, mit der man in den<br />
Körper hineinzuspüren lernt.<br />
Die enge Verbindung zwischen Körper und Geist, auf die ja<br />
die Hirnforschung immer wieder hinweist, wird bei uns erst<br />
allmählich explizit zum Thema gemacht, noch weniger wird<br />
sie produktiv praktisch genutzt.<br />
Wieder zurück zu dem Kongress in San Francisco: Was<br />
mich fasziniert hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der<br />
in den Arbeitsgruppen im Gespräch zwischen Lehrern und<br />
Wissenschaftlern die Notwendigkeit eines Lernens mit allen<br />
Sinnen postuliert wurde. Nun könnte man einwenden, dass auf<br />
30<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
einem Kongress mit einer solchen Themenstellung ohnehin<br />
ein in dieser Richtung sensibilisiertes Publikum zu erwarten<br />
ist, aber es hat mich überrascht, wie vielfältig die Forschung<br />
zu „Mindfulness in Education“ in den USA schon ist und wie<br />
verankert Methoden der Kontemplation, Selbstwahrnehmung<br />
und der Selbstwirksamkeit im Schulalltag bereits sind. Nun<br />
kann das amerikanische Schulsystem uns gewiss in seiner<br />
Struktur nicht als Vorbild dienen, aber im Hinblick auf die Art,<br />
wie Persönlichkeitsbildung in den schulischen Unterricht integriert<br />
werden kann, könnten wir eine Reihe von Anregungen<br />
bekommen.<br />
„Mindfulness-Based-Education“ kann übrigens als Gegenbewegung<br />
zu der von den meisten Lehrern beklagten, von<br />
Georg W. Bush angestoßenen Politik des NCLB angesehen<br />
werden: NCLB – No Child Left Behind – die Antwort der<br />
amerikanischen Regierung auf die Qualitätsmängel in der<br />
schulischen Ausbildung der USA. Während die Forderung,<br />
dass „kein Kind zurückgelassen“ werden sollte, ja sicherlich<br />
von jedem Lehrer unterschrieben werden kann, scheiden sich<br />
die Geister (man denke nur an die Reaktion auf PISA hierzulande)<br />
an der Art, wie das zu geschehen habe. Die amerikanische<br />
Regierung sieht die Antwort in einem engmaschigen<br />
Testsystem mit Zusatzangeboten für „Underachievers“, also<br />
für Kinder, die schlecht abschneiden, einem Testsystem, das<br />
von der Grundschule (manchmal schon im Kindergarten)<br />
die Schulkarriere eines Kindes mit Tests dokumentiert. Die<br />
Initiative „Mindfulness-based-Education“ sieht hier eine<br />
fatale Verengung des Bildungsbegriffes auf abfragbares<br />
Wissen.<br />
„MBE legt den Fokus auf die Fähigkeit des Menschen, sich<br />
seiner selbst bewusst zu sein. Achtsamkeit (mindfulness) bezeichnet<br />
die Fähigkeit, sich seiner Gedanken und Gefühle,<br />
seiner Körperwahrnehmungen und Sinne bewusst zu sein –<br />
von Augenblick zu Augenblick – ohne zu bewerten“ (Auszug<br />
aus den Kongressunterlagen, vgl. auch www.mindfuleducation.org).<br />
Es wurden verschiedene Ansätze vorgestellt, wie Phasen der<br />
Achtsamkeit in den Unterricht integriert werden. Allen gemeinsam<br />
ist das Ziel, dass die Schüler sich ihrer selbst bewusst<br />
werden, d.h. ihre Selbstwahrnehmung schulen, und zwar im<br />
Hinblick auf eine Wahrnehmung der eigenen Gedanken und<br />
Gefühle und auch im Hinblick auf ihre Körperwahrnehmung.<br />
Um entsprechende Phasen der Stille anzuleiten, bedarf es einer<br />
Lehrerpersönlichkeit, die „am eigenen Leib“ Erfahrungen
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
mit solchen Wahrnehmungsübungen hat. Aus Büchern kann<br />
man derlei nur schwer lernen. Es gibt in den USA Angebote<br />
der Fortbildung in diesem Bereich, die von vielen Lehrern<br />
wahrgenommen werden.<br />
Die Wirksamkeit von MBE wurde in mehreren Studien getestet<br />
und evaluiert (vgl. Link-Hinweise).<br />
Für mich waren die Diskussionen mit den amerikanischen<br />
Kollegen auch deshalb sehr interessant, weil ich ihre<br />
Erkenntnisse mit meinen eigenen Erfahrungen vergleichen<br />
konnte, die ich im Rahmen der Erprobung meines Konzeptes<br />
„Achtsamkeit in der Erziehung“ im schulischen Bereich<br />
(Unterricht und Lehrerfortbildung) machen konnte.<br />
Das Konzept beinhaltet QiGong-Übungen und Übungen<br />
aus MBSR (Mindfulness-Based-Stress-Reduction), aber<br />
auch Phasen, in denen Schüler sich über ihre Erfahrungen<br />
austauschen und ihre Wahrnehmungen verbalisieren. Qi-<br />
Gong ist ein Oberbegriff für eine vielfältig differenzierte<br />
Übungsdisziplin aus China mit einer langen Tradition.<br />
Geistige Ruhe, Entspannung und Ausgeglichenheit wird<br />
über das Hineinspüren in den Körper, durch das Ausführen<br />
bestimmter Bewegungen und das Achten auf den Atem erreicht.<br />
Gerade weil hier über den Körper Einfl uss auf geistige<br />
Prozesse genommen werden kann, lernen die Schüler eine<br />
Möglichkeit kennen, wie sie selbsttätig sich in einen ausgeglichenen<br />
Zustand versetzen können. Der Lehrer entscheidet,<br />
wann er diese Achtsamkeitsphasen in den Fachunterricht<br />
einbaut. Nach einer Eingewöhnungszeit genügen manchmal<br />
wenige Minuten der Stille, in denen die Schüler sich in einen<br />
aufnahmebereiten, konzentrierten und gleichzeitig entspannten<br />
Zustand versetzen. Die regelmäßige Wiederholung<br />
der Übungsphasen verfeinert die Selbstwahrnehmung, eröffnet<br />
das Gespür für Spannung und Entspannung und bahnt so<br />
den Weg zur Selbstkompetenz. Schüler merken eher, was<br />
ihnen gut tut und was ihr Wohlbefi nden beeinträchtigt.<br />
Auf diese Weise sind solche Achtsamkeitsphasen im Unterricht<br />
Prävention im besten Sinne. Die Ausbildung der Fähigkeit,<br />
sich selbst zu beobachten, erhöht die Selbstrefl exion und<br />
schafft im Gehirn synaptische Verbindungen und habitualisiert<br />
so diese Haltung des Beobachtens. Die Achtsamkeitsphasen<br />
wirken dann über die direkte Übungszeit hinaus. Die Schüler<br />
lernen so auch, nicht jedem Impuls gleich nachzugeben. Sie<br />
bekommen die Option zu wählen, wie sie sich verhalten wollen.<br />
Insofern können solche Achtsamkeitsphasen auch gewalt-<br />
präventiv sein. Wenn der Schüler lernt, seinen Ärger wahrzunehmen,<br />
dann muss er nicht gleich losschlagen, sondern kann<br />
andere Wege der Auseinandersetzung wählen.<br />
Die permanente Reizüberfl utung, der Schüler ausgesetzt<br />
sind und der sie sich aussetzen, oft gepaart mit motorischer<br />
Passivität verhindert geradezu die Ausbildung einer differenzierten<br />
Wahrnehmungsfähigkeit und das selbsttätige<br />
Erschaffen innerer Bilder. Insofern gedeiht auf dem Boden<br />
der Achtsamkeit auch die Kreativität und die Schulung der<br />
ästhetischen Kompetenz.<br />
Die Fähigkeit zu Selbstwahrnehmung und Selbstrefl exion<br />
kann „trainiert“ werden, sie kann aber auch verkümmern,<br />
wenn sie nicht geschult wird. In seinem jüngsten Buch „The<br />
Mindful Brain“ (New York 2007) erläutert der Neurologe<br />
und Psychiater Dan Siegel, welche Auswirkungen Übungen<br />
zur Achtsamkeit auf die Entwicklung des Gehirns und<br />
die Ausbildung von Fähigkeiten wie Impulskontrolle,<br />
Selbstverantwortung und Empathie haben.<br />
Nils Altner hat in seiner umfassenden Dissertation<br />
„Achtsamkeit und <strong>Gesundheit</strong> – Auf dem Weg zu einer achtsamen<br />
Pädagogik“ einen weiten Bogen gespannt und unter<br />
anderem die Bedeutung von Achtsamkeit für die Persönlichkeitsentwicklung<br />
ausführlich untersucht.<br />
Es bleibt zu wünschen, dass für Forschungsprojekte auf diesem<br />
Gebiet Mittel bereitgestellt werden und dass erkannt<br />
wird, wie bereichernd eine in den Unterricht integrierte<br />
Achtsamkeitsschulung für Lehrer und Schüler ist.<br />
31
Literatur<br />
32<br />
Nils Altner<br />
Achtsamkeit und <strong>Gesundheit</strong>, Immenhausen 2006<br />
Bauer, Joachim<br />
Lob der <strong>Schule</strong>, Hoffmann und Campe, Hamburg 2007<br />
Das Gedächtnis des Körpers, München 2004/2007<br />
Die Freiburger Schulstudie (<strong>Lehrergesundheit</strong>sprävention),<br />
Schulverwaltung Baden-Württemberg, 12.259-264<br />
Bühler/Heppekausen<br />
<strong>Gesundheit</strong>sförderung durch Lebenskompetenzprogramme,<br />
in: <strong>Gesundheit</strong>sförderung konkret, BzgA, Band 6, Köln<br />
2005<br />
Damasio, Antonio R.<br />
Descartes’ Error, NY 1994<br />
Der Spinoza-Effekt, List, Berlin 2005<br />
Hüther, Gerald<br />
Die Macht der inneren Bilder, Göttingen 2006<br />
Hurrelmann, Klaus<br />
Gewalt an <strong>Schule</strong>n, Weinheim, Beltz 2007<br />
Kabat-Zinn, Jon<br />
Gesund durch Meditation, (1991, 2006) Otto Barth<br />
Verlag<br />
Kabat-Zinn, Jon<br />
Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit<br />
(1999) Buch-CD, Arbor Verlag<br />
Kabat-Zinn, Jon<br />
Zur Besinnung kommen, Arbor Verlag, 2006<br />
Achtsamkeitsbasierte Interventionen im Kontext:<br />
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, In Achtsamkeit<br />
und Akzeptanz in der Psychotherapie, dgvt-Verlag. 2004<br />
Kaltwasser, Vera<br />
Der sanfte Weg zum Nichtrauchen (Achtsamkeit und<br />
QiGong in der Raucherentwöhnung), knaur 2002/2005<br />
QiGong in der <strong>Schule</strong>, in: <strong>Schule</strong> und <strong>Gesundheit</strong>,<br />
Zeitschrift des Hessischen Kultusministeriums, 2004<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Santorelli, Saki<br />
Zerbrochen und doch ganz: Die heilende Wirkung der<br />
Achtsamkeit, Freiamt 2006<br />
Manfred Spitzer<br />
Lernen, Gehirnforschung und die <strong>Schule</strong> des Lebens,<br />
Heidelberg 2002<br />
Selbstbestimmen, 2004<br />
Siegel, Dan<br />
The Mindful Brain, NY 2007<br />
Stoevhase, Dorit<br />
Stressbewältigung durch QiGong, Immenhausen 2006<br />
Winston, Diana<br />
Wide Awake (ein Leitfaden zum Meditieren für Teens),<br />
erscheint bei Fischer im September 07 unter dem Titel<br />
„Siddharta wird erwachsen“.<br />
Autorin<br />
Vera Kaltwasser, Oberstudienrätin<br />
� www.mbsr-verband.de<br />
� www.qigong-gesellschaft.de<br />
� www.umassmed.edu/cfm<br />
� www.MARC.ucla.edu<br />
� www.InnerKids.org<br />
�<br />
www.erziehungs-perspektiven.de
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Schulsanitätsdienste<br />
In der Bundesrepublik Deutschland erleidet jährlich jeder 12.<br />
Schüler einen anzeigepfl ichtigen Schulunfall, der eine ärztliche<br />
Versorgung notwendig macht. Die akuten Erkrankungen,<br />
die durch Hausärzte behandelt werden, kommen in dieser<br />
Statistik nicht vor. Sie sind jedoch im Schulalltag existent.<br />
Seit einigen Jahren gibt es in manchen <strong>Schule</strong>n das Bestreben,<br />
diese offenkundige Lücke im Bereich der Erstversorgung<br />
dieser Schüler zu schließen. So entstanden die ersten<br />
Schulsanitätsdienste. Wie alle Pioniere mussten sie sich ins<br />
Neuland vortasten, ohne auf bereits bestehende Erfahrungen<br />
anderer zurückgreifen zu können.<br />
Unsere <strong>Schule</strong> gehörte dazu: Seit dem Jahr 2000 besteht ein<br />
Schulsanitätsdienst an der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Wetzlar.<br />
Im ersten Jahr musste sehr viel improvisiert werden, da weder<br />
Räumlichkeiten noch Materialien zur Verfügung standen.<br />
Durch die Unterstützung der Schulleitung und des<br />
Hausmeisters konnte dies geändert werden: So steht uns<br />
beispielsweise seit einigen Jahren ein gut ausgestatteter<br />
Sanitätsraum zu Verfügung. Aber auch der gute Wille und<br />
die Zuversicht der Schüler in der Sanitätsgruppe trugen dazu<br />
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />
In jedem größeren Betrieb gibt es Sanitätsbeauftragte. Doch wer kümmert sich in unseren <strong>Schule</strong>n um eine<br />
adäquate Versorgung von erkrankten oder verletzten Schülern?<br />
bei einige Anfangsprobleme zu meistern. Die Motivation<br />
der Schüler war vom ersten Tag an sehr hoch und ist in den<br />
vergangenen Jahren konstant geblieben. Es besteht nach wie<br />
vor großes Interesse an der Mitarbeit im Schulsanitätsdienst.<br />
Dieser wird alljährlich zu Beginn des Schuljahres durch<br />
eine konstituierende Sitzung neu gebildet. Alle Schüler, die<br />
teilnehmen möchten, brauchen eine gute Ausbildung in der<br />
Ersten Hilfe. Wenn die Leitung einer Schulsanitätsgruppe<br />
Ausbilder bei einer der Hilfsorganisationen ist, kann diese<br />
Ausbildung in der <strong>Schule</strong> erfolgen. Dies erwies sich als sehr<br />
sinnvoll, da die Ausbildungszeit das Kennenlernen erleichtert<br />
und so schon sehr früh Vertrauen entsteht. Auch können die<br />
Ausbildungsinhalte für die Arbeit des Schulsanitätsdienstes<br />
modifi ziert werden. Diese Tatsache erleichtert die spätere<br />
Arbeit im Alltag der Sanitätsdienste immens.<br />
Bei der ersten Sitzung wird der Dienstplan für das laufende<br />
Schuljahr erstellt, alle Aufgaben und Ämter werden verteilt<br />
und schriftlich festgehalten. Die Zeiten für regelmäßige<br />
Treffen und die Fortbildungen werden ebenfalls festgelegt.<br />
33
Die Gruppe besteht jährlich aus 16 bis 18 Schülern und der<br />
anleitenden Lehrkraft. Die Vertretung übernimmt jeweils der<br />
dienstälteste Schüler. So entsteht Kontinuität in der Arbeit.<br />
An den Tagen, an denen die Schüler Dienst haben, tragen alle<br />
eine rote Jacke und sind bei Unfällen in den Pausen sofort zu<br />
identifi zieren. Während des Unterrichts werden sie durch eine<br />
Lautsprecherdurchsage informiert. Die Versorgung erfolgt<br />
dann entweder vor Ort oder, wenn der Transport möglich<br />
ist, in unserem Sanitätsraum. Der Unterricht in den Klassen<br />
kann ungestört weiter gehen und die einzelnen Lehrkräfte<br />
sind durch die Erstversorgung der Schulsanitätsgruppe entlastet.<br />
Alle Lehrkräfte, die unsere Sanitätsgruppe im Einsatz<br />
erlebt haben, begrüßen diese Einrichtung sehr und betonen<br />
immer wieder unsere gute Arbeit. Das Vertrauen in die<br />
diensthabenden Schüler ist von Jahr zu Jahr größer geworden.<br />
Auch bei den Mitschülern ist dies festzustellen, da sie sich<br />
häufi g ganz autonom und ohne Vermittlung durch den Lehrer<br />
direkt an den Sanitätsdienst wenden. Die Mitarbeiter im<br />
Schulsanitätsdienst arbeiten alle völlig eigenständig, verantwortungsvoll,<br />
mit großer Umsicht und Einfühlungsvermögen<br />
bei den unterschiedlichen Einsätzen, die sie im Schulalltag zu<br />
bewältigen haben.<br />
34<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Der Schulsanitätsdienst ist an unserer <strong>Schule</strong> eine feste<br />
Institution geworden und wichtiger Bestandteil des<br />
Schulprogramms und unserer Schulkultur.<br />
Die Unfallkasse <strong>Hessen</strong> veranstaltet seit einigen Jahren<br />
Fortbildungsseminare für Schulsanitätsdienstleiter. Einige<br />
Teilnehmer dieser Seminare haben den Arbeitskreis<br />
„Schulsanitätsdienste <strong>Hessen</strong>“ gegründet, der sich einmal im<br />
Jahr trifft. Inhaltlich werden Themen wie die Anerkennung<br />
und die Öffentlichkeitsarbeit der Schulsanitätsdienste diskutiert,<br />
um diese voran zu bringen. So plant dieser Arbeitskreis<br />
für das Schuljahr 2007/08 einen Aktionstag für alle<br />
Schulsanitätsdienste in <strong>Hessen</strong>.<br />
Autorin<br />
Traudel Herrmann<br />
Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> Wetzlar
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Brandschutz in der <strong>Schule</strong><br />
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />
Alle Angehörigen einer <strong>Schule</strong> sind verpfl ichtet, sich so zu verhalten, dass das Entstehen von Bränden<br />
verhindert wird bzw. dass nach Ausbruch eines Brandes eine schnelle und wirksame Rettung und Schadensbegrenzung<br />
gewährleistet ist. Die Schulleiterinnen und Schulleiter sind für die ordnungsgemäße Durchführung<br />
aller Maßnahmen zum Brandschutz verantwortlich. Dabei müssen bauliche Bedingungen, organisatorische<br />
Maßnahmen und das Verhalten im Brandfall berücksichtigt werden.<br />
Bauliche Maßnahmen zum Brandschutz<br />
Alle <strong>Schule</strong>n sind mit einer Alarmeinrichtung auszustatten.<br />
In der Regel ist dies eine Brandmeldeanlage mit Sirene.<br />
Das Alarmsignal muss von allen Räumen aus gut hörbar<br />
sein. Das Signal muss so lange ertönen, bis alle Schüler/innen<br />
und Lehrer/innen in Sicherheit sind. Für den Fall, dass<br />
die elektrische Alarmeinrichtung versagt, ist ein handbetriebenes<br />
Alarmgerät bereit zu halten. Ist eine Brandmeldeanlage<br />
vorhanden, ist eine direkte Verbindung zur Feuerwehr anzustreben.<br />
Ist dies nicht möglich, muss die Alarmierung fremder<br />
Hilfe über ein Telefon möglich sein. Die Alarmanlage ist<br />
monatlich außerhalb der Unterrichtszeit auf ihre Funktion<br />
zu überprüfen. Der Schulträger prüft im Benehmen mit<br />
der Feuerwehr, welche Selbsthilfeeinrichtungen an welchen<br />
Stellen erforderlich sind. Insbesondere sind auf<br />
Fluren, in Schulküchen, Werkräumen, Physik- und Chemie-<br />
und Biologieräumen sowie in Brennstoffl agerräumen<br />
Trockenfeuerlöscher (Pulver- oder Kohlendioxidlöscher) vorzusehen.<br />
Alle Fachräume sind zusätzlich mit einer Löschdecke<br />
und Löschsand auszustatten. Wird in anderen Bereichen<br />
(Kunst u.a.) z.B. mit leicht entzündlichen Lösemitteln umgegangen,<br />
so ist auch hier ein Feuerlöscher empfehlenswert.<br />
Alle Selbsthilfeeinrichtungen müssen sich stets in einwandfreiem<br />
Zustand befi nden. Feuerlöscher und lüftungstechnische<br />
Anlagen müssen alle zwei Jahre geprüft werden, alle<br />
weiteren Einrichtungen (Notbeleuchtung, Notschalter...)<br />
einmal jährlich. Fluchtwege werden häufi g durch Tische,<br />
Schränke und Gegenstände eingeengt. Fluchtwege sind im<br />
Ernstfall lebenswichtig. Sie sollten daher regelmäßig mit<br />
größter Sorgfalt überprüft werden. Dabei ist auf die ausreichende<br />
Kennzeichnung, die auch bei Dunkelheit zu erkennen<br />
sein sollte, zu achten. Fluchttüren müssen in Fluchtrichtung<br />
öffnen. Sie dürfen niemals verschlossen sein oder müssen<br />
über ein Panikschloss, das jederzeit ohne Schlüssel zu öffnen<br />
ist, verfügen. Für jeden Unterrichtsraum müssen zwei<br />
getrennte Fluchtwege vorhanden sein. Der Fluchtplan muss<br />
in jedem Raum ausgehängt werden. Unterrichtsräume mit<br />
erhöhter Brandgefahr (Schulküchen, naturwissenschaftliche<br />
Fachräume, Werkräume...) müssen zwei günstig gelegene<br />
Ausgänge haben. Brand- und Rauchschutztüren (dies sind insbesondere<br />
Flurtüren) dürfen keinesfalls durch Keile o.ä. offen<br />
gehalten werden. Diese Türen sind Öffnungen zwischen<br />
Brandwänden und verhindern ein Ausbreiten des giftigen und<br />
u.U. sehr schnell tödlich wirkenden Brandrauchs. Einzige<br />
35
Ausnahme bilden Türen, die sich im Brandfall automatisch<br />
schließen.<br />
Organisatorische Maßnahmen zum<br />
Brandschutz<br />
Alle Brände sind zunächst Entstehungsbrände. Daher gilt<br />
es, Entstehungsbränden vorzubeugen und die Brandlast,<br />
d.h. die Menge aller brennbaren Stoffe, so gering wie möglich<br />
zu halten. So ist für jeden Raum zu prüfen, in welchen<br />
Mengen leicht entfl ammbare Stoffe (Vorhänge, Bodenbeläge,<br />
Polstermöbel, Lösemittel, Lacke, Papier uvm.) vorhanden<br />
sind. Nichtbenötigtes Material sollte ausgelagert oder entsorgt<br />
werden. Leicht entfl ammbare Stoffe sollten gegen schwer<br />
entfl ammbare Stoffe ausgetauscht werden (Prüfzertifi kat des<br />
Herstellers). Mit Lösemitteln darf nur in den erforderlichen<br />
Mengen, d.h. in Gebinden mit maximal 1 Liter Inhalt, umgegangen<br />
werden. Für die Aufbewahrung von Lösemitteln<br />
gelten im Übrigen besondere Vorschriften. Besondere<br />
Brandgefahren gehen auch von elektrischen Geräten aus. Alle<br />
elektrischen Geräte müssen mit den einschlägigen Prüfzeichen<br />
ausgestattet sein. Elektrische Heizgeräte, die nicht über eine<br />
automatische Temperaturregelung verfügen (Wasserkocher,<br />
Kaffeemaschinen, Kochplatten, Heizstrahler...) sind verboten.<br />
Kaffeemaschinen müssen auf einer feuerfesten Unterlage stehen.<br />
Generell ist zu prüfen, in wie weit die Benutzung zu untersagen<br />
ist. “Vergessene” Kaffeemaschinen stellen eine ernst<br />
zu nehmende Brandgefahr dar. Lüftungsgitter elektrischer<br />
Geräte (z.B. Computermonitore) dürfen auf keinen Fall abgedeckt<br />
werden. Einmal jährlich sollte eine Sicherheitsbegehung<br />
stattfi nden. An dieser Begehung nehmen neben dem/<br />
der Schulleiter/in auch der/die Sicherheitsbeauftragte,<br />
der Hausmeister und bei Bedarf Mitarbeiter/innen des<br />
Schulträgers und der Feuerwehr teil. Über das Ergebnis wird<br />
ein Protokoll angefertigt, in dem eventuelle Mängel sowie<br />
Vereinbarungen zur Abhilfe vermerkt werden.<br />
Unterweisung: Lehrerinnen und Lehrer sind regelmäßig<br />
über Standort, Anordnung und ggf. Gebrauch der vorhandenen<br />
Selbstschutzeinrichtungen (z.B. Feuerlöscher) zu<br />
unterweisen. Zweimal jährlich fi ndet ein Probealarm statt.<br />
Empfehlenswert ist dabei die Zusammenarbeit und die<br />
Anwesenheit der Feuerwehr. Im Anschluss sind die Schüler/<br />
innen über Zweck und Ziel der Übungen zu belehren. Das<br />
Ergebnis der Alarmproben ist aktenkundig zu machen,<br />
Mängel sind mit Nachdruck zu beanstanden und unverzüg-<br />
36<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
lich abzustellen. Im Falle eines Alarms sind für die Schüler/<br />
innen außerhalb der Gebäude Sammelstellen zu bestimmen.<br />
Diese müssen so gewählt werden, dass keine Gefährdung<br />
durch Feuerwehr- und Rettungsmannschaften eintritt. Jede<br />
<strong>Schule</strong> hat einen Alarmplan zu erstellen, in dem genau geregelt<br />
wird, was im Ernstfall zu tun ist. Dazu zählen in erster<br />
Linie Fluchtwegepläne und Alarmierungspläne, aber auch das<br />
Wissen über besondere Gefahrenquellen im Brandfall wie beispielsweise<br />
Lagerorte von Druckgasfl aschen und brennbaren<br />
Flüssigkeiten. Diese müssen in einem Gebäudeplan gekennzeichnet<br />
werden. Außerdem sollten Personen mit besonderen<br />
Aufgaben benannt werden.<br />
Verhalten bei Ausbruch eines Brandes<br />
Bei einem Brand – auch bei einem scheinbar kleinen Brand<br />
– ist unverzüglich Alarm zu geben. Erst dann sind eigene<br />
Löschversuche zu unternehmen. Es gilt der Grundsatz:<br />
Personenschutz geht vor Sachschutz. Der Alarm muss so lange<br />
tönen, bis alle in Sicherheit sind. Das Schulgebäude wird<br />
zügig verlassen. Fenster und Türen werden geschlossen aber<br />
nicht verschlossen. Elektrische Geräte werden abgeschaltet,<br />
Gas- und Druckluftzufuhr abgestellt. Der Lehrer bzw. die<br />
Lehrerin überzeugt sich, dass niemand zurück geblieben ist<br />
(Nebenräume, Toiletten...). Die Schüler/innen treffen sich am<br />
Sammelort. Dort wird die Vollzähligkeit festgestellt. Ist die<br />
Benutzung der Fluchtwege nicht mehr möglich, so bleiben<br />
die Schüler/innen (sofern nicht andere Maßnahmen geboten<br />
sind) in ihrem Raum bzw. begeben sich in einen Raum,<br />
der von der Gefahr möglichst weit entfernt liegt und für die<br />
Rettungsarbeiten zweckmäßig ist. Die Türen sind zu schließen<br />
und – nur in diesem Fall – die Fenster zu öffnen. Anschließend<br />
macht sich die Gruppe durch Rufen bemerkbar. Die Schüler/<br />
innen sind vor unüberlegten Schritten zurück zu halten.
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Rechtliche Regelungen<br />
� Richtlinien für die brandschutztechnische Ausstattung<br />
von <strong>Schule</strong>n und das Verhalten bei Ausbruch eines<br />
Brandes und bei sonstigen Gefahren (Brandschutzerlass),<br />
ABl 6/2003<br />
� Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des<br />
Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des<br />
<strong>Gesundheit</strong>sschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit<br />
(Arbeitsschutzgesetz): http://bundesrecht.juris.de/arbschg/index.html<br />
�<br />
Arbeitsstättenverordnung: http://bundesrecht.juris.de/<br />
arbst_ttv_2004/index.html<br />
� Verordnung über die Prüfung technischer Anlagen und<br />
Einrichtungen in Gebäuden: http://www.hessenrecht.<br />
hessen.de/gesetze/361_Baurecht/361-115-TPruefVO/<br />
TPruefVO.htm<br />
�<br />
DIN 14096 Teile 1-3 Brandschutzordnung<br />
� Sicherheits- und <strong>Gesundheit</strong>sschutzkennzeichnung am<br />
Arbeitsplatz, GUV-V A8: http://regelwerk.unfallkassen.<br />
de/regelwerk/data/regelwerk/m_uvv/V_A8.pdf<br />
� Feueralarm in der <strong>Schule</strong>, GUV-SI 8051: http://regelwerk.unfallkassen.de/regelwerk/data/regelwerk/s_inform/SI_8051.pdf<br />
Autor<br />
Landesfeuerwehrverband <strong>Hessen</strong><br />
Kölnische Straße 44-46<br />
34117 Kassel<br />
Tel: (0561) 78 89 63 08<br />
info@feuerwehr-hessen.de<br />
� lfv.feuerwehr-hessen.de<br />
�<br />
www.ukh.de<br />
37
Brandschutzerziehung<br />
Brandschutzerziehung ist ein wichtiges Anliegen der<br />
schulischen Bildung, denn die Folgen von falschem<br />
Umgang mit Feuer und Unwissenheit über richtiges<br />
Verhalten bei einem Brand führen leider immer wieder<br />
zu teilweise schwerwiegenden oder gar tödlichen<br />
Unfällen. Daher muss die Aufklärung, die im Kindergarten<br />
beginnt, in allen Schulstufen altersgemäß<br />
weitergeführt werden.<br />
Ziel der Brandschutzerziehung ist es auch, das Interesse<br />
von Schülerinnen und Schülern für die Feuerwehr und das<br />
Engagement in der Jugendfeuerwehr zu wecken.<br />
Verankerung der Brandschutzerziehung<br />
in den Lehrplänen (Stand: Juni 2007)<br />
Grundschule<br />
Der Rahmenplan für die Grundschule nennt im Teil A<br />
(Übergreifende Orientierungen) unter „Erfahrung mit Natur<br />
und Technik“ das „Erkunden von technischen Einrichtungen<br />
und Anlagen im Schulgebäude und in der Nachbarschaft“.<br />
Dort wird u.a. explizit auf Feuermelder verwiesen.<br />
Für den Sachunterricht (1.-4. Klasse) wird unter dem Stichwort<br />
„Außerschulische Aktivitäten“ auch der Besuch der Feuerwehr<br />
genannt. Für die Klassenstufen 1 und 2 werden beim Lernfeld<br />
„Material/Materialeigenschaften“ der verantwortungsvolle<br />
Gebrauch von Streichhölzern und Feuerzeugen sowie die<br />
Gefahren von Feuer aufgeführt. In den Klassenstufen 3 und<br />
38<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit<br />
4 kommt dann das Kennenlernen von brennbaren und nicht<br />
brennbaren Stoffen sowie die Geschichte des Feuers hinzu.<br />
Für das fächerübergreifende Aufgabengebiet „<strong>Gesundheit</strong>serziehung“<br />
wird unter dem Thema „Gefahren erkennen, vermeiden,<br />
verhindern“ ausdrücklich der Umgang mit Feuer<br />
genannt.<br />
Hauptschule<br />
Im Bildungsgang der Hauptschule taucht die Brandschutzerziehung<br />
in den Fächern Deutsch, Ethik und Chemie auf.<br />
Im Fach Deutsch (Jg. 6) wird im Bereich „Texte und Medien“<br />
Verhaltensregeln bei Feueralarm als Beispiel für Sach- und<br />
Gebrauchstexte genannt. Im Fach Ethik (Jg. 5) wird unter<br />
der Überschrift „Verantwortung übernehmen“ bei den<br />
verbindlichen Inhalten unter dem Thema „Verantwortung<br />
für andere übernehmen“ die Jugendfeuerwehr benannt.<br />
Im Chemieunterricht (Jg. 8) wiederum sollen unter der<br />
Unterrichtseinheit „Stoffe und ihre Eigenschaften“ u.a. die
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Brennbarkeit behandelt werden. Dabei können auch Hinweise<br />
zu Brandverhütung und Brandbekämpfung gegeben werden.<br />
In der Einheit „Luft und Verbrennung“ fi nden sich die<br />
Stichworte Feuer, Gefahren des Feuers und Brandbekämpfung.<br />
In diesem Kontext steht der Hinweis: Motivation zum<br />
Engagement bei der Jugendfeuerwehr schaffen.<br />
Realschule<br />
Im Bildungsgang für den mittleren Abschluss fi nden sich<br />
konkrete Bezüge in den Fächern Englisch und Chemie. Im<br />
Englischunterricht (Jg. 6) sollen öffentliche Einrichtungen<br />
wie z.B. die Feuerwehr behandelt werden. In Chemie (Jg. 8)<br />
wird in der Unterrichtseinheit „Luft – ein lebensnotwendiges<br />
Stoffgemisch“ „Brandverhütung und Brandbekämpfung“ als<br />
verbindlicher Inhalt benannt. Bei den Arbeitsmethoden fi nden<br />
sich die Hinweise: Brandschutzpraktikum in Zusammenarbeit<br />
mit der örtlichen Feuerwehr und Rollenspiel: Luft und<br />
Luftverschmutzung.<br />
Gymnasium (9 Jahre)<br />
Im G9 Bildungsgang ist das Thema ebenfalls im<br />
Chemieunterricht (Jg. 8) vorgesehen. In der Unterrichtseinheit<br />
„Die chemische Reaktion – Stoffumsatz und Energieumsatz“<br />
sollen verschiedene Arten der Brandbekämpfung behandelt<br />
werden. Im Unterpunkt „Verbrennungsvorgänge in Alltag und<br />
Umwelt“ sollen die Bedingungen für Verbrennungen/Brände;<br />
Explosionen sowie Feuerlöschen und Brandschutz erarbeitet<br />
werden.<br />
Gymnasium (8 Jahre)<br />
Im (neueren) Lehrplan für das 8-jährige Gymnasium wird<br />
die Brandschutzerziehung im Chemieunterricht (Jg. 7) etwas<br />
differenzierter dargestellt. In der Unterrichtseinheit „Stoffe<br />
werden verändert/Die chemische Reaktion“ werden im<br />
Teilaspekt „Verbrennungsvorgänge in Alltag und Umwelt“<br />
Bedingungen für Verbrennungen/Brände/Explosionen, technische<br />
Vorkehrungen zum Feuerlöschen und Brandschutz sowie<br />
Beurteilen geeigneter Löschmaßnahmen genannt.<br />
In diesem Kontext wird der Besuch der Feuerwehr vorgeschlagen.<br />
Bei den Hinweisen zu den Arbeitsmethoden werden<br />
als Referatsthemen Gefährliche Brände und Brandklassen<br />
benannt.<br />
Als Thema für einen Stationenlauf wird Bedingungen für die<br />
Brandentstehung genannt.<br />
Materialien für die Brandschutzerziehung<br />
Der hessische Landesfeuerwehrverband (LFV) hat den<br />
Ordner „Feuer und Flamme“ für die Brandschutzerziehung<br />
in der Grundschule herausgegeben. Der Ordner enthält neben<br />
Sachinformationen und Experimentiervorschlägen auch fertige<br />
Arbeitsblätter für den Unterricht. Der Ordner kann über<br />
das Projektbüro <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> bezogen werden.<br />
Autor<br />
Landesfeuerwehrverband <strong>Hessen</strong><br />
Kölnische Straße 44-46<br />
34117 Kassel<br />
Tel: (0561) 78 89 63 08<br />
info@feuerwehr-hessen.de<br />
� lfv.feuerwehr-hessen.de<br />
�<br />
www.ukh.de<br />
39
Die Fahrradwerkstatt in der <strong>Schule</strong><br />
Das Bertha-Bike-Center der Bertha-von-Suttner-<strong>Schule</strong> in Nidderau<br />
Eine schuleigene Fahrradwerkstatt fungiert als Ausgangspunkt für ein<br />
breites Spektrum von fahrradbezogenen Aktivitäten und Projekten. Je<br />
nach ihrer spezifi schen Einbindung ins Schulprogramm kann sie darüber<br />
hinaus auch zum Motor weiterer Aspekte der Mobilitätserziehung<br />
werden.<br />
Die Möglichkeiten reichen vom handwerklichen<br />
Werkstattbetrieb bis zu mehrtägigen Fahrradtouren, vom<br />
Geschicklichkeitsparcours bis zu gemeinsamen Projekten mit<br />
Grundschulen oder Jugendzentren, von Inlinerprojekten bis<br />
zur Entwicklung von Konzepten für eine fahrradfreundliche<br />
Infrastruktur in der Gemeinde.<br />
Einrichtung und Betrieb einer Fahrradwerkstatt tragen einerseits<br />
der zunehmenden Beliebtheit des Fahrrads bei<br />
Jugendlichen Rechnung, sie sind andererseits auch dazu<br />
prädestiniert, die Forderung nach projektorientierten<br />
Arbeitsformen mit unmittelbarem Bezug zur Lebenswelt der<br />
Schüler zu realisieren. Für die Öffnung von <strong>Schule</strong> kann die<br />
Fahrradwerkstatt eine Schlüsselstellung einnehmen.<br />
Starthilfe in Form einer Erstausstattung mit Geräten und<br />
Werkzeugen gewährt die Landesverkehrswacht <strong>Hessen</strong><br />
e.V. auf Vermittlung der zuständigen Fachberater für<br />
Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung.<br />
Als erfolgreiches Beispiel wird im Folgenden das Bertha-<br />
Bike-Center vorgestellt. Dies ist die vor 15 Jahren gegründete<br />
Fahrradwerkstatt an der Bertha-von-Suttner-<strong>Schule</strong><br />
40<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung<br />
in Nidderau (Main-Kinzig-Kreis), einer integrierten<br />
Gesamtschule von Kl. 5 – 10. Die dargestellten Aktivitäten<br />
können als Anregung für die Entwicklung eigener Vorhaben<br />
dienen und je nach Zielsetzung und Rahmenbedingungen<br />
variiert bzw. ergänzt werden. Nicht jedes Rad muss neu erfunden<br />
werden, aber es lohnt sich auch, an der Verbesserung<br />
bereits rollender Räder zu basteln!<br />
Genutzt wird die Fahrradwerkstatt sowohl im<br />
Wahlpfl ichtbereich als auch im Rahmen der pädagogischen<br />
Nachmittagsbetreuung (Arbeitsgemeinschaften)<br />
von Schülerinnen und Schülern aller Jahrgänge. Indem hier<br />
„Lehrlinge“ aus den 5. Klassen mit „Gesellen“ aus den älteren<br />
Jahrgängen gemeinsam arbeiten, realisiert der Betrieb<br />
eine der wenigen Gelegenheiten, soziales Lernen über die<br />
Altersgrenzen hinweg zu praktizieren.<br />
Der Werkstattbetrieb kreist um 4 Arbeitsschwerpunkte:<br />
1. Reparatur von Fahrrädern aus dem gesamten Bereich der<br />
Schulgemeinde, teilweise auch darüber hinaus.
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
2. Instandsetzung gebrauchter Räder (Herkunft: Spenden,<br />
Fundbüro, Bauhof). Der Verkauf dieser „Billigräder“ sichert<br />
die materielle Basis der Werkstatt.<br />
3. Entsorgung von Altfahrrädern in Kooperation mit<br />
der Stadt Nidderau: Alte Räder wandern nicht zum<br />
Sperrmüll, sondern werden im Bertha-Bike-Center restlos<br />
zerlegt, wobei eine saubere Wertstofftrennung erfolgt:<br />
Metallschrott, Restmüll und Ersatzteile. Im Gegenzug<br />
hält der Bauhof kostenlos einen Schrottcontainer vor, der<br />
vor der Werkstatt steht und auf Abruf geleert wird.<br />
4. Konstruktion und Bau von allerhand nützlichen Geräten<br />
aus alten Fahrradteilen, z.B. Anhänger, Werkstattsitz,<br />
Kurbelfußbank u.v.m.<br />
Alljährlich vor den Osterferien, also um den Frühlingsanfang<br />
herum, organisiert das Bertha-Bike-Center die „Nidderauer<br />
Fahrradbörse“ mit zwei wesentlichen Schwerpunkten:<br />
1. Verkauf der Fahrräder, die in der Werkstatt hergerichtet<br />
wurden. Die Renner sind dabei Kinderfahrräder und<br />
das so genannte „Bahnhofsrad“, das Zweitrad für den<br />
Bahnpendler.<br />
2. Flohmarkt „Privat an Privat“ mit Provision an das Bertha-<br />
Bike-Center.<br />
Diese Veranstaltung leistet einen wesentlichen Beitrag zur fi -<br />
nanziellen Unabhängigkeit der Einrichtung.<br />
Workshops<br />
Für Viertklässler der umliegenden Grundschulen wurde ein<br />
Fahrrad-Workshop mit 7 Lernstationen konzipiert und mehrfach<br />
erprobt, der die Fahrradausbildung in der Grundschule<br />
sinnvoll ergänzt. Auch am alljährlichen „Tag der offenen Tür“<br />
erfreut sich dieses Angebot eines regen Zuspruchs.<br />
Bertha-Runde: Diese nach Art eines Volksradfahrens organisierte<br />
Veranstaltung wird nicht nur von Schülern, Eltern und<br />
Kollegen bestritten, sondern nimmt mittlerweile einen festen<br />
Platz im Veranstaltungsprogramm der Stadt Nidderau ein.<br />
Bei passenden Gelegenheiten (Schulfeste, Sporttage,<br />
Fahrradbörse usw.) wird ein Fahrrad-Parcours aufgebaut, des-<br />
sen Stationen nach dem Vorbild der Jugendverkehrsschule<br />
bzw. des ADAC-Parcours von den Schülern der Fahrrad-AG<br />
selbst gebaut wurden. Auch im Programm der Mobilitätstage<br />
„Munter & Mobil“ für die 5. Klassen hat der Parcours seinen<br />
festen Platz.<br />
Das Bertha-Bike-Center unterhält einen Pool mit<br />
Leihfahrrädern und -helmen, die gegen geringe Gebühren<br />
an Mitglieder der Schulgemeinde, aber auch an externe<br />
Jugendgruppen oder Nachbarschulen ausgeliehen werden.<br />
Die Mittel für die Anschaffung stammen größtenteils aus<br />
den Prämien für die dreimalige erfolgreiche Teilnahme am<br />
Wettbewerb „Fahrradfreundliche <strong>Schule</strong>“.<br />
Mit Einführung der Projektprüfung für den<br />
Hauptschulabschluss ist der Fahrradwerkstatt ein weiteres<br />
Arbeitsfeld zugewachsen:<br />
� Bau eines Lastendreirads,<br />
� Umbau eines Vorderrads mit Nabendynamo zum<br />
Windkraftwerksmodell,<br />
� Verkaufsfertige Instandsetzung eines Tourenrads,<br />
� Auswertung einer Statistik von Unfällen mit<br />
Radfahrerbeteiligung<br />
sind nur einige Beispiele erfolgreicher Projekte aus den letzten<br />
Jahren.<br />
Öffnung von <strong>Schule</strong>: Einige der vorgenannten Aktivitäten<br />
sind Musterbeispiele für die Einbindung der <strong>Schule</strong> in ihr<br />
kommunales Umfeld: Fahrradbörse, Bertha-Runde und das<br />
Entsorgungsprojekt sind aber noch nicht alles. Eine enge<br />
Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe des ADFC (die auf<br />
Initiative des Bertha-Bike-Centers gegründet wurde) zeigt sich<br />
41
etwa in der Durchführung von Pannenkursen für Freizeitradler<br />
oder im Angebot eines Codierservice bei der Fahrradbörse.<br />
Im städtischen Arbeitskreis „Radwegeplanung“ ist der<br />
Vertreter des Bertha-Bike-Center ein gern gesehener<br />
Dauergast.<br />
Bei Veranstaltungen wie dem Regionalfest zur Einweihung<br />
der „Hohen Straße“ betreibt das Bertha-Bike-Center einen<br />
„Mobilen Pannendienst“.<br />
42<br />
Fahrradtouren<br />
Unterstützung<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Ohne breite Akzeptanz und tatkräftige Unterstützung aus allen<br />
in Frage kommenden Bereichen ist ein derartig erfolgreicher<br />
Betrieb undenkbar:<br />
Schulleitung und Kollegium, Elternbeirat und Förderverein,<br />
städtische Gremien und nicht zuletzt die örtlichen<br />
Fahrradläden zeigten von Anfang an ihr Wohlwollen und halfen,<br />
jeder auf seine Weise, das Bertha-Bike-Center zu einem<br />
Erfolgsmodell werden zu lassen, das aus dem Schulprogramm<br />
kaum noch wegzudenken ist.<br />
Autor & Kontakt<br />
Die Fahrradwerkstatt in der<br />
<strong>Schule</strong><br />
Reparaturen<br />
Fahrradparcours Workshops<br />
Fahrradwerkstatt<br />
Projekte<br />
Werner Fröhlich<br />
Physik- und Chemielehrer<br />
der Bertha-von-Suttner-<strong>Schule</strong> Nidderau bis Februar 2005<br />
seitdem in der Freistellungsphase der Altersteilzeit.<br />
Er betreibt aber weiterhin die Fahrradwerkstatt der <strong>Schule</strong>.<br />
E-Mail: froehlich-oberau@t-online.de<br />
� www.radfi t.de<br />
Fahrradbörse<br />
Rad- und Helmverleih Fahrrad-Infothek
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Verkerserziehung/Mobilitätsbildung<br />
Inline-Projekt einer Grundschule<br />
Inline-Skating hat sich vor rund 10 Jahren von einer Trendsportart zu<br />
einem Massenphänomen entwickelt. Die positiven Wirkungen für die<br />
<strong>Gesundheit</strong> und Fitness sind offenkundig. Dazu kommt, dass Geräte<br />
und Zubehör erschwinglich sind und die Grundzüge sich relativ leicht<br />
erlernen lassen.<br />
Mit steigender Verbreitung rücken jedoch auch die Schattenseiten in den<br />
Blickpunkt: Die Unfallgefahr ist hoch. Oft sind Verletzungen sehr schwer,<br />
besonders dann, wenn keine ausreichende Schutzkleidung getragen wird<br />
oder der Skater seine Fähigkeiten überschätzte.<br />
Hier setzt die Intention der Keltenbergschule Glauburg an, einer<br />
Grundschule im Wetteraukreis. Ich nahm als Sportlehrerin<br />
Mitte der 90er Jahre an dem hessenweiten Projekt von K2 und<br />
der Sporthochschule Köln teil. Die <strong>Schule</strong> erhielt damals eine<br />
Grundausstattung mit Inline-Skates, Helmen und Protektoren<br />
für Knie und Ellenbogen. Später konnte ich meine Kenntnisse<br />
in Seminaren der Deutschen Verkehrswacht mit Eric Bayer<br />
vervollkommnen.<br />
So ist das Inline-Skating bei uns schon lange zu einem festen<br />
Bestandteil des Sportunterrichts in den 4. Klassen geworden.<br />
Hier werden alle Schüler/innen des Jahrgangs ein Halbjahr<br />
lang in je einer Stunde pro Woche in die Grundkenntnisse des<br />
Inline-Skatings eingewiesen.<br />
Ziele sind:<br />
� Sicherheitserziehung (Helm, Protektoren...)<br />
� Stärkung der Ich-Kompetenz<br />
� Gleichgewichts-Schulung<br />
� Spielräume und öffentlichen Verkehr unterscheiden<br />
lernen.<br />
Weiter stehen Bremsübungen im Vordergrund der<br />
Übungsstunden.<br />
Im Folgenden wird des Projekt einer 3. Klasse dokumentiert,<br />
die sich, gegen Ende des Winters, also rechtzeitig vor<br />
der neuen Saison im Frühjahr, während einer einwöchigen<br />
Sportfreizeit im Sportzentrum Ronneburg im Main-Kinzig-<br />
Kreis zum Teil erstmals mit Inlinern beschäftigten.<br />
Abfolge der Übungen:<br />
1. Fallübungen ohne Inline-Skates, aber mit Knie- und<br />
Ellenbogenprotektoren.<br />
2. Fallübungen mit Inline-Skates.<br />
3. Übungen zum Aufstehen und Gleiten.<br />
4. Gleichgewichtsübungen:<br />
� auf einem Bein stehen<br />
� Fahren mit Partner<br />
� Fahren ohne Partner<br />
5. Gewichtsverlagerung beim Fahren von einer Seite der<br />
Turnhalle zur anderen.<br />
6. In Gruppen fahren und anhalten<br />
43
7. Übungen mit dem großen Schwungtuch mit und ohne<br />
Ball.<br />
8. Kreise fahren.<br />
9. Slalomfahren (Hütchen bzw. halbe Tennisbälle)<br />
10. Hüpfübungen über Stangen (verschiedene Höhe)<br />
11. Hüpfübungen über das große Schwungseil.<br />
12. Für Fortgeschrittene:<br />
� Kreuzübungen<br />
� Spitzenfahren<br />
� Ramp befahren<br />
Den Kinder hat das großen Spaß gemacht. Besonders stolz<br />
waren diejenigen, die vorher noch nicht Inline-Skaten konnten.<br />
Die Kinder haben sich gegenseitig geholfen und aufeinander<br />
Rücksicht genommen. Einen großen Raum hat die<br />
Erarbeitung der möglichen Spielräume eingenommen. Keines<br />
der Kinder wird ohne Protektoren fahren oder mit Inlinern<br />
im Straßenverkehr unterwegs sein. Dies bewirkt die gegenseitige<br />
soziale Kontrolle in den Wohnorten der Schüler/innen<br />
und das langjährige „stille Übereinkommen“ innerhalb der<br />
Schulgemeinde.<br />
Autorin<br />
Christa Reichert<br />
Sportlehrerin der Keltenbergschule Glauburg<br />
Tel: 06041-1844<br />
Fachberaterin für Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung<br />
im Hochtaunus- und Wetteraukreis.<br />
44<br />
Literatur<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
� Skate & Roll, Inline-Projekte für die Sekundarstufe I,<br />
Deutsche Verkehrswacht e.V.<br />
� Inline Skating Tipps, Tricks, Know-How für Anfänger<br />
und Fortgeschrittene. Spielzeit ca. 40 Min. actiVideo von<br />
Carolyn Bradley<br />
� Sebastian Baumgartner: Inline-Skaten: Bremstechnik<br />
und Sicherheit, BLV-Verlagsgesellschaft<br />
� Gudrun Schlichte: Inline-Skaten lernen – aber sicher,<br />
Verlag an der Ruhr<br />
�<br />
Könemann: Inline-Skating; VHS und buch, Köln 2001
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung<br />
Sicher und selbständig zur <strong>Schule</strong><br />
Schulwegtraining der zukünftigen Erstklässler<br />
Seit vielen Jahren gibt es das Programm „Kind und Verkehr“<br />
(KuV) des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), das in<br />
erster Linie Eltern<br />
�<br />
�<br />
�<br />
zur Verkehrserziehung ihrer Kinder,<br />
zur Beaufsichtigung und<br />
zur Festlegung sicherer Spielbereiche befähigen will.<br />
Die Landesverkehrswacht <strong>Hessen</strong> hat dieses Programm um<br />
einen wichtigen Baustein erweitert: Das Schulwegetraining<br />
für zukünftige Erstklässler. Zum Ende des KuV-Elternabends<br />
in der Kindertagesstätte oder Kindergarten bietet der/die<br />
Moderator/in ein spezielles Vorbereitungstraining für die<br />
Kinder an, die zu Beginn des folgenden Schuljahres die<br />
Grundschule besuchen werden.<br />
Wie läuft das ab?<br />
�<br />
Die Eltern der „Schulkinder“ erhalten einen „Schulweg-<br />
Diagnosebogen“.<br />
� Sie gehen mögliche Schulwege Ihres Kindes ab und stellen<br />
fest, welche Verkehrssituationen Ihr Kind bewältigen<br />
muss. Dies kreuzen Sie auf dem Diagnosebogen an.<br />
� Die Eltern beobachten ihr Kind bei verschiedenen Wegen<br />
(einkaufen, Spaziergang, Kindergartenweg) und stellen<br />
fest, welche Situationen es bereits sicher, einigermaßen<br />
oder gar nicht bewältigen kann.<br />
� Bei einer weiteren Elternveranstaltung im Kindergarten<br />
werden alle mit dem Schulweg und deren Vorbereitung<br />
verbundenen Fragen behandelt und danach weiter eifrig<br />
trainiert.<br />
� Als Erfolgskontrolle legen die Kinder zu einem vereinbarten<br />
Termin eine Wegstrecke mit verschiedenen<br />
Aufgaben selbständig zurück. Eltern und Erzieherinnen<br />
beobachten die Kinder an den einzelnen Stationen und<br />
sichern die Problemstellen ab.<br />
Diese Wegstrecke beginnt zweckmäßigerweise an der<br />
Kindertagesstätte/dem Kindergarten und endet möglichst an<br />
der später zu besuchenden <strong>Schule</strong> bzw. an der Bushaltestelle,<br />
45
von der die Kinder später zur <strong>Schule</strong> fahren. Am Ziel werden<br />
die Kinder nacheinander z.B. von der späteren Klassenlehrerin<br />
empfangen, in einer Schulklasse beschäftigt bis alle Kinder<br />
da sind und der/die Moderator/in mit den Eltern die beobachteten<br />
Verhaltensweisen besprochen hat.<br />
Zum Schluss erhalten alle teilnehmenden „Schulkinder“ einen<br />
Schulwegepass und ggf. ein kleines Geschenk. Dieses<br />
Training ist – dort wo es bisher durchgeführt wurde – von den<br />
Eltern und den Erzieherinnen positiv bewertet worden.<br />
Autor<br />
Heinrich Euler<br />
Fachberater für Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung<br />
beim HKM<br />
Beisitzer im Landesvorstand der Verkehrswacht <strong>Hessen</strong><br />
Glauberger Str. 28 A<br />
63695 Glauburg<br />
Tel.: 06041-339<br />
E-Mail: Euler-Glauburg@t-online.de<br />
Beispiel für eine Schulweg-Scheckliste, mit der<br />
Eltern an einem der ausgewählten Kontroll-Punkte<br />
die Kinder in der Reihenfolge, in der sie alleine den<br />
vorher festgelegten Weg gehen, beurteilen.<br />
Schulweg-Checkliste<br />
Standort: Ampel an der Sparkasse<br />
Name: …………………………………………<br />
Auf dem Straße Sicher an<br />
Gehweg an einer der Haupt-<br />
gehen Ampel str. weiter<br />
überque- gehen<br />
ren<br />
Janis<br />
Lisa Marie<br />
Julius<br />
Scarlett<br />
Julien<br />
Darwin<br />
Bewertung: + oder –<br />
Bei – auch den Fehler angeben<br />
46<br />
Schulweg-Diagnose<br />
� www.dvr.de<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Liebe Eltern!<br />
Bitte gehen Sie den künftigen Schulweg (bzw. Weg<br />
zur Bushaltestelle) Ihres Kindes ab.<br />
Kreuzen Sie dabei auf dem Bogen jede Art der<br />
Verkehrsteilnahme einmal an, so wie sie Ihr Kind<br />
bewältigen muss.<br />
Bringen Sie den Bogen dann zum Elternabend mit.<br />
� Auf dem Gehweg gehen<br />
� Auf dem Gehweg mit Hindernissen gehen (z.B.<br />
Baustelle, Mülltonnen,..)<br />
� Eine Fahrbahn überqueren<br />
� an der Ampel<br />
� am Zebrastreifen<br />
� an der Verkehrsinsel<br />
� an einer ungesicherten aber ruhigen Straße<br />
� an einer ungesicherten, lebhaft befahrenen<br />
Straße<br />
� an einer ungesicherten Hauptverkehrsstraße<br />
� Eine Straße ohne Gehweg gehen<br />
� Einen Fußgängerweg ohne Kraftfahrzeugverkehr<br />
gehen (z.B. im Park, im Wald, zwischen<br />
Hausfluchten,...)<br />
� Mit einem Schulbus fahren<br />
� Mit einem Linienbus fahren<br />
� Weiteres?………………<br />
Was mein Kind schon gut kann:<br />
……………………………………………………………<br />
……………………………………………………………<br />
……………………………………………………………<br />
Was mein Kind noch nicht so gut kann:<br />
……………………………………………………………<br />
……………………………………………………………<br />
……………………………………………………………<br />
� www.verkehrswachthessen.de
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
Verkehrserziehung/Mobilitätsbildung<br />
Erstellen eines Schulwegeplanes<br />
Im Folgenden werden Hilfen zur Erstellung eines Schulwegeplanes so gegeben, dass es für jede <strong>Schule</strong><br />
möglich ist, einen aussagekräftigen und aktuellen Schulwegeplan zu erstellen.<br />
1. Grundlage<br />
Erlass v. 15.07.2003 „Sicherung der Schülerinnen und Schüler<br />
auf dem Schulweg“ (Abl. 8/03 Seite 571).<br />
„Die Sicherung der Schulwege ist gemeinsame Aufgabe<br />
der Straßenverkehrs-, Polizei- und der allgemeinen<br />
Ordnungsbehörde. In der Ausführung ist sie Angelegenheit<br />
der Straßenbaulastträger. Schulaufsichtsbehörden, Schulträger,<br />
<strong>Schule</strong>n und Eltern stehen beratend und unterstützend<br />
zur Seite. Die Schulleitung arbeitet zumindest für die<br />
Jahrgänge 1 bis 7 einen Schulwegplan aus. Schulwegpläne<br />
sind Darstellungen, in denen die sichersten Wege zur <strong>Schule</strong><br />
empfohlen werden.“<br />
2. Planungsraster<br />
Schritt 1<br />
�<br />
Sammlung von Informationen<br />
Schritt 2<br />
� Gemeinsame Konferenz mit Vertreter/innen aller<br />
Institutionen<br />
� zur Analyse und Erstellung des Plans unter<br />
Berücksichtigung von Änderungswünschen bzw.<br />
Notwendigkeiten in Bezug auf verkehrsregelnde<br />
Maßnahmen bzw. beim Straßennetz<br />
Schritt 3<br />
�<br />
Zustimmung der Schulkonferenz<br />
Schritt 4<br />
Verteilung an<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Eltern (z.B. vor der Einschulung)<br />
Presse<br />
Kommune<br />
Veröffentlichung auf der Homepage der <strong>Schule</strong><br />
47
3. Hilfe zur Informationsgewinnung<br />
Beispiel: Fragebogen für Schüler/innen<br />
Aus der Arbeitsanweisung, der Gefahrenliste wird ein<br />
Fragebogen erstellt. Auf die Rückseite des Fragebogen wird<br />
ein Stadtplan kopiert, es bleibt Platz für Erläuterungen.<br />
Arbeitsanweisung<br />
� Bitte deine Eltern eventuell um Hilfe.<br />
� Trage in der Karte ein, wo genau du morgens und mittags<br />
gehst und auf welcher Straßenseite.<br />
� Zeichne ein, wo du die Straße überquerst.<br />
� Überlege, wo Gefahrenpunkte sind, und trage sie in der<br />
Karte mit einem roten Kringel ein.<br />
� Schreibe zu jedem einzelnen Gefahrpunkt auf, welcher<br />
Art die Gefahr ist.<br />
Die folgende Liste kann dabei helfen.<br />
Mögliche Gefahren auf dem Schulweg<br />
48<br />
� Gehweg<br />
� mit Fahrradverkehr<br />
� nicht vorhanden/zu schmal, auf Fahrbahn ausweichen<br />
� zu schmal, bezogen auf die vielen Fußgänger<br />
� blockiert (parkende Autos, Müllautos)<br />
� dunkel (Laternen fehlen), unübersichtlich (Bäume/<br />
Büsche)<br />
� an einer Straße mit vielem Verkehr/ mit hohem<br />
Tempo<br />
� Grundstückseinfahrt<br />
� hier rangieren Busse/ Lkw<br />
� uneinsehbar/ stark befahren/ Lkw-Verkehr<br />
� Überqueren der Straße zwischen geparkten Autos<br />
hindurch<br />
� bei Ampel/ Zebrastreifen, aber die Autos stoppen<br />
nicht<br />
� an ungesicherter/ dunkler/ schattiger Stelle<br />
� bei schnellem, starken Verkehrsaufkommen<br />
� Bus-, Bahnfahrt<br />
� Wartestelle ungesichert an/ auf der Straße, zu klein<br />
� Schubsen/ Drängeln bei Einfahrt, beim Ein-/<br />
Aussteigen<br />
� Überfüllter Bus, stehen während der Fahrt<br />
� ruckartig fahrender Bus (stoppt/ beschleunigt<br />
plötzlich)<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
� Fahrradfahrt<br />
� fehlender Fahrradweg<br />
� entlang einer Straße mit vielen Lkws/ starkem<br />
Verkehr<br />
� Hindernisse, unbeleuchtete Stellen, Schlaglöcher<br />
� Autotüren schlagen plötzlich auf (Elterntaxis)<br />
� Elterntaxi<br />
� Aussteigen auf die Straße/ an der <strong>Schule</strong><br />
� Überqueren der Fahrbahn direkt nach dem<br />
Aussteigen<br />
Was geschieht mit dem Plan und den Anmerkungen<br />
und Einzeichnungen?<br />
� Alle so eingegangenen Informationen werden ausgewertet,<br />
sowie weitere Informationen z.B. bei den<br />
Busbetrieben eingeholt.<br />
� In einer Besprechung mit der SV, mit Lehrern, Eltern,<br />
der Straßenverkehrsbehörde, dem Ordnungsamt und der<br />
Polizei werden alle Informationen gesammelt und ein<br />
Schulwegeplan erstellt.<br />
� Dieser zeigt den empfohlenen Schulweg aus den<br />
Stadtteilen bzw. dem Bereich, in dem du wohnst.<br />
4. Hilfe zur Auswertung<br />
Die einzelnen Gefahrenstellen werden zusammengetragen<br />
und in einem Übersichtsplan eingezeichnet. Für jede einzelne<br />
Gefahrenstelle kann jetzt in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen<br />
Beteiligten eine Lösung gefunden werden, diese<br />
Maßnahmen werden dann festgehalten.<br />
Einige Beispiele:<br />
�<br />
Eine Hausecke reicht bis an die Straße heran. Die Schüler<br />
weichen deshalb auf die Fahrbahn aus.:<br />
Maßnahme:<br />
�<br />
Bau eines ausreichend breiten Bürgersteiges<br />
� Der Weg <strong>Schule</strong> – Bahnhof führt entlang einer<br />
Bundesstraße. Vor und nach der <strong>Schule</strong> werden<br />
Bürgersteig und Radweg für jeweils etwa 15 min über<br />
die gesamte Breite bis dicht an die Fahrbahn von einer
Netzwerkzeitung <strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong> 2007<br />
mehr als 800 Schüler umfassenden Kolonne genutzt.<br />
Es herrscht hier großes Gedränge, jedoch fehlt eine<br />
Absicherung zur Fahrbahn. Stolpernde, gerempelte oder<br />
entgegenkommende Fußgänger stürzen leicht auf die<br />
Fahrbahn. Sie sind dort in unmittelbarer Lebensgefahr.<br />
Maßnahmen:<br />
� zusätzliche Sicherung dieses ca. 500 m langen<br />
Bürgersteiges zur Straße hin durch Geländer.<br />
� Bau eines zusätzlichen Schul-Haltestopps der Bahn<br />
und Verlegung dieses Schulweges von der Straße<br />
weg.<br />
� Unübersichtliche Verkehrslage durch Parken der Eltern,<br />
Ein- bzw. Aussteigen der Kinder und ungesichertes<br />
Queren vieler Schüler. Hier befi ndet sich ein breiter<br />
Ausgang vom Schulhof direkt auf die Bundesstraße, der ein<br />
Betreten der Straße ohne jede Barriere zulässt. Gegenüber<br />
der großen Schulhofeinfahrt befi ndet sich ein Bäckerladen,<br />
eine Eisdiele und ein Dönerlokal, Elterntaxis halten hier.<br />
Maßnahmen:<br />
� Halteverbot<br />
� Schülerlotsendienst<br />
� Verlegen der Fußgängerampel zur Schulhofeinfahrt<br />
� Gefahr durch Queren der Fahrbahn ohne geregelten<br />
Übergang. Die Kinder verlassen den Bus<br />
und überqueren sofort die Straße, um durch einen<br />
anderen Weg zur <strong>Schule</strong> zu gelangen.<br />
Maßnahme:<br />
� Diese Schüler sollen den ampelgesicherten<br />
Übergang an einer anderen Straßenecke nutzen.<br />
Daraus kann dann ein „Empfohlener Schulweg“ erstellt und<br />
an Eltern, Schülerinnen und Schüler verteilt werden.<br />
5. Hilfen<br />
Neben den Fachberater/innen für Verkehrserziehung und<br />
Mobilitätsbildung geben auch die örtlichen Verkehrswachten<br />
Hilfen bei der Erstellung des Schulwegeplanes.<br />
Kartenmaterial ist erhältlich vom „Hessischen<br />
Landesvermessungsamt“ und der CD-ROM „DATAstreet<br />
<strong>Hessen</strong>“.<br />
6. Literatur<br />
Planerheft „Schulwegsicherung“, Verkehrstechnisches Institut<br />
der Deutschen Versicherer, Berlin.<br />
Schulwegsicherung – Information für Eltern, Verkehrstechnisches<br />
Institut der Deutschen Versicherer, Berlin.<br />
Ansprechpartner<br />
Dietlind Finn, Fachberaterin für Verkehrserziehung und<br />
Mobilitätsbildung im Schulamt Bergstraße/Odenwald<br />
Studienrätin an der Martin-Luther-<strong>Schule</strong> Rimbach<br />
Staatsstraße 6<br />
64668 Rimbach<br />
Tel.: 06251 – 63453<br />
E-Mail: hdfi nn@t-online.de<br />
49
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />
Hessisches Kultusministerium<br />
Luisenplatz 10<br />
65185 Wiesbaden<br />
Verantwortlich<br />
B. Zelazny<br />
Redaktionsteam<br />
E. Hilft-Seibring, M. Melcher, R. Weißgraeber<br />
Layout und Titelgestaltung<br />
R. Weißgraeber<br />
robert@weissgraeber.info<br />
Druckerei<br />
Druckerei Zeidler GmbH & Co KG, Mainz-Kastel<br />
Titelbild<br />
istockphoto.com<br />
Erscheinungsweise: 1x jährlich<br />
1. Aufl age: 6000 Exemplare<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />
nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />
wieder.<br />
50<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de<br />
Ihre Artikel in der Netzwerkzeitung 2008<br />
Sie möchten Ihren Artikel in unserer Netzwerkzeitung veröffentlichen?<br />
Gerne nehmen wir diese auf. Um einen reibungslosen<br />
Ablauf zu ermöglichen, setzen Sie sich am besten direkt<br />
mit uns in Verbindung:<br />
Projektbüro S&G im AfL<br />
E-Mail: schuleundgesundheit@hkm.hessen.de<br />
Fax: 0611 - 368 1736<br />
telefonische Erreichbarkeit<br />
jeweils 9:00 bis 12:00 Uhr und 13:00 bis 16:00 Uhr<br />
Dienstag<br />
Hr. R. Mathar<br />
Tel.: 0641 - 4800 3657<br />
E-Mail: r.mathar@afl .hessen.de<br />
Mittwoch<br />
Fr. M. Büchler-Stumpf<br />
Tel.: 069 - 38989257<br />
E-Mail: m.buechler@afl .hessen.de
Hessisches Kultusministerium<br />
<strong>Schule</strong> & <strong>Gesundheit</strong><br />
Luisenplatz 10<br />
65185 Wiesbaden<br />
www.schuleundgesundheit.hessen.de