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Arsch huh, Zäng ussenander! - WDR.de

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<strong>de</strong>r für die Gesellschaft und die Medien / Viele Beispiele aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>s wdr<br />

elfalt keine Zukunft<br />

NACHTRAG<br />

Pflege von SeniorInnen mit Migrationshintergrund<br />

spezialisiert.<br />

Sie hat Schwierigkeiten, genügend<br />

türkischsprachige Mitarbeiterinnen<br />

zu fin<strong>de</strong>n: „Viele Familien<br />

wollen nicht, dass die muslimischen<br />

Frauen allein in frem<strong>de</strong><br />

Häuser gehen.“ Integration, so<br />

fin<strong>de</strong>t sie, sei nicht nur die Bringschuld<br />

<strong>de</strong>r Politik. „Die Migrantinnen<br />

und Migranten müssen<br />

sich auch mal selbst klar darüber<br />

wer<strong>de</strong>n, was sie wollen“, for<strong>de</strong>rte<br />

Auch privat treffen 66 Prozent <strong>de</strong>r<br />

wdr-Mitarbeiter im Familien- und<br />

Freun<strong>de</strong>skreis min<strong>de</strong>stens einmal<br />

in <strong>de</strong>r Woche auf Menschen mit<br />

verschie<strong>de</strong>nsten internationalen<br />

Hintergrün<strong>de</strong>n. Über soziale Medien<br />

im Internet sind es 55 Prozent.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem dieses Ergebnis zeige,<br />

so Schmitz weiter, „dass wir im<br />

wdr Vielfalt als Normalität leben.<br />

Und das fin<strong>de</strong> ich gut so.“ Auch<br />

<strong>de</strong>n regelmäßigen interkulturellen<br />

Umgang über die alltägliche Arbeit<br />

wertet er positiv. „Das ist sicherlich<br />

ein Resultat unserer langjährigen Bemühungen.<br />

Allerdings gibt es keine<br />

Vergleichszahlen, weil wir die Ersten<br />

sind, die danach gefragt haben.“<br />

Fotos: wdr/Sachs<br />

sie auf <strong>de</strong>r wdr-Veranstaltung:<br />

„Erst dann kann die Politik uns<br />

als Partner betrachten und nicht<br />

als Problem.“<br />

Tina Jelveh kam mit acht Jahren<br />

aus <strong>de</strong>m Iran nach Deutschland.<br />

2009 wur<strong>de</strong> die Stu<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>r<br />

evangelischen Theologie mit 24<br />

Jahren für Bündnis 90 / Die Grünen<br />

in Herne zur Bürgermeisterin<br />

gewählt. „Warum gibt es so etwas<br />

nicht öfter“, wollte Mo<strong>de</strong>ratorin<br />

Atalay wissen. Jelvehs Erklärung:<br />

Drei Prozent <strong>de</strong>r Befragten haben<br />

keine <strong>de</strong>utsche Staatsangehörigkeit.<br />

Von <strong>de</strong>r 97-prozentigen<br />

Mehrheit <strong>de</strong>r „Pass-Deutschen“<br />

besitzen wie<strong>de</strong>rum 3,5 Prozent<br />

min<strong>de</strong>stens eine weitere Staatsangehörigkeit.<br />

Knapp sieben Prozent<br />

aller wdr-Mitarbeiter sind im Ausland<br />

geboren. Und fast 14 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Belegschaft haben Eltern, die<br />

im Ausland geboren wur<strong>de</strong>n.<br />

Etwa zehn Prozent haben schon<br />

einmal ein Jahr im Ausland verbracht<br />

– entwe<strong>de</strong>r beruflich, während<br />

ihrer Ausbildung o<strong>de</strong>r privat.<br />

Am häufigsten genannt wur<strong>de</strong>n die<br />

USA, gefolgt von Frankreich und<br />

England. Aber auch Kanada, Chile,<br />

„Jahrzehntelang hat Deutschland<br />

negiert, ein Einwan<strong>de</strong>rungsland<br />

zu sein. Das hat die Migrantinnen<br />

und Migranten nicht gera<strong>de</strong> ermutigt,<br />

sich in <strong>de</strong>n Kommunen zu<br />

engagieren.“ Eine Erklärung bot<br />

Guntram Schnei<strong>de</strong>r an: „Weil es<br />

in <strong>de</strong>r Bevölkerung immer noch<br />

zu viele Vorbehalte gibt“; als Integrationsminister<br />

bekomme er<br />

täglich sehr viel rassistische und<br />

antisemitische Post.<br />

In <strong>de</strong>utschen Behör<strong>de</strong>n haben<br />

zwölf Prozent <strong>de</strong>r MitarbeiterInnen<br />

einen Migrationshintergrund.<br />

„Mehr wäre besser“,<br />

sagte Schnei<strong>de</strong>r und plädierte für<br />

anonymisierte Bewerbungen. Er<br />

lenkte jedoch auch <strong>de</strong>n Blick auf<br />

die soziale Herkunft. In Duisburg<br />

und Gelsenkirchen gebe es<br />

beispielsweise Jugendliche – mit<br />

und ohne Migrationshintergrund<br />

–, die noch nie aus ihrem Stadtteil<br />

herausgekommen seien, „noch<br />

nicht mal zum Auswärtsspiel“.<br />

„Interkulturelle Öffnung“, so<br />

<strong>de</strong>r Minister, „ist eben auch eine<br />

Frage <strong>de</strong>s Einkommens und <strong>de</strong>r<br />

Bildung.“<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r Medien<br />

„Eine mediale Parallelgesellschaft<br />

gibt es <strong>de</strong>nnoch nicht in Deutschland“,<br />

sagte Erk Simon, Leiter <strong>de</strong>r<br />

wdr-Medienforschung. Einer<br />

Studie von ard und zdf zufolge<br />

nutzten nur 14 Prozent <strong>de</strong>r in<br />

Deutschland leben<strong>de</strong>n MigrantInnen<br />

ausschließlich Medien in<br />

ihrer Muttersprache. Nicht zuletzt<br />

<strong>de</strong>shalb seien seit 1992 auch Menschen<br />

mit Migrationshintergrund<br />

ins so genannte „Panel“ (die Zuschauergruppe,<br />

anhand <strong>de</strong>rer die<br />

Einschaltquoten in Deutschland<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n) aufgenommen<br />

wor<strong>de</strong>n. Allerdings nur solche aus<br />

EU-Län<strong>de</strong>rn, erklärte Simon, womit<br />

die Türkei als Herkunftsland<br />

<strong>de</strong>r größten Einwan<strong>de</strong>rungsgruppe<br />

in Deutschland wegfalle.<br />

Vielfalt in <strong>de</strong>n Medien<br />

Die zweite Podiumsdiskussion <strong>de</strong>s<br />

Tages beschäftigte sich mit Vielfalt<br />

in <strong>de</strong>n Medien, also mit <strong>de</strong>r<br />

Frage, ob und wie MigrantInnen<br />

<strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>r wdr-Beschäftigten<br />

Norwegen und Südafrika gehören<br />

ebenso wie Libanon, Bhutan und<br />

Neuseeland zu <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, in<br />

<strong>de</strong>nen wdr-Mitarbeiter zeitweise<br />

gelebt haben.<br />

Rund 84 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

sprechen neben Deutsch eine weitere<br />

Sprache. Mehr als die Hälfte<br />

kann zwei weitere Sprachen, ein<br />

Fünftel sogar drei. Am weitesten<br />

verbreitet ist dabei Englisch, gefolgt<br />

von Französisch, Spanisch und<br />

Türkisch. Aber auch weniger geläufige<br />

Sprachen wie Farsi, Kisuaheli,<br />

Romanes und Vietnamesisch zählen<br />

dazu. Insgesamt beherrschen die<br />

wdr-Mitarbeiter 48 verschie<strong>de</strong>ne<br />

Sprachen. Sascha Woltersdorf<br />

in <strong>de</strong>n Medien vorkommen, aber<br />

auch, ob und wie sie an <strong>de</strong>r Medienproduktion<br />

beteiligt sind. Der<br />

Verein „Neue <strong>de</strong>utsche Medienmacher“<br />

(NDM) geht davon aus,<br />

dass da ein Zusammenhang besteht,<br />

und engagiert sich <strong>de</strong>shalb<br />

für mehr Vielfalt in <strong>de</strong>n Medien<br />

und mehr Perspektiven in <strong>de</strong>r Berichterstattung.<br />

„Man kann die<br />

Frau im Kopftuch auch mal zum<br />

Parkplatzproblem in <strong>de</strong>r Stadt<br />

befragen, statt sie stumm einzublen<strong>de</strong>n,<br />

wenn es um Integrationsprobleme<br />

geht“, regte zum Beispiel<br />

die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r NDM, Sheila<br />

Mysorekar, an. Dafür brauche es<br />

aber mehr „Auslän<strong>de</strong>rInnen“ im<br />

seriösen Journalismus und nicht<br />

nur in <strong>de</strong>r Unterhaltung.<br />

Hier komme allerdings gera<strong>de</strong> etwas<br />

in Bewegung, doch: „Bis wir<br />

eine afro<strong>de</strong>utsche Tagesschau-<br />

Sprecherin haben, wird es wohl<br />

noch dauern.“ Auch Sonia Seymor<br />

Mikich, Tochter einer Deutschen<br />

und eines Serben, in England geboren<br />

und aufgewachsen, wünscht<br />

sich, dass ReporterInnen mit an<strong>de</strong>ren<br />

als europäisch-<strong>de</strong>utschen<br />

kulturellen Wurzeln Normalität<br />

wer<strong>de</strong>n und dass sie nicht nur Integrationsthemen<br />

bearbeiten dürfen.<br />

Nach und nach erobern aber schon<br />

fremd klingen<strong>de</strong> Namen die Bildschirme.<br />

Großen Nachholbedarf<br />

haben jedoch die Printmedien:<br />

Hier hat nur ein Prozent <strong>de</strong>r Belegschaft<br />

eine Zuwan<strong>de</strong>rungsgeschichte.<br />

Staatsministerin Böhmer<br />

for<strong>de</strong>rte in Köln <strong>de</strong>shalb Maßnahmen<br />

wie Mentoring-Programme<br />

und interkulturelle Expertendatenbanken:<br />

„Es wird Zeit, vom<br />

Regionalexpress in <strong>de</strong>n ICE umzusteigen.“<br />

Unterschie<strong>de</strong><br />

In drei Workshops befassten sich<br />

Arbeitsgruppen mit interkultureller<br />

Öffnung im Hinblick auf Personalmarketing<br />

und Unternehmenskommunikation<br />

sowie mit Vielfalt<br />

im Arbeitsalltag und stellten ihre<br />

Ergebnisse anschließend vor. Der<br />

wdr-Integrationsbeauftragte<br />

Zambonini fasste <strong>de</strong>n Tag wie folgt<br />

zusammen: „Es hat sich in <strong>de</strong>n<br />

Diskussionen und insbeson<strong>de</strong>re<br />

in <strong>de</strong>n Workshops gezeigt, dass<br />

im Zentrum die Frage steht, wie<br />

man mit Unterschie<strong>de</strong>n umgeht,<br />

egal ob sich diese auf die Herkunft,<br />

die Religion, das Geschlecht, das<br />

Alter, eine Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r etwas<br />

an<strong>de</strong>res beziehen.“ In Zukunft<br />

müsse man das Thema Diversity<br />

umfassend angehen.<br />

Ein Anfang sei bereits gemacht:<br />

Zambonini arbeitet bei Führungskräfte-Schulungen<br />

mit <strong>de</strong>r<br />

Gleichstellungsbeauftragten <strong>de</strong>s<br />

wdr, Wilhelmine Piter, zusammen.<br />

Wichtig sei auch, so Zambonini,<br />

Zielvereinbarungen festzulegen<br />

und <strong>de</strong>ren Umsetzung<br />

nachzuhalten, damit Vielfalt und<br />

gegenseitige Wertschätzung als<br />

Unternehmenskultur kein Lippenbekenntnis<br />

blieben.<br />

<br />

Christine Schilha<br />

wdr-Intendantin Monika Piel bei <strong>de</strong>r<br />

Eröffnung <strong>de</strong>s Kongresses<br />

Gualtiero Zambonini im Gespräch mit<br />

Mo<strong>de</strong>ratorin Pinar Atalay<br />

Unternehmerin Zeynep Babadagi-<br />

Hardt, Geschäftsführerin „Die Pflegezentrale<br />

GmbH“<br />

Dr. Ahmet Lokurlu, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r SOLITEM GmbH und Europäischer-<br />

Solarpreis-Träger<br />

V. l. n. r.: Mo<strong>de</strong>rator Till Nassif, Dr.<br />

Ahmet Lokurlu und Michael Schmidt,<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r BP Europa<br />

Udo Behren<strong>de</strong>s, Kölner Polizeichef<br />

<strong>WDR</strong>PRINT · Dezember 2012 13

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