Arsch huh, Zäng ussenander! - WDR.de
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DAS THEMA<br />
Die Jubiläumssendung<br />
aus Berlin<br />
25 Jahre Presseclub – <strong>de</strong>r wdr feiert<br />
das Jubiläum am 12. Dezember<br />
mit einer Diskussionsveranstaltung<br />
zum Thema „Was politischer<br />
Journalismus leisten und woran<br />
er scheitern kann“ im ard-Hauptstadtstudio<br />
in Berlin. Bun<strong>de</strong>stagspräsi<strong>de</strong>nt<br />
Norbert Lammert hält<br />
<strong>de</strong>n Impulsvortrag und diskutiert<br />
anschließend mit Publizistin Wibke<br />
Bruhns, SPIEGEL-Chefredakteur<br />
Georg Mascolo, <strong>de</strong>m Professor<br />
für Neuere Geschichte an <strong>de</strong>r FU<br />
Berlin, Paul Nolte, und mit Marina<br />
Weisband, <strong>de</strong>r ehemaligen Geschäftsführerin<br />
<strong>de</strong>r Piratenpartei.<br />
Mo<strong>de</strong>ration: wdr-Chefredakteur<br />
Jörg Schönenborn.<br />
„Der Presseclub<br />
lebt von<br />
<strong>de</strong>n klugen<br />
Gedanken und<br />
Diskussionsbeiträgen<br />
<strong>de</strong>r<br />
dpa Picture-Alliance/Schindler<br />
Norbert Lammert<br />
hält das Impulsreferat<br />
Kolleginnen<br />
und Kolle -<br />
gen von Zeitungen<br />
und<br />
Zeitschriften.<br />
Damit zeigt er je<strong>de</strong>n Sonntag<br />
aufs Neue, dass Printmedien und<br />
öffentlich-rechtlicher Rundfunk<br />
voneinan<strong>de</strong>r profitieren können –<br />
im Dienste <strong>de</strong>s Qualitätsjournalismus.“<br />
Mit diesen Worten gratuliert<br />
wdr-Intendantin Monika Piel <strong>de</strong>r<br />
Sendung, die sie selbst mo<strong>de</strong>rierte.<br />
In ihrer Einladung erinnert sie auch<br />
an Werner Höfers Internationalen<br />
Frühschoppen, <strong>de</strong>n Vorgänger<br />
<strong>de</strong>s Presseclubs, <strong>de</strong>r in diesem<br />
Jahr 60 Jahre alt wur<strong>de</strong>; wenn <strong>de</strong>r<br />
Presseclub entfällt, diskutieren auf<br />
phoenix sonntags um 12:00 sechs<br />
JournalistInnen aus fünf Län<strong>de</strong>rn<br />
das wichtigste politische Thema<br />
Die Redakteure <strong>de</strong>s Presseclubs<br />
Ingmar Cario, Charlotte Gnändiger<br />
<strong>de</strong>r Woche.<br />
Werner Höfer hatte am 22. Dezember<br />
1987 nach über 35 Jahren die<br />
Leitung <strong>de</strong>s Internationalen Frühschoppens<br />
aufgegeben – nicht<br />
ganz freiwillig, <strong>de</strong>nn ihm war in<br />
<strong>de</strong>n Wochen zuvor wegen eines<br />
Artikels, <strong>de</strong>r unter Höfers Namen<br />
in <strong>de</strong>r Nazizeit veröffentlicht wor<strong>de</strong>n<br />
war, von fast allen Medien<br />
vorgeworfen wor<strong>de</strong>n, er sei ein<br />
„Schreibtischtäter“ gewesen.<br />
Bereits fünf Tage nach Höfers Entscheidung<br />
startete <strong>de</strong>r Presseclub<br />
mit <strong>de</strong>m damaligen Chefredakteur<br />
Rolf Schmidt-Holtz; er wechselte<br />
sich in <strong>de</strong>r ersten Zeit mit seinem<br />
Hörfunkkollegen Dieter Thoma<br />
ab. <br />
mal/hu<br />
25 Jahre ard-Presseclub. Nah<br />
an <strong>de</strong>r Politik, weg von <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />
Was politischer Journalismus<br />
leisten und woran er<br />
scheitern kann. Redaktion: Ingmar<br />
Cario, Charlotte Gnändiger<br />
(wdr). 16.12., 12:03, Das Erste<br />
Foto: wdr<br />
Foto: wdr/Sachs<br />
Je<strong>de</strong>n Sonntag um 12:00 diskutieren die Leitartikler<br />
<strong>de</strong>r Republik das Thema <strong>de</strong>r Woche im<br />
Presseclub, <strong>de</strong>r Nachfolgesendung von Werner<br />
Höfers Internationalem Frühschoppen. Und<br />
das seit 25 Jahren. print-Redakteurin Maja<br />
Lendzian sprach mit wdr-Chefredakteur Jörg<br />
Schönenborn über eine <strong>de</strong>utsche Institution.<br />
Der Talk zur Lage d<br />
wdr print: Der Presseclub ist eine<br />
<strong>de</strong>r seltenen politischen Sendungen,<br />
in <strong>de</strong>nen nicht Politiker über sich re<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r über sie gere<strong>de</strong>t<br />
wird. Haben Sie Rückmeldungen, ob<br />
das politische Personal zuschaut<br />
und welchen Stellenwert Ihre Sendung<br />
bei Merkel & Co. genießt<br />
Jörg Schönenborn: Ich habe keine<br />
Rückmeldung von Frau Merkel, aber<br />
ich weiß aus Gesprächen mit Politikern,<br />
dass die Sendung wahrgenommen<br />
wird. Ich glaube, dass sie sich<br />
sehr dafür interessieren, wie sich<br />
Meinung zu einem Thema bil<strong>de</strong>t,<br />
das ihre politische Arbeit betrifft.<br />
wdr print: Trägt <strong>de</strong>r Presseclub<br />
also merklich zum Diskurs in unserem<br />
Land bei<br />
Schönenborn: Das hoffe ich natürlich<br />
sehr. Ohne <strong>de</strong>n Presseclub<br />
überschätzen zu wollen: Wenn eine<br />
Fernseh-Diskussionssendung das<br />
tut, dann <strong>de</strong>r Presseclub, <strong>de</strong>nn unser<br />
Publikum ist überdurchschnittlich<br />
an Politik interessiert. Und das<br />
sind ja die Menschen, die <strong>de</strong>n politischen<br />
Diskurs bestimmen.<br />
Wöchentlicher Kampf<br />
wdr print: Zum Jubiläum lassen<br />
Sie in Berlin die Frage diskutieren,<br />
was politischer Journalismus leisten<br />
und warum er scheitern kann.<br />
Wie lautet Ihre Antwort in Bezug<br />
auf <strong>de</strong>n Presseclub<br />
Schönenborn: Wir scheitern<br />
manchmal. Aber es ist natürlich<br />
ein wöchentlicher Kampf nicht<br />
zu scheitern, son<strong>de</strong>rn das, was im<br />
Politikbetrieb kompliziert und<br />
Die Galerie<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>ratoren<br />
Foto: wdr<br />
Jörg Schönenborn (wdr, Bild) und Volker Herres (ndr) mo<strong>de</strong>rieren die Sendung<br />
im Wechsel. Vertretung: Sonia Seymour Mikich (wdr).<br />
taktisch gedacht wird, so zu analysieren<br />
und zu vermitteln, dass<br />
normale Menschen verstehen, was<br />
das für ihr Leben und für ihren<br />
Alltag be<strong>de</strong>utet.<br />
wdr print: Legen Sie für eine TV-<br />
Sendung die Latte nicht etwas hoch<br />
Schönenborn: Mein persönlicher<br />
Anspruch ist: Die Sendung hat sich<br />
dann gelohnt, wenn ein neuer Gedanke<br />
zum Thema entsteht, <strong>de</strong>n<br />
ich noch nicht gelesen o<strong>de</strong>r selbst<br />
gedacht habe und <strong>de</strong>r mir hilft,<br />
mich weiter mit <strong>de</strong>m Thema zu<br />
beschäftigen.<br />
wdr print: Haben Sie ein Beispiel<br />
Schönenborn: Anfang Oktober<br />
haben wir die Legislaturperio<strong>de</strong><br />
Barack Obamas bilanziert und da<br />
tauchte plötzlich so ein Gedanke<br />
auf: Das, was wir an „Weltpolizist“<br />
Bush gehasst haben, fehlt uns auf<br />
einmal. Obama greift im israelischpalästinensischen<br />
Konflikt nicht<br />
Foto: wdr<br />
Foto: imago Galuschka<br />
stark genug ein, er gibt im Irankonflikt<br />
nicht klar genug die Linie vor.<br />
In wichtigen Weltregionen fehlt so<br />
eine Ordnungsmacht.<br />
wdr print: Ich habe schon als<br />
Schülerin <strong>de</strong>n Internationalen<br />
Frühschoppen geguckt und mich<br />
interessierte vor allen Dingen die<br />
Sicht <strong>de</strong>s Auslan<strong>de</strong>s auf Deutschland.<br />
Ich erinnere mich heute noch<br />
an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utsch-französischen Publizisten<br />
Alfred Grosser und an die<br />
vermutlich einzige Frau in <strong>de</strong>r<br />
Run<strong>de</strong>, Stephane Roussel. Warum<br />
lädt <strong>de</strong>r Presseclub fast ausschließlich<br />
<strong>de</strong>utsche Journalisten ein<br />
Kluges Weiter<strong>de</strong>nken<br />
Schönenborn: Bei <strong>de</strong>n meisten<br />
Themen ist es schwierig, ausländische<br />
Journalisten in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Diskurs einzubeziehen.<br />
Wir haben es bei <strong>de</strong>r Eurokrise<br />
mehrfach getan, das war teilweise<br />
auch ganz spannend. Aber<br />
letztlich liefert ein Nie<strong>de</strong>rlän<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r eine Französin nur <strong>de</strong>n Außenblick<br />
auf unser Land, während<br />
unser Interesse sehr stark<br />
davon geleitet ist, wie die Diskussion<br />
bei uns stattfin<strong>de</strong>t.<br />
Wenn wir die Eurokrise mal außen<br />
vor lassen, müssen wir uns<br />
auch fragen: Was sind die großen<br />
Streitthemen <strong>de</strong>r vergangenen<br />
Monate Die Zeiten sind vorbei, als<br />
die Nachrüstung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Mauerfall<br />
die Welt bewegten, was man<br />
selbstverständlich aus französischer<br />
o<strong>de</strong>r italienischer Sicht<br />
beleuchten konnte.<br />
wdr print: Nach welchen Kriterien<br />
setzen Sie eine Run<strong>de</strong> zusammen<br />
Schönenborn: Grundbedingung<br />
<strong>de</strong>r Redaktion sind Kompetenz,<br />
Kontroverse und kluges Weiter<strong>de</strong>nken.<br />
Dann hat man die<br />
i<strong>de</strong>ale Run<strong>de</strong>. Und wir sind seit<br />
vier Jahren sehr konsequent <strong>de</strong>r<br />
Ansicht, dass immer gleich viele<br />
Frauen wie Männer am Tisch sitzen<br />
sollten.<br />
Allerdings haben wir eine Publizistik<br />
in Deutschland, in <strong>de</strong>r<br />
Frauen nach wie vor unterrepräsentiert<br />
sind in <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n Positionen.<br />
Wir haben immer noch<br />
mehr Leitartikler als Leitartiklerinnen.<br />
U ns ist eine paritätische<br />
Besetzung auch als Zeichen wichtig.<br />
Und die Kolleginnen tun <strong>de</strong>r<br />
Sendung sehr gut.<br />
wdr print: Ein Zusammenschnitt<br />
<strong>de</strong>s Internationalen Frühschoppens<br />
auf Facebook belegt, dass es<br />
Werner Höfer Rolf Schmidt-Holtz Dieter Thoma Gerhard Fuchs Fritz Pleitgen Peter Voß<br />
dpa Picture-Alliance /Dornberger<br />
Foto: wdr/Görgen<br />
Foto: wdr<br />
Foto: wdr/ Sachs<br />
4 Dezember 2012 · <strong>WDR</strong>PRINT