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Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

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Hermann Deter<strong>in</strong>g: <strong>Die</strong> <strong>Paulusbriefe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holländischen <strong>Radikalkritik</strong> 14<br />

Spricht bereits die Komposition aus verschiedenen Textelementen gegen die<br />

Annahme, daß wir es mit echten Briefen zu tun haben, so erst recht die<br />

zahlreichen H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e spätere Zeit. VAN MANEN geht diesem Aspekt <strong>in</strong><br />

dem dem Abschnitt über die Herkunft <strong>der</strong> Briefe nach. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> den Briefen<br />

entwickelten theologischen Vorstellungen, die Verwandtschaft mit <strong>der</strong> Gnosis,<br />

<strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den, die Nachrichten von<br />

Christenverfolgungen, e<strong>in</strong>zelne Rückblicke auf Israels Verwerfung (z.B. Röm 9–<br />

11), Fehler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Briefform, die Existenz e<strong>in</strong>es schriftlichen Evangeliums, das<br />

vorausgesetzt wird, dies alles spricht nach VAN MANEN deutlich gegen die<br />

Entstehung <strong>der</strong> Briefe im 1. und für ihre Herkunft aus dem 2. nachchristlichen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Nationalitität des Briefschreibers ergibt<br />

weiterh<strong>in</strong>, daß wir es aller Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nicht mit e<strong>in</strong>em Juden–, son<strong>der</strong>n<br />

mit e<strong>in</strong>em bzw. mehreren Heidenchristen zu tun haben, da – bei aller Nähe zum<br />

Judentum – deutlich aus dem Bewußtse<strong>in</strong> des Nicht–Juden argumentiert werde.<br />

VAN MANEN rechtfertigt se<strong>in</strong>e Thesen schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Abschnitt<br />

und entwickelt zum Schluß se<strong>in</strong>e Theorien über den vermutlichen Ursprung <strong>der</strong><br />

Briefe sowie ihr Alter. VAN MANEN versetzt sie sämtlich <strong>in</strong> die erste Hälfte des<br />

2. Jahrhun<strong>der</strong>t und sucht ihren Ursprung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er paul<strong>in</strong>ischen Schule bzw. im<br />

Paul<strong>in</strong>ismus, den er vom Marcionitismus als e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen Fortentwicklung<br />

desselben abgrenzt. Der Paul<strong>in</strong>ismus hat sich für VAN MANEN neben bzw. nach<br />

dem Petr<strong>in</strong>ismus entwickelt und mündet mit diesem zusammen <strong>in</strong> den<br />

Katholizismus. Der historische Paulus soll die Richtung nicht selber veranlaßt<br />

und auch ke<strong>in</strong>e Briefe geschrieben haben, son<strong>der</strong>n nur als Patron dieser Richtung<br />

fungiert haben. Im Paul<strong>in</strong>ismus berief man sich dann zur eigenen Legitimation<br />

auf se<strong>in</strong>en Namen und verfaßte unter se<strong>in</strong>em Namen „Briefe“, d.h. verschiedene<br />

zu e<strong>in</strong>em Ganzen vere<strong>in</strong>igte Lehrschreiben, <strong>in</strong> denen man die Anschauungen des<br />

Paul<strong>in</strong>ismus darlegte und gegen den Judaismus verteidigte. Nach anfänglicher<br />

Skepsis sei Paulus auch von den (zwischen Judenchristen und Paul<strong>in</strong>isten<br />

stehenden) Katholiken akzeptiert worden. Se<strong>in</strong>e Schriften seien schließlich (nach<br />

entsprechen<strong>der</strong> Umarbeitung) als autoritativ anerkannt und kanonisisert<br />

worden. 31<br />

Wie aktuell ist holländisch–radikale Pauluskritik—Desi<strong>der</strong>ata<br />

<strong>Die</strong> Holländische <strong>Radikalkritik</strong> ist <strong>in</strong> ihrer Geschichte von ihren Kritikern<br />

immer wie<strong>der</strong> totgesagt worden. 32 Ob es sich hierbei um die ernsthafte<br />

31 VAN MANEN, Römer 193ff,<br />

32 H. HOLTZMANN schreibt schon im Jahre 1885 (!) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>leitung, S. 224: „<strong>Die</strong><br />

von Evanson, B. Bauer und A.D. Loman unternommenen Angriffe gehören <strong>der</strong><br />

www.<strong>Radikalkritik</strong>.de —Berl<strong>in</strong> 2000

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