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Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

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Hermann Deter<strong>in</strong>g: <strong>Die</strong> <strong>Paulusbriefe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holländischen <strong>Radikalkritik</strong> 28<br />

• <strong>Die</strong> Briefe beanspruchen von e<strong>in</strong>em Juden(christen) verfaßt zu se<strong>in</strong>,<br />

tragen aber auf weite Strecken e<strong>in</strong>en völlig unjüdischen Charakter. 65<br />

<strong>Die</strong>jenigen Passagen, die e<strong>in</strong>en jüdischen Klang haben (Röm 9–11),<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Wahrheit katholisch.<br />

7. Schließlich ist die Frage nach den bzw. dem Verfasser(n) <strong>der</strong> paul<strong>in</strong>ischen<br />

Literatur neu zu stellen. <strong>Die</strong>se wurde von den Holländischen <strong>Radikalkritik</strong>ern,<br />

wie wir oben sahen, unterschiedlich beantwortet. Während z.B. NABER und<br />

BRUINS (und offenbar auch LOMAN) davon ausg<strong>in</strong>gen, daß die Briefe aus<br />

marcionitischen Kreisen stammten, nahm VAN MANEN Vertreter e<strong>in</strong>er<br />

paul<strong>in</strong>ischen Schule als Verfasser an. 66<br />

<strong>Die</strong> Idee e<strong>in</strong>er Paulusschule ist – unabhängig von VAN MANEN – e<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

Liebl<strong>in</strong>gsideen heutiger Theologen geworden. M.E. hat sie freilich e<strong>in</strong>en<br />

entscheidenden Haken: Sie stellt (ob nun mit – so die heutige Forschung – o<strong>der</strong><br />

ohne den „Schulmeister“ Paulus – VAN MANEN) ebenso wie die Annahme, es<br />

habe e<strong>in</strong>e johanneische Schule gegeben, e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Hypothese dar, für die sich<br />

aus dem Neuen Testament kaum Anhaltspunkte f<strong>in</strong>den lassen. Als Argumente<br />

dienen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel vage H<strong>in</strong>weise auf den zeitgenössischen Lehr– und<br />

Schulbetrieb heidnischer Wan<strong>der</strong>lehrer, die diese Vermutung nahelegten, sowie<br />

die Tatsache, daß Paulus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Briefen des öfteren Mitarbeiter erwähne. Um<br />

die Existenz e<strong>in</strong>er Paulusschule hieb– und stichfest zu beweisen, ist das natürlich<br />

zu wenig, zumal die Mitarbeiter des Paulus, die <strong>in</strong> den Briefen erwähnt werden,<br />

kirchengeschichtlich genauso wenig faßbar s<strong>in</strong>d wie dessen Geme<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong><br />

Kirchenhistoriker Hegesipp, Eusebius usw. wissen jedenfalls nichts von e<strong>in</strong>er<br />

„Paulusschule“ und von irgendwelchen Schülern des Paulus, die dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Rolle gespielt hätten.<br />

Im Grunde gilt also hier dasselbe wie für die johanneische Schule. Über sie<br />

bemerkte <strong>der</strong> kritische Theologe und NIETZSCHE–Freund OVERBECK schon im<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>t, daß es sich hierbei um e<strong>in</strong>e jener „Gelehrtenerf<strong>in</strong>dungen“<br />

65 VAN MANEN macht u.a. auf 1Kor 11,4 aufmerksam wo Paulus die Männer ermahnt,<br />

nicht mit bedecktem Haupt zu beten, da dies e<strong>in</strong>e Schande sei; die Nicht-<br />

Bedeckung des Hauptes beim Beten entspricht nicht <strong>der</strong> jüdischen Tradition.<br />

66 VAN MANEN, Römer, 194: <strong>Die</strong> Briefe haben für ihn mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam, „daß<br />

sie alle aus e<strong>in</strong>em Kreise stammen, daß sie alle ursprünglich im <strong>Die</strong>nste e<strong>in</strong>er<br />

Geistesrichtung gestanden haben, die wir die paul<strong>in</strong>ische nennen dürfen, weil sie<br />

mit dem Namen des Paulus verknüpft war, so wie die johanneische mit dem des<br />

Johannes. Sie bezwecken alle, wenn auch nicht immer genau <strong>in</strong> demselben S<strong>in</strong>n,<br />

die Verteidigung dieser Richtung, die Empfehlung des Paul<strong>in</strong>ismus.“<br />

www.<strong>Radikalkritik</strong>.de —Berl<strong>in</strong> 2000

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