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Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

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Hermann Deter<strong>in</strong>g: <strong>Die</strong> <strong>Paulusbriefe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holländischen <strong>Radikalkritik</strong> 8<br />

Kritiker, dem BAUR nicht weit genug gegangen war: <strong>der</strong> HEGEL–Schüler BRUNO<br />

BAUER (1809–1882). In se<strong>in</strong>er 1850–1852 erschienenen Kritik <strong>der</strong> paul<strong>in</strong>ischen<br />

Briefe 17 bestritt BAUER die Echtheit sämtlicher <strong>Paulusbriefe</strong> und bezeichnete<br />

diese als Produkte des „christlichen Selbstbewußtse<strong>in</strong>s“ im 2. Jahrhun<strong>der</strong>t, von<br />

mehreren Schriftstellern verfaßt.<br />

<strong>Die</strong> Hauptargumente gegen die Echtheit waren für BAUER die vor allem <strong>in</strong> den<br />

Kor<strong>in</strong>therbriefen mit Händen zu greifende Bee<strong>in</strong>flussung durch die Gnosis, die<br />

für BAUER <strong>in</strong> das 2. Jahrhun<strong>der</strong>t gehörte, sowie die von ihm beobachtete<br />

Abhängigkeit des Verfassers <strong>der</strong> Briefe von dem Verfasser des<br />

Lukasevangeliums und <strong>der</strong> Apostelgeschichte. Des weiteren bemerkte BAUER<br />

auch <strong>in</strong> den sog. „Hauptbriefen“ e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>in</strong>haltlichen Wi<strong>der</strong>sprüchen,<br />

stilistischen Fehlern und formalen Unzulänglichkeiten, die er als Indiz für <strong>der</strong>en<br />

Unechtheit ansah. – BAUER, <strong>der</strong> zugleich die historische Existenz Jesu bestritt,<br />

stellte für die Theologenwelt <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>e arge Provokation dar und<br />

wurde im Jahre 1842 als Dozent <strong>der</strong> Theologie se<strong>in</strong>es Amtes enthoben. 18<br />

Während das Werk BAUERs <strong>in</strong> Deutschland bald <strong>in</strong> Vergessenheit geriet,<br />

begann sich noch zu dessen Lebzeiten an e<strong>in</strong>igen nie<strong>der</strong>ländischen Universitäten<br />

e<strong>in</strong>e theologische Schule zu etablieren, die sich mit se<strong>in</strong>en Thesen teils <strong>in</strong><br />

Anknüpfung, teils <strong>in</strong> Ablehnung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzte: die Holländische<br />

<strong>Radikalkritik</strong>. Zu den Vertretern <strong>der</strong> Schule gehören unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> bekannte<br />

Theologe, Kunst– und Literaturgeschichtler ALLARD PIERSON (1831–1896), se<strong>in</strong><br />

Freund, <strong>der</strong> Altphilologe SAMUEL ADRIANUS NABER (1828–1913), <strong>der</strong><br />

Amsterdamer Theologieprofessor ABRAHAM DIRK LOMAN (1823–1897), <strong>der</strong><br />

Leidener Gelehrte WILLEM CHRISTIAAN VAN MANEN (1842–1905) und <strong>der</strong><br />

ebenfalls aus Leiden stammende Philosoph G.J.P.J. BOLLAND (1854–1922). Der<br />

letzte Ausläufer und Vertreter <strong>der</strong> <strong>Radikalkritik</strong> <strong>in</strong> diesem Jahrhun<strong>der</strong>t ist <strong>der</strong><br />

Theologe GUSTAAF ADOLF VAN DEN BERGH VAN EYSINGA gewesen (1874–<br />

1957).<br />

Den Anfang <strong>der</strong> holländischen <strong>Radikalkritik</strong> sieht man gewöhnlich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Veröffentlichung von PIERSONs Bergrede im Jahre 1878, e<strong>in</strong> Werk, <strong>in</strong> dem<br />

bereits sowohl die historische Existenz Jesu als auch die Echtheit <strong>der</strong> sog.<br />

Hauptbriefe bezweifelt wird. Naber <strong>in</strong> late<strong>in</strong>ischer Sprache verfaßten Verisimilia<br />

nirgendwo <strong>der</strong> Name Bruno Bauers erwähnt. Dennoch kann kaum e<strong>in</strong> Zweifel<br />

17 B. BAUER: Kritik <strong>der</strong> paul<strong>in</strong>ischen Briefe. Erste Abtheilung: Der Ursprung des<br />

Galaterbriefes. - Zweite Abtheilung: Der Ursprung des ersten Kor<strong>in</strong>therbriefs. -<br />

Dritte und letzte Abtheilung, 1850/1852.<br />

18 Über B. BAUER siehe das ausgezeichnete Werk von E. BARNIKOL: Bruno Bauer.<br />

Studien und Materialien, 1972.<br />

www.<strong>Radikalkritik</strong>.de —Berl<strong>in</strong> 2000

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