05.01.2015 Aufrufe

Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Hermann Deter<strong>in</strong>g: <strong>Die</strong> <strong>Paulusbriefe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holländischen <strong>Radikalkritik</strong> 26<br />

zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen wollen, daß dem Demiurgen, denn um ke<strong>in</strong>en<br />

an<strong>der</strong>en mußte es sich für ihn bei dem „Gott, <strong>der</strong> alle D<strong>in</strong>ge geschaffen<br />

hat“, handeln, das Heilswerk des Erlösergottes verborgen blieb. 60<br />

<strong>Die</strong> Sache verhält sich aber offenbar genau an<strong>der</strong>sherum. Offenbar bog<br />

<strong>der</strong> katholische Redaktor die Spitze des Satzes durch Zufügung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong><br />

um und tilgte auf diese Weise die für katholisches Denken<br />

unerträgliche Vorstellung e<strong>in</strong>es Demiurgen, freilich auf Kosten <strong>der</strong><br />

Verständlichkeit <strong>der</strong> nun völlig dunklen Aussage.<br />

• 1Kor 2,8 nimmt ebenfalls e<strong>in</strong>en typisch marcionitischen Gedanken auf:<br />

den vom verborgenen Wirken des Erlösers, <strong>der</strong>, für den Demiurgen und<br />

se<strong>in</strong>e Mächte unerkannt, den Kreuzestod erleidet und die Menschheit<br />

auf diese Weise aus ihrer Macht loskauft. Entsprechend ist auch 1 Kor<br />

2,8 davon die Rede, daß die Archonten dieses Äon den Herrn <strong>der</strong><br />

Herrlichkeit nicht gekreuzigt hätten, wenn sie ihn erkannt hätten.<br />

• <strong>Die</strong> paul<strong>in</strong>ische Loskauftheologie 61 sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> dualistisches<br />

Gedankensystem vorauszusetzen. Wovon kauft Christus los Vom<br />

Gesetz, das be<strong>in</strong>ahe „persönlich gedacht“ wird, 62 – o<strong>der</strong>, was doch am<br />

naheliegendsten wäre, von den „Weltherrschern“ (UVQKEGKCGal 4,9) als<br />

den Urhebern des Gesetzes, und damit – von <strong>der</strong>en obersten<br />

Befehlshaber, dem Demiurgen<br />

Freilich sche<strong>in</strong>t die ursprünglich paul<strong>in</strong>isch–marcionitische<br />

Soteriologie durch die katholische Überarbeitung oft bis zur<br />

Unkenntlichkeit entstellt worden zu se<strong>in</strong>. Indem die ursprünglich für<br />

e<strong>in</strong> dualistisches System konzipierten (und nur hier s<strong>in</strong>nvollen<br />

Gedanken) durch die katholisch–judenchristliche Überarbeitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

monistisches bzw. monotheistisches System übersetzt wurden, entstand<br />

das Unklar–Verschwommene <strong>der</strong> paul<strong>in</strong>ischen Erlösungslehre. <strong>Die</strong><br />

Gedanken bleiben <strong>in</strong> den <strong>Paulusbriefe</strong>n nur angedeutet – und lassen<br />

sich nur um den Preis <strong>der</strong> Ketzerei zu Ende denken.<br />

60 Vgl. HARNACK, Marcion, 50.<br />

61 1Kor 6,20; 7,23; Gal 3,13; 4,5.9; Kol 2,15.<br />

62 BOUSSET, Kommentar zu Gal 3,13: „Und zwar ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die<br />

Macht, welche die stellvertretende H<strong>in</strong>gabe Christi for<strong>der</strong>t, nicht Gott o<strong>der</strong> Gottes<br />

Zorn, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e gleichsam fremde, mit Gott nur <strong>in</strong> loser Verb<strong>in</strong>dung stehende<br />

Gewalt, die be<strong>in</strong>ah persönlich gedachte, fluch-heischende Macht des Gesetzes.“<br />

www.<strong>Radikalkritik</strong>.de —Berl<strong>in</strong> 2000

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!