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Die Paulusbriefe in der Holländischen Radikalkritik 1996 pdf

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Hermann Deter<strong>in</strong>g: <strong>Die</strong> <strong>Paulusbriefe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Holländischen <strong>Radikalkritik</strong> 34<br />

Alles <strong>in</strong> allem liegt gerade, was die Frage nach dem Paulus historicus sowie<br />

dem damit unmittelbar zusammenhängenden (überlieferungsgeschichtlich<br />

<strong>in</strong>teressanten) Problem des Verhältnisses Paulus–Simon, e<strong>in</strong> arbeitsreiches<br />

Aufgabengebiet vor uns, das <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelstudien und gründliche<br />

Detailuntersuchung bedarf.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> erstmals von BRUNO BAUER und <strong>der</strong> Holländischen <strong>Radikalkritik</strong><br />

aufgeworfene Frage nach <strong>der</strong> Echtheit <strong>der</strong> sog. Hauptbriefe bzw. <strong>der</strong> heute von<br />

dem kritischen Konsens als echt betrachteten paul<strong>in</strong>ischen Briefe sollte von <strong>der</strong><br />

Forschung nicht länger tabuisiert werden. Gerade die entscheidenden<br />

Grundlagenfragen <strong>in</strong> <strong>der</strong> neutestamentlichen Wissenschaft s<strong>in</strong>d viel zu wichtig,<br />

als daß sie Dilettanten o<strong>der</strong> Phantasten überlassen bleiben sollten. <strong>Die</strong> Freiheit, <strong>in</strong><br />

neuen Bahnen denken zu dürfen, sollten sich auch und gerade die professionellen<br />

Theologen nicht nehmen lassen.<br />

Sicherlich wird man für e<strong>in</strong>e Reihe <strong>der</strong> von den holländischen Radikalen<br />

beobachteten Unstimmigkeiten und Probleme <strong>in</strong> den paul<strong>in</strong>ischen Briefen zu<br />

an<strong>der</strong>en, nicht–radikalen Lösungen gelangen können. 83 Allerd<strong>in</strong>gs sollte man<br />

bei alledem die naheliegendste aller Möglichkeiten, die von den holländischen<br />

Radikalen angedachte Unechtheit sämtlicher Briefe, die uns <strong>in</strong> den Stand versetzt<br />

sämtliche E<strong>in</strong>zelprobleme mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Erklärungsmodell zu lösen, nicht<br />

aus dem Blick verlieren.<br />

Freilich wird, bevor die Unechtheitshypothese allgeme<strong>in</strong>e Akzeptanz f<strong>in</strong>det,<br />

noch sehr viel Wasser von den wissenschaftlichen Mühlen h<strong>in</strong>unterfließen<br />

müssen. Es ist e<strong>in</strong>e enorme wissenschaftliche Arbeit zu leisten, um das, was hier<br />

<strong>in</strong> groben Umrissen angedeutet wurde, <strong>in</strong> zäher und geduldiger<br />

wissenschaftlicher Kle<strong>in</strong>arbeit weiter zu entfalten und zu erhärten, vielleicht auch<br />

das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong>en Irrweg zu erweisen. Insgesamt b<strong>in</strong> ich jedoch<br />

gewiß, daß es zur Zeit kaum e<strong>in</strong>e neutestamentliche Forschungsaufgabe gibt, die<br />

reichere Ausbeute im H<strong>in</strong>blick auf unser historisches Wissen vom Urchristentum<br />

verheißt als e<strong>in</strong>e Untersuchung <strong>der</strong> paul<strong>in</strong>ischen Schriften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong><br />

83 Man könnte z.B. die gnostischen bzw. marcionitischen Passagen <strong>in</strong> den<br />

paul<strong>in</strong>ischen Briefen durch spätere Redaktion bzw. Interpolation erklären (so <strong>der</strong><br />

französische Forscher H. DELAFOSSE, Les écrits de Sa<strong>in</strong>t Paul, <strong>in</strong>: Christianisme,<br />

1926-1928, und <strong>der</strong> Deutsche E. BARNIKOL, Philipper 2. Der marcionitische<br />

Ursprung des Mythos-Satzes Phil, 2,6-7, FEUC VII, 1932, bezug auf den<br />

Christushymnus im Philipperbrief); man könnte dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong> „synkretistisches“ o<strong>der</strong><br />

auch e<strong>in</strong> „sprachlich-hermeneutisches Geschehen“ (SCHMITHALS Neues Testament<br />

und Gnosis, S. 19)) sehen, d.h. den Versuch e<strong>in</strong>er Übersetzung des urchristlichen<br />

Kerygmas <strong>in</strong> gnostische Begrifflichkeit usw. usw.<br />

www.<strong>Radikalkritik</strong>.de —Berl<strong>in</strong> 2000

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