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4 Zukunftsatlas Branchen 2009 Prognos hat Zukunftsfähigkeit der Landkreise verglichen Endogene Potenziale ausbauen Im Bereich hochwertige Unternehmensdienstleistungen liegt der Landkreis vorn Die Wirtschaft im Landkreis Gifhorn positioniert sich zwar nicht herausragend aber durchaus solide, so das Ergebnis der aktuelle Studie ‚Zukunftsatlas Branchen 2009‘ des Forschungs instituts Prognos. In 413 Kreisen und kreisfreien Städten der Bundesrepublik hat das Institut zukunftsfähige Wirtschaftsbereiche verglichen und bewertet. Der Landkreis Gifhorn liegt im oberen Mittelfeld. Allgemein zusammenfassend zeigt die Analyse: Großstädte haben in der Bewertung die Nase vorn, außerdem finden sich von den 25 deutschen Top-Regionen allein zehn Standorte in Baden-Würtemberg. Hier kann der Landkreis nicht mithalten, dennoch zeigt das Umfrageergebnis diverse Potenziale auf: „Die aktuelle Krise zeigt, wie überlebenswichtig stabile Standbeine in mehreren Zukunftsbranchen für einen Wirtschaftsraum sind“, Christian Böllhoff, Geschäftsführer von Prognos. Die Spitzenreiter zeichnen sich also durch einen guten Mix in den starken Zukunftsfeldern aus. Der Landkreis hat ebenfalls in verschiedenen Bereichen substanzielle Stärken aufzuweisen. Dienstleistung: Platz neun Gifhorns beste Platzierung steht im Segment ´hochwertige Unternehmens-Dienstleistungen`. Hier erreichte der Landkreis Platz 9 und hat damit die Nachbarregionen Hannover (Platz 19) und Braunschweig (Platz 20) locker abgehängt. Im Bereich Fahrzeugbau konnte der Landkreis immerhin Platz 48 belegen. In diesem Segment ist Wolfsburg deutschlandweit führend auf Platz 1. Die insgesamt starke Nachbarregion Hannover belegt hier Platz 25. Damit weisen zwei Zukunftsfelder im bundesweiten Vergleich eine überdurchschnittliche Bedeutung auf. Sauber im Mittelfeld des Rankings positionieren sich die Wirtschaftsbereiche Logistik auf Platz 236 und Gesundheitswirtschaft auf Platz 281. Dahingegen sind drei weitere Bereiche in der Region eher unterrepräsentiert: Mess-, Steuer- und Regeltechnik belegt Platz 344, Maschinenbau mit Platz 390 und IKT steht nur auf Platz 405. Im Landkreis Gifhorn arbeiten derzeit 32,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den sieben Zukunftsfeldern, insgesamt 10 400 Arbeitnehmer. Starke Nachbarn Ein Blick auf die Gesamtkarte zeigt, dass der Landkreis Gifhorn sowohl von außerordentlich starken (Hannover, Wolsburg, Braunschweig) wie auch von sehr schwachen Nachbarn (Helmstedt, Altmarkkreis Salzwedel) umgeben ist. Die großräumigere Betrachtung scheint lohnenswert, weil sie offenbart, dass weitgehend alle Zukunftsfelder in der näheren Umgebung gut aufgestellt sind: Der direkte Nachbar Hannover belegt in allen Clustern hohe Ränge. Dagegen ist Wolfsburg allein in dem Bereich Fahrzeugbau hochspezialisiert Info Zukunftsfelder als Basis für endogene Potenziale und steht hier als Sieger im Bundesvergleich auf Platz 1. Braunschweig weist ein hohes Maß an Kompetenz vor allem im Bereich IKT (Rang19). Magdeburg verfügt über Stärken in den Bereichen Logistik (Rang 36) und Gesundheitswirtschaft (Rang 80). Der Landkreis Celle hat im Bereich Maschinenbau (Rang 57) die Nase vorn. Gute Grundlagen im Landkreis Gemeinsam mit seinen Nachbarn verfügt der Landkreis demnach über genau den Branchenmix, der als signifikant für die Spitzenreiter der Analyse gilt. Die Autoren betrachten die Analyse der Kompetenzfelder als Grundlage für die Nutzbarmachung endogener Potenziale: „Vor Ort können die vorhandenen Strukturen genutzt werden, um wichtige Themen in den Zuftsfeldern zu besetzen und zu vermarkten“. Der Landkreis verfügt durchaus über gute Grundlagen, endogene Potenziale auszubauen und tragfähig zu entfalten. Als Basis für den ‚Zukunftsatlas Branchen 2009‘ hat Prognos sieben Zukunftsfelder als Leit- und Wachstumbranchen identifiziert. Die Cluster können in den Regionen als Basis für die Nutzung endogener Potenziale im Rahmen einer zukunftsorientierten regionalen Wirtschaftsförderung und Wirtschaftspolitik dienen, so die Autoren der Studie. Sie weisen den Zukunftsfeldern langfristig eine hohe Relevanz zu. Als Wuchtumsbranchen werden definiert: • hochwertige Unternehmens- und Forschungs-/ Entwicklungsdienstleistungen (Unt-&FuE-DL) • Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) • Gesundheitswirtschaft • Fahrzeugbau • Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR) • Maschinenbau • Logistik
Friedrich Grebe bewertet die Ergebnisse „Wachstum ist möglich“ Friedrich Grebe aus Wittingen ist Vorsitzender im Kreisausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Regionalentwicklung. Der Kommunalpolitiker hat für den Gifhorner Wirtschaftsspiegel die Ergebnisse der Prognos Studie „Zukunftsatlas Branchen 2009“ bewertet und interpretiert. WS: Wie bewerten Sie das Ergebnis der aktuellen Prognos- Umfrage für den Landkreis Gifhorn? Entsprechende Studien sind wichtig und geben interessante Hinweise auf Stärken und Schwächen von Regionen. Die Daten dürfen dennoch nicht überinterpretiert werden, da die untersuchten „Zukunftsfelder“ nicht abschließend und darüber hinaus im ländlichen Raum differenziert zu bewerten sind: So werden hochwertige Unternehmens- Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen im ländlichen Raum auch künftig eher selten sein. Dass einzelne ländliche Regionen – vor allem in Süddeutschland – hier gute Werte erzielen, hat zum Teil auch historische Gründe. So profitiert der Landkreis Gifhorn beispielsweise nachweislich im Fahrzeugbau von der Nähe zu Wolfsburg und Volkswagen. WS: Wo sehen Sie die endogenen Potenziale im Landkreis? Ein Bereich, der beispielsweise nicht in der Studie berücksichtigt wurde, für den Landkreis Gifhorn aber zunehmend bedeutsamer wird, sind die erneuerbaren Energien. Der Landkreis Gifhorn nimmt mit über 20 Biogasanlagen schon heute eine gute Position im niedersachsenweiten Vergleich ein. Auch die Anzahl der in den letzten Jahren geförderten Nahwärmenetze kann landesweit konkurrieren. Weitere entwicklungsrelevante Bereiche im Landkreis Gifhorn sollen nachfolgend nur exemplarisch erläutert werden: So ist der Sektor Fahrzeugbau und -zulieferung nach wie vor von großer Bedeutung. Diesen Sektor gilt es sukzessive weiter zu entwickeln. Gleichsam ist darauf hinzuweisen, dass vor allem auch interne Entwicklungen und Entscheidungen bei Volkswagen für Impulse sorgen können. Dass der Landkreis möglichen Neuansiedlungen aus dem Zulieferungsbereich sehr positiv gegenübersteht, ist seit langem bekannt. Die Mittel der Wirtschaftsförderung sind aufgrund der Größe dieser Unternehmen aber de facto sehr eingeschränkt, da landkreiseigene Mittel aufgrund europäischer Bestimmungen nur kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zur Verfügung gestellt werden dürfen. Diese Förderkonditionen hat der Landkreis einzuhalten. Gleichsam ist darauf hinzuweisen, dass die Neuansiedlung von Unternehmen prinzipiell dadurch erschwert wird, dass der Landkreis im Norden und im Osten an die Fördergebietskulisse „Ziel Konvergenz“ grenzt, wo deutlich höhere Fördersätze greifen dürfen. Entsprechende Standorte sind für Unternehmen daher auf den ersten Blick oft attraktiver als Standorte im Landkreis Gifhorn. Es besteht daher im Landkreis Gifhorn großes Bemühen, insbesondere die weichen Standortfaktoren so günstig wie möglich auszugestalten. Auf den aus Unternehmersicht wichtigen Standortfaktor maximal zulässiger Fördersätze kann seitens des Landkreises kein Einfluss genommen werden. Der Bereich Gesundheitswirtschaft ist der Prognos-Studie nach im Landkreis Gifhorn nur rudimentär entwickelt. In der Gesundheitswirtschaft im engeren Sinne (Pharmazie und Instrumentenherstellung) gibt es im Landkreis Gifhorn tatsächlich nur geringes Entwicklungspotenzial. Im Bereich Gesundheitstourismus ist der Landkreis Gifhorn demgegenüber deutlich besser aufgestellt. Angebote im gesundheitstouristischen Segment sollen daher weiterentwickelt und zusammengeführt werden. Neben wichtigen Gesundheitseinrichtungen (Gesundheitscampus, Augenoptikerschule Hankensbüttel, usw...) zählt hierzu auch das gesamte Segment Naherholung. WS: Ist Wirtschaftswachstum im Landkreis möglich? Wachstum ist möglich und notwendig. Grundlegend ist hierbei zu bedenken, dass qualitatives Wachstum mindestens genauso wichtig ist wie quantitatives Wachstum. Im günstigsten Fall wirken beide Ausprägungen zusammen. Qualitatives Wachstum lässt sich oft nur sukzessive im kontinuierlichen Prozess entwickeln. Zahlreiche gescheiterte Großprojekte aus anderen Regionen (bspw. Cargolifter) belegen, wie schwierig es ist, Unternehmen, deren Branche nicht in einer Region verwurzelt ist, dauerhaft erfolgreich anzusiedeln. Ziel muss es daher vor allem sein, die Standortfaktoren so zu verbessern, dass Unternehmen zu einer Ansiedlung bewegt werden. Mittelfristig werden besondere Wachstumsimpulse voraussichtlich vom Bau und der Inbetriebnahme der A39 ausgehen. Von weiteren Großprojekten, wie beispielsweise Zukunftsatlas Branchen 2009 Friedrich Grebe dem möglichen Ausbau des Wittingen Hafens, können ebenfalls regionalbedeutsame Wachstumsimpulse ausgehen. WS: Welche Weichen kann die hiesige Wirtschaftspolitik stellen, um den Landkreis auf Erfolgskurs zu halten? Als strategische Vorgehensweise hat sich in Zeiten unruhiger Wirtschaftsentwicklung immer eine inkrementalistische Herangehensweise empfohlen. Die Ansiedlung am Reißbrett geplanter, komplexer Strukturen oder ganzer Wirtschaftssektoren ist problembehaftet, da zu viele Faktoren berücksichtigt werden müssten, um Entwicklungen treffsicher vorhersagen zu können. Das Ausfallrisiko ist entsprechend groß und ist im Zuge von Finanz- und Wirtschaftskrise nicht zu verantworten. „Planungs- und Förderruinen“ aus anderen Regionen können dies belegen. Gleichsam ist es von fundamentaler Bedeutung, dass sich eine Region der eigenen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken bewusst Fortsetzung auf Seite 6 5
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