HSV-SCHNACK-Ausgabe2
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ger populären Sportarten fehlt in der<br />
Jugendzeit von 15-17 Jahren dann oftmals<br />
das Verständnis bei Freunden,<br />
doch „nur“ wegen Weitsprungtraining<br />
ein Fest sausen zu lassen. Aber genau<br />
in diesem Alter beginnt die Phase, in<br />
der man die größte Entwicklung vollführt.<br />
Denn die höchste und entscheidende<br />
Hürde stellt der Sprung in den<br />
Herrenbereich dar, an der die meisten<br />
hochtalentierten Athleten scheitern<br />
Wie schnell läufst Du<br />
die 100m<br />
Vor Wettkämpfen finden solche Läufe<br />
nicht mehr statt, so dass eine wirklich<br />
gemessene Zeit aus dem Trainingslager<br />
irgendwann mal mit 10,70 Sekunden<br />
genommen wurde. Würde man die Geschwindigkeit<br />
des Anlaufes beim Wettkampf<br />
hochrechnen, wäre die Zeit wohl<br />
etwa 10,50 Sekunden auf 100m.<br />
Bei allen Deinen Erfolgen,<br />
welcheR war für Dich der<br />
GröSSte<br />
Grundsätzlich will ich keinen Erfolg<br />
missen! Aber sportlich der größte Erfolg<br />
war sicherlich der Hallen-Europameistertitel<br />
2009 mit dem Hallen-Europarekord.<br />
Ein perfekter Sprung, an den<br />
ich mich mein Leben lang zurück<br />
erinnern werde.<br />
Der fünfte Platz bei den Olympischen<br />
Spielen 2012 in London gehört<br />
ebenfalls dazu, zugleich war es aber<br />
auch vielleicht meine größte Enttäuschung.<br />
Es ist eine unheimlich beeindruckende<br />
und unvergessliche Erfahrung,<br />
die Spiele als Aktiver mit zu<br />
erleben und im Wettkampf um die<br />
Medaillen zu kämpfen. Enttäuschend<br />
war es dennoch deswegen, weil gerade<br />
mal zwei Zentimeter gefehlt haben, um<br />
am Ende auf das Treppchen zu steigen.<br />
Die EM in Zürich, sicherlich eine<br />
Enttäuschung. Kannst Du Dir<br />
mittlerweile erklären, was da<br />
passiert ist<br />
Das musste gar nicht großartig<br />
analysiert werden. Ich wusste sofort<br />
nach dem Wettkampf, woran es gemangelt<br />
hat, was falsch gelaufen ist. Ich<br />
bin jedoch nicht der Typ, Entschuldigungen<br />
zu suchen und diese dann<br />
vorzuschieben. Unter dem Strich<br />
bin ich verantwortlich, dass ich meine<br />
Leistung nicht abrufen konnte.<br />
Auf Deiner Internetseite steht,<br />
Du seist Personal Trainer!<br />
Kann man Dich buchen<br />
Ja, stimmt. Ich bin ausgebildeter<br />
Personal Trainer, aber aktuell nicht als<br />
solcher tätig. Es passt momentan einfach<br />
zeitlich nicht.<br />
Sportforderung & Leben<br />
eines Spitzenathleten<br />
Beim Thema Sportförderung offenbart<br />
Sebastian seinen aufrechten Charakter<br />
und erklärt die Schwierigkeit<br />
vieler Sportler, die als A-Kader-Athleten<br />
eine nur geringe monatliche Förderung<br />
erhalten.<br />
Er blüht regelrecht auf beim Gespräch<br />
über die Deutsche Sportlotterie,<br />
die Robert Harting ins Leben gerufen<br />
hat, um gerade den am Existenzminimum<br />
lebenden Spitzensportlern eine<br />
bessere finanzielle Unterstützung zukommen<br />
zu lassen. Die Bestrebungen<br />
Hartings finden bei Sebastian absolute<br />
Zustimmung!<br />
Er ist nicht der Typ, der klagt, insbesondere,<br />
da er sich seinen Sport<br />
selbst ausgesucht hat. Trotzdem erklärt<br />
er mir anschaulich, dass die Entlohnung<br />
für den Aufwand, der betrieben<br />
wird, manchmal stark unverhältnismäßig<br />
ist, vor allem im Vergleich mit anderen<br />
Profisportarten.<br />
Dankbar schiebt Sebastian nach,<br />
dass seine Sportler-Karriere ohne die<br />
Unterstützung seiner Eltern so nicht<br />
möglich gewesen wäre!<br />
Über etwaige PR-Aktionen hat Sebastian<br />
nie nachgedacht, denn auf<br />
Authentizität legt Sebastian großen<br />
Wert.<br />
Auf Nachfrage schildert Sebastian<br />
mir den beruflichen Alltag eines<br />
Sportsoldaten mit seinem Trainingsplan,<br />
den er einzureichen hat.<br />
Sebastian Bayer<br />
und der <strong>HSV</strong><br />
Sebastians<br />
Trainingsplan<br />
Grob beschrieben besteht<br />
dieser aus folgenden<br />
Einheiten:<br />
MoNTAG<br />
früh<br />
2 - 2 ½ h<br />
Krafttraining<br />
mittag<br />
2 h<br />
Explosivitätstraining<br />
Dienstag<br />
2 h<br />
Sprünge<br />
Mehrfachsprünge<br />
Mittwoch<br />
2 - 2 ½ h<br />
Läufe / Tempoläufe<br />
Ausdauerläufe<br />
SchnellkraftAusdauer<br />
Donnerstag<br />
2 - 2 ½ h<br />
Krafttraining<br />
Samstag<br />
2 h<br />
Sprints<br />
Sebastians Weg als geborener Aachener<br />
zum <strong>HSV</strong> ist weniger geheimnisvoll,<br />
als man es erwarten könnte. So<br />
offenbart Sebastian dem <strong>HSV</strong> <strong>SCHNACK</strong>,<br />
dass seine damalige Partnerin eine<br />
Hamburgerin war, und er sich daher<br />
des Öfteren hier aufhielt. Oliver Voigt,<br />
der Leichtathletik- Abteilungsleiter,<br />
sprach ihn ganz einfach an, bemühte<br />
sich um ihn und erarbeitete ein Konzept,<br />
wie der Spitzensport im <strong>HSV</strong> besser<br />
aufgestellt werden könnte.<br />
Glücklicherweise überzeugte dieses<br />
Konzept den damaligen Vorstandsvorsitzenden<br />
Bernd Hoffmann, der seiner<br />
„Verpflichtung“ zustimmte. Seitdem<br />
geht Sebastian mit der Raute auf der<br />
Brust auf Titeljagd.<br />
Nach eigener Aussage liebt Sebastian<br />
es, mit der Raute aufzulaufen. Mit<br />
Schmunzeln unterstelle ich Ihm, dass<br />
er dies ja nun sagen müsse, doch mit<br />
Enthusiasmus in den Augen widerlegt<br />
er meinen Vorwurf. Ihm bedeute es eine<br />
Menge, mit einem Wappen aufzulaufen,<br />
das - egal wo er auftaucht - erkannt<br />
und geschätzt wird. Es gebe viele hervorragende<br />
Sportvereine, die gerade<br />
in der Leichtathletik Beachtliches leisten,<br />
doch die <strong>HSV</strong>-Raute ist für ihn etwas<br />
ganz Besonderes.<br />
Gerade beim Thema Raute und <strong>HSV</strong><br />
angekommen schildert mir Sebastian,<br />
wie er den Stellenwert des <strong>HSV</strong> in Hamburg<br />
wahrnimmt. „Groß! Enorm groß“<br />
ist seine spontane Reaktion und schiebt<br />
als Beispiel das Relegationsspiel nach.<br />
So wohnte er diesem Spiel im Stadion<br />
bei und hatte 20 Minuten lang<br />
eine Gänsehaut.<br />
Denn obwohl die Mannschaft damals<br />
seit langer Zeit sportlich weit<br />
hinter den eigenen Möglichkeiten<br />
agierte, feuerten 57 000 Leute unentwegt<br />
ihre Mannschaft an und versuchten,<br />
sie nach vorne zu peitschen, weil<br />
sie diesen Verein so lieben.<br />
Er selber fühlt sich dem <strong>HSV</strong> sehr<br />
verbunden, so hat er gerade seinen<br />
Vertrag bis 2016 verlängert. Somit wird<br />
Sebastian, so er denn die sportlichen<br />
Normen erfüllt, als <strong>HSV</strong>er bei den Olympischen<br />
Spielen in Rio an den Start<br />
gehen.<br />
Zudem wird man Ihn zukünftig<br />
häufiger in Norderstedt antreffen können,<br />
weil er die Trainerteams der NWLZ-<br />
Mannschaften als Athletiktrainer ergänzen<br />
wird.<br />
Ansonsten betrübt sich sein Blick<br />
etwas, als wir über die Situation des<br />
<strong>HSV</strong> zu sprechen kommen. Der <strong>HSV</strong> und<br />
sein Umfeld stehen sich aus seiner Sicht<br />
oftmals selber im Wege. Dabei ist er sich<br />
sicher, dass, wenn alle einen Weg verfolgen<br />
würden, eine Stadt wie Hamburg<br />
im Sport deutlich besser dastehen könnte<br />
und der <strong>HSV</strong> sei nun mal DAS Aushängeschild<br />
des Hamburger Sportes.<br />
Außerdem macht Sebastian als Problem<br />
aus, dass im Umfeld viel zu selten<br />
die positiven Ansätze und Tendenzen<br />
hervorgehoben werden und stattdessen<br />
auf den negativen Dingen zu sehr<br />
herumgeritten werde. Ewig negative<br />
Kritik setzt sich nach seiner Auffassung<br />
irgendwann im Kopf fest.<br />
Das Thema Ausgliederung wurde<br />
in Kreisen der Leichtathleten auch kräftig<br />
diskutiert. Letztendlich sieht Sebastian<br />
die Ausgliederung als unumgänglich<br />
an und hat auch dafür gestimmt.<br />
Mit den nun handelnden Personen<br />
verbindet er große Hoffnungen.<br />
So wünscht sich Sebastian mehr<br />
Nachhaltigkeit, Vertrauen und Geduld<br />
mit den Herren Zinnbauer und Beiersdorfer.<br />
Nach knapp zwei Stunden verabschiede<br />
ich mich von Sebastian und<br />
bedanke mich für die Zeit, die er sich<br />
für den <strong>HSV</strong> <strong>SCHNACK</strong> genommen hat.<br />
Mit einem Zwinkern bittet mich<br />
Sebastian dann noch, seinen Freund Dr.<br />
Wolfgang Klein zu grüßen. Dr. Wolfgang<br />
Klein war Halter des Hamburger Rekordes<br />
in Weitsprung, den ihm dann Sebastian<br />
abnahm. Seitdem verbindet<br />
beide eine freundschaftliche „Hassliebe“.<br />
Mit vielem Dank<br />
Sven Dabelstein<br />
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Einsicht