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TITELTHEMA<br />
»Wir müssen<br />
letztlich Energie<br />
als Rohstoff für<br />
Wasser einsetzen«<br />
ge zu stellen, ohne dass wir eine willkürliche Zielmarke<br />
vorgeben. Aufgrund unserer ersten Schätzungen<br />
und Forschungsergebnisse kann ich mit<br />
Zuversicht sagen, dass dieses Land 60 Prozent der<br />
benötigten Nahrungsmittel im Inland herstellen<br />
kann – natürlich unter der Bedingung, dass nichts<br />
davon exportiert wird. Denn dann wird für die eigenen<br />
Bedürfnisse produziert und nicht für den<br />
Weltmarkt. Der Hunger der globalen Märkte ist<br />
unbegrenzt, sie würden das System sprengen.<br />
Wie sinnvoll ist es angesichts der dafür nötigen<br />
großen Menge an Ressourcen, eine einheimische<br />
Viehwirtschaft in Ihren Masterplan aufzunehmen<br />
Für uns sind Nutztiere wichtig, weil wir unsere Artenvielfalt<br />
schützen müssen und der Import von<br />
Vieh die Artenvielfalt dieses Landes bedroht. Zudem<br />
wurde entschieden, dass wir unsere Eiweißquellen<br />
im Inland herstellen müssen. Aber wir können Futter<br />
im Ausland zukaufen. Man kann sogar große<br />
Mengen Futtermittel für lange Zeit lagern und den<br />
Rest durch inländische Produktion decken. Man<br />
muss aber auch überlegen, wie man die Fischerei<br />
stärkt, weil sie eine sehr gute Proteinquelle ist.<br />
Warum ist die Energieerzeugung<br />
ein integraler Teil der Strategie für<br />
die Nahrungsmittelsicherheit<br />
Im Westen braucht man keine Energie, um an Wasser<br />
zu kommen. Man hat die Energie also für alles<br />
übrige zur Verfügung – für Industrialisierung,<br />
Wachstum und andere Dinge.<br />
60%<br />
seiner Nahrungsmittel<br />
könnte Katar laut Al-Attiya<br />
selbst produzieren<br />
Aber in unseren Volkswirtschaften<br />
müssen wir letztlich Energie als<br />
Rohstoff für Wasser einsetzen. Das<br />
ist etwas historisch wirklich Neues,<br />
denn Städte sind seit Anbeginn<br />
der Menschheit immer am Wasser<br />
entstanden. Es ist also ein Novum,<br />
dass sich die Länder des<br />
Golf-Kooperationsrates (GCC) an der trockensten<br />
Stelle der Erde entwickeln. Die Frage ist: Wie kann<br />
der GCC bestehen und den Reichtum bewahren,<br />
den wir geschaffen haben Das Programm zur Nahrungsmittelsicherheit<br />
wird darauf bis 2024 hoffentlich<br />
eine Antwort geben: durch Meerwasser-<br />
Entsalzung mittels Solarenergie; indem wir das<br />
Wasser über spezielle Verteilungsnetze an die Landwirte<br />
verteilen; indem wir altertümliche Landwirtschaftsmethoden<br />
durch wassersparende Technologien<br />
des 21. Jahrhunderts ablösen; indem wir<br />
unsere nationalen Reichtümer wie Grundwasserschichten<br />
und Wasserspeicher schützen und zu strategischen<br />
Reserven machen, weil wir sie nicht mehr<br />
ausbeuten müssen, wenn wir erst einmal mithilfe<br />
der Solarenergie Meerwasser entsalzen.<br />
Wie groß wird die Rolle von Solarenergie<br />
und anderen erneuerbaren Energien sein<br />
Wir werden 1.800 Megawatt Solarstrom erzeugen<br />
und damit eine Entsalzungsanlage mit einer Kapazität<br />
von 3,5 Millionen Kubikmetern pro Tag betreiben.<br />
Das gesamte Wasser, das wir für landwirtschaftliche<br />
Zwecke benötigen, wird also hoffentlich<br />
mit erneuerbaren Energiequellen gewonnen.<br />
Wenn das gelingt, ist es ein riesiger Durchbruch –<br />
von ähnlicher Bedeutung, wie einen Menschen auf<br />
den Mond zu schicken. Das wird riesige Wellen<br />
schlagen. Wir werden mutmaßlich der erste Wüstenstaat<br />
der Welt sein, der mit erneuerbaren Energiequellen<br />
einen gewissen Grad an Nahrungsmittelsicherheit<br />
erreicht. Das Modell könnte also in<br />
andere Länder exportierbar sein, die ähnliche Gegebenheiten<br />
wie wir haben. Weltweit leben etwa<br />
zwei Milliarden Menschen in Wüstengegenden. Das<br />
Problem, ihre Ernährung zu sichern, wird also größer<br />
werden, und wir sind gerne bereit, unsere Erfahrungen<br />
und Lösungsansätze mit anderen Ländern<br />
zu teilen.<br />
16 <strong>BusinessReport</strong> Mai/Juni 2012