Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich
Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich
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Plänen Stadlers. E<strong>in</strong> weiterer Entwurf, e<strong>in</strong>e<br />
vergrösserte Variante zu Albisrieden, wird<br />
im Archiv <strong>der</strong> Kirchgeme<strong>in</strong>de Neumünster<br />
aufbewahrt. Anlass dazu ist e<strong>in</strong> geplanter<br />
Neubau anstelle <strong>der</strong> Kreuzkirche. In <strong>der</strong><br />
früheren Pestkirche darf seit 1706 am Sonntagmorgen<br />
Gottesdienst gehalten und an<br />
Festtagen das Abendmahl gefeiert werden.<br />
Der Neubau verzögert sich, weil sich Hott<strong>in</strong>gen,<br />
Hirslanden und Riesbach zunächst als<br />
eigene Kirchgeme<strong>in</strong>den konstituieren sollen.<br />
1834 erfolgt die Gründung, die Geme<strong>in</strong>de<br />
wählt <strong>in</strong> Anlehnung an die Mutterkirche,<br />
das Grossmünster, den Namen Neumünster.<br />
Zur F<strong>in</strong>anzierung des <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>baus wird e<strong>in</strong>e<br />
Aktiengesellschaft gebildet. Sie bestimmt<br />
den Zelglihügel <strong>in</strong> Riesbach zum Bauplatz und<br />
schreibt e<strong>in</strong>en Wettbewerb aus. Elf Entwürfe<br />
werden e<strong>in</strong>gereicht: Erstprämiert wird das<br />
Projekt von Leonhard Zeugheer (1812–1866),<br />
<strong>der</strong> neugotische Stil vom Preisgericht aber<br />
als zu katholisch empfunden. Zeugheer <strong>in</strong>spiriert<br />
sich nun an englischen Vorbil<strong>der</strong>n des<br />
palladianischen Klassizismus und f<strong>in</strong>det so<br />
die Zustimmung <strong>der</strong> Jury.<br />
1839 ist die <strong>Kirche</strong> vollendet, sie wird am 11.<br />
August e<strong>in</strong>geweiht: e<strong>in</strong> Neubeg<strong>in</strong>n für e<strong>in</strong>e<br />
Kirchgeme<strong>in</strong>de, aber auch e<strong>in</strong> Neuanfang<br />
im <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau von <strong>Zürich</strong>. Das Neumünster<br />
ist e<strong>in</strong> ungewohnter Bau; e<strong>in</strong>e neue Architektur,<br />
gross, mit Stilformen, die an e<strong>in</strong>en<br />
griechischen Tempel er<strong>in</strong>nern, e<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong><br />
an aussichtsreicher Lage, e<strong>in</strong> Denkmal mit<br />
e<strong>in</strong>er im weiteren Umkreis unvergleichlichen<br />
Freitreppe. Zwei risalitartige Quertrakte mit<br />
umlaufendem kräftigem Gebälk b<strong>in</strong>den das<br />
Langhaus e<strong>in</strong>. Auf <strong>der</strong> Nordseite, zur <strong>Stadt</strong><br />
h<strong>in</strong> orientiert, ist <strong>der</strong> hohe Portikus, <strong>der</strong> den<br />
Frontturm mit dem Hauptportal und seitlich<br />
davon zwei Säulenhallen mit den Zugängen<br />
zu den Emporen e<strong>in</strong>schliesst. Der stützenlose<br />
Innenraum mit den e<strong>in</strong>gestellten Ecken<br />
(Treppenhäuser) betont die Längsachse und<br />
lenkt den Blick auf die Kanzel, den Taufste<strong>in</strong><br />
davor und die Orgel <strong>in</strong> <strong>der</strong> breiten Wandnische<br />
dah<strong>in</strong>ter mit dem architektonisch gestalteten<br />
Prospekt, dem Pedalturm als Dorsale zur<br />
Kanzel. Zwei Renovationen verän<strong>der</strong>n den<br />
Raume<strong>in</strong>druck: 1880 vergrössert Caspar Otto<br />
Wolff (1843–1888) die Orgelempore, setzt die<br />
Kanzel an die östliche Längswand. Unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Alfred Friedrich Bluntschli (1842–<br />
1930) erhält <strong>der</strong> Predigtstuhl se<strong>in</strong>e Stellung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte zurück; gleichzeitig, nämlich<br />
1912, erfolgt die dekorative Ausmalung <strong>der</strong><br />
Wände und e<strong>in</strong>e Neu-Bestuhlung.<br />
Zurück zum Bau von 1839: Wie selbstverständlich<br />
bricht das Neumünster mit e<strong>in</strong>em<br />
Tabu. Die <strong>Kirche</strong> erhält aus <strong>der</strong> Werkstätte von<br />
Friedrich Haas e<strong>in</strong>e grosse Orgel, prom<strong>in</strong>ent<br />
im Blickfeld <strong>der</strong> Gottesdienstbesucher. Als<br />
weitere Überraschung hängt <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen<br />
<strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong> Bild, die «Verklärung Jesu» von<br />
Konrad Zeller. Das Neumünster setzt neue<br />
Massstäbe mit <strong>der</strong> Grösse <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, <strong>der</strong><br />
Lage auf aussichtsreichem Hügel, mit Orgel<br />
und Bild.<br />
Neugotik<br />
Wann endet die Gotik und wann beg<strong>in</strong>nt die<br />
Neugotik Auf die verme<strong>in</strong>tlich leichte Frage<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Antwort. Welcher<br />
Stilepoche ordnet man die Erhöhung des<br />
Fraumünsterturms 1728–1732 zu O<strong>der</strong> die<br />
Turmhelme des Grossmünsters von 1782<br />
Damals werden zudem die beiden Türme e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> gotischen Formen angeglichen. England<br />
und Schlesien pflegen den gotischen Stil bis<br />
<strong>in</strong>s 18. Jahrhun<strong>der</strong>t. Goethes Begeisterung für<br />
das Strassburger Münster, 1772 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schrift<br />
«Von deutscher Baukunst» veröffentlicht,<br />
folgt e<strong>in</strong>er eigenen Wirkungsgeschichte. Gotik<br />
wird <strong>der</strong> Architektur <strong>der</strong> Italiener und Franzosen<br />
entgegengehalten. Die deutsche Romantik<br />
setzt Gotik dem Mittelalter gleich, Ideal<br />
gesun<strong>der</strong> Völker, rechtschaffenen Handwerks,<br />
christlicher, sprich katholischer Kultur – e<strong>in</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung für den protestantischen<br />
und reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau.<br />
Die Grossmünsterkapelle: Die Kirchgeme<strong>in</strong>de<br />
beabsichtigt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Helferei e<strong>in</strong>e Kapelle für<br />
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