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Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich

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Paillard (geb. 1923). Die Bauart <strong>der</strong> expressiven<br />

Staffelung <strong>der</strong> Kuben mit vielen Ecken,<br />

Vor- und Rücksprüngen ist im Schweizerischen<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau <strong>der</strong> sechziger und frühen siebziger<br />

Jahre verbreitet – ausser <strong>in</strong> <strong>Zürich</strong>, wo die<br />

<strong>Kirche</strong> Saatlen typologisch e<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

darstellt. Der e<strong>in</strong>geschränkte Bauplatz führt<br />

dazu, die <strong>Kirche</strong> im Obergeschoss zu platzieren.<br />

Der Architekt gestaltet sie als Würfel,<br />

<strong>der</strong> sich aus den Nebenbauten emporhebt<br />

und e<strong>in</strong>zig vom Eckturm überragt wird. Der<br />

zentrale Lichte<strong>in</strong>fall im Innern geschieht aus<br />

dem Turm. Aber die E<strong>in</strong>richtung im quadratischen<br />

Raum ist nicht danach ausgerichtet.<br />

Kanzel und Abendmahltisch stehen frontal<br />

<strong>der</strong> (un-) beweglichen Bestuhlung gegenüber.<br />

Das orthogonale Pr<strong>in</strong>zip stellt den Blickpunkt<br />

<strong>in</strong> die Ecke.<br />

In <strong>Zürich</strong> erstarrt <strong>der</strong> reformierte wie katholische<br />

Sakralbau zwischen 1960 und 1975 <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er formalistischen Mo<strong>der</strong>nität. Es entstehen<br />

würfelförmige Kuben, im Innern meist<br />

dem Deckenrand entlang <strong>in</strong>direkt belichtet<br />

– architektonisch ansprechende Räume, wie<br />

die Neue <strong>Kirche</strong> Affoltern 21 . Die Frage nach<br />

den Möglichkeiten, wie sich e<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong> dar<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>richten kann, bleibt zweitrangig. Sakralbau<br />

ist jedoch mehr: Im Zentrum steht die Frage,<br />

wie die Geme<strong>in</strong>de Gottesdienst feiert. Die<br />

Antwort dazu soll das Fundament se<strong>in</strong>, auf<br />

dem gebaut wird. «Bauen für die <strong>Kirche</strong>» 22<br />

geschieht aus dem Selbstverständnis <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de und mit Hilfe des Architekten, <strong>der</strong><br />

entwirft und baut, umwelt- und sozialverträglich<br />

baut. Es ist e<strong>in</strong> Öffnen von Innen<br />

nach Aussen: Städteplaner und Städtebauer<br />

mögen darob nicht erschrecken. E<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckendes<br />

Beispiel ist die Andreaskirche im<br />

Heiligfeld. Jakob Padrutt (1908–1960) gew<strong>in</strong>nt<br />

1956–1957 e<strong>in</strong>en zweistufigen Wettbewerb,<br />

bis zu se<strong>in</strong>em Tod arbeitet er am Projekt<br />

weiter. Mit <strong>der</strong> Ausführung 1965–1966 wird<br />

die Architektengeme<strong>in</strong>schaft Frank Bolliger<br />

(geb. 1932), He<strong>in</strong>z Hönger (1930–1990) und<br />

Werner Dubach (geb. 1933) betraut. Der fensterlose,<br />

mit Granitplatten verkleidete Würfel<br />

wird optisch auf e<strong>in</strong>en Glassockel bzw. auf<br />

die Stahlstützen gestellt. Der grossflächige<br />

Mittelteil des Daches ist aus <strong>der</strong> Vogelperspektive<br />

betrachtet wie e<strong>in</strong> Atrium nach<br />

<strong>in</strong>nen abgesenkt. Aus <strong>der</strong> Mitte verteilt sich<br />

das Licht, dr<strong>in</strong>gt durch die Glaswände des<br />

«Dachhofs» <strong>in</strong>s Innere, wird vom Dachrand<br />

und <strong>der</strong> Aussenwand reflektiert und von <strong>der</strong><br />

Rasterdecke gebrochen. E<strong>in</strong>drucksvoll ist auch<br />

die künstliche Ausleuchtung des <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raums:<br />

Strahlen von Licht und Schatten <strong>der</strong><br />

nicht sichtbaren Lichtquellen bündeln sich<br />

<strong>in</strong> den Ecken und auf dem Wandkreuz h<strong>in</strong>ter<br />

Abendmahltisch und Kanzel. Die Sitzbänke<br />

s<strong>in</strong>d auf drei Seiten verteilt. Die Geschlossenheit<br />

lädt zur konzentrierten Meditation e<strong>in</strong>,<br />

nicht ablenkend, aber auch nicht e<strong>in</strong>engend.<br />

Die Andreaskirche wetteifert nicht mit den<br />

Hochhäusern des Quartiers, aber sie wird als<br />

e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Gebäude mit e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en<br />

Funktion wahrgenommen und akzeptiert.<br />

Schlussgedanken<br />

Dieser Überblick zeichnet e<strong>in</strong> eher sprödes<br />

Bild des reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>baus <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong>. In gewisser Weise entspricht<br />

dieses Bild dem reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>verständnis.<br />

Gleichwohl wurde an an<strong>der</strong>n Orten<br />

baufreudiger, aufwendiger und auch mo<strong>der</strong>ner<br />

gebaut: Querovale, stützenlose Räume,<br />

reich dekoriert, später avantgardistisch und<br />

richtungweisend. Die Unterschiede bestehen<br />

bereits zwischen Kanton und <strong>Stadt</strong> <strong>Zürich</strong> und<br />

auch zur evangelisch-lutherischen Geme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Unterstrass mit dem zeltdachförmigen<br />

Sichtbetonbau <strong>der</strong> Mart<strong>in</strong>-Luther-<strong>Kirche</strong>.<br />

Spärlich s<strong>in</strong>d die Momente, wo grundsätzlich<br />

über den <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau nachgedacht wird. Sie<br />

beschränken sich auf die Zeit <strong>der</strong> Reformation<br />

bis h<strong>in</strong> zum Zweiten Helvetischen Bekenntnis<br />

von 1566, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die mittelalterlichen <strong><strong>Kirche</strong>n</strong><br />

umgenutzt wurden. Später s<strong>in</strong>d es die Jahre<br />

von 1890 bis 1910, <strong>in</strong> denen grosse <strong><strong>Kirche</strong>n</strong><br />

gebaut werden und <strong>in</strong>tensiv über ihre Bauweise<br />

nachgedacht wird. Paul Reber trifft<br />

den Kern, wenn er <strong>in</strong> den Basler Nachrichten<br />

schreibt: «An Stelle dessen, was verdrängt<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong> im kommunalen Inventar 21

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