06.01.2015 Aufrufe

Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich

Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich

Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

400 Personen zu bauen. Das 1857 von Johann<br />

Jakob Breit<strong>in</strong>ger (1814–1880) vorgelegte Projekt<br />

gefällt und wird 1858–1860 ausgeführt<br />

als kle<strong>in</strong>e, dem Gelände angepasste Halle im<br />

Stil englischer Tudorgotik.<br />

Zur gleichen Zeit ist <strong>in</strong> Basel die neugotische<br />

Elisabethenkirche im Bau, die, wie<br />

e<strong>in</strong> mittelalterliches Bauwerk von e<strong>in</strong>er<br />

Bauhütte erstellt, im beson<strong>der</strong>n die jungen<br />

Architekten fasz<strong>in</strong>iert. Zu ihnen gehört Paul<br />

Reber (1835–1908). Er beschäftigt sich mit<br />

mittelalterlicher Baukunst, nimmt erfolgreich<br />

an Wettbewerben teil. In <strong>Zürich</strong> kann er<br />

1883–1884 die <strong>Kirche</strong> Unterstrass als Ersatz für<br />

die alte Moritzkapelle bauen. Der neugotische<br />

Sichtbackste<strong>in</strong>bau ist längsgerichtet, über<br />

dem E<strong>in</strong>gang erhebt sich <strong>der</strong> Fassadenturm. Bis<br />

zum Umbau von 1962 waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saalkirche<br />

auf drei Seiten Emporen e<strong>in</strong>gebaut, die Orgel<br />

befand sich anfangs über dem E<strong>in</strong>gang. Aussen<br />

ist <strong>der</strong> Chor <strong>in</strong> den orthogonalen Baukubus<br />

<strong>in</strong>tegriert, an<strong>der</strong>s im Innern: Im schmalen<br />

Chorbogen steht die Kanzel, die Rückwand<br />

trennt das dah<strong>in</strong>ter liegende Unterrichtszimmer<br />

vom <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum. Die Estrade über dem<br />

Zimmer ist nicht abgeschlossen, <strong>der</strong> Blick<br />

von den <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bänken reicht <strong>in</strong> die Tiefe bis<br />

zum grossen Masswerkfenster – e<strong>in</strong>e gotische<br />

<strong>Kirche</strong> mit Langhaus und erhöhtem Chor für<br />

den reformierten Gottesdienst.<br />

Paul Reber erkennt den Wi<strong>der</strong>spruch; <strong>in</strong> den<br />

Basler Nachrichten schreibt er: «Diese mittelalterlichen<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bauwerke waren für<br />

den katholischen Gottesdienst bestimmt, bei<br />

welchem <strong>der</strong> Altardienst e<strong>in</strong>e hervorragende<br />

Bedeutung hat, die durch den Chorbau <strong>in</strong><br />

ausdrucksvoller Weise stilistisch motiviert<br />

wurde. Für den protestantischen Cultus hat<br />

aber <strong>der</strong> Chorbau, die Priesterkirche, ke<strong>in</strong>e<br />

Berechtigung mehr [...] Wird aber <strong>der</strong> Altar<br />

mit dem Chorbau preisgegeben, so tritt die<br />

Frage <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund: Was wollen wir an<br />

se<strong>in</strong>e Stelle setzen Die Antwort liegt nahe; an<br />

Stelle dessen, was verdrängt wird, trete das,<br />

was den Kern des reformierten Gottesdienstes<br />

bildet: das von <strong>der</strong> Kanzel verkündete Wort.<br />

Nicht bescheiden an e<strong>in</strong>e Säule gedrückt,<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Schwalbenneste gleich an e<strong>in</strong>en<br />

Eckpfeiler <strong>der</strong> Vierung geheftet, soll die Kanzel<br />

<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de gegenübergestellt werden.<br />

Die Kanzel gehört <strong>in</strong> die Mitte, <strong>in</strong> den vollen<br />

Gesichtskreis <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Wir wollen e<strong>in</strong>e<br />

Prediger- und ke<strong>in</strong>e Opferkirche, <strong>in</strong> welcher<br />

<strong>der</strong> Redner von allen Seiten gut gesehen und<br />

deutlich verstanden wird.» 5<br />

Ähnliche For<strong>der</strong>ungen an den evangelischen<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland zu hören. 1891<br />

veröffentlicht die Wiesbadener Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit Pfarrer und Architekt e<strong>in</strong><br />

Programm, das Richtl<strong>in</strong>ien für den <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau<br />

festlegt (sog. Wiesbadener Manifest).<br />

Die Wiesbadener R<strong>in</strong>gkirche, 1892–1894 von<br />

Architekt Johannes Otzen (1839–1911) erbaut,<br />

bildet e<strong>in</strong>en quadratischen Mittelraum, <strong>der</strong><br />

sich zu vier Konchen erweitert. Paul Reber<br />

orientiert sich an diesem Bautyp, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Deutschen Bauzeitung publiziert ist. 6 Unmittelbar<br />

davon bee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d die <strong><strong>Kirche</strong>n</strong> von<br />

Wiedikon und Wetzikon. Für die <strong>Kirche</strong> Bühl <strong>in</strong><br />

Wiedikon erhält Paul Reber 1894 den Auftrag,<br />

die Bauzeit dauert vom Sommer 1895 bis zum<br />

Spätherbst 1896. Es gel<strong>in</strong>gt dem Architekten,<br />

mit den Stilmitteln des Historismus e<strong>in</strong>en<br />

neuen, reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum zu schaffen.<br />

Der zur <strong>Stadt</strong> h<strong>in</strong> orientierten Schaufassade<br />

folgt e<strong>in</strong> verkürztes Langhaus, das sich nach<br />

zwei Fensterachsen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e grosse Dreikonchenanlage<br />

öffnet. Betont ist <strong>der</strong> Raum <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Mitte mit dem Taufste<strong>in</strong> und dem doppelstöckigen<br />

Predigtstuhl. Die Kanzelwand trennt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> mittleren Konche den erdgeschossigen<br />

Unterrichtsraum vom <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>raum. Darüber<br />

bef<strong>in</strong>det sich die grossflächige Empore mit <strong>der</strong><br />

Orgel. Der offene Raum h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Kanzel wird<br />

so <strong>in</strong> den Gottesdienst mite<strong>in</strong>bezogen, an<strong>der</strong>s<br />

als bei <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> Unterstrass. Emporen gibt<br />

es auch <strong>in</strong> den Seitenarmen und im Langhaus.<br />

Die Geme<strong>in</strong>de schart sich von drei Seiten her<br />

und auf zwei Ebenen um die doppelstöckige<br />

Kanzel. Das untere Rednerpult genügt für<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Zuhörerschaft, die Kanzel auf<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong> im kommunalen Inventar 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!