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Reformierte Kirchen der Stadt Zürich - Kirche in Zürich

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von Glaube, Hoffnung, Liebe, e<strong>in</strong> Werk von<br />

Augusto Giacometti (1877–1947).<br />

Mart<strong>in</strong> Risch kann die <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweizerischen<br />

Bauzeitung 10 vorstellen. Zum Schluss<br />

fügt er e<strong>in</strong>ige Gedanken zum reformierten<br />

Gottesdienstraum an: «Also wird <strong>der</strong> Raum, <strong>in</strong><br />

dem dies alles stattf<strong>in</strong>det, von irgende<strong>in</strong>em<br />

profanen Vortragsaal doch sehr bestimmt<br />

unterscheiden müssen, er wird auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

kirchlich wirken müssen, und ich behaupte, er<br />

müsse auch ‹Stimmung› haben. Das braucht<br />

ke<strong>in</strong>e mystisch dunkle ‹katholische› Stimmung<br />

zu se<strong>in</strong>. Aber e<strong>in</strong>e feierliche Wirkung muss<br />

von ihm ausstrahlen, und je stimmungsvoller<br />

er ist, desto besser. Die Predigt wird im<br />

stimmungsvollen Raum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de auf<br />

e<strong>in</strong>en aufnahmebereiteren Boden fallen als im<br />

nüchternen, stimmungslosen Raum. Der starke<br />

Prediger hat diese Stimmung nicht zu fürchten<br />

und dem schwachen kommt sie zu Hilfe. Wir<br />

dürfen an den Stand <strong>der</strong> Geistlichkeit ke<strong>in</strong>e<br />

übermenschlichen Anfor<strong>der</strong>ungen stellen,<br />

auch <strong>in</strong> diesem Beruf werden bedeutende<br />

Leistungen die Ausnahme bilden wie <strong>in</strong> allen<br />

übrigen Berufen...» 11<br />

Empörte Reaktionen, nicht alle<strong>in</strong> bei den<br />

Pfarrern, son<strong>der</strong>n auch bei den jüngern<br />

Architekten. Für den 3. April 1935 lädt <strong>der</strong><br />

Ingenieur- und Architektenvere<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

Diskussionsabend. Peter Meyer fasst se<strong>in</strong>e<br />

eigenen Gedanken und die kontroversen<br />

Äusserungen <strong>der</strong> Gesprächsrunde <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweizerischen Bauzeitung 12 zusammen: Die<br />

Frage, ob die <strong>Kirche</strong> e<strong>in</strong> Sakralbau o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

gediegener Versammlungssaal sei, begleitet<br />

den reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau von Anfang an.<br />

Er ist mehr als e<strong>in</strong> Festsaal, da s<strong>in</strong>d sich alle<br />

e<strong>in</strong>ig – aber was heisst das für die Architektur<br />

und ihre Ausstattung Sollen Baustil und<br />

Schmuck die traditionellen Sakralformen<br />

weiterentwickeln, o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Gebäude und<br />

Raum aus dem Profanen herzuleiten, durch<br />

e<strong>in</strong>e ästhetische Steigerung und Intensivierung<br />

<strong>der</strong> praktischen Notwendigkeiten<br />

Die Gefahr <strong>der</strong> asketischen Leere ist <strong>der</strong><br />

Über<strong>in</strong>strumentierung vorzuziehen. E<strong>in</strong>e<br />

weitere Antwort auf die Postulate von Mart<strong>in</strong><br />

Risch: Nach e<strong>in</strong>er schwachen Predigt geht<br />

<strong>der</strong> Besucher unbefriedigt heim, aber besser<br />

e<strong>in</strong>e saubere, gesunde Unbefriedigtheit des<br />

Hungers als e<strong>in</strong> von Schnörkeln verdorbener<br />

Magen. Die Erneuerer ärgern sich auch über<br />

die H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>schaltung von Taufste<strong>in</strong>,<br />

Abendmahltisch, Kanzel, Dirigentenpult,<br />

Orgel und bunt bemaltem Mittelfenster;<br />

sie empf<strong>in</strong>den die Gleichbehandlung nicht<br />

zusammengehöriger Akzente anmassend und<br />

bedrückend. Die Kanzel stellen sie auf die<br />

Seite, «wodurch sie etwas Unverb<strong>in</strong>dliches,<br />

Bescheidenes bekommt. Der Prediger erhebt<br />

weniger den Anspruch auf apodiktische<br />

Unfehlbarkeit, wenn er von <strong>der</strong> Seite, als<br />

wenn er aus <strong>der</strong> monumentalen Mitte predigt».<br />

Pfarrer Max Frick vom Grossmünster modifiziert:<br />

«Schmucklosigkeit ist ke<strong>in</strong> reformiertes<br />

Erfor<strong>der</strong>nis», e<strong>in</strong>e diskrete Ausschmückung <strong>der</strong><br />

<strong>Kirche</strong> ist erlaubt. Sie ist Geme<strong>in</strong>schaftsraum,<br />

sie soll sich auszeichnen durch unbed<strong>in</strong>gte<br />

Echtheit, Sachlichkeit, durch Schlichtheit und<br />

Wohnlichkeit. Die Kanzel kann axial o<strong>der</strong> seitlich<br />

stehen: Pfarrer Frick nennt die Vor- und<br />

Nachteile <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und an<strong>der</strong>n Möglichkeit.<br />

Die <strong>Kirche</strong> ist ke<strong>in</strong> Konzertgebäude. Deshalb<br />

gehören Orgel und Sänger <strong>in</strong> den Rücken <strong>der</strong><br />

versammelten Geme<strong>in</strong>de.<br />

Diese engagierte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung um<br />

den reformierten <strong><strong>Kirche</strong>n</strong>bau ist e<strong>in</strong> kurzer,<br />

<strong>in</strong>tensiver Lichtblick. So grundsätzlich haben<br />

Pfarrer und Architekten später nicht mehr<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> disputiert. Schade: E<strong>in</strong>ige For<strong>der</strong>ungen<br />

waren ja sehr zeitbed<strong>in</strong>gt von den<br />

dreissiger Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts her<br />

zu verstehen. E<strong>in</strong>e Fortführung des Gesprächs<br />

tut Not.<br />

Wollishofen<br />

Ins Jahr <strong>der</strong> eben geschil<strong>der</strong>ten Nachlese zur<br />

Pauluskirche fällt <strong>der</strong> Baubeg<strong>in</strong>n (Bauzeit<br />

1935–1937) zur neuen <strong>Kirche</strong> Wollishofen, die<br />

wie frühere Quartierkirchen <strong>in</strong> aussichtsreicher<br />

Lage, hier «Auf <strong>der</strong> Egg», unter <strong>der</strong> Leitung<br />

<strong><strong>Kirche</strong>n</strong> im kommunalen Inventar 17

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