KuNstREisEN - Das Magazin für Kunst, Architektur und Design
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Was Harald Falckenberg sammelt,<br />
hat es in sich. Aktuell<br />
zeigen er <strong>und</strong> Kuratorin Miriam<br />
Schoofs in Harburg die Arbeiten der<br />
Künstler Ena Swansea <strong>und</strong> Robert<br />
Lucander. Beide fördern mit ihren<br />
Bildern die eigenen inneren Dämonen<br />
zu Tage – auch beim Betrachter.<br />
Eben „Psycho“. Diese fantastische<br />
Malerei-Ausstellung ergründet<br />
Autorin Stefanie Maeck <strong>für</strong> uns. Die<br />
intelligente, anarchische Dingwelt<br />
Bogomir Eckers lohnt auch eine<br />
<strong>Kunst</strong>reise nach Wolfsburg. Kuratorin<br />
Sabine Mila Kunz sprach mit<br />
ihrem Kurator-Kollegen Marcus<br />
Körber über seine Show „Kontakt-<br />
Schlaufen-Problematik“. Und dann<br />
zum Schluss ausführlich alle Ausstellungen<br />
im Überblick in Hamburg<br />
<strong>und</strong> Umgebung.<br />
Verlängerung<br />
Robert Lucander:<br />
Full Head Mask, 2000<br />
harburg<br />
schöner schaudern<br />
abgr<strong>und</strong>tiefe malerei von ena swansea <strong>und</strong> robert<br />
lucander in der sammlung Falckenberg<br />
text: steFanie maeck<br />
die nachtseite der romantik, fasziniert<br />
von Wahnsinn, gespenstern,<br />
schuld <strong>und</strong> tod, von masken,<br />
spiegeln <strong>und</strong> geheimnissen, hat viel mit den<br />
düster seifigen bildern der in new York lebenden<br />
malerin ena swansea zu tun. durch eine<br />
gr<strong>und</strong>ierung mit graphit <strong>und</strong> darüber aufgetragene<br />
dunkle Ölfarben bricht etwas unheimliches<br />
hindurch, kalt schillernd. sigm<strong>und</strong><br />
Freud, ein Fre<strong>und</strong> der romantik, brachte das<br />
unheimliche mit der Wiederkehr eines Verdrängten<br />
zusammen, das vertraut-unvertraut<br />
in unser leben grinst.<br />
das heimisch-unheimliche, das alpträume<br />
atmen, bricht auch mit den bildern von<br />
swansea ( 965) in die gegenwart. blinkt irgendwo<br />
vom gr<strong>und</strong>e einer kollektiven seele<br />
hoch: da findet sich ein kind in einem verlassenen<br />
bahnabteil wieder, gang <strong>und</strong> sitzreihen<br />
beunruhigend verzerrt. da schwebt<br />
ein dämonischer geist über einem träumenden.<br />
kopfüber von der decke <strong>und</strong> in<br />
düsterer kutte. Wie ein fotografisches negativ<br />
leuchten Pupillen <strong>und</strong> lippen in „Psycho“.<br />
gespenstisches saphirgrün schimmert<br />
zu kühlem blau. e.t.a. hoffmanns romanwelten<br />
wie „die elixiere des teufels“ <strong>und</strong><br />
„der sandmann“ mit ihren doppelgängern<br />
<strong>und</strong> automatenmenschen grüßen aus der<br />
romantik <strong>und</strong> zeichnen noch die traumata<br />
der postmodernen seele.<br />
Ena Swansea: a night<br />
to remember, 2004,<br />
289,56 x 182,88 cm<br />
ena swansea wuchs in charlotte, north carolina<br />
auf, als stilles kind von gespenstischer<br />
blässe. ena, so erfuhr sie, stehe <strong>für</strong> das „Paradoxe“,<br />
heiße so viel wie „see in Flammen“.<br />
doch auch wenn ihr ururgroßvater der berühmte<br />
hassprediger thomas dixon war, so<br />
sind ihre Werke nicht nur zeugnisse privater<br />
befindlichkeit, umkreisen sie nicht nur die<br />
schlechtvernähte W<strong>und</strong>e eines Familien-<br />
Erinnere Dich!<br />
traumas. aus den grauschillernden Welten<br />
blickt eine allgemeine seelenkatastrophe, die<br />
kollektive ängste umkreist. swanseas bilder<br />
sind seismographische daseinsanalysen, die<br />
in den abgr<strong>und</strong> blicken.<br />
dabei gerinnt ihr alles zum seelenpanorama:<br />
Porträts,beziehungsmomente,katastrophen,<br />
abgeschmeckt mit ein bisschen „ästhetik des<br />
erhabenen“: Winzig wirken die menschen<br />
vor schaudernd übermächtiger natur in<br />
„Frozen“ oder „Wave“, wo ein irrlichternder<br />
himmel <strong>und</strong> das brausende meer einen einzelnen<br />
spaziergänger erdrücken. ena swansea<br />
bringt allein mit andeutungen leinwände<br />
zum sprechen. das auserzählen der<br />
erstarrten momente geschieht im betrachter.<br />
<strong>und</strong> immer wieder das motiv schnee. mal<br />
legt er eine hyperrealistische szene in ein<br />
schweigendes surreales wie in „snow on 6st<br />
st.“, wo autos unter der weißen decke verschwinden.<br />
mal ist er die decke des unheimlichen,<br />
unter der gefahren lauern.<br />
zu swanseas schwarzer romantik gesellt<br />
sich mit dem 962 in helsinki geborenen<br />
Finnen robert lucander ein maskenmann<br />
- <strong>und</strong> ein deutlicher kontrast. auch er ist ein<br />
langjähriger künstlerfre<strong>und</strong> von harald Falckenberg.<br />
Wenn er deutlich popartmäßiger<br />
malt, fast dandyhaft-exaltiert <strong>und</strong> überdreht,<br />
so stimmt die düstere ausstellung doch rätselhaft<br />
zusammen. das liegt am ungesagten,<br />
das beide künstler umkreisen. Viele seiner<br />
stilisierten <strong>und</strong> grafischen helden ähneln<br />
dandys aus dem amerika der 50er Jahre,<br />
scheinen etwas zu zitieren <strong>und</strong> sind doch<br />
zeitenthoben, austauschbare masken, denen<br />
bilder aus magazinen <strong>und</strong> Werbung zugr<strong>und</strong>e<br />
liegen. lucander fragmentiert die Vorlagen,<br />
verfremdet <strong>und</strong> kombiniert sie <strong>und</strong> legt<br />
so das unheimliche frei. der in berlin lebende<br />
künstler malt häufig auf holzplatten,<br />
deren maserung wie seelenzeichen durchschimmern<br />
- durch die maske bricht dann<br />
das eigentliche: gruselig <strong>und</strong> schön. Falckenbergs<br />
seelenvermessung ist eine Visite wert.<br />
„Psycho“ - ena swansea <strong>und</strong> robert lucander, deichtorhallen/<br />
sammlung Falckenberg, nur mit Voranmeldung<br />
unter besuch@sammlung-falckenberg.de (feste termine<br />
mi + do 8 uhr, Fr 7 uhr, Wochenende <strong>und</strong> 5 uhr),<br />
bis 25. märz. www.sammlung-falckenberg.de<br />
27<br />
Verlängerung<br />
PsYcho