Husten, Schnupfen, Heiserkeit - Springer GuP
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t i t E l t H E m a <<br />
<strong>Husten</strong>, <strong>Schnupfen</strong>,<br />
<strong>Heiserkeit</strong><br />
[ von Constanze Schäfer ]<br />
Erkältungen sind Bagatellerkrankungen, verlaufen also meist harmlos, auch wenn der<br />
Betroffene selbst sich einige Tage recht schlapp fühlt. Zahlreiche Präparate stehen in der<br />
Selbstmedikation zur Behandlung der Symptome zur Verfügung. Wichtig ist es, die<br />
für jeden Patienten individuell passenden Arzneimittel auszuwählen, nach dem Motto:<br />
so viel wie nötig, so wenig wie möglich.<br />
iesen, eine laufende Nase, <strong>Heiserkeit</strong> und leicht erhöhte<br />
Temperatur sind die typischen Symptome einer Erkältung.<br />
Zwei- bis dreimal jährlich ist ein Erwachsener im Durchschnitt<br />
davon betroffen. Da es sich im Regelfall um eine harmlose<br />
Erkrankung mit jedoch lästigen Symptomen handelt, steht<br />
einer Selbstmedikation nichts im Wege.<br />
Die Verursacher<br />
„Erkältungsviren“ wie Rhino- und Coronaviren sind die am<br />
häufigsten vorkommenden Erreger der Erkältung. Sie fühlen<br />
sich bei 33 bis 34 °C besonders wohl. Das ist die Temperatur<br />
der Nasenschleimhäute, bevorzugt bei nasskaltem Wetter.<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen viralen Infektionen ist eine<br />
Erkältung lokal auf den Nasen- und Rachenraum begrenzt. Oft<br />
treten allerdings Sekundärinfektionen wie eine Sinusitis oder<br />
Bronchitis auf. Auch die Inkubationszeit ist auffallend kurz:<br />
Nur wenige Stunden reichen aus. Leider kann das menschliche<br />
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Immunsystem keine bleibende Immunität gegenüber den Erregern<br />
aufbauen, und so sind zwei bis drei Erkältungen jährlich<br />
für einen ansonsten gesunden Erwachsenen völlig normal.<br />
Kleinkinder bis etwa vier Jahre durchlaufen deutlich mehr<br />
Erkältungszyklen pro Jahr, im Durchschnitt etwa sechs.<br />
Einstiegspforte Hals<br />
Bei den meisten Betroffenen beginnt die Erkältung mit einem<br />
Kratzen im Hals und allgemeinem Mattigkeitsgefühl. Die<br />
Viren infizieren nicht nur die Nasenschleimhäute, sondern<br />
auch die Schleimhäute im Rachenbereich. Gegen die Halsbeschwerden<br />
können Sprays, Lutschtabletten, Tropfen oder Gurgellösungen<br />
eingesetzt werden. Sie enthalten desinfizierende<br />
Substanzen wie Hexetidin, Chlorhexidin, Dequaliniumchlorid,<br />
Cetylpyridiniumchlorid oder Cetrimoniumbromid (z. B. Hexoral<br />
® , frubienzym ® ) oder das nicht steroidale Antiphlogistikum<br />
Flurbiprofen (Dobendan ® direkt). Als lokalanästhetische
Zusätze dienen Lidocain, Benzocain oder Ambroxol (z. B. Trachisan<br />
® , Dolo-Dobendan ® , Mucoangin ® ). Es wird empfohlen,<br />
Lutschtabletten sehr langsam in der Backentasche zergehen<br />
zu lassen bzw. sie langsam zu lutschen. Auf keinen Fall dürfen<br />
sie zerbissen oder gekaut werden. Bei massiven Halsschmerzen<br />
reichen die lokal wirksamen Anästhetika für eine effektive<br />
Schmerzbetäubung ohnehin nicht aus. Systemische Analgetika<br />
wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol lindern<br />
die Beschwerden in diesen Fällen wesentlich besser.<br />
Mit dem Antibiotikum Fusafungin (Locabiosol ® S Inhalierspray)<br />
kann der Hals- und Rachenraum gezielt behandelt werden.<br />
Der natürliche Wirkstoff wird aus der Pilzart Fusarium<br />
lateritium, einem Schimmelpilz, gewonnen. Gegen ihn sind<br />
keine Resistenzen bekannt. Das Antibiotikum wirkt gegen Erreger<br />
der Sekundärinfektionen der oberen Luftwege. Das Präparat<br />
ist wegen des Zusatzes von chinesischem Minzöl men-<br />
tholhaltig. Asthmatiker sollten es deshalb wegen möglicher<br />
Bronchospasmen nicht anwenden. Auch für Kinder unter zwölf<br />
Jahren, Schwangere und Stillende ist das Präparat nicht zu<br />
empfehlen.<br />
Vor der ersten Anwendung wird das Spray zunächst viermal<br />
ausgelöst, damit die Dosiervorrichtung optimal aktiviert ist. Es<br />
kann nicht nur mittels Mundstück in den Hals, sondern durch<br />
Aufsetzen des Nasenrohrs auch in den Nasenraum eingesprüht<br />
werden. Während die Sprühvorrichtung ausgelöst wird, atmet<br />
der Patient das Inhalationsspray langsam ein. Vor dem Ausatmen<br />
hält er kurz die Luft an, damit sich der Wirkstoff auf<br />
der Schleimhaut verteilen kann. Die Behandlung sollte, wie<br />
bei einem Antibiotikum üblich, konsequent zehn Tage lang<br />
erfolgen, wobei ab dem dritten Behandlungstag eine Besserung<br />
spürbar sein sollte.<br />
Befeuchtende Pastillen sind empfehlenswert, wenn sich Hals<br />
und Kehle trocken anfühlen oder über <strong>Heiserkeit</strong> geklagt<br />
wird. Geeignet sind Salz-, Primelwurzel- oder Lichen-islandicus-haltige<br />
Präparate. Auch Auszüge aus Kamillenblüten<br />
und Ratanhiawurzel, Eibischblättern und isländischem Moos<br />
sowie Myrrhentinktur und Tees sind bei dieser Symptomatik<br />
im Einsatz.<br />
anfangs läuft die Nase<br />
Das Hauptsymptom der Erkältung ist der zu Beginn auftretende<br />
Fließschnupfen. Der Körper versucht, durch eine gesteigerte<br />
Durchblutung der Nasenschleimhaut und der überschießenden<br />
Produktion von wässrigem Schleim, die Viren<br />
auszuwaschen – allerdings meist ohne Erfolg. Im weiteren<br />
Nasensprays sind den Präparaten zum Tropfen überlegen, weil<br />
sie den Wirkstoff nicht nur im Bereich der Nasenflügel verteilen,<br />
sondern relativ gleichmäßig über die Nasenschleimhaut.<br />
Verlauf schwellen die Nasenschleimhäute immer stärker an,<br />
und der Schleim kann nicht mehr richtig ablaufen. Die Folge<br />
ist eine verstopfte Nase. Hier setzt die Wirkung der alpha-<br />
Sympathomimetika wie Xylometazolin und Oxymetazolin an.<br />
Sie sorgen dafür, dass sich die Gefäße im Bereich der Schleimhäute<br />
zusammenziehen. So kann der Schleim abfließen, und<br />
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die Möglichkeit einer Sekundärinfektion in den Nasen- und<br />
Stirnhöhlen wird deutlich abgesenkt. Vor der Anwendung von<br />
Nasentropfen oder -sprays muss die Nase geputzt werden.<br />
Nasensprays sind den Tropfen eindeutig überlegen, da sie<br />
den Wirkstoff nicht nur im Bereich der Nasenflügel verteilen,<br />
sondern relativ gleichmäßig über die Nasenschleimhaut.<br />
Nasalia mit abschwellenden Zusätzen dürfen nur maximal<br />
fünf bis sieben Tage angewandt werden, um die Schleimhäute<br />
nicht zu schädigen. Ein Hersteller bietet eine Kombination<br />
aus Xylometazolin und dem wundheilungsfördernden Dexpanthenol<br />
an (Nasic ® ). Im Anschluss an eine Erkältung kann<br />
es sinnvoll sein, zur Regeneration noch ein isotonisiertes,<br />
meersalz- oder kochsalzhaltiges Nasenspray zu verwenden<br />
(z. B. Rhinomer ® , Olynth ® salin). Ergänzend können Sie bei<br />
stark verstopfter Nase oral anwendbare pflanzliche Sekretlöser<br />
oder Präparate mit ätherischen Ölen empfehlen. Bei Säuglingen<br />
und Kleinkindern unter zwei Jahren ist unbedingt auf eine<br />
niedrige Dosierung der Nasentropfen und Nasensprays zu<br />
achten. Von Olynth ® gibt es beispielsweise mit 0,025 Prozent<br />
Xylometazolin dosierte Nasentropfen speziell für Säuglinge.<br />
Zwar ist die systemische Wirkung der Sympathomimetika<br />
beim Einsatz als Nasentropfen oder -spray relativ gering.<br />
Dennoch kann es bei einer zu häufigen Anwendung oder zu<br />
hoher Dosierung zu Atemstörungen bis hin zu komatösen<br />
Zuständen kommen. Dreimal täglich ein bis zwei Tropfen<br />
verträgt ein Säugling im Normalfall ohne Probleme. Ab dem<br />
ersten Geburtstag können dann Präparate mit 0,05 Prozent<br />
Xylometazolin angewandt werden.<br />
Gut durchlüften<br />
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Nasendusche<br />
Sie ist nicht jedermanns Sache, aber insbesondere für Menschen,<br />
die häufiger unter einer Nasennebenhöhlenentzündung<br />
leiden, ein guter Tipp: die Nasendusche. Der Markt bietet<br />
zahlreiche Modelle, wobei die Ausführung keinen Einfluss<br />
auf die Wirksamkeit hat. Die Nasendusche wird mit körperwarmer,<br />
isotonischer Kochsalzlösung befüllt. Dafür wird die<br />
Olive (Verdickung am Ausguss) der Nasendusche an ein Nasenloch<br />
gesetzt, der Mund geöffnet und der Kopf seitlich geneigt,<br />
so dass die Lösung durch das sich dann höher befindende<br />
Nasenloch hineinläuft, den Nasenraum durchspült und aus<br />
dem tiefer gelegenen Nasenloch wieder herausläuft. Bleibt<br />
der Mund versehentlich geschlossen, läuft die Spüllösung den<br />
Rachen hinunter. Danach wird die Seite gewechselt. Die ganze<br />
Prozedur wird am besten über dem Waschbecken oder bei<br />
Kindern über der Badewanne erledigt. Kurze Zeit nach dem<br />
Spülen sammelt sich meist noch einmal ein Rest an Flüssigkeit,<br />
der dann schwallartig aus der Nase entweicht. Diesem<br />
kann man vorbeugen, indem man nach dem Nasenduschen ein<br />
wenig den Kopf schüttelt und so die restlichen Wassertropfen<br />
herausschleudert.<br />
Ohrenschmerzen<br />
In den meisten Fällen handelt es sich um eine Sinusitis, eine<br />
Nasennebenhöhlenentzündung, die sich als Ohrenschmerzen<br />
bemerkbar macht. Kurzfristig kann bei Erwachsenen versucht<br />
werden, durch die Anwendung abschwellender Nasensprays<br />
der Sinusitis noch Herr zu werden. Ein Arztbesuch ist fällig bei<br />
Kindern, massiven Schmerzen und Beschwerden, die länger als<br />
zwei Tage andauern. So kann geklärt werden, ob es sich möglicherweise<br />
um eine Otitis media, eine Mittelohrentzündung,<br />
handelt. Diese muss je nach Schweregrad mit einem geeigneten<br />
Antibiotikum behandelt werden.<br />
Feuchte Tücher in der Wohnung aufzuhängen, galt lange Zeit als der Tipp,<br />
um die Luftfeuchte bei trockenem Raumklima zu erhöhen. Die Physik lehrt<br />
jedoch, dass diese Maßnahme nichts nutzt. Sie beschert höchstens Schimmel<br />
an den Wänden. Denn verdunstende Feuchtigkeit im Innenraum verteilt<br />
sich nicht im Raum, sondern kondensiert dort, wo es am kühlsten ist – etwa<br />
an Außenwänden oder Fensterscheiben. Der beste Rat für ein gesundes<br />
Raumklima im Winter lautet deshalb: dreimal pro Tag die Fenster weit öffnen<br />
und jeweils zehn Minuten gut durchlüften.
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Bewertung der Fiebermessung<br />
Ort der temperaturmessung Wertebereich für Normaltemperatur<br />
axillar 34,7 – 37,3 °C<br />
Ohr 35,7 – 37,5 °C<br />
oral/sublingual 35,5 – 37,5 °C<br />
rektal 36,6 – 38,0 °C<br />
Stirn 34,7 – 37,3 °C<br />
Werden Ohrentropfen zur Selbstmedikation gewünscht, sollte<br />
vorab geklärt werden, ob das Trommelfell intakt ist. Dafür<br />
wird die Nase zugedrückt, der Mund geschlossen gehalten und<br />
versucht, durch die Nase auszuatmen. Wenn sich ein Druck<br />
aufbaut, kann man davon ausgehen, dass die Trommelfelle<br />
keine Löcher haben. Das Ohrentropfenfläschchen wird vor<br />
dem Einträufeln in der Hand angewärmt. Dann legt sich der<br />
Patient am besten seitlich hin. Bei einem Erwachsenen zieht<br />
man leicht das Ohr nach oben hinten weg, bei Kindern am<br />
Ohrläppchen das Ohr seitlich nach hinten und unten (Begradigung<br />
des Gehörganges). Bei Kindern werden zwei bis drei, bei<br />
Erwachsenen maximal fünf Tropfen eingeträufelt. Am besten<br />
bleibt der Behandelte für etwa fünf Minuten in seitlicher Position<br />
liegen. Der Gehörgang soll übrigens keinesfalls mit einem<br />
Wattepfropfen verschlossen werden. Als schmerzstillende Ohrentropfen<br />
mit Phenazon und Procainhydrochlorid stehen für<br />
die Selbstmedikation lediglich Otalgan ® Ohrentropfen zur<br />
Verfügung. Sie sind nur zur kurzfristigen symptomatischen<br />
Schmerzstillung vorgesehen, mit einer Anwendungsdauer von<br />
zwei Tagen. Sind die Symptome dann nicht verschwunden,<br />
ist der Arzt gefragt. Mehr zum Thema „Kindliche Ohrenschmerzen“<br />
können Sie ab Seite 51 lesen.<br />
Schmerzen und Fieber<br />
Da die meisten Analgetika eine antipyretische Wirkung haben,<br />
können sie sowohl für die Symptome Kopf- und Gliederschmerzen<br />
wie auch Fieber eingesetzt werden. Um Fieber<br />
handelt es sich nach medizinischer Definition, wenn die<br />
Körpertemperatur rektal gemessen über 38,1 °C steigt. Die<br />
Körpertemperatur als solche unterliegt allerdings individuellen<br />
Schwankungen und ist darüber hinaus von der Messmethode<br />
abhängig.<br />
Für Erwachsene gibt es Antipyretika wie Acetylsalicylsäure<br />
oder Ibuprofen. Ob eine Brause- oder eine normale Tablette<br />
bevorzugt wird, sollten Sie im Beratungsgespräch klären.<br />
Brausetabletten werden am besten in Leitungswasser aufgelöst<br />
und dann unmittelbar nach der Herstellung getrunken. Als<br />
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Kontraindikationen für Acetylsalicylsäure gelten die Einnahme<br />
von blutverdünnenden Medikamenten, Gerinnungsstörungen,<br />
gastrointestinale Beschwerden, insbesondere Magen- oder<br />
Darmulzera, sowie Asthma. Aber auch Ibuprofen ist für diese<br />
Patienten nur eingeschränkt zu empfehlen.<br />
Paracetamol kann hier eine mögliche Alternative sein, da es<br />
keinen Einfluss auf die Blutgerinnung nimmt und keine Magen-<br />
Darm-Ulcera auslöst. Wegen seiner lebertoxischen Wirkung<br />
bei Überdosierung sollte es nur innerhalb der altersabhängigen<br />
Dosierempfehlungen angewendet werden. Patienten mit Leberfunktionsstörungen<br />
sollten auf eine Selbstmedikation mit Paracetamol<br />
besser verzichten, da die Einnahme in diesem Fall unter<br />
größter Vorsicht und ärztlicher Kontrolle erfolgen sollte.<br />
Für Kinder unter 14 Jahren sind als Wirkstoffe Paracetamol<br />
und Ibuprofen empfehlenswert. Kinder sollten nicht mit Acetylsalicylsäure<br />
behandelt werden. In seltenen Fällen kommt es<br />
zum Reye-Syndrom (akute Encephalitis), das tödlich verlaufen<br />
kann. Bei Paracetamol weisen Sie immer deutlich auf die maximale<br />
Tagesdosis hin, um eine Überdosierung und damit eine<br />
Leberschädigung zu vermeiden. Insbesondere bei Säuglingen<br />
und Kleinkindern ist deshalb auf die richtige Wirkstärke beziehungsweise<br />
Dosierung zu achten. Für Kinder sind neben<br />
Saft auch Zäpfchen eine geeignete Arzneiform.<br />
Bei der Abgabe von Zäpfchen sollten Sie die Eltern daran erinnern,<br />
diese mit der stumpfen Seite voran einzuführen, da dies wesentlich<br />
leichter geht und das Kind weniger Probleme macht.<br />
Wadenwickel eignen sich als begleitende Maßnahme. Diese<br />
dürfen aber nur eingesetzt werden, wenn der Kreislauf des Patienten<br />
stabil ist und sich Hände und Füße warm anfühlen. Für<br />
die Anwendung werden Handtücher in handwarmes Wasser<br />
getaucht, gut ausgewrungen und um die Waden gewickelt. Ein<br />
darumgewickeltes trockenes Handtuch verhindert ein Durchweichen<br />
der Matratze. Nach etwa 15 Minuten werden die Wickel<br />
erneuert und die Prozedur insgesamt dreimal wiederholt.<br />
Nach den Wadenwickeln sollte unbedingt die Körpertemperatur<br />
erneut gemessen werden. Ist die Temperatur nicht ausreichend<br />
abgesenkt, sollte zusätzlich ein fiebersenkendes Präparat<br />
gegeben werden. Bei Säuglingen können die Wickel auch in<br />
die Leiste gelegt werden. Das geht ohne Windeln übrigens<br />
einfacher. Ersatzweise kann eine aufgeschnittene Plastiktüte<br />
untergelegt werden.
<strong>Husten</strong><br />
Eine häufige Erkältungsfolge ist <strong>Husten</strong>. Hierbei muss zwischen<br />
einem unproduktiven, trockenen Reizhusten und einem<br />
produktiven (verschleimten) <strong>Husten</strong> unterschieden werden.<br />
Als <strong>Husten</strong>löser kommen die Wirkstoffe Ambroxol, Bromhexin<br />
oder Acetylcystein in Betracht sowie einige pflanzliche<br />
Arzneimittel, die beispielsweise Thymian-, Umckaloabo- oder<br />
Efeuextrakt enthalten.<br />
Um nachts einen ungestörten Schlaf zu ermöglichen, können<br />
beim produktiven <strong>Husten</strong> abends, ebenso wie beim Reizhusten,<br />
<strong>Husten</strong>stiller angeboten werden. Nachdem die Zulassung<br />
für Produkte mit dem Wirkstoff Clobutinol zurückgenommen<br />
wurde, stehen im Rahmen der Selbstmedikation noch die folgenden<br />
<strong>Husten</strong>stiller zur Verfügung: Benproperin (z. B. Tussafug<br />
® ), Pentoxyverin (z. B. Sedotussin ® <strong>Husten</strong>stiller Saft) oder<br />
Dextromethorphan (z. B. Silomat ® DMP). Die genannten Wirkstoffe<br />
dürfen nicht während der Stillzeit eingenommen werden.<br />
Einzig Dextromethorphan kann nach kritischer Risikoabwägung<br />
Schwangeren verabreicht werden. Kinder unter zwei Jahren<br />
sollten nicht im Rahmen der Selbstmedikation behandelt,<br />
sondern einem Arzt vorgestellt werden. Dieser wird im Zweifelsfall<br />
zu den verschreibungspflichtigen Substanzen Codein,<br />
Dihydrocodein, Levodropropizin und Noscapin greifen.<br />
Bei <strong>Husten</strong> im Rahmen einer Erkältung ist zumeist ein bestimmter<br />
Verlauf zu beobachten. Zu Beginn tritt ein etwa drei<br />
Tage anhaltender trockener Reizhusten auf, gefolgt von einem<br />
verschleimten <strong>Husten</strong>. Arzneimittel gegen <strong>Husten</strong> gibt es in<br />
unterschiedlichen Darreichungsformen. Die Auswahl einer<br />
geeigneten Arzneiform für den Betroffenen sollte den individuellen<br />
Bedürfnissen entsprechen.<br />
Viele Symptome – ein Präparat<br />
Zur Behandlung der Erkältungssymptome werden zahlreiche<br />
Kombinationspräparate wie Aspirin ® complex, Contac ® Erkältungstrunk<br />
Forte oder Doregrippin ® angeboten, die zumeist<br />
eine Substanz zum Abschwellen der Schleimhäute und ein<br />
Antihistaminikum enthalten, zum Teil auch schmerzlindernde<br />
und fiebersenkende Wirkstoffe. Einige Präparate haben einen<br />
Vitamin-C-Zusatz. Vor allem Arzneimittel mit einem Sympathomimetikum<br />
können bei empfindlichen Patienten zu einer<br />
Steigerung des Blutdrucks führen. Als Nebenwirkungen können<br />
Herzrhythmusstörungen und Herzrasen auftreten.<br />
Pflanzenextrakte und daraus hergeleitete Monosubstanzen<br />
ermöglichen vielfältige Therapieansätze. So gibt es beispielsweise<br />
das Monoterpen Cineol (z. B. in Soledum ® Kapseln) als<br />
Expektorans und Hyperämisierungsmittel gegen entzündliche<br />
Erkrankungen der Atemwege als Einzelmittel. Das z. B. in GeloMyrtol<br />
® enthaltene Myrtol ist hingegen eine standardisierte<br />
Mischung aus Limonen, Cineol und alpha-Pinen und wird bei<br />
akuter und chronischer Bronchitis und Entzündung der Nasennebenhöhlen<br />
eingesetzt. Ebenfalls gegen akute und chronische<br />
Entzündung der Nasennebenhöhlen wirken Sinupret ®<br />
Dragees. Sie bestehen aus einer Mischung der pulverisierten<br />
Drogen Eisenkraut, Enzianwurzel, Schlüsselblumenblüten mit<br />
Kelch, Holunderblüten und Gartensauerampferkraut.<br />
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Auch einige homöopathische Kombinationspräparate werden<br />
bei Erkältung eingesetzt. Für jede Symptomlage gibt es passende<br />
Zusammenstellungen. Sinfrontal ® , Sinusitis Hevert ®<br />
Tropfen, Meditonsin ® , metavirulent ® , Tonsipret ® und Gripp-<br />
Heel ® sind nur einige Beispiele. Sie enthalten Kombinationen<br />
verschiedener homöopathischer Tinkturen in jeweils geeigneten<br />
Potenzierungsstufen. Bei metavirulent ® ist zudem die<br />
Influenzinum-Nosode zugesetzt.<br />
Der Vorteil solcher Komplexmittel liegt darin, dass<br />
man nicht wie bei der Auswahl eines passenden<br />
Einzelmittels genau die Erkältungssymptome und<br />
die möglichen Ursachen erfragen muss, um eine<br />
Empfehlung aussprechen zu können. Ein wichtiger<br />
Hinweis für das Beratungsgespräch ist, dass eine<br />
Erstverschlimmerung auftreten kann, die das Ansprechen<br />
auf die Therapie anzeigt. Bei der Abgabe<br />
von fiebersenkenden homöopathischen Mitteln – wie<br />
beispielsweise Aconitum oder Belladonna jeweils in<br />
der Potenz D6 – besteht daher insbesondere für Kinder das<br />
mögliche Risiko einer Temperatursteigerung auf deutlich über<br />
40 °C. Aus diesem Grund sollte bei Fieber über 39,5 °C besser<br />
auf ein allopathisches Mittel zurückgegriffen werden.<br />
inhalieren<br />
Bei einem grippalen Infekt, <strong>Husten</strong> oder <strong>Heiserkeit</strong> kann<br />
Inhalieren die Beschwerden mindern. Viele Inhalate sind Mischungen<br />
aus Campher, Menthol, Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl<br />
oder gereinigtem Terpentinöl. Die Substanzen besitzen<br />
expektorierende, sekretolytische und leicht desinfizierende<br />
Eigenschaften. Zudem hat man nach der Inhalation das Gefühl,<br />
besser durchatmen zu können. Produktbeispiele sind<br />
Pinimenthol ® Erkältungssalbe (mit Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl<br />
und Levomenthol), Wick VapoRub ® Erkältungssalbe<br />
16 > DAS PTA MAGAZIN -- 0 2 / 2 0 0 8 -- Heft 2 <<br />
Menschen mit Allergien gegen Korbblütler sollten darauf verzichten,<br />
mit einem Aufguss aus Kamillenblüten zu inhalieren<br />
(aus Campher, Eukalyptusöl, Terpentinöl und Levomenthol)<br />
oder Bronchoforton ® Salbe, die als wirksame Bestandteile<br />
Eukalyptus-, Fichtennadel- und Pfefferminzöl enthält.<br />
Wem diese Zubereitungen zu scharf sind oder wer als Asthmatiker<br />
wegen der Gefahr eines Bronchospasmus auf bestimmte<br />
Inhaltsstoffe verzichten sollte, kann, sofern keine Unverträglichkeit<br />
gegen Korbblütler besteht, einen Aufguss aus Kamillenblüten<br />
verwenden. Grundsätzlich werden die Zusätze<br />
mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser übergossen. Vor<br />
dem Inhalieren wird die Nase geputzt. Die klassische Methode,<br />
mit einem Handtuch abgedeckt über einer Waschschüssel<br />
zu inhalieren, stellt nicht nur für Kinder ein erhebliches<br />
Ein arztbesuch ist nötig bei …<br />
» plötzlichem Fieber über 39 °C oder starken Schmerzen<br />
(deuten auf Grippe hin)<br />
» vereiterten Mandeln<br />
» starken Ohrenschmerzen<br />
» unverbesserten Symptomen über mehr als sieben Tage<br />
» einem sich an die Erkältung anschließenden massiven <strong>Husten</strong><br />
» Entzündungen der Nebenhöhlen (Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlen-<br />
entzündungen äußern sich zumeist durch massive Kopfschmerzen)<br />
» Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
» multimorbiden und älteren Menschen<br />
» Infektionen im Säuglingsalter.<br />
Verbrühungsrisiko dar. Eine gute Empfehlung sind daher einfache<br />
Kunststoffinhalatoren, die es auch als Kombinationsangebote<br />
zusammen mit einem Inhalationsbalsam gibt (z. B. von<br />
Pinimenthol ® oder Bronchoforton ® ). Natürlich kann man den<br />
Balsam auch direkt auf den Brust- und Rückenbereich auftragen.<br />
Anschließend sollten unbedingt die Hände gewaschen werden,<br />
damit die ätherischen Öle nicht in die Augen gelangen.<br />
Das Inhalieren von heißem Dampf ist eine hyperämisierende<br />
Therapie, die zu Haut- und Schleimhautreizungen führen<br />
kann. Für Kleinkinder und vor allem für Kinder unter zwei
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Regelmäßiges Händewaschen in der Erkältungszeit ist eine gute Präventionsmaßnahme<br />
Jahren ist diese Methode nicht geeignet. Bei ihnen empfiehlt<br />
sich das direkte Auftragen einer entsprechenden Erkältungssalbe<br />
oder der Einsatz ätherischer Öle, die auf ein Taschentuch<br />
oder einen Duftstein geträufelt werden. Dabei ist zu beachten,<br />
dass Kinder unter zwei Jahren nur Produkte ohne Menthol und<br />
Campher verwenden dürfen. Geeignete Präparate sind unter<br />
anderem Babix ® -Inhalat N oder Bronchoforton ® Kinderbalsam.<br />
Speziell für Säuglinge gibt es einen Inhalationssauger.<br />
Dieser besitzt ein kugelförmiges Reservoir mit Löchern zur<br />
Aufnahme eines Wattebausches, der mit einem für Säuglinge<br />
geeigneten Inhalationszusatz getränkt wird.<br />
Vorbeugen, aber wie?<br />
Der effektivste Weg vorzubeugen ist es, den Viren aus dem<br />
Weg zu gehen. Nicht etwa das Niesen, also die Tröpfcheninfektion,<br />
ist der häufigste Übertragungsweg, sondern die Hände<br />
sind es. Viren halten sich auf Griffen aller Art, Schaltern, Wasserhähnen<br />
und sogar auf Papier auf. Sie können dort einige<br />
Zeit bestens überleben und hoffen auf ihr nächstes Opfer.<br />
Auch Händeschütteln gehört zu den Gefahrenquellen für eine<br />
Händeschütteln ist in der Erkältungszeit eine Infektionsquelle.<br />
Besser etwas unhöflich sein, dafür aber gesund bleiben.<br />
Schmierinfektion, denn mit den Händen gelangen die Viren<br />
ins Gesicht, an die Nasen- oder Augenschleimhaut. Hier finden<br />
sie ihre neue Wirkungsstätte. Deshalb: Vermeiden Sie<br />
während der Erkältungszeit Händeschütteln und waschen Sie<br />
sich regelmäßig die Hände!<br />
Zum Vorbeugen werden ebenfalls zahlreiche Präparate angeboten.<br />
Lange Zeit empfahlen die Experten, große Mengen an<br />
Vitamin C einzunehmen, um den Viren die Stirn zu bieten.<br />
Inzwischen wird dies jedoch nicht mehr uneingeschränkt vertreten.<br />
Abgeraten wird allerdings bislang von der Vitamin-C-<br />
Einnahme als Erkältungsprophylaxe nicht.<br />
Das Spurenelement Zink ist als Enzymaktivator an zahlreichen<br />
Stoffwechselvorgängen beteiligt. Ein Mangel führt unter ande-<br />
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Fortbildungspunkte!<br />
Auf Seite 28 finden Sie 10 Fortbildungsfragen<br />
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rem zu einer erhöhten Infektanfälligkeit. Die DGE empfiehlt<br />
eine tägliche Zufuhr von sieben Milligramm für Frauen und<br />
zehn für Männer. Für die prophylaktische Einnahme gibt es<br />
unterschiedliche Empfehlungen. Wegen vorhersehbarer Wechselwirkungen<br />
mit dem Eisen- und Kupferstoffwechsel sollte<br />
eine tägliche Zufuhr von 30 mg nicht überschritten werden.<br />
Als pflanzliche Immunstimulanzien haben das Kraut des Purpursonnenhutes<br />
(Echinacea purpurea herba) und die Wurzel<br />
des Blassfarbenen Sonnenhutes (Echinacea pallidae radix) eine<br />
Positivmonografie der Kommission E, nicht jedoch Drogen,<br />
die aus dem Schmalblättrigen Sonnenhut (E. angustifolia) gewonnen<br />
werden. Zubereitungen aus dem befürworteten Pflanzenmaterial<br />
fördern die unspezifische Immunabwehr durch<br />
Vermehrung von Granulozyten und Anregung der Phagozytoseleistung.<br />
Entsprechende Fertigpräparate werden zur unterstützenden<br />
Behandlung häufig wiederkehrender Infekte<br />
eingesetzt und sollten in der Regel nicht länger als zwei Wochen<br />
am Stück eingenommen werden. Aus grundsätzlichen<br />
Überlegungen heraus sollten die Präparate jedoch nicht bei<br />
fortschreitenden Allgemeinerkrankungen angewandt werden,<br />
beispielsweise von Patienten mit Tuberkulose, HIV-Infektion,<br />
Leukämie oder Autoimmunerkrankungen wie multipler Sklerose.<br />
Der immunstimulierende Einfluss der Präparate könnte<br />
bei den genannten systemischen Erkrankungen zur Auslösung<br />
eines Schubes führen.<br />
impfen?<br />
Gegen eine Erkältung gibt es keine Impfung, und wegen der<br />
Harmlosigkeit der Erkrankung ist zukünftig auch kein Impfstoff<br />
zu erwarten. Allerdings kann insbesondere bei älteren<br />
oder multimorbiden Menschen eine Impfung gegen Streptococcus<br />
pneumoniae sinnvoll sein, um einer Lungenentzündung<br />
vorzubeugen, die sich als Sekundärinfektion auf einen grippalen<br />
Infekt auflagern kann.