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Hautblüten: Akne, Rosacea, Atopisches Ekzem - Springer GuP

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Titel<br />

<strong>Hautblüten</strong><br />

> <strong>Akne</strong>, <strong>Rosacea</strong>, <strong>Atopisches</strong> <strong>Ekzem</strong> <<br />

© MirekP / iStockphoto.com<br />

24<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013


Rötungen, Pickel, nässende <strong>Ekzem</strong>e; die Palette der Hautveränderungen, die<br />

PTA in der Apotheke präsentiert bekommen, ist breit gefächert. Wissen zu den<br />

einzelnen Krankheitsbildern ist daher unabdingbar.<br />

[ von Stefanie Fastnacht ]<br />

<strong>Akne</strong>, <strong>Rosacea</strong> und das Atopische<br />

<strong>Ekzem</strong> (AE) haben eines<br />

gemeinsam: Um entzündlichen<br />

Schüben vorzubeugen,<br />

muss die Haut konsequent gepflegt werden. Der PTA kommt<br />

beim Beraten und Empfehlen dermokosmetischer Pflegeprodukte<br />

daher eine wichtige Rolle zu. Auch sollte sie in der Lage<br />

sein zu erkennen, wann „die blühenden Landschaften“ den<br />

Gang zum Dermatologen notwendig machen.<br />

<strong>Akne</strong><br />

Zum Leidwesen der meisten Pubertierenden sprießen Mitesser<br />

und Pickel für jedermann gut sichtbar in den talgdrüsenreichen<br />

Hautarealen des Gesichts; aber auch auf Brust und Rücken.<br />

<strong>Akne</strong> trifft jedoch nicht nur die Jugend. Oft plagen sich<br />

Frauen noch im Erwachsenenalter mit der dann als <strong>Akne</strong> tarda<br />

bezeichneten Erkrankung herum (s. Detail S. 28).<br />

Ursachen<br />

<strong>Akne</strong> ist ein multifaktorielles Geschehen, das nach neuen Forschungsergebnissen<br />

beeinflusst wird durch Androgene, Peroxisom-Proliferatior-aktivierte<br />

Rezeptoren (PPAR), regulierende<br />

Neuropeptide wie die Substanz P, Propionibacterium acnes und<br />

Umweltfaktoren. Die Folgen sind eine verstärkte Talgdrüsenaktivität<br />

mit vermehrtem Talgfluss (Hyperseborrhö), eine ver-<br />

stärkte Verhornung der Talgdrüsenausführungsänge (follikuläre<br />

Hyperkeratose) und die Freisetzung von entzündungsfördernden<br />

Botenstoffen (Chemokinen/Zytokinen).<br />

Dabei gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Talgdrüsen<br />

im Talgdrüsenfollikel zusammen mit den Haaren in zyklische<br />

Prozesse eingebunden sind. Geraten diese aus dem Takt, etwa<br />

durch Störungen in übergeordneten Hormonregelkreisen<br />

oder durch die oben aufgeführten Stimuli, entstehen Mitesser<br />

(Komedonen). Entzünden sich die Mitesser, bilden sich über<br />

Hautniveau erhobene Veränderungen (Papeln) und mit Eiter<br />

gefüllte Hohlräume (Pusteln).<br />

Androgene-- Testosteron und seine Vorstufe Dehydroepiandrosteronsulfat<br />

beeinflussen sowohl die Größe der Talgdrüsen<br />

als auch die Talgproduktion. Mit Hilfe des Enzyms 5-alpha-<br />

Reduktase wird Testosteron in das wirksamere Dihydrotestosteron<br />

(DHT) umgewandelt. DHT bindet an die follikulären<br />

Androgenrezeptoren und löst so das Signal zur vermehrten<br />

Lipidsynthese aus. Bei Menschen mit <strong>Akne</strong> konnte nicht nur<br />

eine zunehmende Aktivität von 5-alpha-Reduktase nachgewiesen<br />

werden; auch die Anzahl der Androgenrezeptoren am<br />

Follikel selbst ist erhöht.<br />

PPAR-- Menschliche Talgdrüsen besitzen zudem Peroxisom-<br />

Proliferatior-aktivierte Rezeptoren. An den Subtypen PPARalpha,<br />

-gamma binden Botenstoffe (Liganden) wie der Arachidonsäureabkömmling<br />

Leukotrien B4 an. Sie stimulieren<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013 < 25


TiTel<br />

in Anwesenheit von Androgenen ebenfalls die Lipidsynthese<br />

der Talgdrüsen.<br />

Propionibacterium acnes-- Verhornungsstörungen und reichlich<br />

Talg begünstigen das Wachstum des ständig auf der Haut siedelnden<br />

Keims. Seine Stoffwechselprodukte wiederum fördern<br />

follikuläre Entzündungen.<br />

Regulierende neuropeptide-- Die von Nervenzellen freigesetzten<br />

Botenstoffe, zum Beispiel Substanz P, scheinen neuen Erkenntnissen<br />

zufolge peripher oder zentral in den Zyklus der Talgdrüse<br />

einzugreifen und entzündliche Prozesse anzukurbeln.<br />

sonstige-- Der Einfluss der Ernährung als Auslöser für <strong>Akne</strong> ist<br />

wieder stärker in den Fokus gerückt. Besonders Nahrungsmittel<br />

mit hohem glykämischen Index und Milchprodukte machen<br />

Wissenschaftler derzeit mitverantwortlich für die Erkrankung.<br />

Auch Rauchen gilt als Kofaktor, der entzündliche<br />

Prozesse verstärkt.<br />

<strong>Akne</strong>-Formen<br />

Das Erscheinungsbild der <strong>Akne</strong> wird je nach Variante<br />

geprägt von Mitessern, Papeln und Pusteln bis hin zu<br />

knotigen Entzündungen.<br />

acne comedonica-- Zu Beginn der Pubertät entwickeln sich<br />

zunächst um die Nase herum Mitesser, später auch auf<br />

Stirn und Kinn (T-Zone), Brust sowie Rücken.<br />

acne papulopustulosa-- Entzünden sich die Mitesser, entstehen<br />

Papeln und Pusteln.<br />

acne conglobata-- Vor allem bei Männern kann <strong>Akne</strong><br />

schwer verlaufen; neben Komedonen, Papeln und Pusteln<br />

entwickeln sich ausgedehnte knotige Veränderungen<br />

in tieferen Hautschichten. Nach dem Abheilen bleiben<br />

Narben zurück.<br />

Was der Arzt verordnet<br />

Je nach Schweregrad stehen dem Arzt topische und/oder systemische<br />

Wirkstoffe zur Verfügung.<br />

topisches-- Einen hohen Stellenwert haben Retinoide wie Tretinoin<br />

(z. B. Airol®), Isotretinoin (z. B. Isotrex®) und Adapalen<br />

(z. B. Differin®). Die Vitamin-A-Abkömmlinge wirken antikomedogen<br />

und antientzündlich. Je nach Wirkstoff, Grundlage<br />

und Konzentration reizen sie die Haut unterschiedlich stark;<br />

sie schält sich, brennt und zeigt Rötungen (Sonnenbrand aus<br />

der Tube).<br />

Benzoylperoxid 1 (BPO, Ap) allein (z. B. Cordes® BPO) und als<br />

fixe Kombination mit Adapalen (Epiduo Gel) oder Clindamycin<br />

(Duac® <strong>Akne</strong> Gel) reduziert P. acnes und hemmt die Zellneubildung.<br />

Kunden, die BPO erstmals verwenden, sollten auf<br />

mögliche Hautreizungen und auf das Ausbleichen von Haaren<br />

und Textilien während der Anwendung hingewiesen werden.<br />

Antibiotika wie Clindamycin<br />

(z. B. Basocin®<br />

Wer unter <strong>Akne</strong> leidet, muss die<br />

Haut regelmäßig morgens und<br />

abends reinigen. Wasser pur reicht<br />

nicht. Schmutz und Lipide lassen<br />

sich am besten mit auf einen leicht<br />

sauren pH-Wert eingestellten<br />

Syndets, Reinigungsgelen, Emulsionen<br />

mit geringem Fettanteil oder<br />

Schaumpräparaten entfernen.<br />

1 % <strong>Akne</strong>-Gel), Erythromycin<br />

(z. B. <strong>Akne</strong>mycin®<br />

Lösung) oder Tetracyclin<br />

(Imex® Salbe) wirken<br />

bakteriostatisch gegen<br />

grampositive Keime<br />

und antientzündlich. Um<br />

Resistenzen vorzubeugen,<br />

sollte die Therapie möglichst<br />

kurz ausfallen.<br />

Die C9-Dicarbonsäure<br />

Azelainsäure (Skinoren®)<br />

richtet sich gegen P. acnes und die Verhornungsstörung in den<br />

Follikeln. Von Vorteil ist, dass der Wirkstoff die Melaninbildung<br />

hemmt und entzündungsbedingte Hyperpigmentierungen<br />

mildert.<br />

systemisches-- Bei Acne papulopustulosa werden vor allem die<br />

Tetracycline Doxycyclin (z. B. Doxakne® tabs), Minocyclin<br />

(z. B. Minoclir®) und Makrolide wie Erythromycin (z. B. Erythromycin-ratiopharm®)<br />

verordnet.<br />

Isotretinoin (z. B. Isoderm) ist der Therapie schwerer Formen<br />

wie der Acne conglobata vorbehalten. Seine positive<br />

Wirkung entfaltet sich sowohl auf die Komedonenbildung<br />

T i p p<br />

> Kennen Sie die für die Beratung hilfreiche Leitlinie der<br />

GD Gesellschaft für Dermopharmazie „Dermokosmetika<br />

zur Reinigung und Pflege der zur <strong>Akne</strong> neigenden<br />

Haut“? Seit Ende März 2013 liegt sie in einer aktualisierten<br />

Version vor (www.gd.online.de).<br />

© iStockphoto / Thinkstock<br />

26<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013


TiTel<br />

deTAil<br />

Fetter Anlauf: Besteht <strong>Akne</strong> über das 25.<br />

Lebensjahr hinaus oder entwickelt sich danach,<br />

sprechen Fachleute von Acne tarda. Sie trifft<br />

vor allem Frauen. Im Gegensatz zur jugendlichen<br />

<strong>Akne</strong> finden sich die Läsionen nicht in der T-Zone, sondern<br />

vor allem im unteren Gesichtsdrittel; am Kinn, am<br />

Unterkieferrand und am Hals. Die Ursachen sind unklar.<br />

Als Auslöser gelten Medikamente (z. B. Glukokortikoide,<br />

Antikonvulsiva, Psychopharmaka), Rauchen, Ernährung oder<br />

Hormonstörungen. Die Therapie muss oft über Jahre fortgeführt<br />

werden.<br />

als auch auf die vermehrte Talgproduktion,<br />

die Besiedlung mit P. acnes und das<br />

entzündliche Geschehen. Isotretinoin ist<br />

teratogen, die Therapie ist damit erfahrenen<br />

Ärzten vorbehalten. Gebärfähige<br />

Frauen müssen ein Schwangerschaftsverhütungsprogramm<br />

durchführen<br />

(s. Fachinformation). Ergänzend zur<br />

Isotretinointherapie oder allein, bieten<br />

sich für Frauen zudem Kontrazeptiva<br />

mit Ethinylestradiol und antiandrogenen<br />

Gestagenen wie Cyproteronacetat,<br />

Chlormadinonacetat, Dienogest, Desogestrel<br />

oder Drospirenon an. Diese reduzieren<br />

die mit der <strong>Akne</strong> einhergehende<br />

erhöhte Talgproduktion.<br />

Epidermis<br />

Haar<br />

Talgdrüse<br />

> Störungen der zyklischen<br />

Vorgänge im Talgdrüsen-<br />

Haarapparat können das<br />

Enstehen von <strong>Akne</strong> begünstigen.<br />

hautpflege<br />

Im Beratungsgespräch sollten Kunden<br />

erfahren, dass die vom Dermatologen<br />

verordnete Behandlung nicht über Nacht anschlagen kann,<br />

sondern Durchhaltevermögen und Mitarbeit verlangt. Dermokosmetische<br />

Pflegeprodukte aus der Apotheke tragen dazu<br />

bei, den normalen Hautzustand wiederherzustellen. Sie sollen<br />

den Überschuss von Talgdrüsenlipiden auf der Hautoberfläche<br />

vermindern, die Besiedelung mit aknerelevanten Bakterien reduzieren<br />

und Entzündungen positiv beeinflussen.<br />

Reinigen-- Empfehlenswert sind seifenfreie waschaktive Substanzen<br />

(Syndets), die den physiologischen pH-Wert der Haut<br />

nicht beeinträchtigen, fettfreie Reinigungsgele, Emulsionen<br />

mit geringem Fettanteil und Schaumpräparate.<br />

tonisieren-- Das Nachreinigen mit einem alkoholhaltigen Gesichtswasser<br />

(15 – 30 %) komplettiert den Reinigungsvorgang.<br />

Zusätze von Milchsäure (z. B. Eucerin® Dermopurifyer Gesichtstonic)<br />

sollen Verhornungen lösen. Zinkgluconat und Glyceryllaurat<br />

etwa wirken antientzündlich bzw. talgregulierend<br />

(Eau Thermale Avène Cleanance Gesichtstonic).<br />

Pflegen-- Als Grundlagen eignen sich Cremes, Gelcremes und<br />

Hydrogele. Ergänzt werden sie unter anderem durch keratolytische<br />

Zusätze wie Glykol- und Milchsäure (z. B. Dermasence<br />

Seborra Gel) in Kombination mit Lipohydroxysäuren (Vichy<br />

Normaderm umfangreiche Feuchtigkeitspflege gegen Hautunreinheiten).<br />

Formulierungen mit einem Wirkstoffkomplex aus<br />

mit Glycin veresterter Azelainsäure, Salicylsäure, Phytosphingosin<br />

und Niacinamid (frei® Clear Balance) wirken antibakteriell<br />

sowie entzündungshemmend und vermindern den Talgüberschuss<br />

auf der Haut. Eine placebokontrollierte Studie 2<br />

bescheinigt den Produkten gute Wirksam- und Verträglichkeit.<br />

Hautreizungen oder Rötungen wurden nicht beobachtet.<br />

Vor allem bei der systemischen Gabe von Isotretinoin kann<br />

die Haut austrocknen, spannen und sich schuppen. Bei diesen<br />

Kunden empfehlen sich für die therapiebegleitende Pflege neben<br />

UV-Filtern Feuchthaltefaktoren wie Glycerin oder entzündungshemmende<br />

Wirkstoffe wie Licochalcone A (z. B. Eucerin®<br />

Dermopurifyer therapiebegleitende Feuchtigkeitspflege<br />

LSF 30). In Absprache mit dem behandelnden Arzt können<br />

die Produkte auch einen geringen Anteil an nicht komedogen<br />

wirkenden Lipiden enthalten.<br />

S. . o. l. © JPC-PROD / fotolia.com | S. o. m. © Stephen Gschmeissner / imagesource.com | S. o. r. © [M] Aleksandr Markin / shutterstock.com | S. m. © snapgalleria / fotolio.com<br />

28<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013


<strong>Rosacea</strong><br />

Übersetzt heißt <strong>Rosacea</strong> „Rosenblütchen“. Eine schmeichelnde<br />

Umschreibung für eine Hauterkrankung, die ähnlich wie<br />

<strong>Akne</strong> mit Papeln und Pusteln einhergeht, aber auch fleckige<br />

Rötungen und erweiterte Äderchen (Teleangiektasien) zeigt.<br />

In ganz schweren Fällen, vor allem bei Männern, entwickeln<br />

sich knollige Bindegewebswucherungen (Phyme) an Nase,<br />

Kinn oder Ohren. Bezeichnungen wie „Fluch der Kelten“<br />

sind vermutlich der Tatsache geschuldet, dass die <strong>Rosacea</strong> vor<br />

allem bei Menschen mit sehr heller Haut (Fototyp I – II) auftritt.<br />

Oft manifestiert sich das Krankheitsbild im dritten und<br />

vierten Lebensjahrzehnt. Frauen trifft es häufiger als Männer.<br />

Ursachen<br />

Was die Haut rot sehen lässt, darüber besteht keine völlige<br />

Klarheit. Neben einer genetischen Disposition scheinen Störungen<br />

im angeborenen Immunsystem, aber auch verschiedene<br />

Triggerfaktoren zum Ausbruch zu führen; bzw. eine bereits<br />

bestehende <strong>Rosacea</strong> zu verschlimmern. So ist in der Haut von<br />

Menschen mit <strong>Rosacea</strong> zum Beispiel die Produktion des antimikrobiellen<br />

Peptids Cathelicidin LL-37 erhöht. Das Peptid<br />

ist nicht nur an entzündlichen Vorgängen beteiligt. Durch<br />

gefäßerweiternde Effekte verfärbt sich<br />

die Haut rot.<br />

Als wesentlicher Triggerfaktor der<br />

Hauterkrankung gilt chronische UV-<br />

Belastung. Durch das Freisetzen von<br />

reaktiven Sauerstoffspezies, das Aktivieren<br />

von bestimmten Enzymen<br />

(Matrixmetalloproteasen) und entzündungsfördernden<br />

Botenstoffen werden<br />

hauteigene Strukturproteine wie<br />

Elastin und Kollagen geschädigt. Das<br />

Gefäßendothel der Gesichtshaut wird<br />

ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.<br />

In Summe können die entzündlichen<br />

Veränderungen zu dauerhaften Rötungen,<br />

erweiterten Äderchen und letztlich<br />

zu den Bindegewebswucherungen<br />

führen.<br />

FAkTUm<br />

Verschiedene stadien<br />

Dermatologen unterscheiden bei <strong>Rosacea</strong> ein Vorstadium (<strong>Rosacea</strong>-Diathese)<br />

und drei Hauptstadien sowie verschiedene<br />

Sonderformen.<br />

<strong>Rosacea</strong>-diathese-- Die Gesichtshaut reagiert auf unspezifische<br />

Reize wie Temperaturschwankungen, UV-Strahlen, heiße oder<br />

scharf gewürzte Speisen und Getränke, Alkoholgenuss sowie<br />

Stress mit plötzlichen, aber noch vorübergehenden Rötungen<br />

(Flush).<br />

stadium i-- Teleangiektasien entstehen, Nasolabialfalten, Nase<br />

oder Wangen verfärben sich dauerhaft rot.<br />

stadium ii-- Zu den Rötungen gesellen sich Papeln und Pusteln.<br />

Im Gegensatz zu Menschen mit <strong>Akne</strong> weist die Haut bei <strong>Rosacea</strong><br />

aber keine Mitesser auf.<br />

stadium iii-- Im weiteren Verlauf kommt es zur Phymbildung.<br />

Die Haut erinnert an Orangenschalen: Sie sieht großporig und<br />

entzündlich verdickt bzw. geschwollen aus.<br />

sonderformen-- Dazu gehört unter anderem die Ophthalmorosacea;<br />

hier manifestiert sich die Erkrankung an den Augen, mit<br />

durchaus gravierenden Folgen (s. Faktum).<br />

Was der Arzt verordnet<br />

Eine kausale Therapie gibt es nicht. Leichte Ausprägungen<br />

(Stadium I, II) sprechen gut auf eine topische Therapie an.<br />

Schwerere Varianten können zusätzlich systemisch bzw. operativ<br />

behandelt werden.<br />

topisches-- Zugelassen zur Therapie sind Formulierungen mit<br />

Metronidazol (0,75 %, z. B. Metrocreme®) und Azelainsäure<br />

(15 %, Skinoren Gel). Diese wirken antiinflammatorisch.<br />

systemisches-- Mittel der Wahl sind die Tetracycline Doxycyclin<br />

oder Minocyclin (1 – 2 × 50 mg/d). Fest etabliert hat sich auch<br />

die Behandlung mit Doxycyclin in teilretardierter Form über<br />

16 Wochen bei papulopustulöser <strong>Rosacea</strong> (40 mg/d, Oraycea).<br />

Bei dieser subantimikrobiellen Dosierung werden die antiinflammatorischen<br />

Effekte des Tetracyclins genutzt, ohne dass<br />

es zu Resistenzbildungen oder unerwünschten antibiotischen<br />

Nebenwirkungen kommt.<br />

1. In bis zu 50 Prozent der Fälle greift <strong>Rosacea</strong><br />

auf die Augen über. Allerdings wird<br />

dies oft nicht erkannt; vor allem wenn die<br />

Hautsymptome gering ausgeprägt sind.<br />

2. Betroffene klagen über Fremdkörpergefühl,<br />

verstärkte Lichtempfindlichkeit, Trockenheit,<br />

Brennen und Rötungen der Augen. Lidrand-<br />

und Bindehautentzündungen treten gehäuft<br />

auf.<br />

3. Die <strong>Rosacea</strong>-Keratitis, bei der die Augenhornhaut<br />

befallen ist, kann in schweren<br />

Fällen bis zum Sehverlust führen.<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013 < 29


Titel<br />

Sonstige-- Gegen schwere Ausprägungen der <strong>Rosacea</strong> werden<br />

topische und systemische Medikamente in Kombination eingesetzt.<br />

Gepulste Farbstofflaser oder Methoden der Dermabrasion<br />

dienen zum operativen Abtragen von Phymen.<br />

Hautpflege<br />

Kunden mit <strong>Rosacea</strong> müssen sich durch Kleidung und Sonnenprodukte<br />

mit hohen Schutzfaktoren (LSF 50+) vor UV-Licht<br />

schützen. Als gut verträglich gelten Formulierungen mit Mikropigmenten<br />

wie Titandioxid und Zinkoxid. In der Apotheke<br />

gibt es zudem verschiedene Systempflegen gegen Hautrötungen<br />

bzw. dekorative Kosmetika zum Abdecken.<br />

Reinigen-- Geeignet sind seifenfreie Syndets (z. B. Eucerin®<br />

Re-Balance Beruhigende Reinigungscreme) oder mizellare<br />

Lösungen, deren Tenside die Schmutzpartikel umhüllen und<br />

ohne strapazierendes Reiben von der Haut lösen (z. B. Bioderma<br />

Sensibio H20).<br />

Tonisieren-- Danach bereiten beruhigende Thermalwasserpräparate<br />

(z. B. Eau Thermale Avène) die Haut auf die Pflege<br />

vor. Gesichtswasser sollte keinen Alkohol, aber auch keine<br />

durchblutungsfördernden Zusätze wie Menthol oder Kampfer<br />

enthalten.<br />

Pflegen-- Die Produkte dürfen nicht zu lipidreich sein und sollten<br />

möglichst frei sein von Duft- oder Konservierungsstoffen.<br />

Auch bei Wirkstoffen aus dem Anti-Aging-Bereich ist Vorsicht<br />

geboten. Insbesondere Fruchtsäuren beeinträchtigen die labilen<br />

Hautgefäße.<br />

Viele der Formulierungen für den Tag sind bereits mit einem<br />

UV-Schutz ausgestattet. Ein Zusatz von Grünpigmenten hilft,<br />

die rote Hautfarbe optisch zu neutralisieren (z. B. A-Derma<br />

Sensiphase AR).<br />

Nachtcremes zeichnen sich vor allem durch hautberuhigende<br />

Inhaltsstoffe aus wie Licochalcone A, Panthenol oder befeuchtende<br />

Zusätze wie Glycerin (z. B. Eucerin® Anti-Rötungen-Tagespflege).<br />

Weihrauch-, Calendulaextrakt<br />

und Silicium<br />

in Kombination<br />

mildern Rötungen und<br />

regen die Kollagenund<br />

Elastinsynthese an<br />

(Haut in Balance Coupeliac<br />

Intensiv-Wirkcreme<br />

für die Nacht).<br />

Eine Formulierung<br />

mit Ambophenol® (La<br />

Roche Posay Rosalic®<br />

AR Intense) soll direkt in die Pathomechanismen bei <strong>Rosacea</strong><br />

eingreifen, indem sie Cathelicidine und freie Sauerstoffradikale<br />

vermindert. Ebenfalls enthaltenes Neurosensine® trägt<br />

dazu bei, die Hautempfindlichkeit zu senken.<br />

Kaschieren-- Abdeckendes Make-up mit einem hohen Pigmentanteil<br />

wirkt sich positiv auf die Lebensqualität von Betroffenen<br />

aus. Auch für diese Formulierungen ist der Verzicht auf Duftund<br />

Konservierungsstoffe sowie die Begrenzung auf eine über-<br />

schaubare Anzahl an Inhaltsstoffen sinnvoll (z. B. Dermacolor®<br />

Camouflage, Eau Thermale Avène Couvrance).<br />

<strong>Atopisches</strong> <strong>Ekzem</strong><br />

Im Vordergrund stehen schubweise auftretende Entzündungen,<br />

gepaart mit starkem Juckreiz. Neurodermitis, wie die Krankheit<br />

auch heißt, tritt entweder allein auf oder in Verbindung<br />

mit Asthma bronchiale sowie Heuschnupfen (Rhinoconjunctivitis<br />

allergica).<br />

Ursachen<br />

Menschen mit einem Atopischen <strong>Ekzem</strong> (AE) haben eine genetisch<br />

bedingte Störung der Hautbarrierefunktion. Diese begünstigt<br />

das Austrocknen. Trockene Haut juckt. Kratzen sich<br />

die Betroffenen, entstehen Verletzungen, durch die Entzündungszellen<br />

wie Interleukine und Chemokine auf den Plan gelockt<br />

werden. Gleichzeitig erleichtert der Barrieredefekt das<br />

Eindringen von Schadstoffen aus der Umwelt und begünstigt<br />

Allergisierungen.<br />

Auch die mikrobielle Abwehr der Haut ist gestört. Vor allem<br />

das Bakterium Staphylococcus aureus lässt sich in sehr hoher<br />

Dichte auf der Haut nachweisen. Von S. aureus produzierte<br />

Toxine heizen das entzündliche Geschehen zusätzlich an. Zudem<br />

verschlechtern Stress, kratzende Kleidung oder bestimmte<br />

Lebensmittel das Hautbild und verstärken den begleitenden<br />

Juckreiz: Die Betroffenen geraten in einen Teufelskreis aus<br />

Kratzen und weiteren entzündlichen Schüben.<br />

Komplikationen-- Dringt S. aureus in tiefere Hautschichten vor,<br />

kann es zur Impetigo contagiosa mit nässenden <strong>Ekzem</strong>herden<br />

und gelblich-braunen Krusten kommen (DAS PTA MAGAZIN<br />

07/2013, ab S. 35). Auf das Konto viraler Erreger dagegen gehen<br />

zum Beispiel Dellwarzen (Mollusca contagiosa) oder gemeine<br />

Warzen (Verrucae vulgaris), die sich an Händen und<br />

Füßen aussäen.<br />

<strong>Ekzem</strong>e: Von nass bis trocken<br />

Die Symptome des Atopischen <strong>Ekzem</strong>s variieren je nach Stadium<br />

(akut oder chronisch) und Lebensalter. Sie reichen von<br />

entzündlichen Rötungen bis zu nässenden Herden. Mit der<br />

Zeit verdickt sich die Haut flächenhaft und zeigt vergrößerte<br />

Felderzeichnungen (Lichenifikation).<br />

Säuglinge-- Sie entwickeln etwa ab dem dritten Monat eher nässende<br />

<strong>Ekzem</strong>e; bevorzugt an den Wangen und an den Streckseiten<br />

der Extremitäten. Die Windelregion bleibt oft ausgespart.<br />

Kleinkinder-- In dieser Altersgruppe zeigt sich das AE oft in den<br />

Kniekehlen, an den Ellbogen oder den Handgelenken. Die<br />

<strong>Ekzem</strong>e sind insgesamt trockener als bei Säuglingen, und der<br />

Schweregrad lässt oft nach.<br />

© iStockphoto / Thinkstock (2)<br />

30<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013


TiTel<br />

konzenTRAT<br />

ältere kinder, Jugendliche, erwachsene--<br />

Neben Kopf-, Hals- und Schultern<br />

sind sehr häufig die Hände befallen.<br />

Was der Arzt verordnet<br />

topisches-- Mittel der Wahl bei akut<br />

entzündlichen <strong>Ekzem</strong>schüben sind<br />

topische Glukokortikoide der Wirkstoffklasse<br />

I (schwach wirksam) wie<br />

Hydrocortisonacetat (z. B. Ebenol®,<br />

Ap) oder Prednisolon (z. B. Linola®<br />

HN). Hydrocortisonacetat ist übrigens<br />

in Konzentrationen von 0,25<br />

bzw. 0,5 Prozent zum äußeren Gebrauch in Packungsgrößen<br />

bis zu 50 bzw. bis zu 30 Gramm verschreibungsfrei. Ebenfalls<br />

zum Einsatz kommt Wirkstoffklasse II (mittelstark wirksam).<br />

Zu letzterer gehören unter anderem Hydrocortison-17-butyrat<br />

(z. B. Alfason® Creme) und Prednicarbat (Prednitop®).<br />

Glukokortikoide werden zeitlich befristet einmal<br />

pro Tag aufgetragen und nach Besserung der<br />

Symptome ausschleichend abgesetzt. Im Akutstadium<br />

bewährt hat sich eine fett-feuchte Behandlung:<br />

Über das Topikum mit dem Glukokortikoid<br />

wird ein feuchter Verband oder der<br />

angefeuchtete Schlafanzug gezogen. Alternativ<br />

kann auch eine Cremegrundlage verordnet werden.<br />

Trockene <strong>Ekzem</strong>e werden dagegen meist<br />

mit Salben behandelt.<br />

Für mittelschwere bzw. schwere <strong>Ekzem</strong>e, die nicht ausreichend<br />

auf Glukokortikoide ansprechen, stehen zudem die Calcineurininhibitoren<br />

Pimecrolimus (Elidel®) und Tacrolimus (Protopic®)<br />

für Kinder ab zwei Jahre zur Verfügung (Cave: Tacrolimus<br />

für Kinder nur in Konzentrationen von 0,03 %). Im<br />

Gegensatz zu Glukokortikoiden führen die Wirkstoffe nicht<br />

zur Hautverdünnung (Hautatrophie). Zudem können sie auch<br />

im Gesicht, im Windelbereich oder auf aneinander reibenden<br />

(intertriginösen) Hautflächen angewandt werden.<br />

systemisches-- Bei bakteriellen Superinfektionen verordnet der<br />

Arzt orale Antibiotika. Erwachsene mit sehr schwerer Neurosammeln<br />

sie Fortbildungspunkte<br />

Auf Seite 100 finden Sie 10 Fortbildungsfragen zu diesem Beitrag. Bei zu 80<br />

Prozent richtiger Beantwortung können Sie einen von der Bundesapothekerkammer<br />

anerkannten Fortbildungspunkt erhalten. Die richtigen Antworten<br />

finden Sie ab dem 01.11.2013 unter www.das-pta-magazin.de/haut13.<br />

> Konsequente Hautpflege beugt bei entzündlichen Erkrankungen wie <strong>Akne</strong>, <strong>Rosacea</strong><br />

und Atopischem <strong>Ekzem</strong> Schüben vor.<br />

> Androgene, PPAR, regulierende Neuropeptide und Umweltfaktoren beeinflussen<br />

bei <strong>Akne</strong> Talgfluss, Mitesser, Papeln und Pusteln.<br />

> Rötungen und dauerhaft erweiterte Äderchen sind typisch für <strong>Rosacea</strong>. In schweren<br />

Fällen entstehen Bindegewebswucherungen (Phyme).<br />

> Dem Atopischen <strong>Ekzem</strong> liegt eine genetisch bedingte Störung der Hautbarriere<br />

zugrunde. Daraus entwickelt sich ein Teufelskreis aus Jucken, Kratzen und entzündlichen<br />

Schüben.<br />

dermitis können mit dem Immunsuppressivum Ciclosporin A<br />

(z. B. Ciclosporin Pro) behandelt werden.<br />

sonstige-- Antiseptische Formulierungen mit Polihexanid (Ap)<br />

sollen Staphylococcus-aureus-Herde sanieren. Eine Klimatherapie<br />

an der See oder im Hochgebirge kann mit einer<br />

> Topische glUkokoRTikoide<br />

Und bAsispFlegepRodUkTe<br />

sind WichTige TheRApiebAUsTeine<br />

bei neURodeRmiTis <<br />

Kombination aus allergenarmer<br />

Luft und UV-<br />

Strahlung das Hautbild<br />

verbessern und das Immunsystem<br />

stärken.<br />

hautpflege<br />

Neben topischen Glukokortikoiden<br />

gehört<br />

die regelmäßige Pflege der Haut mit wirkstofffreien Formulierungen<br />

fest zu den Behandlungsbausteinen bei Neurodermitis.<br />

Auch dann, wenn keine Hautveränderungen zu sehen<br />

sind. Die Basispflegeprodukte sollen Lipide und Feuchtigkeit<br />

ersetzen und die angegriffene Hautbarriere stabilisieren.<br />

Reinigen-- Empfehlenswert sind rückfettende Zubereitungen<br />

mit milden Tensiden wie Duschcremes und -öle oder Ölbäder.<br />

Pflegen-- Neben dem aktuellen Hautzustand gehört bei der<br />

Auswahl pflegender Zubereitungen die Jahreszeit berücksichtigt.<br />

Im Sommer bevorzugen die meisten Kunden Cremes und<br />

Lotionen. Im Winter, bei austrocknender Kälte, sind reichhaltigere<br />

Grundlagen die bessere Wahl. Geeignete Präparate fetten<br />

die Haut, ohne sie zuzukleben (z. B. Physiogel® Creme/<br />

Bodylotion). Zusätze von Feuchthaltefaktoren wie Harnstoff<br />

(z. B. Imlan® Lotion plus) oder Glycerin (Linola® Hautmilch)<br />

helfen, Feuchtigkeit in den oberen Hautschichten zu speichern.<br />

Das Oberflächenanästhetikum Polidocanol wirkt juckreizstillend<br />

(Optiderm® Lotion). Ganz neu ist eine Basispflegelinie<br />

mit beruhigendem Thermalwasser, regenerierenden Ceramiden<br />

und Omega-6-Fettsäuren sowie Imodulia®, einem biotechnologisch<br />

hergestellten Wirkstoff (Eau Thermale Avène<br />

Xeracalm). Dieser soll gleich dreifach gegen das AE wirken:<br />

Er lindert Juckreiz sowie Entzündungen und bekämpft bakterielle<br />

Infektionen.<br />

1 Die apothekenpflichtigen Wirkstoffe sind in diesem Beitrag mit Ap gekennzeichnet, alle weiteren<br />

erwähnten Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig.<br />

2 „Fachärztliches dermatologisches Gutachten über einen klinisch-dermatologischen Anwendungstest mit<br />

Effloreszenzenauszählung und abschließendem Fragebogen und Epikutantest nach internationalen Richtlinien“.<br />

© mauritius images<br />

32<br />

> DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 09-2013

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