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Abschlussbericht als PDF - Institut für Kunsttherapie und Forschung

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2. Das Berufsfeld klinische <strong>Kunsttherapie</strong><br />

2. Das Berufsfeld Klinische <strong>Kunsttherapie</strong><br />

2.1. Historischer Abriss<br />

Der Begriff „klinische <strong>Kunsttherapie</strong>“ wird vorwiegend mit der psychiatrischen Versorgung<br />

in Zusammenhang gebracht <strong>und</strong> steht in Verbindung mit psychodynamischen<br />

oder psychotherapeutischen Ansätzen (z.B. Dreifuss-Kattan 1986, Landgarten<br />

1990, Schrode 1995, Schmeer 2003 <strong>und</strong> 2006).<br />

Dabei gilt die psychiatrische Beschäftigungstherapie <strong>als</strong> ein Vorläufer der klinischen<br />

<strong>Kunsttherapie</strong> (Domma 1990, S.28). So führte Philippe Pinel (1745 – 1826) musische<br />

<strong>und</strong> handwerkliche Betätigungen für die Patienten in den Pariser Irrenanstalten ein.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelte Johan Chr. Reils in Halle ein Konzept für<br />

die Behandlung psychisch Kranker: Gartenarbeit für die unteren Stände, gepflegte<br />

Konversation für die oberen <strong>und</strong> Atelierarbeit für den Mittelstand. Zeichnen, Malen<br />

<strong>und</strong> Gestalten wurden von Reil zu den drei Gruppen von psychischen Heilmitteln gezählt<br />

(Menzen 2001). Reils Konzeption <strong>und</strong> seine Verknüpfungen diagnostischer<br />

Aussagen <strong>und</strong> therapeutischer Übungen blieben aber über lange Jahre unbeachtet<br />

<strong>und</strong> folgenlos. Hans Prinzhorn (1886 – 1933) beschäftigte sich schließlich wieder<br />

näher mit dieser Art der Psychiatriepraxis <strong>und</strong> förderte Künstler in der Psychiatrie wie<br />

Adolf Wölffli (1864 – 1930).<br />

Im Laufe des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts erfolgte die Spezifizierung in Arbeits-, Beschäftigungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>Kunsttherapie</strong> in klinischen <strong>und</strong> rehabilitativen Einrichtungen (Menzen<br />

2001). Der Psychiater Leo Navratil in Wien führte in Anknüpfung an Hans Prinzhorn<br />

die künstlerische Arbeit für seine Patienten ein. Er stellte fest, „dass die Krankheit<br />

eine unerlässliche Bedingung ihres Künstlertums war“ (Navratil in: Baukus/Marburg/Thies,<br />

S.37). In Anlehnung an Machover (Machover, 1949) entwickelte<br />

er Methoden des diagnostischen Zeichnens: „Das anfängliche diagnostische Zeichnen<br />

hat mich zu individueller <strong>Kunsttherapie</strong> geführt <strong>und</strong> hat es ermöglicht, Begabungen<br />

zu entdecken, die sich nicht von selbst äußern“ (Navratil in: Baukus/Marburg/Thies,<br />

S.24).<br />

An die Möglichkeiten der Symbolisierung <strong>und</strong> Ausdrucksgestaltung knüpfen verschiedene<br />

Konzepte der klinischen <strong>Kunsttherapie</strong>, die sich auf die Psychiatrie beziehen<br />

(z.B. Dreifuss-Kattan 1986, Landgarten 1990, Schrode 1995, Schmeer 2003 <strong>und</strong><br />

2006).<br />

Inzwischen hat die <strong>Kunsttherapie</strong> vermehrt Eingang in die klinische Gesamtversorgung<br />

in verschiedenen klinischen Spezialbereichen gef<strong>und</strong>en. Ihre Interventionsangebote<br />

gehen über die medizinisch-psychologischen Basistherapien hinaus <strong>und</strong> unterstützen<br />

einen multiplen Zugang auch zu somatischen Erkrankungen.<br />

Die <strong>Kunsttherapie</strong> ist in den letzten Jahren in klinisch-medizinischen Behandlungskonzepten<br />

zu einem wesentlichen Bestandteil des psycho-sozialen Angebots im stationären<br />

<strong>und</strong> ambulanten, sowie im präventiven, akutmedizinischen <strong>und</strong> rehabilitativen<br />

Bereich geworden (Wichelhaus 2001). Ihr Anwendungsbereich erstreckt sich<br />

gegenwärtig von der Psychiatrie über die Psychosomatik, Onkologie/ Hämatologie,<br />

(Sozial-)Pädiatrie bis hin zur Neurologie <strong>und</strong> Geriatrie etc. Hier liegen bereits ausgearbeitete<br />

Leitlinien vor, die zur Integration der <strong>Kunsttherapie</strong> in das Fallpauschalensystem<br />

mit einer eigenen Einzelziffer sowie <strong>als</strong> Element einer „integrierten psychoso-<br />

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