Oktober 5/08 Perspektiven - Tischlerei Albers
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Verband & Branche<br />
<strong>Perspektiven</strong> 5/20<strong>08</strong><br />
„Das Internet ist die ideale Ergänzung“<br />
Trotzdem setzt Obermeister Oliver Reh auch weiterhin auf das persönliche Gespräch<br />
Seit vier Jahren ist Oliver Reh Obermeister<br />
der Tischler-Innung Diepholz,<br />
zu der 65 Mitgliedsbetriebe gehören.<br />
Zwischen Bremen und Osnabrück erstreckt<br />
sich das Innungsgebiet, die Gemeinde<br />
Bruchhausen-Vilsen liegt darin<br />
eher nördlich zwischen Nienburg und<br />
Bremen. Hier ist die <strong>Tischlerei</strong> Jonny <strong>Albers</strong><br />
seit 1961 ansässig, deren Leitung<br />
Oliver Reh vor acht Jahren vom<br />
Schwiegervater übernommen hatte.<br />
„Treppen waren und sind unsere<br />
Spezialität,“ erklärt der<br />
36jährige Tischlermeister, der<br />
selbst seine Ausbildung in einem<br />
Treppenbaubetrieb absolvierte<br />
und im Jahre 1997 seinen<br />
Meisterbrief bekam. „Aber wir<br />
fertigen eigentlich alles – Türen,<br />
Fenster und Innenausbau.“ Und<br />
beim Rundgang durch die<br />
Werkstatt zeigt Oliver Reh den<br />
Oliver Reh ist Ober- imposanten Torbogen aus masmeister<br />
der Tischler- siver Eiche für einen denkmalge-<br />
Innung Diepholz<br />
schützen Hof in der Nähe. Daneben<br />
steht eine Tür, die noch<br />
lackiert werden muss, auch aus Eiche.<br />
Die Auftraggeber sind fast ausschließlich<br />
Privatleute, die in der Umgebung wohnen.<br />
„Wenn da mal renoviert wird, dann<br />
richtig. Da wird dann nicht am Material<br />
oder an der Ausführung gespart,“ so die<br />
Erfahrung des Betriebsinhabers. Er kann<br />
sich auf diese Kundschaft verlassen: „Die<br />
Zahlungsmoral ist gut, und die Mund zu<br />
Mund-Propaganda funktioniert zuverlässig.<br />
Vorausgesetzt natürlich, dass wir perfekte<br />
Arbeit pünktlich leisten!“ Er legt<br />
großen Wert darauf, dass sein Team<br />
diese perfekte Arbeit auch durch tadelloses<br />
Auftreten und Freundlichkeit beim<br />
Kunden überzeugend abrundet. „Das<br />
kann man allerdings wohl am besten<br />
durch ein gutes Vorbild lernen,“ weiß<br />
Reh.<br />
Sein Lachen ist ansteckend, es wirkt. Eine<br />
lockere Atmosphäre herrscht in der<br />
<strong>Tischlerei</strong>. Acht Mitarbeiter sind hier tätig,<br />
davon ein Lehrling und Ehefrau Ulrike,<br />
die sich um die Finanz- und Lohnbuchhhaltung<br />
sowie das Büromanagement<br />
kümmert. Auch der Schwiegervater<br />
des Betriebsinhabers ist immer noch<br />
mit Leib und Seele involviert. „Es waren<br />
auch mal mehr Mitarbeiter,“ erinnert sich<br />
Oliver Reh, „aber die Zeiten sind vorbei.“<br />
Ganz ohne Bedauern sagt der 36jährige<br />
Vater zweier Söhne das, denn er findet<br />
die Betriebsgröße jetzt genau richtig. „So<br />
kann man solide und in Ruhe arbeiten,<br />
ohne Angst zu haben, dass es unvorhergesehene<br />
Einbrüche gibt. Wir könnten ja<br />
gar keine Großaufträge annehmen, und<br />
damit gehen wir auch keine Risiken ein.“<br />
Die größte Investition steht gleich im vorderen<br />
Teil der 600qm umfassenden<br />
Werkstatt: Eine CNC-Bearbeitungsmaschine,<br />
mit der die perfekte Arbeit noch<br />
präziser ausgeführt werden kann. „Im<br />
nächsten Jahr werden wir weiter über<br />
neue Investitionen nachdenken“, sagt<br />
Reh und freut sich schon darauf, ein größeres<br />
Büro für sich und seinen Schwiegervater<br />
zu planen, das im Obergeschoss<br />
über der Werkstatt entstehen soll. Im Moment<br />
teilen sich beide einen winzigen<br />
Raum, in dem gerade mal zwei Bürostühle<br />
Rücken an Rücken Platz haben.<br />
Neue Chancen durch das Internet<br />
„Hauptsache, ich kann hier am PC arbeiten,<br />
dafür brauch ich ja nicht so furchtbar<br />
viel Platz,“ schmunzelt Reh. Denn diese<br />
Arbeit macht ihm – neben dem Treppenbau<br />
natürlich – am meisten Spaß. „Ich<br />
finde die Möglichkeiten, die zum Beispiel<br />
das Internet bietet, einfach toll!“ Und so<br />
hat Oliver Reh auch die Gelegenheit genutzt<br />
und auf der Firmenhomepage einen<br />
Shop eingerichtet, über den man nicht<br />
nur ganze Türen, sondern auch Beschläge<br />
und anderes Zubehör ordern kann.<br />
„Wenn man sich da mit dem Lieferanten<br />
verlinkt, dann erscheint unser Shop direkt<br />
ganz oben auf der Liste bei google – und<br />
das lohnt sich!“ Auch sein Arbeitsmaterial<br />
bestellt der findige Betriebsinhaber<br />
immer häufiger online. „Da gibt es unheimliche<br />
Preisunterschiede – ganz konkret:<br />
Die Ersatzteile für die CNC Fräse<br />
kosten bei unserem Lieferanten aus<br />
Deutschland fast 30 Prozent mehr als<br />
wenn ich das in Österreich bestelle.“<br />
Für die Kundenakquise allerdings ist das<br />
Internet nur eine Ergänzung, so die Erfahrung<br />
nach fünf Jahren. „Das persönliche<br />
Gespräch ist durch nichts zu ersetzen. Daran<br />
wird sich auch nichts ändern. Im Gegenteil:<br />
Wenn Leute Geld investieren wollen,<br />
dann wollen sie auch ganz individuell<br />
beraten werden. Das kann man nur in<br />
Ruhe und mit viel Zeit und einen gutem<br />
Gefühl für das, was der Kunde eigentlich<br />
möchte. Das geht nicht online...“ Mit eigens<br />
von einer Agentur gelayouteten Vor-<br />
lage erstellt Reh daher seine Preislisten<br />
mit Bildern und vergleichbaren Endpreisen<br />
und ist bei den Handwerksmessen<br />
vor Ort immer mit einem speziellen<br />
Show-Mobil präsent. Von der letzten<br />
Messe konnte er gleich einen ganzen Stapel<br />
Neukontakte und konkrete Anfragen<br />
mitnehmen. „Die müssen jetzt ihre Angebote<br />
bekommen und ich pflege alles<br />
gleich in unser System ein, so dass wir<br />
dann, wenn es tatsächlich einen Auftrag<br />
gibt, nur die laufenden Nummern haben<br />
und der Aufwand so gering wie möglich<br />
ist.“ Jeder Arbeitsschritt kann über einen<br />
Scanner, dem sogenannten „Timeboy“,<br />
eingelesen werden, die Abrechnung und<br />
Kontrolle des Budgets erfolgt ebenfalls<br />
elektronisch – präzise und ohne Zeitverlust.<br />
„Denn das ist das wichtigste: Die<br />
Zeit. Sie kostet am meisten und das müssen<br />
wir als erstes im Blick haben.“<br />
Auch als Obermeister versucht Oliver Reh,<br />
seine Zeit sinnvoll einzuteilen. „Ich engagiere<br />
mich gern für mein Handwerk,<br />
finde es gut, dass wir als Innung doch<br />
eine Menge bewegen können. Die Stimmung<br />
hier ist gut.“ Aber vor allem schätzt<br />
der Betriebsinhaber die Möglichkeit, sich<br />
mit Kollegen auszutauschen, im Gespräch<br />
zu bleiben, andere Betriebe und<br />
ihre Arbeitsweise besser kennen zu lernen.<br />
„Denn hier liegt unsere Chance in<br />
der Innung: Wir können voneinander lernen<br />
und uns ergänzen. Bei größeren Aufträgen<br />
oder Spezialanfertigungen können<br />
wir uns absprechen und einen bestimmten<br />
Kollegen empfehlen. Das funktioniert<br />
hier sehr gut,“ betont Reh.<br />
Tischlersuche online nutzen<br />
Daher findet Oliver Reh auch die Imagekampagne<br />
des Verbandes genau richtig:<br />
„Hier können wir gemeinsam an einem<br />
Strang ziehen. Die kleinen Betriebe können<br />
Werbung machen, die sie sich sonst<br />
nicht leisten können und wir haben als Innungsvorstand<br />
gute Argumente in der<br />
Hand, wenn wir neue Innungsmitglieder<br />
werben wollen.“ Besonders die Tischlersuche<br />
über die homepage des Verbandes<br />
gefällt Oliver Reh. Seine Innung hat dieses<br />
Instrument unter „www-innungdiepholz.de“<br />
schon seit einigen Jahren<br />
online laufen und gute Erfahrungen damit<br />
gemacht. „Gut, wenn das jetzt auch<br />
auf Verbandsebene und ganz Niedersachsen-<br />
und Bremenweit eingesetzt werden<br />
kann,“ sagt der Obermeister. n