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Gutachten zum Hochschuldidaktikzentrum Baden-Württemberg (HDZ)

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<strong>Gutachten</strong> <strong>zum</strong> <strong>Hochschuldidaktikzentrum</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (<strong>HDZ</strong>)<br />

Einleitung<br />

Die Evaluationsagentur <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (evalag) wurde in Abstimmung<br />

mit den Universitäten vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung<br />

und Kunst Ende März 2005 mit der Evaluation des <strong>Hochschuldidaktikzentrum</strong>s<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (<strong>HDZ</strong>) beauftragt. Der Stiftungsrat<br />

der evalag hat daraufhin eine Gutachterkommission eingesetzt, der folgende<br />

Mitglieder angehörten:<br />

Prof. Dr. Helmut Ruppert (Vorsitz)<br />

Präsident der Universität Bayreuth<br />

Prof. Dr. Peter Bouhuijs<br />

Universität Maastricht<br />

Prof. Dr. Margret Bülow-Schramm<br />

Universität Hamburg<br />

Prof. Dr. Franz Waldherr<br />

Zentrum für Hochschuldidaktik der bayerischen Fachhochschulen, Ingolstadt<br />

Prof. Dr. Johannes Wildt<br />

Universität Dortmund<br />

Dr. Adolf Winteler<br />

Universität der Bundeswehr, München


- 2 -<br />

Die Gutachterkommission konstituierte sich am 6. Oktober 2005 und hat<br />

insgesamt vier Sitzungen durchgeführt. Den Gutachtern 1 standen als<br />

Materialien eine Selbstdokumentation des <strong>HDZ</strong> zur Verfügung, die auf<br />

der Basis eines von der evalag vorgegebenen Frageleitfadens erstellt<br />

wurde. Ferner lagen der Gutachterkommission ein „Konzept zur Errichtung<br />

eines Didaktikzentrums der Universitäten des Landes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> (Stand 31. Januar 2001)“, eine undatierte Kurzdarstellung<br />

„<strong>Hochschuldidaktikzentrum</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“, ein „Qualifizierungsprogramm<br />

des <strong>HDZ</strong> - Stand: Oktober 2003“ vor; für jedes der drei Regionalzentren<br />

des <strong>HDZ</strong> lag ein interner Bericht über eine selbst durchgeführte<br />

„Zwischenevaluation“ (für den Zeitraum 2002-2003) vor, außerdem<br />

ein die drei Regionalverbünde übergreifender „Ergänzungsbericht“<br />

zu diesen drei „Zwischenevaluationen“ (Berichtszeitraum März bis Dezember<br />

2003).<br />

Die Gutachterkommission hat im Rahmen eines Hearings Ende Oktober<br />

2005 mit den Mitarbeiterinnen der Regionalzentren und der Lokalstellen,<br />

ferner mit Vertretern des Programmbeirats des <strong>HDZ</strong> und mit Vertretern<br />

von Universitätsleitungen sowie mit Absolventen des Zertifikatsprogramms<br />

gesprochen, um sich einen umfassenden Eindruck von der aktuellen<br />

Situation und den Entwicklungsperspektiven des <strong>HDZ</strong> auch aus<br />

Sicht der Verantwortlichen und Beteiligten zu verschaffen.<br />

Die Gutachter haben den Bericht abschließend am 31.1.2006 beraten<br />

und ihn danach dem Stiftungsrat der evalag zur Kenntnisnahme zugeleitet.<br />

Der Stiftungsrat hat den Bericht im schriftlichen Umlaufverfahren zustimmend<br />

zur Kenntnis genommen und dem Auftraggeber mit der Empfehlung<br />

übergeben, den Bericht in der vorliegenden Form zu publizieren.<br />

1 Die Amts-, Funktions- und Statusbezeichnungen sind in der kürzeren männlichen<br />

Version aufgeführt, gelten aber für Frauen und Männer gleichermaßen.


- 3 -<br />

A. Ausgangslage<br />

1 Entwicklung des <strong>HDZ</strong><br />

Das „<strong>Hochschuldidaktikzentrum</strong> der Universitäten des Landes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> (<strong>HDZ</strong>)“ wurde in Abstimmung mit den neun Landesuniversitäten<br />

im Rahmen des „Bündnis für Lehre“ vom Ministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst (MWK) am 01.10.2001 errichtet. Nach Abschluss<br />

der Probephase hat das <strong>HDZ</strong> <strong>zum</strong> 01.01.2003 den Regelbetrieb<br />

aufgenommen. Das <strong>HDZ</strong> wurde zunächst in drei Regionalverbünden organisiert,<br />

denen zwei, drei bzw. vier lokale Stellen an den dem jeweiligen<br />

Regionalverbund gehörigen Universitäten zugeordnet waren. Zum<br />

Zeitpunkt der Evaluation findet eine Umstrukturierung auf zwei Regionalverbünde<br />

unter Reduzierung der Regionalstellen von drei auf zwei<br />

statt.<br />

Das <strong>HDZ</strong> ist teilweise aus vorhandenen Vorläufer-Strukturen hervorgegangen.<br />

Im Selbstreport wird betont, dass es sich insoweit um ein bottom<br />

up-Netzwerk unterschiedlichster Akteure bzw. Akteurinnen an neun<br />

Universitäten handelt, das im Laufe der Jahre zusammengewachsen ist.<br />

Für die Ausprägung der gegenwärtigen landesweiten Organisation ist<br />

jedoch vor allem die Landesinitiative zur Errichtung des <strong>HDZ</strong> (top down-<br />

Prozess) von Bedeutung gewesen, die zu einer Stabilisierung der an<br />

den einzelnen Standorten vorhandenen Strukturen wesentlich beigetragen,<br />

das Zusammenwachsen ermöglicht und diejenigen Standorte gefördert<br />

hat, die bis dahin im Bereich der Hochschuldidaktik schwächer<br />

entwickelt waren.<br />

2 Auftrag und Ziele des <strong>HDZ</strong> (Profilinformationen)<br />

Zielsetzung bei Gründung des <strong>HDZ</strong> war es, im Rahmen eines auf fünf<br />

Jahre angelegten Modellprogramms ein hochschuldidaktisches Qualifizierungsprogramm<br />

mit Zertifikatsabschluss zu konzipieren und an den<br />

neun baden-württembergischen Universitäten umzusetzen.<br />

Das Programm des <strong>HDZ</strong> orientiert sich laut Selbstreport an wünschenswerten<br />

Kompetenzen von Hochschullehrern, wie sie dem Stand hoch-


- 4 -<br />

schuldidaktischer Erkenntnis entsprechen. Gegenwärtige und künftige<br />

Hochschullehrer sollen befähigt werden, ihre Lehre an den Lernbedürfnissen<br />

und erforderlichen Kompetenzen Studierender im späteren Berufsleben<br />

auszurichten. Die Teilnehmer sollen für individuelle Lernprozesse<br />

sensibilisiert werden, ihr didaktisches Repertoire erweitern, bei<br />

der Entwicklung einer experimentellen Haltung <strong>zum</strong> Lehren unterstützt<br />

und für ihre eigene ständige Weiterentwicklung aufgeschlossen werden.<br />

Darüber hinaus soll durch kollegiale Feedback-Prozesse und Beratung<br />

ein Lernprozess der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von- und miteinander<br />

in Gang gesetzt und eine entsprechende „Kultur“ der fortlaufenden<br />

Entwicklung der Hochschuldidaktik an den Universitäten etabliert<br />

werden.<br />

3 Leitung und Organisation / Koordination<br />

3.1 Ursprüngliche Planung<br />

Bei Errichtung des <strong>HDZ</strong> war eine Struktur bestehend aus drei Regionalzentren<br />

(Freiburg, Mannheim, Stuttgart) und neun Lokalstellen (an jeder<br />

der Universitäten des Landes) vorgesehen, die bis Mitte 2005 auch existierten.<br />

Ferner kam dem Programmbeirat eine wichtige Rolle zu. Die<br />

Aufgabenverteilung innerhalb dieser Struktur war wie folgt festgelegt:<br />

(a) Die Regionalstellen sind keine rechtlich selbständigen Einheiten.<br />

Sie agieren aufgrund von Vereinbarungen zwischen den Universitäten.<br />

Die Verwaltung und das Personal der Regionalstellen sind jeweils einer<br />

Universität organisatorisch zugeordnet. Den Regionalstellen obliegen<br />

• die Organisation des landesweiten Programms einschließlich Zertifizierung,<br />

• das Erstellen des Jahresprogramms des Regionalzentrums in Abstimmung<br />

mit den weiteren Zentren und dem Programmbeirat,<br />

• die Entwicklung eines eigenen Aus- und Fortbildungsprogramms und<br />

ein Aufbau eigener individueller Beratung,<br />

• die Unterstützung der Universitäten bei ihren internen Fort- und Weiterbildungen,<br />

z. B. durch Qualifizierung von Dozenten/innen.


- 5 -<br />

Diese Aufgabenbeschreibung ist im Einzelfall in Kooperationsverträgen<br />

abweichend formuliert und durch folgende weitere Aufgabenstellungen<br />

ergänzt:<br />

• Ermittlung des hochschuldidaktischen Weiterbildungsbedarfs an den<br />

Universitäten des Regionalverbundes,<br />

• Verpflichtung geeigneter externer Dozenten und Veranstalter,<br />

• Organisation der Evaluation (FR-KA-KN) bzw. Qualitätssicherung<br />

und Evaluation der Veranstaltungen (HD-S-TÜ-UL).<br />

(b) Den drei bislang bestehenden Regionalstellen waren Lokalstellen<br />

an den einzelnen Universitäten in folgender Weise zugeordnet:<br />

Tabelle 1: Regionalverbünde mit Regionalstellen und zugeordneten Lokalstellen<br />

(bis Ende 2005)<br />

Regionalstellen Lokalstellen<br />

Freiburg<br />

Freiburg, Karlsruhe, Konstanz<br />

Mannheim<br />

Heidelberg, Mannheim<br />

Stuttgart<br />

Hohenheim, Stuttgart, Tübingen, Ulm<br />

Aufgaben der Lokalstellen sind<br />

• Werbung für die und Organisation der landesweiten Programme in<br />

der jeweiligen Universität,<br />

• Umsetzung der von der Regionalstelle erarbeiteten Konzepte und<br />

Veranstaltungen in der jeweiligen Universität,<br />

• Fort- und Weiterbildung speziell für die Bedürfnisse der eigenen Universität;<br />

• Funktion als hochschuldidaktische Anlaufstelle in der Universität sowie<br />

(laut Kooperationsverträgen)<br />

• Unterstützung der Regionalstelle bei der Erfüllung ihrer Aufgaben.<br />

(c) Der Programmbeirat wurde <strong>zum</strong> Zweck der Beratung und Abstimmung<br />

zwischen den Regionalzentren eingerichtet. Seine Aufgaben sind<br />

• Das Gesamtbudget zu verabschieden und die Mittel des Landes auf<br />

die Regionalzentren zu verteilen,


- 6 -<br />

• die Aktivitäten der Zentren inhaltlich zu koordinieren bzw. abzustimmen,<br />

• das Jahresprogramm der Zentren zu „entwickeln“,<br />

• die Qualität der Programme zu kontrollieren.<br />

Der Programmbeirat tagte zuletzt – von der Aufbauphase in den Jahren<br />

2001/2002 abgesehen – einmal pro Jahr. Er setzt sich zusammen aus<br />

drei internationalen Sachverständigen, je einem Rektoratsmitglied der<br />

Universitäten, denen die (bislang) drei Regionalzentren zugeordnet sind,<br />

zwei Vertretern des akademischen Mittelbaus und einem studentischen<br />

Vertreter.<br />

3.2 Derzeitiger Entwicklungsstand<br />

Die LRK Universitäten hat am 22.7.2005 beschlossen, das <strong>HDZ</strong> künftig<br />

mit zwei Regionalzentren (Freiburg, Stuttgart) weiterzuführen und das<br />

Regionalzentrum Mannheim zu schließen. Gründe für diesen Beschluss<br />

sind nicht näher bekannt. Auch ist <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Berichtserstellung<br />

nicht ersichtlich, ob die Universitäten Heidelberg und Mannheim im <strong>HDZ</strong><br />

verbleiben werden. Nach Aussage der betreffenden Regionalleiterin, die<br />

diese Entwicklung bedauert, hat sich die Zusammenarbeit zwischen den<br />

beiden Universitäten in der Vergangenheit bewährt. Die Mitarbeiterinnen<br />

der Regionalzentren erwarten, dass die Einbeziehung der Lokalstellen<br />

Heidelberg und Mannheim in die Koordinierungsaufgaben der zwei verbliebenen<br />

Regionalzentren eine entsprechend größere Aufgabenlast mit<br />

sich bringen wird, die mit der gegenwärtigen Ausstattung nicht mehr zu<br />

bewältigen ist.<br />

Die inhaltliche und organisatorische Steuerung in den Regionalverbünden<br />

ist in der Realität unterschiedlich ausgestaltet (Kuratorium mit beratender<br />

Funktion; Lenkungsausschuss mit Planungskontrolle und Evaluationsverantwortung;<br />

Lehrstuhlinhaber als Beauftragter der am Regionalverbund<br />

beteiligten Universitäten). Demgemäß unterscheiden sich auch<br />

die faktischen Beziehungen zwischen Hochschuldidaktik-Stellen und<br />

den Hochschulleitungen an den neun Standorten (siehe Schaubild 1).<br />

Die Regional- und die Lokalstellen nehmen laut Selbstreport die eigentlich<br />

dem Programmbeirat zugeordneten konzeptionellen Aufgaben und<br />

die inhaltliche Abstimmung faktisch direkt wahr. Auch wurde die vertragliche<br />

Verpflichtung externer Dozenten aus praktischen Gründen oftmals<br />

den Lokalstellen direkt zugewiesen bzw. von diesen übernommen. In-


- 7 -<br />

soweit habe die Selbstkoordination in der Netzwerkstruktur eine wichtige<br />

Rolle gespielt. Diese Abstimmungen zwischen Lokal- und Regionalstellen<br />

finden im Rahmen von Klausurtagungen statt, die zu diesem Zweck<br />

in halbjährlichem Turnus durchgeführt werden.<br />

Laut Selbstreport hat der Programmbeirat die ihm zugeordneten Aufgaben<br />

im Laufe der Zeit nur <strong>zum</strong> Teil wahrgenommen. So hebt der<br />

Selbstreport hervor, dass der Programmbeirat im Jahr 2005 keine Unterstützung<br />

bei der Programmgestaltung geleistet habe.<br />

Schaubild 1<br />

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(Quelle: Selbstreport des <strong>HDZ</strong>, Anhang, S. 22)


- 8 -<br />

Die einzige auf Landesebene bestehende formale Klammer zwischen<br />

den verschiedenen Ebenen und Akteuren stellt bislang der Programmbeirat<br />

des <strong>HDZ</strong> dar. Laut Selbstreport ist die Selbstkoordination der Mitarbeitenden<br />

in den Lokal- und Regionalstellen jedoch faktisch die wesentliche<br />

Grundlage der landesweiten inhaltlichen Planung und organisatorischen<br />

Abstimmung des Programmangebots. Aus dem Selbstreport<br />

geht ferner hervor, dass eine landesbezogene Planung in gewissem<br />

Maße auch durch das MWK im Rahmen der Finanzierung und der damit<br />

verbundenen Absprachen zwischen MWK und den Regionalstellen stattfindet.<br />

Das MWK übt eine allgemeine Rechtsaufsicht aus und überwacht die<br />

Einhaltung der im Jahr 2001 mit den Universitäten getroffenen Vereinbarungen,<br />

von der die Zuweisung der Landesmittel abhängt. Die Dienstaufsicht<br />

über die Regional- wie über die Lokalstellen ist von Fall zu Fall<br />

unterschiedlich geregelt und kann beim Prorektor, einem Lehrstuhl, einem<br />

Dezernat oder einer anderen Organisationseinheit der jeweiligen<br />

Universität liegen (Schaubild 1).<br />

Für die Medizindidaktik besteht in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine parallele<br />

Struktur neben dem <strong>HDZ</strong>, die jedoch nicht Bestandteil des Auftrags der<br />

Gutachterkommission und damit nicht Gegenstand dieses <strong>Gutachten</strong>s<br />

ist. Im Rahmen der Analyse bzw. der Empfehlungen wird jedoch unter<br />

bestimmten Aspekten auf diese Parallelstruktur zurückzukommen sein.<br />

4 Angebotene Programme / Veranstaltungen<br />

Das <strong>HDZ</strong> bietet in Abhängigkeit von der jeweiligen Zielgruppe drei verschiedene<br />

Veranstaltungsarten an: ein für alle Hochschulangehörigen<br />

offenes Angebot, ferner zielgruppenspezifische Veranstaltungen sowie<br />

sog. Strukturbildende Maßnahmen.<br />

Das offene Angebot ist so angelegt, dass bei (erfolgreicher) Teilnahme<br />

an Programm-Veranstaltungen, die teils obligatorisch bzw. wahlobligatorisch<br />

vorgegeben sind, teils von den Teilnehmern frei zusammengestellt<br />

werden, das „<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>-Zertifikat für Hochschuldidaktik“ (im<br />

Folgenden: BW-Zertifikat) vergeben wird.<br />

Das Zertifikatsprogramm wurde unter Berücksichtigung internationaler<br />

Vorbilder und in Abstimmung mit den externen Mitgliedern des Programmbeirats<br />

entwickelt. Für den Erwerb des <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>-


- 9 -<br />

Zertifikats sind insgesamt rund 200 Lehreinheiten (LE) à 45 Minuten zu<br />

absolvieren, die auf drei Module verteilt sind:<br />

• Modul I umfasst zwei Workshops zu hochschuldidaktischen Grundlagen,<br />

die Teilnahme an einer Praxisberatung und an einer Lehrhospitation<br />

sowie eine schriftliche Reflexion und Dokumentation des<br />

Moduls (insgesamt 60 LE). In den beiden Workshops werden im<br />

Einzelnen folgende Themen behandelt:<br />

o lerntheoretische Grundfragen,<br />

o grundlegende Fragen der Didaktik (Lernziele, Methoden, Rahmenbedingungen<br />

von Lehre an der Universität etc.),<br />

o das Selbst- und Rollenverständnis als Lehrende/r,<br />

o Aktivierung und Interaktion in der Lehre,<br />

o Motivation von Studierenden und<br />

o Feedback (Regeln und Verfahren).<br />

• Modul II besteht aus der Teilnahme an vier Präsenzveranstaltungen,<br />

die von den Teilnehmenden aus folgenden sieben Themenbereichen<br />

zu wählen sind (insgesamt 60 LE):<br />

o Lehren und Lernen unter veränderten Rahmenbedingungen<br />

o Alternative Lehr- und Lernformen<br />

o Lehrveranstaltungen planen und vorbereiten<br />

o Lehrveranstaltungen durchführen<br />

o Lehrveranstaltungen auswerten<br />

o Studierende beraten<br />

o Studierende prüfen<br />

• Bei Modul III handelt es sich um projektförmig angelegte Arbeitsprogramme,<br />

die die Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer nach individuellen<br />

Präferenzen unter persönlicher Beratung durch die Mitarbeiterinnen<br />

der Lokalstellen wählen (insg. 80 LE). In der Regel handelt es<br />

sich also dabei um Projekte, die sich auf die Analysen und Gestaltung<br />

der eigenen Lehre mit professioneller Unterstützung durch die<br />

Hochschuldidaktik beziehen. Es können aber auch Themen gewählt<br />

werden, die über die eigene Lehre hinaus reichen und die Entwick-


- 10 -<br />

lung des Curriculums oder von Lernumgebungen umfassen. In geeigneten<br />

Fällen können die Projektarbeiten auch in Kooperation und<br />

mit Unterstützung durch hochschuldidaktische Workshops durchgeführt<br />

werden. Die Projekte werden dokumentiert. Die Dokumentation<br />

ist Gegenstand eines Kolloquiums mit den Mitarbeiterinnen der Lokalstellen.<br />

Seitens des <strong>HDZ</strong> wird darauf hingewiesen, dass in der Realisierung des<br />

Zertifikatsprogramms im Rahmen des Moduls I „unterschiedliche inhaltliche<br />

Schwerpunktsetzungen“ an den neun Standorten zu konstatieren<br />

sind. Die im Modul II den einzelnen Themenbereichen zugeordneten<br />

Workshops werden als inhaltlich „sehr differenziert“ gekennzeichnet.<br />

Auch die Praxisberatung und die Lehrhospitationen sind laut Selbstreport<br />

nach unterschiedlichen Modellen organisiert. Zugleich wird betont,<br />

dass die zentralen Inhalte und Lernziele jedoch im Rahmen von Klausurtagungen<br />

zwischen den Mitarbeitenden abgestimmt werden.<br />

Laut Selbstreport ist das <strong>HDZ</strong> bemüht, neben den Programmveranstaltungen<br />

adressatenspezifische Angebote zu machen. Über die Inhalte<br />

und Anlässe adressatenspezifischer Veranstaltungen werden aber keine<br />

ausführlichen Angaben gemacht. Erwähnt werden einzelne Angebote,<br />

die sich an Professorinnen und Professoren oder auch Mitarbeiter von<br />

Bibliotheken oder anderen Serviceeinrichtungen richten. Ihr Anteil an<br />

den angebotenen Veranstaltungen einschließlich der Praxisberatungen<br />

und Lehrhospitationen betrug zuletzt weniger als 10 Prozent des Gesamtangebots.<br />

Als Strukturbildende Maßnahmen führt der Selbstreport Veranstaltungen<br />

auf, die speziell auf die Anliegen einzelner Einheiten in den Hochschulen<br />

(Lehrstühle, Institute, Abteilungen, Fakultäten) zugeschnitten<br />

sind, vor allem „längerfristig angelegte Beratungen und/oder Fortbildungen“,<br />

die das <strong>HDZ</strong> auf Anfrage anbiete. Dabei werde insbesondere eine<br />

hochschuldidaktische Unterstützung bei der Umstellung auf die Bachelor-Master-Struktur<br />

gesehen, aber auch andere hochschuldidaktische<br />

Themen. Strukturbildende Maßnahmen sollen gemäß einer Definition<br />

des Programmbeirats (1) Multiplikatorfunktion haben und auf Nachhaltigkeit<br />

zielen, (2) sich strukturell mit Erzeugung und Sicherung der Lehrqualität<br />

auf Fakultätsebene befassen und (3) der Weiterentwicklung der


- 11 -<br />

Lehre in übergreifenden Fragen wie z.B. der Studienstrukturreform dienen.<br />

Die Durchführung von Strukturbildenden Maßnahmen ist laut Selbstreport<br />

aufgrund der gegebenen personellen Kapazität nur begrenzt möglich<br />

(14 von insgesamt 450 Veranstaltungen im Jahr 2004). Als begrenzende<br />

Faktoren werden die derzeit vorhandenen Personalressourcen,<br />

aber auch die Zahl geeigneter externer Dozenten genannt.<br />

5 Finanzierung / Ressourcen<br />

5.1. Finanzausstattung<br />

Das <strong>HDZ</strong> verfügte im Jahr 2004 über Mittel in Höhe von rund 1 Mio. Euro.<br />

Über die Entwicklung und Verteilung der Einnahmen nach Herkunftsquellen<br />

gibt Tabelle 1 Auskunft.<br />

Tabelle 2: Finanzmittel des <strong>HDZ</strong> 2001 bis 2004 nach Herkunft in Euro<br />

Herkunft der Mittel 2001 2002 2003 2004<br />

Land 141.321,07 443.090,50 567.348,72 556.964,57<br />

Universitäten 73.595,62 306.549,76 380.274,25 406.280,90<br />

Teilnehmer-Kostenbeiträge 0.00 17.072,00 38.672,00 46.409,80<br />

Sonstige - - - -<br />

Summe 214.916,69 766.712,26 986.294,97 1.009.655,27<br />

Aus Landesmitteln werden insbesondere die Personalkosten der Regionalstellen<br />

bestritten, ferner die Honorare für externe Dozentinnen / Dozenten<br />

sowie Aufwendungen für weitere vom <strong>HDZ</strong> wahrgenommene<br />

landesweite Aufgaben. Die Mittel werden den Regionalstellen zugewiesen<br />

und - soweit erforderlich - an die lokalen Stellen weitergeleitet. Aus<br />

Mitteln des Landes wurde auch die Erstausstattung der an den Universitäten<br />

angesiedelten Lokalstellen finanziert.<br />

Die Universitäten tragen die Personal- und Sachkosten der lokalen Stellen<br />

und bringen darüber hinaus die Sach- und Hilfskraftmittel für die Regionalstellen<br />

auf. Da an einigen Universitäten die Lokalstellen des <strong>HDZ</strong><br />

mit anderen Einrichtungen eng verbunden sind, beruhen die in Tabelle 1


- 12 -<br />

ausgewiesenen Aufwendungen der Universitäten <strong>zum</strong> Teil auf Schätzungen.<br />

Tabelle 3: Ausgaben des <strong>HDZ</strong> 2001 bis 2004 nach Verwendungszweck in Euro<br />

Ausgaben für 2001 2002 2003 2004<br />

Personal 189.572,59 491.680,86 567.458,54 604.512,81<br />

Veranstaltungen 428,10 133.488,15 236.552,13 296.937,77<br />

Infrastruktur 15.174,69 56.121,10 22.929,53 13.993,86<br />

Sonstiges 1.042,58 37.548,47 42.192,12 54.445,13<br />

Summe 206.217,96 718.838,58 869.132,32 969.889,57<br />

Von den Ausgaben, über die Tabelle 2 Auskunft gibt, entfielen im Jahr<br />

2004 knapp zwei Drittel auf Personalkosten, ein knappes Drittel auf die<br />

Durchführung von Veranstaltungen und rund 10 Prozent auf Infrastruktur<br />

und spezielle Aktivitäten (Kongress, Publikationen u.ä.).<br />

Obwohl Mediziner an <strong>HDZ</strong>-Veranstaltungen teilnehmen und diese auf<br />

ihre Weiterbildungsverpflichtung anrechnen lassen können, findet eine<br />

Zusammenarbeit mit der Medizindidaktik bei der Programmgestaltung<br />

bislang nicht statt.<br />

5.2. Personalausstattung<br />

Zum Zeitpunkt der Berichtslegung (Mitte 2005) umfasste der Stellenhaushalt<br />

des <strong>HDZ</strong> für Fachpersonal insgesamt 2 befristete Vollzeit-<br />

Stellen für die Regionalleitungen und – in Vollzeitäquivalenten ausgedrückt<br />

– 5,25 Stellen auf der lokalen Ebene (siehe Tabelle 3). Überwiegend<br />

handelt es sich um befristete halbe BAT-Stellen, lediglich an der<br />

Universität Tübingen steht eine Dreiviertel-Stelle (befristet) und an der<br />

Universität Stuttgart eine ganze Stelle (unbefristet) zur Verfügung; <strong>zum</strong><br />

1.12.2005 wurde auch die Stelle der Regionalleitung in Freiburg entfristet.


- 13 -<br />

Tabelle 4: Stellen für hauptamtliche Mitarbeiter (ohne Hilfskräfte und Sekretariate)<br />

in Vollzeitäquivalenten 2002-2005<br />

Personal 2002 2003 2004 2005<br />

Regionalzentren<br />

- befristet 3 3 3 2<br />

- unbefristet - - - -<br />

Lokale Stellen<br />

- befristet 4 4 4 3,25<br />

- unbefristet 0,5 0,5 0,5 2<br />

Summe 7,5 7,5 7,5 7,25<br />

Im Selbstreport wird auf die strukturelle Unterausstattung im Personalbereich<br />

hingewiesen, die sich durch die von den Universitäten beschlossene<br />

Reduzierung von drei auf zwei Regionalverbünde weiter zuspitze.<br />

Die derzeitige Situation wird als „äußerst kritisch“ gekennzeichnet. Für<br />

die lokalen Einrichtungen wird seitens des <strong>HDZ</strong> eine Aufstockung der<br />

Personalkapazität vor allem an den größeren Universitäten, an denen<br />

abhängig von der Größe der Zielgruppen ein erhöhter Betreuungsbedarf<br />

bestehe, für erforderlich gehalten.<br />

Der Selbstreport weist auf das Problem mangelnder Planungssicherheit<br />

für die Mitarbeiterinnen des <strong>HDZ</strong> hin, die sich aus der Unsicherheit über<br />

die Weiterführung des <strong>HDZ</strong> bei Übergang der Finanzierung durch die<br />

Universitäten sowie aus der überwiegenden Befristung von Arbeitsverträgen<br />

ergebe.<br />

5.3 Sachausstattung<br />

Nach Aussage des Selbstreports sind die Büroflächen ausreichend und<br />

die technische Ausstattung durchgängig gut. Die Verfügbarkeit von für<br />

die Veranstaltungen angemessen ausgestatteten Seminarräumen ist<br />

hingegen nicht an allen lokalen Einrichtungen gegeben. Transport und<br />

Installation technischer Hilfsmittel werden als teilweise aufwändig und<br />

zeitraubend beschrieben. Wünschenswert wäre nach Auffassung des<br />

<strong>HDZ</strong> ein eigener Seminarraum mit fester Installation der erforderlichen<br />

Geräte und Hilfsmittel (Metaplanwände, Flipcharts, Monitor etc.) an jeder<br />

Universität.


- 14 -<br />

5.4 Eigenbeiträge der Teilnehmer<br />

Teilnahmegebühren werden bislang nicht erhoben, eine Gebührenordnung<br />

existiert daher bislang nicht. Die Teilnehmenden haben lediglich<br />

einen Kostenbeitrag für Material, Catering und gegebenenfalls weitere<br />

Leistungen zu entrichten, der bislang 15 Euro pro Tag beträgt. Im Zuge<br />

des Übergangs der Finanzierung auf die Hochschulen wird überlegt,<br />

diesen Beitrag auf 30 Euro zu erhöhen.<br />

6 Programmdurchführung<br />

6.1 Programmplanung<br />

Die Programmplanung und –revision erfolgt nach Aussage des <strong>HDZ</strong> im<br />

jährlichen Turnus sowohl auf Ebene der Regionalverbünde als auch landesweit<br />

zwischen den Verbünden. Dabei würden sowohl der hochschuldidaktische<br />

Diskussionsstand (beispielhaft werden Ergebnisse der Lehr-<br />

Lern-Forschung genannt) als auch die Wünsche von Teilnehmern berücksichtigt.<br />

Angebots- und Nachfrageorientierung seien auf diese Weise<br />

verbunden. Die Planungen erfolgten zunehmend innerhalb des Netzwerks,<br />

während der Programmbeirat faktisch kaum noch beteiligt sei.<br />

Ein vollständiges Angebot werde insoweit von allen Lokalstellen (d.h. in<br />

jeder der beteiligten Universitäten) weitgehend vorgehalten, als in jedem<br />

Jahr mindestens zu allen Programmteilen der Module I und II Veranstaltungen<br />

angeboten würden. Die Angebote der Lokalstellen seien jedoch<br />

nicht inhaltlich identisch, sondern ergänzten sich (Modulprinzip).<br />

6.2 Rekrutierung Teilnehmer<br />

Die Zielgruppen werden auf verschiedenen Wegen angesprochen:<br />

• landesweite Werbung, die über die Regionalleitungen koordiniert<br />

wird, erfolgt auf der zentralen Homepage des <strong>HDZ</strong>, durch das jährlich<br />

erscheinende und an alle Lehrenden versandte Programmheft<br />

sowie mit einem Flyer, der über das Zertifikatsprogramm informiert;<br />

• innerhalb der Regionalverbünde und auf lokaler Ebene werden Informationen<br />

im Wesentlichen auf elektronischem Weg, durch Printmedien<br />

und teilweise in mündlicher Form verbreitet.


- 15 -<br />

• Eine wichtige Funktion bei der Werbung für das Zertifikatsprogramm<br />

kommt laut Selbstreport auch dem „Tag der Lehre“ in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zu, anlässlich dessen der Minister für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst den Absolventen des Programms die Zertifikate<br />

öffentlich überreicht.<br />

6.3 Quantitative Nachfrage<br />

Im Selbstreport werden als Teilnehmer nicht Personen, sondern Teilnahmefälle<br />

aufgeführt, d.h. Personen, die an mehreren Veranstaltungen<br />

teilnehmen, werden auch mehrfach gezählt. Insoweit ist keine Beurteilung<br />

der Effizienz der <strong>HDZ</strong>-Tätigkeit möglich, weil nicht ermittelt werden<br />

kann, wie viele Personen aus den Zielgruppen als Teilnehmer tatsächlich<br />

erfasst werden. Mit dieser Einschränkung kann jedoch festgestellt<br />

werden, dass die Zahl der Anmeldungen wie auch der Teilnahmefälle<br />

zwischen 2002 und 2004 deutlich angestiegen ist.<br />

Tabelle 5: Teilnahmefälle: Anmeldungen, Zulassungen, Teilnahme 2002 bis 2004<br />

(Programmveranstaltungen)<br />

Jahr Anmeldungen Zulassungen Teilnehmer dar. % männl.<br />

2002 819 774 725 58,3<br />

2003 1.346 1.258 1.157 50,6<br />

2004 1.629 1.457 1.325 50,8<br />

Gemessen daran war die Anzahl der erworbenen BW-Zertifikate in den<br />

Jahren 2003 (45 Zertifikate) und 2004 (34 Zertifikate) gering. Im Jahr<br />

2005 wurden laut Auskunft des <strong>HDZ</strong> insgesamt 91 Zertifikate vergeben.<br />

Im Verhältnis zu ihrem Anteil an den Zielgruppen sind bei einem faktisch<br />

ausgewogenen Verhältnis Frauen über-, Männer hingegen unterrepräsentiert.<br />

Eine Aufschlüsselung aller Teilnahmefälle über die Universitäten<br />

hinweg auf die Fakultäten liegt nicht vor.<br />

6.4 Art und Zahl der durchgeführten Veranstaltungen<br />

Die Zahl der jährlich insgesamt durchgeführten Veranstaltungen ist von<br />

100 (im Jahr 2002) auf 450 (im Jahr 2004) stark angestiegen. Der Anteil<br />

der zielgruppenbezogenen Maßnahmen und der „Strukturbildenden<br />

Maßnahmen“ ist mit 24 (= 5,3 Prozent) im Jahr 2004 sehr gering. Demgegenüber<br />

ist die Zahl der Praxisberatungen und Lehrhospitationen mit


- 16 -<br />

insgesamt 311 (= 69 Prozent) sehr groß, wobei zu berücksichtigen ist,<br />

dass es sich hier um geringe Teilnehmerzahlen (sechs bis zehn) im<br />

Rahmen kollegialer Beratung oder um expertengestützte Beratung (Einzelcoaching)<br />

handeln kann.<br />

Die Gesamtzahl der Veranstaltungen zwischen 2002 und 2004 sowie ihre<br />

Verteilung auf Veranstaltungstypen und Regionalverbünde ist der folgenden<br />

Tabelle zu entnehmen. Ergänzenden Angaben des <strong>HDZ</strong> zufolge<br />

haben im Jahr 2005 insgesamt 143 Personen das Modul I abgeschlossen.<br />

Im gleichen Jahr haben 91 Teilnehmer das BW-Zertifikat erworben.<br />

Tabelle 6: Insgesamt durchgeführte Veranstaltungen 2002-2004<br />

Regionalverbund Heidelberg-Mannheim<br />

Programm-<br />

Workshops<br />

Praxisberatungen<br />

Lehrhospitationen<br />

Zielgruppenveranstaltungen<br />

Strukturbild.<br />

Maßnahmen<br />

74 53 113 2 3<br />

Regionalverbund Freiburg-Karlsruhe-Konstanz<br />

Regionalverbund Hohen-<br />

heim-Stuttgart-Tübingen-<br />

Ulm<br />

92 40 128 13 13<br />

122 87 155 6 14<br />

Summe 288 180 396 21 30<br />

6.5 Gewinnung und Einsatz externer Dozenten<br />

Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen internen und externen Dozentinnen<br />

/ Dozenten blieb laut Selbstreport über die vergangenen drei Jahre<br />

stabil und lag bei etwa 15:85. Hinsichtlich der durchgeführten Workshops<br />

war die Verteilung zwischen internen und externen Lehrkräften<br />

zuletzt (2005) mit 26:74 etwas ausgewogener. Die absoluten Zahlen und<br />

die Anteilswerte sind den Tabellen 7 und 8 zu entnehmen.<br />

Tabelle 7: Interne und Externe Lehrkräfte absolut und in Prozent 2002 - 2005<br />

2002 2003 2004 2005<br />

Dozenten/<br />

Dozentinnen<br />

intern 6 (13%) 9 (14%) 9 (11%) 10 (14%)<br />

extern 41 (87%) 55 ( 86%) 70 (89%) 64 (86%)


- 17 -<br />

Tabelle 8: Von internen und externen Dozenten durchgeführte Programm-<br />

Workshops<br />

2002 2003 2004 2005<br />

Workshop-<br />

Besetzung<br />

intern k.A. 21 (17%) 27 (21%) 33 (26%)<br />

extern k.A. 103 ( 83%) 99 (79%) 93 (74%)<br />

Bei der Rekrutierung externer Dozentinnen und Dozenten wird laut<br />

Selbstreport darauf geachtet, dass die betreffenden Personen über die<br />

erforderliche fachliche Qualifikation und über die für die Leitung eines<br />

Workshops benötigten Kompetenzen verfügen.<br />

Die Fluktuation unter den externen Lehrkräften ist laut Selbstreport gering.<br />

Ihre Anwerbung erfolge teilweise auf hochschuldidaktischen Tagungen,<br />

teilweise auch direkt, wenn sie einzelnen Kolleginnen aus anderen<br />

Zusammenhängen bekannt sind (z. B. aufgrund eigener Fort- und<br />

Weiterbildung) oder aufgrund von Empfehlungen externer Mitarbeiter<br />

aus dem Hochschuldidaktikbereich. Vereinzelt bewürben sich Dozenten<br />

direkt bei einzelnen Lokal- oder Regionalstellen. Unter den Mitarbeiterinnen<br />

des <strong>HDZ</strong> finde ein kontinuierlicher Austausch über Qualität und<br />

Kompetenz der externen Lehrkräfte statt; die Mitarbeiterinnen unterstützten<br />

sich gegenseitig bei der Suche nach geeigneten Dozenten für<br />

bestimmte Themengebiete.<br />

7 Qualitätsmanagement<br />

7.1 Erfolgskontrolle<br />

Als systematische Instrumente der Erfolgskontrolle werden im Selbstreport<br />

aufgeführt:<br />

• didaktische Reflexion von durchgeführten Lehrveranstaltungen (mit<br />

experimentellem Charakter),<br />

• Abschlussreflexionen zu Modul I und Modul III und<br />

• die Diskussion zur Modularbeit der Teilnehmer.


- 18 -<br />

Es ist geplant, im Jahr 2006 eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die ein<br />

Konzept für eine abgestimmte und systematische Erfolgskontrolle erarbeiten<br />

soll.<br />

7.2 Qualitätssicherung<br />

Alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen besitzen ein abgeschlossenes<br />

Hochschulstudium, fast alle verfügen mittlerweile über Praxiserfahrung<br />

in der Lehre. Die Weiterbildung erfolgt je nach zeitlichen Möglichkeiten<br />

durch Fachlektüre, Fortbildungen und Teilnahme an Fachtagungen. Es<br />

werden auch interne Fortbildungen angeboten. Der Praxisbezug neben<br />

der Tätigkeit kann aufgrund der Personalknappheit nur begrenzt aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Viele externe Dozenten lehren selbst an Hochschulen, auch als Lehrbeauftragte,<br />

viele sind als freiberufliche TrainerInnen tätig. Alle besitzen ein<br />

abgeschlossenes Hochschulstudium, etwa die Hälfte ist promoviert,<br />

zehn der ReferentInnen habilitiert.<br />

Die externen DozentInnen erhalten ein zwölfseitiges „Starter Kit“ mit den<br />

Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit mit dem <strong>HDZ</strong> und den in sie<br />

gesetzten Erwartungen. Außerdem werden vor und nach den Veranstaltungen<br />

persönliche Gespräche mit den DozentInnen geführt. Des Weiteren<br />

erhalten sie in Form eines „Rückmeldebogen für Dozentinnen und<br />

Dozenten des <strong>HDZ</strong>“ die Möglichkeit, sich zu Organisation, Unterstützung,<br />

Betreuung etc. zu äußern und Verbesserungsvorschläge einzureichen.<br />

Auch die Teilnehmer haben mittels eines Feedbackbogens die Möglichkeit,<br />

Kritik und Verbesserungsvorschläge einzubringen, ebenso findet<br />

nach Angaben der Mitarbeiterinnen ein reger mündlicher Austausch ü-<br />

ber die Qualität der Veranstaltungen statt.<br />

8 Entwicklungsplanung<br />

Die Netzwerkstruktur mit drei (zwei) Regionalzentren wird von den Mitarbeiterinnen<br />

als sehr positiv eingeschätzt und demgemäß eine Änderung<br />

dieser Struktur als nicht erforderlich angesehen. Als wesentlich für<br />

eine kontinuierliche Arbeit werden neben dem Fortbestand der Netzwerkstruktur<br />

eine langfristige Kontinuität der Mitarbeiterinnen gesehen<br />

und unbefristete Personalstellen gewünscht.


- 19 -<br />

Eine im Jahr 2005 durchgeführte Konferenz der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

hat folgende fünf Themen herausgearbeitet, die unter Berücksichtigung<br />

der Profilbildung der einzelnen Universitäten intensiver<br />

bearbeitet werden sollen:<br />

• Lernziel-/Leistungskontrolle (Einrichtung einer Arbeitsgruppe)<br />

• Themen der Personalentwicklung, die mit der Hochschuldidaktik<br />

verbunden sind oder an sie angrenzen, die aber als im Programmbeirat<br />

„umstritten“ bezeichnet werden.<br />

• Die Realisierung der bereits Anfang 2004 im <strong>HDZ</strong> konzipierten<br />

Ausbildung und des Einsatzes von Multiplikatoren zur Durchführung<br />

von Lehrhospitationen und evtl. Praxisberatungen<br />

• Verstärkte Unterstützung der Fachbereiche bei der Entwicklung<br />

didaktischer Konzepte für gestufte Studiengänge<br />

• Der Ausbau Strukturbildender Maßnahmen (nicht nur in Bezug<br />

auf den Bologna-Prozess)<br />

Obwohl der Selbstreport feststellt, dass im Hinblick auf die derzeit vorhandenen<br />

Ressourcen eine Ausweitung der Zielgruppen nicht in Betracht<br />

kommt, werden dennoch entsprechende Erwägungen vorgetragen.<br />

Als mögliche weitere Zielgruppen nennt der Selbstreport Doktoranden<br />

(Stipendiaten), studentische Tutoren (als „Lehrende“ im weitesten<br />

Sinne), hauptberufliche Studiengangsentwickler und lehrendes Personal<br />

aus Bibliotheken und Rechenzentren. Ferner wird als sinnvoll angesehen,<br />

Personal aus Wissenschaftsorganisationen, Lehrende anderer<br />

Hochschularten und Lehrende von außerhalb <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s einzubeziehen.<br />

Im Selbstreport wird hierzu festgestellt, dass die drei zuletzt<br />

genannten Zielgruppen nur gegen kostendeckende Gebühren zugelassen<br />

werden sollten.


- 20 -<br />

B. Analyse und Stellungnahme<br />

1. Die Hochschuldidaktik im internationalen Kontext<br />

Im Zuge wachsender Anstrengungen der Hochschulen zur Entwicklung<br />

der Qualität von Lehre und Studium findet zunehmend auch die Lehrkompetenz<br />

als Schlüsselfaktor der Qualitätssicherung Beachtung. Verstärkt<br />

wird dieser Trend durch die Herausforderungen, die aus der Umgestaltung<br />

des Studiengangssystems bei der Schaffung des europäischen<br />

Hochschulraums entstehen. Die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

erfordern ein breites hochschuldidaktisches Handlungsrepertoire<br />

der Lehrenden, das in Folge des „Shift from Teaching to Learning“<br />

die Selbstverantwortung und -organisation der Studierenden unterstützt<br />

und mit veranstaltungsgebundenem Lernen verknüpft.<br />

Der Wettbewerb der Hochschulen findet vermehrt auch im Feld von Lehre<br />

und Studium statt. Professionalisierung der Lehre ist nicht nur ein<br />

Gebot der Stunde angesichts eines weiteren Wachstums der Studierendenzahlen;<br />

sie wird umso mehr nachgefragt werden, umso mehr die<br />

Studierenden zu Beiträgen zur Finanzierung des Studiums herangezogen<br />

werden.<br />

Namhafte Wissenschaftsorganisationen haben in jüngerer Zeit die Bedeutung<br />

der Lehrkompetenz unterstrichen, so die BLK in ihrem Beschluss<br />

vom 29.3.05, der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur<br />

Ausgestaltung von Berufungsverfahren vom 20.5.05 und in dem gemeinsamen<br />

Bericht der Arbeitsgruppe Hochschullehre und der Steuerungsgruppe<br />

„Pilotstudie Forschungsranking“ vom 28.6.2005, die ENQA<br />

in ihrem Helsinki-Papier von 2005 und schließlich die KMK in ihrem Beschluss<br />

zur Qualitätssicherung in der Lehre vom 14.10.05. Bei letzterer<br />

heißt es unter 2.4 (Förderung der Lehrkompetenz)<br />

„Hierzu gehören insbesondere entsprechende Angebote der Hochschulen<br />

so ggf. hochschul- und länderübergreifende Hochschuldidaktik und<br />

Zentren und Institute zur Entwicklung und Durchführung von Weiterbildungsangeboten<br />

vor allem für den wissenschaftlichen Nachwuchs und<br />

offen für eine ggf. kontinuierliche Weiterbildung des Lehrpersonals. Verantwortlich<br />

für die Durchführung entsprechender Maßnahmen und Angebote<br />

sind die Hochschulen. Es ist jedoch Aufgabe des Staates, darauf<br />

hinzuwirken, dass die Hochschulen ihrer Verantwortung nachkommen“. 2<br />

2 Beschluss der KMK zur „Qualitätssicherung in der Lehre“ vom 22.09.2005,


- 21 -<br />

Der Wissenschaftsrat hat zur Ausgestaltung von Berufungsverfahren<br />

empfohlen, bei Berufungsentscheidungen „die Ergebnisse von Lehrveranstaltungsevaluationen<br />

sowie den Nachweis erfolgreich absolvierter<br />

Fortbildungsveranstaltungen vorzulegen“. Die Hochschulen sollten daher<br />

„den wissenschaftlichen Nachwuchs in die Lage versetzen, diese<br />

Nachweise zu erbringen, indem sie vergleichbare und aussagekräftige<br />

Evaluationssysteme etablieren und qualifizierte Fortbildungen zur Professionalisierung<br />

und Qualitätsverbesserung der Lehre anbieten.“ 3<br />

Das <strong>HDZ</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat mit seinen Angeboten und dem Zertifizierungsprogramm<br />

ein Modell entwickelt, mit dem dieser Beschluss<br />

ausgefüllt und umgesetzt werden kann. Mit diesem Modell nimmt das<br />

<strong>HDZ</strong> in Deutschland eine Vorreiterfunktion ein.<br />

Auch gemessen an internationalen Entwicklungen hat sich die Hochschuldidaktik<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> beachtlich positioniert. Durchaus<br />

mit Vorreiterfunktion im bundesdeutschen Maßstab hat das <strong>HDZ</strong> gegenüber<br />

vergleichbaren Einrichtungen in anderen Industrieländern mit entwickelten<br />

Hochschulsystemen im Hinblick auf Struktur, Umfang, Qualität<br />

der Weiterbildungsangebote in bemerkenswert kurzer Zeit nachgezogen,<br />

Entwicklungsrückstände ausgeglichen und eigene Akzente gesetzt.<br />

Einen ausschnitthaften Eindruck vermittelt Tabelle 9. Sie zeigt, dass der<br />

Umfang der Programmdauer mit 200 Stunden – wenn man einmal von<br />

England mit der wohl entwickeltsten Angebotsstruktur absieht – internationalen<br />

Standards entspricht. Zum Teil ist in den Referenzländern der<br />

Pflichtcharakter stärker ausgeprägt, wenngleich auch dort überwiegend<br />

mit Zertifizierungssystemen gearbeitet wird.<br />

Während der vergangenen ein bis zwei Jahrzehnte haben aus ähnlichen<br />

Startpositionen wie in Deutschland in den 70er Jahren Referenzsysteme,<br />

wie z.B. in Großbritannien, Australien, Kanada, in Teilen auch die<br />

USA, die skandinavischen Länder, früher als in Deutschland Maßnahmen<br />

zur Förderung der Entwicklung der Lehrkompetenz unter teilweise<br />

erheblichen Anstrengungen unternommen, die zu etablierten und stabilen<br />

Strukturen hochschuldidaktischer Dienstleistungen geführt haben.<br />

Vielerorts ist es mittlerweile üblich, in Berufungsverfahren nicht mehr nur<br />

Nachweise über die Forschungsleistungen zu erbringen, sondern die eigene<br />

Lehrpraxis einschließlich der Anstrengungen zur Entwicklung der<br />

Lehrkompetenz durch Weiterbildung in Lehrportfolios zu dokumentieren.<br />

Internationale Vergleichsstudien zeigen zudem, dass sich durch Weiter-<br />

3 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Ausgestaltung von Berufungsverfahren,<br />

20.5.2005 (Drs. 6709-05).


- 22 -<br />

bildung und Beratung die Lehrleistungen verbessern lassen. Hochschuldidaktische<br />

Weiterbildung und Beratung können also durch Steigerung<br />

der Lehrkompetenz wesentlich zur Qualitätsverbesserung in der Lehre<br />

beitragen.<br />

Gleichzeitig muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Deutschland<br />

im Vergleich zu internationalen Entwicklungen beim Ausbau der Lehr-<br />

Lernforschung im Hochschulbereich nicht hat Schritt halten können. Bei<br />

einer vergleichbaren Ausgangslage in den 70er Jahren verfügen die<br />

deutschen Hochschulen heute nur über eine vergleichsweise schmale<br />

Infrastruktur sowie sächliche und personelle Ausstattung für Forschung<br />

und Entwicklung in diesem Feld der Hochschulforschung. Das Spektrum<br />

der Zeitschriften und Buchpublikationen ist insbesondere im englischsprachigen<br />

Raum erheblich breiter. Auch wenn hier einiges nicht zuletzt<br />

auch durch das <strong>HDZ</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> geschehen ist, sollte auch das<br />

Angebot an Tagungen und Kongressen mit überregionaler Ausstrahlung<br />

noch gesteigert werden. Langfristig wird eine Hochschuldidaktik, die<br />

Dienstleistungen in Weiterbildung und Beratung nicht auf Forschung und<br />

Entwicklung gründet und weiterentwickelt, unvermeidlich stagnieren und<br />

mittelfristig ausbluten. Das gilt in besonderem Maße im Umfeld der universitären<br />

Lehre, die mit Forschung eng verbunden ist.<br />

Der aktuelle Sachstand zur hochschuldidaktischen Weiterbildung im europäischen<br />

Rahmen ergibt sich anhand der folgenden tabellarischen<br />

Übersicht:<br />

Tabelle 9: Übersicht über fortgeschrittene Programme zur Professionalisierung der<br />

Lehre in Europa (Stand: Oktober 2005)<br />

LAND PROGRAMM /<br />

-DAUER<br />

VERBREITUNG<br />

ENGLAND 150-600 Std. An jeder Universität.<br />

Planung: 70 Centers<br />

of Excellence<br />

MA Learning and Teaching University of East<br />

in Higher Education (120 London (UEL)<br />

ECTS)<br />

NACHWEIS-<br />

PFLICHT<br />

Zumeist Voraussetzung<br />

für „tenure“<br />

Ergänzungsstudium<br />

SCHWEDEN 100-200 Std. An jeder Universität. Alle Lehrenden,<br />

Voraussetzung für<br />

„tenure track“<br />

Teaching Portfolio Engineering<br />

Landesweit<br />

NORWEGEN 100 Std. An jeder Universität Alle Lehrenden,<br />

Voraussetzung für<br />

„tenure track“<br />

DÄNEMARK 175 - 200 Std. An jeder Universität Für Assistant Professors<br />

Alle „Neuen“, Voraussetzung<br />

für<br />

„tenure track“<br />

PRÜFUNG<br />

Ab 2006 für alle<br />

Lehrenden<br />

Ja<br />

nein<br />

nein<br />

ja<br />

Ja, Portfoliobasiert<br />

NATIONALE<br />

AKADEMIE o.ä.<br />

Higher Education Academy<br />

Excellent Teaching<br />

Practice<br />

National Pedagogical<br />

Network for Engineering<br />

Education (IPN)


- 23 -<br />

Teaching Portfolio Natural<br />

Science<br />

Master in problem based<br />

learning in Engineering and<br />

Science (MPBL) 60 ECTS<br />

Landesweit<br />

Aalborg<br />

Alle „Neuen“, Voraussetzung<br />

für<br />

„tenure track“<br />

Two-year part-time<br />

programme<br />

NIEDERLANDE 50-100 Alle Universitäten Wiss. Nachwuchs nein<br />

100-200 Univ. Utrecht Alle Lehrenden ja<br />

200-600 Std. Univ. Utrecht Wiss. Nachwuchs ja<br />

60 ECTS Univ. Maastricht, nein<br />

ja<br />

Master Health Profess.<br />

Education<br />

SCHWEIZ 140-400 Std. An jeder Universität Für Habilitanden ja<br />

Certified Teacher in Higher Bern, Fribourg, Neuf- Ergänzungs- ja<br />

Education (60 ECTS) Chatel<br />

studium<br />

DEUTSCHLAND 60-200 Std. In mehreren Bundesländertanden<br />

Zum Teil für Habili-<br />

nein<br />

Master of Medical Education<br />

(MME)<br />

Master of Higher Education Hamburg nein ja<br />

(MHE, 60 ECTS)<br />

Ja, Portfoliobasiert<br />

ja<br />

Centre for Educ. Development<br />

in University<br />

Science (DCN)<br />

UNESCO International<br />

Centre for Engineering<br />

Education – Centre for<br />

Problem Based Learning<br />

(UCPBL)<br />

bundesweit nein ja Medizinischer Fakultätentag<br />

2. Probleme der Organisationsstruktur des <strong>HDZ</strong><br />

Die Netzwerkstruktur des <strong>HDZ</strong> hat sich bewährt beim Aufbau eines differenzierten,<br />

an allen Universitäten verankerten Weiterbildungsangebots,<br />

das einer einheitlichen Zielsetzung folgt und als Programm in einem<br />

gemeinsamen Rahmen ausgebracht werden kann, mit dem eine vergleichbare<br />

Qualifizierung an den verschiedenen Standorten ermöglicht<br />

wurde. Ein Problem sieht die Gutachtergruppe allerdings in der faktisch<br />

gegebenen Organisationsstruktur, die aus den örtlich vorhandenen Vorläufereinrichtungen<br />

unmittelbar hervorgegangen zu sein scheint. Diese<br />

Organisationsstruktur ist sehr heterogen und wirkt zufällig. Eine Zurechenbarkeit<br />

von Verantwortlichkeiten ist daraus kaum erkennbar, hinsichtlich<br />

des Qualitätsmanagements bleiben Fragen offen.<br />

Die Gutachterkommission begrüßt, dass die Universitäten Mannheim<br />

und Heidelberg nach Schließung des Regionalzentrums in Mannheim<br />

sich den verbleibenden Regionalzentren Freiburg und Stuttgart angeschlossen<br />

haben und somit im <strong>HDZ</strong>-Verbund verbleiben. Dies ermöglicht<br />

es, die weiteren Planungen zügig in Angriff nehmen und notwendige<br />

Entscheidungen treffen zu können. Ein <strong>Hochschuldidaktikzentrum</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, an dem zwei wichtige Universitäten nicht beteiligt<br />

wären, hätte nicht das wünschenswerte Gewicht und die angestrebte<br />

Leistungsfähigkeit.


- 24 -<br />

Die Gutachterkommission hat das Verhältnis zwischen <strong>HDZ</strong> und der dazu<br />

parallelen medizindidaktischen Struktur in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht<br />

explizit aufgegriffen, da es nicht Gegenstand des Auftrags war. Diese<br />

Parallelstruktur wirft allerdings die Frage auf, ob es sinnvoll ist, zwei aus<br />

öffentlichen Mitteln finanzierte parallele hochschuldidaktische Organisationen<br />

weitgehend unkoordiniert nebeneinander bestehen zu lassen o-<br />

der ob nicht <strong>zum</strong>indest auf der lokalen Ebene eine Vernetzung aus<br />

Gründen eines optimalen Ressourceneinsatzes anzuraten ist.<br />

Die wichtigsten und rasch zu lösenden Aufgaben des <strong>HDZ</strong> sind aus<br />

Sicht der Gutachterkommission:<br />

• Aufbau einer hochschuldidaktischen (Lehr-Lern-) Forschung und<br />

Entwicklung, um das Dienstleistungsangebot des <strong>HDZ</strong> nachhaltig<br />

abzusichern;<br />

• ein System der Gesamtsteuerung auf Landesebene;<br />

• die inhaltliche (Programm-)Planung und Koordination, d.h. Steuerung<br />

der operativen Aufgaben des <strong>HDZ</strong>;<br />

• eine übergreifende und gemeinsam getragene Qualitätsverantwortung<br />

(Qualitätsmanagement);<br />

• Aus- und Weiterbildung des <strong>HDZ</strong>-Personals;<br />

• Schulung von Multiplikatoren, um die personelle Basis für die Vermittlung<br />

von hochschuldidaktischem Know how zu verbreitern;<br />

• Zertifizierung des Programms, um die Wertigkeit des BW-<br />

Zertifikats stabil zu halten und für die Absolventen einen Wettbewerbsvorteil<br />

zu realisieren;<br />

• Marketing und Werbung für hochschuldidaktische Weiterbildung<br />

bzw. für das BW-Zertifikat;<br />

• Alumni-Pflege, um einen selbst organisierten Erfahrungsaustausch<br />

unter den Absolventen in Gang zu bringen oder in Gang zu halten;<br />

• Gewinnung von Dozenten, auch international.<br />

Nicht alle der oben genannten Aufgaben sind einer Stelle, Ebene oder<br />

Einheit eindeutig zuzuordnen, einige sind je nach Verantwortungsebene<br />

als geteilte Aufgaben zwischen Hochschulleitungen, einer einzurichten-


- 25 -<br />

den Forschungs- und Entwicklungsstelle, den Regionalzentren und den<br />

Lokalstellen wahrzunehmen.<br />

Die Gesamtsteuerung des <strong>HDZ</strong> auf Landesebene, aber auch der Beitrag,<br />

den die jeweilige Lokalstelle innerhalb des Netzwerks erbringt,<br />

können sinnvollerweise nur in den Händen der Hochschulleitungen liegen.<br />

Das gilt insbesondere dann, wenn die Hochschulen die Finanzverantwortung<br />

für das <strong>HDZ</strong> tragen sollen. Auch aus Gründen der Akzeptanz<br />

hochschuldidaktischer Aufgaben und Anforderungen ist eine stärkere<br />

Übernahme von Verantwortung durch die Hochschulleitungen unverzichtbar.<br />

Für den Aufbau von hochschuldidaktischem Forschungs- und Entwicklungspotential,<br />

die Pflege nationaler und internationaler wissenschaftlicher<br />

Kontakte und die Einwerbung von Drittmitteln für Forschungsprojekte<br />

bedarf es wiederum einer dafür geeigneten, spezialisierten Struktur.<br />

Dies kann Erfolg versprechend nur im Rahmen einer fachlich entsprechend<br />

ausgerichteten W3-Professur in Angriff genommen werden.<br />

Andere Aufgaben, wie z.B. Qualitätssicherung / Qualitätsmanagement,<br />

stellen sich auf mehreren Ebenen und sind dementsprechend abgestuft<br />

auf der lokalen, regionalen und Landesebene, für die operativen Tätigkeiten<br />

und für das strategische Entscheidungshandeln wahrzunehmen.<br />

Auch für die Planung und Koordination der Weiterbildungs-Angebote<br />

wird eine zwischen den beteiligten Netzwerkpartnern abgestimmte, landesweite<br />

Planung erforderlich sein, weil eine einzelne Universität das<br />

komplette Zertifikatsprogramm vermutlich nicht anbieten kann; die Umsetzung<br />

der Programme kann aber nur vor Ort erfolgen und damit in der<br />

Regie der einzelnen Hochschule. Eine Matrix der Aufgaben und der<br />

Verantwortlichkeiten könnte daher wie folgt aussehen:


- 26 -<br />

9 Prorektoren<br />

F + E-<br />

Stelle<br />

Regionalzentren<br />

Lokalstellen<br />

Gesamtsteuerung/wiss. Vernetzung x x<br />

Forschung und Entwicklung<br />

x<br />

Programmplanung + Koordination x x x<br />

Programmumsetzung x x<br />

Qualitätsmanagement x x x<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

x<br />

Multiplikatorenschulung x x<br />

Zertifizierung x x<br />

Marketing /Werbung x x<br />

Alumni-Pflege x x<br />

Dozentengewinnung<br />

x<br />

3. Planung und Durchführung des Programms<br />

Der Programmbeirat hat in der Startphase des <strong>HDZ</strong> eine wichtige Rolle<br />

gespielt, indem er für die Etablierung von Programmstandards Sorge getragen<br />

hat. Er hat insoweit die ihm zugedachte Aufgabe erfüllt. Aus den<br />

Gesprächen haben die Gutachter den Eindruck gewonnen, dass der<br />

Programmbeirat in jüngerer Zeit nicht mehr intensiv auf die Programmgestaltung<br />

einwirken musste. Es ist daher zu fragen, ob er in der bisherigen<br />

Form für die künftige Weiterentwicklung des <strong>HDZ</strong> noch benötigt<br />

wird.<br />

Das gegenwärtige Veranstaltungsangebot ist aus Sicht der Gutachterkommission<br />

als ausreichend anzusehen; evtl. wären zusätzliche einführende<br />

Angebote zur Interessenweckung für Fragen der Hochschuldidaktik<br />

mit größerem Teilnehmerkreis ratsam.<br />

Die Gutachter sehen es als sinnvoll an, für eine systematische Entwicklung<br />

der Lehrqualifikation des baden-württembergischen Hochschulpersonals,<br />

insbesondere für erstmals mit Lehraufgaben betraute Wissenschaftler,<br />

künftig eine hochschuldidaktische Grundqualifikation, wie sie<br />

etwa durch das jetzige Basismodul I vermittelt wird, verpflichtend zu machen.<br />

Es sollte jedoch gewährleistet sein, dass zugleich ausreichend<br />

Kapazität für ein vollständiges Angebot für das BW-Zertifikatsprogramm<br />

vorgehalten wird, damit dieses Markenzeichen der badenwürttembergischen<br />

Universitäten auch künftig gepflegt werden kann.


- 27 -<br />

In diesem Kontext erscheint eine Multiplikatorenausbildung als besonders<br />

zukunftsweisend, um der steigenden Nachfrage gerecht werden zu<br />

können. Eine Multiplikatorenausbildung wäre am besten in Verbindung<br />

mit der vorgeschlagenen W3-Professur bei einer Landeseinrichtung für<br />

hochschuldidaktische Forschung und Entwicklung angesiedelt. Als Multiplikatoren<br />

kommen insbesondere Hochschullehrer und wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter in Lebenszeitstellung in Betracht.<br />

Auch in Zukunft sollte an der Modulkonzeption grundsätzlich festgehalten<br />

werden (auch an der offenen Struktur der Module II und III). Die Modulstruktur<br />

entspricht modernen Prinzipien und ist weiter entwicklungsfähig.<br />

Darüber hinaus könnte geprüft werden, Entwicklungen aufzugreifen,<br />

die einer modernen Lehrportfolio-Betrachtung entsprechen, d.h. bei<br />

denen die Lehrerfahrungen dokumentiert und als schriftliche Arbeit integriert<br />

werden.<br />

In einer künftigen Programmstruktur wären auch Angebote für Fortgeschrittene<br />

und im Zusammenhang mit der Einrichtung einer Professur<br />

für Hochschuldidaktik die Einbindung in Doktorandenprogramme zu<br />

entwickeln. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um eine strukturierte<br />

Forschung und Nachwuchsförderung im Bereich der Hochschuldidaktik<br />

betreiben zu können.<br />

4. Ausstattung und Finanzierung<br />

Es sollte ein ausgewogenes Verhältnis von angebots- und nachfrageorientierten<br />

Programmanteilen angestrebt werden. Für das Grundprogramm<br />

wäre – bei möglicher Modifikation entsprechend dem Umfang<br />

des Lehrangebots – eine personelle Mindestausstattung vorzuhalten, die<br />

je Standort (Lokalstelle) eine halbe Mitarbeiterstelle und eine halbe Verwaltungsstelle<br />

umfasst. Für die Regionalzentren sollte diese Personalausstattung<br />

um jeweils eine weitere halbe Mitarbeiterstelle und eine weitere<br />

halbe Verwaltungsstelle ergänzt werden.<br />

Darüber hinausgehende Ressourcen sollten in Abhängigkeit von der<br />

Nachfrage bereitgestellt und <strong>zum</strong>indest in Teilen über zu erhebende<br />

Gebühren finanziert werden. Die Hochschulen sollten Programmteile finanzieren,<br />

die unter dem Aspekt der Personalentwicklung aus ihrer<br />

Sicht besonders wichtig sind. Die Teilnehmenden sollten ebenfalls einen<br />

Beitrag erbringen, der diejenigen Angebote absichert, die weder aus<br />

Landes- noch aus Hochschulmitteln gedeckt sind. Die Kostenbeiträge


- 28 -<br />

sollten so bemessen sein, dass die durchschnittlichen Durchführungskosten<br />

gedeckt sind. Allerdings sollte zur Sicherstellung einer breiten<br />

Teilnahme beachtet werden, dass die Teilnehmer finanziell nicht überfordert<br />

werden. Im Ergebnis würde die hochschuldidaktische Weiterbildung<br />

auf der Basis einer Mischfinanzierung erfolgen, zu der das Land,<br />

die Hochschulen und die Teilnehmenden jeweils einen Beitrag leisten.<br />

Vorstellbar wäre auch eine Lösung, wonach für die einzelnen Veranstaltungen<br />

Preise (entsprechend der Kosten für die Durchführung) festgelegt<br />

werden, die Entscheidung aber von Fall zu Fall getroffen wird, wer<br />

diesen Preis bezahlt.<br />

Die Personalstellen der Grundausstattung sollten unbefristet besetzt<br />

werden, um eine kontinuierliche und professionelle Tätigkeit zu gewährleisten<br />

und unerwünschter kurzfristiger Fluktuation vorzubeugen. Die<br />

Verstetigung eines Grundbestandes an personellen Ressourcen ist eine<br />

wesentliche Voraussetzung für die Qualität der Programmdurchführung.<br />

Eine gewisse Konsolidierung ist zwar von der Entfristung der Stellen im<br />

Regionalverbund Freiburg und Tübingen zu erwarten, dies wäre jedoch<br />

auch für andere Standorte wünschenswert.<br />

Die sächliche und räumliche Ausstattung muss zeitgemäß und angemessen<br />

sein, was derzeit aber im Allgemeinen gegeben ist, wie dem<br />

Selbstreport und den Gesprächen mit den Mitarbeitenden zu entnehmen<br />

war. Als Voraussetzung für eine reibungslose Aufgabenerfüllung sollten<br />

an jedem Standort Räumlichkeiten mit der für hochschuldidaktische<br />

Veranstaltungen notwendigen Ausstattung, die dort auch fest verbleiben<br />

kann, vorhanden sein.<br />

5. Qualitätsmanagement<br />

Für das Hochschuldidaktische Zentrum sollte ein Qualitätsmanagementmodell<br />

entworfen werden, das einerseits den Zielrichtungen der<br />

Hochschuldidaktik entspricht, andererseits aber auch der internen Qualitätskultur<br />

der einzelnen Universitäten einen Raum gibt.<br />

Auf Landesebene ist die Verantwortung für Qualität bei der Landesrektorenkonferenz<br />

anzusiedeln. In der einzelnen Universität ist das Rektorat<br />

zuständig für die reibungslose Umsetzung des Programms vor Ort und<br />

die Qualität der lokalen Programmorganisation. Für jede Universität wird<br />

ein hochschuldidaktischer Moderator empfohlen, der verantwortlich ist<br />

für die reibungslose Umsetzung von Qualitätsmanagement.


- 29 -<br />

Die Qualität der Programme sollte regelmäßig selbstkritisch erfasst und<br />

dokumentiert werden. Dabei kommt dem Feedback der Teilnehmenden<br />

und dessen Auswertung große Bedeutung zu. Darauf basierende Berichte<br />

können konkret Schwächen und zu lösende Probleme thematisieren,<br />

aber auch good practice und innovative Entwicklungen erkennen<br />

lassen. Aufgrund der Berichte können Leistungs- und Zielvereinbarungen<br />

zwischen den Beteiligten geschlossen werden. Sie können auch<br />

Grundlage der Weiterentwicklung von Standards und Anlass von Publikationen<br />

sein.<br />

Wesentlicher Bestandteil eines systematischen Qualitätsmanagements<br />

ist eine in größeren Abständen (ca. alle 5 Jahre) nach bestimmten Regeln<br />

durchzuführende externe Evaluation, wie sie sich im Hochschulbereich<br />

insgesamt, insbesondere im Zuge der Bologna-Reformen, als europäischer<br />

Standard etabliert hat und heute im Allgemeinen nach den<br />

Regeln der European Association for Quality Assurance in Higher Education<br />

(ENQA) durchgeführt wird.<br />

Von zentraler Bedeutung für ein funktionstüchtiges Qualitätsmanagement<br />

und die zu fordernde Berichtslegung ist eine zentral gepflegte Statistik,<br />

die nach einheitlichen Kriterien die quantitativen Leistungen der im<br />

<strong>HDZ</strong>-Netzwerk auf Landesebene beteiligten Einrichtungen erfasst.<br />

Wenn solche Statistiken zeitnah geführt werden, können sie auch als<br />

Monitoring-Instrument dienen und das Leitungshandeln wesentlich unterstützen.<br />

Die Berichte sind mit den Verantwortlichen in der Hochschulleitung zu<br />

diskutieren und sollen dann gemeinsam im Hochschuldidaktischen Zentrum<br />

analysiert werden. Daraus sind neue Qualitätsstandards der Hochschuldidaktik<br />

zu entwickeln, die sowohl international bei Tagungen vorgestellt<br />

werden als auch Gegenstand von Anregungen aus dem internationalen<br />

Feld sein sollen.<br />

6. Entwicklungsplanung<br />

Die im Selbstreport dargelegte Entwicklungsplanung des <strong>HDZ</strong> enthält<br />

keine ausreichend klaren Zielsetzungen und kaum erkennbare Entwicklungsperspektiven.<br />

Ursächlich hierfür erscheint vor allem, dass eigene<br />

Forschung und Entwicklung bislang nicht betrieben wurde. Wichtig ist<br />

aus Sicht der Gutachterkommission in diesem Zusammenhang, dass die<br />

Planungen sich auf die Stärkung des Kernbereichs – Lehren und Lernen


- 30 -<br />

in universitären Kontext – konzentrieren. Dies schließt ein, die (künftigen)<br />

Hochschullehrer zu befähigen, Schlüsselqualifikationen in der Lehre<br />

mitzuvermitteln. Veranstaltungen <strong>zum</strong> Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />

sollten jedoch auch künftig kein von der Kernaufgabe losgelöster<br />

eigenständiger Aufgabenschwerpunkt des <strong>HDZ</strong> sein.<br />

Verbesserungen im Bereich des Programm-Marketings erscheinen aus<br />

Sicht der Gutachterkommission geboten. Auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

ist es nicht gelungen, Professoren in ausreichendem Maße zu erreichen<br />

und für eine Teilnahme an hochschuldidaktischen Fortbildungsmaßnahmen<br />

zu gewinnen.<br />

Darüber hinaus ist mehr Wert darauf zu legen, das <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>-<br />

Zertifikat stärker nach außen in die deutsche und internationale Hochschullandschaft<br />

zu kommunizieren, mit besonderer Betonung der zunehmenden<br />

Bedeutung des Zertifikats für die Absolventen im internationalen<br />

Wettbewerb. Dies ist auch als wichtige Fördermaßnahme bei der<br />

Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses an Universitäten zu<br />

sehen.<br />

Hochschuldidaktische Qualifizierung ist als Bestandteil der Qualitätssicherung<br />

in der Lehre zu betrachten und sollte hochschulintern auch im<br />

Bereich des Qualitätsmanagements verankert sein. Daher sollten auch<br />

eine systematische Fort- und Weiterbildung der <strong>HDZ</strong>-Mitarbeitenden<br />

ermöglicht und unter dem Aspekt der Qualitätssicherung anerkannt und<br />

unterstützt werden.<br />

Ein Absolventen-Netzwerk, das über ein Internet-Portal gepflegt wird,<br />

könnte dem selbständigen Erfahrungsaustausch zwischen Absolventen<br />

und damit der Bildung eines Expertenforums dienen. Dies kann sowohl<br />

unter dem Aspekt des Einsatzes von Multiplikatoren als auch für die Dozentengewinnung<br />

große Bedeutung erlangen.


- 31 -<br />

C. Empfehlungen<br />

1. Künftige Gesamtstruktur und Landesprogramm<br />

Das <strong>HDZ</strong> sollte sich zu einem auch über die Landesgrenzen hinaus<br />

ausstrahlenden Forschungs-, Entwicklungs- und Dienstleistungszentrum<br />

entwickeln, das professionelles Know How für die Gestaltung von Lehrund<br />

Lernprozessen im Hochschulbereich liefert. Hierfür gibt es in anderen<br />

Ländern (z.B. den Niederlanden, Norwegen, Großbritannien) geeignete<br />

Vorbilder. Daraus könnte eine neue Gesamtstruktur geformt werden,<br />

in der zentrale (landesweite), regionale und lokale Strukturen verbunden<br />

sind und die insoweit an den Strukturen des bisherigen <strong>HDZ</strong> anknüpfend<br />

die Grundlage für die Weiterentwicklung des <strong>HDZ</strong> BW legen<br />

kann.<br />

Im Zuge der allgemeinen Deregulierung im Hochschulbereich, das heißt,<br />

der möglichst weitgehenden Rückverlagerung von Verantwortung in die<br />

Hochschulen, ist es konsequent, dies auch für die Aufgaben in der<br />

Hochschuldidaktik vorzusehen. Hochschuldidaktik ist als Bestandteil der<br />

Qualitätssicherung in der Lehre zu betrachten und dem Zuständigkeitsbereich<br />

der Hochschulleitungen zuzuordnen.<br />

Die Gutachterkommission empfiehlt für die Weiterentwicklung der Hochschuldidaktik<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> im Allgemeinen und für das <strong>HDZ</strong> im<br />

Besonderen folgende Organisationsstruktur:<br />

Das <strong>HDZ</strong> sollte aus den beiden organisatorischen Strängen „Dienstleistung“<br />

und „Forschung und Entwicklung “ (F+E) bestehen, die miteinander<br />

vernetzt sind. Der Dienstleistungsbereich sollte auf lokaler Ebene<br />

der jeweiligen Hochschulleitung direkt unterstellt sein. Die enge Anbindung<br />

an die jeweilige Hochschulleitung empfiehlt sich, um den Lokalstellen<br />

hochschulintern die erforderliche Unterstützung zu gewähren und<br />

zugleich die Verantwortung der Hochschulleitung für die Qualifizierung<br />

des jeweils eigenen Personals in einer für Universitäten so zentralen<br />

Aufgabe wie der Lehre deutlich hervorzuheben.<br />

Für das <strong>HDZ</strong> insgesamt, d.h. die Gesamtorganisation im Land <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, sollte die strategische Verantwortung bei einer „Steuerungsgruppe<br />

der Prorektoren“ liegen. Diese Lösung bringt die Gesamtverantwortung<br />

der Universitäten <strong>zum</strong> Ausdruck und stellt sicher, dass


- 32 -<br />

die Bedarfe der Universitäten im Programm des <strong>HDZ</strong> ausreichend Berücksichtigung<br />

finden.<br />

Zugleich sollte der Dienstleistungsbereich des <strong>HDZ</strong> für die operative Leitung<br />

eine eigene Geschäftsführung erhalten, die gegenüber der Steuerungsgruppe<br />

der Prorektoren rechenschaftspflichtig ist. Diese Aufgabe<br />

wird von den zwei bzw. drei Regionalzentren wahrgenommen, die ihrerseits<br />

in der Programmumsetzung mit den Lokalstellen zusammenarbeiten<br />

(vgl. Kap. B 2).<br />

Parallel <strong>zum</strong> „Dienstleistungsstrang“ sollte eine F+E-Stelle eingerichtet<br />

werden, die mit einer W3-Stelle sowie erforderlichen Personalstellen und<br />

Sachmitteln ausgestattet ist. Diese Einrichtung übernimmt vorrangig<br />

Forschungs- und Entwicklungsaufgaben im Praxisfeld des <strong>HDZ</strong>.<br />

Der Stelleninhaber der W 3-Professur sollte ferner zusammen mit drei<br />

weiteren externen Sachverständigen, von denen einer aus dem Ausland<br />

kommen sollte, einen wissenschaftlichen Beirat des <strong>HDZ</strong> bilden, der<br />

insbesondere die „Steuerungsgruppe der Prorektoren“ fachlich berät.<br />

Weitere Aufgaben der F+E-Stelle wären unter anderem die Weiterbildung<br />

des <strong>HDZ</strong>-Personals und Pflege internationaler wissenschaftlicher<br />

Kontakte. Durch Einbindung in Weiterbildung und Multiplikatorenschulung<br />

würde die F+E-Stelle unmittelbar zur Implementierung neu gewonnener<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der einschlägigen Lehr-<br />

Lernforschung in den Dienstleistungsbereich auf lokaler und regionaler<br />

Ebene beitragen können und die Einhaltung fachlicher Qualitätsstandards<br />

unterstützen.<br />

Die Gutachterkommission ist nach ausführlicher Beratung zu dem Ergebnis<br />

gekommen, dass im Hinblick auf die nicht nur lokal begrenzt zu<br />

erbringenden Steuerungs- und Koordinationsleistungen die Organisationsstruktur<br />

sowohl mit zwei als auch mit drei Regionalzentren funktionsfähig<br />

ist. Wichtiger als die Zahl der Regionalstellen ist, dass alle Landesuniversitäten<br />

in dem Verbund zusammenwirken. Nachdem die Lokalstellen<br />

Mannheim und Heidelberg den beiden verbliebenen Regionalverbünden<br />

beigetreten sind, erübrigt sich an dieser Stelle eine dahingehende<br />

Empfehlung.<br />

Die vorgeschlagene Organisationsstruktur ist in Schaubild 2 dargestellt.


- 33 -<br />

Schaubild 2<br />

Künftige <strong>HDZ</strong>-Organisation<br />

landesweit<br />

regional<br />

Steuerung Prorektoren<br />

Dienstleistung<br />

Wissensch. Beirat<br />

Forschung &<br />

Entwicklung<br />

(W3-Professur)<br />

lokal<br />

Universitätsleitung<br />

Zur Verankerung der hochschuldidaktischen Dienstleistungen und Weiterentwicklung<br />

der Hochschuldidaktik in den Universitäten bedarf es<br />

nach Auffassung der Gutachter einer wissenschaftlichen Abstützung<br />

durch Forschung. Dem Land wird empfohlen, ein Programm „Hochschuldidaktische<br />

Forschung und Entwicklung (HDF&E)“ aufzulegen, das<br />

im Wettbewerb zwischen den Landesuniversitäten vergeben wird und<br />

als wissenschaftliche Einrichtung des <strong>HDZ</strong> betrieben werden kann. Aus<br />

ihr wird die oben genannte F+E-Stelle des <strong>HDZ</strong> gebildet. Für diesen<br />

Zweck sollte aus Programm-Mitteln des Landes eine W3-Stelle (mit<br />

Sachmitteln) die in Verbindung mit den an der erfolgreich einwerbenden<br />

Universität vorhandenen fachspezifischen Strukturen steht (z.B. in der<br />

Psychologie oder Pädagogik) und zusätzlich aktiv die Einwerbung von<br />

Drittmitteln betreiben sollte, bereitgestellt werden. Damit kann die erforderliche<br />

„kritische Masse“ für Forschung und Entwicklung im Bereich der<br />

Hochschuldidaktik aufgebaut werden. Hier kann auch die Einbindung<br />

der Nachwuchsförderung auf dem Gebiet der Hochschuldidaktik, etwa<br />

durch mit verwandten Fächern gemeinsam betriebene Doktoranden-<br />

Programme, erfolgen.


- 34 -<br />

2. Programmentwicklung: Konzentration auf den Kernauftrag<br />

Das <strong>HDZ</strong> sollte sich weiterhin auf seinen Kernauftrag konzentrieren,<br />

hochschuldidaktische Qualifizierung für das Personal in den Hochschulen<br />

anzubieten. Besonders betonen die Gutachter daher, dass im Mittelpunkt<br />

des <strong>HDZ</strong>-Angebots hochschulspezifische Lehr-Lern-Prozesse<br />

stehen. Erst wenn bei ausreichender Erfüllung des Grundauftrages noch<br />

freie Kapazitäten zur Verfügung stehen sollten, können weitere Aufgaben<br />

in Angriff genommen werden.<br />

Im Sinne einer systematischen Personalentwicklung sollte für wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter und für Juniorprofessoren bzw. neu berufene Professoren<br />

ohne Nachweis einer hochschuldidaktischen Qualifikation die<br />

Teilnahme an den beiden Workshops von Modul I oder einem vergleichbaren<br />

Programm sukzessive eingeführt werden.<br />

Die Gutachterkommission empfiehlt, die Programmangebote von <strong>HDZ</strong><br />

und der Medizindidaktik soweit wie möglich zu verbinden und miteinander<br />

abzustimmen. Zumindest auf der lokalen Ebene sollte eine Verzahnung<br />

und gegenseitige Anrechnung der Veranstaltungen angestrebt<br />

werden, um Synergien zu erzeugen und nutzbar zu machen.<br />

3. Finanzierung und Ausstattung<br />

Die Finanzierung des Gesamtsystems Hochschuldidaktik (Forschungs-,<br />

Entwicklungs- und Dienstleistungen) des <strong>HDZ</strong> sollte auf der Basis von<br />

„matching funds“ erfolgen, d.h. einer Mischfinanzierung aus<br />

a) Mitteln für die Grundausstattung, die für Forschung und Entwicklung<br />

dauerhaft vom Land bereitgestellt, für die Dienstleistungsfunktion<br />

hingegen von den Universitäten aufgebracht werden,<br />

b) ergänzenden Drittmitteln für Forschung und Entwicklung, die von der<br />

wissenschaftlichen Einrichtung (F+E-Stelle) eingeworben werden<br />

und<br />

c) einem von den Teilnehmenden zu tragendem Kostenanteil für die<br />

Veranstaltungen in Form von Gebühren.<br />

Bei der Festlegung von Gebühren könnte unterschieden werden zwischen<br />

a) Veranstaltungen, die dem Erwerb von Grundqualifikationen


- 35 -<br />

dienen (im wesentlichen Modul I) und für die gegebenenfalls wie bisher<br />

nur Kostenbeiträge erhoben werden, und b) weiterqualifizierenden Veranstaltungen,<br />

insbesondere wenn sie Coaching oder Einzelberatung<br />

umfassen, für die in jedem Fall eine angemessene Teilnahmegebühr erhoben<br />

werden sollte. Dafür könnte aber auch die entsendende Hochschule<br />

im Rahmen ihrer eigenen Personalentwicklung aufkommen.<br />

Obwohl die Ausstattung insgesamt als gut und teilweise sehr gut zu beurteilen<br />

ist, sollten an allen Universitäten Räumlichkeiten mit einer für<br />

hochschuldidaktische Qualifizierungsmaßnahmen erforderliche Ausstattung<br />

zur Verfügung stehen. Die Ausstattung sollte sich an den für best<br />

practice erforderlichen Standards orientieren.<br />

4. Qualitätssicherung<br />

Es wird dringend empfohlen, für alle neun Lokalstellen und für das <strong>HDZ</strong><br />

insgesamt eine einheitliche jährliche Berichtslegung vorzugeben, die<br />

auch die Teilnehmer (in Köpfen) ausweist. Dies ist erforderlich, damit eine<br />

Beurteilung der Effizienz der Einrichtungen möglich ist. Für weitere<br />

Hinweise <strong>zum</strong> Qualitätsmanagement wird auf Kapitel B 5 verwiesen.<br />

Um eine zeitnahe Selbststeuerung des <strong>HDZ</strong> zu ermöglichen, sollte ein<br />

auf bestimmte Kennziffern sowie qualitative Merkmale bezogenes Monitoring<br />

eingeführt werden (z.B.: Anzahl der BW-Zertifikate im Verhältnis<br />

zu den Gesamtteilnehmern, Zahl und Typ der gewählten Module, absolute<br />

Zahl der Gesamtteilnehmer pro Jahr, Anteil der wegen Teilnehmermangels<br />

ausgefallenen Workshops, Gewinnung von Multiplikatoren,<br />

Veränderungen in der Zahl der Dozenten u.ä.), mit denen „Erfolg“ einer<br />

Einrichtung wie dem <strong>HDZ</strong> möglichst direkt ausgedrückt werden kann.<br />

Die gewählten Beobachtungsmerkmale sollten nicht zu zahlreich und<br />

einfach zu ermitteln sein.<br />

Eine regelmäßige externe Evaluation der Tätigkeit des <strong>HDZ</strong> sollte etwa<br />

alle fünf Jahre erfolgen und sich an den von der European Association<br />

for Quality Assurance in Higher Education (ENQA) vorgegebenen Verfahrensstandards<br />

orientieren. Hierzu ist auch ein Selbstevaluierungsbericht<br />

der Regionalstellen (für den Dienstleistungs- und Lehrbereich) sowie<br />

der W 3-Professur (für den Forschungs- und Entwicklungsbereich)<br />

vorzulegen.

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