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Das Magazin 03/10 - Mwk-koeln.de

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23<br />

Sorgfältige<br />

Sorglosigkeit<br />

Bekanntes und Unbekanntes aus <strong>de</strong>m<br />

Reich <strong>de</strong>r meisterhaften Unterhaltung<br />

Pierre Boulez<br />

Paavo Järvi<br />

Vladimir Jurowski<br />

Die Geiger Michael Barenboim und Lorenza<br />

Borrani, <strong>de</strong>r Schweizer Bratschist Antoine<br />

Tamestit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r britische Dirigent Robin<br />

Ticciati, frisch gekürter Leiter <strong>de</strong>s Scottish<br />

Chamber Orchestra, stehen trotz beachtlicher<br />

Meriten noch am Anfang ihrer vielversprechen<strong>de</strong>n<br />

Karriere.<br />

<strong>Das</strong> Chamber Orchestra of Europe und das<br />

Mahler Chamber Orchestra, in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren bereits feste Größen im Kölner<br />

Klassiker!-Zyklus, sind zwei Ensembles, die<br />

von Mitglie<strong>de</strong>rn renommierter Jugendorchester<br />

hervorgingen und binnen weniger<br />

Jahre mit klugen, mitreißen<strong>de</strong>n Aufführungen<br />

die internationale Konzertszene eroberten.<br />

Auch die Deutsche Kammerphilharmonie<br />

Bremen, die unter ihrem Dirigenten Paavo<br />

Järvi gera<strong>de</strong> mit einer Reihe von Beethoven-<br />

Einspielungen für Furore sorgt, hat sich erst<br />

Anfang <strong>de</strong>r 1980er Jahre auf Initiative von<br />

Musikstu<strong>de</strong>nten formiert.<br />

Aber natürlich ist jugendlicher Elan in <strong>de</strong>r<br />

Musik keinesfalls eine Altersfrage, wie <strong>de</strong>r<br />

1946 geborene britische Dirigent und umtriebige<br />

Spezialist für Alte Musik Trevor David<br />

Pinnock unter Beweis stellt. Auch <strong>de</strong>r noch<br />

nicht 40-jährige Vladimir Jurowski darf als arriviert<br />

gelten, in Routine erstarren wird er <strong>de</strong>shalb<br />

noch lange nicht. Als Chef <strong>de</strong>s London<br />

Philharmonic Orchestra hat <strong>de</strong>r Russe erst<br />

kürzlich nach Ansicht eines Kritikers einen<br />

Strawinsky dirigiert, <strong>de</strong>r wirkte, als habe man<br />

je<strong>de</strong> einzelne <strong>de</strong>r doch eigentlich sattsam<br />

bekannten Noten zum ersten Mal gehört.<br />

Mit Pierre Boulez und Pierre-Laurent Aimard<br />

sind auch zwei veritable Klassiker <strong>de</strong>r Avantgar<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r fünfteiligen Konzertreihe vertreten.<br />

Zwei Musikerpersönlichkeiten, die lange<br />

allein für unbedingten, ungeduldigen Fortschrittswillen<br />

stan<strong>de</strong>n, die es aber tatsächlich<br />

nie an einer intensiven Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n Werken <strong>de</strong>r Klassik und Romantik haben<br />

fehlen lassen. Bei<strong>de</strong>r unter Kollegen und<br />

Kritikern einhellig bewun<strong>de</strong>rte Meisterschaft<br />

war nie auf schmalspuriges Expertenwissen<br />

gestützt. Ihr Zugriff auf die Gegenwart erfolgte<br />

vielmehr stets aus einem integralen<br />

Verständnis <strong>de</strong>r Tradition, was bei<strong>de</strong> auch<br />

im so genannten Standardrepertoire immer<br />

wie<strong>de</strong>r zu atemberauben<strong>de</strong>n musikalischen<br />

Einsichten befähigt.<br />

Mozart, Beethoven, Schumann o<strong>de</strong>r Chopin,<br />

ein aufregend neues, ein klassisches Programm.<br />

Manfred Müller<br />

César Guitérrez<br />

Konzerttermine<br />

21.09.20<strong>10</strong> Dienstag 20:00<br />

„Zigeunerliebe“ –<br />

Werke von Johann Strauß, Antonín Dvořák, Emmerich Kálmán,<br />

Franz Lehár, Pablo <strong>de</strong> Sarasate und Robert Stolz<br />

KölnMusik<br />

13.11.20<strong>10</strong> Samstag 20:00<br />

Johann Strauß<br />

„Die Fle<strong>de</strong>rmaus“ Operette in drei Akten. Libretto von Richard Genée<br />

nach Karl Haffners Bearbeitung <strong>de</strong>r Komödie „Le Réveillon“<br />

von Henri Meilhac und Ludovic Halévy<br />

Konzertante Aufführung<br />

West<strong>de</strong>utscher Rundfunk<br />

20%<br />

06.01.2011 Donnerstag 20:00<br />

Johann Strauß<br />

„Prinz Methusalem“ Komische Operette in drei Akten.<br />

Libretto von Carl Treumann<br />

Konzertante Aufführung<br />

KölnMusik<br />

26.04.2011 Dienstag 20:00<br />

Gaetano Donizetti<br />

„Viva la Mamma!“ Le convenienze e le inconvenienze teatrali<br />

(Die Sitten und Unsitten <strong>de</strong>r Leute vom Theater) Farce in einem Akt.<br />

Libretto von Domenico Gilardoni<br />

Konzertante Aufführung<br />

KölnMusik<br />

25.06.2011 Samstag 20:00<br />

Eduard Künneke<br />

„Glückliche Reise“ op. 29. Operette in drei Akten.<br />

Libretto von Max Bertuch und Kurt Schwabach<br />

Konzertante Aufführung<br />

West<strong>de</strong>utscher Rundfunk<br />

€ 60,– 80,– <strong>10</strong>5,– 135,– 160,–<br />

<strong>10</strong>5,– Chorempore (Z)<br />

„Operette und ...“<br />

Die so genannte „leichte Muse“ ist ein schweres Unterfangen. Es erfor<strong>de</strong>rt<br />

große Anstrengung, <strong>de</strong>n Anschein von Leichtigkeit zu erwecken.<br />

Und nichts darf das Publikum von diesen Mühen merken, <strong>de</strong>nn nur so<br />

wird es auf hohem Niveau unterhalten. Die erfolgreiche Reihe „Operette<br />

und …“ will diesem Anspruch weiterhin gerecht wer<strong>de</strong>n und präsentiert<br />

erneut eine attraktive Auswahl aus dieser Königsdisziplin <strong>de</strong>r musikalischen<br />

Vergnügung.<br />

Wenn auch <strong>de</strong>r Walzerkönig Johann Strauß (Sohn) nie wirklich zum Operettenkönig<br />

aufstieg, kann <strong>de</strong>nnoch seine „Fle<strong>de</strong>rmaus“ als die Königin<br />

<strong>de</strong>r Operette bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Dieses unsterbliche Meisterwerk voll<br />

sprühen<strong>de</strong>r Champagnerlaune wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb zum Inbegriff gehobenen<br />

Zeitvertreibs, weil es walzerselig und mit einem unwi<strong>de</strong>rstehlichen<br />

Lächeln die Verlogenheit <strong>de</strong>s Großbürgertums vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>s gewaltigen Börsenkrachs <strong>de</strong>s Jahres 1873 vorführt. Am Ran<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Abgrunds wur<strong>de</strong> immer schon am schwungvollsten getanzt, und<br />

<strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r „Fle<strong>de</strong>rmaus“ ist bis zum heutigen Tag ungebrochen. Doch<br />

ließ sich <strong>de</strong>r „Fle<strong>de</strong>rmaus“-Coup – obwohl <strong>de</strong>r durchaus produktive Musikdramatiker<br />

Strauß noch weitere 13 Operetten komponierte – nicht so<br />

leicht wie<strong>de</strong>rholen. Oft lag es an <strong>de</strong>n mangelhaften Textbüchern, dass<br />

diesen Werken kein allzu langes Bühnenleben beschie<strong>de</strong>n war. <strong>Das</strong> ist<br />

insofern bedauerlich, als dadurch zahlreiche musikalische Perlen verloren<br />

zu gehen drohen, die – wie im Falle <strong>de</strong>r Kleinstaatensatire „Prinz Methusalem“<br />

– eine höchst lohnen<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung darstellen. „Der<br />

Zigeunerbaron“ hingegen erfreut sich beständig großer Beliebtheit. Die<br />

romantische Exotik <strong>de</strong>s fahren<strong>de</strong>n Volkes, <strong>de</strong>ssen Bühnenklischee freilich<br />

nicht viel mit <strong>de</strong>m tatsächlichen Schicksal <strong>de</strong>r Roma und Sinti gemeinsam<br />

hat, inspirierte auch weiterhin große Operettenkomponisten wie<br />

Emmerich Kálmán o<strong>de</strong>r Franz Lehár. „Zigeunerliebe“ nennt sich folglich<br />

jenes Programm, das aus <strong>de</strong>n schönsten und mitreißendsten Melodien<br />

jenes Sujets zusammengestellt ist. <strong>Das</strong>s darunter auch Werke von Antonín<br />

Dvořák zu fin<strong>de</strong>n sind, unterstreicht einmal mehr, dass auch so genannte<br />

Unterhaltungskomponisten wie Strauß o<strong>de</strong>r Lehár ausdrücklich<br />

in die Reihe <strong>de</strong>r großen musikalischen Meister zu stellen sind.<br />

Die Entwicklung <strong>de</strong>r Operette war auch im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt von ungeheurer<br />

Vielfalt gekennzeichnet. Einer ihrer originellsten Exponenten war<br />

Eduard Künneke, <strong>de</strong>ssen Werke über <strong>de</strong>n „Vetter aus Dingsda“ hinaus in<br />

jüngster Zeit immer wie<strong>de</strong>r ihren Weg auf die Bühne fin<strong>de</strong>n. So war nach<br />

„Lady Hamilton“ zuletzt „Die Ehe im Kreise“ an <strong>de</strong>r Oper Köln mit <strong>de</strong>m<br />

WDR Rundfunkorchester Köln zu erleben, das sich nun mit Künnekes<br />

„Glücklicher Reise“ <strong>de</strong>r großen Sehnsucht <strong>de</strong>r Gol<strong>de</strong>nen Zwanziger widmet.<br />

Als beson<strong>de</strong>re musikalische Delikatesse führt die Reise von „Operette<br />

und …“ schließlich zu <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r ebenso charmanten wie<br />

witzigen italienischen Spieloper: Gaetano Donizettis „Viva la Mamma!“ ist<br />

eine <strong>de</strong>r geistreichsten und vergnüglichsten Backstage-Komödien, die<br />

jemals für die Opernbühne komponiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Oliver Bin<strong>de</strong>r

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