Das Magazin 03/10 - Mwk-koeln.de
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Sorgfältige<br />
Sorglosigkeit<br />
Bekanntes und Unbekanntes aus <strong>de</strong>m<br />
Reich <strong>de</strong>r meisterhaften Unterhaltung<br />
Pierre Boulez<br />
Paavo Järvi<br />
Vladimir Jurowski<br />
Die Geiger Michael Barenboim und Lorenza<br />
Borrani, <strong>de</strong>r Schweizer Bratschist Antoine<br />
Tamestit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r britische Dirigent Robin<br />
Ticciati, frisch gekürter Leiter <strong>de</strong>s Scottish<br />
Chamber Orchestra, stehen trotz beachtlicher<br />
Meriten noch am Anfang ihrer vielversprechen<strong>de</strong>n<br />
Karriere.<br />
<strong>Das</strong> Chamber Orchestra of Europe und das<br />
Mahler Chamber Orchestra, in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren bereits feste Größen im Kölner<br />
Klassiker!-Zyklus, sind zwei Ensembles, die<br />
von Mitglie<strong>de</strong>rn renommierter Jugendorchester<br />
hervorgingen und binnen weniger<br />
Jahre mit klugen, mitreißen<strong>de</strong>n Aufführungen<br />
die internationale Konzertszene eroberten.<br />
Auch die Deutsche Kammerphilharmonie<br />
Bremen, die unter ihrem Dirigenten Paavo<br />
Järvi gera<strong>de</strong> mit einer Reihe von Beethoven-<br />
Einspielungen für Furore sorgt, hat sich erst<br />
Anfang <strong>de</strong>r 1980er Jahre auf Initiative von<br />
Musikstu<strong>de</strong>nten formiert.<br />
Aber natürlich ist jugendlicher Elan in <strong>de</strong>r<br />
Musik keinesfalls eine Altersfrage, wie <strong>de</strong>r<br />
1946 geborene britische Dirigent und umtriebige<br />
Spezialist für Alte Musik Trevor David<br />
Pinnock unter Beweis stellt. Auch <strong>de</strong>r noch<br />
nicht 40-jährige Vladimir Jurowski darf als arriviert<br />
gelten, in Routine erstarren wird er <strong>de</strong>shalb<br />
noch lange nicht. Als Chef <strong>de</strong>s London<br />
Philharmonic Orchestra hat <strong>de</strong>r Russe erst<br />
kürzlich nach Ansicht eines Kritikers einen<br />
Strawinsky dirigiert, <strong>de</strong>r wirkte, als habe man<br />
je<strong>de</strong> einzelne <strong>de</strong>r doch eigentlich sattsam<br />
bekannten Noten zum ersten Mal gehört.<br />
Mit Pierre Boulez und Pierre-Laurent Aimard<br />
sind auch zwei veritable Klassiker <strong>de</strong>r Avantgar<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r fünfteiligen Konzertreihe vertreten.<br />
Zwei Musikerpersönlichkeiten, die lange<br />
allein für unbedingten, ungeduldigen Fortschrittswillen<br />
stan<strong>de</strong>n, die es aber tatsächlich<br />
nie an einer intensiven Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>n Werken <strong>de</strong>r Klassik und Romantik haben<br />
fehlen lassen. Bei<strong>de</strong>r unter Kollegen und<br />
Kritikern einhellig bewun<strong>de</strong>rte Meisterschaft<br />
war nie auf schmalspuriges Expertenwissen<br />
gestützt. Ihr Zugriff auf die Gegenwart erfolgte<br />
vielmehr stets aus einem integralen<br />
Verständnis <strong>de</strong>r Tradition, was bei<strong>de</strong> auch<br />
im so genannten Standardrepertoire immer<br />
wie<strong>de</strong>r zu atemberauben<strong>de</strong>n musikalischen<br />
Einsichten befähigt.<br />
Mozart, Beethoven, Schumann o<strong>de</strong>r Chopin,<br />
ein aufregend neues, ein klassisches Programm.<br />
Manfred Müller<br />
César Guitérrez<br />
Konzerttermine<br />
21.09.20<strong>10</strong> Dienstag 20:00<br />
„Zigeunerliebe“ –<br />
Werke von Johann Strauß, Antonín Dvořák, Emmerich Kálmán,<br />
Franz Lehár, Pablo <strong>de</strong> Sarasate und Robert Stolz<br />
KölnMusik<br />
13.11.20<strong>10</strong> Samstag 20:00<br />
Johann Strauß<br />
„Die Fle<strong>de</strong>rmaus“ Operette in drei Akten. Libretto von Richard Genée<br />
nach Karl Haffners Bearbeitung <strong>de</strong>r Komödie „Le Réveillon“<br />
von Henri Meilhac und Ludovic Halévy<br />
Konzertante Aufführung<br />
West<strong>de</strong>utscher Rundfunk<br />
20%<br />
06.01.2011 Donnerstag 20:00<br />
Johann Strauß<br />
„Prinz Methusalem“ Komische Operette in drei Akten.<br />
Libretto von Carl Treumann<br />
Konzertante Aufführung<br />
KölnMusik<br />
26.04.2011 Dienstag 20:00<br />
Gaetano Donizetti<br />
„Viva la Mamma!“ Le convenienze e le inconvenienze teatrali<br />
(Die Sitten und Unsitten <strong>de</strong>r Leute vom Theater) Farce in einem Akt.<br />
Libretto von Domenico Gilardoni<br />
Konzertante Aufführung<br />
KölnMusik<br />
25.06.2011 Samstag 20:00<br />
Eduard Künneke<br />
„Glückliche Reise“ op. 29. Operette in drei Akten.<br />
Libretto von Max Bertuch und Kurt Schwabach<br />
Konzertante Aufführung<br />
West<strong>de</strong>utscher Rundfunk<br />
€ 60,– 80,– <strong>10</strong>5,– 135,– 160,–<br />
<strong>10</strong>5,– Chorempore (Z)<br />
„Operette und ...“<br />
Die so genannte „leichte Muse“ ist ein schweres Unterfangen. Es erfor<strong>de</strong>rt<br />
große Anstrengung, <strong>de</strong>n Anschein von Leichtigkeit zu erwecken.<br />
Und nichts darf das Publikum von diesen Mühen merken, <strong>de</strong>nn nur so<br />
wird es auf hohem Niveau unterhalten. Die erfolgreiche Reihe „Operette<br />
und …“ will diesem Anspruch weiterhin gerecht wer<strong>de</strong>n und präsentiert<br />
erneut eine attraktive Auswahl aus dieser Königsdisziplin <strong>de</strong>r musikalischen<br />
Vergnügung.<br />
Wenn auch <strong>de</strong>r Walzerkönig Johann Strauß (Sohn) nie wirklich zum Operettenkönig<br />
aufstieg, kann <strong>de</strong>nnoch seine „Fle<strong>de</strong>rmaus“ als die Königin<br />
<strong>de</strong>r Operette bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Dieses unsterbliche Meisterwerk voll<br />
sprühen<strong>de</strong>r Champagnerlaune wur<strong>de</strong> gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb zum Inbegriff gehobenen<br />
Zeitvertreibs, weil es walzerselig und mit einem unwi<strong>de</strong>rstehlichen<br />
Lächeln die Verlogenheit <strong>de</strong>s Großbürgertums vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>s gewaltigen Börsenkrachs <strong>de</strong>s Jahres 1873 vorführt. Am Ran<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Abgrunds wur<strong>de</strong> immer schon am schwungvollsten getanzt, und<br />
<strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r „Fle<strong>de</strong>rmaus“ ist bis zum heutigen Tag ungebrochen. Doch<br />
ließ sich <strong>de</strong>r „Fle<strong>de</strong>rmaus“-Coup – obwohl <strong>de</strong>r durchaus produktive Musikdramatiker<br />
Strauß noch weitere 13 Operetten komponierte – nicht so<br />
leicht wie<strong>de</strong>rholen. Oft lag es an <strong>de</strong>n mangelhaften Textbüchern, dass<br />
diesen Werken kein allzu langes Bühnenleben beschie<strong>de</strong>n war. <strong>Das</strong> ist<br />
insofern bedauerlich, als dadurch zahlreiche musikalische Perlen verloren<br />
zu gehen drohen, die – wie im Falle <strong>de</strong>r Kleinstaatensatire „Prinz Methusalem“<br />
– eine höchst lohnen<strong>de</strong> Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung darstellen. „Der<br />
Zigeunerbaron“ hingegen erfreut sich beständig großer Beliebtheit. Die<br />
romantische Exotik <strong>de</strong>s fahren<strong>de</strong>n Volkes, <strong>de</strong>ssen Bühnenklischee freilich<br />
nicht viel mit <strong>de</strong>m tatsächlichen Schicksal <strong>de</strong>r Roma und Sinti gemeinsam<br />
hat, inspirierte auch weiterhin große Operettenkomponisten wie<br />
Emmerich Kálmán o<strong>de</strong>r Franz Lehár. „Zigeunerliebe“ nennt sich folglich<br />
jenes Programm, das aus <strong>de</strong>n schönsten und mitreißendsten Melodien<br />
jenes Sujets zusammengestellt ist. <strong>Das</strong>s darunter auch Werke von Antonín<br />
Dvořák zu fin<strong>de</strong>n sind, unterstreicht einmal mehr, dass auch so genannte<br />
Unterhaltungskomponisten wie Strauß o<strong>de</strong>r Lehár ausdrücklich<br />
in die Reihe <strong>de</strong>r großen musikalischen Meister zu stellen sind.<br />
Die Entwicklung <strong>de</strong>r Operette war auch im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt von ungeheurer<br />
Vielfalt gekennzeichnet. Einer ihrer originellsten Exponenten war<br />
Eduard Künneke, <strong>de</strong>ssen Werke über <strong>de</strong>n „Vetter aus Dingsda“ hinaus in<br />
jüngster Zeit immer wie<strong>de</strong>r ihren Weg auf die Bühne fin<strong>de</strong>n. So war nach<br />
„Lady Hamilton“ zuletzt „Die Ehe im Kreise“ an <strong>de</strong>r Oper Köln mit <strong>de</strong>m<br />
WDR Rundfunkorchester Köln zu erleben, das sich nun mit Künnekes<br />
„Glücklicher Reise“ <strong>de</strong>r großen Sehnsucht <strong>de</strong>r Gol<strong>de</strong>nen Zwanziger widmet.<br />
Als beson<strong>de</strong>re musikalische Delikatesse führt die Reise von „Operette<br />
und …“ schließlich zu <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r ebenso charmanten wie<br />
witzigen italienischen Spieloper: Gaetano Donizettis „Viva la Mamma!“ ist<br />
eine <strong>de</strong>r geistreichsten und vergnüglichsten Backstage-Komödien, die<br />
jemals für die Opernbühne komponiert wur<strong>de</strong>n.<br />
Oliver Bin<strong>de</strong>r