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„Ein echter Wertewandel“ Mehr Züge Neuss–Wien - Verkehr

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A-1110 WIEN, LEBERSTRASSE 122 · TEL. 740 95-0 · ERSCHEINUNGSORT WIEN · VERLAGSPOSTAMT 1110 WIEN · ISSN 0254-5314 · P.b.b. · 02Z031025W<br />

67. Jahrgang<br />

<strong>Verkehr</strong><br />

INT. WOCHENZEITUNG FÜR TRANSPORT, LOGISTIK, WIRTSCHAFT<br />

27. BVL LOGISTIK-DIALOG<br />

17.-18.3.2011, Pyramide/Vösendorf<br />

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EU-MARKTBAROMETER<br />

EU EU<br />

53<br />

AKTUELL<br />

Lehrlings-<br />

Offensive<br />

Der Fachverband der Spediteure will<br />

seine Lehrberufe bekannter machen<br />

47<br />

Fracht in % Laderaum in %<br />

Werte: von 02.03. bis 08.03.2011<br />

Ein Kommentar zu diesen Zahlen<br />

fällt schwer. Ist doch seit Jahresbeginn<br />

fast wöchentlich zu vermelden,<br />

dass eine Ausgewogenheit<br />

den Spotmarkt beherrscht.<br />

Dennoch könnte sich das Barometer<br />

schon in wenigen Tagen<br />

von einer anderen Seite zeigen,<br />

wenn die Bahnstreiks in Bulgarien<br />

und Deutschland Verlagerungen<br />

nötig machen.<br />

Die Österreich-Daten auf Seite 8.<br />

Schwierige Firmenübergabe<br />

Jedes Jahr stehen in Österreich<br />

laut einer Studie der WKÖ durchschnittlich<br />

6.000 Firmen vor der<br />

Herausforderung einer Unternehmensübergabe.Unternehmensberater<br />

betonen die Wichtigkeit einer<br />

professionellen Begleitung.<br />

SEITE 2<br />

GRÜNBUCH LOGISTIK<br />

Die Präsentation des „Grünbuchs<br />

der nachhaltigen Logistik“<br />

war eine der ersten Amtshandlungen<br />

in seiner neuen Funktion:<br />

Seit der Mitgliederversammlung<br />

am 3. März ist Roman Stiftner<br />

neuer Geschäftsführender Präsident<br />

der BVL – Bundesvereinigung<br />

Logistik Österreich. Er<br />

folgt in dieser Funktion Christian<br />

Skaret, der die operativen<br />

Agenden in der BVL abgibt, dem<br />

Verein aber als Ehrenpräsident<br />

beratend zur Seite stehen wird.<br />

Die Wahl Roman Stiftners, im<br />

Brotberuf Geschäftsführer der<br />

WKO-Fachverbände Bergbau-<br />

Stahl und NE-Metallindustrie,<br />

erfolgte einstimmig.<br />

„Die BVL gibt es jetzt seit mehr<br />

als 25 Jahren“, sagt Roman<br />

Stiftner, „und diese Tradition<br />

verpflichtet uns nicht zuletzt dazu,<br />

immer wieder den eigenen<br />

Standort zu hinterfragen und zu<br />

definieren.“ Die Schwerpunkte<br />

der BVL sind dabei grundsätzlich<br />

die gleichen geblieben –<br />

strukturiert als Netzwerk von<br />

Competence Centern, betreibt<br />

die BVL Know-how-Transfer<br />

und -Austausch, die Förderung<br />

www.verkehr.co.at 11. März 2011 | Nr. 10<br />

RCA wird bei<br />

Reformen konkret<br />

Der internationale Kurs bleibt, jetzt<br />

werden die internen Kosten analysiert<br />

von Aus- und Weiterbildung, die<br />

Schärfung des Berufsbildes und<br />

die Thematisierung der Bedürfnisse<br />

des Logistikmarktes.<br />

Das Competence Center für<br />

nachhaltige Logistik unter der<br />

Leitung von Vorstandsmitglied<br />

Gerald Gregori erarbeitete ein<br />

Jahr lang gemeinsam mit 50<br />

Fachautoren das „Grünbuch der<br />

SEITE 3<br />

<strong>„Ein</strong> <strong>echter</strong> <strong>Wertewandel“</strong><br />

Die Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) präsentiert sich mit neu zusammengesetztem<br />

Vorstand und legt das erste „Grünbuch der nachhaltigen Logistik“ auf.<br />

HUCKEPACKVERKEHR<br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Züge</strong> <strong>Neuss–Wien</strong><br />

Der Kombi-<strong>Verkehr</strong> zwischen<br />

Deutschland und Österreich<br />

brummt. Grund genug für die<br />

beiden Operateure Kombiverkehr<br />

in Frankfurt und Intercontainer<br />

Austria (ICA) gleich fünf<br />

neue Ganzzüge zwischen Neuss<br />

und Wien zusätzlich zum bestehenden<br />

Fahrplanangebot auf<br />

Schiene zu setzen. „Wir haben<br />

unsere Kapazität zwischen<br />

Österreich und Deutschland in<br />

weniger als einem Jahr verdoppelt“,<br />

freut sich Robert Breuhahn,<br />

Geschäftsführer von Kombiverkehr.<br />

Seit Montag dieser<br />

Woche sind es 26 Ganzzüge, die<br />

wöchentlich zwischen beiden<br />

Ländern verkehren.<br />

Neuss hat sich als Standort mit<br />

der höchsten Abfahrtsfrequenz<br />

Repräsentieren die BVL: Vorstand Alexander Klacska, Vizepräsidenten Martin<br />

Gansterer und Thomas Schachner, Präsident Roman Stiftner, Geschäftsführer<br />

Stefan Ulz und Vizepräsident Wilfried Sihn (v. li.)<br />

entwickelt. Danach folgen Duisburg<br />

und Ludwigshafen. Allein<br />

von Neuss starten wöchentlich<br />

16 Direktzüge, die entweder<br />

nach Wels oder Wien fahren. In<br />

diese <strong>Züge</strong> integriert seien auch<br />

Wagengruppen nach Budapest,<br />

um Container, Wechselbrücken<br />

und Sattelauflieger ohne Umladung<br />

in den ungarischen Markt<br />

hineinzubringen, heißt es dazu in<br />

Frankfurt. Damit spart man sich<br />

beispielsweise zusätzliche Kranungskosten.<br />

Durch die Verdichtung des Angebots<br />

gibt es jetzt jeden Tag von<br />

Montag bis Freitag zwei Abfahrten.<br />

Daraus ergibt sich die Möglichkeit,<br />

Sendungen bis 19 Uhr<br />

abends bzw. für den zweiten Zug<br />

bis 4 Uhr morgens anzuliefern.<br />

nachhaltigen Logistik“ mit dem<br />

Ziel, Praktikern aus Wirtschaft,<br />

Verwaltung und Politik Möglichkeiten<br />

zu zeigen, wie logistische<br />

Prozesse ökologisch, ökonomisch<br />

und sozial verträglich gestaltet<br />

werden können.<br />

Intercontainer Austria (ICA) und die deutsche Kombiverkehr bieten seit Montag dieser<br />

Woche fünf neue Ganzzüge Deutschland–Österreich v. v.<br />

BVL<br />

Ñ FORTSETZUNG SEITE 4<br />

Ausgefolgt werden die Sendungen<br />

in Wien am nächsten Tag<br />

bzw. übernächsten Tag.<br />

Von den zusätzlichen <strong>Züge</strong>n profitieren<br />

nach den Worten von<br />

Breuhahn auch Transporteure<br />

aus dem Benelux-Raum. Dank<br />

des späten Annahmeschlusses in<br />

Neuss profitieren Lieferungen,<br />

die am Nachmittag in Belgien<br />

oder in den Niederlanden beginnen;<br />

die Lkw erreichen zeitlich<br />

bequem Neuss und kommen so<br />

auf die <strong>Züge</strong>. Sollte es sich für<br />

den ersten Zug um 19 Uhr nicht<br />

ausgehen, lässt sich mit ziemlicher<br />

Sicherheit der zweite Zug<br />

um 4 Uhr morgens erreichen. So<br />

verlieren die Unternehmen keinen<br />

weiteren Tag im Transportablauf.<br />

Special: Neue Bahn<br />

Top-News und packende Technik<br />

aus der Welt der Schiene auf einen<br />

Blick<br />

AKTUELL<br />

SEITE 1A BIS 8A<br />

Ihre Komplett-<br />

Ladungstransporte<br />

Neues Kundenbüro bei<br />

DHL Express<br />

Ende Februar bezogen mehr als<br />

60 Mitarbeiter des Kundenservices<br />

und Vertriebs von DHL Express<br />

(Austria) die neu gestalteten<br />

Büros des City Office Wien<br />

am Wienerberg. Hier werden<br />

DHL-Express-Kunden ab Mai<br />

im Service Point auch Express-<br />

Sendungen verschicken und abholen<br />

können.<br />

Investiert wird heuer auch in den<br />

Ausbau der Österreich-Zentrale<br />

in Guntramsdorf, wo die Erweiterungsarbeiten<br />

im Juni 2011 abgeschlossen<br />

sein sollen. Dabei<br />

wird der Produktionsbereich<br />

deutlich erweitert, eine leistungsfähige<br />

Sortieranlage errichtet<br />

und zusätzliche Be- und Entlademöglichkeiten<br />

geschaffen. Ab<br />

Mai werden dann die beiden<br />

Produktionsstandorte Wien und<br />

Guntramsdorf zusammengelegt.<br />

Neues Europa-Produkt<br />

„GW pro.line“<br />

Der Transport- und Logistikdienstleister<br />

Gebrüder Weiss bietet<br />

seinen Kunden seit 1. März<br />

ein neues Produkt im Stück- und<br />

Sammelgutbereich an. Tägliche<br />

Abfahrten von und nach allen<br />

Standorten sowie definierte<br />

Laufzeiten sind die wesentlichen<br />

Neuerungen. Zum Basisprodukt<br />

werden auch Zusatzservices angeboten.<br />

Im Laufe des Jahres will GW<br />

weitere Premienprodukte ergänzend<br />

auf den Markt bringen.


2<br />

MENSCHEN, MÄRKTE, MEINUNGEN<br />

Trotz Konjunktur-Silberstreif:<br />

Beschäftigungslage noch schwach<br />

Die Einschätzung der Geschäftslage<br />

durch die befragten <strong>Verkehr</strong>sunternehmen<br />

fällt positiv<br />

aus. Die aktuelle Konjunkturerhebung,<br />

welche die WKÖ vierteljährlich<br />

bundesweit über alle<br />

Branchen durchführt, belegt,<br />

dass die Stimmung in der heimischen<br />

Mobilitätswirtschaft wieder<br />

optimistischer auf Wachstum<br />

zeigt.<br />

Die Erwartungshaltung hat sich<br />

erfreulicherweise bei den Indikatoren<br />

wie Nachfrage und Auftragsbestand<br />

sowie bei der Beschäftigungslage<br />

verbessert. Saisongerecht<br />

will man auch wieder<br />

Mitarbeiter einstellen. Erstmals<br />

seit 2008 plane die <strong>Mehr</strong>heit<br />

der befragten Unternehmen<br />

Neueinstellungen. Die Beschäftigungslage<br />

war bisher Sorgenkind,<br />

denn im Unterschied zu<br />

anderen Indikatoren hat damit<br />

die Krise in der Beschäftigung<br />

leider bis jetzt angehalten. Erschwerend<br />

kommt nun hinzu,<br />

dass der Mangel an Arbeitskräften<br />

ihre Geschäftstätigkeit behindert,<br />

wobei dies 8 % der Befragten<br />

bemängeln.<br />

Hier sind klare Konzepte gefordert,<br />

um qualifizierte Mitarbeiter<br />

zu finden, auszubilden und zu<br />

behalten. In einer Umfrage über<br />

alle Branchen im letzten Herbst,<br />

COFACE<br />

ANALYSE<br />

VON ALEXANDER KLACSKA<br />

MENSCHEN & WEGE<br />

Andreas Molnar<br />

Christoph Pfemeter (li) und sein<br />

Vorgänger Ernst Scheiber<br />

BIOMASSEVERBAND<br />

WKO<br />

erwarten im Mobilitätsbereich<br />

die meisten Befragten, Schwierigkeiten<br />

bei der Besetzung von offenen<br />

Stellen zu haben. Dieses<br />

Thema wird in Zukunft umso<br />

wichtiger werden, da aufgrund<br />

des demographischen Wandels<br />

weniger junge Menschen nachfolgen.<br />

Die Betriebe müssen hier<br />

auch selbst etwas beitragen, indem<br />

Aus- und Weiterbildung von<br />

Mitarbeitern forciert wird, hier<br />

führt kein Weg herum. Denn es<br />

gilt, den eigenen Bedarf an qualifizierten<br />

Arbeitskräften zu decken.<br />

Überdies stellten Weiterbildungen<br />

neben der Steigerung von<br />

Kompetenzen auch eine effektive<br />

Möglichkeit zur Mitarbeiterbindung<br />

dar und werden in Zukunft<br />

auch ein zentrales Merkmal<br />

der Arbeitsplatz-Attraktivität<br />

darstellen.<br />

Coface will in<br />

Ostösterreich punkten<br />

Der internationale Kreditversicherer<br />

Coface verstärkt seine<br />

Aktivitäten in Ostösterreich und<br />

erweitert sein Team um einen<br />

Kundenbetreuer für die Bundesländer<br />

Wien und Burgenland.<br />

Andreas Molnar kann auf jahrelange<br />

Erfahrung im Außendienst<br />

verweisen und war zuletzt als Individualkundenbetreuer<br />

bei der<br />

Erste Bank tätig.<br />

Neuer Chef beim<br />

Biomasseverband<br />

Der Österreichische Biomasse-<br />

Verband hat einen neuen Geschäftsführer:<br />

Künftig ist Christoph<br />

Pfemeter in dieser Funktion<br />

im Einsatz. Er ist seit 2009 für<br />

die Öffentlichkeitsarbeit der Organisation<br />

zuständig. Seinen<br />

neuen Job übernimmt er von<br />

Ernst Scheiber, der vor 15 Jahren<br />

den Verband mitbegründet hat.<br />

AUSBILDUNG<br />

Lehrlings-Offensive<br />

Die Zahlen sind auch diesmal<br />

wieder leicht gestiegen: Ende<br />

2010 standen in Österreich 834<br />

Speditionskaufleute und 113<br />

Speditionslogistiker in Ausbildung.<br />

Weitere 21 Lehrlinge absolvierten<br />

die Doppelausbildung.<br />

<strong>Mehr</strong> als 40 Prozent der Lehrlinge<br />

sind Frauen.<br />

Alexander Piekniczek, den Geschäftsführer<br />

des WKO-Fachverbandes<br />

der Spediteure, wundert<br />

das nicht: „Logistik ist auch für<br />

Frauen ein hoch interessanter<br />

Lehrberuf, der viele internationale<br />

Kontakte bringt. Ich denke,<br />

der Frauen-Anteil unter den<br />

Lehrlingen wäre noch höher, gäbe<br />

es nicht immer noch diese<br />

Vorurteile von der ,schmutzigen‘<br />

Branche.“<br />

Das zu ändern, ist eines der Ziele<br />

der Arbeitsgruppe, die der Fachverband<br />

gemeinsam mit Ausbildungseinrichtungen<br />

und Unternehmen<br />

ins Leben rief. „Die<br />

Ausbildungen sind einfach zu<br />

wenig bekannt“, meint Alexander<br />

Piekniczek im Gespräch mit<br />

dem <strong>Verkehr</strong>, „daher ist unser<br />

Ziel, die Berufe in der Logistik<br />

ordentlich darzustellen, die Tätigkeiten<br />

beim Namen zu nennen“.<br />

Dazu gehöre auch, Geld<br />

für Kommunikationsmaßnahmen<br />

in die Hand zu nehmen, wie<br />

etwa für einheitliche Auftritte<br />

bei Berufsinformations-Messen.<br />

Derzeit, sagt Piekniczek, träten<br />

die Fachgruppen uneinheitlich<br />

auf, und das wolle man ändern.<br />

Als Vorbild nennt er die oberösterreichische<br />

Fachgruppe: „Die<br />

sind ausgesprochen<br />

aktiv und innovativ.“<br />

Guggi Deiser,<br />

Obmann-Stellvertreterin<br />

in der Fachgruppe<br />

OÖ, setzt<br />

vor allem auf Jugend-adäquateAnsprache:<br />

„Wenn bei<br />

den Messen nur ältere<br />

Herren in Maßanzügen<br />

die Firmen<br />

vertreten, spricht<br />

das wohl kaum einen<br />

Jugendlichen an. Daher haben<br />

wir in Oberösterreich beschlossen,<br />

Lehrlinge selbst die<br />

Stände betreuen zu lassen.“<br />

Auch die Social Media sind ein<br />

Thema: Geplant ist eine Facebook-Plattform,<br />

auf der sich die<br />

Lehrlinge über Ausbildung und<br />

Beruf austauschen können. „Wir<br />

müssen mit den Jugendlichen in<br />

ihrer Sprache kommunizieren“,<br />

sagt Guggi Deiser.<br />

Einheitliche Lehrpläne<br />

Im Fokus der bundesweiten Arbeitsgruppe<br />

sind auch die Lehrpläne<br />

der drei Ausbildungseinrichtungen<br />

in Wien, Mitterdorf<br />

im Mürztal und Braunau am<br />

Inn. „Auf Bundesebene gibt es<br />

einen Rahmenlehrplan, dazu die<br />

Landeslehrpläne – und schließ-<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

Der Fachverband der Spediteure will die Logistik-Lehrberufe attraktiver und bekannter<br />

machen. Die Interessenten sollen Zielgruppen-adäquater angesprochen werden als bisher.<br />

EPU<br />

<strong>Mehr</strong> als die Hälfte<br />

der Mitglieder der<br />

Wirtschaftskammer<br />

sind Ein-Personen-Unternehmen<br />

(EPU). Am<br />

höchsten ist ihr Anteil<br />

in der Sparte Information<br />

und Consulting,<br />

aber auch in den Bereichen<br />

Industrie bzw.<br />

Transport und <strong>Verkehr</strong><br />

stellen sie bereits mehr als ein<br />

Drittel der WKO-Mitglieder.<br />

Um die Gruppe der EPU vor den<br />

Vorhang zu holen und ihre Bedeutung<br />

für die heimische Wirtschaft<br />

einer breiteren Öffentlichkeit<br />

nahezubringen, hat die<br />

WKO das Buchprojekt „Gesichter<br />

– 101 EPU“ gestartet.<br />

Bis zum Herbst soll ein<br />

hochwertig gestaltetes<br />

Buch entstehen, in dem<br />

die 101 interessantesten,<br />

innovativsten, erfolgreichsten<br />

EPU des Landes<br />

auf jeweils einer<br />

Doppelseite porträtiert<br />

werden. Das Buch wird<br />

an Entscheidungsträger<br />

in Politik und Wirtschaft<br />

gehen, außerdem an Medien<br />

und potenzielle Kunden. Bis<br />

zum 30. April 2011 haben Interessierte<br />

die Möglichkeit, sich<br />

für das Projekt zu bewerben<br />

(epu.wko.at/101epu).<br />

Die Einreichungen werden von<br />

einer Fachjury beurteilt. Die 101<br />

Nominierten können in Zusam-<br />

lich den tatsächlichen<br />

Lehrplan, den<br />

die Berufsschule erstellt“,<br />

sagt Alexander<br />

Piekniczek. „Das<br />

wollen wir vereinheitlichen<br />

und gemeinsam<br />

mit den<br />

Unternehmen auch<br />

praxisnäher gestalten.“<br />

Ein Problem wird allerdings<br />

schwierig zu<br />

lösen sein: „Bei der<br />

Rekrutierung sehen wir leider<br />

immer wieder, dass die Qualität<br />

der Interessenten zum Teil ausgesprochen<br />

schwach ist. Die Aus-<br />

» Die Ausbildungen sind<br />

einfach zu wenig bekannt «<br />

bildungsbetriebe haben ihre Ansprüche<br />

etwa an Sprachkenntnisse<br />

ohnehin schon zurückgeschraubt,<br />

aber sie haben es teilweise<br />

sehr schwer, ausreichend<br />

geeignete Lehrlinge zu finden.“<br />

Maturanten sind allerdings<br />

kaum für die Lehrberufe zu begeistern,<br />

auch wenn das Maturazeugnis<br />

ein Jahr der dreijährigen<br />

Ausbildung ersetzt.<br />

Ein weiteres Hindernis: „Viele<br />

der Jungen wollen nicht einmal<br />

für ein halbjähriges Praktikum<br />

ins Ausland gehen. In Österreich<br />

herrscht diesbezüglich eine gewisse<br />

Trägheit. Logistik hat aber<br />

nun einmal grundlegend internationale<br />

Aspekte.“<br />

Die WKO holt Österreichs EPU vor den Vorhang<br />

„Gesichter – 101 EPU“ will die Bedeutung der Kleinstunternehmen unterstreichen.<br />

menarbeit mit von der WKO gestellten<br />

Redakteuren ein doppelseitiges<br />

Porträt ihres Unternehmens<br />

gestalten, in dem auch auf<br />

die interessantesten Projekte und<br />

die Erfolge des Unternehmens<br />

eingegangen wird. Alle Einreichungen,<br />

auch die nicht für das<br />

Buch nominierten, werden in der<br />

Online-Version von „Gesichter –<br />

101 EPU“präsentiert.<br />

Elisabeth Zehetner, Bundesgeschäftsführerin<br />

der Jungen Wirtschaft,<br />

des Gründer-Service und<br />

von Frau in der Wirtschaft, sagt:<br />

„Wir wollen vor allem die Kraft<br />

und Kreativität der EPU aufzeigen.<br />

Wenn ihnen das Projekt dabei<br />

hilft, Kunden zu gewinnen,<br />

freut es uns natürlich genauso.“<br />

HERAUSGEBER Bohmann Druck und Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG, KR Dr. Rudolf Bohmann GESCHÄFTSFÜHRUNG Drin . Gabriele Ambros, Gerhard Milletich VERLEGER Bohmann Druck und Verlag, GesmbH & Co. KG, A-1110 Wien, Leberstraße 122 VERLAGSLEITUNG Mag. Patrick Lenhart<br />

IMPRESSUM<br />

CHEFREDAKTION Dr. Peter Tajmar (peter.tajmar@bohmann.at; Tel. 740 95-438) REDAKTION Josef Müller (josef.mueller@bohmann.at; Tel. 740 95-432), Bernhard Fragner (bernhard.fragner@bohmann.at; Tel. 740 95-181) STÄNDIGE REDAKTIONELLE MITARBEITER Jan Bergrath (Köln),<br />

Manfred Radloff (Berlin), Wilf Seifert (Schweiz), Ing. Peter Smirz ANZEIGENVERKAUF Matthias Hannel (matthias.hannel@bohmann.at; Tel. 740 95-217), Silvia Stein (silvia.stein@bohmann.at; Tel. 740 95-541), Birgit Edlinger (birgit.edlinger@bohmann.at; Tel. 740 95-552 REDAKTIONSASSIS TENZ Monika Supan<br />

(monika.supan@bohmann.at; Tel. 740 95-453) VERTRIEBSLEITUNG Angelika Stola (a.stola@bohmann.at; Tel. 740 95-462) ABOVERWALTUNG abo@bohmann.at; Tel. 740 95-466 LAYOUT & PRODUKTION Markus Frühwirth (DW 451), Michael Stanek (DW 388), Thomas Weber (DW 382) HERSTELLER AV+Astoria<br />

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<strong>Verkehr</strong>swissenschaftliche Gesellschaft (ÖVG), Zentralverband Spedition & Logistik, Öst. Möbeltransportverband (ÖMTV), Verband österreichischer Fernfrächter, Int.Verband der Tarifeure. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung.<br />

Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.<br />

WKO<br />

Elisabeth Zehetner<br />

Alexander Piekniczek<br />

European<br />

Transport Press<br />

ETP<br />

WKO<br />

Gilt für alle<br />

Fotos, Grafiken<br />

und Artikel<br />

dieser Ausgabe.


<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10 3<br />

RAIL CARGO AUSTRIA<br />

RCA: Gemeinsam sanieren<br />

Rail Cargo Austria behält seinen internationalen Kurs bei. RCA-Vorstand Andreas Fuchs<br />

skizziert die Marschrichtung bei der Sanierung des Bahngütergeschäfts.<br />

VON JOSEF MÜLLER<br />

Der Saal im österreichischen<br />

Staatsarchiv in Wien war vergangene<br />

Woche bis zum letzten Sitzplatz<br />

voll. Die österreichische<br />

verkehrswissenschaftliche Gesellschaft<br />

(ÖVG) hatte zu einem<br />

Vortrag mit RCA-Vorstand Andreas<br />

Fuchs geladen und das Interesse<br />

war enorm, aus erster<br />

Hand zu erfahren, wohin die<br />

Reise der sanierungsbedürftigen<br />

RCA geht.<br />

In zwei Jahren will Rail Cargo<br />

Austria (RCA) wieder dort sein,<br />

wo man vor fünf Jahren war,<br />

nämlich in den schwarzen Zahlen.<br />

Mit Kosteneinsparungen allein<br />

lasse sich RCA nicht sanieren,<br />

man brauche mehr Volumen<br />

und müsse Geld verdienen, erklärte<br />

Andreas Fuchs, der seit<br />

Mitte Februar gemeinsam mit<br />

Erik Regter die Güterbahn als<br />

Vorstand verantwortet. Das vergangene<br />

Jahr brachte der Bahn<br />

zwar mehr Volumen und Umsatz,<br />

doch die Ertragskraft pro<br />

tkm konnte nicht mithalten und<br />

ist um zwei Prozent zurückgefallen.<br />

Ähnlich war auch die Entwicklung<br />

bei der ungarischen Tochter<br />

Rail Cargo Hungaria, wo um<br />

13 Prozent mehr Güter auf die<br />

Schiene kamen, doch ertragsseitig<br />

ein Minus von 11 Prozent auf<br />

Basis tkm eingefahren worden<br />

ist. In einigen Geschäftsbereichen<br />

fiel das Volumen sogar um<br />

bis zu 40 Prozent zurück, was<br />

umso schmerzlicher sei, zumal<br />

RCA auf einem großen fixen<br />

Kostenblock sitze und nicht so<br />

schnell und flexibel reagieren<br />

könne wie beispielsweise Frächter<br />

oder Spediteure, räumte<br />

Fuchs ein.<br />

Fuchs und Regter sind angetreten,<br />

um RCA wieder auf Kurs zu<br />

bringen und bis 2015 eine EBIT-<br />

Marge von vier Prozent zu schaffen.<br />

„Wir müssen nicht nur<br />

wachsen, wir müssen vor allem<br />

Geld verdienen“, lautete die Botschaft<br />

des Managers an die interessierte<br />

lauschende Zuhörerschaft,<br />

die größtenteils die Kundenseite<br />

der Bahn repräsentierte.<br />

RCA werde sich nicht auf den<br />

österreichischen Markt gesundschrumpfen,<br />

weil der schlichtweg<br />

zu klein ist. Daher: „Wir behalten<br />

die internationale Ausrichtung<br />

bei und werden wie bisher<br />

in Südosteuropa Flagge zeigen“,<br />

betonte Fuchs, der den<br />

Bahnbetrieb aus 25-jähriger Erfahrung<br />

bei den ÖBB gut kennt.<br />

Die Daumenschrauben werden<br />

in einigen Geschäftsbereichen<br />

angezogen. Da ist etwa der<br />

Holztransport, der der Bahn viele<br />

Mengen bringt, aber unterm<br />

Strich kein befriedigendes Ergebnis.<br />

Fazit: Der Holzumschlag<br />

wird auf 140 Bahnhöfe in ganz<br />

Österreich reduziert; 57 Dienststellen<br />

werden geschlossen und<br />

67 werden zu sogenannten B2-<br />

Bahnhöfen umgewandelt. Doch<br />

Die Holzindustrie wird künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie<br />

ihre Holztransporte auf der Schiene transportiert<br />

mit der Straffung der Produktion<br />

allein geht das nicht.<br />

„Die Holzindustrie muss mehr<br />

zahlen“, sagte Fuchs ganz klar.<br />

So wird es beim Hackguttransport<br />

eine 30%ige Preiserhöhung<br />

geben. Ohne selektive Preiserhöhungen<br />

wird es auch in anderen<br />

Bereichen nicht gelingen, das<br />

Ruder herumzureißen und in die<br />

schwarzen Zahlen zu kommen.<br />

Auf die Kosten vergessen<br />

In der Kontraktlogistik müsse<br />

man sich so aufstellen wie die<br />

Spediteure, schlank und eigenständig.<br />

In diesem Bereich, in<br />

dem die Bahn ihre Stückgutverkehre<br />

abwickelt, „werden wir<br />

unpaarige und auf kurzen Strecken<br />

laufende <strong>Verkehr</strong>e auf die<br />

Straße umstellen und auf langen<br />

Strecken ein exklusives Kontraktlogistik-Schienennetzinstallieren“,<br />

kündigte der Manager<br />

an. Der RCA-Standort Hirschstetten<br />

bei Wien wird geschlossen,<br />

der RCA-Standort Cargo<br />

Center Graz steht auf dem Prüfstand<br />

und St. Pölten wird zu einem<br />

Transshipment-Point umgewandelt.<br />

Im nationalen Kombi-<br />

<strong>Verkehr</strong> wird ab April das neue<br />

Produktionskonzept NINA (Siehe<br />

<strong>Verkehr</strong> Nr. 9, Seite 1) realisiert<br />

und bei der Rollenden<br />

Landstraße werden Redimensio-<br />

TX LOGISTIK<br />

nierungen vorgenommen.<br />

Sehr offensiv werden will RCA<br />

beim Vertrieb und bei der gemeinsamen<br />

Produktion mit der<br />

RCH. In der Schienenlogistik<br />

und hier besonders bei Stahl,<br />

Rohstoffen und Spezialtransporten<br />

sieht man noch Steigerungspotenzial.<br />

Bei Rail Cargo Hungaria<br />

(RCH) gibt es ab April einen<br />

„starken Mitarbeiterabbau<br />

und werden RCA und RCH gemeinsam<br />

produzieren“. Organisatorisch<br />

werden die 100 aktuellen<br />

Beteiligungen durchforstet<br />

und auf 50 zusammengestutzt,<br />

entweder durch Fusion oder<br />

durch Verkauf. Querschnittsfunktionen<br />

werden zusammengelegt<br />

und der Kunde „bekommt<br />

von uns ein Angebot aus einer<br />

Hand“, verspricht Fuchs, der dabei<br />

nicht auf die Stärken des<br />

Konzerns vergisst: Der moderne<br />

Wagenpark, motivierte Mitarbeiter,<br />

eine enge Zusammenarbeit<br />

mit dem gesamten Konzern beim<br />

Turnaround-Programm und<br />

nicht zuletzt die starke Präsenz<br />

in Südosteuropa seien die Assets,<br />

auf denen man aufbauen könne.<br />

Die Schwäche für die aktuelle<br />

Misere sieht man in der Vergangenheit.<br />

„RCA hat in den vergangenen<br />

drei Jahren vergessen,<br />

auf die Produktivität und auf das<br />

Kostenbild zu schauen“, sagte<br />

Fuchs.<br />

<strong>Züge</strong> nach Herne<br />

Das EVU TX Logistik fertigt seine Schwedenzüge jetzt<br />

über den Containerterminal Herne ab.<br />

Das EVU TX Logistik stärkt die<br />

Nord-Süd-Achse und fertigt seit<br />

vergangener Woche Kombi-<strong>Züge</strong><br />

direkt von Herne nach Malmö in<br />

Schweden ab. Damit werde die<br />

Drehscheibe Herne gestärkt, von<br />

der aus eine Anbindung an die<br />

TX-<strong>Züge</strong> nach Mailand, Verona<br />

und Hall in Tirol erfolge, teilt<br />

TX Logistik mit. Derzeit bieten<br />

TX Logistik gemeinsam mit<br />

DHL Freight Schweden sechs Di-<br />

RCA<br />

rektzüge zwischen Herne und<br />

Malmö; ab Jahresmitte solle das<br />

Angebot weiter verdichtet werden,<br />

kündigt Patrick Zilles von<br />

TX Logistik an. Das EVU agiert<br />

als Operator des Zugsystems<br />

und vermarktet die Leistung an<br />

Transportunternehmen. Der Direktverkehr<br />

sei gegenüber dem<br />

Lkw wettbewerbsfähig und daher<br />

erwarte man eine steigende<br />

Nachfrage, so Zilles.<br />

AKTUELL<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

TETS und CSCL verkürzen China-<br />

Moskau-Transitzeit auf 20 Tage<br />

Ab 30. März startet der Transportdienstleister TETS die Testphase<br />

für einen regelmäßigen Ganzzugverkehr zwischen China und Moskau.<br />

Mit der Weiterentwicklung des etablierten Produktes „Moscow<br />

Premium Rail“ verkürzt sich die Transitzeit auf der Relation Lian -<br />

yungang nach Moskau auf 20 Tage.<br />

Das Schienenprodukt richtet sich sowohl an Speditionen als auch an<br />

Betreiber. Im Vergleich zur Luftfracht ist die Schienentransportlösung<br />

von TETS rund 16-mal günstiger und künftig fast dreimal so schnell<br />

wie der Transport mit dem Seeschiff. Von witterungsbedingten Ausnahmen<br />

abgesehen wurden für den Einzelwagenverkehr zwischen<br />

China und Moskau bisher rund 25–32 Tage benötigt.<br />

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4<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

UMWELT-PREISE GRÜNBUCH LOGISTIK<br />

v.l.n.r.: Karl Ulrich Garnadt / Vorstandsvorsitzender Lufthansa Cargo AG, Stefan<br />

Krauter / Eigentümer und Vorstandsvorsitzender cargo-partner, Christian<br />

Stingl / Geschäftsführer cargo-partner Deutschland<br />

Österreich räumt ab<br />

Lufthansa Cargo verlieh zum zweiten Mal den Umweltpreis<br />

„Cargo Climate Care Award“.<br />

Die österreichische Logistikindustrie<br />

und -forschung setzt<br />

deutliche Akzente für innovative<br />

Lösungen zur Verbesserung der<br />

Klimabilanz. Nicht zuletzt deshalb<br />

gingen die Lufthansa-Umweltpreise,<br />

welche Lufthansa<br />

Cargo anlässlich der zweiten<br />

„Cargo Climate Care Conference“<br />

in Frankfurt vergab in<br />

zwei von vier Kategorien nach<br />

Österreich.<br />

Preis für cargo-partner<br />

Für sein Engagement im Bereich<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit wurde<br />

das Speditionsunternehmen<br />

cargo-partner in der Kategorie<br />

Kunden ausgezeichnet. Karl Ulrich<br />

Garnadt, Vorstandsvorsitzender<br />

der Lufthansa Cargo AG,<br />

überreichte den Award an Stefan<br />

Krauter, Eigentümer und Vorstandsvorsitzender<br />

cargo-partner,<br />

und Christian Stingl, Geschäftsführer<br />

cargo-partner Deutschland.<br />

Basierend auf den Leitlinien<br />

„Bewusstsein schaffen“, „Transporte<br />

optimieren“ und „neue<br />

Technologien fördern“ hat das<br />

Unternehmen eine Zertifizierung<br />

nach ISO 14001 erlangt, Biogas-<br />

Lkw angeschafft und Green<br />

Round Tables ausgerichtet.<br />

Zudem forciert cargo-partner<br />

konkrete Umweltprojekte wie<br />

die Verlagerung von Transporten<br />

von der Straße auf die Schiene<br />

oder die optimale Konsolidierung<br />

von Stückgütern. Langsamer<br />

fahrende Schiffe werden<br />

ebenso eingesetzt wie Alternativtreibstoffe.<br />

Seit 2008, als das Umwelt-Maßnahmenpaket<br />

startete, konnten<br />

jeweils 19.113 Tonnen CO 2-<br />

Emissionen jährlich eingespart<br />

LUFTHANSA CARGO<br />

werden. Dies entspricht<br />

2,7 Mio. Litern Diesel und<br />

3,5 Mio. Litern Schiffs-Bunkeröl.<br />

Aktiv unterstützt cargo-partner<br />

die Entwicklung zukünftiger<br />

Transporttechnologien. Deshalb<br />

verdoppelt der Logistiker das<br />

Preisgeld in der Höhe von<br />

5.000 Euro und gibt dies an eine<br />

fachspezifische Luftfahrt-<br />

Projektgruppe an der Hamburger<br />

Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften weiter.<br />

Preisgekrönte<br />

Flugzeugforschung<br />

Bernd Oberwinkler von der<br />

Montanuniversität Leoben erhielt<br />

den Umweltpreis für sein<br />

Engagement zur Emissionsreduzierung<br />

künftiger Flugzeuggenerationen<br />

durch exaktere Dimensionierung<br />

von geschmiedeten<br />

Bauteilen (Kategorie Flugzeugtechnik).<br />

Der zweite Forschungspreis (Kategorie<br />

Logistik) ging an Lucas<br />

Burgey, Joseph Geier und Erwin<br />

Köber von der Hochschule München<br />

für mehrere Beiträge zur<br />

Gewichtsreduzierung der ULD<br />

(Unit Load Devices sind Paletten<br />

und Container, die verwendet<br />

werden, um Gepäck, Fracht und<br />

Post auf Großraumflugzeuge<br />

und auch auf Standardrumpfflugzeuge<br />

zu laden) durch Aluminiumschaumplatten,<br />

mehr<br />

nutzbares Raumvolumen sowie<br />

die effizientere Containernutzung<br />

durch softwaregestützte Beladung.<br />

In der Kategorie „Mitarbeiter“<br />

erhielt Dalila Lotan aus<br />

Tel Aviv den ersten Preis für ein<br />

spezielles, von ihr entwickeltes<br />

und umgesetztes Recycling-System.<br />

DER HERZSCHLAG<br />

DER LOGISTIK<br />

www.ennshafen.at<br />

Das Grünbuch, betont Gerald<br />

Gregori, sei keine theoretische<br />

Betrachtung von Nachhaltigkeit,<br />

sondern ein Praxisbuch. „Wir<br />

wollten mögliche Maßnahmen in<br />

Richtung nachhaltiger Logistik<br />

aufzeigen – und immer auch beleuchten,<br />

was man damit konkret<br />

bewirkt.“<br />

Das „erste Grünbuch im deutschsprachigen<br />

Raum, das tatsächlich<br />

komplette Logistikketten thematisiert“,<br />

entstand in Kooperation<br />

mit dem deutschen Schwesterverband,<br />

der mehrere Erfolgsstories<br />

beisteuerte.<br />

Ferdinand Koch, Executive Director<br />

Environmental bei cargopartner<br />

und Mitautor des Kapitels<br />

„Grundlagen“, räumt ein,<br />

„dass es bei einem so jungen<br />

Thema selbstverständlich keine<br />

hundertprozentigen Wahrheiten<br />

geben kann. Aber alleine bei der<br />

entscheidenden Frage nach der<br />

CO 2-Reduktion versammelt dieses<br />

Buch Vorschläge, die zusammengerechnet<br />

ein Einsparungspotenzial<br />

von rund 70 Prozent<br />

WÄHRUNGSEFFEKTE<br />

Swisslog erzielte im Geschäftsjahr<br />

2010 einen Umsatz von<br />

614,8 (–5,4 %) Mio. Schweizer<br />

Franken sowie einen operativen<br />

Gewinn von 20,1 (–29,2 %)<br />

Mio. Schweizer Franken. Dieser<br />

Rückgang entspräche angesichts<br />

eines negativen Einmaleffektes<br />

und des insgesamt noch angespannten<br />

wirtschaftlichen Umfeldes<br />

den Erwartungen, so die Bilanz-Pressemeldung<br />

des Unternehmens.<br />

In lokalen Währungen<br />

seien die Werte für Auftragseingang,<br />

Auftragsbestand und Umsatz<br />

deutlich besser. Aufgrund<br />

der soliden finanziellen Situation<br />

und des für das laufende Geschäftsjahr<br />

erwarteten profitablen<br />

Wachstums soll eine erhöhte<br />

Dividende ausgeschüttet werden.<br />

ergeben. Das ist nicht alles parallel<br />

umsetzbar – aber mit zehnprozentigen<br />

Maßnahmen könnte<br />

jeder von uns gut leben. Und<br />

wenn die Unternehmen verstärkt<br />

ohne Scheuklappen kooperieren,<br />

dann ist ein <strong>echter</strong> Wertewandel<br />

möglich.“<br />

Damit leben zu können, bedeutet<br />

auch, neben der ökologischen<br />

und der sozialen Säule der Nachhaltigkeit<br />

die manchmal verschämt<br />

versteckte Säule der Ökonomie<br />

zu thematisieren. „Man<br />

muss deutlich sagen: Unternehmen<br />

agieren nur dann nachhaltig,<br />

wenn es ihnen auch wirtschaftlich<br />

einen Vorteil bringt“,<br />

sagt Gerald Gregori. „Nachhaltigkeit<br />

darf nichts kosten, sondern<br />

muss etwas bringen. Genau<br />

dafür liefert unser Buch zahlreiche<br />

Beispiele. Daher spreche ich<br />

nicht von grüner, sondern von<br />

nachhaltiger Logistik.“<br />

Das Competence Center arbeitet<br />

bereits an Phase 2: der konkreten<br />

Beobachtung von Erfahrungen<br />

und Umsetzungen. Gregori:<br />

„Ich glaube, die Arbeit wird uns<br />

nicht ausgehen.“<br />

Schwierigkeit bei<br />

Healthcare – Rekord im<br />

Dollarraum<br />

Aus operativer Sicht verlief das<br />

Geschäftsjahr 2010 insgesamt<br />

nicht zufriedenstellend, da<br />

Schwierigkeiten in der Division<br />

Healthcare Solutions in Europa<br />

den Unternehmensgewinn beeinträchtigten.<br />

Dazu schmälerten<br />

negative Währungsumrechnungseffekte<br />

die Resultate zum<br />

Teil erheblich. „Dies darf aber<br />

nicht den Blick darauf verstellen,<br />

dass Swisslog in vielen Bereichen<br />

gute Ergebnisse erzielte, dies vor<br />

allem unter Berücksichtigung unseres<br />

mehrheitlich spätzyklischen<br />

Geschäftes und des auch im letzten<br />

Jahr noch anspruchsvollen<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

<strong>„Ein</strong> <strong>echter</strong> <strong>Wertewandel“</strong><br />

Ñ FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />

BUCHTIPP<br />

Gerald Gregori, Thomas Wimmer (Hrsg.)<br />

Grünbuch der<br />

nachhaltigen<br />

Logistik<br />

Handbuch für die ressourcenschonende<br />

Gestaltung logistischer Prozesse<br />

Swisslog ist mit 2010 zufrieden<br />

Gerald Gregori, Thomas Wimmer<br />

(Hrsg.): „Grünbuch der nachhaltigen<br />

Logistik. Handbuch für die<br />

ressourcenschonende Gestaltung<br />

logistischer Prozesse“, 230 Seiten,<br />

ISBN 978-3-200-02146-4<br />

Das Grünbuch ist im Rahmen des<br />

27. Logistik-Dialogs der BVL am<br />

17. und 18. März zum Subskriptionspreis<br />

von 35 Euro erhältlich.<br />

Für Mitglieder der BVL kostet das<br />

Buch 49 Euro, für Nicht-Mitglieder<br />

59 Euro. Vertriebspartner in Österreich<br />

ist der Bohmann-Verlag.<br />

Die Ertragskraft ist laut Eigeneinschätzung solide, das Gesamtbild – ein Minus von fast<br />

30 Prozent beim EBIT – wird von Einmaleffekten getrübt.<br />

Leitstand des Woolworths-Verteilzentrums in Australien – Sicht auf den Sorter und Warenausgangsbereich<br />

SWISSLOG<br />

Umfeldes“, präzisiert CEO Remo<br />

Brunschwiler das Jahresergebnis.<br />

So registrierte die Division<br />

Healthcare Solutions in Nordamerika,<br />

in Lokalwährungen gerechnet,<br />

einen rekordhohen Auftragseingang.<br />

Die Division Warehouse<br />

& Distribution Solutions<br />

wiederum erzielte eine markante<br />

Verbesserung der Profitabilität.<br />

In Asien wuchsen beide Divisionen<br />

profitabel, dies auch als Folge<br />

der erneut ausgebauten Präsenz<br />

im Wachstumsmarkt China.<br />

Im Bereich Leichtguttechnologie<br />

konnten weitere Projekte gewonnen<br />

und die Kompetenzen deutlich<br />

erhöht werden. Nicht zuletzt<br />

blieb die finanzielle Situation<br />

von Swisslog konstant solide.


<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10 5<br />

SECURITY<br />

Totale Luftfrachtsicherheit ist eine Mär<br />

Fachleute warnen vor dem Irrglauben an unfehlbare Röntgengeräte.<br />

VON WILF SEIFERT<br />

Hundertprozentige Luftfrachtsicherheit<br />

bleibt eine Illusion. Man<br />

könne sie nicht garantieren, konstatierte<br />

Rolf Büttiker, Präsident<br />

des Swiss Shippers’ Council, an<br />

dessen diesjährigem Luftfrachtseminar<br />

in Interlaken. Peter Widmer,<br />

VR-Präsident der Cargologic<br />

AG, wurde konkreter: „Knapp<br />

400 Gramm Sprengstoff reichen,<br />

um ein Flugzeug zum Absturz zu<br />

bringen.“ Das entspreche einem<br />

Würfel mit sieben Zentimetern<br />

Kantenlänge, der in Sendungen aller<br />

Art aufgespürt werden müsste,<br />

um die Katastrophe zu verhindern.<br />

Die Suche werde dadurch erschwert,<br />

dass Materialien wie die<br />

Kinderknete Plastil verformbar<br />

seien oder in flüssiger Form aufträten.<br />

Als entsprechend „kreativ“<br />

erwiesen sich die Terroristen.<br />

Ihnen seien vielerlei Varianten –<br />

von Schuh- und Unterhosenbomben<br />

bis zu Explosionsstoffen in<br />

Druckerpatronen – geläufig. Dabei<br />

verfolgten sie das Ziel, Menschen,<br />

Objekten oder Volkswirtschaften<br />

mit minimalem Aufwand<br />

maximalen Schaden zuzufügen.<br />

Widmer glaubt, dass „9/11 leider<br />

nur der vorläufige Höhepunkt“<br />

bildcredit:<br />

Teilnahme kostenlos!<br />

war. Seither habe sich die Bedrohungslage<br />

kontinuierlich verschärft.<br />

Einzelne Staaten schafften<br />

unermüdlich neue Verordnungen<br />

und Kontrollsysteme. So habe die<br />

EU nach dem „Jemen-Zwischenfall“<br />

Anfang Dezember vergangenen<br />

Jahres einen Aktionsplan zur<br />

Erhöhung der Luftfrachtsicherheit<br />

verordnet. „Aber gut gemeint bedeutet<br />

nicht immer auch gut gemacht“,<br />

folgerte Widmer.<br />

Röntgen ist nicht<br />

Sicherheit<br />

Infos und Anmeldung unter:<br />

logistiklounge@bohmann.at<br />

Der Rhenus-Alpina-Boss machte<br />

keinen Hehl daraus, dass „Röntgen<br />

nicht automatisch Sicherheit<br />

bedeutet“. Er prognostizierte,<br />

dass in ein bis zwei Jahren sämtliche<br />

Luftfracht, analog zu Passagieren<br />

und ihrem Gepäck, durchleuchtet<br />

werde, und orakelte: „Da<br />

kommen Extrakosten in Milliardenhöhe<br />

auf uns zu.“<br />

Das Durchleuchten sei weitaus<br />

komplizierter, als Außenstehende<br />

meinten, sagte Herbert Höck von<br />

der CargoScreening AG und schilderte<br />

ein typisches Dilemma: Alle<br />

Bomben enthielten irgendwelche<br />

Drähte. Doch auch im Passagiergepäck<br />

befänden sich heute praktisch<br />

kaum noch Geräte ohne<br />

Drähte. Laut Höck weist auch die<br />

auf dem Schema Bekannter Versender<br />

basierende, vermeintlich sichere<br />

Lieferkette bei genauerer<br />

Betrachtung Lücken auf.<br />

Hinzu komme, dass dieses Verfahren<br />

nicht für die USA gelte,<br />

denn diese verlangten bekanntlich<br />

100-prozentiges Screening. Ohnehin<br />

sei die Überprüfung der Lieferkette<br />

beim respektive durch<br />

den „reglementierten Beauftragten“<br />

inner- oder außerhalb des<br />

Flughafens personal- und zeitintensiv,<br />

sprich: kostenträchtig.<br />

Anders als Höck lobte Des Vertannes,<br />

globaler Chef von IATA<br />

Cargo, das Schema Bekannter<br />

Versender als „sicheres Supply-<br />

Chain-Konzept“, zumal „heute<br />

kein Gerät existiert, das einen<br />

Container röntgen kann“. Wichtig<br />

seien die Zusammenarbeit mit<br />

den Regulatoren beim Übergang<br />

zu stärkerem Lieferkettenbewusstsein,<br />

elektronische Vorabinformationen<br />

und Sicherheitsdeklarationen<br />

sowie die Einführung eines<br />

Frachtsicherheitsprogramms. Airlines<br />

müssten bestmöglichen Service<br />

anbieten.<br />

Oliver Evans, COO von Swiss<br />

WorldCargo, betonte mit Blick<br />

auf die Supply-Chain-Sicherheit,<br />

dass „unser aller Kooperation extrem<br />

wichtig ist“. Dabei spielten<br />

der (elektronische) Informations-<br />

austausch über Vorkommnisse,Bedrohungen,Notmaßnahmen,Vorschriften<br />

und Risikoanalysen<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Aus seiner Warte<br />

sollten Sicherheitskontrollen<br />

innerhalb der Lieferkette<br />

nur einmal stattfinden. Doppeltes<br />

Screening lehnte er ab.<br />

In der Podiumsdiskussion unter<br />

dem Titel „Bremst die Sicherheit<br />

die Effizienz?“ bezeichnete auch<br />

Cargologic-Geschäftsleiter Peter<br />

Somaglia es als falsch, sich total<br />

aufs Screening zu verlassen, „da<br />

viele Gegenstände nicht völlig<br />

durch-leuchtet werden können“.<br />

Also sei eine Untersuchung nötig.<br />

Hundertprozentiges Screening<br />

würde zu massiven Problemen<br />

und Staus an den Flughäfen führen.<br />

links: Peter Widmer:<br />

„9/11 war leider nur der<br />

vorläufige Höhepunkt.“<br />

rechts: Des Vertannes:<br />

„Kein Gerät kann einen<br />

Container röntgen.“<br />

unten: Oliver Evans:<br />

„Unser aller Zusammenarbeit<br />

ist extrem wichtig.“<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

Ob es totale Luftfrachtsicherheit<br />

gebe,<br />

könne er nicht beurteilen,<br />

konzedierte<br />

Reto Frei, Leiter<br />

Transportversicherung<br />

bei der Basler<br />

Versicherung AG.<br />

„Aber in puncto Vorbeugung ließe<br />

sich noch vieles machen.“ Das<br />

stellte er gemeinsam mit Alexander<br />

Skorna vom I-Lab, einer Forschungseinheit<br />

der ETH Zürich<br />

und Uni St. Gallen, in einem<br />

Workshop unter Beweis. Dabei<br />

demonstrierten sie Miniüberwachungsvorrichtungen,<br />

die an<br />

Frachtstücken befestigt werden.<br />

Eine unlängst vom I-Lab und der<br />

Basler Versicherung durchgeführte<br />

Studie zeigt auf, wie Logistikketten<br />

mit modernster<br />

Technologie sicherer gemacht<br />

werden können.<br />

<strong>Verkehr</strong><br />

www.verkehr.co.at<br />

Donnerstag, 28. April von 10 bis 17 Uhr<br />

im Ennshafen, OÖ.<br />

Thema: Bahnmarkt im Umbruch<br />

Die Expertenrunde diskutiert zum<br />

Thema Bahn und Wasser


6<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

HAFEN HAMBURG<br />

260.000 österreichische TEU<br />

Im Hamburger Hafen zeigt man sich zufrieden über das stark steigende Containeraufkommen<br />

von und nach Österreich.<br />

Das Umschlagsgeschäft im Hamburger<br />

Hafen läuft auch Hochtouren.<br />

150.000 Menschen würden<br />

mittel- und unmittelbar von<br />

ihrer Arbeit für den Hafen und<br />

in den mit dem Hafengeschäft<br />

verbundenen Unternehmen leben,<br />

berichtete Alexander Till,<br />

Leiter der österreichischen Vertretung<br />

von Hafen Hamburg<br />

Marketing e. V., in einem von<br />

BVL und ÖVG veranstalteten<br />

Vortragsabend in Wien.<br />

Die prosperierende österreichische<br />

Wirtschaft freut den<br />

Hamburger Hafen. Gilt der Hafen<br />

doch als der wichtigste Exporthafen<br />

der heimischen Wirtschaft<br />

und wurden im Vorjahr<br />

immerhin 260.000 TEU für bzw.<br />

von Österreich via Hamburg<br />

umgeschlagen. Das ist ein deutliches<br />

Plus gegenüber dem Jahr<br />

2009, als Hamburg auf rund<br />

222.000 TEU kam. Der gesamtösterreichische<br />

Containerkuchen<br />

ist rund 450.000 TEU schwer<br />

und die Sogkraft Hamburgs wird<br />

damit offensichtlich.<br />

Gefahren würden die Boxen zu<br />

95 Prozent mit der Bahn, berichtete<br />

Till, der in Österreich für<br />

Ladung für Hamburg wirbt. Das<br />

tut Hamburg in Österreich eigentlich<br />

schon seit 60 Jahren: So<br />

lange gibt es die Hamburger Ha-<br />

BINNENHÄFEN<br />

fenvertretung in Österreich und<br />

sie ist die älteste weltweit. Till<br />

skizzierte das aktuelle Leistungsangebot<br />

des Hafens mit seinen<br />

beispielsweise 70 wöchentlichen<br />

Zugsverbindungen nach Österreich.<br />

Nur nach Tschechien gibt<br />

es pro Woche noch mehr Hinterlandzüge.<br />

Hamburg ist Universalhafen mit<br />

einem sehr hohen Containerisierungsgrad<br />

bei Stückgut, nämlich<br />

98 Prozent. Hamburg ist allem<br />

Feederhafen für die Ostsee und<br />

mit starkem Fokus auf Russland.<br />

Im Zuge der Wirtschaftskrise<br />

brach das Russland-Geschäft ein<br />

und sofort bekamen das die<br />

Hamburger zu spüren. Wie sie<br />

natürlich auch von den Rückgängen<br />

auf den großen Handelsachsen<br />

Asien, Europa, Amerika<br />

nicht verschont blieben. Was hat<br />

Hamburg in der Krisenzeit gemacht?<br />

„Wir haben die Krise genutzt,<br />

um den Hafen organisatorisch<br />

zu optimieren und die Infrastruktur<br />

auszubauen“, betont<br />

Till.<br />

Hamburg hatte im Vorjahr beinahe<br />

acht Mio. TEU umgeschlagen;<br />

die Kapaziäten liegen derzeit<br />

bei 13 Mio. TEU und „reichen<br />

für die nächsten drei Jahre<br />

sicherlich aus“, ist der Hafenvertreter<br />

überzeugt. Gleichzeitig<br />

geht der Kapazitätsaufbau freilich<br />

weiter und will das Tor zur<br />

weiten Welt bis 2020 Platz für<br />

20 Mio. TEU vorhalten. Die Kapazitäten<br />

der großen Häfen<br />

Hamburg, Bremerhaven, Wilhelmshaven,<br />

Antwerpen, Zeebrügge<br />

und Rotterdam liegen<br />

heute bei 52 Mio. TEU. Bis 2020<br />

werden alle diese Häfen zusammen<br />

für 78 Mio. TEU Platz<br />

schaffen. Rotterdam nennt als<br />

Zielgerade bis 2020 Kapazitäten<br />

für 26 Mio. TEU.<br />

Sichtbarer Aufwärtstrend<br />

Auf See stehen für den weltweiten<br />

Containertrade derzeit rund<br />

4.850 Schiffe mit 14 Mio. TEU<br />

im Einsatz. Die Auslastung der<br />

Schiffe wird immer besser und<br />

Anfang dieses Jahres waren nur<br />

noch zwei Prozent der weltweiten<br />

Containerschiffe aufgelegt.<br />

Immer größere Schiffe kommen.<br />

In Hamburg wurde erst kürzlich<br />

das 13.000-TEU-Schiff „CMA<br />

CGM Christophe Colombe“ abgefertigt.<br />

Maersk Line hat dieser<br />

Tage gleich mit zehn 18.000-<br />

TEU-Riesen Aufsehen erregt.<br />

Zieht die Nachfrage weiter an,<br />

kann Maersk immerhin die Option<br />

auf 20 weitere Schiffe dieser<br />

Größenordnung ziehen. Ob der<br />

Bayerns Donauhäfen legen zu<br />

Die bayernhafen Gruppe hat 2010 die Wirtschaftskrise hinter sich gelassen. DPD errichtet<br />

in Nürnberg eine neue Logistikanlage.<br />

Die bayerischen Donauhäfen haben<br />

die Krise überwunden und<br />

legen eine positive Umschlagsbilanz<br />

2010 vor. Demnach wurden<br />

in sechs Häfen im Vorjahr<br />

29 Mio. Gütertonnen umgeschlagen<br />

und so ein Plus von 13<br />

Prozent gegenüber 2009 erzielt.<br />

Geschäftsführer Joachim Zimmermann<br />

sieht darin den Beweis,<br />

dass man die Krise hinter sich<br />

gelassen habe. Das ist nicht alles:<br />

Auch sei es gelungen, umfangreiche<br />

Gundstücksverträge für<br />

Neuansiedelungen und Betriebserweiterungen<br />

langfristig abzuschließen.<br />

Die Fahrt aus der Krise<br />

sei schneller gelungen als erwartet.<br />

Laut amtlicher Statistik<br />

hatte sich Deutschlands Transportaufkommen<br />

im Vorjahr um<br />

drei Prozent gegenüber dem Jahr<br />

zuvor erhöht.<br />

Das Containerhandling lag bei<br />

357.000 TEU und besonders<br />

stark zugelegt hat der Kombi-<strong>Verkehr</strong><br />

in den Häfen Regensburg<br />

und Nürnberg. Davon wurden<br />

349.000 TEU per Bahn befördert,<br />

was einen beachtlichen Zuwachs<br />

von 86 Prozent brachte. Das Binnenschiff<br />

schaffte nur 7.900 TEU<br />

und verlor um 14 Prozent.<br />

In diesem Jahr errichtet der Paketdienstleister<br />

DPD in Nürnberg<br />

für 20 Mio. Euro eine neue Logistikanlage,<br />

die 2012 in Betrieb<br />

geht. Der Hafengruppe hat in Ei-<br />

genregie im Vorjahr acht Mio.<br />

Euro in diverse Ausbauvorhaben<br />

investiert. Davon flossen allein<br />

mehr als drei Mio. Euro in die<br />

komplette Elektrifizierung der<br />

KV-Terminalanbindung im Hafen<br />

Nürnberg. Auch in Regensburg<br />

wurde der RoLa-Terminal gänzlich<br />

unter Strom gesetzt; die Kosten<br />

dafür beliefen sich auf 1,5<br />

Mio. Euro. Von diesem Terminal<br />

aus wurden im Vorjahr 24.000<br />

Lkw von der Straße auf Niederflurwagen<br />

verladen und nach<br />

Trento in Italien gebracht. Das ist<br />

ein Zuwachs von 25 Prozent.<br />

Das Gros des Umschlags entfiel<br />

auf die Straßenseite; mit dem<br />

Lkw als Transportträger wurden<br />

Einsatz so großer Kähne der<br />

Weisheit letzter Schluss ist, ist<br />

fraglich. Immer größere Schiffe<br />

laufen immer weniger Häfen an.<br />

Ob sich Reeder mit so großen<br />

Schiffen von wenigen Häfen abhängig<br />

machen und in Europa<br />

möglicherweise nur vier Häfen<br />

anlaufen, ist für Till eine brennende<br />

Frage. Die Aussichten für<br />

die Containerschifffahrt sind<br />

nicht schlecht.<br />

Im jüngsten Marktbericht von<br />

Lloyds Fonds ist zu lesen, dass<br />

der Containerverkehr seit Beginn<br />

dieses Jahres einen starken Aufwärtstrend<br />

erlebt. Experten rechnen<br />

damit, dass Wachstumsschübe<br />

vom Mittleren Osten und Indien<br />

ausgehen werden. Schnitt<br />

die Weltcontainerschifffahrt im<br />

Vorjahr mit einem Zuwachs von<br />

mehr als 18 Mio. Tonnen von<br />

und in die Häfen befördert. Wasserseitig<br />

haben sich die Häfen<br />

nicht so gut behaupten können,<br />

das Volumen fiel mehr als vier<br />

Prozent zurück. Die Häfen betonen<br />

ihre Stärken als trimodale<br />

Drehscheiben mit besonderen Nischen.<br />

So nutzt das Biomassekraftwerk<br />

in Aschaffenburg den<br />

Hafen als Logistikdrehscheibe. In<br />

Nürnberg hat die Container Depot<br />

Nürnberg für sechs Mio.<br />

Euro ein Containerdepot errichtet,<br />

wo Platz für 7.500 TEU ist.<br />

In Bamberg errichtete die HDE<br />

Logistik für 3,5 Mio. Euro eine<br />

Logistik-Anlage. Und in Roth hat<br />

der niederländische Stahlhändler<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

Rotterdam schafft mit dem Bau der Maasvlakte 2 bis zum Jahr 2020<br />

Containerumschlagskapazitäten für mehr als 26 Mio. TEU<br />

ROTTERDAM<br />

12 Prozent positiv ab, so sind die<br />

Prognosen für 2011 mit bis zu<br />

10 Prozent eher verhaltener. Die<br />

mittelfristigen Perspektiven für<br />

die Containerschifffahrt dürften<br />

laut einer aktuellen Studie der<br />

Deutsche Bank Research intakt<br />

sein: Bis 2015 rechnet man im<br />

globalen Containertransport mit<br />

einer jährlichen Zuwachsrate<br />

von 7 bis 8 Prozent. Der Blick<br />

auf die Entwicklung bei den<br />

Charterraten seit Anfang dieses<br />

Jahres scheint die Prognose zu<br />

bestätigen. Sie sind regelrecht explodiert<br />

und haben jegliche Krise<br />

hinter sich gelassen. 2010 machte<br />

die Rate für ein 4.400-TEU-<br />

Schiff pro Tag 6.500 US-Dollar<br />

aus; derzeit liegt sie bei 26.000<br />

US-Dollar. Ergibt eine Steigerung<br />

von 300 Prozent.<br />

Der bahnseitige Containertransport in den bayerischen Häfen<br />

hat im Vorjahr kräftig zugelegt<br />

BAYERNHAFEN<br />

Merksteijn Steel Netherland eine<br />

1.000 m 2 große Lagerhalle errichtet<br />

und nutzt den Hafen ebenfalls<br />

als Logistik-Hub. Mit einem 20-<br />

Mio.-Euro-Investment stellt sich<br />

der Dienstleister BayWa AG in<br />

Regensburg ein: Hier wird ein Silo<br />

gebaut, der für Umschlagsaktivitäten<br />

für Geschäfte bis weit<br />

nach Südosteuropa dienen soll.<br />

Die Zukunftsstrategie ist klar<br />

darauf ausgerichtet, den Branchenmix<br />

in den Häfen weiter<br />

auszubauen, denn er bringt den<br />

Häfen am ehesten die wünschenswerte<br />

Auslastung, heißt es<br />

dazu. In den sechs Hafenstandorten<br />

sind 12.000 Mitarbeiter<br />

beschäftigt.


<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10 7<br />

LAGERNEUBAU<br />

Raffinierte Papier-Lagerung in Planung<br />

Der A3-Businesspark in Müllendorf erhält mit dem neuen Logistikstandort für Libro, Pagro und eplus einen neuen<br />

Ansiedler. <strong>Mehr</strong> als 100 neue Arbeitsplätze entstehen.<br />

„Früher hatten wir für Kopierpapier<br />

vier verschiedene Lagerstandorte“,<br />

erklärt Thomas<br />

Zechner, Geschäftsführer Libro.<br />

Alle mussten extra angefahren<br />

werden. Nun wird aus vier verschiedenen<br />

Standorten ein einziger:<br />

Die MTH-Handelsgruppe<br />

baut ein Zentrallager für Libro,<br />

Pagro und eplus. Die niederösterreichischen<br />

Läger Pottendorf<br />

für Libro sowie Rannersdorf<br />

für Pagro, Wiener Neustadt<br />

(Libro und Pagro) und das eplus-<br />

Lager Leobersdorf weichen einem<br />

hochmodernen und leistungsfähigen<br />

Logistikstandort.<br />

„Dort muss dann nur mehr eine<br />

einzige Mindestbestandsmenge<br />

gehalten werden“, so Zechner.<br />

MTH gesellt sich zu Lidl, Kolarz<br />

Leuchten und anderen Unternehmen<br />

im A3-Businesspark Müllendorf<br />

im Burgenland. Die Nähe<br />

zum Autobahnanschluss A3,<br />

ein eigener Gleisanschluss, nur<br />

40 Kilometer Entfernung von<br />

Wien sowie hohe EU-Förderungen<br />

machen den Wirtschaftspark<br />

für neue Logistikzentren attraktiv.<br />

Günstig ist auch die Nähe zu<br />

Eisenstadt, eine Buslinie hält direkt<br />

vor Ort. Bei MTH sollen 85<br />

Mitarbeiter Arbeit finden, längerfristig<br />

sogar 125.<br />

Hochregallager und<br />

Sortieranlage<br />

Die Erwartungen an eine modernere<br />

Technik des neuen Standorts<br />

sind groß. Im Zentrum steht<br />

das groß dimensionierte halbautomatische<br />

Hochregallager. Regalbediengeräte<br />

bezwingen dessen<br />

Höhe von 25 Metern. Zwischen<br />

den hohen Regalen verlaufen<br />

13 schmale Gassen. Zusätzlich<br />

existiert ein Kleinteileregallager<br />

auf 1.500 Quadratmetern.<br />

Die Picker arbeiten mit Barcode-<br />

Methode. Ein weiterer Bereich<br />

existiert auf 3.500 Quadratmetern<br />

für die händische Kommissionierung<br />

von eplus-Produkten<br />

für das B2B-Geschäft. Herzstück<br />

des neuen Lagers ist eine automatische<br />

Sortieranlage der<br />

MLOG Logistics GmbH. Die bewerkstelligt<br />

20.000 Stück in der<br />

Stunde. An Spitzentagen sollen<br />

im neuen Lager 250.000 Trollis<br />

abgewickelt werden können.<br />

„Das ist heute noch nicht möglich“,<br />

erklärt Zechner. Das Warenwirtschaftssystem<br />

(WWS)<br />

wird von Rewe bezogen. Zusätzliche<br />

IT-Lösungen implementiert<br />

die österreichische Firma Metasyst.<br />

Insgesamt verfügt das neue<br />

Zentrallager über 17.000 Palettenstellplätze.<br />

Die gesamte Lagerfläche<br />

beträgt 23.000 Quadratmeter.<br />

Digitales Vertriebsnetz<br />

Von Müllendorf aus werden die<br />

360 Filialen von Libro und Pagro<br />

in Österreich versorgt. Die<br />

Libro-Filialen sind zwischen 200<br />

und 700 Quadratmetern groß.<br />

Die Standortpolitik des Unter-<br />

In Müllendorf, Burgenland, entsteht das neue Zentrallager für Libro, Pagro und eplus<br />

nehmens ist, Filialen in Ballungsräumen,<br />

an Hauptverkehrsrouten<br />

und in Ortschaften ab zirka<br />

5.000 Einwohnern zu verteilen.<br />

Standorttypen sind zur Hälfte<br />

Einkaufsstraßen und Nahversorger<br />

der Innenstadt. Die andere<br />

Hälfte teilt sich auf Einkaufszentren<br />

und Fachmarktzentren auf.<br />

Mit den Libro-Tickets und dem<br />

Libro-Foto-Service sind zwei digitale<br />

Vertriebsnetze entstanden,<br />

die von Kunden gut angenommen<br />

werden.<br />

Ausschreibung Transport<br />

Der Transport des neuen Logistikstandorts<br />

wird outgesourct.<br />

„Wir haben die Logistikdienstleister<br />

Reiterer und Logwin dafür<br />

beauftragt“, erklärt Zechner.<br />

Ob noch ein dritter benötigt<br />

wird, weiß der Libro-Chef noch<br />

nicht. Im Moment läuft gerade<br />

eine Ausschreibung. Das neue<br />

Logistikzentrum ist auf zehn<br />

Jahre ausgelegt. Und vorerst<br />

denkt man bei MTH in Müllendorf<br />

nur an die Logistik für den<br />

NEUER IMMO-ANBIETER<br />

österreichischen Markt. Insgesamt<br />

betrugen die Gesamtinvestitionen<br />

für den neuen Logistikstandort<br />

35 Millionen Euro.<br />

„Durch diese Investition in ein<br />

modernes und leistungsfähiges<br />

Zentrallager können sowohl derzeitige<br />

Engpässe bewältigt als<br />

auch das nachhaltige Wachstum<br />

der Unternehmensgruppe gesichert<br />

werden“, sagt Zechner.<br />

Durch die Zusammenführung<br />

der bestehenden Lagerstandorte<br />

auf einen einzigen können Synergieeffekte<br />

bei Lagerhaltung und<br />

Transport im Ausmaß von 20<br />

Prozent realisiert werden.<br />

„Die Gebäudehülle ist derzeit bereits<br />

geschlossen“, berichtet<br />

Zechner. Die Arbeiten des Innenausbaus<br />

und die Implementierung<br />

der Technik gehen zügig voran.<br />

Bereits im Juni soll im Logistikstandort<br />

Müllendorf mit dem<br />

Probebetrieb begonnen werden.<br />

Im September dieses Jahres erfolgt<br />

die offizielle Besiedelung.<br />

Das Bauprojekt wird von der Europäischen<br />

Union, dem Fonds für<br />

regionale Entwicklung (EFRE),<br />

Variable Logistik-Immobilie<br />

Variolog heißt die neue Firma und denkt vor allem an<br />

Gefahrgut und die Luftfahrtbranche.<br />

Mit Wirkung zum Februar 2011<br />

hat der ehemalige Nordeuropa-<br />

Chef von ProLogis, Christian Bischoff,<br />

die Variolog AG gegründet.<br />

Aufsichtsratsvorsitzender<br />

des auf die Entwicklung von Logistikimmobilien<br />

spezialisierten<br />

Unternehmens ist Wolfgang<br />

Dietz, zu dessen herausragenden<br />

Logistikprojekten unter anderem<br />

der Bau der modernen Animal<br />

Lounge (Tierfrachtstation) am<br />

Frankfurter Flughafen zählt.<br />

„Mit unserem eigentümergeführten<br />

Unternehmen wollen wir in<br />

der Entwicklung von Logistikimmobilien<br />

und -standorten gezielt<br />

einen Kontrapunkt setzen. Denn<br />

eine Logistikhalle kann viel mehr<br />

als eine Big Box bzw. ein Produkt<br />

von Financial Engineering sein“,<br />

erläutert der Variolog-Vorstand.<br />

LIBRO<br />

dem Bund und dem Land Burgenland<br />

gefördert. Libro beschäftigt<br />

österreichweit 1.600 Mitarbeiter.<br />

2010 wurden 35 Lehrlinge<br />

aufgenommen. Beim Komplettanbieter<br />

für Papier, Büro und<br />

Schule gehen täglich zirka<br />

70.000 Kunden ein und aus. Seit<br />

2003 gehört Libro zur Management<br />

Trust Holding AG (MTH).<br />

Die Industrie-, Handels- und Finanzgruppe<br />

ist an der Wiener<br />

Börse notiert. Die Zentrale von<br />

Libro befindet sich in Guntramsdorf,<br />

Niederösterreich.<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

AKTUELL<br />

ICTSI kauft sich in<br />

Rijeka ein<br />

Das kroatische Unternehmen<br />

Port of Rijeka Company und der<br />

Terminalbetreiber International<br />

Container Terminal Services<br />

Inc./ICTSI (Philippinen) unterzeichneten<br />

eine Vereinbarung<br />

über strategische Partnerschaft<br />

für einen Zeitraum von 30 Jahren<br />

mit der Hafen-Tochterfirma<br />

Jadranska Vrata d.d. (Entwickler<br />

des Brajdica Container Terminals).<br />

Die Vereinbarung umfaßt<br />

Management, Betrieb und Entwicklung<br />

des Terminals. Der<br />

neue Partner will etwa 70 Mio.<br />

Euro in die Umschlaganlage investieren.<br />

Vorgesehen ist eine Verlängerung<br />

des Kais um 330 m und die Steigerung<br />

der jährlichen Abfertigungskapazität<br />

auf 600.000<br />

TEU.<br />

Felbermayr übernimmt<br />

Krefeld<br />

Der trimodale Schwer- und<br />

Schüttguthafen Krefeld (Nordrhein-Westfalen)<br />

hat einen neuen<br />

Betreiber. Felbermayr mit Sitz in<br />

Wels bietet ab sofort über seine<br />

deutsche Tochterfirma Dienstleistungen<br />

im Bereich Transport,<br />

Umschlag und Lagerei von<br />

Schwer- und Schüttgut auch im<br />

Nordwesten Deutschlands an.<br />

Im Schwer- und Schüttguthafen<br />

Krefeld stehen 124 Meter Kailänge,<br />

15.000 m² Lagerfläche<br />

und 5.000 m² Manipulationsfläche<br />

bereit. Die permanente Umschlagskapazität<br />

beträgt 500<br />

Tonnen. Zudem gibt es Möglichkeiten<br />

zum Vor- und Nachlauf<br />

auf Straße, Schiene und Wasser.<br />

Krefelder ergänzt den Schwerlasthafen<br />

von Felbermayr in Linz.<br />

Die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich<br />

Das Thema: Logistik. Der Standort: logisch.<br />

Wirtschaftspark<br />

Bruck a. d. Leitha<br />

Wirtschaftspark<br />

Wolkersdorf<br />

Wirtschaftspark<br />

Ennsdorf<br />

Niederösterreich ist die ideale Logistik-Drehscheibe: Die Märkte<br />

Mittel- und Osteuropas liegen direkt vor der Tür. Dazu stehen<br />

mit dem Flughafen Wien-Schwechat, den guten Autobahn-<br />

und Bahnverbindungen sowie den Donauhäfen in Ennsdorf<br />

und Krems exzellente Verbindungen zur Verfügung. ecoplus,<br />

die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, bietet<br />

außerdem perfekte Serviceleistungen aus einer Hand. Darauf<br />

vertrauen viele internationale Logistik-Unternehmen: Volvo<br />

Parts, Kotányi, LKW Walter, Gebrüder Weiss und viele mehr.<br />

Nähere Informationen: DI Peter Wondra<br />

Tel. +43 2742 9000 9001, e-mail: businessparks@ecoplus.at<br />

ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH<br />

Niederösterreichring 2, Haus A<br />

3100 St. Pölten<br />

www.ecoplus.at<br />

Niederösterreich.<br />

Standort<br />

Niederösterreich


8<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

STILL<br />

Die nächste Generation<br />

Still präsentierte die neue Dreirad-Elektrostapler-Baureihe RX 50. Mit an Bord:<br />

zahlreiche Innovationen hinsichtlich Technik, Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz.<br />

Pünktlich zur CeMAT<br />

Anfang Mai wird er lieferbar<br />

sein: der neue<br />

RX 50 Dreiradstapler<br />

von Still. Das jüngste<br />

Modell ist vorläufiger<br />

Endpunkt einer Baureihe<br />

mit langer Tradition.<br />

Seit 1977 stellt Still die<br />

Dreirad-Elektrostapler<br />

R 50/RX 50 bereits her<br />

und hat seitdem rund<br />

90.000 Stück ausgeliefert.<br />

Thomas A. Fischer, Geschäftsführer<br />

Sales, Service<br />

und Marketing der<br />

deutschen Still GmbH,<br />

stellte im Rahmen der<br />

Präsentation in Berlin<br />

die Entwicklung des<br />

Staplers einem prominenten Industrieprodukt<br />

gegenüber: Nur<br />

ein Jahrzehnt nach der Einführung<br />

des VW Käfers brachte Still<br />

das Modell EGS 1000 auf den<br />

Markt. Erst nach knapp 20 Jahren<br />

folgte der EFG R9 und 1977,<br />

also kurz nach der Markteinführung<br />

des VW Golf, der EFG R<br />

50. Die Zyklen wurden kürzer:<br />

Seit 2003 gibt es die RX-50-Modelle,<br />

die nun neu aufgelegt wurden.<br />

Modellvielfalt<br />

Verfügbar ist die neue Baureihe<br />

im Tragfähigkeitsbereich von 1,0<br />

bis 1,6 Tonnen. Da sowohl der<br />

Arbeitsplatz als auch das Bedienkonzept<br />

für alle Elektro- und<br />

Diesel-Stapler der RX-Baureihen<br />

einheitlich sind, können die Fahrer<br />

problemlos zwischen den<br />

Zahlreiche Innovationen verbessern<br />

Komfort und Sicherheit des Fahrers<br />

MARKTBAROMETER ÖSTERREICH<br />

AT AT AT CZ 42 58<br />

50 50<br />

Fracht in % Laderaum in %<br />

Werte von 02.03. bis 08.03.2011<br />

STILL (3)<br />

Kompakt und variabel: die neue Baureihe RX 50<br />

Modellen wechseln.<br />

Auffallend ist die ausgesprochen<br />

kompakte Bauweise. Mit einer<br />

Fahrerschutzdachhöhe von<br />

1.980 mm und einer Rahmenbreite<br />

von 990 mm ist der kleinste,<br />

der RX 50-10 Compact, für<br />

eine Arbeitsgangbreite von nur<br />

2.888 mm geeignet. Das prädestiniert<br />

ihn etwa für das Beladen<br />

von Containern oder Lkw.<br />

Für die Bedienung der Hydraulik<br />

stellt Still vier der gängigen Varianten<br />

zur Verfügung: Neben der<br />

klassischen <strong>Mehr</strong>hebel-Bedienung<br />

gibt es auch Fingertipp-,<br />

Joystick- und Minihebelsteuerung.<br />

Zahlreiche Innovationen<br />

In die Entwicklung des neuen<br />

RX 50 flossen zahlreiche Ideen<br />

der bereits 1998 vorgestellten<br />

RXX-Studie ein. Nicht nur technisch,<br />

sondern auch, was die Bedienfreundlichkeit<br />

betrifft. So ermöglicht<br />

die Anzeige- und Bedieneinheit<br />

einen direkten Zu-<br />

Die Sichtfelder des Fahrerschutzdachs bieten<br />

maximale Rundumsicht<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

DE<br />

HU<br />

IT<br />

SL<br />

SK<br />

58 42<br />

37 63<br />

48 52<br />

35 65<br />

40 60<br />

griff auf die Fahrprogramme,<br />

die Arbeitsscheinwerfer, den<br />

Fahrtrichtungsanzeiger oder<br />

den Scheibenwischer. Die<br />

Sichtfelder des Fahrerschutzdachs<br />

bieten maximale Rundumsicht,<br />

und sogar die Streben<br />

sind so geformt, dass sie<br />

die Sicht möglichst wenig<br />

einschränken.<br />

Eine Reihe von optionalen<br />

Features erlaubt eine individuelle<br />

Konfiguration des<br />

Staplers. Etwa eine Hubgerüst-Senkrechtstellung,<br />

die<br />

den Mast beim Vorneigen in<br />

senkr<strong>echter</strong> Position hält und<br />

somit das schnelle Handling<br />

von Paletten in höheren Regalebenen<br />

erleichtert. Oder eine<br />

digitale Lastmessung mit einer<br />

Genauigkeit von plus/minus<br />

zwei Prozent, die im Display angezeigt<br />

wird.<br />

Deutlich vereinfacht hat Still den<br />

Batteriewechsel: Die Batteriehaube<br />

kann mit wenigen Handgriffen<br />

geöffnet werden, und wer<br />

sich den Kran ersparen will,<br />

kann die Batterie auch mittels eines<br />

Hubwagens wechseln. Eine<br />

im Boden integrierte Batteriewechselbrücke<br />

vereinfacht die<br />

Verladung auf den Hubwagen.<br />

Blue-Q spart Energie<br />

Besonders stolz ist man bei Still<br />

auf die Umweltfreundlichkeit der<br />

neuen RX 50. Das „Blue-Q“-<br />

Energiesparprogramm, verspricht<br />

Still, ermögliche eine Energieeinsparung<br />

von bis zu zwölf Prozent,<br />

was nicht nur CO 2-Emissionen<br />

vermindert, sondern auch die<br />

Ausgaben: bei einer Nutzungszeit<br />

von fünf Jahren im Dreischicht-<br />

Einsatz immerhin bis zu 1.000<br />

Euro, hat Still errechnet.<br />

Einen ersten Erfolg kann die<br />

neue Baureihe bereits<br />

vor dem Verkaufsstartverbuchen:<br />

Mit dem IF-<br />

Product Design<br />

Award 2011 geht<br />

einer der renommiertesten<br />

Preise<br />

dieser Art an den<br />

neuen RX 50.<br />

Die Preise der<br />

neuen Baureihe<br />

liegen auf dem Ni-<br />

CZ<br />

DE<br />

HU<br />

IT<br />

SL<br />

SK<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

veau der Vorgängermodelle.<br />

71 29<br />

35 65<br />

43 57<br />

79 21<br />

51 49<br />

57 43<br />

CROWN<br />

Crown präsentiert vier neue Mittelhub-<br />

Kommissionierstapler der Serie LP 3500,<br />

die auf das Kommissionieren auf der<br />

zweiten und dritten Ebene spezialisiert<br />

sind. Die LP 3500 haben eine Tragkraft<br />

von bis zu einer Tonne und verfügen<br />

über feststehende Gabeln oder Zusatzhub.<br />

Die Plattformen lassen sich auch<br />

während der Fahrt heben oder senken,<br />

wobei sich die Geschwindigkeit des<br />

Fahrzeugs automatisch proportional der<br />

Plattformhöhe anpasst.<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

Arbeit auf höherer Ebene<br />

SPRITSPAREN<br />

101 iSaver besteht TÜV-Test<br />

Das „Wunderding“ ist vom Motorrad bis zum<br />

Schiffsmotor als Spar-Motivator geeignet.<br />

Die Produktinformation zum Einsatz in 800-Liter-Tanks bei Lkw liest<br />

sich einigermaßen kryptisch: „Der iSaver wird aus verschiedenen Materialien<br />

und einer einzigartigen und patentierten Mischung gefertigt.<br />

Das Innere des Geräts besteht aus extrem stabilen keramischen Partikeln,<br />

die eine molekulare reaktive Technologie anwendet. Diese neueste<br />

Technologie ist eine sehr innovative Entwicklung, die Kraftstoff-<br />

Moleküle neu anordnen kann. Durch Teilung der Kohlenwasserstoffe<br />

werden die Kraftstoff-Moleküle kleiner. Dies führt schließlich zu einer<br />

besseren Verbrennung. Das Endprodukt aus der Verbrennung sind<br />

nur Wasser und Kohlendioxid. Der iSaver hilft nicht nur Geld zu sparen,<br />

sondern reduziert auch den Schadstoffausstoß.“<br />

In einer Presseaussendung<br />

wird<br />

darauf hingewiesen,<br />

dass alle<br />

TÜV-Rheinland-<br />

Prüfungen eine<br />

Kraftstoffeinsparung<br />

von bis zu<br />

15 Prozent ergeben<br />

hätten. Bosch<br />

wiederum bestätigte<br />

eine deutliche<br />

Reduktion<br />

der schädlichen<br />

Abgase.<br />

Dennoch ist man bei der Grazer Firma AM International Trading<br />

(www.spritsparsysteme.com) vorsichtig. Es könne durchaus sein, dass<br />

in einer frühen Phase nach dem Einbau (an einem Nylonfaden befestigen<br />

und in den Tank einführen) ein höherer Kraftstoffverbrauch registriert<br />

werden müsse. Allerdings ändere sich das „in kurzer Zeit“.<br />

TERMINE IM ÜBERBLICK<br />

VERANSTALTER: bvl<br />

TITEL: 27. Logistik-Dialog „Markterfolg durch Logistik“<br />

DATUM: 17.–18.3.2011<br />

ORT: Pyramide, Vösendorf bei Wien<br />

Weiteres unter: www.bvl.at<br />

VERANSTALTER: WDLS<br />

TITEL: Benchmarking European and Global Diversity in & for Leadership<br />

DATUM: 24.–25.3.2011<br />

ORT: Wirtschaftskammer, Wien<br />

Weiteres unter: www.wdls.eu<br />

VERANSTALTER: <strong>Verkehr</strong> / LogistikLounge<br />

TITEL: Bahnmarkt im Umbruch<br />

DATUM: 28.4.2011<br />

ORT: Ennshafen<br />

Weiteres unter: www.verkehr.co.at<br />

VERANSTALTER: IIR Österreich GmbH<br />

TITEL: Mobilitätsformen im Wettbewerb<br />

DATUM: 4.–5.5.2011<br />

ORT: Hotel Courtyard Vienna Messe, Wien<br />

Weiteres unter: www.iir.at<br />

VERANSTALTER: Messe München<br />

TITEL: transport logistic<br />

DATUM: 10.–13.5.2011<br />

ORT: Messegelände München<br />

Weiteres unter: www.transportlogistic.de<br />

CROWN


Seite 1A<br />

AKTUELL<br />

„Bank-Austria-Town“ auf<br />

Wiener Nordbahnhof<br />

Der Wiener Nordbahnhof verändert<br />

sein Aussehen. Auf den von<br />

den ÖBB verwerteten ÖBB-Flächen<br />

entsteht bis 2025 ein neuer<br />

Stadtteil mit 10.000 Wohnungen,<br />

Handels- und Dienstleistungseinrichtungen.<br />

Die Bank Austria<br />

wird u. a. dort ihre neue Firmenzentrale<br />

errichten, „weil der<br />

Standort aus Europa gut erreichbar<br />

ist“, sagt BA-Chef Cernko.<br />

ÖBB lassen Kunden neue<br />

Sitze testen<br />

Die ÖBB erneuern die Nahverkehrsflotte<br />

und die Fahrgäste<br />

sollen mitbestimmen, mit welchen<br />

Sitzen die Fahrzeuge ausgestattet<br />

werden sollen. Bis 13.<br />

April können die Kunden in einem<br />

speziellen „Sitztestwagen“<br />

auf verschiedenen Sitzen Platz<br />

nehmen und ihre Meinung dazu<br />

äußern. Der Wagen ist in diesem<br />

Zeitraum in ganz Österreich unterwegs.<br />

Ukraine kauft bei Hyundai<br />

Schnellzüge ein<br />

Die Ukrainischen Staatsbahnen<br />

UZ kaufen für 307 Mio. US-<br />

Dollar beim koreanischen Hersteller<br />

Hyundai zehn Schnellzüge.<br />

Die Fahrzeuge kommen ab<br />

Juni 2012 im Einzugsbereich der<br />

Städte Kiew, Donezk, Charkiw<br />

und Lemberg zum Einsatz. Die<br />

Finanzierung macht die südkoreanische<br />

Eximbank, die zugleich<br />

auch als Gläubiger für die<br />

<strong>Züge</strong> gegenüber der UZ auftritt.<br />

ÖVG-Tagung zum Thema<br />

Fahrwegoptimierung<br />

Neue Bahn<br />

EIN SPECIAL DER INTERNATIONALEN WOCHENZEITUNG VERKEHR<br />

Die Österreichische <strong>Verkehr</strong>swissenschaftliche<br />

Gesellschaft<br />

(ÖVG) veranstaltet von 27. bis<br />

29. September 2011 in Salzburg<br />

die 18. internationale Tagung<br />

des Arbeitskreises Eisenbahntechnik<br />

zum Thema „Fahrwegoptimierung<br />

des Rad/Schiene-<br />

Systems – verkehrsgerechte Infrastruktur<br />

und technische-wirtschaftliche<br />

Netzstrategien“.<br />

<strong>Mehr</strong> Info zur Veranstaltung gibt<br />

es auf der ÖVG-Website unter<br />

www.oevg.at<br />

Siemens bringt Metro<br />

Inspiro auf den Markt<br />

Der erste Auftrag für die neue<br />

Metro kam aus Warschau<br />

SEITE 2A<br />

BAHNINDUSTRIE<br />

Britannischer Sündenfall<br />

Großbritanniens Regierung hat einen Milliardenauftrag für die Lieferung von Intercity-<br />

<strong>Züge</strong>n an den japanischen Lieferanten Hitachi vergeben. Europas Industrie ist verärgert.<br />

VON JOSEF MÜLLER<br />

Europas Eisenbahnindustrie ist<br />

verstimmt und spricht von einem<br />

inakzeptablen Schritt, den jüngst<br />

die britische Regierung gesetzt<br />

hatte. Das <strong>Verkehr</strong>sministerium<br />

in London hat kürzlich einen<br />

Großauftrag im Wert von<br />

4,5 Mrd. Pfund Sterling<br />

(5,2 Mrd. Euro) an das Industriekonsortium<br />

Hitachi und John<br />

Laing vergeben. Diese Order<br />

wird als das weltweit größte Enbloc-Fahrzeugbeschaffungsprogramm<br />

eingeschätzt.<br />

Der japanische Lieferant Hitachi<br />

wird nach britischen Angaben<br />

im englischen Durham eine neue<br />

Fabrik errichten, 500 Jobs schaffen<br />

und u. a. 500 Waggons für<br />

den Intercity-Express-<strong>Verkehr</strong> in<br />

England, Schottland und Wales<br />

liefern. Die Vergabe dieses Großauftrags<br />

tut Europas Bahnindustrie<br />

besonders weh, weil hier ein<br />

Unternehmen aus einem Land<br />

zum Zug kommt, in dem die europäische<br />

Eisenbahnindustrie de<br />

facto keinen Marktzugang hat.<br />

Nämlich in Japan.<br />

Markt abgeschottet<br />

Während japanische Hersteller<br />

sich an internationalen Ausschreibungen<br />

beteiligten und im<br />

Fall Großbritanniens das große<br />

Los ziehen würden habe Europas<br />

Bahnindustrie keine Chance, sich<br />

an Ausschreibungen in Japan zu<br />

beteiligen, kritisiert Michael<br />

Clausecker, Generaldirektor des<br />

Verbandes der europäischen<br />

Bahnindustrie UNIFE, sehr<br />

scharf. Japan versteht es, sich<br />

mit Hilfe der sogenannten „Operational<br />

Safety Clause“ gegenüber<br />

ausländischen Bietern abzuschotten.<br />

Nur rund zwei Prozent<br />

des japanischen Eisenbahnmarktes<br />

sind für ausländische Anbieter<br />

zugänglich.<br />

Bei allem Respekt vor der Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen in<br />

Großbritannien sei der dadurch<br />

entstehende Vorteil wesentlich<br />

kleiner als der damit verbundene<br />

Nachteil für Europas Eisenbahnindustrie,<br />

heißt es seitens UNI-<br />

FE. Die Entscheidung zugunsten<br />

eines japanischen Herstellers<br />

schwäche die europäische Industrie,<br />

und das sei nicht zu akzeptieren,<br />

verlautet es seitens des<br />

www.verkehr.co.at 11. März 2011 | Nr. 10<br />

ÖBB liefern ÖPNV bis<br />

zum Jahr 2019<br />

Der neue GWL-Vertrag schafft klare<br />

Verhältnisse Bund–ÖBB<br />

Europas Bahnindustrie ist sauer auf Englands Regierung, den weltgrößten<br />

Auftrag gerade nach Japan zu vergeben und die WTO-Regeln zu ignorieren<br />

Verbandes. „Diese Entscheidung<br />

bestätigt weiters das enorme Defizit<br />

an Gegenseitigkeit zwischen<br />

Europa und Japan im Bereich<br />

Beschaffung im Schienenverkehrssektor“,<br />

stellt der Verband<br />

fest.<br />

Auch Österreich betroffen<br />

Beim österreichischen Verband<br />

der Bahnindustrie spricht man in<br />

dieser Causa von einem<br />

„schwerwiegenden Sündenfall,<br />

weil bei Ausschreibungen von<br />

Aufträgen im Bereich des Eisenbahnwesens<br />

zumeist auch öffentliche<br />

Finanzmittel diese Investitionen<br />

begleiten“, so Ronald<br />

Chodász, Geschäftsführer des<br />

» London hat die<br />

WTO-Spielregeln<br />

ignoriert «<br />

Verbandes. Umso mehr müsse<br />

dabei darauf geachtet werden,<br />

dass bei der Vergabe von Aufträgen<br />

nicht industrie- und standortpolitische<br />

Nachteile für<br />

Europa und damit auch für<br />

Österreich gefestigt würden.<br />

Die in Europa und speziell in<br />

Österreich überproportional<br />

starke Bahnindustrie sei es gewohnt,<br />

im internationalen Wettbewerb<br />

anspruchsvolle Projekte<br />

höchst erfolgreich durchzuführen.<br />

Dennoch müsse stets ein<br />

wechselseitig wirkender fairer<br />

Marktzugang sichergestellt sein,<br />

SEITE 4A<br />

VERBAND BAHNINDUSTRRIE<br />

betont der Verband.<br />

Europas Bahnindustrie liefert<br />

mehr als 50 Prozent der weltweiten<br />

Produktion von Schienenfahrzeugen<br />

und industriellen<br />

Dienstleistungen und befürwortet<br />

Initiativen zur Öffnung des<br />

globalen Marktes. Allerdings<br />

wird gleichzeitig die Reziprozität<br />

und somit gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />

für alle Akteure<br />

verlangt. „Die Bahnindustrie<br />

kann nicht akzeptieren, dass europäische<br />

Märkte für andere<br />

Länder zunehmend geöffnet werden,<br />

während deren nationale<br />

Märkte für europäische Anbieter<br />

geschlossen bleiben“, reklamiert<br />

UNIFE unmissverständlich.<br />

Clausecker: „Die britische Entscheidung,<br />

das Hitachi-Angebot<br />

zu akzeptieren, schwächt die europäische<br />

Position gegenüber Japan<br />

und zeigt das mangelnde Interesse<br />

einiger Regierungen, die<br />

europäische Industriebasis im<br />

Kampf für offene Märkte und<br />

gegen unfaire Handelspraktiken<br />

zu unterstützen.“<br />

Nach den WTO-Spielregeln haben<br />

japanische Firmen übrigens<br />

keinen Rechtsanspruch auf Vergabe<br />

im Schienenfahrzeugbereich.<br />

Europäische Beschaffer<br />

können daher japanische Bieter<br />

nach den Bestimmungen der geltenden<br />

europäischen Richtlinien<br />

über das europäische Beschaffungswesen<br />

ausschließen. Die<br />

britische Regierung entschied<br />

sich jedoch, das nicht zu tun. Fazit:<br />

Britanniens Sündenfall bringt<br />

konkret negative Auswirkungen<br />

für die europäische Bahnindustrie.<br />

Thales rüstet ZSSK mit<br />

ETCS aus<br />

Die slowakische Eisenbahn wird<br />

technisch aufgerüstet<br />

AKTUELL<br />

ÖBB rüsten railjet mit<br />

Speisewagen auf<br />

Die Premiumzüge der ÖBB-Marke<br />

railjet bekommen einen Speisewagen.<br />

Die Garnituren werden<br />

nachträglich damit ausgerüstet,<br />

was in Summe mit zwei Mio.<br />

Euro zu Buche schlägt und die<br />

Reisenden zufrieden stimmen<br />

soll, wie man bei der Bahn hofft.<br />

Konkret geht es um 51 railjet-<br />

Garnituren, die mit einem Speisewagen<br />

aufgewertet werden.<br />

SNCF erwägt Einstieg bei<br />

WESTbahn<br />

Frankreichs Staatsbahn SNCF<br />

plant den finanziellen Einstieg<br />

bei der Holding der WESTbahn,<br />

die ab November dieses Jahres<br />

die Konkurrenz mit den ÖBB<br />

zwischen Wien und Salzburg<br />

aufnimmt. Man habe mit mehreren<br />

potenziellen Investoren gesprochen<br />

und die SNCF sei auf<br />

der Präferenzliste ganz weit<br />

oben, teilte ein Sprecher der<br />

Neuen Bahn mit.<br />

<strong>Verkehr</strong>sexperten und<br />

Zukunftsforscher ...<br />

SEITE 8A<br />

... skizzieren beim ÖPNV-Forum<br />

im Rahmen der Fachmesse PublicTansport<br />

in Berlin (2. bis 24.<br />

Juni) Perspektiven und technologische<br />

Herausforderungen für<br />

den öffentlichen <strong>Verkehr</strong> der Zukunft.<br />

Die Fachmesse Public<br />

Transport wird von der Berliner<br />

Messe veranstaltet und fokussiert<br />

den Bereich des Personenverkehrs.<br />

Info unter: www.publictransport-interiors.de<br />

Weltkongress der Eisenbahnforschung<br />

in Lille<br />

Von 22. bis 26. Mai 2011 findet<br />

in Lille der 9. Weltkongress der<br />

Eisenbahnforschung statt. Organisiert<br />

wird dieser von Frankreichs<br />

Staatsbahn SCNF in Kooperation<br />

mit anderen Bahnen<br />

und dem Internationalen Eisenbahnverband<br />

UIC. Das zentrale<br />

Thema diesmal: Forschung und<br />

der daraus resultierende <strong>Mehr</strong>wert<br />

für das Eisenbahnverkehrswesen.<br />

<strong>Mehr</strong> Info gibt es dazu<br />

auf der Website www.wcrr2011.<br />

org.


2A<br />

THEMA<br />

METRO<br />

Warschau setzt auf Inspiro<br />

Bei Siemens in Wien laufen die Fäden für Entwicklung und Bau der neuen Inspiro-<br />

Metro-Plattform zusammen. Ab 2012 werden die Fahrzeuge in Warschau eingesetzt.<br />

VON JOSEF MÜLLER<br />

Schnittige Hochgeschwindigkeitszüge<br />

sind weltweit die Zugpferde<br />

der Bahnindustrie. Doch<br />

das milliardenschwere Zukunftsgeschäft<br />

der Branche liegt ganz<br />

woanders: in den Großstädten<br />

und ausufernden Ballungszent -<br />

ren rund um den Globus. „Mobilität<br />

in den Mega-Städten zu<br />

erhalten, das geht auf Dauer nur<br />

mit hochqualifizierten Bahnsystemen“,<br />

gab sich Hans-Jörg<br />

Grundmann, Chef der Sparte<br />

Siemens Mobility, auf der großen<br />

Eisenbahnfachmesse InnoTrans<br />

Ende September in Berlin überzeugt.<br />

Allein in Asien werden<br />

jährlich mehr als 440 Mio. Euro<br />

in U-Bahnen investiert. Auch in<br />

Europa und in den USA winken<br />

zweistellige Zuwachsraten, von<br />

denen sich Siemens einen schönen<br />

Anteil sichern will.<br />

Metros, Straßenbahnen, Stadtund<br />

Vorortebahnen müssen in<br />

Zukunft noch schneller immer<br />

mehr Menschen sicher zum Ziel<br />

bringen. „Überall auf der Welt<br />

wächst eine Generation heran, die<br />

das erkannt hat, aufs Auto verzichtet<br />

und gern Bahn fährt“, ist<br />

sich Grundmann sicher. Die Herausforderung<br />

für die Industrie:<br />

Öffentlicher <strong>Verkehr</strong> muss mit<br />

dem Individualverkehr zu einem<br />

funktionierenden System verknüpft<br />

werden. Wem das gelingt,<br />

der hat gute Karten in der Hand.<br />

Siemens zeigte im Vorjahr auf<br />

der InnoTrans kräftig Flagge und<br />

ROBEL Original Ersatzteile.<br />

Starke Leistung am Gleis.<br />

Eine ROBEL-Maschine zeichnet sich durch hohe Zuverlässigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit und Qualität aus. Diese Ansprüche<br />

aus der Praxis erfüllen unsere Maschinen seit<br />

jeher. Dafür bürgt unsere langjährige Erfahrung in der<br />

Entwicklung und Herstellung von Maschinen und Geräten<br />

für den Bahnbau. Die hohe Verfügbarkeit und der<br />

daraus folgende intensive Einsatz unserer Maschinen<br />

bedingen jedoch, dass früher oder später Teile ersetzt<br />

werden müssen. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, setzen Sie<br />

ROBEL Original Ersatzteile ein, denn diese erfüllen die<br />

selben Anforderungen wie unsere Maschinen.<br />

stellte den mehr als 100.000<br />

Fachbesuchern seine neue Metro-Plattform<br />

Inspiro vor. Inspiro<br />

ist die neue Generation von Metro-Fahrzeugen,<br />

die neue<br />

Maßstäbe setzt, ist Sandra Gott-<br />

Karlbauer, Head of Metros<br />

worldwide bei Siemens in Österreich,<br />

überzeugt. Inspiro bringe<br />

maximalen Nutzen durch hohe<br />

Beförderungskapazität und niedrige<br />

Betriebskosten. Energieeffizienz<br />

und Umweltfreundlichkeit<br />

sind dabei selbstverständlich bestimmende<br />

Faktoren.<br />

Wiener Denkwerkstatt<br />

Den ersten Auftrag aus Polen<br />

für die Lieferung von 35 sechsteiligen<br />

Inspiro-Metro-<strong>Züge</strong>n<br />

im Wert von 272 Mio. Euro hat<br />

Siemens schon in der Tasche.<br />

Der Auftraggeber ist die Warschauer<br />

U-Bahn-Gesellschaft,<br />

die ab 2012 mit Inspiro durch<br />

den polnischen Untergrund fahren<br />

wird. Die Warschauer Metro<br />

ist 23 Kilometer lang und<br />

verfügt über 21 Stationen. Derzeit<br />

wird der zentrale Abschnitt<br />

der neuen Linie 2 gebaut. Mit<br />

den bestellten 35 Garnituren<br />

passt der Betreiber den Fahrzeugbedarf<br />

der Expansion entsprechend<br />

an. 126 Mio. Menschen<br />

fahren pro Jahr mit der<br />

Metro durch Warschau. Die<br />

Warschauer Auftraggeber haben<br />

sich vorausschauend auch<br />

gleich die Option für die Lieferung<br />

von 17 weiteren <strong>Züge</strong>n bei<br />

Siemens gesichert.<br />

Die Fäden für die neuen Metro-<br />

Fahrzeuge laufen im Siemens-<br />

Werk in der Wiener Leberstraße<br />

34 zusammen. Dort hat der Siemens-Konzern<br />

das Weltkompetenzzentrum<br />

für Metros und Reisezugwagen<br />

eingerichtet. Hier<br />

wird Forschung und Entwicklung<br />

betrieben und hier werden<br />

die Fahrzeuge für den Export in<br />

alle Welt gebaut, wie Josef Felkel-Högel,<br />

Leiter Metros und<br />

Reisezugwagen bei Siemens in<br />

Österreich, berichtet.<br />

Gott-Karlbauer stammt aus einer<br />

Eisenbahnerfamilie und präsentiert<br />

das neue Fahrzeug sehr leidenschaftlich,<br />

das modern daherkommt.<br />

Die Inspiro-Plattform<br />

baut auf den umfangreichen Erfahrungen<br />

von Siemens im Metro-Bereich<br />

auf. Das neu entwickelte<br />

modulare Fahrzeugkonzept<br />

für den Inspiro basiert auf der<br />

Verwendung von umfassend erprobten<br />

und bewährten Komponenten.<br />

Verschleiß- und Ersatztei-<br />

Sandra Gott-Karlbauer, Head of Metros<br />

worldwide bei Siemens<br />

Ihre Vorteile:<br />

Höchste Qualitätsstandards, wodurch eine hohe<br />

Lebensdauer und ein wirtschaftlicher Einsatz<br />

des Ersatzteils gewährleistet werden<br />

Ersatzteile weitgehend vorrätig und kurzfristig lieferbar<br />

Optimale Passgenauigkeit, da die Teile genau auf<br />

Ihre ROBEL-Maschine abgestimmt sind<br />

Verwendung zertifizierter Materialien<br />

Mit der Entscheidung für eine ROBEL-Maschine haben Sie<br />

sich für eines der besten am Markt verfügbaren Produkte<br />

entschieden. Setzen Sie auch bei Ersatzteilen auf das Original<br />

und nutzen Sie das volle Potenzial Ihrer Maschine.<br />

www.robel.info<br />

SIEMENS<br />

le sind leicht tauschbar. Die Wartung<br />

kann über Ferndiagnose erfolgen.<br />

Die beim Inspiro verwendeten<br />

Materialien sind zu rund<br />

95 Prozent recycelbar, „ein ganz<br />

wichtiger Bonus des neuen Fahrzeugs“,<br />

betont Gott-Karlbauer.<br />

Die Aluminium-Leichtbauweise<br />

des Wagenkastens, die neue bedarfsabhängig<br />

gesteuerte Klimaanlage<br />

und ein gewichtoptimiertes<br />

Fahrwerk senken den Energieverbrauch<br />

spürbar.<br />

Die elektro-dynamische Bremse<br />

bremst das Fahrzeug bis zum<br />

Stillstand und reduziert damit<br />

Emissionen und Feinstaub. Fahren<br />

kann der Inspiro entweder<br />

im konventionellen Fahrerbetrieb<br />

oder alternativ vollautomatisch.<br />

Vor allem auf Neubaustrecken<br />

wird der automatische Betrieb<br />

im Vordergrund stehen.<br />

Der Betreiber entscheidet, wie er<br />

es haben möchte, so Gott-Karlbauer.<br />

So beispielsweise konventionelle<br />

Antriebstechnik oder das<br />

optimierte SF-1000-Drehgestell<br />

für Inspiro oder als Option auch<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

Ab 2012 im Warschauer Untergrund unterwegs:<br />

die Metro der im Wiener Siemens-Werk entwickelten Inspiro-Plattform<br />

ROBEL Bahnbaumaschinen GmbH<br />

Industriestr. 31 · D-83395 Freilassing<br />

Tel: +49 (0)8654/609-0<br />

Fax: +49 (0)8654/609-100<br />

E-mail: info@robel.info<br />

SIEMENS<br />

das System Syntegra. Mit diesen<br />

technischen Features im Hintergrund<br />

hofft man bei Siemens<br />

freilich, dass potenzielle Kunden<br />

auf das neue Metro-Produkt aufspringen.<br />

Komfort für die Fahrgäste<br />

Das Fahren in der Inspiro-Metro<br />

soll den Fahrgästen zu einem angenehmen<br />

Erlebnis werden.<br />

Denn Reisezeit ist Lebenszeit<br />

und in Großstädten verbringen<br />

die Menschen mitunter mehrere<br />

Stunden pro Tag in öffentlichen<br />

<strong>Verkehr</strong>smitteln. Inspiro wartet<br />

mit einem dezenten und doch<br />

modernen Design auf. Designer<br />

der BMW Group Designworks -<br />

USA haben bei der optischen Gestaltung<br />

des Inspiro Hand angelegt.<br />

Ein dynamisch wirkender<br />

Zugkopf, große Fensterflächen,<br />

große Einstiege und eine durchdachte<br />

Innenraumgestaltung mit<br />

warmen Farben sind besonders<br />

auffallend.<br />

Das Fahrzeug wirkt außen beinahe<br />

sexy mit seiner inspirierend<br />

grünen Beleuchtung am Fahrzeugkopf<br />

und seinem rot beleuchteten<br />

Hinterteil. Innovativ<br />

ist die Innenbeleuchtung, die sich<br />

je nach Zielgruppe variieren<br />

lässt. Trübe Novembertage wirken<br />

in der Metro dank einer<br />

„positiven“ Beleuchtung weniger<br />

trist, die Reisenden fühlen sich<br />

wohler. Zugleich lässt sich lichttechnisch<br />

„Wohnzimmer-Atmos -<br />

phäre“ schaffen und das Licht<br />

auch in der Stärke herunterdimmen.<br />

Herkömmliche Haltegriffe waren<br />

gestern. Im Inspiro halten<br />

sich Reisende an einem (Halte-)<br />

Baum, auch „Lighttree“ genannt,<br />

fest. Die Halteelemente<br />

erinnern an mehrastige Bäume<br />

und stehen symbolisch für das<br />

Leben. Großzügig dimensionierte<br />

Displays in den Waggons vermitteln<br />

den Reisenden alle erdenklichen<br />

Informationen. Gott-<br />

Karlbauer: „Das erhöht den<br />

Komfort für die Fahrgäste und<br />

zugleich die Sicherheit.“ Besonders<br />

für ältere Menschen und<br />

solche mit eingeschränkter Mobilität.<br />

Die Displays können<br />

selbstredend auch für Werbebotschaften<br />

oder Bordunterhaltung<br />

genutzt werden. Auf der Inspiro-<br />

Metro-Plattform stehe Inspiro<br />

als Standardfahrzeug, das je<br />

nach Kundenwunsch mit zahlreichen<br />

Features ergänzt werden<br />

könne, betont Gott-Karlbauer.


<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10 3A<br />

WIENER LINIEN<br />

Wiener nutzen ÖV<br />

Die Wiener Linien als Wiens größter Mobilitätsdienstleister<br />

erfreuen sich steigenden Zuspruchs.<br />

Mit 838,7 Millionen Fahrgästen<br />

verzeichneten die Wiener Linien<br />

im vergangenen Jahr nach eigenen<br />

Angaben einen neuen Fahrgastrekord.<br />

Noch nie zuvor nutzten<br />

so viele Menschen U-Bahn,<br />

Autobus und Straßenbahn. Der<br />

bisherige Rekord des Jahres 2009<br />

(811 Mio. Passagiere) wurde<br />

2010 um 3,3 Prozent (bzw. 26,9<br />

Mio.) überboten. Zum Vergleich:<br />

Im Jahr 2000 verzeichneten die<br />

Wiener Linien knapp 725 Millionen<br />

Fahrgäste.<br />

Die öffentlichen <strong>Verkehr</strong>smittel<br />

sind eindeutig das beliebteste <strong>Verkehr</strong>smittel<br />

in der Bundeshauptstadt:<br />

Mit 36 Prozent Anteil an<br />

allen zurückgelegten Wegen lassen<br />

die Wiener Öffis den Autoverkehr<br />

weit hinter sich. Für die<br />

Stadt gilt: „Beim Ausbau des Netzes<br />

und in der Erneuerung des<br />

Fuhrparks lassen wir auch in den<br />

nächsten Jahren nicht nach“, verspricht<br />

Vizebürgermeisterin, Finanz-<br />

und Wirtschaftsstadträtin<br />

Renate Brauner.<br />

Immer mehr Menschen steigen<br />

auf den öffentlichen <strong>Verkehr</strong> um.<br />

Zwar verändert sich der Modal<br />

Split zwischen privatem und öffentlichem<br />

<strong>Verkehr</strong> nur in kleinen<br />

Schritten zugunsten des ÖPNV,<br />

doch im internationalen Vergleich<br />

glänzt Wien im Spitzenfeld. 2,3<br />

Mio. Fahrgäste pro Tag sind mit<br />

den Wiener Linien unterwegs und<br />

legen 180.000 Kilometer zurück.<br />

„Wien liegt bei der Öffi-Nutzung<br />

im internationalen Spitzenfeld.<br />

U2-Verlängerung und Nacht-U-<br />

Bahn haben noch mehr Menschen<br />

dazu gebracht, auf öffentliche<br />

<strong>Verkehr</strong>smittel umzusteigen“,<br />

betont Michael Lichtenegger, Geschäftsführer<br />

der Wiener Linien.<br />

356.000 Personen besitzen eine<br />

Jahreskarte der Wiener Linien.<br />

Sie sei gleichsam der günstige<br />

Schlüssel zur einer urbanen Mobilität,<br />

betont man seitens des<br />

Anbieters.<br />

Eine Jahreskarte kostet in Wien<br />

458 Euro und ermöglicht unbegrenzt<br />

viele Fahrten. Auch im internationalen<br />

Vergleich ist dieser<br />

Wert sehr günstig. Die Jahreskarte<br />

ist in Wien deutlich günstiger<br />

als etwa in Berlin, Lyon, München,<br />

Köln oder London. In der<br />

britischen Hauptstadt muss man<br />

für eine Monatskarte 110 Euro<br />

hinblättern. Mit einem Anteil<br />

von über 38 Prozent ist die Jahreskarte<br />

mit deutlichem Abstand<br />

der beliebteste Fahrausweis der<br />

Wienerinnen und Wiener.<br />

Schüler-, Studenten- bzw. Lehrlingskarten<br />

folgen mit 24,5 Prozent.<br />

Monatskarten nutzen über<br />

17 Prozent der Fahrgäste, Wochenkarten<br />

knapp sieben Prozent.<br />

Mit Einzelfahrscheinen<br />

sind weniger als sechs Prozent<br />

der Fahrgäste unterwegs.<br />

Der öffentliche <strong>Verkehr</strong> liegt seit 1995 in einem stetigen Aufwärtstrend.<br />

Für die Stadt Grund genug, den ÖPNV weiter auszubauen.<br />

SEMMERING-TUNNEL<br />

Alles wieder neu?<br />

Landeshauptmann Erwin Pröll will Einwände der Naturschützer<br />

würdigen und Semmeringbahn neu prüfen lassen.<br />

Niederösterreichs Landeshauptmann<br />

Erwin Pröll hatte Vertreter<br />

der „Alliance for Nature“ ins<br />

St. Pöltener Landhaus zu einem<br />

Hearing in Sachen Semmeringtunnel<br />

eingeladen. Die Naturschützer<br />

konnten – knapp vor<br />

Ausstellung des UVP-Bescheides<br />

– ihre Bedenken über die Befangenheit<br />

von 14 der insgesamt<br />

38 Gutachter beim UVP-Verfahren<br />

in der Causa Semmeringtunnel<br />

vorbringen.<br />

Laut Alliance for Nature würden<br />

diese 14 Experten der ÖBB nahestehen<br />

und seien daher nicht<br />

WIENER LINIEN<br />

unabhängig in ihrer Urteilskraft.<br />

Der Vortrag der Einwände vor<br />

dem obersten <strong>Verkehr</strong>splaner des<br />

Landes Niederösterreich Friedrich<br />

Zibuschka bedeutet für die<br />

ÖBB als Bauwerber möglicherweise<br />

Ungemach. Sollte Pröll die<br />

Einwände der Alliance for Nature<br />

aufgreifen und das UVP-<br />

Verfahren neu aufziehen, würde<br />

das die nächste Verzögerung bei<br />

der Verwirklichung dieses Tunnelprojekts<br />

bedeuten. Und dann<br />

dürfte aus dem Wunschtermin<br />

für die Eröffnung im Jahr 2024<br />

wohl nichts werden.<br />

MOBILITÄT<br />

Siemens auf UITP<br />

Vom 10. bis zum 13. April findet in Dubai die diesjährige<br />

UITP-Fachmesse statt. Der Fokus: ÖPNV der Zukunft.<br />

In kommenden Jahren mit Zeithorizont<br />

2035 werden die großen<br />

Städte weltweit massiv in<br />

Straßen- und Schienennetze investieren.<br />

Laut einer aktuellen<br />

Studie von Booz-Allen-Hamilton<br />

werden dafür fünf Billionen<br />

Euro in die Hand genommen:<br />

ein großer Hoffnungsmarkt daher<br />

für die Eisenbahndustrie. Allein<br />

dem weltweiten Absatzmarkt<br />

für Metros sagt der Verband<br />

der europäischen Eisenbahnindustrie<br />

bis 2016 ein jährliches<br />

Wachstum von vier Prozent<br />

voraus. Heute liegt der<br />

Markt bei fünf Mrd. Euro.<br />

In diesem Konzert will Siemens<br />

kräftig mitspielen und lud dieser<br />

Tage Journalisten aus ganz<br />

Europa nach Wien ein, um zu<br />

zeigen, mit welchen High-Tech-<br />

Produkten man auf dem bevorstehenden<br />

UITP-Kongress in Du-<br />

HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

bai Flagge zeigen will. Es ist zum<br />

einen die neue Metro Inspiro<br />

(Siehe Seite 2A) und zum anderen<br />

sind es hochmoderne Bahnleitsysteme,<br />

die in Zukunft den<br />

Bahnbetrieb bestimmen werden.<br />

Siemens hat das sogenannte<br />

„Operations Control Interaction<br />

Lab“ entwickelt, das gleichsam<br />

eine Vision von Bahnleitsystemen<br />

der Zukunft darstellt, ist Hans-<br />

Jörg Grundmann, CEO von Siemens<br />

Mobility, überzeugt.<br />

In Dubai dem internationalen<br />

Fachpublikum vorgestellt wird<br />

das neue Straßenbahnkonzept<br />

Avenio samt Konfigurator. Damit<br />

lassen sich je nach Kapazitätsbedarf<br />

verschiedene Varianten<br />

von zwei bis acht Wagen mit<br />

einer Länge von 18 bis 72 Metern<br />

zusammenstellen. Der virtuelle<br />

Rundgang am Bildschirm gestattet<br />

auch gleich Einblicke in<br />

SIEMENS<br />

ÖSTERREICH<br />

Es gibt noch viele Fahrzeuge für den<br />

Weltbedarf zu produzieren<br />

das individuelle Innendesign und<br />

das Platzangebot. Der Avenio<br />

basiert auf den weiterentwickelten<br />

Combinos, die in Budapest<br />

und Lissabon im Einsatz sind.<br />

Eine Wagenkastenstruktur in<br />

neuer Stahlleichtbauweise und<br />

weniger verbaute Teile als in den<br />

Vorgängermodellen sind die charakteristischen<br />

Merkmale des<br />

Avenio. Das bringt geringeres<br />

Gewicht und geringeren Verschleiß<br />

an Rad und Schiene.<br />

Laut Siemens ist Avenio die geräumigste<br />

und leiseste Niederflurstraßenbahn<br />

der Welt.<br />

Original Ersatz- und Verschleißteile.<br />

Höchste Zeit für höhere Qualität.<br />

Im heutigen Gleisbau ist Zeit kostbarer denn je. Deshalb gilt es, Stillstände so kurz wie möglich<br />

zu halten und die Leistungsfähigkeit der Maschinen so lange wie möglich am Maximum<br />

zu halten. Mit Original Ersatz- und Verschleißteilen von Plasser & Theurer erreichen Sie<br />

beides. Prompte Lieferung und optimale Passgenauigkeit verkürzen jede Unterbrechung.<br />

Höchste Fertigungs-Qualität und der neueste Stand der Technik sichern nachhaltig<br />

das Maximum an Leistung. Zeit ist kostbar. Deshalb ist es höchste Zeit für Original<br />

Ersatz- und Verschleißteile von Plasser & Theurer.<br />

Plasser & Theurer I Export von Bahnbaumaschinen Gesellschaft m.b.H. I A-1010 Wien I Johannesgasse 3 I export@plassertheurer.com<br />

Plasser & Theurer und Plasser sind international eingetragene Marken


4A<br />

ÖSTERREICH<br />

AKTUELL<br />

ÖBB: Neue Module für<br />

bargeldlose Zahlung<br />

Die ÖBB tauschen bis Ende des<br />

Monats in allen Fahrkartenautomaten,<br />

Personenkassen und<br />

ÖBB-Reisebüros die Module aus,<br />

mit welchen bargeldlose Zahlungen<br />

durchgeführt werden. Sie<br />

müssen nach einem Bescheid der<br />

Bundeswettbewerbsbehörde getauscht<br />

werden. Künftig wird die<br />

Zahlung schneller funktionieren<br />

und die Abwicklung den neuesten<br />

Sicherheitsstandards genügen.<br />

Bodyguards für ÖBB-<br />

Schaffner<br />

Die Schaffner in den ÖBB-Regionalzügen<br />

werden jetzt von Sicherheitsmitarbeitern<br />

begleitet,<br />

weil es immer wieder zu tätlichen<br />

Übergriffen auf ÖBB-Mitarbeiter<br />

kommt. Allein im vergangenen<br />

Jahr seien 100 Schaffner<br />

gewalttätigen Angriffen ausgesetzt<br />

gewesen, begründen die<br />

ÖBB den Einsatz des Sicherheitspersonals.<br />

Bei der Ticketkontrolle<br />

werden Reisende oft renitent.<br />

Bürgermeister fürchten um<br />

Semmeringbahn<br />

Die Bürgermeister im Einzugsgebiet<br />

der Semmeringbahn sehen<br />

dem Semmeringbasistunnel mit<br />

gemischten Gefühlen entgegen.<br />

Sie befürchten, dass dann die<br />

jetzt denkmalgeschützte Ghega-<br />

Bahn zur „exklusivsten Nebenbahn<br />

Europas“ verkommen werde,<br />

wenn der Tunnel erst einmal<br />

geöffnet wird. Bei den ÖBB sieht<br />

man die jetzige Strecke durch<br />

den Tunnelbau nicht gefährdet.<br />

ÖBB erzeugen Gutteil des<br />

Stroms in Eigenregie<br />

Rund 36 % des verbrauchten<br />

Stroms erzeugen die ÖBB in den<br />

zehn eigenen Wasserkraftwerken.<br />

Der Anteil der erneuerbaren<br />

Energie macht 93 % aus. Weitere<br />

27 % werden beim heimischen<br />

Verbund-Konzern zugekauft, der<br />

Rest wird auf dem freien Energiemarkt<br />

beschafft. Bis 2014<br />

wollen die ÖBB die Eigenerzeugung<br />

von Strom um ein Viertel<br />

erhöhen, so ÖBB-Chef Kern.<br />

Ausgemusterte ÖBB-IC-<br />

<strong>Züge</strong> fahren in Deutschland<br />

Ab September dieses Jahres startet<br />

der private Hamburg-Köln-<br />

Express (HKX) zwischen Köln<br />

und Hamburg einen eigenen<br />

Zugverkehr mit täglich drei<br />

Schnellzügen. Die Reisenden<br />

würden in ausgemusterten IC-<br />

<strong>Züge</strong>n der ÖBB befördert, berichten<br />

deutsche Zeitungen. Die<br />

Fahrpeise liegen unter DB-Niveau,<br />

buchen kann man ab Juli<br />

unter www.hkx-online.de.<br />

GEMEINWIRTSCHAFT<br />

Das Jahr 2011 markiert den<br />

Neubeginn in den Leistungsbeziehungen<br />

zwischen der Republik<br />

Österreich und den ÖBB.<br />

Die Basis dafür bildet der im Feber<br />

dieses Jahres abgeschlossene<br />

Vertrag über die gemeinwirtschaftlichen<br />

Leistungen zwischen<br />

Bund und Bahn. Das neue System<br />

sieht keine Tarifstützung<br />

mehr vor, sondern definiert die<br />

bestellten öffentlichen Leistungen<br />

nach einem transparenten<br />

Modell auf Basis von Menge,<br />

Preis und Qualität. Unterschrieben<br />

wurde der neue, zehn Jahre<br />

laufende Vertrag (statt bisher jeweils<br />

nur ein Jahr) von der<br />

Schieneninfrastruktur Dienstleistungsgesellschaft<br />

(SCHIG) und<br />

der ÖBB-Personenverkehr AG.<br />

Darin enthalten seien beispielsweise<br />

Kalkulationsblätter, in denen<br />

die Leistungen ex ante transparent<br />

niedergeschrieben und ex<br />

post kontrolliert werden, betont<br />

Ulrich Puz, Geschäftsführer der<br />

SCHIG. „Mit dem Vertrag schaffen<br />

wir Effizienz durch Transparenz;<br />

er wird beiden Seiten viel<br />

bringen“, ist der Manager überzeugt,<br />

der seit Mai 2010 die<br />

SCHIG als Geschäftsführer leitet<br />

und daher die Interessen der Republik<br />

gegenüber den ÖBB<br />

wahrnimmt.<br />

In diesem Jahr überweist der<br />

Bund 578 Mio. Euro an die<br />

ÖBB. Für dieses Geld gibt es ein<br />

definiertes Grundangebot im<br />

Nahverkehr, aber auch auf Teilen<br />

des Fernverkehrs, wenn beispielsweise<br />

ÖBB-Kunden mit der<br />

Monatskarte bis nach Wr. Neustadt<br />

fahren. Dazu kommen weitere<br />

140 Mio. Euro, die die einzelnen<br />

Länder locker machen<br />

und dafür ein <strong>Mehr</strong> an Leistung<br />

von der Bahn bekommen. Beispielsweise<br />

eine angepasste Ausstattung<br />

der <strong>Züge</strong>, dichteren<br />

Taktverkehr, Tagesrandverbindungen<br />

etc. Dieses Upgrading,<br />

basierend auf dem Bundes-Angebot,<br />

hängt davon ab, welchen<br />

zusätzlichen Leistungskomfort<br />

sie ihren Bürgern anbieten wollen.<br />

Genau definierte Qualität<br />

Gemessen wird die Qualität<br />

nach subjektiven und objektiven<br />

Maßstäben. Subjektiv beispielsweise<br />

in Form von Kundenbefragungen;<br />

objektiv etwa durch<br />

Vergleich der Soll- mit der Ist-<br />

Leistung.<br />

Der Bund definiert die Qualität<br />

und bekommt eine vertraglich<br />

abgesicherte Leistung. Für die<br />

ÖBB hat die lange Laufzeit den<br />

Vorteil der vorausschauenden<br />

Planung und der über Jahre kalkulierbaren<br />

Ressourcenplanung.<br />

Der Preis pro Jahr seitens des<br />

Bundes ist indexiert, und somit<br />

gibt es auch in diesem Punkt<br />

transparente Verhältnisse.<br />

Im Vertrag enthalten ist eine sogenannte<br />

Öffnungsklausel bzw.<br />

ein Bonus-Malus-System. Das<br />

bedeutet, dass der Bund während<br />

der Laufzeit dennoch über<br />

die SCHIG weitere Leistungen<br />

ausschreiben kann. Und wenn<br />

die Qualität nicht passt oder sie<br />

übererfüllt wird, dann greift das<br />

Bonus-Malus-System.<br />

Das neue Vertragswerk trägt<br />

sehr stark die Handschrift von<br />

Gabriele Lutter, Vorstandssprecherin<br />

der ÖBB-Personenverkehr<br />

AG. Die gestandene Eisenbahnerin<br />

und studierte Sozial- und<br />

Wirtschaftswissenschaftlerin ist<br />

seit 25 Jahren im österreichischen<br />

<strong>Verkehr</strong>swesen in unterschiedlichenManagementfunktionen<br />

tätig und ist sichtlich<br />

stolz über den Erfolg, den sie gemeinsam<br />

mit Bund und Ländern<br />

zustande gebracht hat. „Es ist<br />

uns gelungen, ein qualitativ<br />

hochwertiges Angebot auf Österreichs<br />

Schienen für die Dauer<br />

von 10 Jahren zu sichern.“<br />

ÖBB müssen performen<br />

„Jetzt liegt es an der Bahn, diese<br />

Qualität konstant hoch zu halten<br />

und die Partnerschaft zwischen<br />

Bahn, Bund und Ländern täglich<br />

zu leben“, sagt die Managerin,<br />

deren Vorstandsmandat in der<br />

ÖBB-Personenverkehr AG Ende<br />

2011 ausläuft. Der Tag ihres<br />

Ausscheidens soll dem Vernehmen<br />

nach aber schon früher<br />

kommen, denn mit ÖBB-Holding-Chef<br />

Christian Kern hat sie<br />

sich darauf geeinigt, noch vor<br />

Ende der Vertragslaufzeit abzugehen<br />

und ihr Ressort geordnet<br />

und rechtzeitig vor Eintritt des<br />

Mitbewerbers dem Nachfolger<br />

zu übergeben. Lutter ist es 2010<br />

gelungen 456 Mio. Passagiere in<br />

täglich Tausenden <strong>Züge</strong>n und<br />

Bussen an ihr Ziel zu bringen.<br />

Das entspricht rund 1,2 Mio.<br />

Reisenden pro Tag.<br />

EU-Verordnung 1370<br />

Den Anstoß zur Neugestaltung<br />

der vertraglichen Basis zwischen<br />

Bund, Ländern und ÖBB gab die<br />

EU-Verordnung 1370, die eine<br />

Marktöffnung des Schienenpersonenverkehrs<br />

in den EU-Ländern<br />

vorsieht. Der neue Vertrag<br />

stellt auf Leistungen ab und<br />

bricht mit dem Begriff Subvention.<br />

„Mit dem neuen Vertrag lassen<br />

wir uns auf den Prüfstand<br />

stellen, und zwar getrennt nach<br />

Nah- und Fernverkehr“, so Lutter.<br />

Eigenwirtschaftliche Leistungen<br />

und gemeinwirtschaftliche<br />

Leistungen müssen erkennbar<br />

und klar voneinander getrennt<br />

dargestellt werden. Eigenwirtschaftliche<br />

<strong>Verkehr</strong>e sind beispielsweise<br />

die <strong>Züge</strong> auf der<br />

Westbahn sowie die grenzüberschreitenden<br />

<strong>Verkehr</strong>e zu unseren<br />

Nachbarländern Ungarn,<br />

Schweiz oder Deutschland.<br />

Die Managerin, die auf eine lan-<br />

ge Liste von Erfolgen als weiblicher<br />

Vorstand in der von Männern<br />

dominierten Eisenbahnwelt<br />

verweisen kann, sieht den neuen<br />

Vertrag für die Bahn als einen<br />

wichtigen Beitrag zur kontinuierlichen<br />

Qualitätsverbesserung. In<br />

den vergangenen Jahren wurden<br />

mehr als 700 Mio. Euro in neue<br />

Fahrzeuge im Personenverkehr<br />

investiert.<br />

Qualität verbessern heißt aber<br />

auch, althergebrachte Fahrpläne<br />

zu durchforsten und kostenoptimal<br />

zu produzieren. Das beginnt<br />

beim Einkauf und tangiert alle<br />

Unternehmensbereiche bis hin<br />

zur Kundenreklamationsbearbeitung.<br />

In Kärnten hat im Vorjahr<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

GWL-Vertrag sichert Grundangebot<br />

Der zwischen der Republik und den ÖBB neu abgeschlossene Vertrag für gemeinwirtschaftliche Leistungen bringt<br />

Transparenz und Effizienz. Der Bund sichert Grundangebot durch die ÖBB, die Länder können Upgrading bestellen.<br />

VON JOSEF MÜLLER<br />

Der gemeinwirtschaftliche Leistungsvertrag sichert der österreichischen<br />

Bevölkerung ein Bahnangebot für die nächsten zehn Jahre<br />

NORMUNG<br />

Auf EU-Ebene wird daran gearbeitet,<br />

die europäischen Bahnstrecken<br />

besser miteinander zu<br />

vernetzen und den Betrieb sicherer<br />

zu machen. Da das rollende<br />

Bahnmaterial möglichst viel im<br />

Einsatz stehen soll und dabei gewaltige<br />

Kilometerleistungen erbringt,<br />

ist eine strenge Prüfung<br />

der Radsätze und Drehgestelle<br />

eine zentrale Voraussetzung für<br />

die Sicherheit und Verfügbarkeit.<br />

Die ÖNORM EN 13260 legt die<br />

Eigenschaften für neue Radsätze<br />

fest, die im europäischen Schienennetz<br />

eingesetzt werden. Sie<br />

gilt für Radsätze, die aus Teilen<br />

bestehen, die in EN 13262 für<br />

Räder und EN 13261 für Radsatzwellen<br />

definiert werden, wie<br />

das österreichische Normungsinstitut<br />

mitteilt. Die normativen<br />

Dokumente (UIC-Merkblätter,<br />

nationale Normen), die bisher in<br />

Europa für die Lieferung von<br />

Radsätzen verwendet wurden,<br />

hatten vorrangig eine vollständi-<br />

ÖBB<br />

ein Pilotprojekt gestartet, bei<br />

dem Zugbegleiter und Bus-Lenker<br />

miteinander kommunizieren,<br />

Anschlüsse zwischen Bahn und<br />

Bussen sicherstellen und dies den<br />

Fahrgästen auch kommunizieren<br />

können. Einen Anschluss zu versäumen,<br />

weil der Zug um drei<br />

Minuten zu spät angekommen<br />

ist, ist für den Fahrgast ein Ärgernis,<br />

das es mit Hilfe dieser<br />

neuen Technologie zu verhindern<br />

gilt. Lutter: „Ich bin stolz, dass<br />

ich viel zur Verbesserung des öffentlichen<br />

<strong>Verkehr</strong>s in Österreich<br />

beitragen konnte und gleichzeitig<br />

die ÖBB-Personenverkehr AG<br />

auf den Weg der Wirtschaftlichkeit<br />

geführt habe.“<br />

Das Rad läuft rund<br />

EU-Normen in aktualisierter Ausgabe legen Produktanforderungen<br />

für Radsätze, Radsatzwellen und Räder fest.<br />

ge Beschreibung der Abnahmeverfahren<br />

sowie der Eigenschaften<br />

der Radsätze, die zu prüfen<br />

waren, zum Ziel. Es wurden<br />

zwar einige Gesichtspunkte zur<br />

Produktqualifizierung berücksichtigt,<br />

jedoch keine Angaben<br />

zu den Verfahren der Produktqualifizierung<br />

und zu den bei der<br />

Qualifizierung zu prüfenden Produkteigenschaften<br />

gemacht.<br />

Die vorliegende Norm befasst<br />

sich daher nun mit der Definition<br />

aller Eigenschaften eines Radsatzes,<br />

der Qualifikationsverfahren<br />

sowie der Lieferbedingungen<br />

basierend auf Qualitätssicherungskonzepten.<br />

Die Komponenten<br />

eines Radsatzes können auf<br />

die Radsatzwelle aufgeschrumpft<br />

oder aufgepresst werden, wofür<br />

die Norm genaue Vorgaben definiert.<br />

In einem eigenen Punkt<br />

fordert die Norm die Erstellung<br />

eines Qualitätsplans, der vom<br />

Hersteller zu erstellen und vom<br />

Kunden zu genehmigen ist.


<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10 5A<br />

PLASSER & THEURER<br />

Bettungsreinigung<br />

mit RM 95-800 W<br />

Aussieben von Über- und Unterkorn bei der<br />

Bettungsreinigung allein reicht in vielen Fällen nicht aus.<br />

Zur perfekten Reinigung des<br />

Schotterbettes braucht es zunehmend<br />

mehr als das Aussieben<br />

von Über- und Unterkorn. Recycling<br />

vor Ort ist die neue Herausforderung;<br />

die Maschine<br />

RM 95-800 W von Plasser &<br />

Theurer bietet dafür die umfassende<br />

Lösung.<br />

Die RM 95-800 W ist tatsächlich<br />

weit mehr als eine „gewöhnliche“Bettungsreinigungsmaschine.<br />

Einerseits erfordert der<br />

zunehmende Kostendruck eine<br />

optimierte Verwertung vorhandener<br />

Materialressourcen, die eine<br />

Reduzierung des logistischen<br />

Aufwandes für Materialtransporte<br />

und Entsorgung nach sich<br />

zieht. Andererseits erfordert die<br />

laufende Verschärfung von Umweltauflagen<br />

für Gleisbaumaßnahmen<br />

einen höheren Aufwand<br />

bei Recycling und Wiedereinbau<br />

von vorhandenem Material.<br />

Die RM 95-800 W verfügt daher<br />

sowohl über eine Prallmühle<br />

zum Anschärfen des wiederverwertbaren<br />

Schotters als auch<br />

über eine Schotterwaschanlage.<br />

Diese ermöglicht in Verbindung<br />

mit den Vibrationssiebanlagen<br />

eine sehr hohe Reinigungsqualität<br />

des wieder eingebrachten<br />

Schotters. Neben dem hervorragenden<br />

Reinigungseffekt werden<br />

auch Rückstände vom Schotter<br />

abgewaschen. Durch die integrierteWasseraufbereitungsanlage<br />

wird das Waschwasser zum<br />

Der Schotter wird in der<br />

Waschanlage gereinigt<br />

Großteil wiederverwendet. All<br />

dies wird gleisgebunden durchgeführt<br />

und bringt eine wesentliche<br />

Verringerung des Transportaufwandes<br />

und der damit verbundenen<br />

Schadstoffemission. Es<br />

wird nur noch der nicht wiederverwertbare<br />

Feinkornanteil abtransportiert<br />

– eine erhebliche<br />

Kostenreduzierung tritt ein.<br />

Im Vollbetrieb führt die RM 95-<br />

800 W daher folgende Arbeitsschritte<br />

durch: Schotterausbau,<br />

Vorabscheiden, Anschärfen, Sieben,<br />

Waschen, Schottereinbau.<br />

Zur Materialergänzung ist die<br />

kontinuierliche Zufuhr von Neuschotter<br />

möglich. Zusätzlich erfolgt<br />

eine Aufmessung der Gleislage<br />

vor und nach der Bettungsreinigung.<br />

Nach Angaben von Plasser &<br />

Theurer steht die RM 95-800 W<br />

seit Mai des Vorjahres bei der<br />

Berliner MGW Gleis- und Weichenbau<br />

im Einsatz.<br />

ÖSTERREICH<br />

Die Maschinen von Plasser & Theurer repräsentieren pyhsisch eine stattliche Länge: hier auf diesem Bild eine größere<br />

Ansicht der RM 95-800 W im Einsatz auf dem Gleis<br />

Wie wird eine Bahnfahrt<br />

noch schneller und komfortabler?<br />

Mit dem railjet - bei bis zu 230 km/h<br />

höchsten Fahrkomfort genießen.<br />

Mit integrierten Lösungen für Nahverkehr, Fernverkehr und Logistik bereiten wir weltweit den Weg<br />

für Menschen und Güter. Sie wirtschaftlich, sicher und umweltverträglich ans Ziel zu bringen – dafür<br />

steht Siemens mit „Complete mobility“.<br />

www.siemens.com/mobility<br />

Answers for mobility.<br />

PLASER & THEURER (2)


6A<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

GETZNER<br />

Schwellensohlen senken<br />

Lebenszykluskosten<br />

Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Graz weist nach, dass durch den Einsatz<br />

von Schwellensohlen die Lebenszykluskosten von Gleisanlagen sinken.<br />

Schwellensohlen ermöglichen eine<br />

längere Nutzungsdauer von<br />

Gleisanlagen und verringern die<br />

Instandhaltungskosten maßgeblich.<br />

Das belegt die sogenannte<br />

WINS-Studie („Wirtschaftlicher<br />

Nutzen von Schwellenbesohlungen“),<br />

die an der Technischen<br />

Universität Graz in Kooperation<br />

mit dem Vorarlberger Unternehmen<br />

Getzner Werkstoffe durchgeführt<br />

worden ist. Darin wird der<br />

weltweit erste statistische Nachweis<br />

der Rentabilität von Schwellensohlen<br />

durch netzweite Auswertungen<br />

erbracht. Realisiert<br />

wurden die Auswertungen in Zusammenarbeit<br />

mit den ÖBB.<br />

Die steigende <strong>Verkehr</strong>sbelastung<br />

und höhere Geschwindigkeiten<br />

von <strong>Züge</strong>n führen zu einer ständig<br />

steigenden Beanspruchung<br />

von Gleisen und Weichen. Damit<br />

verbunden sind starke Verschleißerscheinungen<br />

bei Gleisanlagen<br />

und hohe Instandhaltungskosten.<br />

Die Studie „Wirtschaftlicher<br />

Nutzen von WINS“<br />

der TU Graz untersuchte das<br />

Gleislageverhalten mit und ohne<br />

Einsatz von Schwellensohlen.<br />

Sie belegt auf wissenschaftlicher<br />

Basis, dass sich Verschleißerscheinungen<br />

durch den Einsatz<br />

von Schwellensohlen, wie etwa<br />

jene vom Typ SLB 3007G oder<br />

SLS 1308G von Getzner Werkstoffe,<br />

stark reduzieren lassen.<br />

Schwellensohlen schonen den<br />

Schotter – das kritische Element<br />

im Schotteroberbau. Dies wurde<br />

rechnerisch sowie durch Langzeituntersuchungen<br />

im gesamten<br />

RFID that works.<br />

Netz der Österreichischen Bundesbahnen<br />

bewiesen.<br />

Im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Studie untersuchte die TU<br />

Graz rund 1.500 Querschnitte.<br />

<strong>„Ein</strong>e Schwellenbesohlung führt<br />

zu verlängerten Wartungsintervallen<br />

und zu einer deutlich längeren<br />

Gesamtnutzungsdauer des<br />

Oberbaus. Diese Effekte reduzieren<br />

die Lebenszykluskosten des<br />

Oberbaus deutlich – trotz erhöhter<br />

Investitionskosten“, erklärt<br />

der Studienleiter Professor Peter<br />

Veit vom Institut für Eisenbahnwesen<br />

und <strong>Verkehr</strong>swirtschaft an<br />

der TU Graz.<br />

Ein Drittel weniger Kosten<br />

Bei einer täglichen Gleisbelastung<br />

von zum Beispiel 70.000<br />

Gesamtbruttotonnen wurde eine<br />

statistische Kostenreduktion von<br />

einem Drittel bzw. ein interner<br />

Zinssatz von 16 Prozent nachgewiesen.<br />

Grundsätzlich gilt, dass<br />

der Einbau von Schwellensohlen<br />

umso rentabler ist, je größer die<br />

Streckenbelastung ist.<br />

Durch den Einsatz von Schwellensohlen<br />

reduzieren sich die<br />

Sperrpausen auf den Strecken<br />

um rund 50 Prozent. Gleichzeitig<br />

können die Gleisanlagen um<br />

25 Prozent länger genutzt werden.<br />

Die besohlte Spannbetonschwelle<br />

kombiniert die Vorteile<br />

einer Holzschwelle mit den Vorzügen<br />

einer herkömmlichen<br />

Spannbetonschwelle.<br />

Durch sie halbiert sich die Verschl<strong>echter</strong>ungsrate<br />

des Gleises,<br />

da sie den Schotter schonen. Die<br />

Stopfzyklen verlängern sich um<br />

mindestens das Doppelte, was<br />

mit ein Grund dafür ist, dass die<br />

Österreichischen Bundesbahnen<br />

seit dem Jahr 1997 vermehrt auf<br />

Schwellenbesohlungen setzen.<br />

„Generell kann festgehalten werden,<br />

dass die Schwellenbesohlung<br />

ein technisch und wirtschaftlich<br />

probates Mittel zur<br />

Reduktion der Gesamtkosten des<br />

Oberbaus ist“, fasst Professor<br />

Veit das Untersuchungsergebnis<br />

VORTEILE<br />

l Um mindestens 100 Prozent<br />

längere Stopfintervalle<br />

l Um rund 50 Prozent weniger<br />

Sperrpausen auf der Strecke<br />

l Um mindestens 25 Prozent längere<br />

Gesamtnutzungsdauer des<br />

Gleises<br />

l Weniger Schlupfwellen in engen<br />

Bögen<br />

l Bessere Gleislage, dadurch<br />

mehr Fahrkomfort<br />

l Kombiniert Vorteile einer Holzschwelle<br />

mit Vorzügen einer<br />

Spannbetonschwelle<br />

l Größere Kontaktfläche zwischen<br />

Betonschwelle und Gleisschotter<br />

(um bis zu 90 Prozent weniger<br />

Flächenpressung im Schotter)<br />

l Verringert das Setzungsverhalten<br />

des Gleisschotters<br />

JAPAN<br />

Eisenbahnpremieren haben es in<br />

Japan in sich: Vor lauter Aufregung<br />

über den neuen Superzug<br />

„Hayabusa“ ist ein Eisenbahnfan<br />

vor der Einfahrt des neuen<br />

Shinkansen-Modells in Tokio auf<br />

die Gleise gefallen. Er konnte<br />

sich aus eigener Kraft wieder auf<br />

den Bahnsteig retten, der Zug<br />

kam sieben Minuten später in<br />

den Bahnhof. Der Highspeed-<br />

Zug mit der langen platten<br />

Schnauze wird zunächst bis zu<br />

300 km/h, bald auch 320 km/h<br />

schnell sein.<br />

Vergangene Woche hatte der<br />

neue japanische Hochgeschwindigkeitszug<br />

„Hayabusa“ seine<br />

Jungfernfahrt mit 300 km/h absolviert.<br />

Damit kommt nach 14<br />

Jahren die nächste Generation<br />

auf Japans Schienen. Tickets für<br />

den Einsatz waren so begehrt<br />

unter den Bahnfans, dass Tau-<br />

zusammen. Heute sind weltweit<br />

rund 980.000 besohlte Schwellen<br />

sowie 350 Weichenabschnitte<br />

von Getzner im Einsatz. Die<br />

Werkstoffe von Getzner verringern<br />

das Setzungsverhalten des<br />

Gleisschotters maßgeblich.<br />

Eschütterungsschutz für<br />

Schwellensohlen<br />

Beim Ausbau der Bahnstrecke<br />

Berlin–Cottbus liefert Getzner<br />

Werkstoffe die Lösung für Erschütterungsschutz.<br />

Die Bahnschwellen<br />

werden mit einer<br />

selbst entwickelten Polyurethan-<br />

Schicht besohlt. Nach Abschluss<br />

der Bauarbeiten ist die DB-Strecke<br />

– ohne zusätzliche Erschütterungen<br />

– mit 160 km/h befahrbar.<br />

Um den Körperschall der<br />

vorbeifahrenden <strong>Züge</strong> in den bebauten<br />

Gebieten zu vermindern,<br />

bringt Getzner unter den Bahnschwellen<br />

elastische Sohlen aus<br />

Polyurethan an.<br />

Bauwerke in Gleisnähe sind auf<br />

diese Weise effizient gegen Vibrationen<br />

geschützt – trotz höherer<br />

Bahngeschwindigkeiten. Das<br />

Auftragsvolumen des Großprojekts<br />

für Getzner beläuft sich auf<br />

sende von Euro für die Fahrt bezahlt<br />

wurden, wie japanische<br />

Medien berichteten. Die Fahrkarten<br />

waren innerhalb von<br />

20 Sekunden ausverkauft.<br />

Künftig wird der Hayabusa die<br />

Hauptstadt Tokio zweimal täglich<br />

mit der Stadt Aomori im<br />

Norden der japanischen Haupt-<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

Durch die Schwellenbesohlung von Getzner kann die Teilstrecke<br />

Berlin–Cottbus künftig mit bis zu 160 km/h befahren werden<br />

1,85 Millionen Euro.<br />

Die neue Schwellensohle von<br />

Getzner entstand im Rahmen des<br />

Projekts LZARG, das die Entwicklung<br />

neuer Technologien für<br />

einen leiseren Eisenbahnverkehr<br />

zum Ziel hat. Getzner brachte<br />

schließlich die neue, auf die Anforderungen<br />

des DB-Projekts abgestimmte<br />

Schwellenbesohlung<br />

zur Serienreife. „Wir haben in<br />

sehr kurzer Zeit intensive Testreihen<br />

durchgeführt. Die neue<br />

Lösung erhielt folglich auch die<br />

Zulassung der DB Technik.“<br />

Hayabusa fährt 320 km/h<br />

Das neue Shinkansen-Modell „Hayabusa“ hat in Japan seinen Dienst aufgenommen:<br />

Der Superschnellzug verbindet Tokio mit Aomori im Norden der Insel Honshu.<br />

Von Eisenbahnfreaks umringt:<br />

Einfahrt des Hayabusa in Tokio<br />

ARCHIV<br />

Deutschland<br />

Brandenburg<br />

Leipzig<br />

50 km<br />

Berlin<br />

Königs<br />

Wusterhausen<br />

Lübbenau<br />

Dresden<br />

Cottbus<br />

Polen<br />

Tschechische Republik<br />

60 Kilometer zwischen Berlin und<br />

Cottbus werden besohlt<br />

GETZNER (2)<br />

insel Honshu verbinden. Sie<br />

wurde bisher nicht mit Hochgeschwindigkeitszügen<br />

angefahren<br />

und wird nun verstärkt als Ausflugsziel<br />

beworben.<br />

Die Strecke von 675 Kilometern<br />

legt der futuristische Zug mit der<br />

extrem flachen Schnauze in gerade<br />

einmal gut drei Stunden zurück.<br />

2012 soll er dann mit einem<br />

Tempo von 320 km/h der<br />

schnellste Zug Japans werden. In<br />

der GranClass des Hayabusa<br />

sitzt man auf Leder; gegen einen<br />

Aufpreis von 9.490 Yen<br />

(82 Euro) gibt es alkoholische<br />

Getränke und leichte Mahlzeiten<br />

am Platz.<br />

Japan entwickelt seit den sechziger<br />

Jahren immer wieder neue<br />

Varianten des Schnellzugs Shinkansen<br />

und hofft, die Technologie<br />

auch in das Ausland exportieren<br />

zu können.


<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10 7A<br />

JUNGFRAUBAHN<br />

Mit der Bahn in den Himmel<br />

Der Countdown läuft: 2012 wird die legendäre Jungfraubahn in der Schweiz 100 Jahre<br />

alt. Die Fahrt mit der Himmelsbahn ist ein einzigartiges Erlebnis.<br />

VON JOSEF MÜLLER, INTERLAKEN<br />

Es begann 1886 mit einem Aprilscherz<br />

in der „Zürcher Zeitung“.<br />

Ein Redakteur namens Emil Frey<br />

nahm die Leser der Zeitung mit<br />

einem Bericht auf den Arm. Er<br />

berichtete, dass in London eine<br />

„International Mountain-Way-<br />

Company“ gegründet worden<br />

sei, die eine elektrische Bahn<br />

vom Tal bis zur Rottalhütte bauen<br />

wolle und am Endpunkt ein<br />

Hotel mit 40 Betten eröffnen<br />

werde. Die Eröffnung sei für den<br />

Sommer 1888 geplant. Diesem<br />

Scherz folgten bald ernsthafte<br />

Absichten. Die Idee, mit der<br />

Bahn von Interlaken auf die<br />

Jungfrau im Berner Oberland zu<br />

fahren, kam dem Schweizer Industriellen<br />

Adolf Guyer-Zeller<br />

1893 während einer Wanderung<br />

in der Jungfrauregion. Überwäl-<br />

Service ist alles: Eisenbahn-Enthusiasten<br />

bekommen reservierte Plätze<br />

tigt vom Anblick des mächtigen<br />

Dreigestirns Eiger, Mönch, Jungfrau<br />

machte er Notizen und entwarf<br />

Pläne, die sehr viel von den<br />

späteren Planungs- und Kons -<br />

truktionsarbeiten für die Jungfraubahn<br />

vorweggenommen haben.<br />

Guyer-Zeller träumte den<br />

Traum von einer „Himmelsbahn“.<br />

Dem Traum folgten in<br />

der Realität bald konkrete Taten.<br />

Im Jahr 1896 wurde mit dem<br />

Bau der Jungfraubahn, der heute<br />

höchstgelegenen Zahnradbahn<br />

Europas, begonnen. Die Bahn<br />

führt von der Kleinen Scheidegg<br />

hinauf zum Jungfraujoch auf eine<br />

Höhe von 3.454 Metern über<br />

dem Meer. Die Bahn endet im<br />

höchstgelegenen Bahnhof<br />

Europas und zieht jährlich<br />

500.000 Besucher aus aller Welt<br />

an.<br />

Guyer-Zeller wollte die Menschen<br />

schnell auf die Berge bringen.<br />

Das 19. Jahrhundert war<br />

das große Jahrhundert des Alpinismus.<br />

In seinem Baugesuch<br />

zeigte sich der Industrielle spendierfreudig<br />

und stellte 100.000<br />

Franken als Zuschuss aus der<br />

Privatschatulle in Aussicht. Die<br />

Bauarbeiten dauerten deutlich<br />

länger als geplant, nämlich 16<br />

statt sieben Jahre. Am Ende<br />

schlugen die Baukosten mit<br />

15 Mio. Franken zu Buche, fünf<br />

Mio. Franken mehr, als ursprünglich<br />

veranschlagt waren;<br />

am 1. August 1912 wurde die<br />

Bahn eröffnet. Auch wenn man<br />

sich anfänglich beim Zeit- und<br />

Kostenaufwand gewaltig geirrt<br />

hatte, der Erfolg dieser einmaligen<br />

Bahn in Richtung Himmel<br />

blieb nicht aus. Schon im ersten<br />

Betriebsjahr schrieb die Jungfraubahn<br />

schwarze Zahlen. Und das<br />

bis heute. Nur ein einziges Mal<br />

in der bisher 99-jährigen Geschichte<br />

gab es einen Verlust. Darauf<br />

ist man heute sehr stolz.<br />

Nicht nur bei der Jungfraubahn<br />

Holding AG selbst, sondern in<br />

der ganzen Schweiz.<br />

Kein einziger Heizkörper<br />

Die Bahn legt die 12 Kilometer<br />

lange Strecke zu einem großen<br />

Teil durch einen aus dem Fels gehauenen<br />

Tunnel zurück. Nur im<br />

unteren Teil, zwischen der Kleinen<br />

Scheidegg und dem Eigergletscher,<br />

verläuft die Strecke im<br />

Freien. Auf der restlichen Strecke<br />

gibt der Fels der Bahn den notwendigen<br />

Schutz vor den Unbillen<br />

der Natur. An zwei Stellen<br />

gibt es Tunnelfenster, und zwar<br />

in der Station Eigerwand und<br />

Eismeer.<br />

Hier hält der Zug für kurze Zeit<br />

und sehen die Reisenden das,<br />

was sie sich erwarten: eine wunderbare<br />

alpine Bergwelt aus Eis,<br />

Firn, Sonne mit herrlichem Ausblick<br />

auf Thunersee und Brienzersee,<br />

auf Interlaken und nach<br />

Grindelwald. Auf dem Jungfraujoch<br />

hat man einen atemberaubenden<br />

Blick auf den Aletschgletscher,<br />

der mit 22 Kilometern<br />

Länge der längste Gletscher der<br />

Alpen ist. 2001 wurde dieses Ge-<br />

Viel Bahnhof in dünner Luft: Bahnhof<br />

auf der Kleinen Scheidegg<br />

biet als erste Region der Alpen<br />

ins UNESCO-Weltkulturerbe<br />

aufgenommen. Hier geht das Leben<br />

ruhig von sich. Schilder im<br />

Bahnhofsbereich weisen darauf<br />

hin, dass man sich Zeit nehmen<br />

und langsam gehen soll. Sollte<br />

jemandem dennoch die Luft ausgehen<br />

und er schwindlig werden<br />

von der frischen Luft und dem<br />

Blick auf Eigner, Mönch und<br />

Jungfrau, haben die Eidgenossen<br />

für diesen Fall vorgesorgt. Es<br />

gibt eine Sanitätsstation, in der<br />

die Geschwächten wieder aufgerichtet<br />

werden.<br />

In technischer Hinsicht ist der<br />

tägliche Betrieb der Bahn auch<br />

heute noch eine große Herausforderung.<br />

Auf 3.500 Metern einen<br />

Bauplatz zu betreiben, ist<br />

ungewöhnlich und stellt an<br />

Mensch und Technik Anforde-<br />

rungen. Ständig ist mit Lawinen,<br />

Gewittern, Blitzschlag und<br />

Sturm mit Geschwindigkeiten bis<br />

zu 250 km/h zu rechnen. Nach<br />

einer Sturmnacht können am<br />

nächsten Tag schon einmal<br />

Schneeverwehungen in einer Höhe<br />

von sechs Metern sichtbar<br />

werden. Kein Hindernis für den<br />

Bahnbetrieb, denn dafür stehen<br />

alle erforderlichen Räumgeräte<br />

zur Verfügung.<br />

Nicht minder kompliziert ist die<br />

Energieversorgung. Die intensive<br />

Sonneneinstrahlung auf dieser<br />

Höhe hat ihren Vorteil. Das<br />

Energiepotenzial wird auf innovative<br />

Weise erschlossen: Die<br />

tagsüber einfallende Wärme<br />

wird in der Nacht gespeichert.<br />

Aber auch die zahlreichen sonst<br />

kaum beachteten Wärmequellen<br />

von Glühlampen, Elektrogeräten<br />

bis zur Körpertemperatur der<br />

Gäste werden bei der Berechnung<br />

des Energiebedarfs berücksichtigt.<br />

Im gesamten Berghaus<br />

„Top of Europe“ gibt es keinen<br />

einzigen Heizkörper. Selbst wenn<br />

die Sonne nicht scheint und die<br />

Außentemperatur bei minus<br />

30 Grad liegt, ist tagsüber keine<br />

Heizung notwendig.<br />

Nur nachts wird über die Lüftungsanlage<br />

mit elektrischer<br />

Energie aus dem Jungfraubrun-<br />

Intelligente <strong>Verkehr</strong>ssysteme<br />

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Zwischenstation und Umsteigebahnhof auf dem Weg in den Himmel: kleine<br />

Scheidegg mit dem Jungfrau-Massiv im Hintergrund<br />

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nen-Kraftwerk Wärme zugeführt,<br />

sodass mindestens 18 Grad<br />

Raumtemperatur erhalten bleiben.<br />

Das Trinkwasser kommt<br />

von der Kleinen Scheidegg auf<br />

das Jungfraujoch. Das Nutzwasser<br />

wird aus dem Schnee gewonnen<br />

und aufbereitet. Und sämtliche<br />

Abwässer fließen über eine<br />

9,4 Kilometer lange Abwasserleitung<br />

ins Tal nach Grindelwald,<br />

wo die Entsorgung erfolgt.


8A<br />

INDUSTRIE<br />

FAHRZEUGE<br />

Koncar testet Regional-EMU<br />

Der kroatische Eisenbahnfahrzeughersteller Koncar hat den ersten Prototypen eines<br />

Electro Multiple Unit (EMU) für den Regionalverkehr entwickelt.<br />

VON MANFRED RADLOFF<br />

Das kroatische Unternehmen<br />

Koncar Elektroindustrie AG testet<br />

den Prototyp einer EMU<br />

(Electro Multiple Unit) in Niederflurbauweise<br />

für die Kroatischen<br />

Eisenbahnen (HZ). Unternehmensangaben<br />

zufolge soll es sich<br />

um die erste Originalkonstruktion<br />

eines kroatischen Unternehmens<br />

seit 1980 handeln. Der 172<br />

Tonnen schwere Triebzug besteht<br />

aus einer vierteiligen geschweißten<br />

Stahlkonstruktion mit zwei<br />

angetriebenen Drehgestellen.<br />

Installiert wurde ein Stromsystem<br />

von 25 kV, 50 Hz. Die Dauer-Antriebsleistung<br />

beträgt<br />

2.000 kW. Die Zuglänge beträgt<br />

75 m, die Fußbodenhöhe<br />

600 mm. Konzipiert ist ein Einsatz<br />

im Regionalverkehr bei einer<br />

Höchstgeschwindigkeit von<br />

160 km/h. Die erste Klasse ist<br />

mit 24 Sitzplätzen ausgestattet.<br />

In der zweiten Klasse stehen bis<br />

TECHNOLOGIE<br />

zu 212 Sitzplätze und bis zu 220<br />

Stehplätze zur Verfügung. Zur<br />

Ausstattung gehören zwei Vakuum-Toiletten,<br />

eine davon in behindertenger<strong>echter</strong><br />

Gestaltung.<br />

Verwiesen wird in einer Unternehmens-Information<br />

auf die klimatisierte<br />

komfortable Fahrerkabine.<br />

Lokale Wertschöpfung<br />

Unternehmensangaben zufolge<br />

sind zahlreiche Traktions-Komponenten,<br />

Bremsen, Haupt-Konverter<br />

und Antriebselektronik<br />

vom Werk selbst oder von lokalen<br />

Firmen entwickelt worden.<br />

Den Auftrag für die Ausstattung<br />

mit Luftfedern sicherte sich die<br />

Firma ContiTech (Hannover).<br />

Damit ist diesem Unternehmen<br />

der Einstieg auf dem Balkan gelungen.<br />

Entwickelt wurden die<br />

Federungen der Primärstufe sowie<br />

Puffer und Buchsen.<br />

Mittlerweile erfolgte die Auslieferung<br />

einer ersten Kleinserie.<br />

Thales rüstet ZSSK aus<br />

Koncar sieht Absatzmöglichkeiten<br />

in anderen Ländern des ehemaligen<br />

Jugoslawien. Eine entsprechende<br />

Bestellung liegt von<br />

Bosnian Railways vor. Nach den<br />

Worten von Verkaufschef Tomica<br />

Kolman könnte bei entsprechenden<br />

Kundenwünschen auch<br />

eine entsprechende Ausführung<br />

als Vorort-Zug geliefert werden.<br />

Stark auf dem Heimmarkt<br />

Koncar ist als Gruppe organisiert<br />

und besteht aus der Muttergesellschaft<br />

(Koncar Elektroindustrie<br />

AG), 20 Zweigstellen<br />

und einem angegliederten Unternehmen.<br />

4.200 Mitarbeiter sind<br />

in den nachfolgenden Geschäftsbereichen<br />

tätig: Energie, Transportindustrie,<br />

Handel, Entwicklung<br />

und Dienstleistungen.<br />

Der Jahresumsatz beträgt mehr<br />

als 390 Mio. Euro, von dem fast<br />

die Hälfte im Export erwirtschaftet<br />

wird. In den vergangenen<br />

Jahren modernisierte das<br />

Die Slowakische Eisenbahn ZSSK wird auf der wichtigen Strecke zwischen Bratislava<br />

und Zilina mit dem Zugsicherungssystem ETCS von Thales ausgerüstet.<br />

Die Slowakische Eisenbahn<br />

ZSSK setzt bei der Zugsicherung<br />

auf High-Standard-Technologie<br />

und lässt gerade von Thales Austria<br />

auf der Strecke von Bratislava<br />

nach Žilina das Zugsicherungssystem<br />

ETSC installieren.<br />

Ende des Vorjahres fand in Bratislava<br />

die feierliche Eröffnung des<br />

ETCS „European Train Control<br />

System“ in der ersten Ausbaustufe<br />

statt. Zu diesem Anlass kamen<br />

Jan Figel, <strong>Verkehr</strong>sminister<br />

der Slowakei, sowie Generaldirektor<br />

Pavel Kravec und Thales-<br />

Austria-CEO Alfred Veider zusammen,<br />

um vier Lokomotiven<br />

der ZSSK mit ETSC an Bord in<br />

Betrieb zu nehmen.<br />

Die Implementierung der Thales-<br />

Technik sei ein gutes Beispiel für<br />

den europäischen Integrationsprozess.<br />

Und zugleich ein wichtiger<br />

Mosaikstein in einer sich verändernden<br />

Welt, betonte der Minister<br />

in seiner Rede. Die Strecke<br />

Bratislava–Žilina (und weiter bis<br />

Košice) ist die wichtigste Ost-<br />

West-Verbindung der Slowakei.<br />

Von Bratislava bis Žilina sind es<br />

203 km, davon sind aktuell 100<br />

mit ETCS ausgerüstet.<br />

Mit den nunmehr von Thales<br />

ausgerüsteten Triebfahrzeugen<br />

konnte mit der jetzigen Fahrplanumstellung<br />

eine Streckenhöchstgeschwindigkeit<br />

von<br />

160 km/h für den Vollbetrieb zugelassen<br />

werden.<br />

Der Generaldirektor der slowakischen<br />

Bahngesellschaft ZSSK<br />

Pavel Kravec nahm in seiner<br />

Stellungnahme auf die geographische<br />

Nähe des Lieferanten<br />

Bezug: „Österreich steht der Slowakei<br />

in vielerlei Hinsicht nahe.<br />

Dieses Projekt ist das beste Beispiel,<br />

wie man die Zusammenarbeit<br />

zwischen Nachbarländern<br />

fördern kann. Es zeigt auch, wie<br />

gut bürokratische Hürden zu<br />

überwinden sind. Der Wirtschaftsstandort<br />

Slowakei kann<br />

so für Investoren attraktiviert<br />

werden.“<br />

Das Engagement von Thales<br />

Austria und die Kompetenz des<br />

slowakischen Transportministeriums<br />

waren die Basis, um eine<br />

EU-Finanzierung für das Projekt<br />

zu bekommen und letztendlich<br />

ETCS in der Slowakei in Betrieb<br />

nehmen zu können: „Die EU-<br />

Kofinanzierung war für die Verwirklichung<br />

dieses kostenintensiven<br />

Vorhabens sehr wichtig. Oh-<br />

ne EU wäre das Projekt nicht<br />

durchführbar gewesen“, ergänzte<br />

Kravec.<br />

Ein sicherer und leistungsfähiger<br />

Schienentransport kann nachhaltig<br />

gewährleistet werden. Er<br />

wird sich so nicht nur im Wettbewerb<br />

der <strong>Verkehr</strong>sträger behaupten,<br />

er wird zu einem integralen<br />

und zukunftsträchtigen<br />

Bestandteil der Transportinfrastruktur<br />

dieses Landes werden.<br />

„Auf die Ausrüstung mit dem<br />

nationalen Zugsicherungssystem<br />

wurde auf der betreffenden<br />

ETCS-Strecke mutig verzichtet;<br />

damit ist man in der Slowakei<br />

der EU-Konformität näher als in<br />

den meisten anderen europäischen<br />

Ländern“, bemerkte Veider.<br />

Die Implementierung von<br />

ETCS ist vergleichbar mit der<br />

ehemaligen Vereinheitlichung der<br />

Standards bei Mobiltelefonen<br />

Der slowakische <strong>Verkehr</strong>sminister Jan Figel (li) mit ZSSK-Generaldirektor<br />

Pavel Kravec (mi) und Alfred Veider, CEO von Thales Austria<br />

Unternehmen zahlreiche Triebfahrzeuge<br />

und lieferte unter anderem<br />

142 Niederflur-Straßenbahnen<br />

für die Stadt Zagreb.<br />

Die Kroatischen Eisenbahnen<br />

wollen sich nach eigener Erklärung<br />

auch nach der Liberalisierung<br />

des Marktes ab 2012 die<br />

führende Position im Personenverkehr<br />

sichern. Beitragen soll<br />

dazu der Kauf von 92 Niederflur-<strong>Züge</strong>n<br />

bis 2018, darunter 49<br />

EMUS, 18 EMUS für Regional-<br />

durch GSM. Eine Chance, die<br />

bisher schon starke Eisenbahn-<br />

Kompetenz in Europa weiter<br />

auszubauen.<br />

Kompetenzzentrum Wien<br />

Die positive und außergewöhnlich<br />

kompetente Zusammenarbeit<br />

mit dem Auftraggeber ZSSK<br />

sowie den anderen involvierten<br />

Partnern und Unterauftragnehmern<br />

habe diese kurze Projektumsetzungsdauer<br />

erst ermöglicht,<br />

ist Veider überzeugt. Und<br />

in dieser Zusammenarbeit sei<br />

auch die wichtige lokale Wertschöpfung<br />

realisiert worden.<br />

Derzeit beschäftigt Thales in<br />

Österreich rund 300 Mitarbeiter,<br />

unter Einbeziehung von Subunternehmern<br />

und Lieferanten sichert<br />

das Unternehmen mehrere<br />

hundert hochqualifizierte Arbeitsplätze<br />

in Österreich. Als<br />

Kompetenzzentrum ist man in<br />

Österreich zum einen verant-<br />

<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />

Koncar zeigte seinen EMU-Prototyp-Entwurf auf der vorjährigen InnoTrans in<br />

Berlin und erntete dafür Aufmerksamkeit<br />

RADLOFF<br />

/Vorortverkehre und 25 DMU<br />

für Regionalverkehre.<br />

Insgesamt bestellte die Bahngesellschaft<br />

drei EMU-Prototypen.<br />

Finanziert wurde der Auftrag aus<br />

dem Staatshaushalt sowie aus<br />

Mitteln der Staatsbahn und der<br />

Stadt Zagreb. Die EMUs sollen<br />

für den <strong>Verkehr</strong> zwischen Zagreb<br />

und anderen Städten, darunter<br />

Koprivnica, Ogulin, Vinkovci,<br />

Karlovac, Kutina, Sisak und<br />

Novska, zum Einsatz kommen.<br />

Technischer Fortschritt zieht nach Osten: Thales rüstet die Slowakische<br />

Eisenbahn mit dem ETCS-System auf.<br />

THALES (2)<br />

wortlich für die sogenannte<br />

„TAS-Plattform“, eine Technologieplattform<br />

für alle Arten funktionskritischerTransportanwendungen.<br />

Darüber hinaus hat der<br />

Erfolg mit ERTMS/ETCS-Anwendungen<br />

(European Rail Traffic<br />

Management System/European<br />

Train Control System) den<br />

Standort in Wien zum Kompetenzzentrum<br />

für ETCS-Level-1-<br />

Technologien gemacht. Als Gesamtsystemanbieter<br />

verfügt Thales<br />

über Lösungen für die Infrastruktur<br />

ebenso wie für On-Board<br />

Systeme. Seit 2010 ist Thales<br />

Austria mit der Vertretung aller<br />

Thales-Agenden in Österreich<br />

sowie mit einem erweiterten<br />

Mandat für die von Österreich<br />

aus betreuten internationalen<br />

Märkte betraut. Dies sind neben<br />

der Slowakei Ungarn, Tschechien,<br />

Griechenland, Rumänien<br />

und Bulgarien. Am Weltmarkt<br />

wurde ETCS schon nach Mexiko<br />

und Süd-Korea verkauft.

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