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A-1110 Wien, Leberstrasse 122 · Tel. 740 95-0 · Erscheinungsort Wien · Verlagspostamt 1110 Wien · ISSN 0254-5314 · P.b.b. · 02Z031025W<br />

LOGISTIK-TAG 2012<br />

27. bis 28. Juni, Design Center Linz<br />

MARKTBAROMETER EU<br />

EU EU<br />

49<br />

51<br />

Fracht in % Laderaum in %<br />

Werte: von 06.06. bis 12.06.2012<br />

Das EU-weite Frachtangebot hat in<br />

der letzten Woche nachgegeben<br />

und ist hauchdünn unter die<br />

50-Prozent-Marke gerutscht. Der<br />

österreichische Markt performt weiter<br />

stark. Die Detailzahlen für Österreich<br />

fi nden Sie auf Seite 8.<br />

AKTUELL<br />

Österreichisches Knowhow<br />

bei der Euro 2012<br />

Quehenberger Logistik ist bei der<br />

Fußball-Europameisterschaft in<br />

der Ukraine im Einsatz. Für verschiedene<br />

namhafte Partner und<br />

Kunden erfüllt das ukrainische<br />

Tochterunternehmen des Salzburger<br />

Logistikspezialisten, das<br />

schon seit 1999 in der Ukraine<br />

tätig ist, unterschiedlichste Aufgaben<br />

im Transportmanagement.<br />

Schon in München und Wien beginnt<br />

die Reise des Catering-<br />

Equipments, das in den vier ukrainischen<br />

Stadien der Fußball-<br />

Euro eingesetzt wird. Seit Mitte<br />

Mai transportiert Quehenberger<br />

Logistics für einen westeuropäischen<br />

Logistikkonzern diese Ausrüstung<br />

in die Ukraine. Die<br />

Transporte haben genaue Zeitvorgaben<br />

und müssen auch sicherheitstechnisch<br />

exakte Prozessvorgaben<br />

erfüllen. Auch beim<br />

Transfer der Fußballteams und<br />

Betreuer ist man engagiert, und<br />

zwar für die beiden Stadien Lviv<br />

und Kharkiv.<br />

<strong>Verkehr</strong><br />

INT. WOCHENZEITUNG FÜR TRANSPORT, LOGISTIK, WIRTSCHAFT<br />

68. Jahrgang www.verkehr.co.at 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

Kerngeschäft im Fokus<br />

Interview mit Michael Stahlgut,<br />

CEO SBB Cargo International<br />

AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

„Logistik braucht Menschen,<br />

die Sicherheit herstellen“<br />

In Zeiten der Instabilität leistet eine hervorragende Ausbildung mehr denn je einen<br />

wichtigen Beitrag für die immer komplexer werdenden Supply-Chain-Prozesse, ist<br />

Logistikum-Chef Franz Staberhofer im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong> überzeugt.<br />

Die „Logistik“ ist DAS Management-Werkzeug<br />

in einer instabilen<br />

Zeit. Denn die Unternehmen<br />

sehen sich mit immer komplexer<br />

werdenden Märkten konfrontiert.<br />

„Aufgabe eines hervorragend<br />

ausgebildeten SCM-Managers<br />

(Supply Chain Management)<br />

ist es, diese zu koordinieren“, erklärt<br />

Franz Staberhofer. Der Direktor<br />

des Logistikums, der Logistik-Schmiede<br />

der Fachhochschule<br />

(FH) Oberösterreich in<br />

MAYR<br />

SEITE 4<br />

Steyr, spricht sich für ein stärkeres<br />

Bewusstsein darüber aus, was<br />

Logistik überhaupt zu leisten imstande<br />

ist. Heute kann zunehmend<br />

beobachtet werden, dass<br />

der aus dem Nachschubwesen<br />

kommende Begriff im Alltag des<br />

21. Jahrhunderts angekommen<br />

ist. Nachrichten beschreiben die<br />

Logistik in Erdbebengebieten. Lebensmittelketten<br />

preisen ihre Frischestrategie<br />

an und rühmen sich<br />

der dahinterliegenden Logistik.<br />

Komplexität verringern<br />

Je größer die Anzahl der Produkte<br />

und Varianten wird, umso<br />

besser muss das Management<br />

sein. Darauf werden die Absolventen<br />

der Studiengänge in Steyr<br />

vorbereitet. Häufi g lockt bei Studien<br />

mehr die Bezeichnung als<br />

der Blick auf Inhalte. Gerade bei<br />

Logistik werden die enorme<br />

Breite und damit die vielen Möglichkeiten<br />

oft nicht wahrgenom-<br />

Special: Neue Bahn<br />

Die neuesten Entwicklungen auf<br />

dem Bahnsektor<br />

men. Auch in Steyr wird auf Themen<br />

von der Marktsegmentierung<br />

über Betriebswirtschaft bis<br />

hin zur Soziologie gemeinsam<br />

mit den logistischen Fachthemen<br />

zur Gestaltung einer Lieferkette<br />

Bezug genommen. Zurzeit werden<br />

an der FH Steyr die Studien<br />

Internationales Logistik-Management<br />

im Bachelor, sechs Semester,<br />

und Supply Chain Management<br />

im Master, vier Semester, angeboten.<br />

Auch das Weiterbildungsan-<br />

Chefredakteur Johannes Tomsich (rechts) im Gespräch mit Franz Staberhofer,<br />

Direktor des Logistikums Steyr und Obmann des VNL<br />

gebot wird zurzeit weiter ausgebaut.<br />

Zu einem so genannten<br />

„Inhouse-Programm Logistik-<br />

Management“ können sich zwei<br />

bis drei Firmen zusammenschließen.<br />

Sicherheit herstellen<br />

Die Experten für unternehmensübergreifende<br />

Logistikketten haben<br />

andere Aufgaben als Controller.<br />

Alles nur über Kosten zu<br />

regeln, ist sicherlich zu wenig. Bereits<br />

bei Outsourcing-Projekten<br />

musste die Erfahrung gemacht<br />

werden, dass allein Kostengründe<br />

nicht reichen, um letztlich die<br />

richtige Entscheidung fällen zu<br />

SEITEN 1A BIS 12A<br />

können. „Hier werden Menschen<br />

gebraucht, die Sicherheit herstellen“,<br />

so Staberhofer. Mit SCM,<br />

der neuen Form des Managements,<br />

besitzen die Unternehmen<br />

Instrumente, ihr Umfeld zu gestalten:<br />

von der Beschaffung über<br />

die Planung, die Produktion bis<br />

zur Distribution. Ziel ist, dass die<br />

Studenten diese Instrumente beherrschen.<br />

Die Ausbildungsstätte<br />

liefert somit einen wertvollen<br />

Beitrag zum Aufbau von guten<br />

Fachkräften. Vor zwei Jahren<br />

wurde in Steyr damit begonnen,<br />

die „Dimension Mensch in die<br />

Kette zu integrieren“. Im Projekt<br />

Soziologie in der Supply Chain<br />

kam zutage, dass der Mensch stabile<br />

Rahmenbedingungen<br />

braucht, um mehr bewegen zu<br />

können. „Veränderungen sind ja<br />

nicht immer etwas Positives“, so<br />

Staberhofer.<br />

Durchgängigkeit in Kette<br />

schaffen<br />

Staberhofer spricht nicht gerne<br />

von einer „2008er-Krise“. Für<br />

ihn ist der Begriff Wirtschaftsschwankungen<br />

zutreffender.<br />

„Denn der Markt ist immer volatil.“<br />

Viele Unternehmen in einem<br />

wirtschaftlich schwierigeren Umfeld<br />

sind nicht in der Lage, darauf<br />

zu reagieren. Sie fühlen sich<br />

gegenüber Schwankungen und<br />

Währungsunsicherheiten ohnmächtig.<br />

Deshalb plädiert Staberhofer<br />

dafür, zuerst die eigenen<br />

Prozesse in Ordnung zu bringen.<br />

» Fachhochschulen haben nicht nur die<br />

Erwartungen erfüllt, sondern sie sogar<br />

übertroffen. «<br />

Häufi g würde zu viel Geld für die<br />

triviale Erhaltung der Mengen<br />

ausgegeben, die Preise werden<br />

runtergefahren. Besser wäre es,<br />

richtige Maßnahmen im Unternehmen<br />

zu setzen, um Marktschwankungen<br />

durch die richtige<br />

Preisgestaltung zu nutzen.<br />

� FORTSETZUNG AUF SEITE 3<br />

Sonderbeilage<br />

Wien als internationaler<br />

Wirtschaftsstandort<br />

AKTUELL<br />

DPD expandiert in<br />

Ungarn<br />

SEITEN1B BIS 6B<br />

Paket- und Expressdienstleister<br />

DPD hat den ungarischen Anbieter<br />

GTR Logistics Kft. vollständig<br />

übernommen. GTR ist seit 15<br />

Jahren auf dem ungarischen<br />

KEP-Markt aktiv und wurde<br />

jetzt nach erfolgter Restrukturierung<br />

vom Finanzinvestor Central<br />

Fund Kockázati Tökealap-kezelö<br />

Zrt. veräußert. Durch den Kauf<br />

von GTR wird das Netzwerk von<br />

DPD Ungarn um zehn Standorte<br />

auf insgesamt 28 Niederlassungen<br />

erweitert. In Zukunft werden<br />

mehr als 500 Mitarbeiter und<br />

Zustellfahrer mit mehr als 300<br />

Fahrzeugen zur Verfügung stehen.<br />

Neuer Boeing-Frachter bei<br />

Panalpina<br />

Der erste von zwei Boeing<br />

747-8-Frachtern hat den regulären<br />

Betrieb im eigenen Luftfrachtnetzwerk<br />

von Panalpina aufgenommen.<br />

Das Flugzeug wird unter<br />

anderem auf der Route Luxemburg–Huntsville<br />

eingesetzt.<br />

Die neuen Maschinen ersetzen<br />

zwei Vorgängermodelle vom Typ<br />

747-400F. Ein Merkmal der<br />

neuen Flugzeuge ist, dass zwei<br />

Temperaturbereiche gleichzeitig<br />

kontrolliert werden können: einer<br />

für 2 bis 8 Grad Celsius (Kühlkette)<br />

und einer für 15 bis 25<br />

Grad (kontrollierte Raumtemperatur).<br />

Der temperaturgeführte<br />

Produkttransport ist ein Muss in<br />

der Healthcare-Industrie.


2 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

EDITORIAL<br />

BVL Ö. KAPSCH<br />

Infrastruktur-Investments<br />

nachfrageorientiert tätigen!<br />

VON JOHANNES TOMSICH<br />

Laut OECD-Daten haben sich<br />

Infrastruktur-Investments in<br />

CEE (Central Eastern Europe)<br />

mehr zugunsten der Straßen gesteigert,<br />

in Westeuropa dagegen<br />

liegt der Fokus mehr auf der<br />

Bahn. Gegenüber Rekordsummen,<br />

die noch 2009 investiert<br />

worden sind, zeigen die aktuellsten<br />

Daten (2010) nun einen<br />

Rückgang um rund 11 Prozent.<br />

Durchschnittlich, so heißt es<br />

hier, investieren die OECD-Mitgliedsstaaten<br />

seit 1995 bis heute<br />

zwischen 0,8 und 1 Prozent des<br />

BIP pro Jahr in die <strong>Verkehr</strong>s-<br />

und Transportinfrastruktur.<br />

Ausnahmen sind Griechenland,<br />

Spanien und Portugal.<br />

Diese Länder haben jährlich<br />

zwischen 1,6 und 2 Prozent des<br />

BIP investiert. Dies zeigt, dass<br />

mehr Geld für Transport- und<br />

<strong>Verkehr</strong>sinfrastruktur nicht generell<br />

mit einer besseren wirtschaftlichen<br />

Entwicklung korreliert.<br />

Vor allem dann, wenn die<br />

Investitionen an falscher Stelle<br />

getätigt werden, zum Beispiel<br />

Straßen ausgebaut werden, die<br />

nicht wirklich ein hohes <strong>Verkehr</strong>saufkommen<br />

zu bewältigen<br />

haben.<br />

Aktuelle Angaben zur Zufriedenheit<br />

der Logistikdienstleister<br />

in den jeweiligen Ländern liefert<br />

der Logistics Performance Index<br />

2012 (LPI) der Weltbank. Dazu<br />

MENSCHEN & WEGE<br />

Wolfgang Leindecker ist neu bei<br />

Kapsch<br />

Wolfgang Kubesch ist neuer Geschäftsführer<br />

der BVL Österreich<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

wurden nun bereits zum dritten<br />

Mal – nach 2007 und 2010 –<br />

mehr als 1.000 Unternehmen –<br />

Spediteure, Expressdienste und<br />

Logistikunternehmen – aus 143<br />

Staaten befragt. Themen wie<br />

Zoll, Infrastruktur, internationale<br />

Transporte, Pünktlichkeit<br />

und vieles mehr werden hier behandelt.<br />

Österreich hat hier in<br />

der aktuellen 2012er-Studie übrigens<br />

zugelegt, von Platz 19<br />

(2010) auf Platz 11. Unser<br />

Nachbar Deutschland, der zuletzt<br />

die Nummer 1 beansprucht<br />

hat, fi el auf Platz 4 zurück.<br />

Ebenso sind die Nachbarländer<br />

Slowakei (von 38 auf 51),<br />

Tschechien (von 26 auf 44), die<br />

Schweiz (von 6 auf 16) und Italien<br />

(von 22 auf 24) zurückgefallen.<br />

Lediglich Ungarn (von 52<br />

auf 40) und Slowenien (von 57<br />

auf 34) konnten sich weiter<br />

vorne einreihen.<br />

Neuer Vice President<br />

M2M & Public Transport<br />

Wolfgang Leindecker, 40, ist als<br />

neuer Vice President M2M und<br />

Public Transport bei Kapsch CarrierCom<br />

für den weltweiten Aufbau<br />

der neuen Geschäftsfelder<br />

Machine-to-machine Networks<br />

und Public Transport verantwortlich.<br />

Leindecker war mehr<br />

als zwölf Jahre im ITK-Umfeld<br />

tätig – zuletzt als COO bei NextiraOne<br />

Austria.<br />

Neuer Geschäftsführer der<br />

BVL Österreich<br />

Wolfgang Kubesch übernahm die<br />

Geschäftsführung der Bundesvereinigung<br />

Logistik. Kubesch war<br />

zuletzt über zehn Jahre bei freytag<br />

& berndt im Bereich Marketing<br />

und Vertrieb sowie Beschaffung<br />

und Produktion samt<br />

Unternehmensorganisation tätig.<br />

Aus diesem Aufgabengebiet ergaben<br />

sich intensive Schnittstellen<br />

zur Logistik.<br />

KOMBINIERTER VERKEHR<br />

Kombi-Schiene von Köln<br />

nach Frankreich<br />

Die deutsche Kombiverkehr optimiert den Kombi-<strong>Verkehr</strong> von Deutschland nach<br />

Frankreich.<br />

Seit 11. Juni können Lkw in Köln<br />

auf die Schiene wechseln, denn<br />

ab diesem Zeitpunkt rollt ein Direkt-Ganzzug<br />

zwischen Duisburg<br />

und Lyon, in dem eine Wagengruppe<br />

mit Köln-Eifeltor als Start<br />

oder Ziel mitfährt. „Damit erhöhen<br />

wir die Flexibilität für unsere<br />

Kunden deutlich,“ sagt Robert<br />

Breuhahn, Geschäftsführer von<br />

Kombiverkehr.<br />

Flexibler durch Halt in Köln<br />

Damit können Sendungen in<br />

Köln beispielsweise auf Direktzugverbindungen<br />

nach Ulm oder<br />

Kornwestheim und international<br />

nach Norditalien (Busto und Verona)<br />

oder in die Schweiz<br />

SCHWEIZ<br />

Kahlschlag bei den SBB<br />

SBB Cargo setzt im Wagenladungsverkehr den Rotstift an und plant die Schließung von<br />

128 Verladebahnhöfen, um aus den roten Zahlen zu kommen.<br />

Die Schweizerischen Bundesbahnen<br />

haben beim Wagenladungsverkehr<br />

ein Problem mit den hohen<br />

Kosten und den nicht im<br />

gleichen Maß steigenden Margen.<br />

Fazit: Von den 500 aktuellen<br />

Verladebahnhöfen mit Fokus Wagenladungsverkehr<br />

sollen in absehbarer<br />

Zeit 128 geschlossen<br />

werden, um Kosten zu sparen<br />

und aus den roten Zahlen zu<br />

kommen. Der Versuch der Reduktion<br />

läuft bei SBB Cargo<br />

schon einige Jahre, doch wurde<br />

sie dabei von der Politik in Bern<br />

immer wieder gestoppt. Jetzt<br />

wurde ein neuerlicher Anlauf gestartet<br />

und die Regierung hat ihr<br />

Okay zum Einsparungsprogramm<br />

bei den Verladebahnhöfen<br />

gegeben.<br />

Im Dezember ist es so weit<br />

Ab Fahrplanwechsel im Dezember<br />

dieses Jahres wird SBB Cargo<br />

auf den genannten 128 Bahnhöfen<br />

keine Einzelwagen und Wagengruppen<br />

mehr abfertigen. Eigentlich<br />

wollte sie sogar 155<br />

Bahnhöfe für den Einzelwagenverkehr<br />

schließen. Betroffen von<br />

der Schließung sind die Holz-<br />

und Zementindustrie und die<br />

Landwirtschaft.<br />

Laut Angaben von SBB Cargo sei<br />

auf den 128 Bahnhöfen durchschnittlich<br />

oft nur ein Wagen pro<br />

Tag als Volumen angefallen, bei<br />

gleich bleibenden Kosten bei der<br />

(Aarau) „umsteigen“. Die Gesamtlaufzeit<br />

des Zuges zwischen<br />

Lyon und Duisburg ändert sich<br />

durch den Halt in Köln nicht.<br />

Die Züge fahren dreimal wöchentlich<br />

in jeder Richtung und<br />

erreichen ihr Ziel bei Abfahrten<br />

während der Woche jeweils am<br />

nächsten Morgen und bei Samstagsabfahrten<br />

am Montagmorgen.<br />

„Schienenoperateure dürfen<br />

sich nicht nur auf Rennstrecken<br />

zwischen A und B konzentrieren“,<br />

so Breuhahn.<br />

Für Transportunternehmer und<br />

Spediteure sei es wichtig, ein<br />

Netz zur Verfügung zu haben,<br />

durch das verschiedene Abfahrts-<br />

und Zielpunkte fl exibel kombi-<br />

Vorhaltung der Infrastruktur. Die<br />

Bahn erhofft sich von der Schließung<br />

Kosteneinsparungen von 35<br />

Mio. Franken. Dem steht aber<br />

auch ein prognostizierter Umsatzverlust<br />

von neun Mio. Franken<br />

gegenüber. Betroffen von der<br />

Aktion sind auch 200 Arbeitsplätze,<br />

die ab Dezember hinfällig<br />

werden. Die Mitarbeiter sollen<br />

jedoch nicht freigesetzt, sondern<br />

im Haus anderen Geschäftsbereichen<br />

zugeordnet werden.<br />

Mengenverlust einkalkuliert<br />

Die SBB versprechen der verladenden<br />

Wirtschaft, dass trotz<br />

Schließung weiterhin 98 Prozent<br />

des gegenwärtigen Güteraufkommens<br />

in der Schweiz auf der<br />

Bahn rollen werden, und dass<br />

sich der Modal-Split zugunsten<br />

der Schiene von derzeit 23 Prozent<br />

nicht gravierend zu deren<br />

Nachteil verändert.<br />

Dass es zu einer Verlagerung von<br />

der Schiene auf die Straße kommen<br />

wird, will Nicolas Perrin,<br />

CEO von SBB Cargo, freilich<br />

nicht ausschließen: „Die Menge<br />

wird nur geringfügig zurückgehen,<br />

die Zahl der bedienten<br />

Punkte müssen wir aber reduzieren.“<br />

SBB Cargo steht unter massivem<br />

Druck und muss bis 2013<br />

in die schwarzen Zahlen kommen.<br />

Weiterhin gesichert ist der<br />

Einzelwagen- und Wagengruppenverkehr<br />

zu 374 Bahnhöfen in<br />

HERAUSGEBER Bohmann Druck und Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG GESCHÄFTSFÜHRUNG Drin . Gabriele Ambros, Gerhard Milletich VERLEGER Bohmann Druck und Verlag, GesmbH & Co. KG, A-1110 Wien, Leberstraße 122 VERLAGSLEITUNG Mag.<br />

IMPRESSUM<br />

Patrick Lenhart CHEFREDAKTION Ing. Johannes Tomsich, johannes.tomsich@bohmann.at (Infrastruktur, Logistik, Immobilien) CHEF VOM DIENST Mag. Dominik Troger, dominik.troger@bohmann.at (IT, Logistik, Nachhaltigkeit) REDAKTION Josef Müller<br />

(Bahn, Kombiverkehr, Seefracht), Cornelia Mayr (Aus- u. Weiterbildung, Consulting), Johannes Stuhlpfarrer (Luftfracht), Ing. Bernd Winter, MSc (Förderungen, Nutzfahrzeuge) ANZEIGENVERKAUF Birgit Edlinger (birgit.edlinger@bohmann.at; Tel. 740 95-552), Silvia Stein<br />

(silvia.stein@bohmann.at; Tel. 740 95-541), Luis Mota (l.mota@bohmann.at; Tel. 740 95-217) ABOVERWALTUNG abo@bohmann.at; Tel. 740 95-466 LAYOUT & PRODUKTION Markus Frühwirth (REPROMEDIA) HERSTELLER AV+Astoria Druckzentrum, Faradaygasse<br />

6, 1030 Wien BRIEF ANSCHRIFT Wochenzeitung „<strong>Verkehr</strong>“, Postfach 167, A-1111 Wien TELEFON, TELEFAX 740 95-0, 740 95-430 ABONNEMENT JÄHRLICH INLAND EUR 299,90 (48 Nummern, inkl. Porto und Versandspesen) EINZELEXEMPLARE INLAND EUR<br />

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<strong>Verkehr</strong>swissenschaftliche Gesellschaft (ÖVG), Zentralverband Spedition & Logistik, Öst. Möbeltransportverband (ÖMTV), Verband österreichischer Fernfrächter, Int.Verband der Tarifeure. Nachdruck nur<br />

mit ausdrücklicher Genehmigung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.<br />

European<br />

Transport Press<br />

ETP<br />

niert werden könnten. Die neuen<br />

Umsteigemöglichkeiten im<br />

Frankreich-<strong>Verkehr</strong> ab oder nach<br />

Köln seien dafür ein gutes Beispiel.<br />

Es zeige außerdem, wie eine<br />

solche Erweiterung zusätzliche<br />

Verbesserungen nach sich ziehen<br />

könne und so der Kombinierte<br />

<strong>Verkehr</strong> kontinuierlich attraktiver<br />

und leistungsfähiger werde.<br />

Breuhahn schließt einen weiteren<br />

Ausbau nicht aus: „Wenn angesichts<br />

der neuen Verbindungsmöglichkeiten<br />

die Nachfrage im<br />

Frankreich-<strong>Verkehr</strong> steigt, wären<br />

wir auch in der Lage, den Direktzug<br />

werktäglich anzubieten, was<br />

die Attraktivität des Zuges nochmals<br />

erhöhen würde.“<br />

der ganzen Schweiz. Auf wirtschaftspolitischer<br />

Ebene sorgt der<br />

Kahlschlag für Irritation. Predigt<br />

die Berner <strong>Verkehr</strong>spolitik doch<br />

seit Jahren die Verlagerung des<br />

Güterverkehrs von der Straße auf<br />

die Schiene, um die romantischen<br />

Täler von den transitierenden<br />

Lkw freizuhalten.<br />

Die Kritik an der Schließung der<br />

Bahnhöfe richtet sich weniger gegen<br />

die SBB Cargo als vielmehr<br />

an die politischen Verantwortlichen.<br />

Franz Steinegger, Präsident<br />

des Verbandes der verladenden<br />

Wirtschaft in der Schweiz (VAP),<br />

hat in betriebswirtschaftlicher<br />

Hinsicht Verständnis, dass die<br />

Bahn diesen Schritt jetzt setzt.<br />

Politisches Problem<br />

„Die Politik hat jetzt ein Problem“,<br />

setzt er nach. Die Zustimmung<br />

durch den Berner Bundesrat<br />

zur Bahnhofschließung bringe<br />

große Verlader möglicherweise in<br />

große Bedrängnis bei der Gestaltung<br />

ihrer Supply Chains. „Es<br />

kann genügen, dass es ein paar<br />

Bedienpunkte weniger gibt, damit<br />

das ganze Logistiksystem bei<br />

einem Verlader umgestellt werden<br />

muss.“ Das bringt die Gefahr<br />

mit sich, dass auch Verlader<br />

klare Fronten schaffen und sich<br />

künftig für die <strong>Verkehr</strong>sträger<br />

entscheiden, die auf der Straße<br />

Perspektiven anbieten, nämlich<br />

Lkw.<br />

Gilt für alle<br />

Fotos, Grafi ken<br />

und Artikel<br />

dieser Ausgabe.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 3<br />

AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

Logistik braucht Menschen, die Sicherheit herstellen<br />

In Zeiten der Instabilität leistet eine hervorragende Ausbildung mehr denn je einen<br />

wichtigen Beitrag für die immer komplexer werdenden Supply-Chain-Prozesse, ist<br />

Logistikum-Chef Franz Staberhofer im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong> überzeugt.<br />

� FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />

„Entscheidend ist heute für ein<br />

Unternehmen, Durchgängigkeit<br />

zum Markt herzustellen, den<br />

Markt zu segmentieren und nur<br />

das auszugeben, was der Kunde<br />

wirklich zahlt“, so Staberhofer.<br />

Natürlich ist auch Bestandsoptimierung<br />

ein Thema. „Oft wird<br />

der Begriff allerdings mit Bestandsminimierung<br />

gleichgesetzt,<br />

und das ist natürlich falsch“, so<br />

der Experte. Denn wenn die Bestände<br />

nicht in Relation zu den<br />

Schwankungen gemanagt werden,<br />

sieht es schlecht um den Lieferservicegrad<br />

aus. Dieser liege<br />

im Durchschnitt bei 85 Prozent.<br />

Lieferanten bewerten<br />

Dinge, die schiefl aufen, werden<br />

gerne auf Lieferanten abgewälzt.<br />

„Ein besserer Weg wäre eine Lieferantenbewertung<br />

mit entsprechenden<br />

Folgemaßnahmen“, rät<br />

Staberhofer. Gerne orientieren<br />

sich Logistik-Verantwortliche am<br />

Beispiel des Produktions-Systems<br />

von Toyota, aber beim Thema reale<br />

Lieferantenintegration wird<br />

dieses Vorbild eher vernachlässigt.<br />

Toyota ist mit seinen Lieferanten<br />

gut vernetzt. Zwar wird<br />

von ihnen viel gefordert, diese<br />

werden dann aber in schlechten<br />

Zietn auch nicht „fallen gelassen“.<br />

Derzeit wird gerade die<br />

Wirkung einer Supply-Chain-Integration<br />

wissenschaftlich begleitet<br />

und hinsichtlich der Effekte<br />

betrachtet. Ein anderes Forschungsprojekt<br />

liefert einen Beitrag<br />

zur Komplexitätsreduktion.<br />

„Mit der Methode Logistical<br />

Crash Barriers kann ich zum ersten<br />

Mal feststellen, welche Teile<br />

meine Lieferkette stören“, erklärt<br />

Staberhofer.<br />

Das heißt: Die Lieferkette wird<br />

nicht mehr nur mit der ABC-<br />

Analyse qualifi ziert. Stattdessen<br />

werden verschiedene Ebenen geprüft<br />

wie Stücklisten, die Zahl<br />

der Arbeitsschritte, die Häufi gkeit<br />

der Umlagerung und einiges<br />

mehr. Das Pragmatische an dieser<br />

Methode ist, dass sie mit den<br />

existierenden ERP-Systemen implementiert<br />

werden kann.<br />

Vorsprung gewinnen<br />

„Ergebnis war, dass mit herkömmlichen<br />

ABC-Bewertungen<br />

die für die Supply Chain relevanten<br />

Teile kaum gefunden werden“,<br />

sagt Staberhofer. Das Endergebnis<br />

könnte allerdings in<br />

zwei Jahren, wenn das Projekt<br />

beendet ist, spannende Erkennt-<br />

nisse für die effi ziente Supply-<br />

Chain-Einführung liefern. Optimierungen<br />

in der Logistik haben<br />

immer eine Auswirkung auf das<br />

Ergebnis. Pläne und Aktivitäten<br />

sollten deshalb in Relation zum<br />

Firmenergebnis gesetzt werden.<br />

Franz Staberhofer plädiert, die<br />

komfortable Situation zu nutzen,<br />

in der sich zurzeit Österreich und<br />

Deutschland wirtschaftlich noch<br />

befi nden. Bereits jetzt wird wie-<br />

» Entscheidend ist heute für Unternehmen, Durchgängigkeit zum Markt<br />

herzustellen, den Markt zu segmentieren und nur das auszugeben, was der Kunde<br />

wirklich zahlt. «<br />

MASTER-LEHRGANG<br />

der übermäßig produziert, mit einem<br />

darauffolgenden Abschwung<br />

müsse gerechnet werden. Die<br />

Frage stellt sich für den Experten<br />

nur, wie schnell oder tief dieser<br />

sein wird. „Wir müssen Adaptivität<br />

herstellen, Vorsprung gewinnen,<br />

indem ich mit den Lieferanten<br />

reale Verbesserungen in der<br />

Reaktionsfähigkeit erreiche“,<br />

sagt Staberhofer. Denn nur reale<br />

Verbesserungen seien auch echte<br />

Verbesserungen.<br />

Erwartungen übertroffen<br />

„Die Fachhochschulen haben die<br />

Erwartungen nicht nur erfüllt,<br />

sondern sie sogar übertroffen“,<br />

sagt der FH-Professor. Von der<br />

Wirtschaft werden die praxisnahe<br />

Ausbildung und die Trendsetter-Funktion<br />

in der Forschung<br />

geschätzt. Derzeit soll es sogar<br />

„Traffi c & Transport Information Design“ startet<br />

an der FH St. Pölten im Oktober<br />

Der weltweit einzigartige Lehrgang wird von bmvit und UNESCO unterstützt.<br />

„Traffi c & Transport Information<br />

Design“ widmet sich dem<br />

Thema der Informationsgestaltung<br />

im Individual- und öffentlichen<br />

<strong>Verkehr</strong> und wird vom Internationalen<br />

Institut für Informations-Design<br />

(IIID) in Zusammenarbeit<br />

mit der Fachhochschule<br />

St. Pölten angeboten. Der<br />

Kurs wurde vom IIID mit Unterstützung<br />

des Österreichischen<br />

Bundesministeriums für <strong>Verkehr</strong>,<br />

Innovation und Technologie<br />

(BMVIT) entwickelt undwird unter<br />

der Schirmherrschaft der<br />

UNESCO durchgeführt. Der Ausbildungsweg<br />

ist weltweit einzigartig,<br />

wird in englischer Sprache<br />

abgehalten und zielt auf Teilnehmer<br />

aus aller Welt ab. Die größtenteils<br />

auf Basis von Fernlehre<br />

vermittelten Inhalte machen es<br />

möglich, das fünfsemestrige Studium<br />

berufsbegleitend zu absolvieren.<br />

Die Anwesenheit an der<br />

FH St. Pölten ist jeweils eine<br />

Block-Woche pro Semester erforderlich.<br />

Möglich ist auch die Ab-<br />

solvierung einzelner Kursmodule.<br />

Die Ausbildung in „Traffi c &<br />

Transport Information Design“<br />

umfasst nicht nur die Gestaltung<br />

klassischer Informations- und<br />

Leitsysteme, wie sie beispielsweise<br />

auf Flughäfen, in Bahnhöfen<br />

oder Messegeländen benötigt<br />

werden, sondern behandelt auch<br />

neue Herausforderungen, die bei<br />

der Verbesserung der Fahrgastinformation<br />

im Personenverkehr<br />

auftreten. Interaktive Anwendungen<br />

und Informationen, die „on<br />

demand“ auf mobilen Endgeräten<br />

abgerufen werden, sind<br />

ebenso Teil des Lehrplans wie die<br />

Darstellung von „Echtzeit-Information<br />

auf <strong>Verkehr</strong>sbeeinfl ussungsanlagen,<br />

in Routenplanern<br />

und Navigationssystemen“. Auch<br />

die Gestaltung von Warn- und<br />

Rettungshinweisen bei Störfällen,<br />

Natur- und anderen Katastrophen<br />

wird im Lehrplan des Master-Lehrgangs<br />

berücksichtigt.<br />

Evaluierungsmethoden und<br />

rechtliche Rahmenbedingungen<br />

runden die umfassende Themenpalette<br />

von „Traffi c & Transport<br />

Information Design“ ab.<br />

Die ersten beiden Semester konzentrieren<br />

sich einerseits auf<br />

Grundlagen des Informations-<br />

Designs, andererseits auf multimodale<br />

Information. Diese Basisausbildung<br />

kann auch individuell<br />

absolviert werden und schließt<br />

mit einem „Certifi cate of Competence<br />

(CoC) in Multimodal Information<br />

Design“ ab. Die Spezialisierung<br />

auf Informationsgestaltung<br />

im <strong>Verkehr</strong>swesen erfolgt<br />

im zweiten Studienjahr mit<br />

den Modulen „Traffi c Information“<br />

und „Public Transport Information“.<br />

Auch für diese beiden<br />

Semester wird ein CoC angeboten.<br />

Das fünfte Semester dient<br />

dem Verfassen der Abschlussarbeit<br />

(Master Thesis). Diese Möglichkeit<br />

können auch Absolventen<br />

beider CoCs nützen. Die Anmeldefrist<br />

ist der 23. September<br />

2012, am 15. Oktober wird gestartet.<br />

MAYR<br />

noch leichter sein, nach Beendigung<br />

der Fachhochschule Arbeit<br />

zu bekommen. „Ich habe derzeit<br />

bereits viele Anfragen für die<br />

kommenden Absolventinnen und<br />

Absolventen im Juni und<br />

Herbst“, ergänzt Staberhofer.<br />

Oberösterreich ist mit zirka<br />

4.500 Studenten die größte Fachhochschule<br />

Österreichs. Der Bereich<br />

Logistik profi tiert vom strategischen<br />

Wirtschafts- und<br />

Forschungsprogramm „Innovatives<br />

OÖ 2010plus“. Mit diesem<br />

Projekt werden oberösterreichweit<br />

strategische Forschungsschwerpunkte<br />

entwickelt. Das<br />

Programmvolumen beträgt 450<br />

Millionen Euro. Im Logistikum<br />

werden jährlich 250 Projekte abgewickelt.<br />

„Die konsequente<br />

Kombination von Bildung und<br />

Forschung ist in dieser Form<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

Professor Franz Staberhofer bildet Studenten zu SCM-Managern an der<br />

Fachhochschule Steyr aus<br />

weltweit einzigartig“, so Staberhofer,<br />

der seinen Beitrag zur Ausbildung<br />

und Forschung an diesem<br />

Standort mit einem sehr<br />

offenen und positiven Geist als<br />

sinnstiftende Wirklichkeit empfi<br />

ndet. Etwa 40 Prozent des Lehrkörpers<br />

arbeiten hier in Steyr<br />

Vollzeit, 60 Prozent nebenberuflich<br />

als Lektoren. Insgesamt liefern<br />

am Logistikum 55 Professorinnen<br />

und Professoren sowie<br />

Assistentinnen und Assistenten<br />

ihre Beiträge zu Forschung und<br />

Bildung.<br />

HINTERGRUND<br />

Logistikum ist die Logistik-Kompetenz<br />

der FH OÖ, die Bildung in den<br />

Studiengängen ILM und SCM und<br />

Forschung in der Bereichen Logistikmanagement,<br />

SCM und <strong>Verkehr</strong>slogistik<br />

anbietet.<br />

Informationen:<br />

www.fh-ooe.at/campus-steyr/<br />

www.logistikum.at<br />

www.vnl.at<br />

ERRATUM SEEHANDELSBILANZ: BREMISCHE HÄFEN 2011<br />

In der Seehafenbilanz 2011 der Wochenzeitung<br />

– Ausgabe Nr. 22 vom<br />

1. Juni – wurden auf Seite 2A bedauerlicherweise<br />

bei den Bremischen<br />

Häfen (Rang 6) die Zahlen<br />

Export und Import vertauscht.<br />

Über die Bremischen Häfen wurden<br />

im Vorjahr richtigerweise 1,343.815<br />

Tonnen exportiert und 107.903 Ton-<br />

nen nach Österreich importiert. Insgesamt<br />

wurden im Vorjahr über die<br />

Häfen Koper, Rotterdam, Hamburg,<br />

Antwerpen, Konstanza, Rijeka und<br />

Bremische Häfen 17,644.096 Tonnen<br />

exportiert und importiert.<br />

Die Redaktion bedauert die Vertauschung<br />

der Zahlen.


4 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

TRANSPORT & LOGISTIK<br />

INTERVIEW<br />

„Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft“<br />

Es wäre für SBB Cargo International jederzeit möglich, auch nach Österreich zu traktionieren, doch in diesem Sommer will am „Brenner keiner<br />

Hand anlegen“, sagt Michael Stahlgut, CEO SBB Cargo International, im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong>.<br />

VON JOSEF MÜLLER<br />

<strong>Verkehr</strong>: Herr Stahlhut, SBB<br />

Cargo International ist Anfang<br />

2011 an den Start gegangen mit<br />

dem Anspruch, Kombi-<strong>Verkehr</strong><br />

im Nord-Süd-<strong>Verkehr</strong> abzuwickeln.<br />

Wie sieht die Bilanz nach<br />

17 Monaten auf dem europäischen<br />

Markt aus?<br />

Michael Stahlhut: Der Motor<br />

läuft. SBB Cargo International ist<br />

in der Schweiz unterdessen als eigenständigesEisenbahnverkehrsunternehmen<br />

zugelassen, und wir<br />

haben bereits das erste Zertifi zierungsaudit<br />

nach ISO 9001:2008<br />

erfolgreich durchlaufen. Eisenbahnmäßig<br />

ist der Start also gelungen.<br />

Wirtschaftlich hingegen<br />

hatten und haben wir aufgrund<br />

des tiefen Eurokurses mit weit<br />

härteren Bedingungen zu kämpfen<br />

als erwartet. Der Euro/SFR-<br />

Kurs stellte eine große Herausforderung<br />

für uns dar.<br />

Wozu wurde SBB Cargo International<br />

unter Beteiligung von Hupac<br />

gegründet, wenn Hupac auch<br />

in Eigenregie Kombi-<strong>Verkehr</strong>e<br />

und die Rollende Landstraße abwickelt?<br />

Stahlhut: SBB Cargo International<br />

AG hat zwei Aktionäre. Diese<br />

sind SBB Cargo AG (75 %) und<br />

die Hupac AG (25 %). Das Aktienkapital<br />

beträgt 25 Mio. SFR<br />

(21 Mio. Euro). Die Beteiligung<br />

über 25 % von Hupac an SBB<br />

Cargo International wurde im<br />

Juli 2010 beschlossen und Anfang<br />

2011, parallel zum operativen<br />

Start, gesellschaftsrechtlich<br />

fi nalisiert. Ziel ist es, gemeinsam<br />

ein schlankes, marktnahes und<br />

neutrales Traktionsunternehmen<br />

aufzubauen und zu entwickeln.<br />

Was ist der Aktionsradius von<br />

SBB Cargo International im Detail?<br />

Stahlhut: Entlang der Nord-Süd-<br />

Achse verbinden SBB Cargo International<br />

wichtige Nordrange-<br />

Häfen (kontinentaleuropäischen<br />

Häfen an der Nordsee) mit ihrem<br />

industriellen Hinterland. Wir<br />

sind aktiv von Antwerpen, Rot-<br />

terdam, Bremerhaven und Hamburg<br />

bis in den norditalienischen<br />

Wirtschaftsraum.<br />

Damit die Qualität auf der ganzen<br />

Achse gewährleistet werden<br />

kann, verfügt SBB Cargo International<br />

über eigene Produktionsgesellschaften<br />

in Deutschland<br />

und Italien.<br />

Wickeln Sie auch <strong>Verkehr</strong>e von<br />

und nach Österreich bzw. durch<br />

Österreich (Brennerroute) ab?<br />

Stahlhut: Ein Jahr nach der<br />

Gründung sind wir zufrieden mit<br />

einer stabilen Produktion durch<br />

die Schweizer Alpen. Gerade bei<br />

den alpinen Infrastrukturengpässen<br />

im Sommer dieses Jahres<br />

macht es für uns derzeit keinen<br />

Sinn, die Hand an den Brenner<br />

zu legen. Aber <strong>Verkehr</strong>e von und<br />

nach Österreich sind für uns im<br />

Grunde kein Problem, das Rollmaterial<br />

ist vorhanden.<br />

Agiert SBB Cargo International<br />

ausschließlich als Traktionär oder<br />

bieten Sie auch Value-added Services<br />

an?<br />

Stahlhut: SBB Cargo International<br />

ist ein Traktionär. Natürlich<br />

gehören bei uns auch zusätzliche<br />

Dienstleistungen wie das „Feedern“<br />

der Last Mile oder der<br />

Umgang mit Schadwagen zum<br />

Transportlauf. Die gesamte<br />

Transportleistung zu managen<br />

entspricht unserem Anspruch an<br />

eine marktgerechte Leistung. Ich<br />

würde dies aber nicht als Value-<br />

added Service bezeichnen, sondern<br />

als Schweizer Grundverständnis<br />

eines Qualitätsservices.<br />

Auf Ihrer Website präsentieren<br />

Sie sich als Traktionär von A<br />

nach B. Ist das in einem sehr<br />

stark von Konkurrenz geprägten<br />

Markt nicht etwas wenig als<br />

Dienstleistung?<br />

Stahlhut: SBB Cargo International<br />

hat das Geschäftsmodell des<br />

Traktionärs bewusst gewählt.<br />

Wir konzentrieren uns auf unser<br />

Kerngeschäft; das macht uns fl exibel,<br />

einfach und effi zient. Weiter<br />

bieten wir unseren Kunden<br />

und Partnern komplette Interoperabilität<br />

von Deutschland über<br />

Wir trauern um unseren Prokuristen i.R.<br />

Siegfried Springer<br />

Leiter der „Königsabteilung“<br />

Möbel- & Spezialtransport<br />

In seiner über 40-jährigen Betriebszugehörigkeit hat Siegfried Springer<br />

durch sein konziliantes Wesen maßgeblich zum Erfolg und dem guten<br />

Ruf unseres Unternehmens beigetragen. In seinem Betätigungsfeld<br />

weltweiter Übersiedlungen und Spezialtransporte galt er als anerkannter<br />

Fachmann und war über die Grenzen Österreichs hinaus mit vielen<br />

Branchenkollegen eng in Freundschaft verbunden.<br />

Wir werden Siegfried Springer<br />

ein würdiges Andenken bewahren.<br />

Die Geschäftsleitung der<br />

Wildenhofer Spedition und Transport GmbH<br />

die Schweiz bis nach Italien. Die<br />

hohe Qualität, für die wir am<br />

Markt bekannt sind, stellen wir<br />

eigenverantwortlich mit unseren<br />

Produktionsgesellschaften in<br />

Deutschland und in Italien sicher.<br />

Unser Verständnis von Eisenbahnproduktion<br />

ist eine integrierte<br />

Partnerschaft mit unseren<br />

Kunden. Das heißt, wir streben<br />

eine enge Verzahnung mit unseren<br />

Partnern, den Operateuren<br />

und Terminalbetreibern, an.<br />

Diese Konzentration und Aufgabenteilung<br />

kreiert eine Win-Win-<br />

Situation für alle Beteiligten.<br />

Welche <strong>Verkehr</strong>e fahren Sie derzeit<br />

konkret mit welchem Fahrplan<br />

und Volumen?<br />

Stahlhut: SBB Cargo International<br />

fährt über 30.000 Züge im<br />

Jahr und diese maßgeblich im<br />

unbegleiteten kombinierten <strong>Verkehr</strong><br />

(UKV). Rund ein Viertel unserer<br />

Leistungen sind konventionelle<br />

Ganzzüge. Dies sind zu einem<br />

großen Anteil Autotransporte,<br />

welche direkt an den<br />

Bestimmungsort gebracht werden.<br />

Zudem ist SBB Cargo International<br />

das führende EVU im<br />

Lkw-Transport auf der Schiene<br />

(oder auch RoLa) durch die<br />

Schweiz.<br />

Haben Sie die Absicht, auch österreichische<br />

Verlader zu akquirieren?<br />

Stahlhut: SBB Cargo International<br />

ist für alle Verlader offen, denen<br />

unser Portfolio entspricht,<br />

unabhängig davon, wo diese geografi<br />

sch stationiert sind. Wir sind<br />

bereits heute in Kontakt mit österreichischen<br />

Verladern.<br />

Wie viele Züge haben Sie 2011<br />

auf welchen Relationen abgefahren?<br />

Stahlhut: Im Jahr 2011 sind über<br />

30.000 Züge gefahren, das ent-<br />

KOMBINIERTER VERKEHR<br />

spricht knapp 700 Zügen pro<br />

Woche. SBB Cargo International<br />

konzentriert sich auf den Kombinierten<br />

<strong>Verkehr</strong> und auf Ganzzüge<br />

auf der europäischen Nord-<br />

Süd-Achse, von den Nordseehäfen<br />

bis nach Italien.<br />

Hat Ihr Unternehmen die anvisierten<br />

Ziele 2011 erreicht?<br />

Stahlhut: Ja, wir haben das, was<br />

wir uns vorgenommen haben, erreicht.<br />

Man darf aber sagen, dass<br />

die Aufgabe durch den Euro/SFR-<br />

Kurs im vergangenen Jahr für die<br />

gesamte Schweizer Industrie und<br />

auch für alle EVU, die den<br />

Schweizer Staat passieren,<br />

schwieriger wurde. Hier gab es<br />

für den gesamten Sektor die bekannte<br />

und durch das BAV (Bundesamt<br />

für <strong>Verkehr</strong>, Anmerk.)<br />

kommentierte Unterstützung.<br />

Gegenwärtig stützt die Schweizer<br />

Nationalbank den Kurs des Euro<br />

bei 1,2 SFR je Euro. Dies ist für<br />

alle Schweizer Unternehmen eine<br />

Hilfe auf sehr niedrigem Niveau.<br />

Wo will Ihr Unternehmen in fünf<br />

Jahren stehen?<br />

Stahlhut: In fünf Jahren wird<br />

SBB Cargo International noch<br />

präsenter sein als Qualitätsführer<br />

auf der Nord-Süd-Achse im<br />

Kombinierten <strong>Verkehr</strong>, um dann<br />

in enger Zusammenarbeit mit<br />

den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen<br />

Partnern auf das dynamische<br />

Marktumfeld hochfl exibel<br />

reagieren können.<br />

Welche Chancen hat der Kombi-<br />

<strong>Verkehr</strong> in Europa vor dem Hintergrund<br />

des größten Konkurrenten<br />

Straße und dessen deutlich<br />

günstigeren Transportpreisen im<br />

Vergleich zum Kombi-<strong>Verkehr</strong>?<br />

Stahlhut: Gezielte Infrastrukturanpassungen<br />

könnten den<br />

Kombinierten <strong>Verkehr</strong> leistungsfähiger<br />

machen. Dies setzt aber<br />

Seit 1. November 2010 ist Stahlhut<br />

CEO von SBB Cargo International.<br />

SBB CARGO INTERNATIONAL<br />

voraus, dass der Schienengüterverkehr<br />

stets gesamthaft verstanden<br />

und entsprechend zu entwickeln<br />

ist. Vor allem dann lösen<br />

Infrastrukturinvestitionen ihre<br />

volle Ertragskraft aus, wenn angemessene<br />

Zu- und Ablaufstrecken<br />

vorhanden sind und nach<br />

einheitlichen Standards produziert<br />

werden kann. Alle Parteien<br />

können und sollten hierzu ihren<br />

Beitrag leisten. Für die Güterbahnen<br />

eröffnen sich hier Chancen<br />

für neue Effi zienzgewinne. Sie<br />

leisten über einen effi zienteren<br />

Bahnbetrieb einen wichtigen Beitrag<br />

zur Realisierung der verkehrs-<br />

und umweltpolitischen<br />

Ziele der EU.<br />

HINTERGRUND<br />

SBB Cargo International in Zahlen:<br />

• Umsatz 2011: 243 Mio. SFR (202<br />

Mio. Euro)<br />

• Mitarbeiter: 600 in drei Ländern(D,<br />

CH, I)<br />

• Loks: Werden von SBB Cargo angemietet<br />

• Keine eigenen Waggons oder<br />

sonstiger Fuhrpark<br />

TX Logistik fährt von Norwegen nach Italien<br />

Das deutsche Bahnunternehmen hat für die dänische Spedition Lauritzen, Esbjerg, einen<br />

neuen Kombiverkehrszug von Halden im südöstlichen Norwegen nach Verona in<br />

Norditalien gestartet.<br />

Die neue Relation, mit 2.300 Kilometern<br />

eine der längsten in-<br />

termodalen Schienenverbindungen<br />

in Europa, verringert die<br />

Fahrzeit im Vergleich zur Straße<br />

auf zwei Tage. Die Traktion<br />

durch sechs europäische Länder<br />

übernimmt TX Logistik dabei<br />

komplett in Eigenregie.<br />

„Aktuell sind wir mit einem<br />

Rundlauf pro Woche gestartet“,<br />

erläutert Dirk Steffes, Vorstand<br />

TX Logistik. „Nach der Aufhebung<br />

der Brennersperre in Österreich<br />

im September fahren wir<br />

dann wöchentlich zwei Rundläufe.“<br />

Die Spedition Lauritzen hatte<br />

kürzlich einen Neuauftrag im Vo-<br />

lumen von rund 15 Millionen<br />

Euro mit einem großen norwegischen<br />

Exportunternehmen abgeschlossen,<br />

der den Warenaustausch<br />

per Schiene zwischen<br />

Norwegen und Italien vorsieht.<br />

Wettbewerbsfähige Preise<br />

„Die Verbindung ist ein neuer<br />

Meilenstein bei den Nord-Süd-<br />

Transportlösungen – und das zu<br />

wettbewerbsfähigen Preisen“,<br />

sagt Lauritzen-Direktor Lars<br />

Winther Sørensen.<br />

Da ab Halden die schweren Ladungen<br />

überwiegen, ist der Zug<br />

auf 26 Trailer mit einem Gewicht<br />

von jeweils 28 Tonnen ausgelegt.<br />

„Von Norwegen transportieren<br />

wir für Lauritzen hauptsächlich<br />

Papier und in geringerem Volumen<br />

auch Aluminiumprodukte<br />

nach Italien“, erläutert Jörg Nowaczyk,<br />

TXL-Regionalleiter<br />

Nord.<br />

Erster Intermodalzug von<br />

Norwegen nach Italien<br />

Rund 48 Stunden benötigen die<br />

Züge für die Strecke zwischen<br />

dem City-Terminal Halden und<br />

Quadrante Europa in Verona inklusive<br />

Wagenmeisterprüfung<br />

und Bereitstellung. Für die reibungslose<br />

Traktion durch Norwegen,<br />

Schweden, Dänemark,<br />

Deutschland, Österreich und Italien<br />

sorgt TX Logistik.


Prozessoptimierung –<br />

eine neue Dimension des Kundenservices<br />

Der erste Gedanke beim Wort Customer Service ist wohl die klassische Kunden-Hotline, die man kontaktiert, wenn die Kaffeemaschine streikt oder<br />

der Laptop seinen Dienst versagt. Hinter dem Begriff Customer Service verbirgt sich aber weit mehr, als ein paar emsige Hotline-Mitarbeiter, die sich<br />

um die Fehlerbehebung kümmern. Die steirische KNAPP AG, Spezialist für Lagerlogistik und Lagerautomation bietet ihren Kunden maßgeschneiderte<br />

Serviceleistungen und setzt mit dem Operation & Logistics Support neue Trends in der Kundenbetreuung.<br />

Kundenbedürfnisse im Fokus<br />

Wie der Name Customer Service schon verrät, stehen die Bedürfnisse des Kunden und<br />

dessen optimale Betreuung im Mittelpunkt aller Customer-Service-Aktivitäten. Service,<br />

das heißt vor allem Kunden optimal zu beraten, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und<br />

alle Maßnahmen zu treffen, um optimale Leistung und dadurch Zufriedenheit zu erzielen.<br />

Im steirischen Hart bei Graz wird beim Lagerlogistik-Spezialisten KNAPP der Customer<br />

Service-Gedanke aktiv gelebt: „Optimale Systemverfügbarkeit und hohe Leistung<br />

sind Schlüsselfaktoren in der modernen Lagerlogistik. Die Aufgabe unseres Customer<br />

Services besteht darin, Systemverfügbarkeit und Leistung dauerhaft zu sichern und zu<br />

verbessern. Unter dem Schlagwort System Support 360°+ bietet die KNAPP AG ein umfassendes<br />

und engagiertes Dienstleistungsportfolio, das auf die jeweiligen Anforderungen<br />

des Kunden zugeschnitten wird. Das Leistungsangebot reicht von der regelmäßigen<br />

Wartung bis hin zu umfassenden Umbau-und Erneuerungsmaßnahmen“, sagt Manfred<br />

Fuchs, Leiter des Customer Services bei der KNAPP AG.<br />

Our Service for your success<br />

Diesem Motto folgend, setzt KNAPP im Customer Service vor allem auf persönliche<br />

�������������������������������������������������������������������������������<br />

Team, der als zentrale Kontaktperson fungiert und dem Kunden in allen Belangen zur<br />

Seite steht. Zuhören, verstehen und umsetzen sind dabei die zentralen Säulen des Erfolgs<br />

und gewährleisten optimale Betreuung ein Systemleben lang.<br />

Feintuning für die Lagerprozesse<br />

Ein intralogistisches System lässt sich mit einem Formel-1-Rennauto vergleichen: Nur<br />

bei präziser Abstimmung durch das Team und perfektem Handling durch den Fahrer<br />

kann der Wagen volle Leistung bringen und den entscheidenden Vorsprung zum Sieg<br />

ins Ziel bringen. Ähnlich verhält es sich mit einem intralogistischen System: Sind die<br />

Prozesse perfekt abgestimmt und die Bediener optimal geschult, kann das System seine<br />

volle Leistung entfalten.<br />

Gerade in der Mensch-Maschine-Interaktion lauern aber zahlreiche Fußfallen, die die<br />

����������������������������������������������������������������������������������beitsprozesse.<br />

Mit dem innovativen Service Operation & Logistics Support (O&LS) fasst KNAPP dieses<br />

Problem an der Wurzel und geht neue Wege im Kundenservice: O&LS ist ein einzigartiges<br />

Service, bei dem der Logistik-Spezialist in die Rolle des Beraters schlüpft, um<br />

optimale Leistungsfähigkeit aus jedem intralogistischen System zu holen. KNAPP setzt<br />

dabei auf Branchenkenntnis und langjähriges Know-how in der Lagerlogistik.<br />

Best Practice-Beispiel:<br />

Verbesserte Kommissionierleistung in einem Kosmetiklager<br />

Ausgangslage 3.800 m²<br />

140 Mitarbeiter<br />

Sortiment 15.000 Artikel<br />

2 Kommissionierautomaten SDA<br />

15 manuelle Kommissionierstationen<br />

Durchsatz/Stunde 500–600 Behälter<br />

Herausforderung Leistungssteigerung in den manuellen Stationen,<br />

ausgewogene Leistung aller Stationen. Zeitersparnis<br />

bei der Qualitätskontrolle.<br />

Ressourcenoptimierung als Herausforderung<br />

Grundgedanke des Operation & Logistics Support ist, dass für die optimale Performance<br />

nicht immer eine große Investition notwendig ist. O&LS bringt frischen Wind in eingestaubte<br />

Lagerprozesse und trägt nachhaltig zur Leistungssteigerung und Kostenreduktion<br />

bei. Der Operation & Logistics Support spürt Engpässe in der Auftragsbearbeitung<br />

auf und setzt gezielt Gegenmaßnahmen: Ziel ist es, mit den Gegebenheiten und ohne<br />

����������������������������������������������������������������������������������serung<br />

der Performance ist oft keine Frage der Investitionshöhe“, weiß Leonel Farias<br />

vom O&LS-Team des KNAPP Customer Services, „in den Anlagen unserer Kunden<br />

schlummert verstecktes Potenzial – wir sind dazu da, um dieses Potenzial zu wecken.<br />

Wir möchten unseren Kunden einen langfristigen Mehrwert bieten, dieser ergibt sich<br />

maßgeblich aus der optimalen Nutzung des Systems.“<br />

Auf der Suche nach dem versteckten Potenzial<br />

Das O&LS-Team – bestehend aus Spezialisten mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in<br />

der Intralogistik – besucht weltweit Kundenanlagen. Die logistischen Gegebenheiten,<br />

Lagerprozesse und Kundenanforderungen werden im Detail erhoben und analysiert. Auf<br />

Basis der Ergebnisse erstellt und implementiert das O&LS-Team zusammen mit dem<br />

Kunden ein maßgeschneidertes Konzept. Bauliche Maßnahmen sind in der Regel nicht<br />

erforderlich. Abschließend werden der Kunde und seine Mitarbeiter umfassend in die<br />

neuen Prozesse eingeschult.<br />

Rund sechs Wochen dauert die Prozessoptimierung von der Ersterhebung bis zur Implementierung,<br />

danach sind schnell Erfolge sichtbar, die sich positiv auf die Kunden- und<br />

Mitarbeiterzufriedenheit auswirken. Langzeitbeobachtungen zeigen eine durchschnittliche<br />

Produktivitätssteigerung von 35 % nach 6 bis 12 Monaten.<br />

„Als Logistikautomationsunternehmen verfügen wir über die Erfahrung von 1.400 installierten<br />

Anlagen, wir kennen unsere Systeme so gut, wie die eigene Westentasche und<br />

wissen auch genau, was unsere Systeme leisten können. Diese Erfahrung setzen wir<br />

zum Vorteil der Kunden ein. Unsere Kunden müssen sich nicht den Kopf darüber zerbre-<br />

������������������������������������������������������������������������������������������<br />

Michael Wippich, Teamle�der O&LS bei der KNAPP AG�<br />

Ziel Harmonisierung der manuellen und automatisierten Prozesse.<br />

Lösung �������� ���� ��������������������� ���� ���� �������������������stückung<br />

und den Einsatz von Arbeitskräften. Kommissionierung<br />

���� ������ �������������������� ��� ���� ���������� ���������� ����<br />

aus den Automaten. Parallele Bestückung von Automatkanälen<br />

mit beliebten Artikeln: Reduktion des Nachfüllaufwandes; freie<br />

Kapazitäten für das Personal.<br />

Ergebnis: Optimierung durch O&LS: Durchsatz 600–1.000 Behälter/Stun-<br />

��������������������������������������������������������������<br />

Einsatzmöglichkeiten d�s Personal�. PROMOTION


6 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

LOGISTIK TOOLS<br />

ALTERNATIVE ANTRIEBE<br />

Energieeffi zienz bei Flurförderzeugen<br />

Die Hersteller von Gabelstaplern und anderen Flurförderzeugen beschäftigen sich im Vergleich zu Pkw-Produzenten erst seit relativ kurzer Zeit mit<br />

den Themen Energiesparen und Nachhaltigkeit. Umso interessanter und vielfältiger sind die mittlerweile angebotenen Lösungen.<br />

VON MARKUS REITHOFER<br />

Stapler waren lange Zeit eine Art<br />

Stiefkind bei Nachhaltigkeitsbetrachtungen<br />

– sei es in Bezug auf<br />

Energieeffi zienz oder den Ausstoß<br />

klimarelevanter Gase. Das<br />

lag einerseits an einer im Vergleich<br />

zu Lkw und Pkw weitaus<br />

leichter erfüllbaren Gesetzgebung<br />

und andererseits an der mangelnden<br />

Nachfrage seitens der Kunden.<br />

Trotzdem war man besonders im<br />

Bereich der elektrisch betriebenen<br />

Flurförderzeuge schon immer<br />

bemüht, den Energiebedarf<br />

so gering wie möglich zu halten.<br />

Denn ein energieeffi zienter E-<br />

Stapler braucht nicht nur weniger<br />

Strom, sondern kommt auch<br />

länger mit einer Batterieladung<br />

durch und kann bei Bedarf (etwa<br />

beim Beschleunigen) höhere Spitzenleistungen<br />

zur Verfügung stellen,<br />

ohne dass die Reichweite zu<br />

stark reduziert wird. Genau hier<br />

fi ndet sich der Schnittpunkt der<br />

sonst oft auseinander laufenden<br />

Entwicklungskurven von Leistungsfähigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

und umweltfreundlichem Betrieb.<br />

Strom sparen<br />

Deshalb wurden nicht nur die<br />

Batterien der Stapler immer leistungsfähiger,<br />

sondern auch der<br />

Umgang mit der in ihnen enthaltenen<br />

Energie zunehmend effi zienter.<br />

Moderne Elektrostapler bewegen<br />

sich hier bereits auf einem<br />

sehr hohen Niveau, da die gesamte<br />

Kette von der Aufl adung<br />

der Batterie über den Einsatz der<br />

LKW<br />

Energie während der verschiedenen<br />

Arbeitszyklen bis zur Optimierung<br />

der zahlreichen Nebenverbraucher<br />

am Fahrzeug betrachtet<br />

wird und entsprechend<br />

optimiert ist.<br />

Schon bei der Aufl adung können<br />

durch verbesserte Ladegeräte<br />

deutliche Effi zienzsteigerungen<br />

erreicht werden, was sich beispielsweise<br />

bei den Ladezeiten,<br />

vor allem aber beim für eine<br />

volle Ladung erforderlichen<br />

Strombedarf zeigt: Mittelfristig<br />

kann daher schon über das Ladegerät<br />

deutlich Energie eingespart<br />

werden. Der österreichische<br />

Hersteller<br />

Fronius verfügt<br />

auf diesem<br />

Gebiet<br />

über ein breites<br />

Portfolio<br />

an Sonderlösungen:<br />

vom<br />

einfachen optimiertenLadegerät<br />

bis zur<br />

Komplettlösung<br />

für<br />

ganze Staplerfl<br />

otten<br />

Diesel-Hybrid-Stapler RX 70 von Still<br />

inklusive einem temperaturoptimierten<br />

Batteriemanagement.<br />

Energierückgewinnung<br />

Stapler führen beim Betrieb im<br />

Lager sehr häufi g Bremsvorgänge<br />

aus – eine ideale Quelle zur<br />

Rückgewinnung und Einspeisung<br />

in die Batterie. Ein Beispiel für<br />

die Möglichkeiten hinter einer<br />

ganzheitlichen Betrachtung dieses<br />

Vorgangs sind die aktuellen<br />

Elektro-Stapler von Still, bei denen<br />

der Bremsvorgang zu einer<br />

intelligenten Energierückführung<br />

über ein Dreifach-Bremssystem<br />

genutzt wird: Bereits beim Loslassen<br />

des Gaspedals wird die generatorische<br />

Bremse aktiv („Fußvom-Gas-Bremse“).<br />

Betätigt der<br />

Fahrer das Bremspedal, wird die<br />

generatorische Bremswirkung<br />

verstärkt und erst bei weiterer<br />

Betätigung durch eine hydraulische<br />

Laufradbremse unterstützt.<br />

Damit ist der Bremsvorgang zugleich<br />

sicher und energieeffi zient.<br />

Deutlich spektakulärer ist die<br />

Neue Breitreifen für Lkw<br />

Einen weiteren Schritt zu noch mehr Wirtschaftlichkeit verspricht der französische Reifenhersteller<br />

mit dem neuen Michelin X MULTI F.<br />

Der für die Vorderachse von<br />

Zugmaschinen im Nah- und<br />

Fernverkehr konzipierte Reifen<br />

bietet laut Hersteller durch sein<br />

besonders gleichmäßiges Abriebverhalten<br />

eine um bis zu 15 Prozent<br />

höhere Kilometerleistung im<br />

Vergleich zum Modell XF 2 in<br />

der gleichen Dimension. Die<br />

Markteinführung des Reifens<br />

startet Anfang Juli 2012.<br />

Sicherheit und Komfort<br />

Durch seine Haftung bei Längs-<br />

und Querbeanspruchung auf trockener<br />

und nasser Fahrbahn, die<br />

sehr gute Bremsleistung und sein<br />

optisch ansprechendes Profi ldesign<br />

zur Wasserableitung wurde<br />

der Reifen für ein hohes Maß an<br />

Sicherheit ausgelegt. Auch in Sachen<br />

Abrollkomfort und Handling<br />

geht der neue Reifen einen<br />

großen Schritt weiter. Der Nutzfahrzeugreifen<br />

erreicht beim EU-<br />

Reifenlabel die Einstufung<br />

C/B/69 (Kraftstoffeffi zienzklasse/<br />

Nasshaftungsklasse/Messwert des<br />

externen Rollgeräuschs in dB)<br />

laut Verordnung (EG) Nr.<br />

1222/2009.<br />

Mehr-Leben-Konzept und<br />

Rundum-Service<br />

Zur Schonung der Umwelt und<br />

Wirtschaftlichkeit aller Michelin-<br />

Nutzfahrzeugreifen trägt das<br />

Mehr-Leben-Konzept bei. Die<br />

Michelin-Karkassen ermöglichen<br />

mehrere Nutzungszyklen (Neureifen,<br />

Nachschneiden und Runderneuerungen).<br />

Das Nachschneiden<br />

erhöht die Lebensdauer der<br />

Reifen und verbessert ihr Grip-<br />

Niveau. Außerdem reduzieren<br />

sich Kraftstoffverbrauch und<br />

CO 2 -Emissionen, da die Reifen<br />

länger mit geringem Rollwiderstand<br />

gefahren werden. Mit der<br />

Remix-Werksrunderneuerung<br />

stellt Michelin dem Transportunternehmer<br />

eine weitere wirtschaftliche<br />

und umweltschonende<br />

Lösung zur Verfügung.<br />

STILL<br />

MICHELIN<br />

Michelin X MULTI F in der Dimension<br />

385/65 R 22.5.<br />

Jeder Michelin-Remix-Reifen<br />

kann ebenfalls noch einmal nachgeschnitten<br />

werden und erzielt<br />

wieder vergleichbare Leistungen.<br />

Die Mehrfachnutzung reduziert<br />

zugleich den Rohstoffbedarf und<br />

schont so die Umwelt.<br />

Flurförderfahrzeug von Linde (oben)<br />

mit der HyLOG-Fleet-Zelle von Fronius<br />

International (rechts)<br />

Technologie hinter dem 2011<br />

vorgestellten Hybridstapler RX<br />

70, ebenfalls von Still. Dieser<br />

Diesel-Hybrid-Stapler erhält die<br />

Antriebsenergie aus dem Dieseltank<br />

und zusätzlich aus Ultra-<br />

Caps (Hochleistungs-Doppelschicht-Kondensatoren),<br />

die sich<br />

im Fahrzeugheck befi nden. Die<br />

Ultra-Caps werden mit der beim<br />

Abbremsen des Fahrzeugs freiwerdenden<br />

Energie aufgeladen.<br />

Beim Beschleunigen bringt der<br />

Energieschub aus den Kondensatoren<br />

zusätzliche Leistung. Die so<br />

gewonnene Energie wird anschließend<br />

– über den vom Dieselmotor<br />

angetriebenen Generator<br />

– als Antriebsenergie für den<br />

elektrischen Fahrmotor genutzt.<br />

Als Bindeglied aller Systeme<br />

dient die Leistungselektronik, die<br />

auch die Be- und Entladung des<br />

zusätzlichen Energiespeichers<br />

steuert. Das senkt nicht nur den<br />

Dieselverbrauch, sondern ermöglicht<br />

auch die Verwendung kleinerer<br />

Motoren (statt bisher<br />

44 kW nur mehr 30 kW) bei gleichen<br />

Umschlagsleistungen. Unter<br />

dem Strich bleiben so etwa 15 %<br />

weniger Kraftstoffverbrauch.<br />

Blickpunkt<br />

Nebenaggregate<br />

Flurförderzeuge bewegen nicht<br />

nur ihr eigenes Gewicht inklusive<br />

Fahrer und Ladung, sondern müssen<br />

Letztere über teilweise große<br />

Höhen anheben und absenken,<br />

was einen signifi kanten Beitrag<br />

zum Gesamtenergieverbrauch liefert.<br />

Die dafür eingesetzte Hydraulik<br />

zusammen mit ihren Pumpen<br />

und Steuerungselementen bietet<br />

daher ein wesentliches<br />

Optimierungspotenzial, das derzeit<br />

von allen großen Herstellern<br />

bearbeitet wird und in konkrete<br />

Anwendungen mündet. Elektrisch<br />

verstellbare Hydraulikpumpen<br />

und energieeffi ziente Motoren ermöglichen<br />

im Verbund mit einer<br />

optimierten Ansteuerung der Hydraulik<br />

deutliche Verbesserungen.<br />

Der höchste Gesamtwirkungsgrad<br />

wird von jenen Modellen erreicht,<br />

die wirklich jeden Verbraucher<br />

am Fahrzeug energieeffi zient auslegen<br />

und ansteuern. Die Konsequenz<br />

einiger Hersteller reicht dabei<br />

bis zur Verwendung von LED-<br />

Scheinwerfern.<br />

LINDE FÖRDERTECHNIK (2)<br />

Liegt die Zukunft im<br />

Wasserstoff?<br />

Eine spannende Variante alternativer<br />

und energieeffi zienter Antriebstechniken<br />

sind Lösungen<br />

auf Basis von Brennstoffzellen.<br />

Was für die tägliche Praxis des<br />

Individualverkehrs nach wie vor<br />

ungelöst ist, könnte mit dem Forschungsprojekt„E-LOG-Biofl<br />

eet“ in den Griff bekommen<br />

werden: die Versorgung mit dem<br />

für den Betrieb notwendigen<br />

Wasserstoff.<br />

Als innovativen Lösungsansatz<br />

entwickelte Fronius International<br />

die Energiezelle HyLOG<br />

Fleet, wodurch eine traditionelle<br />

Batterie ersetzt wird und in Zusammenarbeit<br />

mit Linde Material<br />

Handling ein Flurförderzeug<br />

entsprechend adaptiert werden<br />

konnte. Diese besteht aus einer<br />

PEM-Brennstoffzelle, einem Lithium-Akkumulator<br />

und einem<br />

350-bar-Drucktank für Wasserstoff<br />

und verfügt über 2,6 kW<br />

Dauerleistung und 11 kW kurzzeitiger<br />

Spitzenleistung. Eine<br />

weitere Besonderheit ist die Hallenbetankung.<br />

Erstmals wird in<br />

Europa „indoor“ eine Hallenbetankungsanla<br />

ge für Wasserstoff<br />

bei 350 bar realisiert. Dabei<br />

wird Bio-Erdgas, ein CO 2 -neutraler<br />

Energieträger, zu Wasserstoff<br />

reformiert. DB Schenker<br />

wird diese Fahrzeuge in einem<br />

Feldversuch ab Ende 2012 ein<br />

Jahr lang einsetzen und die<br />

OMV stellt die Wasserstoffi nfrastruktur<br />

zur Verfügung. Joanneum<br />

Research wird mit Lebenszyklusanalysen<br />

die Umweltverträglichkeit<br />

bewerten.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 7<br />

SOFTWARE<br />

Moderne Zollabwicklung<br />

Mit der webbasierenden Zollapplikation eZollOnline von LDV-Systema lassen sich<br />

Zollabwicklungen schnell und einfach erledigen.<br />

Die 2009 unter dem Namen<br />

eZollOnline von LDV-Systema<br />

entwickelte Software bietet die<br />

Möglichkeit, Zollanmeldungen<br />

direkt via Internet abzuwickeln,<br />

was für sämtliche Speditionen<br />

und Handelshäuser eine große<br />

Zeit- und Kostenersparnis bedeutet.<br />

Einfach verzollen übers<br />

Webportal<br />

Die Onlinevariante ist als webbasierende<br />

Weiterentwicklung<br />

zu LDV-eZoll entstanden. Aktuell<br />

werden bereits 1,2 Millionen<br />

von insgesamt 2,8 Millionen<br />

Zollanmeldungen österreichweit<br />

über eZollOnline durchgeführt<br />

(Stand Import/Export für das<br />

Jahr 2008). Große Partner setzen<br />

seit Jahren auf LDV-eZoll,<br />

darunter cargo-partner, DHL,<br />

Gebrüder Weiss, Kühne + Nagel,<br />

Schenker sowie UPS.<br />

eZollOnline ist ein Webportal,<br />

mit dem jeder rasch seine Ware<br />

KNAPP LAGERTECHNIK<br />

Multichannel-Lösung für Preise nominiert<br />

Die Knapp AG hat für den britischen Einzelhändler Boots UK eine innovative Multichannel-Lösung für den wachsenden Geschäftszweig boots.com<br />

entwickelt und implementiert.<br />

In Burton-upon-Trent (England)<br />

ist neueste Knapp-Technologie<br />

im Einsatz: Herzstück der Lösung<br />

ist das OSR-Shuttle-System<br />

mit mehr als 70.000 Stellplätzen.<br />

Boots ist Spezialist für die Herstellung<br />

und den Großhandel mit<br />

pharmazeutischen Artikeln und<br />

Kosmetikprodukten. Die neue<br />

Anlage unterstützt die Auftragsabwicklung<br />

des 25.000 Artikel<br />

umfassenden Sortiments des E-<br />

Commerce-Geschäfts boots.com.<br />

und daneben auch ein Weihnachtsgeschenke-Angebot<br />

mit<br />

rund 2.500 Artikeln.<br />

Boots hat insgesamt über 60 Millionen<br />

Euro in das „Boots Service<br />

Centre“ investiert, in den Kauf<br />

des Gebäudes mit mehr als<br />

42.000 Quadratmetern Fläche<br />

(das entspricht der Größe von 6<br />

Fußballfeldern) und den kompletten<br />

Umbau, inklusive des automatisierten<br />

Lagersystems.<br />

Bis zu 1.000 neue Jobs<br />

geschaffen<br />

„Unser boots.com-Geschäft hat<br />

in den letzten fünf Jahren ein rapides<br />

Wachstum erlebt. Kunden<br />

kaufen mehr und mehr über das<br />

Internet“, so Ken Murphy, Chief<br />

Operating Offi cer, Boots UK und<br />

Irland. In Spitzenlastzeiten, in denen<br />

rund 900.000 Einzelstücke<br />

pro Tag bearbeitet werden, beschäftigt<br />

das Service Centre bis<br />

zu 1.000 Arbeitskräfte. Das Burton<br />

Service Centre unterstützt sowohl<br />

direkte Hauszustellung an<br />

die Kunden (rund 60 Prozent der<br />

Online-Bestellungen) als auch<br />

Lieferungen, die Kunden in einem<br />

Boots-Store ihrer Wahl ab-<br />

verzollen kann. Das Portal besitzt<br />

eine Direktanbindung an<br />

das Bundesrechenzentrum. Sicherheit<br />

wird dabei großgeschrieben:<br />

eZollOnline läuft<br />

über eine sichere SSL-Verbindung,<br />

die rund um die Uhr zur<br />

Verfügung steht.<br />

Wer die neue Zollsoftware<br />

nutzt, hat demnach keine Wartezeiten<br />

mehr. eZollOnline erspart<br />

dem Kunden aber nicht nur<br />

Zeitverluste, sondern auch Ärger:<br />

Die Anwendung prüft bereits<br />

bei der Eingabe die Daten<br />

auf Korrektheit. Erst dann werden<br />

sie automatisch an das Bundesrechenzentrum<br />

weitergeleitet.<br />

Unkomplizierte Abrechnung<br />

Dadurch werden etwaige Datenfehler<br />

viel früher erkannt als<br />

bisher. LDV-Systema hat mit<br />

eZollOnline eine moderne Möglichkeit<br />

der Zollabwicklung auf<br />

den Markt gebracht, die sich an<br />

holen (rund 40 Prozent der Online-Bestellungen).<br />

In Einklang<br />

mit ihrem Verantwortungsbewusstsein<br />

gegenüber der Umwelt,<br />

arbeitet Boots mit dem Waste<br />

and Resource Action Programme<br />

(WRAP) zusammen, um den Umwelteinfl<br />

uss des Service Centre zu<br />

minimieren; im Zuge dessen<br />

wurde der Kartonverbrauch um<br />

über ein Drittel reduziert.<br />

Verbesserter Service-Level<br />

Durch die Automatisierungslösung<br />

von Knapp konnte im Vergleich<br />

zur vormals rein manuellen<br />

Auftragsbearbeitung die<br />

Produktivität der Anlage angeblich<br />

um 65 Prozent gesteigert<br />

werden. Der Einsatz der innovativen<br />

Track&Trace-Technologie<br />

verbesserte auch die Nachverfolgbarkeit<br />

der Aufträge. Auch<br />

Kundenlieferungen können<br />

schneller und exakter bearbeitet<br />

werden, dies ermöglicht boots.<br />

com, ihr Versprechen zu halten,<br />

dass in Zukunft die Deadline für<br />

Bestellungen noch weiter nach<br />

hinten verlegt werden kann und<br />

diese Bestellungen trotzdem am<br />

nächsten Tag ausgeliefert werden.<br />

Herzstück der Automatisierungslösung<br />

sind zwei OSR-Shuttle-<br />

Systeme, die automatische Lagerung<br />

mit Ware-zur-Person-Kommissionierung<br />

an den<br />

ergonomischen Arbeitsplätzen<br />

kombinieren. Ein OSR-Shuttle-<br />

System verfügt über 46.000 Stellplätze<br />

und kann Behälter bis zu<br />

15 Kilogramm bewegen; das<br />

zweite System verfügt über<br />

25.700 Stellplätze und bearbeitet<br />

Behälter bis zu 25 kg. Mit dem<br />

den Bedürfnissen der Kunden<br />

nach problemlosem Handling<br />

und Schnelligkeit orientiert.<br />

Sämtliche Zollabwicklungen wie<br />

Einfuhr, Ausfuhr, Transit, wirtschaftliche<br />

Verfahren werden<br />

abgedeckt.<br />

So unkompliziert wie in seiner<br />

Anwendung ist die eZollOnline-<br />

Applikation auch bei der Abrechnung:<br />

Nach einer einmaligen<br />

Entrichtungsgebühr, in der<br />

die Systeminstallierung sowie<br />

eine Schulung enthalten sind,<br />

zahlt die Spedition oder der<br />

Händler nur noch pro Anmeldung<br />

– und zwar gestaffelt.<br />

Dadurch ergibt sich eine transparente<br />

Kostenaufstellung ohne<br />

böse Überraschungen. Natürlich<br />

gibt es auch die Möglichkeit einer<br />

pauschalen Abrechnung.<br />

Um eZollOnline nutzen zu können,<br />

muss man nur über eine eigene<br />

eZoll-Bewilligung, einen<br />

Internetzugang sowie eine E-<br />

Mail-Adresse verfügen.<br />

OSR-Shuttle, das sich besonders<br />

für mittel und langsam drehende<br />

Artikel eignet, wird ein Großteil<br />

des Sortiments in Burton bearbeitet.<br />

Schnell drehende Artikel werden<br />

aus Durchlaufregalen mit Hilfe<br />

von Pick-to-Light-Technologie<br />

kommissioniert. Insgesamt 26<br />

Versandrampen stellen die effi ziente<br />

Sortierung der Lieferungen<br />

sicher. Knapp lieferte auch das<br />

Warehouse Management System<br />

KiSoft WMS und das Warehouse<br />

Control System KiSoft WCS zur<br />

Optimierung der Lagerbewegungen<br />

und Prozesse. Zusätzlich<br />

stellt Knapp ein Team von Wartungsingenieuren<br />

zur Verfügung.<br />

Zukünftiges Wachstum<br />

„Wir sind hocherfreut, die Automatisierungslösung<br />

für diese<br />

namhafte Anlage liefern zu können,<br />

und freuen uns darauf, unsere<br />

langjährige Partnerschaft mit<br />

Alliance Boots weiter zu festigen,<br />

da die Anlage in Burton weiter<br />

wächst. Unsere Automatisierungslösung<br />

für das Burton Service<br />

Centre bietet eine Plattform<br />

für modulare Erweiterung, die<br />

Kapazitäten für zukünftiges<br />

Wachstum bietet. Die Zusammenarbeit<br />

der Teams bei diesem<br />

Projekt war herausragend und<br />

dies war zweifelsohne ein Schlüssel<br />

zum Erfolg“, sagt Heimo Robosch,<br />

Director Integrated Projects<br />

Division, Knapp AG.<br />

Nominierungen<br />

Diese Lösung wurde jetzt gleich<br />

für zwei angesehene Logistik-<br />

Preise nominiert: den Grocer<br />

Langjährige Erfahrung<br />

LDV-Systema wurde 1987 gegründet<br />

und stattet Unternehmen<br />

aus dem Transport- und<br />

Gold Award in der Kategorie<br />

„Technology & Logistics Supplier<br />

of the Year“ und den Supply<br />

Chain Distinction Award in der<br />

Kategorie „Best Value Chain Solution<br />

Provider“. Die Preisverleihungen<br />

fi nden im Juni 2012 in<br />

London und Berlin statt.<br />

LOGISTIK TOOLS<br />

Keine Umwege, keine Staus und keine Pausen: moderne Zollabwicklung mit<br />

eZollOnline<br />

LDV<br />

Logistikbereich sowie aus dem<br />

Import-/Exportgewerbe mit<br />

maßgeschneiderten Lösungen<br />

aus.<br />

Auftrag für Knapp beim Internet-Händler Boots UK; oben: OSR-Shuttle-System<br />

zur automatischen Lagerung mit Ware-zur-Person-Kommissionierung<br />

LOGISTICS COMPANY<br />

TÄGLICH: KROATIEN,<br />

BOSNIEN, SERBIEN<br />

T:+43 (0)3152 / 2385 - 0<br />

F:+43 (0)3152 / 5743<br />

M: office@schauperl.com<br />

www.schauperl.com<br />

KNAPP (2)


8 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

MAYR<br />

AUS- UND WEITERBILDUNG<br />

Logistik braucht Menschen<br />

Beste Ausbildung im Logistikbereich sichert<br />

immer komplexere Supply-Chain-Prozesse.<br />

Gerade in Zeiten der Instabilität<br />

leiste eine hervorragende<br />

Ausbildung<br />

mehr denn je einen wichtigen<br />

Beitrag zur Beherrschung<br />

immer komplexer<br />

werdender Supply-Chain-<br />

Prozesse, ist Logistikum-<br />

SCHNELL AKTUELL<br />

Beschränkungen bei<br />

Donauschifffahrt beenden<br />

<strong>Verkehr</strong>sministerin Doris Bures<br />

hat beim <strong>Verkehr</strong>sministertreffen<br />

der Donaustaaten in Luxemburg<br />

an Ungarn appelliert, die aus<br />

Sicht Österreichs und anderer<br />

Donau-Anrainerstaaten sachlich<br />

nicht gerechtfertigten Beschränkungen<br />

für die Schifffahrt auf der<br />

Donau wieder aufzuheben. Ungarn<br />

hat im März per Verordnung<br />

eine Limitierung des Tiefgangs<br />

auf 250 cm und die<br />

Beschränkung von Schubverbänden<br />

auf maximal vier Kähne (bisher<br />

sechs) veranlasst.<br />

TERMINE<br />

MARKTBAROMETER ÖSTERREICH<br />

AT AT AT CZ 44 56<br />

Fracht in % Laderaum in %<br />

Werte von 06.06. bis 12.06.2012<br />

Chef Franz Staberhofer im<br />

Gespräch mit <strong>Verkehr</strong><br />

überzeugt. Man könne<br />

nämlich nicht alles über<br />

die Kosten regeln. Genauso<br />

wichtig sei es, für sichere<br />

und fl exible Logistikstrukturen<br />

zu sorgen.<br />

Luftfracht: Sicherheitsabkommen<br />

EU-USA<br />

� IV2Splus macht mobil<br />

19. Juni 2012 I Austria Center Vienna, 1220 Wien I BMVIT<br />

� Logistikwerkstatt Graz<br />

21. bis 22. Juni 2012 I TU Graz I VNL Verein Netzwerk Logistik<br />

� State-of-the-Art-Veranstaltung – Die WIBERG Supply Chain<br />

26. Juni 2012 I WIBERG Ges.m.b.H. / 83395 Freilassing I BVL Bundesvereinigung Logistik Österreich<br />

� InnoTrans 2012<br />

18. bis 21. September 2012 I Messegelände / Berlin I Messe Berlin<br />

69 31<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

DE<br />

HU<br />

IT<br />

SL<br />

SK<br />

INTERVIEW<br />

Vereinbart wurde die gegenseitige<br />

Anerkennung der Sicherheitsregelungen<br />

für Luftfracht ab dem<br />

1. Juni 2012: Dadurch entfallen<br />

doppelte Sicherheitskontrollen<br />

und die Anwendung unterschiedlicher<br />

Regelungen je nach Bestimmungsort<br />

der Luftfracht. Unternehmen,<br />

die Luftfracht von<br />

EU-Flughäfen in die USA befördern,<br />

müssen daher nicht mehr<br />

unterschiedliche Vorschriften befolgen,<br />

sondern lediglich die EU-<br />

Rechtsvorschriften in vollem<br />

Umfang anwenden.<br />

„Der Motor läuft“<br />

SBB Cargo International ist Anfang 2011 gestartet<br />

und für alle Verlader offen.<br />

„Eisenbahnmäßig ist der<br />

Start gelungen“, resümiert<br />

Michael Stahlgut, CEO<br />

von SBB Cargo International.<br />

Die wirtschaftliche<br />

Entwicklung habe sich<br />

aufgrund der derzeit herrschendenRahmenbedin-<br />

65 35<br />

47 53<br />

48 52<br />

31 69<br />

41 59<br />

Schlechte Arbeitsbedingungen:<br />

Paketbranche reagiert<br />

Nachdem in den letzten Wochen<br />

die schlechten Arbeitsbedingungen<br />

bei Paket- und Expresszustelldiensten<br />

ins Gerede gekommen<br />

sind, hat nun Hanjo Schneider,<br />

Geschäftsführer bei Hermes<br />

Europe, angekündigt, dass man<br />

Mindeststandards bei Löhnen<br />

und Arbeitszeit festlegen werde.<br />

Die Durchsetzung der Standards<br />

bei den Subunternehmen, die für<br />

Hermes die Auslieferung der Pakete<br />

abwickeln, soll über entsprechende<br />

Zertifakte sichergestellt<br />

werden.<br />

CZ<br />

DE<br />

HU<br />

IT<br />

SL<br />

SK<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

AT<br />

gungen und des Euro/SFR-<br />

Kurses aber schwieriger<br />

als erwartet gestaltet. Ob<br />

auch Österreich interessant<br />

sei? „Wir sind bereits<br />

heute in Kontakt mit österreichischen<br />

Verladern“,<br />

so Stahlgut.<br />

58 42<br />

47 53<br />

25 75<br />

63 37<br />

67 33<br />

51 49<br />

EVENT<br />

Staatspreis für Umwelt- und-<br />

Energietechnologie<br />

Die Liebherr-Werk Nenzing GmbH gewann mit einem<br />

patentierten Hybrid-Antrieb.<br />

LIEBHERR<br />

ALTERNATIVE ANTRIEBE<br />

Grüne Stapler<br />

Energiesparen und Nachhaltigkeit bestimmen<br />

den Markt für Flurförderfahrzeuge.<br />

Stapler waren lange Zeit<br />

eine Art Stiefkind in Sachen<br />

Nachhaltigkeit – sei<br />

es in Bezug auf Energieeffi -<br />

zienz oder den Ausstoß<br />

klimarelevanter Gase. Das<br />

hat sich geändert. Batterien<br />

werden immer leis-<br />

(V.l.n.r.) Klaus Schneider und Reinhard Krappinger (beide Liebherr),<br />

Bundesminister Reinhold Mitterlehner<br />

Die Liebherr-Werk Nenzing<br />

GmbH ist mit dem österreichischen<br />

Staatspreis für Umwelt-<br />

und Energietechnologie 2012<br />

ausgezeichnet worden. Das Unternehmen<br />

entwickelte den ersten<br />

hydraulischen Hybridantrieb<br />

für Krane und Baumaschinen<br />

und entschied die Kategorie<br />

„Energie & Effi zienz“ für sich.<br />

Liebherr, nach eigener Aussage<br />

Weltmarktführer im Hafenmobilkran-Bereich,<br />

überzeugte die<br />

Jury mit Pactronic, einem hydraulischen<br />

Hybrid-Antrieb für<br />

Krane und Baumaschinen, der<br />

es schafft, Umschlagsteigerung<br />

in Verbindung mit reduziertem<br />

Kraftstoffverbrauch zu ermöglichen.<br />

Wesentliches Merkmal ist<br />

ein zusätzlicher Energiespeicher<br />

(Akkumulator), der durch Regenerierung<br />

der Rückleistung<br />

beim Senken der Last sowie<br />

durch überschüssige Leistung<br />

tungsfähiger. Es gibt Lösungen<br />

zur Energierückgewinnung.<br />

Eine neue<br />

Variante alternativer und<br />

energieeffi zienter Antriebstechniken<br />

sind Lösungen<br />

auf Basis von Brennstoffzellen.<br />

SEITE 1 SEITE 4 SEITE 6<br />

SBB CARGO<br />

WOCHENRADAR<br />

LINDE FÖRDERTECHNIK<br />

des Antriebsaggregates geladen<br />

wird.<br />

Wirtschafts- und Energieminister<br />

Reinhold Mitterlehner überreichte<br />

den Preis und betonte<br />

dabei: „Die Firma Liebherr hat<br />

ihr über Jahre aufgebautes<br />

Know-how in eine bahnbrechende<br />

Innovation umgesetzt<br />

und setzt damit gerade bei der<br />

Energieeffizienz neue Maßstäbe“,<br />

sagte Mitterlehner.<br />

„Öko-Innovationen sichern<br />

qualifi zierte Arbeitsplätze, machen<br />

den Standort Österreich<br />

international wettbewerbsfähiger<br />

und sind ein Schlüsselfaktor<br />

für das Erreichen der Energie-<br />

und Klimaziele.“ Der Staatspreis<br />

wird seit 2008 alle zwei<br />

Jahre von drei Ministerien gemeinsam<br />

verliehen. Insgesamt<br />

wurden für den Staatspreis über<br />

200 Projekte eingereicht – mehr<br />

als doppelt so viele als 2010.


Neue Bahn<br />

EIN SPECIAL DER INTERNATIONALEN WOCHENZEITUNG VERKEHR<br />

Seite 1A www.verkehr.co.at 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

AKTUELL<br />

ÖBB-Infrastruktur nimmt<br />

eine Mrd. Euro auf<br />

Die Österreichischen Bundesbahnen<br />

(ÖBB) haben für die ÖBB-Infrastruktur<br />

AG eine Anleihe von<br />

einer Milliarde Euro begeben.<br />

Die Anleihe läuft bis zum Jahr<br />

2032 und wird mit 3,375 Prozent<br />

per anno verzinst. Die Gläubiger<br />

können ruhig schlafen: Für<br />

die Bonität der Bahn garantiert<br />

die Republik. Mit dem Geld werden<br />

die zahlreichen Bahnausbauvorhaben<br />

fi nanziert.<br />

railjet fährt jetzt auch nach<br />

Graz<br />

Die altbekannten Intercity-Züge<br />

der ÖBB auf der Südbahn nach<br />

Graz sind Vergangenheit. Reisende<br />

zwischen Wien und Graz<br />

fahren jetzt mit dem Premiumzug<br />

railjet. Die 200 Meter langen<br />

railjets verfügen über 400 Sitzplätze.<br />

In der First- und Business-<br />

Class werden Speisen zum Sitzplatz<br />

serviert. Kinder können sich<br />

im Kinderkino vergnügen. Ab<br />

Juli wollen die ÖBB mit dem railjet<br />

bis nach Villach fahren.<br />

ÖBB-Management auf<br />

Tour durch Österreich<br />

Die 115-köpfi ge ÖBB-Führungsmannschaft<br />

war auf Rail-Tour<br />

durch Österreich unterwegs, um<br />

Mitarbeiter an der „Front“ und<br />

Kunden zu treffen und zu hören,<br />

was sie bewegt. Auf der Agenda<br />

standen Kontakte mit 400 Mitarbeitern<br />

in verschiedenen<br />

Geschäftsbereichen auf unterschiedlichen<br />

Hierarchie-Ebenen.<br />

„Das persönliche Gespräch mit<br />

den Mitarbeitern ist mir wichtig“,<br />

betont ÖBB-Chef Christian<br />

Kern.<br />

ÖBB suchen neuen<br />

Infrastruktur-Vorstand<br />

Die ÖBB-Infrastruktur AG sucht<br />

einen Nachfolger für den jetzigen<br />

Projektmanagement- und Technik-Vorstand<br />

Georg Vavrovsky,<br />

der Ende dieses Jahres in Ruhestand<br />

geht. Die Ausschreibung<br />

für die Position erfolgte Ende<br />

Mai. Vavrovsky kam 1989 zu<br />

den ÖBB und begann dort als<br />

Technik-Vorstand bei der Eisenbahn-Hochleistungsstrecken<br />

AG.<br />

Seit 2005 ist er für die Bauprojekte<br />

der Infrastruktur AG zuständig.<br />

Mit 31. Dezember 2012<br />

legt er sein Mandat als Vorstand<br />

der Infrastruktur AG zurück.<br />

SCHIG zieht positive<br />

Bilanz<br />

Die ÖBB haben die Qualitätsziele<br />

erreicht<br />

SEITE 4A<br />

VERKEHRSPOLITIK<br />

Bahnausbau sichert Jobs<br />

<strong>Verkehr</strong>sministerin Doris Bures betont die Notwendigkeit von Bahntunneln, weil die<br />

volkswirtschaftlichen Vorteile viel mehr wiegen als die betriebswirtschaftlichen.<br />

Anfang Mai wurde der 1,4 Kilometer<br />

lange Fensterstollen im Tiroler<br />

Ampass angeschlagen und<br />

damit die Hauptbauphase für<br />

den Brennerbasistunnel eingeläutet.<br />

Das war Anlass für eine Feier,<br />

aber auch wieder für ein Auffl<br />

ammen der Diskussion über<br />

Sinn und Unsinn der österreichischen<br />

Eisenbahntunnelprojekte.<br />

Der Brennerbasistunnel wird mit<br />

67 Kilometer Länge der weltlängste<br />

Eisenbahntunnel werden<br />

und nach jetzigen Hochrechnungen<br />

rund zehn Mrd. Euro kosten.<br />

Kosten schrecken nicht<br />

Diese Kosten schrecken <strong>Verkehr</strong>sministerin<br />

Doris Bures nicht<br />

so sehr: „Kein Tunnel auf der<br />

ganzen Welt rechnet sich wirtschaftlich,<br />

aber die volkswirtschaftlichen<br />

Vorteile machen das<br />

wett“, so die Botschaft der Ministerin<br />

via Fernsehen an die österreichischen<br />

Bürger.<br />

Die Tunnel durch Koralpe, Semmering<br />

und Brenner sind sind für<br />

die Ministerin daher ein volkswirtschaftliches<br />

Investment, das<br />

Tausende Arbeitsplätze in Österreich<br />

sichert. Sowohl während<br />

der Bauphase als auch danach im<br />

Alltagsbetrieb. Dem Vorwurf, mit<br />

INFRASTRUKTUR<br />

BBT SE<br />

Tunnels für die Bahn durch die heimischen Berge zu bauen, ist ein Investition<br />

in die Zukunft, die nachfolgenden Generationen zugutekommt<br />

dem Bau der Tunnels würden die<br />

ÖBB-Finanzmittel aufgezehrt,<br />

hält Bures entgegen, dass lediglich<br />

ein Viertel des Geldes in den<br />

eigentlichen Bau der Tunnels<br />

fl ießt, während drei Viertel für<br />

den Ausbau von Bahnhöfen, Beseitigung<br />

von Langsamfahrstellen<br />

und infrastrukturrelevante Projekte<br />

aufgewendet werden. Bures:<br />

„Wir haben hundert Bahnhöfe in<br />

unser Sanierungsprogramm aufgenommen.“<br />

Mitte April wurde<br />

im Budgetausschuss des Natio-<br />

Grünes Licht für Tunnel in die grüne Mark<br />

nalrates mit den Stimmen von<br />

ÖVP und SPÖ ein 33-Mrd.-Euro-<br />

Infrastrukturpaket verabschiedet.<br />

Die politische Oppostion stellte<br />

sich gegen das Paket und gibt zu<br />

bedenken, dass die Annuitäten<br />

als Konsequenz der Investitionen<br />

in den Jahren 2013 bis 2017 die<br />

Staatskasse bis zum Jahr 2066<br />

mit 27 Mrd. Euro belasten. Die<br />

ÖBB-Infrastrukturschulden werden<br />

von 18 Mrd. Euro bis zum<br />

Jahr 2017 auf 27 Mrd. Euro steigen.<br />

Die Würfel sind gefallen und nach jahrelangem politischen Hin und Her ist es jetzt so<br />

weit: Die neue Semmeringbahn wird einschließlich Tunnel gebaut.<br />

Eine strahlende <strong>Verkehr</strong>sministerin,<br />

die Landeshauptmänner der<br />

Steiermark und von Niederösterreich,<br />

Franz Voves und Erwin<br />

Pröll, ÖBB-Chef Christian Kern<br />

und eine Abgesandte von EU-<br />

Kommissar Siim Kallas, sie alle<br />

haben Ende April in Gloggnitz<br />

die Spaten geschwungen und so<br />

symbolisch den Startschuss für<br />

den Bau der neuen Semmeringbahn<br />

einschließlich Basistunnel<br />

gegeben. Der zweiröhrige Bahntunnel<br />

stelle für Österreich eine<br />

nachhaltige Investition in die Eisenbahn-Infrastruktur<br />

dar und<br />

sei ein Schlüsselprojekt der neuen<br />

Südbahn. Mit dem Semmering-<br />

Basistunnel neu werde auf der<br />

Südbahn im Abschnitt Semmering<br />

die infrastrukturelle Grund-<br />

Thales punktet mit<br />

ETCS in Ungarn<br />

Ungarische NIF setzt auf moderne<br />

Zugsicherungstechnik<br />

lage für ein verbessertes Angebot<br />

im Personen- und Güterverkehr<br />

geschaffen, betonten die Redner<br />

beim feierlichen Spatenstechen.<br />

Ab 2024 geht es los<br />

Bis die ersten Züge auf der neuen<br />

Bahntrasse fahren werden, wird<br />

es noch dauern; die Fertigstellung<br />

ist für Ende 2024 vorgesehen.<br />

Das Gesamtinvestitionsvolumen<br />

beträgt rund 3,1 Mrd. Euro. Der<br />

Eisenbahntunnel durch das Semmering-Bergmassiv<br />

wird die<br />

Bergstrecke zwischen Gloggnitz<br />

in Niederösterreich und Mürzzuschlag<br />

in der Steiermark – das<br />

Weltkulturerbe Ghega-Bahn –<br />

künftig entlasten. Im Gegensatz<br />

zur Bergstrecke wird der Tunnel<br />

dank seiner geringen Neigung<br />

SEITE 11A<br />

selbst für schwere Güterzüge uneingeschränkt<br />

befahrbar sein.<br />

Tonnenschwere Güterwaggons<br />

müssen nicht mehr wie bisher<br />

von zwei oder drei Lokomotiven<br />

über den Berg befördert werden,<br />

sondern nur noch mit einer. Zusätzlich<br />

zur enormen Effi zienz-<br />

und Kapazitätssteigerung im Güterverkehr<br />

wird sich auch die<br />

Fahrzeit zwischen Wien und<br />

Graz um rund 40 Minuten verkürzen,<br />

argumentieren die ÖBB.<br />

Reisende werden dann für die<br />

Strecke nur noch 1 Std. 50 Min.<br />

benötigen, was sowohl den Reisekomfort<br />

als auch die Auslastung<br />

auf der Südachse erheblich<br />

steigern soll.<br />

� FORTSETZUNG AUF SEITE 2A<br />

Zugleitsystem von<br />

Siemens<br />

Die Pinzgauer Bahn lässt ihre Züge<br />

rechnergestützt fahren<br />

AKTUELL<br />

SEITE 12A<br />

Highspeed-Kongress in<br />

Philadelphia<br />

Vom 10 bis zum 13. Juli fi ndet<br />

im amerikanischen Philadelphia<br />

der diesjährige Bahnkongress<br />

Highspeed statt. Erwartet werden<br />

nicht weniger als sechs <strong>Verkehr</strong>sminister,<br />

darunter auch US-<strong>Verkehr</strong>sminister<br />

Ray Lahood. Auf<br />

die 1.000 Teilnehmer warten<br />

hochkarätige Vorträge und Diskussionsrunden<br />

zum Thema Eisenbahn<br />

und Nachhaltigkeit für<br />

den mobilen Menschen von morgen.<br />

Ostbahn mit Flughafenbahn<br />

verbinden<br />

Die ÖBB bauen eine Verbindungsspange<br />

zwischen der Ostbahn<br />

und der Flughafenschnellbahn.<br />

Damit werde eine direkte<br />

Verbindung zwischen dem neuen<br />

Hauptbahnhof Wien und der<br />

Flughafenbahn hergestellt, hieß<br />

es beim Spatenstich. Das Projekt<br />

kostet 65 Mio. Euro, wird bis<br />

Ende 2014 fertiggestellt sein und<br />

die Fahrzeit zwischen HB Wien<br />

und Flughafen Wien auf 15 Minuten<br />

reduzieren. Das Geld dafür<br />

kommt aus dem Rahmenplan.<br />

Stefan Wehinger ist von<br />

WESTbahn abgegangen<br />

Der Mitgründer und bisherige<br />

Geschäftsführer der ÖBB-Konkurrenz<br />

WESTBahn Stefan<br />

Wehinger hat das Unternehmen<br />

verlassen. Als Gründe für den<br />

überraschenden Abgang wurden<br />

Differenzen mit den Geldgebern<br />

über die künftige Positionierung<br />

des Unternehmens genannt, verlautet<br />

aus Insiderkreisen. WESTbahn<br />

ist im Dezember 2011 gestartet<br />

und hat die Umsatzerwartungen<br />

bisher nicht erfüllen<br />

können.<br />

Obdachlosen-Initiative der<br />

ÖBB ausgezeichnet<br />

Im Rahmen der Verleihung des<br />

Deutschen Preises für Onlinekommunikation<br />

wurden die ÖBB<br />

für ihren „Lovestorm“ in der Kategorie<br />

Krisenkommunikation in<br />

Berlin ausgezeichnet. Eine Jury<br />

kürte die Bahn für die Schnelligkeit<br />

und den professionellen Umgang<br />

mit einer Viral-Kampagne<br />

auf Facebook. Während der kalten<br />

Februar-Tage dieses Jahres<br />

haben die ÖBB spontan beheizte<br />

Räume auf den Bahnhöfen für<br />

Bedürftige geöffnet.


2A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

NEUE BAHN<br />

INFRASTRUKTUR<br />

Ende 2012 startet Teilbetrieb im neuen HB<br />

Der Countdown läuft auf Hochtouren: Zum Winterfahrplanwechsel 2012/2013 im Dezember dieses Jahres halten die Züge im neuen Hauptbahnhof<br />

Wien.<br />

Die ÖBB starten ab Dezember<br />

dieses Jahres den Teilbetrieb im<br />

neuen Hauptbahnhof Wien. Ab<br />

diesem Zeitpunkt wird die Ostbahn<br />

auf den HB Wien „umgelegt“,<br />

wie es im Eisenbahnerdeutsch<br />

heißt. Das läutet den Betriebsstart<br />

ein, zwei Jahre später<br />

geht der HB Wien in Vollbetrieb,<br />

wie die ÖBB ankündigen. Der<br />

provisorische Ostbahnhof ist<br />

dann Vergangenheit.<br />

Die Rohbauarbeiten für den südlichen<br />

Teil des Bahnhofs sind abgeschlossen.<br />

Mit dem Innenausbau<br />

des Bahnhofes und den Vorarbeiten<br />

für die ersten Bürobauten<br />

im Quartier Belvedere wurde<br />

bereits begonnen. Zeitgleich zum<br />

Fahrplanwechsel werden am<br />

neuen HB vier Gleise mit Bahnsteigkanten<br />

und ein Durchgangsgleis<br />

in Betrieb genommen.<br />

Angefahren werden diese vier<br />

Bahnsteigkanten von den Zügen<br />

der Ostbahn und jenen des Marchegger<br />

Astes der Ostbahn (via<br />

Simmering, Stadlau).<br />

Züge „durchbinden“<br />

Ein Großteil der Regionalverkehrszüge<br />

der Ostbahn wird bis<br />

Wien Meidling und darüber hinaus<br />

„durchgebunden“, heißt es<br />

im ÖBB-Jargon.<br />

Die Züge der auf der Marchegger<br />

Ostbahn verkehrenden S80 werden<br />

ebenfalls bis Wien Meidling<br />

und darüber hinaus durchgebunden.<br />

Die Züge der S-Bahn-<br />

Stammstrecke in Nord-Süd-Rich-<br />

INFRASTRUKTUR<br />

ÖBB<br />

ÖBB-Holding-Vorstand Franz Seiser und Projektleiterin Judith Engel haben auf dem neuen HB Wien medienwirksam<br />

die Gleislücke zwischen Ost- und Südbahn geschlossen<br />

tung und künftig auch durchgehend<br />

in Ost-West-Richtung werden<br />

am Hauptbahnhof Wien<br />

verknüpft.<br />

Der südliche Eingang in die <strong>Verkehr</strong>sstation<br />

bzw. die Südfassade<br />

(Richtung Favoriten) sind zu diesem<br />

Zeitpunkt fertiggestellt. Die<br />

Fahrkartenschalter und sonstigen<br />

betrieblichen ÖBB-Einrichtungen<br />

sind provisorisch in der künftigen<br />

Fahrradgarage untergebracht.<br />

Der Umstieg auf das Netz<br />

der Wiener Linien bzw. der S-<br />

Bahn erfolgt unkompliziert und<br />

weitestgehend witterungsgeschützt.<br />

Im Dezember 2014 wird<br />

eröffnet<br />

Die nördliche Halle und weitere<br />

sechs Bahnsteigkanten Richtung<br />

Südtiroler Platz und Gürtel werden<br />

zwischen Dezember 2012<br />

und Dezember 2014 errichtet.<br />

Am 14. Dezember 2014 wird der<br />

Grünes Licht für den Bau der Semmering-Bahn<br />

Die neue Semmering-Bahn ist ein integraler Bestandteil des Baltic-Adria-Korridors.<br />

� FORTSETZUNG VON SEITE 1A<br />

Nach dem Endausbau der neuen<br />

Südbahn wird die Strecke Wien–<br />

Graz–Klagenfurt in rund 2 Std.<br />

40 Min. zurückgelegt werden<br />

können. Heute benötigt man dafür<br />

noch 3 Std. 50 Min. Gemeinsam<br />

mit dem künftigen Hauptbahnhof<br />

Wien, der neuen<br />

<strong>Verkehr</strong>sdrehscheibe Hauptbahnhof<br />

Graz und der in Bau befi ndlichen<br />

Koralmbahn schafft der<br />

Semmering-Basistunnel neu die<br />

Voraussetzung für eine leistungsfähige,<br />

zukunftsfähige und attraktive<br />

Nord-Süd-Verbindung<br />

auf der Schiene.<br />

Neue Wirtschaftsräume<br />

Für Österreich erschließen sich<br />

damit neue Märkte und Wirtschaftsräume.<br />

In der Bauphase<br />

werden 4.000 Arbeitsplätze, in<br />

der Betriebsphase rund 15.000<br />

zusätzliche Jobs gesichert und<br />

5,5 Mrd. Euro an zusätzlicher<br />

Wertschöpfung in den Betriebsjahren<br />

bis 2055 generiert. Die<br />

Südbahn ist mit ihrem Herzstück,<br />

dem Semmering-Basistunnel neu,<br />

innerhalb Europas das zentrale<br />

Verbindungsglied auf der trans-<br />

europäischen Route von der Ostsee<br />

bis zur Adria. Durch den Ausbau<br />

dieser Baltisch-Adriatischen<br />

Achse von Danzig über Warschau<br />

und Wien nach Triest, Venedig<br />

und Bologna werden die wachsenden<br />

Industrieräume in Polen<br />

und Osteuropa mit dem starken<br />

oberitalienischen Wirtschaftsraum<br />

vernetzt. Für die EU-Regionen<br />

entlang der Baltisch-Adriatischen<br />

Achse zeichnet sich laut<br />

Studie durch Inbetriebnahme der<br />

ausgebauten österreichischen<br />

Projekte eine zusätzliche Wertschöpfung<br />

von rund 5,8 Mrd.<br />

Euro und 31.000 Arbeitsplätzen<br />

ab.<br />

Verbindung: Gloggnitz–<br />

Mürzzuschlag<br />

Neben der besseren Schienenverbindung<br />

sowohl national als<br />

auch international und der Sicherung<br />

des Wirtschaftsstandortes<br />

Österreich zahlt sich die Investition<br />

in den Semmering-Basistunnel<br />

auch für Mensch und Umwelt<br />

aus. Der Basistunnel schafft die<br />

Möglichkeit, mehr <strong>Verkehr</strong> von<br />

der Straße auf die Schiene zu<br />

bringen. Dadurch steigt die <strong>Verkehr</strong>ssicherheit,<br />

und zugleich<br />

wird das Klima geschützt und die<br />

Umwelt geschont. Der 27 Kilometer<br />

lange Semmering-Basistunnel<br />

neu verbindet Gloggnitz in<br />

Niederösterreich mit Mürzzuschlag<br />

in der Steiermark. Er besteht<br />

aus zwei parallel geführten<br />

Tunnelröhren mit rund zehn Metern<br />

Durchmesser, die in einem<br />

Abstand von 40 bis 70 Metern<br />

zueinander errichtet werden, wie<br />

man in den Plänen liest.<br />

Tunnelsicherheit über alles<br />

Sie sind in Abständen von maximal<br />

500 Metern durch begehbare<br />

Querstollen, sogenannte Querschläge,<br />

miteinander verbunden,<br />

welche primär der Selbstrettung<br />

dienen. Der Semmering-Basistunnel<br />

neu entspricht somit den aktuellen<br />

Anforderungen an die<br />

Tunnelsicherheit. Im Ereignisfall<br />

gelangen die Passagiere über die<br />

Querstollen in die sichere Tunnelröhre.<br />

Außerdem ist in der Tunnelmitte<br />

zwischen den beiden Röhren eine<br />

Nothaltestelle eingerichtet, von<br />

der aus die Passagiere im Ereignisfall<br />

über die jeweils sichere<br />

Röhre aus dem Tunnel gebracht<br />

werden können.<br />

neue Bahnhof in seiner ganzen<br />

Pracht und Funktionalität eröffnet.<br />

2015 werden die Arbeiten<br />

am gesamten Bahn-Infrastrukturprojekt<br />

beendet sein. Mit Errichtung<br />

einer Gleisverbindung in<br />

Kledering werden in Zukunft<br />

von der West- und Südbahn<br />

kommende S-Bahnen, Regionalzüge<br />

und Fernverkehrszüge über<br />

den Hauptbahnhof Wien auch<br />

zum Flughafen Wien Schwechat<br />

geführt.<br />

WIEN<br />

Gleislücke im HB bereits<br />

geschlossen<br />

Anfang April wurden Süd- und<br />

Ostbahn im Bereich des HB gleisseitig<br />

miteinander verbunden. Ab<br />

Anfang August werden Züge wie<br />

beispielsweise jene von München<br />

nach Budapest durch den neuen<br />

Hauptbahnhof fahren, allerdings<br />

ohne Halt. Derzeit fahren diese<br />

Züge auf zwei provisorischen<br />

Umfahrungsgleisen durch die<br />

Baustelle.<br />

„Der neue Hauptbahnhof Wien<br />

ist das Gesicht der Bahnhofsoffensive<br />

der ÖBB und zugleich eines<br />

der größten Infrastrukturprojekte<br />

in Österreich“, erklärte<br />

Franz Seiser, Vorstand ÖBB-Holding<br />

AG, anlässlich der Zusammenführung<br />

der beiden Bahnmagistralen.<br />

Rund 65.000 t Gleisschotter werden<br />

bis zum Fahrplanwechsel<br />

verarbeitet. Mit einem 171 Tonnen<br />

schweren Schnellumbauzug<br />

(SUZ) werden die Schwellen in<br />

einem einzigen Vorgang auf das<br />

Schotterbett gelegt und mit den<br />

Schienen verschraubt. Die neuen<br />

Schienen für die Hauptgleise<br />

kommen von den Firmen voestalpine<br />

und Tata.<br />

Sie werden auf speziellen Zuggarnituren,<br />

die nur für den Schienentransport<br />

eingesetzt werden,<br />

angeliefert. Für Abstellanlagen<br />

würden alte, brauchbare Schienen<br />

im ÖBB-Werk in Wörth aufgearbeitet<br />

und wieder eingesetzt,<br />

verlautet seitens denr ÖBB.<br />

Siemens lieferte 240sten ULF<br />

an Wiener Linien<br />

Die Wiener Linien investieren in diesem Jahr 60 Mio.<br />

Euro in die Anschaffung neuer ULF-Straßenbahnen.<br />

Die Fahrgäste der Wiener Linen<br />

fahren auf die ULF-Straßenbahnen<br />

ab. Eine aktuelle Umfrage<br />

der Wiener Linien ergab, dass<br />

84 Prozent der Kunden mit der<br />

Niederfl urstraßenbahn sehr zufrieden<br />

sind.<br />

Vier von fünf Befragen wünschen<br />

sich, dass noch mehr Niederfl urstraßenbahnen<br />

unterwegs sind.<br />

Besonders ältere Menschen und<br />

solche mit Behinderungen brauchen<br />

schon einige sportliche<br />

Kondition, um in die noch in Betrieb<br />

befi ndlichen älteren Fahrzeuge<br />

einsteigen zu können.<br />

Anfang Mai lieferte Siemens als<br />

Hersteller der ULF-Straßenbahnen<br />

(ULF steht für Ultra Low<br />

Floor) die 240ste Garnitur an die<br />

Wiener Linien aus. Doch damit<br />

ist noch lange nicht das Ende erreicht.<br />

500 Straßenbahnzüge<br />

Die Wiener Linien mustern seit<br />

Jahren die alten Straßenbahnen<br />

aus und ersetzen sie durch die<br />

ULF-Garnituren. Allein in diesem<br />

Jahr würden 60 Mio. Euro in die<br />

Beschaffung von 20 Garnituren<br />

investiert, kündigt Günter Steinbauer,<br />

Geschäftsführer der Wiener<br />

Linien, an, die das weltweit<br />

fünftgrößte Straßenbahnetz betreiben<br />

und derzeit 500 Straßenbahngarnituren<br />

im Fuhrpark haben.<br />

Der ULF sei ein österreichisches<br />

Produkt, werde von Siemens in<br />

Wien gefertigt und sichere österreichische<br />

Arbeitsplätze, betont<br />

Arnulf Wolfram, Leiter des Sektors<br />

Infrastructure & Cities bei<br />

Siemens Österreich. Die ULF-<br />

Modelle zeichnen sich beispielsweise<br />

durch einen speziellen Einklemmschutz<br />

bei den Türen aus<br />

und sparen zudem wertvolle<br />

Energie.<br />

Sie sind beinahe ein „kleines<br />

Kraftwerk“, denn bei jedem<br />

Bremsmanöver wird Energie zurückgegeben.<br />

Mit der Menge der<br />

so wiedergewonnenen Energie<br />

könnte man 800 Haushalte in<br />

Österreich ein Jahr lang mit<br />

Strom versorgen, sagt Wolfram,<br />

um die Energiefreundlichkeit der<br />

Fahrzeuge zu verdeutlichen.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 3A<br />

BAHNBETRIEB<br />

ÖBB fahren im Osten rechts<br />

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) stellen Anfang August acht Bahnstrecken in der Ostregion auf Rechtsverkehr um.<br />

Die Umstellung auf Rechtsverkehr<br />

soll die operative Abwicklung<br />

effi zienter machen und Trassenkonfl<br />

ikte im Bereich Wien<br />

Meidling bis Wien Hauptbahnhof<br />

vermeiden helfen, kündigt<br />

ÖBB-Holding-Vorstand Franz<br />

Seiser an. Seit dem 19. Jahrhundert<br />

ist das Schienennetz zweigeteilt:<br />

Während in den frühen Eisenbahntagen<br />

englische Ingenieure<br />

die Südbahn auf den Linksverkehr<br />

ausgelegt hatten, fährt<br />

man auf der West- und Ostbahn<br />

traditionell auf der rechten Seite.<br />

Die schrittweise Umstellung wird<br />

bereits seit Jahrzehnten betrieben.<br />

Auch Südbahn rechts<br />

Mit dem Ausbau der Südbahn<br />

und dem Bau des Semmering-Basistunnels<br />

wird auch die Südbahn<br />

auf den Rechtsverkehr umgestellt.<br />

Die markanteste Änderung<br />

im August ist: Der Zug kommt<br />

bei zweigleisigen Strecken, wo<br />

bisher links gefahren wurde, am<br />

„anderen Gleis“. Das heißt, dass<br />

sich der bisher gewohnte Zugangsweg<br />

ändert, besonders bei<br />

Randbahnsteigen ist dann also<br />

die geänderte Wegeleitung zu beachten.<br />

80 Bahnhöfe und Haltestellen<br />

werden adaptiert, etwa<br />

durch das Umhängen der Beschilderung<br />

und teilweise eine zusätzliche<br />

Wartekoje.<br />

Betroffen von der Umstellung<br />

ERFINDERPREIS<br />

sich acht Bahnstrecken und insgesamt<br />

80 Bahnhöfe: Nordbahn<br />

von Wien Floridsdorf bis Bernhardsthal,<br />

die S7-Flughafenschnellbahn<br />

von Wien Rennweg<br />

bis Flughafen Wien Schwechat,<br />

die Pottendorfer Linie von Wampersdorf<br />

bis Wiener Neustadt, die<br />

Südbahn von Hauptbahnhof<br />

Wien bis Payerbach-Reichenau,<br />

die Verbindungsbahn von Wien<br />

Hütteldorf/Penzing bis Wien<br />

Meidling, die S-Bahn-Stammstrecke<br />

von Wien Meidling bis Wien<br />

Floridsdorf, die Nordwestbahn<br />

von Wien Floridsdorf bis Stockerau<br />

und die Laaer Ostbahn von<br />

Wien Süßenbrunn bis Wolkersdorf.<br />

Zwei Strecken (Wien<br />

Hauptbahnhof bis Süßenbrunn<br />

und Franz-Josefs-Bahn) bekommen<br />

den Rechtsverkehr erst nach<br />

2015. Die Kosten für die Umstellung<br />

liegen bei 16 Mio. Euro. Sie<br />

werden hauptsächlich durch das<br />

Verlegen von Überholgleisen und<br />

in geringerem Maß durch neue<br />

Leitsysteme verursacht.<br />

2012 ist „entscheidendes<br />

Bahnjahr“<br />

2012 ist laut Seiser für die ÖBB<br />

ein entscheidendes Jahr in der<br />

175-jährigen österreichischen Eisenbahngeschichte.<br />

70 Kilometer<br />

Tunnel und 100 Streckenkilometer<br />

Geleise werden neu in Betrieb<br />

genommen. Durch den Lainzer<br />

Tunnel fahren die ersten Güter-<br />

Josef Theurer vom<br />

EPA nominiert<br />

Das Europäische Patentamt hat Josef Theurer für die<br />

Verleihung eines Erfi nderpreises nominiert.<br />

Der Unternehmer Josef Theurer<br />

mit dem Unternehmen Plasser &<br />

Theurer im Hintergrund hat in<br />

seinem Leben bisher über 1.050<br />

Patentanmeldungen beim Europäischen<br />

Patentamt (EPA) eingereicht<br />

und zugleich eines der erfolgreichsten<br />

österreichischen<br />

Unternehmen aufgebaut. Plasser<br />

& Theurer hat eigenen Angaben<br />

zufolge über 10.000 Patente angemeldet,<br />

wovon mehr als 2.000<br />

noch wirksam sind.<br />

Die Schlüsselperson hinter dieser<br />

Leistung ist Josef Theurer, der als<br />

Erster weltweit die hydraulisch<br />

arbeitende Gleisstopfmaschine<br />

entwickelte. Doch auch Spezialmaschinen<br />

wie Nivellierstopfmaschine,<br />

Weichenstopfmaschine,<br />

Zweischwellen-Stopfmaschine<br />

und Schnellumbauzug in Fließbandtechnik<br />

sind weitere Erfi ndungen<br />

des Unternehmers Theurer.<br />

Bei all diesen Maschinen war<br />

Theurer der erste Ingenieur weltweit,<br />

der sie entwickelt hat. Sie<br />

werden jetzt in seinem Unternehmen<br />

Plasser & Theurer hergestellt<br />

und weltweit den Bahnen<br />

verkauft. Seit der Gründung des<br />

Unternehmens im Jahr 1953<br />

wurden mehr als 14.700 Großmaschinen<br />

in 106 Länder rund<br />

PLASSER & THEURER<br />

Dr. h.c. Ing. Josef Theurer<br />

um den Globus geliefert. Das Unternehmen<br />

hat wiederholt neue<br />

Maßstäbe im Gleisinstandhaltungssektor<br />

gesetzt; es beschäftigt<br />

heute allein in Österreich<br />

1.650 Mitarbeiter und ist geschäftlich<br />

auf allen fünf Kontinenten<br />

aktiv. So wurde der Hochgeschwindigkeitsweltrekord<br />

von<br />

574,8 km/h in Frankreich mit<br />

Maschinen von Plasser & Theurer<br />

vorbereitet.<br />

züge, die Personenzüge folgen im<br />

Jahr 2014. Der knapp 13 Kilometer<br />

lange Lainzer Tunnel verbindet<br />

die Westbahn mit der Süd-<br />

und Donauländebahn und dem<br />

neuen Hauptbahnhof Wien. Die<br />

Verbindungsbahn wird von<br />

schweren Güterzügen entlastet,<br />

die Lärmsituation für Anrainer<br />

verbessert sich. Frei werdende<br />

Kapazitäten würden für einen<br />

verdichteten Personennahverkehr<br />

genützt, verspricht die Bahn. Der<br />

viergleisige Ausbau der 44 Kilometer<br />

langen Hochleistungsstrecke<br />

nach St. Pölten soll die Fahrzeit<br />

von Wien-West in die niederösterreichische<br />

Hauptstadt von<br />

40 auf 25 Minuten beinahe halbieren.<br />

Im Unterinntal, der Zubringerstrecke<br />

zum noch lange<br />

nicht existenten Brenner-Basistunnel,<br />

wird eine neue zweigleisige<br />

Hochleistungstrasse zwischen<br />

Kundl und Baumkirchen in<br />

Betrieb genommen.<br />

Die Regionen rücken näher zu-<br />

ÖBB<br />

sammen, es kommt zu erheblichen<br />

Reisezeitverkürzungen im<br />

Personenverkehr. Auf der Strecke<br />

Wien–Salzburg peilen die ÖBB<br />

ab Fahrplanwechsel im Dezember<br />

dieses Jahres eine Fahrzeit<br />

von 2 Stunden 22 Minuten an –<br />

NEUE BAHN<br />

ÖBB-Holding-Vorstand Franz Seiser erläutert die aktuellen Pläne der ÖBB<br />

Die Welt ist komplex.<br />

um 23 Minuten weniger als<br />

heute. Mit der Verknüpfung von<br />

West- und Südbahn werde ab<br />

2014 auch eine Fahrt von St. Pölten<br />

nach Wiener Neustadt bedeutend<br />

schneller und komfortabler<br />

möglich sein, versichert Seiser.<br />

Ihre Entscheidungen<br />

müssen es nicht sein.<br />

Nahtloses Reisen<br />

Effizienter<br />

Betrieb<br />

Sicherer Betrieb<br />

Gesicherte<br />

Einnahmen<br />

Steigendes <strong>Verkehr</strong>saufkommen und Auslastung<br />

bis zur Kapazitätsgrenze machen das Management<br />

von Transportnetzen weltweit immer komplexer.<br />

Ein reibungsloser und effizienter Betrieb sichert den<br />

entscheidenden Vorsprung bei Wirtschaftswachstum<br />

und Lebensqualität. Wir entwerfen, entwickeln und liefern<br />

Anlagen, Systeme und Services, die weltweit die Sicherheit und<br />

Leistungsfähigkeit von Schienen- und Straßenverkehr sowie den Komfort<br />

für Fahrgäste optimieren: Leit- und Sicherungstechnik, Kommunikations-,<br />

Überwachungs-, Ticketing- und Mautsysteme. Wir vernetzen diese in der<br />

sogenannten Wertschöpfungskette funktionskritischer Anwendungen.<br />

Netzbetreiber und Entscheidungsträger können damit Komplexität auch<br />

in kritischen Situation beherrschen und frühzeitig jene Entscheidungen<br />

treffen, die zu den besten Ergebnissen führen.<br />

Mehr über unsere Transportlösungen finden Sie über den QR-Code<br />

oder auf unserer Website thalesgroup.com<br />

Zufriedene<br />

Fahrgäste<br />

Hohe<br />

Netzauslastung


4A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

NEUE BAHN<br />

INTERVIEW<br />

SCHIG zieht positive Bilanz<br />

Die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG) schaut mit Argusaugen darauf, dass jeder Euro beim<br />

Bahnausbau in Österreich zweckbestimmt eingesetzt wird. Neue Bahn sprach mit SCHIG-Geschäftsführer Ulrich Puz<br />

über Budgetkonsolidierung, Finanzkontrolle und den <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag der Republik mit den ÖBB.<br />

Neue Bahn: Herr Puz, Österreich<br />

muss aus der Notwendigkeit der<br />

Staatshaushaltssanierung auf die<br />

Schuldenbremse steigen. Was hat<br />

die SCHIG zum Sparprogramm<br />

der Republik beigetragen?<br />

Ulrich Puz: Die SCHIG blickt auf<br />

ein arbeitsreiches und erfolgreiches<br />

Jahr 2011 zurück. Sie hat<br />

die Interessen der Republik Österreich<br />

wahrgenommen und dabei<br />

einige Erfolge erzielt, die sich<br />

sehen lassen können. Selbstverständlich<br />

ist die SCHIG auch gefordert,<br />

ihren Beitrag zum Sparprogramm<br />

zu leisten. Dank der<br />

begleitenden Projekt- und Finanzkontrolle<br />

zahlreicher Eisenbahn-Infrastrukturprojekte<br />

durch<br />

die SCHIG gelang es in den vergangenen<br />

Jahren und so auch im<br />

Vorjahr, ein Einsparungspotenzial<br />

von ein bis zwei Prozent der<br />

im Rahmenplan defi nierten Investments<br />

aufzuzeigen und umzusetzen.<br />

Der aktuelle Rahmenplan<br />

für Investitionen in den<br />

Bahninfrastrukturausbau in Österreich<br />

läuft von 2012 bis 2017<br />

und sieht 1,2 Mrd. Euro für den<br />

Bahnausbau vor. Die SCHIG<br />

kann in die Projektunterlagen der<br />

ÖBB einsehen und so ihr Knowhow<br />

im Sinne einer optimaleren<br />

Finanzmittel-Verwendung einbringen,<br />

was zu den vorhin genannten<br />

Einsparungen führt und<br />

somit budgetschonend wird. Das<br />

ist ein Einsparungserfolg, der<br />

ganz deutlich die Handschrift der<br />

SCHIG trägt.<br />

Die SCHIG ist ein Unternehmen<br />

mit einem eigenen Budget und<br />

gegenüber der Republik als Eigentümer<br />

verantwortlich. Wie<br />

wird bei der SCHIG gespart?<br />

Puz: Den Willen zum Sparen dokumentiert<br />

die SCHIG auch im<br />

eigenen Haus. Für den Betrieb<br />

des Unternehmens SCHIG steht<br />

ein jährliches Budget 5 Mio.<br />

SCHIG<br />

„Das Einsparungsziel bei den ÖBB<br />

wurde erreicht“, sagt Ulrich Puz,<br />

seit 2010 Geschäftsführer der SCHIG<br />

Euro zur Verfügung. Im vergangenen<br />

Jahr haben wir 20 Prozent<br />

eingespart und somit nur 4 Mio.<br />

Euro verbraucht. Und das bei einem<br />

gleich bleibenden Team von<br />

60 hoch qualifi zierten Mitarbeitern.<br />

Sparen beginnt beispielsweise<br />

bei den Malerarbeiten in<br />

unseren Büros: Wir lassen diese<br />

nicht mehr jedes Jahr, sondern<br />

Rail Infrastructure for Life<br />

Smart Solutions for sustainable Railways<br />

Innovative Bahninfrastrukturlösungen<br />

aus einer Hand.<br />

Fahrleitungen<br />

Bahnstromversorgung<br />

Elektrotechnik<br />

Signaltechnik<br />

Gleisanlagen<br />

www.bbrail.at<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

InnoTrans 2012 in Berlin,<br />

Halle 25, Stand 310<br />

18.–21. September 2012<br />

nur alle drei Jahre neu ausmalen.<br />

Das bringt schnell einen Einsparungserfolg<br />

von vielen Tausend<br />

Euro. Dieses Beispiel ist nur eines<br />

von mehreren, mit denen es uns<br />

gelungen ist, die Kosten in<br />

Summe um die genannten<br />

20 Prozent zu senken.<br />

Die Regierung hat den ÖBB ein<br />

Sanierungsprogramm bei gleichzeitiger<br />

Senkung der Kosten verordnet.<br />

Die SCHIG hat die Umsetzung<br />

dieser Vorgaben begleitet.<br />

Haben die ÖBB die defi nierten<br />

Ziele erreicht?<br />

Puz: Die Bundesregierung hatte<br />

in ihrem Arbeitsprogramm im<br />

Jahr 2007 den Österreichischen<br />

Bundsbahnen durch Effi zienzsteigerung<br />

ein Einsparungsziel von<br />

zehn Prozent auferlegt. Die<br />

SCHIG war mit der begleitenden<br />

Kontrolle des Umsetzungsprozesses<br />

betraut und hat sich bei der<br />

Realisierung dieses Ziels mit<br />

konstruktiven Vorschlägen bei<br />

den ÖBB eingebracht, sodass wir<br />

aus SCHIG-Sicht guten Gewissens<br />

sagen können: Das vorgegebene<br />

Ziel von zehn Prozent Einsparung<br />

ist erreicht worden.<br />

Die SCHIG hat gemeinsam mit<br />

dem <strong>Verkehr</strong>sministerium den<br />

<strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag mit den<br />

ÖBB ausgehandelt. Seit einem<br />

Jahr ist er gültig. Wie sieht die<br />

bisherige Bilanz aus?<br />

Puz: Eine positive Erfahrung ist,<br />

dass die ÖBB als vertragstreuer<br />

Partner agieren. Die SCHIG<br />

konnte ihr Know-how und ihre<br />

konsequente Verhandlungsarbeit<br />

bei der Ausgestaltung des <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrags<br />

mit der<br />

ÖBB-Personenverkehrs AG unter<br />

Beweis stellen. Die Republik Österreich<br />

kauft auf Basis des ausgehandelten<br />

Vertrags jährlich für<br />

588 Mio. Euro bei den ÖBB<br />

Zug-Dienstleistungen im regionalen<br />

und öffentlichen Nahverkehr<br />

ein. Das sind rund 88 Prozent<br />

(7 Mio. Zugkilometer) aller Nahverkehrs-<br />

und Regionalverkehrsleistungen<br />

in Österreich. Den<br />

Rest von 12 Prozent kaufen die<br />

<strong>Verkehr</strong>sverbünde bei den ÖBB<br />

ein.<br />

Der SCHIG ist es bei den Verhandlungen<br />

zu diesem gewichtigen<br />

Vertragswerk gelungen,<br />

50 Mio. Euro jährlich von den<br />

ÖBB-Forderungen herunterzuverhandeln,<br />

was in Summe über<br />

den Vertragszeitraum bis zum<br />

Jahr 2019 eine Einsparung von<br />

450 Mio. Euro ergibt.<br />

Im <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag sind<br />

die Qualitätskriterien, zu denen<br />

die ÖBB ihre Zugleistungen erbringen<br />

müssen, genau festgeschrieben.<br />

Erfüllt die Bahn die<br />

Qualitätsanforderungen?<br />

Puz: Der zwischen SCHIG und<br />

ÖBB-Personenverkehr AG abgeschlossene<strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag<br />

defi niert genau alle zu erbringenden<br />

Leistungen und enthält<br />

als Qualitätsanreiz auch ein<br />

Bonus-Malus-System. Sind die<br />

ÖBB besser als im Vertrag festgeschrieben,<br />

gibt es Geld zurück<br />

vom Staat.<br />

Im umgekehrten Fall müsste die<br />

Bahn nachzahlen. Für 2011 beispielsweise<br />

ist ein maximaler Bonus<br />

von 17 Mio. Euro vorgesehen.<br />

Die tatsächliche Bonuszahlung<br />

wird voraussichtlich<br />

aber deutlich geringer ausfallen.<br />

Bei der Pünktlichkeit und Sauberkeit<br />

machen die ÖBB einen<br />

guten Eindruck, die Pünktlichkeit<br />

ist wirklich sehr gut. Noch<br />

Handlungsbedarf sehen wir beim<br />

punktgenauen Informieren der<br />

Fahrgäste bzw. beim Ausbau des<br />

Fahrgastinformationssystems.<br />

Wo will die SCHIG in fünf Jahren<br />

stehen?<br />

Puz: In diesem Zeithorizont können<br />

wir uns gut vorstellen, auch<br />

für die <strong>Verkehr</strong>sträger Straße und<br />

Wasser Dienstleistungen in Sachen<br />

begleitender Finanzierungskontrolle<br />

und fachlicher Hilfestellung<br />

beim Infrastrukturausbau<br />

ähnlich dem jetzigen Arbeitsfeld<br />

anzubieten. Wir wollen für<br />

das <strong>Verkehr</strong>sministerium unverzichtbarer<br />

Bestandteil sein für die<br />

Aufgabenfelder Beratung,<br />

Schlichtung, Kontrolle und Abwicklung.<br />

Welche persönliche Bilanz ziehen<br />

Sie über Ihre bisherige Arbeit?<br />

Puz: Es ist für mich ein ausgesprochen<br />

tolles Erlebnis, mit einer<br />

kleinen, aber schlagkräftigen<br />

Gruppe zu arbeiten.<br />

AKTUELL<br />

Erich Forster ist neuer<br />

Chef von WESTbahn<br />

Nach dem Abgang von Stefan<br />

Wehinger als Geschäftsführer der<br />

WESTbahn (siehe Seite 1A)<br />

wurde Erich Forster (55) zu dessen<br />

Nachfolger bestellt. Der studierte<br />

Psychologe mit Schwerpunkt<br />

Sozialpsychologie macht<br />

das, was auch schon seine Eltern<br />

gemacht haben, nämlich bei der<br />

WESTBAHN<br />

Erich Forster ist der neue Geschäftsführer<br />

der WESTbahn<br />

Bahn arbeiten. Und schon die<br />

Großväter von Forster waren bei<br />

der Bahn beschäftigt. Forster war<br />

von 1975 bis 2011 bei den ÖBB<br />

und agierte in dieser Zeit in zahlreichen<br />

leitenden Positionen, bevor<br />

er im April 2011 bei der<br />

neuen WESTbahn an Bord ging<br />

und dort bisher als Chief Commercial<br />

Offi cer verantwortlich<br />

zeichnete.<br />

BMVIT schließt<br />

Abkommen mit Russland<br />

Russland investiert in den nächsten<br />

Jahren Milliarden Euro unter<br />

anderem im <strong>Verkehr</strong>sbereich. Davon<br />

sollen österreichische Firmen<br />

profi tieren, hofft <strong>Verkehr</strong>sministerin<br />

Doris Bures. Sie hat mit<br />

Russlands Vize-Premierminister<br />

Viktor Zubkov einen Technologie-Kooperationsvertragunterschrieben,<br />

der österreichischen<br />

Firmen den Zugang zum russischen<br />

Markt ebnen soll. Im Vorjahr<br />

schloss Bures ein Kooperationsabkommen<br />

für die Teilnahme<br />

Österreichs am Technologiepark<br />

Skolkowo ab.<br />

Sicherheit in den Zügen:<br />

30-mal kommt die Polizei<br />

Seit drei Jahren fahren in den<br />

ÖBB-Zügen am Abend und an<br />

den Wochenenden Sicherheitsleute<br />

mit, um die Fahrgäste vor<br />

allfälligen Belästigungen zu<br />

schützen. Die ÖBB mögen es<br />

nicht, wenn in den Zügen Alkohol<br />

herumgereicht wird, Jugendliche<br />

nach dem Disco-Besuch lärmen<br />

und randalieren oder<br />

Mitreisende anpöbeln. Die Präsenz<br />

der Sicherheitsleute an Bord<br />

sorgt dafür, dass 80 Prozent der<br />

Probleme ohne Polizei kalmiert<br />

werden. Dennoch: 30- bis 40-<br />

mal pro Jahr müssen die staatlichen<br />

Ordnungshüter einschreiten.<br />

Bei einer EU-Studie im Jahr<br />

2011 zur Bahnsicherheit in<br />

25 EU-Staaten landete die ÖBB<br />

bei der Sicherheit am dritten<br />

Platz.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 5A<br />

BAHNAUSBAU<br />

Gleisinstandhaltung am Beispiel Türkei<br />

Die Türkei erlebt mit ihrem konstanten Wirtschaftswachstum seit einigen Jahren eine starke Aufwärtsentwicklung und der Ausbau des Bahnsystems<br />

steht auf der Prioritätenliste ganz oben. Plasser & Theurer ist in der Türkei mit seinen Maschinen bei der Gleisinstandhaltung involviert.<br />

Die Türkei forciert ein ambitioniertes<br />

Ausbauprogramm des<br />

Bahnnetzes im ganzen Land. Jahrelang<br />

führte der Bahnsektor ein<br />

Schattendasein. Das wird jetzt<br />

anders: Bis zum Jahr 2023 – zum<br />

100-jährigen Bestehen der Türkei<br />

– ist ein Erweiterung des Netzes<br />

auf mehr als 25.000 Kilometer<br />

vorgesehen. Bereits im Jahr 2010<br />

fl oss erstmals mehr Geld in den<br />

Bahnausbau als in den Straßenbau.<br />

Derzeit werden 1.180 Kilometer<br />

Gleis neu gebaut oder umgebaut.<br />

Um die Qualität zu verbessern<br />

und ein Upgrade der<br />

Bahninfrastruktur zu bewerkstelligen,<br />

investieren die Türkische<br />

Staatsbahn TCDD sowie zahlreiche<br />

türkische Bahnbauunternehmen<br />

in neueste Maschinentechnologie<br />

zur Gleisinstandhaltung.<br />

Dabei handelt es sich beispielsweise<br />

unter anderem um Multifunktionsmaschinen<br />

des Typs<br />

Plasser Unimat MF. Die beiden<br />

ersten Maschinen sind im Dezember<br />

2011 in die Türkei geliefert<br />

worden. Diese sechsachsige Maschine<br />

integriert sämtliche Arbeitsaggregate<br />

für alle wichtigen<br />

Oberbauarbeiten wie Messen,<br />

Heben, Richten, Stopfen und<br />

Pfl ügen sowie Aufzeichnen der<br />

Gleislage.<br />

Unimat MF<br />

Der neue Maschinentyp Unimat<br />

MF ist mit hochwertigen Stopfaggregaten<br />

zur Strecken- und<br />

Weichenbearbeitung ausgestattet.<br />

Zusätzlich schaffen die Hebeeinrichtung,<br />

das integrierte Nivellier-<br />

und Richtsystem sowie der automatischer<br />

Leitcomputer WIN<br />

ALC die Voraussetzungen für einwandfreie<br />

Arbeitsergebnisse. Vor<br />

den Stopfgängen verfüllen die<br />

Pfl ugeinrichtungen die Stopfzonen<br />

mit Schotter. Hier kommen<br />

sowohl Flankenpfl üge als auch<br />

ein Bettungskronenpflug zum<br />

Einsatz. Überschüssiger Schotter<br />

wird über eine integrierte Kehranlage<br />

entfernt. Messsysteme und<br />

ein DRP-Datenmessschreiber<br />

übernehmen die Messung und<br />

Aufzeichnung der korrigierten<br />

Gleislage.<br />

MDZ für Gleisinstandhaltung<br />

mit System<br />

Völlig autonom ist die<br />

Plasser&Theurer-Multifunktionsstopfmaschine<br />

mit drei Bedienern<br />

in der Lage, das Schotterbett zu<br />

profi lieren, das Gleis durchzuarbeiten<br />

und zu kehren, um ein stabiles<br />

Gleis zu hinterlassen. Im<br />

neu angeschafften umfangreichen<br />

Hochleistungs-Maschinenpool<br />

der TCDD sowie der Bahnbaufi rmen<br />

befi nden sich mehrere Maschinentypen,<br />

die als mechanisierte<br />

Durcharbeitungszüge MDZ<br />

zusammenarbeiten können. Ein<br />

solcher mechanisierter Durcharbeitungszug<br />

MDZ setzt sich aus<br />

einer kontinuierlich arbeitenden<br />

Gleisstopfmaschine Duomatic<br />

09-32 CAT Centertool, einer<br />

Schotterverteil- und Planiermaschine<br />

USP 2005 und einem dynamischen<br />

Gleisstabilisator DGS<br />

90 N zusammen. Die optimal<br />

aufeinander abgestimmten Maschinen<br />

und deren Zusammenwirken<br />

erzielen hohe Wirtschaftlichkeit<br />

durch sowohl hohe Arbeitsleistung<br />

als auch -qualität.<br />

siemens.com/mobility<br />

Darin liegt der Ansatzpunkt für<br />

die mechanisierten Durcharbeitungszüge<br />

MDZ von Plasser &<br />

Theurer:<br />

• optimale Ausnutzung auch<br />

kurzer Sperrpausen und damit<br />

eine wesentliche Kostensenkung,<br />

• einheitliche, synchrone, gleichmäßige<br />

und vollständige Ausführung<br />

der Arbeiten und Erhöhung<br />

der Arbeitsqualität,<br />

Complete mobility.<br />

Integrierte Lösungen für Nahverkehr, Fernverkehr und Logistik.<br />

Den Weg für Menschen und Güter weltweit zu bereiten,<br />

sie wirtschaftlich, sicher und umweltverträglich ans Ziel<br />

zu bringen – dafür steht Siemens mit „Complete mobility”:<br />

NEUE BAHN<br />

• Abstimmung der Maschinen<br />

hinsichtlich Arbeitsleistung,<br />

Fahrgeschwindigkeit sowie<br />

Rüstzeit,<br />

• Erleichterung bei Ersatzteilhaltung,<br />

Service und Schulung.<br />

Mit integrierten Mobilitätslösungen, um die verschiedenen<br />

<strong>Verkehr</strong>ssysteme nachhaltig zu gestalten und sie<br />

effizient zu vernetzen.<br />

Answers for mobility.


6A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

NEUE BAHN<br />

KRAFTWERK<br />

See liefert Energie für 1.400<br />

ÖBB-Züge<br />

Die ÖBB können das geplante Pumpspeicherkraftwerk<br />

Tauernmoos realisieren.<br />

Was vor fünf Jahren begonnen<br />

hat, ist jetzt für die ÖBB zu einem<br />

postiven Abschluss gekommen,<br />

nämlich die Vorlage eines<br />

positiven Bescheides für den Bau<br />

eines neuen Pumpspeicherkraftwerks<br />

Tauernmoos in Salzburg.<br />

Die ÖBB haben für ihr geplantes<br />

Kraftwerk im Pinzgau alle für<br />

den Bau notwendigen Bewilligungen<br />

auf dem Tisch. Beim<br />

neuen Kraftwerk soll erstmals<br />

der Höhenunterschied zwischen<br />

Weißsee und Tauernmoossee genützt<br />

werden.<br />

Strom für viele Züge<br />

Das neue Kraftwerk mit einer<br />

Leistung von 130 Megawatt<br />

(MW) soll im Jahr 13 Gigawattstunden<br />

(GWh) Strom erzeugen,<br />

was dem Bedarf von 1.400 Reisezügen<br />

für die Strecke von Wien<br />

nach Bregenz entspricht, wie die<br />

ÖBB mitteilen. Der Umweltverträglichkeitsbescheid<br />

beinhaltet<br />

laut Bahninformationen neben<br />

Wasserrecht und Naturschutz<br />

alle erforderlichen Genehmigungen,<br />

speziell die des Eisenbahngesetzes.<br />

Bereits Mitte des vorigen<br />

Jahrhunderts waren die beiden<br />

Stauseen Tauernmoos und Weißsee<br />

im hinteren Stubachtal (Gemeinde<br />

Uttendorf) im Nationalpark<br />

Hohe Tauern errichtet<br />

worden. Der Tauernmoossee<br />

wird seither von den ÖBB mit<br />

dem Kraftwerk Enzingerboden<br />

zur Stromgewinnung (Leistung<br />

80 MW) genutzt, der um 220<br />

Meter höher gelegene Weißsee<br />

aber nicht. Und diese Fallhöhe<br />

wird jetzt für das neue Pumpspei-<br />

SCHWEIZ<br />

cherwerk mit zwei 65-MW-Turbinen<br />

ausgenutzt. Zum Vergleich:<br />

Das Kraftwerk Kaprun hat eine<br />

Leistung von 353 MW.<br />

2013 ist Baubeginn<br />

Bereits heuer im Frühjahr starteten<br />

die Vermessungs- und Bodenerkundungsarbeiten.<br />

Nach einer<br />

europaweiten Ausschreibung<br />

rechnen die ÖBB dann mit dem<br />

Start der Bauarbeiten für den<br />

Frequenzumrichter und das Umspannwerk<br />

im Frühjahr 2013.<br />

Die Bauarbeiten für das Kraftwerk<br />

selbst können nach Vorliegen<br />

aller ÖBB-internen Beschlüsse<br />

voraussichtlich im<br />

Herbst 2013 anlaufen. Die Inbetriebnahme<br />

sei für 2018 vorgesehen,<br />

sagt ÖBB-Sprecher Rene<br />

Zumtobel.<br />

Österreichs Bahn benötigt jährlich<br />

1,8 Mio. MWh (Megawattstunden)<br />

Energie, um den vollen<br />

Betrieb aufrechterhalten zu können.<br />

Der Strom kommt zu rund<br />

einem Drittel aus eigener Produktion.<br />

Dabei steht die Energiegewinnung<br />

aus Wasserkraft im<br />

Vordergrund.<br />

Verteilt wird der produzierte<br />

Strom über die 2.000 Kilometer<br />

langen eigenen Stromleitungen in<br />

ganz Österreich. Trotz eigener<br />

Produktion muss die Bahn noch<br />

für 100 Mio. Euro pro Jahr Energie<br />

von externen Lieferanten zukaufen.<br />

Ohne eigene Produktion<br />

würde die Stromrechnung um 60<br />

bis 90 Mio. Euro höher liegen,<br />

betont Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter<br />

Energie bei der ÖBB-<br />

Infrastruktur AG.<br />

Balfour Beatty Rail: Fahrbahn<br />

und Strom für Gotthard-Bahn<br />

Der Einbau der Bahntechnik kommt planmäßig voran.<br />

Der Einbau des bahntechnischen<br />

Equipments im Gotthard-Basis-<br />

Tunnel und auf dessen Zulaufstrecken<br />

läuft auf Hochtouren.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Transtec<br />

Gotthard präsentierte dieser Tage<br />

den aktuellen Stand der Bauarbeiten.<br />

Seit Februar dieses Jahres<br />

wird an der Festen Fahrbahn gebaut,<br />

die in Etappen verlegt wird.<br />

Zuerst werden die Schwellen und<br />

Schienen montiert, dann erfolgt<br />

die exakte Ausrichtung des Gleisstranges<br />

und danach werden die<br />

Schwellen einbetoniert.<br />

Gebaut wird die Feste Fahrbahn<br />

federführend von Balfour Beatty<br />

Rail (BBR) in Arbeitsgemeinschaft<br />

(ARGE) mit dem Bauunternehmen<br />

Alpine. Neben der<br />

Festen Fahrbahn in den beiden je<br />

57 Kilometer langen Tunnelröhren,<br />

werden auch über 30 Kilometer<br />

Schottergleis im Freien von<br />

der ARGE verlegt. Die Verlegung<br />

der Festen Fahrbahn erfolge mit<br />

einem eigens für den Gotthard-<br />

Basistunnel entwickelten mobilen<br />

Betonwerk auf Schienen (Betonzug<br />

mit Namen „Helvetia“), betont<br />

Hannes Müller, Geschäftsführer<br />

von BBR in der Schweiz.<br />

Mit dem 500 Meter langen Zug<br />

wird Frischbeton vor Ort hergestellt;<br />

pro Tag werden 220 Meter<br />

Gleis betoniert. BBR ist beim<br />

Gotthard-Tunnel aber auch für<br />

die Planung, Lieferung und Errichtung<br />

der Fahrleitung verantwortlich.<br />

In diesem Fall in Arbeitsgemeinschaft<br />

mit Kummler<br />

& Matter. Den Strom auf die<br />

Strecke zu bringen bedingt verschiedene<br />

damit einhergehende<br />

Bauarbeiten wie beispielsweise<br />

Erdungsmaßnahmen, Schaltanlagen<br />

etc. Die Implementierung der<br />

bahntechnischen Ausstattung im<br />

Tunnel und der zulaufenden Freistrecken<br />

hat eine Auftragssumme<br />

von rund 1,7 Mrd. Franken (1,4<br />

Mrd. Euro). Von diesem Wert<br />

entfallen auf BBR rund 25 Prozent.<br />

MODERNE ZÜGE<br />

Raaberbahn setzt auf<br />

den FLIRT von Stadler<br />

Die ungarisch-österreichische Raaberbahn transportiert seine Fahrgäste ab 2014 im<br />

FLIRT zwischen Sopron und Szentgotthárd. Finanziert werden die Stadler-Züge mit<br />

Geld aus Brüssel.<br />

Die im Eigentum von Ungarn,<br />

Österreich und der Strabag stehende<br />

Raaberbahn modernisiert<br />

mit Hochdruck den Bahnverkehr<br />

zwischen Sopron und Szentgotthárd<br />

in Westungarn. Vor einem<br />

halben Jahr wurde die infrastrukturseitige<br />

Erneuerung der<br />

Strecke abgeschlossen und seither<br />

fahren die Züge „schneller, viel<br />

sicherer und mit einem viel attraktiveren<br />

Fahrplan“, wie Ilona<br />

Dávid, damals vor seinem Wechsel<br />

zur MÁV noch CEO der<br />

Raaber-Bahn, Mitte April anlässlich<br />

der Vertragsunterzeichnung<br />

für die Lieferung von vier FLIRT-<br />

Regionalzügen für diese Strecke<br />

betonte. Ab 2014 können die<br />

Reisenden auf dieser Route im<br />

FLIRT des Herstellers Stadler<br />

Rail Platz nehmen.<br />

Für den Regionalverkehr<br />

maßgeschneidert<br />

Es handelt es sich um elektrische,<br />

besonders für den Regionalverkehr<br />

konzipierte Züge, deren<br />

Produktion Stadler im Jahr 2004<br />

begonnen hat. Als erster Kunde<br />

wurde damit die SBB in der<br />

Schweiz belieferte. Mittlerweile<br />

ist dieser Zugtyp in 13 Ländern<br />

im Einsatz und wurde bislang<br />

722-mal produziert, wie aus dem<br />

Stadler-Werk im schweizerischen<br />

Bussnang verlautet. Die Raaber<br />

Bahn hatte die Beschaffung im<br />

November 2011 ausgeschrieben,<br />

Ende März 2012 wurde das Ver-<br />

UNTERNEHMEN<br />

FLIRT wird für den Regionalverkehr maßgeschneidert<br />

fahren abgeschlossen und Stadler<br />

ging als Lieferant hervor. Die vier<br />

Züge in Niederfl urbauweise bieten<br />

200 Personen einen Sitzplatz<br />

und 164 einen Stehplatz. Bei vollem<br />

Speed schafft der FLIRT<br />

160 km/h, dank einer Anfahrbeschleunigung<br />

von 1,2 m/s 2 können<br />

Verspätungen locker aufgeholt<br />

werden. Stadler bringt der<br />

Auftrag 20 Mio. Euro in die<br />

Kasse, wovon 85 Prozent aus<br />

dem Kohäsionsfonds der Europäischen<br />

Union stammen, wie David<br />

erklärte. Ein Teil der Wertschöpfung<br />

liegt in Ungarn: Die<br />

Wagenkästen werden nämlich im<br />

Stadler-Werk in Szolnok gefertigt.<br />

Beim Raaber-FLIRT handelt<br />

es sich um einen ähnlichen Typ<br />

wie bei den FLIRT-Zügen, die an<br />

die ungarische Eisenbahngesell-<br />

schaft MÁV geliefert wurden.<br />

RAABER-BAHN<br />

Modernes Passagier-<br />

Infosystem<br />

Die Züge sind mit einem Passagierinformationssystem<br />

und einer<br />

Klimaanlage ausgestattet. Sie verfügen<br />

zudem über multifunktionale<br />

Bereiche für den Transport<br />

von Fahrrädern und über Toilettenanlagen,<br />

die auch für Passagiere<br />

mit Behinderung leicht zugänglich<br />

sind. Das Investment in<br />

Infrastruktur und Fahrzeuge auf<br />

der Strecke zahlt sich aus. „Im<br />

Februar dieses Jahres haben wir<br />

zwischen Sopron und Szombathely<br />

26 Prozent mehr Passagiere<br />

befördert und zwischen Szombathely<br />

und Szentgotthárd 20 Prozent<br />

mehr als noch vor einem<br />

Jahr“, freute sich David.<br />

Knorr-Bremse rechnet mit weiterem Wachstum<br />

Der Hersteller von Bremssystemen und Eisenbahnkomponenten hat ein gutes Jahr<br />

2011 hinter sich und hat im weltweiten Geschäft zugelegt.<br />

Der Knorr-Bremse-Konzern hat<br />

im Vorjahr den Umsatz um mehr<br />

als eine halbe Milliarde Euro<br />

oder 14 Prozent auf mehr als<br />

4 Mrd. Euro gesteigert (2010:<br />

3,7 Mrd. Euro). Der Konzern<br />

profi tierte nach eigenen Angaben<br />

von seiner starken weltweiten<br />

Präsenz mit den beiden Bereichen<br />

Systeme für Schienen- und Systeme<br />

für Nutzfahrzeuge. Der<br />

Schienenfahrzeugbereich trug mit<br />

mehr als zwei Mrd. Euro zu 51<br />

Prozent zum Konzernumsatz bei;<br />

der Bereich Nutzfahrzeuge hielt<br />

bei 49 Prozent.<br />

Im Schienenfahrzeugbereich ist<br />

die Umsatzsteigerung insbesondere<br />

auf Zuwächse in Nordamerika,<br />

ausgehend von einer Erholung<br />

des Frachtmarkts, und in<br />

Europa zurückzuführen. Neben<br />

gezielten Akquisitionen und Joint<br />

Ventures stand 2011 das regionale<br />

Wachstum zum Ausbau der<br />

Marktposition erneut im Fokus.<br />

Einen wichtigen Meilenstein zur<br />

Ausweitung des Geschäfts in<br />

Russland wurde Ende Oktober<br />

mit der Zulassung des speziell für<br />

den russischen Güterverkehr entwickelten<br />

Steuerventils KAB60<br />

erreicht.<br />

Steigendes Europa-<br />

Geschäft<br />

Im Rahmen der strategischen<br />

Weiterentwicklung des weltweiten<br />

Netzwerks wurden 2011 unter<br />

anderem die chinesischen Engineering-<br />

und Produktionsstandorte<br />

in Suzhou (Bremssysteme),<br />

Quingdao (Türsysteme) und<br />

Schanghai (Klimasysteme) erweitert.<br />

Die Übernahme der Firma<br />

Technologies Lanka in Kanada<br />

hat zu einer technischen Ergänzung<br />

im Bereich Türsysteme geführt.<br />

Das Türengeschäft wurde zudem<br />

durch die Akquisition des Serviceunternehmens<br />

Kalmar Tagkompetens<br />

in Schweden gestärkt.<br />

Die Akquisition der Firma Comet<br />

Fans in Italien ergänzt das Knorr-<br />

Bremse-Produktportfolio um<br />

Ventilatoren für Schienenfahrzeuganwendungen.<br />

In der Region<br />

Europa wuchs der Umsatz auf<br />

2,6 Mrd. Euro. In einem sich erholenden<br />

Marktumfeld im Personennahverkehr<br />

und mit einer Stabilisierung<br />

des Frachtmarkts verzeichnete<br />

der Bereich Systeme für<br />

Schienenfahrzeuge 2011 eine positive<br />

Umsatzentwicklung mit einem<br />

Wachstum von drei Prozent,<br />

wie es im Kommentar zum Jahresbericht<br />

2011 heißt.<br />

Ausblick auf das Jahr 2012<br />

Für 2012 geht der Konzern von<br />

einem leichten Wachstum aus. In<br />

Europa rechnet man im Bereich<br />

Systeme für Schienenfahrzeuge<br />

im Personen-, Fracht- und Güterverkehr<br />

mit einem unveränderten<br />

Marktvolumen gegenüber dem<br />

Vorjahr.<br />

Abgeleitet aus der regionalen<br />

Marktentwicklung sowie dem<br />

Auftragseingang 2011 plant<br />

Knorr-Bremse 2012 auf Konzernebene<br />

ein leichtes Wachstum.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 7A<br />

UNTERNEHMEN<br />

Alpine: Baukonzern wird selbst Eisenbahner<br />

Das österreichische Bauunternehmen ist seit Jahren sehr stark im Bahnbau tätig und will künftig auch als selbständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

tätig werden.<br />

Seit Ende des vergangenen Jahres<br />

besitzt der Salzburger Alpine-<br />

Baukonzern die Sicherheitsbescheinigung<br />

und ist somit rechtlich<br />

gesehen in der Lage, jederzeit<br />

als Bahnunternehmen auf dem<br />

Markt zu operieren. „Wir haben<br />

die Lizenz, auf dem österreichischen<br />

Schienennetz Güterverkehre<br />

selbst anzubieten und<br />

durchzuführen“, betont Unternehmenssprecher<br />

Johannes Gfrerer<br />

gegenüber Neue Bahn.<br />

Als Bahnunternehmen will Alpine<br />

künftig verstärkt Baustellenverkehre<br />

in Eigenregie abwickeln,<br />

beispielsweise die Zulieferung<br />

von Baumaterialien oder den Abtransport<br />

von Bauschutt oder<br />

Ausbruchmaterial. Alpine besitzt<br />

mehr als 50 schienengebundene<br />

Fahrzeuge, die im Bereich Bahnbau<br />

eingesetzt werden.<br />

Fokus auf den Bahnbau<br />

Der Bahnbau nimmt einen sehr<br />

wichtigen Stellenwert in der Gesamtbauleistung<br />

der international<br />

tätigen Alpine-Gruppe ein.<br />

Zahlreiche Unternehmensbereiche<br />

von Alpine bauen für die<br />

Bahnen in zahlreichen Ländern:<br />

Der Hochbau errichtet Bahnhofs-<br />

und Bürogebäude, Alpine-Energie<br />

ist spezialisiert auf die Energieversorgungseinrichtungen,<br />

die<br />

Spezialisten vom Ingenieurbau<br />

errichten die Brücken, auf die der<br />

klassische Bahnbau die Gleise<br />

legt. Schotterbett, Durchlässe,<br />

Unter- und Überführungen, Erdbau,<br />

Bahndämme und Begleitwege,<br />

alles wird aus einer Hand<br />

angeboten.<br />

„Feste Fahrbahn“ im<br />

Tauerntunnel<br />

Gemeinsam mit den ÖBB wurde<br />

im Tauerntunnel erstmals die<br />

„Feste Fahrbahn“ anstatt eines<br />

Schotterbetts eingebaut, was wesentlich<br />

zur Erhöhung der Tunnelsicherheit<br />

beiträgt. Die Feste<br />

Fahrbahn wird heute laut Gfrerer<br />

europaweit in so gut wie allen<br />

neuen und sanierten Tunneln ins-<br />

MESSE<br />

talliert. Alpine ist am Bau der<br />

Metros in Singapur und Neu Delhi<br />

beteiligt. Eines der momentan<br />

größten Infrastrukturprojekte<br />

Europas ist das Projekt Crossrail,<br />

bei dem eine neue West-Ost-<br />

Schnellbahnverbindung unterhalb<br />

der City von London gebaut<br />

wird. Alpine Bemo Tunneling hat<br />

hier den Auftrag, die beiden unterirdischen<br />

Stationen „Whitechapel“<br />

und „Liverpool Street“<br />

zu errichten.<br />

Das „Karlsruher Modell“ der<br />

Stadt-Regionalbahn gilt als Vorbild<br />

für viele Nahverkehrspro-<br />

jekte in Europa. Derzeit wird von<br />

Alpine um rund 300 Mio. Euro<br />

der neue Stadtbahntunnel gebaut;<br />

2017 soll er in Betrieb gehen.<br />

Bei einem weiteren Megaprojekt<br />

ist Alpine mit 25 Prozent Bauanteil<br />

beteiligt, nämlich bei der Errichtung<br />

des längsten Eisenbahntunnels<br />

der Welt. Beim Gotthard-<br />

Basistunnel in der Schweiz ist ein<br />

eigens von der Salzburger Baufi<br />

rma entwickelter 450 Meter<br />

langer Betonzug im Einsatz.<br />

„Beim Bau in den beiden 57 Kilometer<br />

langen Tunnelröhren ist<br />

InnoTrans in Berlin ist komplett ausgebucht<br />

es logistisch sinnvoller, den Beton<br />

erst im Tunnel anzumischen“,<br />

sagt Gfrerer.<br />

Mitbauen beim HB Wien<br />

Beton wird hier viel gebraucht,<br />

denn der gesamte Tunnel wird<br />

mit einer Festen Fahrbahn ausgestattet.<br />

Der Einbau der Festen<br />

Fahrbahn ist der Hauptjob von<br />

Alpine. Mit von der Partie ist Alpine<br />

auch beim viergleisigen Ausbau<br />

der Westbahnstrecke zwischen<br />

Wien und St. Pölten, beim<br />

Bau des neuen Hauptbahnhofs<br />

Wien sowie bei den Bahnhofum-<br />

bauten in Salzburg und Attnang-<br />

Puchheim.<br />

Alpine ist Teil der italienischen<br />

FCC Gruppe und will bei Infrastrukturprojekten<br />

künftig verstärkt<br />

gemeinsam auftreten, um<br />

Know-how zu bündeln und Synergien<br />

zu heben.<br />

Im Februar dieses Jahres erfolgte<br />

der Zuschlag zum Ausbau der rumänischen<br />

Eisenbahnstrecke zwischen<br />

Sighisoara (Schäßburg)<br />

und Atel (Hetzeldorf). Alpine<br />

und FCC gingen erfolgreich gemeinsam<br />

als Partner ins Rennen.<br />

Japans Bahnindustrie belegt eine eigene Halle; auch Ungarn und USA vertreten.<br />

Die diesjährige Weltleitmesse in<br />

Sachen Schienenverkehrstechnik,<br />

InnoTrans 2012 (18.-21. September)<br />

in Berlin ist komplett ausgebucht<br />

und die einzelnen Messebereiche<br />

expandieren, so auch<br />

das Messesegment Railway Infrastructure.<br />

Das bedeutet, dass die<br />

Aussteller aus dem Bereich Bahninfrastruktur<br />

in diesem Jahr auch<br />

in Halle 5.2 und somit erstmals<br />

in sechs Messehallen vertreten<br />

sind. Der Hintergrund: Die Ausstellungsfl<br />

äche für Bahninfrastruktur<br />

ist im Vergleich zur vorherigen<br />

Fachschau von 25.000<br />

auf 30.000 m 2 gewachsen. Damit<br />

bietet die InnoTrans 2012 den<br />

Alpine ist traditionell im Bahnbaugeschäft sehr stark verankert<br />

Ausstellern und Fachbesuchern<br />

eine noch umfassendere und vor<br />

allem internationale Marktübersicht.<br />

Etwa 53 Prozent der Messeteilnehmer<br />

im Bereich Schieneninfrastruktur<br />

kommen aus<br />

dem Ausland.<br />

Ansprüche steigen<br />

Die Ansprüche an ein modernes<br />

und gut gewartetes Gleisnetz steigen<br />

stetig. Im Segment Railway<br />

Infrastructure präsentiert die internationale<br />

Bahnbranche innovative<br />

Lösungen für ein effi zientes<br />

System Schiene.<br />

Dabei reicht das Spektrum von<br />

Fahrwegtechnik bis zu Dienstleis-<br />

ALPINE BAU<br />

tungen wie Bauausführung und<br />

-überwachung. Auch Oberleitungsausrüstungen<br />

und Signal-<br />

und Leittechnik gehören dazu.<br />

Für die Qualität der Fachschau<br />

im Bereich Bahninfrastruktur<br />

spricht, dass ein Großteil der<br />

Aussteller zum wiederholten Mal<br />

auf der InnoTrans vertreten ist.<br />

Erstmals seit Bestehen der InnoTrans<br />

belegt Japan eine eigene<br />

Messehalle. Japanische Unternehmen<br />

präsentieren ihre bahntechnischen<br />

Produktneuheiten so umfangreich<br />

wie nie zuvor. Ebenso<br />

ein Novum sind die Gemeinschaftsstände<br />

Ungarns und der<br />

USA.<br />

FCC war und ist ein wichtiger<br />

Partner beim Bau des spanischen<br />

Netzwerks für Hochgeschwindigkeitszüge.<br />

FCC setzt auch Aufträge<br />

bei der Metro Madrid, Metro<br />

Barcelona und der Straßenbahn<br />

von Valencia um. Auf der<br />

internationalen Bühne ist FCC<br />

NEUE BAHN<br />

ebenso präsent: In Algerien wird<br />

eine 185 km lange Bahnlinie gebaut,<br />

in Panama eine 14 Kilometer<br />

lange Metro-Linie, in Athen<br />

wird die Metro-Linie 2 verlängert<br />

und auch in Neu Delhi ist<br />

FCC in den Metro-Bau involviert.<br />

The future<br />

of mobility<br />

InnoTrans 2012<br />

Internationale Fachmesse für <strong>Verkehr</strong>stechnik<br />

Innovative Komponenten · Fahrzeuge · Systeme<br />

18. – 21. September · Berlin<br />

www.innotrans.de<br />

Deutsche Handelskammer in Österreich<br />

Schwarzenbergplatz 5 Top 3/1 · 1030 Wien<br />

Tel. +43.1.5451417-39 · Fax +43.1.5452259<br />

doris.hoeland@dhk.at


8A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

NEUE BAHN<br />

ÖFFENTLICHER VERKEHR<br />

Regionalverkehrsmarkt ist stark umkämpft<br />

Auf dem Markt für Pendler- und Regionalverkehr auf der Schiene dominieren die großen europäischen Staatsbahnen, die ihren Aktionsradius durch<br />

den Erwerb ausländischer Tochterunternehmen erweitern.<br />

Die aktuelle Studie „Märkte für<br />

Pendler- und Regionalverkehre<br />

auf der Schiene – Europäische<br />

Entwicklungen“ von SCI <strong>Verkehr</strong><br />

in Köln präsentiert eine Analyse<br />

des Marktes für Schienenpersonennahverkehr<br />

in Europa. Dabei<br />

werden die Strukturen inklusive<br />

Finanzierung, die Betreiberlandschaft,<br />

die Entwicklungstendenzen<br />

der jeweiligen Märkte sowie<br />

die Strategien der wesentlichen<br />

Betreiber untersucht und bewertet.<br />

Aktuelle Perspektiven und<br />

Szenarien zur Entwicklung der<br />

europäischen Märkte ergänzen<br />

die Analyse.<br />

Öffnung setzt sich fort<br />

Die Studie zeigt, dass der von der<br />

Europäischen Union eingeleitete<br />

Prozess zur Öffnung der Märkte<br />

für Pendler- und Regionalverkehr<br />

auf der Schiene sich weiter fortsetzt.<br />

Neben den liberalisierten<br />

Märkten Schweden, Großbritannien,<br />

Deutschland, Dänemark<br />

und Niederlande öffnen sich weitere<br />

Länder dem Wettbewerb. So<br />

will zum Beispiel Frankreich ab<br />

WIRTSCHAFT<br />

2014 die gemeinwirtschaftlichen<br />

Fern- und Regionalzüge „versuchsweise“<br />

in den Wettbewerb<br />

überführen.<br />

Wettbewerb der Staatsbahnen<br />

Im Pendler- und Regionalverkehr<br />

auf der Schiene geht die Bedeutung<br />

der rein privaten Betreiber<br />

zurück. Vielmehr wird der europäische<br />

Pendler- und Regionalverkehr<br />

auf der Schiene vom<br />

Wettbewerb der europäischen<br />

Staatsbahnen bestimmt. Bestes<br />

Beispiel dafür ist die Übernahme<br />

des privaten <strong>Verkehr</strong>sunternehmens<br />

Arriva durch die Deutsche<br />

Bahn AG im Jahr 2010. Die (ehemaligen)<br />

Staatsbahnen sind bestrebt,<br />

ihre nationalen Grenzen<br />

durch den Erwerb von ausländischen<br />

Tochtergesellschaften zu<br />

überwinden. Außerhalb ihrer<br />

Heimatmärkte sind neben der<br />

Deutschen Bahn mit Arriva die<br />

französische SNCF mit ihrem<br />

Tochterunternehmen Keolis, der<br />

italienische Betreiber Trenitalia<br />

mit Netinera, die niederländische<br />

NS-Gruppe mit Abellio sowie die<br />

dänische Staatsbahn DSB aktiv.<br />

Die spanische Staatsbahn<br />

RENFE strebt auch in andere<br />

Märkte, u. a. nach Großbritannien.<br />

Deutschland ist attraktiver<br />

Markt<br />

Mit einem Marktvolumen von<br />

9,2 Mrd. Euro ist Deutschland<br />

nicht nur der größte Markt für<br />

Pendler- und Regionalverkehre<br />

auf der Schiene in Europa, sondern<br />

auch einer der attraktivsten<br />

für die Betreiber. Die im deutschen<br />

SPNV erzielten Margen erreichen<br />

im europäischen Vergleich<br />

ein noch relativ akzeptables<br />

Niveau. In Großbritannien<br />

beispielsweise erwirtschafteten<br />

die Betreiber zwar höhere Margen,<br />

diese sind jedoch in den vergangenen<br />

Jahren stark zurückgegangen.<br />

Dort ist die Suche nach<br />

mehr Profi tabilität zu Lasten der<br />

Qualität erfolgt. Der deutsche<br />

Markt zeigt aber, dass Qualität<br />

und Profi tabilität sich (noch)<br />

nicht ausschließen. Die Aufga-<br />

China spielt als Fahrzeughersteller<br />

die erste Geige<br />

Laut der SCI-Studie „Hersteller von Schienenfahrzeugen und Standorte weltweit“ rangieren<br />

chinesische Hersteller an der Weltmarktspitze.<br />

Chinas enorme Beschaffungsprogramme,<br />

insbesondere von Hochgeschwindigkeitszügen<br />

und Metros,<br />

haben CSR Corporation Limited<br />

und China CNR<br />

Corporation Limited an die<br />

Spitze aller namhaften Fahrzeugproduzenten<br />

katapultiert. Mit<br />

dem Auslaufen von chinesischen<br />

Beschaffungsprogrammen wird<br />

die Verteidigung dieser Position<br />

aber kein Selbstläufer, so die Autoren<br />

der jetzt vorgelegten Studie.<br />

SCI <strong>Verkehr</strong> hat aus einer Komplettübersicht<br />

aller Schienenfahrzeughersteller<br />

die wichtigsten 60<br />

Unternehmen weltweit herausgefi<br />

ltert und sie hinsichtlich Unternehmenskennzahlen,vollständiger<br />

Standortkapazitäten, Konzernstruktur<br />

und strategischer<br />

Ausrichtung und Positionierung<br />

unter die Lupe genommen. Das<br />

Ergebnis dieses Rankings zeigt<br />

das vorläufi ge Ende einer Entwicklung,<br />

die sich bereits in den<br />

vergangenen Jahren abgezeichnet<br />

hat und nach eigenen Angaben<br />

von SCI frühzeitig prognostiziert<br />

worden ist. Die chinesischen Hersteller<br />

CSR und CNR haben in<br />

den Jahren von 2006 bis 2010<br />

ihren Umsatz nahezu verdreifacht<br />

und damit hat die CSR<br />

Corporation im Jahr 2010 als<br />

erster asiatischer Hersteller die<br />

Spitze des Herstellerrankings erklommen.<br />

Die China CNR Corporation<br />

liegt beinahe gleichauf<br />

mit der zweitplatzierten Bombardier<br />

Transportation auf Rang<br />

drei. Die Verschiebung der<br />

Machtverhältnisse ist jedoch<br />

nicht einer strukturellen Schwäche<br />

der etablierten Hersteller<br />

Bombardier, Alstom und Siemens<br />

geschuldet, sondern liegt maßgeblich<br />

daran, dass CNR und<br />

CSR auf einem politisch gesteuerten<br />

Heimatmarkt mit gigantischen<br />

Hochgeschwindigkeits-<br />

und Metroprojekten operieren.<br />

Vertrauenskrise<br />

„CNR und CSR müssen erst<br />

noch beweisen, ob sie auslaufende<br />

Verträge in China durch<br />

Auslandsaufträge kompensieren<br />

können und ihr Wachstum möglicherweise<br />

sogar fortsetzen können“,<br />

so die Autoren der Studie.<br />

Teils fatale Unfälle, sowohl auf<br />

ganz neuen Metrosystemen als<br />

auch auf hochmodernen Hochgeschwindigkeitsstrecken,<br />

haben<br />

dazu geführt, dass chinesische Eisenbahntechnikproduktezunächst<br />

einmal das Vertrauen der<br />

Auslandsmärkte zurückgewinnen<br />

müssen. Die stark reglementierten<br />

Märkte in Europa werden<br />

den etablierten europäischen<br />

Herstellern auch mittelfristig<br />

noch ein sicheres Refugium bieten.<br />

Die derzeit dynamischsten zugänglichen<br />

Märkte liegen in Südamerika.<br />

Viele europäische und<br />

nordamerikanische Hersteller haben<br />

deshalb dort in den vergangenen<br />

Jahren Standorte eröffnet.<br />

Unter den größten europäischen<br />

Herstellern hat sich Construcciones<br />

y Auxiliar de Ferrocarriles<br />

(CAF) am positivsten entwickelt.<br />

Neben Erfolgen auf südamerikanischen<br />

Märkten hat sich der<br />

spanische Marktführer auch bereits<br />

Aufträge aus Saudi-Arabien<br />

sichern können und Ende 2011<br />

zusammen mit Stadler und Alstom<br />

überraschend einen großen<br />

Rahmenvertrag der Deutschen<br />

Bahn gewonnen. Da ihr spanischer<br />

Heimatmarkt derzeit stark<br />

eingebrochen ist, werden auch<br />

für CAF schwierigere Zeiten anbrechen.<br />

In den kommenden Jahren<br />

wird auch Stadler als weiterer<br />

europäischer Hersteller zu<br />

den zehn größten Herstellern<br />

aufschließen. Der ehemalige<br />

Schweizer Spezialhersteller ist in<br />

den vergangenen Jahren in West-<br />

und Osteuropa, der GUS und<br />

Nordafrika erfolgreich gewachsen<br />

und hat dabei gleichzeitig<br />

konstant sein Produktportfolio<br />

vertikal und horizontal erweitert.<br />

Generell haben sich in den vergangenen<br />

Jahren insbesondere<br />

Hersteller von Schienenpersonenfahrzeugen<br />

gut entwickelt.<br />

Übrigens: Unter den erfolgreichsten<br />

zehn Herstellern befi ndet sich<br />

kein reiner Güterwagenhersteller<br />

mehr.<br />

Deutschland ist der größte europäische Markt für Pendler- und Regionalverkehre<br />

benträger haben alternative Finanzierungsmodelle<br />

(wie Fahrzeugpools,Wiedereinsatzgarantien)<br />

entwickelt, die die seit ein<br />

paar Jahren deutlich schwieriger<br />

gewordene Fahrzeugfi nanzierung<br />

vereinfachen sollen. Insgesamt<br />

MARKTPRÄSENZ<br />

DEUTSCHE BAHN<br />

wurden 2011 in Deutschland<br />

68 Mio. Zug-Kilometer im Wettbewerbsverfahren<br />

vergeben. Seit<br />

2010 rollt auf den deutschen<br />

SPNV eine Vergabewelle zu, die<br />

zwischen 2014 und 2016 ihre<br />

Spitze erreichen wird.<br />

Siemens fährt mit<br />

Vectron in Italien<br />

Der Konzern hat erstmals zwei Loks nach Italien verkauft<br />

und so den Markteinstieg markiert.<br />

Siemens hat vom italienischen<br />

Privatbahnbetreiber<br />

Fuori Muro den Auftrag<br />

über zwei Lokomotiven<br />

vom Typ Vectron DC<br />

(Gleichstrom) erhalten. Es<br />

ist die erste Vectron-Bestellung<br />

aus Italien. Die<br />

Fahrzeuge werden im Siemens-Werk<br />

in München-<br />

Allach gefertigt und im<br />

Dezember 2013 an den<br />

Kunden ausgeliefert“, verlautet<br />

seitens Siemens.<br />

Der Vectron ist die neue Lokomotiven-Generation<br />

von Siemens<br />

für den europäischen Markt und<br />

wurde erstmals auf der Bahntechnikmesse<br />

InnoTrans 2010<br />

präsentiert.<br />

Einsatz im Güterverkehr<br />

Fuori Muro wird die beiden Loks<br />

im Güterverkehr vor allem auf<br />

der rund 60 Kilometer langen<br />

Strecke zwischen der Hafenstadt<br />

Genua und dem Hinterlandterminal<br />

Interporto Rivalta Scrivia<br />

einsetzen.<br />

Mit einer Antriebsleistung von<br />

5,2 Megawatt und einem Gewicht<br />

von 80 Tonnen erreicht der<br />

Vectron DC eine Höchstgeschwindigkeit<br />

von bis zu 160 Kilometern<br />

pro Stunde. Die Bestellung<br />

von Fuori Muro ist der<br />

weltweit erste Auftrag über DC-<br />

Lokomotiven aus der Vectron-<br />

Familie von Siemens. Der erste<br />

Die recyclingfähige Lok Vectron DC fährt<br />

jetzt auch in Italien<br />

SIEMENS<br />

Kunde von Vectron-Lokomotiven<br />

war der Münchner Lokomotivvermieter<br />

Railpool, der im Dezember<br />

2010 sechs Fahrzeuge<br />

vom Typ Vectron AC (Wechselstrom)<br />

kaufte.<br />

Vectron ist zu 98 Prozent<br />

recyclingfähig<br />

Vectron-Lokomotiven sind laut<br />

Siemens-Angaben zu 98 Prozent<br />

recyclingfähig. Damit gehört die<br />

Vectron-Familie zum Siemens-<br />

Umweltportfolio, mit dem das<br />

Unternehmen im Geschäftsjahr<br />

2011 einen Umsatz von rund<br />

30 Milliarden Euro erzielte.<br />

Das macht Siemens zu einem der<br />

weltweit größten Anbieter von<br />

umweltfreundlicher Technologie.<br />

Kunden haben mit entsprechenden<br />

Produkten und Lösungen des<br />

Unternehmens im selben Zeitraum<br />

fast 320 Millionen Tonnen<br />

Kohlendioxid (CO 2 ) eingespart.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 9A<br />

NEUER WERKSTOFF<br />

Bainit für Deutschlands Bahn<br />

Bei der Deutschen Bahn tüftelt Lars Lücking darüber, hoch beanspruchte Weichen mit einem besonders belastbaren Stahl herzustellen. Neue Bahn<br />

fragte nach, was es mit der Zauberformel „Bainit“ auf sich hat.<br />

Eisenbahnweichen sind besonderen<br />

Belastungen ausgesetzt und<br />

müssen für die hohe Belastbarkeit<br />

aus einem entsprechend starken<br />

Stahl hergestellt werden. Bei<br />

der Deutsche Bahn Netz AG<br />

denkt der studierte Diplomingenieur<br />

Lars Lücking darüber nach,<br />

wie die hoch frequentierten Weichen<br />

aus einem noch härteren<br />

Stahl hergestellt werden können<br />

als aus herkömmlichem Normalstahl.<br />

Der Techniker spricht von<br />

Bainit, einem Stahl, der eine noch<br />

höhere Dauerfestigkeit als Normstahl<br />

aufweist, aber genauso elastisch<br />

ist wie dieser. „Warum stark<br />

belastete Weichen auf dem deutschen<br />

Bahnnetz nicht gleich aus<br />

Bainit herstellen?“, lautet die<br />

Frage.<br />

Neuen Werkstoff testen<br />

Beim Projekt Bainit gehe es um<br />

die Einführung des hoch verschleißfesten<br />

Werkstoffes Bainit<br />

bei der Bahn, verlautet seitens<br />

DB Netz in Frankfurt/Main.<br />

„Bainit wird derzeit in hoch beanspruchten<br />

Gleisen und Weichen<br />

erprobt. Das Projekt besteht<br />

aus den vier Teilprojekten Einführung<br />

Bainit in Weichenherzstücken,<br />

in Zungenvorrichtungen<br />

STRATEGIE<br />

Englische Bahn: Teuer und leistungsschwach<br />

Das britische Eisenbahnsystem ist kostspielig und bietet gegenüber anderen europäischen Bahnsystemen einen geringen Komfort-Standard.<br />

England ist anders. Diesen Eindruck<br />

gewinnt der, der die britische<br />

Straßen- und Bahninfrastruktur<br />

kennt. Was unter der Ära<br />

Margaret Thatcher als großer<br />

Coup gefeiert wurde, nämlich die<br />

Privatisierung der Bahn, will der<br />

jetzige Premierminister David Cameron<br />

wieder rückgängig machen.<br />

Rund 2.000 Unternehmen befördern<br />

derzeit täglich Millionen von<br />

Passagieren durch das Land. Das<br />

System Bahn ist ein Fleckerlteppich,<br />

von Netzwerkbahn ist weit<br />

und breit nichts zu sehen.<br />

Fleckerteppich ist Problem<br />

Der Fleckerlteppich ist zugleich<br />

ein Problemfall: Rund 16 Jahre<br />

nach der Privatisierung ist die<br />

Bahn das große Sorgenkind: Sie<br />

ist sowohl für den Staat als auch<br />

für die Fahrgäste teurer denn je.<br />

Und gerade ist die Regierung dabei,<br />

aus dem Fleckerlteppich wieder<br />

ein Netz zu knüpfen. Vor der<br />

Privatisierung erreichten die<br />

staatlichen Kosten für die Bahn<br />

im Zeitraum 1992/93 mit<br />

2,2 Mrd. Pfund ihren Höchstwert.<br />

Nach der Privatisierung<br />

blieben die Kosten mit ein bis<br />

zwei Milliarden Pfund etwa konstant,<br />

ab 2001 schnellten sie wieder<br />

massiv in die Höhe: 2006<br />

waren es 6,3 Mrd. , im vergangenen<br />

Jahr 4 Mrd. Pfund.<br />

� FORTSETZUNG AUF SEITE 11A<br />

und in der Schiene sowie Einführung<br />

neuer Verbindungsschweißverfahren<br />

für Bainit“, erklärt Ursula<br />

Eickhoff, stellvertretende<br />

Sprecherin der DB Netz AG, gegenüber<br />

Neue Bahn.<br />

Forschungsprojekte<br />

Bei der DB Netz AG wird in Weichenherzstücken<br />

kopfgehärteter<br />

Stahl der Sorte R350HT verwendet.<br />

Seit dem Jahr 2010 wird in<br />

hoch belasteten Weichen für das<br />

Herzstück, bestehend aus Flügelschiene,<br />

Herzstückspitze und den<br />

Anschlussschienen, der Bainitwerkstoff<br />

CrB1400 eingesetzt. In<br />

Gleisbereichen läuft aktuell ein<br />

Testprogramm mit sämtlichen<br />

am Markt verfügbaren Bainiten.<br />

Hierzu zählen TB1400, CrB1400,<br />

B360 und MP380.<br />

Alle Bainitteilprojekte befi nden<br />

sich derzeit in der Forschungs-<br />

und Entwicklungsphase. Am weitesten<br />

fortgeschritten ist das Teilprojekt<br />

Herzstücke aus Bainit.<br />

Die Betriebserprobung wird voraussichtlich<br />

Anfang 2013 abgeschlossen<br />

sein, sodass dann die<br />

erste DB-Regelbauart eines Bainit-Herzstücks<br />

verfügbar ist. Alle<br />

Teilprojekte laufen in enger Abstimmung<br />

mit den Herstellern so-<br />

ROBEL Original Ersatzteile.<br />

Starke Leistung am Gleis.<br />

Eine ROBEL-Maschine zeichnet sich durch hohe Zuverlässigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit und Qualität aus. Diese Ansprüche<br />

aus der Praxis erfüllen unsere Maschinen seit<br />

jeher. Dafür bürgt unsere langjährige Erfahrung in der<br />

Entwicklung und Herstellung von Maschinen und Geräten<br />

für den Bahnbau. Die hohe Verfügbarkeit und der<br />

daraus folgende intensive Einsatz unserer Maschinen<br />

bedingen jedoch, dass früher oder später Teile ersetzt<br />

werden müssen. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, setzen Sie<br />

ROBEL Original Ersatzteile ein, denn diese erfüllen die<br />

selben Anforderungen wie unsere Maschinen.<br />

wie den Infrastrukturunternehmen<br />

der Schweizerischen und<br />

Österreichischen Bundesbahnen.<br />

Die aktuelle Planung sieht vor,<br />

dass alle Weichen ab einer Tagesbelastung<br />

von 30.000 Leistungstonnen<br />

in Bainit ausgeführt werden<br />

sollen.<br />

Der wirtschaftliche Nutzen der<br />

Bainit-Weiche liegt auf der Hand:<br />

„Mit den bainitischen Herzstücken<br />

wird die Nutzungsdauer<br />

verdoppelt und der Instandhaltungsaufwand<br />

vermindert“, betont<br />

Eickhoff.<br />

Die derzeit verwendeten Weichenbauformen<br />

sind im DB-Regelwerk<br />

vorgeschrieben. Bainitische<br />

Herzstücke werden aktuell in den<br />

Weichenformen mit Bogenradius<br />

300 m, 500 m, 760 m und 1.200<br />

m verwendet. Eine Ausweitung<br />

des Programms ist geplant.<br />

Mehrere Bereiche involviert<br />

Bei der DB Netz AG gibt es seit<br />

dem Jahr 2008 die integrierte<br />

Technologiestrategie, kurz ITS.<br />

Innerhalb dieses Strategieprogramms<br />

laufen derzeit rund 70<br />

innovative Maßnahmen zur Weiterentwicklung<br />

der Produkte und<br />

Prozesse der DB Netz AG. Die<br />

Maßnahmen gliedern sich thema-<br />

tisch in die Bereiche Telekommunikation,<br />

Leit- und Sicherungstechnik,<br />

Fahrwegtechnik, Infrastruktur-Datenmanagement,Systeme<br />

und Prozesse, Kapazitätsmanagement<br />

und Schnittstellenmanagement.<br />

Die Kernelemente von ITS bestehen<br />

aus den jeweiligen vorhin genannten<br />

Einzelmaßnahmen, an<br />

denen der Technologiebereich,<br />

Ihre Vorteile:<br />

• Höchste Qualitätsstandards, wodurch eine hohe<br />

Lebensdauer und ein wirtschaftlicher Einsatz<br />

des Ersatzteils gewährleistet werden<br />

• Ersatzteile weitgehend vorrätig und kurzfristig lieferbar<br />

• Optimale Passgenauigkeit, da die Teile genau auf<br />

Ihre ROBEL-Maschine abgestimmt sind<br />

Verwendung zertifizierter Materialien<br />

•<br />

Mit der Entscheidung für eine ROBEL-Maschine haben Sie<br />

sich für eines der besten am Markt verfügbaren Produkte<br />

entschieden. Setzen Sie auch bei Ersatzteilen auf das Original<br />

und nutzen Sie das volle Potenzial Ihrer Maschine.<br />

www.robel.info<br />

NEUE BAHN<br />

Auf diesem Bild ist das Herzstück einer Weiche zu sehen, bei der Bainit<br />

getestet wird<br />

DB NETZ<br />

das Controlling und die Produktion<br />

beteiligt sind.<br />

Dazu Eickhoff: „Damit wird sichergestellt,<br />

dass bedarfsgerecht<br />

entwickelt wird, die vorhandenen<br />

Ressourcen optimal und zielgerichtet<br />

eingesetzt und die Themen<br />

mit hoher Priorität durchgeführt<br />

werden. Ziel ist es, die Innovationen<br />

schnell zur Serienreife zu<br />

bringen.“<br />

ROBEL Bahnbaumaschinen GmbH<br />

Industriestr. 31 · D-83395 Freilassing<br />

Tel: +49 (0)8654/609-0<br />

Fax: +49 (0)8654/609-100<br />

E-mail: info@robel.info


10A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

NEUE BAHN<br />

INFRASTRUKTUR<br />

Eisenbahnkreuzung: Gefahr bewusst machen<br />

In Österreich sind im Vorjahr auf Eisenbahnkreuzungen 96 <strong>Verkehr</strong>sunfälle passiert, bei denen 19 Menschen gestorben sind und 45 verletzt wurden.<br />

Züge brauchen länger als ein Pkw, bis sie zum Stehen kommen, das wird häufi g unterschätzt. ÖBB luden zum eindrucksvollen Bremsversuch.<br />

Die Internationale Gemeinschaft<br />

der Bahnen erklärte vergangene<br />

Woche den 4. Juni zum weltweiten<br />

„International Level Crossing<br />

Awareness Day“, bei dem sicheres<br />

Verhalten bei Bahnkreuzungen<br />

im Mittelpunkt stand. An<br />

diesem Tag wurde vor Augen geführt,<br />

wie sich die Bremswege<br />

von Auto und Bahn unterscheiden<br />

und worauf Autofahrer achten<br />

sollten, wenn sie sich Bahnübergängen<br />

nähern. In einem eindrucksvollen<br />

Bremsversuch in<br />

Seyring bei Wien demonstrierten<br />

die ÖBB den markanten Unterschied<br />

beim Bremsweg zwischen<br />

Auto und Bahn.<br />

„Häufi g ist der Grund für Unfälle<br />

auf Eisenbahnkreuzungen,<br />

dass die Geschwindigkeit und der<br />

Anhalteweg des Zuges falsch eingeschätzt<br />

werden. Züge sind<br />

keine Autos. Sie können nicht<br />

ausweichen, ihr Anhalteweg ist<br />

auf Grund des Gewichtes um ein<br />

Vielfaches länger“, erläuterte Andreas<br />

Matthä, Vorstandsdirektor<br />

der ÖBB-Infrastruktur, beim<br />

Bremsversuch vor Ort.<br />

Nicht schauen und hören<br />

kann tödlich sein<br />

Oft seien gerade Personen, die<br />

täglich Eisenbahnkreuzungen<br />

queren und den Fahrplan kennen,<br />

besonders sorglos beim<br />

Überqueren der Bahngleise, so<br />

Matthä. Grundsätzlich gilt bei<br />

Eisenbahnkreuzungen: Es gibt<br />

keine freie Fahrt, man muss sich<br />

bei jeder Fahrt davon überzeugen,<br />

dass eine gefahrlose Überquerung<br />

der Schienen möglich<br />

ist.<br />

Trotz roter oder gelber Lichter<br />

oder Läutwerk bei beschrankten<br />

Bahnübergängen muss sich jeder<br />

Autofahrer auf jeden Fall durch<br />

Schauen und Hören von einer gefahrlosen<br />

Überquerung der Eisenbahnkreuzung<br />

überzeugen.<br />

Am Schienennetz der ÖBB gibt es<br />

3.972 Eisenbahnkreuzungen, von<br />

denen 46 Prozent, also 1.834,<br />

technisch gesichert und 2.138<br />

nicht technisch gesichert sind.<br />

Die traurige Bilanz des Jahres<br />

2011: Bei 96 <strong>Verkehr</strong>sunfällen<br />

auf Bahnübergängen sind österreichweit<br />

45 Menschen verletzt<br />

worden und 19 gestorben.<br />

Bremstest als Beweis<br />

Ausgehend vom Bahnhof Seyring<br />

fuhren eine Lok und ein Pkw parallel<br />

mit 100 km/h. Nach rund<br />

200 Meter bremsten beide Fahrzeuge<br />

gleichzeitig. Während der<br />

Pkw spätestens nach 90 Metern<br />

zum Stillstand kam, war der Anhalteweg<br />

der Lok um ein Vielfaches<br />

länger. Der extrem lange<br />

Bremsweg bringt es mit sich, dass<br />

der Zug vor einem Bahnübergang<br />

meist nicht rechtzeitig zum<br />

Stillstand kommen kann, wenn<br />

beispielsweise ein Pkw auf den<br />

Schienen steht. Der Bremsweg eines<br />

mehrere Hundert Tonnen<br />

schweren Zuges kann bis zu einen<br />

Kilometer betragen. Der<br />

Lokführer kann zwar die Notbremsung<br />

einleiten, wenn er<br />

sieht, dass sich jemand auf den<br />

Schienen befi ndet, und dann<br />

akustische Warnsignale abgeben.<br />

Die Länge des Hunderte Meter<br />

langen Bremsweges kann er aber<br />

nicht verkürzen.<br />

„Unfälle auf Bahnübergängen<br />

sind fast immer auf menschliches<br />

Fehlverhalten zurückzuführen.<br />

Daher möchten wir, gemeinsam<br />

mit unseren Partnern, das richtige<br />

Verhalten bei der Annähe-<br />

rung und beim Übersetzen von<br />

Bahnübergängen den <strong>Verkehr</strong>steilnehmern<br />

stärker bewusst machen“,<br />

so Matthä. In vielen Ländern<br />

Europas gibt es unterschiedliche<br />

Aktionen, um auf die<br />

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Gefahren beim Überqueren von<br />

Bahnübergängen aufmerksam zu<br />

machen. Zum Beispiel werden<br />

Folder zum Thema „Eisenbahnkreuzungen.<br />

Sicherheit hat Vorrang“<br />

verteilt.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 11A<br />

TECHNIK<br />

Thales punktet mit ETCS in Ungarn<br />

In Ungarn setzt man auf moderne elektronische Zugsicherungstechnik von Thales Austria. Ein diesbezügliches Projekt mit der ungarischen Infrastrukturgesellschaft<br />

NIF wurde kürzlich unterzeichnet.<br />

Thales Austria unterzeichnete<br />

kürzlich einen Vertrag mit der<br />

ungarischen Infrastrukturgesellschaft<br />

NIF, um die 101 km lange<br />

elektrifi zierte Strecke Boba–Bajánsenye<br />

mit moderner elektronischer<br />

Zugsicherungstechnik auszustatten.<br />

Das Auftragsvolumen<br />

umfasst unter anderem Design,<br />

Lieferung, Installation und Inbetriebnahme<br />

eines ETCS-<br />

(European Train Control System)<br />

Level-2-Gesamtsystems sowie die<br />

Anpassung des existierenden<br />

ETCS-Level-1-Systems.<br />

Gesamtvolumen: 18 Milionen<br />

Euro<br />

Das Projekt hat ein Gesamtvolumen<br />

von 18 Millionen Euro und<br />

wird zu 85 Prozent von der Europäischen<br />

Union gefördert. Es<br />

ist das erste komplette ETCS-Level-2-Projekt<br />

für die ungarische<br />

Staatsbahn MÁV, verlautet seitens<br />

Thales Austria.<br />

Sechs Jahre nach der Realisierung<br />

des europaweit ersten<br />

grenzüberschreitenden ETCS-<br />

Projekts am Korridor Wien–Budapest<br />

unterstreiche Thales Austria<br />

damit erneut seine<br />

Führungsrolle im Bereich europäischer<br />

Zugsicherungstechnik,<br />

heißt es dazu.<br />

Das Projekt bringt Ungarn seinem<br />

Ziel von erhöhter Sicherheit<br />

und Kapazität für einen schnelleren<br />

und effi zienteren Zugtransport<br />

einen weiteren Schritt näher.<br />

ETCS ermöglicht auf dem Netz<br />

der MÁV Geschwindigkeiten von<br />

160–200 km/h. Die Fahrtgeschwindigkeit<br />

auf dem Strecken-<br />

STRATEGIE<br />

Englische Bahn<br />

abschnitt Boba–Bajánsenye wird<br />

um 20 km/h erhöht und die<br />

Fahrzeit entscheidend reduziert.<br />

„Es freut mich besonders, dass<br />

wir es durch eine starke österreichisch-ungarische<br />

Kooperation<br />

geschafft haben, modernste Zugsicherungstechnik<br />

in Ungarn zu<br />

etablieren“, zeigt sich Thales-<br />

Austria-Chef Alfred Veider zufrieden.<br />

Hinsichtlich Infrastruktur<br />

und Betriebsführung schafft<br />

der Vertrag neue Voraussetzungen,<br />

um den Personen- und Güterverkehr<br />

noch effi zienter und<br />

attraktiver zu gestalten. Die<br />

ETCS-Technologie wird auf immer<br />

mehr Strecken europaweit<br />

eingesetzt. Die Umsetzung von<br />

ETCS Level 2 auf der Strecke<br />

Boba–Bajánsenye, die Teil des<br />

Korridors V des Transeuropäischen<br />

Netzwerkes ist, unterstützt<br />

auch die europäische Integration<br />

Ungarns. Der Korridor V verläuft<br />

von Turin über Venedig/Triest,<br />

Ljubljana und Budapest nach<br />

Kiew mit Verzweigungen nach<br />

Bratislava, Rijeka und Ploce.<br />

Thales hat in Ungarn nach eigenen<br />

Angaben bereits zahlreiche<br />

erfolgreiche Leit- und Sicherungstechnik-Projekte<br />

für die Betreiber<br />

MÁV, GySEV und BKV<br />

abgewickelt.<br />

Thales Austria ist seit 2010 in<br />

Österreich präsent und ist außer<br />

für Österreich auch für die<br />

Märkte Bulgarien, Tschechien,<br />

Ungarn, Griechenland, Slowakei<br />

und Slowenien zuständig. Derzeit<br />

beschäftigt Thales in Österreich<br />

rund 300 Mitarbeiter und erwirtschaftet<br />

einen Umsatz von<br />

Bahn im Staatseigentum zu haben wäre billiger.<br />

� FORTSETZUNG VON SEITE 9A<br />

Eine von der Regierung in Auftrag<br />

gegebene Studie brachte wenig<br />

Erfreuliches zutage. Englands<br />

Bahnsystem weise eine „Effi zienzlücke“<br />

von 40 Prozent gegenüber<br />

anderen europäischen Bahnsystemen<br />

auf, heißt es darin<br />

wenig schmeichelhaft.<br />

Um 30 Prozent teurer<br />

Der nüchterne Befund: Den britischen<br />

Staat kostet die Bahn im<br />

Vergleich zu anderen Ländern<br />

30 Prozent mehr. Und die Fahrpreise<br />

sind zugleich die höchsten<br />

in Europa, so Roy McNulty, Mitautor<br />

der Studie. McNulty<br />

kommt zum Schluss, dass der<br />

Fleckerlteppich an Bahnbetreibern<br />

mitverantwortlich für die<br />

Situation ist: Er verlangt eine Reform<br />

des Franchisings, von einer<br />

Wiederverstaatlichung rät er ab.<br />

Billiger für Staat und Zugfahrer<br />

soll die Bahn werden, elektronische<br />

Fahrkarten sollen Einzug<br />

halten und die kommerziellen<br />

Anbieter sollen einen „besseren<br />

Service“ anbieten, ist der innige<br />

Wunsch im britischen <strong>Verkehr</strong>sministerium.<br />

Der britische Bahnexperte<br />

Christian Wolmar erklärte<br />

gegenüber der BBC, die<br />

offensichtliche Lösung sei die<br />

Zusammenführung von Bahnbetreibern<br />

und Infrastruktur.<br />

Und er ist nicht der Einzige: Mit<br />

den neuen Plänen der Regierung<br />

zur nächsten Bahnreform hat die<br />

Debatte über eine Wiederverstaatlichung<br />

neuen Schwung erhalten.<br />

Dass sich die Zahl der Passagiere<br />

in den vergangenen zwölf Jahren<br />

mehr als verdoppelt hat, sehen<br />

Kritiker nicht als Erfolgsgeschichte<br />

der Privatisierung. Das<br />

sei vielmehr die Folge der Londoner<br />

Stadtmaut für Autos.<br />

Experten rechnen vor, dass sich<br />

das Land pro Jahr 1,2 Mrd.<br />

Pfund sparen würde, befände<br />

sich die Bahn in Staatsbesitz.<br />

Derzeit tummeln sich auf dem<br />

Netz nicht weniger als 24 verschiedeneEisenbahnverkehrsunternehmen,<br />

die meist überhaupt<br />

nicht miteinander vernetzt sind.<br />

85 Mio. Euro. Damit sichert das<br />

Unternehmen unter Einbeziehung<br />

von Subunternehmern und Lieferanten<br />

mehrere Hundert hoch<br />

qualifi zierte Arbeitsplätze in Österreich.<br />

EU hat ETCS zum Standard<br />

erklärt<br />

Die Europäische Union hat im<br />

Jahr 1996 entschieden, in Europa<br />

mittelfristig ein einheitliches<br />

Zugsicherungssystem zu implementieren.<br />

Derzeit gibt es 14 verschiedene<br />

Systeme, künftig gilt<br />

ETCS als Standard. Eine entsprechende<br />

EU-Richtlinie wurde erlassen,<br />

die Bahninfrastrukturunternehmen<br />

verpflichtet, ihre<br />

Strecken mit dem europäischen<br />

Zugsicherungssystem ETCS (European<br />

Train Control System)<br />

auszurüsten als Teil der Bemühungen,<br />

das europäische Eisenbahnnetz<br />

zu harmonisieren, die<br />

Zugsicherung zu vereinheitlichen<br />

und die Interoperabilität zwischen<br />

Zugsicherungssystemen sicherzustellen.<br />

Das Zugsicherungssystem<br />

der nächsten<br />

HOCHLEISTUNG HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

I ZUVER-<br />

Wirtschaftliche<br />

Fahrleitungsinstandhaltung<br />

www.plassertheurer.com<br />

Plasser & Theurer und Plasser sind international eingetragene Marken<br />

NEUE BAHN<br />

Vertragsunterzeichnung in Ungarn: Alfred Veider, GF von Thales Austria (l. im<br />

Vordergrund), und Ferenc Orosz, Chef von NIF (r. im Vordergrund)<br />

THALES RAIL SIGNALLING SOLUTIONS<br />

Generation ist nicht nur für den<br />

Einsatz in Europa bestimmt, sondern<br />

soll auch weltweit im Bahnbereich<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Diese wichtigen Faktoren zeichnen Plasser & Theurer bei<br />

der modernen Fahrleitungsinstandhaltung aus.Kräne sowie<br />

verfahrbare Hubarbeitsbühnen ermöglichen auch in<br />

großen Höhen ein sicheres und komfortables Arbeiten.<br />

Aufgrund der Vielseitigkeit und der einfachen Bedienung<br />

dieser High-Tech Maschinen ist nur mehr ein geringer<br />

Personalaufwand notwendig. Präzise und zuverlässige<br />

Arbeitsergebnisse sowie die schnelle Bearbeitung einer<br />

Sektion sorgen für wirtschaftliche Höchstleistungen.


12A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

NEUE BAHN<br />

SIEMENS<br />

Trainguard STC für die Pinzgauer Lokalbahn<br />

Siemens implementiert ein rechnergestütztes Zugleitsystem, das dank GPS-gestützter Ortung und Führerstandsignalisierung die Betriebsführung auf<br />

dieser Strecke effzienter und sicherer macht. Christian Stuchlik von Siemens Österreich beschreibt die Funktionsweise des Systems.<br />

Durch die Neuübernahme und<br />

Leistungssteigerung der Pinzgauer<br />

Lokalbahn war die Errichtung<br />

eines modernen und kostengünstigen<br />

Zugsicherungssystems erforderlich.<br />

In funktionaler Anlehnung<br />

an ETCS L3 wurde ein<br />

rechnergestütztes Zugleitsystem<br />

errichtet, das durch GPS-gestützte<br />

Ortung und Führerstandssignalisierung<br />

auf herkömmliche Signale<br />

verzichtet.<br />

Rechnergestütztes<br />

Zugleitsystem (RZL)<br />

Durch den Einsatz von Rückfallweichen<br />

in den Kreuzungsbahnhöfen<br />

wurden konsequent die<br />

Voraussetzungen für einen Verzicht<br />

auf die Außenanlage herkömmlicher<br />

Sicherungsanlagen<br />

geschaffen. Damit fällt neben der<br />

Gleisfreimeldeanlage, den Zugbeeinflussungskomponenten<br />

und<br />

den Signalen die daraus resultierende<br />

kostenintensive Verkabelung<br />

der Strecke weg.<br />

Erhöhung der Sicherheit<br />

Es wird eine automatisch wirkende<br />

technische Zugbeeinfl ussung<br />

auf allen Fahrzeugen installiert,<br />

die Funktionalität ist dabei der<br />

PZB90 (Indusi) nachempfunden<br />

und stellt sicher, dass sich Züge<br />

nur im Rahmen ihrer Fahrerlaubnis<br />

bewegen. Weiters wird ein automatisch<br />

wirkender Kollisionsschutz<br />

außerhalb von Bahnhöfen<br />

installiert, der bei kritischer Annäherung<br />

von zwei Zügen eine<br />

Zwangsbremsung auslöst.<br />

Effi zienzsteigerung<br />

Effi zienz steigern heißt Aufbau<br />

eines modernen Bildschirmarbeitsplatzes<br />

für die Visualisierung<br />

der Streckenbelegung auf Basis<br />

einer kontinuierlichen Zugortung.<br />

Die Zugpositionen und -bewegungen<br />

werden gleisselektiv<br />

dargestellt und auf einem eigenen<br />

Bildschirm werden die Zugfahrten<br />

im Belegtblatt (Bildfahrplan)<br />

protokolliert.<br />

Kostenvergleich<br />

Im Vergleich zu einem herkömmlichen<br />

vereinfachten Sicherungssystem<br />

betragen die Investitionskosten<br />

des Rechnergestützten<br />

Zugleitbetriebes nur rund<br />

20 Prozent. Sie sind stark abhängig<br />

von der Anzahl der auszurüstenden<br />

Fahrzeuge und in geringerem<br />

Ausmaß von der Topologie<br />

der Strecke.<br />

Komponenten des RZL<br />

Da die grundlegenden Funktionsprinzipien<br />

des Rechnergestützten<br />

Zugleitbetriebes in Analogie zu<br />

ETCS Level 3 gestaltet sind, hat<br />

auch Trainguard STC analoge<br />

Komponenten, im Vergleich zu<br />

ETCS aber naturgemäß in vereinfachter<br />

Ausführung:<br />

• Zentralrechner (in Analogie<br />

zum RBC – Radio Block Center)<br />

• Kommunikationssystem (in<br />

Analogie zum EuroRadio)<br />

• Bordrechner mit DMI-Driver-<br />

Machine-Interface (in Analogie<br />

zum EVC – European Vital Com-<br />

puter) mit GPS-Empfänger,<br />

Odometer und Ortungsbalisen<br />

• Stationsrechner (keine<br />

direkte Analogie zu<br />

ECTS) – für die Einbindung<br />

lokaler Infrastruktur<br />

Zentralrechner<br />

Der Zentralrechner ist<br />

die zentrale Bedienstation<br />

für den Zugleiter bzw.<br />

Fahrdienstleiter der gesamten<br />

Zugleitstrecke.<br />

Der Zugleiter hat zwei<br />

Darstellungsformen der<br />

Streckensituation:<br />

• Eine schematische Streckendarstellung<br />

mit dem Gleisbild. Dabei<br />

werden alle Züge jeweils in<br />

ihrem Gleisabschnitt dargestellt.<br />

Die schematische Streckendarstellung<br />

dient auch zur<br />

Eingabe der Fahrerlaubnisse<br />

für alle Züge per Maus.<br />

• Einen maßstäblichen Bildfahrplan<br />

mit allen planmäßigen<br />

Fahrten gemäß Fahrplan und<br />

allen Istfahrten, er dient zur<br />

Dokumentation der Freigaben<br />

des Zugleiters. Der Zentralrechner<br />

hat die sicherheitsrelevanten<br />

Aufgaben zur Erstellung<br />

und Verwaltung der Fahrerlaubnisse,<br />

der Verschuberlaubnisse<br />

und des dazugehörigen<br />

Telegrammverkehrs mit den<br />

Zügen. Darüber hinaus ist eine<br />

zusätzliche Kollisionsüberwachung<br />

implementiert, die automatisch<br />

Alarm schlägt, wenn<br />

einander zwei Züge zu nahe<br />

kommen.<br />

Kommunikationssystem<br />

Das Kommunikationssystem ist<br />

ein Datenfunksystem, das auf<br />

Grund seiner realisierten Senderstruktur<br />

eine vollständige doppelte<br />

Funkabdeckung für die gesamte<br />

Strecke bietet. Die Kommunikation<br />

der Sendestationen<br />

untereinander ist über LWL-Ka-<br />

RZL macht es möglich, mit einem signifi kant kleineren Investment die Betriebsführung<br />

auf Regionalstrecken zu optimieren<br />

bel beziehungswesie über Richtfunk<br />

realisiert. Das Funksystem<br />

bietet ein intelligentes Roaming.<br />

Jeder Zug hat eine eindeutige Adresse,<br />

an die die Zentrale die Telegramme<br />

sen det, unabhängig davon,<br />

wo sich der Zug gerade befi<br />

ndet.<br />

Bordrechner<br />

Der Bordrechner besteht aus einem<br />

entsprechend bahntauglichen<br />

Industrie-PC mit Schnittstellen<br />

zur Anbindung der Ortungssensorik<br />

und der übrigen<br />

Peripherie, es hat folgende wesentliche<br />

Aufgaben:<br />

• Autonome Ortung des Zuges<br />

mit Hilfe von differenziellem<br />

GPS, Odometer und passiven<br />

Ortungsbalisen sowie einem<br />

digitalen Streckenatlas;<br />

• Führerstandssignalisierung<br />

der vom Zugleiter erteilten<br />

Fahrerlaubnisse und die Überwachung<br />

dieser;<br />

• zusätzliche Sicherheitsüberwachungen,<br />

wie eine Anfahrsperre,<br />

wenn keine Fahrerlaubnis<br />

vorhanden ist, sowie die Einhaltung<br />

des zulässigen Bahnhofsbereiches<br />

bei einer Verschuberlaubnis<br />

oder die Überwachung<br />

der maximalen fahrzeugspezifischenGeschwindigkeit<br />

SIEMENS (2)<br />

• Telegrammverkehr mit dem<br />

Zentralrechner<br />

Stationsrechner<br />

In jedem Bahnhof befi ndet sich<br />

ein Stationsrechner, der über Datenfunk<br />

mit dem Zentralrechner<br />

verbunden ist. Seine Aufgabe ist<br />

die Überwachung und Ansteuerung<br />

der lokalen Infrastruktur,<br />

wie zum Beispiel im Fall der<br />

Pinzgauer Lokalbahn, und des<br />

Zentralschlüssels des jeweiligen<br />

Bahnhofes für die Weichenschlösser<br />

im Falle einer Verschubfreigabe.<br />

Besonderheiten<br />

Die Strecke der Pinzgauer Lokalbahn<br />

ist rund 53 Kilometer lang<br />

und besteht betrieblich und signaltechnisch<br />

gesehen aus zwei<br />

Abschnitten. Der erste Abschnitt<br />

(Länge rund 3 km) besteht aus<br />

den Bahnhöfen Zell am See<br />

(Schmalspurteil) und Tischlerhäusl.<br />

In Tischlerhäusl sind auch<br />

die Werkstätte und die Remise<br />

untergebracht. Ebenso wird in<br />

Tischlerhäusl der Güterumschlag<br />

zwischen Normalspur und<br />

Schmalspur durchgeführt. Dieser<br />

Abschnitt wird durch ein älteres<br />

elektromechanisches Stellwerk<br />

der ÖBB, Bauart 5007, gesteuert,<br />

wobei zwar elektrische Weichen-<br />

antriebe und Außensignale vorhanden<br />

sind, aber keine Zugbeeinfl<br />

ussung. Der zweite Abschnitt<br />

(Länge rund 50 km) umfasst die<br />

restliche Strecke von Tischlerhäusl<br />

bis Krimml. Dieser Abschnitt<br />

wird im Rechnergestützten<br />

Zugleitbetrieb mit Hilfe von<br />

Trainguard STC betrieben. Die<br />

Schnittstelle zwischen Trainguard<br />

STC und dem elektromechanischen<br />

Stellwerk besteht aus einem<br />

digitalen Signalaustausch.<br />

Dadurch wird sichergestellt, dass<br />

• das Ausfahrtssignal aus Tischlerhäusl<br />

in Richtung Krimml<br />

nur dann auf Nicht-Halt gestellt<br />

werden kann, wenn eine<br />

gültige Fahrerlaubnis in der<br />

Zugleitstrecke für den Zug<br />

vorliegt, und<br />

• das Einfahrtssignal Tischlerhäusl<br />

von einem Zug aus der<br />

Zugleitstrecke kommend nur<br />

dann ohne Zwangsbremsung<br />

passiert werden kann, wenn<br />

der Signalbegriff „Nicht-Halt“<br />

gezeigt wird.<br />

Betrieb via Trainguard STC<br />

Nachdem alle Fahrzeuge, auch<br />

Sonderfahrzeuge (Dampfl okomotive),<br />

Baufahrzeuge und Gast-<br />

Fahrzeuge (Mobilgerät), mit<br />

Trainguard STC ausgerüstet sind,<br />

werden alle Fahrten (Zugfahrten,<br />

Verschubfahrten, Nebenfahrten)<br />

im Rechnergestützten Zugleitbetrieb<br />

abgewickelt. Zur Dokumentation<br />

wird das gesamte Belegtblatt<br />

(Bildfahrplan) mit allen tatsächlichen<br />

Zugbewegungen täglich<br />

archiviert.<br />

Perspektiven<br />

Der Rechnergestützte Zugleitbetrieb<br />

für die Pinzgauer Lokalbahn<br />

zeigt die starken Potenziale<br />

eines solchen Systems auf. Es<br />

ermöglich,t mit einem signifi kant<br />

kleineren Investitionsvolumen die<br />

Betriebsführung von Regionalstrecken<br />

deutlich effi zienter und<br />

sicherer zu machen.<br />

Der Blick auf einen Arbeitsplatz in der Zugleitstelle in Zell am See. Die 53 Kilometer lange Pinzgauer Lokalbahn besteht betriebs- und signaltechnisch aus zwei<br />

Abschnitten (Schmal- und Normalspur).


HISTORIE<br />

Wien International<br />

SONDERAUSGABE<br />

Seite 1B www.wien.at 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

Tradition mit Zukunft<br />

Die wechselvolle Geschichte Wiens ist heute nicht nur für den Tourismus eine wichtige Basis. Vom Flair der Stadt profi tieren auch Kongressveranstalter<br />

und nicht zuletzt ist die Bundeshauptstadt auch für viele Konzerne ein wichtiger Standort für ihre internationalen Wirtschaftsaktivitäten.<br />

In seiner mehr als 2.000 Jahre währenden<br />

Geschichte war Wien mehrmals Grenzstadt.<br />

In der Römerzeit verlief entlang der<br />

Donau der Limes gegen die Germanen, sogar<br />

römische Kaiser wie Marc Aurel hielten<br />

sich im Heerlager Vindobona auf. Das<br />

Gefühl, die „Werte Europas“ verteidigen<br />

zu müssen, kam auch während der Türkenbelagerungen<br />

auf, die Wien erfolgreich<br />

abwehren konnte. In dieser Zeit entwickelte<br />

sich eine typische Lebenseinstellung:<br />

Den Tag genießen, Feste ausgiebig feiern,<br />

denn es konnte ja angesichts der permanenten<br />

Bedrohung feindlicher Heere bald<br />

damit vorbei sein ...<br />

Als Grenzstadt ging Wien auch nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein.<br />

Die Teilung Europas hielt mehr als<br />

40 Jahre an, dennoch hielten sich in weiten<br />

Bereichen die noch aus der Monarchie<br />

stammenden kulturellen und wirtschaftlichen<br />

Kontakte zu zahlreichen Ländern<br />

Osteuropas.<br />

Und heute? Wien liegt nun tatsächlich in<br />

der Mitte Europas, hat sich als politische<br />

und wirtschaftliche Drehscheibe etabliert<br />

und profi tiert in hohem Maße von seiner<br />

langen wechselvollen Geschichte. Nicht<br />

nur, dass Touristen und Archäologen bauliche<br />

Überreste der Römersiedlungen in<br />

Wien begutachten können, barocke Kirchen<br />

und Schlösser bestaunen und das Lebensgefühl<br />

der Wiener schätzen lernen,<br />

auch Kultur und Wirtschaft nutzen die<br />

vielfältigen Möglichkeiten, die die Weltstadt<br />

Wien zu bieten hat. Die globale Bedeutung<br />

wird auch dadurch dokumentiert,<br />

dass Wien Sitz verschiedener UNO-Organisationen<br />

ist.<br />

Wien ist Brücke und<br />

Drehkreuz zugleich<br />

„Von Bregenz bis Wladiwostok“ – so<br />

umschrieb einmal der Regionalmanager<br />

eines französischen Logistikkonzerns den<br />

von ihm kontrollierten Einfl ussbereich.<br />

Warum Wien als Hauptsitz für diesen riesigen<br />

Markt ausgesucht wurde? Weil<br />

vom Vienna International Airport aus die<br />

WIKIPEDIA<br />

Wettbewerb<br />

der Städte<br />

Eine Vielzahl von Kriterien<br />

muss erfüllt werden<br />

WIENTOURISMUS<br />

SEITE 2B<br />

meisten Flugverbindungen in Richtung<br />

Osteuropa angeboten werden. Aber auch<br />

für die andere Himmelsrichtung hat<br />

Wien die richtige geopolitische Lage: Ein<br />

südkoreanischer Elektronikkonzern nutzt<br />

Wien als Hub für seine Wirtschaftskontakte<br />

in Richtung Westeuropa.<br />

Der Standort punktet aber nicht nur mit<br />

seiner Geografi e. Entscheidend für die<br />

Ansiedlung von regionalen Stützpunkten<br />

oder sogar Headquarters sind auch die<br />

politischen Rahmenbedingungen, der<br />

hohe Ausbildungsstand der örtlichen Bevölkerung,<br />

Infrastrukturaspekte sowie<br />

die Büro- und Wohnmöglichkeiten.<br />

Die „Marke Wien“ ist aber nicht nur von<br />

den aktuellen Wirtschaftsparametern her<br />

abzuleiten. Die „Wiener medizinische<br />

Schule“ hat Weltgeltung, das Kulturleben<br />

sucht seinesgleichen, Forschung und Innovation<br />

haben hier einen großen Stellenwert.<br />

Dass sich Wien aber nicht auf<br />

seinen Traditionen ausruht, merkt man<br />

daran, dass sich die Bundeshauptstadt<br />

Rekordbilanz bei<br />

Betriebsansiedlungen<br />

2011 konnte Wien wieder punkten<br />

bei internationalen Konzernen<br />

SEITE 5B<br />

etwa als Standort für Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien einen Namen<br />

gemacht hat. Die „KMU Forschung<br />

Austria“ stellte dazu in einer Studie fest,<br />

dass der IKT-Sektor gleich viel zur Brut-<br />

INTERNATIONALE STANDORTKRITERIEN<br />

Eine MA für<br />

Europa<br />

Förderungen für internationale<br />

Projekte und Daseinsvorsorge<br />

SEITE 6B<br />

towertschöpfung in der Bundeshauptstadt<br />

beiträgt wie der Handelssektor.<br />

Die Standortstrategie Wiens kann also<br />

durchaus im einem Motto zusammengefasst<br />

werden: „Tradition mit Zukunft“.<br />

● Rechts- und Steuersystem<br />

● Leichter Zugang zu Märkten, Kunden und Partnern<br />

● Verfügbarkeit von qualifi zierten Mitarbeitern<br />

● Qualität der Telekommunikations-Infrastruktur<br />

● Anschlüsse in den Bereichen Transport & Logistik an andere Städte und auch international<br />

● „Value for Money“ der Bürofl ächen<br />

● Kosten für Mitarbeiter<br />

● Verfügbarkeit von Bürofl ächen<br />

● Verfügbarkeit von Sprachen in der Region<br />

● Innerstädtische <strong>Verkehr</strong>ssituation – Einfachheit der Erreichbarkeit innerhalb der Stadt<br />

● Der Wille der Regierung, Geschäftsinteressen durch politische oder fi nanzielle<br />

Anreize zu unterstützen<br />

● Lebensqualität für die Mitarbeiter<br />

● Umweltverschmutzung


2B <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

WIEN INTERNATIONAL<br />

HEADQUARTERS<br />

Wettbewerb der Städte<br />

Kontinente, Regionen, Staaten und auch Städte stehen im globalisierten Zeitalter im Wettbewerb. Dabei geht es um Rohstoff- und Beschaffungsmärkte,<br />

Absatzmöglichkeiten, aber darüber hinaus auch um Ausbildungsqualität der Mitarbeiter, Freizeitmöglichkeiten und Fragen der Sicherheit<br />

und der Lebensqualität.<br />

Namhafte Konzerne quer durch alle Branchen<br />

wie Eli Lilly, Hewlett-Packard, Siemens,<br />

BASF, Renault, Henkel, Boehringer<br />

Ingelheim, Beiersdorf, Philips, General<br />

Motors oder Lukoil setzen bei der Wahl<br />

ihres Osteuropa-Stützpunktes auf Österreich<br />

– und dabei mehrheitlich auf Wien:<br />

Rund 300 Multinationals haben laut<br />

„Headquarters Austria“ ihr Osteuropa-<br />

Headquarter in Österreich errichtet, darunter<br />

28 Fortune-500-Firmen (Boston<br />

Consulting Group). Insgesamt koordinieren<br />

an die 1.000 internationale Unternehmen<br />

ihre Osteuropa-Aktivitäten von Österreich<br />

aus.<br />

Österreich punktet mit Nähe und Knowhow.<br />

Die Studie „Headquarters in Österreich“<br />

bestätigt: Die Stärken Österreichs<br />

sind die kulturelle und geografi sche Nähe<br />

zu Zentral- und Osteuropa, die ausgezeichnete<br />

Infrastruktur sowie die qualifi zierten<br />

Arbeitskräfte und die Stabilität des Landes.<br />

Die günstigen steuerlichen Voraussetzungen<br />

bieten ebenfalls einen wichtigen Anreiz<br />

für internationale Unternehmen, ihr Headquarter<br />

in Österreich zu errichten.<br />

Wien ist weltweit die beliebteste<br />

Manager-Metropole<br />

Die Lebensqualität in Wien ist die beste<br />

weltweit. Österreichs Hauptstadt bietet genau<br />

jene Faktoren, die Manager an Geschäftszentren<br />

schätzen: Faktoren wie Sta-<br />

AUSWAHLKRITERIEN<br />

bilität, Sicherheit, Ausbildung oder<br />

Gesundheitsversorgung.<br />

Laut der Studie „Quality of Living Survey“<br />

der international tätigen Mercer<br />

Consulting Group ist Wien die lebenswerteste<br />

Stadt der Welt und rangiert vor den<br />

Schweizer Städten Zürich und Genf an<br />

erster Stelle. Wien geht damit zum dritten<br />

Mal in Folge als Top-Destination für Mitarbeiter<br />

ausländischer Institutionen und<br />

Konzerne aus dem Ranking hervor.<br />

Deutlich abgeschlagen sind dagegen Metropolen<br />

wie Paris (Platz 34), London<br />

(Platz 39) und New York (Platz 49).<br />

„Harte“ und „weiche“ Standortfaktoren<br />

Insgesamt bewertete die Mercer Consulting<br />

Group die Lebensqualität in 221<br />

Großstädten nach 39 für Expatriates relevanten<br />

Kriterien. Soziale, politische, ökonomische<br />

und umweltorientierte Aspekte<br />

wurden ebenso berücksichtigt wie persönliche<br />

Sicherheit, Gesundheits-, Bildungs-<br />

und <strong>Verkehr</strong>sangebote. Als Bewertungsbasis<br />

wird New York mit einem Wert von<br />

100 Punkten herangezogen. Wien erreichte<br />

108,6 Punkte.<br />

Es gibt gemäß dieser Studie immer noch<br />

einen großen Unterschied zwischen dem<br />

östlichen und dem westlichen Europa.<br />

Durch den EU-Beitritt und die starke wirtschaftliche<br />

Entwicklung hat sich der Lebensstandard<br />

in vielen osteuropäischen<br />

Städten allerdings verbessert. Die höchste<br />

Lebensqualität in Osteuropa weisen Prag<br />

(Platz 70) und Budapest (Platz 73) auf.<br />

Standortfaktoren sind die für die Standortwahl eines Unternehmens maßgeblichen Einfl ussgrößen, die sich aus den örtlich gegebenen Sachverhalten<br />

und Bedingungen ergeben.<br />

Harte Standortfaktoren erfuhren mit der<br />

Veränderung der Produktionsbedingungen,<br />

den technischen und gesellschaftlichen<br />

Neuerungen zwar einen Wandel ihres<br />

Bedeutungsgehaltes, haben aber ihre<br />

zentrale Position als Kriterien bei der unternehmerischen<br />

Standortwahl nach wie<br />

vor beibehalten. Die wichtigsten harten<br />

Standortfaktoren sind: Flächenverfügbarkeit,<br />

Steuern und Abgaben, Subventionen,<br />

<strong>Verkehr</strong>sanbindung, Verfügbarkeit<br />

qualifi zierter Arbeitskräfte, Absatzmarkt,<br />

Nähe zu Zulieferern, Nähe zu For-<br />

LAMMERHUBER<br />

schungseinrichtungen, Verwaltungsfl exibilität<br />

und -schnelligkeit und Unternehmensfreundlichkeit<br />

der kommunalen<br />

Verwaltung.<br />

Weiche unternehmensbezogene Faktoren<br />

sind von unmittelbarer Wirksamkeit für<br />

die Unternehmenstätigkeit. Dazu gehören<br />

beispielsweise das Verhalten der öffentlichen<br />

Verwaltung oder politischer Entscheidungsträger,<br />

die Arbeitnehmermentalität<br />

oder das Wirtschaftsklima. Auch „Bilder“,<br />

die mit einem Unternehmen oder einer<br />

Stadt als Wirtschaftsstandort, bewusst<br />

oder unbewusst, in Beziehung gebracht<br />

werden – wie z.B. das Image der Region –<br />

gehören zu dieser Kategorie weicher<br />

Standortfaktoren.<br />

Zu den weichen personenbezogenen Faktoren<br />

gehören die persönlichen Präferenzen<br />

der Entscheider und die Präferenzen<br />

der Beschäftigten. Beides sind subjektive<br />

Einschätzungen über die Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen am gewählten Standort.<br />

Die Ansichten von Arbeitnehmern –<br />

beispielsweise über Landschafts- und<br />

Stadtqualitäten, über die Wohnsituation,<br />

Bildungsmöglichkeiten und das Kulturangebot<br />

– können vermittelt in Standortüberlegungen<br />

eingehen, wenn Unternehmer<br />

sich in ihrer Standortentscheidung<br />

daran ausrichten. Unternehmerische Entscheider<br />

orientieren sich häufi g an ähnlichen<br />

Gegebenheiten wie die abhängigen<br />

Beschäftigten, nur können ihre subjektiven<br />

Vorlieben direkt für die Standortwahl<br />

von Betrieben maßgeblich sein. Freizeit-<br />

und Erlebnisqualitäten, das Bildungs- und<br />

Kulturangebot oder regionale Bindungen<br />

sind – genauso wie bei den Arbeitnehmern<br />

– unter die Rubrik „persönliche<br />

Präferenzen“ einzuordnen.<br />

Top in vielen Bereichen<br />

• Rund die Hälfte der Stadt besteht aus<br />

Grünfl ächen. Mit rund 700 Hektar Rebfl<br />

ächen ist Wien die einzige Großstadt<br />

weltweit mit beachtlichem Weinbau.<br />

• Qualitativ hochwertiges Hochquellwasser<br />

direkt aus der Leitung ist in Wien<br />

selbstverständlich. Das Wiener Wasser,<br />

WIENTOURISMUS<br />

ARCHIV<br />

das fast zur Gänze aus den umliegenden<br />

Bergen kommt, ist eines der besten der<br />

Welt. Übrigens ist Wien die einzige Stadt<br />

der Welt, die die Trinkwasserversorgung<br />

unter Verfassungsschutz stellt.<br />

• Wien ist weltweit die Stadt mit den<br />

meisten Verbindungsbüros im Ausland.<br />

Mit Außenstellen in elf mittelosteuropäischen<br />

Ländern, einem Wien-Haus in<br />

Brüssel und einer Repräsentanz in Tokio<br />

verfügt die Bundeshauptstadt über ein<br />

optimales Lobbying-Netzwerk.<br />

• In Wien werden 37 Prozent der Wege<br />

mit öffentlichen <strong>Verkehr</strong>smitteln zurückgelegt<br />

(EU-Durchschnitt: 28 Prozent).<br />

Damit rangiert Wien laut einer Studie<br />

der Unternehmensberatung Arthur D.<br />

Little, in der die urbane <strong>Verkehr</strong>ssituation<br />

von 66 internationalen Millionenstädten<br />

untersucht wurde, auf dem ausgezeichneten<br />

siebenten Rang. Nicht<br />

umsonst wird Wien als „Stadt der kurzen<br />

Wege“ bezeichnet. Schließlich hat<br />

Wien im internationalen Vergleich die<br />

mit durchschnittlich 27 Minuten kürzesten<br />

Wege zum Arbeitsplatz. Bis 2020 soll<br />

der Anteil der öffentlichen <strong>Verkehr</strong>smittel<br />

am Gesamtverkehr auf 40 Prozent erhöht<br />

werden.<br />

• Energieeffi zienz und nachhaltiges Bauen<br />

werden in Wien großgeschrieben. Mit<br />

bereits zwölf fertiggestellten Projekten<br />

im Passivhausstandard mit rund 1.150<br />

Wohneinheiten war Wien schon bisher<br />

führend. Jetzt soll in zentraler Lage die<br />

größte Passivhaussiedlung Europas entstehen.


ARCHIV<br />

3B <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

Wien im internationalen Vergleich<br />

Gründe, die Wien einzigartig machen<br />

Lebensqualität Nummer 1<br />

Wien hat weltweit die höchste Lebensqualität.<br />

Das attestiert bereits zum dritten Mal<br />

in Folge die aktuelle Studie „Quality of Living<br />

Survey 2011“ des internationalen Beratungsunternehmens<br />

Mercer Consulting<br />

Group, die 221 internationale Metropolen<br />

vergleicht.<br />

Wien ist „smarteste City“ weltweit<br />

Wien belegt den ersten Platz in einem erstmals<br />

erhobenen weltweiten Vergleich von<br />

„Smart Cities“. In seiner Untersuchung<br />

wertete der US-Klimastratege Boyd Cohen<br />

bestehende Studien unter anderem zu den<br />

Themen Innovation und Nachhaltigkeit<br />

aus.<br />

Wien als nachhaltigste Stadt der<br />

Welt ausgezeichnet<br />

Wien ist seit vielen Jahren internationales<br />

Vorbild im Bereich moderner Abfallwirtschaft.<br />

2010 erhielt die Stadt Wien für herausragende<br />

Leistungen im Bereich der<br />

nachhaltigen Abfallwirtschaft erstmals den<br />

internationalen Preis „World City closest<br />

to sustainable Waste Management“.<br />

Kongressstadt Nummer 1<br />

Wien ist mit 181 internationalen Kongressen<br />

mit Abstand der beliebteste Kongressstandort<br />

der Welt. (Quelle: Statistik 2011<br />

der International Congress and Convention<br />

Association - ICCA).<br />

Wirtschaftliche<br />

Ost-West-Drehscheibe<br />

Aufgrund der zentralen geografi schen<br />

Lage und der bestehenden Netzwerke<br />

Wiens haben über 300 internationale Konzerne<br />

(darunter Siemens, Hewlett-Packard,<br />

Nokia, Beiersdorf oder BASF) ihre Osteuropazentrale<br />

in der Vienna Region, mehr<br />

als 120 davon direkt in Wien. Jedes zweite<br />

internationale Unternehmen in Österreich<br />

wählt Wien als Standort. Die Anzahl der<br />

Betriebsansiedlungen pro Jahr hat sich in<br />

den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt.<br />

Europaweit größtes<br />

wirtschaftliches Potenzial<br />

Anfang März hat das anerkannte „fDi<br />

Magazine“, das zur Gruppe der renommierten<br />

„Financial Times“ gehört, Wien in<br />

seinem europaweiten Ranking „European<br />

Cities and Regions of the Future<br />

2012/2013“ zum Sieger in der Kategorie<br />

„Wirtschaftliches Potenzial“ gekürt. Das<br />

„fDi Magazine“ erstellt jährliche Rankings<br />

zu den attraktivsten europäischen<br />

Regionen und Städten für Direktinvestitionen.<br />

In der Gesamtwertung konnte Wien<br />

den 3. Platz hinter London und Paris verbuchen.<br />

Top-Standort für<br />

internationale Organisationen<br />

Als einzige Stadt der EU beherbergt Wien<br />

neben New York, Genf und Nairobi seit<br />

30 Jahren eines der vier Hauptquartiere<br />

der Vereinten Nationen. Wien ist darüber<br />

hinaus Sitz zahlreicher internationaler Organisationen<br />

wie OPEC oder OSZE.<br />

Wien zählt zu den globalsten<br />

Städten der Welt<br />

Im aktuellen „Global Cities Index 2012“<br />

des Beratungsunternehmens A.T. Kearney,<br />

in dem die 66 global einfl ussreichsten<br />

Städte aufgelistet werden, nimmt Wien<br />

noch vor Peking den 13. Platz ein. Die österreichische<br />

Hauptstadt hat sich im Vergleich<br />

zum Ranking von 2010 um fünf<br />

Plätze verbessert und ist damit gemeinsam<br />

mit Moskau „Aufsteiger des Jahres“. Der<br />

„Global Cities Index“ analysiert Städte in<br />

Bezug auf wirtschaftliche Aktivität, Humankapital,<br />

Informationsaustausch, kulturelles<br />

Erleben und politisches Engagement<br />

und gibt Aufschluss über das globale Engagement<br />

von Großstädten. Auf den Plätzen<br />

1 bis 3 liegen New York, London und<br />

Paris.<br />

UN-Habitat-Dubai-Award und<br />

„EPSA 2011“ für ÖkoKauf Wien<br />

Als innovativstes städtisches Programm erhielt<br />

Wien im April 2011 für sein nachhaltiges,<br />

ökologisches Beschaffungswesen den<br />

„Dubai International Award for Best Practices<br />

in Improving the Living Environment“.<br />

Nun wurde ÖkoKauf Wien aus 274 einge-<br />

reichten Projekten aus Europa auch mit<br />

dem Verwaltungspreis „European Public<br />

Sector Award 2011“ ausgezeichnet.<br />

Kulturmekka und Walzerstadt<br />

Wien hat insgesamt 70.000 Theater- und<br />

Konzertsitzplätze. Neben dem regulären<br />

Spielbetrieb in den Wiener Musik- und<br />

Konzerthäusern fi nden jährlich circa 2.500<br />

Großveranstaltungen statt. Das sind im<br />

Durchschnitt sieben Großevents pro Tag.<br />

Wien wird auch wegen seiner einzigartiger<br />

Balltradition bewundert. Pro Saison fi nden<br />

rund 450 Bälle mit 300.000 Besucherinnen<br />

und Besuchern statt. Der schrille Life Ball<br />

ist Europas größter Aids-Charity-Event.<br />

Fünftbeste Studentenstadt<br />

weltweit<br />

Wien wurde von der global tätigen britischen<br />

Bildungs-Gesellschaft Quacquarelli<br />

Symonds (QS) in ihrem aktuellen Ranking<br />

als fünftbeste Stadt weltweit für Studierende<br />

beziehungsweise als bestbewertete Studierendenstadt<br />

im deutschsprachigen Raum gelistet.<br />

Hauptgründe für diese Spitzen-Platzierungen<br />

Wiens sind vor allem die<br />

Top-Lebensqualität, die Leistbarkeit sowie<br />

ein gutes Verhältnis von heimischen zu internationalen<br />

Studenten. Die Top-10-Studentenstädte<br />

sind: Paris (1.), London (2.),<br />

Boston (3.), Melbourne (4.), Wien (5.), Sydney<br />

(6.), Zürich (7.), Berlin (8.), Dublin (9.)<br />

und Montreal (10.).


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 4B<br />

AUSTRIAN BUSINESS AGENCY<br />

Magnet für Headquarters<br />

WIEN INTERNATIONAL<br />

Internationale Unternehmen bauen in Wien weitere Standorte für ihr Osteuropageschäft auf. Der bisher so dominante Fokus auf den CEE-Raum<br />

verliert aber an Bedeutung. Punkten kann Wien unter anderem mit der Gruppenbesteuerung.<br />

Seit der Ostöffnung vor mehr als zwanzig<br />

Jahren sieht sich Wien als Brückenkopf<br />

zwischen Ost und West. Auch mehrere<br />

hundert internationale Unternehmen<br />

schätzen die Bundeshauptstadt so ein: als<br />

geeigneten Standort für ihre Aktivitäten.<br />

Besonders hervorgehoben werden vor allem<br />

die geografi sche Nähe zu den neuen<br />

EU-Mitgliedsländern ebenso wie das gute<br />

Angebot an Fachkräften, die angebotenen<br />

Wirtschaftsförderungen sowie die intakte<br />

Infrastruktur.<br />

ARCHIV (2)<br />

Im vergangenen Jahr Jahr ist die Wiener<br />

Headquarters-Familie weiter gewachsen.<br />

Nach der Banco do Brasil hat sich auch<br />

der brasilianische Feuerfestspezialist Magnesita<br />

in Wien niedergelassen und eine<br />

Unternehmenszentrale für den CEE-<br />

Raum eingerichtet. „In den kommenden<br />

Jahren wollen wir von Wien aus kräftig<br />

wachsen“, sagt Magnesita-CEO Ronaldo<br />

Iabrudi Pereira. In Wien gäbe es viele<br />

Mitarbeiter, die für die Branche wichtige<br />

Fähigkeiten hätten.<br />

Auch im Beratungsbereich gab es Zuwachs.<br />

Neu angesiedelt hat sich etwa das<br />

deutschschweizerische Unternehmen<br />

BrainNet, das auf die Beratung beim Aufbau<br />

von Wertschöpfungsketten spezialisiert<br />

ist. In Wien wolle man in den nächsten<br />

Jahren einen „strategisch wichtigen<br />

Stützpunkt für die osteuropäischen<br />

Märkte aufbauen“, so das Unternehmen.<br />

„Wien ist in unserer Wahrnehmung der<br />

Schlüssel zum osteuropäischen Raum“,<br />

sagt BrainNet-Sprecher Sven Marlinghaus.<br />

Denn zur Zeit sei man nicht in allen<br />

Ländern, in denen das Unternehmen<br />

aktiv ist, mit einem eigenen Büro vertreten.<br />

Wien-Büros aufgewertet<br />

Einen Schritt weiter ist der internationale<br />

Personalberater Odgers Berndtson mit<br />

Sitz in Frankfurt. Er hat sein bereits bestehendes<br />

Wien-Büro vor wenigen Monaten<br />

mit CEE-Headquarters-Funktionen<br />

ausgestattet. „Der zentral- und osteuropäische<br />

Markt ist für uns strategisch sehr<br />

wichtig“, sagt Walter Becvar, Geschäftsführer<br />

von Odgers Berndtson in Wien. In<br />

der Region erwarte man einen steigenden<br />

Bedarf an Führungskräften und Spezialisten.<br />

Ebenfalls für den CEE-Raum zuständig<br />

sein wird auch der Personaldienstleister<br />

Trenkwalder. Mit der Übernahme durch<br />

die deutsche Droege Holding waren im<br />

Vorjahr die Aufgaben neu zu bestimmen.<br />

In den vergangenen Monaten wurde<br />

rasch klar, dass Trenkwalder mit Sitz<br />

nahe Wien im neuen Konzern als regionales<br />

Headquarter agieren wird.<br />

Dass Österreich in den vergangenen Jahren<br />

bei internationalen Studien immer<br />

wieder unter den Top-10-Logistikstandorten<br />

geführt wird, schlägt sich auch in<br />

Wien nieder. Kühne + Nagel hat erst<br />

kürzlich den Hub Wien als Regional Offi<br />

ce für Südosteuropa nominiert, der<br />

französische Logistiker Gefco hat schon<br />

vor Jahren sein Osteuropa-Büro nahe der<br />

UNO-City installiert. Und es ist mehr als<br />

eine Referenz dafür, dass sich der heute<br />

international führende Logistiker Schenker<br />

seine ersten Schritte in der Habsburgermetropole<br />

Wien gesetzt hat, dass das<br />

Regional Head Quarter für 13 Länder<br />

Südosteuropas natürlich in der Bundeshauptstadt<br />

im modernen Büroviertel<br />

„Viertel Zwei“ befi ndet.<br />

F&E wird wichtiger<br />

„Früher gab es bei Wiener Headquarters<br />

einen klaren regionalen Fokus auf den<br />

CEE-Raum, der Trend geht aber heute<br />

Richtung Aufbau von Kompetenzfeldern“,<br />

sagt Irina Sofranova von der Initiative<br />

Headquarters Austria. Denn die<br />

Unternehmenseinheiten in Osteuropa<br />

würden zunehmend größer, eigenständiger<br />

und würden der Konzernmutter<br />

heute oft schon direkt berichten. Die<br />

Wiener Niederlassungen würden dafür in<br />

Kompetenzzentren etwa für Forschung &<br />

Entwicklung umgebaut.<br />

Am Standort Wien sehen Headquarters<br />

laut Sofranova Gutes und Schlechtes. So<br />

schätzt man etwa die guten Förderstrukturen<br />

und generell das Steuersystem, unter<br />

anderem die Gruppenbesteuerung.<br />

Andererseits werde das Thema Personal<br />

immer wichtiger. „Hier geht es um Ausbildungsstrukturen,<br />

interkulturelle Kompetenzen<br />

und Qualifi zierung an sich, aber<br />

auch um den Einsatz ausländischer<br />

Schlüsselarbeitskräfte“, sagt sie. Vor allem,<br />

wenn es um projektbezogene Aktivitäten<br />

von kurzer Dauer geht, sollte man<br />

den dafür nötigen Aufwand erleichtern,<br />

erklärt Irina Sofranova von der Initiative<br />

Headquarters Austria.<br />

AUSTRIAN BUSINESS AGENCY<br />

ABA, Headquarters Austria und die Wirtschaftskammer<br />

Wien haben Anfang 2010 eine<br />

gemeinsame Headquarters-Offensive gestartet.<br />

Ziel ist, die Betreuung der Wiener Regionalzentralen<br />

zu verdichten, um deren Bedürfnisse<br />

gegenüber Politik und Behörden effektiv<br />

vertreten zu können und künftige Standortentscheidungen<br />

im Sinne Wiens zu beeinfl ussen.<br />

Für Herbst 2012 ist die Abhaltung des ersten<br />

Headquarters-Kongresses Österreichs geplant.<br />

Betriebsansiedlungen in modernen „Viertel Zwei“


5B <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />

WIEN INTERNATIONAL<br />

RICHTIGES UMFELD<br />

Rekordbilanz bei internationalen<br />

Betriebsansiedlungen<br />

Der Wirtschaftsstandort Wien konnte seine Attraktivität für internationale<br />

Unternehmen weiter steigern: Noch nie zuvor siedelten sich so viele<br />

internationale Betriebe in Wien an wie im Jahr 2011.<br />

126 Firmen konnten bei der Ansiedlung in<br />

Wien unterstützt werden. Die Zahl der<br />

neu geschaffenen Arbeitsplätze hat sich<br />

mit 1.900 gegenüber dem Jahr 2010 mehr<br />

als verdreifacht. In Summe wurde ein Investitionsvolumen<br />

von 200 Millionen<br />

Euro am Standort ausgelöst.<br />

Internationale Unternehmen verlassen sich<br />

auf die Qualität und die wirtschaftliche<br />

Stabilität des Standortes. Sie fi nden in<br />

Wien eine ideale Ausgangsbasis für ihren<br />

wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Punkten kann Wien im internationalen<br />

Standortwettbewerb auch mit seinen Rahmenbedingungen.<br />

Unternehmen schätzen<br />

vor allem die geografi sche Nähe zu den<br />

Märkten im CEE-Raum sowie das Verständnis<br />

für Sprachen, Kultur und Geschäftspraktiken<br />

in Osteuropa. Das forschungs-<br />

und technologiefreundliche<br />

Klima, die stabile politische und wirtschaftliche<br />

Situation sowie die weltweit<br />

einmalige Lebensqualität spielen ebenfalls<br />

eine zentrale Rolle in der Standortentscheidung.<br />

Investitionen schaffen<br />

Arbeitsplätze<br />

In der internationalen Betriebsansiedelung<br />

arbeitet die Wirtschaftsagentur Wien seit<br />

Jahren eng mit der Bundes-Ansiedlungsagentur<br />

ABA zusammen. Die ABA bearbeitet<br />

international ein breites Marktsegment.<br />

Sie betreut parallel eine Reihe verschiedener<br />

Erstkontakte, die in weiterer Folge<br />

auch an die Wirtschaftsagentur weitergeleitet<br />

werden.<br />

Die Wirtschaftsagentur Wien steht Unternehmen,<br />

die sich am Standort Wien ansiedeln<br />

wollen, mit einem umfassenden und<br />

kostenlosen Serviceangebot zur Verfügung.<br />

Die Unterstützung reicht dabei von der<br />

Erstberatung über die Vermittlung passender<br />

Büros und Betriebsgrundstücke, Personalsuche<br />

bis hin zur Hilfe bei rechtlichen<br />

und behördlichen Angelegenheiten und Informationen<br />

zu Fördermöglichkeiten.<br />

Die intensive Zusammenarbeit zwischen<br />

Wirtschaftsagentur und ABA hat sich in<br />

den vergangenen Jahren bewährt und zu<br />

einer stetigen Steigerung der Ansiedlungszahlen<br />

geführt.<br />

Genau 50 Prozent der von ABA im Vorjahr<br />

betreuten Firmen siedelten sich in<br />

Wien an. Auch 2011 konnte der Standort<br />

Wien mit der Drehscheibenfunktion für<br />

Osteuropa wieder stark punkten. Zusätzlich<br />

war Wien 2011 bei asiatischen Unternehmen<br />

hoch im Kurs: Alle sieben japanischen<br />

und alle fünf chinesischen<br />

Unternehmen, die von ABA bei der Niederlassung<br />

in Österreich beraten wurden,<br />

entschieden sich für Wien als Standort.<br />

Insgesamt konnte die Wirtschaftsagentur<br />

Wien gemeinsam mit der ABA seit 2004<br />

rund 780 internationale Unternehmen in<br />

Wien ansiedeln. Dadurch konnten über<br />

7.300 neue Arbeitsplätze geschaffen und<br />

Investitionen von rund 670 Millionen<br />

Euro ausgelöst werden.<br />

Mit rund 83 Milliarden Euro konzentrieren<br />

sich knapp 70 Prozent der in Österreich<br />

investierten 120 Milliarden Euro<br />

ausländischen Kapitals auf Wien. 1.440<br />

Investorinnen und Investoren, die mehr als<br />

100.000 Euro investiert haben, sichern in<br />

der Bundeshauptstadt knapp 103.000 Arbeitsplätze.<br />

Eine ganz besonders wichtige<br />

Position nehmen jene 200 Investoren ein,<br />

die Wien als Standort für ihr internationales<br />

Headquarter mit konzernübergreifenden<br />

Aufgaben ausgesucht haben. Sie schaffen<br />

28.000 Arbeitsplätze, sorgen für<br />

technologischen Fortschritt, Wachstum<br />

und Nachfrage.<br />

Branchen und Herkunftsländer<br />

2011 war der Handel auffallend stark vertreten.<br />

Rund die Hälfte der neu geschaffenen<br />

Arbeitsplätze entstand durch große<br />

Handelsketten. Auch der Trend zur Technologie-<br />

und Dienstleistungsorientierung<br />

setzte sich 2011 fort. 20 der neu in Wien<br />

angesiedelten Unternehmen sind in industrienahen<br />

Dienstleistungen tätig, 14 im<br />

Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Weitere acht Unternehmen<br />

sind in der Gaming-Branche, also<br />

in der Entwicklung und dem Vertrieb von<br />

Unterhaltungssoftware, tätig. Stark vertre-<br />

ten sind auch Life Sciences mit 13 sowie<br />

Tourismus und Gastronomie mit zwölf angesiedelten<br />

Unternehmen.<br />

Die meisten der Neuansiedlungen kommen<br />

aus Deutschland mit insgesamt 42<br />

Firmen. Auch das Interesse von Unternehmen<br />

aus Mittel- und Osteuropa war 2011<br />

ungebrochen. 27 Unternehmen aus dem<br />

CEE-Raum konnten verzeichnet werden.<br />

Die wichtigsten Investoren sind dabei Ungarn<br />

mit elf und Russland mit fünf Unternehmen.<br />

Stark vertreten waren 2011 auch<br />

die USA mit zehn und China mit acht Unternehmen,<br />

die sich für den Standort Wien<br />

entschieden haben.<br />

International attraktiv<br />

Die international hervorragende Positionierung<br />

Wiens wird regelmäßig in Studien<br />

und Rankings belegt. Erst Anfang März<br />

2012 hat das anerkannte „fDi Magazine“,<br />

das zur „Financial Times“-Gruppe gehört,<br />

Wien in seinem europaweiten Wettbewerb<br />

„European Cities and Regions of the Future“<br />

zum Sieger in der Kategorie „Wirtschaftliches<br />

Potenzial“ gekürt. Das „fDi<br />

Magazine“ erstellt jährliche Rankings zu<br />

den attraktivsten europäischen Regionen<br />

und Städten für Direktinvestitionen. Insgesamt<br />

konnte Wien den hervorragenden 3.<br />

Platz hinter London und Paris verbuchen.<br />

Bewertungskriterien sind neben demografi<br />

schen Erhebungen wie Bevölkerungsdaten<br />

und volkswirtschaftlichen Daten Einrichtungen<br />

und Ausgaben in Forschung<br />

und Entwicklung, Kostenkomponenten<br />

wie Mietpreise und Lohnhöhe sowie das<br />

Arbeitskräftepotenzial und universitäre<br />

Einrichtungen.<br />

Dass Wien unter insgesamt 223 Städten<br />

zur Nummer eins gekürt wurde, zeigt einmal<br />

mehr die Spitzenposition Wiens als<br />

wirtschaftliche Metropole in Europa. Wien<br />

ist mit den wirtschaftspolitischen Maßnahmen<br />

auf dem richtigen Weg.<br />

Investitionsfreundliche<br />

Infrastruktur<br />

Eine wichtige Rolle in der internationalen<br />

Attraktivität eines Standortes spielt auch<br />

das Vorhandensein der entsprechenden Infrastruktur.<br />

Die Stadt Wien setzt sich gemeinsam<br />

mit der Wirtschaftsagentur Wien<br />

dafür ein, ideale Voraussetzungen für Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

aller Branchen zu schaffen.<br />

So entsteht beispielsweise mit der Seestadt<br />

Aspern ein neuer Stadtteil nach modernsten<br />

ökologischen und stadtplanerischen Kriterien.<br />

Mit geplantem Wohnraum für rund<br />

20.000 Menschen und ebenso vielen Ar-<br />

beitsplätzen zählt die Seestadt zu den größten<br />

Stadtentwicklungsprojekten Europas.<br />

Mit dem Stadtentwicklungsgebiet Neu<br />

Marx entsteht derzeit mitten in Wien ein<br />

moderner Standort für Forschung, Medien,<br />

Technologie und die Kreativbranche.<br />

Aktuell arbeitet die Wirtschaftsagentur<br />

Wien am selben Areal an der Fertigstellung<br />

des größten Medienzentrums des<br />

Landes – dem Media Quarter Marx<br />

(MQM). Auf rund 35.000 Quadratmetern<br />

Bürofl äche bietet sich eine optimal auf die<br />

Bedürfnisse von Medienschaffenden zugeschnittene<br />

Infrastruktur. Bis 2015 sollen<br />

rund 15.000 neue Arbeitsplätze in Neu<br />

Marx entstehen.<br />

Gebaut wird auch auf dem ehemaligen<br />

Waagner-Biro-Gelände im 22. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Auf dem 140.000 Quadratmeter<br />

großen Areal entstehen unter der Federführung<br />

der Wirtschaftsagentur Wien<br />

und der Wien Holding in Kooperation mit<br />

mehreren Partnern zwei Bürokomplexe<br />

unter dem Namen STAR 22. Nach der<br />

Fertigstellung im Jahr 2013 werden dort<br />

bis zu 1.100 Menschen arbeiten.<br />

Auch das Industriegebiet Liesing Mitte<br />

verändert derzeit sein Gesicht. Hier soll<br />

ein Wissenschafts- und Technologiestandort<br />

geschaffen werden, der optimale Rahmenbedingungen<br />

für Unternehmen bietet<br />

und die verstärkte Ansiedlung von Hochtechnologiebetrieben<br />

fördern soll. Durch<br />

die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft<br />

und Forschung soll langfristig<br />

ein Wissensquartier entstehen. Auch hier<br />

stehen in der Umsetzung höchste ökologische<br />

Maßstäbe und Nachhaltigkeit im<br />

Mittelpunkt.<br />

Expat Center Vienna<br />

Seit 2011 bietet die Wirtschaftsagentur<br />

Wien mit dem „Expat Center Vienna“ am<br />

Schmerlingplatz ergänzend eine Plattform<br />

für internationale Unternehmen und ihre<br />

hochqualifi zierten Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter. Ziel der Servicestelle, die in<br />

Europa eine Vorreiterrolle einnimmt, ist es,<br />

den berufl ichen und privaten Start und das<br />

Leben und Arbeiten in Wien so effi zient,<br />

angenehm und erfolgreich wie möglich zu<br />

gestalten.<br />

Ungefähr 1.800 Expatriates, also internationale<br />

Fach- oder Führungskräfte, konnten<br />

seit der Eröffnung vor eineinhalb<br />

Jahren erfolgreich beraten und betreut<br />

werden. Pro Tag langen durchschnittlich<br />

20 neue Anfragen telefonisch oder per E-<br />

Mail ein. Die meisten kommen aus<br />

Deutschland, Großbritannien, den USA<br />

und Osteuropa.


<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 6B<br />

EU & DASEINSVORSORGE<br />

WIEN INTERNATIONAL<br />

Eine MA für „Europäische Angelegenheiten“<br />

Zur optimalen Positionierung des Standortes Wien in Europa wurde die Abteilung „Europäische Angelegenheiten“ (MA 27) – bis 2011<br />

„EU-Strategie und Wirtschaftsentwicklung“ – ins Leben gerufen.<br />

Die vom Gemeinderatsausschuss für europäische<br />

und internationale Angelegenheiten<br />

Ende des Vorjahres angenommene Europa-Deklaration<br />

zeigt die zahlreichen<br />

Auswirkungen, die das Voranschreiten der<br />

europäischen Integration auf eine Metropole<br />

wie Wien in einer globalisierten Welt<br />

hat. Um diese Aufgaben für die Stadt Wien<br />

bestmöglich abzuwickeln, werden nun die<br />

europapolitischen Kompetenzen der Gemeinde<br />

Wien in der Magistratsabteilung<br />

27 (Europäische Angelegenheiten) gebündelt.<br />

Die interimistische Leitung der neu<br />

gegründeten MA 23 (Wirtschaft, Arbeit<br />

und Statistik) wurde dem 31-jährigen Betriebswirt<br />

Mag. Wolfgang Bartsch übertragen.<br />

Eine der zentralen Aufgaben der<br />

neuen Abteilung wird die Weiterentwicklung<br />

des Wirtschaftsstandorts Wien mit<br />

seinen hochqualifi zierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern sein.<br />

Schon in den vergangenen Jahren war das<br />

Thema EU in Wien in vielfältiger Weise<br />

präsent. Durch Fördergelder wurden zahlreiche<br />

bauliche und kulturelle Maßnahmen<br />

unterstützt, wie etwa der Aufbau<br />

eines Mährischen Museums, Park-Neugestaltungen,<br />

Infrastrukturverbesserungen,<br />

Aktionen für ein Mobilitätsangebot für ältere<br />

Mitbürger oder auch Arbeitsmarkt-Initiativen<br />

für Menschen mit Behinderung.<br />

Bis 2013 (die Programme laufen bereits<br />

seit 2007) stehen Wien dafür 25 Millionen<br />

Euro EU-Mittel aus dem EFRE (Europäischer<br />

Fonds für regionale Entwicklung)<br />

zur Verfügung. Diese werden gemeinsam<br />

mit Landesmitteln in einem 50 Millionen<br />

Euro großen Investitionsprogramm für<br />

Vorhaben zur Stärkung der Wiener Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Verbesserung des<br />

städtischen Lebensraumes in Problemgebieten<br />

eingesetzt.<br />

Das Investitionsprogramm steht unter dem<br />

Aspekt der Innovation. Aus diesem Programm<br />

sollen daher Vorhaben der öffentli-<br />

„Wien International“ (1B bis 6B) ist eine<br />

Sonderausgabe der Stadt Wien, die in<br />

Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung<br />

VERKEHR produziert wird.<br />

chen Hand von europäischer Dimension<br />

fi nanziert werden, die auch geeignet sind,<br />

als Erfahrungsbasis auf europäischer<br />

Ebene herangezogen zu werden. Das Programm<br />

gliedert sich in zwei inhaltliche<br />

Themenschwerpunkte (Prioritätsachsen).<br />

Prioritätsachse 1 – Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

Junge Unternehmen sollen von Impuls-<br />

und Gründungszentren in der Anfangsphase<br />

begleitet werden. Weiters soll der<br />

Zugang zu Finanzierungsmitteln in der<br />

schwierigen Startphase erleichtert werden.<br />

Durch die Vernetzung von Universitäten,<br />

Forschungseinrichtungen und Unternehmen<br />

soll Wien als Wissensstandort gestärkt<br />

werden.<br />

Prioritätsachse 2 – Verbesserung des städtischen<br />

Lebensraumes<br />

Verbesserungen der städtischen Lebensqualität<br />

sollen primär im Bereich des<br />

Westgürtels erreicht werden: Durch diese<br />

Förderungen können bauliche Maßnahmen<br />

mitfi nanziert werden. Pilotprojekte<br />

für eine bessere <strong>Verkehr</strong>sorganisation oder<br />

Logistik sollen neue Rahmenbedingungen<br />

für den Wiener Raum schaffen.<br />

WIENTOURISMUS<br />

Leben in Wien<br />

Der Begriff Daseinsvorsorge umschließt all<br />

jene öffentlichen Dienstleistungen, die für<br />

unser tägliches Leben besonders wichtig<br />

sind und zur hohen Lebensqualität in<br />

Wien beitragen: Wasserversorgung, Abwasser-<br />

und Müllentsorgung, Gesundheits-<br />

und soziale Dienstleistungen, öffentlicher<br />

Personen-Nahverkehr und vieles mehr.<br />

Die Dienstleistungen werden in Österreich<br />

von Ländern, Städten und Gemeinden erbracht.<br />

Sie sind nicht an Gewinn orientiert,<br />

sondern priorisieren hohe Qualitätsstandards,<br />

unter anderem allgemeine<br />

Zugänglichkeit, Versorgungssicherheit und<br />

Kontinuität.<br />

Für die Stadt Wien setzt sich das Dezernat<br />

Daseinsvorsorge der Abteilung der MA 27<br />

(Europäische Angelegenheiten) dafür ein,<br />

dass das auch in Zukunft so bleibt. Es sollen<br />

nicht – wie in Europa vielfach beabsichtigt<br />

– wirtschaftliche Interessen privater<br />

Unternehmen über dem Wohl der<br />

Bürgerinnen und Bürger stehen.<br />

Erfolg für Wien<br />

Die Dienstleistungsrichtlinie der EU ist seit<br />

Dezember 2006 in Kraft. Damit ist die Europäische<br />

Union ihrem Ziel näher gekom-<br />

ARCHIV<br />

men, die Dienstleistungserbringung innerhalb<br />

der EU-Mitgliedstaaten zu<br />

vereinfachen. Diese Tendenz umfasst<br />

grundsätzlich alle Dienstleistungen, auch<br />

die öffentlichen Dienstleistungen. Ausnahmen<br />

sind nur für folgende öffentliche Leistungen<br />

vorgesehen:<br />

• Gesundheitsdienstleistungen<br />

• Bestimmte soziale Dienstleistungen (beispielsweise<br />

sozialer Wohnbau, Kinderbetreuung,<br />

Unterstützung von Familien<br />

und hilfsbedürftigen Personen)<br />

• <strong>Verkehr</strong>sdienstleistungen<br />

• Dienstleistungen von allgemeinem, nicht<br />

wirtschaftlichem Interesse (beispielsweise<br />

Militär, Polizei, Bildung)<br />

Öffentliche Dienstleistungen, für die Gebühren<br />

eingehoben werden, wie die Wasserversorgung<br />

oder Müllentsorgung, fallen<br />

jedoch in den Anwendungsbereich der<br />

Richtlinie.<br />

Kernstück der Dienstleistungsrichtlinie ist<br />

das Prinzip der Dienstleistungsfreiheit. Unternehmen<br />

können ihre Dienstleistungen<br />

in jedem anderen EU-Staat anbieten. Neu<br />

dabei ist, dass in erster Linie die Vorschriften<br />

des Heimatlandes des Unternehmens<br />

gelten sollen. Nur aus Gründen der öffent-<br />

lichen Ordnung, Sicherheit, Gesundheit sowie<br />

des Umweltschutzes kann der Empfängerstaat<br />

die Einhaltung seiner<br />

nationalen Bestimmungen der Erbringerin<br />

oder dem Erbringer von Dienstleistungen<br />

weiterhin vorschreiben. Sozialpolitische<br />

beziehungsweise konsumentenschutzrechtliche<br />

Gründe dürfen dem nicht entgegengehalten<br />

werden.<br />

Position der Stadt Wien<br />

Wien wandte sich auf Grund der möglichen<br />

negativen Auswirkungen massiv gegen<br />

die Einbeziehung öffentlicher Dienstleistungen<br />

in den Anwendungsbereich der<br />

Dienstleistungsrichtlinie. Die Stadt konnte<br />

ihre Position dahingehend durchsetzen, als<br />

in diesen sensiblen Bereichen weiterhin innerstaatliches<br />

Recht anzuwenden ist und<br />

somit die hohe Qualität der öffentlichen<br />

Dienstleistungen gewahrt bleibt.

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