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A-1110 Wien, Leberstrasse 122 · Tel. 740 95-0 · Erscheinungsort Wien · Verlagspostamt 1110 Wien · ISSN 0254-5314 · P.b.b. · 02Z031025W<br />
LOGISTIK-TAG 2012<br />
27. bis 28. Juni, Design Center Linz<br />
MARKTBAROMETER EU<br />
EU EU<br />
49<br />
51<br />
Fracht in % Laderaum in %<br />
Werte: von 06.06. bis 12.06.2012<br />
Das EU-weite Frachtangebot hat in<br />
der letzten Woche nachgegeben<br />
und ist hauchdünn unter die<br />
50-Prozent-Marke gerutscht. Der<br />
österreichische Markt performt weiter<br />
stark. Die Detailzahlen für Österreich<br />
fi nden Sie auf Seite 8.<br />
AKTUELL<br />
Österreichisches Knowhow<br />
bei der Euro 2012<br />
Quehenberger Logistik ist bei der<br />
Fußball-Europameisterschaft in<br />
der Ukraine im Einsatz. Für verschiedene<br />
namhafte Partner und<br />
Kunden erfüllt das ukrainische<br />
Tochterunternehmen des Salzburger<br />
Logistikspezialisten, das<br />
schon seit 1999 in der Ukraine<br />
tätig ist, unterschiedlichste Aufgaben<br />
im Transportmanagement.<br />
Schon in München und Wien beginnt<br />
die Reise des Catering-<br />
Equipments, das in den vier ukrainischen<br />
Stadien der Fußball-<br />
Euro eingesetzt wird. Seit Mitte<br />
Mai transportiert Quehenberger<br />
Logistics für einen westeuropäischen<br />
Logistikkonzern diese Ausrüstung<br />
in die Ukraine. Die<br />
Transporte haben genaue Zeitvorgaben<br />
und müssen auch sicherheitstechnisch<br />
exakte Prozessvorgaben<br />
erfüllen. Auch beim<br />
Transfer der Fußballteams und<br />
Betreuer ist man engagiert, und<br />
zwar für die beiden Stadien Lviv<br />
und Kharkiv.<br />
<strong>Verkehr</strong><br />
INT. WOCHENZEITUNG FÜR TRANSPORT, LOGISTIK, WIRTSCHAFT<br />
68. Jahrgang www.verkehr.co.at 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
Kerngeschäft im Fokus<br />
Interview mit Michael Stahlgut,<br />
CEO SBB Cargo International<br />
AUS- UND WEITERBILDUNG<br />
„Logistik braucht Menschen,<br />
die Sicherheit herstellen“<br />
In Zeiten der Instabilität leistet eine hervorragende Ausbildung mehr denn je einen<br />
wichtigen Beitrag für die immer komplexer werdenden Supply-Chain-Prozesse, ist<br />
Logistikum-Chef Franz Staberhofer im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong> überzeugt.<br />
Die „Logistik“ ist DAS Management-Werkzeug<br />
in einer instabilen<br />
Zeit. Denn die Unternehmen<br />
sehen sich mit immer komplexer<br />
werdenden Märkten konfrontiert.<br />
„Aufgabe eines hervorragend<br />
ausgebildeten SCM-Managers<br />
(Supply Chain Management)<br />
ist es, diese zu koordinieren“, erklärt<br />
Franz Staberhofer. Der Direktor<br />
des Logistikums, der Logistik-Schmiede<br />
der Fachhochschule<br />
(FH) Oberösterreich in<br />
MAYR<br />
SEITE 4<br />
Steyr, spricht sich für ein stärkeres<br />
Bewusstsein darüber aus, was<br />
Logistik überhaupt zu leisten imstande<br />
ist. Heute kann zunehmend<br />
beobachtet werden, dass<br />
der aus dem Nachschubwesen<br />
kommende Begriff im Alltag des<br />
21. Jahrhunderts angekommen<br />
ist. Nachrichten beschreiben die<br />
Logistik in Erdbebengebieten. Lebensmittelketten<br />
preisen ihre Frischestrategie<br />
an und rühmen sich<br />
der dahinterliegenden Logistik.<br />
Komplexität verringern<br />
Je größer die Anzahl der Produkte<br />
und Varianten wird, umso<br />
besser muss das Management<br />
sein. Darauf werden die Absolventen<br />
der Studiengänge in Steyr<br />
vorbereitet. Häufi g lockt bei Studien<br />
mehr die Bezeichnung als<br />
der Blick auf Inhalte. Gerade bei<br />
Logistik werden die enorme<br />
Breite und damit die vielen Möglichkeiten<br />
oft nicht wahrgenom-<br />
Special: Neue Bahn<br />
Die neuesten Entwicklungen auf<br />
dem Bahnsektor<br />
men. Auch in Steyr wird auf Themen<br />
von der Marktsegmentierung<br />
über Betriebswirtschaft bis<br />
hin zur Soziologie gemeinsam<br />
mit den logistischen Fachthemen<br />
zur Gestaltung einer Lieferkette<br />
Bezug genommen. Zurzeit werden<br />
an der FH Steyr die Studien<br />
Internationales Logistik-Management<br />
im Bachelor, sechs Semester,<br />
und Supply Chain Management<br />
im Master, vier Semester, angeboten.<br />
Auch das Weiterbildungsan-<br />
Chefredakteur Johannes Tomsich (rechts) im Gespräch mit Franz Staberhofer,<br />
Direktor des Logistikums Steyr und Obmann des VNL<br />
gebot wird zurzeit weiter ausgebaut.<br />
Zu einem so genannten<br />
„Inhouse-Programm Logistik-<br />
Management“ können sich zwei<br />
bis drei Firmen zusammenschließen.<br />
Sicherheit herstellen<br />
Die Experten für unternehmensübergreifende<br />
Logistikketten haben<br />
andere Aufgaben als Controller.<br />
Alles nur über Kosten zu<br />
regeln, ist sicherlich zu wenig. Bereits<br />
bei Outsourcing-Projekten<br />
musste die Erfahrung gemacht<br />
werden, dass allein Kostengründe<br />
nicht reichen, um letztlich die<br />
richtige Entscheidung fällen zu<br />
SEITEN 1A BIS 12A<br />
können. „Hier werden Menschen<br />
gebraucht, die Sicherheit herstellen“,<br />
so Staberhofer. Mit SCM,<br />
der neuen Form des Managements,<br />
besitzen die Unternehmen<br />
Instrumente, ihr Umfeld zu gestalten:<br />
von der Beschaffung über<br />
die Planung, die Produktion bis<br />
zur Distribution. Ziel ist, dass die<br />
Studenten diese Instrumente beherrschen.<br />
Die Ausbildungsstätte<br />
liefert somit einen wertvollen<br />
Beitrag zum Aufbau von guten<br />
Fachkräften. Vor zwei Jahren<br />
wurde in Steyr damit begonnen,<br />
die „Dimension Mensch in die<br />
Kette zu integrieren“. Im Projekt<br />
Soziologie in der Supply Chain<br />
kam zutage, dass der Mensch stabile<br />
Rahmenbedingungen<br />
braucht, um mehr bewegen zu<br />
können. „Veränderungen sind ja<br />
nicht immer etwas Positives“, so<br />
Staberhofer.<br />
Durchgängigkeit in Kette<br />
schaffen<br />
Staberhofer spricht nicht gerne<br />
von einer „2008er-Krise“. Für<br />
ihn ist der Begriff Wirtschaftsschwankungen<br />
zutreffender.<br />
„Denn der Markt ist immer volatil.“<br />
Viele Unternehmen in einem<br />
wirtschaftlich schwierigeren Umfeld<br />
sind nicht in der Lage, darauf<br />
zu reagieren. Sie fühlen sich<br />
gegenüber Schwankungen und<br />
Währungsunsicherheiten ohnmächtig.<br />
Deshalb plädiert Staberhofer<br />
dafür, zuerst die eigenen<br />
Prozesse in Ordnung zu bringen.<br />
» Fachhochschulen haben nicht nur die<br />
Erwartungen erfüllt, sondern sie sogar<br />
übertroffen. «<br />
Häufi g würde zu viel Geld für die<br />
triviale Erhaltung der Mengen<br />
ausgegeben, die Preise werden<br />
runtergefahren. Besser wäre es,<br />
richtige Maßnahmen im Unternehmen<br />
zu setzen, um Marktschwankungen<br />
durch die richtige<br />
Preisgestaltung zu nutzen.<br />
� FORTSETZUNG AUF SEITE 3<br />
Sonderbeilage<br />
Wien als internationaler<br />
Wirtschaftsstandort<br />
AKTUELL<br />
DPD expandiert in<br />
Ungarn<br />
SEITEN1B BIS 6B<br />
Paket- und Expressdienstleister<br />
DPD hat den ungarischen Anbieter<br />
GTR Logistics Kft. vollständig<br />
übernommen. GTR ist seit 15<br />
Jahren auf dem ungarischen<br />
KEP-Markt aktiv und wurde<br />
jetzt nach erfolgter Restrukturierung<br />
vom Finanzinvestor Central<br />
Fund Kockázati Tökealap-kezelö<br />
Zrt. veräußert. Durch den Kauf<br />
von GTR wird das Netzwerk von<br />
DPD Ungarn um zehn Standorte<br />
auf insgesamt 28 Niederlassungen<br />
erweitert. In Zukunft werden<br />
mehr als 500 Mitarbeiter und<br />
Zustellfahrer mit mehr als 300<br />
Fahrzeugen zur Verfügung stehen.<br />
Neuer Boeing-Frachter bei<br />
Panalpina<br />
Der erste von zwei Boeing<br />
747-8-Frachtern hat den regulären<br />
Betrieb im eigenen Luftfrachtnetzwerk<br />
von Panalpina aufgenommen.<br />
Das Flugzeug wird unter<br />
anderem auf der Route Luxemburg–Huntsville<br />
eingesetzt.<br />
Die neuen Maschinen ersetzen<br />
zwei Vorgängermodelle vom Typ<br />
747-400F. Ein Merkmal der<br />
neuen Flugzeuge ist, dass zwei<br />
Temperaturbereiche gleichzeitig<br />
kontrolliert werden können: einer<br />
für 2 bis 8 Grad Celsius (Kühlkette)<br />
und einer für 15 bis 25<br />
Grad (kontrollierte Raumtemperatur).<br />
Der temperaturgeführte<br />
Produkttransport ist ein Muss in<br />
der Healthcare-Industrie.
2 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
EDITORIAL<br />
BVL Ö. KAPSCH<br />
Infrastruktur-Investments<br />
nachfrageorientiert tätigen!<br />
VON JOHANNES TOMSICH<br />
Laut OECD-Daten haben sich<br />
Infrastruktur-Investments in<br />
CEE (Central Eastern Europe)<br />
mehr zugunsten der Straßen gesteigert,<br />
in Westeuropa dagegen<br />
liegt der Fokus mehr auf der<br />
Bahn. Gegenüber Rekordsummen,<br />
die noch 2009 investiert<br />
worden sind, zeigen die aktuellsten<br />
Daten (2010) nun einen<br />
Rückgang um rund 11 Prozent.<br />
Durchschnittlich, so heißt es<br />
hier, investieren die OECD-Mitgliedsstaaten<br />
seit 1995 bis heute<br />
zwischen 0,8 und 1 Prozent des<br />
BIP pro Jahr in die <strong>Verkehr</strong>s-<br />
und Transportinfrastruktur.<br />
Ausnahmen sind Griechenland,<br />
Spanien und Portugal.<br />
Diese Länder haben jährlich<br />
zwischen 1,6 und 2 Prozent des<br />
BIP investiert. Dies zeigt, dass<br />
mehr Geld für Transport- und<br />
<strong>Verkehr</strong>sinfrastruktur nicht generell<br />
mit einer besseren wirtschaftlichen<br />
Entwicklung korreliert.<br />
Vor allem dann, wenn die<br />
Investitionen an falscher Stelle<br />
getätigt werden, zum Beispiel<br />
Straßen ausgebaut werden, die<br />
nicht wirklich ein hohes <strong>Verkehr</strong>saufkommen<br />
zu bewältigen<br />
haben.<br />
Aktuelle Angaben zur Zufriedenheit<br />
der Logistikdienstleister<br />
in den jeweiligen Ländern liefert<br />
der Logistics Performance Index<br />
2012 (LPI) der Weltbank. Dazu<br />
MENSCHEN & WEGE<br />
Wolfgang Leindecker ist neu bei<br />
Kapsch<br />
Wolfgang Kubesch ist neuer Geschäftsführer<br />
der BVL Österreich<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
wurden nun bereits zum dritten<br />
Mal – nach 2007 und 2010 –<br />
mehr als 1.000 Unternehmen –<br />
Spediteure, Expressdienste und<br />
Logistikunternehmen – aus 143<br />
Staaten befragt. Themen wie<br />
Zoll, Infrastruktur, internationale<br />
Transporte, Pünktlichkeit<br />
und vieles mehr werden hier behandelt.<br />
Österreich hat hier in<br />
der aktuellen 2012er-Studie übrigens<br />
zugelegt, von Platz 19<br />
(2010) auf Platz 11. Unser<br />
Nachbar Deutschland, der zuletzt<br />
die Nummer 1 beansprucht<br />
hat, fi el auf Platz 4 zurück.<br />
Ebenso sind die Nachbarländer<br />
Slowakei (von 38 auf 51),<br />
Tschechien (von 26 auf 44), die<br />
Schweiz (von 6 auf 16) und Italien<br />
(von 22 auf 24) zurückgefallen.<br />
Lediglich Ungarn (von 52<br />
auf 40) und Slowenien (von 57<br />
auf 34) konnten sich weiter<br />
vorne einreihen.<br />
Neuer Vice President<br />
M2M & Public Transport<br />
Wolfgang Leindecker, 40, ist als<br />
neuer Vice President M2M und<br />
Public Transport bei Kapsch CarrierCom<br />
für den weltweiten Aufbau<br />
der neuen Geschäftsfelder<br />
Machine-to-machine Networks<br />
und Public Transport verantwortlich.<br />
Leindecker war mehr<br />
als zwölf Jahre im ITK-Umfeld<br />
tätig – zuletzt als COO bei NextiraOne<br />
Austria.<br />
Neuer Geschäftsführer der<br />
BVL Österreich<br />
Wolfgang Kubesch übernahm die<br />
Geschäftsführung der Bundesvereinigung<br />
Logistik. Kubesch war<br />
zuletzt über zehn Jahre bei freytag<br />
& berndt im Bereich Marketing<br />
und Vertrieb sowie Beschaffung<br />
und Produktion samt<br />
Unternehmensorganisation tätig.<br />
Aus diesem Aufgabengebiet ergaben<br />
sich intensive Schnittstellen<br />
zur Logistik.<br />
KOMBINIERTER VERKEHR<br />
Kombi-Schiene von Köln<br />
nach Frankreich<br />
Die deutsche Kombiverkehr optimiert den Kombi-<strong>Verkehr</strong> von Deutschland nach<br />
Frankreich.<br />
Seit 11. Juni können Lkw in Köln<br />
auf die Schiene wechseln, denn<br />
ab diesem Zeitpunkt rollt ein Direkt-Ganzzug<br />
zwischen Duisburg<br />
und Lyon, in dem eine Wagengruppe<br />
mit Köln-Eifeltor als Start<br />
oder Ziel mitfährt. „Damit erhöhen<br />
wir die Flexibilität für unsere<br />
Kunden deutlich,“ sagt Robert<br />
Breuhahn, Geschäftsführer von<br />
Kombiverkehr.<br />
Flexibler durch Halt in Köln<br />
Damit können Sendungen in<br />
Köln beispielsweise auf Direktzugverbindungen<br />
nach Ulm oder<br />
Kornwestheim und international<br />
nach Norditalien (Busto und Verona)<br />
oder in die Schweiz<br />
SCHWEIZ<br />
Kahlschlag bei den SBB<br />
SBB Cargo setzt im Wagenladungsverkehr den Rotstift an und plant die Schließung von<br />
128 Verladebahnhöfen, um aus den roten Zahlen zu kommen.<br />
Die Schweizerischen Bundesbahnen<br />
haben beim Wagenladungsverkehr<br />
ein Problem mit den hohen<br />
Kosten und den nicht im<br />
gleichen Maß steigenden Margen.<br />
Fazit: Von den 500 aktuellen<br />
Verladebahnhöfen mit Fokus Wagenladungsverkehr<br />
sollen in absehbarer<br />
Zeit 128 geschlossen<br />
werden, um Kosten zu sparen<br />
und aus den roten Zahlen zu<br />
kommen. Der Versuch der Reduktion<br />
läuft bei SBB Cargo<br />
schon einige Jahre, doch wurde<br />
sie dabei von der Politik in Bern<br />
immer wieder gestoppt. Jetzt<br />
wurde ein neuerlicher Anlauf gestartet<br />
und die Regierung hat ihr<br />
Okay zum Einsparungsprogramm<br />
bei den Verladebahnhöfen<br />
gegeben.<br />
Im Dezember ist es so weit<br />
Ab Fahrplanwechsel im Dezember<br />
dieses Jahres wird SBB Cargo<br />
auf den genannten 128 Bahnhöfen<br />
keine Einzelwagen und Wagengruppen<br />
mehr abfertigen. Eigentlich<br />
wollte sie sogar 155<br />
Bahnhöfe für den Einzelwagenverkehr<br />
schließen. Betroffen von<br />
der Schließung sind die Holz-<br />
und Zementindustrie und die<br />
Landwirtschaft.<br />
Laut Angaben von SBB Cargo sei<br />
auf den 128 Bahnhöfen durchschnittlich<br />
oft nur ein Wagen pro<br />
Tag als Volumen angefallen, bei<br />
gleich bleibenden Kosten bei der<br />
(Aarau) „umsteigen“. Die Gesamtlaufzeit<br />
des Zuges zwischen<br />
Lyon und Duisburg ändert sich<br />
durch den Halt in Köln nicht.<br />
Die Züge fahren dreimal wöchentlich<br />
in jeder Richtung und<br />
erreichen ihr Ziel bei Abfahrten<br />
während der Woche jeweils am<br />
nächsten Morgen und bei Samstagsabfahrten<br />
am Montagmorgen.<br />
„Schienenoperateure dürfen<br />
sich nicht nur auf Rennstrecken<br />
zwischen A und B konzentrieren“,<br />
so Breuhahn.<br />
Für Transportunternehmer und<br />
Spediteure sei es wichtig, ein<br />
Netz zur Verfügung zu haben,<br />
durch das verschiedene Abfahrts-<br />
und Zielpunkte fl exibel kombi-<br />
Vorhaltung der Infrastruktur. Die<br />
Bahn erhofft sich von der Schließung<br />
Kosteneinsparungen von 35<br />
Mio. Franken. Dem steht aber<br />
auch ein prognostizierter Umsatzverlust<br />
von neun Mio. Franken<br />
gegenüber. Betroffen von der<br />
Aktion sind auch 200 Arbeitsplätze,<br />
die ab Dezember hinfällig<br />
werden. Die Mitarbeiter sollen<br />
jedoch nicht freigesetzt, sondern<br />
im Haus anderen Geschäftsbereichen<br />
zugeordnet werden.<br />
Mengenverlust einkalkuliert<br />
Die SBB versprechen der verladenden<br />
Wirtschaft, dass trotz<br />
Schließung weiterhin 98 Prozent<br />
des gegenwärtigen Güteraufkommens<br />
in der Schweiz auf der<br />
Bahn rollen werden, und dass<br />
sich der Modal-Split zugunsten<br />
der Schiene von derzeit 23 Prozent<br />
nicht gravierend zu deren<br />
Nachteil verändert.<br />
Dass es zu einer Verlagerung von<br />
der Schiene auf die Straße kommen<br />
wird, will Nicolas Perrin,<br />
CEO von SBB Cargo, freilich<br />
nicht ausschließen: „Die Menge<br />
wird nur geringfügig zurückgehen,<br />
die Zahl der bedienten<br />
Punkte müssen wir aber reduzieren.“<br />
SBB Cargo steht unter massivem<br />
Druck und muss bis 2013<br />
in die schwarzen Zahlen kommen.<br />
Weiterhin gesichert ist der<br />
Einzelwagen- und Wagengruppenverkehr<br />
zu 374 Bahnhöfen in<br />
HERAUSGEBER Bohmann Druck und Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG GESCHÄFTSFÜHRUNG Drin . Gabriele Ambros, Gerhard Milletich VERLEGER Bohmann Druck und Verlag, GesmbH & Co. KG, A-1110 Wien, Leberstraße 122 VERLAGSLEITUNG Mag.<br />
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<strong>Verkehr</strong>swissenschaftliche Gesellschaft (ÖVG), Zentralverband Spedition & Logistik, Öst. Möbeltransportverband (ÖMTV), Verband österreichischer Fernfrächter, Int.Verband der Tarifeure. Nachdruck nur<br />
mit ausdrücklicher Genehmigung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.<br />
European<br />
Transport Press<br />
ETP<br />
niert werden könnten. Die neuen<br />
Umsteigemöglichkeiten im<br />
Frankreich-<strong>Verkehr</strong> ab oder nach<br />
Köln seien dafür ein gutes Beispiel.<br />
Es zeige außerdem, wie eine<br />
solche Erweiterung zusätzliche<br />
Verbesserungen nach sich ziehen<br />
könne und so der Kombinierte<br />
<strong>Verkehr</strong> kontinuierlich attraktiver<br />
und leistungsfähiger werde.<br />
Breuhahn schließt einen weiteren<br />
Ausbau nicht aus: „Wenn angesichts<br />
der neuen Verbindungsmöglichkeiten<br />
die Nachfrage im<br />
Frankreich-<strong>Verkehr</strong> steigt, wären<br />
wir auch in der Lage, den Direktzug<br />
werktäglich anzubieten, was<br />
die Attraktivität des Zuges nochmals<br />
erhöhen würde.“<br />
der ganzen Schweiz. Auf wirtschaftspolitischer<br />
Ebene sorgt der<br />
Kahlschlag für Irritation. Predigt<br />
die Berner <strong>Verkehr</strong>spolitik doch<br />
seit Jahren die Verlagerung des<br />
Güterverkehrs von der Straße auf<br />
die Schiene, um die romantischen<br />
Täler von den transitierenden<br />
Lkw freizuhalten.<br />
Die Kritik an der Schließung der<br />
Bahnhöfe richtet sich weniger gegen<br />
die SBB Cargo als vielmehr<br />
an die politischen Verantwortlichen.<br />
Franz Steinegger, Präsident<br />
des Verbandes der verladenden<br />
Wirtschaft in der Schweiz (VAP),<br />
hat in betriebswirtschaftlicher<br />
Hinsicht Verständnis, dass die<br />
Bahn diesen Schritt jetzt setzt.<br />
Politisches Problem<br />
„Die Politik hat jetzt ein Problem“,<br />
setzt er nach. Die Zustimmung<br />
durch den Berner Bundesrat<br />
zur Bahnhofschließung bringe<br />
große Verlader möglicherweise in<br />
große Bedrängnis bei der Gestaltung<br />
ihrer Supply Chains. „Es<br />
kann genügen, dass es ein paar<br />
Bedienpunkte weniger gibt, damit<br />
das ganze Logistiksystem bei<br />
einem Verlader umgestellt werden<br />
muss.“ Das bringt die Gefahr<br />
mit sich, dass auch Verlader<br />
klare Fronten schaffen und sich<br />
künftig für die <strong>Verkehr</strong>sträger<br />
entscheiden, die auf der Straße<br />
Perspektiven anbieten, nämlich<br />
Lkw.<br />
Gilt für alle<br />
Fotos, Grafi ken<br />
und Artikel<br />
dieser Ausgabe.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 3<br />
AUS- UND WEITERBILDUNG<br />
Logistik braucht Menschen, die Sicherheit herstellen<br />
In Zeiten der Instabilität leistet eine hervorragende Ausbildung mehr denn je einen<br />
wichtigen Beitrag für die immer komplexer werdenden Supply-Chain-Prozesse, ist<br />
Logistikum-Chef Franz Staberhofer im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong> überzeugt.<br />
� FORTSETZUNG VON SEITE 1<br />
„Entscheidend ist heute für ein<br />
Unternehmen, Durchgängigkeit<br />
zum Markt herzustellen, den<br />
Markt zu segmentieren und nur<br />
das auszugeben, was der Kunde<br />
wirklich zahlt“, so Staberhofer.<br />
Natürlich ist auch Bestandsoptimierung<br />
ein Thema. „Oft wird<br />
der Begriff allerdings mit Bestandsminimierung<br />
gleichgesetzt,<br />
und das ist natürlich falsch“, so<br />
der Experte. Denn wenn die Bestände<br />
nicht in Relation zu den<br />
Schwankungen gemanagt werden,<br />
sieht es schlecht um den Lieferservicegrad<br />
aus. Dieser liege<br />
im Durchschnitt bei 85 Prozent.<br />
Lieferanten bewerten<br />
Dinge, die schiefl aufen, werden<br />
gerne auf Lieferanten abgewälzt.<br />
„Ein besserer Weg wäre eine Lieferantenbewertung<br />
mit entsprechenden<br />
Folgemaßnahmen“, rät<br />
Staberhofer. Gerne orientieren<br />
sich Logistik-Verantwortliche am<br />
Beispiel des Produktions-Systems<br />
von Toyota, aber beim Thema reale<br />
Lieferantenintegration wird<br />
dieses Vorbild eher vernachlässigt.<br />
Toyota ist mit seinen Lieferanten<br />
gut vernetzt. Zwar wird<br />
von ihnen viel gefordert, diese<br />
werden dann aber in schlechten<br />
Zietn auch nicht „fallen gelassen“.<br />
Derzeit wird gerade die<br />
Wirkung einer Supply-Chain-Integration<br />
wissenschaftlich begleitet<br />
und hinsichtlich der Effekte<br />
betrachtet. Ein anderes Forschungsprojekt<br />
liefert einen Beitrag<br />
zur Komplexitätsreduktion.<br />
„Mit der Methode Logistical<br />
Crash Barriers kann ich zum ersten<br />
Mal feststellen, welche Teile<br />
meine Lieferkette stören“, erklärt<br />
Staberhofer.<br />
Das heißt: Die Lieferkette wird<br />
nicht mehr nur mit der ABC-<br />
Analyse qualifi ziert. Stattdessen<br />
werden verschiedene Ebenen geprüft<br />
wie Stücklisten, die Zahl<br />
der Arbeitsschritte, die Häufi gkeit<br />
der Umlagerung und einiges<br />
mehr. Das Pragmatische an dieser<br />
Methode ist, dass sie mit den<br />
existierenden ERP-Systemen implementiert<br />
werden kann.<br />
Vorsprung gewinnen<br />
„Ergebnis war, dass mit herkömmlichen<br />
ABC-Bewertungen<br />
die für die Supply Chain relevanten<br />
Teile kaum gefunden werden“,<br />
sagt Staberhofer. Das Endergebnis<br />
könnte allerdings in<br />
zwei Jahren, wenn das Projekt<br />
beendet ist, spannende Erkennt-<br />
nisse für die effi ziente Supply-<br />
Chain-Einführung liefern. Optimierungen<br />
in der Logistik haben<br />
immer eine Auswirkung auf das<br />
Ergebnis. Pläne und Aktivitäten<br />
sollten deshalb in Relation zum<br />
Firmenergebnis gesetzt werden.<br />
Franz Staberhofer plädiert, die<br />
komfortable Situation zu nutzen,<br />
in der sich zurzeit Österreich und<br />
Deutschland wirtschaftlich noch<br />
befi nden. Bereits jetzt wird wie-<br />
» Entscheidend ist heute für Unternehmen, Durchgängigkeit zum Markt<br />
herzustellen, den Markt zu segmentieren und nur das auszugeben, was der Kunde<br />
wirklich zahlt. «<br />
MASTER-LEHRGANG<br />
der übermäßig produziert, mit einem<br />
darauffolgenden Abschwung<br />
müsse gerechnet werden. Die<br />
Frage stellt sich für den Experten<br />
nur, wie schnell oder tief dieser<br />
sein wird. „Wir müssen Adaptivität<br />
herstellen, Vorsprung gewinnen,<br />
indem ich mit den Lieferanten<br />
reale Verbesserungen in der<br />
Reaktionsfähigkeit erreiche“,<br />
sagt Staberhofer. Denn nur reale<br />
Verbesserungen seien auch echte<br />
Verbesserungen.<br />
Erwartungen übertroffen<br />
„Die Fachhochschulen haben die<br />
Erwartungen nicht nur erfüllt,<br />
sondern sie sogar übertroffen“,<br />
sagt der FH-Professor. Von der<br />
Wirtschaft werden die praxisnahe<br />
Ausbildung und die Trendsetter-Funktion<br />
in der Forschung<br />
geschätzt. Derzeit soll es sogar<br />
„Traffi c & Transport Information Design“ startet<br />
an der FH St. Pölten im Oktober<br />
Der weltweit einzigartige Lehrgang wird von bmvit und UNESCO unterstützt.<br />
„Traffi c & Transport Information<br />
Design“ widmet sich dem<br />
Thema der Informationsgestaltung<br />
im Individual- und öffentlichen<br />
<strong>Verkehr</strong> und wird vom Internationalen<br />
Institut für Informations-Design<br />
(IIID) in Zusammenarbeit<br />
mit der Fachhochschule<br />
St. Pölten angeboten. Der<br />
Kurs wurde vom IIID mit Unterstützung<br />
des Österreichischen<br />
Bundesministeriums für <strong>Verkehr</strong>,<br />
Innovation und Technologie<br />
(BMVIT) entwickelt undwird unter<br />
der Schirmherrschaft der<br />
UNESCO durchgeführt. Der Ausbildungsweg<br />
ist weltweit einzigartig,<br />
wird in englischer Sprache<br />
abgehalten und zielt auf Teilnehmer<br />
aus aller Welt ab. Die größtenteils<br />
auf Basis von Fernlehre<br />
vermittelten Inhalte machen es<br />
möglich, das fünfsemestrige Studium<br />
berufsbegleitend zu absolvieren.<br />
Die Anwesenheit an der<br />
FH St. Pölten ist jeweils eine<br />
Block-Woche pro Semester erforderlich.<br />
Möglich ist auch die Ab-<br />
solvierung einzelner Kursmodule.<br />
Die Ausbildung in „Traffi c &<br />
Transport Information Design“<br />
umfasst nicht nur die Gestaltung<br />
klassischer Informations- und<br />
Leitsysteme, wie sie beispielsweise<br />
auf Flughäfen, in Bahnhöfen<br />
oder Messegeländen benötigt<br />
werden, sondern behandelt auch<br />
neue Herausforderungen, die bei<br />
der Verbesserung der Fahrgastinformation<br />
im Personenverkehr<br />
auftreten. Interaktive Anwendungen<br />
und Informationen, die „on<br />
demand“ auf mobilen Endgeräten<br />
abgerufen werden, sind<br />
ebenso Teil des Lehrplans wie die<br />
Darstellung von „Echtzeit-Information<br />
auf <strong>Verkehr</strong>sbeeinfl ussungsanlagen,<br />
in Routenplanern<br />
und Navigationssystemen“. Auch<br />
die Gestaltung von Warn- und<br />
Rettungshinweisen bei Störfällen,<br />
Natur- und anderen Katastrophen<br />
wird im Lehrplan des Master-Lehrgangs<br />
berücksichtigt.<br />
Evaluierungsmethoden und<br />
rechtliche Rahmenbedingungen<br />
runden die umfassende Themenpalette<br />
von „Traffi c & Transport<br />
Information Design“ ab.<br />
Die ersten beiden Semester konzentrieren<br />
sich einerseits auf<br />
Grundlagen des Informations-<br />
Designs, andererseits auf multimodale<br />
Information. Diese Basisausbildung<br />
kann auch individuell<br />
absolviert werden und schließt<br />
mit einem „Certifi cate of Competence<br />
(CoC) in Multimodal Information<br />
Design“ ab. Die Spezialisierung<br />
auf Informationsgestaltung<br />
im <strong>Verkehr</strong>swesen erfolgt<br />
im zweiten Studienjahr mit<br />
den Modulen „Traffi c Information“<br />
und „Public Transport Information“.<br />
Auch für diese beiden<br />
Semester wird ein CoC angeboten.<br />
Das fünfte Semester dient<br />
dem Verfassen der Abschlussarbeit<br />
(Master Thesis). Diese Möglichkeit<br />
können auch Absolventen<br />
beider CoCs nützen. Die Anmeldefrist<br />
ist der 23. September<br />
2012, am 15. Oktober wird gestartet.<br />
MAYR<br />
noch leichter sein, nach Beendigung<br />
der Fachhochschule Arbeit<br />
zu bekommen. „Ich habe derzeit<br />
bereits viele Anfragen für die<br />
kommenden Absolventinnen und<br />
Absolventen im Juni und<br />
Herbst“, ergänzt Staberhofer.<br />
Oberösterreich ist mit zirka<br />
4.500 Studenten die größte Fachhochschule<br />
Österreichs. Der Bereich<br />
Logistik profi tiert vom strategischen<br />
Wirtschafts- und<br />
Forschungsprogramm „Innovatives<br />
OÖ 2010plus“. Mit diesem<br />
Projekt werden oberösterreichweit<br />
strategische Forschungsschwerpunkte<br />
entwickelt. Das<br />
Programmvolumen beträgt 450<br />
Millionen Euro. Im Logistikum<br />
werden jährlich 250 Projekte abgewickelt.<br />
„Die konsequente<br />
Kombination von Bildung und<br />
Forschung ist in dieser Form<br />
TRANSPORT & LOGISTIK<br />
Professor Franz Staberhofer bildet Studenten zu SCM-Managern an der<br />
Fachhochschule Steyr aus<br />
weltweit einzigartig“, so Staberhofer,<br />
der seinen Beitrag zur Ausbildung<br />
und Forschung an diesem<br />
Standort mit einem sehr<br />
offenen und positiven Geist als<br />
sinnstiftende Wirklichkeit empfi<br />
ndet. Etwa 40 Prozent des Lehrkörpers<br />
arbeiten hier in Steyr<br />
Vollzeit, 60 Prozent nebenberuflich<br />
als Lektoren. Insgesamt liefern<br />
am Logistikum 55 Professorinnen<br />
und Professoren sowie<br />
Assistentinnen und Assistenten<br />
ihre Beiträge zu Forschung und<br />
Bildung.<br />
HINTERGRUND<br />
Logistikum ist die Logistik-Kompetenz<br />
der FH OÖ, die Bildung in den<br />
Studiengängen ILM und SCM und<br />
Forschung in der Bereichen Logistikmanagement,<br />
SCM und <strong>Verkehr</strong>slogistik<br />
anbietet.<br />
Informationen:<br />
www.fh-ooe.at/campus-steyr/<br />
www.logistikum.at<br />
www.vnl.at<br />
ERRATUM SEEHANDELSBILANZ: BREMISCHE HÄFEN 2011<br />
In der Seehafenbilanz 2011 der Wochenzeitung<br />
– Ausgabe Nr. 22 vom<br />
1. Juni – wurden auf Seite 2A bedauerlicherweise<br />
bei den Bremischen<br />
Häfen (Rang 6) die Zahlen<br />
Export und Import vertauscht.<br />
Über die Bremischen Häfen wurden<br />
im Vorjahr richtigerweise 1,343.815<br />
Tonnen exportiert und 107.903 Ton-<br />
nen nach Österreich importiert. Insgesamt<br />
wurden im Vorjahr über die<br />
Häfen Koper, Rotterdam, Hamburg,<br />
Antwerpen, Konstanza, Rijeka und<br />
Bremische Häfen 17,644.096 Tonnen<br />
exportiert und importiert.<br />
Die Redaktion bedauert die Vertauschung<br />
der Zahlen.
4 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
TRANSPORT & LOGISTIK<br />
INTERVIEW<br />
„Wir konzentrieren uns auf das Kerngeschäft“<br />
Es wäre für SBB Cargo International jederzeit möglich, auch nach Österreich zu traktionieren, doch in diesem Sommer will am „Brenner keiner<br />
Hand anlegen“, sagt Michael Stahlgut, CEO SBB Cargo International, im Gespräch mit <strong>Verkehr</strong>.<br />
VON JOSEF MÜLLER<br />
<strong>Verkehr</strong>: Herr Stahlhut, SBB<br />
Cargo International ist Anfang<br />
2011 an den Start gegangen mit<br />
dem Anspruch, Kombi-<strong>Verkehr</strong><br />
im Nord-Süd-<strong>Verkehr</strong> abzuwickeln.<br />
Wie sieht die Bilanz nach<br />
17 Monaten auf dem europäischen<br />
Markt aus?<br />
Michael Stahlhut: Der Motor<br />
läuft. SBB Cargo International ist<br />
in der Schweiz unterdessen als eigenständigesEisenbahnverkehrsunternehmen<br />
zugelassen, und wir<br />
haben bereits das erste Zertifi zierungsaudit<br />
nach ISO 9001:2008<br />
erfolgreich durchlaufen. Eisenbahnmäßig<br />
ist der Start also gelungen.<br />
Wirtschaftlich hingegen<br />
hatten und haben wir aufgrund<br />
des tiefen Eurokurses mit weit<br />
härteren Bedingungen zu kämpfen<br />
als erwartet. Der Euro/SFR-<br />
Kurs stellte eine große Herausforderung<br />
für uns dar.<br />
Wozu wurde SBB Cargo International<br />
unter Beteiligung von Hupac<br />
gegründet, wenn Hupac auch<br />
in Eigenregie Kombi-<strong>Verkehr</strong>e<br />
und die Rollende Landstraße abwickelt?<br />
Stahlhut: SBB Cargo International<br />
AG hat zwei Aktionäre. Diese<br />
sind SBB Cargo AG (75 %) und<br />
die Hupac AG (25 %). Das Aktienkapital<br />
beträgt 25 Mio. SFR<br />
(21 Mio. Euro). Die Beteiligung<br />
über 25 % von Hupac an SBB<br />
Cargo International wurde im<br />
Juli 2010 beschlossen und Anfang<br />
2011, parallel zum operativen<br />
Start, gesellschaftsrechtlich<br />
fi nalisiert. Ziel ist es, gemeinsam<br />
ein schlankes, marktnahes und<br />
neutrales Traktionsunternehmen<br />
aufzubauen und zu entwickeln.<br />
Was ist der Aktionsradius von<br />
SBB Cargo International im Detail?<br />
Stahlhut: Entlang der Nord-Süd-<br />
Achse verbinden SBB Cargo International<br />
wichtige Nordrange-<br />
Häfen (kontinentaleuropäischen<br />
Häfen an der Nordsee) mit ihrem<br />
industriellen Hinterland. Wir<br />
sind aktiv von Antwerpen, Rot-<br />
terdam, Bremerhaven und Hamburg<br />
bis in den norditalienischen<br />
Wirtschaftsraum.<br />
Damit die Qualität auf der ganzen<br />
Achse gewährleistet werden<br />
kann, verfügt SBB Cargo International<br />
über eigene Produktionsgesellschaften<br />
in Deutschland<br />
und Italien.<br />
Wickeln Sie auch <strong>Verkehr</strong>e von<br />
und nach Österreich bzw. durch<br />
Österreich (Brennerroute) ab?<br />
Stahlhut: Ein Jahr nach der<br />
Gründung sind wir zufrieden mit<br />
einer stabilen Produktion durch<br />
die Schweizer Alpen. Gerade bei<br />
den alpinen Infrastrukturengpässen<br />
im Sommer dieses Jahres<br />
macht es für uns derzeit keinen<br />
Sinn, die Hand an den Brenner<br />
zu legen. Aber <strong>Verkehr</strong>e von und<br />
nach Österreich sind für uns im<br />
Grunde kein Problem, das Rollmaterial<br />
ist vorhanden.<br />
Agiert SBB Cargo International<br />
ausschließlich als Traktionär oder<br />
bieten Sie auch Value-added Services<br />
an?<br />
Stahlhut: SBB Cargo International<br />
ist ein Traktionär. Natürlich<br />
gehören bei uns auch zusätzliche<br />
Dienstleistungen wie das „Feedern“<br />
der Last Mile oder der<br />
Umgang mit Schadwagen zum<br />
Transportlauf. Die gesamte<br />
Transportleistung zu managen<br />
entspricht unserem Anspruch an<br />
eine marktgerechte Leistung. Ich<br />
würde dies aber nicht als Value-<br />
added Service bezeichnen, sondern<br />
als Schweizer Grundverständnis<br />
eines Qualitätsservices.<br />
Auf Ihrer Website präsentieren<br />
Sie sich als Traktionär von A<br />
nach B. Ist das in einem sehr<br />
stark von Konkurrenz geprägten<br />
Markt nicht etwas wenig als<br />
Dienstleistung?<br />
Stahlhut: SBB Cargo International<br />
hat das Geschäftsmodell des<br />
Traktionärs bewusst gewählt.<br />
Wir konzentrieren uns auf unser<br />
Kerngeschäft; das macht uns fl exibel,<br />
einfach und effi zient. Weiter<br />
bieten wir unseren Kunden<br />
und Partnern komplette Interoperabilität<br />
von Deutschland über<br />
Wir trauern um unseren Prokuristen i.R.<br />
Siegfried Springer<br />
Leiter der „Königsabteilung“<br />
Möbel- & Spezialtransport<br />
In seiner über 40-jährigen Betriebszugehörigkeit hat Siegfried Springer<br />
durch sein konziliantes Wesen maßgeblich zum Erfolg und dem guten<br />
Ruf unseres Unternehmens beigetragen. In seinem Betätigungsfeld<br />
weltweiter Übersiedlungen und Spezialtransporte galt er als anerkannter<br />
Fachmann und war über die Grenzen Österreichs hinaus mit vielen<br />
Branchenkollegen eng in Freundschaft verbunden.<br />
Wir werden Siegfried Springer<br />
ein würdiges Andenken bewahren.<br />
Die Geschäftsleitung der<br />
Wildenhofer Spedition und Transport GmbH<br />
die Schweiz bis nach Italien. Die<br />
hohe Qualität, für die wir am<br />
Markt bekannt sind, stellen wir<br />
eigenverantwortlich mit unseren<br />
Produktionsgesellschaften in<br />
Deutschland und in Italien sicher.<br />
Unser Verständnis von Eisenbahnproduktion<br />
ist eine integrierte<br />
Partnerschaft mit unseren<br />
Kunden. Das heißt, wir streben<br />
eine enge Verzahnung mit unseren<br />
Partnern, den Operateuren<br />
und Terminalbetreibern, an.<br />
Diese Konzentration und Aufgabenteilung<br />
kreiert eine Win-Win-<br />
Situation für alle Beteiligten.<br />
Welche <strong>Verkehr</strong>e fahren Sie derzeit<br />
konkret mit welchem Fahrplan<br />
und Volumen?<br />
Stahlhut: SBB Cargo International<br />
fährt über 30.000 Züge im<br />
Jahr und diese maßgeblich im<br />
unbegleiteten kombinierten <strong>Verkehr</strong><br />
(UKV). Rund ein Viertel unserer<br />
Leistungen sind konventionelle<br />
Ganzzüge. Dies sind zu einem<br />
großen Anteil Autotransporte,<br />
welche direkt an den<br />
Bestimmungsort gebracht werden.<br />
Zudem ist SBB Cargo International<br />
das führende EVU im<br />
Lkw-Transport auf der Schiene<br />
(oder auch RoLa) durch die<br />
Schweiz.<br />
Haben Sie die Absicht, auch österreichische<br />
Verlader zu akquirieren?<br />
Stahlhut: SBB Cargo International<br />
ist für alle Verlader offen, denen<br />
unser Portfolio entspricht,<br />
unabhängig davon, wo diese geografi<br />
sch stationiert sind. Wir sind<br />
bereits heute in Kontakt mit österreichischen<br />
Verladern.<br />
Wie viele Züge haben Sie 2011<br />
auf welchen Relationen abgefahren?<br />
Stahlhut: Im Jahr 2011 sind über<br />
30.000 Züge gefahren, das ent-<br />
KOMBINIERTER VERKEHR<br />
spricht knapp 700 Zügen pro<br />
Woche. SBB Cargo International<br />
konzentriert sich auf den Kombinierten<br />
<strong>Verkehr</strong> und auf Ganzzüge<br />
auf der europäischen Nord-<br />
Süd-Achse, von den Nordseehäfen<br />
bis nach Italien.<br />
Hat Ihr Unternehmen die anvisierten<br />
Ziele 2011 erreicht?<br />
Stahlhut: Ja, wir haben das, was<br />
wir uns vorgenommen haben, erreicht.<br />
Man darf aber sagen, dass<br />
die Aufgabe durch den Euro/SFR-<br />
Kurs im vergangenen Jahr für die<br />
gesamte Schweizer Industrie und<br />
auch für alle EVU, die den<br />
Schweizer Staat passieren,<br />
schwieriger wurde. Hier gab es<br />
für den gesamten Sektor die bekannte<br />
und durch das BAV (Bundesamt<br />
für <strong>Verkehr</strong>, Anmerk.)<br />
kommentierte Unterstützung.<br />
Gegenwärtig stützt die Schweizer<br />
Nationalbank den Kurs des Euro<br />
bei 1,2 SFR je Euro. Dies ist für<br />
alle Schweizer Unternehmen eine<br />
Hilfe auf sehr niedrigem Niveau.<br />
Wo will Ihr Unternehmen in fünf<br />
Jahren stehen?<br />
Stahlhut: In fünf Jahren wird<br />
SBB Cargo International noch<br />
präsenter sein als Qualitätsführer<br />
auf der Nord-Süd-Achse im<br />
Kombinierten <strong>Verkehr</strong>, um dann<br />
in enger Zusammenarbeit mit<br />
den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen<br />
Partnern auf das dynamische<br />
Marktumfeld hochfl exibel<br />
reagieren können.<br />
Welche Chancen hat der Kombi-<br />
<strong>Verkehr</strong> in Europa vor dem Hintergrund<br />
des größten Konkurrenten<br />
Straße und dessen deutlich<br />
günstigeren Transportpreisen im<br />
Vergleich zum Kombi-<strong>Verkehr</strong>?<br />
Stahlhut: Gezielte Infrastrukturanpassungen<br />
könnten den<br />
Kombinierten <strong>Verkehr</strong> leistungsfähiger<br />
machen. Dies setzt aber<br />
Seit 1. November 2010 ist Stahlhut<br />
CEO von SBB Cargo International.<br />
SBB CARGO INTERNATIONAL<br />
voraus, dass der Schienengüterverkehr<br />
stets gesamthaft verstanden<br />
und entsprechend zu entwickeln<br />
ist. Vor allem dann lösen<br />
Infrastrukturinvestitionen ihre<br />
volle Ertragskraft aus, wenn angemessene<br />
Zu- und Ablaufstrecken<br />
vorhanden sind und nach<br />
einheitlichen Standards produziert<br />
werden kann. Alle Parteien<br />
können und sollten hierzu ihren<br />
Beitrag leisten. Für die Güterbahnen<br />
eröffnen sich hier Chancen<br />
für neue Effi zienzgewinne. Sie<br />
leisten über einen effi zienteren<br />
Bahnbetrieb einen wichtigen Beitrag<br />
zur Realisierung der verkehrs-<br />
und umweltpolitischen<br />
Ziele der EU.<br />
HINTERGRUND<br />
SBB Cargo International in Zahlen:<br />
• Umsatz 2011: 243 Mio. SFR (202<br />
Mio. Euro)<br />
• Mitarbeiter: 600 in drei Ländern(D,<br />
CH, I)<br />
• Loks: Werden von SBB Cargo angemietet<br />
• Keine eigenen Waggons oder<br />
sonstiger Fuhrpark<br />
TX Logistik fährt von Norwegen nach Italien<br />
Das deutsche Bahnunternehmen hat für die dänische Spedition Lauritzen, Esbjerg, einen<br />
neuen Kombiverkehrszug von Halden im südöstlichen Norwegen nach Verona in<br />
Norditalien gestartet.<br />
Die neue Relation, mit 2.300 Kilometern<br />
eine der längsten in-<br />
termodalen Schienenverbindungen<br />
in Europa, verringert die<br />
Fahrzeit im Vergleich zur Straße<br />
auf zwei Tage. Die Traktion<br />
durch sechs europäische Länder<br />
übernimmt TX Logistik dabei<br />
komplett in Eigenregie.<br />
„Aktuell sind wir mit einem<br />
Rundlauf pro Woche gestartet“,<br />
erläutert Dirk Steffes, Vorstand<br />
TX Logistik. „Nach der Aufhebung<br />
der Brennersperre in Österreich<br />
im September fahren wir<br />
dann wöchentlich zwei Rundläufe.“<br />
Die Spedition Lauritzen hatte<br />
kürzlich einen Neuauftrag im Vo-<br />
lumen von rund 15 Millionen<br />
Euro mit einem großen norwegischen<br />
Exportunternehmen abgeschlossen,<br />
der den Warenaustausch<br />
per Schiene zwischen<br />
Norwegen und Italien vorsieht.<br />
Wettbewerbsfähige Preise<br />
„Die Verbindung ist ein neuer<br />
Meilenstein bei den Nord-Süd-<br />
Transportlösungen – und das zu<br />
wettbewerbsfähigen Preisen“,<br />
sagt Lauritzen-Direktor Lars<br />
Winther Sørensen.<br />
Da ab Halden die schweren Ladungen<br />
überwiegen, ist der Zug<br />
auf 26 Trailer mit einem Gewicht<br />
von jeweils 28 Tonnen ausgelegt.<br />
„Von Norwegen transportieren<br />
wir für Lauritzen hauptsächlich<br />
Papier und in geringerem Volumen<br />
auch Aluminiumprodukte<br />
nach Italien“, erläutert Jörg Nowaczyk,<br />
TXL-Regionalleiter<br />
Nord.<br />
Erster Intermodalzug von<br />
Norwegen nach Italien<br />
Rund 48 Stunden benötigen die<br />
Züge für die Strecke zwischen<br />
dem City-Terminal Halden und<br />
Quadrante Europa in Verona inklusive<br />
Wagenmeisterprüfung<br />
und Bereitstellung. Für die reibungslose<br />
Traktion durch Norwegen,<br />
Schweden, Dänemark,<br />
Deutschland, Österreich und Italien<br />
sorgt TX Logistik.
Prozessoptimierung –<br />
eine neue Dimension des Kundenservices<br />
Der erste Gedanke beim Wort Customer Service ist wohl die klassische Kunden-Hotline, die man kontaktiert, wenn die Kaffeemaschine streikt oder<br />
der Laptop seinen Dienst versagt. Hinter dem Begriff Customer Service verbirgt sich aber weit mehr, als ein paar emsige Hotline-Mitarbeiter, die sich<br />
um die Fehlerbehebung kümmern. Die steirische KNAPP AG, Spezialist für Lagerlogistik und Lagerautomation bietet ihren Kunden maßgeschneiderte<br />
Serviceleistungen und setzt mit dem Operation & Logistics Support neue Trends in der Kundenbetreuung.<br />
Kundenbedürfnisse im Fokus<br />
Wie der Name Customer Service schon verrät, stehen die Bedürfnisse des Kunden und<br />
dessen optimale Betreuung im Mittelpunkt aller Customer-Service-Aktivitäten. Service,<br />
das heißt vor allem Kunden optimal zu beraten, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und<br />
alle Maßnahmen zu treffen, um optimale Leistung und dadurch Zufriedenheit zu erzielen.<br />
Im steirischen Hart bei Graz wird beim Lagerlogistik-Spezialisten KNAPP der Customer<br />
Service-Gedanke aktiv gelebt: „Optimale Systemverfügbarkeit und hohe Leistung<br />
sind Schlüsselfaktoren in der modernen Lagerlogistik. Die Aufgabe unseres Customer<br />
Services besteht darin, Systemverfügbarkeit und Leistung dauerhaft zu sichern und zu<br />
verbessern. Unter dem Schlagwort System Support 360°+ bietet die KNAPP AG ein umfassendes<br />
und engagiertes Dienstleistungsportfolio, das auf die jeweiligen Anforderungen<br />
des Kunden zugeschnitten wird. Das Leistungsangebot reicht von der regelmäßigen<br />
Wartung bis hin zu umfassenden Umbau-und Erneuerungsmaßnahmen“, sagt Manfred<br />
Fuchs, Leiter des Customer Services bei der KNAPP AG.<br />
Our Service for your success<br />
Diesem Motto folgend, setzt KNAPP im Customer Service vor allem auf persönliche<br />
�������������������������������������������������������������������������������<br />
Team, der als zentrale Kontaktperson fungiert und dem Kunden in allen Belangen zur<br />
Seite steht. Zuhören, verstehen und umsetzen sind dabei die zentralen Säulen des Erfolgs<br />
und gewährleisten optimale Betreuung ein Systemleben lang.<br />
Feintuning für die Lagerprozesse<br />
Ein intralogistisches System lässt sich mit einem Formel-1-Rennauto vergleichen: Nur<br />
bei präziser Abstimmung durch das Team und perfektem Handling durch den Fahrer<br />
kann der Wagen volle Leistung bringen und den entscheidenden Vorsprung zum Sieg<br />
ins Ziel bringen. Ähnlich verhält es sich mit einem intralogistischen System: Sind die<br />
Prozesse perfekt abgestimmt und die Bediener optimal geschult, kann das System seine<br />
volle Leistung entfalten.<br />
Gerade in der Mensch-Maschine-Interaktion lauern aber zahlreiche Fußfallen, die die<br />
����������������������������������������������������������������������������������beitsprozesse.<br />
Mit dem innovativen Service Operation & Logistics Support (O&LS) fasst KNAPP dieses<br />
Problem an der Wurzel und geht neue Wege im Kundenservice: O&LS ist ein einzigartiges<br />
Service, bei dem der Logistik-Spezialist in die Rolle des Beraters schlüpft, um<br />
optimale Leistungsfähigkeit aus jedem intralogistischen System zu holen. KNAPP setzt<br />
dabei auf Branchenkenntnis und langjähriges Know-how in der Lagerlogistik.<br />
Best Practice-Beispiel:<br />
Verbesserte Kommissionierleistung in einem Kosmetiklager<br />
Ausgangslage 3.800 m²<br />
140 Mitarbeiter<br />
Sortiment 15.000 Artikel<br />
2 Kommissionierautomaten SDA<br />
15 manuelle Kommissionierstationen<br />
Durchsatz/Stunde 500–600 Behälter<br />
Herausforderung Leistungssteigerung in den manuellen Stationen,<br />
ausgewogene Leistung aller Stationen. Zeitersparnis<br />
bei der Qualitätskontrolle.<br />
Ressourcenoptimierung als Herausforderung<br />
Grundgedanke des Operation & Logistics Support ist, dass für die optimale Performance<br />
nicht immer eine große Investition notwendig ist. O&LS bringt frischen Wind in eingestaubte<br />
Lagerprozesse und trägt nachhaltig zur Leistungssteigerung und Kostenreduktion<br />
bei. Der Operation & Logistics Support spürt Engpässe in der Auftragsbearbeitung<br />
auf und setzt gezielt Gegenmaßnahmen: Ziel ist es, mit den Gegebenheiten und ohne<br />
����������������������������������������������������������������������������������serung<br />
der Performance ist oft keine Frage der Investitionshöhe“, weiß Leonel Farias<br />
vom O&LS-Team des KNAPP Customer Services, „in den Anlagen unserer Kunden<br />
schlummert verstecktes Potenzial – wir sind dazu da, um dieses Potenzial zu wecken.<br />
Wir möchten unseren Kunden einen langfristigen Mehrwert bieten, dieser ergibt sich<br />
maßgeblich aus der optimalen Nutzung des Systems.“<br />
Auf der Suche nach dem versteckten Potenzial<br />
Das O&LS-Team – bestehend aus Spezialisten mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in<br />
der Intralogistik – besucht weltweit Kundenanlagen. Die logistischen Gegebenheiten,<br />
Lagerprozesse und Kundenanforderungen werden im Detail erhoben und analysiert. Auf<br />
Basis der Ergebnisse erstellt und implementiert das O&LS-Team zusammen mit dem<br />
Kunden ein maßgeschneidertes Konzept. Bauliche Maßnahmen sind in der Regel nicht<br />
erforderlich. Abschließend werden der Kunde und seine Mitarbeiter umfassend in die<br />
neuen Prozesse eingeschult.<br />
Rund sechs Wochen dauert die Prozessoptimierung von der Ersterhebung bis zur Implementierung,<br />
danach sind schnell Erfolge sichtbar, die sich positiv auf die Kunden- und<br />
Mitarbeiterzufriedenheit auswirken. Langzeitbeobachtungen zeigen eine durchschnittliche<br />
Produktivitätssteigerung von 35 % nach 6 bis 12 Monaten.<br />
„Als Logistikautomationsunternehmen verfügen wir über die Erfahrung von 1.400 installierten<br />
Anlagen, wir kennen unsere Systeme so gut, wie die eigene Westentasche und<br />
wissen auch genau, was unsere Systeme leisten können. Diese Erfahrung setzen wir<br />
zum Vorteil der Kunden ein. Unsere Kunden müssen sich nicht den Kopf darüber zerbre-<br />
������������������������������������������������������������������������������������������<br />
Michael Wippich, Teamle�der O&LS bei der KNAPP AG�<br />
Ziel Harmonisierung der manuellen und automatisierten Prozesse.<br />
Lösung �������� ���� ��������������������� ���� ���� �������������������stückung<br />
und den Einsatz von Arbeitskräften. Kommissionierung<br />
���� ������ �������������������� ��� ���� ���������� ���������� ����<br />
aus den Automaten. Parallele Bestückung von Automatkanälen<br />
mit beliebten Artikeln: Reduktion des Nachfüllaufwandes; freie<br />
Kapazitäten für das Personal.<br />
Ergebnis: Optimierung durch O&LS: Durchsatz 600–1.000 Behälter/Stun-<br />
��������������������������������������������������������������<br />
Einsatzmöglichkeiten d�s Personal�. PROMOTION
6 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
LOGISTIK TOOLS<br />
ALTERNATIVE ANTRIEBE<br />
Energieeffi zienz bei Flurförderzeugen<br />
Die Hersteller von Gabelstaplern und anderen Flurförderzeugen beschäftigen sich im Vergleich zu Pkw-Produzenten erst seit relativ kurzer Zeit mit<br />
den Themen Energiesparen und Nachhaltigkeit. Umso interessanter und vielfältiger sind die mittlerweile angebotenen Lösungen.<br />
VON MARKUS REITHOFER<br />
Stapler waren lange Zeit eine Art<br />
Stiefkind bei Nachhaltigkeitsbetrachtungen<br />
– sei es in Bezug auf<br />
Energieeffi zienz oder den Ausstoß<br />
klimarelevanter Gase. Das<br />
lag einerseits an einer im Vergleich<br />
zu Lkw und Pkw weitaus<br />
leichter erfüllbaren Gesetzgebung<br />
und andererseits an der mangelnden<br />
Nachfrage seitens der Kunden.<br />
Trotzdem war man besonders im<br />
Bereich der elektrisch betriebenen<br />
Flurförderzeuge schon immer<br />
bemüht, den Energiebedarf<br />
so gering wie möglich zu halten.<br />
Denn ein energieeffi zienter E-<br />
Stapler braucht nicht nur weniger<br />
Strom, sondern kommt auch<br />
länger mit einer Batterieladung<br />
durch und kann bei Bedarf (etwa<br />
beim Beschleunigen) höhere Spitzenleistungen<br />
zur Verfügung stellen,<br />
ohne dass die Reichweite zu<br />
stark reduziert wird. Genau hier<br />
fi ndet sich der Schnittpunkt der<br />
sonst oft auseinander laufenden<br />
Entwicklungskurven von Leistungsfähigkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit<br />
und umweltfreundlichem Betrieb.<br />
Strom sparen<br />
Deshalb wurden nicht nur die<br />
Batterien der Stapler immer leistungsfähiger,<br />
sondern auch der<br />
Umgang mit der in ihnen enthaltenen<br />
Energie zunehmend effi zienter.<br />
Moderne Elektrostapler bewegen<br />
sich hier bereits auf einem<br />
sehr hohen Niveau, da die gesamte<br />
Kette von der Aufl adung<br />
der Batterie über den Einsatz der<br />
LKW<br />
Energie während der verschiedenen<br />
Arbeitszyklen bis zur Optimierung<br />
der zahlreichen Nebenverbraucher<br />
am Fahrzeug betrachtet<br />
wird und entsprechend<br />
optimiert ist.<br />
Schon bei der Aufl adung können<br />
durch verbesserte Ladegeräte<br />
deutliche Effi zienzsteigerungen<br />
erreicht werden, was sich beispielsweise<br />
bei den Ladezeiten,<br />
vor allem aber beim für eine<br />
volle Ladung erforderlichen<br />
Strombedarf zeigt: Mittelfristig<br />
kann daher schon über das Ladegerät<br />
deutlich Energie eingespart<br />
werden. Der österreichische<br />
Hersteller<br />
Fronius verfügt<br />
auf diesem<br />
Gebiet<br />
über ein breites<br />
Portfolio<br />
an Sonderlösungen:<br />
vom<br />
einfachen optimiertenLadegerät<br />
bis zur<br />
Komplettlösung<br />
für<br />
ganze Staplerfl<br />
otten<br />
Diesel-Hybrid-Stapler RX 70 von Still<br />
inklusive einem temperaturoptimierten<br />
Batteriemanagement.<br />
Energierückgewinnung<br />
Stapler führen beim Betrieb im<br />
Lager sehr häufi g Bremsvorgänge<br />
aus – eine ideale Quelle zur<br />
Rückgewinnung und Einspeisung<br />
in die Batterie. Ein Beispiel für<br />
die Möglichkeiten hinter einer<br />
ganzheitlichen Betrachtung dieses<br />
Vorgangs sind die aktuellen<br />
Elektro-Stapler von Still, bei denen<br />
der Bremsvorgang zu einer<br />
intelligenten Energierückführung<br />
über ein Dreifach-Bremssystem<br />
genutzt wird: Bereits beim Loslassen<br />
des Gaspedals wird die generatorische<br />
Bremse aktiv („Fußvom-Gas-Bremse“).<br />
Betätigt der<br />
Fahrer das Bremspedal, wird die<br />
generatorische Bremswirkung<br />
verstärkt und erst bei weiterer<br />
Betätigung durch eine hydraulische<br />
Laufradbremse unterstützt.<br />
Damit ist der Bremsvorgang zugleich<br />
sicher und energieeffi zient.<br />
Deutlich spektakulärer ist die<br />
Neue Breitreifen für Lkw<br />
Einen weiteren Schritt zu noch mehr Wirtschaftlichkeit verspricht der französische Reifenhersteller<br />
mit dem neuen Michelin X MULTI F.<br />
Der für die Vorderachse von<br />
Zugmaschinen im Nah- und<br />
Fernverkehr konzipierte Reifen<br />
bietet laut Hersteller durch sein<br />
besonders gleichmäßiges Abriebverhalten<br />
eine um bis zu 15 Prozent<br />
höhere Kilometerleistung im<br />
Vergleich zum Modell XF 2 in<br />
der gleichen Dimension. Die<br />
Markteinführung des Reifens<br />
startet Anfang Juli 2012.<br />
Sicherheit und Komfort<br />
Durch seine Haftung bei Längs-<br />
und Querbeanspruchung auf trockener<br />
und nasser Fahrbahn, die<br />
sehr gute Bremsleistung und sein<br />
optisch ansprechendes Profi ldesign<br />
zur Wasserableitung wurde<br />
der Reifen für ein hohes Maß an<br />
Sicherheit ausgelegt. Auch in Sachen<br />
Abrollkomfort und Handling<br />
geht der neue Reifen einen<br />
großen Schritt weiter. Der Nutzfahrzeugreifen<br />
erreicht beim EU-<br />
Reifenlabel die Einstufung<br />
C/B/69 (Kraftstoffeffi zienzklasse/<br />
Nasshaftungsklasse/Messwert des<br />
externen Rollgeräuschs in dB)<br />
laut Verordnung (EG) Nr.<br />
1222/2009.<br />
Mehr-Leben-Konzept und<br />
Rundum-Service<br />
Zur Schonung der Umwelt und<br />
Wirtschaftlichkeit aller Michelin-<br />
Nutzfahrzeugreifen trägt das<br />
Mehr-Leben-Konzept bei. Die<br />
Michelin-Karkassen ermöglichen<br />
mehrere Nutzungszyklen (Neureifen,<br />
Nachschneiden und Runderneuerungen).<br />
Das Nachschneiden<br />
erhöht die Lebensdauer der<br />
Reifen und verbessert ihr Grip-<br />
Niveau. Außerdem reduzieren<br />
sich Kraftstoffverbrauch und<br />
CO 2 -Emissionen, da die Reifen<br />
länger mit geringem Rollwiderstand<br />
gefahren werden. Mit der<br />
Remix-Werksrunderneuerung<br />
stellt Michelin dem Transportunternehmer<br />
eine weitere wirtschaftliche<br />
und umweltschonende<br />
Lösung zur Verfügung.<br />
STILL<br />
MICHELIN<br />
Michelin X MULTI F in der Dimension<br />
385/65 R 22.5.<br />
Jeder Michelin-Remix-Reifen<br />
kann ebenfalls noch einmal nachgeschnitten<br />
werden und erzielt<br />
wieder vergleichbare Leistungen.<br />
Die Mehrfachnutzung reduziert<br />
zugleich den Rohstoffbedarf und<br />
schont so die Umwelt.<br />
Flurförderfahrzeug von Linde (oben)<br />
mit der HyLOG-Fleet-Zelle von Fronius<br />
International (rechts)<br />
Technologie hinter dem 2011<br />
vorgestellten Hybridstapler RX<br />
70, ebenfalls von Still. Dieser<br />
Diesel-Hybrid-Stapler erhält die<br />
Antriebsenergie aus dem Dieseltank<br />
und zusätzlich aus Ultra-<br />
Caps (Hochleistungs-Doppelschicht-Kondensatoren),<br />
die sich<br />
im Fahrzeugheck befi nden. Die<br />
Ultra-Caps werden mit der beim<br />
Abbremsen des Fahrzeugs freiwerdenden<br />
Energie aufgeladen.<br />
Beim Beschleunigen bringt der<br />
Energieschub aus den Kondensatoren<br />
zusätzliche Leistung. Die so<br />
gewonnene Energie wird anschließend<br />
– über den vom Dieselmotor<br />
angetriebenen Generator<br />
– als Antriebsenergie für den<br />
elektrischen Fahrmotor genutzt.<br />
Als Bindeglied aller Systeme<br />
dient die Leistungselektronik, die<br />
auch die Be- und Entladung des<br />
zusätzlichen Energiespeichers<br />
steuert. Das senkt nicht nur den<br />
Dieselverbrauch, sondern ermöglicht<br />
auch die Verwendung kleinerer<br />
Motoren (statt bisher<br />
44 kW nur mehr 30 kW) bei gleichen<br />
Umschlagsleistungen. Unter<br />
dem Strich bleiben so etwa 15 %<br />
weniger Kraftstoffverbrauch.<br />
Blickpunkt<br />
Nebenaggregate<br />
Flurförderzeuge bewegen nicht<br />
nur ihr eigenes Gewicht inklusive<br />
Fahrer und Ladung, sondern müssen<br />
Letztere über teilweise große<br />
Höhen anheben und absenken,<br />
was einen signifi kanten Beitrag<br />
zum Gesamtenergieverbrauch liefert.<br />
Die dafür eingesetzte Hydraulik<br />
zusammen mit ihren Pumpen<br />
und Steuerungselementen bietet<br />
daher ein wesentliches<br />
Optimierungspotenzial, das derzeit<br />
von allen großen Herstellern<br />
bearbeitet wird und in konkrete<br />
Anwendungen mündet. Elektrisch<br />
verstellbare Hydraulikpumpen<br />
und energieeffi ziente Motoren ermöglichen<br />
im Verbund mit einer<br />
optimierten Ansteuerung der Hydraulik<br />
deutliche Verbesserungen.<br />
Der höchste Gesamtwirkungsgrad<br />
wird von jenen Modellen erreicht,<br />
die wirklich jeden Verbraucher<br />
am Fahrzeug energieeffi zient auslegen<br />
und ansteuern. Die Konsequenz<br />
einiger Hersteller reicht dabei<br />
bis zur Verwendung von LED-<br />
Scheinwerfern.<br />
LINDE FÖRDERTECHNIK (2)<br />
Liegt die Zukunft im<br />
Wasserstoff?<br />
Eine spannende Variante alternativer<br />
und energieeffi zienter Antriebstechniken<br />
sind Lösungen<br />
auf Basis von Brennstoffzellen.<br />
Was für die tägliche Praxis des<br />
Individualverkehrs nach wie vor<br />
ungelöst ist, könnte mit dem Forschungsprojekt„E-LOG-Biofl<br />
eet“ in den Griff bekommen<br />
werden: die Versorgung mit dem<br />
für den Betrieb notwendigen<br />
Wasserstoff.<br />
Als innovativen Lösungsansatz<br />
entwickelte Fronius International<br />
die Energiezelle HyLOG<br />
Fleet, wodurch eine traditionelle<br />
Batterie ersetzt wird und in Zusammenarbeit<br />
mit Linde Material<br />
Handling ein Flurförderzeug<br />
entsprechend adaptiert werden<br />
konnte. Diese besteht aus einer<br />
PEM-Brennstoffzelle, einem Lithium-Akkumulator<br />
und einem<br />
350-bar-Drucktank für Wasserstoff<br />
und verfügt über 2,6 kW<br />
Dauerleistung und 11 kW kurzzeitiger<br />
Spitzenleistung. Eine<br />
weitere Besonderheit ist die Hallenbetankung.<br />
Erstmals wird in<br />
Europa „indoor“ eine Hallenbetankungsanla<br />
ge für Wasserstoff<br />
bei 350 bar realisiert. Dabei<br />
wird Bio-Erdgas, ein CO 2 -neutraler<br />
Energieträger, zu Wasserstoff<br />
reformiert. DB Schenker<br />
wird diese Fahrzeuge in einem<br />
Feldversuch ab Ende 2012 ein<br />
Jahr lang einsetzen und die<br />
OMV stellt die Wasserstoffi nfrastruktur<br />
zur Verfügung. Joanneum<br />
Research wird mit Lebenszyklusanalysen<br />
die Umweltverträglichkeit<br />
bewerten.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 7<br />
SOFTWARE<br />
Moderne Zollabwicklung<br />
Mit der webbasierenden Zollapplikation eZollOnline von LDV-Systema lassen sich<br />
Zollabwicklungen schnell und einfach erledigen.<br />
Die 2009 unter dem Namen<br />
eZollOnline von LDV-Systema<br />
entwickelte Software bietet die<br />
Möglichkeit, Zollanmeldungen<br />
direkt via Internet abzuwickeln,<br />
was für sämtliche Speditionen<br />
und Handelshäuser eine große<br />
Zeit- und Kostenersparnis bedeutet.<br />
Einfach verzollen übers<br />
Webportal<br />
Die Onlinevariante ist als webbasierende<br />
Weiterentwicklung<br />
zu LDV-eZoll entstanden. Aktuell<br />
werden bereits 1,2 Millionen<br />
von insgesamt 2,8 Millionen<br />
Zollanmeldungen österreichweit<br />
über eZollOnline durchgeführt<br />
(Stand Import/Export für das<br />
Jahr 2008). Große Partner setzen<br />
seit Jahren auf LDV-eZoll,<br />
darunter cargo-partner, DHL,<br />
Gebrüder Weiss, Kühne + Nagel,<br />
Schenker sowie UPS.<br />
eZollOnline ist ein Webportal,<br />
mit dem jeder rasch seine Ware<br />
KNAPP LAGERTECHNIK<br />
Multichannel-Lösung für Preise nominiert<br />
Die Knapp AG hat für den britischen Einzelhändler Boots UK eine innovative Multichannel-Lösung für den wachsenden Geschäftszweig boots.com<br />
entwickelt und implementiert.<br />
In Burton-upon-Trent (England)<br />
ist neueste Knapp-Technologie<br />
im Einsatz: Herzstück der Lösung<br />
ist das OSR-Shuttle-System<br />
mit mehr als 70.000 Stellplätzen.<br />
Boots ist Spezialist für die Herstellung<br />
und den Großhandel mit<br />
pharmazeutischen Artikeln und<br />
Kosmetikprodukten. Die neue<br />
Anlage unterstützt die Auftragsabwicklung<br />
des 25.000 Artikel<br />
umfassenden Sortiments des E-<br />
Commerce-Geschäfts boots.com.<br />
und daneben auch ein Weihnachtsgeschenke-Angebot<br />
mit<br />
rund 2.500 Artikeln.<br />
Boots hat insgesamt über 60 Millionen<br />
Euro in das „Boots Service<br />
Centre“ investiert, in den Kauf<br />
des Gebäudes mit mehr als<br />
42.000 Quadratmetern Fläche<br />
(das entspricht der Größe von 6<br />
Fußballfeldern) und den kompletten<br />
Umbau, inklusive des automatisierten<br />
Lagersystems.<br />
Bis zu 1.000 neue Jobs<br />
geschaffen<br />
„Unser boots.com-Geschäft hat<br />
in den letzten fünf Jahren ein rapides<br />
Wachstum erlebt. Kunden<br />
kaufen mehr und mehr über das<br />
Internet“, so Ken Murphy, Chief<br />
Operating Offi cer, Boots UK und<br />
Irland. In Spitzenlastzeiten, in denen<br />
rund 900.000 Einzelstücke<br />
pro Tag bearbeitet werden, beschäftigt<br />
das Service Centre bis<br />
zu 1.000 Arbeitskräfte. Das Burton<br />
Service Centre unterstützt sowohl<br />
direkte Hauszustellung an<br />
die Kunden (rund 60 Prozent der<br />
Online-Bestellungen) als auch<br />
Lieferungen, die Kunden in einem<br />
Boots-Store ihrer Wahl ab-<br />
verzollen kann. Das Portal besitzt<br />
eine Direktanbindung an<br />
das Bundesrechenzentrum. Sicherheit<br />
wird dabei großgeschrieben:<br />
eZollOnline läuft<br />
über eine sichere SSL-Verbindung,<br />
die rund um die Uhr zur<br />
Verfügung steht.<br />
Wer die neue Zollsoftware<br />
nutzt, hat demnach keine Wartezeiten<br />
mehr. eZollOnline erspart<br />
dem Kunden aber nicht nur<br />
Zeitverluste, sondern auch Ärger:<br />
Die Anwendung prüft bereits<br />
bei der Eingabe die Daten<br />
auf Korrektheit. Erst dann werden<br />
sie automatisch an das Bundesrechenzentrum<br />
weitergeleitet.<br />
Unkomplizierte Abrechnung<br />
Dadurch werden etwaige Datenfehler<br />
viel früher erkannt als<br />
bisher. LDV-Systema hat mit<br />
eZollOnline eine moderne Möglichkeit<br />
der Zollabwicklung auf<br />
den Markt gebracht, die sich an<br />
holen (rund 40 Prozent der Online-Bestellungen).<br />
In Einklang<br />
mit ihrem Verantwortungsbewusstsein<br />
gegenüber der Umwelt,<br />
arbeitet Boots mit dem Waste<br />
and Resource Action Programme<br />
(WRAP) zusammen, um den Umwelteinfl<br />
uss des Service Centre zu<br />
minimieren; im Zuge dessen<br />
wurde der Kartonverbrauch um<br />
über ein Drittel reduziert.<br />
Verbesserter Service-Level<br />
Durch die Automatisierungslösung<br />
von Knapp konnte im Vergleich<br />
zur vormals rein manuellen<br />
Auftragsbearbeitung die<br />
Produktivität der Anlage angeblich<br />
um 65 Prozent gesteigert<br />
werden. Der Einsatz der innovativen<br />
Track&Trace-Technologie<br />
verbesserte auch die Nachverfolgbarkeit<br />
der Aufträge. Auch<br />
Kundenlieferungen können<br />
schneller und exakter bearbeitet<br />
werden, dies ermöglicht boots.<br />
com, ihr Versprechen zu halten,<br />
dass in Zukunft die Deadline für<br />
Bestellungen noch weiter nach<br />
hinten verlegt werden kann und<br />
diese Bestellungen trotzdem am<br />
nächsten Tag ausgeliefert werden.<br />
Herzstück der Automatisierungslösung<br />
sind zwei OSR-Shuttle-<br />
Systeme, die automatische Lagerung<br />
mit Ware-zur-Person-Kommissionierung<br />
an den<br />
ergonomischen Arbeitsplätzen<br />
kombinieren. Ein OSR-Shuttle-<br />
System verfügt über 46.000 Stellplätze<br />
und kann Behälter bis zu<br />
15 Kilogramm bewegen; das<br />
zweite System verfügt über<br />
25.700 Stellplätze und bearbeitet<br />
Behälter bis zu 25 kg. Mit dem<br />
den Bedürfnissen der Kunden<br />
nach problemlosem Handling<br />
und Schnelligkeit orientiert.<br />
Sämtliche Zollabwicklungen wie<br />
Einfuhr, Ausfuhr, Transit, wirtschaftliche<br />
Verfahren werden<br />
abgedeckt.<br />
So unkompliziert wie in seiner<br />
Anwendung ist die eZollOnline-<br />
Applikation auch bei der Abrechnung:<br />
Nach einer einmaligen<br />
Entrichtungsgebühr, in der<br />
die Systeminstallierung sowie<br />
eine Schulung enthalten sind,<br />
zahlt die Spedition oder der<br />
Händler nur noch pro Anmeldung<br />
– und zwar gestaffelt.<br />
Dadurch ergibt sich eine transparente<br />
Kostenaufstellung ohne<br />
böse Überraschungen. Natürlich<br />
gibt es auch die Möglichkeit einer<br />
pauschalen Abrechnung.<br />
Um eZollOnline nutzen zu können,<br />
muss man nur über eine eigene<br />
eZoll-Bewilligung, einen<br />
Internetzugang sowie eine E-<br />
Mail-Adresse verfügen.<br />
OSR-Shuttle, das sich besonders<br />
für mittel und langsam drehende<br />
Artikel eignet, wird ein Großteil<br />
des Sortiments in Burton bearbeitet.<br />
Schnell drehende Artikel werden<br />
aus Durchlaufregalen mit Hilfe<br />
von Pick-to-Light-Technologie<br />
kommissioniert. Insgesamt 26<br />
Versandrampen stellen die effi ziente<br />
Sortierung der Lieferungen<br />
sicher. Knapp lieferte auch das<br />
Warehouse Management System<br />
KiSoft WMS und das Warehouse<br />
Control System KiSoft WCS zur<br />
Optimierung der Lagerbewegungen<br />
und Prozesse. Zusätzlich<br />
stellt Knapp ein Team von Wartungsingenieuren<br />
zur Verfügung.<br />
Zukünftiges Wachstum<br />
„Wir sind hocherfreut, die Automatisierungslösung<br />
für diese<br />
namhafte Anlage liefern zu können,<br />
und freuen uns darauf, unsere<br />
langjährige Partnerschaft mit<br />
Alliance Boots weiter zu festigen,<br />
da die Anlage in Burton weiter<br />
wächst. Unsere Automatisierungslösung<br />
für das Burton Service<br />
Centre bietet eine Plattform<br />
für modulare Erweiterung, die<br />
Kapazitäten für zukünftiges<br />
Wachstum bietet. Die Zusammenarbeit<br />
der Teams bei diesem<br />
Projekt war herausragend und<br />
dies war zweifelsohne ein Schlüssel<br />
zum Erfolg“, sagt Heimo Robosch,<br />
Director Integrated Projects<br />
Division, Knapp AG.<br />
Nominierungen<br />
Diese Lösung wurde jetzt gleich<br />
für zwei angesehene Logistik-<br />
Preise nominiert: den Grocer<br />
Langjährige Erfahrung<br />
LDV-Systema wurde 1987 gegründet<br />
und stattet Unternehmen<br />
aus dem Transport- und<br />
Gold Award in der Kategorie<br />
„Technology & Logistics Supplier<br />
of the Year“ und den Supply<br />
Chain Distinction Award in der<br />
Kategorie „Best Value Chain Solution<br />
Provider“. Die Preisverleihungen<br />
fi nden im Juni 2012 in<br />
London und Berlin statt.<br />
LOGISTIK TOOLS<br />
Keine Umwege, keine Staus und keine Pausen: moderne Zollabwicklung mit<br />
eZollOnline<br />
LDV<br />
Logistikbereich sowie aus dem<br />
Import-/Exportgewerbe mit<br />
maßgeschneiderten Lösungen<br />
aus.<br />
Auftrag für Knapp beim Internet-Händler Boots UK; oben: OSR-Shuttle-System<br />
zur automatischen Lagerung mit Ware-zur-Person-Kommissionierung<br />
LOGISTICS COMPANY<br />
TÄGLICH: KROATIEN,<br />
BOSNIEN, SERBIEN<br />
T:+43 (0)3152 / 2385 - 0<br />
F:+43 (0)3152 / 5743<br />
M: office@schauperl.com<br />
www.schauperl.com<br />
KNAPP (2)
8 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
MAYR<br />
AUS- UND WEITERBILDUNG<br />
Logistik braucht Menschen<br />
Beste Ausbildung im Logistikbereich sichert<br />
immer komplexere Supply-Chain-Prozesse.<br />
Gerade in Zeiten der Instabilität<br />
leiste eine hervorragende<br />
Ausbildung<br />
mehr denn je einen wichtigen<br />
Beitrag zur Beherrschung<br />
immer komplexer<br />
werdender Supply-Chain-<br />
Prozesse, ist Logistikum-<br />
SCHNELL AKTUELL<br />
Beschränkungen bei<br />
Donauschifffahrt beenden<br />
<strong>Verkehr</strong>sministerin Doris Bures<br />
hat beim <strong>Verkehr</strong>sministertreffen<br />
der Donaustaaten in Luxemburg<br />
an Ungarn appelliert, die aus<br />
Sicht Österreichs und anderer<br />
Donau-Anrainerstaaten sachlich<br />
nicht gerechtfertigten Beschränkungen<br />
für die Schifffahrt auf der<br />
Donau wieder aufzuheben. Ungarn<br />
hat im März per Verordnung<br />
eine Limitierung des Tiefgangs<br />
auf 250 cm und die<br />
Beschränkung von Schubverbänden<br />
auf maximal vier Kähne (bisher<br />
sechs) veranlasst.<br />
TERMINE<br />
MARKTBAROMETER ÖSTERREICH<br />
AT AT AT CZ 44 56<br />
Fracht in % Laderaum in %<br />
Werte von 06.06. bis 12.06.2012<br />
Chef Franz Staberhofer im<br />
Gespräch mit <strong>Verkehr</strong><br />
überzeugt. Man könne<br />
nämlich nicht alles über<br />
die Kosten regeln. Genauso<br />
wichtig sei es, für sichere<br />
und fl exible Logistikstrukturen<br />
zu sorgen.<br />
Luftfracht: Sicherheitsabkommen<br />
EU-USA<br />
� IV2Splus macht mobil<br />
19. Juni 2012 I Austria Center Vienna, 1220 Wien I BMVIT<br />
� Logistikwerkstatt Graz<br />
21. bis 22. Juni 2012 I TU Graz I VNL Verein Netzwerk Logistik<br />
� State-of-the-Art-Veranstaltung – Die WIBERG Supply Chain<br />
26. Juni 2012 I WIBERG Ges.m.b.H. / 83395 Freilassing I BVL Bundesvereinigung Logistik Österreich<br />
� InnoTrans 2012<br />
18. bis 21. September 2012 I Messegelände / Berlin I Messe Berlin<br />
69 31<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
DE<br />
HU<br />
IT<br />
SL<br />
SK<br />
INTERVIEW<br />
Vereinbart wurde die gegenseitige<br />
Anerkennung der Sicherheitsregelungen<br />
für Luftfracht ab dem<br />
1. Juni 2012: Dadurch entfallen<br />
doppelte Sicherheitskontrollen<br />
und die Anwendung unterschiedlicher<br />
Regelungen je nach Bestimmungsort<br />
der Luftfracht. Unternehmen,<br />
die Luftfracht von<br />
EU-Flughäfen in die USA befördern,<br />
müssen daher nicht mehr<br />
unterschiedliche Vorschriften befolgen,<br />
sondern lediglich die EU-<br />
Rechtsvorschriften in vollem<br />
Umfang anwenden.<br />
„Der Motor läuft“<br />
SBB Cargo International ist Anfang 2011 gestartet<br />
und für alle Verlader offen.<br />
„Eisenbahnmäßig ist der<br />
Start gelungen“, resümiert<br />
Michael Stahlgut, CEO<br />
von SBB Cargo International.<br />
Die wirtschaftliche<br />
Entwicklung habe sich<br />
aufgrund der derzeit herrschendenRahmenbedin-<br />
65 35<br />
47 53<br />
48 52<br />
31 69<br />
41 59<br />
Schlechte Arbeitsbedingungen:<br />
Paketbranche reagiert<br />
Nachdem in den letzten Wochen<br />
die schlechten Arbeitsbedingungen<br />
bei Paket- und Expresszustelldiensten<br />
ins Gerede gekommen<br />
sind, hat nun Hanjo Schneider,<br />
Geschäftsführer bei Hermes<br />
Europe, angekündigt, dass man<br />
Mindeststandards bei Löhnen<br />
und Arbeitszeit festlegen werde.<br />
Die Durchsetzung der Standards<br />
bei den Subunternehmen, die für<br />
Hermes die Auslieferung der Pakete<br />
abwickeln, soll über entsprechende<br />
Zertifakte sichergestellt<br />
werden.<br />
CZ<br />
DE<br />
HU<br />
IT<br />
SL<br />
SK<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
AT<br />
gungen und des Euro/SFR-<br />
Kurses aber schwieriger<br />
als erwartet gestaltet. Ob<br />
auch Österreich interessant<br />
sei? „Wir sind bereits<br />
heute in Kontakt mit österreichischen<br />
Verladern“,<br />
so Stahlgut.<br />
58 42<br />
47 53<br />
25 75<br />
63 37<br />
67 33<br />
51 49<br />
EVENT<br />
Staatspreis für Umwelt- und-<br />
Energietechnologie<br />
Die Liebherr-Werk Nenzing GmbH gewann mit einem<br />
patentierten Hybrid-Antrieb.<br />
LIEBHERR<br />
ALTERNATIVE ANTRIEBE<br />
Grüne Stapler<br />
Energiesparen und Nachhaltigkeit bestimmen<br />
den Markt für Flurförderfahrzeuge.<br />
Stapler waren lange Zeit<br />
eine Art Stiefkind in Sachen<br />
Nachhaltigkeit – sei<br />
es in Bezug auf Energieeffi -<br />
zienz oder den Ausstoß<br />
klimarelevanter Gase. Das<br />
hat sich geändert. Batterien<br />
werden immer leis-<br />
(V.l.n.r.) Klaus Schneider und Reinhard Krappinger (beide Liebherr),<br />
Bundesminister Reinhold Mitterlehner<br />
Die Liebherr-Werk Nenzing<br />
GmbH ist mit dem österreichischen<br />
Staatspreis für Umwelt-<br />
und Energietechnologie 2012<br />
ausgezeichnet worden. Das Unternehmen<br />
entwickelte den ersten<br />
hydraulischen Hybridantrieb<br />
für Krane und Baumaschinen<br />
und entschied die Kategorie<br />
„Energie & Effi zienz“ für sich.<br />
Liebherr, nach eigener Aussage<br />
Weltmarktführer im Hafenmobilkran-Bereich,<br />
überzeugte die<br />
Jury mit Pactronic, einem hydraulischen<br />
Hybrid-Antrieb für<br />
Krane und Baumaschinen, der<br />
es schafft, Umschlagsteigerung<br />
in Verbindung mit reduziertem<br />
Kraftstoffverbrauch zu ermöglichen.<br />
Wesentliches Merkmal ist<br />
ein zusätzlicher Energiespeicher<br />
(Akkumulator), der durch Regenerierung<br />
der Rückleistung<br />
beim Senken der Last sowie<br />
durch überschüssige Leistung<br />
tungsfähiger. Es gibt Lösungen<br />
zur Energierückgewinnung.<br />
Eine neue<br />
Variante alternativer und<br />
energieeffi zienter Antriebstechniken<br />
sind Lösungen<br />
auf Basis von Brennstoffzellen.<br />
SEITE 1 SEITE 4 SEITE 6<br />
SBB CARGO<br />
WOCHENRADAR<br />
LINDE FÖRDERTECHNIK<br />
des Antriebsaggregates geladen<br />
wird.<br />
Wirtschafts- und Energieminister<br />
Reinhold Mitterlehner überreichte<br />
den Preis und betonte<br />
dabei: „Die Firma Liebherr hat<br />
ihr über Jahre aufgebautes<br />
Know-how in eine bahnbrechende<br />
Innovation umgesetzt<br />
und setzt damit gerade bei der<br />
Energieeffizienz neue Maßstäbe“,<br />
sagte Mitterlehner.<br />
„Öko-Innovationen sichern<br />
qualifi zierte Arbeitsplätze, machen<br />
den Standort Österreich<br />
international wettbewerbsfähiger<br />
und sind ein Schlüsselfaktor<br />
für das Erreichen der Energie-<br />
und Klimaziele.“ Der Staatspreis<br />
wird seit 2008 alle zwei<br />
Jahre von drei Ministerien gemeinsam<br />
verliehen. Insgesamt<br />
wurden für den Staatspreis über<br />
200 Projekte eingereicht – mehr<br />
als doppelt so viele als 2010.
Neue Bahn<br />
EIN SPECIAL DER INTERNATIONALEN WOCHENZEITUNG VERKEHR<br />
Seite 1A www.verkehr.co.at 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
AKTUELL<br />
ÖBB-Infrastruktur nimmt<br />
eine Mrd. Euro auf<br />
Die Österreichischen Bundesbahnen<br />
(ÖBB) haben für die ÖBB-Infrastruktur<br />
AG eine Anleihe von<br />
einer Milliarde Euro begeben.<br />
Die Anleihe läuft bis zum Jahr<br />
2032 und wird mit 3,375 Prozent<br />
per anno verzinst. Die Gläubiger<br />
können ruhig schlafen: Für<br />
die Bonität der Bahn garantiert<br />
die Republik. Mit dem Geld werden<br />
die zahlreichen Bahnausbauvorhaben<br />
fi nanziert.<br />
railjet fährt jetzt auch nach<br />
Graz<br />
Die altbekannten Intercity-Züge<br />
der ÖBB auf der Südbahn nach<br />
Graz sind Vergangenheit. Reisende<br />
zwischen Wien und Graz<br />
fahren jetzt mit dem Premiumzug<br />
railjet. Die 200 Meter langen<br />
railjets verfügen über 400 Sitzplätze.<br />
In der First- und Business-<br />
Class werden Speisen zum Sitzplatz<br />
serviert. Kinder können sich<br />
im Kinderkino vergnügen. Ab<br />
Juli wollen die ÖBB mit dem railjet<br />
bis nach Villach fahren.<br />
ÖBB-Management auf<br />
Tour durch Österreich<br />
Die 115-köpfi ge ÖBB-Führungsmannschaft<br />
war auf Rail-Tour<br />
durch Österreich unterwegs, um<br />
Mitarbeiter an der „Front“ und<br />
Kunden zu treffen und zu hören,<br />
was sie bewegt. Auf der Agenda<br />
standen Kontakte mit 400 Mitarbeitern<br />
in verschiedenen<br />
Geschäftsbereichen auf unterschiedlichen<br />
Hierarchie-Ebenen.<br />
„Das persönliche Gespräch mit<br />
den Mitarbeitern ist mir wichtig“,<br />
betont ÖBB-Chef Christian<br />
Kern.<br />
ÖBB suchen neuen<br />
Infrastruktur-Vorstand<br />
Die ÖBB-Infrastruktur AG sucht<br />
einen Nachfolger für den jetzigen<br />
Projektmanagement- und Technik-Vorstand<br />
Georg Vavrovsky,<br />
der Ende dieses Jahres in Ruhestand<br />
geht. Die Ausschreibung<br />
für die Position erfolgte Ende<br />
Mai. Vavrovsky kam 1989 zu<br />
den ÖBB und begann dort als<br />
Technik-Vorstand bei der Eisenbahn-Hochleistungsstrecken<br />
AG.<br />
Seit 2005 ist er für die Bauprojekte<br />
der Infrastruktur AG zuständig.<br />
Mit 31. Dezember 2012<br />
legt er sein Mandat als Vorstand<br />
der Infrastruktur AG zurück.<br />
SCHIG zieht positive<br />
Bilanz<br />
Die ÖBB haben die Qualitätsziele<br />
erreicht<br />
SEITE 4A<br />
VERKEHRSPOLITIK<br />
Bahnausbau sichert Jobs<br />
<strong>Verkehr</strong>sministerin Doris Bures betont die Notwendigkeit von Bahntunneln, weil die<br />
volkswirtschaftlichen Vorteile viel mehr wiegen als die betriebswirtschaftlichen.<br />
Anfang Mai wurde der 1,4 Kilometer<br />
lange Fensterstollen im Tiroler<br />
Ampass angeschlagen und<br />
damit die Hauptbauphase für<br />
den Brennerbasistunnel eingeläutet.<br />
Das war Anlass für eine Feier,<br />
aber auch wieder für ein Auffl<br />
ammen der Diskussion über<br />
Sinn und Unsinn der österreichischen<br />
Eisenbahntunnelprojekte.<br />
Der Brennerbasistunnel wird mit<br />
67 Kilometer Länge der weltlängste<br />
Eisenbahntunnel werden<br />
und nach jetzigen Hochrechnungen<br />
rund zehn Mrd. Euro kosten.<br />
Kosten schrecken nicht<br />
Diese Kosten schrecken <strong>Verkehr</strong>sministerin<br />
Doris Bures nicht<br />
so sehr: „Kein Tunnel auf der<br />
ganzen Welt rechnet sich wirtschaftlich,<br />
aber die volkswirtschaftlichen<br />
Vorteile machen das<br />
wett“, so die Botschaft der Ministerin<br />
via Fernsehen an die österreichischen<br />
Bürger.<br />
Die Tunnel durch Koralpe, Semmering<br />
und Brenner sind sind für<br />
die Ministerin daher ein volkswirtschaftliches<br />
Investment, das<br />
Tausende Arbeitsplätze in Österreich<br />
sichert. Sowohl während<br />
der Bauphase als auch danach im<br />
Alltagsbetrieb. Dem Vorwurf, mit<br />
INFRASTRUKTUR<br />
BBT SE<br />
Tunnels für die Bahn durch die heimischen Berge zu bauen, ist ein Investition<br />
in die Zukunft, die nachfolgenden Generationen zugutekommt<br />
dem Bau der Tunnels würden die<br />
ÖBB-Finanzmittel aufgezehrt,<br />
hält Bures entgegen, dass lediglich<br />
ein Viertel des Geldes in den<br />
eigentlichen Bau der Tunnels<br />
fl ießt, während drei Viertel für<br />
den Ausbau von Bahnhöfen, Beseitigung<br />
von Langsamfahrstellen<br />
und infrastrukturrelevante Projekte<br />
aufgewendet werden. Bures:<br />
„Wir haben hundert Bahnhöfe in<br />
unser Sanierungsprogramm aufgenommen.“<br />
Mitte April wurde<br />
im Budgetausschuss des Natio-<br />
Grünes Licht für Tunnel in die grüne Mark<br />
nalrates mit den Stimmen von<br />
ÖVP und SPÖ ein 33-Mrd.-Euro-<br />
Infrastrukturpaket verabschiedet.<br />
Die politische Oppostion stellte<br />
sich gegen das Paket und gibt zu<br />
bedenken, dass die Annuitäten<br />
als Konsequenz der Investitionen<br />
in den Jahren 2013 bis 2017 die<br />
Staatskasse bis zum Jahr 2066<br />
mit 27 Mrd. Euro belasten. Die<br />
ÖBB-Infrastrukturschulden werden<br />
von 18 Mrd. Euro bis zum<br />
Jahr 2017 auf 27 Mrd. Euro steigen.<br />
Die Würfel sind gefallen und nach jahrelangem politischen Hin und Her ist es jetzt so<br />
weit: Die neue Semmeringbahn wird einschließlich Tunnel gebaut.<br />
Eine strahlende <strong>Verkehr</strong>sministerin,<br />
die Landeshauptmänner der<br />
Steiermark und von Niederösterreich,<br />
Franz Voves und Erwin<br />
Pröll, ÖBB-Chef Christian Kern<br />
und eine Abgesandte von EU-<br />
Kommissar Siim Kallas, sie alle<br />
haben Ende April in Gloggnitz<br />
die Spaten geschwungen und so<br />
symbolisch den Startschuss für<br />
den Bau der neuen Semmeringbahn<br />
einschließlich Basistunnel<br />
gegeben. Der zweiröhrige Bahntunnel<br />
stelle für Österreich eine<br />
nachhaltige Investition in die Eisenbahn-Infrastruktur<br />
dar und<br />
sei ein Schlüsselprojekt der neuen<br />
Südbahn. Mit dem Semmering-<br />
Basistunnel neu werde auf der<br />
Südbahn im Abschnitt Semmering<br />
die infrastrukturelle Grund-<br />
Thales punktet mit<br />
ETCS in Ungarn<br />
Ungarische NIF setzt auf moderne<br />
Zugsicherungstechnik<br />
lage für ein verbessertes Angebot<br />
im Personen- und Güterverkehr<br />
geschaffen, betonten die Redner<br />
beim feierlichen Spatenstechen.<br />
Ab 2024 geht es los<br />
Bis die ersten Züge auf der neuen<br />
Bahntrasse fahren werden, wird<br />
es noch dauern; die Fertigstellung<br />
ist für Ende 2024 vorgesehen.<br />
Das Gesamtinvestitionsvolumen<br />
beträgt rund 3,1 Mrd. Euro. Der<br />
Eisenbahntunnel durch das Semmering-Bergmassiv<br />
wird die<br />
Bergstrecke zwischen Gloggnitz<br />
in Niederösterreich und Mürzzuschlag<br />
in der Steiermark – das<br />
Weltkulturerbe Ghega-Bahn –<br />
künftig entlasten. Im Gegensatz<br />
zur Bergstrecke wird der Tunnel<br />
dank seiner geringen Neigung<br />
SEITE 11A<br />
selbst für schwere Güterzüge uneingeschränkt<br />
befahrbar sein.<br />
Tonnenschwere Güterwaggons<br />
müssen nicht mehr wie bisher<br />
von zwei oder drei Lokomotiven<br />
über den Berg befördert werden,<br />
sondern nur noch mit einer. Zusätzlich<br />
zur enormen Effi zienz-<br />
und Kapazitätssteigerung im Güterverkehr<br />
wird sich auch die<br />
Fahrzeit zwischen Wien und<br />
Graz um rund 40 Minuten verkürzen,<br />
argumentieren die ÖBB.<br />
Reisende werden dann für die<br />
Strecke nur noch 1 Std. 50 Min.<br />
benötigen, was sowohl den Reisekomfort<br />
als auch die Auslastung<br />
auf der Südachse erheblich<br />
steigern soll.<br />
� FORTSETZUNG AUF SEITE 2A<br />
Zugleitsystem von<br />
Siemens<br />
Die Pinzgauer Bahn lässt ihre Züge<br />
rechnergestützt fahren<br />
AKTUELL<br />
SEITE 12A<br />
Highspeed-Kongress in<br />
Philadelphia<br />
Vom 10 bis zum 13. Juli fi ndet<br />
im amerikanischen Philadelphia<br />
der diesjährige Bahnkongress<br />
Highspeed statt. Erwartet werden<br />
nicht weniger als sechs <strong>Verkehr</strong>sminister,<br />
darunter auch US-<strong>Verkehr</strong>sminister<br />
Ray Lahood. Auf<br />
die 1.000 Teilnehmer warten<br />
hochkarätige Vorträge und Diskussionsrunden<br />
zum Thema Eisenbahn<br />
und Nachhaltigkeit für<br />
den mobilen Menschen von morgen.<br />
Ostbahn mit Flughafenbahn<br />
verbinden<br />
Die ÖBB bauen eine Verbindungsspange<br />
zwischen der Ostbahn<br />
und der Flughafenschnellbahn.<br />
Damit werde eine direkte<br />
Verbindung zwischen dem neuen<br />
Hauptbahnhof Wien und der<br />
Flughafenbahn hergestellt, hieß<br />
es beim Spatenstich. Das Projekt<br />
kostet 65 Mio. Euro, wird bis<br />
Ende 2014 fertiggestellt sein und<br />
die Fahrzeit zwischen HB Wien<br />
und Flughafen Wien auf 15 Minuten<br />
reduzieren. Das Geld dafür<br />
kommt aus dem Rahmenplan.<br />
Stefan Wehinger ist von<br />
WESTbahn abgegangen<br />
Der Mitgründer und bisherige<br />
Geschäftsführer der ÖBB-Konkurrenz<br />
WESTBahn Stefan<br />
Wehinger hat das Unternehmen<br />
verlassen. Als Gründe für den<br />
überraschenden Abgang wurden<br />
Differenzen mit den Geldgebern<br />
über die künftige Positionierung<br />
des Unternehmens genannt, verlautet<br />
aus Insiderkreisen. WESTbahn<br />
ist im Dezember 2011 gestartet<br />
und hat die Umsatzerwartungen<br />
bisher nicht erfüllen<br />
können.<br />
Obdachlosen-Initiative der<br />
ÖBB ausgezeichnet<br />
Im Rahmen der Verleihung des<br />
Deutschen Preises für Onlinekommunikation<br />
wurden die ÖBB<br />
für ihren „Lovestorm“ in der Kategorie<br />
Krisenkommunikation in<br />
Berlin ausgezeichnet. Eine Jury<br />
kürte die Bahn für die Schnelligkeit<br />
und den professionellen Umgang<br />
mit einer Viral-Kampagne<br />
auf Facebook. Während der kalten<br />
Februar-Tage dieses Jahres<br />
haben die ÖBB spontan beheizte<br />
Räume auf den Bahnhöfen für<br />
Bedürftige geöffnet.
2A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
INFRASTRUKTUR<br />
Ende 2012 startet Teilbetrieb im neuen HB<br />
Der Countdown läuft auf Hochtouren: Zum Winterfahrplanwechsel 2012/2013 im Dezember dieses Jahres halten die Züge im neuen Hauptbahnhof<br />
Wien.<br />
Die ÖBB starten ab Dezember<br />
dieses Jahres den Teilbetrieb im<br />
neuen Hauptbahnhof Wien. Ab<br />
diesem Zeitpunkt wird die Ostbahn<br />
auf den HB Wien „umgelegt“,<br />
wie es im Eisenbahnerdeutsch<br />
heißt. Das läutet den Betriebsstart<br />
ein, zwei Jahre später<br />
geht der HB Wien in Vollbetrieb,<br />
wie die ÖBB ankündigen. Der<br />
provisorische Ostbahnhof ist<br />
dann Vergangenheit.<br />
Die Rohbauarbeiten für den südlichen<br />
Teil des Bahnhofs sind abgeschlossen.<br />
Mit dem Innenausbau<br />
des Bahnhofes und den Vorarbeiten<br />
für die ersten Bürobauten<br />
im Quartier Belvedere wurde<br />
bereits begonnen. Zeitgleich zum<br />
Fahrplanwechsel werden am<br />
neuen HB vier Gleise mit Bahnsteigkanten<br />
und ein Durchgangsgleis<br />
in Betrieb genommen.<br />
Angefahren werden diese vier<br />
Bahnsteigkanten von den Zügen<br />
der Ostbahn und jenen des Marchegger<br />
Astes der Ostbahn (via<br />
Simmering, Stadlau).<br />
Züge „durchbinden“<br />
Ein Großteil der Regionalverkehrszüge<br />
der Ostbahn wird bis<br />
Wien Meidling und darüber hinaus<br />
„durchgebunden“, heißt es<br />
im ÖBB-Jargon.<br />
Die Züge der auf der Marchegger<br />
Ostbahn verkehrenden S80 werden<br />
ebenfalls bis Wien Meidling<br />
und darüber hinaus durchgebunden.<br />
Die Züge der S-Bahn-<br />
Stammstrecke in Nord-Süd-Rich-<br />
INFRASTRUKTUR<br />
ÖBB<br />
ÖBB-Holding-Vorstand Franz Seiser und Projektleiterin Judith Engel haben auf dem neuen HB Wien medienwirksam<br />
die Gleislücke zwischen Ost- und Südbahn geschlossen<br />
tung und künftig auch durchgehend<br />
in Ost-West-Richtung werden<br />
am Hauptbahnhof Wien<br />
verknüpft.<br />
Der südliche Eingang in die <strong>Verkehr</strong>sstation<br />
bzw. die Südfassade<br />
(Richtung Favoriten) sind zu diesem<br />
Zeitpunkt fertiggestellt. Die<br />
Fahrkartenschalter und sonstigen<br />
betrieblichen ÖBB-Einrichtungen<br />
sind provisorisch in der künftigen<br />
Fahrradgarage untergebracht.<br />
Der Umstieg auf das Netz<br />
der Wiener Linien bzw. der S-<br />
Bahn erfolgt unkompliziert und<br />
weitestgehend witterungsgeschützt.<br />
Im Dezember 2014 wird<br />
eröffnet<br />
Die nördliche Halle und weitere<br />
sechs Bahnsteigkanten Richtung<br />
Südtiroler Platz und Gürtel werden<br />
zwischen Dezember 2012<br />
und Dezember 2014 errichtet.<br />
Am 14. Dezember 2014 wird der<br />
Grünes Licht für den Bau der Semmering-Bahn<br />
Die neue Semmering-Bahn ist ein integraler Bestandteil des Baltic-Adria-Korridors.<br />
� FORTSETZUNG VON SEITE 1A<br />
Nach dem Endausbau der neuen<br />
Südbahn wird die Strecke Wien–<br />
Graz–Klagenfurt in rund 2 Std.<br />
40 Min. zurückgelegt werden<br />
können. Heute benötigt man dafür<br />
noch 3 Std. 50 Min. Gemeinsam<br />
mit dem künftigen Hauptbahnhof<br />
Wien, der neuen<br />
<strong>Verkehr</strong>sdrehscheibe Hauptbahnhof<br />
Graz und der in Bau befi ndlichen<br />
Koralmbahn schafft der<br />
Semmering-Basistunnel neu die<br />
Voraussetzung für eine leistungsfähige,<br />
zukunftsfähige und attraktive<br />
Nord-Süd-Verbindung<br />
auf der Schiene.<br />
Neue Wirtschaftsräume<br />
Für Österreich erschließen sich<br />
damit neue Märkte und Wirtschaftsräume.<br />
In der Bauphase<br />
werden 4.000 Arbeitsplätze, in<br />
der Betriebsphase rund 15.000<br />
zusätzliche Jobs gesichert und<br />
5,5 Mrd. Euro an zusätzlicher<br />
Wertschöpfung in den Betriebsjahren<br />
bis 2055 generiert. Die<br />
Südbahn ist mit ihrem Herzstück,<br />
dem Semmering-Basistunnel neu,<br />
innerhalb Europas das zentrale<br />
Verbindungsglied auf der trans-<br />
europäischen Route von der Ostsee<br />
bis zur Adria. Durch den Ausbau<br />
dieser Baltisch-Adriatischen<br />
Achse von Danzig über Warschau<br />
und Wien nach Triest, Venedig<br />
und Bologna werden die wachsenden<br />
Industrieräume in Polen<br />
und Osteuropa mit dem starken<br />
oberitalienischen Wirtschaftsraum<br />
vernetzt. Für die EU-Regionen<br />
entlang der Baltisch-Adriatischen<br />
Achse zeichnet sich laut<br />
Studie durch Inbetriebnahme der<br />
ausgebauten österreichischen<br />
Projekte eine zusätzliche Wertschöpfung<br />
von rund 5,8 Mrd.<br />
Euro und 31.000 Arbeitsplätzen<br />
ab.<br />
Verbindung: Gloggnitz–<br />
Mürzzuschlag<br />
Neben der besseren Schienenverbindung<br />
sowohl national als<br />
auch international und der Sicherung<br />
des Wirtschaftsstandortes<br />
Österreich zahlt sich die Investition<br />
in den Semmering-Basistunnel<br />
auch für Mensch und Umwelt<br />
aus. Der Basistunnel schafft die<br />
Möglichkeit, mehr <strong>Verkehr</strong> von<br />
der Straße auf die Schiene zu<br />
bringen. Dadurch steigt die <strong>Verkehr</strong>ssicherheit,<br />
und zugleich<br />
wird das Klima geschützt und die<br />
Umwelt geschont. Der 27 Kilometer<br />
lange Semmering-Basistunnel<br />
neu verbindet Gloggnitz in<br />
Niederösterreich mit Mürzzuschlag<br />
in der Steiermark. Er besteht<br />
aus zwei parallel geführten<br />
Tunnelröhren mit rund zehn Metern<br />
Durchmesser, die in einem<br />
Abstand von 40 bis 70 Metern<br />
zueinander errichtet werden, wie<br />
man in den Plänen liest.<br />
Tunnelsicherheit über alles<br />
Sie sind in Abständen von maximal<br />
500 Metern durch begehbare<br />
Querstollen, sogenannte Querschläge,<br />
miteinander verbunden,<br />
welche primär der Selbstrettung<br />
dienen. Der Semmering-Basistunnel<br />
neu entspricht somit den aktuellen<br />
Anforderungen an die<br />
Tunnelsicherheit. Im Ereignisfall<br />
gelangen die Passagiere über die<br />
Querstollen in die sichere Tunnelröhre.<br />
Außerdem ist in der Tunnelmitte<br />
zwischen den beiden Röhren eine<br />
Nothaltestelle eingerichtet, von<br />
der aus die Passagiere im Ereignisfall<br />
über die jeweils sichere<br />
Röhre aus dem Tunnel gebracht<br />
werden können.<br />
neue Bahnhof in seiner ganzen<br />
Pracht und Funktionalität eröffnet.<br />
2015 werden die Arbeiten<br />
am gesamten Bahn-Infrastrukturprojekt<br />
beendet sein. Mit Errichtung<br />
einer Gleisverbindung in<br />
Kledering werden in Zukunft<br />
von der West- und Südbahn<br />
kommende S-Bahnen, Regionalzüge<br />
und Fernverkehrszüge über<br />
den Hauptbahnhof Wien auch<br />
zum Flughafen Wien Schwechat<br />
geführt.<br />
WIEN<br />
Gleislücke im HB bereits<br />
geschlossen<br />
Anfang April wurden Süd- und<br />
Ostbahn im Bereich des HB gleisseitig<br />
miteinander verbunden. Ab<br />
Anfang August werden Züge wie<br />
beispielsweise jene von München<br />
nach Budapest durch den neuen<br />
Hauptbahnhof fahren, allerdings<br />
ohne Halt. Derzeit fahren diese<br />
Züge auf zwei provisorischen<br />
Umfahrungsgleisen durch die<br />
Baustelle.<br />
„Der neue Hauptbahnhof Wien<br />
ist das Gesicht der Bahnhofsoffensive<br />
der ÖBB und zugleich eines<br />
der größten Infrastrukturprojekte<br />
in Österreich“, erklärte<br />
Franz Seiser, Vorstand ÖBB-Holding<br />
AG, anlässlich der Zusammenführung<br />
der beiden Bahnmagistralen.<br />
Rund 65.000 t Gleisschotter werden<br />
bis zum Fahrplanwechsel<br />
verarbeitet. Mit einem 171 Tonnen<br />
schweren Schnellumbauzug<br />
(SUZ) werden die Schwellen in<br />
einem einzigen Vorgang auf das<br />
Schotterbett gelegt und mit den<br />
Schienen verschraubt. Die neuen<br />
Schienen für die Hauptgleise<br />
kommen von den Firmen voestalpine<br />
und Tata.<br />
Sie werden auf speziellen Zuggarnituren,<br />
die nur für den Schienentransport<br />
eingesetzt werden,<br />
angeliefert. Für Abstellanlagen<br />
würden alte, brauchbare Schienen<br />
im ÖBB-Werk in Wörth aufgearbeitet<br />
und wieder eingesetzt,<br />
verlautet seitens denr ÖBB.<br />
Siemens lieferte 240sten ULF<br />
an Wiener Linien<br />
Die Wiener Linien investieren in diesem Jahr 60 Mio.<br />
Euro in die Anschaffung neuer ULF-Straßenbahnen.<br />
Die Fahrgäste der Wiener Linen<br />
fahren auf die ULF-Straßenbahnen<br />
ab. Eine aktuelle Umfrage<br />
der Wiener Linien ergab, dass<br />
84 Prozent der Kunden mit der<br />
Niederfl urstraßenbahn sehr zufrieden<br />
sind.<br />
Vier von fünf Befragen wünschen<br />
sich, dass noch mehr Niederfl urstraßenbahnen<br />
unterwegs sind.<br />
Besonders ältere Menschen und<br />
solche mit Behinderungen brauchen<br />
schon einige sportliche<br />
Kondition, um in die noch in Betrieb<br />
befi ndlichen älteren Fahrzeuge<br />
einsteigen zu können.<br />
Anfang Mai lieferte Siemens als<br />
Hersteller der ULF-Straßenbahnen<br />
(ULF steht für Ultra Low<br />
Floor) die 240ste Garnitur an die<br />
Wiener Linien aus. Doch damit<br />
ist noch lange nicht das Ende erreicht.<br />
500 Straßenbahnzüge<br />
Die Wiener Linien mustern seit<br />
Jahren die alten Straßenbahnen<br />
aus und ersetzen sie durch die<br />
ULF-Garnituren. Allein in diesem<br />
Jahr würden 60 Mio. Euro in die<br />
Beschaffung von 20 Garnituren<br />
investiert, kündigt Günter Steinbauer,<br />
Geschäftsführer der Wiener<br />
Linien, an, die das weltweit<br />
fünftgrößte Straßenbahnetz betreiben<br />
und derzeit 500 Straßenbahngarnituren<br />
im Fuhrpark haben.<br />
Der ULF sei ein österreichisches<br />
Produkt, werde von Siemens in<br />
Wien gefertigt und sichere österreichische<br />
Arbeitsplätze, betont<br />
Arnulf Wolfram, Leiter des Sektors<br />
Infrastructure & Cities bei<br />
Siemens Österreich. Die ULF-<br />
Modelle zeichnen sich beispielsweise<br />
durch einen speziellen Einklemmschutz<br />
bei den Türen aus<br />
und sparen zudem wertvolle<br />
Energie.<br />
Sie sind beinahe ein „kleines<br />
Kraftwerk“, denn bei jedem<br />
Bremsmanöver wird Energie zurückgegeben.<br />
Mit der Menge der<br />
so wiedergewonnenen Energie<br />
könnte man 800 Haushalte in<br />
Österreich ein Jahr lang mit<br />
Strom versorgen, sagt Wolfram,<br />
um die Energiefreundlichkeit der<br />
Fahrzeuge zu verdeutlichen.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 3A<br />
BAHNBETRIEB<br />
ÖBB fahren im Osten rechts<br />
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) stellen Anfang August acht Bahnstrecken in der Ostregion auf Rechtsverkehr um.<br />
Die Umstellung auf Rechtsverkehr<br />
soll die operative Abwicklung<br />
effi zienter machen und Trassenkonfl<br />
ikte im Bereich Wien<br />
Meidling bis Wien Hauptbahnhof<br />
vermeiden helfen, kündigt<br />
ÖBB-Holding-Vorstand Franz<br />
Seiser an. Seit dem 19. Jahrhundert<br />
ist das Schienennetz zweigeteilt:<br />
Während in den frühen Eisenbahntagen<br />
englische Ingenieure<br />
die Südbahn auf den Linksverkehr<br />
ausgelegt hatten, fährt<br />
man auf der West- und Ostbahn<br />
traditionell auf der rechten Seite.<br />
Die schrittweise Umstellung wird<br />
bereits seit Jahrzehnten betrieben.<br />
Auch Südbahn rechts<br />
Mit dem Ausbau der Südbahn<br />
und dem Bau des Semmering-Basistunnels<br />
wird auch die Südbahn<br />
auf den Rechtsverkehr umgestellt.<br />
Die markanteste Änderung<br />
im August ist: Der Zug kommt<br />
bei zweigleisigen Strecken, wo<br />
bisher links gefahren wurde, am<br />
„anderen Gleis“. Das heißt, dass<br />
sich der bisher gewohnte Zugangsweg<br />
ändert, besonders bei<br />
Randbahnsteigen ist dann also<br />
die geänderte Wegeleitung zu beachten.<br />
80 Bahnhöfe und Haltestellen<br />
werden adaptiert, etwa<br />
durch das Umhängen der Beschilderung<br />
und teilweise eine zusätzliche<br />
Wartekoje.<br />
Betroffen von der Umstellung<br />
ERFINDERPREIS<br />
sich acht Bahnstrecken und insgesamt<br />
80 Bahnhöfe: Nordbahn<br />
von Wien Floridsdorf bis Bernhardsthal,<br />
die S7-Flughafenschnellbahn<br />
von Wien Rennweg<br />
bis Flughafen Wien Schwechat,<br />
die Pottendorfer Linie von Wampersdorf<br />
bis Wiener Neustadt, die<br />
Südbahn von Hauptbahnhof<br />
Wien bis Payerbach-Reichenau,<br />
die Verbindungsbahn von Wien<br />
Hütteldorf/Penzing bis Wien<br />
Meidling, die S-Bahn-Stammstrecke<br />
von Wien Meidling bis Wien<br />
Floridsdorf, die Nordwestbahn<br />
von Wien Floridsdorf bis Stockerau<br />
und die Laaer Ostbahn von<br />
Wien Süßenbrunn bis Wolkersdorf.<br />
Zwei Strecken (Wien<br />
Hauptbahnhof bis Süßenbrunn<br />
und Franz-Josefs-Bahn) bekommen<br />
den Rechtsverkehr erst nach<br />
2015. Die Kosten für die Umstellung<br />
liegen bei 16 Mio. Euro. Sie<br />
werden hauptsächlich durch das<br />
Verlegen von Überholgleisen und<br />
in geringerem Maß durch neue<br />
Leitsysteme verursacht.<br />
2012 ist „entscheidendes<br />
Bahnjahr“<br />
2012 ist laut Seiser für die ÖBB<br />
ein entscheidendes Jahr in der<br />
175-jährigen österreichischen Eisenbahngeschichte.<br />
70 Kilometer<br />
Tunnel und 100 Streckenkilometer<br />
Geleise werden neu in Betrieb<br />
genommen. Durch den Lainzer<br />
Tunnel fahren die ersten Güter-<br />
Josef Theurer vom<br />
EPA nominiert<br />
Das Europäische Patentamt hat Josef Theurer für die<br />
Verleihung eines Erfi nderpreises nominiert.<br />
Der Unternehmer Josef Theurer<br />
mit dem Unternehmen Plasser &<br />
Theurer im Hintergrund hat in<br />
seinem Leben bisher über 1.050<br />
Patentanmeldungen beim Europäischen<br />
Patentamt (EPA) eingereicht<br />
und zugleich eines der erfolgreichsten<br />
österreichischen<br />
Unternehmen aufgebaut. Plasser<br />
& Theurer hat eigenen Angaben<br />
zufolge über 10.000 Patente angemeldet,<br />
wovon mehr als 2.000<br />
noch wirksam sind.<br />
Die Schlüsselperson hinter dieser<br />
Leistung ist Josef Theurer, der als<br />
Erster weltweit die hydraulisch<br />
arbeitende Gleisstopfmaschine<br />
entwickelte. Doch auch Spezialmaschinen<br />
wie Nivellierstopfmaschine,<br />
Weichenstopfmaschine,<br />
Zweischwellen-Stopfmaschine<br />
und Schnellumbauzug in Fließbandtechnik<br />
sind weitere Erfi ndungen<br />
des Unternehmers Theurer.<br />
Bei all diesen Maschinen war<br />
Theurer der erste Ingenieur weltweit,<br />
der sie entwickelt hat. Sie<br />
werden jetzt in seinem Unternehmen<br />
Plasser & Theurer hergestellt<br />
und weltweit den Bahnen<br />
verkauft. Seit der Gründung des<br />
Unternehmens im Jahr 1953<br />
wurden mehr als 14.700 Großmaschinen<br />
in 106 Länder rund<br />
PLASSER & THEURER<br />
Dr. h.c. Ing. Josef Theurer<br />
um den Globus geliefert. Das Unternehmen<br />
hat wiederholt neue<br />
Maßstäbe im Gleisinstandhaltungssektor<br />
gesetzt; es beschäftigt<br />
heute allein in Österreich<br />
1.650 Mitarbeiter und ist geschäftlich<br />
auf allen fünf Kontinenten<br />
aktiv. So wurde der Hochgeschwindigkeitsweltrekord<br />
von<br />
574,8 km/h in Frankreich mit<br />
Maschinen von Plasser & Theurer<br />
vorbereitet.<br />
züge, die Personenzüge folgen im<br />
Jahr 2014. Der knapp 13 Kilometer<br />
lange Lainzer Tunnel verbindet<br />
die Westbahn mit der Süd-<br />
und Donauländebahn und dem<br />
neuen Hauptbahnhof Wien. Die<br />
Verbindungsbahn wird von<br />
schweren Güterzügen entlastet,<br />
die Lärmsituation für Anrainer<br />
verbessert sich. Frei werdende<br />
Kapazitäten würden für einen<br />
verdichteten Personennahverkehr<br />
genützt, verspricht die Bahn. Der<br />
viergleisige Ausbau der 44 Kilometer<br />
langen Hochleistungsstrecke<br />
nach St. Pölten soll die Fahrzeit<br />
von Wien-West in die niederösterreichische<br />
Hauptstadt von<br />
40 auf 25 Minuten beinahe halbieren.<br />
Im Unterinntal, der Zubringerstrecke<br />
zum noch lange<br />
nicht existenten Brenner-Basistunnel,<br />
wird eine neue zweigleisige<br />
Hochleistungstrasse zwischen<br />
Kundl und Baumkirchen in<br />
Betrieb genommen.<br />
Die Regionen rücken näher zu-<br />
ÖBB<br />
sammen, es kommt zu erheblichen<br />
Reisezeitverkürzungen im<br />
Personenverkehr. Auf der Strecke<br />
Wien–Salzburg peilen die ÖBB<br />
ab Fahrplanwechsel im Dezember<br />
dieses Jahres eine Fahrzeit<br />
von 2 Stunden 22 Minuten an –<br />
NEUE BAHN<br />
ÖBB-Holding-Vorstand Franz Seiser erläutert die aktuellen Pläne der ÖBB<br />
Die Welt ist komplex.<br />
um 23 Minuten weniger als<br />
heute. Mit der Verknüpfung von<br />
West- und Südbahn werde ab<br />
2014 auch eine Fahrt von St. Pölten<br />
nach Wiener Neustadt bedeutend<br />
schneller und komfortabler<br />
möglich sein, versichert Seiser.<br />
Ihre Entscheidungen<br />
müssen es nicht sein.<br />
Nahtloses Reisen<br />
Effizienter<br />
Betrieb<br />
Sicherer Betrieb<br />
Gesicherte<br />
Einnahmen<br />
Steigendes <strong>Verkehr</strong>saufkommen und Auslastung<br />
bis zur Kapazitätsgrenze machen das Management<br />
von Transportnetzen weltweit immer komplexer.<br />
Ein reibungsloser und effizienter Betrieb sichert den<br />
entscheidenden Vorsprung bei Wirtschaftswachstum<br />
und Lebensqualität. Wir entwerfen, entwickeln und liefern<br />
Anlagen, Systeme und Services, die weltweit die Sicherheit und<br />
Leistungsfähigkeit von Schienen- und Straßenverkehr sowie den Komfort<br />
für Fahrgäste optimieren: Leit- und Sicherungstechnik, Kommunikations-,<br />
Überwachungs-, Ticketing- und Mautsysteme. Wir vernetzen diese in der<br />
sogenannten Wertschöpfungskette funktionskritischer Anwendungen.<br />
Netzbetreiber und Entscheidungsträger können damit Komplexität auch<br />
in kritischen Situation beherrschen und frühzeitig jene Entscheidungen<br />
treffen, die zu den besten Ergebnissen führen.<br />
Mehr über unsere Transportlösungen finden Sie über den QR-Code<br />
oder auf unserer Website thalesgroup.com<br />
Zufriedene<br />
Fahrgäste<br />
Hohe<br />
Netzauslastung
4A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
INTERVIEW<br />
SCHIG zieht positive Bilanz<br />
Die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG) schaut mit Argusaugen darauf, dass jeder Euro beim<br />
Bahnausbau in Österreich zweckbestimmt eingesetzt wird. Neue Bahn sprach mit SCHIG-Geschäftsführer Ulrich Puz<br />
über Budgetkonsolidierung, Finanzkontrolle und den <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag der Republik mit den ÖBB.<br />
Neue Bahn: Herr Puz, Österreich<br />
muss aus der Notwendigkeit der<br />
Staatshaushaltssanierung auf die<br />
Schuldenbremse steigen. Was hat<br />
die SCHIG zum Sparprogramm<br />
der Republik beigetragen?<br />
Ulrich Puz: Die SCHIG blickt auf<br />
ein arbeitsreiches und erfolgreiches<br />
Jahr 2011 zurück. Sie hat<br />
die Interessen der Republik Österreich<br />
wahrgenommen und dabei<br />
einige Erfolge erzielt, die sich<br />
sehen lassen können. Selbstverständlich<br />
ist die SCHIG auch gefordert,<br />
ihren Beitrag zum Sparprogramm<br />
zu leisten. Dank der<br />
begleitenden Projekt- und Finanzkontrolle<br />
zahlreicher Eisenbahn-Infrastrukturprojekte<br />
durch<br />
die SCHIG gelang es in den vergangenen<br />
Jahren und so auch im<br />
Vorjahr, ein Einsparungspotenzial<br />
von ein bis zwei Prozent der<br />
im Rahmenplan defi nierten Investments<br />
aufzuzeigen und umzusetzen.<br />
Der aktuelle Rahmenplan<br />
für Investitionen in den<br />
Bahninfrastrukturausbau in Österreich<br />
läuft von 2012 bis 2017<br />
und sieht 1,2 Mrd. Euro für den<br />
Bahnausbau vor. Die SCHIG<br />
kann in die Projektunterlagen der<br />
ÖBB einsehen und so ihr Knowhow<br />
im Sinne einer optimaleren<br />
Finanzmittel-Verwendung einbringen,<br />
was zu den vorhin genannten<br />
Einsparungen führt und<br />
somit budgetschonend wird. Das<br />
ist ein Einsparungserfolg, der<br />
ganz deutlich die Handschrift der<br />
SCHIG trägt.<br />
Die SCHIG ist ein Unternehmen<br />
mit einem eigenen Budget und<br />
gegenüber der Republik als Eigentümer<br />
verantwortlich. Wie<br />
wird bei der SCHIG gespart?<br />
Puz: Den Willen zum Sparen dokumentiert<br />
die SCHIG auch im<br />
eigenen Haus. Für den Betrieb<br />
des Unternehmens SCHIG steht<br />
ein jährliches Budget 5 Mio.<br />
SCHIG<br />
„Das Einsparungsziel bei den ÖBB<br />
wurde erreicht“, sagt Ulrich Puz,<br />
seit 2010 Geschäftsführer der SCHIG<br />
Euro zur Verfügung. Im vergangenen<br />
Jahr haben wir 20 Prozent<br />
eingespart und somit nur 4 Mio.<br />
Euro verbraucht. Und das bei einem<br />
gleich bleibenden Team von<br />
60 hoch qualifi zierten Mitarbeitern.<br />
Sparen beginnt beispielsweise<br />
bei den Malerarbeiten in<br />
unseren Büros: Wir lassen diese<br />
nicht mehr jedes Jahr, sondern<br />
Rail Infrastructure for Life<br />
Smart Solutions for sustainable Railways<br />
Innovative Bahninfrastrukturlösungen<br />
aus einer Hand.<br />
Fahrleitungen<br />
Bahnstromversorgung<br />
Elektrotechnik<br />
Signaltechnik<br />
Gleisanlagen<br />
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Besuchen Sie uns auf der<br />
InnoTrans 2012 in Berlin,<br />
Halle 25, Stand 310<br />
18.–21. September 2012<br />
nur alle drei Jahre neu ausmalen.<br />
Das bringt schnell einen Einsparungserfolg<br />
von vielen Tausend<br />
Euro. Dieses Beispiel ist nur eines<br />
von mehreren, mit denen es uns<br />
gelungen ist, die Kosten in<br />
Summe um die genannten<br />
20 Prozent zu senken.<br />
Die Regierung hat den ÖBB ein<br />
Sanierungsprogramm bei gleichzeitiger<br />
Senkung der Kosten verordnet.<br />
Die SCHIG hat die Umsetzung<br />
dieser Vorgaben begleitet.<br />
Haben die ÖBB die defi nierten<br />
Ziele erreicht?<br />
Puz: Die Bundesregierung hatte<br />
in ihrem Arbeitsprogramm im<br />
Jahr 2007 den Österreichischen<br />
Bundsbahnen durch Effi zienzsteigerung<br />
ein Einsparungsziel von<br />
zehn Prozent auferlegt. Die<br />
SCHIG war mit der begleitenden<br />
Kontrolle des Umsetzungsprozesses<br />
betraut und hat sich bei der<br />
Realisierung dieses Ziels mit<br />
konstruktiven Vorschlägen bei<br />
den ÖBB eingebracht, sodass wir<br />
aus SCHIG-Sicht guten Gewissens<br />
sagen können: Das vorgegebene<br />
Ziel von zehn Prozent Einsparung<br />
ist erreicht worden.<br />
Die SCHIG hat gemeinsam mit<br />
dem <strong>Verkehr</strong>sministerium den<br />
<strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag mit den<br />
ÖBB ausgehandelt. Seit einem<br />
Jahr ist er gültig. Wie sieht die<br />
bisherige Bilanz aus?<br />
Puz: Eine positive Erfahrung ist,<br />
dass die ÖBB als vertragstreuer<br />
Partner agieren. Die SCHIG<br />
konnte ihr Know-how und ihre<br />
konsequente Verhandlungsarbeit<br />
bei der Ausgestaltung des <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrags<br />
mit der<br />
ÖBB-Personenverkehrs AG unter<br />
Beweis stellen. Die Republik Österreich<br />
kauft auf Basis des ausgehandelten<br />
Vertrags jährlich für<br />
588 Mio. Euro bei den ÖBB<br />
Zug-Dienstleistungen im regionalen<br />
und öffentlichen Nahverkehr<br />
ein. Das sind rund 88 Prozent<br />
(7 Mio. Zugkilometer) aller Nahverkehrs-<br />
und Regionalverkehrsleistungen<br />
in Österreich. Den<br />
Rest von 12 Prozent kaufen die<br />
<strong>Verkehr</strong>sverbünde bei den ÖBB<br />
ein.<br />
Der SCHIG ist es bei den Verhandlungen<br />
zu diesem gewichtigen<br />
Vertragswerk gelungen,<br />
50 Mio. Euro jährlich von den<br />
ÖBB-Forderungen herunterzuverhandeln,<br />
was in Summe über<br />
den Vertragszeitraum bis zum<br />
Jahr 2019 eine Einsparung von<br />
450 Mio. Euro ergibt.<br />
Im <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag sind<br />
die Qualitätskriterien, zu denen<br />
die ÖBB ihre Zugleistungen erbringen<br />
müssen, genau festgeschrieben.<br />
Erfüllt die Bahn die<br />
Qualitätsanforderungen?<br />
Puz: Der zwischen SCHIG und<br />
ÖBB-Personenverkehr AG abgeschlossene<strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag<br />
defi niert genau alle zu erbringenden<br />
Leistungen und enthält<br />
als Qualitätsanreiz auch ein<br />
Bonus-Malus-System. Sind die<br />
ÖBB besser als im Vertrag festgeschrieben,<br />
gibt es Geld zurück<br />
vom Staat.<br />
Im umgekehrten Fall müsste die<br />
Bahn nachzahlen. Für 2011 beispielsweise<br />
ist ein maximaler Bonus<br />
von 17 Mio. Euro vorgesehen.<br />
Die tatsächliche Bonuszahlung<br />
wird voraussichtlich<br />
aber deutlich geringer ausfallen.<br />
Bei der Pünktlichkeit und Sauberkeit<br />
machen die ÖBB einen<br />
guten Eindruck, die Pünktlichkeit<br />
ist wirklich sehr gut. Noch<br />
Handlungsbedarf sehen wir beim<br />
punktgenauen Informieren der<br />
Fahrgäste bzw. beim Ausbau des<br />
Fahrgastinformationssystems.<br />
Wo will die SCHIG in fünf Jahren<br />
stehen?<br />
Puz: In diesem Zeithorizont können<br />
wir uns gut vorstellen, auch<br />
für die <strong>Verkehr</strong>sträger Straße und<br />
Wasser Dienstleistungen in Sachen<br />
begleitender Finanzierungskontrolle<br />
und fachlicher Hilfestellung<br />
beim Infrastrukturausbau<br />
ähnlich dem jetzigen Arbeitsfeld<br />
anzubieten. Wir wollen für<br />
das <strong>Verkehr</strong>sministerium unverzichtbarer<br />
Bestandteil sein für die<br />
Aufgabenfelder Beratung,<br />
Schlichtung, Kontrolle und Abwicklung.<br />
Welche persönliche Bilanz ziehen<br />
Sie über Ihre bisherige Arbeit?<br />
Puz: Es ist für mich ein ausgesprochen<br />
tolles Erlebnis, mit einer<br />
kleinen, aber schlagkräftigen<br />
Gruppe zu arbeiten.<br />
AKTUELL<br />
Erich Forster ist neuer<br />
Chef von WESTbahn<br />
Nach dem Abgang von Stefan<br />
Wehinger als Geschäftsführer der<br />
WESTbahn (siehe Seite 1A)<br />
wurde Erich Forster (55) zu dessen<br />
Nachfolger bestellt. Der studierte<br />
Psychologe mit Schwerpunkt<br />
Sozialpsychologie macht<br />
das, was auch schon seine Eltern<br />
gemacht haben, nämlich bei der<br />
WESTBAHN<br />
Erich Forster ist der neue Geschäftsführer<br />
der WESTbahn<br />
Bahn arbeiten. Und schon die<br />
Großväter von Forster waren bei<br />
der Bahn beschäftigt. Forster war<br />
von 1975 bis 2011 bei den ÖBB<br />
und agierte in dieser Zeit in zahlreichen<br />
leitenden Positionen, bevor<br />
er im April 2011 bei der<br />
neuen WESTbahn an Bord ging<br />
und dort bisher als Chief Commercial<br />
Offi cer verantwortlich<br />
zeichnete.<br />
BMVIT schließt<br />
Abkommen mit Russland<br />
Russland investiert in den nächsten<br />
Jahren Milliarden Euro unter<br />
anderem im <strong>Verkehr</strong>sbereich. Davon<br />
sollen österreichische Firmen<br />
profi tieren, hofft <strong>Verkehr</strong>sministerin<br />
Doris Bures. Sie hat mit<br />
Russlands Vize-Premierminister<br />
Viktor Zubkov einen Technologie-Kooperationsvertragunterschrieben,<br />
der österreichischen<br />
Firmen den Zugang zum russischen<br />
Markt ebnen soll. Im Vorjahr<br />
schloss Bures ein Kooperationsabkommen<br />
für die Teilnahme<br />
Österreichs am Technologiepark<br />
Skolkowo ab.<br />
Sicherheit in den Zügen:<br />
30-mal kommt die Polizei<br />
Seit drei Jahren fahren in den<br />
ÖBB-Zügen am Abend und an<br />
den Wochenenden Sicherheitsleute<br />
mit, um die Fahrgäste vor<br />
allfälligen Belästigungen zu<br />
schützen. Die ÖBB mögen es<br />
nicht, wenn in den Zügen Alkohol<br />
herumgereicht wird, Jugendliche<br />
nach dem Disco-Besuch lärmen<br />
und randalieren oder<br />
Mitreisende anpöbeln. Die Präsenz<br />
der Sicherheitsleute an Bord<br />
sorgt dafür, dass 80 Prozent der<br />
Probleme ohne Polizei kalmiert<br />
werden. Dennoch: 30- bis 40-<br />
mal pro Jahr müssen die staatlichen<br />
Ordnungshüter einschreiten.<br />
Bei einer EU-Studie im Jahr<br />
2011 zur Bahnsicherheit in<br />
25 EU-Staaten landete die ÖBB<br />
bei der Sicherheit am dritten<br />
Platz.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 5A<br />
BAHNAUSBAU<br />
Gleisinstandhaltung am Beispiel Türkei<br />
Die Türkei erlebt mit ihrem konstanten Wirtschaftswachstum seit einigen Jahren eine starke Aufwärtsentwicklung und der Ausbau des Bahnsystems<br />
steht auf der Prioritätenliste ganz oben. Plasser & Theurer ist in der Türkei mit seinen Maschinen bei der Gleisinstandhaltung involviert.<br />
Die Türkei forciert ein ambitioniertes<br />
Ausbauprogramm des<br />
Bahnnetzes im ganzen Land. Jahrelang<br />
führte der Bahnsektor ein<br />
Schattendasein. Das wird jetzt<br />
anders: Bis zum Jahr 2023 – zum<br />
100-jährigen Bestehen der Türkei<br />
– ist ein Erweiterung des Netzes<br />
auf mehr als 25.000 Kilometer<br />
vorgesehen. Bereits im Jahr 2010<br />
fl oss erstmals mehr Geld in den<br />
Bahnausbau als in den Straßenbau.<br />
Derzeit werden 1.180 Kilometer<br />
Gleis neu gebaut oder umgebaut.<br />
Um die Qualität zu verbessern<br />
und ein Upgrade der<br />
Bahninfrastruktur zu bewerkstelligen,<br />
investieren die Türkische<br />
Staatsbahn TCDD sowie zahlreiche<br />
türkische Bahnbauunternehmen<br />
in neueste Maschinentechnologie<br />
zur Gleisinstandhaltung.<br />
Dabei handelt es sich beispielsweise<br />
unter anderem um Multifunktionsmaschinen<br />
des Typs<br />
Plasser Unimat MF. Die beiden<br />
ersten Maschinen sind im Dezember<br />
2011 in die Türkei geliefert<br />
worden. Diese sechsachsige Maschine<br />
integriert sämtliche Arbeitsaggregate<br />
für alle wichtigen<br />
Oberbauarbeiten wie Messen,<br />
Heben, Richten, Stopfen und<br />
Pfl ügen sowie Aufzeichnen der<br />
Gleislage.<br />
Unimat MF<br />
Der neue Maschinentyp Unimat<br />
MF ist mit hochwertigen Stopfaggregaten<br />
zur Strecken- und<br />
Weichenbearbeitung ausgestattet.<br />
Zusätzlich schaffen die Hebeeinrichtung,<br />
das integrierte Nivellier-<br />
und Richtsystem sowie der automatischer<br />
Leitcomputer WIN<br />
ALC die Voraussetzungen für einwandfreie<br />
Arbeitsergebnisse. Vor<br />
den Stopfgängen verfüllen die<br />
Pfl ugeinrichtungen die Stopfzonen<br />
mit Schotter. Hier kommen<br />
sowohl Flankenpfl üge als auch<br />
ein Bettungskronenpflug zum<br />
Einsatz. Überschüssiger Schotter<br />
wird über eine integrierte Kehranlage<br />
entfernt. Messsysteme und<br />
ein DRP-Datenmessschreiber<br />
übernehmen die Messung und<br />
Aufzeichnung der korrigierten<br />
Gleislage.<br />
MDZ für Gleisinstandhaltung<br />
mit System<br />
Völlig autonom ist die<br />
Plasser&Theurer-Multifunktionsstopfmaschine<br />
mit drei Bedienern<br />
in der Lage, das Schotterbett zu<br />
profi lieren, das Gleis durchzuarbeiten<br />
und zu kehren, um ein stabiles<br />
Gleis zu hinterlassen. Im<br />
neu angeschafften umfangreichen<br />
Hochleistungs-Maschinenpool<br />
der TCDD sowie der Bahnbaufi rmen<br />
befi nden sich mehrere Maschinentypen,<br />
die als mechanisierte<br />
Durcharbeitungszüge MDZ<br />
zusammenarbeiten können. Ein<br />
solcher mechanisierter Durcharbeitungszug<br />
MDZ setzt sich aus<br />
einer kontinuierlich arbeitenden<br />
Gleisstopfmaschine Duomatic<br />
09-32 CAT Centertool, einer<br />
Schotterverteil- und Planiermaschine<br />
USP 2005 und einem dynamischen<br />
Gleisstabilisator DGS<br />
90 N zusammen. Die optimal<br />
aufeinander abgestimmten Maschinen<br />
und deren Zusammenwirken<br />
erzielen hohe Wirtschaftlichkeit<br />
durch sowohl hohe Arbeitsleistung<br />
als auch -qualität.<br />
siemens.com/mobility<br />
Darin liegt der Ansatzpunkt für<br />
die mechanisierten Durcharbeitungszüge<br />
MDZ von Plasser &<br />
Theurer:<br />
• optimale Ausnutzung auch<br />
kurzer Sperrpausen und damit<br />
eine wesentliche Kostensenkung,<br />
• einheitliche, synchrone, gleichmäßige<br />
und vollständige Ausführung<br />
der Arbeiten und Erhöhung<br />
der Arbeitsqualität,<br />
Complete mobility.<br />
Integrierte Lösungen für Nahverkehr, Fernverkehr und Logistik.<br />
Den Weg für Menschen und Güter weltweit zu bereiten,<br />
sie wirtschaftlich, sicher und umweltverträglich ans Ziel<br />
zu bringen – dafür steht Siemens mit „Complete mobility”:<br />
NEUE BAHN<br />
• Abstimmung der Maschinen<br />
hinsichtlich Arbeitsleistung,<br />
Fahrgeschwindigkeit sowie<br />
Rüstzeit,<br />
• Erleichterung bei Ersatzteilhaltung,<br />
Service und Schulung.<br />
Mit integrierten Mobilitätslösungen, um die verschiedenen<br />
<strong>Verkehr</strong>ssysteme nachhaltig zu gestalten und sie<br />
effizient zu vernetzen.<br />
Answers for mobility.
6A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
KRAFTWERK<br />
See liefert Energie für 1.400<br />
ÖBB-Züge<br />
Die ÖBB können das geplante Pumpspeicherkraftwerk<br />
Tauernmoos realisieren.<br />
Was vor fünf Jahren begonnen<br />
hat, ist jetzt für die ÖBB zu einem<br />
postiven Abschluss gekommen,<br />
nämlich die Vorlage eines<br />
positiven Bescheides für den Bau<br />
eines neuen Pumpspeicherkraftwerks<br />
Tauernmoos in Salzburg.<br />
Die ÖBB haben für ihr geplantes<br />
Kraftwerk im Pinzgau alle für<br />
den Bau notwendigen Bewilligungen<br />
auf dem Tisch. Beim<br />
neuen Kraftwerk soll erstmals<br />
der Höhenunterschied zwischen<br />
Weißsee und Tauernmoossee genützt<br />
werden.<br />
Strom für viele Züge<br />
Das neue Kraftwerk mit einer<br />
Leistung von 130 Megawatt<br />
(MW) soll im Jahr 13 Gigawattstunden<br />
(GWh) Strom erzeugen,<br />
was dem Bedarf von 1.400 Reisezügen<br />
für die Strecke von Wien<br />
nach Bregenz entspricht, wie die<br />
ÖBB mitteilen. Der Umweltverträglichkeitsbescheid<br />
beinhaltet<br />
laut Bahninformationen neben<br />
Wasserrecht und Naturschutz<br />
alle erforderlichen Genehmigungen,<br />
speziell die des Eisenbahngesetzes.<br />
Bereits Mitte des vorigen<br />
Jahrhunderts waren die beiden<br />
Stauseen Tauernmoos und Weißsee<br />
im hinteren Stubachtal (Gemeinde<br />
Uttendorf) im Nationalpark<br />
Hohe Tauern errichtet<br />
worden. Der Tauernmoossee<br />
wird seither von den ÖBB mit<br />
dem Kraftwerk Enzingerboden<br />
zur Stromgewinnung (Leistung<br />
80 MW) genutzt, der um 220<br />
Meter höher gelegene Weißsee<br />
aber nicht. Und diese Fallhöhe<br />
wird jetzt für das neue Pumpspei-<br />
SCHWEIZ<br />
cherwerk mit zwei 65-MW-Turbinen<br />
ausgenutzt. Zum Vergleich:<br />
Das Kraftwerk Kaprun hat eine<br />
Leistung von 353 MW.<br />
2013 ist Baubeginn<br />
Bereits heuer im Frühjahr starteten<br />
die Vermessungs- und Bodenerkundungsarbeiten.<br />
Nach einer<br />
europaweiten Ausschreibung<br />
rechnen die ÖBB dann mit dem<br />
Start der Bauarbeiten für den<br />
Frequenzumrichter und das Umspannwerk<br />
im Frühjahr 2013.<br />
Die Bauarbeiten für das Kraftwerk<br />
selbst können nach Vorliegen<br />
aller ÖBB-internen Beschlüsse<br />
voraussichtlich im<br />
Herbst 2013 anlaufen. Die Inbetriebnahme<br />
sei für 2018 vorgesehen,<br />
sagt ÖBB-Sprecher Rene<br />
Zumtobel.<br />
Österreichs Bahn benötigt jährlich<br />
1,8 Mio. MWh (Megawattstunden)<br />
Energie, um den vollen<br />
Betrieb aufrechterhalten zu können.<br />
Der Strom kommt zu rund<br />
einem Drittel aus eigener Produktion.<br />
Dabei steht die Energiegewinnung<br />
aus Wasserkraft im<br />
Vordergrund.<br />
Verteilt wird der produzierte<br />
Strom über die 2.000 Kilometer<br />
langen eigenen Stromleitungen in<br />
ganz Österreich. Trotz eigener<br />
Produktion muss die Bahn noch<br />
für 100 Mio. Euro pro Jahr Energie<br />
von externen Lieferanten zukaufen.<br />
Ohne eigene Produktion<br />
würde die Stromrechnung um 60<br />
bis 90 Mio. Euro höher liegen,<br />
betont Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter<br />
Energie bei der ÖBB-<br />
Infrastruktur AG.<br />
Balfour Beatty Rail: Fahrbahn<br />
und Strom für Gotthard-Bahn<br />
Der Einbau der Bahntechnik kommt planmäßig voran.<br />
Der Einbau des bahntechnischen<br />
Equipments im Gotthard-Basis-<br />
Tunnel und auf dessen Zulaufstrecken<br />
läuft auf Hochtouren.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Transtec<br />
Gotthard präsentierte dieser Tage<br />
den aktuellen Stand der Bauarbeiten.<br />
Seit Februar dieses Jahres<br />
wird an der Festen Fahrbahn gebaut,<br />
die in Etappen verlegt wird.<br />
Zuerst werden die Schwellen und<br />
Schienen montiert, dann erfolgt<br />
die exakte Ausrichtung des Gleisstranges<br />
und danach werden die<br />
Schwellen einbetoniert.<br />
Gebaut wird die Feste Fahrbahn<br />
federführend von Balfour Beatty<br />
Rail (BBR) in Arbeitsgemeinschaft<br />
(ARGE) mit dem Bauunternehmen<br />
Alpine. Neben der<br />
Festen Fahrbahn in den beiden je<br />
57 Kilometer langen Tunnelröhren,<br />
werden auch über 30 Kilometer<br />
Schottergleis im Freien von<br />
der ARGE verlegt. Die Verlegung<br />
der Festen Fahrbahn erfolge mit<br />
einem eigens für den Gotthard-<br />
Basistunnel entwickelten mobilen<br />
Betonwerk auf Schienen (Betonzug<br />
mit Namen „Helvetia“), betont<br />
Hannes Müller, Geschäftsführer<br />
von BBR in der Schweiz.<br />
Mit dem 500 Meter langen Zug<br />
wird Frischbeton vor Ort hergestellt;<br />
pro Tag werden 220 Meter<br />
Gleis betoniert. BBR ist beim<br />
Gotthard-Tunnel aber auch für<br />
die Planung, Lieferung und Errichtung<br />
der Fahrleitung verantwortlich.<br />
In diesem Fall in Arbeitsgemeinschaft<br />
mit Kummler<br />
& Matter. Den Strom auf die<br />
Strecke zu bringen bedingt verschiedene<br />
damit einhergehende<br />
Bauarbeiten wie beispielsweise<br />
Erdungsmaßnahmen, Schaltanlagen<br />
etc. Die Implementierung der<br />
bahntechnischen Ausstattung im<br />
Tunnel und der zulaufenden Freistrecken<br />
hat eine Auftragssumme<br />
von rund 1,7 Mrd. Franken (1,4<br />
Mrd. Euro). Von diesem Wert<br />
entfallen auf BBR rund 25 Prozent.<br />
MODERNE ZÜGE<br />
Raaberbahn setzt auf<br />
den FLIRT von Stadler<br />
Die ungarisch-österreichische Raaberbahn transportiert seine Fahrgäste ab 2014 im<br />
FLIRT zwischen Sopron und Szentgotthárd. Finanziert werden die Stadler-Züge mit<br />
Geld aus Brüssel.<br />
Die im Eigentum von Ungarn,<br />
Österreich und der Strabag stehende<br />
Raaberbahn modernisiert<br />
mit Hochdruck den Bahnverkehr<br />
zwischen Sopron und Szentgotthárd<br />
in Westungarn. Vor einem<br />
halben Jahr wurde die infrastrukturseitige<br />
Erneuerung der<br />
Strecke abgeschlossen und seither<br />
fahren die Züge „schneller, viel<br />
sicherer und mit einem viel attraktiveren<br />
Fahrplan“, wie Ilona<br />
Dávid, damals vor seinem Wechsel<br />
zur MÁV noch CEO der<br />
Raaber-Bahn, Mitte April anlässlich<br />
der Vertragsunterzeichnung<br />
für die Lieferung von vier FLIRT-<br />
Regionalzügen für diese Strecke<br />
betonte. Ab 2014 können die<br />
Reisenden auf dieser Route im<br />
FLIRT des Herstellers Stadler<br />
Rail Platz nehmen.<br />
Für den Regionalverkehr<br />
maßgeschneidert<br />
Es handelt es sich um elektrische,<br />
besonders für den Regionalverkehr<br />
konzipierte Züge, deren<br />
Produktion Stadler im Jahr 2004<br />
begonnen hat. Als erster Kunde<br />
wurde damit die SBB in der<br />
Schweiz belieferte. Mittlerweile<br />
ist dieser Zugtyp in 13 Ländern<br />
im Einsatz und wurde bislang<br />
722-mal produziert, wie aus dem<br />
Stadler-Werk im schweizerischen<br />
Bussnang verlautet. Die Raaber<br />
Bahn hatte die Beschaffung im<br />
November 2011 ausgeschrieben,<br />
Ende März 2012 wurde das Ver-<br />
UNTERNEHMEN<br />
FLIRT wird für den Regionalverkehr maßgeschneidert<br />
fahren abgeschlossen und Stadler<br />
ging als Lieferant hervor. Die vier<br />
Züge in Niederfl urbauweise bieten<br />
200 Personen einen Sitzplatz<br />
und 164 einen Stehplatz. Bei vollem<br />
Speed schafft der FLIRT<br />
160 km/h, dank einer Anfahrbeschleunigung<br />
von 1,2 m/s 2 können<br />
Verspätungen locker aufgeholt<br />
werden. Stadler bringt der<br />
Auftrag 20 Mio. Euro in die<br />
Kasse, wovon 85 Prozent aus<br />
dem Kohäsionsfonds der Europäischen<br />
Union stammen, wie David<br />
erklärte. Ein Teil der Wertschöpfung<br />
liegt in Ungarn: Die<br />
Wagenkästen werden nämlich im<br />
Stadler-Werk in Szolnok gefertigt.<br />
Beim Raaber-FLIRT handelt<br />
es sich um einen ähnlichen Typ<br />
wie bei den FLIRT-Zügen, die an<br />
die ungarische Eisenbahngesell-<br />
schaft MÁV geliefert wurden.<br />
RAABER-BAHN<br />
Modernes Passagier-<br />
Infosystem<br />
Die Züge sind mit einem Passagierinformationssystem<br />
und einer<br />
Klimaanlage ausgestattet. Sie verfügen<br />
zudem über multifunktionale<br />
Bereiche für den Transport<br />
von Fahrrädern und über Toilettenanlagen,<br />
die auch für Passagiere<br />
mit Behinderung leicht zugänglich<br />
sind. Das Investment in<br />
Infrastruktur und Fahrzeuge auf<br />
der Strecke zahlt sich aus. „Im<br />
Februar dieses Jahres haben wir<br />
zwischen Sopron und Szombathely<br />
26 Prozent mehr Passagiere<br />
befördert und zwischen Szombathely<br />
und Szentgotthárd 20 Prozent<br />
mehr als noch vor einem<br />
Jahr“, freute sich David.<br />
Knorr-Bremse rechnet mit weiterem Wachstum<br />
Der Hersteller von Bremssystemen und Eisenbahnkomponenten hat ein gutes Jahr<br />
2011 hinter sich und hat im weltweiten Geschäft zugelegt.<br />
Der Knorr-Bremse-Konzern hat<br />
im Vorjahr den Umsatz um mehr<br />
als eine halbe Milliarde Euro<br />
oder 14 Prozent auf mehr als<br />
4 Mrd. Euro gesteigert (2010:<br />
3,7 Mrd. Euro). Der Konzern<br />
profi tierte nach eigenen Angaben<br />
von seiner starken weltweiten<br />
Präsenz mit den beiden Bereichen<br />
Systeme für Schienen- und Systeme<br />
für Nutzfahrzeuge. Der<br />
Schienenfahrzeugbereich trug mit<br />
mehr als zwei Mrd. Euro zu 51<br />
Prozent zum Konzernumsatz bei;<br />
der Bereich Nutzfahrzeuge hielt<br />
bei 49 Prozent.<br />
Im Schienenfahrzeugbereich ist<br />
die Umsatzsteigerung insbesondere<br />
auf Zuwächse in Nordamerika,<br />
ausgehend von einer Erholung<br />
des Frachtmarkts, und in<br />
Europa zurückzuführen. Neben<br />
gezielten Akquisitionen und Joint<br />
Ventures stand 2011 das regionale<br />
Wachstum zum Ausbau der<br />
Marktposition erneut im Fokus.<br />
Einen wichtigen Meilenstein zur<br />
Ausweitung des Geschäfts in<br />
Russland wurde Ende Oktober<br />
mit der Zulassung des speziell für<br />
den russischen Güterverkehr entwickelten<br />
Steuerventils KAB60<br />
erreicht.<br />
Steigendes Europa-<br />
Geschäft<br />
Im Rahmen der strategischen<br />
Weiterentwicklung des weltweiten<br />
Netzwerks wurden 2011 unter<br />
anderem die chinesischen Engineering-<br />
und Produktionsstandorte<br />
in Suzhou (Bremssysteme),<br />
Quingdao (Türsysteme) und<br />
Schanghai (Klimasysteme) erweitert.<br />
Die Übernahme der Firma<br />
Technologies Lanka in Kanada<br />
hat zu einer technischen Ergänzung<br />
im Bereich Türsysteme geführt.<br />
Das Türengeschäft wurde zudem<br />
durch die Akquisition des Serviceunternehmens<br />
Kalmar Tagkompetens<br />
in Schweden gestärkt.<br />
Die Akquisition der Firma Comet<br />
Fans in Italien ergänzt das Knorr-<br />
Bremse-Produktportfolio um<br />
Ventilatoren für Schienenfahrzeuganwendungen.<br />
In der Region<br />
Europa wuchs der Umsatz auf<br />
2,6 Mrd. Euro. In einem sich erholenden<br />
Marktumfeld im Personennahverkehr<br />
und mit einer Stabilisierung<br />
des Frachtmarkts verzeichnete<br />
der Bereich Systeme für<br />
Schienenfahrzeuge 2011 eine positive<br />
Umsatzentwicklung mit einem<br />
Wachstum von drei Prozent,<br />
wie es im Kommentar zum Jahresbericht<br />
2011 heißt.<br />
Ausblick auf das Jahr 2012<br />
Für 2012 geht der Konzern von<br />
einem leichten Wachstum aus. In<br />
Europa rechnet man im Bereich<br />
Systeme für Schienenfahrzeuge<br />
im Personen-, Fracht- und Güterverkehr<br />
mit einem unveränderten<br />
Marktvolumen gegenüber dem<br />
Vorjahr.<br />
Abgeleitet aus der regionalen<br />
Marktentwicklung sowie dem<br />
Auftragseingang 2011 plant<br />
Knorr-Bremse 2012 auf Konzernebene<br />
ein leichtes Wachstum.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 7A<br />
UNTERNEHMEN<br />
Alpine: Baukonzern wird selbst Eisenbahner<br />
Das österreichische Bauunternehmen ist seit Jahren sehr stark im Bahnbau tätig und will künftig auch als selbständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
tätig werden.<br />
Seit Ende des vergangenen Jahres<br />
besitzt der Salzburger Alpine-<br />
Baukonzern die Sicherheitsbescheinigung<br />
und ist somit rechtlich<br />
gesehen in der Lage, jederzeit<br />
als Bahnunternehmen auf dem<br />
Markt zu operieren. „Wir haben<br />
die Lizenz, auf dem österreichischen<br />
Schienennetz Güterverkehre<br />
selbst anzubieten und<br />
durchzuführen“, betont Unternehmenssprecher<br />
Johannes Gfrerer<br />
gegenüber Neue Bahn.<br />
Als Bahnunternehmen will Alpine<br />
künftig verstärkt Baustellenverkehre<br />
in Eigenregie abwickeln,<br />
beispielsweise die Zulieferung<br />
von Baumaterialien oder den Abtransport<br />
von Bauschutt oder<br />
Ausbruchmaterial. Alpine besitzt<br />
mehr als 50 schienengebundene<br />
Fahrzeuge, die im Bereich Bahnbau<br />
eingesetzt werden.<br />
Fokus auf den Bahnbau<br />
Der Bahnbau nimmt einen sehr<br />
wichtigen Stellenwert in der Gesamtbauleistung<br />
der international<br />
tätigen Alpine-Gruppe ein.<br />
Zahlreiche Unternehmensbereiche<br />
von Alpine bauen für die<br />
Bahnen in zahlreichen Ländern:<br />
Der Hochbau errichtet Bahnhofs-<br />
und Bürogebäude, Alpine-Energie<br />
ist spezialisiert auf die Energieversorgungseinrichtungen,<br />
die<br />
Spezialisten vom Ingenieurbau<br />
errichten die Brücken, auf die der<br />
klassische Bahnbau die Gleise<br />
legt. Schotterbett, Durchlässe,<br />
Unter- und Überführungen, Erdbau,<br />
Bahndämme und Begleitwege,<br />
alles wird aus einer Hand<br />
angeboten.<br />
„Feste Fahrbahn“ im<br />
Tauerntunnel<br />
Gemeinsam mit den ÖBB wurde<br />
im Tauerntunnel erstmals die<br />
„Feste Fahrbahn“ anstatt eines<br />
Schotterbetts eingebaut, was wesentlich<br />
zur Erhöhung der Tunnelsicherheit<br />
beiträgt. Die Feste<br />
Fahrbahn wird heute laut Gfrerer<br />
europaweit in so gut wie allen<br />
neuen und sanierten Tunneln ins-<br />
MESSE<br />
talliert. Alpine ist am Bau der<br />
Metros in Singapur und Neu Delhi<br />
beteiligt. Eines der momentan<br />
größten Infrastrukturprojekte<br />
Europas ist das Projekt Crossrail,<br />
bei dem eine neue West-Ost-<br />
Schnellbahnverbindung unterhalb<br />
der City von London gebaut<br />
wird. Alpine Bemo Tunneling hat<br />
hier den Auftrag, die beiden unterirdischen<br />
Stationen „Whitechapel“<br />
und „Liverpool Street“<br />
zu errichten.<br />
Das „Karlsruher Modell“ der<br />
Stadt-Regionalbahn gilt als Vorbild<br />
für viele Nahverkehrspro-<br />
jekte in Europa. Derzeit wird von<br />
Alpine um rund 300 Mio. Euro<br />
der neue Stadtbahntunnel gebaut;<br />
2017 soll er in Betrieb gehen.<br />
Bei einem weiteren Megaprojekt<br />
ist Alpine mit 25 Prozent Bauanteil<br />
beteiligt, nämlich bei der Errichtung<br />
des längsten Eisenbahntunnels<br />
der Welt. Beim Gotthard-<br />
Basistunnel in der Schweiz ist ein<br />
eigens von der Salzburger Baufi<br />
rma entwickelter 450 Meter<br />
langer Betonzug im Einsatz.<br />
„Beim Bau in den beiden 57 Kilometer<br />
langen Tunnelröhren ist<br />
InnoTrans in Berlin ist komplett ausgebucht<br />
es logistisch sinnvoller, den Beton<br />
erst im Tunnel anzumischen“,<br />
sagt Gfrerer.<br />
Mitbauen beim HB Wien<br />
Beton wird hier viel gebraucht,<br />
denn der gesamte Tunnel wird<br />
mit einer Festen Fahrbahn ausgestattet.<br />
Der Einbau der Festen<br />
Fahrbahn ist der Hauptjob von<br />
Alpine. Mit von der Partie ist Alpine<br />
auch beim viergleisigen Ausbau<br />
der Westbahnstrecke zwischen<br />
Wien und St. Pölten, beim<br />
Bau des neuen Hauptbahnhofs<br />
Wien sowie bei den Bahnhofum-<br />
bauten in Salzburg und Attnang-<br />
Puchheim.<br />
Alpine ist Teil der italienischen<br />
FCC Gruppe und will bei Infrastrukturprojekten<br />
künftig verstärkt<br />
gemeinsam auftreten, um<br />
Know-how zu bündeln und Synergien<br />
zu heben.<br />
Im Februar dieses Jahres erfolgte<br />
der Zuschlag zum Ausbau der rumänischen<br />
Eisenbahnstrecke zwischen<br />
Sighisoara (Schäßburg)<br />
und Atel (Hetzeldorf). Alpine<br />
und FCC gingen erfolgreich gemeinsam<br />
als Partner ins Rennen.<br />
Japans Bahnindustrie belegt eine eigene Halle; auch Ungarn und USA vertreten.<br />
Die diesjährige Weltleitmesse in<br />
Sachen Schienenverkehrstechnik,<br />
InnoTrans 2012 (18.-21. September)<br />
in Berlin ist komplett ausgebucht<br />
und die einzelnen Messebereiche<br />
expandieren, so auch<br />
das Messesegment Railway Infrastructure.<br />
Das bedeutet, dass die<br />
Aussteller aus dem Bereich Bahninfrastruktur<br />
in diesem Jahr auch<br />
in Halle 5.2 und somit erstmals<br />
in sechs Messehallen vertreten<br />
sind. Der Hintergrund: Die Ausstellungsfl<br />
äche für Bahninfrastruktur<br />
ist im Vergleich zur vorherigen<br />
Fachschau von 25.000<br />
auf 30.000 m 2 gewachsen. Damit<br />
bietet die InnoTrans 2012 den<br />
Alpine ist traditionell im Bahnbaugeschäft sehr stark verankert<br />
Ausstellern und Fachbesuchern<br />
eine noch umfassendere und vor<br />
allem internationale Marktübersicht.<br />
Etwa 53 Prozent der Messeteilnehmer<br />
im Bereich Schieneninfrastruktur<br />
kommen aus<br />
dem Ausland.<br />
Ansprüche steigen<br />
Die Ansprüche an ein modernes<br />
und gut gewartetes Gleisnetz steigen<br />
stetig. Im Segment Railway<br />
Infrastructure präsentiert die internationale<br />
Bahnbranche innovative<br />
Lösungen für ein effi zientes<br />
System Schiene.<br />
Dabei reicht das Spektrum von<br />
Fahrwegtechnik bis zu Dienstleis-<br />
ALPINE BAU<br />
tungen wie Bauausführung und<br />
-überwachung. Auch Oberleitungsausrüstungen<br />
und Signal-<br />
und Leittechnik gehören dazu.<br />
Für die Qualität der Fachschau<br />
im Bereich Bahninfrastruktur<br />
spricht, dass ein Großteil der<br />
Aussteller zum wiederholten Mal<br />
auf der InnoTrans vertreten ist.<br />
Erstmals seit Bestehen der InnoTrans<br />
belegt Japan eine eigene<br />
Messehalle. Japanische Unternehmen<br />
präsentieren ihre bahntechnischen<br />
Produktneuheiten so umfangreich<br />
wie nie zuvor. Ebenso<br />
ein Novum sind die Gemeinschaftsstände<br />
Ungarns und der<br />
USA.<br />
FCC war und ist ein wichtiger<br />
Partner beim Bau des spanischen<br />
Netzwerks für Hochgeschwindigkeitszüge.<br />
FCC setzt auch Aufträge<br />
bei der Metro Madrid, Metro<br />
Barcelona und der Straßenbahn<br />
von Valencia um. Auf der<br />
internationalen Bühne ist FCC<br />
NEUE BAHN<br />
ebenso präsent: In Algerien wird<br />
eine 185 km lange Bahnlinie gebaut,<br />
in Panama eine 14 Kilometer<br />
lange Metro-Linie, in Athen<br />
wird die Metro-Linie 2 verlängert<br />
und auch in Neu Delhi ist<br />
FCC in den Metro-Bau involviert.<br />
The future<br />
of mobility<br />
InnoTrans 2012<br />
Internationale Fachmesse für <strong>Verkehr</strong>stechnik<br />
Innovative Komponenten · Fahrzeuge · Systeme<br />
18. – 21. September · Berlin<br />
www.innotrans.de<br />
Deutsche Handelskammer in Österreich<br />
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8A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
ÖFFENTLICHER VERKEHR<br />
Regionalverkehrsmarkt ist stark umkämpft<br />
Auf dem Markt für Pendler- und Regionalverkehr auf der Schiene dominieren die großen europäischen Staatsbahnen, die ihren Aktionsradius durch<br />
den Erwerb ausländischer Tochterunternehmen erweitern.<br />
Die aktuelle Studie „Märkte für<br />
Pendler- und Regionalverkehre<br />
auf der Schiene – Europäische<br />
Entwicklungen“ von SCI <strong>Verkehr</strong><br />
in Köln präsentiert eine Analyse<br />
des Marktes für Schienenpersonennahverkehr<br />
in Europa. Dabei<br />
werden die Strukturen inklusive<br />
Finanzierung, die Betreiberlandschaft,<br />
die Entwicklungstendenzen<br />
der jeweiligen Märkte sowie<br />
die Strategien der wesentlichen<br />
Betreiber untersucht und bewertet.<br />
Aktuelle Perspektiven und<br />
Szenarien zur Entwicklung der<br />
europäischen Märkte ergänzen<br />
die Analyse.<br />
Öffnung setzt sich fort<br />
Die Studie zeigt, dass der von der<br />
Europäischen Union eingeleitete<br />
Prozess zur Öffnung der Märkte<br />
für Pendler- und Regionalverkehr<br />
auf der Schiene sich weiter fortsetzt.<br />
Neben den liberalisierten<br />
Märkten Schweden, Großbritannien,<br />
Deutschland, Dänemark<br />
und Niederlande öffnen sich weitere<br />
Länder dem Wettbewerb. So<br />
will zum Beispiel Frankreich ab<br />
WIRTSCHAFT<br />
2014 die gemeinwirtschaftlichen<br />
Fern- und Regionalzüge „versuchsweise“<br />
in den Wettbewerb<br />
überführen.<br />
Wettbewerb der Staatsbahnen<br />
Im Pendler- und Regionalverkehr<br />
auf der Schiene geht die Bedeutung<br />
der rein privaten Betreiber<br />
zurück. Vielmehr wird der europäische<br />
Pendler- und Regionalverkehr<br />
auf der Schiene vom<br />
Wettbewerb der europäischen<br />
Staatsbahnen bestimmt. Bestes<br />
Beispiel dafür ist die Übernahme<br />
des privaten <strong>Verkehr</strong>sunternehmens<br />
Arriva durch die Deutsche<br />
Bahn AG im Jahr 2010. Die (ehemaligen)<br />
Staatsbahnen sind bestrebt,<br />
ihre nationalen Grenzen<br />
durch den Erwerb von ausländischen<br />
Tochtergesellschaften zu<br />
überwinden. Außerhalb ihrer<br />
Heimatmärkte sind neben der<br />
Deutschen Bahn mit Arriva die<br />
französische SNCF mit ihrem<br />
Tochterunternehmen Keolis, der<br />
italienische Betreiber Trenitalia<br />
mit Netinera, die niederländische<br />
NS-Gruppe mit Abellio sowie die<br />
dänische Staatsbahn DSB aktiv.<br />
Die spanische Staatsbahn<br />
RENFE strebt auch in andere<br />
Märkte, u. a. nach Großbritannien.<br />
Deutschland ist attraktiver<br />
Markt<br />
Mit einem Marktvolumen von<br />
9,2 Mrd. Euro ist Deutschland<br />
nicht nur der größte Markt für<br />
Pendler- und Regionalverkehre<br />
auf der Schiene in Europa, sondern<br />
auch einer der attraktivsten<br />
für die Betreiber. Die im deutschen<br />
SPNV erzielten Margen erreichen<br />
im europäischen Vergleich<br />
ein noch relativ akzeptables<br />
Niveau. In Großbritannien<br />
beispielsweise erwirtschafteten<br />
die Betreiber zwar höhere Margen,<br />
diese sind jedoch in den vergangenen<br />
Jahren stark zurückgegangen.<br />
Dort ist die Suche nach<br />
mehr Profi tabilität zu Lasten der<br />
Qualität erfolgt. Der deutsche<br />
Markt zeigt aber, dass Qualität<br />
und Profi tabilität sich (noch)<br />
nicht ausschließen. Die Aufga-<br />
China spielt als Fahrzeughersteller<br />
die erste Geige<br />
Laut der SCI-Studie „Hersteller von Schienenfahrzeugen und Standorte weltweit“ rangieren<br />
chinesische Hersteller an der Weltmarktspitze.<br />
Chinas enorme Beschaffungsprogramme,<br />
insbesondere von Hochgeschwindigkeitszügen<br />
und Metros,<br />
haben CSR Corporation Limited<br />
und China CNR<br />
Corporation Limited an die<br />
Spitze aller namhaften Fahrzeugproduzenten<br />
katapultiert. Mit<br />
dem Auslaufen von chinesischen<br />
Beschaffungsprogrammen wird<br />
die Verteidigung dieser Position<br />
aber kein Selbstläufer, so die Autoren<br />
der jetzt vorgelegten Studie.<br />
SCI <strong>Verkehr</strong> hat aus einer Komplettübersicht<br />
aller Schienenfahrzeughersteller<br />
die wichtigsten 60<br />
Unternehmen weltweit herausgefi<br />
ltert und sie hinsichtlich Unternehmenskennzahlen,vollständiger<br />
Standortkapazitäten, Konzernstruktur<br />
und strategischer<br />
Ausrichtung und Positionierung<br />
unter die Lupe genommen. Das<br />
Ergebnis dieses Rankings zeigt<br />
das vorläufi ge Ende einer Entwicklung,<br />
die sich bereits in den<br />
vergangenen Jahren abgezeichnet<br />
hat und nach eigenen Angaben<br />
von SCI frühzeitig prognostiziert<br />
worden ist. Die chinesischen Hersteller<br />
CSR und CNR haben in<br />
den Jahren von 2006 bis 2010<br />
ihren Umsatz nahezu verdreifacht<br />
und damit hat die CSR<br />
Corporation im Jahr 2010 als<br />
erster asiatischer Hersteller die<br />
Spitze des Herstellerrankings erklommen.<br />
Die China CNR Corporation<br />
liegt beinahe gleichauf<br />
mit der zweitplatzierten Bombardier<br />
Transportation auf Rang<br />
drei. Die Verschiebung der<br />
Machtverhältnisse ist jedoch<br />
nicht einer strukturellen Schwäche<br />
der etablierten Hersteller<br />
Bombardier, Alstom und Siemens<br />
geschuldet, sondern liegt maßgeblich<br />
daran, dass CNR und<br />
CSR auf einem politisch gesteuerten<br />
Heimatmarkt mit gigantischen<br />
Hochgeschwindigkeits-<br />
und Metroprojekten operieren.<br />
Vertrauenskrise<br />
„CNR und CSR müssen erst<br />
noch beweisen, ob sie auslaufende<br />
Verträge in China durch<br />
Auslandsaufträge kompensieren<br />
können und ihr Wachstum möglicherweise<br />
sogar fortsetzen können“,<br />
so die Autoren der Studie.<br />
Teils fatale Unfälle, sowohl auf<br />
ganz neuen Metrosystemen als<br />
auch auf hochmodernen Hochgeschwindigkeitsstrecken,<br />
haben<br />
dazu geführt, dass chinesische Eisenbahntechnikproduktezunächst<br />
einmal das Vertrauen der<br />
Auslandsmärkte zurückgewinnen<br />
müssen. Die stark reglementierten<br />
Märkte in Europa werden<br />
den etablierten europäischen<br />
Herstellern auch mittelfristig<br />
noch ein sicheres Refugium bieten.<br />
Die derzeit dynamischsten zugänglichen<br />
Märkte liegen in Südamerika.<br />
Viele europäische und<br />
nordamerikanische Hersteller haben<br />
deshalb dort in den vergangenen<br />
Jahren Standorte eröffnet.<br />
Unter den größten europäischen<br />
Herstellern hat sich Construcciones<br />
y Auxiliar de Ferrocarriles<br />
(CAF) am positivsten entwickelt.<br />
Neben Erfolgen auf südamerikanischen<br />
Märkten hat sich der<br />
spanische Marktführer auch bereits<br />
Aufträge aus Saudi-Arabien<br />
sichern können und Ende 2011<br />
zusammen mit Stadler und Alstom<br />
überraschend einen großen<br />
Rahmenvertrag der Deutschen<br />
Bahn gewonnen. Da ihr spanischer<br />
Heimatmarkt derzeit stark<br />
eingebrochen ist, werden auch<br />
für CAF schwierigere Zeiten anbrechen.<br />
In den kommenden Jahren<br />
wird auch Stadler als weiterer<br />
europäischer Hersteller zu<br />
den zehn größten Herstellern<br />
aufschließen. Der ehemalige<br />
Schweizer Spezialhersteller ist in<br />
den vergangenen Jahren in West-<br />
und Osteuropa, der GUS und<br />
Nordafrika erfolgreich gewachsen<br />
und hat dabei gleichzeitig<br />
konstant sein Produktportfolio<br />
vertikal und horizontal erweitert.<br />
Generell haben sich in den vergangenen<br />
Jahren insbesondere<br />
Hersteller von Schienenpersonenfahrzeugen<br />
gut entwickelt.<br />
Übrigens: Unter den erfolgreichsten<br />
zehn Herstellern befi ndet sich<br />
kein reiner Güterwagenhersteller<br />
mehr.<br />
Deutschland ist der größte europäische Markt für Pendler- und Regionalverkehre<br />
benträger haben alternative Finanzierungsmodelle<br />
(wie Fahrzeugpools,Wiedereinsatzgarantien)<br />
entwickelt, die die seit ein<br />
paar Jahren deutlich schwieriger<br />
gewordene Fahrzeugfi nanzierung<br />
vereinfachen sollen. Insgesamt<br />
MARKTPRÄSENZ<br />
DEUTSCHE BAHN<br />
wurden 2011 in Deutschland<br />
68 Mio. Zug-Kilometer im Wettbewerbsverfahren<br />
vergeben. Seit<br />
2010 rollt auf den deutschen<br />
SPNV eine Vergabewelle zu, die<br />
zwischen 2014 und 2016 ihre<br />
Spitze erreichen wird.<br />
Siemens fährt mit<br />
Vectron in Italien<br />
Der Konzern hat erstmals zwei Loks nach Italien verkauft<br />
und so den Markteinstieg markiert.<br />
Siemens hat vom italienischen<br />
Privatbahnbetreiber<br />
Fuori Muro den Auftrag<br />
über zwei Lokomotiven<br />
vom Typ Vectron DC<br />
(Gleichstrom) erhalten. Es<br />
ist die erste Vectron-Bestellung<br />
aus Italien. Die<br />
Fahrzeuge werden im Siemens-Werk<br />
in München-<br />
Allach gefertigt und im<br />
Dezember 2013 an den<br />
Kunden ausgeliefert“, verlautet<br />
seitens Siemens.<br />
Der Vectron ist die neue Lokomotiven-Generation<br />
von Siemens<br />
für den europäischen Markt und<br />
wurde erstmals auf der Bahntechnikmesse<br />
InnoTrans 2010<br />
präsentiert.<br />
Einsatz im Güterverkehr<br />
Fuori Muro wird die beiden Loks<br />
im Güterverkehr vor allem auf<br />
der rund 60 Kilometer langen<br />
Strecke zwischen der Hafenstadt<br />
Genua und dem Hinterlandterminal<br />
Interporto Rivalta Scrivia<br />
einsetzen.<br />
Mit einer Antriebsleistung von<br />
5,2 Megawatt und einem Gewicht<br />
von 80 Tonnen erreicht der<br />
Vectron DC eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von bis zu 160 Kilometern<br />
pro Stunde. Die Bestellung<br />
von Fuori Muro ist der<br />
weltweit erste Auftrag über DC-<br />
Lokomotiven aus der Vectron-<br />
Familie von Siemens. Der erste<br />
Die recyclingfähige Lok Vectron DC fährt<br />
jetzt auch in Italien<br />
SIEMENS<br />
Kunde von Vectron-Lokomotiven<br />
war der Münchner Lokomotivvermieter<br />
Railpool, der im Dezember<br />
2010 sechs Fahrzeuge<br />
vom Typ Vectron AC (Wechselstrom)<br />
kaufte.<br />
Vectron ist zu 98 Prozent<br />
recyclingfähig<br />
Vectron-Lokomotiven sind laut<br />
Siemens-Angaben zu 98 Prozent<br />
recyclingfähig. Damit gehört die<br />
Vectron-Familie zum Siemens-<br />
Umweltportfolio, mit dem das<br />
Unternehmen im Geschäftsjahr<br />
2011 einen Umsatz von rund<br />
30 Milliarden Euro erzielte.<br />
Das macht Siemens zu einem der<br />
weltweit größten Anbieter von<br />
umweltfreundlicher Technologie.<br />
Kunden haben mit entsprechenden<br />
Produkten und Lösungen des<br />
Unternehmens im selben Zeitraum<br />
fast 320 Millionen Tonnen<br />
Kohlendioxid (CO 2 ) eingespart.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 9A<br />
NEUER WERKSTOFF<br />
Bainit für Deutschlands Bahn<br />
Bei der Deutschen Bahn tüftelt Lars Lücking darüber, hoch beanspruchte Weichen mit einem besonders belastbaren Stahl herzustellen. Neue Bahn<br />
fragte nach, was es mit der Zauberformel „Bainit“ auf sich hat.<br />
Eisenbahnweichen sind besonderen<br />
Belastungen ausgesetzt und<br />
müssen für die hohe Belastbarkeit<br />
aus einem entsprechend starken<br />
Stahl hergestellt werden. Bei<br />
der Deutsche Bahn Netz AG<br />
denkt der studierte Diplomingenieur<br />
Lars Lücking darüber nach,<br />
wie die hoch frequentierten Weichen<br />
aus einem noch härteren<br />
Stahl hergestellt werden können<br />
als aus herkömmlichem Normalstahl.<br />
Der Techniker spricht von<br />
Bainit, einem Stahl, der eine noch<br />
höhere Dauerfestigkeit als Normstahl<br />
aufweist, aber genauso elastisch<br />
ist wie dieser. „Warum stark<br />
belastete Weichen auf dem deutschen<br />
Bahnnetz nicht gleich aus<br />
Bainit herstellen?“, lautet die<br />
Frage.<br />
Neuen Werkstoff testen<br />
Beim Projekt Bainit gehe es um<br />
die Einführung des hoch verschleißfesten<br />
Werkstoffes Bainit<br />
bei der Bahn, verlautet seitens<br />
DB Netz in Frankfurt/Main.<br />
„Bainit wird derzeit in hoch beanspruchten<br />
Gleisen und Weichen<br />
erprobt. Das Projekt besteht<br />
aus den vier Teilprojekten Einführung<br />
Bainit in Weichenherzstücken,<br />
in Zungenvorrichtungen<br />
STRATEGIE<br />
Englische Bahn: Teuer und leistungsschwach<br />
Das britische Eisenbahnsystem ist kostspielig und bietet gegenüber anderen europäischen Bahnsystemen einen geringen Komfort-Standard.<br />
England ist anders. Diesen Eindruck<br />
gewinnt der, der die britische<br />
Straßen- und Bahninfrastruktur<br />
kennt. Was unter der Ära<br />
Margaret Thatcher als großer<br />
Coup gefeiert wurde, nämlich die<br />
Privatisierung der Bahn, will der<br />
jetzige Premierminister David Cameron<br />
wieder rückgängig machen.<br />
Rund 2.000 Unternehmen befördern<br />
derzeit täglich Millionen von<br />
Passagieren durch das Land. Das<br />
System Bahn ist ein Fleckerlteppich,<br />
von Netzwerkbahn ist weit<br />
und breit nichts zu sehen.<br />
Fleckerteppich ist Problem<br />
Der Fleckerlteppich ist zugleich<br />
ein Problemfall: Rund 16 Jahre<br />
nach der Privatisierung ist die<br />
Bahn das große Sorgenkind: Sie<br />
ist sowohl für den Staat als auch<br />
für die Fahrgäste teurer denn je.<br />
Und gerade ist die Regierung dabei,<br />
aus dem Fleckerlteppich wieder<br />
ein Netz zu knüpfen. Vor der<br />
Privatisierung erreichten die<br />
staatlichen Kosten für die Bahn<br />
im Zeitraum 1992/93 mit<br />
2,2 Mrd. Pfund ihren Höchstwert.<br />
Nach der Privatisierung<br />
blieben die Kosten mit ein bis<br />
zwei Milliarden Pfund etwa konstant,<br />
ab 2001 schnellten sie wieder<br />
massiv in die Höhe: 2006<br />
waren es 6,3 Mrd. , im vergangenen<br />
Jahr 4 Mrd. Pfund.<br />
� FORTSETZUNG AUF SEITE 11A<br />
und in der Schiene sowie Einführung<br />
neuer Verbindungsschweißverfahren<br />
für Bainit“, erklärt Ursula<br />
Eickhoff, stellvertretende<br />
Sprecherin der DB Netz AG, gegenüber<br />
Neue Bahn.<br />
Forschungsprojekte<br />
Bei der DB Netz AG wird in Weichenherzstücken<br />
kopfgehärteter<br />
Stahl der Sorte R350HT verwendet.<br />
Seit dem Jahr 2010 wird in<br />
hoch belasteten Weichen für das<br />
Herzstück, bestehend aus Flügelschiene,<br />
Herzstückspitze und den<br />
Anschlussschienen, der Bainitwerkstoff<br />
CrB1400 eingesetzt. In<br />
Gleisbereichen läuft aktuell ein<br />
Testprogramm mit sämtlichen<br />
am Markt verfügbaren Bainiten.<br />
Hierzu zählen TB1400, CrB1400,<br />
B360 und MP380.<br />
Alle Bainitteilprojekte befi nden<br />
sich derzeit in der Forschungs-<br />
und Entwicklungsphase. Am weitesten<br />
fortgeschritten ist das Teilprojekt<br />
Herzstücke aus Bainit.<br />
Die Betriebserprobung wird voraussichtlich<br />
Anfang 2013 abgeschlossen<br />
sein, sodass dann die<br />
erste DB-Regelbauart eines Bainit-Herzstücks<br />
verfügbar ist. Alle<br />
Teilprojekte laufen in enger Abstimmung<br />
mit den Herstellern so-<br />
ROBEL Original Ersatzteile.<br />
Starke Leistung am Gleis.<br />
Eine ROBEL-Maschine zeichnet sich durch hohe Zuverlässigkeit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Qualität aus. Diese Ansprüche<br />
aus der Praxis erfüllen unsere Maschinen seit<br />
jeher. Dafür bürgt unsere langjährige Erfahrung in der<br />
Entwicklung und Herstellung von Maschinen und Geräten<br />
für den Bahnbau. Die hohe Verfügbarkeit und der<br />
daraus folgende intensive Einsatz unserer Maschinen<br />
bedingen jedoch, dass früher oder später Teile ersetzt<br />
werden müssen. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, setzen Sie<br />
ROBEL Original Ersatzteile ein, denn diese erfüllen die<br />
selben Anforderungen wie unsere Maschinen.<br />
wie den Infrastrukturunternehmen<br />
der Schweizerischen und<br />
Österreichischen Bundesbahnen.<br />
Die aktuelle Planung sieht vor,<br />
dass alle Weichen ab einer Tagesbelastung<br />
von 30.000 Leistungstonnen<br />
in Bainit ausgeführt werden<br />
sollen.<br />
Der wirtschaftliche Nutzen der<br />
Bainit-Weiche liegt auf der Hand:<br />
„Mit den bainitischen Herzstücken<br />
wird die Nutzungsdauer<br />
verdoppelt und der Instandhaltungsaufwand<br />
vermindert“, betont<br />
Eickhoff.<br />
Die derzeit verwendeten Weichenbauformen<br />
sind im DB-Regelwerk<br />
vorgeschrieben. Bainitische<br />
Herzstücke werden aktuell in den<br />
Weichenformen mit Bogenradius<br />
300 m, 500 m, 760 m und 1.200<br />
m verwendet. Eine Ausweitung<br />
des Programms ist geplant.<br />
Mehrere Bereiche involviert<br />
Bei der DB Netz AG gibt es seit<br />
dem Jahr 2008 die integrierte<br />
Technologiestrategie, kurz ITS.<br />
Innerhalb dieses Strategieprogramms<br />
laufen derzeit rund 70<br />
innovative Maßnahmen zur Weiterentwicklung<br />
der Produkte und<br />
Prozesse der DB Netz AG. Die<br />
Maßnahmen gliedern sich thema-<br />
tisch in die Bereiche Telekommunikation,<br />
Leit- und Sicherungstechnik,<br />
Fahrwegtechnik, Infrastruktur-Datenmanagement,Systeme<br />
und Prozesse, Kapazitätsmanagement<br />
und Schnittstellenmanagement.<br />
Die Kernelemente von ITS bestehen<br />
aus den jeweiligen vorhin genannten<br />
Einzelmaßnahmen, an<br />
denen der Technologiebereich,<br />
Ihre Vorteile:<br />
• Höchste Qualitätsstandards, wodurch eine hohe<br />
Lebensdauer und ein wirtschaftlicher Einsatz<br />
des Ersatzteils gewährleistet werden<br />
• Ersatzteile weitgehend vorrätig und kurzfristig lieferbar<br />
• Optimale Passgenauigkeit, da die Teile genau auf<br />
Ihre ROBEL-Maschine abgestimmt sind<br />
Verwendung zertifizierter Materialien<br />
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Mit der Entscheidung für eine ROBEL-Maschine haben Sie<br />
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entschieden. Setzen Sie auch bei Ersatzteilen auf das Original<br />
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NEUE BAHN<br />
Auf diesem Bild ist das Herzstück einer Weiche zu sehen, bei der Bainit<br />
getestet wird<br />
DB NETZ<br />
das Controlling und die Produktion<br />
beteiligt sind.<br />
Dazu Eickhoff: „Damit wird sichergestellt,<br />
dass bedarfsgerecht<br />
entwickelt wird, die vorhandenen<br />
Ressourcen optimal und zielgerichtet<br />
eingesetzt und die Themen<br />
mit hoher Priorität durchgeführt<br />
werden. Ziel ist es, die Innovationen<br />
schnell zur Serienreife zu<br />
bringen.“<br />
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10A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
INFRASTRUKTUR<br />
Eisenbahnkreuzung: Gefahr bewusst machen<br />
In Österreich sind im Vorjahr auf Eisenbahnkreuzungen 96 <strong>Verkehr</strong>sunfälle passiert, bei denen 19 Menschen gestorben sind und 45 verletzt wurden.<br />
Züge brauchen länger als ein Pkw, bis sie zum Stehen kommen, das wird häufi g unterschätzt. ÖBB luden zum eindrucksvollen Bremsversuch.<br />
Die Internationale Gemeinschaft<br />
der Bahnen erklärte vergangene<br />
Woche den 4. Juni zum weltweiten<br />
„International Level Crossing<br />
Awareness Day“, bei dem sicheres<br />
Verhalten bei Bahnkreuzungen<br />
im Mittelpunkt stand. An<br />
diesem Tag wurde vor Augen geführt,<br />
wie sich die Bremswege<br />
von Auto und Bahn unterscheiden<br />
und worauf Autofahrer achten<br />
sollten, wenn sie sich Bahnübergängen<br />
nähern. In einem eindrucksvollen<br />
Bremsversuch in<br />
Seyring bei Wien demonstrierten<br />
die ÖBB den markanten Unterschied<br />
beim Bremsweg zwischen<br />
Auto und Bahn.<br />
„Häufi g ist der Grund für Unfälle<br />
auf Eisenbahnkreuzungen,<br />
dass die Geschwindigkeit und der<br />
Anhalteweg des Zuges falsch eingeschätzt<br />
werden. Züge sind<br />
keine Autos. Sie können nicht<br />
ausweichen, ihr Anhalteweg ist<br />
auf Grund des Gewichtes um ein<br />
Vielfaches länger“, erläuterte Andreas<br />
Matthä, Vorstandsdirektor<br />
der ÖBB-Infrastruktur, beim<br />
Bremsversuch vor Ort.<br />
Nicht schauen und hören<br />
kann tödlich sein<br />
Oft seien gerade Personen, die<br />
täglich Eisenbahnkreuzungen<br />
queren und den Fahrplan kennen,<br />
besonders sorglos beim<br />
Überqueren der Bahngleise, so<br />
Matthä. Grundsätzlich gilt bei<br />
Eisenbahnkreuzungen: Es gibt<br />
keine freie Fahrt, man muss sich<br />
bei jeder Fahrt davon überzeugen,<br />
dass eine gefahrlose Überquerung<br />
der Schienen möglich<br />
ist.<br />
Trotz roter oder gelber Lichter<br />
oder Läutwerk bei beschrankten<br />
Bahnübergängen muss sich jeder<br />
Autofahrer auf jeden Fall durch<br />
Schauen und Hören von einer gefahrlosen<br />
Überquerung der Eisenbahnkreuzung<br />
überzeugen.<br />
Am Schienennetz der ÖBB gibt es<br />
3.972 Eisenbahnkreuzungen, von<br />
denen 46 Prozent, also 1.834,<br />
technisch gesichert und 2.138<br />
nicht technisch gesichert sind.<br />
Die traurige Bilanz des Jahres<br />
2011: Bei 96 <strong>Verkehr</strong>sunfällen<br />
auf Bahnübergängen sind österreichweit<br />
45 Menschen verletzt<br />
worden und 19 gestorben.<br />
Bremstest als Beweis<br />
Ausgehend vom Bahnhof Seyring<br />
fuhren eine Lok und ein Pkw parallel<br />
mit 100 km/h. Nach rund<br />
200 Meter bremsten beide Fahrzeuge<br />
gleichzeitig. Während der<br />
Pkw spätestens nach 90 Metern<br />
zum Stillstand kam, war der Anhalteweg<br />
der Lok um ein Vielfaches<br />
länger. Der extrem lange<br />
Bremsweg bringt es mit sich, dass<br />
der Zug vor einem Bahnübergang<br />
meist nicht rechtzeitig zum<br />
Stillstand kommen kann, wenn<br />
beispielsweise ein Pkw auf den<br />
Schienen steht. Der Bremsweg eines<br />
mehrere Hundert Tonnen<br />
schweren Zuges kann bis zu einen<br />
Kilometer betragen. Der<br />
Lokführer kann zwar die Notbremsung<br />
einleiten, wenn er<br />
sieht, dass sich jemand auf den<br />
Schienen befi ndet, und dann<br />
akustische Warnsignale abgeben.<br />
Die Länge des Hunderte Meter<br />
langen Bremsweges kann er aber<br />
nicht verkürzen.<br />
„Unfälle auf Bahnübergängen<br />
sind fast immer auf menschliches<br />
Fehlverhalten zurückzuführen.<br />
Daher möchten wir, gemeinsam<br />
mit unseren Partnern, das richtige<br />
Verhalten bei der Annähe-<br />
rung und beim Übersetzen von<br />
Bahnübergängen den <strong>Verkehr</strong>steilnehmern<br />
stärker bewusst machen“,<br />
so Matthä. In vielen Ländern<br />
Europas gibt es unterschiedliche<br />
Aktionen, um auf die<br />
SURPRIS<br />
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Gefahren beim Überqueren von<br />
Bahnübergängen aufmerksam zu<br />
machen. Zum Beispiel werden<br />
Folder zum Thema „Eisenbahnkreuzungen.<br />
Sicherheit hat Vorrang“<br />
verteilt.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 11A<br />
TECHNIK<br />
Thales punktet mit ETCS in Ungarn<br />
In Ungarn setzt man auf moderne elektronische Zugsicherungstechnik von Thales Austria. Ein diesbezügliches Projekt mit der ungarischen Infrastrukturgesellschaft<br />
NIF wurde kürzlich unterzeichnet.<br />
Thales Austria unterzeichnete<br />
kürzlich einen Vertrag mit der<br />
ungarischen Infrastrukturgesellschaft<br />
NIF, um die 101 km lange<br />
elektrifi zierte Strecke Boba–Bajánsenye<br />
mit moderner elektronischer<br />
Zugsicherungstechnik auszustatten.<br />
Das Auftragsvolumen<br />
umfasst unter anderem Design,<br />
Lieferung, Installation und Inbetriebnahme<br />
eines ETCS-<br />
(European Train Control System)<br />
Level-2-Gesamtsystems sowie die<br />
Anpassung des existierenden<br />
ETCS-Level-1-Systems.<br />
Gesamtvolumen: 18 Milionen<br />
Euro<br />
Das Projekt hat ein Gesamtvolumen<br />
von 18 Millionen Euro und<br />
wird zu 85 Prozent von der Europäischen<br />
Union gefördert. Es<br />
ist das erste komplette ETCS-Level-2-Projekt<br />
für die ungarische<br />
Staatsbahn MÁV, verlautet seitens<br />
Thales Austria.<br />
Sechs Jahre nach der Realisierung<br />
des europaweit ersten<br />
grenzüberschreitenden ETCS-<br />
Projekts am Korridor Wien–Budapest<br />
unterstreiche Thales Austria<br />
damit erneut seine<br />
Führungsrolle im Bereich europäischer<br />
Zugsicherungstechnik,<br />
heißt es dazu.<br />
Das Projekt bringt Ungarn seinem<br />
Ziel von erhöhter Sicherheit<br />
und Kapazität für einen schnelleren<br />
und effi zienteren Zugtransport<br />
einen weiteren Schritt näher.<br />
ETCS ermöglicht auf dem Netz<br />
der MÁV Geschwindigkeiten von<br />
160–200 km/h. Die Fahrtgeschwindigkeit<br />
auf dem Strecken-<br />
STRATEGIE<br />
Englische Bahn<br />
abschnitt Boba–Bajánsenye wird<br />
um 20 km/h erhöht und die<br />
Fahrzeit entscheidend reduziert.<br />
„Es freut mich besonders, dass<br />
wir es durch eine starke österreichisch-ungarische<br />
Kooperation<br />
geschafft haben, modernste Zugsicherungstechnik<br />
in Ungarn zu<br />
etablieren“, zeigt sich Thales-<br />
Austria-Chef Alfred Veider zufrieden.<br />
Hinsichtlich Infrastruktur<br />
und Betriebsführung schafft<br />
der Vertrag neue Voraussetzungen,<br />
um den Personen- und Güterverkehr<br />
noch effi zienter und<br />
attraktiver zu gestalten. Die<br />
ETCS-Technologie wird auf immer<br />
mehr Strecken europaweit<br />
eingesetzt. Die Umsetzung von<br />
ETCS Level 2 auf der Strecke<br />
Boba–Bajánsenye, die Teil des<br />
Korridors V des Transeuropäischen<br />
Netzwerkes ist, unterstützt<br />
auch die europäische Integration<br />
Ungarns. Der Korridor V verläuft<br />
von Turin über Venedig/Triest,<br />
Ljubljana und Budapest nach<br />
Kiew mit Verzweigungen nach<br />
Bratislava, Rijeka und Ploce.<br />
Thales hat in Ungarn nach eigenen<br />
Angaben bereits zahlreiche<br />
erfolgreiche Leit- und Sicherungstechnik-Projekte<br />
für die Betreiber<br />
MÁV, GySEV und BKV<br />
abgewickelt.<br />
Thales Austria ist seit 2010 in<br />
Österreich präsent und ist außer<br />
für Österreich auch für die<br />
Märkte Bulgarien, Tschechien,<br />
Ungarn, Griechenland, Slowakei<br />
und Slowenien zuständig. Derzeit<br />
beschäftigt Thales in Österreich<br />
rund 300 Mitarbeiter und erwirtschaftet<br />
einen Umsatz von<br />
Bahn im Staatseigentum zu haben wäre billiger.<br />
� FORTSETZUNG VON SEITE 9A<br />
Eine von der Regierung in Auftrag<br />
gegebene Studie brachte wenig<br />
Erfreuliches zutage. Englands<br />
Bahnsystem weise eine „Effi zienzlücke“<br />
von 40 Prozent gegenüber<br />
anderen europäischen Bahnsystemen<br />
auf, heißt es darin<br />
wenig schmeichelhaft.<br />
Um 30 Prozent teurer<br />
Der nüchterne Befund: Den britischen<br />
Staat kostet die Bahn im<br />
Vergleich zu anderen Ländern<br />
30 Prozent mehr. Und die Fahrpreise<br />
sind zugleich die höchsten<br />
in Europa, so Roy McNulty, Mitautor<br />
der Studie. McNulty<br />
kommt zum Schluss, dass der<br />
Fleckerlteppich an Bahnbetreibern<br />
mitverantwortlich für die<br />
Situation ist: Er verlangt eine Reform<br />
des Franchisings, von einer<br />
Wiederverstaatlichung rät er ab.<br />
Billiger für Staat und Zugfahrer<br />
soll die Bahn werden, elektronische<br />
Fahrkarten sollen Einzug<br />
halten und die kommerziellen<br />
Anbieter sollen einen „besseren<br />
Service“ anbieten, ist der innige<br />
Wunsch im britischen <strong>Verkehr</strong>sministerium.<br />
Der britische Bahnexperte<br />
Christian Wolmar erklärte<br />
gegenüber der BBC, die<br />
offensichtliche Lösung sei die<br />
Zusammenführung von Bahnbetreibern<br />
und Infrastruktur.<br />
Und er ist nicht der Einzige: Mit<br />
den neuen Plänen der Regierung<br />
zur nächsten Bahnreform hat die<br />
Debatte über eine Wiederverstaatlichung<br />
neuen Schwung erhalten.<br />
Dass sich die Zahl der Passagiere<br />
in den vergangenen zwölf Jahren<br />
mehr als verdoppelt hat, sehen<br />
Kritiker nicht als Erfolgsgeschichte<br />
der Privatisierung. Das<br />
sei vielmehr die Folge der Londoner<br />
Stadtmaut für Autos.<br />
Experten rechnen vor, dass sich<br />
das Land pro Jahr 1,2 Mrd.<br />
Pfund sparen würde, befände<br />
sich die Bahn in Staatsbesitz.<br />
Derzeit tummeln sich auf dem<br />
Netz nicht weniger als 24 verschiedeneEisenbahnverkehrsunternehmen,<br />
die meist überhaupt<br />
nicht miteinander vernetzt sind.<br />
85 Mio. Euro. Damit sichert das<br />
Unternehmen unter Einbeziehung<br />
von Subunternehmern und Lieferanten<br />
mehrere Hundert hoch<br />
qualifi zierte Arbeitsplätze in Österreich.<br />
EU hat ETCS zum Standard<br />
erklärt<br />
Die Europäische Union hat im<br />
Jahr 1996 entschieden, in Europa<br />
mittelfristig ein einheitliches<br />
Zugsicherungssystem zu implementieren.<br />
Derzeit gibt es 14 verschiedene<br />
Systeme, künftig gilt<br />
ETCS als Standard. Eine entsprechende<br />
EU-Richtlinie wurde erlassen,<br />
die Bahninfrastrukturunternehmen<br />
verpflichtet, ihre<br />
Strecken mit dem europäischen<br />
Zugsicherungssystem ETCS (European<br />
Train Control System)<br />
auszurüsten als Teil der Bemühungen,<br />
das europäische Eisenbahnnetz<br />
zu harmonisieren, die<br />
Zugsicherung zu vereinheitlichen<br />
und die Interoperabilität zwischen<br />
Zugsicherungssystemen sicherzustellen.<br />
Das Zugsicherungssystem<br />
der nächsten<br />
HOCHLEISTUNG HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />
I ZUVER-<br />
Wirtschaftliche<br />
Fahrleitungsinstandhaltung<br />
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Plasser & Theurer und Plasser sind international eingetragene Marken<br />
NEUE BAHN<br />
Vertragsunterzeichnung in Ungarn: Alfred Veider, GF von Thales Austria (l. im<br />
Vordergrund), und Ferenc Orosz, Chef von NIF (r. im Vordergrund)<br />
THALES RAIL SIGNALLING SOLUTIONS<br />
Generation ist nicht nur für den<br />
Einsatz in Europa bestimmt, sondern<br />
soll auch weltweit im Bahnbereich<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Diese wichtigen Faktoren zeichnen Plasser & Theurer bei<br />
der modernen Fahrleitungsinstandhaltung aus.Kräne sowie<br />
verfahrbare Hubarbeitsbühnen ermöglichen auch in<br />
großen Höhen ein sicheres und komfortables Arbeiten.<br />
Aufgrund der Vielseitigkeit und der einfachen Bedienung<br />
dieser High-Tech Maschinen ist nur mehr ein geringer<br />
Personalaufwand notwendig. Präzise und zuverlässige<br />
Arbeitsergebnisse sowie die schnelle Bearbeitung einer<br />
Sektion sorgen für wirtschaftliche Höchstleistungen.
12A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
SIEMENS<br />
Trainguard STC für die Pinzgauer Lokalbahn<br />
Siemens implementiert ein rechnergestütztes Zugleitsystem, das dank GPS-gestützter Ortung und Führerstandsignalisierung die Betriebsführung auf<br />
dieser Strecke effzienter und sicherer macht. Christian Stuchlik von Siemens Österreich beschreibt die Funktionsweise des Systems.<br />
Durch die Neuübernahme und<br />
Leistungssteigerung der Pinzgauer<br />
Lokalbahn war die Errichtung<br />
eines modernen und kostengünstigen<br />
Zugsicherungssystems erforderlich.<br />
In funktionaler Anlehnung<br />
an ETCS L3 wurde ein<br />
rechnergestütztes Zugleitsystem<br />
errichtet, das durch GPS-gestützte<br />
Ortung und Führerstandssignalisierung<br />
auf herkömmliche Signale<br />
verzichtet.<br />
Rechnergestütztes<br />
Zugleitsystem (RZL)<br />
Durch den Einsatz von Rückfallweichen<br />
in den Kreuzungsbahnhöfen<br />
wurden konsequent die<br />
Voraussetzungen für einen Verzicht<br />
auf die Außenanlage herkömmlicher<br />
Sicherungsanlagen<br />
geschaffen. Damit fällt neben der<br />
Gleisfreimeldeanlage, den Zugbeeinflussungskomponenten<br />
und<br />
den Signalen die daraus resultierende<br />
kostenintensive Verkabelung<br />
der Strecke weg.<br />
Erhöhung der Sicherheit<br />
Es wird eine automatisch wirkende<br />
technische Zugbeeinfl ussung<br />
auf allen Fahrzeugen installiert,<br />
die Funktionalität ist dabei der<br />
PZB90 (Indusi) nachempfunden<br />
und stellt sicher, dass sich Züge<br />
nur im Rahmen ihrer Fahrerlaubnis<br />
bewegen. Weiters wird ein automatisch<br />
wirkender Kollisionsschutz<br />
außerhalb von Bahnhöfen<br />
installiert, der bei kritischer Annäherung<br />
von zwei Zügen eine<br />
Zwangsbremsung auslöst.<br />
Effi zienzsteigerung<br />
Effi zienz steigern heißt Aufbau<br />
eines modernen Bildschirmarbeitsplatzes<br />
für die Visualisierung<br />
der Streckenbelegung auf Basis<br />
einer kontinuierlichen Zugortung.<br />
Die Zugpositionen und -bewegungen<br />
werden gleisselektiv<br />
dargestellt und auf einem eigenen<br />
Bildschirm werden die Zugfahrten<br />
im Belegtblatt (Bildfahrplan)<br />
protokolliert.<br />
Kostenvergleich<br />
Im Vergleich zu einem herkömmlichen<br />
vereinfachten Sicherungssystem<br />
betragen die Investitionskosten<br />
des Rechnergestützten<br />
Zugleitbetriebes nur rund<br />
20 Prozent. Sie sind stark abhängig<br />
von der Anzahl der auszurüstenden<br />
Fahrzeuge und in geringerem<br />
Ausmaß von der Topologie<br />
der Strecke.<br />
Komponenten des RZL<br />
Da die grundlegenden Funktionsprinzipien<br />
des Rechnergestützten<br />
Zugleitbetriebes in Analogie zu<br />
ETCS Level 3 gestaltet sind, hat<br />
auch Trainguard STC analoge<br />
Komponenten, im Vergleich zu<br />
ETCS aber naturgemäß in vereinfachter<br />
Ausführung:<br />
• Zentralrechner (in Analogie<br />
zum RBC – Radio Block Center)<br />
• Kommunikationssystem (in<br />
Analogie zum EuroRadio)<br />
• Bordrechner mit DMI-Driver-<br />
Machine-Interface (in Analogie<br />
zum EVC – European Vital Com-<br />
puter) mit GPS-Empfänger,<br />
Odometer und Ortungsbalisen<br />
• Stationsrechner (keine<br />
direkte Analogie zu<br />
ECTS) – für die Einbindung<br />
lokaler Infrastruktur<br />
Zentralrechner<br />
Der Zentralrechner ist<br />
die zentrale Bedienstation<br />
für den Zugleiter bzw.<br />
Fahrdienstleiter der gesamten<br />
Zugleitstrecke.<br />
Der Zugleiter hat zwei<br />
Darstellungsformen der<br />
Streckensituation:<br />
• Eine schematische Streckendarstellung<br />
mit dem Gleisbild. Dabei<br />
werden alle Züge jeweils in<br />
ihrem Gleisabschnitt dargestellt.<br />
Die schematische Streckendarstellung<br />
dient auch zur<br />
Eingabe der Fahrerlaubnisse<br />
für alle Züge per Maus.<br />
• Einen maßstäblichen Bildfahrplan<br />
mit allen planmäßigen<br />
Fahrten gemäß Fahrplan und<br />
allen Istfahrten, er dient zur<br />
Dokumentation der Freigaben<br />
des Zugleiters. Der Zentralrechner<br />
hat die sicherheitsrelevanten<br />
Aufgaben zur Erstellung<br />
und Verwaltung der Fahrerlaubnisse,<br />
der Verschuberlaubnisse<br />
und des dazugehörigen<br />
Telegrammverkehrs mit den<br />
Zügen. Darüber hinaus ist eine<br />
zusätzliche Kollisionsüberwachung<br />
implementiert, die automatisch<br />
Alarm schlägt, wenn<br />
einander zwei Züge zu nahe<br />
kommen.<br />
Kommunikationssystem<br />
Das Kommunikationssystem ist<br />
ein Datenfunksystem, das auf<br />
Grund seiner realisierten Senderstruktur<br />
eine vollständige doppelte<br />
Funkabdeckung für die gesamte<br />
Strecke bietet. Die Kommunikation<br />
der Sendestationen<br />
untereinander ist über LWL-Ka-<br />
RZL macht es möglich, mit einem signifi kant kleineren Investment die Betriebsführung<br />
auf Regionalstrecken zu optimieren<br />
bel beziehungswesie über Richtfunk<br />
realisiert. Das Funksystem<br />
bietet ein intelligentes Roaming.<br />
Jeder Zug hat eine eindeutige Adresse,<br />
an die die Zentrale die Telegramme<br />
sen det, unabhängig davon,<br />
wo sich der Zug gerade befi<br />
ndet.<br />
Bordrechner<br />
Der Bordrechner besteht aus einem<br />
entsprechend bahntauglichen<br />
Industrie-PC mit Schnittstellen<br />
zur Anbindung der Ortungssensorik<br />
und der übrigen<br />
Peripherie, es hat folgende wesentliche<br />
Aufgaben:<br />
• Autonome Ortung des Zuges<br />
mit Hilfe von differenziellem<br />
GPS, Odometer und passiven<br />
Ortungsbalisen sowie einem<br />
digitalen Streckenatlas;<br />
• Führerstandssignalisierung<br />
der vom Zugleiter erteilten<br />
Fahrerlaubnisse und die Überwachung<br />
dieser;<br />
• zusätzliche Sicherheitsüberwachungen,<br />
wie eine Anfahrsperre,<br />
wenn keine Fahrerlaubnis<br />
vorhanden ist, sowie die Einhaltung<br />
des zulässigen Bahnhofsbereiches<br />
bei einer Verschuberlaubnis<br />
oder die Überwachung<br />
der maximalen fahrzeugspezifischenGeschwindigkeit<br />
SIEMENS (2)<br />
• Telegrammverkehr mit dem<br />
Zentralrechner<br />
Stationsrechner<br />
In jedem Bahnhof befi ndet sich<br />
ein Stationsrechner, der über Datenfunk<br />
mit dem Zentralrechner<br />
verbunden ist. Seine Aufgabe ist<br />
die Überwachung und Ansteuerung<br />
der lokalen Infrastruktur,<br />
wie zum Beispiel im Fall der<br />
Pinzgauer Lokalbahn, und des<br />
Zentralschlüssels des jeweiligen<br />
Bahnhofes für die Weichenschlösser<br />
im Falle einer Verschubfreigabe.<br />
Besonderheiten<br />
Die Strecke der Pinzgauer Lokalbahn<br />
ist rund 53 Kilometer lang<br />
und besteht betrieblich und signaltechnisch<br />
gesehen aus zwei<br />
Abschnitten. Der erste Abschnitt<br />
(Länge rund 3 km) besteht aus<br />
den Bahnhöfen Zell am See<br />
(Schmalspurteil) und Tischlerhäusl.<br />
In Tischlerhäusl sind auch<br />
die Werkstätte und die Remise<br />
untergebracht. Ebenso wird in<br />
Tischlerhäusl der Güterumschlag<br />
zwischen Normalspur und<br />
Schmalspur durchgeführt. Dieser<br />
Abschnitt wird durch ein älteres<br />
elektromechanisches Stellwerk<br />
der ÖBB, Bauart 5007, gesteuert,<br />
wobei zwar elektrische Weichen-<br />
antriebe und Außensignale vorhanden<br />
sind, aber keine Zugbeeinfl<br />
ussung. Der zweite Abschnitt<br />
(Länge rund 50 km) umfasst die<br />
restliche Strecke von Tischlerhäusl<br />
bis Krimml. Dieser Abschnitt<br />
wird im Rechnergestützten<br />
Zugleitbetrieb mit Hilfe von<br />
Trainguard STC betrieben. Die<br />
Schnittstelle zwischen Trainguard<br />
STC und dem elektromechanischen<br />
Stellwerk besteht aus einem<br />
digitalen Signalaustausch.<br />
Dadurch wird sichergestellt, dass<br />
• das Ausfahrtssignal aus Tischlerhäusl<br />
in Richtung Krimml<br />
nur dann auf Nicht-Halt gestellt<br />
werden kann, wenn eine<br />
gültige Fahrerlaubnis in der<br />
Zugleitstrecke für den Zug<br />
vorliegt, und<br />
• das Einfahrtssignal Tischlerhäusl<br />
von einem Zug aus der<br />
Zugleitstrecke kommend nur<br />
dann ohne Zwangsbremsung<br />
passiert werden kann, wenn<br />
der Signalbegriff „Nicht-Halt“<br />
gezeigt wird.<br />
Betrieb via Trainguard STC<br />
Nachdem alle Fahrzeuge, auch<br />
Sonderfahrzeuge (Dampfl okomotive),<br />
Baufahrzeuge und Gast-<br />
Fahrzeuge (Mobilgerät), mit<br />
Trainguard STC ausgerüstet sind,<br />
werden alle Fahrten (Zugfahrten,<br />
Verschubfahrten, Nebenfahrten)<br />
im Rechnergestützten Zugleitbetrieb<br />
abgewickelt. Zur Dokumentation<br />
wird das gesamte Belegtblatt<br />
(Bildfahrplan) mit allen tatsächlichen<br />
Zugbewegungen täglich<br />
archiviert.<br />
Perspektiven<br />
Der Rechnergestützte Zugleitbetrieb<br />
für die Pinzgauer Lokalbahn<br />
zeigt die starken Potenziale<br />
eines solchen Systems auf. Es<br />
ermöglich,t mit einem signifi kant<br />
kleineren Investitionsvolumen die<br />
Betriebsführung von Regionalstrecken<br />
deutlich effi zienter und<br />
sicherer zu machen.<br />
Der Blick auf einen Arbeitsplatz in der Zugleitstelle in Zell am See. Die 53 Kilometer lange Pinzgauer Lokalbahn besteht betriebs- und signaltechnisch aus zwei<br />
Abschnitten (Schmal- und Normalspur).
HISTORIE<br />
Wien International<br />
SONDERAUSGABE<br />
Seite 1B www.wien.at 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
Tradition mit Zukunft<br />
Die wechselvolle Geschichte Wiens ist heute nicht nur für den Tourismus eine wichtige Basis. Vom Flair der Stadt profi tieren auch Kongressveranstalter<br />
und nicht zuletzt ist die Bundeshauptstadt auch für viele Konzerne ein wichtiger Standort für ihre internationalen Wirtschaftsaktivitäten.<br />
In seiner mehr als 2.000 Jahre währenden<br />
Geschichte war Wien mehrmals Grenzstadt.<br />
In der Römerzeit verlief entlang der<br />
Donau der Limes gegen die Germanen, sogar<br />
römische Kaiser wie Marc Aurel hielten<br />
sich im Heerlager Vindobona auf. Das<br />
Gefühl, die „Werte Europas“ verteidigen<br />
zu müssen, kam auch während der Türkenbelagerungen<br />
auf, die Wien erfolgreich<br />
abwehren konnte. In dieser Zeit entwickelte<br />
sich eine typische Lebenseinstellung:<br />
Den Tag genießen, Feste ausgiebig feiern,<br />
denn es konnte ja angesichts der permanenten<br />
Bedrohung feindlicher Heere bald<br />
damit vorbei sein ...<br />
Als Grenzstadt ging Wien auch nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein.<br />
Die Teilung Europas hielt mehr als<br />
40 Jahre an, dennoch hielten sich in weiten<br />
Bereichen die noch aus der Monarchie<br />
stammenden kulturellen und wirtschaftlichen<br />
Kontakte zu zahlreichen Ländern<br />
Osteuropas.<br />
Und heute? Wien liegt nun tatsächlich in<br />
der Mitte Europas, hat sich als politische<br />
und wirtschaftliche Drehscheibe etabliert<br />
und profi tiert in hohem Maße von seiner<br />
langen wechselvollen Geschichte. Nicht<br />
nur, dass Touristen und Archäologen bauliche<br />
Überreste der Römersiedlungen in<br />
Wien begutachten können, barocke Kirchen<br />
und Schlösser bestaunen und das Lebensgefühl<br />
der Wiener schätzen lernen,<br />
auch Kultur und Wirtschaft nutzen die<br />
vielfältigen Möglichkeiten, die die Weltstadt<br />
Wien zu bieten hat. Die globale Bedeutung<br />
wird auch dadurch dokumentiert,<br />
dass Wien Sitz verschiedener UNO-Organisationen<br />
ist.<br />
Wien ist Brücke und<br />
Drehkreuz zugleich<br />
„Von Bregenz bis Wladiwostok“ – so<br />
umschrieb einmal der Regionalmanager<br />
eines französischen Logistikkonzerns den<br />
von ihm kontrollierten Einfl ussbereich.<br />
Warum Wien als Hauptsitz für diesen riesigen<br />
Markt ausgesucht wurde? Weil<br />
vom Vienna International Airport aus die<br />
WIKIPEDIA<br />
Wettbewerb<br />
der Städte<br />
Eine Vielzahl von Kriterien<br />
muss erfüllt werden<br />
WIENTOURISMUS<br />
SEITE 2B<br />
meisten Flugverbindungen in Richtung<br />
Osteuropa angeboten werden. Aber auch<br />
für die andere Himmelsrichtung hat<br />
Wien die richtige geopolitische Lage: Ein<br />
südkoreanischer Elektronikkonzern nutzt<br />
Wien als Hub für seine Wirtschaftskontakte<br />
in Richtung Westeuropa.<br />
Der Standort punktet aber nicht nur mit<br />
seiner Geografi e. Entscheidend für die<br />
Ansiedlung von regionalen Stützpunkten<br />
oder sogar Headquarters sind auch die<br />
politischen Rahmenbedingungen, der<br />
hohe Ausbildungsstand der örtlichen Bevölkerung,<br />
Infrastrukturaspekte sowie<br />
die Büro- und Wohnmöglichkeiten.<br />
Die „Marke Wien“ ist aber nicht nur von<br />
den aktuellen Wirtschaftsparametern her<br />
abzuleiten. Die „Wiener medizinische<br />
Schule“ hat Weltgeltung, das Kulturleben<br />
sucht seinesgleichen, Forschung und Innovation<br />
haben hier einen großen Stellenwert.<br />
Dass sich Wien aber nicht auf<br />
seinen Traditionen ausruht, merkt man<br />
daran, dass sich die Bundeshauptstadt<br />
Rekordbilanz bei<br />
Betriebsansiedlungen<br />
2011 konnte Wien wieder punkten<br />
bei internationalen Konzernen<br />
SEITE 5B<br />
etwa als Standort für Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien einen Namen<br />
gemacht hat. Die „KMU Forschung<br />
Austria“ stellte dazu in einer Studie fest,<br />
dass der IKT-Sektor gleich viel zur Brut-<br />
INTERNATIONALE STANDORTKRITERIEN<br />
Eine MA für<br />
Europa<br />
Förderungen für internationale<br />
Projekte und Daseinsvorsorge<br />
SEITE 6B<br />
towertschöpfung in der Bundeshauptstadt<br />
beiträgt wie der Handelssektor.<br />
Die Standortstrategie Wiens kann also<br />
durchaus im einem Motto zusammengefasst<br />
werden: „Tradition mit Zukunft“.<br />
● Rechts- und Steuersystem<br />
● Leichter Zugang zu Märkten, Kunden und Partnern<br />
● Verfügbarkeit von qualifi zierten Mitarbeitern<br />
● Qualität der Telekommunikations-Infrastruktur<br />
● Anschlüsse in den Bereichen Transport & Logistik an andere Städte und auch international<br />
● „Value for Money“ der Bürofl ächen<br />
● Kosten für Mitarbeiter<br />
● Verfügbarkeit von Bürofl ächen<br />
● Verfügbarkeit von Sprachen in der Region<br />
● Innerstädtische <strong>Verkehr</strong>ssituation – Einfachheit der Erreichbarkeit innerhalb der Stadt<br />
● Der Wille der Regierung, Geschäftsinteressen durch politische oder fi nanzielle<br />
Anreize zu unterstützen<br />
● Lebensqualität für die Mitarbeiter<br />
● Umweltverschmutzung
2B <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
WIEN INTERNATIONAL<br />
HEADQUARTERS<br />
Wettbewerb der Städte<br />
Kontinente, Regionen, Staaten und auch Städte stehen im globalisierten Zeitalter im Wettbewerb. Dabei geht es um Rohstoff- und Beschaffungsmärkte,<br />
Absatzmöglichkeiten, aber darüber hinaus auch um Ausbildungsqualität der Mitarbeiter, Freizeitmöglichkeiten und Fragen der Sicherheit<br />
und der Lebensqualität.<br />
Namhafte Konzerne quer durch alle Branchen<br />
wie Eli Lilly, Hewlett-Packard, Siemens,<br />
BASF, Renault, Henkel, Boehringer<br />
Ingelheim, Beiersdorf, Philips, General<br />
Motors oder Lukoil setzen bei der Wahl<br />
ihres Osteuropa-Stützpunktes auf Österreich<br />
– und dabei mehrheitlich auf Wien:<br />
Rund 300 Multinationals haben laut<br />
„Headquarters Austria“ ihr Osteuropa-<br />
Headquarter in Österreich errichtet, darunter<br />
28 Fortune-500-Firmen (Boston<br />
Consulting Group). Insgesamt koordinieren<br />
an die 1.000 internationale Unternehmen<br />
ihre Osteuropa-Aktivitäten von Österreich<br />
aus.<br />
Österreich punktet mit Nähe und Knowhow.<br />
Die Studie „Headquarters in Österreich“<br />
bestätigt: Die Stärken Österreichs<br />
sind die kulturelle und geografi sche Nähe<br />
zu Zentral- und Osteuropa, die ausgezeichnete<br />
Infrastruktur sowie die qualifi zierten<br />
Arbeitskräfte und die Stabilität des Landes.<br />
Die günstigen steuerlichen Voraussetzungen<br />
bieten ebenfalls einen wichtigen Anreiz<br />
für internationale Unternehmen, ihr Headquarter<br />
in Österreich zu errichten.<br />
Wien ist weltweit die beliebteste<br />
Manager-Metropole<br />
Die Lebensqualität in Wien ist die beste<br />
weltweit. Österreichs Hauptstadt bietet genau<br />
jene Faktoren, die Manager an Geschäftszentren<br />
schätzen: Faktoren wie Sta-<br />
AUSWAHLKRITERIEN<br />
bilität, Sicherheit, Ausbildung oder<br />
Gesundheitsversorgung.<br />
Laut der Studie „Quality of Living Survey“<br />
der international tätigen Mercer<br />
Consulting Group ist Wien die lebenswerteste<br />
Stadt der Welt und rangiert vor den<br />
Schweizer Städten Zürich und Genf an<br />
erster Stelle. Wien geht damit zum dritten<br />
Mal in Folge als Top-Destination für Mitarbeiter<br />
ausländischer Institutionen und<br />
Konzerne aus dem Ranking hervor.<br />
Deutlich abgeschlagen sind dagegen Metropolen<br />
wie Paris (Platz 34), London<br />
(Platz 39) und New York (Platz 49).<br />
„Harte“ und „weiche“ Standortfaktoren<br />
Insgesamt bewertete die Mercer Consulting<br />
Group die Lebensqualität in 221<br />
Großstädten nach 39 für Expatriates relevanten<br />
Kriterien. Soziale, politische, ökonomische<br />
und umweltorientierte Aspekte<br />
wurden ebenso berücksichtigt wie persönliche<br />
Sicherheit, Gesundheits-, Bildungs-<br />
und <strong>Verkehr</strong>sangebote. Als Bewertungsbasis<br />
wird New York mit einem Wert von<br />
100 Punkten herangezogen. Wien erreichte<br />
108,6 Punkte.<br />
Es gibt gemäß dieser Studie immer noch<br />
einen großen Unterschied zwischen dem<br />
östlichen und dem westlichen Europa.<br />
Durch den EU-Beitritt und die starke wirtschaftliche<br />
Entwicklung hat sich der Lebensstandard<br />
in vielen osteuropäischen<br />
Städten allerdings verbessert. Die höchste<br />
Lebensqualität in Osteuropa weisen Prag<br />
(Platz 70) und Budapest (Platz 73) auf.<br />
Standortfaktoren sind die für die Standortwahl eines Unternehmens maßgeblichen Einfl ussgrößen, die sich aus den örtlich gegebenen Sachverhalten<br />
und Bedingungen ergeben.<br />
Harte Standortfaktoren erfuhren mit der<br />
Veränderung der Produktionsbedingungen,<br />
den technischen und gesellschaftlichen<br />
Neuerungen zwar einen Wandel ihres<br />
Bedeutungsgehaltes, haben aber ihre<br />
zentrale Position als Kriterien bei der unternehmerischen<br />
Standortwahl nach wie<br />
vor beibehalten. Die wichtigsten harten<br />
Standortfaktoren sind: Flächenverfügbarkeit,<br />
Steuern und Abgaben, Subventionen,<br />
<strong>Verkehr</strong>sanbindung, Verfügbarkeit<br />
qualifi zierter Arbeitskräfte, Absatzmarkt,<br />
Nähe zu Zulieferern, Nähe zu For-<br />
LAMMERHUBER<br />
schungseinrichtungen, Verwaltungsfl exibilität<br />
und -schnelligkeit und Unternehmensfreundlichkeit<br />
der kommunalen<br />
Verwaltung.<br />
Weiche unternehmensbezogene Faktoren<br />
sind von unmittelbarer Wirksamkeit für<br />
die Unternehmenstätigkeit. Dazu gehören<br />
beispielsweise das Verhalten der öffentlichen<br />
Verwaltung oder politischer Entscheidungsträger,<br />
die Arbeitnehmermentalität<br />
oder das Wirtschaftsklima. Auch „Bilder“,<br />
die mit einem Unternehmen oder einer<br />
Stadt als Wirtschaftsstandort, bewusst<br />
oder unbewusst, in Beziehung gebracht<br />
werden – wie z.B. das Image der Region –<br />
gehören zu dieser Kategorie weicher<br />
Standortfaktoren.<br />
Zu den weichen personenbezogenen Faktoren<br />
gehören die persönlichen Präferenzen<br />
der Entscheider und die Präferenzen<br />
der Beschäftigten. Beides sind subjektive<br />
Einschätzungen über die Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen am gewählten Standort.<br />
Die Ansichten von Arbeitnehmern –<br />
beispielsweise über Landschafts- und<br />
Stadtqualitäten, über die Wohnsituation,<br />
Bildungsmöglichkeiten und das Kulturangebot<br />
– können vermittelt in Standortüberlegungen<br />
eingehen, wenn Unternehmer<br />
sich in ihrer Standortentscheidung<br />
daran ausrichten. Unternehmerische Entscheider<br />
orientieren sich häufi g an ähnlichen<br />
Gegebenheiten wie die abhängigen<br />
Beschäftigten, nur können ihre subjektiven<br />
Vorlieben direkt für die Standortwahl<br />
von Betrieben maßgeblich sein. Freizeit-<br />
und Erlebnisqualitäten, das Bildungs- und<br />
Kulturangebot oder regionale Bindungen<br />
sind – genauso wie bei den Arbeitnehmern<br />
– unter die Rubrik „persönliche<br />
Präferenzen“ einzuordnen.<br />
Top in vielen Bereichen<br />
• Rund die Hälfte der Stadt besteht aus<br />
Grünfl ächen. Mit rund 700 Hektar Rebfl<br />
ächen ist Wien die einzige Großstadt<br />
weltweit mit beachtlichem Weinbau.<br />
• Qualitativ hochwertiges Hochquellwasser<br />
direkt aus der Leitung ist in Wien<br />
selbstverständlich. Das Wiener Wasser,<br />
WIENTOURISMUS<br />
ARCHIV<br />
das fast zur Gänze aus den umliegenden<br />
Bergen kommt, ist eines der besten der<br />
Welt. Übrigens ist Wien die einzige Stadt<br />
der Welt, die die Trinkwasserversorgung<br />
unter Verfassungsschutz stellt.<br />
• Wien ist weltweit die Stadt mit den<br />
meisten Verbindungsbüros im Ausland.<br />
Mit Außenstellen in elf mittelosteuropäischen<br />
Ländern, einem Wien-Haus in<br />
Brüssel und einer Repräsentanz in Tokio<br />
verfügt die Bundeshauptstadt über ein<br />
optimales Lobbying-Netzwerk.<br />
• In Wien werden 37 Prozent der Wege<br />
mit öffentlichen <strong>Verkehr</strong>smitteln zurückgelegt<br />
(EU-Durchschnitt: 28 Prozent).<br />
Damit rangiert Wien laut einer Studie<br />
der Unternehmensberatung Arthur D.<br />
Little, in der die urbane <strong>Verkehr</strong>ssituation<br />
von 66 internationalen Millionenstädten<br />
untersucht wurde, auf dem ausgezeichneten<br />
siebenten Rang. Nicht<br />
umsonst wird Wien als „Stadt der kurzen<br />
Wege“ bezeichnet. Schließlich hat<br />
Wien im internationalen Vergleich die<br />
mit durchschnittlich 27 Minuten kürzesten<br />
Wege zum Arbeitsplatz. Bis 2020 soll<br />
der Anteil der öffentlichen <strong>Verkehr</strong>smittel<br />
am Gesamtverkehr auf 40 Prozent erhöht<br />
werden.<br />
• Energieeffi zienz und nachhaltiges Bauen<br />
werden in Wien großgeschrieben. Mit<br />
bereits zwölf fertiggestellten Projekten<br />
im Passivhausstandard mit rund 1.150<br />
Wohneinheiten war Wien schon bisher<br />
führend. Jetzt soll in zentraler Lage die<br />
größte Passivhaussiedlung Europas entstehen.
ARCHIV<br />
3B <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
Wien im internationalen Vergleich<br />
Gründe, die Wien einzigartig machen<br />
Lebensqualität Nummer 1<br />
Wien hat weltweit die höchste Lebensqualität.<br />
Das attestiert bereits zum dritten Mal<br />
in Folge die aktuelle Studie „Quality of Living<br />
Survey 2011“ des internationalen Beratungsunternehmens<br />
Mercer Consulting<br />
Group, die 221 internationale Metropolen<br />
vergleicht.<br />
Wien ist „smarteste City“ weltweit<br />
Wien belegt den ersten Platz in einem erstmals<br />
erhobenen weltweiten Vergleich von<br />
„Smart Cities“. In seiner Untersuchung<br />
wertete der US-Klimastratege Boyd Cohen<br />
bestehende Studien unter anderem zu den<br />
Themen Innovation und Nachhaltigkeit<br />
aus.<br />
Wien als nachhaltigste Stadt der<br />
Welt ausgezeichnet<br />
Wien ist seit vielen Jahren internationales<br />
Vorbild im Bereich moderner Abfallwirtschaft.<br />
2010 erhielt die Stadt Wien für herausragende<br />
Leistungen im Bereich der<br />
nachhaltigen Abfallwirtschaft erstmals den<br />
internationalen Preis „World City closest<br />
to sustainable Waste Management“.<br />
Kongressstadt Nummer 1<br />
Wien ist mit 181 internationalen Kongressen<br />
mit Abstand der beliebteste Kongressstandort<br />
der Welt. (Quelle: Statistik 2011<br />
der International Congress and Convention<br />
Association - ICCA).<br />
Wirtschaftliche<br />
Ost-West-Drehscheibe<br />
Aufgrund der zentralen geografi schen<br />
Lage und der bestehenden Netzwerke<br />
Wiens haben über 300 internationale Konzerne<br />
(darunter Siemens, Hewlett-Packard,<br />
Nokia, Beiersdorf oder BASF) ihre Osteuropazentrale<br />
in der Vienna Region, mehr<br />
als 120 davon direkt in Wien. Jedes zweite<br />
internationale Unternehmen in Österreich<br />
wählt Wien als Standort. Die Anzahl der<br />
Betriebsansiedlungen pro Jahr hat sich in<br />
den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt.<br />
Europaweit größtes<br />
wirtschaftliches Potenzial<br />
Anfang März hat das anerkannte „fDi<br />
Magazine“, das zur Gruppe der renommierten<br />
„Financial Times“ gehört, Wien in<br />
seinem europaweiten Ranking „European<br />
Cities and Regions of the Future<br />
2012/2013“ zum Sieger in der Kategorie<br />
„Wirtschaftliches Potenzial“ gekürt. Das<br />
„fDi Magazine“ erstellt jährliche Rankings<br />
zu den attraktivsten europäischen<br />
Regionen und Städten für Direktinvestitionen.<br />
In der Gesamtwertung konnte Wien<br />
den 3. Platz hinter London und Paris verbuchen.<br />
Top-Standort für<br />
internationale Organisationen<br />
Als einzige Stadt der EU beherbergt Wien<br />
neben New York, Genf und Nairobi seit<br />
30 Jahren eines der vier Hauptquartiere<br />
der Vereinten Nationen. Wien ist darüber<br />
hinaus Sitz zahlreicher internationaler Organisationen<br />
wie OPEC oder OSZE.<br />
Wien zählt zu den globalsten<br />
Städten der Welt<br />
Im aktuellen „Global Cities Index 2012“<br />
des Beratungsunternehmens A.T. Kearney,<br />
in dem die 66 global einfl ussreichsten<br />
Städte aufgelistet werden, nimmt Wien<br />
noch vor Peking den 13. Platz ein. Die österreichische<br />
Hauptstadt hat sich im Vergleich<br />
zum Ranking von 2010 um fünf<br />
Plätze verbessert und ist damit gemeinsam<br />
mit Moskau „Aufsteiger des Jahres“. Der<br />
„Global Cities Index“ analysiert Städte in<br />
Bezug auf wirtschaftliche Aktivität, Humankapital,<br />
Informationsaustausch, kulturelles<br />
Erleben und politisches Engagement<br />
und gibt Aufschluss über das globale Engagement<br />
von Großstädten. Auf den Plätzen<br />
1 bis 3 liegen New York, London und<br />
Paris.<br />
UN-Habitat-Dubai-Award und<br />
„EPSA 2011“ für ÖkoKauf Wien<br />
Als innovativstes städtisches Programm erhielt<br />
Wien im April 2011 für sein nachhaltiges,<br />
ökologisches Beschaffungswesen den<br />
„Dubai International Award for Best Practices<br />
in Improving the Living Environment“.<br />
Nun wurde ÖkoKauf Wien aus 274 einge-<br />
reichten Projekten aus Europa auch mit<br />
dem Verwaltungspreis „European Public<br />
Sector Award 2011“ ausgezeichnet.<br />
Kulturmekka und Walzerstadt<br />
Wien hat insgesamt 70.000 Theater- und<br />
Konzertsitzplätze. Neben dem regulären<br />
Spielbetrieb in den Wiener Musik- und<br />
Konzerthäusern fi nden jährlich circa 2.500<br />
Großveranstaltungen statt. Das sind im<br />
Durchschnitt sieben Großevents pro Tag.<br />
Wien wird auch wegen seiner einzigartiger<br />
Balltradition bewundert. Pro Saison fi nden<br />
rund 450 Bälle mit 300.000 Besucherinnen<br />
und Besuchern statt. Der schrille Life Ball<br />
ist Europas größter Aids-Charity-Event.<br />
Fünftbeste Studentenstadt<br />
weltweit<br />
Wien wurde von der global tätigen britischen<br />
Bildungs-Gesellschaft Quacquarelli<br />
Symonds (QS) in ihrem aktuellen Ranking<br />
als fünftbeste Stadt weltweit für Studierende<br />
beziehungsweise als bestbewertete Studierendenstadt<br />
im deutschsprachigen Raum gelistet.<br />
Hauptgründe für diese Spitzen-Platzierungen<br />
Wiens sind vor allem die<br />
Top-Lebensqualität, die Leistbarkeit sowie<br />
ein gutes Verhältnis von heimischen zu internationalen<br />
Studenten. Die Top-10-Studentenstädte<br />
sind: Paris (1.), London (2.),<br />
Boston (3.), Melbourne (4.), Wien (5.), Sydney<br />
(6.), Zürich (7.), Berlin (8.), Dublin (9.)<br />
und Montreal (10.).
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 4B<br />
AUSTRIAN BUSINESS AGENCY<br />
Magnet für Headquarters<br />
WIEN INTERNATIONAL<br />
Internationale Unternehmen bauen in Wien weitere Standorte für ihr Osteuropageschäft auf. Der bisher so dominante Fokus auf den CEE-Raum<br />
verliert aber an Bedeutung. Punkten kann Wien unter anderem mit der Gruppenbesteuerung.<br />
Seit der Ostöffnung vor mehr als zwanzig<br />
Jahren sieht sich Wien als Brückenkopf<br />
zwischen Ost und West. Auch mehrere<br />
hundert internationale Unternehmen<br />
schätzen die Bundeshauptstadt so ein: als<br />
geeigneten Standort für ihre Aktivitäten.<br />
Besonders hervorgehoben werden vor allem<br />
die geografi sche Nähe zu den neuen<br />
EU-Mitgliedsländern ebenso wie das gute<br />
Angebot an Fachkräften, die angebotenen<br />
Wirtschaftsförderungen sowie die intakte<br />
Infrastruktur.<br />
ARCHIV (2)<br />
Im vergangenen Jahr Jahr ist die Wiener<br />
Headquarters-Familie weiter gewachsen.<br />
Nach der Banco do Brasil hat sich auch<br />
der brasilianische Feuerfestspezialist Magnesita<br />
in Wien niedergelassen und eine<br />
Unternehmenszentrale für den CEE-<br />
Raum eingerichtet. „In den kommenden<br />
Jahren wollen wir von Wien aus kräftig<br />
wachsen“, sagt Magnesita-CEO Ronaldo<br />
Iabrudi Pereira. In Wien gäbe es viele<br />
Mitarbeiter, die für die Branche wichtige<br />
Fähigkeiten hätten.<br />
Auch im Beratungsbereich gab es Zuwachs.<br />
Neu angesiedelt hat sich etwa das<br />
deutschschweizerische Unternehmen<br />
BrainNet, das auf die Beratung beim Aufbau<br />
von Wertschöpfungsketten spezialisiert<br />
ist. In Wien wolle man in den nächsten<br />
Jahren einen „strategisch wichtigen<br />
Stützpunkt für die osteuropäischen<br />
Märkte aufbauen“, so das Unternehmen.<br />
„Wien ist in unserer Wahrnehmung der<br />
Schlüssel zum osteuropäischen Raum“,<br />
sagt BrainNet-Sprecher Sven Marlinghaus.<br />
Denn zur Zeit sei man nicht in allen<br />
Ländern, in denen das Unternehmen<br />
aktiv ist, mit einem eigenen Büro vertreten.<br />
Wien-Büros aufgewertet<br />
Einen Schritt weiter ist der internationale<br />
Personalberater Odgers Berndtson mit<br />
Sitz in Frankfurt. Er hat sein bereits bestehendes<br />
Wien-Büro vor wenigen Monaten<br />
mit CEE-Headquarters-Funktionen<br />
ausgestattet. „Der zentral- und osteuropäische<br />
Markt ist für uns strategisch sehr<br />
wichtig“, sagt Walter Becvar, Geschäftsführer<br />
von Odgers Berndtson in Wien. In<br />
der Region erwarte man einen steigenden<br />
Bedarf an Führungskräften und Spezialisten.<br />
Ebenfalls für den CEE-Raum zuständig<br />
sein wird auch der Personaldienstleister<br />
Trenkwalder. Mit der Übernahme durch<br />
die deutsche Droege Holding waren im<br />
Vorjahr die Aufgaben neu zu bestimmen.<br />
In den vergangenen Monaten wurde<br />
rasch klar, dass Trenkwalder mit Sitz<br />
nahe Wien im neuen Konzern als regionales<br />
Headquarter agieren wird.<br />
Dass Österreich in den vergangenen Jahren<br />
bei internationalen Studien immer<br />
wieder unter den Top-10-Logistikstandorten<br />
geführt wird, schlägt sich auch in<br />
Wien nieder. Kühne + Nagel hat erst<br />
kürzlich den Hub Wien als Regional Offi<br />
ce für Südosteuropa nominiert, der<br />
französische Logistiker Gefco hat schon<br />
vor Jahren sein Osteuropa-Büro nahe der<br />
UNO-City installiert. Und es ist mehr als<br />
eine Referenz dafür, dass sich der heute<br />
international führende Logistiker Schenker<br />
seine ersten Schritte in der Habsburgermetropole<br />
Wien gesetzt hat, dass das<br />
Regional Head Quarter für 13 Länder<br />
Südosteuropas natürlich in der Bundeshauptstadt<br />
im modernen Büroviertel<br />
„Viertel Zwei“ befi ndet.<br />
F&E wird wichtiger<br />
„Früher gab es bei Wiener Headquarters<br />
einen klaren regionalen Fokus auf den<br />
CEE-Raum, der Trend geht aber heute<br />
Richtung Aufbau von Kompetenzfeldern“,<br />
sagt Irina Sofranova von der Initiative<br />
Headquarters Austria. Denn die<br />
Unternehmenseinheiten in Osteuropa<br />
würden zunehmend größer, eigenständiger<br />
und würden der Konzernmutter<br />
heute oft schon direkt berichten. Die<br />
Wiener Niederlassungen würden dafür in<br />
Kompetenzzentren etwa für Forschung &<br />
Entwicklung umgebaut.<br />
Am Standort Wien sehen Headquarters<br />
laut Sofranova Gutes und Schlechtes. So<br />
schätzt man etwa die guten Förderstrukturen<br />
und generell das Steuersystem, unter<br />
anderem die Gruppenbesteuerung.<br />
Andererseits werde das Thema Personal<br />
immer wichtiger. „Hier geht es um Ausbildungsstrukturen,<br />
interkulturelle Kompetenzen<br />
und Qualifi zierung an sich, aber<br />
auch um den Einsatz ausländischer<br />
Schlüsselarbeitskräfte“, sagt sie. Vor allem,<br />
wenn es um projektbezogene Aktivitäten<br />
von kurzer Dauer geht, sollte man<br />
den dafür nötigen Aufwand erleichtern,<br />
erklärt Irina Sofranova von der Initiative<br />
Headquarters Austria.<br />
AUSTRIAN BUSINESS AGENCY<br />
ABA, Headquarters Austria und die Wirtschaftskammer<br />
Wien haben Anfang 2010 eine<br />
gemeinsame Headquarters-Offensive gestartet.<br />
Ziel ist, die Betreuung der Wiener Regionalzentralen<br />
zu verdichten, um deren Bedürfnisse<br />
gegenüber Politik und Behörden effektiv<br />
vertreten zu können und künftige Standortentscheidungen<br />
im Sinne Wiens zu beeinfl ussen.<br />
Für Herbst 2012 ist die Abhaltung des ersten<br />
Headquarters-Kongresses Österreichs geplant.<br />
Betriebsansiedlungen in modernen „Viertel Zwei“
5B <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
WIEN INTERNATIONAL<br />
RICHTIGES UMFELD<br />
Rekordbilanz bei internationalen<br />
Betriebsansiedlungen<br />
Der Wirtschaftsstandort Wien konnte seine Attraktivität für internationale<br />
Unternehmen weiter steigern: Noch nie zuvor siedelten sich so viele<br />
internationale Betriebe in Wien an wie im Jahr 2011.<br />
126 Firmen konnten bei der Ansiedlung in<br />
Wien unterstützt werden. Die Zahl der<br />
neu geschaffenen Arbeitsplätze hat sich<br />
mit 1.900 gegenüber dem Jahr 2010 mehr<br />
als verdreifacht. In Summe wurde ein Investitionsvolumen<br />
von 200 Millionen<br />
Euro am Standort ausgelöst.<br />
Internationale Unternehmen verlassen sich<br />
auf die Qualität und die wirtschaftliche<br />
Stabilität des Standortes. Sie fi nden in<br />
Wien eine ideale Ausgangsbasis für ihren<br />
wirtschaftlichen Erfolg.<br />
Punkten kann Wien im internationalen<br />
Standortwettbewerb auch mit seinen Rahmenbedingungen.<br />
Unternehmen schätzen<br />
vor allem die geografi sche Nähe zu den<br />
Märkten im CEE-Raum sowie das Verständnis<br />
für Sprachen, Kultur und Geschäftspraktiken<br />
in Osteuropa. Das forschungs-<br />
und technologiefreundliche<br />
Klima, die stabile politische und wirtschaftliche<br />
Situation sowie die weltweit<br />
einmalige Lebensqualität spielen ebenfalls<br />
eine zentrale Rolle in der Standortentscheidung.<br />
Investitionen schaffen<br />
Arbeitsplätze<br />
In der internationalen Betriebsansiedelung<br />
arbeitet die Wirtschaftsagentur Wien seit<br />
Jahren eng mit der Bundes-Ansiedlungsagentur<br />
ABA zusammen. Die ABA bearbeitet<br />
international ein breites Marktsegment.<br />
Sie betreut parallel eine Reihe verschiedener<br />
Erstkontakte, die in weiterer Folge<br />
auch an die Wirtschaftsagentur weitergeleitet<br />
werden.<br />
Die Wirtschaftsagentur Wien steht Unternehmen,<br />
die sich am Standort Wien ansiedeln<br />
wollen, mit einem umfassenden und<br />
kostenlosen Serviceangebot zur Verfügung.<br />
Die Unterstützung reicht dabei von der<br />
Erstberatung über die Vermittlung passender<br />
Büros und Betriebsgrundstücke, Personalsuche<br />
bis hin zur Hilfe bei rechtlichen<br />
und behördlichen Angelegenheiten und Informationen<br />
zu Fördermöglichkeiten.<br />
Die intensive Zusammenarbeit zwischen<br />
Wirtschaftsagentur und ABA hat sich in<br />
den vergangenen Jahren bewährt und zu<br />
einer stetigen Steigerung der Ansiedlungszahlen<br />
geführt.<br />
Genau 50 Prozent der von ABA im Vorjahr<br />
betreuten Firmen siedelten sich in<br />
Wien an. Auch 2011 konnte der Standort<br />
Wien mit der Drehscheibenfunktion für<br />
Osteuropa wieder stark punkten. Zusätzlich<br />
war Wien 2011 bei asiatischen Unternehmen<br />
hoch im Kurs: Alle sieben japanischen<br />
und alle fünf chinesischen<br />
Unternehmen, die von ABA bei der Niederlassung<br />
in Österreich beraten wurden,<br />
entschieden sich für Wien als Standort.<br />
Insgesamt konnte die Wirtschaftsagentur<br />
Wien gemeinsam mit der ABA seit 2004<br />
rund 780 internationale Unternehmen in<br />
Wien ansiedeln. Dadurch konnten über<br />
7.300 neue Arbeitsplätze geschaffen und<br />
Investitionen von rund 670 Millionen<br />
Euro ausgelöst werden.<br />
Mit rund 83 Milliarden Euro konzentrieren<br />
sich knapp 70 Prozent der in Österreich<br />
investierten 120 Milliarden Euro<br />
ausländischen Kapitals auf Wien. 1.440<br />
Investorinnen und Investoren, die mehr als<br />
100.000 Euro investiert haben, sichern in<br />
der Bundeshauptstadt knapp 103.000 Arbeitsplätze.<br />
Eine ganz besonders wichtige<br />
Position nehmen jene 200 Investoren ein,<br />
die Wien als Standort für ihr internationales<br />
Headquarter mit konzernübergreifenden<br />
Aufgaben ausgesucht haben. Sie schaffen<br />
28.000 Arbeitsplätze, sorgen für<br />
technologischen Fortschritt, Wachstum<br />
und Nachfrage.<br />
Branchen und Herkunftsländer<br />
2011 war der Handel auffallend stark vertreten.<br />
Rund die Hälfte der neu geschaffenen<br />
Arbeitsplätze entstand durch große<br />
Handelsketten. Auch der Trend zur Technologie-<br />
und Dienstleistungsorientierung<br />
setzte sich 2011 fort. 20 der neu in Wien<br />
angesiedelten Unternehmen sind in industrienahen<br />
Dienstleistungen tätig, 14 im<br />
Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
Weitere acht Unternehmen<br />
sind in der Gaming-Branche, also<br />
in der Entwicklung und dem Vertrieb von<br />
Unterhaltungssoftware, tätig. Stark vertre-<br />
ten sind auch Life Sciences mit 13 sowie<br />
Tourismus und Gastronomie mit zwölf angesiedelten<br />
Unternehmen.<br />
Die meisten der Neuansiedlungen kommen<br />
aus Deutschland mit insgesamt 42<br />
Firmen. Auch das Interesse von Unternehmen<br />
aus Mittel- und Osteuropa war 2011<br />
ungebrochen. 27 Unternehmen aus dem<br />
CEE-Raum konnten verzeichnet werden.<br />
Die wichtigsten Investoren sind dabei Ungarn<br />
mit elf und Russland mit fünf Unternehmen.<br />
Stark vertreten waren 2011 auch<br />
die USA mit zehn und China mit acht Unternehmen,<br />
die sich für den Standort Wien<br />
entschieden haben.<br />
International attraktiv<br />
Die international hervorragende Positionierung<br />
Wiens wird regelmäßig in Studien<br />
und Rankings belegt. Erst Anfang März<br />
2012 hat das anerkannte „fDi Magazine“,<br />
das zur „Financial Times“-Gruppe gehört,<br />
Wien in seinem europaweiten Wettbewerb<br />
„European Cities and Regions of the Future“<br />
zum Sieger in der Kategorie „Wirtschaftliches<br />
Potenzial“ gekürt. Das „fDi<br />
Magazine“ erstellt jährliche Rankings zu<br />
den attraktivsten europäischen Regionen<br />
und Städten für Direktinvestitionen. Insgesamt<br />
konnte Wien den hervorragenden 3.<br />
Platz hinter London und Paris verbuchen.<br />
Bewertungskriterien sind neben demografi<br />
schen Erhebungen wie Bevölkerungsdaten<br />
und volkswirtschaftlichen Daten Einrichtungen<br />
und Ausgaben in Forschung<br />
und Entwicklung, Kostenkomponenten<br />
wie Mietpreise und Lohnhöhe sowie das<br />
Arbeitskräftepotenzial und universitäre<br />
Einrichtungen.<br />
Dass Wien unter insgesamt 223 Städten<br />
zur Nummer eins gekürt wurde, zeigt einmal<br />
mehr die Spitzenposition Wiens als<br />
wirtschaftliche Metropole in Europa. Wien<br />
ist mit den wirtschaftspolitischen Maßnahmen<br />
auf dem richtigen Weg.<br />
Investitionsfreundliche<br />
Infrastruktur<br />
Eine wichtige Rolle in der internationalen<br />
Attraktivität eines Standortes spielt auch<br />
das Vorhandensein der entsprechenden Infrastruktur.<br />
Die Stadt Wien setzt sich gemeinsam<br />
mit der Wirtschaftsagentur Wien<br />
dafür ein, ideale Voraussetzungen für Unternehmen<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
aller Branchen zu schaffen.<br />
So entsteht beispielsweise mit der Seestadt<br />
Aspern ein neuer Stadtteil nach modernsten<br />
ökologischen und stadtplanerischen Kriterien.<br />
Mit geplantem Wohnraum für rund<br />
20.000 Menschen und ebenso vielen Ar-<br />
beitsplätzen zählt die Seestadt zu den größten<br />
Stadtentwicklungsprojekten Europas.<br />
Mit dem Stadtentwicklungsgebiet Neu<br />
Marx entsteht derzeit mitten in Wien ein<br />
moderner Standort für Forschung, Medien,<br />
Technologie und die Kreativbranche.<br />
Aktuell arbeitet die Wirtschaftsagentur<br />
Wien am selben Areal an der Fertigstellung<br />
des größten Medienzentrums des<br />
Landes – dem Media Quarter Marx<br />
(MQM). Auf rund 35.000 Quadratmetern<br />
Bürofl äche bietet sich eine optimal auf die<br />
Bedürfnisse von Medienschaffenden zugeschnittene<br />
Infrastruktur. Bis 2015 sollen<br />
rund 15.000 neue Arbeitsplätze in Neu<br />
Marx entstehen.<br />
Gebaut wird auch auf dem ehemaligen<br />
Waagner-Biro-Gelände im 22. Wiener Gemeindebezirk.<br />
Auf dem 140.000 Quadratmeter<br />
großen Areal entstehen unter der Federführung<br />
der Wirtschaftsagentur Wien<br />
und der Wien Holding in Kooperation mit<br />
mehreren Partnern zwei Bürokomplexe<br />
unter dem Namen STAR 22. Nach der<br />
Fertigstellung im Jahr 2013 werden dort<br />
bis zu 1.100 Menschen arbeiten.<br />
Auch das Industriegebiet Liesing Mitte<br />
verändert derzeit sein Gesicht. Hier soll<br />
ein Wissenschafts- und Technologiestandort<br />
geschaffen werden, der optimale Rahmenbedingungen<br />
für Unternehmen bietet<br />
und die verstärkte Ansiedlung von Hochtechnologiebetrieben<br />
fördern soll. Durch<br />
die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft<br />
und Forschung soll langfristig<br />
ein Wissensquartier entstehen. Auch hier<br />
stehen in der Umsetzung höchste ökologische<br />
Maßstäbe und Nachhaltigkeit im<br />
Mittelpunkt.<br />
Expat Center Vienna<br />
Seit 2011 bietet die Wirtschaftsagentur<br />
Wien mit dem „Expat Center Vienna“ am<br />
Schmerlingplatz ergänzend eine Plattform<br />
für internationale Unternehmen und ihre<br />
hochqualifi zierten Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter. Ziel der Servicestelle, die in<br />
Europa eine Vorreiterrolle einnimmt, ist es,<br />
den berufl ichen und privaten Start und das<br />
Leben und Arbeiten in Wien so effi zient,<br />
angenehm und erfolgreich wie möglich zu<br />
gestalten.<br />
Ungefähr 1.800 Expatriates, also internationale<br />
Fach- oder Führungskräfte, konnten<br />
seit der Eröffnung vor eineinhalb<br />
Jahren erfolgreich beraten und betreut<br />
werden. Pro Tag langen durchschnittlich<br />
20 neue Anfragen telefonisch oder per E-<br />
Mail ein. Die meisten kommen aus<br />
Deutschland, Großbritannien, den USA<br />
und Osteuropa.
<strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24 6B<br />
EU & DASEINSVORSORGE<br />
WIEN INTERNATIONAL<br />
Eine MA für „Europäische Angelegenheiten“<br />
Zur optimalen Positionierung des Standortes Wien in Europa wurde die Abteilung „Europäische Angelegenheiten“ (MA 27) – bis 2011<br />
„EU-Strategie und Wirtschaftsentwicklung“ – ins Leben gerufen.<br />
Die vom Gemeinderatsausschuss für europäische<br />
und internationale Angelegenheiten<br />
Ende des Vorjahres angenommene Europa-Deklaration<br />
zeigt die zahlreichen<br />
Auswirkungen, die das Voranschreiten der<br />
europäischen Integration auf eine Metropole<br />
wie Wien in einer globalisierten Welt<br />
hat. Um diese Aufgaben für die Stadt Wien<br />
bestmöglich abzuwickeln, werden nun die<br />
europapolitischen Kompetenzen der Gemeinde<br />
Wien in der Magistratsabteilung<br />
27 (Europäische Angelegenheiten) gebündelt.<br />
Die interimistische Leitung der neu<br />
gegründeten MA 23 (Wirtschaft, Arbeit<br />
und Statistik) wurde dem 31-jährigen Betriebswirt<br />
Mag. Wolfgang Bartsch übertragen.<br />
Eine der zentralen Aufgaben der<br />
neuen Abteilung wird die Weiterentwicklung<br />
des Wirtschaftsstandorts Wien mit<br />
seinen hochqualifi zierten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern sein.<br />
Schon in den vergangenen Jahren war das<br />
Thema EU in Wien in vielfältiger Weise<br />
präsent. Durch Fördergelder wurden zahlreiche<br />
bauliche und kulturelle Maßnahmen<br />
unterstützt, wie etwa der Aufbau<br />
eines Mährischen Museums, Park-Neugestaltungen,<br />
Infrastrukturverbesserungen,<br />
Aktionen für ein Mobilitätsangebot für ältere<br />
Mitbürger oder auch Arbeitsmarkt-Initiativen<br />
für Menschen mit Behinderung.<br />
Bis 2013 (die Programme laufen bereits<br />
seit 2007) stehen Wien dafür 25 Millionen<br />
Euro EU-Mittel aus dem EFRE (Europäischer<br />
Fonds für regionale Entwicklung)<br />
zur Verfügung. Diese werden gemeinsam<br />
mit Landesmitteln in einem 50 Millionen<br />
Euro großen Investitionsprogramm für<br />
Vorhaben zur Stärkung der Wiener Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Verbesserung des<br />
städtischen Lebensraumes in Problemgebieten<br />
eingesetzt.<br />
Das Investitionsprogramm steht unter dem<br />
Aspekt der Innovation. Aus diesem Programm<br />
sollen daher Vorhaben der öffentli-<br />
„Wien International“ (1B bis 6B) ist eine<br />
Sonderausgabe der Stadt Wien, die in<br />
Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung<br />
VERKEHR produziert wird.<br />
chen Hand von europäischer Dimension<br />
fi nanziert werden, die auch geeignet sind,<br />
als Erfahrungsbasis auf europäischer<br />
Ebene herangezogen zu werden. Das Programm<br />
gliedert sich in zwei inhaltliche<br />
Themenschwerpunkte (Prioritätsachsen).<br />
Prioritätsachse 1 – Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
Junge Unternehmen sollen von Impuls-<br />
und Gründungszentren in der Anfangsphase<br />
begleitet werden. Weiters soll der<br />
Zugang zu Finanzierungsmitteln in der<br />
schwierigen Startphase erleichtert werden.<br />
Durch die Vernetzung von Universitäten,<br />
Forschungseinrichtungen und Unternehmen<br />
soll Wien als Wissensstandort gestärkt<br />
werden.<br />
Prioritätsachse 2 – Verbesserung des städtischen<br />
Lebensraumes<br />
Verbesserungen der städtischen Lebensqualität<br />
sollen primär im Bereich des<br />
Westgürtels erreicht werden: Durch diese<br />
Förderungen können bauliche Maßnahmen<br />
mitfi nanziert werden. Pilotprojekte<br />
für eine bessere <strong>Verkehr</strong>sorganisation oder<br />
Logistik sollen neue Rahmenbedingungen<br />
für den Wiener Raum schaffen.<br />
WIENTOURISMUS<br />
Leben in Wien<br />
Der Begriff Daseinsvorsorge umschließt all<br />
jene öffentlichen Dienstleistungen, die für<br />
unser tägliches Leben besonders wichtig<br />
sind und zur hohen Lebensqualität in<br />
Wien beitragen: Wasserversorgung, Abwasser-<br />
und Müllentsorgung, Gesundheits-<br />
und soziale Dienstleistungen, öffentlicher<br />
Personen-Nahverkehr und vieles mehr.<br />
Die Dienstleistungen werden in Österreich<br />
von Ländern, Städten und Gemeinden erbracht.<br />
Sie sind nicht an Gewinn orientiert,<br />
sondern priorisieren hohe Qualitätsstandards,<br />
unter anderem allgemeine<br />
Zugänglichkeit, Versorgungssicherheit und<br />
Kontinuität.<br />
Für die Stadt Wien setzt sich das Dezernat<br />
Daseinsvorsorge der Abteilung der MA 27<br />
(Europäische Angelegenheiten) dafür ein,<br />
dass das auch in Zukunft so bleibt. Es sollen<br />
nicht – wie in Europa vielfach beabsichtigt<br />
– wirtschaftliche Interessen privater<br />
Unternehmen über dem Wohl der<br />
Bürgerinnen und Bürger stehen.<br />
Erfolg für Wien<br />
Die Dienstleistungsrichtlinie der EU ist seit<br />
Dezember 2006 in Kraft. Damit ist die Europäische<br />
Union ihrem Ziel näher gekom-<br />
ARCHIV<br />
men, die Dienstleistungserbringung innerhalb<br />
der EU-Mitgliedstaaten zu<br />
vereinfachen. Diese Tendenz umfasst<br />
grundsätzlich alle Dienstleistungen, auch<br />
die öffentlichen Dienstleistungen. Ausnahmen<br />
sind nur für folgende öffentliche Leistungen<br />
vorgesehen:<br />
• Gesundheitsdienstleistungen<br />
• Bestimmte soziale Dienstleistungen (beispielsweise<br />
sozialer Wohnbau, Kinderbetreuung,<br />
Unterstützung von Familien<br />
und hilfsbedürftigen Personen)<br />
• <strong>Verkehr</strong>sdienstleistungen<br />
• Dienstleistungen von allgemeinem, nicht<br />
wirtschaftlichem Interesse (beispielsweise<br />
Militär, Polizei, Bildung)<br />
Öffentliche Dienstleistungen, für die Gebühren<br />
eingehoben werden, wie die Wasserversorgung<br />
oder Müllentsorgung, fallen<br />
jedoch in den Anwendungsbereich der<br />
Richtlinie.<br />
Kernstück der Dienstleistungsrichtlinie ist<br />
das Prinzip der Dienstleistungsfreiheit. Unternehmen<br />
können ihre Dienstleistungen<br />
in jedem anderen EU-Staat anbieten. Neu<br />
dabei ist, dass in erster Linie die Vorschriften<br />
des Heimatlandes des Unternehmens<br />
gelten sollen. Nur aus Gründen der öffent-<br />
lichen Ordnung, Sicherheit, Gesundheit sowie<br />
des Umweltschutzes kann der Empfängerstaat<br />
die Einhaltung seiner<br />
nationalen Bestimmungen der Erbringerin<br />
oder dem Erbringer von Dienstleistungen<br />
weiterhin vorschreiben. Sozialpolitische<br />
beziehungsweise konsumentenschutzrechtliche<br />
Gründe dürfen dem nicht entgegengehalten<br />
werden.<br />
Position der Stadt Wien<br />
Wien wandte sich auf Grund der möglichen<br />
negativen Auswirkungen massiv gegen<br />
die Einbeziehung öffentlicher Dienstleistungen<br />
in den Anwendungsbereich der<br />
Dienstleistungsrichtlinie. Die Stadt konnte<br />
ihre Position dahingehend durchsetzen, als<br />
in diesen sensiblen Bereichen weiterhin innerstaatliches<br />
Recht anzuwenden ist und<br />
somit die hohe Qualität der öffentlichen<br />
Dienstleistungen gewahrt bleibt.