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4A <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
NEUE BAHN<br />
INTERVIEW<br />
SCHIG zieht positive Bilanz<br />
Die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG) schaut mit Argusaugen darauf, dass jeder Euro beim<br />
Bahnausbau in Österreich zweckbestimmt eingesetzt wird. Neue Bahn sprach mit SCHIG-Geschäftsführer Ulrich Puz<br />
über Budgetkonsolidierung, Finanzkontrolle und den <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag der Republik mit den ÖBB.<br />
Neue Bahn: Herr Puz, Österreich<br />
muss aus der Notwendigkeit der<br />
Staatshaushaltssanierung auf die<br />
Schuldenbremse steigen. Was hat<br />
die SCHIG zum Sparprogramm<br />
der Republik beigetragen?<br />
Ulrich Puz: Die SCHIG blickt auf<br />
ein arbeitsreiches und erfolgreiches<br />
Jahr 2011 zurück. Sie hat<br />
die Interessen der Republik Österreich<br />
wahrgenommen und dabei<br />
einige Erfolge erzielt, die sich<br />
sehen lassen können. Selbstverständlich<br />
ist die SCHIG auch gefordert,<br />
ihren Beitrag zum Sparprogramm<br />
zu leisten. Dank der<br />
begleitenden Projekt- und Finanzkontrolle<br />
zahlreicher Eisenbahn-Infrastrukturprojekte<br />
durch<br />
die SCHIG gelang es in den vergangenen<br />
Jahren und so auch im<br />
Vorjahr, ein Einsparungspotenzial<br />
von ein bis zwei Prozent der<br />
im Rahmenplan defi nierten Investments<br />
aufzuzeigen und umzusetzen.<br />
Der aktuelle Rahmenplan<br />
für Investitionen in den<br />
Bahninfrastrukturausbau in Österreich<br />
läuft von 2012 bis 2017<br />
und sieht 1,2 Mrd. Euro für den<br />
Bahnausbau vor. Die SCHIG<br />
kann in die Projektunterlagen der<br />
ÖBB einsehen und so ihr Knowhow<br />
im Sinne einer optimaleren<br />
Finanzmittel-Verwendung einbringen,<br />
was zu den vorhin genannten<br />
Einsparungen führt und<br />
somit budgetschonend wird. Das<br />
ist ein Einsparungserfolg, der<br />
ganz deutlich die Handschrift der<br />
SCHIG trägt.<br />
Die SCHIG ist ein Unternehmen<br />
mit einem eigenen Budget und<br />
gegenüber der Republik als Eigentümer<br />
verantwortlich. Wie<br />
wird bei der SCHIG gespart?<br />
Puz: Den Willen zum Sparen dokumentiert<br />
die SCHIG auch im<br />
eigenen Haus. Für den Betrieb<br />
des Unternehmens SCHIG steht<br />
ein jährliches Budget 5 Mio.<br />
SCHIG<br />
„Das Einsparungsziel bei den ÖBB<br />
wurde erreicht“, sagt Ulrich Puz,<br />
seit 2010 Geschäftsführer der SCHIG<br />
Euro zur Verfügung. Im vergangenen<br />
Jahr haben wir 20 Prozent<br />
eingespart und somit nur 4 Mio.<br />
Euro verbraucht. Und das bei einem<br />
gleich bleibenden Team von<br />
60 hoch qualifi zierten Mitarbeitern.<br />
Sparen beginnt beispielsweise<br />
bei den Malerarbeiten in<br />
unseren Büros: Wir lassen diese<br />
nicht mehr jedes Jahr, sondern<br />
Rail Infrastructure for Life<br />
Smart Solutions for sustainable Railways<br />
Innovative Bahninfrastrukturlösungen<br />
aus einer Hand.<br />
Fahrleitungen<br />
Bahnstromversorgung<br />
Elektrotechnik<br />
Signaltechnik<br />
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InnoTrans 2012 in Berlin,<br />
Halle 25, Stand 310<br />
18.–21. September 2012<br />
nur alle drei Jahre neu ausmalen.<br />
Das bringt schnell einen Einsparungserfolg<br />
von vielen Tausend<br />
Euro. Dieses Beispiel ist nur eines<br />
von mehreren, mit denen es uns<br />
gelungen ist, die Kosten in<br />
Summe um die genannten<br />
20 Prozent zu senken.<br />
Die Regierung hat den ÖBB ein<br />
Sanierungsprogramm bei gleichzeitiger<br />
Senkung der Kosten verordnet.<br />
Die SCHIG hat die Umsetzung<br />
dieser Vorgaben begleitet.<br />
Haben die ÖBB die defi nierten<br />
Ziele erreicht?<br />
Puz: Die Bundesregierung hatte<br />
in ihrem Arbeitsprogramm im<br />
Jahr 2007 den Österreichischen<br />
Bundsbahnen durch Effi zienzsteigerung<br />
ein Einsparungsziel von<br />
zehn Prozent auferlegt. Die<br />
SCHIG war mit der begleitenden<br />
Kontrolle des Umsetzungsprozesses<br />
betraut und hat sich bei der<br />
Realisierung dieses Ziels mit<br />
konstruktiven Vorschlägen bei<br />
den ÖBB eingebracht, sodass wir<br />
aus SCHIG-Sicht guten Gewissens<br />
sagen können: Das vorgegebene<br />
Ziel von zehn Prozent Einsparung<br />
ist erreicht worden.<br />
Die SCHIG hat gemeinsam mit<br />
dem <strong>Verkehr</strong>sministerium den<br />
<strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag mit den<br />
ÖBB ausgehandelt. Seit einem<br />
Jahr ist er gültig. Wie sieht die<br />
bisherige Bilanz aus?<br />
Puz: Eine positive Erfahrung ist,<br />
dass die ÖBB als vertragstreuer<br />
Partner agieren. Die SCHIG<br />
konnte ihr Know-how und ihre<br />
konsequente Verhandlungsarbeit<br />
bei der Ausgestaltung des <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrags<br />
mit der<br />
ÖBB-Personenverkehrs AG unter<br />
Beweis stellen. Die Republik Österreich<br />
kauft auf Basis des ausgehandelten<br />
Vertrags jährlich für<br />
588 Mio. Euro bei den ÖBB<br />
Zug-Dienstleistungen im regionalen<br />
und öffentlichen Nahverkehr<br />
ein. Das sind rund 88 Prozent<br />
(7 Mio. Zugkilometer) aller Nahverkehrs-<br />
und Regionalverkehrsleistungen<br />
in Österreich. Den<br />
Rest von 12 Prozent kaufen die<br />
<strong>Verkehr</strong>sverbünde bei den ÖBB<br />
ein.<br />
Der SCHIG ist es bei den Verhandlungen<br />
zu diesem gewichtigen<br />
Vertragswerk gelungen,<br />
50 Mio. Euro jährlich von den<br />
ÖBB-Forderungen herunterzuverhandeln,<br />
was in Summe über<br />
den Vertragszeitraum bis zum<br />
Jahr 2019 eine Einsparung von<br />
450 Mio. Euro ergibt.<br />
Im <strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag sind<br />
die Qualitätskriterien, zu denen<br />
die ÖBB ihre Zugleistungen erbringen<br />
müssen, genau festgeschrieben.<br />
Erfüllt die Bahn die<br />
Qualitätsanforderungen?<br />
Puz: Der zwischen SCHIG und<br />
ÖBB-Personenverkehr AG abgeschlossene<strong>Verkehr</strong>sdienstevertrag<br />
defi niert genau alle zu erbringenden<br />
Leistungen und enthält<br />
als Qualitätsanreiz auch ein<br />
Bonus-Malus-System. Sind die<br />
ÖBB besser als im Vertrag festgeschrieben,<br />
gibt es Geld zurück<br />
vom Staat.<br />
Im umgekehrten Fall müsste die<br />
Bahn nachzahlen. Für 2011 beispielsweise<br />
ist ein maximaler Bonus<br />
von 17 Mio. Euro vorgesehen.<br />
Die tatsächliche Bonuszahlung<br />
wird voraussichtlich<br />
aber deutlich geringer ausfallen.<br />
Bei der Pünktlichkeit und Sauberkeit<br />
machen die ÖBB einen<br />
guten Eindruck, die Pünktlichkeit<br />
ist wirklich sehr gut. Noch<br />
Handlungsbedarf sehen wir beim<br />
punktgenauen Informieren der<br />
Fahrgäste bzw. beim Ausbau des<br />
Fahrgastinformationssystems.<br />
Wo will die SCHIG in fünf Jahren<br />
stehen?<br />
Puz: In diesem Zeithorizont können<br />
wir uns gut vorstellen, auch<br />
für die <strong>Verkehr</strong>sträger Straße und<br />
Wasser Dienstleistungen in Sachen<br />
begleitender Finanzierungskontrolle<br />
und fachlicher Hilfestellung<br />
beim Infrastrukturausbau<br />
ähnlich dem jetzigen Arbeitsfeld<br />
anzubieten. Wir wollen für<br />
das <strong>Verkehr</strong>sministerium unverzichtbarer<br />
Bestandteil sein für die<br />
Aufgabenfelder Beratung,<br />
Schlichtung, Kontrolle und Abwicklung.<br />
Welche persönliche Bilanz ziehen<br />
Sie über Ihre bisherige Arbeit?<br />
Puz: Es ist für mich ein ausgesprochen<br />
tolles Erlebnis, mit einer<br />
kleinen, aber schlagkräftigen<br />
Gruppe zu arbeiten.<br />
AKTUELL<br />
Erich Forster ist neuer<br />
Chef von WESTbahn<br />
Nach dem Abgang von Stefan<br />
Wehinger als Geschäftsführer der<br />
WESTbahn (siehe Seite 1A)<br />
wurde Erich Forster (55) zu dessen<br />
Nachfolger bestellt. Der studierte<br />
Psychologe mit Schwerpunkt<br />
Sozialpsychologie macht<br />
das, was auch schon seine Eltern<br />
gemacht haben, nämlich bei der<br />
WESTBAHN<br />
Erich Forster ist der neue Geschäftsführer<br />
der WESTbahn<br />
Bahn arbeiten. Und schon die<br />
Großväter von Forster waren bei<br />
der Bahn beschäftigt. Forster war<br />
von 1975 bis 2011 bei den ÖBB<br />
und agierte in dieser Zeit in zahlreichen<br />
leitenden Positionen, bevor<br />
er im April 2011 bei der<br />
neuen WESTbahn an Bord ging<br />
und dort bisher als Chief Commercial<br />
Offi cer verantwortlich<br />
zeichnete.<br />
BMVIT schließt<br />
Abkommen mit Russland<br />
Russland investiert in den nächsten<br />
Jahren Milliarden Euro unter<br />
anderem im <strong>Verkehr</strong>sbereich. Davon<br />
sollen österreichische Firmen<br />
profi tieren, hofft <strong>Verkehr</strong>sministerin<br />
Doris Bures. Sie hat mit<br />
Russlands Vize-Premierminister<br />
Viktor Zubkov einen Technologie-Kooperationsvertragunterschrieben,<br />
der österreichischen<br />
Firmen den Zugang zum russischen<br />
Markt ebnen soll. Im Vorjahr<br />
schloss Bures ein Kooperationsabkommen<br />
für die Teilnahme<br />
Österreichs am Technologiepark<br />
Skolkowo ab.<br />
Sicherheit in den Zügen:<br />
30-mal kommt die Polizei<br />
Seit drei Jahren fahren in den<br />
ÖBB-Zügen am Abend und an<br />
den Wochenenden Sicherheitsleute<br />
mit, um die Fahrgäste vor<br />
allfälligen Belästigungen zu<br />
schützen. Die ÖBB mögen es<br />
nicht, wenn in den Zügen Alkohol<br />
herumgereicht wird, Jugendliche<br />
nach dem Disco-Besuch lärmen<br />
und randalieren oder<br />
Mitreisende anpöbeln. Die Präsenz<br />
der Sicherheitsleute an Bord<br />
sorgt dafür, dass 80 Prozent der<br />
Probleme ohne Polizei kalmiert<br />
werden. Dennoch: 30- bis 40-<br />
mal pro Jahr müssen die staatlichen<br />
Ordnungshüter einschreiten.<br />
Bei einer EU-Studie im Jahr<br />
2011 zur Bahnsicherheit in<br />
25 EU-Staaten landete die ÖBB<br />
bei der Sicherheit am dritten<br />
Platz.