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2 <strong>Verkehr</strong> | 15. Juni 2012 | Nr. 24<br />
WIRTSCHAFT & POLITIK<br />
EDITORIAL<br />
BVL Ö. KAPSCH<br />
Infrastruktur-Investments<br />
nachfrageorientiert tätigen!<br />
VON JOHANNES TOMSICH<br />
Laut OECD-Daten haben sich<br />
Infrastruktur-Investments in<br />
CEE (Central Eastern Europe)<br />
mehr zugunsten der Straßen gesteigert,<br />
in Westeuropa dagegen<br />
liegt der Fokus mehr auf der<br />
Bahn. Gegenüber Rekordsummen,<br />
die noch 2009 investiert<br />
worden sind, zeigen die aktuellsten<br />
Daten (2010) nun einen<br />
Rückgang um rund 11 Prozent.<br />
Durchschnittlich, so heißt es<br />
hier, investieren die OECD-Mitgliedsstaaten<br />
seit 1995 bis heute<br />
zwischen 0,8 und 1 Prozent des<br />
BIP pro Jahr in die <strong>Verkehr</strong>s-<br />
und Transportinfrastruktur.<br />
Ausnahmen sind Griechenland,<br />
Spanien und Portugal.<br />
Diese Länder haben jährlich<br />
zwischen 1,6 und 2 Prozent des<br />
BIP investiert. Dies zeigt, dass<br />
mehr Geld für Transport- und<br />
<strong>Verkehr</strong>sinfrastruktur nicht generell<br />
mit einer besseren wirtschaftlichen<br />
Entwicklung korreliert.<br />
Vor allem dann, wenn die<br />
Investitionen an falscher Stelle<br />
getätigt werden, zum Beispiel<br />
Straßen ausgebaut werden, die<br />
nicht wirklich ein hohes <strong>Verkehr</strong>saufkommen<br />
zu bewältigen<br />
haben.<br />
Aktuelle Angaben zur Zufriedenheit<br />
der Logistikdienstleister<br />
in den jeweiligen Ländern liefert<br />
der Logistics Performance Index<br />
2012 (LPI) der Weltbank. Dazu<br />
MENSCHEN & WEGE<br />
Wolfgang Leindecker ist neu bei<br />
Kapsch<br />
Wolfgang Kubesch ist neuer Geschäftsführer<br />
der BVL Österreich<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
wurden nun bereits zum dritten<br />
Mal – nach 2007 und 2010 –<br />
mehr als 1.000 Unternehmen –<br />
Spediteure, Expressdienste und<br />
Logistikunternehmen – aus 143<br />
Staaten befragt. Themen wie<br />
Zoll, Infrastruktur, internationale<br />
Transporte, Pünktlichkeit<br />
und vieles mehr werden hier behandelt.<br />
Österreich hat hier in<br />
der aktuellen 2012er-Studie übrigens<br />
zugelegt, von Platz 19<br />
(2010) auf Platz 11. Unser<br />
Nachbar Deutschland, der zuletzt<br />
die Nummer 1 beansprucht<br />
hat, fi el auf Platz 4 zurück.<br />
Ebenso sind die Nachbarländer<br />
Slowakei (von 38 auf 51),<br />
Tschechien (von 26 auf 44), die<br />
Schweiz (von 6 auf 16) und Italien<br />
(von 22 auf 24) zurückgefallen.<br />
Lediglich Ungarn (von 52<br />
auf 40) und Slowenien (von 57<br />
auf 34) konnten sich weiter<br />
vorne einreihen.<br />
Neuer Vice President<br />
M2M & Public Transport<br />
Wolfgang Leindecker, 40, ist als<br />
neuer Vice President M2M und<br />
Public Transport bei Kapsch CarrierCom<br />
für den weltweiten Aufbau<br />
der neuen Geschäftsfelder<br />
Machine-to-machine Networks<br />
und Public Transport verantwortlich.<br />
Leindecker war mehr<br />
als zwölf Jahre im ITK-Umfeld<br />
tätig – zuletzt als COO bei NextiraOne<br />
Austria.<br />
Neuer Geschäftsführer der<br />
BVL Österreich<br />
Wolfgang Kubesch übernahm die<br />
Geschäftsführung der Bundesvereinigung<br />
Logistik. Kubesch war<br />
zuletzt über zehn Jahre bei freytag<br />
& berndt im Bereich Marketing<br />
und Vertrieb sowie Beschaffung<br />
und Produktion samt<br />
Unternehmensorganisation tätig.<br />
Aus diesem Aufgabengebiet ergaben<br />
sich intensive Schnittstellen<br />
zur Logistik.<br />
KOMBINIERTER VERKEHR<br />
Kombi-Schiene von Köln<br />
nach Frankreich<br />
Die deutsche Kombiverkehr optimiert den Kombi-<strong>Verkehr</strong> von Deutschland nach<br />
Frankreich.<br />
Seit 11. Juni können Lkw in Köln<br />
auf die Schiene wechseln, denn<br />
ab diesem Zeitpunkt rollt ein Direkt-Ganzzug<br />
zwischen Duisburg<br />
und Lyon, in dem eine Wagengruppe<br />
mit Köln-Eifeltor als Start<br />
oder Ziel mitfährt. „Damit erhöhen<br />
wir die Flexibilität für unsere<br />
Kunden deutlich,“ sagt Robert<br />
Breuhahn, Geschäftsführer von<br />
Kombiverkehr.<br />
Flexibler durch Halt in Köln<br />
Damit können Sendungen in<br />
Köln beispielsweise auf Direktzugverbindungen<br />
nach Ulm oder<br />
Kornwestheim und international<br />
nach Norditalien (Busto und Verona)<br />
oder in die Schweiz<br />
SCHWEIZ<br />
Kahlschlag bei den SBB<br />
SBB Cargo setzt im Wagenladungsverkehr den Rotstift an und plant die Schließung von<br />
128 Verladebahnhöfen, um aus den roten Zahlen zu kommen.<br />
Die Schweizerischen Bundesbahnen<br />
haben beim Wagenladungsverkehr<br />
ein Problem mit den hohen<br />
Kosten und den nicht im<br />
gleichen Maß steigenden Margen.<br />
Fazit: Von den 500 aktuellen<br />
Verladebahnhöfen mit Fokus Wagenladungsverkehr<br />
sollen in absehbarer<br />
Zeit 128 geschlossen<br />
werden, um Kosten zu sparen<br />
und aus den roten Zahlen zu<br />
kommen. Der Versuch der Reduktion<br />
läuft bei SBB Cargo<br />
schon einige Jahre, doch wurde<br />
sie dabei von der Politik in Bern<br />
immer wieder gestoppt. Jetzt<br />
wurde ein neuerlicher Anlauf gestartet<br />
und die Regierung hat ihr<br />
Okay zum Einsparungsprogramm<br />
bei den Verladebahnhöfen<br />
gegeben.<br />
Im Dezember ist es so weit<br />
Ab Fahrplanwechsel im Dezember<br />
dieses Jahres wird SBB Cargo<br />
auf den genannten 128 Bahnhöfen<br />
keine Einzelwagen und Wagengruppen<br />
mehr abfertigen. Eigentlich<br />
wollte sie sogar 155<br />
Bahnhöfe für den Einzelwagenverkehr<br />
schließen. Betroffen von<br />
der Schließung sind die Holz-<br />
und Zementindustrie und die<br />
Landwirtschaft.<br />
Laut Angaben von SBB Cargo sei<br />
auf den 128 Bahnhöfen durchschnittlich<br />
oft nur ein Wagen pro<br />
Tag als Volumen angefallen, bei<br />
gleich bleibenden Kosten bei der<br />
(Aarau) „umsteigen“. Die Gesamtlaufzeit<br />
des Zuges zwischen<br />
Lyon und Duisburg ändert sich<br />
durch den Halt in Köln nicht.<br />
Die Züge fahren dreimal wöchentlich<br />
in jeder Richtung und<br />
erreichen ihr Ziel bei Abfahrten<br />
während der Woche jeweils am<br />
nächsten Morgen und bei Samstagsabfahrten<br />
am Montagmorgen.<br />
„Schienenoperateure dürfen<br />
sich nicht nur auf Rennstrecken<br />
zwischen A und B konzentrieren“,<br />
so Breuhahn.<br />
Für Transportunternehmer und<br />
Spediteure sei es wichtig, ein<br />
Netz zur Verfügung zu haben,<br />
durch das verschiedene Abfahrts-<br />
und Zielpunkte fl exibel kombi-<br />
Vorhaltung der Infrastruktur. Die<br />
Bahn erhofft sich von der Schließung<br />
Kosteneinsparungen von 35<br />
Mio. Franken. Dem steht aber<br />
auch ein prognostizierter Umsatzverlust<br />
von neun Mio. Franken<br />
gegenüber. Betroffen von der<br />
Aktion sind auch 200 Arbeitsplätze,<br />
die ab Dezember hinfällig<br />
werden. Die Mitarbeiter sollen<br />
jedoch nicht freigesetzt, sondern<br />
im Haus anderen Geschäftsbereichen<br />
zugeordnet werden.<br />
Mengenverlust einkalkuliert<br />
Die SBB versprechen der verladenden<br />
Wirtschaft, dass trotz<br />
Schließung weiterhin 98 Prozent<br />
des gegenwärtigen Güteraufkommens<br />
in der Schweiz auf der<br />
Bahn rollen werden, und dass<br />
sich der Modal-Split zugunsten<br />
der Schiene von derzeit 23 Prozent<br />
nicht gravierend zu deren<br />
Nachteil verändert.<br />
Dass es zu einer Verlagerung von<br />
der Schiene auf die Straße kommen<br />
wird, will Nicolas Perrin,<br />
CEO von SBB Cargo, freilich<br />
nicht ausschließen: „Die Menge<br />
wird nur geringfügig zurückgehen,<br />
die Zahl der bedienten<br />
Punkte müssen wir aber reduzieren.“<br />
SBB Cargo steht unter massivem<br />
Druck und muss bis 2013<br />
in die schwarzen Zahlen kommen.<br />
Weiterhin gesichert ist der<br />
Einzelwagen- und Wagengruppenverkehr<br />
zu 374 Bahnhöfen in<br />
HERAUSGEBER Bohmann Druck und Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG GESCHÄFTSFÜHRUNG Drin . Gabriele Ambros, Gerhard Milletich VERLEGER Bohmann Druck und Verlag, GesmbH & Co. KG, A-1110 Wien, Leberstraße 122 VERLAGSLEITUNG Mag.<br />
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(Bahn, Kombiverkehr, Seefracht), Cornelia Mayr (Aus- u. Weiterbildung, Consulting), Johannes Stuhlpfarrer (Luftfracht), Ing. Bernd Winter, MSc (Förderungen, Nutzfahrzeuge) ANZEIGENVERKAUF Birgit Edlinger (birgit.edlinger@bohmann.at; Tel. 740 95-552), Silvia Stein<br />
(silvia.stein@bohmann.at; Tel. 740 95-541), Luis Mota (l.mota@bohmann.at; Tel. 740 95-217) ABOVERWALTUNG abo@bohmann.at; Tel. 740 95-466 LAYOUT & PRODUKTION Markus Frühwirth (REPROMEDIA) HERSTELLER AV+Astoria Druckzentrum, Faradaygasse<br />
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European<br />
Transport Press<br />
ETP<br />
niert werden könnten. Die neuen<br />
Umsteigemöglichkeiten im<br />
Frankreich-<strong>Verkehr</strong> ab oder nach<br />
Köln seien dafür ein gutes Beispiel.<br />
Es zeige außerdem, wie eine<br />
solche Erweiterung zusätzliche<br />
Verbesserungen nach sich ziehen<br />
könne und so der Kombinierte<br />
<strong>Verkehr</strong> kontinuierlich attraktiver<br />
und leistungsfähiger werde.<br />
Breuhahn schließt einen weiteren<br />
Ausbau nicht aus: „Wenn angesichts<br />
der neuen Verbindungsmöglichkeiten<br />
die Nachfrage im<br />
Frankreich-<strong>Verkehr</strong> steigt, wären<br />
wir auch in der Lage, den Direktzug<br />
werktäglich anzubieten, was<br />
die Attraktivität des Zuges nochmals<br />
erhöhen würde.“<br />
der ganzen Schweiz. Auf wirtschaftspolitischer<br />
Ebene sorgt der<br />
Kahlschlag für Irritation. Predigt<br />
die Berner <strong>Verkehr</strong>spolitik doch<br />
seit Jahren die Verlagerung des<br />
Güterverkehrs von der Straße auf<br />
die Schiene, um die romantischen<br />
Täler von den transitierenden<br />
Lkw freizuhalten.<br />
Die Kritik an der Schließung der<br />
Bahnhöfe richtet sich weniger gegen<br />
die SBB Cargo als vielmehr<br />
an die politischen Verantwortlichen.<br />
Franz Steinegger, Präsident<br />
des Verbandes der verladenden<br />
Wirtschaft in der Schweiz (VAP),<br />
hat in betriebswirtschaftlicher<br />
Hinsicht Verständnis, dass die<br />
Bahn diesen Schritt jetzt setzt.<br />
Politisches Problem<br />
„Die Politik hat jetzt ein Problem“,<br />
setzt er nach. Die Zustimmung<br />
durch den Berner Bundesrat<br />
zur Bahnhofschließung bringe<br />
große Verlader möglicherweise in<br />
große Bedrängnis bei der Gestaltung<br />
ihrer Supply Chains. „Es<br />
kann genügen, dass es ein paar<br />
Bedienpunkte weniger gibt, damit<br />
das ganze Logistiksystem bei<br />
einem Verlader umgestellt werden<br />
muss.“ Das bringt die Gefahr<br />
mit sich, dass auch Verlader<br />
klare Fronten schaffen und sich<br />
künftig für die <strong>Verkehr</strong>sträger<br />
entscheiden, die auf der Straße<br />
Perspektiven anbieten, nämlich<br />
Lkw.<br />
Gilt für alle<br />
Fotos, Grafi ken<br />
und Artikel<br />
dieser Ausgabe.