„Ein echter Wertewandel“ Mehr Züge Neuss–Wien - Verkehr
„Ein echter Wertewandel“ Mehr Züge Neuss–Wien - Verkehr
„Ein echter Wertewandel“ Mehr Züge Neuss–Wien - Verkehr
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4A<br />
ÖSTERREICH<br />
AKTUELL<br />
ÖBB: Neue Module für<br />
bargeldlose Zahlung<br />
Die ÖBB tauschen bis Ende des<br />
Monats in allen Fahrkartenautomaten,<br />
Personenkassen und<br />
ÖBB-Reisebüros die Module aus,<br />
mit welchen bargeldlose Zahlungen<br />
durchgeführt werden. Sie<br />
müssen nach einem Bescheid der<br />
Bundeswettbewerbsbehörde getauscht<br />
werden. Künftig wird die<br />
Zahlung schneller funktionieren<br />
und die Abwicklung den neuesten<br />
Sicherheitsstandards genügen.<br />
Bodyguards für ÖBB-<br />
Schaffner<br />
Die Schaffner in den ÖBB-Regionalzügen<br />
werden jetzt von Sicherheitsmitarbeitern<br />
begleitet,<br />
weil es immer wieder zu tätlichen<br />
Übergriffen auf ÖBB-Mitarbeiter<br />
kommt. Allein im vergangenen<br />
Jahr seien 100 Schaffner<br />
gewalttätigen Angriffen ausgesetzt<br />
gewesen, begründen die<br />
ÖBB den Einsatz des Sicherheitspersonals.<br />
Bei der Ticketkontrolle<br />
werden Reisende oft renitent.<br />
Bürgermeister fürchten um<br />
Semmeringbahn<br />
Die Bürgermeister im Einzugsgebiet<br />
der Semmeringbahn sehen<br />
dem Semmeringbasistunnel mit<br />
gemischten Gefühlen entgegen.<br />
Sie befürchten, dass dann die<br />
jetzt denkmalgeschützte Ghega-<br />
Bahn zur „exklusivsten Nebenbahn<br />
Europas“ verkommen werde,<br />
wenn der Tunnel erst einmal<br />
geöffnet wird. Bei den ÖBB sieht<br />
man die jetzige Strecke durch<br />
den Tunnelbau nicht gefährdet.<br />
ÖBB erzeugen Gutteil des<br />
Stroms in Eigenregie<br />
Rund 36 % des verbrauchten<br />
Stroms erzeugen die ÖBB in den<br />
zehn eigenen Wasserkraftwerken.<br />
Der Anteil der erneuerbaren<br />
Energie macht 93 % aus. Weitere<br />
27 % werden beim heimischen<br />
Verbund-Konzern zugekauft, der<br />
Rest wird auf dem freien Energiemarkt<br />
beschafft. Bis 2014<br />
wollen die ÖBB die Eigenerzeugung<br />
von Strom um ein Viertel<br />
erhöhen, so ÖBB-Chef Kern.<br />
Ausgemusterte ÖBB-IC-<br />
<strong>Züge</strong> fahren in Deutschland<br />
Ab September dieses Jahres startet<br />
der private Hamburg-Köln-<br />
Express (HKX) zwischen Köln<br />
und Hamburg einen eigenen<br />
Zugverkehr mit täglich drei<br />
Schnellzügen. Die Reisenden<br />
würden in ausgemusterten IC-<br />
<strong>Züge</strong>n der ÖBB befördert, berichten<br />
deutsche Zeitungen. Die<br />
Fahrpeise liegen unter DB-Niveau,<br />
buchen kann man ab Juli<br />
unter www.hkx-online.de.<br />
GEMEINWIRTSCHAFT<br />
Das Jahr 2011 markiert den<br />
Neubeginn in den Leistungsbeziehungen<br />
zwischen der Republik<br />
Österreich und den ÖBB.<br />
Die Basis dafür bildet der im Feber<br />
dieses Jahres abgeschlossene<br />
Vertrag über die gemeinwirtschaftlichen<br />
Leistungen zwischen<br />
Bund und Bahn. Das neue System<br />
sieht keine Tarifstützung<br />
mehr vor, sondern definiert die<br />
bestellten öffentlichen Leistungen<br />
nach einem transparenten<br />
Modell auf Basis von Menge,<br />
Preis und Qualität. Unterschrieben<br />
wurde der neue, zehn Jahre<br />
laufende Vertrag (statt bisher jeweils<br />
nur ein Jahr) von der<br />
Schieneninfrastruktur Dienstleistungsgesellschaft<br />
(SCHIG) und<br />
der ÖBB-Personenverkehr AG.<br />
Darin enthalten seien beispielsweise<br />
Kalkulationsblätter, in denen<br />
die Leistungen ex ante transparent<br />
niedergeschrieben und ex<br />
post kontrolliert werden, betont<br />
Ulrich Puz, Geschäftsführer der<br />
SCHIG. „Mit dem Vertrag schaffen<br />
wir Effizienz durch Transparenz;<br />
er wird beiden Seiten viel<br />
bringen“, ist der Manager überzeugt,<br />
der seit Mai 2010 die<br />
SCHIG als Geschäftsführer leitet<br />
und daher die Interessen der Republik<br />
gegenüber den ÖBB<br />
wahrnimmt.<br />
In diesem Jahr überweist der<br />
Bund 578 Mio. Euro an die<br />
ÖBB. Für dieses Geld gibt es ein<br />
definiertes Grundangebot im<br />
Nahverkehr, aber auch auf Teilen<br />
des Fernverkehrs, wenn beispielsweise<br />
ÖBB-Kunden mit der<br />
Monatskarte bis nach Wr. Neustadt<br />
fahren. Dazu kommen weitere<br />
140 Mio. Euro, die die einzelnen<br />
Länder locker machen<br />
und dafür ein <strong>Mehr</strong> an Leistung<br />
von der Bahn bekommen. Beispielsweise<br />
eine angepasste Ausstattung<br />
der <strong>Züge</strong>, dichteren<br />
Taktverkehr, Tagesrandverbindungen<br />
etc. Dieses Upgrading,<br />
basierend auf dem Bundes-Angebot,<br />
hängt davon ab, welchen<br />
zusätzlichen Leistungskomfort<br />
sie ihren Bürgern anbieten wollen.<br />
Genau definierte Qualität<br />
Gemessen wird die Qualität<br />
nach subjektiven und objektiven<br />
Maßstäben. Subjektiv beispielsweise<br />
in Form von Kundenbefragungen;<br />
objektiv etwa durch<br />
Vergleich der Soll- mit der Ist-<br />
Leistung.<br />
Der Bund definiert die Qualität<br />
und bekommt eine vertraglich<br />
abgesicherte Leistung. Für die<br />
ÖBB hat die lange Laufzeit den<br />
Vorteil der vorausschauenden<br />
Planung und der über Jahre kalkulierbaren<br />
Ressourcenplanung.<br />
Der Preis pro Jahr seitens des<br />
Bundes ist indexiert, und somit<br />
gibt es auch in diesem Punkt<br />
transparente Verhältnisse.<br />
Im Vertrag enthalten ist eine sogenannte<br />
Öffnungsklausel bzw.<br />
ein Bonus-Malus-System. Das<br />
bedeutet, dass der Bund während<br />
der Laufzeit dennoch über<br />
die SCHIG weitere Leistungen<br />
ausschreiben kann. Und wenn<br />
die Qualität nicht passt oder sie<br />
übererfüllt wird, dann greift das<br />
Bonus-Malus-System.<br />
Das neue Vertragswerk trägt<br />
sehr stark die Handschrift von<br />
Gabriele Lutter, Vorstandssprecherin<br />
der ÖBB-Personenverkehr<br />
AG. Die gestandene Eisenbahnerin<br />
und studierte Sozial- und<br />
Wirtschaftswissenschaftlerin ist<br />
seit 25 Jahren im österreichischen<br />
<strong>Verkehr</strong>swesen in unterschiedlichenManagementfunktionen<br />
tätig und ist sichtlich<br />
stolz über den Erfolg, den sie gemeinsam<br />
mit Bund und Ländern<br />
zustande gebracht hat. „Es ist<br />
uns gelungen, ein qualitativ<br />
hochwertiges Angebot auf Österreichs<br />
Schienen für die Dauer<br />
von 10 Jahren zu sichern.“<br />
ÖBB müssen performen<br />
„Jetzt liegt es an der Bahn, diese<br />
Qualität konstant hoch zu halten<br />
und die Partnerschaft zwischen<br />
Bahn, Bund und Ländern täglich<br />
zu leben“, sagt die Managerin,<br />
deren Vorstandsmandat in der<br />
ÖBB-Personenverkehr AG Ende<br />
2011 ausläuft. Der Tag ihres<br />
Ausscheidens soll dem Vernehmen<br />
nach aber schon früher<br />
kommen, denn mit ÖBB-Holding-Chef<br />
Christian Kern hat sie<br />
sich darauf geeinigt, noch vor<br />
Ende der Vertragslaufzeit abzugehen<br />
und ihr Ressort geordnet<br />
und rechtzeitig vor Eintritt des<br />
Mitbewerbers dem Nachfolger<br />
zu übergeben. Lutter ist es 2010<br />
gelungen 456 Mio. Passagiere in<br />
täglich Tausenden <strong>Züge</strong>n und<br />
Bussen an ihr Ziel zu bringen.<br />
Das entspricht rund 1,2 Mio.<br />
Reisenden pro Tag.<br />
EU-Verordnung 1370<br />
Den Anstoß zur Neugestaltung<br />
der vertraglichen Basis zwischen<br />
Bund, Ländern und ÖBB gab die<br />
EU-Verordnung 1370, die eine<br />
Marktöffnung des Schienenpersonenverkehrs<br />
in den EU-Ländern<br />
vorsieht. Der neue Vertrag<br />
stellt auf Leistungen ab und<br />
bricht mit dem Begriff Subvention.<br />
„Mit dem neuen Vertrag lassen<br />
wir uns auf den Prüfstand<br />
stellen, und zwar getrennt nach<br />
Nah- und Fernverkehr“, so Lutter.<br />
Eigenwirtschaftliche Leistungen<br />
und gemeinwirtschaftliche<br />
Leistungen müssen erkennbar<br />
und klar voneinander getrennt<br />
dargestellt werden. Eigenwirtschaftliche<br />
<strong>Verkehr</strong>e sind beispielsweise<br />
die <strong>Züge</strong> auf der<br />
Westbahn sowie die grenzüberschreitenden<br />
<strong>Verkehr</strong>e zu unseren<br />
Nachbarländern Ungarn,<br />
Schweiz oder Deutschland.<br />
Die Managerin, die auf eine lan-<br />
ge Liste von Erfolgen als weiblicher<br />
Vorstand in der von Männern<br />
dominierten Eisenbahnwelt<br />
verweisen kann, sieht den neuen<br />
Vertrag für die Bahn als einen<br />
wichtigen Beitrag zur kontinuierlichen<br />
Qualitätsverbesserung. In<br />
den vergangenen Jahren wurden<br />
mehr als 700 Mio. Euro in neue<br />
Fahrzeuge im Personenverkehr<br />
investiert.<br />
Qualität verbessern heißt aber<br />
auch, althergebrachte Fahrpläne<br />
zu durchforsten und kostenoptimal<br />
zu produzieren. Das beginnt<br />
beim Einkauf und tangiert alle<br />
Unternehmensbereiche bis hin<br />
zur Kundenreklamationsbearbeitung.<br />
In Kärnten hat im Vorjahr<br />
<strong>Verkehr</strong> | 11. März 2011 | Nr. 10<br />
GWL-Vertrag sichert Grundangebot<br />
Der zwischen der Republik und den ÖBB neu abgeschlossene Vertrag für gemeinwirtschaftliche Leistungen bringt<br />
Transparenz und Effizienz. Der Bund sichert Grundangebot durch die ÖBB, die Länder können Upgrading bestellen.<br />
VON JOSEF MÜLLER<br />
Der gemeinwirtschaftliche Leistungsvertrag sichert der österreichischen<br />
Bevölkerung ein Bahnangebot für die nächsten zehn Jahre<br />
NORMUNG<br />
Auf EU-Ebene wird daran gearbeitet,<br />
die europäischen Bahnstrecken<br />
besser miteinander zu<br />
vernetzen und den Betrieb sicherer<br />
zu machen. Da das rollende<br />
Bahnmaterial möglichst viel im<br />
Einsatz stehen soll und dabei gewaltige<br />
Kilometerleistungen erbringt,<br />
ist eine strenge Prüfung<br />
der Radsätze und Drehgestelle<br />
eine zentrale Voraussetzung für<br />
die Sicherheit und Verfügbarkeit.<br />
Die ÖNORM EN 13260 legt die<br />
Eigenschaften für neue Radsätze<br />
fest, die im europäischen Schienennetz<br />
eingesetzt werden. Sie<br />
gilt für Radsätze, die aus Teilen<br />
bestehen, die in EN 13262 für<br />
Räder und EN 13261 für Radsatzwellen<br />
definiert werden, wie<br />
das österreichische Normungsinstitut<br />
mitteilt. Die normativen<br />
Dokumente (UIC-Merkblätter,<br />
nationale Normen), die bisher in<br />
Europa für die Lieferung von<br />
Radsätzen verwendet wurden,<br />
hatten vorrangig eine vollständi-<br />
ÖBB<br />
ein Pilotprojekt gestartet, bei<br />
dem Zugbegleiter und Bus-Lenker<br />
miteinander kommunizieren,<br />
Anschlüsse zwischen Bahn und<br />
Bussen sicherstellen und dies den<br />
Fahrgästen auch kommunizieren<br />
können. Einen Anschluss zu versäumen,<br />
weil der Zug um drei<br />
Minuten zu spät angekommen<br />
ist, ist für den Fahrgast ein Ärgernis,<br />
das es mit Hilfe dieser<br />
neuen Technologie zu verhindern<br />
gilt. Lutter: „Ich bin stolz, dass<br />
ich viel zur Verbesserung des öffentlichen<br />
<strong>Verkehr</strong>s in Österreich<br />
beitragen konnte und gleichzeitig<br />
die ÖBB-Personenverkehr AG<br />
auf den Weg der Wirtschaftlichkeit<br />
geführt habe.“<br />
Das Rad läuft rund<br />
EU-Normen in aktualisierter Ausgabe legen Produktanforderungen<br />
für Radsätze, Radsatzwellen und Räder fest.<br />
ge Beschreibung der Abnahmeverfahren<br />
sowie der Eigenschaften<br />
der Radsätze, die zu prüfen<br />
waren, zum Ziel. Es wurden<br />
zwar einige Gesichtspunkte zur<br />
Produktqualifizierung berücksichtigt,<br />
jedoch keine Angaben<br />
zu den Verfahren der Produktqualifizierung<br />
und zu den bei der<br />
Qualifizierung zu prüfenden Produkteigenschaften<br />
gemacht.<br />
Die vorliegende Norm befasst<br />
sich daher nun mit der Definition<br />
aller Eigenschaften eines Radsatzes,<br />
der Qualifikationsverfahren<br />
sowie der Lieferbedingungen<br />
basierend auf Qualitätssicherungskonzepten.<br />
Die Komponenten<br />
eines Radsatzes können auf<br />
die Radsatzwelle aufgeschrumpft<br />
oder aufgepresst werden, wofür<br />
die Norm genaue Vorgaben definiert.<br />
In einem eigenen Punkt<br />
fordert die Norm die Erstellung<br />
eines Qualitätsplans, der vom<br />
Hersteller zu erstellen und vom<br />
Kunden zu genehmigen ist.