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RIESENGEBIRGS NATIONALPARK<br />
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WÄCHTER DES NATIONALPARKS<br />
Der Riesengebirgsnationalpark wird von der Verwaltung des Riesengebirgsnationalparks<br />
(KRNAP) mit Sitz in Vrchlabí verwaltet, bewirtschaftet, erforscht,<br />
propagiert und nicht zuletzt auch bewacht. Der Besucher stößt auf die Mitarbeiter<br />
in ihren grünen Uniformen am häufigsten in den Informationszentren,<br />
Museen und bei Ausflügen in die Natur. Im Riesengebirgsnationalpark gibt<br />
es 17 berufsmäßige Wächter und 33 aktive Freiwillige, die den Wachdienst<br />
nebenberuflich ausüben. Sie haben die gleichen Rechte und Pflichten wie<br />
ihre professionellen Kollegen, alle haben einschlägige Prüfungen und den<br />
Naturschützereid abzulegen. Sie haben den Status öffentlicher Amtpersonen<br />
und sind von Gesetz aus vor Verbalinjurie und tätlichen Angriffen geschützt.<br />
Gleichzeitig auferlegt es ihnen die Pflicht, festgestellte Rechtsverletzungen im<br />
Naturschutz zu ahnden. Sollten sie Schädigungen der Natur übergehen, ohne<br />
ihnen Beachtung zu schenken, droten ihnen Strafverfolgung wegen fahrlässigem<br />
Verhalten. Vor einer Amtshandlung muss sich der Parkhüter mit einem Dienstausweis<br />
ausweisen. An der grünen Sommer- und blaugrünen Winterjacke<br />
prangt am linken Ärmel das Wappen des Riesengebirgsnationalparks und<br />
darunter ein Schildchen mit der Aufschrift „STRÁŽCE - Wächter“. Wichtiger<br />
Bestandteil seiner Ausrüstung ist ein großes ovales Emailleabzeichen mit Staatswappen<br />
und darüber befindlichem Namensschild. Am häufigsten kommt<br />
der Wächter mit Wanderern auf den Kämmen der Berge ins Gespräch, wo er<br />
sich den größten Teil seiner Arbeitszeit aufhält. Er wird nach dem Weg oder<br />
nach dem Sinn gewisser durchgeführten Arbeiten befragt, man interessiert<br />
sich für geschichtliche Hintergründe oder informiert über unterwegs festgestellte<br />
Besonderheiten. Hauptspezifikum des Riesengebirgswachdienstes<br />
sind die Probleme, die mit der Besuchshäufigkeit des relativ kleinen Nationalparks<br />
im Herzen Europas zusammenhängen. Tausende Besucher strömen zu<br />
den weithin bekannten Dominanten, dem Gipfel der Schneekoppe, zur Elb-<br />
quelle, nach Bílá louka, zum Abhang des Elbgrunds und selbstverständlich in<br />
die Umgebung der Urlauberzentren mit ihren verschiedensten Aktivitäten. Mit<br />
den wachsenden Urlauberzahlen wächst auch die Anzahl der undisziplinierten<br />
Besucher - das Betreten streng geschützter Gebiete, das beliebte Heidelbeersammeln<br />
in Wildruhezonen, Ski fahren in den Gletscherkars, MTB-Fahrten in<br />
der 1. Zone des Nationalparks oder unerlaubte PKW-Fahrten in Gebiete mit<br />
eingeschränktem Verkehr. Ein großer Teil der Ordnungswidrigkeiten werden<br />
an Ort und Stelle abgewickelt - indem das Problem erklärt wird und durch Ermahnung.<br />
Keinen Pardon gibt es bei absichtlicher oder auch nur fahrlässiger<br />
Beschädigung der Natur.<br />
Petr Hartmann ist seit 1996 professioneller Naturwächter. Er wohnt in<br />
Špindlerův Mlýn und sein zu schützendes Revier liegt zwischen der Spindlerbaude<br />
im Sattel Slezský sedlo, Elbquelle, Zlaté návrší, Horní Mísečky und<br />
dem Zusammenfluss von Elbe Weißwasser. Neunzig Prozent seiner Arbeitszeit<br />
widmet er diesem Gebiet mit dem Elbgrund in der Mitte. Den Abschluss<br />
des Elbgrunds mit den Wasserfällen von Elbe und Pančava, den Blick in die<br />
Schneegruben (Sněžné jámy) und die Umgebung von Vysoké kolo hält er persönlich<br />
für die schönsten Stellen in seinem Rayon. Dort befindet sich in einer<br />
Höhe von 1506 über dem Meer auch der höchste Punkt seines Reviers. Der<br />
größere Teil breitet sich in der wertvollsten 1. und 2. Zone des Nationalparks<br />
aus, deshalb konzentriert er sich bei seinen Kontrollgängen auf die Wanderwege,<br />
die Instandsetzung von Besuchereinrichtungen, die Beobachtung<br />
ausgesuchter Naturlokalitäten und kümmert sich um Ordnung und Sauberkeit<br />
ringsherum um die meistbesuchten Orte. Die Elbquelle, den Aussichtspunkt<br />
bei Pančava-Wasserfall und die Umgebung der Labská bouda muss er fast<br />
täglich aufsuchen. Die meisten Touristen kommen von Mísečky oder von der<br />
oberen Seilbahnstation des Medvědín hierher gewandert und auf Zlaté návrší<br />
stoßen die Wege aufeinander. Während der Sommersaison ist hier ein kleines<br />
Info-Zentrum der KRNAP-Veraltung geöffnet, und so fragen die Besucher:<br />
„Herr Wächter, warum darf man nicht mit dem MTB zur Elbquelle? Warum wird<br />
der Schotter entlang des Wegs nach Čtyří pány ausgegraben? Wie heißt die<br />
große Baude auf dem Grenzkamm? Warum sterben hier die Latschenkieferbüsche<br />
ab?“ Petr freut sich über das Interesse und antwortet prompt: „Der<br />
größte Teil der 1. Zone des Riesengebirgsnationalparks ist für Biker wegen<br />
der Bodenerosion der unbefestigten Steige und auch deshalb gesperrt, damit<br />
die Wanderer nicht belästigt werden. Der vor 25 Jahren hier aufgeschüttete<br />
Schotter verursacht chemische Veränderungen im ehemals sauren Boden.<br />
Die basischen Ionen ändern den pH-Wert, was sich nicht ursprüngliche<br />
Unkrautarten zunutze machen, zum Beispiel auf Kosten des dort herrlich<br />
blühenden blauen Eisenhuts. Bis wohin die basischen Lösungen aus dem<br />
Kalkgestein schon vorgedrungen sind, ist gut an der veränderten Vegetation<br />
zu erkennen. Das turmartige Gebäude auf dem Grenzkamm ist die Schneegrubenbaude<br />
(Bouda U Sněžných jam), nach der Königsburg in Krakow auch<br />
Wawel genannt. Nun trägt sie Fernseh-, Radio- und Telefonsignalantennen<br />
mit Ausstrahlung in einen großen Teil von Südwestpolen. Die in den siebziger<br />
Jahren in der Umgebung des Hochmoors Pančavské louky angepflanzten<br />
Latschenkiefern sind nicht widerstandsfähig gegenüber den Larven der<br />
Gallmücke, eines kleinen Insekts und werden außerdem von verschiedenen<br />
holzschädlichen Pilzen befallen“. Um auf alle detaillierten Fragen geschichtlicher<br />
oder naturkundlicher Art antworten zu können, absolviert er jedes Jahr<br />
im Winter Fachschulungen an Expertenarbeitsstellen der KRNAP-Verwaltung.<br />
Auch ein Psychologe ist dabei, der berät, wie man mit einem aggressiven<br />
Snowboarder bei der Ahndung einer Ordnungswidrigkeit umzugehen hat oder<br />
wie man die Reaktion eines ertappten professionellen Heidelbeersammlers<br />
mit einem 50 Kilo schweren Ertrag voraussehen kann. Regelmäßig beteiligt<br />
er sich an Exkursionen in andere Naturparks in Mitteleuropa, im Winter büffelt<br />
er die gesetzlichen Naturschutzregelungen und macht den unvermeidlichen<br />
Deutschkurs mit. Stammen doch die meisten Sommerbesucher in seinem<br />
Revier aus Deutschland, wo die Elbquelle ein bekannter Begriff ist. Peter<br />
Hartmanns ursprünglicher Beruf war Fischer. Deshalb beteiligte er sich gern<br />
am Projekt der Aussetzung von Fischbrut in den Gebirgsgewässern. Dazu<br />
kommen im Winter noch an die dreißig Besucher-Gesprächsrunden direkt<br />
in den Bergbauden. Einmal fand er auf dem Rückweg von den Kämmen bei<br />
Pláň einen schwer verwundeten Snowboarder, über dessen Rettung er sich<br />
sehr freute.<br />
Die Wächter sind seit 1998 in der Berufsvereinigung Naturschutzwächter<br />
von Naturschutzgebieten der Tschechischen Republik assoziiert. Sie wurde<br />
mit dem Ziel gegründet, die fachliche Kompetenz ihrer Mitglieder zu erhöhen<br />
und sich gegenseitig Informationen und Erfahrungen aus anderen Gebieten<br />
in Tschechien zu vermitteln. Ein Jahr später wurde die Assoziation zum<br />
Vollmitglied der International Ranger Federation, der tschechischen Interna-<br />
tionalen Naturschützerföderation. Dadurch erweiterte sich der Themenkreis<br />
praktischer und methodischer Informationen auch für die Mitarbeiter der<br />
KRNAP-Verwaltung. Wer Interesse hat und sich weiterbilden möchte, hat gute<br />
Voraussetzungen dazu. Peter Hartmann ist einer von ihnen. Seine Arbeit wird<br />
vom Leiter des Terraindienstes der Verwaltung des KRNAP, Jaromír Gebas,<br />
sehr geschätzt und als beispielhaft präsentiert.<br />
Das Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí lädt ein<br />
Neben zwei sehr guten ständigen Ausstellungen, der ökologischen Ausstellung<br />
Stein und Leben und der über die Geschichte des Riesengebirges Berge<br />
und Menschen, finden im Museumssitz im ehemaligen Augustinerkloster<br />
auch Autorenausstellungen statt. Geöffnet ist täglich außer montags von 8 bis<br />
17 Uhr. Bis zum 18. 1. 2004 dauert die schöne Ausstellung Postgeschichte<br />
von Vrchlabí und dessen unmittelbarer Umgebung. Das Riesengebirgsmuseum<br />
veranstaltet sie in Zusammenarbeit mit dem Philatelistenklub von Vrchlabí.<br />
So sind unter anderem alle Poststempel der Hauptpost ab 1833 auf Originalkorrespondenz,<br />
Aushängeschilder des Postamts und einer kleinen Poststelle,<br />
zeitgenössische Uniformen von Postboten usw. ausgestellt. Bis zum 18. 1.<br />
ist im Kreuzgang die Ausstellung von Mikroweltfotografien des Dozenten<br />
Josef Reichslig Blick in die Mikrowelt - verborgene Schönheit der Schöpfung<br />
installiert. Für die Dauer vom 3. 2. bis zum 14. 3. ist die Ausstellung von<br />
Josef Bucek und Karl Stránský - Plastiken, Gemälde, Grafiken in Vorbereitung.<br />
Im Frühling, vom 23. 3. bis zum 6. 6., bereitet das Museumsteam die<br />
völkerkundliche Ausstellung aus der Geschichte der Riesengebirgsapotheken<br />
„Zauber der alten Apotheke“ vor. In der kleinen Ausstellungshalle im Kloster<br />
ist vom 6. 4 bis zum 30. 5. ein Querschnitt durch das freie grafische Schaffen<br />
von Vlasta Matoušová - Insektenwelt installiert. Die drei historischen Häuser<br />
am Platz Náměstí Míru beherbergen außer einem Informationszentrum mit<br />
Verkauf aller von der Verwaltung des KRNAP veröffentlichten Materialien auch<br />
eine ständige völkerkundliche Ausstellung. Noch bis zum 28.3. dauert die<br />
Spielzeugausstellung aus der Sammlung des Riesengebirgsmuseums unter<br />
dem Slogan - Als ich noch ein kleiner Wicht war. Vom 30.3. bis zum 30. 5.<br />
ist die Ausstellung Südafrika zu sehen.<br />
Ein mildes Wort bricht Stein und Bein<br />
Nationalparkwächter haben überall auf der Welt die gleiche Mission - die<br />
bedrohte Natur zu schützen und dabei die Bewegung der Naturliebhaber<br />
im Gebiet und deren umfassende Belehrung zu sichern. Die Praxis sieht an<br />
den einzelnen Orten allerdings unterschiedlich aus. Bei meinen weltweiten<br />
Gebirgstouren habe ich mehr als hundert Nationalparke und großflächige<br />
Naturschutzgebiete kennen gelernt. Nicht immer war mir wohl dabei. Im<br />
Westkaukasischen Beichtstuhl wurden wir mit der Flinte bedroht, in Argentinien<br />
interessierte man sich einzig und allein dafür, ob alle Gebühren<br />
berappt sind und der Abfallbeutel registriert ist. In Costa Rica waren sie<br />
von der Angst geplagt, dass wir ja nicht von irgendeinem Gifttier gebissen<br />
werden, weil das eine schlechte Werbung für das Gebiet gewesen wäre.<br />
Ähnliche Bedenken hatten auch die bis auf die Zähne bewaffneten Wildhüter<br />
in den großen Nationalparks von Ostafrika. Die MPi bräuchten sie<br />
wegen der Wilderer, aber viel größeren Spundus als vor dem Verlust eines<br />
weiteren illegal erlegten Nashorns hätten sie vor einem Bericht über einen<br />
von Kaffernbüffeln zertrampelten Touristen in den Abendnachrichten internationaler<br />
Medien. Eine ziemlich mürrische Miene machen jetzt auch die<br />
Wächter im Nepal. Ständig in Erwartung eines Angriffs der Maoisten sind<br />
sie nicht neugierig auf Touristen. Das Niveau der Naturparkwächter steigt<br />
mit dem gesellschaftlichen Niveau des jeweiligen Landes, zu den nettesten<br />
Begegnungen kam es deshalb in Skandinavien und vor allem in der Wiege<br />
der Naturparks, in Nordamerika. Wenn man dort in freier Natur einem Wächter<br />
begegnet, spielt sich das nie ohne einen kurzen Wortwechsel ab, immer<br />
haben sie einen guten Tipp parat und noch lieber belehren sie einen. Er<br />
zieht dann irgendeine Broschüre aus dem Rucksack, damit die Erläuterung<br />
zum Ort so interessant wie möglich ist.<br />
Da ich mich nach den gültigen Regeln richte, machte ich keine negativen<br />
Erfahrungen betreffs des Verhaltens amerikanischer Rangers gegenüber<br />
undisziplinierten Besuchern. Nur einmal - hatte ich ein Erlebnis fürs ganze<br />
Leben. Im Jahre 1991 machten wir einen Ganztagesmarsch über den<br />
zerklüfteten Gipfel des Vulkans St. Helen im Westen der USA. Zehn Jahre<br />
früher hatte eine Eruption 300 Höhenmeter des Gipfels weggeschleudert<br />
und weit und breit Verwüstung angerichtet. Als wir am Vorabend der Aktion<br />
im Gasthof die nötigen Bewilligungen zum Betreten des geschützten Gebiets<br />
einholten, bat uns der Besitzer nebenbei, nicht von der vereinbarten<br />
Trasse abzugehen. Der Aufstieg zum schütteren Krater war lang und in der<br />
Aschewüste bekamen wir großen Durst. Deshalb bogen wir bei der Rückkehr<br />
zum Wasser ab, um zu trinken und uns den Weg zum gedachten Ziel<br />
ein wenig abzukürzen. Natürlich wussten wir, dass wir hier nichts zu suchen<br />
hatten, aber der Durst, schmerzende Füße, die späte Tageszeit und die<br />
allgegenwärtige Asche taten Ihres. Kaum waren wir zehn Meter gegangen,<br />
tauchte in der Ferne ein Mann auf und kam spornstreichs auf uns zugelaufen.<br />
Bald war zu erkennen, dass es der Wächter war. Auch ihn hatten Staub<br />
und Hitze ordentlich mitgenommen, bevor er uns erreichte. Wir machten<br />
uns auf eine berechtigte Flut von Vorwürfen gefasst und erwarteten eine<br />
kleine Todesstrafe. Stattdessen erklärte uns der ganz außer Atem geratene<br />
Mittdreißiger mit einem Lächeln, dass wir uns in der Richtung geirrt haben<br />
müssen, der richtige Weg sei dort und dass er uns gern den richtigen Weg<br />
zeige. Beim Weiterwandern erzählte er uns, wie man in der mit Asche<br />
bedeckten Landschaft ungestört verlaufende Naturprozesse beobachtet,<br />
fragte nach unseren Eindrücken vom Gipfel und dankte uns, dass wir des<br />
Schutzes dieser Lokalität wegen mit einem etwas längeren Weg vorlieb<br />
nehmen. Kein Druck, kein Machtgehabe. Durch seine gut gewählten milden<br />
Worte schämten wir uns mehr, als Jungs, die man beim Klauen von<br />
Nachbars Äpfeln erwischt hat.<br />
KRKONOŠE<br />
Monatliche Periodika über Natur und Men-<br />
schen im Riesengebirge, im Isergebirge und<br />
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