Züge für Sotschi 2014 - Siemens
Züge für Sotschi 2014 - Siemens
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Magazin der <strong>Siemens</strong>-Gesellschaften in der Schweiz | 4/2013<br />
Monitor<br />
Desiro RUS<br />
<strong>Züge</strong> <strong>für</strong> <strong>Sotschi</strong> <strong>2014</strong><br />
London Array<br />
Strom <strong>für</strong> 500 000 Haushalte<br />
Weltpremiere in Basel<br />
85 Prozent geringere Strahlendosis<br />
Innovation oder Wahnsinn<br />
Projekt «Atlantropa»
Monitor | 4/2013<br />
Inhalt<br />
07 16<br />
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04<br />
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21<br />
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<strong>Siemens</strong> News<br />
CEO Siegfried Gerlach schaut zurück auf das<br />
erfolgreiche Geschäftsjahr 2013 und wagt einen<br />
Blick in die Zukunft.<br />
<strong>Sotschi</strong> war einst ein verträumter kleiner<br />
Badeort am Schwarzen Meer. Dies hat sich in<br />
jüngster Zeit schlagartig geändert.<br />
SBB und <strong>Siemens</strong> Schweiz schliessen Partnerschaft<br />
im Bereich Leittechnik<br />
Festnetz goes Android<br />
Aus <strong>Siemens</strong> Enterprise Communications<br />
wird Unify<br />
Die <strong>Siemens</strong> Stiftung will mit technischen<br />
Lösungen und konkreten Konzepten einen Beitrag<br />
zur positiven Veränderung von Gesellschaften<br />
leisten. Um die Wirkung ihrer Projekte zu erhöhen<br />
und sie nachhaltig zu verankern, ist das Zusammenwirken<br />
verschiedener Akteure eine grundlegende<br />
Voraussetzung.<br />
Der deutsche Architekt Hermann Sörgel plante<br />
in den 1920er Jahren das Mittelmeer verdunsten<br />
lassen und in Gibraltar ein gigantisches Kraftwerk<br />
zu errichten. <strong>Siemens</strong> wollte Turbinen <strong>für</strong> das<br />
Kraftwerk liefern.<br />
Unter dem Motto «Bonjour – La Romandie!»<br />
treten Bosch, <strong>Siemens</strong> und Gaggenau an der<br />
Swissbau vom 21. bis 25. Januar <strong>2014</strong> in Basel auf.<br />
Eine Hommage an die Westschweiz.<br />
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Energy<br />
In diesem Jahr wurde der grösste auf See<br />
befindliche Windpark der Welt eröffnet. London<br />
Array produziert genügend Energie, um rund<br />
500 000 Haushalte im Vereinigten Königreich mit<br />
sauberem Strom zu versorgen.<br />
Infrastructure & Cities<br />
Synco living, das Home Automation System <strong>für</strong><br />
Komfort, Sicherheit und Energieoptimierung,<br />
wurde als erstes System seiner Art nach dem<br />
Minergie-Standard zertifiziert.<br />
Thule Air Base in Grönland weist extreme<br />
Wetterverhältnisse auf. Trotz schwieriger Bedingungen<br />
sind hier seit nunmehr gut zehn Jahren<br />
handelsübliche Zutrittskontrollprodukte der<br />
SiPass-Entro-Palette von <strong>Siemens</strong> im Einsatz.<br />
Der Berner Max Jaisli ist ein Tramfan. Er hat<br />
über 5000 Fotos von verschiedenen Trams<br />
gemacht. Sein Lieblingstram ist der Combino<br />
von <strong>Siemens</strong>.<br />
Im vergangenen Sommer war die neue<br />
Güterlokomotive Vectron erstmals in der Schweiz<br />
im Einsatz, wo sie auf Herz und Nieren getestet<br />
wurde. Ziel ist die Zulassung <strong>für</strong> das Schweizer<br />
Schienennetz, das <strong>für</strong> den europäischen Güterverkehr<br />
von grosser Bedeutung ist.<br />
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18<br />
Industry<br />
Rund 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser<br />
müssen am Frankfurter Flughafen jährlich aufbereitet<br />
werden. Eine der Anlagen sorgt seit<br />
vergangenem Jahr unter anderem <strong>für</strong> höhere<br />
Betriebssicherheit. <strong>Siemens</strong> lieferte da<strong>für</strong> innovative<br />
Mess- und Steuerungstechnik.<br />
Ein Wasserstrahl entfernt elegant Zunderschichten<br />
und Rost. Das abrasive Material setzt aber<br />
auch der Pumpeneinheit zu, weshalb der Frequenz -<br />
umrichter und die Steuerung eng miteinander<br />
kommunizieren müssen, um rechtzeitig zu warnen,<br />
wenn Verschleissteile ersetzt werden sollten.<br />
Healthcare<br />
Das neue Angiographie-System Artis Q.zen<br />
von <strong>Siemens</strong> hat sich im klinischen Alltag bewährt.<br />
Als weltweit erste Klinik hat die Kardiologie des<br />
Universitätsspitals Basel das Gerät seit November<br />
2012 im Einsatz.<br />
Alzheimer ist mit rund zwei Dritteln die<br />
häufigste Form von Demenzerkrankungen. Die<br />
Diagnose ist allerdings schwierig, weil die Krankheit<br />
erst erkennbar wird, wenn Hirnzellen un<br />
wiederbringlich geschädigt sind. <strong>Siemens</strong>-Lösungen<br />
können bei der Beurteilung behilflich sein.<br />
Seit Patientinnen und Patienten in der Schweiz<br />
ihre Spitäler frei wählen können, verzeichnen viele<br />
Privatkliniken eine grössere Nachfrage. So auch<br />
die Merian Iselin Klinik in Basel. Im Interview mit<br />
dem Monitor spricht CEO Stephan Fricker über die<br />
Vorteile des so genannten Belegarztsystems und<br />
darüber, was er unter Erfolg versteht.<br />
2
4/2013 |Monitor<br />
Vielen Dank!<br />
Das Geschäftsjahr 2013 (1. Okt. 2012 bis 30. Sept. 2013) ist <strong>für</strong> die Regionalgesellschaft<br />
<strong>Siemens</strong> Schweiz insgesamt erfolgreich verlaufen. Wir haben die meisten der uns<br />
gesteckten Ziele erreicht oder sogar übertroffen. Besonders zu erwähnen in diesem<br />
Zusammenhang ist das ausgewiesene Wachstum beim Auftragseingang, was sich <strong>für</strong><br />
die Auslastung im laufenden Geschäftsjahr positiv auswirkt. Die nach wie vor gute<br />
Binnenkonjunktur, unsere technologisch hochstehenden Produkte und Systeme sowie<br />
das Know-how unserer Spezialisten sehe ich als Hauptgründe <strong>für</strong> diese Erfolge.<br />
Einzig im Sektor Industry war noch keine Erholung zu verzeichnen. Die exportorientierte<br />
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie spürt weiterhin die konjunkturelle<br />
Flaute in den wichtigsten Absatzmärkten.<br />
Mit unseren Produkten und Systemen wollen wir <strong>für</strong> unsere Kunden nachhaltige<br />
Lösungen schaffen, die ihnen helfen, ihr Geschäft erfolgreich zu betreiben – sei es in<br />
der Verkehrstechnik, wo wir zusammen mit den SBB bis 2017 das gesamte Schienennetz<br />
auf den ETCS Level 1-Standard ausrüsten (European Train Control System),<br />
sei es im Bereich Gebäudetechnik, wo wir <strong>für</strong> die Organisation und Informatik der<br />
Stadt Zürich (OIZ) <strong>für</strong> das neue Rechenzentrum in Albisrieden Gebäudeautomation<br />
und Zutrittskontrolle realisieren konnten, oder auch im Bereich Industrietechnik,<br />
wo die Firma Swisscrane mit unseren Umrichtern einen Kran entwickelte, der die beim<br />
Last-Absenken frei gesetzte Energie wieder ins Netz zurückspeist. Highlights waren<br />
auch die Übergabe des Unterwerks Neuwiesen an die Stadt Winterthur oder die<br />
Lieferung und Inbetriebnahme des Angiographiesystems Artis Q.zen <strong>für</strong> das Universitätsspital<br />
Basel. Dieses System, eine Weltpremiere notabene, arbeitet mit Strahlendosen,<br />
die bis zu 85 Prozent unter den herkömmlichen Werten liegen.<br />
Nachhaltigkeit ist und bleibt ein zentraler Punkt in unserer Firmenphilosophie, und zwar<br />
nicht nur mit unserem Umweltportfolio, das mittlerweile fast 40 Prozent unseres<br />
Geschäfts ausmacht, sondern auch im eigenen Handeln. Mit unserem Bildungsprogramm<br />
Generation21 wollen wir beispielsweise sicherstellen, dass ein qualitativ hochstehender<br />
Nachwuchs in technischen Berufen auch in Zukunft gesichert ist. Nachdem<br />
unser Hauptsitz als erstes renoviertes Bürogebäude in der Schweiz mit dem<br />
LEED Gold Zertifikat ausgezeichnet wurde, liessen wir uns im Berichtsjahr nun auch<br />
nach ISO 50001 (Energiemanagement) zertifizieren.<br />
Wichtig <strong>für</strong> all die realisierten Erfolge im abgelaufenen Geschäftsjahr war in erster Linie<br />
das Vertrauen unserer Kunden. Ebenso zentral waren auch die Leistungen unserer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Tag <strong>für</strong> Tag ihr Bestes gaben, dieses Vertrauen<br />
zu rechtfertigen. Da<strong>für</strong> möchte ich mich gleichermassen ganz herzlich bedanken.<br />
Siegfried Gerlach<br />
CEO <strong>Siemens</strong> Schweiz<br />
3
Monitor | 4/2013<br />
«Den eingeschlagenen<br />
Weg konsequent<br />
weiterverfolgen»<br />
Der Regionalgesellschaft <strong>Siemens</strong> Schweiz ist es auch<br />
im Geschäftsjahr 2013 gelungen, die meisten der<br />
gesteckten Ziele zu erreichen und positiv abzuschliessen.<br />
CEO Siegfried Gerlach schaut zurück auf das<br />
Geschäftsjahr und wagt einen Blick in die Zukunft.<br />
Herr Gerlach, wieder haben wir ein turbulentes<br />
Jahr hinter uns.<br />
Ja, das kann man so sagen. Es hat sich einiges<br />
getan in der <strong>Siemens</strong>-Welt. Ich denke da vor<br />
allem an den Rücktritt von Peter Löscher im Juli,<br />
die Medienberichte über den Abbau von weltweit<br />
15 000 Stellen Ende September und die im<br />
Oktober vorgestellte Neuorganisation.<br />
Welche Auswirkungen haben diese<br />
Veränderungen auf die Schweiz<br />
Der Rücktritt von Peter Löscher hat keine direkten<br />
Konsequenzen <strong>für</strong> die Schweiz. Und die<br />
15 000 Stellen, welche weltweit abgebaut werden,<br />
beziehen sich auf das bereits angekündigte<br />
Programm «<strong>Siemens</strong> <strong>2014</strong>». Die Optimierungsprogramme<br />
<strong>für</strong> die Schweiz wurden bereits im<br />
September 2012 und im Februar 2013 kommuniziert<br />
und sind zum grossen Teil abgeschlossen.<br />
Es sind daher zurzeit keine weiteren Massnahmen<br />
von unserer Seite geplant. Im Gegenteil, wir<br />
können sogar wieder offene Stellen anbieten.<br />
Und die im Oktober bekannt gegebene<br />
Neuorganisation<br />
Die wichtigste Veränderung ist die Aufhebung<br />
der Cluster-Organisation und die Vertiefung der<br />
Marktausschöpfung mit 30 «Leitländern», die<br />
rund 85 Prozent des gesamten <strong>Siemens</strong>-Geschäftes<br />
repräsentieren. Auch die Schweiz zählt zu<br />
diesen Leitländern. Mit dieser Neuorganisation<br />
möchte <strong>Siemens</strong> den Zugang zu seinen Kunden<br />
verstärken und sein Geschäft in den Regionen<br />
ausbauen. Für uns heisst das, dass wir wieder<br />
mehr Kompetenzen haben. Mit den gewonnenen<br />
Freiräumen können wir noch näher bei den<br />
Kunden sein und uns um unsere Kernkompetenzen<br />
kümmern. Wir profitieren auch davon, weil<br />
die Entscheidungswege wieder kürzer sind.<br />
Die entsprechenden Prozesse und Abläufe im<br />
Cluster waren teilweise sehr träge. Ich persönlich<br />
freue mich auf die neue Struktur. Ich sehe hier<br />
eigentlich nur Vorteile.<br />
Wie sieht hier der Zeitplan aus<br />
Die Neuorganisation ist bereits per 1. November<br />
2013 in Kraft getreten. Seither sind wir<br />
wieder direkt an den Vorstand angebunden.<br />
Bei den zentralen Funktionen gibt es eine Übergangsfrist,<br />
die je nach Stand der laufenden<br />
Projekte bis Beginn des Budgetprozesses Mitte<br />
des Geschäftsjahres dauern kann.<br />
Sind Sie mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
zufrieden<br />
Mit dem letzten Geschäftsjahr können wir sehr<br />
zufrieden sein. Wir konnten beim Auftragseingang<br />
markant zulegen, in der Regionalgesellschaft<br />
mit einem Plus von 14 Prozent, und dies<br />
in fast allen Sektoren und Divisionen. Auch die<br />
meisten <strong>Siemens</strong>-Gesellschaften in der Schweiz<br />
konnten zulegen. Der erfreuliche Auftragseingang<br />
zeigt uns, dass wir auch in den nächsten<br />
Jahren genügend Projekte haben werden.<br />
4 Interview Eray Müller | Fotos Felix Wey
4/2013 |Monitor<br />
In diesem Jahr wurde auch der Gesamtarbeitsvertrag<br />
modernisiert.<br />
Der neue Gesamtarbeitsvertrag schafft sowohl<br />
<strong>für</strong> Arbeitnehmer wie auch <strong>für</strong> Arbeitgeber<br />
klare Verhältnisse. Wie immer bei Verhandlungen<br />
ist es <strong>für</strong> beide Seiten ein Geben und Nehmen:<br />
Errungenschaften <strong>für</strong> die Arbeitnehmenden<br />
sind sicher die Einführung des Vaterschaftsurlaubs<br />
sowie die Festlegung von Mindestlöhnen.<br />
Die Arbeitgeber profitieren im Gegenzug von<br />
einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Für einen<br />
Arbeitgeber wie <strong>Siemens</strong> legt dieser Gesamtarbeitsvertrag<br />
die Rahmenbedingungen fest.<br />
In Zeiten einer faktischen Vollbeschäftigung und<br />
der Tatsache, dass in vielen Bereichen qualifiziertes<br />
Personal schwer zu finden ist, kommt dem<br />
Image eines Unternehmens enorme Bedeu tung<br />
zu. Wir versuchen deshalb Arbeitsbedingungen<br />
zu schaffen, die über die Mindestanforderungen<br />
dieses Gesamtarbeitsvertrags hinausgehen.<br />
Und dies wird offensichtlich gewürdigt: Zum<br />
einen zeigt dies die überdurchschnittlich hohe<br />
Mitabeiterzufriedenheit, die eine kürzlich erhobene<br />
Umfrage aufzeigt, zum anderen scheinen<br />
wir auch <strong>für</strong> Studienabgänger ein äusserst<br />
attraktiver Arbeitgeber zu sein: Der Universum<br />
Student Survey, die international grösste Befragung<br />
zu Bekanntheit und Beliebtheit von<br />
Arbeitgebern, brachte zutage, dass <strong>Siemens</strong><br />
Schweiz bei Studierenden der Ingenieurwissenschaften<br />
der zweitbeliebteste Arbeitgeber im<br />
Land ist. Dieses Resultat macht mich einerseits<br />
stolz, andererseits ist es eine wichtige Voraussetzung<br />
da<strong>für</strong>, dass wir auch in Zukunft auf das<br />
Engagement der besten Arbeitskräfte zählen<br />
dürfen – eine ebenso wichtige Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> nachhaltige Erfolge im globalen Wettbewerb.<br />
Welches sind Ihre Wünsche an die<br />
Mitarbeitenden<br />
Ich wünsche mir, den eingeschlagenen Weg<br />
konsequent weiterzuverfolgen, der uns zu den<br />
besten Landesgesellschaften zählen lässt.<br />
Das ist das Verdienst von uns allen. Damit dies<br />
so bleibt, ist der engagierte Einsatz aller Mitarbeitenden<br />
auch in Zukunft gefragt.<br />
Wie sehen Ihre Prognosen <strong>für</strong> die Zukunft aus<br />
Wir haben eine klare strategische Ausrichtung<br />
und eine nachhaltige Geschäftspolitik. Daher<br />
bin ich überzeugt, dass wir auch im kommenden<br />
Jahr erfolgreich sein werden. Ausserdem geht<br />
es der Schweizer Wirtschaft im europäischen<br />
Vergleich nach wie vor gut. Auch die Arbeitslosen<br />
quote von unter drei Prozent darf sich<br />
sehen lassen. Zudem profitieren wir von der<br />
guten Binnenkonjunktur. Dieser Aufschwung<br />
wird hoffentlich auch im nächsten Jahr anhalten.<br />
Das Geschäftsjahr 2013<br />
in Zahlen<br />
<strong>Siemens</strong> Schweiz kann auf ein sehr gutes Geschäftsjahr<br />
2013 (01.10.2012 bis 30.09.2013) zurückblicken.<br />
Die von der Regionalgesellschaft verantworteten<br />
Geschäftseinheiten steigerten den Auftragseingang<br />
im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 1,309 Mrd.<br />
Franken. Der Umsatz lag bei 1,255 Mrd. Franken<br />
(im Vorjahr: 1,259 Mrd. Franken). Ende September 2013<br />
beschäftigten die von <strong>Siemens</strong> Schweiz verantworteten<br />
Geschäftseinheiten insgesamt 3184 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter (im Vorjahr: 3149).<br />
Der Auftragseingang der gesamten <strong>Siemens</strong><br />
Schweiz AG (Regionalgesellschaft und Stammhaus<br />
Building Technologies, Zug) beträgt 2,129 Mrd. Franken<br />
(im Vorjahr: 1,922 Mrd. Franken); der Um satz<br />
liegt bei 2,210 Mrd. Franken (2,163 Mrd. Franken).<br />
Diese Kennzahlen schliessen die vom Schweizer<br />
Stammhaus der <strong>Siemens</strong>-Division Building Technologies<br />
getätigten Lieferungen ins Ausland ein.<br />
Unter Berücksichtigung aller Tochter- und Schwestergesellschaften<br />
generiert <strong>Siemens</strong> in der Schweiz<br />
einen Auftragseingang von rund 2,5 Mrd. Franken<br />
(im Vorjahr 2,3 Mrd. Franken) und beschäftigt<br />
hierzulande insgesamt 5865 Mitarbeitende (im Vorjahr:<br />
6191). Dieser Rückgang ist vor allem auf den<br />
Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen<br />
Nokia <strong>Siemens</strong> Networks (NSN) und die Verselbständigung<br />
der Osram AG zurück zuführen.<br />
5
Monitor | 4/2013<br />
Russische Perspektiven<br />
<strong>Sotschi</strong> war einst ein verträumter kleiner Badeort am Schwarzen Meer.<br />
Dies hat sich in jüngster Zeit schlagartig geändert.<br />
In <strong>Sotschi</strong> werden im Februar <strong>2014</strong> die Olympischen<br />
Winterspiele stattfinden. Neue Verkehrsadern,<br />
neue Telekommunikationsnetze und ein<br />
rundum erneuter Flughafen machen <strong>Sotschi</strong><br />
<strong>2014</strong> zu den teuersten Olympischen Spielen aller<br />
Zeiten. In den letzten acht Jahren wurden mehr<br />
als 40 Milliarden Euro ausgegeben. Der Grossteil<br />
der Mittel fliesst in die Modernisierung der<br />
städtischen Infrastruktur. Nur ein Achtel wird<br />
direkt <strong>für</strong> die Winterspiele aufgewendet. <strong>Sotschi</strong>s<br />
Bürgermeister Anatolij Pachamow spricht beispielsweise<br />
von 260 Kilometern neuen Strassen.<br />
Das Verkehrsproblem soll jedoch nicht nur<br />
durch den Ausbau von Strassen, sondern auch<br />
durch die Ausweitung der Eisenbahn- und Nahverkehrsinfrastruktur<br />
gelöst werden. Das umfangreichste<br />
Projekt ist ein Streckenabschnitt vom<br />
Bezirk Adler bis zum Skiort «Alpika Service» in<br />
der Ortschaft Krasnaja Poljana. Der Bau dieser<br />
Strecke ermöglicht den Transport von 8500 Personen<br />
pro Stunde. Während der Winterspiele<br />
werden die <strong>Züge</strong> sogar im 10‐Minuten-Takt<br />
geführt. An dieser Verbesserung ist <strong>Siemens</strong><br />
massgeblich beteiligt.<br />
<strong>Züge</strong> <strong>für</strong> <strong>Sotschi</strong> <strong>2014</strong><br />
Im Dezember 2009 bestellte die Russische Eisenbahn<br />
38 Regionalzüge vom Typ Desiro RUS im<br />
Wert von rund 410 Millionen Euro. Weitere<br />
Regionalzüge und 1200 Wagen im Wert von rund<br />
zwei Milliarden Euro wurden im September 2011<br />
bestellt. Die <strong>Züge</strong> werden im Februar <strong>2014</strong><br />
unter anderem den Flughafen mit dem Olympiapark<br />
und den Sportstätten verbinden. Russland<br />
ist <strong>für</strong> Bahntechnik ein riesiger Wachstumsmarkt.<br />
Mit dem kompletten Portfolio <strong>für</strong> umweltfreundliche<br />
Verkehrstechnik ist <strong>Siemens</strong> bei Schienenfahrzeugen<br />
und Bahninfrastruktur bestens<br />
positioniert. Die Divisionen Mobility & Logistics<br />
und Rail Systems konnten in den letzten Jahren<br />
eine Reihe wichtiger Aufträge in Russland<br />
gewinnen. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug<br />
«Sapsan» verkehrt seit Dezember 2009 das russische<br />
Modell des Velaro-Hochgeschwindigkeitszuges<br />
von <strong>Siemens</strong> auf der Strecke zwischen<br />
Moskau und St. Petersburg im Passagierbetrieb.<br />
Mit einer Geschwindigkeit von 250 km/h<br />
reduziert sich die Fahrzeit zwischen den beiden<br />
Städten auf weniger als vier Stunden.<br />
Investition in die Zukunft<br />
Des Weiteren entsteht zur Zeit westlich von<br />
Moskau das Skolkovo Innovation Center.<br />
Russische Wissenschaftler geniessen einen<br />
Der Desiro RUS verbindet in <strong>Sotschi</strong> unter anderem<br />
den Flughafen mit dem Olympiapark und den Sportstätten.<br />
exzellenten Ruf. In Skolkovo sollen sie mit internationalen<br />
Kollegen an Informations- und Biotechnologien,<br />
Energieeffizienz, Medizin- und<br />
Nukleartechnik sowie Raumfahrt forschen.<br />
<strong>Siemens</strong> ist 2010 eine strategische Partnerschaft<br />
mit Skolkovo eingegangen und investiert dort<br />
rund 40 Millionen Euro in ein Forschungs- und<br />
Entwicklungszentrum <strong>für</strong> bis zu 150 Wissenschaftler.<br />
Die neue Universität sowie der Industriepark<br />
werden erst 2015 fertiggestellt sein.<br />
Doch bereits vor einem Jahr wurde als Wahrzeichen<br />
der «Hypercube» feierlich eröffnet.<br />
Das Gebäude setzt auf umweltfreundliche Technik:<br />
Während Solarzellen einen Teil des Stroms<br />
erzeugen, stammt die Heizenergie teils aus<br />
einer Fernwärmeleitung und teils aus Bohrungen,<br />
bei welchen Wärmepumpen Erdwärme nach<br />
oben fördern. Kontrolliert wird der Hightechbau<br />
von einem Gebäudemanagementsystem von<br />
<strong>Siemens</strong>, das die Klimaanlage, die Beleuchtung<br />
und die Stromverteilung steuert. Das Ziel:<br />
Der Hypercube soll möglichst ökonomisch, ökologisch,<br />
ergonomisch und energieeffizient sein.<br />
Insgesamt soll Skolkovo ein Ökosystem schaffen,<br />
in dem aus Ideen innovative neue Produkte<br />
entstehen.<br />
Der Hypercube in Skolkovo setzt auf umweltfreundliche<br />
Technik. Hier sollen zukünftig innovative Ideen<br />
entstehen.<br />
6 Text Eray Müller | Fotos <strong>Siemens</strong>
4/2013 |Monitor<br />
Frischer Wind<br />
<strong>für</strong> London<br />
London Array ist der grösste auf<br />
See befindliche Windpark der Welt.<br />
Die Leistung reicht aus, um rund<br />
500 000 Haushalte mit sauberem<br />
Strom zu versorgen.<br />
Wahrscheinlich ist es Zufall, dass der grösste<br />
auf See befindliche Windpark der Welt,<br />
der London Array, am 4. Juli 2013 offiziell eingeweiht<br />
wurde. Andererseits: Der amerikanische<br />
Unabhängigkeitstag ist kein schlechter Tag<br />
<strong>für</strong> mehr Unabhängigkeit von herkömmlichen<br />
Energieträgern.<br />
London Array entstand in der Themse-Mündung,<br />
rund zwanzig Kilometer vor der Küste von Kent<br />
und Essex. Schon 2009 hat <strong>Siemens</strong> Energy<br />
einen Auftrag <strong>für</strong> die Lieferung von 175 Windenergieanlagen<br />
<strong>für</strong> das Projekt erhalten und<br />
darüber hinaus einen fünfjährigen Servicevertrag<br />
abgeschlossen, um den Betrieb der Anlagen<br />
sicherzustellen. Eigner von London Array sind<br />
Dong Energy, E.ON und Masdar. Im Juli 2009<br />
hat der Projektstart in Cleve Hill begonnen, im<br />
Mai 2011 folgte die Installation der ersten<br />
Fundamente auf dem Meer, die erste Turbine<br />
ist im Januar 2012 errichtet worden.<br />
In der aktuellen Phase I des Windparkprojektes<br />
wurden auf einer 90 Quadratkilometer grossen<br />
Fläche 175 Turbinen von <strong>Siemens</strong> mit einer<br />
Kapazität von insgesamt 630 Megawatt (MW)<br />
installiert – genug, um rund 500 000 Haushalte<br />
im Vereinigten Königreich mit sauberem Strom<br />
zu versorgen. Verbaut wurden Windkraftanlagen<br />
des Typs SWT 3.6-120 mit einem Rotordurchmesser<br />
von 120 Metern und 3,6 MW Nennleistung.<br />
Jährlich können durch den Windpark<br />
rund 900 000 Tonnen CO 2 eingespart werden.<br />
Dies entspricht den Emissionen von 300 000<br />
Personenwagen. Die Gesamthöhe der Anlagen<br />
beträgt 147 Meter. Zudem entwickelte und<br />
errichtete <strong>Siemens</strong> im Rahmen des Projektes zwei<br />
Offshore- sowie ein Onshore-Umspannwerk.<br />
Vier über 50 Kilometer lange Hochspannungsunterseekabel<br />
transportieren die gewonnene<br />
Energie zur Küste. Auch <strong>für</strong> die Verbindung der<br />
Windturbinen untereinander und der Offshore-<br />
Umspannwerke wurden allein über 200 Kilometer<br />
Kabel verlegt.<br />
Text Eray Müller | Fotos <strong>Siemens</strong><br />
Meilenstein <strong>für</strong> die<br />
Windenergie<br />
London Array ist der weltweit grösste Offshore-<br />
Windpark und markiert einen Meilenstein in<br />
der Entwicklung der Windenergie auf dem Meer.<br />
Das Projekt unterstreicht die führende Position<br />
von <strong>Siemens</strong> in diesem attraktiven Wachstumsmarkt.<br />
Projekte dieser Grössenordnung leisten<br />
einen wichtigen Beitrag zur weiteren Industrialisierung<br />
der Offshore-Windkraft. So konnte<br />
<strong>Siemens</strong> bei der Realisierung von London Array<br />
die Prozesse <strong>für</strong> Fertigung, Transport und Logistik<br />
sowie die Installation der Windturbinen auf<br />
See weiter standardisieren. Die schiere Grösse<br />
des Projektes ermöglichte es <strong>Siemens</strong>, Kosten bei<br />
der Vormontage und Inbetriebsetzungsarbeiten<br />
zu senken – dies besonders durch die Verlagerung<br />
einiger Arbeitsschritte von hoher See<br />
«zurück» ans Land. All dies reduzierte die Zeit bis<br />
zur Inbetriebnahme und verspricht frühere<br />
Erträge <strong>für</strong> den Kunden, natürlich bei Einhaltung<br />
der höchsten Qualitätsstandards.<br />
<strong>Siemens</strong> hat insgesamt 175 Windturbinen geliefert,<br />
installiert und in Betrieb gesetzt. Die Anlagen haben<br />
jeweils eine Leistung von 3,6 Megawatt und einen<br />
Rotordurchmesser von 120 Metern (Bild links).<br />
Im Dezember 2012 wurde die letzte Windturbine<br />
installiert (Bild rechts).<br />
Schon im Herbst 2012 haben <strong>Siemens</strong> und<br />
Dong Energy bekanntgegeben, ihre Zusammenarbeit<br />
im Bereich der Offshore-Windenergie<br />
weiter ausbauen zu wollen. Die Unternehmen<br />
unterzeichneten ein Rahmenabkommen über<br />
die Lieferung von insgesamt 300 Windturbinen<br />
mit einer Leistung von 1800 MW. Die Vereinbarung<br />
umfasst die neuen getriebelosen Windturbinen<br />
der Sechs-Megawatt-Klasse, die zwischen<br />
<strong>2014</strong> und 2017 in Windparks vor der britischen<br />
Küste installiert werden sollen.<br />
7
Monitor | 4/2013<br />
Synco living – Zertifiziert<br />
nach Minergie<br />
Synco living, das Home Automation System <strong>für</strong> Komfort, Sicherheit und Energieoptimierung,<br />
wurde nach dem Minergie-Standard zertifiziert. Damit ist Synco living das erste System seiner<br />
Art, welches das Zertifikat erhalten hat.<br />
Mit dem Home Automation System Synco living<br />
werden Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen,<br />
aber auch Licht und Storen komfortabel und<br />
bedarfsgerecht geregelt und gesteuert. Ob via<br />
Wohnungszentrale, lokal im jeweiligen Raum<br />
oder ortsunabhängig via PC oder Smartphone:<br />
Durch die einfache Bedienung lässt sich alles<br />
so einstellen, dass das Gesamtsystem energieeffizient<br />
arbeitet. Bis zu 30 Prozent Heizenergie<br />
lassen sich dabei einsparen. Gleichzeitig sinkt<br />
auch der CO 2 -Ausstoss des Gebäudes. Zudem<br />
zeigt Synco living geöffnete Fenster an und<br />
informiert über die aktuelle Aussentemperatur<br />
und den Luftdruck. Es kann sowohl in Neubauten<br />
als auch bei Modernisierungen einfach<br />
integriert werden. Das innovative System wurde<br />
nun nach dem Minergie-Standard zertifiziert.<br />
Minergie ist ein Qualitätslabel <strong>für</strong> Neubauten<br />
und modernisierte Altbauten. Im Vordergrund<br />
steht der Komfort <strong>für</strong> den Gebäudebenutzer.<br />
Mit dem Modul «Raumkomfort» sollen Systeme<br />
zur energieeffizienten Regelung des Raumklimas<br />
gekennzeichnet werden, die den festgelegten<br />
Normen entsprechen und nach anerkannten Vorschriften<br />
hergestellt und in Betrieb genommen<br />
wurden. Die wichtigsten Anforderungen des<br />
Minergie-Moduls sind unter anderem integrierte<br />
Einzelraumregelungen <strong>für</strong> die Heizung und die<br />
Kühlung, anwendungsspezifische Regelalgorithmen<br />
(beispielsweise <strong>für</strong> die Bodenheizung<br />
oder Heizkörper), Abwesenheitsfunktionen,<br />
Nutzung von Fensterkontakten sowie die Übermittlung<br />
des Lüftungsbedarfs. Die mit diesem<br />
Label ausgezeichneten Systeme weisen neben<br />
einer optimalen Energieeffizienz auch eine<br />
hohe Qualität, Sicherheit und Komfort <strong>für</strong> den<br />
Gebäudenutzer auf.<br />
Qualität, Komfort und<br />
Sicherheit<br />
Bei der Eruierung eines Raumautomationssystems<br />
hat der Bauherr eine vielfältige Auswahl.<br />
Das Qualitätslabel «Minergie» kann dem Bauherrn<br />
bei der Einschränkung der Auswahl nach<br />
den Gesichtspunkten «Qualität», «Komfort»<br />
und «Sicherheit» als Entscheidungshilfe dienen.<br />
Das Modul unterstützt den Bauherrn auch bei<br />
einer schrittweisen Gebäudesanierung gemäss<br />
Minergie-Standard. Ausserdem profitiert der<br />
Kunde von einer um ein Jahr erweiterten Garantiedauer.<br />
Das Home Automation System Synco living bietet<br />
optimale Energieeffizienz bei gleichzeitig hohem<br />
Komfort. Diese Qualität wurde nun von der Minergie<br />
Agentur Bau offiziell anerkannt.<br />
Innovative Technik<br />
Das Home Automation System Synco living kommuniziert<br />
weitgehend drahtlos (KNX RF) und die<br />
meisten Komponenten sind batteriebetrieben.<br />
Damit entfällt eine aufwändige Verkabelung und<br />
eine hohe Flexibilität ist garantiert. Synco living<br />
erfüllt den weltweit anerkannten KNX-Kommunikationsstandard.<br />
Damit kann das System mit<br />
anderen Geräten kommunizieren (KNX TP1,<br />
Draht), die ebenfalls KNX nutzen. Das innovative<br />
Gerätedesign sorgt nicht nur <strong>für</strong> eine besonders<br />
einfache Einstellung der optimalen Raumbedingungen,<br />
sondern integriert sich auch<br />
harmonisch in jede Umgebung bis hin zum ex -<br />
klusiven Ambiente. Synco living wurde mit<br />
dem red dot design award ausgezeichnet und<br />
erhielt den Innovationspreis Architektur und<br />
Technik.<br />
8<br />
Text Dominik Annen | Foto <strong>Siemens</strong> Schweiz
4/2013 |Monitor<br />
<strong>Siemens</strong> schützt<br />
Luftstützpunkt in der Arktis<br />
Thule Air Base in Grönland weist<br />
extreme Wetterverhältnisse auf.<br />
Die Temperaturen können bis<br />
auf minus 50 °C fallen. Die hier<br />
gemessene Windgeschwindigkeit<br />
von 333 km/h ist die zweithöchste,<br />
die je erfasst wurde.<br />
Trotz dieser schwierigen Bedingungen<br />
sind hier seit nunmehr<br />
gut zehn Jahren handelsübliche<br />
Zutrittskontrollprodukte der<br />
SiPass-Entro-Palette von <strong>Siemens</strong><br />
im Einsatz. Sie haben sich so<br />
gut bewährt, dass die Installation<br />
von anfangs einer auf<br />
inzwischen rund 380 Türen ausgeweitet<br />
wurde.<br />
Die Thule Air Base wurde zu Beginn des Kalten<br />
Krieges innerhalb von 104 Tagen als Tankstopp<br />
<strong>für</strong> US-Bomber auf dem Weg in die UdSSR er -<br />
richtet. Heute beherbergt der Stützpunkt mehrere<br />
US-Militärgruppen. Rund 150 Mitglieder<br />
des US-Militärs und 450 dänische Zivilmitarbeitende<br />
leben in der Thule Air Base. Die Zivileinrichtungen<br />
dieser kleinen Enklave werden von<br />
der dänischen Firma Greenland Contractors<br />
betrieben. Trotz der isolierten Lage ist die<br />
Sicherheit auch der nichtmilitärischen Gebäude<br />
ein wichtiger Faktor. Anfangs bestand die<br />
Zutrittskontrolle <strong>für</strong> diese Gebäude aus herkömmlichen<br />
Schlössern. Vor rund zehn Jahren fiel<br />
die Entscheidung <strong>für</strong> ein elektronisches Zutrittskontrollsystem,<br />
das die Zutrittsverwaltung<br />
erleichtern und flexibler gestalten sollte.<br />
Kälte- und<br />
eisbärensicher …<br />
Das geeignete System zu finden, erwies sich<br />
allerdings als schwieriger als gedacht. Da viele<br />
Kartenleser im Freien installiert werden sollten,<br />
mussten sie nicht nur dem harschen Wetter<br />
standhalten, sondern auch in den härtesten<br />
Wetterbedingungen operieren können, um zu<br />
gewähren, dass Personal niemals im Freien<br />
ausgesperrt sein würde. Greenland Contractors<br />
entschied sich <strong>für</strong> die Installation eines Systems<br />
mit Produkten aus der SiPass-Entro-Produktpalette,<br />
dies nicht nur wegen ihres zuverlässigen<br />
Betriebs in unwirtlichen Umgebungen – die<br />
Kartenleser halten sogar Angriffen von Eisbären<br />
Text Catharina Bujnoch | Fotos <strong>Siemens</strong><br />
stand –, sondern auch aufgrund der Flexibilität,<br />
Skalierbarkeit, Benutzerfreundlichkeit und des<br />
ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnisses<br />
des Systems.<br />
… und sogar<br />
sonnenstudiotauglich<br />
Neben den standardmässigen Zutrittskontrollfunktionen<br />
ist auch ein Buchungssystem <strong>für</strong><br />
das Sonnenstudio integriert. Diese Funktion ist<br />
in den drei Monaten, in denen die Sonne nie<br />
über den Horizont ragt, ausserordentlich beliebt.<br />
Wer das Sonnenstudio benutzen möchte, kann<br />
auf der Website des SiPass-Entro-Systems einen<br />
Die dänische Firma Greenland Contractors, welche<br />
die Thule Air Base betreibt, entschied sich <strong>für</strong> die Installation<br />
eines Systems mit Produkten aus der SiPass-<br />
Entro-Produktpalette (Bild oben).<br />
Das Zutrittskontrollsystem hat sich so gut bewährt,<br />
dass es erweitert wurde (Bild unten).<br />
Termin buchen. Bei Ankunft im Studio wird das<br />
Solarium mithilfe der Zutrittskontrollkarte<br />
aktiviert. Türen können von der Zentrale aus<br />
geöffnet und geschlossen werden. So erhalten<br />
auch Mitarbeitende, die ihre Karte vergessen<br />
haben, Einlass in die Gebäude und müssen nicht<br />
in den eisigen Temperaturen ausharren.<br />
Ausserdem bietet das System die Möglichkeit<br />
zur Personenzählung, damit sichergestellt ist,<br />
dass sich bei Unwetterwarnung alle Personen<br />
sicher in Gebäuden befinden.<br />
Als die Entscheidung getroffen wurde, die Wohnräume<br />
auf dem Stützpunkt zu erweitern,<br />
prüfte Greenland Contractors sorgfältig, wie<br />
sich das Zutrittskontrollsystem am besten<br />
erweitern liess. Den Zuschlag erhielt wiederum<br />
SiPass Entro, denn die Originalinstallation<br />
hatte bereits zehn Jahre lang fehlerfrei ihren<br />
Dienst getan. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt<br />
war, dass die Produkte von <strong>Siemens</strong><br />
uneingeschränkt rückwärtskompatibel sind.<br />
Dadurch werden die Integration der neuen und<br />
vorhandenen Module der Installation und die<br />
einheitliche Verwaltung des gesamten Systems<br />
stark vereinfacht.<br />
9
Monitor | 4/2013<br />
Saubere Fahrzeuge<br />
und sauberes Wasser<br />
Rund 1,5 Millionen Kubikmeter Abwasser müssen am Frankfurter Flughafen jährlich aufbereitet<br />
werden. Eine der Anlagen – eine Emulsionsspaltanlage – sorgt seit vergangenem Jahr <strong>für</strong> höhere<br />
Betriebssicherheit, Einhaltung der Grenzwerte und niedrigere Kosten. <strong>Siemens</strong> lieferte da<strong>für</strong><br />
innovative Mess- und Steuerungstechnik.<br />
Rund 50 Kilometer legt Ioannis Mouratidis täglich<br />
mit seinem weissen VW-Caddy zurück, um die<br />
Wasserversorgungs- und Wasseraufbereitungsanlagen<br />
rund um den Flughafen Frankfurt/Main<br />
zu kontrollieren. Der Mechatroniker ist Teil<br />
eines Teams des Flughafenbetreibers Fraport,<br />
das sich rund um die Uhr um die Einhaltung<br />
der geforderten Reinigungsleistung kümmert<br />
und da<strong>für</strong> sorgt, dass die Anlagen problemlos<br />
laufen. Dazu gehören auch drei besonders aktive<br />
Leichtflüssigkeitsabscheider, die in der Nähe<br />
des Terminals 2 arbeiten. Hier sind Karosserieund<br />
Kfz-Werkstätten sowie zwei Waschplätze,<br />
an denen rund um die Uhr Sonder- und Vorfeldfahrzeuge<br />
gewaschen werden. Zurück bleiben<br />
öl- und benzinhaltige Abwässer – im Sprachgebrauch<br />
Leichtflüssigkeiten –, die aufbereitet<br />
werden müssen. Bisher kam je nach Abwasserdurchsatz<br />
ein- bis zweimal im Monat ein Entsorgungsfahrzeug,<br />
saugte die Restflüssigkeiten<br />
von jedem Leichtflüssigkeitsabscheider ab und<br />
füllte Frischwasser nach.<br />
Dies war ziemlich zeitaufwändig und kostspielig.<br />
«Genau der Grund, weshalb wir jetzt eine<br />
Emulsionstrennanlage im Keller des Bau 100 errichteten»,<br />
sagt Michael Starke, Instandhalter<br />
<strong>für</strong> Abscheidetechnik bei Fraport. Zusammen<br />
mit der Schweizer Firma Aquasant entwickelten<br />
die Mitarbeitenden der Abteilung Immobilien-<br />
und Facilitymanagement bei Fraport das Konzept<br />
der Emulsionsspaltanlage, mit der man die<br />
Abwässer direkt an den Entstehungsorten der<br />
Werkstätten und Waschstrassen aufbereiten<br />
kann. Dazu werden alle Öl-Wasser-Gemische,<br />
Altöle, ölhaltige Bindemittel, Bremsflüssigkeiten<br />
und Kaltreiniger gesammelt, abgeschieden<br />
und in einen 20 000 Liter fassenden Sammeltank<br />
geleitet. In diesem Tank trennt sich grob<br />
das Öl vom Wasser. Das restliche Rohwasser<br />
wird in einen Prozesstank gepumpt, in dem von<br />
unten Luft eingeblasen wird. Die feinen Luftbläschen<br />
bilden dabei ein feines Gitter, das sich<br />
durch Zudosierung von Aluminiumchlorid an<br />
der Oberfläche auflädt und so viel Schmutz wie<br />
10 Text Nadine Paterlini | Fotos <strong>Siemens</strong> Schweiz
4/2013 |Monitor<br />
möglich aufnimmt. Im nachfolgenden Dekanter<br />
ballen sich dann die Bläschen mit Hilfe von<br />
anionischen Flockungsmitteln zusammen,<br />
steigen nach oben und fallen in den Schlammüberlauf.<br />
Das zurückbleibende Wasser wird über<br />
eine Messpumpe zur Trübungs- und pH-Wert<br />
Messung geleitet. Das Ergebnis entscheidet,<br />
ob das Wasser nochmals gereinigt, weiter aufbereitet<br />
oder in die zentrale Kläranlage abgelassen<br />
wird.<br />
Automatik sorgt <strong>für</strong> geringe<br />
Kosten<br />
Die Anlage ist komplett ausgeregelt. Besonders<br />
wichtig ist die Durchflussgeschwindigkeit des<br />
Abwassers. Sie muss so ausgelegt sein, dass<br />
die Verweilzeit des Abwassers im Abscheider <strong>für</strong><br />
die Trennung von Schlamm und Wasser ausreicht<br />
und der Schadstoffgehalt unterhalb der<br />
festgelegten Einleitgrenzwerte liegt. Die richtige<br />
Menge des Flockungsmittels bestimmt die<br />
Wirtschaftlichkeit und den Reinigungsgrad der<br />
Anlage. Regelparameter sind pH-Wert, Trübung<br />
und Durchflussgeschwindigkeit. Da<strong>für</strong> wird<br />
das Flockungsmittel vor Ort aufbereitet, in drei<br />
Kammern gemischt und automatisch der Anlage<br />
zugeführt.<br />
Die intelligente Steuerung liegt auf dem echtzeitfähigen<br />
Software Controller WinAC RTX auf<br />
einem Simatic Panel PC IPC677C. Visualisiert<br />
wird die Anlage von WinCC. Die Steuerung<br />
erfasst alle Daten der Messgeräte und passt<br />
das Verfahren kontinuierlich an die aktuelle<br />
Wasserverunreinigung an. Aufgezeichnet und<br />
archiviert werden neben Alarmen und Betriebsmeldungen<br />
sowie Prozessdaten auch das Abwasserprotokoll<br />
<strong>für</strong> den Gewässerschutz. Je nach<br />
Berechtigung haben die Mitarbeitenden die<br />
Möglichkeit, Parameter einzustellen oder die<br />
Anlage im Servicefall manuell zu fahren. Zusätzliche<br />
Protokolle weisen Trends und den Stromverbrauch<br />
der Pumpen nach. Durchgängige<br />
Kommunikation sorgt anlagenweit <strong>für</strong> höchste<br />
Transparenz. Über ein Telefonmodem kann<br />
sich Aquasant vom Büro aus direkt auf die Anlage<br />
aufschalten, Fernanalysen durchführen, den<br />
Mitarbeitenden vor Ort Bedienhinweise geben<br />
oder bei Bedarf neue Sollwerte einstellen.<br />
Ein wichtiger Aspekt <strong>für</strong> die Entscheidung <strong>für</strong><br />
Prozessanalysegeräte, Antriebe und Steuerung<br />
<strong>für</strong> <strong>Siemens</strong> war deren hohe Zuverlässigkeit<br />
sowie die Erfahrung mit den Geräten aus anderen<br />
Projekten der Vorreinigung von Abwasser.<br />
80 Liter pro Minute<br />
In 18 Monaten bereitete die Anlage mehr als vier<br />
Millionen Liter Abwasser auf – das sind rund<br />
80 Liter pro Minute. Zurück blieben mehr als<br />
200 000 Liter Schlamm, der nun erst alle drei<br />
Monate aus einem Auffangbehälter abgesaugt<br />
werden muss. «Durch den Wegfall der vierzehntägigen<br />
Wartung und Entsorgung der Benzinabscheider<br />
sparen wir deutlich mehr Kosten und<br />
Zeit», sagt Michael Starke. Und wie sind die<br />
Erfahrungen mit der Anlage nach 18 Monaten<br />
«Wunderbar! Die Anlage läuft problemlos,<br />
schafft grössere Kapazitäten und die Abwasserwerte<br />
sind deutlich besser», erklären Starke<br />
und Mouratidis übereinstimmend.<br />
Waschplatz bei Fraport: Hier werden die fahr baren<br />
Transportbühnen gereinigt und das Abwasser wird<br />
im gleichen Gebäude aufbereitet (Bild links).<br />
Nur alle drei Monate muss der Schlamm aus dem<br />
Aufbewahrungsbehälter abgesaugt werden.<br />
Dies spart Zeit und Kosten (Bild oben).<br />
Aquasant AG, Wettingen<br />
Aquasant ist ein weltweit führender Anbieter im<br />
Bereich Engineering und Automation von festen<br />
und mobilen Anlagen zur Wasseraufbereitung.<br />
Das Unternehmen bietet kundenspezifische<br />
Lösungen <strong>für</strong> Tankanlagen, Füllstandsüberwachung<br />
in Produktionsanlagen sowie zur Vorreinigung<br />
von Abwasser an.<br />
www.aquasant.ch<br />
11
Wasserstrahl reinigt Turbinen schaufeln<br />
bis zu zehnmal schneller<br />
Ein Wasserstrahl mit darin gelösten<br />
Sandpartikeln entfernt elegant<br />
Zunderschichten und Rost.<br />
Das abrasive Material setzt aber<br />
auch der Pumpeneinheit zu,<br />
weshalb der Frequenzumrichter<br />
und die Steuerung eng miteinander<br />
kommunizieren müssen,<br />
um rechtzeitig zu warnen, wenn<br />
Verschleissteile ersetzt werden<br />
sollten.<br />
Gas- und Dampfkraftwerke werden im jährlichen<br />
Turnus <strong>für</strong> einige Wochen stillgelegt, um die<br />
Turbinenkomponenten zu reinigen und zu prüfen.<br />
«So eine Revision ist extrem aufwändig»,<br />
sagt Philipp Roth von Waterjet Technologies.<br />
Oft werden die Schaufelblätter durch Sandstrahlen<br />
gereinigt. Das Verfahren hat aber Nachteile:<br />
Die Oberfläche wird rau und es besteht die<br />
Gefahr, dass sich die feinen Austrittskanten der<br />
Rotorblätter verbiegen. Und nicht zuletzt ist<br />
das Verfahren laut und staubig.<br />
Partikel im Wasser<br />
Die Firma Waterjet Technologies hat nun eine<br />
neue Technologie entwickelt, um die Schichten<br />
zu entfernen: «Wir nutzen einen Wasserstrahl,<br />
wobei die eigentliche Arbeit feine Partikel<br />
verrichten, die dem Wasser beigefügt werden»,<br />
erklärt Roth, CEO der jungen Startup-Firma.<br />
Der feine Wasserstrahl zieht eine deutliche, helle<br />
Spur in der Zunderschicht des Schaufelblatts.<br />
Das Handling sei ungefährlich. «Neben den<br />
vielen Vorteilen gegenüber dem Sandstrahlen<br />
hat das Verfahren natürlich auch Nachteile»,<br />
sagt Roth. «Die Partikel werden bereits vor der<br />
Pumpeneinheit ins Wasser gemischt, wodurch<br />
sich die Ventile in der Pumpe und die Düse<br />
im Strahlwerkzeug abnutzen.» Nach rund acht<br />
Betriebsstunden müssen die Verschleissteile<br />
ersetzt werden. «Die Steuerung überwacht den<br />
Frequenzumrichter und erkennt, wann die<br />
Ventile undicht sind und ersetzt werden müssen»,<br />
sagt Marc Bolliger von Atrius Engineering, der<br />
die Steuerung umsetzte.<br />
Der feine Wasserstrahl mit den Partikeln aus Korund<br />
ist sanft, hinterlässt aber eine deutliche, helle Spur,<br />
wo er die Zunderschicht entfernt (Bild oben).<br />
Die Partikel, die dem Wasser beigemischt werden,<br />
sehen aus wie Sand. Sie bestehen aus Granat-Mineralien<br />
(Silikaten), wie sie beim Sandstrahlen verwendet<br />
werden, oder aus Korund (ein Aluminiumoxid).<br />
Auch Keramik-Kügelchen (Zirblast) werden eingesetzt<br />
(Bild unten).<br />
Safety-Signale verarbeiten<br />
Auch die Regelung des Wasserdrucks war nicht<br />
einfach, wie Bolliger erklärt. «Für ein angenehmes<br />
Handling darf der Druck nicht zu nervös<br />
geregelt werden. Verstopft die Düse, muss die<br />
Pumpe sofort ausschalten.» Die Lösung war ein<br />
Überdruckventil. Bolliger setzte die Safety-<br />
Version des Sinamics-G120-Umrichters ein, die<br />
mit separaten Eingängen <strong>für</strong> die sichere Abschaltung<br />
ausgestattet ist.<br />
Signale der Wägezellen<br />
Eine weitere Herausforderung <strong>für</strong> Bolliger war<br />
das korrekte Mischverhältnis von Wasser und<br />
Sand. «Die Partikel werden in einem Tank zugefügt.<br />
Anhand des Volumens und des Gewichts<br />
wird das Mischverhältnis berechnet», sagt er.<br />
Das Rührwerk, das die Partikel im Tank vermischt,<br />
verursacht aber Wellen und krümmt die Oberfläche.<br />
Zudem wird das gebrauchte Wasser zurückgeführt.<br />
Das hat den Vorteil, dass der teure<br />
Sand wiederverwertet wird, das Mischverhältnis<br />
muss hingegen kontinuierlich gemessen und<br />
ausgeglichen werden.<br />
Mittlerweile ist das System intensiv getestet worden<br />
und Roth hat die ersten Anlagen verkauft:<br />
«Wir sind zehnmal schneller im Vergleich zum<br />
Putzen von Hand, und die Oberflächen sehen<br />
wieder aus wie neu, ohne dass die Gefahr besteht,<br />
die Kanten zu beschädigen.»<br />
Kennen Sie die YouTube-Playliste von <strong>Siemens</strong><br />
Industry Schweiz bereits<br />
Unter www.siemens.ch/industry-playlist<br />
gibt es zahlreiche Videos zu spannenden<br />
Projekten – wie jenes von Waterjet Technologies<br />
– zu sehen.<br />
G120P-Challenge<br />
Mit dem innovativen Frequenzumrichter G120P von<br />
<strong>Siemens</strong> lässt sich bis zu 60 Prozent Energie einsparen.<br />
Er überzeugt zudem mit hoher Flexibilität,<br />
grosser Zuverlässigkeit, langer Lebensdauer und<br />
geringen Installationskosten. Noch bis zum<br />
31. Dezember 2013 läuft die G120P-Challenge, das<br />
attraktive Prämienprogramm. Mit jedem gekauften<br />
G120P erhalten Sie 15 Prämienpunkte. Bereits <strong>für</strong><br />
120 Punkte gibt’s das erste Ticket <strong>für</strong> eine Prämie,<br />
die garantiert in bester Erinnerung bleibt. Wie wär’s<br />
beispielsweise mit einer schnellen Abfahrt im<br />
Viererbob in St. Moritz<br />
Weitere Infos: www.siemens.ch/g120p-challenge<br />
12 Text Nadine Paterlini | Fotos Felix Wey
«Das<br />
Combino-Tram<br />
ist das<br />
schönste.»<br />
Der Berner Max Jaisli ist ein Tramfan.<br />
Er hat über 5000 Fotos von<br />
verschieden Trams gemacht.<br />
Sein Lieblingstram ist der Combino<br />
von <strong>Siemens</strong>.<br />
Max Jaisli kennt sie alle: In 21 Ordnern hat er<br />
Dokumentationen angelegt über die Trams in<br />
Europa und Hongkong. In seinen Ferien fährt<br />
er gerne dorthin, wo es ein Tram gibt. Allein<br />
über das Combino hat er einen ganzen Ordner<br />
mit Fotos. Die Combino-Modelle in Budapest,<br />
Amsterdam und zahlreichen anderen Städten<br />
sind darin festgehalten. Der Berner Combino ist<br />
aber sein Lieblingstram: «Der Combino ist formschön,<br />
komfortabel, geräumig und effizient»,<br />
sagt der 82-Jährige. «Ich kenne alle Tram-Modelle<br />
und -Hersteller von Augsburg bis Hong Kong,<br />
aber der Combino ist das schönste Tram – harmonisch<br />
und doch charakteristisch.»<br />
Max Jaisli kennt sich aus: In Bern fahren insgesamt<br />
36 Combino-Trams. 15 davon sind Combino<br />
Advanced, von denen acht Fahrzeuge vor einigen<br />
Jahren nachträglich mit Zusatzmodulen verlängert<br />
wurden. Zudem fahren in der Bundeshauptstadt<br />
21 Combino Classic XL. Sie sind<br />
rund 42 Meter lang und haben ebenfalls multigelenkte<br />
Wagenkasten. Deswegen ist der Combino<br />
flexibler als andere Trams und quietscht<br />
kaum in den engen Kurven. Zudem nutzt er die<br />
Schienen weniger ab. In einem Combino haben<br />
bis 300 Personen Platz, rund zweieinhalb Mal<br />
so viel wie in einem Gelenkbus. Ab einer gewissen<br />
Anzahl Passagiere, die täglich eine Strecke<br />
benützen, sollten deswegen Trams gegenüber<br />
Bussen bevorzugt werden, findet Jaisli. Das Tram<br />
brauche viel weniger Strassenraum als andere<br />
Text Nadine Ackermann | Fotos <strong>Siemens</strong> Schweiz<br />
«Der Combino ist formschön, komfortabel, geräumig<br />
und effizient», sagt Max Jaisli. Er hat 21 Ordner über<br />
Trams angelegt.<br />
Verkehrsmittel. Am Sonntagmorgen machen<br />
Max Jaisli und seine Frau manchmal eine Tramrundfahrt<br />
zum Shopping- und Erlebniscenter<br />
Westside. In der Nähe ihres Hauses verlaufen<br />
drei verschiedene Tramlinien. Früher hatten sich<br />
die Frauen jeweils die Absätze ihrer schicken<br />
Schuhe in den Trittbrettern abgebrochen. Heute<br />
sind die Trams so gebaut, dass dies kein Problem<br />
mehr ist und man sogar mit einem Kinderwagen<br />
einfach hineinfahren kann. «Die Leute<br />
vergessen oft, wie komplex der Trambetrieb ist,<br />
und schimpfen nur, wenn es eine Betriebsstörung<br />
gibt», sagt Jaisli.<br />
Mehr Tram <strong>für</strong> den Berner ÖV<br />
Max Jaisli hat sich schon als Kind <strong>für</strong> den öffentlichen<br />
Verkehr interessiert. Als Junge stand<br />
er schon vor dem Tramdepot, in dessen Nähe er<br />
auch heute noch wohnt. Er kann sich noch gut<br />
erinnern, wie die Trolleybus-Strecke vom Bärengraben<br />
an die Schlosshalde eröffnet wurde –<br />
er bekam damals vom Betriebschef eine Tageskarte<br />
geschenkt. Später hat Max Jaisli Betriebswirtschaft<br />
studiert und Seminararbeiten und<br />
seine Dissertation über den Verkehr geschrieben.<br />
«Das Tram ist ein leistungsfähiges Verkehrsmittel.»<br />
Jaisli hat sich schon in den 1960er Jahren<br />
<strong>für</strong> den Trambetrieb eingesetzt, als in Bern<br />
noch viele vom Automobilverkehr begeistert<br />
waren und die Trams den Autos Platz machen<br />
sollten. «Heute wäre man froh, es gäbe mehr<br />
Tramstrecken.» Der Berner hat sich auch immer<br />
wieder politisch <strong>für</strong> den öffentlichen Verkehr<br />
eingesetzt, beispielsweise <strong>für</strong> die Tramlinien 7<br />
und 8 nach Bern-West. Als das Projekt 2004<br />
zuerst abgelehnt wurde, war das <strong>für</strong> Max Jaisli<br />
unbegreiflich. 2007 wurde es dann angenommen.<br />
In Zukunft sollte es Jaislis Meinung nach<br />
in der Stadt noch mehr Tramlinien geben.<br />
Das Tram sei das beste Verkehrsmittel, um den<br />
Personenverkehr zu bewältigen.<br />
13
Monitor | 4/2013<br />
In ganz Europa unterwegs<br />
Im vergangenen Sommer war erstmals in der Schweiz der Vectron im Einsatz.<br />
Die neue Güterlokomotive von <strong>Siemens</strong> wurde auf mehreren Strecken sowie im Lötschberg-Basistunnel<br />
auf Herz und Nieren getestet. Ziel ist die Zulassung <strong>für</strong> das Schweizer<br />
Schienennetz, das <strong>für</strong> den europäischen Güterverkehr von grosser Bedeutung ist.<br />
Gemäss einer EU-Untersuchung werden sich<br />
grenzüberschreitende Güterverkehrsströme<br />
besonders stark in Mitteleuropa und auf dem<br />
Südost-Korridor entwickeln. Grosses Potenzial<br />
haben zudem Bahnverbindungen mit einem<br />
Anteil internationaler Verkehre von mehr als<br />
50 Prozent, wie etwa die Zubringerstrecken zu<br />
den ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam,<br />
Antwerpen). Aber auch der alpenquerende Gütertransport<br />
durch die Schweiz, der Verkehr durch<br />
die Benelux-Staaten und einige West-Ost-Routen<br />
werden sich stark entwickeln.<br />
Trotz dieser positiven Markteinschätzung ist die<br />
Anschaffung von neuen Güterlokomotiven <strong>für</strong><br />
jeden Bahnbetreiber ein Risiko. Die Fahrzeuge<br />
haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten<br />
und müssen optimal ausgelastet sein,<br />
damit sich die hohen Investitionen auch lohnen.<br />
Mit der Privatisierung des europäischen Bahnverkehrs<br />
ist die Sache zusätzlich komplexer<br />
geworden: Denn nicht nur der Konkurrenzdruck<br />
nimmt zu, auch die künftigen Verkehrswege<br />
und Einsatzgebiete der Fahrzeuge können sich<br />
grundlegend verändern. So werden derzeit<br />
einige Frachthäfen ausgebaut, um diese <strong>für</strong> Hochseeschiffe<br />
tauglich zu machen. Entsprechende<br />
Projekte laufen in Konstanza (Rumänien),<br />
Koper (Slowenien) und Triest (Italien). Sobald<br />
diese Bauvorhaben abgeschlossen sind, könnten<br />
Schiffe aus Fernost im Süden Europas anlanden<br />
und damit eine Veränderung der Frachtströme<br />
verursachen.<br />
Für die Zukunft gerüstet<br />
Für die Bahnindustrie bedeutet dies, dass Lokomotiven<br />
nicht nur auf den heutigen Hauptstrecken<br />
fahren, sondern sich auch leicht an mögliche<br />
zukünftige Korridore anpassen lassen<br />
müssen. Dies erfordert neben grenzüberschreitenden<br />
Mehrsystemvarianten auch ein intelligentes<br />
Zugsicherungskonzept, das grosse Flexibilität<br />
zur Nachrüstung weiterer länderspezifischer<br />
Systeme erlaubt. Zusätzlich muss das<br />
europäische Zugsicherungssystem ETCS einfach<br />
einzubauen bzw. nachzurüsten sein. Neben<br />
der Einführung von ETCS zur Erhöhung der Zugdichte<br />
ist eine Bewegung hin zu längeren und<br />
schwereren <strong>Züge</strong>n durchaus eine Option. Auch<br />
hier<strong>für</strong> muss eine moderne Lokomotive geeignet<br />
sein.<br />
14 Text Benno Estermann | Fotos <strong>Siemens</strong>
4/2013 |Monitor<br />
Neuartiges Konzept<br />
Ein wichtiges Kriterium bei der Entwicklung<br />
des Vectron war es, dem Kunden trotz aller<br />
nor mativen und zulassungstechnischen Rand<br />
bedingungen grösstmögliche Flexibilität bei<br />
der Erstbeschaffung, aber auch während der<br />
gesamten Lebensdauer zu ermöglichen.<br />
Dies wird durch Länder- und Optionspakete<br />
erreicht. Die Länderpakete umfassen alle <strong>für</strong><br />
einen Betrieb in einem Land notwendigen<br />
Ausrüstungen (Hardware komponenten und<br />
Softwarefunktionalitäten). Mit vordefinierten<br />
Optionspaketen lässt sich der Vectron um zusätzliche<br />
Features erweitern.<br />
Testfahrten in der<br />
Schweiz<br />
Im Sommer 2013 war eine Vectron Mehrsystem-<br />
Lokomotive erstmals auf dem SBB-Netz im<br />
Einsatz. Am 6. Juli wurde das Fahrzeug vom<br />
<strong>Siemens</strong>-Prüfcenter in Wegberg-Wildenrath<br />
nach Basel überführt. Die ersten Tests (Stromabnehmer-<br />
und Störstrommessungen sowie<br />
die Abnahme der Schweizer Zugsicherung<br />
ZUB/Integra) wurden anschliessend durchgeführt,<br />
bevor die Lokomotive in der Nacht vom<br />
13. Juli erste Fahrten in ETCS-Umgebung auf<br />
der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist (NBS)<br />
absolvierte. Zusätzlich wurden bei weiteren<br />
Fahrten ETCS-Tests im Lötschberg-Basistunnel<br />
und Bremskurvenvalidierungen auf der NBS-<br />
Strecke durchgeführt. Die Fahrten verliefen<br />
sehr erfolgreich. Die Lokführer lobten die leichte<br />
Bedienbarkeit und die guten Fahreigenschaften<br />
des Vectron. Ziel der Testfahrten ist die<br />
Erlangung der Typenzulassung in der Schweiz.<br />
Da die Lokomotiven im Cross-Acceptance-<br />
Verfahren zugelassen werden, steht vor allen<br />
Dingen der Nachweis der Kompatibilität mit<br />
der Schweizer Infrastruktur im Vordergrund.<br />
Um die Mess- und Zulassungsfahrten möglichst<br />
effizient abwickeln zu können, hat <strong>Siemens</strong><br />
insgesamt acht elektrische Vectron gebaut – vier<br />
AC-Loks hoher Leistung, zwei MS- und zwei<br />
DC-Loks. Unmittelbar nach der ersten öffentlichen<br />
Vorstellung im Juni 2010 starteten die<br />
Mess- und Zulassungsfahrten. Der erste Meilenstein<br />
wurde im Mai 2012 mit der uneingeschränkten<br />
Zulassung in Rumänien erreicht.<br />
Danach folgte die Zulassung des Vectron DC in<br />
Polen sowie die Erteilung des EU-Zertifikates<br />
im September 2012. Ende 2012 konnte die<br />
Zulassung in Deutschland erreicht werden, im<br />
März 2013 in Österreich.<br />
Im Sommer 2013 fanden die ersten Testfahrten in<br />
der Schweiz statt – im Bild die Vectron-Lokomotive<br />
im Bahnhof Siders (Bild oben).<br />
Die neue Lokomotiven-Generation Vectron von<br />
<strong>Siemens</strong> ist im Personen- und Güterverkehr national<br />
und grenzüberschreitend einsetzbar. Die Bilder unten<br />
zeigen die Lokomotive bei Testfahrten in Schweden<br />
sowie im Tunnel unter dem Ärmelkanal.<br />
15
Monitor | 4/2013<br />
Weltpremieren am<br />
Universitätsspital Basel<br />
Das neue Angiographie-System Artis Q.zen von <strong>Siemens</strong> hat sich im klinischen Alltag bewährt.<br />
Als weltweit erste Klinik hat die Kardiologie des Universitätsspitals Basel (USB) das Gerät seit<br />
November 2012 im Einsatz. Dabei profitieren Patienten und Personal gleichermassen von der<br />
geringen Strahlendosis, die durch eine völlig neuartige Technologie erreicht wird.<br />
herausgerechnet und der Kardiologe hat freie<br />
Sicht auf den Stent, den er so präzise wie möglich<br />
platzieren kann. Auch bei solchen Eingriffen<br />
hat Prof. Osswald eine deutliche Dosissenkung<br />
im Vergleich zum Vorgängermodell festgestellt<br />
– bis zu 50 Prozent.<br />
Bessere Bilder trotz<br />
geringerer Dosis<br />
Dank einer neuen Technologie kommt das Angiographie-System Artis Q.zen mit Strahlendosen aus,<br />
die bis zu 85 Prozent unter den üblichen Werten liegen.<br />
Studien zeigen, dass im Schnitt jeder vierte<br />
Mensch im Laufe seines Lebens an Vorhofflimmern,<br />
der am weitesten verbreiteten Art von<br />
Herzrhythmusstörungen, erkrankt. Viele Patienten<br />
können mit Hilfe von elektrophysiologischen<br />
Eingriffen untersucht und therapiert werden.<br />
Dabei werden winzige Stellen im Herzmuskelgewebe<br />
mittels Ablationskatheter gezielt verödet.<br />
Dadurch kann das Herz wieder in den richtigen<br />
Rhythmus gebracht werden. Prof. Stefan Osswald,<br />
Leiter der Kardiologie, arbeitet seit November<br />
2012 mit Artis Q.zen. In der Elektrophysiologie<br />
kommt er mit Strahlendosen aus, die bis zu<br />
85 Prozent unter den üblichen Werten liegen.<br />
Davon profitieren Patienten und klinisches Personal<br />
gleichermassen.<br />
Arterienverkalkung auf<br />
dem Vormarsch<br />
Neben Herzrhythmusstörungen ist die Koronare<br />
Herzkrankheit (Verkalkung der Arterien) auf<br />
dem Vormarsch. Sie ist die häufigste Todesursache<br />
in den Industrieländern. Alleine in Europa<br />
sterben jährlich mehr als 1,8 Millionen Menschen<br />
an dieser chronischen Erkrankung. Engstellen<br />
können über Ballonkatheter geöffnet werden, um<br />
Das Universitätsspital Basel betreibt den Magnetom<br />
Prisma als weltweit erste Klinik.<br />
den Blutfluss wiederherzustellen. Im Anschluss<br />
halten Stents die verengten Stellen dauerhaft<br />
offen. Während dieses Eingriffs besteht <strong>für</strong> die<br />
Kardiologen die Herausforderung, die Stents<br />
trotz der Bewegungen des schlagenden Herzens<br />
millimetergenau zu platzieren. Bei Artis Q.zen<br />
wird der Kardiologe durch die Applikation<br />
Clearstent Live unterstützt. Sie sorgt da<strong>für</strong>, dass<br />
der Stent während der Therapie bewegungsstabilisiert<br />
dargestellt wird: Die Bewegungen des<br />
schlagenden Herzens werden aus den Bildern<br />
Die reduzierte Strahlendosis wird beim Artis<br />
Q.zen sowohl durch eine neue Röntgenröhre als<br />
auch einen neuen Detektor erreicht. Die Röntgenröhre<br />
ist die bisher einzige auf dem Markt,<br />
die ausschliesslich mit der sogenannten Flat-<br />
Emitter-Technologie ausgestattet ist. Die neue<br />
Röhre ermöglicht detaillierte Bilder von bewegten<br />
Objekten und sogar kleinsten Gefässen<br />
im schlagenden Herzen. Das Ergebnis der neuen<br />
Technologie: Eine detailreichere Darstellung<br />
<strong>für</strong> die anschliessende Therapie. Neu und weltweit<br />
bisher einzigartig ist, dass der Detektor<br />
auf kristalliner anstelle von amorpher Silizium-<br />
Technologie basiert. Dabei handelt es sich um<br />
ein Material mit homogener chemischer Struktur,<br />
das vornehmlich in der Solarindustrie verwendet<br />
wird. Es sorgt da<strong>für</strong>, dass das Bildsignal verstärkt<br />
wird und verringert das elektrische<br />
Rauschen im Bild deutlich. Daher kann der Kardiologe<br />
mit weniger Dosis die gleiche Bildqualität<br />
erzielen.<br />
Weltpremiere Nr. 2<br />
Des Weiteren hat das USB zwei neue 3-Tesla-<br />
Kernspintomographen von <strong>Siemens</strong> installiert.<br />
Eines der Geräte (Magnetom Prisma) ist das<br />
derzeit modernste seiner Art, welches das USB<br />
zudem als weltweit erste Klinik betreibt. Das<br />
System wird in erster Linie in der Forschung<br />
eingesetzt, insbesondere bei Tumor-, Organ- und<br />
muskulären Erkrankungen. Universität und<br />
USB erreichen damit einen Standortvorteil in<br />
der Forschung, der auch der Patientenversorgung<br />
zugute kommt.<br />
16 Text Eray Müller | Fotos <strong>Siemens</strong>
4/2013 |Monitor<br />
Der Kampf gegen das Vergessen<br />
Alzheimer ist mit rund zwei Dritteln die häufigste Form von Demenzerkrankungen. Die Diagnose ist<br />
allerdings schwierig, weil die Krankheit erst erkennbar wird, wenn Hirnzellen unwiederbringlich<br />
geschädigt sind. <strong>Siemens</strong> bietet nun die erste Amyloid-Bildgebungslösung an, um Alzheimer genauer<br />
beurteilen zu können.<br />
«Wie heissen Sie» – «Auguste» – «Familienname»<br />
– «Auguste» – «Wie heisst Ihr Mann» – «Ich<br />
glaube Auguste.» Das Gespräch zwischen dem<br />
Psychiater Alois Alzheimer und seiner damals<br />
51-jährigen Patientin Auguste Deter schrieb<br />
Medizingeschichte. Deter war die erste bekannte<br />
Alzheimer-Patientin. Als sie starb, sezierte<br />
Alzheimer ihr Gehirn. Er erkannte, dass Teile der<br />
Hirnrinde, die <strong>für</strong> das Gedächtnis, die Orientierung<br />
und die Gefühle zuständig sind, stark<br />
verändert waren. Er fand Eiweissablagerungen,<br />
verfilzte Faserbündel und tote Nervenzellen.<br />
Nur wenige Nervenzellen blieben vom Verfall<br />
verschont. In seiner 1906 veröffentlichten Studie<br />
beschrieb Alzheimer als Erster diese «eigenartige<br />
Erkrankung der Hirnrinde» und begründete<br />
damit die Erforschung von Alzheimer.<br />
Weltweit 36 Millionen<br />
Betroffene<br />
Die genaue Ursache ist bisher nicht bekannt.<br />
Mediziner sind sich aber einig, dass Alzheimer aus<br />
einer Vielzahl von Ursachen resultiert. Unter<br />
den Veränderungen im Gehirn zählen unter<br />
anderem die Ansammlung des Proteins Beta-<br />
Amyloid sowie die chemische Veränderung des<br />
verbindenden Tau-Proteins zu den wahrscheinlichsten<br />
Ursachen. Gemäss der Schweizerischen<br />
Alzheimervereinigung leben in der Schweiz<br />
Text Eray Müller | Foto <strong>Siemens</strong><br />
derzeit knapp 110 000 Menschen mit Alzheimer,<br />
weltweit sind es sogar 36 Millionen Erkrankte.<br />
Alzheimer kann bislang nicht am lebenden<br />
Patienten diagnostiziert werden. Eine frühzeitige<br />
Diagnose wäre aber wichtig, damit sich Patienten<br />
und Angehörige auf die veränderte Lebenssituation<br />
einstellen können.<br />
Biomarker im Gehirn<br />
<strong>Siemens</strong> bietet jetzt eine Lösung mit PET-Biomarkern<br />
an. Nachdem der Biomarker dem<br />
Patienten verabreicht wird, wird dieser mit einem<br />
Positronen-Emissions-Computertomographen<br />
(PET-CT) wie dem Biograph mCT-Scanner von<br />
<strong>Siemens</strong> untersucht. Diese Art der Bildgebung<br />
ermöglicht eine Früherkennung, weil sie Biomarker<br />
in einem <strong>für</strong> die Krankheit spezifischen<br />
Gewebe detektiert. Dabei gelten Marker-Signale<br />
von der weissen Gehirnsubstanz als normal,<br />
während Amyloid-Plaques in der grauen Gehirnsubstanz<br />
eine mögliche neurologische Degeneration<br />
anzeigen. Zusätzlich vergleicht die<br />
Quantifizierungs-Software syngo.PET das Bild<br />
mit Referenzbildern und identifiziert die relevanten<br />
Bereiche. Wird kein Amyloid entdeckt,<br />
kann Alzheimer ausgeschlossen werden.<br />
Die Diagnose von Alzheimer ist schwierig, weil die<br />
Krankheit erst erkennbar wird, wenn Hirnzellen unwiederbringlich<br />
geschädigt sind. Eine frühzeitige<br />
Diagnose wäre aber wichtig, damit sich Patienten und<br />
Angehörige auf die veränderte Lebenssituation einstellen<br />
können.<br />
Der Blick in die Zukunft<br />
<strong>Siemens</strong> geht noch einen Schritt weiter. Weil<br />
neben der Ansammlung von Amyloid auch<br />
die Veränderung des Tau-Proteins im Verdacht<br />
steht, Alzheimer auszulösen, entwickelt<br />
<strong>Siemens</strong> gerade als erstes Unternehmen neue<br />
Biomarker <strong>für</strong> die bildgebende Darstellung<br />
dieser Nervenstränge. Die Krankheit lässt sich<br />
in Zukunft möglicherweise auch mit einem<br />
Bluttest diagnostizieren. Wissenschaftlern ist<br />
es gelungen, Alzheimer im Blut nachzuweisen.<br />
Sie suchten nach Biomarkern, die bei einem<br />
Bluttest als verlässliche Hinweise auf Alzheimer<br />
dienen können. Um dies zu bestimmen, haben<br />
sie «die Blutproben von 100 Alzheimer-Patienten<br />
getestet», berichtet Andreas Keller vom Institut<br />
<strong>für</strong> Humangenetik an der Saar-Universität, der<br />
auch <strong>für</strong> <strong>Siemens</strong> Healthcare als Director Technology<br />
Innovation tätig ist. Ein auf Basis der<br />
Biomarker entwickelter Test zeigte eine erfreulich<br />
hohe Genauigkeit. Allerdings bedürfe es<br />
noch weiterer Untersuchungen, bis es zur klinischen<br />
Anwendung kommt.<br />
17
Monitor | 4/2013<br />
«Erfolg ist, wenn die Leute gerne<br />
zur Arbeit kommen.»<br />
Seit Patientinnen und Patienten in der Schweiz ihre Spitäler frei wählen können,<br />
verzeichnen viele Privatkliniken eine grössere Nachfrage. So auch die Merian Iselin<br />
Klinik <strong>für</strong> Orthopädie und Chirurgie in der Stadt Basel, in der Patientinnen und<br />
Patienten sogar ihre Ärztinnen und Ärzte frei bestimmen. Im Interview mit dem<br />
Monitor spricht CEO Stephan Fricker über die Vorteile des sogenannten Belegarztsystems<br />
und darüber, was er unter Erfolg versteht.<br />
Herr Fricker, die Merian Iselin Klinik ist nach dem<br />
Belegarztsystem organisiert. Welche Vorteile<br />
sehen Sie darin im Vergleich zu konventionellen<br />
Häusern<br />
Wenn man Schweizer Umfragen trauen darf,<br />
dann wünschen sich Patientinnen und Patienten,<br />
ihre Ärztin bzw. ihren Arzt frei wählen zu können.<br />
Dahingehend interpretieren wir auch die<br />
wuchtige Absage des Schweizer Stimmvolks zur<br />
Managed-Care-Vorlage im vergangenen Jahr.<br />
Belegärztinnen und -ärzte sind selbstständige<br />
Unternehmer und können diesen Wunsch nach<br />
freier Arztwahl sehr gut aufnehmen. Sie kommen<br />
mit ihren Patientinnen und Patienten in unsere<br />
Klinik und nutzen die Infrastruktur.<br />
Was ist Ihre Aufgabe dabei<br />
Ich bin wie ein Hüttenwart der Monte-Rosa-Berghütte<br />
(lacht). Ich koche zwar die Suppe nicht<br />
selbst und mache auch die Betten nicht selbst,<br />
aber ich versuche, alles Notwendige bereitzustellen,<br />
damit die Bergsteiger – sprich die Belegärztinnen<br />
und -ärzte zusammen mit den Patientinnen<br />
und Patienten – einen guten Expeditionsstart<br />
haben, gut den Berg rauf- und runterkommen.<br />
Im Flur zu Ihrem Büro steht auf einer Wand ein<br />
Zitat des Philosophen Ernst Bloch: «Denken<br />
heisst überschreiten». Was bedeutet es <strong>für</strong> Sie<br />
Nicht zufrieden sein mit dem erstbesten Ergebnis:<br />
immer noch einen Zacken mehr zulegen,<br />
beim Denken die Grenzlinie hinausschieben und<br />
schliesslich einen Sprung darüber machen.<br />
Sie zeichnen seit 1996 mit Erfolg verantwortlich<br />
<strong>für</strong> die Geschäfte der Merian Iselin Klinik,<br />
auch dank starker Identifizierung mit dem<br />
Betrieb. Hat diese über die Amtsdauer zugenommen<br />
Identifikation wächst mit der Zeit. Die Bindung,<br />
auch an die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite,<br />
wird stärker. Diese Beziehungen<br />
geben die Stärke der Identifikation wieder.<br />
18 Text: Philippe Sablonier | Fotos Hans Stuhrmann
4/2013 |Monitor<br />
Beziehungen schaffen Kontinuität<br />
Ja, wenn es gelingt, die Beziehungen fruchtbar<br />
zu gestalten.<br />
Wie gehen Sie mit Beziehungen um, die sich<br />
weniger fruchtbar gestalten lassen<br />
Unterschiedlich. Bei geschäftlichen Beziehungen<br />
ist es oft etwas einfacher als bei privaten.<br />
Ich schlafe immer darüber. Ich mache keine Haurucke<br />
und lasse auch Entwicklungen zu, die ich<br />
selbst so nicht als erste Priorität wählen würde.<br />
Sie lassen sich überraschen<br />
Genau. Wenn der Strom in die richtige Richtung<br />
fliesst, ist das okay. Dann kann man auch mit<br />
Randerscheinungen umgehen.<br />
Was führt zum Erfolg<br />
Der Zusammenhalt im Team, eine klare Strategie<br />
und etwas Atem. Man muss wissen, was man<br />
will. Wenn ich weiss, was ich will, dann braucht<br />
es Konsequenz. Ich darf mich nicht durch Seitenwind<br />
vom Kurs abbringen lassen. Was ebenfalls<br />
Erfolg bringt, ist Klarheit schaffen, so dass<br />
alle wissen, was gemeint ist – oder die meisten.<br />
Die meisten Das ist ein pragmatischer Ansatz.<br />
Eben. Mit Randerscheinungen zu leben ist auch<br />
ein Teil meines Managementjobs.<br />
Was ist <strong>für</strong> Sie persönlich Erfolg<br />
Erfolg ist, wenn meine beiden Kinder eine tolle<br />
Ausbildung machen können. Erfolg ist, wenn der<br />
Businessplan aufgeht und die allermeisten Leute<br />
gerne zur Arbeit kommen. Erfolg ist auch, keine<br />
Angst zu haben, sich nicht überfordert zu fühlen.<br />
Wie führen Sie das Unternehmen zum Erfolg<br />
Ich muss <strong>für</strong> zwei Dinge sorgen: zum einen <strong>für</strong><br />
Lokomotion – es muss in eine Richtung gehen,<br />
die auch von der Trägerschaft gewünscht wird<br />
– und zum anderen <strong>für</strong> Kohäsion. Ich kann ja<br />
die Dinge nicht alleine machen. Ich kann sie anregen,<br />
ich kann sie begleiten. Der Betrieb verändert<br />
sich nur, wenn er sich homogen in eine<br />
Richtung bewegt.<br />
«Identifikation<br />
wächst mit der Zeit»<br />
Gilt das auch <strong>für</strong> das Schweizer Gesundheitssystem<br />
Ich würde mehr wettbewerbliche Elemente<br />
zulassen. Wir sollten uns vom Regulierungswahnsinn,<br />
der auf uns zurollt, abwenden.<br />
Das Gesundheitssystem in der Schweiz funktioniert<br />
gut. Die Regulierungspeitsche allerdings<br />
gefährdet es.<br />
Deregulierung kann auch heissen, dass es in der<br />
Medizin zu einem Drei-Klassen-System kommt.<br />
Hätten Sie Angst davor<br />
Nein. Mit der obligatorischen Krankenversicherungslösung<br />
in der Schweiz haben alle Zugang<br />
zur Gesundheitsversorgung. Sie würde vielleicht<br />
<strong>für</strong> die Besserverdienenden noch etwas besser,<br />
aber <strong>für</strong> Randständige, Arme und Alte ohne<br />
Vermögen sicherlich nicht viel schlechter.<br />
«Ich mache keine<br />
Haurucke»<br />
Wer durch Ihr Haus geht, trifft überall auf Kunst:<br />
Grossformatige Fotografien finden sich selbst<br />
in der Tiefgarage und in den Operationssälen.<br />
Das ist aussergewöhnlich.<br />
Es ist mir wichtig, etwas schön und inspirierend<br />
zu gestalten. Kunst gibt unserer Klinik ein<br />
menschliches Gesicht: Mit Porträts, Fotografien<br />
und Abstraktem versuche ich ein wohltuendes<br />
Raumklima zu schaffen. Auch <strong>für</strong> Mitarbeitende<br />
ist das angenehm.<br />
Hat Ästhetik einen Einfluss auf den Heilungsprozess<br />
Heilungsprozesse werden durch verschiedene<br />
Dinge beeinflusst, auch davon, wie ein Mensch<br />
sich willkommen fühlt, wie er sich betreut fühlt,<br />
wie die Umgebung auf ihn einwirkt.<br />
Auch im Operationssaal<br />
Im Operationstrakt haben wir vom sizilianischen<br />
Fotografen Enzo Sellerio wunderschöne grossformatige<br />
Fotografien, die er uns gewidmet<br />
hat. Operationen sind zwar Technik und Handwerk,<br />
aber auch hier darf die Ästhetik nicht<br />
fehlen – die Belegärztinnen und -ärzte haben<br />
es auch gerne schön, nicht nur funktional.<br />
Funktional muss es sein, das ist die Voraussetzung,<br />
aber schön soll es eben auch sein.<br />
Die Medizin ist auch eine Kunst. Was halten<br />
Sie von Operationsrobotern, die Eingriffe ferngesteuert<br />
wahrnehmen, ohne dass der Arzt<br />
oder die Ärztin vor Ort anwesend ist Wird diese<br />
Technik die Kunst des Menschen irgendwann<br />
ersetzen<br />
Ich glaube nicht. Sie wird ihn jedoch je länger,<br />
desto stärker unterstützen. Der Mensch denkt,<br />
die Maschine denkt nicht. Aber die Maschine<br />
kann mit Algorithmen umgehen, und die werden<br />
immer feiner. Das wird so weitergehen.<br />
Menschen sind neugierig, forschen, entwickeln<br />
neue Dinge. Das ist doch wunderbar!<br />
Zur Person<br />
Stephan Fricker, 55, lic. rer. pol., ist seit 1996 CEO<br />
der Merian Iselin Klinik <strong>für</strong> Orthopädie und Chirurgie.<br />
Zuvor war er Leiter des Direktionsstabs des<br />
Universitätsspitals Basel. Der studierte Wirtschaftswissenschafter<br />
ist im Besitz eines Masters<br />
in Health Administration (MHA) der Universität<br />
Bern und Absolvent des European Health Leadership<br />
Program INSEAD. Für die Schweizerische<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Gesundheitspolitik (SGGP) ist er<br />
als Finanzvorstand und <strong>für</strong> die Buchhandlung<br />
Bider & Tanner als Verwaltungsratspräsident<br />
tätig. Er fährt mit dem Velo zur Arbeit und mag<br />
Gespräche über Kunst.<br />
Merian Iselin Klinik <strong>für</strong><br />
Orthopädie und Chirurgie<br />
Die in der Stadt Basel ansässige Merian Iselin Klinik<br />
ist eine Privatklinik mit öffentlichem Leistungsauftrag.<br />
Sie ist spezialisiert auf Operationen, insbesondere<br />
in der Orthopädie nimmt sie schweizweit<br />
eine Spitzenposition ein. Die nach dem Belegarztsystem<br />
organisierte Klinik bietet umfassende<br />
ärztliche, pflegerische und therapeutische Behandlung.<br />
Sie betreut im Jahr über 7000 Patientinnen<br />
und Patienten und betreibt eigene chirurgische<br />
Forschung. Ihr Jahresumsatz beläuft sich auf rund<br />
90 Millionen Franken. www.merianiselin.ch<br />
19
Monitor | 4/2013<br />
SBB und <strong>Siemens</strong> Schweiz schliessen<br />
Partnerschaft im Bereich Leittechnik<br />
Festnetz goes<br />
Android<br />
Gigaset schickt die Festnetztelefonie<br />
in das 21. Jahrhundert. Das Gigaset<br />
SL930A offeriert seinen Nutzern den<br />
vollen Funktionsumfang und die<br />
Bedienlogik einer Android-Oberfläche<br />
verpackt in einem DECT-basierten<br />
Full-Touch-Telefon <strong>für</strong> den Heimbereich.<br />
Die SBB und die <strong>Siemens</strong> Schweiz AG haben eine Kooperationsvereinbarung<br />
im Bereich Leittechnik geschlossen. In diesem Zusammenhang wird <strong>Siemens</strong><br />
das Leit- und Informationssystem Iltis weiterentwickeln. Der Vertrag läuft<br />
bis Ende 2025 und umfasst Leistungen von rund 325 Millionen Franken.<br />
Mit dem Gigaset SL930A können anspruchsvolle<br />
Kunden alle Vorzüge eines Smartphones zusätzlich<br />
zur gewohnt komfortablen Festnetztelefonie<br />
geniessen. Die Android-Oberfläche erlaubt den<br />
bequemen Zugriff auf den Google Play mit über<br />
975 000 Apps. Kinderleicht zu bedienen, lässt<br />
es sich durch die unzähligen Android-Apps an<br />
den persönlichen Geschmack anpassen und nach<br />
individuellen Wünschen einrichten.Dadurch<br />
erweitert es den Anwendungsrahmen eines herkömmlichen<br />
Festnetztelefons deutlich.<br />
www.gigaset.ch<br />
Für die sichere, komfortable und wirtschaftliche<br />
Abwicklung des Bahnbetriebes wird in der<br />
Schweiz seit rund fünfzehn Jahren das Leitsystem<br />
Iltis eingesetzt. Iltis steuert und überwacht den<br />
gesamten Zugbetrieb. Dazu gehören unter<br />
anderem die Fernsteuerung der Stellwerke und<br />
die Überwachung des Betriebs in den Stationen.<br />
Im Rahmen der Zusammenarbeit übernimmt<br />
<strong>Siemens</strong> die notwendigen Anlagenveränderungen<br />
und die Weiterentwicklung des Systems.<br />
Aus <strong>Siemens</strong> Enterprise Communications wird Unify<br />
<strong>Siemens</strong> Enterprise Communications tritt seit Mitte Oktober mit einer neuen<br />
Marke auf: Unify bringt in perfekter Weise das Markenversprechen und<br />
die Vision zum Ausdruck, Kommunikationssysteme, Geschäftsprozesse und<br />
Menschen zusammenzuführen.<br />
Unify ermöglicht es Unternehmen, die Konversation<br />
und Zusammenarbeit zu verändern. So fällt<br />
weniger Zeit da<strong>für</strong> an, Arbeit zu koordinieren,<br />
und es bleibt mehr Zeit, effizient zu arbeiten.<br />
Unify ist davon überzeugt, dass die Kommunikations-<br />
und IT-Branche einen bedeutenden Wandel<br />
durchlebt und Entwicklungen wie «Bring Your<br />
Own Device» und der Einfluss des «Anywhere<br />
Workers» eine neue Art des Arbeitens definieren.<br />
Unify ist ein Joint Venture von The Gores Group<br />
und <strong>Siemens</strong> AG.<br />
Das Gigaset SL930A ist im Handel erhältlich und<br />
kostet 249 Franken.<br />
Unify, der weltweit führende Anbieter von Lösungen <strong>für</strong> die Unternehmenskommunikation, blickt auf eine<br />
Tradition von 170 Jahren Innovation zurück.<br />
20 Text Benno Estermann / Eray Müller / Drazen-Ivan Andjelic | Fotos <strong>Siemens</strong> Schweiz / Gigaset / Unify
4/2013 |Monitor<br />
Gemeinsam Wirksamkeit steigern<br />
Die <strong>Siemens</strong> Stiftung will mit technischen Lösungen und konkreten Konzepten einen Beitrag zur positiven<br />
Veränderung von Gesellschaften leisten. Um die Wirkung ihrer Projekte zu erhöhen und sie nachhaltig<br />
zu verankern, ist das Zusammenwirken verschiedener Akteure eine grundlegende Voraussetzung.<br />
Verbesserte Grundversorgung<br />
in Entwicklungsund<br />
Schwellenländern<br />
In Entwicklungs- und Schwellenländern bieten<br />
einfache Techniklösungen grosses Potenzial <strong>für</strong><br />
positive Veränderungen. Beim empowering<br />
people. Award bewerben sich Initiativen mit basistechnologischen<br />
Lösungen, um die Grundversorgung<br />
in diesen Ländern zu verbessern. Die in -<br />
novativen Ansätze werden über den Wettbewerb<br />
in die Breite getragen. Bewertungskriterien<br />
sind unter anderem das Leistungsvermögen in<br />
Bezug auf Grundversorgung, die technische<br />
Funktionalität, ökologische Gesichtspunkte sowie<br />
die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsidee bezüglich<br />
finanzieller Aspekte. In diesem Jahr wurden<br />
über 800 Lösungen aus 90 Ländern eingereicht.<br />
Die ersten drei Plätze wurden Ende Oktober an<br />
der Preisverleihung in Nairobi bekannt gegeben.<br />
Der erste Preis (50 000 Euro) ging an Martin<br />
Aufmuth aus Deutschland <strong>für</strong> sein innovatives<br />
Konzept zur Herstellung von «EinDollarBrillen».<br />
Den mit 30 000 Euro dotierten zweiten Preis<br />
erhielt Dr. Moses Kizza Musaazi aus Uganda <strong>für</strong><br />
«MakaPads», nachhaltig hergestellte Hygienebinden<br />
<strong>für</strong> Frauen. Mit dem dritten Preis von<br />
Text Eray Müller | Foto <strong>Siemens</strong> Stiftung<br />
20 000 Euro wurde David Osborne aus Grossbritannien<br />
<strong>für</strong> seine Erfindung «Jompy Water<br />
Boiler» ausgezeichnet. Das Gerät, durch das<br />
Wasser fliesst, wird zwischen Kochtopf und Kochstelle<br />
gesetzt. So lässt sich gleichzeitig eine<br />
Mahlzeit kochen und Wasser so stark erhitzen,<br />
dass darin enthaltene gefährliche Bakterien<br />
abgetötet werden.<br />
Zehn Millionen <strong>für</strong> die<br />
Tiefengeothermie-Forschung<br />
Neben der <strong>Siemens</strong> Stiftung gibt es auch zahlreiche<br />
andere Stiftungen aus dem Hause <strong>Siemens</strong>.<br />
Die Werner <strong>Siemens</strong>-Stiftung mit Sitz in Zug<br />
beispielsweise konzentriert sich in ihren gemeinnützigen<br />
Aktivitäten auf die Gebiete «Erziehung»<br />
und «Ausbildung». Die Stiftung setzt in ihren<br />
Projekten den Willen zur Erzielung von wegweisenden<br />
Resultaten voraus. Sie unterstützt Projekte<br />
mit erkennbarem hohem Potenzial, wie etwa<br />
die Tiefengeothermie-Forschung an der ETH<br />
Zürich. Die Tiefengeothermie gilt als aussichtsreiche<br />
Technologie, mit deren Hilfe ungenutzte<br />
Wärmeenergie aus dem Erdreich erschlossen<br />
werden könnte. Dank der Donation – zehn<br />
Millionen Schweizer Franken – kann die ETH ihre<br />
Geothermie-Strategie nun vorantreiben.<br />
Basistechnologische Lösungen können helfen, die<br />
Grundversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
zu verbessern, so beispielsweise das Konzept<br />
«EinDollarBrillen». Die Brillen, welche weniger als<br />
einen US-Dollar kosten, sind selbst <strong>für</strong> arme Menschen<br />
mit Sehschwäche erschwinglich. Sie bestehen<br />
aus einem Federstahldraht sowie zwei bruchsicheren<br />
Kunststofflinsen. Die Herstellung der Rahmen<br />
erfolgt manuell vor Ort auf einer eigens da<strong>für</strong><br />
entwickelten Biegevorrichtung, die keine Stromversorgung<br />
be nötigt.<br />
Der Nobelpreis der Musik<br />
Eine weitere Stiftung ist die Ernst von <strong>Siemens</strong><br />
Musikstiftung. Seit 1972 verleiht diese jedes<br />
Jahr den Ernst von <strong>Siemens</strong> Musikpreis an einen<br />
Komponisten oder Musikwissenschaftler, der<br />
<strong>für</strong> das internationale Musikleben Hervorragendes<br />
geleistet hat. Als sogenannter «Nobel preis<br />
der Musik» gewinnt er von Jahr zu Jahr eine<br />
immer grössere internationale Beachtung.<br />
In diesem Jahr vergab die Ernst von <strong>Siemens</strong><br />
Musikstiftung insgesamt drei Millionen Euro.<br />
Einen mit 35 000 Euro dotierten Komponisten-<br />
Förderpreis erhielt auch der Schweizer Komponist<br />
David Philip Hefti.<br />
21
Monitor | 4/2013<br />
Der neue Kontinent Atlantropa<br />
Der deutsche Architekt<br />
Hermann Sörgel wollte in den<br />
1920er Jahren mehr Platz und<br />
Energie <strong>für</strong> Europa schaffen.<br />
Da<strong>für</strong> plante er, das Mittelmeer<br />
verdunsten zu lassen und in<br />
Gibraltar ein gigantisches Kraft -<br />
werk zu errichten. <strong>Siemens</strong><br />
wollte Turbinen <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />
liefern.<br />
Das Bild zeigt ein Ausstellungsplakat aus dem Jahr 1932.<br />
Manche mochten ihn <strong>für</strong> einen Visionär gehalten<br />
haben, andere <strong>für</strong> einen Spinner: 1927 entwarf<br />
der deutsche Ingenieur und Architekt Hermann<br />
Sörgel den wahnwitzigen Plan von Atlantropa.<br />
Er wollte das Mittelmeer um 200 Meter absenken<br />
und an der Meerenge von Gibraltar ein Kraftwerk<br />
bauen. Da<strong>für</strong> sollte die Meerenge von<br />
Gibraltar mit einem 26 Kilometer langen und bis<br />
zu 300 Meter tiefen Staudamm verschlossen<br />
werden. Gemeinsam mit weiteren Kraftwerken<br />
an den Dardanellen, am Nil, in der Rhône, im<br />
Po und im Ebro sollten so 110 000 Megawatt<br />
(MW) Energie erzeugt werden, davon alleine in<br />
Gibraltar 49 000 MW. Damit wollte Sörgel<br />
genügend Energie erzeugen, um ganz Europa<br />
und den neuen Kontinent zu versorgen, ohne<br />
auf fossile Energieträger angewiesen zu sein.<br />
Mehr Ackerland<br />
Das Mittelmeer wäre nach Sörgels Berechnungen<br />
durch die Verdunstung über eineinhalb Meter<br />
pro Jahr gesunken. In der Adria und der Ägäis<br />
sollte das Meer grösstenteils verschwinden. Inseln<br />
wie Sizilien wären bedeutend grösser geworden,<br />
zwischen Sardinien und Korsika sowie den<br />
Balearen entstünde ein Landweg. Um Venedig<br />
vor dem Austrocknen zu bewahren, sollte eine<br />
Mauer rund um die Lagune gebaut werden.<br />
Das neue Land im Mittelmeerbecken sollte <strong>für</strong><br />
Ackerbau fruchtbar gemacht werden, ebenso<br />
Teile der Sahara. Für die Bewässerung wollte<br />
Sörgel Energie aus den Gibraltar-Kraftwerken<br />
nutzen.<br />
Der deutsche Architekt Hermann Sörgel wollte in<br />
den 1920er Jahren das Mittelmeer verdunsten lassen<br />
und in Gibraltar ein gigantisches Kraftwerk errichten.<br />
<strong>Siemens</strong> wollte Turbinen <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />
liefern.<br />
<strong>Siemens</strong> sollte Turbinen<br />
liefern<br />
Der Glaube an die Technik war in der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts noch ungebrochen, um<br />
nachhaltige Auswirkungen auf die Natur sorgte<br />
sich niemand. Zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft unterstützten Sörgel,<br />
um Teil der neuen Welt zu sein, wenn er sein<br />
Projekt umsetzte. So auch der Luzerner Bauingenieur<br />
Bruno Siegwart, ein ehemaliger Direktor<br />
des Elektrokonzerns <strong>Siemens</strong> & Halske. <strong>Siemens</strong><br />
erstellte eine Machbarkeitsstudie <strong>für</strong> das Projekt<br />
und befand es <strong>für</strong> realisierbar. Tausend Turbinen<br />
wollte der Konzern nach Gibraltar liefern – jede<br />
einzelne so hoch wie die Freiheitsstatue.<br />
Hermann Sörgel verfolgte das Projekt bis zu<br />
seinem Tod im Jahr 1952.<br />
Austrocknung des Mittelmeers<br />
Vor 600 bis 500 Millionen Jahren war das Mittelmeer<br />
wohl zu einem grossen Teil ausgetrocknet.<br />
Möglicherweise führten Bewegungen im oberen<br />
Erdmantel zu einer Verengung des Zuflusses bei<br />
Gibraltar. Das übrige Wasser verdunstete nach und<br />
nach. Später frass sich das Meerwasser durch die<br />
Landbrücke und füllte das Becken erneut. Es gab<br />
möglicherweise mehrere Zyklen dieses Ablaufs,<br />
und in zwei bis drei Millionen Jahren dürfte das<br />
Mittelmeer erneut austrocknen.<br />
22 Text Nadine Ackermann | Fotos Environment & Society
4/2013 |Monitor<br />
Bonjour – La Romandie<br />
Unter diesem Motto treten Bosch, <strong>Siemens</strong> und Gaggenau an der Swissbau vom<br />
21. bis 25. Januar <strong>2014</strong> in Basel auf. Eine Hommage an die Westschweiz.<br />
Von der Einladung über die Hostessen bis zur<br />
Verpflegung im Bistro weist vieles auf die wunderschöne<br />
Suisse romande hin. Die Hauptansprache<br />
ist diesmal Französisch und wird konsequent<br />
durchgezogen.<br />
Savoir vivre<br />
Alle eingeladenen Kunden werden im Bistro mit<br />
Spezialitäten wie «Papet Vaudois» und «Gratin<br />
de pâtes» verwöhnt, zum Kaffee gibt es «Petites<br />
douceurs». Die typischen Weine aus der Region,<br />
zum Beispiel aus dem Gebiet des Unesco-Welterbes<br />
Lavaux oder von den grandiosen Weinterrassen<br />
im Wallis sowie aus der restlichen Romandie,<br />
laden zum Degustieren ein. Ein «Concours»<br />
fordert die Kunden bereits in der Einladung auf,<br />
an der täglichen Verlosung von drei Kartons<br />
Wein teilzunehmen. Un délice, la Suisse romande!<br />
Les Nouveautés<br />
Der Fokus bei Bosch, der Energiesparmarke, liegt<br />
auf den Solo-Geräten, speziell auf Wäschepflege,<br />
Gefrieren und Kühlen. Neue farbenfrohe Classic-<br />
Kühlschränke feiern hier beispielsweise Premiere.<br />
<strong>Siemens</strong> legt den Schwerpunkt auf die Einbaukompetenz.<br />
Die Küche, früher oft reiner Arbeitsplatz,<br />
wird heute als Wohnraum immer wichtiger.<br />
Grosszügig werden diesmal die einzigartigen<br />
Geschirrspüler von <strong>Siemens</strong> gezeigt, in allen<br />
Facetten und mit allem Zubehör. Gaggenau stellt<br />
die neuen Backofen-Serien 200 und 400 erstmals<br />
einem grossen Publikum vor. Beide Designlinien<br />
wurden in diesem Jahr lanciert. Eine weitere<br />
Erfolgsgeschichte bei Gaggenau ist das<br />
Vollflächeninduktions-Kochfeld sowie das grosse<br />
Sortiment von Lüftungsgeräten. Der Unterschied<br />
heisst Gaggenau.<br />
Emplacement<br />
Trotz der grossen baulichen Veränderungen der<br />
Messe Schweiz in Basel ist die BSH Hausgeräte<br />
AG mit ihren drei Marken Bosch, <strong>Siemens</strong> und<br />
Gaggenau ihrem Standplatz treu geblieben.<br />
Wie bereits 2012 befindet sich der Stand in der<br />
Halle 2.1, Stand A34. Die Öffnungszeiten sind<br />
von Dienstag bis Freitag 9–18 Uhr und am<br />
Samstag von 9–17 Uhr.<br />
Auf knapp 800 Quadratmetern zeigt BSH Hausgeräte<br />
AG das Aktuellste aus der Küchenwelt.<br />
Bosch, <strong>Siemens</strong> und Gaggenau treten an der Swissbau<br />
<strong>2014</strong> unter dem Motto «Bonjour – La Romandie»<br />
auf.<br />
Text Eray Müller | Fotos BSH Hausgeräte<br />
23
«Monitor» ist die Kundenzeitschrift der<br />
<strong>Siemens</strong>-Gesellschaften in der Schweiz<br />
Redaktionsadresse:<br />
<strong>Siemens</strong> Schweiz AG<br />
Communications<br />
Freilagerstrasse 40, 8047 Zürich<br />
Tel. 0585 585 844<br />
E-Mail: eray.mueller@siemens.com<br />
Redaktionsteam:<br />
<strong>Siemens</strong> Schweiz AG<br />
Eray Müller, Leitung<br />
Benno Estermann<br />
Jörg Meyer<br />
Nadine Paterlini<br />
Fabienne Schumacher<br />
BSH Hausgeräte AG<br />
Heidi Geiler<br />
Weitere Beiträge:<br />
Nadine Ackermann<br />
Drazen-Ivan Andjelic<br />
Dominik Annen<br />
Charles Breitenfellner<br />
Catharina Bujnoch<br />
Philippe Sablonier<br />
Mitarbeitende der<br />
<strong>Siemens</strong>-Gesellschaften in der Schweiz<br />
Fotos:<br />
Fotoarchive <strong>Siemens</strong>, Autoren,<br />
Environment & Society,<br />
Gigaset, BSH Hausgeräte,<br />
<strong>Siemens</strong> Stiftung, Hans Stuhrmann,<br />
Unify, Felix Wey<br />
Übersetzung:<br />
PConsulting, Jean-Claude Pouly<br />
Grafische Gestaltung und Satz:<br />
Fernando Roso<br />
<strong>Siemens</strong> Schweiz AG<br />
Druck:<br />
Rüesch-Druck AG, Rheineck<br />
Auflage total: 8000<br />
www.siemens.ch