Züge für Sotschi 2014 - Siemens
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Monitor | 4/2013<br />
Der neue Kontinent Atlantropa<br />
Der deutsche Architekt<br />
Hermann Sörgel wollte in den<br />
1920er Jahren mehr Platz und<br />
Energie <strong>für</strong> Europa schaffen.<br />
Da<strong>für</strong> plante er, das Mittelmeer<br />
verdunsten zu lassen und in<br />
Gibraltar ein gigantisches Kraft -<br />
werk zu errichten. <strong>Siemens</strong><br />
wollte Turbinen <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />
liefern.<br />
Das Bild zeigt ein Ausstellungsplakat aus dem Jahr 1932.<br />
Manche mochten ihn <strong>für</strong> einen Visionär gehalten<br />
haben, andere <strong>für</strong> einen Spinner: 1927 entwarf<br />
der deutsche Ingenieur und Architekt Hermann<br />
Sörgel den wahnwitzigen Plan von Atlantropa.<br />
Er wollte das Mittelmeer um 200 Meter absenken<br />
und an der Meerenge von Gibraltar ein Kraftwerk<br />
bauen. Da<strong>für</strong> sollte die Meerenge von<br />
Gibraltar mit einem 26 Kilometer langen und bis<br />
zu 300 Meter tiefen Staudamm verschlossen<br />
werden. Gemeinsam mit weiteren Kraftwerken<br />
an den Dardanellen, am Nil, in der Rhône, im<br />
Po und im Ebro sollten so 110 000 Megawatt<br />
(MW) Energie erzeugt werden, davon alleine in<br />
Gibraltar 49 000 MW. Damit wollte Sörgel<br />
genügend Energie erzeugen, um ganz Europa<br />
und den neuen Kontinent zu versorgen, ohne<br />
auf fossile Energieträger angewiesen zu sein.<br />
Mehr Ackerland<br />
Das Mittelmeer wäre nach Sörgels Berechnungen<br />
durch die Verdunstung über eineinhalb Meter<br />
pro Jahr gesunken. In der Adria und der Ägäis<br />
sollte das Meer grösstenteils verschwinden. Inseln<br />
wie Sizilien wären bedeutend grösser geworden,<br />
zwischen Sardinien und Korsika sowie den<br />
Balearen entstünde ein Landweg. Um Venedig<br />
vor dem Austrocknen zu bewahren, sollte eine<br />
Mauer rund um die Lagune gebaut werden.<br />
Das neue Land im Mittelmeerbecken sollte <strong>für</strong><br />
Ackerbau fruchtbar gemacht werden, ebenso<br />
Teile der Sahara. Für die Bewässerung wollte<br />
Sörgel Energie aus den Gibraltar-Kraftwerken<br />
nutzen.<br />
Der deutsche Architekt Hermann Sörgel wollte in<br />
den 1920er Jahren das Mittelmeer verdunsten lassen<br />
und in Gibraltar ein gigantisches Kraftwerk errichten.<br />
<strong>Siemens</strong> wollte Turbinen <strong>für</strong> das Kraftwerk<br />
liefern.<br />
<strong>Siemens</strong> sollte Turbinen<br />
liefern<br />
Der Glaube an die Technik war in der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts noch ungebrochen, um<br />
nachhaltige Auswirkungen auf die Natur sorgte<br />
sich niemand. Zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft unterstützten Sörgel,<br />
um Teil der neuen Welt zu sein, wenn er sein<br />
Projekt umsetzte. So auch der Luzerner Bauingenieur<br />
Bruno Siegwart, ein ehemaliger Direktor<br />
des Elektrokonzerns <strong>Siemens</strong> & Halske. <strong>Siemens</strong><br />
erstellte eine Machbarkeitsstudie <strong>für</strong> das Projekt<br />
und befand es <strong>für</strong> realisierbar. Tausend Turbinen<br />
wollte der Konzern nach Gibraltar liefern – jede<br />
einzelne so hoch wie die Freiheitsstatue.<br />
Hermann Sörgel verfolgte das Projekt bis zu<br />
seinem Tod im Jahr 1952.<br />
Austrocknung des Mittelmeers<br />
Vor 600 bis 500 Millionen Jahren war das Mittelmeer<br />
wohl zu einem grossen Teil ausgetrocknet.<br />
Möglicherweise führten Bewegungen im oberen<br />
Erdmantel zu einer Verengung des Zuflusses bei<br />
Gibraltar. Das übrige Wasser verdunstete nach und<br />
nach. Später frass sich das Meerwasser durch die<br />
Landbrücke und füllte das Becken erneut. Es gab<br />
möglicherweise mehrere Zyklen dieses Ablaufs,<br />
und in zwei bis drei Millionen Jahren dürfte das<br />
Mittelmeer erneut austrocknen.<br />
22 Text Nadine Ackermann | Fotos Environment & Society