Unterrichten an Berufsfachschulen - h.e.p. verlag ag, Bern
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Richard Schmid-Leupi u. a.<br />
<strong>Unterrichten</strong> <strong>an</strong><br />
<strong>Berufsfachschulen</strong><br />
Berufskundlicher Unterricht<br />
praxis
Inhaltsverzeichnis<br />
Zur Einführung 7<br />
1 Berufskunde-Lehrperson – ein attraktiver Zweit beruf 11<br />
I Berufskunde in der beruflichen Bildung 33<br />
2 Das schweizerische Berufsbildungssystem 35<br />
II Lernen und Unterricht in der Berufskunde 61<br />
3 Lernprozesse <strong>an</strong>regen und begleiten 63<br />
Mitarbeit : Peter Gautschi, Walter Holdener und Andreas Sägesser<br />
4 Kompetenz- und h<strong>an</strong>dlungsorientiert unterrichten 89<br />
Mitarbeit: Peter Gautschi, Walter Holdener, Andreas Sägesser und Irene Schumacher<br />
III Instrumente für den Unterrichtsallt<strong>ag</strong> 135<br />
5 Di<strong>ag</strong>nostizieren 137<br />
6 Fördern 171<br />
Mitarbeit : Irene Schumacher<br />
7 Unterricht pl<strong>an</strong>en 197<br />
Mitarbeit : Peter Gautschi, Walter Holdener und Andreas Sägesser<br />
8 Sprachförderung im Berufskundeunterricht 225<br />
Claudio Nodari<br />
IV Spezielle Unterrichtsformen 241<br />
9 Projekte durchführen 243<br />
10 Betriebsbesichtigungen 273
V Ausblicke 297<br />
11 Wenn der Lehrer keine Ahnung hat 299<br />
Andreas Sägesser<br />
Anh<strong>an</strong>g 315<br />
Literaturverzeichnis 317<br />
Nützliche Internetadressen 327<br />
Instrumente im Internet – Übersicht<br />
Instrument 1<br />
Instrument 2<br />
Instrument 3<br />
Instrument 4<br />
Instrument 5<br />
Instrument 6<br />
Instrument 7<br />
Instrument 8<br />
Instrument 9<br />
Instrument 10<br />
Instrument 11<br />
Instrument 12<br />
Instrument 13<br />
Instrument 14<br />
Instrument 15<br />
Instrument 16<br />
Instrument 17<br />
Instrument 18<br />
Instrument 19<br />
Instrument 20<br />
Instrument 21<br />
Instrument 22<br />
Instrument 23<br />
Instrument 24<br />
Instrument 25<br />
Checkliste «Dokumentation»<br />
Beispiel einer Seite aus einer Dokumentation<br />
Bewertung der Dokumentation<br />
Präsentation – Bewertung<br />
Persönliches Arbeits- und Lernjournal<br />
Fr<strong>ag</strong>en für die Reflexion in der Gruppe<br />
Von der Projektidee zur Projektskizze<br />
Selbsteinschätzungsbogen/Fremdbeobachtungsbogen<br />
Prozessbewertung Teamleistung<br />
Vorschläge für die Auswertung des Gruppenpuzzles<br />
Eskalationsleiter festlegen<br />
Hinweise für die Org<strong>an</strong>isation von Gruppen und den<br />
Umg<strong>an</strong>g mitein<strong>an</strong>der<br />
Lesetechnik<br />
Lernvoraussetzungen<br />
Lehrvoraussetzungen<br />
Klassenklima – Befr<strong>ag</strong>ung von Lernenden<br />
Bitte schätzen Sie Ihre Unterrichtsstunde ein!<br />
Beobachtungs- und Urteilsfehler und -tendenzen<br />
Adv<strong>an</strong>ce Org<strong>an</strong>izer<br />
Placemat<br />
Die Strukturlegetechnik als kognitive Aktivierung<br />
Beispiel zum Kriterium «Vernetzung von Wissen und<br />
Fertigkeiten» im kompetenzorientierten Unterricht<br />
Kompetenz- und h<strong>an</strong>dlungsorientierter Unterricht –<br />
Checkliste Pl<strong>an</strong>ung<br />
Lehrpersonenrollen – Fr<strong>ag</strong>enkatalog<br />
Didaktische Reduktion am Beispiel einer Einführung in die<br />
«Objektorientierte Programmierung» (Andreas Sägesser)
7<br />
Zur Einführung<br />
Nach wie vor absolvieren die meisten Schweizer Jugendlichen eine berufliche<br />
Grundbildung in einem der mehr als zweihundert offiziell <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nten Lehrberufe.<br />
1 Jeder Beruf hat eine eigene Bildungsverordnung mit zugehörigem<br />
Bildungspl<strong>an</strong>. In den Bildungsplänen sind u. a. die H<strong>an</strong>dlungskompetenzen<br />
beschrieben, die sich die Lernenden bis zum Ende der Ausbildungszeit <strong>an</strong>eignen<br />
sollen. Es ist darin auch festgelegt, für welche Ziele und Anforderungen<br />
die beteiligten Lernorte (Betrieb, Schule, überbetriebliche Kurse) zuständig<br />
sind. Aufgrund des Bildungspl<strong>an</strong>s für ihren Beruf oder ihr Berufsfeld pl<strong>an</strong>en<br />
die Berufskunde-Lehrpersonen ihren Unterricht.<br />
Das Spektrum der Ausbildungsbr<strong>an</strong>chen ist breit : L<strong>an</strong>d- und Forstwirtschaft,<br />
Fischf<strong>an</strong>g, Nahrungsmittelverarbeitung, Bau- und Energiewirtschaft, Chemie<br />
und Metallindustrie, H<strong>an</strong>del und Gewerbe, Verwaltung, Informatik und<br />
Logistik, Tourismus, Gesundheitswesen, B<strong>an</strong>ken und Versicherungen,<br />
Gestaltung und Kunst, um nur einige zu nennen. In fast allen Bereichen<br />
werden zwei-, drei- oder vierjährige Grundbildungen <strong>an</strong>geboten, die sich in<br />
ihrem Anspruchsniveau stark unterscheiden. Bei Berufen mit hohen Ansprüchen<br />
ist der Anteil der Berufsmatur<strong>an</strong>dinnen und -matur<strong>an</strong>den beträchtlich.<br />
Gerade die Berufsmaturität sorgt dafür, dass die berufliche Grundbildung<br />
auch für leistungsstarke Jugendliche eine attraktive Alternative zum gymnasialen<br />
Weg bleibt.<br />
Das Leistungsniveau der Berufslernenden ist also recht heterogen, und<br />
die Unterschiede haben sich in den letzten Jahren wohl weiter vertieft, da<br />
heute mehr junge Menschen nach der obligatorischen Schulzeit in eine berufliche<br />
Grundbildung einsteigen als noch vor dreissig Jahren. Das strategische<br />
Ziel des Bundes lautet gar, dass bis ins Jahr 2015 95 Prozent der jungen<br />
Erwachsenen einen Sekundarstufe-II-Abschluss (Mittelschule, berufliche<br />
Grundbildung) erwerben sollen (heute sind es immerhin knapp 90 Prozent).<br />
Lehrbetriebe, überbetriebliche Kurse und <strong>Berufsfachschulen</strong> sehen sich deshalb<br />
mit unterschiedlichsten Ansprüchen konfrontiert.<br />
Angesichts solcher Vielfalt stellt sich natürlich die Fr<strong>ag</strong>e, wie eine «Didaktik<br />
der Berufskunde» den divergierenden fachdidaktischen Ansprüchen und den<br />
begrifflichen Unterschieden der Bildungspläne gerecht werden k<strong>an</strong>n, wie sie<br />
den doppelten Fachbezug – einerseits auf die fachlich-wissenschaftlichen<br />
Hintergründe, <strong>an</strong>drerseits auf die berufliche Praxis – berücksichtigen will<br />
und wie sie die Herausforderung der Heterogenität be<strong>an</strong>tworten k<strong>an</strong>n.<br />
Das vorliegende Buch begegnet dieser Fr<strong>ag</strong>e mit einer Didaktik der beruflichen<br />
Bildung, welche die berufspäd<strong>ag</strong>ogischen Konzepte der Bildungspläne<br />
berücksichtigt und eine Begrifflichkeit verwendet, die für alle tr<strong>an</strong>sparent<br />
und plausibel ist. Wesentliche Aspekte des <strong>Unterrichten</strong>s werden dargestellt,<br />
theoretische Darlegungen werden mit praktischen Beispielen aus dem berufs-<br />
1 www.sbfi.admin.ch / bvz / [Zugriff: 1. 1. 2013].
8<br />
<strong>Unterrichten</strong> <strong>an</strong> <strong>Berufsfachschulen</strong> – Berufskundlicher Unterricht<br />
kundlichen Unterricht (aus unterschiedlichsten Bereichen) verknüpft. Im<br />
Zentrum steht immer das H<strong>an</strong>dwerk der Lehrperson – Unterricht zu pl<strong>an</strong>en,<br />
durchzuführen und zu evaluieren –, das aus verschiedenen Perspektiven<br />
beleuchtet wird.<br />
Dabei fokussieren wir speziell auf die Kompetenz- und die H<strong>an</strong>dlungsorientierung.<br />
Wir zeigen, wie ein Unterricht zu arr<strong>an</strong>gieren ist, der das Lernen<br />
der Auszubildenden fördert und der es ihnen ermöglicht, sich zunehmend<br />
selbstständig die in den Bildungsplänen vorgegebenen H<strong>an</strong>dlungskompetenzen<br />
<strong>an</strong>zueignen. Nebenbei bemerkt : Auch die traditionellen Unterrichtsformen,<br />
etwa das Lehrgespräch, spielen in diesem Konzept eine Rolle.<br />
Für kompetenz- und h<strong>an</strong>dlungsorientierten Unterricht interessiert sich<br />
die Berufsbildung deshalb besonders, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt<br />
hat, dass «Lernen für H<strong>an</strong>deln» primär über «Lernen durch H<strong>an</strong>deln»<br />
geschieht. Die traditionelle Fachsystematik, das Anhäufen von Faktenwissen<br />
ohne eine genügende Anbindung <strong>an</strong> berufliches Erfahrungswissen, verschafft<br />
den Lernenden eine zu wenig stabile Basis, um den erwarteten Qualifikationen<br />
zu genügen. Neben der nach wie vor entscheidenden Bedeutung des<br />
Bereichswissens sollen die Auszubildenden vor allem auch lernen, ihre Lernund<br />
Arbeitsprozesse zu gestalten.<br />
Damit erweitern sich auch die Ansprüche <strong>an</strong> die Lehrpersonen der<br />
<strong>Berufsfachschulen</strong>, die nun nicht mehr hauptsächlich als Fachpersonen des<br />
Stoffvermittelns <strong>ag</strong>ieren, sondern als Lernbegleiterinnen und -begleiter die<br />
individuellen Lern- und Arbeitsprozesse unterstützen und fördern. Dabei<br />
sollen die Lernenden diese Prozesse zunehmend selbstständig steuern und<br />
konkrete Produkte erarbeiten.<br />
Förderung der Selbstständigkeit spielt in der beruflichen Grundbildung also<br />
eine wichtige Rolle – vor allem im Hinblick auf ein Ziel, das laut Berufsbildungsgesetz<br />
(BBG, Art. 15d) in der beruflichen Grundbildung <strong>an</strong>zustreben<br />
ist : die Entwicklung der Fähigkeit und Bereitschaft zu lebensl<strong>an</strong>gem Lernen.<br />
In der Literatur treffen wir heute oft auf Begriffe wie autonomes oder<br />
selbstorg<strong>an</strong>isiertes Lernen (SOL). Beides setzt selbstbestimmtes Lernen voraus<br />
– dass also die Lernenden Inhalte, die sie bearbeiten wollen, selbst bestimmen<br />
können. In der beruflichen Grundbildung von Selbstbestimmung zu<br />
sprechen, halten wir für problematisch. Zwar sind in allen Grundbildungen<br />
auch Momente der Selbstbestimmung zu erkennen – wenn die Lernenden<br />
etwa im berufskundlichen Unterricht ein Projekt durchführen, wenn sie im<br />
all gemeinbildenden Unterricht (ABU) eine Vertiefungsarbeit schreiben oder<br />
die Berufslehre mit der individuellen Produktivarbeit (IPA) abschliessen. Bei<br />
solchen Arbeiten haben sie durchaus die Möglichkeit, Themen und Inhalte<br />
zum Teil selbst festzulegen. Dennoch : Selbstbestimmung auf der inhaltlichen<br />
Ebene spielt während der Berufslehre eine geringe Rolle. Die Bildungspläne<br />
schreiben ja präzise vor, welche H<strong>an</strong>dlungskompetenzen sich unsere Lernenden<br />
<strong>an</strong>zueignen haben (was im Rahmen der beruflichen Bildung auch sinnvoll<br />
ist). Wir werden in unserem Buch deshalb eher von selbstständigem und selbstgesteuertem<br />
Lernen reden, wobei wir beide Begriffe synonym verwenden.
1 Berufskunde-Lehrperson – ein attraktiver Zweitberuf<br />
9<br />
Was umfasst nun dieses selbstständige und selbstgesteuerte Lernen im<br />
Berufsfachschulunterricht Selbstständigkeit und Selbststeuerung zielen auf<br />
das Lernen als Prozess und nicht auf die Wahl der Inhalte. Die Lernenden<br />
erhalten zunehmend die Möglichkeit, Methoden, Medien, Lernumgebung,<br />
Lernzeit, Lerntempo, Schwierigkeitsgrad, Lernpartnerin oder Lernpartner<br />
usw. selbst zu wählen. Simons (1992, S. 254) beschreibt die «fünf Fähigkeiten<br />
des selbstständigen Lernens» sinngemäss wie folgt : Lernende können (1) das<br />
Lernen selbst vorbereiten, (2) die erforderlichen Schritte ausführen, (3) sie<br />
überwachen und kontrollieren, (4) sich selbst Rückmeldung geben und diese<br />
auswerten, (5) sich motivieren und die Konzentration aufrechterhalten.<br />
Dieses Buch ist aus dem Berufskunde-Studieng<strong>an</strong>g der PH Zürich entst<strong>an</strong>den,<br />
als Teamprodukt einer mehrjährigen Entwicklung und Erfahrung. In<br />
intensiver Zusammenarbeit entst<strong>an</strong>den die einzelnen Kapitel. Struktur und<br />
Themen wurden vom Dozierendenteam gemeinsam festgelegt. Richard<br />
Schmid-Leupi übernahm in der Folge die Rolle des Autors und schrieb die<br />
Texte, Peter Gautschi, Walter Holdener, Irene Schumacher und Andreas<br />
Sägesser lasen mit und machten Änderungsvorschläge. Diese wurden wieder um<br />
diskutiert und <strong>an</strong>gepasst. Claudio Nodari (Kapitel 8) und Andreas Sägesser<br />
(Kapitel 11) steuerten je einen eigenen Text bei.<br />
Das Buch richtet sich in erster Linie <strong>an</strong> ( <strong>an</strong>gehende ) Berufskunde-Lehrpersonen<br />
und will sie bei der Entwicklung ihrer Professionalität unterstützen.<br />
Dafür schl<strong>ag</strong>en wir eine breite Brücke. Wir beginnen mit Hinweisen und<br />
Tipps für Einsteigerinnen und Einsteiger ( Kapitel 1 ) und stellen in groben<br />
Zügen den Platz der Berufsbildung im G<strong>an</strong>zen des schweizerischen Bildungssystems<br />
vor ( Kapitel 2 ). Für Lehrpersonen der Grundbildung ist es wichtig,<br />
das System sowie die Prot<strong>ag</strong>onisten und Prot<strong>ag</strong>onistinnen zu kennen. Als<br />
Fachleute des Lernens beschäftigen wir uns mit Lernprozessen ( Kapitel 3 )<br />
und dem Konzept des kompetenz- und h<strong>an</strong>dlungsorientierten Unterrichts<br />
( Kapitel 4 ), das in der beruflichen Grundbildung eine zentrale Rolle spielt.<br />
Theoretische und praktische Hinweise zu wesentlichen Anforderungen des<br />
<strong>Unterrichten</strong>s wie Di<strong>ag</strong>nostizieren, Fördern und Pl<strong>an</strong>en werden in den folgenden<br />
Kapiteln gegeben. In Kapitel 8 beh<strong>an</strong>delt Claudio Nodari ein Thema,<br />
das auch im berufskundlichen Unterricht nicht zu kurz kommen sollte: die<br />
Sprachförderung. In den folgenden beiden Kapiteln werden zwei besondere<br />
Unterrichtsformen näher beschrieben: Projektunterricht und Betriebsbesichtigung.<br />
Im Schlusskapitel berichtet Andreas Sägesser, was es aus seiner Erfahrung<br />
bedeutet, Lernen als Suchweg zu verstehen, den jede und jeder Lernende<br />
individuell finden muss.<br />
Last, but not least: Für den praktischen Gebrauch finden sich 25 Instrumente<br />
auf der Website des Verl<strong>ag</strong>s.<br />
Als Dozierende spielen wir in den Zürcher Studiengängen die Rolle von<br />
Moderierenden, wir fördern individuelles und kooperatives Lernen mithilfe<br />
kompetenzorientierter Lernaufträge. Wir legen Wert auf Aktivierung,
10<br />
<strong>Unterrichten</strong> <strong>an</strong> <strong>Berufsfachschulen</strong> – Berufskundlicher Unterricht<br />
Beteiligung und selbstständiges Lernen. Wir versuchen, offene Prozesse zu<br />
ermöglichen, damit sich die Zahl der Denk- und H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten<br />
für unsere Studierenden erhöht, g<strong>an</strong>z nach dem ethischen Imperativ von<br />
Heinz von Foerster : «H<strong>an</strong>dle stets so, dass du die Anzahl der Möglichkeiten<br />
vergrösserst» (von Foerster 1993, S. 51). Die Studierenden sollen bei uns all<br />
das tun können, was sie in ihrem kompetenz- und h<strong>an</strong>dlungsorientierten<br />
Unterricht bei ihren Lernenden auslösen möchten. Sie haben also im Studium<br />
die Möglichkeit, sich als Lernende wahrzunehmen, ihr Lernen selbst zu<br />
gestalten und ihre Fortschritte und Befindlichkeiten zu reflektieren.<br />
Diesem Geist ist auch unser Buch verpflichtet. Es will dazu ermuntern, mutig<br />
und kreativ das eigene Lernen zu gestalten und im eigenen Unterricht Lern<strong>an</strong>lässe<br />
zu bieten, die ihrerseits solche Räume öffnen.<br />
Offen und kreativ unterrichten k<strong>an</strong>n nur, wer sein päd<strong>ag</strong>ogisches H<strong>an</strong>dwerk<br />
versteht und stetig weiterentwickelt.<br />
Dazu möchten wir H<strong>an</strong>d bieten.<br />
Zu den Abbildungen<br />
Die Bilder zu diesem Buch zeigen Ausbildungssituationen in der betrieblichen<br />
Grundbildung unterschiedlichster Berufe. Sie demonstrieren eindrucksvoll,<br />
was sich alles hinter dem dröge-technisch <strong>an</strong>mutenden Begriff<br />
der «H<strong>an</strong>dlungskompetenz» verbirgt: fachliches Können und Wissen, Freude<br />
<strong>an</strong> der Präzision und am Tüfteln, H<strong>an</strong>dwerk und Ged<strong>an</strong>kenarbeit, Beharrlichkeit<br />
und Geduld, aber auch lustvolle Zusammenarbeit mit Kolleginnen<br />
und Kollegen, Stolz auf das Geleistete und die eigene Arbeit.<br />
Alle Bilder stammen von Studierenden der «Fachklasse Fotodesigner»<br />
2010 – 2012 <strong>an</strong> der Berufsschule für Gestaltung Zürich und wurden im Jahre<br />
2011 eigens für diese Publikation erstellt. «Fotodesigner HFP» ist eine Ausbildung<br />
im Rahmen der höheren Berufsbildung. Absolventen und Absolventinnen<br />
dieser Ausbildung verfügen bereits über einen Abschluss auf Sekundarstufe<br />
II, sind also zum Beispiel ausgebildete Grafiker, Gestalterinnen,<br />
Polygrafen, Fotofach<strong>an</strong>gestellte oder haben eine Matura.<br />
Den Fotografen und Fotografinnen und ihrem Dozenten Patrick Rohner,<br />
den Ausbildner und Ausbildnerinnen und Lernenden, die sich für die Bilder<br />
zur Verfügung gestellt haben, sei für ihren eigenständigen Beitr<strong>ag</strong> zu unserem<br />
Buch herzlich ged<strong>an</strong>kt.<br />
Das Autorenteam
1<br />
Berufskunde-Lehrperson –<br />
ein attraktiver Zweit beruf<br />
Berufskunde-Lehrpersonen sind häufig Quereinsteiger im Lehrberuf :<br />
Sie sind ausgewiesene Fachkräfte; die meisten haben während mehrerer<br />
Jahre in ihrem gelernten oder einem verw<strong>an</strong>dten Beruf Erfahrungen<br />
gesammelt und sich in verschiedenen Bereichen weitergebildet.<br />
Viele hatten Kaderfunktionen oder waren Projektleiter / innen. Sie sind<br />
es gewohnt, Arbeitsabläufe zu org<strong>an</strong>isieren, in Teams zu arbeiten und<br />
Gruppen zu leiten. Etliche haben Lernende betreut. Alle kennen den<br />
Rhythmus des Arbeitslebens. Im Berufsfachunterricht geben sie den<br />
jungen Berufslernenden ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter.<br />
Welche Voraussetzungen sollten Fachleute erfüllen, die als Berufskunde-<br />
Lehrpersonen arbeiten wollen Was gilt es für Neueinsteigerinnen und<br />
Neueinsteiger zu bedenken Welche Motive bewegen Fachkräfte, in<br />
den Lehrberuf einzusteigen Diesen Fr<strong>ag</strong>en gehen wir im folgenden<br />
Kapitel nach. Am Schluss folgen einige Tipps für Neueinsteigende.
1 Berufskunde-Lehrperson – ein attraktiver Zweitberuf<br />
13<br />
1.1 Vorbildung und Ausbildung<br />
Wer sich für den berufskundlichen Unterricht qualifizieren will, muss gemäss<br />
Berufsbildungsverordnung (BBV) folgende Voraussetzungen erfüllen :<br />
• Abschluss einer höheren Berufsbildung (Berufsprüfung, höhere Fachprüfung,<br />
höhere Fachschule) oder einer Hochschule (Fachhochschule,<br />
Universität, ETH) im Lehrgebiet oder gleichwertige fachliche Qualifikation,<br />
• mindestens sechs Monate betriebliche Erfahrung (je nachdem bis zu zwei<br />
Jahren).<br />
Je nach Ausbildungsinstitution werden zusätzliche Anforderungen gestellt,<br />
zum Beispiel :<br />
• Unterrichtserfahrung von einem Jahr (durchschnittlich mindestens vier<br />
Wochenlektionen),<br />
• Allgemeinbildung auf Niveau Berufsmaturität oder gleichwertig,<br />
• Empfehlungsschreiben der Berufsfachschule oder Bestätigung über die<br />
Unterrichtstätigkeit.<br />
Die berufspäd<strong>ag</strong>ogische Ausbildung selbst umfasst nach der Berufsbildungsverordnung<br />
(BBV Art. 46) für hauptberufliche Lehrpersonen 1800, für<br />
nebenberufliche 300 Lernstunden.<br />
Nebenberufliche Berufskunde-Lehrpersonen sind neben ihrer Unterrichtstätigkeit<br />
meistens in einem Unternehmen <strong>an</strong>gestellt oder führen einen<br />
eigenen Betrieb. Vorgeschrieben sind für sie die Kurse «Didaktik und Methodik<br />
für nebenberufliche Lehrkräfte <strong>an</strong> <strong>Berufsfachschulen</strong>» (DIK 1 und 2),<br />
die sie im Laufe ihrer Unterrichtstätigkeit besuchen, sowie regelmässige Weiterbildungen.<br />
Sie können bis zu einem Pensum von 50 Prozent nebenberuflich<br />
tätig sein. Wird das Pensum über diese Schwelle hinaus erhöht, gilt die<br />
Lehrtätigkeit als hauptberuflich; d<strong>an</strong>n muss die Ausbildung für «Berufsfachschullehrpersonen<br />
im Hauptberuf» (1800 Lernstunden) absolviert werden.<br />
Hauptberufliche Lehrkräfte besuchen meistens zuerst die Kurse DIK 1<br />
und 2 und beginnen d<strong>an</strong>ach die zwei- bis dreijährige Ausbildung (je nach<br />
Anbieter und Studienvari<strong>an</strong>te), die zum Diplom als «Berufsfachschullehrer<br />
/ in für den berufskundlichen Unterricht im Hauptberuf» führt.<br />
Wer die Didaktikkurse 1 und 2 besucht hat, k<strong>an</strong>n von der Ausbildungsinstitution<br />
im Rahmen von 300 Lernstunden dispensiert werden. Einzelheiten<br />
werden mit der jeweiligen Studienleitung geklärt.
14<br />
<strong>Unterrichten</strong> <strong>an</strong> <strong>Berufsfachschulen</strong> – Berufskundlicher Unterricht<br />
Ausbildungen in der Deutschschweiz bieten <strong>an</strong> :<br />
Päd<strong>ag</strong>ogische Hochschule Zürich (PH Zürich)<br />
Abteilung Sekundarstufe II / Berufsbildung<br />
8090 Zürich<br />
www.phzh.ch / sek2 > Berufskundliche Bildung<br />
Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB)<br />
3052 Zollikofen<br />
www.ehb-schweiz.ch > Ausbildung > Ausbildungs<strong>an</strong>gebote<br />
Päd<strong>ag</strong>ogische Hochschule des K<strong>an</strong>tons St. Gallen (PHSG)<br />
9400 Rorschach<br />
www.phsg.ch > Studium / Sekundarstufe II > BKU<br />
Akademie für Erwachsenenbildung (aeb) in Kooperation mit der Päd<strong>ag</strong>ogischen<br />
Hochschule Zentralschweiz Luzern (PHZ)<br />
6003 Luzern<br />
www.aeb.ch > Ich bilde aus > Berufsfachschullehrer / in<br />
Weiterführende Informationen unter :<br />
www.sbfi.admin.ch > Themen > Berufsbildung > Eidgenössische Kommission<br />
für Berufsbildungsver<strong>an</strong>twortliche EKBV > Anerkennungsverfahren für Bildungsgänge<br />
für Bildungsver<strong>an</strong>twortliche > Anerkennungsverfahren (PDF)<br />
www.sbfi.admin.ch > Themen > Berufsbildung > Eidgenössische Kommission<br />
für Berufsbildungsver<strong>an</strong>twortliche EKBV > Aktuell > Fr<strong>ag</strong>enkatalog FAQ (PDF)<br />
oder<br />
www.sbfi.admin.ch > Themen > Berufsbildung > Eidgenössische Kommission<br />
für Berufsbildungsver<strong>an</strong>twortliche EKBV > Merkblätter > Lehrpersonen für die<br />
schulische Grundbildung (Berufskunde) (PDF)<br />
Interess<strong>an</strong>t ist der Altersdurchschnitt der Absolventinnen und Absolventen<br />
der Studiengänge für Berufskunde-Lehrpersonen. In Zürich betrug er 2011<br />
zum Zeitpunkt der Diplomierung 42,7 Jahre. Andere Institutionen belegen<br />
ähnliche Zahlen. Das hat natürlich damit zu tun, dass Berufskundler und<br />
Berufskundlerinnen meist Quereinsteigende sind, die bereits auf eine reiche<br />
berufliche Laufbahn zurückblicken.
1 Berufskunde-Lehrperson – ein attraktiver Zweitberuf<br />
15<br />
1.2 Weitere Voraussetzungen<br />
Neben den formalen Voraussetzungen halten wir die folgenden für wichtig :<br />
• Gerne mit Jugendlichen arbeiten<br />
Es versteht sich von selbst, dass dies eine der wesentlichen Grundbedingungen<br />
ist, wenn m<strong>an</strong> auf dieser Stufe in den Lehrberuf einsteigen will.<br />
Die meisten Lernenden in der Berufsfachschule sind 16 bis 20 Jahre alt<br />
und auf dem Weg ins Erwachsenenleben. Die Her<strong>an</strong>wachsenden in diesen<br />
bewegten Phasen zu unterstützen und zu begleiten, muss eine Lehrperson<br />
besonders interessieren. Das Fazit eines Fachlehrers : «Immer<br />
wieder zu erleben, wie sich die jungen Leute in den Jahren der Ausbildung<br />
verändern, wie sie erwachsener, selbstständiger und im Beruf kompetenter<br />
werden, das sind Gründe, warum mir mein Beruf so gefällt.<br />
Und dass ich sie dabei unterstützen und begleiten k<strong>an</strong>n, ist für mich eine<br />
grosse Genugtuung.»<br />
• Innere Dist<strong>an</strong>z bewahren<br />
Nicht alle Lernenden lassen sich so von der Lehrperson begleiten, wie<br />
diese es gerne hätte. Sie widersetzen sich ihren Anforderungen und<br />
Anleitungen und sind zuweilen unpünktlich, unzuverlässig, unkonzentriert,<br />
wenig ausdauernd, provozierend usw. Das k<strong>an</strong>n Lehrpersonen<br />
sehr belasten; sie haben zuweilen Mühe, die Motive und Verhaltensweisen<br />
der Lernenden zu verstehen, und fühlen sich persönlich <strong>an</strong>gegriffen.<br />
In solchen Momenten ist es wichtig, die innere Dist<strong>an</strong>z zu wahren oder<br />
sie wiederherzustellen (dazu > Kapitel 1.4, Zum Schluss ein paar praktische<br />
Tipps, Seite 24).<br />
• Sich auf neue Herausforderungen einlassen<br />
Wer in den Lehrberuf einsteigt, tut dies meist mit vielen guten Vorsätzen.<br />
Die eigenen Erfahrungen in Schule und Berufswelt prägen dabei die<br />
Vorstellungen, wie zu unterrichten sei. Hier setzt der Lernprozess ein,<br />
der zu mehr Professionalität führt : Gewisse Vorstellungen müssen aufgegeben<br />
und durch neue ersetzt werden, weil sie sich als nicht mehr<br />
zeitgemäss oder gar als hinderlich für wirksame Lernprozesse der Lernenden<br />
erweisen. Neue Vorstellungen gewinnen wir durch eigene Erfahrungen,<br />
in Gesprächen mit <strong>an</strong>deren Lehrpersonen (Intervision), in Ausund<br />
Weiterbildungen, Supervisionen usw. Wessen Schulerfahrungen<br />
länger zurückliegen, der wird schnell einmal merken, dass sich die<br />
Methoden geändert haben. Der Lehrvortr<strong>ag</strong> zum Beispiel ist zwar auch<br />
heute noch ein Element des Unterrichts, nimmt aber nicht mehr so viel<br />
Raum ein wie früher. Vielmehr sollen die Lernenden die Möglichkeit<br />
erhalten, den Stoff aktiv durchzuarbeiten und ihn sich zum Teil auch<br />
selbstständig <strong>an</strong>zueignen, einzeln oder in Gruppen. Die Unterrichtsunterl<strong>ag</strong>en<br />
müssen Arbeits<strong>an</strong>weisungen enthalten, die solche Prozesse<br />
ermöglichen.
16<br />
<strong>Unterrichten</strong> <strong>an</strong> <strong>Berufsfachschulen</strong> – Berufskundlicher Unterricht<br />
• Sich auch als Erzieher / in verstehen<br />
<strong>Unterrichten</strong> in der Grundbildung bedeutet neben der Fokussierung auf<br />
den fachspezifischen Stoff auch erziehen. Eine Lehrperson wird sich<br />
überlegen, welche Erziehungsgrundsätze ihr wichtig sind. Diese Grundsätze<br />
mit Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren und sich auf die wichtigsten<br />
zu einigen, stärkt die Zusammenarbeit im Lehrerteam und erweitert<br />
den eigenen Horizont (mehr zu diesem Thema > Kapitel 1.3,<br />
Abschnitt «Führen Sie die Klasse von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong>», Seite 20).<br />
• Sich der Vorbildrolle bewusst sein<br />
Als Lehrperson sind Sie Vorbild für die Lernenden. Lernende sind scharfe<br />
Beobachter und Beobachterinnen. Interessiert sich die Lehrperson für<br />
den Stoff Ist sie gut vorbereitet Wie re<strong>ag</strong>iert sie im Konfliktfall Bleibt<br />
sie fair Ist sie souverän Ist sie gerecht Sind ihre Reaktionen nachvollziehbar<br />
Welche Einstellungen vertritt sie Setzt sie um, was sie s<strong>ag</strong>t <br />
Und so weiter. Die Haltungen der Lehrperson haben eine nicht zu unterschätzende<br />
erzieherische Wirkung und zeigen, welche Werte sie lebt.<br />
• Freude am Führen<br />
Als Lehrperson sind Sie die Leitfigur der Klasse. Sie sind fähig, vor eine<br />
Gruppe oder Klasse hinzustehen und sie <strong>an</strong>zuleiten. Dazu bedürfen Sie<br />
auch einer gewissen Furchtlosigkeit gegenüber jungen Menschen, die<br />
sich nicht immer nur unterordnen wollen. Als Lehrperson werden Sie<br />
sich zusätzliche Führungskompetenzen erwerben, die Ihnen auch im<br />
ausserschulischen Bereich nützlich sind.<br />
• Sich für Lernprozesse interessieren<br />
Erfahrene Praktiker / innen verfügen über viel fachspezifisches Wissen.<br />
Dieses nutzen sie zum Beispiel beim Lösen von Problemen. Sie können<br />
allerdings nicht immer genau s<strong>ag</strong>en, welche theoretischen Zusammenhänge<br />
für sie nun relev<strong>an</strong>t waren. Sie sind so routiniert, dass sie <strong>an</strong>gewendetes<br />
Wissen nicht in Worte zu fassen brauchen.<br />
Im Unterricht ist das <strong>an</strong>ders. Als Lehrperson sind Sie die Expertin oder<br />
Experte und sollen die theoretischen Zusammenhänge verbalisieren können.<br />
Der Stoff für den Unterricht muss so aufbereitet werden, dass die<br />
Lernenden ihn verstehen und Teile davon selbstständig erarbeiten können.<br />
In Lehrmitteln ist der Stoff in Lernschritte gegliedert – nicht nur für<br />
Neueinsteiger / innen eine grosse Hilfe. Mit zunehmender Erfahrung und<br />
Weiterbildung wächst Ihr Verständnis für Lernprozesse. Davon profitieren<br />
Sie auch für Ihr eigenes Lernen. Sie beginnen besser zu verstehen,<br />
wie Sie lernen. Eine Lehrperson des Schreinergewerbes berichtet : «Ich<br />
habe gelernt, fachliche Zusammenhänge auf verschiedene Weise darzustellen<br />
: als Text, Tabelle, Mindmap, Conceptmap usw. Das Formulieren<br />
von Aufträgen und Prüfungsaufgaben hat mir geholfen, meine beruflichen<br />
Kenntnisse zu vertiefen. Je mehr ich über Lernprozesse und die<br />
Lernvoraussetzungen der Lernenden weiss, desto mehr Spass macht mir<br />
diese Arbeit.»
1 Berufskunde-Lehrperson – ein attraktiver Zweitberuf<br />
17<br />
• Geduldig und beharrlich individuelles Lernen fördern<br />
Lernen ist individuell. Die einen lernen und begreifen schnell, <strong>an</strong>dere<br />
brauchen mehr Zeit, um das Gelernte zu verstehen und <strong>an</strong>wenden zu<br />
können. Das Interesse <strong>an</strong> der Eigenart der Einzelnen ist für Lehrpersonen<br />
unabdingbar. Jede und jeder Lernende hat das Recht, seinen Möglichkeiten<br />
entsprechend gefördert zu werden. Die Chinesen haben dafür<br />
ein schönes Sprichwort : «Auch wenn du <strong>an</strong> der Spitze des Keimlings<br />
ziehst, er wächst nicht schneller.»<br />
1.3 Hinweise für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger 2<br />
Mutig Ver<strong>an</strong>twortung übernehmen<br />
Viele Lehrpersonen der Berufskunde beginnen ihre Unterrichtstätigkeit ohne<br />
vorherige Ausbildung zur Lehrperson. Vom ersten Berufst<strong>ag</strong> <strong>an</strong> tr<strong>ag</strong>en sie<br />
die Ver<strong>an</strong>twortung für die Klasse – eine interess<strong>an</strong>te Herausforderung. Nehmen<br />
Sie sie mutig <strong>an</strong>. Die Erfahrungen zeigen, dass neue Lehrpersonen in<br />
den meisten Fällen sich gut in ihre neue Rolle einleben. Jede und jeder hat ja<br />
mal begonnen.<br />
Sich von der Komplexität nicht verunsichern lassen<br />
Berufskunde-Lehrpersonen sind Expertinnen und Experten ihres Berufs.<br />
Fachliche Expertise ist natürlich wichtig, reicht allerdings für den Lehrberuf<br />
nicht aus. Zusätzliche Interessen, Begabungen und Fertigkeiten machen die<br />
Fachfrau oder den Fachm<strong>an</strong>n erst zur (guten) Lehrperson. Sie werden schnell<br />
rea lisieren, dass Sie auch als Berufskunde-Lehrperson auf verschiedenen Ebenen<br />
<strong>ag</strong>ieren :<br />
• Im Bereich der Beziehungsgestaltung entwickeln Sie Beziehungen zu einzelnen<br />
Lernenden, zu Gruppen und Klassen, zu betrieblichen Berufsbildner<br />
/ innen und zu Kolleginnen und Kollegen im Schulhaus usw.<br />
• In einer M<strong>an</strong><strong>ag</strong>ementfunktion gestalten Sie Ihren Unterricht, indem Sie<br />
Abläufe pl<strong>an</strong>en und org<strong>an</strong>isieren (z. B. Regeln setzen oder aush<strong>an</strong>deln),<br />
deren Umsetzung überwachen und kontrollieren und das Verhalten der<br />
Lernenden und der Klasse in die gewünschte Richtung steuern.<br />
• Im Gebiet der Methodik und der Didaktik arr<strong>an</strong>gieren Sie wirksame<br />
Lernumgebungen und Lern<strong>an</strong>lässe.<br />
2 Für Einsteiger / innen hält auch das Buch «Didaktik für den Unterrichtsallt<strong>ag</strong>» von Christoph<br />
Städeli und Andreas Grassi (2012) viele nützliche Anregungen bereit.